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SOTE 2001_3 - IFZ - Graz University of Technology

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FRAUEN & TECHNIK<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong>


Fotos:<br />

Traugott H<strong>of</strong>er<br />

Geboren: 21.8.1947 in Judenburg<br />

Industriefotograf bei der VOEST-Alpine<br />

Judenburg (später Stahl Judenburg GmbH),<br />

Studium bei der Famous-Fotografenschule<br />

mit Erreichung des Diploms, anschließend<br />

Lehrabschlussprüfung und Fotografenmeisterprüfung<br />

in <strong>Graz</strong>; seit 1970 freier<br />

Pressefotograf; Gruppenausstellungen im<br />

steirischen Raum und Einzelausstellung in<br />

der Ganggalerie des Lindfeld-Gymnasiums<br />

Judenburg.<br />

Schwerpunkt: Industriefotografie, experimentelle<br />

Fotografie.<br />

Kontakt:<br />

Traugott H<strong>of</strong>er, St. Christophorusweg 12,<br />

8750 Judenburg, Tel.: 03572/84105.<br />

Die gezeigten Fotos stammen aus den<br />

70er-Jahren und zeigen Ansichten aus dem<br />

Betrieb der Styria Federn GmbH. in Judenburg<br />

(„Federnwerk“). Styria Federn haben<br />

eine lange Tradition, da bereits 1906 an diesem<br />

Standort – damals noch händisch –<br />

Blattfedern erzeugt wurden. Zu dieser Zeit<br />

war das Federnwerk Teil des Judenburger<br />

Gussstahlwerkes, das damals noch ein<br />

Service für<br />

JournalistInnen<br />

Texte mit dem Hinweis<br />

können Sie zur redaktionellen Bearbeitung<br />

auf Ihren Rechner laden.<br />

Wo? Im Internet unter<br />

http://www.umwelt-presse.de<br />

→ pressetexte nach pressestelle<br />

→ Soziale Technik.<br />

Bitte um Quellenangabe bei Veröffentlichung.<br />

Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />

IFF/<strong>IFZ</strong>, A-8010 <strong>Graz</strong>, Schlögelgasse 2<br />

Tel.: +43316813909-0<br />

Fax: +43316810274<br />

E-mail: iff@ifz.tu-graz.ac.at<br />

http://www.ifz.tu-graz.ac.at<br />

Redaktion: Andreas Loinig und Peter<br />

Wilding<br />

FOTOGRAF/IMPRESSUM<br />

Stahlwerk, ein Walzwerk, ein Hammerwerk<br />

und eine mechanische Werkstätte<br />

umfasste.<br />

In den 80er- und 90er-Jahren wurde<br />

der seinerzeitige Edelstahlstandort Judenburg<br />

in mehrere Unternehmensteile aufgegliedert<br />

und von der Republik Österreich<br />

an private Unternehmer verkauft. Die Styria<br />

Unternehmensgruppe, der nunmehr<br />

auch das Federnwerk in Judenburg angehört,<br />

wurde 1998 gegründet. Die Produktpalette<br />

der Styria Federn hat sich im Laufe<br />

der Jahre stark gewandelt. Wurden zu Beginn<br />

des Jahrhunderts hauptsächlich Blattfedern<br />

für Kutschen erzeugt, sind es heute<br />

Luftführungslenker und Parabelfedern.<br />

Aber auch Blattfedern für Sonderfahrzeuge<br />

und für Güterwaggons werden in Judenburg<br />

hergestellt.<br />

Heute beschäftigt die Styria Federn<br />

GmbH. in Judenburg rund 170 Mitarbei-<br />

ISSN 1022-6893, DVR 0637955<br />

Gefördert durch das Bundesministerium für<br />

Bildung, Wissenschaft und Kultur..<br />

Typo /Repro /Deco: STEINHUBER KEG<br />

Druck:<br />

Ungergasse 7, 8020 <strong>Graz</strong><br />

2<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

terInnen, liefert an Kunden in ganz Europa<br />

und ist ein erfolgreicher Betrieb in der<br />

Stahlbranche.<br />

Bezahlte Anzeige


E-Government<br />

Georg Aichholzer<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

und Projektleiter am Institut für<br />

Technikfolgen-Abschätzung (ITA)<br />

der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften sowie Lektor<br />

am Institut für allgemeine Soziologie<br />

und Wirtschaftssoziologie an<br />

der Wirtschaftsuniversität Wien.<br />

Die aktuelle Forschungstätigkeit<br />

konzentriert sich auf internationale<br />

Entwicklungstrends und<br />

Gestaltungs- und Regulierungsaspekte<br />

von „Electronic<br />

Government“.<br />

E-mail: aich@oeaw.ac.at<br />

Web-Information:<br />

http://www.prisma-eu.net/<br />

IuK<br />

Dienstleistungsinnovationen durch Interneteinsatz im öffentlichen Sektor<br />

Viele Staaten – Österreich eingeschlossen – haben<br />

sich mit der weitgehenden Umstellung auf<br />

elektronische Dienstleistungen im Verkehr öffentlicher<br />

Stellen mit BürgerInnen und Unternehmen<br />

sowie im interadministrativen Bereich<br />

höchst ambitionierte Ziele gesetzt. Das EU-Projekt<br />

PRISMA untersucht Entwicklungsfortschritte,<br />

kritische Aspekte der Dienstleistungsqualität<br />

und Zukunftstrends.<br />

e-Government als neues Leitbild<br />

Die traditionelle Organisation staatlicher<br />

Einrichtungen, insbesondere der öffentlichen<br />

Verwaltung und der Beziehungen zu<br />

ihren KlientInnen ist im Umbruch. Die Popularisierung<br />

des Internet, staatliche Aufgabenreform<br />

und New Public Management<br />

sowie die forcierte Förderung einer europäischen<br />

Informationsgesellschaft durch die<br />

EU-Politik („e-Europe“) sind dabei, Produktion<br />

und Inanspruchnahme öffentlicher<br />

Dienstleistungen auf eine völlig neue<br />

Basis zu stellen. Electronic Government<br />

wurde zu einem neuen Leitbild der Organisation<br />

öffentlicher Leistungserstellung.<br />

E-Government im umfassenden Sinn<br />

zu realisieren bedeutet zum einen, den<br />

internen Verkehr in und zwischen verschiedenen<br />

staatlichen Einrichtungen,<br />

zum anderen die Leistungsprozesse in den<br />

externen Beziehungen zu BürgerInnen<br />

und Unternehmen auf elektronische Medien<br />

umzustellen. In der Sprache des<br />

elektronischen Handels erstreckt sich e-<br />

Government somit auf drei zentrale Beziehungen:<br />

elektronischer Behördenverkehr<br />

Government to Government (G2G), Government<br />

to Citizen bzw. Citizen to Go-<br />

3<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

vernment (G2C, C2G), und Government to<br />

Business bzw. Business to Government<br />

(G2B, B2G).<br />

Die Leistungsprozesse im Rahmen<br />

dieser Behördenbeziehungen umfassen im<br />

Kern drei grundlegende Typen von Diensten:<br />

1<br />

❑ Information (Behördenwegweiser, diverse<br />

Register etc.),<br />

❑ Kommunikation (Anfragen, Nachrichten)<br />

und<br />

❑ Transaktion (die Durchführung eines<br />

Verwaltungsakts bzw. einzelner Komponenten<br />

davon, z.B. Formularabruf, Antragstellung,<br />

Bescheiderteilung, Voten,<br />

Zahlungen etc.).<br />

Bei der angestrebten Umgestaltung<br />

unter Einsatz von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien geht es<br />

nicht bloß um eine neue Phase technischer<br />

Unterstützung traditioneller Verwaltungsund<br />

Geschäftsprozesse. Vielmehr ist damit<br />

ein Ineinandergreifen von technischen, organisatorischen,<br />

institutionellen und sozialen<br />

Innovationen verbunden, als deren<br />

Resultat sich bei fortgeschrittener Realisierung<br />

neue Dienstleistungsmodelle im öffentlichen<br />

Sektor abzeichnen. 2<br />

Ein wesentliches Element, das sowohl<br />

Produktivitätssteigerung als auch Flexibilitätsgewinn<br />

und Serviceverbesserung verspricht,<br />

ist dabei die Einführung von mehr<br />

Selbstbedienung auf Basis von Informations-<br />

und Kommunikationstechnik<br />

(IKT). Eine ähnliche Entwicklung erfolgte<br />

mittels Geldausgabeautomaten und electronic<br />

banking im Banksektor. Zwei<br />

Trends dürften letztlich für das Pr<strong>of</strong>il zukünftiger<br />

Leistungsmodelle zentrale Bedeutung<br />

bekommen: elektronische Transaktionsdienste<br />

(verbunden mit zunehmendem<br />

Self-Service) und höhere Dienstleistungsqualität<br />

durch One-stop Service (die<br />

Zusammenführung aller zu einem Anliegen<br />

notwendigen Behördenkontakte für<br />

einen Klienten an einer Stelle).


Elektronische Erledigung aller<br />

Amtswege als Ziel<br />

In den letzten Jahren haben sich immer<br />

mehr Staaten einer gänzlichen Umstellung<br />

des Behördenverkehrs auf elektronische,<br />

d.h. in erster Linie via Internet erfolgende<br />

Abwicklung verschrieben. Programmatische<br />

Zielvorgaben und laufender Leistungsvergleich<br />

durch Benchmarking-Studien<br />

zum Ausbau des Angebots an elektronischen<br />

Informations-, Kommunikationsund<br />

Transaktionsdiensten stehen seither<br />

auf der Tagesordnung und sollen den Wandel<br />

beflügeln. Großbritannien als einer der<br />

Vorreiter dieser Entwicklung will etwa bis<br />

2005 alle Verwaltungsdienste auf elektronischem<br />

Wege abrufbar machen. Die meisten<br />

EU-Länder haben mittlerweile ähnliche<br />

Zielmarken definiert, ebenso z.B. Australien,<br />

Kanada, die USA, Japan und – was<br />

mehr überraschen dürfte – selbst China. 3<br />

Auch seitens der österreichischen Regierung<br />

sind die Ziele hoch gesteckt: Bis 2003<br />

soll für die wichtigsten grundlegenden<br />

Dienste ein allgemeiner elektronischer Zugang<br />

möglich sein. Einige wesentliche<br />

Amtswege wie die Ausstellung eines Reisepasses<br />

oder Führerscheins sollen bis 2004<br />

online abgewickelt werden können und bis<br />

2005 schließlich alle Amtswege.<br />

Selbst wenn diese – im einzelnen recht<br />

dehnbaren Ziele – nur ansatzweise realisiert<br />

werden sollten, werden sich die Dienstleistungspr<strong>of</strong>ile<br />

und die Bedingungen der Inanspruchnahme<br />

wichtiger Dienstleistungen<br />

für BürgerInnen ebenso wie für Unternehmen<br />

und Organisationen in den nächsten<br />

Jahren grundlegend verändern.<br />

Darüber arbeitet das Institut für Technikfolgenabschätzung<br />

(ITA) zusammen mit<br />

mehreren Partnern gegenwärtig in einem<br />

größeren EU-Projekt. PRISMA (Providing Innovative<br />

Service Models and Assessment)<br />

befasst sich mit innovativen Dienstleistungsmodellen<br />

und Zukunftstrends in<br />

mehreren Sparten. Es konzentriert sich auf<br />

Verwaltungsdienste i.e.S. sowie auf Dienste<br />

in den Bereichen Gesundheit, Personen mit<br />

spezifischen Bedürfnissen (ältere Menschen,<br />

Behinderte), Umwelt sowie Verkehr und<br />

Tourismus. Im Mittelpunkt steht die Analyse<br />

der Dienstleistungsinnovationen<br />

mittels Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

sowie ihrer Voraussetzungen<br />

und Folgen. Das Vorhaben wird<br />

durch das 5. Rahmenprogramm der EU (Information<br />

Society Technologies) finanziert.<br />

4<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Das internationale Projektteam ist<br />

derzeit dabei, wichtige, das Erbringen öffentlicher<br />

Dienstleistungen beeinflussende<br />

Entwicklungstrends und Rahmenbedingungen<br />

zu analysieren 4 und erfolgversprechende,<br />

zumindest teilweise bereits realisierte<br />

Modelle zu identifizieren und zu evaluieren.<br />

In einer späteren Phase soll deren<br />

Weiterentwicklung und Verbreitung<br />

unterstützt und sollen Zukunftsszenarien<br />

für Dienstleistungspr<strong>of</strong>ile in EU-Europa<br />

entwickelt werden.<br />

Grosse Hürden bis zu gänzlichem<br />

Online-Service<br />

Die Realisierung von e-Government<br />

schreitet voran, sowohl hinsichtlich Breite<br />

(Anteil des elektronischen Angebots an der<br />

Gesamtheit der Dienste) als auch hinsichtlich<br />

Tiefe (Grad der elektronischen Abwicklung<br />

eines Dienstes). Was die Breite<br />

betrifft, so zeigen genaue Daten für die<br />

Niederlande Ende 2000, dass knapp 20%<br />

der Dienste für BürgerInnen und Unternehmen<br />

elektronisch erledigt werden können,<br />

in Großbritannien sind etwas über<br />

40% online, und für Australien sind heuer<br />

noch bis zu 90% online zu erwarten. 5<br />

Durchgehend elektronische Abwicklung<br />

einer Verwaltungsdienstleistung, also<br />

maximale Tiefe, ist sehr voraussetzungsvoll.<br />

Grundsätzlich nimmt der Grad an<br />

Interaktivität und die Komplexität entsprechender<br />

Anwendungen von den Informations-<br />

zu den Transaktionsdiensten hin<br />

zu. Letzteres gilt sowohl in Bezug auf die<br />

technische und organisatorische Umsetzung<br />

als auch hinsichtlich der rechtlichen<br />

Aspekte und Nutzungsanforderungen.<br />

Informationsdienste ermöglichen den<br />

Abruf von statischen oder dynamischen Informationen<br />

durch die NutzerInnen. Dieser<br />

Dienstetyp dominiert bisher das<br />

elektronische Angebot generell, nicht nur<br />

in Österreich. Hier wurde z.B. mit dem<br />

„elektronischen Amtshelfer“ (www.help.<br />

gv.at) eine in dieser Funktion auch international<br />

mustergültige, an typischen „Lebenssituationen“<br />

von BürgerInnen und<br />

Unternehmen orientierte e-Government-<br />

Anwendung geschaffen. Kommunikationsdienste<br />

zur Interaktion mit Behörden sind<br />

vor allem in Form von e-mail bereits weit<br />

verbreitet. Die Krönung wären aber<br />

elektronische Transaktionsdienste, da erst


durch sie physische Amtswege gänzlich<br />

oder weitgehend entfallen würden. Die<br />

Bandbreite reicht von einer elektronischen<br />

Antragstellung oder Erklärung über einen<br />

Reservierungs- oder Buchungsakt bis zu<br />

Entscheidungsvorgängen wie Bescheiderteilung<br />

oder Stimm- bzw. Meinungsabgabe.<br />

Erst Transaktionsanwendungen haben<br />

in der Regel nachhaltige Auswirkungen<br />

auf Serviceverbesserung und Wertschöpfungskette.<br />

Abhängig von der Verwaltungsebene<br />

(Bund, Land, Gemeinde)<br />

gibt es eine Vielfalt von Anwendungsfällen,<br />

die von An- oder Ummeldungen (Strom,<br />

Gas, Wohnung, KFZ, etc.) über Anträge<br />

(Förderanliegen, Dokumente, Lizenzen,<br />

Anbote bei öffentlichen Ausschreibungen<br />

etc.) bis zum Abruf des aktuellen Standes<br />

eines Verwaltungsaktes reicht.<br />

Die Crux besteht zum einen darin,<br />

dass Transaktionsdienste aufgrund der notwendigen<br />

Anbindung an die interne Datenverarbeitung<br />

entsprechende organisatorische<br />

Vorkehrungen erfordern, die <strong>of</strong>t tiefgreifende<br />

Veränderungen bedeuten können.<br />

Zum anderen ist bei Behördenkontakten<br />

bzw. Amtswegen meist in je spezifischer<br />

Form eine Kombination von drei<br />

Kernelementen erforderlich: Leisten einer<br />

Unterschrift, Entrichten einer Gebühr, Beibringung<br />

von Unterlagen. Jedes einzelne<br />

dieser Elemente bedeutet unterschiedliche<br />

Schwierigkeiten für die elektronische Realisierung.<br />

Der sichere Identätsnachweis<br />

verlangt letztlich z.B. eine elektronische Sig-<br />

natur. Dafür sind zwar die rechtlichen und<br />

institutionellen Voraussetzungen mittlerweile<br />

in Österreich wie auch in EU-Europa<br />

geschaffen worden. Doch die entsprechenden<br />

Produkte, die eine sichere Signatur erlauben,<br />

sind gerade erst im Entstehen und<br />

die Organisation der Ausstattung der NutzerInnen<br />

mit diesen ist erst zu schaffen. Für<br />

die elektronische Beibringung von Unterlagen<br />

mit derselben Authentizität wie in<br />

physischer Form sind ebenfalls noch praktikable<br />

Lösungen ausständig.<br />

„Organisatorische, legistische<br />

und soziale Hürden sind grösser<br />

als technische“<br />

Es ist jedoch nicht nur die technisch-organisatorische<br />

Einbettung auf Seiten der<br />

staatlichen Stellen eine besondere Herausforderung,<br />

sondern auch die soziokulturelle<br />

Einbettung neuer Dienste bei den NutzerInnen.<br />

Insbesondere gilt es, Attraktivität,<br />

Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit<br />

Internet-gestützter Dienste für alle Teile der<br />

Bevölkerung und der Wirtschaft zu ermöglichen<br />

und auch die Option des Behördenverkehrs<br />

in traditioneller Form aufrechtzuerhalten.<br />

Das Problem der sozialen Kluft<br />

(„digital divide“) äußert sich etwa darin, dass<br />

gegenwärtig erst 50% der ÖsterreicherInnen<br />

über 14 Jahren prinzipiell Zugang zum<br />

Internet haben; 45% nutzen es, allerdings<br />

besonders nach Alter, Bildung und Einkommen<br />

in sehr unterschiedlichem Aus-<br />

5<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

maß. 6 Öffentliche Internetzugänge durch<br />

Kiosksysteme und in öffentlichen Einrichtungen,<br />

wie sie etwa besonders in Wien,<br />

Bremen oder Amsterdam gefördert wurden,<br />

sind unter Umständen ein möglicher<br />

Ansatz zur breiteren Öffnung.<br />

Grundsätzlich sind Transaktionsdienste<br />

im Bereich des Steuerwesens am weitesten<br />

fortgeschritten. Die oberste Steuerbehörde<br />

in den USA, das Internal Revenue<br />

Service, unterstützt bereits die elektronische<br />

Eingabe von Steuererklärungen. In<br />

Deutschland ermöglicht die Finanzbehörde<br />

in einem Pilotprojet (ELSTER) die<br />

Erstellung der Steuererklärung per Computer<br />

und die Übermittlung der Daten per<br />

Internet. Häufig können aber nur die Formulare<br />

per Internet bezogen werden, die<br />

Einreichung erfolgt noch traditionell.<br />

Viele andere Transaktionsanwendungen<br />

finden sich auf der Kommunalebene:<br />

Das PRISMA-Projekt untersucht u.a.<br />

die ehrgeizigen Bestrebungen und fortgeschrittenen<br />

Projekte der Städte Bremen<br />

und Wien. „Bremen Online“ stellt zugleich<br />

ein <strong>of</strong>fensichtlich gelungenes Beispiel einer<br />

heute häufig zitierten „public-private partnership“<br />

dar: Hier werden e-Government<br />

und e-Commerce auf einer gemeinsamen<br />

Plattform geschaffen, die als Kooperation<br />

von öffentlicher Hand und privaten Unternehmen,<br />

insbesondere Banken, aufgebaut<br />

wird. An die 20 Anwendungen – von Umzugsmeldungen<br />

über KFZ-Anmeldungen<br />

bis zu Bauanträgen inklusive Statusabfra-


IuK<br />

6<br />

gen – mit Transaktionsfunktion<br />

und unter Verwendung<br />

elektronischer Signaturen werden<br />

bereits rund 1.000 NutzerInnen<br />

in einem Pilotbetrieb<br />

angeboten. Die Stadt Wien hat<br />

ebenfalls sowohl ein umfassendes<br />

Stadtinformations- und<br />

Behördeninformationssystem<br />

aufgebaut und baut mit<br />

Schirmprojekten wie „e-<br />

Vienna“ das elektronische<br />

Diensteangebot laufend in<br />

Richtung echter Transaktionsdienste<br />

aus. Bereits realisiert<br />

wurden neben einem umfangreichen<br />

Formularangebot etwa<br />

die Anmeldung, Verlängerung<br />

und Bezahlung von Parklizenzen,<br />

die Anmeldung für eine<br />

Gemeindewohnung, die Gewerbeanmeldung<br />

und Bezahlung<br />

der Verwaltungsgebühr<br />

via Internet sowie die Steuererklärung<br />

für Wirtschaftstreuhänder.<br />

Darüber hinaus zählen<br />

in Österreich auch kleinere<br />

Städte wie z.B. Salzburg und<br />

Zeltweg zu besonders aktiven<br />

Betreibern des Ausbaus transaktionsfähiger<br />

e-Government-<br />

Dienste.<br />

Zahlreiche weitere e-Government-Projekte<br />

werden auf<br />

internationaler Ebene im Rahmen<br />

von PRISMA auf ihren<br />

möglichen Modellcharakter<br />

hin untersucht. Dabei sind<br />

eine Reihe von Querschnittsthemen<br />

bzw. Kriterien maßgeblich.<br />

Zu diesen zählen neben<br />

Innovationsgrad und<br />

Nachfrageindikatoren u.a.:<br />

❑ nutzerzentriertes Design<br />

und Nutzereinbindung,<br />

❑ Varianten der Dienstleistungsbereitstellung,<br />

❑ allgemeiner Zugang (soziale<br />

Inklusion),<br />

❑ Organisation und Qualifikationsförderung,<br />

❑ Sicherheit und Datenschutz,<br />

❑ Finanzierung, sowie<br />

❑ Technik und Standardisierung.<br />

Insgesamt zeichnet sich ab,<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

dass organisatorische sowie legistische<br />

Anpassungen, ein<br />

breiterer Internet-Zugang, eine<br />

Netzsicherheit und nicht zuletzt<br />

der Schutz der Privatsphäre<br />

zu wesentlichen, noch<br />

einzulösenden Voraussetzungen<br />

beim Ausbau von e-Government<br />

in Richtung umfassender<br />

Transaktionsdienste<br />

und damit auch zu höherer<br />

Servicequalität zählen. Bis der<br />

elektronische Behördenverkehr<br />

in allen Angelegenheiten<br />

allerdings zum Alltag der öffentlichen<br />

Verwaltung und der<br />

BürgerInnen wird, dürfte es daher<br />

trotz vieler Initiativen und<br />

unübersehbarer Fortschritte<br />

noch einige Zeit dauern.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Vgl. Aichholzer, G., Schmutzer,<br />

R., 1999, E-Government: Elektronische<br />

Informationsdienste auf<br />

Bundesebene in Österreich (Studie<br />

im Auftrag des Bundeskanzleramts),<br />

Wien: Österreichische Akademie<br />

der Wissenschaften, ITA.<br />

2 Vgl. Prins, J. E. J. (Ed.), <strong>2001</strong>,<br />

Designing E-Government: On the<br />

Crossroads <strong>of</strong> Technological Innovation<br />

and Institutional Change,<br />

The Hague a. o.: Kluwer Law<br />

International, sowie Aichholzer, G.,<br />

<strong>2001</strong>, Zukünftige Leistungsmodelle<br />

im Rahmen von e-Government.<br />

In: Schweigh<strong>of</strong>er, E., Menzel, T.,<br />

Kreuzbauer, G. (Hg.), Auf dem<br />

Weg zur ePerson – Aktuelle Fragestellungen<br />

der Rechtsinformatik<br />

<strong>2001</strong>, Wien: Verlag Österreich,<br />

241-248.<br />

3 Vgl. Office <strong>of</strong> the e-Envoy, <strong>2001</strong>,<br />

E-Government: Benchmarking<br />

Electronic Service Delivery, London:<br />

Office <strong>of</strong> the e-Envoy, 6 ff.<br />

4 Aichholzer, G. et al., <strong>2001</strong>, PRIS-<br />

MA: Report on changes and trends<br />

in service delivery, Wien: Österreichische<br />

Akademie der Wissenschaften,<br />

ITA.<br />

5 Ebenda.<br />

6 Quelle: Austrian Internet Monitor<br />

(AIM), 2. Quartal <strong>2001</strong>,<br />

http://mediaresearch.orf.at/inter_0<br />

1.htm. ■


Christian Gummerer<br />

Studiert Umwelt-Organisationstechnik<br />

an der Technischen Universität<br />

<strong>Graz</strong>. Seit November<br />

1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am IFF/<strong>IFZ</strong> im Projektbereich<br />

Energie und Klima. Arbeitsschwerpunkte:<br />

Energetische<br />

Bewertung über instationäre<br />

Gebäudesimulation sowie neue<br />

Dienstleistungen zur umfassenden<br />

ökologischen Gebäudesanierung.<br />

E-mail: gummerer@ifz.tugraz.ac.at<br />

UMWELT & ENERGIE<br />

Ökologische Althaussanierung –<br />

die Zukunft des Bauens und Wohnens<br />

Die Verbindung von Ökologie mit etablierten Bautechniken ist der Weg der<br />

nachhaltigen Sanierung im Wohnbau<br />

Der Neubau steckt in einer Absatzkrise und dem<br />

Altbau fehlen die Mittel. Gleichzeitig verschwindet<br />

die öffentliche Hand als Bauherr. So könnte<br />

die heutige Situation des Wohnbaus in der Steiermark<br />

skizziert werden. Die Implementierung<br />

neuer Dienstleistungen überbrückt Hemmnisse<br />

zwischen verschiedenen Fachdisziplinen und<br />

senkt gleichzeitig Kosten.<br />

Der Endenergieeinsatz Österreichs betrug<br />

1995 895 Petajoule (PJ). Rund<br />

39% (351 PJ) entfallen dabei auf den Bereich<br />

Raumwärme und Warmwasserbereitstellung.<br />

Die Deckung des Energiebedarfes<br />

erfolgt dabei zu 27% mittels Biomasse,<br />

zu je rund 9% über die Fernwärme<br />

und Strom sowie zu 55% mittels fossiler<br />

Energieträger. Baurestmassen machen einen<br />

Anteil von über 50% am geschätzten<br />

Gesamtabfallaufkommen in Österreich<br />

aus (Baustellenabfälle ohne Bodenaushub<br />

14%). Im Vergleich dazu betragen die Abfälle<br />

aus privaten Haushalten rund 6%. Die<br />

Umsetzung von Vermeidungs- und Verwertungskonzepten<br />

hat daher in diesem<br />

Bereich einen entscheidenden Einfluss auf<br />

das abfallwirtschaftliche Geschehen. Allein<br />

aus den genannten Eckdaten wird ersichtlich,<br />

wie wichtig für die Gesellschaft das<br />

Thema nachhaltige Sanierung unseres Gebäudebestandes<br />

ist. Vor allem sind hier neben<br />

den positiven Beschäftigungseffekten<br />

rasche und schnelle Einsparungen zu erreichen.<br />

Zur Revitalisierung des Gebäudebestandes<br />

sind in der Regel die notwendigen<br />

Technologien bereits vorhanden.<br />

7<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Im Rahmen des seit November 1999<br />

laufenden Forschungsprojektes „Neue<br />

Dienstleistungen zur ökologischen Gebäudesanierung“<br />

werden bei Sanierungen von<br />

Wohngebäuden in <strong>Graz</strong> neue Impulse und<br />

Standards gesetzt. Im Auftrag der Stadt<br />

<strong>Graz</strong> arbeiten unter Federführung der <strong>Graz</strong>er<br />

Energieagentur (GEA) das Interuniversitäre<br />

Forschungszentrum für Arbeit, Technik<br />

und Kultur (IFF/<strong>IFZ</strong>), das Ökologie Institut<br />

Österreich, das Haus der Baubiologie,<br />

die Entwicklungsberatung TRIGON,<br />

das Cleaner Production Center (CPC) und<br />

die Unternehmensberatung Haas als Projektpartner<br />

an der Umsetzung des Projektes.<br />

Das Forschungsprojekt wird von der<br />

Europäischen Union (EU) im Rahmen des<br />

LIFE II Projektes gefördert.<br />

Der Fokus der Arbeit richtet sich auf<br />

die Revitalisierung von größeren urbanen<br />

Geschoßwohnbauten in der Stadt <strong>Graz</strong>. In<br />

der Stadt <strong>Graz</strong> leben rund 300.000 Menschen<br />

in 32.500 Gebäuden, die insgesamt<br />

115.700 Wohnungen beinhalten. 47% aller<br />

Gebäude wurden vor 1944 und 53%<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Gebäude<br />

aus den Jahren 1961-1980 werden<br />

bezüglich eines energetischen und ökologischen<br />

Sanierungspotenzials am aussichtsreichsten<br />

bewertet. Der Anteil dieser Gebäude<br />

liegt für <strong>Graz</strong> bei rund einem Drittel<br />

(33%). Unter den Wohngebäuden aus<br />

dieser Bauperiode (1961-80) sind eher<br />

größere Gebäude zu finden: Die durchschnittliche<br />

Anzahl an Wohnungen ist höher<br />

als die anderer Bauperioden. Die genaue<br />

Darstellung der Aufteilung der Wohnungen<br />

auf Gebäude zeigt, dass zwar die<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser nach der<br />

Zahl der Gebäude dominieren, sich der<br />

Großteil der Wohnungen aber in Geschoßwohnbauten<br />

befindet.<br />

Eine Grobeinteilung der Sanierung


von Wohngebäuden kann in Form der umfassenden<br />

und der kleinen Sanierung erfolgen.<br />

Bei der kleinen Sanierung verbleiben<br />

die BewohnerInnen im Gebäude, da nur<br />

die Fassade und eventuell die Heizung saniert<br />

werden. Werden in den Wohnungen<br />

auch Sanierungsmaßnahmen (Einbau von<br />

Nasszellen etc.) gesetzt, so zählt dies zu dem<br />

Bereich der umfassenden Sanierung. Bei<br />

der „Umfassenden“ muss die Wohnung<br />

leer stehen. Die Wohnbauförderung kennt<br />

für beide Arten verschiede Förderungsformen.<br />

Wichtiger Einflussfaktor auf den Ablauf<br />

einer Sanierung ist die Eigentumsstruktur<br />

in dem zu sanierenden Gebäude.<br />

Dabei reicht die Palette von einem im öffentlichen<br />

Eigentum stehenden Mietzinshaus<br />

bis hin zu einem im Privatbesitz befindlichen<br />

Haus, das von einem Immobilientreuhänder<br />

verwaltet wird. Nicht zu<br />

vergessen ist die wichtige Rolle der gemeinnützigen<br />

Wohnbaugenossenschaften,<br />

welche große gemischte Siedlungen mit<br />

Wohnungen in Miete und Eigentum verwalten.<br />

Vor allem der Bereich des Wohnungswesens<br />

hat eine lange geschichtliche<br />

Tradition mit entsprechender politischer<br />

Bedeutung und juristischem Regelungswesen.<br />

Änderungen in den rechtlichen<br />

Vorgaben sind somit meist schwierig und<br />

langwierig.<br />

Der Hochbau stellte in der zweiten Republik<br />

in Österreich für die Politik ein<br />

wichtiges konjunkturpolitisches Lenkungselement<br />

dar. Dabei wurden jedoch<br />

die öffentlichen Geldmittel immer in den<br />

Neubau gelenkt. 1 Aktuelle Themen wie<br />

das Erreichen der Klimaschutzziele, die<br />

Krise des Neubaues in der Vermarktung eines<br />

Überangebotes an Wohnungen, aber<br />

auch ökologisch motivierte Inhalte wie die<br />

Verminderung des Abfallaufkommens<br />

und die Vermeidung bedenklicher Baust<strong>of</strong>fe<br />

führen zu einer vermehrten Diskussion<br />

über die Sanierung der Bausubstanz.<br />

Ablauf der Sanierung<br />

Ist ein Haus in die Jahre gekommen, so<br />

werden seitens der BewohnerInnen (MieterInnen,<br />

EigentümerInnen) Mängel an<br />

die mit der Hausverwaltung betraute Organisation<br />

herangetragen. Diese wird spätestens<br />

zu diesem Zeitpunkt an die BewohnerInnen<br />

mit einer Information über Einhebung<br />

eines erhöhten Erhaltungs- und<br />

UMWELT & ENERGIE<br />

Verbesserungsbeitrages (EVB) herantreten.<br />

Wird der Instandhaltungsbeitrag nicht in<br />

voller Höhe gewährt<br />

(Regelungen darüber<br />

finden sich in den jeweiligenRechtsvor-<br />

schriften – MRG,<br />

WEG und WGG 2 ), so<br />

müssen die vollen<br />

Mittel für die Sanierung<br />

zum Zeitpunkt<br />

der Realisierung der<br />

Baumaßnahmen extern<br />

aufgebracht werden.<br />

Dies bedeutet<br />

eine wesentlich teurere<br />

Finanzierung für die betr<strong>of</strong>fenen<br />

HausbewohnerInnen. Vor allem betr<strong>of</strong>fen<br />

sind hier öffentliche Einrichtungen, da<br />

diese zumeist aus politischen Gründen eine<br />

Einhebung des EVB untersagen. Die rückgestellten<br />

Mittel sind für die Qualität einer<br />

Sanierung ins<strong>of</strong>ern entscheidend, als bei<br />

nicht ausreichend zur Verfügung stehenden<br />

liquiden Mitteln für eine Instandhaltung<br />

der Gang in das Verfahren vor der<br />

Schlichtungsstelle nicht erspart bleibt. Dies<br />

bedeutet nicht nur einen erhöhten Aufwand<br />

und eine zeitliche Verzögerung<br />

durch ein behördliches Verfahren, sondern<br />

8<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Wichtiger Einflussfaktor<br />

auf den Ablauf einer<br />

Sanierung ist die Eigentumsstruktur<br />

in dem zu<br />

sanierenden Gebäude.<br />

auch die Beschränkung der möglichen Sanierungsmaßnahmen<br />

auf im Gesetz festgelegte<br />

und durch einen<br />

Gutachter geprüfte<br />

Möglichkeiten. Die<br />

Kehrseite des strengen<br />

Mieterschutzes ist jedoch<br />

<strong>of</strong>tmals eine Sanierung<br />

des Gebäudes<br />

ohne Dämmmaßnahmen,<br />

Fenstertausch<br />

etc. Das Gebäude<br />

wird einfach neu gestrichen,<br />

schadhafte<br />

Fenster werden repariert<br />

und abbröckelnde<br />

Putzstellen ausgebessert. Ausschreibungen<br />

im Zuge der im Projekt<br />

durchgeführten Pilotprojekte (kleine Sanierung)<br />

haben gezeigt, dass die Kosten für<br />

die BewohnerInnen sich kaum verändern –<br />

ob nun thermisch saniert wird oder nur<br />

Ausbesserungsarbeiten vorgenommen<br />

werden.<br />

Die wichtigsten baulichen Elemente<br />

einer ökologischen Gebäudesanierung<br />

sind die Durchführung von Energiesparmaßnahmen<br />

(Aufbringen von Dämmst<strong>of</strong>fen,<br />

Fenstertausch), die Optimierung der<br />

heizungstechnischen Anlagen, der Einsatz<br />

Miete Kategorie A (65,51m 2 ), Haus 31<br />

Bild 1: Die Abbildung zeigt die Mietzinsberechnung der monatlichen Aufwendungen für eine Wohnung der<br />

Kategorie A in der Vinzenz Muchitschstraße. Die angesetzten Heizkosten wurden aus den Berechnungen nach<br />

EN 832 übernommen. Für Wohnungen der Kategorie B und C verringern sich die Mehrkosten weiter.


auökologisch optimaler Baumaterialien,<br />

die Vermeidung und die ordnungsgemäße<br />

Entsorgung von Baurestmassen und Abfällen<br />

und die Optimierung von Verkehrswegen.<br />

Sanierungen nach Thermopr<strong>of</strong>it<br />

Plus integrieren alle genannten Fragestellungen<br />

und binden sie für die Akteure in einer<br />

verbindlichen Form an Qualitätserfordernisse<br />

und Garantieleistungen für die<br />

KundenInnen der Sanierung (HauseigentümerInnen<br />

aber auch BewohnerInnen).<br />

Sanierung nach Thermopr<strong>of</strong>it<br />

Thermopr<strong>of</strong>it wurde im Rahmen des<br />

Kommunalen Energiekonzeptes (KEK) der<br />

Stadt <strong>Graz</strong> entwickelt. Das Projektmanagement<br />

und die Zertifizierung der Thermopr<strong>of</strong>itpartner<br />

obliegen der <strong>Graz</strong>er Energieagentur<br />

(GEA). Thermopr<strong>of</strong>itpartner<br />

sind Unternehmen, die ein umfassendes<br />

Leistungsangebot zur Senkung des Energieeinsatzes<br />

in Gebäuden anbieten (Planung,<br />

Ausführung, Wartung, Betrieb und Finanzierung).<br />

Thermopr<strong>of</strong>it steht also für<br />

Dienstleistungen, welche die Senkung des<br />

Energieeinsatzes, der Schadst<strong>of</strong>f- wie auch<br />

der CO 2 -Emissionen, die Planung und<br />

Durchführung durch einen Thermopr<strong>of</strong>itpartner<br />

und die Garantie einer definierten<br />

Obergrenze der Energiekosten erfüllen.<br />

Thermopr<strong>of</strong>it konnte bis jetzt erfolgreich<br />

im Neubau und in der Sanierung von<br />

Schul- und Bürogebäuden eingesetzt werden.<br />

Die Erweiterung in Richtung Sanierung<br />

von Wohngebäuden stellt also eine logische<br />

Konsequenz dar. Im Rahmen des<br />

Life-Projektes wurden nun verschiedene<br />

Dienstleistungspakete entwickelt:<br />

1. Thermopr<strong>of</strong>it Plus –<br />

Ökologische Zusatzmassnahmen<br />

Anknüpfungspunkt ist die derzeitige Praxis<br />

der Sanierung des Magistrates und der<br />

Wohnbaugenossenschaften. Aus der<br />

Kenntnis des typischen Ablaufs der Sanierungsvorhaben<br />

in diesen Institutionen<br />

können einzelne Dienstleistungen definiert<br />

werden, um die die derzeitige Abwicklung<br />

erweitert werden sollte, damit<br />

Umweltgesichtspunkten besser entsprochen<br />

werden kann. Diese Dienstleistungen<br />

können von der <strong>Graz</strong>er Energieagentur,<br />

von Planern oder von ausführenden Firmen<br />

übernommen werden. Im wesent-<br />

UMWELT & ENERGIE<br />

lichen handelt es sich hier um ein Consulting<br />

zur Optimierung vorhandener Prozessabläufe<br />

und Inhalte der Ausschreibungen,<br />

Sanierungen etc.<br />

2. Thermopr<strong>of</strong>it Plus – Schwerpunkt:<br />

Energetische Sanierung<br />

Dieses Dienstleistungspaket stellt das um<br />

ökologische Maßnahmen erweiterte Thermopr<strong>of</strong>it<br />

dar. Im Mittelpunkt steht die<br />

Möglichkeit, durch die Einführung energiesparender<br />

Technologien und Wärmedämmmaßnahmen<br />

die Betriebskosten beträchtlich<br />

zu senken – für Heizkosten muss<br />

eine Obergrenze garantiert werden – und<br />

mit diesen Einsparungen die Investitionen<br />

(zumindest zum Teil) abzuzahlen. Voraussetzung<br />

ist eine Optimierung der Heizung<br />

– vorzugsweise einer zentralen Versorgung<br />

– und anderer Energieverbraucher wie<br />

Licht und Klimatisierung, wobei eine Gesamtoptimierung<br />

des Gebäudes angestrebt<br />

wird (d. h. optimale Wärmedämmung<br />

etc.).<br />

3. Thermopr<strong>of</strong>it Plus –<br />

Schwerpunkt: Bauliche Sanierung<br />

Zur Zeit werden von der Stadt <strong>Graz</strong>, den<br />

Wohnbaugenossenschaften und den privaten<br />

Hausverwaltungen größere Sanierungsprojekte<br />

an Generalplaner (Planung,<br />

Erstellung der Ausschreibungsunterlagen)<br />

oder Generalunternehmer vergeben.<br />

Für diese Projekte werden ökologische<br />

Zusatzanforderungen („Pflichtenhefte“)<br />

festgesetzt und Muster für die entsprechenden<br />

Generalplaner- und Generalunternehmer-Ausschreibungen<br />

formuliert. Dienstleistungspaket<br />

3 kann gleich wie Dienstleistungspaket<br />

2 angegangen werden, d.h.<br />

mit einer Grobanalyse 3 und mit der Projektentwicklung.<br />

Der Unterschied besteht<br />

darin, dass Bauleistungen im Vordergrund<br />

stehen und ein Einspar-Contracting vielfach<br />

nicht möglich ist bzw. sich die Investitionen<br />

erst nach inakzeptabel langer Zeit<br />

über die Energieeinsparungen amortisieren.<br />

Dennoch sollen Garantien und Qualitätskontrollen<br />

verlangt werden. Letztere<br />

wären durch Thermographie-Aufnahmen<br />

(gute Ausführung der Wärmedämmung<br />

an den Bauteilanschlüssen) und Messungen<br />

der Luftdichtheit der Wohnungen zu<br />

erbringen. Weitere Qualitätsindikatoren<br />

sind die Erreichung von Mindest-Tages-<br />

9<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

lichtquotienten in allen Räumen, Schallmessungen,<br />

Messungen von VOC (flüchtige<br />

organische Lösungsmittel) und Feuchtigkeit<br />

in den Wohnungen. Garantien sollen<br />

vor allem über die Lebensdauer von<br />

ökologischen Baust<strong>of</strong>fen und Bauteilen<br />

und ebenfalls über die Heizkosten eingefordert<br />

werden.<br />

Erfahrungen aus den<br />

Pilotprojekten<br />

Es wurden bisher 2 Projekte bis zur Umsetzung<br />

begleitet. Die ersten beiden Gebäude<br />

waren Mietzinshäuser der Stadt<br />

<strong>Graz</strong> mit je ca. 15 Wohnungen in der Vinzenz<br />

Muchitschstraße. Die bereits vorhandenen<br />

Ausschreibungsunterlagen wurden<br />

auf den aktuellen Stand angepasst und um<br />

ökologische Varianten erweitert. Beide<br />

Häuser mussten im Verfahren vor der<br />

Schlichtungsstelle entschieden werden, da<br />

die finanzielle Bedeckung nicht gegeben<br />

war. Als wesentliche Verbesserungen im<br />

Vergleich zu einer ortsüblichen Sanierung<br />

kann eine erhöhte Wärmedämmung mit<br />

10cm auf mineralischer Basis, PVC-freie<br />

Elektroverkabelung, Einsatz ökologischer<br />

Holzschutzmittel sowie die Vermeidung<br />

von Wärmebrücken festgehalten werden.<br />

Der Einsatz von Holzfenstern konnte aus<br />

Kostengründen nicht durchgesetzt werden.<br />

Die anbietenden Unternehmen<br />

konnten sich auf die geänderte Ausschreibung<br />

einstellen und auch die geforderten<br />

Produkte ohne wesentliche Mehrkosten<br />

anbieten.<br />

Im zweiten Pilotprojekt der Wohnsiedlung<br />

Denggenh<strong>of</strong> (Auftragsvolumen<br />

rund öS60 Mio.) konnte die gesamte Ausschreibung<br />

gestaltet und der Sanierungsablauf<br />

mitbeeinflusst werden. Die Siedlung<br />

mit Miet- und Eigentumswohnungen<br />

wird von der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft<br />

„Neue Heimat“ verwaltet.<br />

Zu Beginn wurde mit dem Bauherrn die<br />

gemeinsame Vorgangsweise festgelegt.<br />

Diese beinhaltete einerseits die Art der Ausschreibung<br />

und andererseits auch ökologische<br />

Ziele wie die Vermeidung von PVC<br />

etc. Die Vergabe wurde in einem zweistufigen<br />

Verfahren über eine funktionale Ausschreibung<br />

abgewickelt. Die Bewertung<br />

der Anbote erfolgte durch einen definierten<br />

Punkteschlüssel, der neben dem Preisargument,<br />

die Qualität der angebotenen<br />

bautechnischen Lösungen, die ökologische


Qualität, die erzielte Einsparung etc. beinhaltet.<br />

Das Ergebnis war einerseits eine beträchtliche<br />

Senkung der Kosten im Vergleich<br />

zum Erstanbot, und andererseits<br />

konnte über das zweistufige Vergabeverfahren<br />

die Qualität der angebotenen Leistungen<br />

gesteigert werden. Schlussendlich<br />

zeichnet sich die Sanierung Denggenh<strong>of</strong><br />

durch eine auf hohem Niveau stehende<br />

ökologische und bauphysikalische Qualität<br />

aus. Die wichtigsten Punkte sind:<br />

❑ generelle PCV-Freiheit der eingesetzten<br />

Produkte<br />

❑ erhöhte Dämmstärken für Außenwände,<br />

oberste Geschoßdecke und Kellerdecke<br />

❑ Holzfenster (Gesamt k-Wert 1,3W/<br />

m 2 K) mit Hanfzopf eingebaut, Vermeidung<br />

von Polyurethan(PU)-Schäumen<br />

❑ Verwendung von einheimischen Holzarten<br />

mit FSC (Forest Stewardship Council)-Label<br />

❑ Lösemittelarme Lacke und Oberflächenbeschichtungen<br />

❑ Einbindung der Ergebnisse des laufenden<br />

Agenda 21-Prozesses, (Abstellplätze<br />

für Kinderwägen, Müllzentralen, überdachte<br />

Eingangsbereiche etc.).<br />

Gleichzeitig mit der Umsetzung der<br />

entwickelten Dienstleistungspakete im<br />

Rahmen von Pilotprojekten erfolgte die<br />

Gründung einer Unternehmensplattform.<br />

In dieser haben sich Firmen untereinander<br />

verständigt, ein gemeinsames Netzwerk<br />

UMWELT & ENERGIE<br />

von Partnerbetrieben zur ökologischen<br />

Althaussanierung zu bilden. Die Partner<br />

unterziehen sich einem<br />

Selbstcheck, der<br />

Qualitätsanforderungen<br />

definiert, welche<br />

die teilnehmenden<br />

Betriebe erfüllen.<br />

Gleichzeitig ist das<br />

wichtigste Betätigungsfeld<br />

die Lobbyarbeit<br />

im Bereich ökologischeAlthaussanierung.<br />

Erfahrungen aus<br />

dem laufenden Projekt:<br />

❑ Größtes Hemmnis der Umsetzung ökologischer<br />

Althaussanierung ist das Informationsdefizit<br />

auf Seiten der Bauherren<br />

wie auch auf Seiten der ausführenden Firmen.<br />

Die zumeist vorherrschende Meinung,<br />

„Ökologie ist teuer, wenig beständig<br />

und zumeist fehlen die Anbieter und ausführenden<br />

Firmen“, wurde nicht in dieser<br />

Deutlichkeit vorgefunden und konnte<br />

durch die Ausschreibungen widerlegt werden.<br />

❑ Die Verbindung von Heizungstechnik,<br />

Energietechnik und Bauleistungen in<br />

einer funktionalen Ausschreibung ist problematisch.<br />

Ins<strong>of</strong>erne auch, als üblicherweise<br />

die Leistungen getrennt ausgeschrie-<br />

Bild 3: Die Abbildung zeigt ein typisches Gebäude der Siedlung am Denggenh<strong>of</strong> im Zuge einer Nachverdichtung<br />

ausgebauter Dachböden. Dabei wird ersichtlich dass der vordere Teil des Dachbodens eine ungenügende<br />

Wärmedämmung aufweist. Quelle: GEA<br />

10<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Der Fokus der Arbeit<br />

richtet sich auf die Revitalisierung<br />

von größeren urbanenGeschoßwohnbauten<br />

in der Stadt <strong>Graz</strong>.<br />

ben werden und die Generalunternehmer<br />

einerseits noch nicht so vertraut mit den<br />

Risiken sind, und<br />

andererseits die Bauleistungen<br />

im Wohnbau<br />

bei weitem über-<br />

wiegen.<br />

❑ Bei den beteiligten<br />

Firmen gibt es Interessenkonflikte.<br />

Ist der<br />

Bereich der Sanierung<br />

bis jetzt eher den kleinerenHandwerksbetrieben<br />

bis hin zum<br />

Mittelstand vorbehalten<br />

geblieben, so geht<br />

nun auch die Bauindustrie in diese Richtung.<br />

Argumente wie Qualitätsverlust und<br />

erhöhter Kostendruck werden häufig artikuliert.<br />

Ausblick<br />

Im weiteren Projektablauf wird nun versucht<br />

werden, wichtige Akteure von Politik,<br />

BeamtInnenschaft, Unternehmen und<br />

potenzielle AuftraggeberInnen in den Diskussionsprozess<br />

einzubinden. Ziel ist hier<br />

auch eine Umstellung der Förderungen der<br />

öffentlichen Hand. Gleichzeitig soll ein<br />

verstärkter Diskurs der Akteure aus den<br />

einzelnen Baubranchen initiiert werden.<br />

Ein Element der Lobbyarbeit wird auch<br />

das Zielpublikum Kunde in Form von Auftragsgebern,<br />

aber auch von MieterInnen<br />

und EigentümerInnen sein. Darüber hinausgehend<br />

ist das Ziel, zumindest ein weiteres<br />

größeres Pilotprojekt umzusetzen.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Bei den baulichen Maßnahmen liegen die<br />

Sanierungsraten je nach Gebäudetyp und Sanierungsmaßnahmen<br />

zwischen 1 und 2 Prozent –<br />

Österreichische Häuser- und Wohnungszählung<br />

1991, Statistik Austria.<br />

2 MRG – Mietrechtsgesetz, WEG – Wohnungseigentumsgesetz,<br />

WGG – Wohnungsgenossenschaftsgesetz.<br />

3 Unter der Grobanalyse wird die Erfassung des<br />

Gebäudebestandes mittels vorgegebenen Erhebungsbogen<br />

in Folge einer Begehung, die<br />

anschließende Ermittlung der Einsparpotenziale<br />

im Zuge einer EN 832 Berechnung, der Analyse<br />

der bautechnischen- und bauphysikalischen<br />

Mängel<br />

wie auch<br />

der Effi-


Karin B. Gruber<br />

ist Sozialarbeiterin und Elektrotechnikerin<br />

und seit vielen Jahren<br />

in der feministischen Mädchenarbeit<br />

tätig. Sie ist Mitbegründerin<br />

des Vereins SUNWORK,<br />

Bildungsalternativen für<br />

Mädchen und Frauen sowie<br />

Projektleiterin und Ausbilderin in<br />

der ELEKTRA LehrWERKstatt.<br />

E-mail: gruber@sunwork.at<br />

FRAUEN & TECHNIK<br />

Wanted: 10 clevere Chefs<br />

10 UnternehmerInnen werden überzeugt, dass Chancengleichheit auch ihnen<br />

nützt – 10 Mädchen werden zu Elektroinstallationstechnikerinnen ausgebildet<br />

Wenn es darum geht, den Anteil der Mädchen in<br />

technischen Berufen zu erhöhen, wird in erster<br />

Linie darüber nachgedacht, wie das Berufswahlverhalten<br />

der Mädchen geändert werden kann.<br />

Einige Initiativen versuchen, durch gezielte<br />

Unterstützung Einstiegshindernisse in technischhandwerkliche<br />

Ausbildungen zu verringern. Mit<br />

dem Projekt ELEKTRA – LehrWERKstatt geht der<br />

Verein Sunwork, gefördert durch das AMS<br />

Niederösterreich, erstmals neue Wege in der Ausbildung<br />

selbst und setzt eigene Schwerpunkte in<br />

Sachen Gender Mainstreaming (GM).<br />

Neue Chancen für Mädchen<br />

und Betriebe<br />

Mit September <strong>2001</strong> beginnen 10 Mädchen<br />

– gefördert vom Arbeitsmarktservice<br />

Niederösterreich (AMS NÖ) – eine Lehrausbildung<br />

als Elektroinstallationstechnikerin.<br />

Sie bringen die beste Eignung für<br />

diesen Lehrberuf mit und starten engagiert<br />

ins Berufsleben. In einer Vorlaufphase werden<br />

ihnen bereits fachspezifische Grundkenntnisse<br />

vermittelt. Bei Lehrbeginn sind<br />

die Mädchen also keineswegs ahnungslos.<br />

Für die Ausbildung auf dem neuesten<br />

Stand der technischen Entwicklung müssen<br />

die Lehrbetriebe nicht alleine sorgen.<br />

Im Rahmen eines freiwilligen Ausbildungsverbundes<br />

läuft parallel zur Ausbildung<br />

in Betrieb und Berufsschule eine ergänzende<br />

Ausbildung in der ELEKTRA-<br />

LehrWERKstatt. Dort werden die Mädchen<br />

in Bereichen wie Bus- und Prozessleittechnik,<br />

Photovoltaik, ökologische<br />

Grundlagen und neue Informationstechnologien<br />

unterrichtet. Sie erwerben in der<br />

11<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Lehrzeit sogenannte Schlüsselqualifikationen,<br />

werden in Kundenberatung und<br />

Teamarbeit geschult und in Fachenglisch<br />

unterrichtet. Neben dem Lehrabschluss erhalten<br />

sie bei ELEKTRA die fachspezifische<br />

Zusatzqualifikation zur Solarteurin.<br />

VertreterInnen der Landesinnung und<br />

der Landesberufsschule unterstützen das<br />

Projekt, weil es neue Wege geht und flexibel<br />

auf Entwicklungen reagiert, die das Berufsbild<br />

und die Lehrinhalte laufend verändern.<br />

Die Mädchen lernen während der<br />

gesamten Lehrzeit stets am aktuellsten<br />

Stand – was bei der Arbeit im Betrieb <strong>of</strong>t<br />

nicht möglich ist. Das AMS NÖ fördert das<br />

Projekt nicht nur im Sinne des Gender<br />

Mainstreaming, sondern auch wegen des<br />

drohenden FacharbeiterInnenmangels.<br />

Die auszubildenden Mädchen sind motiviert<br />

zu lernen und erh<strong>of</strong>fen sich einen guten<br />

Arbeitsplatz und eine qualifizierte, zukunftsorientierte<br />

Ausbildung. Nur von Seiten<br />

der Betriebe gibt es derzeit noch wenig<br />

Bereitschaft, die bestehenden Geschlechterverhältnisse<br />

zu ändern, Mädchen auszubilden<br />

und an diesem innovativen Ausbildungsprojekt<br />

teilzunehmen. Die Unternehmer<br />

müssen davon überzeugt werden,<br />

dass die Chancengleichheit auch ihnen<br />

nützt. Das ist eine große Herausforderung<br />

für die Mitarbeiterinnen und UnterstützerInnen<br />

des Projekts und bedarf der Entwicklung<br />

neuer Strategien.<br />

GenderMainstreaming –<br />

die neue Strategie<br />

Laut Definition des Europarates besteht<br />

Gender Mainstreaming „in der (Re-)Organisation,<br />

Verbesserung, Entwicklung und<br />

Evaluierung politischer Prozesse mit dem<br />

Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise<br />

in allen Konzepten auf allen Ebenen und in<br />

allen Phasen durch alle an politischen Entscheidungen<br />

beteiligten Akteure und Ak-


teurinnen einzubeziehen.“ Theoretisch ist<br />

das ein sehr sinnvolles Konzept. Die konkrete<br />

Umsetzung kann jedoch sehr unterschiedlich<br />

aussehen und der Teufel sitzt wie<br />

immer im Detail. Während die einen nun<br />

die „Gleichberechtigung der Männer“ fordern<br />

und „Gender Mainstreaming“ nutzen,<br />

um die spezifische Frauenförderung zu<br />

begraben, erh<strong>of</strong>fen sich andere neue Strategien<br />

zur Erreichung des Ziels der Chancengleichheit<br />

und positive Aktionen, überall<br />

da, wo ein Geschlecht drastisch unterrepräsentiert<br />

und benachteiligt ist, wohl wissend,<br />

dass die Betr<strong>of</strong>fenen zumeist die<br />

Frauen sind.<br />

GM – ein Weg zur Erreichung des<br />

Ziels Chancengleichheit<br />

Unsere Gesellschaft ist geschlechtsspezifisch<br />

strukturiert. Die Geschlechterverhältnisse<br />

werden durch soziale und politische<br />

Strukturen und durch Bilder und Gewohnheiten<br />

hergestellt und gefestigt. Sie<br />

spiegeln sich in den gesellschaftlichen Rollen,<br />

Werthaltungen und Normen wieder.<br />

Das Geschlecht, als sozialer Platzhalter,<br />

entscheidet darüber, welchen Platz Mädchen/Frauen<br />

in unserer Gesellschaft zugewiesen<br />

bekommen, wie die Verteilung von<br />

Arbeit, Geld und Macht geregelt ist und<br />

welche beruflichen und persönlichen<br />

Chancen Mädchen/Frauen vorfinden.<br />

Seit den 60er/70er Jahren haben<br />

Frauen die gesellschaftlichen Macht- und<br />

Geschlechterverhältnisse zum Thema gemacht<br />

und für die Chancengleichheit gekämpft.<br />

Die Forderungen waren gleicher<br />

Lohn bei gleicher Arbeit, Abschaffung der<br />

Diskriminierung, Verbot von sexueller Belästigung<br />

etc. Die Gleichstellungspolitik,<br />

als „bottom up“ Strategie, zielte direkt auf<br />

die bestehenden Ungleichheiten ab, erarbeitete<br />

Maßnahmen und politische Strategien.<br />

Das Ziel war, mit der Einführung von<br />

Gleichstellungsmaßnahmen die beruflichen<br />

und gesellschaftlichen Entwicklungschancen<br />

von Frauen grundlegend zu<br />

verbessern und durch die Politik „von<br />

Frauen für Frauen“ einen strukturellen<br />

Wandel herbeizuführen. Anfang der 80er<br />

Jahre wurden die Grenzen der Instrumente<br />

der Frauenförderpolitik deutlich und GM<br />

als neue, ergänzende Strategie formuliert.<br />

Das Gender Mainstreaming zielt darauf<br />

ab, die bisherige Frauenförderpolitik zu<br />

verbreitern und zu vertiefen. Als „top<br />

FRAUEN & TECHNIK<br />

down“ Strategie soll sie die Gleichstellung<br />

in allen Bereichen der Politik, Wirtschaft<br />

und Verwaltung vorantreiben. Die Erfahrungen<br />

der letzten Jahrzehnte zeigten, dass<br />

der erste Schritt zur Beseitigung von Ungleichheit<br />

das Erkennen der Ungleichheit<br />

zwischen den Geschlechtern voraussetzt.<br />

„Unter Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern versteht man, dass beide Geschlechter<br />

in allen Bereichen<br />

des öffentlichen<br />

und privaten<br />

Lebens gleichermaßen<br />

präsent, berechtigt<br />

und beteiligt sind.<br />

Gleichstellung der<br />

Geschlechter ist das<br />

Gegenteil von Ungleichbehandlung,<br />

nicht jedoch von<br />

Unterschiedlichkeit<br />

von Frauen und Männern;<br />

ihr Ziel ist die<br />

vollständige Einbindung<br />

von Frauen und<br />

Männern in die Gesellschaft“ (Arbeitsgruppe<br />

des Europarates 1999).<br />

GM ist ein Prinzip, das die Bedeutung<br />

der Geschlechterverhältnisse in den<br />

Vordergrund rückt und geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede und Strukturen sichtbar<br />

macht. Es ist eine langfristige Strategie, die<br />

auf die Veränderung jener Rahmenbedingungen<br />

und Strukturen abzielt, die Ungleichheit<br />

hervorbringen. Alle AkteurInnen,<br />

unabhängig vom Geschlecht,werden<br />

aufgefordert, gesellschaftliche Ungleichheit<br />

zu beseitigen. Eine geschlechtssensible<br />

Perspektive wird in alle Aktivitäten und<br />

Maßnahmen integriert und soll in alle<br />

Ebenen und Bereiche der Gesellschaft einfließen.<br />

Um das Ziel Chancengleichheit zu<br />

erreichen, müssen verschiedene Strategien<br />

genutzt und Ebenen einbezogen werden.<br />

Einflussmöglichkeiten bestehen in<br />

der direkten Förderung von Frauen/Mädchen<br />

und in der Schaffung von Rahmenbedingungen,<br />

die Chancengleichheit ermöglichen.<br />

Auf der Ebene der Politik und<br />

Verwaltung kann Einfluss über positive<br />

Anreize ausgeübt werden. Durch Bewusstseinsbildung,<br />

Informations- und<br />

Aufklärungsmaßnahmen wird die Sensibilisierung<br />

für die gesellschaftlichen<br />

Machtverhältnisse bei allen AkteurInnen<br />

gefördert.<br />

12<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

GM in der Wirtschaft<br />

Die Geschlechterverhältnisse<br />

werden durch<br />

soziale und politische<br />

Strukturen und durch Bilder<br />

und Gewohnheiten<br />

hergestellt und gefestigt.<br />

Im Wirtschafts- und Arbeitsleben spiegeln<br />

sich die vielfältigen Facetten der Machtmechanismen,<br />

Chancen-Ungleichheit und<br />

Diskriminierung von Mädchen/Frauen<br />

wieder. Trotz formal rechtlicher Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern wurde die<br />

strukturelle Ungleichheit reproduziert. Die<br />

im Jahr 2000 vom IHS<br />

veröffentlichte Studie<br />

zu „Chancengleich-<br />

heit und Gender<br />

Mainstreaming“ weist<br />

nach, dass der „gender-gap“(Unterschiede<br />

zwischen<br />

Frauen und Männern)<br />

in den 90er Jahren<br />

wieder gestiegen<br />

ist. Besonders sichtbar<br />

wird das bei der Jugendarbeitslosigkeit.<br />

Mit einem „gender<br />

gap“ von 34,2% liegt<br />

Österreich an vorletzter Stelle des EU-Rankings.<br />

Die Platzierung Österreichs ist laut<br />

Studie auf die Schwierigkeiten von Mädchen<br />

beim Berufseinstieg zurückzuführen.<br />

Vor allem junge Frauen haben Probleme,<br />

nach der Schulausbildung einen Arbeitsplatz<br />

bzw. eine Lehrstelle zu finden. Der<br />

Frauen- und Mädchenanteil in den männerdominierten<br />

Berufen ist wieder rückläufig.<br />

Im vergangenen Jahr lag der Beschäftigungsanteil<br />

von Frauen in sogenannten<br />

Männerberufen bei nur 8%. Die<br />

strukturelle Ungleichheit umfasst Diskriminierung<br />

bei Einstellungsverfahren genauso<br />

wie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.<br />

Das Geschlecht ist <strong>of</strong>t das entscheidende<br />

Kriterium bei Personalauswahl, Bewertung<br />

von Arbeit und Zugang zu betrieblicher<br />

Weiterbildung, bei Einkommen<br />

und beruflichem Aufstieg.<br />

Die österreichische Unternehmenskultur<br />

ist geprägt von Klein- und Mittelbetrieben<br />

und deren traditionellen Werthaltungen.<br />

Stereotype Geschlechterrollen gelten<br />

als „normal“ und schließen Mädchen/Frauen<br />

auf vielfältige Weise aus. In<br />

der Regel fehlt eine ausdifferenzierte Personalfunktion<br />

und der Unternehmer selbst<br />

übernimmt eine aktive und zentrale Rolle<br />

bei der Personalauswahl. Die Kriterien<br />

Auftreten und Persönlichkeit sind neben<br />

fachlicher Qualifikation und einschlägiger


Berufserfahrung ein wichtiges Auswahlkriterium.<br />

Die Selektion wird häufig von persönlichen<br />

Merkmalen wie Geschlecht, Alter,<br />

Staatszugehörigkeit bestimmt, die stark<br />

diskriminierend wirken. Geschlecht hat<br />

eine überdurchschnittlich große Bedeutung.<br />

Aufgenommen werden vorzugsweise<br />

Männer. Die traditionellen Personalstrategien<br />

verhindern die Öffnung der qualifizierten<br />

technischen Berufe und reduzieren<br />

das berufliche Auswahlspektrum in technisch-handwerklichen<br />

Berufen auf administrative<br />

Tätigkeiten und unqualifizierte<br />

Hilfsarbeiten.<br />

Das elektrotechnische Gewerbe ist traditionell<br />

fast ausschließlich ein Dienstleistungsgewerbe,<br />

mit Installations-, Wartungs-<br />

und Reparaturarbeiten. Die Tätigkeitsbereiche<br />

ändern sich zunehmend hin<br />

zu mehr Service und Beratung. Der Bedarf<br />

an hochqualifizierten und kundInnenorientiertem<br />

Fachpersonal steigt und stellt<br />

Anforderungen an die kommunikative<br />

und soziale Kompetenz der Beschäftigten.<br />

Die Personalpolitik ist in der Regel auf eine<br />

sogenannte „Stammbelegschaft“ ausgerichtet.<br />

Entscheidende Kriterien der Perso-<br />

nalauswahl sind, neben der fachlichen Eignung,<br />

die Kompatibilität. Die Unternehmer<br />

versuchen, qualifiziertes Personal an<br />

den Betrieb zu binden. Die Arbeitseinteilung,<br />

in Form von „Partieorganisation“<br />

(Facharbeiter und Lehrling oder Helfer),<br />

setzt selbständiges Arbeiten und gegenseitiges<br />

Vertrauen voraus. Da wird – trotz sich<br />

ändernder Anforderungen – auf Tradiertes<br />

und Bekanntes zurückgegriffen. Generell<br />

werden in der Elektrobranche Männer bevorzugt<br />

aufgenommen. Mädchen/Frauen<br />

sind nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung.<br />

Laut der Broschüre „Mädchen in<br />

Lehrberufen“ der Wirtschaftskammer Österreichs<br />

ist ein Drittel aller Lehrlinge in<br />

Österreich weiblich. Der Mädchen-Anteil<br />

in der Sektion Gewerbe, Handwerk und<br />

Dienstleistungen lag 1999 bei insgesamt<br />

31,4%, der im Beruf „ElektroinstallateurIn“<br />

bei nur 0,2%.<br />

GM-Strategie in der<br />

LehrWERKstatt ELEKTRA<br />

Für die Initiierung des GM-Prozesses ist<br />

eine <strong>of</strong>fensive und aktive Herangehens-<br />

13<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

weise erforderlich. Gerade im traditionellen<br />

Handwerk und Gewerbe gibt es großen<br />

Handlungsbedarf, gleichzeitig aber auch<br />

wenig Bereitschaft, die bestehenden (Geschlechter-)Verhältnisse<br />

zu ändern. Die<br />

Unternehmer müssen die Ungleichheit erkennen<br />

und davon überzeugt werden, dass<br />

die Förderung der Chancengleichheit auch<br />

den Betrieben Vorteile bringt.<br />

Unser erstes Ziel ist daher, einen Dialog<br />

zum Thema Gleichstellung zwischen<br />

den verschieden AkteurInnen und Interessengruppen<br />

einzuleiten. Bei allen beteiligten<br />

AkteurInnen – den VertreterInnen der<br />

Ausbildungsbetriebe, der Berufsschule, des<br />

AMS NÖ und der Landesinnung, bei den<br />

Mädchen und in ihrem sozialen Umfeld<br />

und bei den Mitarbeiterinnen der Lehrwerkstatt<br />

selbst – muss die GM-Perspektive<br />

verankert, d.h. anerkannt und akzeptiert<br />

werden. Nur so gelingt es, einen Umdenkprozess<br />

– insbesondere bei den Unternehmern<br />

punkto Personalpolitik – herbeizuführen.<br />

Das Modellprojekt hat eine wichtige<br />

Signalwirkung in Richtung Gleichstellung<br />

von Mädchen/Frauen in technischen und


handwerklichen Berufen. Die Kooperation<br />

im Ausbildungsverbund bietet die<br />

einmalige Gelegenheit, jene Rahmenbedingungen<br />

zu diskutieren und zu verändern,<br />

die eine Öffnung der technischhandwerklichen<br />

Berufe bisher verhindern.<br />

Das erfordert einen kontinuierlichen und<br />

langfristig, strategisch ausgerichteten Prozess.<br />

Daher soll während der gesamten<br />

Laufzeit und in allen Phasen des Projekts<br />

die Gender-Perspektive einfließen und<br />

nachhaltige strukturelle Veränderungen<br />

bewirken.<br />

Die Begleitmaßnahmen sollen auf individueller<br />

und struktureller Ebene ansetzen<br />

und die spezifischen Merkmale der<br />

Klein- und Mittelbetriebe berücksichtigen.<br />

Der Schwerpunkt aller Aktivitäten<br />

liegt im Bereich der Bewusstseinsbildung,<br />

Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen.<br />

Im Zentrum stehen die Teilnehmerinnen<br />

und die Zusammenarbeit mit<br />

den Betrieben. Die Arbeit im Ausbildungsverbund<br />

zielt darauf ab, den Dialog<br />

kontinuierlich zu gestalten, zu steuern<br />

und die „Chefs“ zu Beteiligten zu machen.<br />

In der Contacting-Phase muss ein sogenannter<br />

Tür-Öffner gefunden werden,<br />

der die Möglichkeit eines guten Einstiegs<br />

bietet. Neue Anforderungen an die Betriebe<br />

in Bezug auf KundInnenkontakte<br />

und neue technische Entwicklungen bzw.<br />

die Unterstützung der Betriebe in der diesbezüglichen<br />

Ausbildung der Lehrlinge sollen<br />

diese Funktion übernehmen. Weiters<br />

sind Maßnahmen wichtig, die den Einstieg<br />

für die weiblichen Lehrlinge im jeweiligen<br />

Betrieb erleichtern und die Haltung der<br />

„key-actors“ deutlich machen.<br />

Die Begleit- und Reflexionsphase bezieht<br />

sich auf den Zeitraum der Ausbildung<br />

und ist geprägt durch das Ziel, ein gutes<br />

Klima für die Zusammenarbeit aufzubauen<br />

und Interesse für die GM-Perspektive<br />

zu wecken. Bei Bedarf werden konkrete<br />

Unterstützungsangebote – z.B. im<br />

Bereich Konfliktregelung – ausgearbeitet.<br />

Insbesondere in größeren Betrieben können<br />

Maßnahmen wie die Ausarbeitung<br />

von Gender-Checklisten für eine gleichstellungsfördernde<br />

Personalpolitik, GM-<br />

Leitfäden für die Personalauswahl, ein<br />

Früherkennungssystem für Sexismus bzw.<br />

sexuelle Belästigung oder GM-Training für<br />

Führungskräfte, BetriebsrätInnen und<br />

AusbilderInnen vorgeschlagen werden. Be-<br />

FRAUEN & TECHNIK<br />

triebsbesuche dienen dem Erfahrungsaustausch<br />

und der Klärung von Wünschen<br />

und Erwartungen.<br />

Interviews im Rahmen der Ausstiegs-<br />

Phase sollen Veränderungen deutlich machen.<br />

Für die Reflexion der Arbeit werden<br />

Erfolgskriterien ausgearbeitet und Instrumente<br />

zu deren Überprüfung entwickelt.<br />

Auf struktureller Ebene ist als Begleitmaßnahme<br />

u.a. eine Umfeldanalyse vorgesehen,<br />

die die Positionen der einzelnen AkteurInnen<br />

sichtbar machen, die Handlungsfelder<br />

aufzeigen und eine thematische<br />

Schwerpunktsetzung erleichtern soll. Eine<br />

externe Steuerungsgruppe wird als regionales<br />

Netzwerk installiert und verankert, betreibt<br />

Lobbyarbeit für das Projekt und sorgt<br />

für die regionale Einbindung der Lehrwerkstatt.<br />

Die interne Steuerungsgruppe<br />

ist ein Mittel zur Projektsteuerung und<br />

Kommunikation zwischen den Mitarbeiterinnen<br />

des Projekts und den FördergeberInnen,<br />

hat die Funktion eines „Stimmungsbarometers“<br />

bei den MeinungsträgerInnen<br />

und ist ein Gremium für Abklärungen.<br />

Gezielte Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit<br />

dient der Sensibilisierung<br />

auf breiterer Ebene.<br />

GM – von der Verantwortung zu<br />

Verantwortlichkeiten<br />

GM in der Lehrwerkstatt ist ein Anknüpfungspunkt,<br />

der versucht, das gesamte relevante<br />

Umfeld einzubeziehen. Es bedarf der<br />

Unterstützung aller Ebenen, da eine GM-<br />

Strategie alleine nicht umgesetzt werden<br />

kann. GM in der Lehrwerkstatt liegt in der<br />

Verantwortlichkeit aller beteiligten AkteurInnen<br />

und im Setzen entsprechender,<br />

unterstützender Rahmenbedingungen.<br />

Literatur:<br />

IHS, Andrea Leitner, Angela Wroblewski: Chancengleichheit<br />

und Gender Mainstreaming –<br />

Ergebnisse der begleitenden Evaluierung des<br />

österreichischen NAP, April 2000.<br />

FORBA: Qualifkationsbedarf und -nachfrage in<br />

Klein- und Mittelbetrieben Niederösterreichs; im<br />

Auftrag des AMS-NÖ; Forschungsbericht 4/98.<br />

Ulrike Papouschek, Jörg Flecker, Manfred<br />

Krenn, Ulli Pastner, Thomas Riesenecker-Caba,<br />

Eva Angerler: Wiener Reihe Nr. 6: Forschungsbericht<br />

Qualifikation als Problem? Weiterbildung<br />

als Lösung? Technologischer und struktureller<br />

Wandel in Wiener Betrieben; Forschungsbericht<br />

im Auftrag des AMS Wien, 1998. ■<br />

14<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Bezahlte Anzeige


GASTREDAKTION<br />

Interdisziplinäres Forschungszentrum<br />

Sozialwissenschaften (IFS-ICCR-CIR)<br />

Das „Interdisziplinäre ForschungszentrumSozialwissenschaften“<br />

ist ein seit<br />

1986 bestehender Verein, der<br />

sich sozialwissenschaftliche<br />

Gegenwartsdiagnose in den<br />

verschiedensten Bereichen des<br />

gesellschaftlichen Lebens zur<br />

Aufgabe gemacht hat. „Gegenwartsdiagnose“<br />

ist freilich nur<br />

möglich, wenn man sich der<br />

Notwendigkeit des internationalen<br />

Vergleichs auf dem<br />

Hintergrund analytisch-theoretischen<br />

Grundwissens bewusst<br />

ist.<br />

Die Abkürzung des Vereinsnamens<br />

reflektiert den Namen<br />

in deutscher, englischer und<br />

französischer Version („The<br />

Interdisciplinary Centre for<br />

Comparative Research in the<br />

Social Sciences“ bzw. „Le Centre<br />

Interdisciplinaire pour la Recherche<br />

Comparative en Sciences<br />

Sociales“). Dies ist notwendig,<br />

da das Zentrum vorwiegend<br />

im Bereich der europäischen<br />

Forschung, hier wiederum<br />

im Rahmen der Europäischen<br />

Rahmenprogramme für<br />

Forschung und Entwicklung,<br />

tätig ist. Lingua franca, im<br />

Mittelalter Latein, ist heutzutage<br />

im wissenschaftlichen Bereich<br />

Englisch. Eine weitere Institutssprache<br />

ist Französisch,<br />

nicht zuletzt deshalb, weil seit<br />

dem vorigen Jahr ein Parallelinstitut<br />

in Paris aufgebaut wurde.<br />

Das Zentrum organisiert<br />

sich entlang 4 verschiedener,<br />

jedoch miteinander durchaus<br />

verbundener Themenschwerpunkte:<br />

Leitung: Univ.-Doz. Dr. Ronald J. Pohoryles<br />

Schottenfeldgasse 69/1<br />

1050 Wien<br />

Tel.: +43(0)1/5241393-111<br />

Fax.: +43(0)1/5241393-200<br />

E-mail: <strong>of</strong>fice@iccr-international.org<br />

Web: http://www.iccr-international.org<br />

❑ TEA – Evaluation von Verkehrspolitik<br />

❑ STARS – Gesellschaft, Technologie<br />

und Forschung<br />

❑ SPA – Sozialpolitikanalyse –<br />

Sozialstrukturen und Integration<br />

❑ EASY – Umwelt und Nachhaltigkeit.<br />

Die Integration erfolgt in<br />

einem übergeordneten Bereich,<br />

dem Bereich<br />

❑ EURO – Europäische Entwicklungen<br />

und Politiken.<br />

Während die vier Schwerpunkte<br />

traditionellen Abteilungen<br />

ähneln, wurde zur Integration<br />

der Forschungsarbeit<br />

am IFS – quasi als think tank –<br />

„EURO“ geschaffen. Hier wird<br />

einerseits vorhandenes Wissen<br />

koordiniert und publiziert, andererseits<br />

werden anwendungsorientiertesGrundlagenwissen<br />

und Methodologien<br />

erarbeitet. Auch Veranstaltungen<br />

und (interne) Weiterbildung<br />

(wie die „ICCR-Aca-<br />

15<br />

demy“) werden hier organisiert.<br />

Der Selbstanspruch ist dabei,<br />

❑ durch qualitativ hochstehende<br />

Forschung und effiziente<br />

Wissensverbreitung einen<br />

Beitrag zum besseren Verständnis<br />

von gesellschaftlichen<br />

Abläufen zu leisten,<br />

und<br />

❑ die Anerkennung (national<br />

und international) als führende<br />

Forschungseinrichtung im<br />

Bereich sozialwissenschaftlicher<br />

strategischer Politikanalyse.<br />

Zu den Aufgaben und<br />

Prinzipien des Instituts zählen:<br />

❑ Unabhängigkeit von politischer<br />

Beeinflussung<br />

❑ Innovatives und kreatives<br />

Denken<br />

❑ Offenheit und Flexibilität<br />

❑ Zusammenarbeit als Team<br />

in einer bloß funktionalen<br />

Hierarchie<br />

❑ Forschungsarbeit mit<br />

Bedeutung für die Praxis.<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Weiters ist die Forschung<br />

am IFS von der Überzeugung<br />

geleitet, dass gegenwärtige gesellschaftliche<br />

Themen und<br />

Fragestellungen am umfassendsten<br />

durch die Zusammenarbeit<br />

mit anderen<br />

Forschungseinrichtungen und<br />

Wissenschaftsdisziplinen analysiert<br />

werden können. Daher<br />

legt das IFS großen Wert auf<br />

Netzwerke und Kooperationen.<br />

Die Forschungseinrichtung<br />

blickt auf eine nunmehr<br />

mehr als eineinhalb Jahrzehnte<br />

währende Geschichte zurück.<br />

Diese ist wohl für das Verständnis<br />

der derzeitigen Gestalt<br />

des Instituts und seiner<br />

Ausrichtung wesentlich; sie<br />

wird deshalb im Folgenden<br />

dargelegt.<br />

Institutsgeschichte<br />

Das Interdisziplinäre Forschungszentrum<br />

Sozialwissen-


schaften ist ein gemeinnütziger<br />

Verein, der seit 1986 sukzessive<br />

aus dem Zusammenschluss<br />

mehrerer Kleininstitute entstanden<br />

ist. Entscheidendes<br />

Merkmal war von Anfang an<br />

seine Ausrichtung auf international<br />

vergleichende Forschung.<br />

In den ersten Jahren war<br />

das Institut auf klassische Ost-<br />

West-Forschung orientiert.<br />

Die Orientierung hatte für<br />

Österreich eine geo-politische<br />

Logik: Österreich als neutrales<br />

Land zwischen Ost und West<br />

bot eine ideale Basis für ein solches<br />

Herangehen. Wesentlich<br />

dabei war allerdings von Anfang<br />

an die völlige politische<br />

Unabhängigkeit: Als Norm<br />

für die Forschung im Bereich<br />

des Ost-West-Vergleichs fungierten<br />

damals schwerfällige<br />

Institutionen, errichtet auf<br />

Grundlage bi- und multi-lateraler<br />

Verträge, die eine flexible<br />

und wissenschaftlichen<br />

Interessen gehorchende Forschung<br />

enorm erschwerten.<br />

Dies einerseits auf Grund der<br />

bürokratischen Gegebenheiten,<br />

die dazu führten, dass die<br />

Beiräte mitunter personell stär-<br />

ker besetzt waren als das Forschungspotenzial<br />

an den Einrichtungen.<br />

Zum anderen waren<br />

auch die politischen Einflüsse<br />

und die de facto ausgeübte<br />

Zensur unübersehbar.<br />

Nicht alle dieser Einrichtungen<br />

haben die seither stattgehabten<br />

Transformationen<br />

überlebt.<br />

Der Schluss, den das InterdisziplinäreForschungszentrum<br />

– damals als „Forschungsstelle<br />

für vergleichende<br />

Technologie- und Sozialpolitikforschung“<br />

eingerichtet –<br />

daraus zog, war sehr einfach:<br />

die Errichtung eines selbstverwalteten<br />

Forschungsbetriebs in<br />

der Rechtsform eines Vereins,<br />

in der ersten Phase<br />

❑ bewusst auf Subventionen<br />

verzichtend und ausschließlich<br />

aus Forschungsprojekten<br />

finanziert,<br />

❑ auf Anstellungen verzichtend,<br />

um das Prinzip der<br />

Selbstverwaltung quasi als<br />

Ko-operative von Selbständigen<br />

zu verwirklichen, und<br />

❑ aktiv die Solidarität der<br />

internationalen wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaft einfordernd,<br />

was in Gestalt eines<br />

16<br />

internationalen wissenschaftlichen<br />

Beirats, der von der<br />

Institutsversammlung gewählt<br />

wurde und der einmal jährlich<br />

zusammentrat, realisiert wurde.<br />

Diese Prinzipien konnten<br />

in der Folge nicht durchgängig<br />

durchgehalten werden. Obwohl<br />

das Forschungszentrum<br />

bis heute ein Verein geblieben<br />

ist und, unter bestimmten Auflagen,<br />

jeder Mitarbeiterin und<br />

jedem Mitarbeiter freigestellt<br />

ist, Mitglied zu werden, hat es<br />

sich gezeigt, dass nicht nur die<br />

Administration (rund 1/3 der<br />

Arbeitskräfte), sondern auch<br />

der wissenschaftliche MitarbeiterInnenstabAnstellungsverhältnisse<br />

vorzieht. Nur eine<br />

Minderheit beantragt die Mitgliedschaft,<br />

und dies nach etwa<br />

ein bis zwei Jahren aktiver wissenschaftlicher<br />

Mitarbeit im<br />

Haus.<br />

Seit der „2. Generation“<br />

der MitarbeiterInnen des<br />

„Interdisziplinären ForschungszentrumsSozialwissenschaften“<br />

sind, mit Ausnahme<br />

des Institutsvorstandes<br />

Univ.-Doz. Dr. Ronald J. Pohoryles,<br />

alle wissenschaftlichen<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

MitarbeiterInnen des Hauses<br />

angestellt. 1<br />

Waren an der Gründung 4<br />

WissenschafterInnen, jeweils<br />

halbtags beschäftigt, sowie eine<br />

Sekretärin beteiligt (letztere im<br />

Angestelltenverhältnis), so arbeiten<br />

heute rund 20 Menschen<br />

am Zentrum in Wien<br />

und 5 am Zentrum in Paris.<br />

Sowohl im Bereich der Leitung<br />

als auch der wissenschaftlichen<br />

MitarbeiterInnen ist das Verhältnis<br />

der Geschlechter ausgeglichen,<br />

ohne dass es je eigene<br />

„Förderungsprogramme“ für<br />

Frauen gegeben hätte. Das<br />

„Geheimnis“ liegt, für SozialwissenschafterInnen<br />

wenig<br />

überraschend, in fairen und <strong>of</strong>fenen<br />

Ausschreibungen; intellektuelle<br />

Qualität ist zwischen<br />

den Geschlechtern durchaus<br />

gleich verteilt...<br />

Auch in der Frage der<br />

Grundsubvention ist das Zentrum<br />

nicht mehr so rigide wie<br />

zu Zeiten seiner Gründung: es<br />

erhält heute eine Grundsubvention<br />

von etwas mehr als<br />

100.000 €, was in Hinblick<br />

auf die internationale (und nationale)<br />

Konkurrenzsituation<br />

wesentlich ist, da Förderungen


auch im internationalen Bereich<br />

durchaus üblich sind und<br />

nicht sämtliche Kosten projektbezogen<br />

abrechenbar sind.<br />

In Hinblick auf den Jahresumsatz<br />

des Zentrums, der rund<br />

2,5 Mio.€ beträgt, scheint<br />

aber die Unabhängigkeit des<br />

Zentrums durchaus gesichert.<br />

Angesichts der jüngsten politischen<br />

Entwicklung in Österreich,<br />

die nicht nur in ihrer<br />

christlich-völkischen Ideologie<br />

2 problematisch ist, sondern<br />

auch hinsichtlich ihrer wissenschaftspolitischenAusrichtung,<br />

ist dies eine wesentliche<br />

Grundvoraussetzung für eine<br />

nicht-interessensgeleitete sozialwissenschaftlicheGegenwartsdiagnose.<br />

Zu Beginn der 90er Jahre<br />

gründete das Institut Stiftungen<br />

in Ungarn und in der – damals<br />

noch existierenden –<br />

Tschechoslowakei. Es zeigt sich<br />

dabei, wie wichtig der Ansatz<br />

des Zentrums war, als unabhängigeForschungseinrichtung<br />

zu fungieren. Während<br />

die staatlichen Forschungseinrichtungen<br />

in den ehemals<br />

kommunistischen Ländern einen<br />

schwierigen Transforma-<br />

tionsprozess durchmachten,<br />

gelang es dem Zentrum, wenn<br />

auch in kleinem Umfang, gemeinsam<br />

mit jüngeren SozialwissenschaftlerInnengemeinsame<br />

Projekte durchzuführen. 3<br />

Von entscheidender Bedeutung<br />

war die Neuausrichtung<br />

des Instituts im Jahr<br />

1992, in dem der damalige<br />

Vorstand dem internationalen<br />

Beirat (im Rahmen einer Sitzung<br />

an der London School <strong>of</strong><br />

Economics) erstmals einen<br />

mehrjährigen Entwicklungsplan<br />

vorlegte. Die damals beschlossene<br />

Struktur ist in ihren<br />

Grundzügen bis heute gültig<br />

und hat die Weiterentwicklung<br />

nachhaltig beeinflusst. Bei dieser<br />

Sitzung wurde die Ausrichtung<br />

des Forschungszentrums<br />

in Hinblick auf seine vier<br />

Schwerpunkte festgelegt, eine<br />

stärkere Ausrichtung auf europäische<br />

Integration vorgenommen,<br />

die Rolle des Beirats als<br />

Beratungsgremium neu definiert<br />

und die Entscheidungsbefugnis<br />

des Institutsvorstands<br />

als Kollegialorgan erweitert.<br />

Seit 1992 ist der Ausbau des<br />

Zentrums kontinuierlich fortgeschritten<br />

und die europäi-<br />

GASTREDAKTION<br />

sche Ausrichtung wurde gefestigt.<br />

Forschungsperspektiven<br />

und weitere<br />

Entwicklungen<br />

Das Institut hat sich bis in die<br />

jüngste Vergangenheit kontinuierlich<br />

weiterentwickelt und<br />

dabei in manchen Bereichen<br />

durchaus auch auf europäischer<br />

Ebene Bedeutung erlangt:<br />

❑ Im Bereich der strategischen<br />

(politikrelevanten) Forschung<br />

zur Verkehrspolitik<br />

nimmt das IFS heute eine<br />

bedeutende Stellung im EU-<br />

Rahmenprogramm ein.<br />

❑ Im Bereich der Wissenschaftspolitik<br />

legte das Zentrum<br />

dieses Jahr eine europaweite<br />

Studie zu den unterschiedlichenInnovationskulturen<br />

in europäischen Ländern<br />

vor. Weiters wurde dabei<br />

auch die Bedeutung der Europäischen<br />

Rahmenprogramme<br />

zur Forschung und Entwicklung<br />

analysiert.<br />

Auch im Zusammenhang<br />

mit der EU-Osterweiterung<br />

hat das Zentrum eine wesentli-<br />

che Rolle gespielt: Seit Jahren<br />

werden vom Zentrum die<br />

„Semmering-Seminare“ zur<br />

Ost-West-Kooperation im Bereich<br />

von Wissenschaft und<br />

Forschung organisiert: 4 Ursprünglich<br />

eine gemeinsame<br />

Entwicklung des Wirtschaftsministeriums<br />

mit dem Zentrum<br />

– nunmehr internationalisiert<br />

– wurde eine Studie über<br />

das slowenische Innovationssystem<br />

für PHARE erstellt; für<br />

die Kommission eine weitere<br />

Studie über die Zusammenarbeit<br />

zwischen den EU-Mitgliedsländern<br />

und den zentralund<br />

osteuropäischen Staaten<br />

sowie den Nachfolgestaaten<br />

der früheren Sowjetunion auf<br />

dem Gebiet von Forschung<br />

und Entwicklung.<br />

❑ Im Bereich der Sozialpolitik<br />

ist das Zentrum für den<br />

Österreich-Teil der von<br />

EUROSTAT koordinierten<br />

bedeutendsten europäischen<br />

Einkommensstudie verantwortlich,<br />

auf der eine Reihe<br />

weiterer Studien (Armut,<br />

Wohnverhältnisse etc.) basieren,<br />

die teils auch vom Zentrum<br />

koordiniert werden. Des<br />

Weiteren führt das Zentrum


auch Sozialanalysen speziellen<br />

Charakters durch, etwa zur<br />

Problematik der Obdachlosen.<br />

❑ Im Umweltbereich arbeitet<br />

das Zentrum in verschiedenen<br />

Bereichen der nachhaltigen<br />

Entwicklung, etwa auf regionaler<br />

Ebene, aber auch bei der<br />

Umsetzung globaler Abkommen<br />

und zwischenstaatlicher<br />

Beziehungen.<br />

Die europäische Integration<br />

hat eine Fülle von interessantensozialwissenschaftlichen<br />

Fragestellungen aufgeworfen,<br />

und es gilt, dass sie<br />

interdisziplinär und europäisch<br />

zu behandeln sind. Unabhängigkeit<br />

ist nicht nur im nationalen<br />

Kontext wesentlich:<br />

der europäische Integrationsprozess<br />

ist noch lange nicht<br />

abgeschlossen, und sollte dieser<br />

dem nationalstaatlichen<br />

Muster folgen, wird die wissenschaftlicheUnabhängigkeit<br />

in einem gesamteuropäischen<br />

„Nationalstaat“ genauso<br />

wesentlich wie in den<br />

gegenwärtigen Nationalstaaten<br />

– wie man am österreichischen<br />

Beispiel sehen kann.<br />

Gute wissenschaftliche Arbeit<br />

ist eine notwendige, wenn<br />

auch nicht hinreichende Bedingung<br />

für diese Unabhängigkeit.<br />

Aktuelle Projekte<br />

❑ EUROPUB analysiert den<br />

Aufbau und die Strukturen<br />

eines „European Public Space“<br />

hinsichtlich einer Europäischen<br />

Demokratieordnung.<br />

❑ URBANEYE: Analyse der<br />

Anwendung von Closed-Circuit<br />

Television (CCTV)/Überwachungskameras<br />

in europäischen<br />

Städten sowie deren<br />

soziale und politische Auswirkungen.<br />

❑ ALP-NET: Thematisches<br />

Netzwerk, welches sich mit<br />

Problemen des alpenquerenden<br />

Verkehrs beschäftigt.<br />

❑ FORESIGHT: Zukunftsszenarien<br />

für eine verbesserte<br />

Integration der Verkehrspolitik<br />

mit anderen Politikfeldern.<br />

❑ THINK-UP: Thematisches<br />

Netzwerk über die Grundlagen<br />

und das Verstehen von<br />

Mobilitätsprognosen im Verkehrswesen.<br />

❑ TRANS-TALK: Thematisches<br />

Netzwerk zur Politikentstehung<br />

und Methoden zur<br />

Projektevaluation im Verkehrswesen.<br />

❑ INNOCULT: über die Internationalisierung<br />

von Forschung<br />

– Institutionelle Innovation,<br />

Kultur und Vermittlung<br />

im Rahmen von Wettbewerb<br />

und Kooperation.<br />

❑ TELECITY: Informationsgesellschaft<br />

und urbane Entwicklung<br />

im Europäischen<br />

Vergleich.<br />

❑ IMPACT: Soziale Ausgrenzung<br />

und Wohnsituation –<br />

Analyse von Politikentstehung,<br />

Leistungen und Qualitätsstandards.<br />

❑ PEN-REF: Bürgerbeteiligung<br />

und Pensionspolitik –<br />

Beteiligung in der Gestaltung<br />

der Pensionsreform.<br />

❑ SILC: Statistische Dienstleistungen<br />

in den Bereichen Einkommen,<br />

Armut und soziale<br />

Ausgrenzung sowie die Entwicklung<br />

neuer Instrumente<br />

bezüglich Einkommen und<br />

Lebenssituationen.<br />

❑ SOCIAL: Österreichischer<br />

Teil des „European Community<br />

Household Panel Survey“<br />

(EHCP).<br />

❑ ENSURE: Europäisches<br />

Netzwerk für nachhaltige<br />

urbane und regionale Entwicklung.<br />

❑ REGIONET: Thematisches<br />

Netzwerk für die Entwicklung<br />

von Strategien für nachhaltige<br />

regionale Entwicklungen.<br />

Publikationen und<br />

Forschungsberichte<br />

❑ Das IFS ist Herausgeber der<br />

GASTREDAKTION<br />

18<br />

vierteljährlich beim britischen<br />

Verlag Taylor & Francis<br />

(www.tandf.co.uk) erscheinenden<br />

wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift „INNOVATION –<br />

The European Journal <strong>of</strong> Social<br />

Science Research“. Die auf<br />

Englisch erscheinende Zeitschrift<br />

hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, sozialwissenschaftliche<br />

Forschung mit einem interdisziplinären<br />

und vergleichenden<br />

Ansatz zu fördern. Wichtige<br />

thematische Inhalte der Zeitschrift<br />

sind: „Multi-level<br />

Governance“, Demokratie<br />

und Zivilgesellschaft, Nachhaltige<br />

Entwicklung und<br />

Ökologische Modernisierung,<br />

Gesellschaft und Technik,<br />

„Public Policy Analysis“ etc.<br />

❑ Weiters publiziert das IFS<br />

die vom Verlag Ashgate<br />

(www.ashgate.com) herausgebrachte<br />

Buchserie „Contemporary<br />

Trends in European<br />

Social Sciences“. Eine kleine<br />

Auswahl von zuletzt veröffentlichten<br />

Büchern:<br />

Giorgi, Liana and Pohoryles,<br />

Ronald J. (eds.) (<strong>2001</strong>) Transport<br />

Policy and Research:<br />

What Future?, Aldershot, Ashgate.<br />

Dieckh<strong>of</strong>f, Alain and Gutierrez,<br />

Natividad (eds.) (<strong>2001</strong>)<br />

Modern Roots: Studies <strong>of</strong> National<br />

Identity, Aldershot, Ashgate.<br />

Berce-Bratko, Bianca (<strong>2001</strong>)<br />

Can Small Urban Communities<br />

Survive? Cultural Analysis<br />

in Urban Rehabilitation: Cases<br />

in Slovenia and Scotland, Al-<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

dershot, Ashgate.<br />

Geddes, Andrew and Favell,<br />

Adrian (eds.) (1999) The Politics<br />

<strong>of</strong> Belonging: Migrants and<br />

Minorities in Contemporary<br />

Europe, Aldershot, Ashgate.<br />

❑ Das IFS hat zu den am Institut<br />

durchgeführten Projekten<br />

bisher über 100 Forschungsberichte<br />

vorgelegt.<br />

❑ Das Jahresbericht „Broadsheet“<br />

gibt einen Überblick<br />

über die Tätigkeiten des Instituts<br />

sowie die durchgeführten<br />

Projekte und wissenschaftlichen<br />

Arbeiten.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Für die Administration galt dies<br />

von Anfang an, und seit 1995 werden<br />

auch regelmäßig Lehrlinge ausgebildet.<br />

2 Vgl. dazu die Erklärung des Vorstands<br />

sowie der MitarbeiterInnen<br />

des Zentrums vom 2. Februar 2000<br />

auf der Homepage des Zentrums.<br />

3 Die Partnerinstitute in Ungarn<br />

und in der Tschechoslowakei, nunmehr<br />

Tschechische Republik, die<br />

als Stiftungen geführt waren, wurden<br />

in der 2. Hälfte der neunziger<br />

Jahre geschlossen, da sich die Institutsszene<br />

in den Transformationsländern<br />

mittlerweile stabilisiert<br />

hatte, teils durch Institutsneugründungen,<br />

teils im Rahmen der traditionellen<br />

Akademieeinrichtungen.<br />

4 Der Name „Semmering S&T-<br />

Forum“ ist Tradition auf Grund<br />

der Gründungsveranstaltung, die<br />

1995 am Semmering stattfand. Das<br />

erweiterungsorientierte Forum<br />

passt <strong>of</strong>fensichtlich nicht mehr in<br />

die neue Regierungslinie: Obwohl<br />

während der österreichischen EU-<br />

Präsidentschaft eine <strong>of</strong>fizielle<br />

Begleitveranstaltung zum Wissenschaftsbereich,<br />

ist Österreich an der<br />

Veranstaltung nicht mehr interessiert.<br />

Das 6. Semmering S&T-<br />

Forum wird Anfang Dezember<br />

<strong>2001</strong> in Lille veranstaltet, weitere<br />

drei Veranstaltungen sind europaweit<br />

gesichert – auch dies zeigt, wie<br />

wichtig intellektuelle und organisatorische<br />

Unabhängigkeit von Wissenschaft<br />

und Forschung von Poli-


Bernhard Wieser<br />

Studium der Erziehungswissenschaften<br />

mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung<br />

an der Karl-Franzens-Universität<br />

<strong>Graz</strong>. Seit 1999 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter des IFF/<strong>IFZ</strong>; Lehrbeauftragter<br />

an der Karl-Franzens-Universität<br />

<strong>Graz</strong>. Arbeitsschwerpunkte: Technik<br />

und Bildung, Science – <strong>Technology</strong> –<br />

Society, Bildungsaspekte von Gen- und<br />

Biotechnologien, Aufbau des Interdisziplinären<br />

Kollegs für Wissenschafts- und<br />

Technikforschung, <strong>Graz</strong>.<br />

E-mail: wieser@ifz.tu-graz.ac.at<br />

NEUE BIOTECHNOLOGIEN<br />

Wer macht Ihre Meinung?<br />

Zur Darstellung des Themas „Gentechnik und Risiko“ in der österreichischen<br />

Tagespresse<br />

„Die Medien sind schuld!“ – so heißt es <strong>of</strong>t im<br />

Zusammenhang mit der Problematisierung der<br />

mangelnden öffentlichen Akzeptanz gentechnischer<br />

Anwendungen. Implizit wird damit zum<br />

Ausdruck gebracht: mediale Berichterstattung<br />

über Gentechnik sei überwiegend negativ, übertreibe<br />

die Risiken und beeinflusse die öffentliche<br />

Meinung daher in diese Richtung. Die Hauptursache<br />

des Akzeptanzproblems, so könnte man<br />

daraus schließen, läge in einer tendenziösen Mediendarstellung.<br />

In einer vom IFF/<strong>IFZ</strong> durchgeführten empirischen<br />

Analyse vier österreichischer<br />

Tageszeitungen, deren Ergebnisse hier vorgestellt<br />

werden sollen1 , finden sich allerdings<br />

kaum Hinweise, die eine solche<br />

These belegen ließen. Auch eine deutsche<br />

Studie von Matthias Kohring, Alexander<br />

Görke und Georg Ruhrmann (1999)<br />

konnte zeigen, dass das Thema Gentechnik<br />

keineswegs eine „negative“ Presse hat oder<br />

Risikoaspekte übertrieben dargestellt werden.<br />

Aber gibt es nun tatsächlich Risiken<br />

oder andere „legitime“ Gründe der Skepsis<br />

gegenüber bestimmten Anwendungen der<br />

Gentechnik oder nicht? Es leuchtet ein,<br />

dass es zu einer breiten öffentlichen Auseinandersetzung<br />

über diese Frage gar nicht<br />

kommen wird, wenn die Qualität der medialen<br />

Informationsleistung in Zweifel gezogen<br />

wird. Eine Diskussion, die von „falschen“<br />

Tatsachen ausgeht, wird üblicherweise<br />

nicht besonders ernst genommen.<br />

Mit anderen Worten, die Frage nach der<br />

Qualität der medialen Berichterstattung<br />

wird selbst zum strategischen Argument in<br />

19<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

der Kontroverse um das Themenfeld Gentechnik.<br />

Sonderrolle der Medien<br />

Dennoch haben Medien einen gewichtigen<br />

Einfluss auf die Risikowahrnehmung<br />

von Gentechnik, wie man aus anderen<br />

Untersuchungen weiß. Wer seine Informationen<br />

überwiegend aus Tageszeitungen,<br />

TV und Radio bezieht, neigt dazu, Gentechnik<br />

als riskanter einzuschätzen als Personen,<br />

die sich darüber hinaus auch durch<br />

Bücher, Diskussions- oder Weiterbildungsveranstaltungen<br />

informieren. Wenn<br />

es also nicht die übertriebene Darstellung<br />

von Risikoaspekten ist, so muss es dennoch<br />

Gründe dafür geben, warum Medienberichte<br />

die Risikowahrnehmung von Gentechnik<br />

beeinflussen.<br />

Eine bedeutende Rolle spielt sicherlich<br />

das Vertrauensdefizit, mit dem JournalistInnen<br />

zu kämpfen haben. Europaweit genießen<br />

sie nur sehr wenig Glaubwürdigkeit<br />

im Vergleich mit anderen Informationsquellen<br />

wie etwa NGO’s oder Umweltschutzorganisationen.<br />

Auch wenn es den<br />

Medien nicht recht gelingen mag, den<br />

Wissensstand der Öffentlichkeit über Gentechnik<br />

zu erhöhen oder zu einer „realistischen“<br />

Risikoeinschätzung beizutragen, so<br />

sind sie dennoch unverzichtbar. Kaum eine<br />

Informationsquelle verfügt über eine derartige<br />

Reichweite, wie die Medien. Ein<br />

Grund mehr sich eingehend mit ihnen zu<br />

befassen.<br />

Vier Tageszeitungen<br />

Im Rahmen eines vom Land Steiermark<br />

(Abteilung Wissenschaft und Forschung)<br />

finanzierten Projekts wurde die Darstellung<br />

von Risikoaspekten der Gentechnik<br />

in der Tagespresse untersucht. Alle Artikel,<br />

die im Zeitraum von Jänner 1999 bis April


<strong>2001</strong> in der „Neuen Kronen Zeitung“, in<br />

der „Kleinen Zeitung“, in „Der Standard“<br />

und in „Die Presse“ erschienen sind, wurden<br />

analysiert. Zum einen wurden damit<br />

die beiden auflagestärksten österreichischen<br />

Tageszeitungen gewählt und zum<br />

anderen zwei sogenannte Qualitätszeitungen,<br />

in denen die Berichterstattung über<br />

Gentechnik sehr umfangreich ist. Die<br />

„Kleine Zeitung“ ist sowohl in der Steiermark<br />

(mit mehr als 50% Nettoreichweite)<br />

als auch in Kärnten (mit ca. 60%) Marktführer,<br />

gefolgt von der „Neuen Kronen<br />

Zeitung“ mit mehr als 45% (Steiermark)<br />

bzw. über 50% (Kärnten). „Der Standard“<br />

und „Die Presse“ haben zwar eine vergleichsweise<br />

geringe Reichweite, beide liegen<br />

bundesweit unter 6%. Doch sind sie<br />

Marktführer bei AkademikerInnen und<br />

Berufsgruppen in leitenden Positionen. Sie<br />

übernehmen damit gewissermaßen eine<br />

„Opinion-Leader-Funktion“.<br />

Übertriebenes Risiko?<br />

Allen vier Tageszeitungen<br />

gemeinsam ist ein relativ<br />

großer Anteil der Berichterstattung,<br />

in der Risikoaspekte<br />

überhaupt nicht thematisiert<br />

werden, nämlich<br />

in mehr als 2/3 der Artikel,<br />

die sich mit Gentechnik beschäftigen.<br />

Die Vermutung,<br />

dass es insbesondere<br />

die „Boulevardpresse“ ist,<br />

die sich den Risikoaspekten<br />

widmet, erweist sich als unzutreffend.<br />

Im Gegenteil,<br />

nur rund 1/5 der Artikel<br />

dieser Zeitungen beschäftigen<br />

sich mit dieser Dimension<br />

des Themas. Von einer<br />

Übertreibung der Risikoaspekte<br />

kann vor diesem<br />

Hintergrund nicht gesprochen<br />

werden.<br />

Die österreichische<br />

Medienlandschaft unterscheidet<br />

sich diesbezüglich<br />

nicht vom internationalen<br />

Umfeld. Weder in<br />

Deutschland, Frankreich,<br />

den USA und Großbritannien<br />

wurde Gentechnik als<br />

ein extremes Konfliktthema<br />

ausgeschlachtet. Vor<br />

NEUE BIOTECHNOLOGIEN<br />

allem medizinische Anwendungen haben<br />

eine durchaus „positive Presse“, insbesondere<br />

ist das im Rahmen der Bekämpfung<br />

von AIDS und Krebs der Fall (Kohring et<br />

al., 1999).<br />

Österreichische Besonderheiten<br />

Worin sich Österreich allerdings erheblich<br />

unterscheidet, ist die Vorherrschaft des<br />

Themas Landwirtschaft und Lebensmittel.<br />

Die Einstellung der ÖsterreicherInnen<br />

gegenüber dem Thema Gentechnik<br />

kommt damit nicht nur, wie Helge Torgersen<br />

von der österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften formuliert hat, aus dem<br />

Bauch, sondern sie geht auch durch den<br />

Magen. In den USA, Frankreich und Großbritannien<br />

rangiert Landwirtschaft an vorletzter<br />

Stelle. In diesen Ländern dominiert<br />

die Berichterstattung über medizinische<br />

Forschung. Lediglich in Deutschland findet<br />

sich die Landwirtschaft auf Platz zwei<br />

20<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

des Medieninteresses.<br />

Vor allem die Risikodebatte wird in<br />

den österreichischen Medien vom Anwendungsbereich<br />

Landwirtschaft und Lebensmittel<br />

dominiert, und zwar in allen vier<br />

analysierten Tageszeitungen. Neben vielen<br />

Gemeinsamkeiten gibt es freilich auch<br />

Unterschiede zwischen den vier untersuchten<br />

österreichischen Tageszeitungen. Die<br />

Berichterstattung über das Thema Gentechnik<br />

ist in den „Qualitätszeitungen“<br />

nicht nur allgemein weitaus umfangreicher<br />

und detaillierter, sondern im besonderen<br />

auch was die Erörterung von Risikoaspekten<br />

betrifft.<br />

Charakteristika medialer<br />

Berichterstattung<br />

Medien müssen in unserer schnelllebigen<br />

Zeit effizient kommunizieren. Langwierige<br />

Erklärungen finden daher in der Tagespresse<br />

<strong>of</strong>t keinen Platz. Charakteristisch für<br />

die mediale Berichterstattung<br />

ist daher, dass im Zusammenhang<br />

mit verschiedenen<br />

Anwendungen<br />

der Gentechnik vielfach<br />

zwar auf die Existenz von<br />

Risiken hingewiesen wird,<br />

ohne allerdings genauer zu<br />

erklären, worin diese eigentlich<br />

bestehen. Was gefährlich<br />

ist und warum,<br />

darüber kann man als LeserIn<br />

<strong>of</strong>tmals nur Vermutungen<br />

anstellen. Auf diese<br />

Weise wird der Begriff<br />

„Gentechnik“ gewissermaßen<br />

mit dem Vorhandensein<br />

von Risiken<br />

gleichgesetzt und damit zu<br />

einer Metapher für negativen<br />

Folgen gentechnischer<br />

Verfahren und Anwendungen.<br />

In der medialen<br />

Berichterstattung werden<br />

nur selten Begründungen,<br />

Erklärungen oder zusätzliche<br />

Informationen gegeben,<br />

die ein wenig mehr<br />

darüber erfahren lassen,<br />

was, warum, in welcher<br />

Weise, in Bezug worauf,<br />

mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

und welchem Gefahrenpotenzial<br />

negative<br />

Bezahlte Anzeige


Konsequenzen haben könnte. Ein möglicher<br />

Grund dafür liegt in der Funktion<br />

der Tagespresse, schnell kurz und prägnant<br />

zu informieren. Mehr wird von den LeserInnen<br />

im Grunde nicht erwartet und detaillierte<br />

Erläuterungen werden zudem nur<br />

selten gelesen, dafür fehlt den meisten die<br />

Zeit.<br />

Mit beständiger Regelmäßigkeit kann<br />

man lesen, dass auch in Österreich Produkte<br />

aus gentechnisch veränderten Organismen<br />

zum Einsatz kommen (durch Importe,<br />

Futtermittel oder Zusatzst<strong>of</strong>fe), dennoch<br />

wird so gut wie nie erwähnt, warum<br />

darin ein Problem bestehen sollte. Vielmehr<br />

wird hier mit einer unausgesprochenen<br />

Gleichsetzung von „Anwendung ist<br />

gleich Gefahr“ operiert. Oft liest man, dass<br />

in Lebens- oder Futtermittel Spuren gentechnisch<br />

veränderter Organismen gefunden<br />

wurden. Berichtet wird, dass sie gefunden<br />

wurden, ob oder warum hierbei ein Risiko<br />

enthalten ist oder sein könnte, erfährt<br />

man nur selten. Ähnliches gilt für die<br />

Kennzeichnungsproblematik, eine fehlende<br />

Kennzeichnung steht gewissermaßen<br />

im Verdacht, ein Risiko bewusst verschweigen<br />

zu wollen.<br />

Ohne zusätzliche Informationen,<br />

bleibt den LeserInnen von Tageszeitungen<br />

die Kenntnis der Gründe bzw. der genauen<br />

Auswirkungen möglicher Risiken weitgehend<br />

verborgen. Auf diese Weise trägt mediale<br />

Berichterstattung nicht unbeträchtlich<br />

dazu bei, dass es zu einer „uninformierten“<br />

Risikowahrnehmung kommt.<br />

„Qualitätspresse“ zeichnet sich aus dieser<br />

Perspektive dadurch aus, Risikodimensionen<br />

gentechnischer Anwendungen nicht<br />

einfach kommentarlos zu konstatieren,<br />

sondern zu erläutern, worin sie bestehen.<br />

Dennoch finden sich auch im „Standard“<br />

und der „Presse“ eine Fülle von impliziten<br />

Risikometaphern.<br />

Probleme unausgesprochener<br />

Risikoaspekte<br />

Wie die psychologische Risik<strong>of</strong>orschung<br />

zeigt, wird die Wahrnehmung von Risiken<br />

davon beeinflusst, ob man die Auswirkungen<br />

einer Technologie kennt und wie gut<br />

man darüber Bescheid weiß. Unbekanntheit<br />

und Unsicherheit tragen zu einer erhöhten<br />

Wahrnehmung auch von „objektiv“<br />

geringen Risiken bei. Aus dieser Perspektive<br />

ist eine explizite und ausführliche<br />

NEUE BIOTECHNOLOGIEN<br />

Erläuterung von Risikoaspekten eher dazu<br />

geeignet, zu einer „realistischeren“ Risikowahrnehmung<br />

beizutragen.<br />

Sicherlich gibt es Gründe, die den<br />

knappen Stil der Tagespresse plausibel erscheinen<br />

lassen. Beispielsweise wird in regelmäßigen<br />

Abständen über Statements<br />

und Aktionen diverser NGO’s und Umweltschutzorganisationen<br />

berichtet, ohne<br />

jedoch näher auf deren Argumente einzugehen.<br />

Die Berichterstattung bekommt<br />

dadurch einen scheinbar „objektiven“<br />

Charakter, wenn sie dabei bleibt, Positionen<br />

verschiedener Interessengruppen<br />

wiederzugeben, ohne sich ausführlich deren<br />

Argumenten zu widmen. Auf diese<br />

Weise bringt die spezifische Eigenlogik des<br />

Printmediengewerbes eine Berichterstattung<br />

über Gentechnik hervor, die zu einer<br />

„unrealistischen“ Risikowahrnehmung<br />

beiträgt. Ironischerweise ist es weniger, wie<br />

<strong>of</strong>tmals vermutet, die Übertreibung von<br />

Risikoaspekten, sondern eher das Gegenteil,<br />

deren tendenzielle Ausblendung, die<br />

dazu führt.<br />

Mit anderen Worten, die Frage, ob die<br />

Risikodimension der Gentechnik in den<br />

Medien übertrieben wird, führt zum Teil<br />

am Problem vorbei. Es besteht in gewisser<br />

Weise weniger darin, wie Risikoaspekte<br />

dargestellt werden, sondern vielmehr<br />

darin, wie solche nicht dargestellt werden.<br />

Problematisch ist, dass Risikoaspekte vielfach<br />

nur implizit angedeutet werden oder,<br />

dass sich die Berichterstattung auf den<br />

nicht weiter erläuterten Umstand ihrer<br />

möglichen Existenz beschränkt.<br />

LeserInnen<br />

Wie einschlägige Untersuchungen zeigen,<br />

ist eine Informationsweise, die sich auf den<br />

medialen Bereich beschränkt, nur unzureichend<br />

geeignet, tatsächlich zu einem Wissenszuwachs<br />

beizutragen. Viel eher dient<br />

mediale Information der Affektabwehr<br />

und suggeriert den LeserInnen lediglich<br />

das Gefühl, informiert zu sein (Finger,<br />

1994).<br />

Zugleich deutet sich hier aber auch an,<br />

dass es nicht allein auf die inhaltliche Qualität<br />

der Artikel einer bestimmten Tageszeitung<br />

ankommt, sondern in gleichem Maße<br />

auch darauf, wie diese gelesen werden. Damit<br />

sei auf die Bedeutung des Leseverhaltens<br />

hingewiesen. Zeitungen werden, wie<br />

man weiß, durchaus nicht immer sorgfäl-<br />

21<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

tig gelesen, sondern <strong>of</strong>tmals bloß rasch<br />

„überflogen“. Damit ist eine pr<strong>of</strong>unde Reportage<br />

zwar eine notwendige, doch keinesfalls<br />

eine hinreichende Bedingung, um<br />

eine qualitativ hochwertige Informationsvermittlung<br />

mit Hilfe medialer Berichterstattung<br />

zum Thema Gentechnik erzielen<br />

zu können.<br />

Abschließend kann damit verdeutlicht<br />

werden, dass qualitativ hochwertige Berichterstattung<br />

in den Medien sicherlich zu<br />

einer „realistischeren“ Risikowahrnehmung<br />

von Anwendungen im Bereich der<br />

Gentechnik beitragen kann. Dies wird vor<br />

allem dann möglich, wenn sich mediale<br />

Darstellungen ausführlicher mit den Folgeaspekten<br />

der Gentechnik befassen, diese<br />

für die LeserInnen verständlich machen<br />

und in ihrer Meinungsvielfalt darstellen.<br />

Zur Akzeptanzbeschaffung sind mediale<br />

Informationskampagnen vor diesem<br />

Hintergrund eher nicht geeignet, vor allem<br />

dann nicht, wenn sie sich vorwiegend auf<br />

die Darstellung der Chancen und Nutzenaspekte<br />

gentechnischer Anwendungen beschränken.<br />

Von der Öffentlichkeit werden<br />

solche Beiträge vielfach als tendenziös<br />

wahrgenommen und erzeugen eher Skepsis<br />

und Ablehnung. Letztlich kann nur eine<br />

differenzierte Berichterstattung zum<br />

Thema Gentechnik zu einer differenzierten<br />

Einstellung und realistischen Risikoeinschätzung<br />

führen.<br />

Anmerkung:<br />

1 Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse<br />

der Untersuchung wird Ende <strong>2001</strong> im Rahmen<br />

der Schriftenreihe des IFF/<strong>IFZ</strong> publiziert.<br />

Literatur:<br />

Finger, M. (1994): From Knowledge to Action?<br />

Exploring the Relationship Between Environmental<br />

Experience, Learning, and Behaviour. In:<br />

Journal <strong>of</strong> Social Issues, Vol. 50, No. 3.<br />

Kohring, M., Görke, A., Ruhrmann, G. (1999):<br />

Das Bild der Gentechnik in den internationalen<br />

Medien – eine Inhaltsanalyse meinungsführender<br />

Zeitschriften. In: Hampel, J., Renn, O. (Hg.):<br />

Gentechnik in der Öffentlichkeit. Wahrnehmung<br />

und Bewertung einer umstrittenen Technologie.<br />

Campus Verlag: Frankfurt-New York,<br />

S.292-316. ■


Seit 1999 wird vom IFF/<strong>IFZ</strong> <strong>Graz</strong> im Juli<br />

eine einwöchige Sommerakademie mit<br />

dem Ziel veranstaltet, theoretische Konzepte<br />

aus der Wissenschafts- und Technikforschung<br />

mit praktischen Fragen der<br />

Technikgestaltung und Technologiepolitik<br />

zu verbinden. Die diesjährige Veranstaltung<br />

beschäftigte sich mit Möglichkeiten,<br />

bestehende und potenzielle NutzerInnen<br />

stärker in die Gestaltung technischer Innovationen<br />

einzubinden. Die Konzeption der<br />

Veranstaltung wurde durch einen internationalen<br />

wissenschaftlichen Beirat unterstützt<br />

sowie durch eine formelle Kooperation<br />

mit der niederländischen <strong>University</strong> <strong>of</strong><br />

Twente, Centre for Studies <strong>of</strong> Science,<br />

<strong>Technology</strong> and Society (WMW), und der<br />

Budapest <strong>University</strong> <strong>of</strong> <strong>Technology</strong> and<br />

Economics, Department <strong>of</strong> Innovation<br />

Studies and History <strong>of</strong> <strong>Technology</strong>.<br />

Die Vorträge und die daran anschließenden<br />

Diskussionen bezogen sich auf drei<br />

Ebenen der Frage der NutzerInnenbeteiligung:<br />

1. Welche Rolle spielen NutzerInnen<br />

im Rahmen sozialwissenschaftlicher und<br />

ökonomischer Konzepte technischer Innovationen?<br />

Diese Frage ist ins<strong>of</strong>ern aktuell,<br />

als in den letzten Jahren eine wachsende<br />

Gruppe von TechnikforscherInnen ihre<br />

Aufmerksamkeit auf die nicht nur passive<br />

Rolle von NutzerInnen in der Aneignung<br />

von Technologien hinwendet: in deren<br />

symbolischer Besetzung und den Formen<br />

des Gebrauchs, die sich erst im Laufe der<br />

Nutzung von Technologien herausbilden<br />

und auf den Innovationsprozess rückwir-<br />

AUS DEM <strong>IFZ</strong><br />

International Summer Academy on <strong>Technology</strong><br />

Studies<br />

User Involvement in Technological Innovation<br />

Vom 8. - 13. Juli dieses Jahres fand auf der Burg<br />

Deutschlandsberg die dritte vom IFF/<strong>IFZ</strong> organisierte<br />

Internationale Sommerakademie statt, die<br />

sich mit der Rolle von End-NutzerInnen in Innovationsprozessen<br />

beschäftigte.<br />

ken. Gleichzeitig wurde der Begriff „Nutzer“<br />

durchaus kontrovers diskutiert, handelt<br />

es sich doch einerseits um eine sehr<br />

heterogene Kategorie, andererseits um eine<br />

Reduktion sozialer Akteure auf eine tendenziell<br />

ökonomisch definierte Kategorie.<br />

2. Kann diese aktive Rolle von NutzerInnen<br />

in Strategien der politischen Technikgestaltung<br />

verstärkt berücksichtigt werden?<br />

Eine Reihe von Beiträgen setzte sich<br />

mit der Frage auseinander, wie ein institutioneller<br />

Rahmen für die Verbesserung von<br />

sozialen Lernprozessen zwischen den an<br />

der Technikentwicklung beteiligten Akteuren<br />

und EndnutzerInnen geschaffen werden<br />

kann. Im Rahmen von Konzepten wie<br />

„strategischem Nischenmanagement“<br />

oder „konstruktiver Technikfolgenabschätzung“<br />

geht es dabei um die Schaffung<br />

eines frühzeitigen Nexus zwischen DesignerInnen<br />

und anderen von der jeweiligen<br />

Technologie betr<strong>of</strong>fenen Akteuren sowie<br />

um die Evaluation begrenzter Anwendungsexperimente<br />

von Technologien, die<br />

Lernprozesse über die Änderung des Nutzungsmusters<br />

von Produkten im Zuge ihrer<br />

Verwendung ermöglichen.<br />

3. Bedeutet NutzerInnenbeteiligung<br />

eine Demokratisierung von Technikgestaltung?<br />

Diese Ebene der Diskussionen verschiebt<br />

das Bild vom „user“ zum „citizen“.<br />

Während NutzerInnenbeteiligung an technischen<br />

Innovationen sich stärker auf die<br />

Gestaltung einer spezifischen Technologie<br />

und des Umgangs von NutzerInnen mit<br />

diesen Produkten bezieht, geht es auf dieser<br />

Ebene um NutzerInnen als aktive Staats-<br />

22<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

bürgerInnen und um Technikgestaltung als<br />

gesellschaftspolitische Fragestellung.<br />

Ein Ziel der Sommerakademie ist es<br />

auch, die Forschungs-„Communities“ aus<br />

mittel- und osteuropäischen Ländern mit<br />

westeuropäischen und anderen Staaten<br />

stärker in Kontakt zu bringen. Dies gelang<br />

auch heuer mit Unterstützung des<br />

BMBWK, das für 10 TeilnehmerInnen aus<br />

Ungarn, Tschechien, Bulgarien und Lettland<br />

ein Stipendium ermöglichte. Das<br />

Spektrum der weiteren TeilnehmerInnen<br />

reichte von Kanada, USA, Australien bis zu<br />

einer Reihe von westeuropäischen Staaten.<br />

Finanziert wurde die Organisation und<br />

Durchführung der Sommerakademie<br />

durch die Wissenschaftsabteilung des Landes<br />

Steiermark, der wir auf diesem Weg<br />

nochmals unseren Dank ausdrücken<br />

möchten.<br />

Das Konzept der Sommerakademie<br />

erwies sich wie bereits in den letzten Jahren<br />

als sehr erfolgreich. So ermöglicht die Verbindung<br />

theoretischer Analysen mit politisch<br />

orientierten Fragestellungen engagierte<br />

Diskussionen und Perspektiven, die<br />

im akademischen Alltag <strong>of</strong>t untergehen.<br />

Auch die sonstigen Rahmenbedingungen<br />

tragen zum sehr positiven Feedback der<br />

TeilnehmerInnen (Gesamtbewertung 4,5<br />

aus 5) bei: die begrenzte, aber international<br />

breit gestreute TeilnehmerInnenzahl; der<br />

Umstand, dass alle TeilnehmerInnen selbst<br />

ein Paper präsentieren müssen; das wunderschöne<br />

Ambiente der Burg Deutschlandsberg,<br />

die in dieser Woche inklusive<br />

Burghotel und Restaurant nur für die Sommerakademie<br />

da ist; und nicht zuletzt die<br />

intellektuell anregende Wirkung des „pink<br />

Styrian wine“. ■<br />

Harald Rohracher<br />

E-mail: rohracher@ifz.tu-graz.ac.at


Personalia<br />

Christine Wächter wurde im Juli an der Universität<br />

Klagenfurt für ihre Habilitationsschrift<br />

„Technik-Bildung und Geschlecht.<br />

Ursachen für die Unterrepräsentanz von<br />

Frauen in hochqualifizierten Technikberufen<br />

und Ansätze zur Veränderung“ die Venia für<br />

das Fach „Weiterbildung“ verliehen. Sie ist<br />

die erste Dozentin am IFF/<strong>IFZ</strong>.<br />

AUS DEM <strong>IFZ</strong><br />

23<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Seit September <strong>2001</strong> ist Susanne Bruner wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Projektbereich<br />

„Energie und Klima“ des IFF/<strong>IFZ</strong>.<br />

Studium: Architektur an der Technischen<br />

Universität <strong>Graz</strong>.<br />

Tel: +43(0)316/813909-15<br />

E-mail: bruner@ifz.tu-graz.ac.at<br />

Yearbook <strong>2001</strong><br />

<strong>of</strong> the Institute for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong> and Society<br />

Arno Bammé, Günter Getzinger, Bernhard<br />

Wieser (eds.): Yearbook <strong>2001</strong><strong>of</strong> the Institute<br />

for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong><br />

and Society. München/Wien: Pr<strong>of</strong>il-Verlag<br />

<strong>2001</strong>, 249S., öS200,-/€14,53.<br />

Das kürzlich erschienene englischsprachige<br />

Jahrbuch des vom IFF/<strong>IFZ</strong> getragenen<br />

Interdisziplinären Kollegs für Wissenschafts-<br />

und Technikforschung (Institute<br />

for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong><br />

and Society) ist eine Premiere: Erstmals<br />

legen die internationalen Fellows des Kollegs<br />

Rechenschaft über die wissenschaftliche<br />

Arbeit während ihres mehrmonatigen Aufenthaltes<br />

in <strong>Graz</strong> ab. Die AutorInnen stammen<br />

aus Bulgarien, Deutschland, Italien,<br />

■ Christine Wächter<br />

Technik-Bildung und Geschlecht I<br />

(SE, 2st.)<br />

Vorbesprechung: Mittwoch, 3. Oktober<br />

<strong>2001</strong>, 16.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />

■ Armin Spök, Jürgen Suschek-Berger<br />

Grundlagen der Technikfolgenabschätzung<br />

(PS, 2st.)<br />

Vorbesprechung: Montag, 8. Oktober<br />

<strong>2001</strong>, 15.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />

Kroatien, Neuseeland, Österreich, Schweiz,<br />

Russland und Ungarn.<br />

Der Themenbogen ist weit gespannt:<br />

❑ Frauen und Technik<br />

❑ Gen- und Biotechnologie<br />

❑ Innovationsforschung<br />

❑ Ökologie – Ökonomie – Technik<br />

❑ Selbstorganisation<br />

❑ Technik und Bildung<br />

❑ Technik und Entwicklungszusammenarbeit<br />

❑ Technikbewertung<br />

❑ Technikfolgenabschätzung<br />

❑ Technologiepolitik<br />

Insgesamt ermöglicht das Yearbook einen<br />

vielfältigen Einblick in aktuelle Fragen<br />

■ Ines Oehme, Armin Spök, Jürgen<br />

Suschek-Berger<br />

Technik und Gesellschaft (SE, 2st.)<br />

Vorbesprechung: Montag, 8. Oktober<br />

<strong>2001</strong>, 16.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />

■ Günter Getzinger, Harald Rohracher<br />

Einführung in die Technikphilosophie<br />

(VO, 2st.; KO, 1st.)<br />

Vorbesprechung: Montag, 8. Oktober<br />

<strong>2001</strong>, 17.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />

der interdisziplinären Technik- und Wissenschaftsforschung.<br />

Das Yearbook kann mittels Kupon<br />

(siehe Seite29) bestellt werden.<br />

IFF/<strong>IFZ</strong>-Lehrveranstaltungen im ws <strong>2001</strong>/2002<br />

Alle Vorbesprechungen am IFF/<strong>IFZ</strong> finden im Seminarraum, Schlögelgasse2,<br />

Hochparterre, statt. Weitere Informationen zu den Lehrveranstaltungen erhalten<br />

Sie bei den jeweiligen LeiterInnen:<br />

IFF/<strong>IFZ</strong>, Schlögelgasse 2, 8010 <strong>Graz</strong>, Tel. 0316/813909-0, Fax: 0316/810274,<br />

E-mail: iff@ifz.tu-graz.ac.at., Web: http://www.ifz.tu-graz.ac.at<br />

■ Günter Getzinger, Manfred Heindler,<br />

Karl Snieder<br />

Soziale Technik 1: Kontroll-Technik<br />

(PS, 2st.)<br />

Vorbesprechung:<br />

Mittwoch, 17. Oktober <strong>2001</strong>,<br />

17.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />

■ Ulrike Felt<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit<br />

(SE, 1st.)<br />

Vorbesprechung:<br />

Montag, 22. Oktober <strong>2001</strong>,<br />

11.30 Uhr<br />

Ort: Interdisziplinäres Kolleg für Wissenschafts-<br />

und Technikforschung,<br />

Kopernikusgasse 9/III, Seminarraum.


Green Products<br />

Informationen zur ökologischen<br />

Beschaffung und Produktbewertung<br />

Richtlinie des Österr. Umweltzeichens<br />

– Energiesparlampen<br />

Europaweit werden in Haushalten cirka<br />

17% der elektrischen Energie durch Beleuchtung<br />

verbraucht. Rund 1,4 Milliarden<br />

herkömmliche Glühlampen werden<br />

jährlich gekauft – diese erzeugen jedoch<br />

nur ein Viertel des benötigten Lichts. 75%<br />

der Lichtausbeute stammt aus energiesparenden<br />

Leuchtst<strong>of</strong>fröhren und Kompaktleuchtst<strong>of</strong>flampen.<br />

Dazu werden pro Jahr<br />

insgesamt nur 475 Millionen Stück benötigt,<br />

das ist rund 25% der jährlichen Verkaufsmenge<br />

aller Lampen. Diese Zahlen<br />

verdeutlichen, dass die Verwendung von<br />

Energiesparlampen eine große Entlastung<br />

der Umwelt bedeuten.<br />

Doch nicht alle Energiesparlampen<br />

sind gleich. Parameter wie Energieeffizienz,<br />

Langlebigkeit oder Quecksilbergehalt geben<br />

Auskunft darüber, wie umweltfreundlich<br />

eine Energiesparlampe ist. Nur 4 Hersteller<br />

dominieren den Weltmarkt, das Österreichische<br />

Umweltzeichen antwortet auf<br />

die Herausforderung der Globalisierung<br />

und geht neue Wege. Auf Empfehlung des<br />

Umweltzeichen-Fachausschusses beschloss<br />

der Umweltzeichenbeirat, die EU Eco-Label<br />

Richtlinie 008 „Lampen“ als Richtlinie<br />

UZ 47 „Energiesparlampen“ zur Vergabe<br />

des Österreichischen Umweltzeichens zu<br />

veröffentlichen. Damit besteht für Hersteller<br />

erstmals die Möglichkeit, ein bekanntes<br />

nationales Umweltzeichen und das europäische<br />

Eco-Label gleichzeitig zu nutzen.<br />

Schlüsselkriterien und damit verbundene<br />

Umweltvorteile dieser Richtlinie<br />

sind: Energieeffizienz, Langlebigkeit und<br />

Helligkeit nach Erreichen der deklarierten<br />

Lebensdauer, minimaler Quecksilbergehalt.<br />

Herkömmliche Glühlampen verbrauchen<br />

etwa fünf mal so viel Strom wie Energiesparlampen.<br />

Obwohl Leuchtst<strong>of</strong>fröhren<br />

und Kompaktleuchtst<strong>of</strong>flampen<br />

Quecksilber enthalten, gelangt durch die<br />

MAGAZIN<br />

eingesparte Energie in Summe weniger<br />

Quecksilber in die Umwelt. Die Quelle der<br />

Quecksilberemissionen sind Braunkohle-<br />

Kraftwerke.<br />

Insgesamt wird für den Strombedarf<br />

einer herkömmlichen 100 Watt Glühbirne<br />

die Umwelt mit ca. 35g Quecksilber belastet,<br />

während eine Energiesparlampe<br />

gleicher Helligkeit eine Belastung von ca.<br />

7g verursacht. Zusammen mit jenen 6g,<br />

die eine Kompaktleuchtst<strong>of</strong>flampe maximal<br />

enthalten darf, entsteht eine Gesamtbelastung<br />

von 13g – also rund zwei Drittel<br />

weniger.<br />

Nun sind die Hersteller am Zug. Man<br />

darf gespannt sein, ob sie die neue Chance<br />

nutzen, den Umweltvorteil Ihrer Energiesparlampen<br />

in Österreich und in Europa zu<br />

kommunizieren.<br />

Weitere Informationen:<br />

VKI, Verein für Konsumenteninformation,<br />

Abteilung Dienstleistungen<br />

DI Gerhard Plunder<br />

Tel.: +43(0)1/588 77-255;<br />

Fax: DW 99 255<br />

E-mail: ecolabel@vki.or.at<br />

http://www.umweltzeichen.at<br />

Empfehlenswerte Web-Sites<br />

Umweltfreundliche Büroartikel:<br />

http://www.memo.de<br />

Täglich werden im Büro eine Vielzahl von<br />

Büroartikeln genutzt, denen <strong>of</strong>t wenig Aufmerksamkeit<br />

geschenkt wird. Bei Büromaterialien<br />

handelt es sich durchwegs um<br />

kurzlebige Produkte. Daher ist es aus ökologischer<br />

und gesundheitlicher Sicht relevant,<br />

darauf zu achten, aus welchen Werkst<strong>of</strong>fen<br />

das Produkt gefertigt ist und welche<br />

Inhaltsst<strong>of</strong>fe es enthält. Eine Unterstützung<br />

bei der Orientierung bietet „memo –<br />

Der Firmenausstatter für Umweltbewusste“.<br />

Memo hat ein ausgesuchtes Sortiment,<br />

welches nach ökologischen Kriterien<br />

optimiert ist. Und was besonders wichtig<br />

ist, memo bietet eine ausführliche Pro-<br />

24<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Beschaffungs<br />

Service<br />

Austria<br />

Tel.: +43(0)316/813909-9<br />

E-mail: beschaffung@ifz.tu-graz.ac.at<br />

http://www.ifz.tu-graz.ac.at/bsa/<br />

duktinformation. Da die Firma in<br />

Deutschland angesiedelt ist, wird eine Bestellung<br />

für viele eher zu aufwendig und infolge<br />

des Transportaufwandes teilweise<br />

auch ökologisch nicht sinnvoll sein. Jedoch<br />

bietet der Katalog und die homepage von<br />

memo eine gute Orientierung, denn die<br />

Produkte finden Sie auch am österreichischen<br />

Markt.<br />

Koordinationsgruppe Ökologisch Bauen<br />

– Ein Netzwerk in der Schweiz:<br />

http://www.eco-bau.ch/<br />

Die Koordinationsgruppe Ökologisch<br />

Bauen (köb) ist ein informeller Zusammenschluss<br />

von Bauämtern der<br />

Schweiz. In der 1989 gegründeten Gruppe<br />

sind heute rund dreißig Bauämter vereinigt.<br />

Ziel des Netzwerkes ist es, das ökologische<br />

Bauen im Sinne der Nachhaltigkeit zu<br />

fördern und zu unterstützen. Das organisatorische<br />

Leitmotiv der köb ist die partnerschaftliche<br />

Arbeit nach dem Motto „Jedes<br />

köb-Mitglied handelt als Amtsvertreter in<br />

eigener Verantwortung im Sinne der gemeinsamen<br />

Zielsetzung“. Die köb hat keinen<br />

Präsidenten und führt kein eigenes Sekretariat.<br />

Seit kurzem ist die köb auch im Internet<br />

zu finden und bietet dort eine Reihe ihrer<br />

Materialien zum Download an:<br />

❑ Merkblatt Ökologisch Bauen – Planung,<br />

Projektierung, Architekturwettbewerbe<br />

nach SNARC (Systematik zur Beurteilung<br />

der Nachhaltigkeit im Architekturwettbewerb<br />

und bei Studienaufträgen)<br />

❑ BKP-Merkblätter (Merkblätter nach<br />

Baukostenplan mit Grundsätzen und<br />

Empfehlungen für Materialentscheide).<br />

Energie<strong>of</strong>fice:<br />

http://www.energy<strong>of</strong>fice.org<br />

Diese Seite ist ein Gemeinschaftsprodukt<br />

aus fünf europäischen Ländern und informiert<br />

über zahlreiche Möglichkeiten, bei<br />

der täglichen Büroarbeit ohne viel Geld<br />

Energie zu sparen. ■


Biotech-News<br />

Aktuelle Nachrichten über<br />

Gen- und Biotechnologien<br />

Weltweiter Anstieg der<br />

Anbauflächen<br />

Weltweit ist auch im Jahr 2000 wieder ein<br />

Anstieg der Anbauflächen mit gentechnisch<br />

veränderten Nutzpflanzen zu verzeichnen.<br />

Insgesamt sind auf 44,2 Mio. ha<br />

transgene Sorten angebaut worden, was einen<br />

Zuwachs von 4,3 Mio. ha im Vergleich<br />

zum Jahr 1999 bedeutet. Betrachtet man<br />

jene Pflanzenarten, die den Hauptanteil<br />

der transgenen Sorten ausmachen (Soja,<br />

Baumwolle, Mais und Raps), so ergibt sich<br />

ein differenziertes Bild:<br />

❑ Soja: Anstieg der Fläche um 4,2Mio. ha<br />

auf insgesamt 25,8Mio.ha, was vor allem<br />

im verstärkten Anbau von transgenen Soja<br />

in Argentinien seine Ursache hat<br />

❑ Baumwolle: Anstieg auf 5,3 Mio. ha<br />

(+1,6; v.a. Zuwachs in den USA auf 72%<br />

der Baumwollflächen).<br />

❑ Mais: Erstmals Rückgang der Flächen<br />

auf 10,3 Mio. ha (-0,8 Mio. ha).<br />

❑ Raps: Rückgang der Flächen auf<br />

2,8Mio.ha (-0,6 Mio. ha; v.a. in Kanada<br />

wurden wesentlich weniger transgene Sorten<br />

angebaut).<br />

Was den Ländervergleich betrifft, so liegen<br />

99% der Flächen mit transgenen Nutzpflanzen<br />

in den USA, in Argentinien, in<br />

Kanada und in China, gefolgt von Australien<br />

und Südafrika mit 100.000 ha.<br />

Quelle: TransGen, www.transgen.de,<br />

20.09.<strong>2001</strong><br />

EU-Kommission beschliesst neue<br />

Verordnung<br />

Die Europäische Kommission hat Ende<br />

Juli einen neuen Richtlinienvorschlag zur<br />

Kennzeichnung und Nachweisbarkeit aller<br />

Lebensmittel- und Futtermittelprodukte,<br />

die unter Verwendung von gentechnisch<br />

veränderten Organismen hergestellt wurden,<br />

vorgelegt.<br />

Die wichtigsten Punkte des neuen<br />

Vorschlags sind:<br />

MAGAZIN<br />

❑ Futtermittel aus GVOs werden Lebensmitteln<br />

gleich gestellt.<br />

❑ Anträge sollen in Zukunft bei der neuen<br />

europäischen Lebensmittelaufsichtsbehörde<br />

eingebracht werden.<br />

❑ Ausweitung der Kennzeichnungspflicht<br />

auch auf Produkte, bei denen die gentechnische<br />

Veränderung nicht mehr nachgewiesen<br />

werden kann (Prozesskennzeichnung)<br />

❑ Zulassung auf 10 Jahre.<br />

❑ Schwellenwert von 1% für unbeabsichtigte<br />

und nicht vermeidbare Verunreinigung<br />

mit nicht genehmigten GVO-Bestandteilen.<br />

Dem Beschluss der EU-Kommission<br />

folgen nun umfangreiche Verhandlungen<br />

im europäischen Parlament und dem Ministerrat.<br />

Quelle: Gentechnik Nachrichten 25, Öko-<br />

Institut; Transgen, www.transgen.de,<br />

21.09.<strong>2001</strong><br />

ÖsterreicherInnen fühlen sich<br />

uninformiert<br />

Das Ergebnis einer vom Institut für Energiepolitik<br />

und Umweltverbesserung in<br />

Auftrag gegebenen Studie ist, dass sich zwei<br />

Drittel der ÖsterreicherInnen bei den Themen<br />

Biotechnologie und Gentechnik<br />

nicht ausreichend informiert fühlen. Die<br />

Studie wurde von der Sozialwissenschaftlichen<br />

Studiengesellschaft von Mai bis Juni<br />

dieses Jahres durchgeführt, es wurden<br />

3.100 ÖsterreicherInnen befragt. Ein weiteres<br />

Ergebnis ist weiters, dass die Meinung,<br />

ausreichend Bescheid zu wissen, mit<br />

dem Grad der Schulbildung steigt. So klagen<br />

z.B. 74 % der Facharbeiter über Uninformiertheit,<br />

56% der Selbstständigen geben<br />

an, über diese Themen ausreichend<br />

Bescheid zu wissen.<br />

Als Informationsquellen werden zu 74%<br />

das Fernsehen, zu 46% das Radio und zu<br />

80% österreichische Zeitungen verwendet.<br />

Quelle: Salzburger Nachrichten, 16.08.<br />

<strong>2001</strong><br />

25<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Tel.: +43(0)316/813909-8<br />

E-mail: infogen@ifz.tu-graz.ac.at<br />

http://www.infogen.at<br />

Erstes Fisch-Patent<br />

Das Europäische Patentamt (EPA) in<br />

München hat vor kurzem das erste Patent<br />

(EP 578.653) auf gentechnisch veränderte<br />

Lachse und andere Fische erteilt. Den Antrag<br />

auf Erteilung eines Patents für Fische<br />

mit Genen eines Wachstumshormons<br />

stellte die kanadische Firma Seabright.<br />

Das EPA beruft sich in seiner Entscheidung<br />

auf die EU-Patent-Richtlinie, die<br />

1998 beschlossen wurde und die die Patentierung<br />

von Tieren erlaubt. In diesem<br />

Zusammenhang kritisierte die Umweltschutzorganisation<br />

Greenpeace, dass die<br />

Richtlinie noch nicht vollständig umgesetzt<br />

wurde. Das EPA entgegnete, dass die<br />

Richtlinie vom Patentamt 1999 übernommen<br />

wurde und damit „geltendes<br />

Recht“ sei. Die Anwendung und Umsetzung<br />

des Patents sei Sache des nationalen<br />

Gesetzgebers.<br />

Quelle: APA, 10.09.<strong>2001</strong><br />

Best <strong>of</strong> Biotech – erste Resultate<br />

Vor kurzem wurden die Ergebnisse der<br />

Phase 2 des in Österreich beheimateten<br />

internationalen Business-Wettbewerbs für<br />

Life Sciences „BOB – Best <strong>of</strong> Biotech“ präsentiert.<br />

Insgesamt wurden 10 Sieger-Projekte,<br />

die nun den Schritt zur Unternehmensgründung<br />

machen, mit je<br />

öS20.000,- prämiert. Drei der Gewinnerprojekte<br />

kommen aus Innsbruck, je eines<br />

aus <strong>Graz</strong> und Salzburg, und die restlichen<br />

fünf aus Wien. Der Gewinner der nun folgenden<br />

Phase 3 bekommt den Hauptpreis<br />

von öS 500.000,-. In der Phase 2 wurden<br />

mehr als 100 Projekte eingereicht. Mit<br />

71% der eingereichten Projekte ist der Bereich<br />

der medizinischen Biotechnologie<br />

am stärksten vertreten, gefolgt vom Bereich<br />

der Agrarbiotechnologie (12%), der<br />

Bio- und Medizintechnik (8%) und Services<br />

(8%).<br />

Quelle: Best <strong>of</strong> Biotech, 06.09.<strong>2001</strong>


Simon Guy, Direktor des „Centre for<br />

Urban <strong>Technology</strong>“ an der <strong>University</strong><br />

<strong>of</strong> Newcastle, und Elisabeth Shove, Direktorin<br />

des Centre for Science Studies an der<br />

<strong>University</strong> <strong>of</strong> Lancaster, arbeiten als SoziologInnen<br />

schon seit vielen Jahren an Forschungsprojekten<br />

zu ökologischem Bauen<br />

und effizienter Energienutzung. Mit dem<br />

vorliegenden Buch versuchen sie ihre soziologischen<br />

Erfahrungen in diesen Gebieten<br />

zu reflektieren und zu verallgemeinern.<br />

Dabei geht es ihnen weniger um den Beitrag<br />

ihrer Forschungsarbeiten zur innersoziologischen<br />

Debatte, sondern um die<br />

Frage: „Was kann Soziologie zur Lösung<br />

dieser Umweltprobleme beitragen?“.<br />

Spannend wird das Buch besonders<br />

dadurch, dass die AutorInnen sich nicht<br />

mit der weitverbreiteten aber vorschnellen<br />

Instrumentalisierung soziologischer Beiträge<br />

für die Umweltdebatte abfinden wollen.<br />

Denn allzu häufig haben es auch SoziologInnen<br />

schon verinnerlicht, dass sie<br />

für die Abdeckung sogenannter „nichttechnischer“<br />

Faktoren des Energieverbrauchs<br />

zuständig sind, oder für Studien,<br />

die die Effektivität von Informationskampagnen<br />

verbessern oder das NutzerInnenverhalten<br />

besser vorhersagbar machen sollen.<br />

Was Guy und Shove versuchen, ist einen<br />

Schritt zurück zu gehen und die Zweiteilung<br />

der Energiewelt, wo Energiespartechnologien<br />

auf „soziale Barrieren“ treffen,<br />

nicht zu akzeptieren. Vielmehr geht es<br />

ihnen um eine kritische Analyse impliziter<br />

Vorstellungen von Eingriffsmöglichkeiten<br />

und Wandel, die die energiebezogene Forschung<br />

und Politik bestimmen: Wie wird<br />

das Energieproblem konzeptualisiert? Welche<br />

Annahmen gibt es über das Verhältnis<br />

technischer Forschung und energie-effizienter<br />

Praxis? Welches stillschweigende<br />

Verständnis über relevantes Wissen und<br />

angemessene Praxis wird vorausgesetzt?<br />

Sehr schnell wird dabei klar, dass das<br />

Auseinanderfallen der Welt in technische<br />

und soziale Probleme auf einer Reihe von<br />

Voraussetzungen und Konventionen beruht.<br />

Den AutorInnen geht es in den Analysen<br />

und Fallstudien des Buches darum zu<br />

zeigen, dass Sozialwissenschaften einen<br />

MAGAZIN<br />

Energie- und Umweltsoziologie<br />

weit größeren Beitrag zur Energie- und<br />

Umweltpolitik leisten könnten, wenn sie<br />

verstärkt alternative Sichtweisen von sozialem<br />

und technischem Wandel thematisieren<br />

und die Rolle von Politik und anderen<br />

involvierten Akteuren in diesem Prozess intensiver<br />

reflektieren würden.<br />

Den potenziellen Nutzen einer solchen<br />

Herangehensweise versuchen Guy<br />

und Shove im Rahmen einer wissenssoziologischen<br />

Analyse des Energie-Effizienzdiskurses<br />

sowie durch einige empirische Fallstudien<br />

zu belegen. Aus wissenssoziologischer<br />

Perspektive wird etwa analysiert, wie<br />

die Struktur der nationalen „Forschungs-<br />

Communities“ und die Institutionalisierung<br />

der Forschungsförderung die Übersetzung<br />

des „Energieproblems“ in konkrete<br />

Forschungsfragestellungen prägen. In einem<br />

Ländervergleich identifizieren sie vier<br />

organisatorische Grundtypen: von „close<br />

communities“ in kleinen Ländern, wo es<br />

zu einer relativ engen Kooperation zwischen<br />

ForscherInnen, Industrie und öffentlichen<br />

Stellen kommt, hin zu Forschungsstrukturen<br />

in größeren Ländern,<br />

die etwa sehr kompetitiv als „Zukauf“ von<br />

Wissen oder netzwerkartiger in definierten<br />

Programmen organisiert sind. Diese Organisationsformen<br />

prägen die Art der Behandlung<br />

der Frage effizienter Energienutzung<br />

und können technische Fragen,<br />

unterschiedliche Grade sozialen Problemverständnisses<br />

oder eine pragmatische Umsetzungsorientierung<br />

in den Vordergrund<br />

rücken. Besonders die Verbindung von<br />

Forschung und praktischem Handeln und<br />

Umsetzung kann aufgrund dieser institutionellen<br />

Rahmenbedingungen unterschiedlich<br />

konfiguriert sein. Einen ähnlichen<br />

Einfluss hat die Art wie Wissen über<br />

Energie-Effizienz in den Forschungsgemeinschaften<br />

strukturiert ist bzw. welche<br />

Praktiken der Überbrückung von Forschung<br />

und Praxis sich herausbilden (etwa<br />

die „Mikro-Politik“ von „best practice“-<br />

Beispielen oder von Design-Tools für ArchitektInnen).<br />

Im Rahmen von 3 Fallbeispielen wird<br />

schließlich die kulturelle und lokale Überformung<br />

und Strukturierung „universel-<br />

26<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

len“ technischen Wissens durch lokale Praxis<br />

diskutiert – anhand nationaler Variationen<br />

des Einsatzes von Wärmedämmung<br />

zum Energiesparen, der Auswirkungen der<br />

Organisation des Immobilienmarktes auf<br />

(Energie-)Designentscheidungen bei Gebäuden<br />

oder die Abhängigkeit der Auswahl<br />

von Energie-Effizienzmaßnahmen vom<br />

sozialen Kontext.<br />

Die Lektüre dieses Buches kann SoziologInnen<br />

wie Energiefachleuten gleichermaßen<br />

nahegelegt werden – den einen,<br />

weil es ein gelungenes Beispiel darstellt, wie<br />

Soziologie auch in sehr praxisorientierten<br />

technischen Feldern kritisches und handlungsorientiertes<br />

Wissen liefern kann, den<br />

anderen, weil es dazu beitragen kann, eine<br />

allzu vereinfachte Sicht technischer Problemlösung<br />

in Frage zu stellen und eine reflektiertere<br />

Sicht auf Fragen effizienter<br />

Energienutzung zu entwickeln.<br />

Simon Guy, Elisabeth Shove: A Sociology<br />

<strong>of</strong> Energy, Buildings and the Environment.<br />

Constructing knowledge, designing<br />

practice. London: Routledge <strong>2001</strong>,<br />

164 S., öS 1.125,-/€ 81,76 ■<br />

Harald Rohracher<br />

E-mail: rohracher@ifz.tu-graz.ac.at


MAGAZIN<br />

Ein-Blick in die Praxis des Bauens<br />

Bücher zum Projektmanagement im Baubereich<br />

Für alle am Rande mit Baumanagement<br />

konfrontierten Personen sowie für Studierende<br />

ist der Blick in die Praxis, insbesondere<br />

wenn es um komplexe Bauprojekte<br />

geht, sowohl spannend als auch lehrreich.<br />

Auch und gerade wenn im Baubereich<br />

das „Learning by doing“ noch immer<br />

vorherrschend ist, hat die theoretische Beschäftigung<br />

mit diesem Thema wohl ihre<br />

Berechtigung. Für Nicht-Pr<strong>of</strong>essionistInnen<br />

bietet sich so ein einfacher Einstieg in<br />

die Welt des modernen Bauens, auf deren<br />

Grundlage die eigenen Ansätze weiterentwickelt<br />

werden können. Und den BaupraktikerInnen<br />

ermöglicht es, eigene Erfahrungen<br />

einzuordnen und ihre Arbeit zu<br />

verbessern.<br />

Im Zuge der Beschäftigung mit dem<br />

ökologischen Bauen und der Zusammenarbeit<br />

im Planungsteam bei Bauvorhaben<br />

stößt man immer wieder auch auf Thematiken,<br />

die der Projektentwicklung und dem<br />

Baumanagement zuzuordnen sind. Es haben<br />

sich am IFF/<strong>IFZ</strong> dazu einige interessante<br />

Bücher angesammelt, die hier vorgestellt<br />

werden und die auch aus der Bibliothek<br />

des IFF/<strong>IFZ</strong> ausgeborgt werden können.<br />

Den generellsten Zugang bietet das<br />

Buch „Baumanagement“ von Rösel. Zunächst<br />

werden Grundbegriffe und Zielaspekte<br />

des Baumanagements sowie Anforderungspr<strong>of</strong>il<br />

und Partner des Baumanagers<br />

aus historischer und sozialer Sicht betrachtend<br />

beschrieben. Konkreter sind die<br />

Kapitel Technik des Baumanagements und<br />

Praxis des Baumanagements. In letzterem<br />

werden Planungs-, Ausführungs- und Kostenmanagement<br />

und Management des<br />

Bauunterhaltes sowie Krisenmanagement<br />

unterschieden.<br />

Besonders lebendig sind die Abschnitte,<br />

die sich um die Durchführung des<br />

Planungsmanagements drehen, z.B. die Abschätzungen<br />

der Dauer der Planungsleistungen,<br />

die Kontrolle von Planungsabläufen,<br />

die Abhaltung von Projektseminaren<br />

etc. Eine Besonderheit ist der Abschnitt<br />

„Management Künstlerischer Architektur“.<br />

Sommer schildert in seinem Buch<br />

„Projektmanagement im Hochbau“ den<br />

zeitlichen Ablauf eines Bauprojektes von<br />

der Definitionsphase über die Planungsphase<br />

zur Ausführungsphase. Genau wird<br />

darauf eingegangen, was die Teilabschnitte<br />

und die entsprechenden Aufgaben sowohl<br />

des Projektmanagers als auch der anderen<br />

Beteiligten sind und welche Unterlagen dafür<br />

zu erstellen sind.<br />

Der Schwerpunkt liegt bei der detaillierten<br />

Darstellung der Anforderungen der<br />

Ausführungsphase, insbesondere für das<br />

Zusammenspiel von ArchitektIn – StatikerIn<br />

– Behörden. Von Interesse sind sicher<br />

die Beschreibungen grundsätzlicher Möglichkeiten<br />

der Ausführung der verschiedenen<br />

Gewerke (Bauweise, Fassadenarten,<br />

Lüftungsanlagen etc.) und ihrer Implikationen<br />

für den Bauablauf, also die Beantwortung<br />

der Fragen „Was muss fertig sein,<br />

bevor der nächste Ausführende etwas errichten<br />

kann“ „Wo gibt es Schnittstellen?“<br />

etc. Eine Terminplanung für alle Planungsphasen<br />

des Projektablaufs anhand von Beispielen<br />

wird hilfreich für die LeserInnen<br />

aus der Praxis sein.<br />

Im zweiten Teil „Projektmanagement“<br />

werden die Netzplantechnik (nach DIN),<br />

mit der Darstellung als Balkendiagramm,<br />

die Terminsteuerung, die Detailpläne und<br />

die Kostensteuerung (nach DIN 276) anschaulich<br />

vorgestellt.<br />

Ziel des Buches „Qualitätsmanagement<br />

im Schlüsselfertigen Hochbau“ von<br />

Frühauf ist es, Bauabläufe aus der Sicht des<br />

Generalunternehmers zu untersuchen und<br />

Schnittstellen zwischen den Beteiligten<br />

herauszustellen. Eine Systematisierung<br />

und Strukturierung aller im Rahmen der<br />

Organisation und Koordination des Bauablaufes<br />

notwendigen Tätigkeiten wird<br />

durchgeführt. Die einzelnen Kapiteln beschäftigen<br />

sich von der grundsätzlichen Betrachtung<br />

von Qualitätsmanagement bei<br />

der Bauausführung bis hin zu Zusammenhängen<br />

von Fehlleistungen (Fehler, Mängel,<br />

Schäden) im Bauablauf und Schnittstellen<br />

im Bauablauf (insbesondere der<br />

27<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

Subunternehmer/Lieferanten/Planer mit<br />

ihren jeweiligen besonderen Bedingungen).<br />

Die Besonderheiten dieses Buches<br />

sind, dass es als Forschungsarbeit entstanden<br />

ist und sich auf eine umfassende Befragung<br />

von Bauauftraggebern stützt sowie<br />

dass als letztes Kapitel ein Modell zur Berechnung<br />

der notwendigen Personalkapazität<br />

für Bau- und Projektleitung im Vorfeld<br />

der Bauaufgabe vorgestellt wird. Dieses<br />

Modell wird exemplarisch für ein konkretes<br />

Bauvorhaben durchgerechnet.<br />

Vor allem die allerersten Phasen eines<br />

Projekts stehen im Mittelpunkt des Buches<br />

„Projektentwicklung von Verwaltungsgebäuden“<br />

von Schütz. Die Projektentwicklung<br />

muss hier detaillierte Ausarbeitungen<br />

wie Machbarkeitsstudien, Programming<br />

(Aufstellen des Raum- und<br />

Funktionsprogramms) und die Bildung<br />

passender Gebäudemodelle, mit denen die<br />

Realisierbarkeit auf einem Grundstück<br />

innerhalb des Kostenrahmens getestet<br />

wird, leisten.<br />

Auch dieses Buch ist als Forschungsarbeit<br />

entstanden und zeichnet sich durch<br />

eine besonders systematische und genaue<br />

Vorgangsweise aus.<br />

Literatur:<br />

Wolfgang Rösel: Baumanagement. Grundlagen,<br />

Technik, Praxis. Berlin, Heidelberg: Springer<br />

1999, 4. Auflage, öS1.459.-/€106,03.<br />

Hans Sommer: Projektmanagement im Hochbau.<br />

Eine praxisnahe Einführung in die Grundlagen.<br />

Berlin, Heidelberg: Springer 1998, 2.Auflage,<br />

öS656.-/€47,67.<br />

Holger Frühauf: Qualitätsverbesserung im<br />

Schlüsselfertigen Hochbau. Ein Modell zur<br />

Berechnung der Bau- und Projektleitungskapazität.<br />

Renningen-Malmsheim: Expert-Verlag<br />

1999, öS431.-/€31,32.<br />

Ulrich Schütz: Projektentwicklung von Verwaltungsgebäuden.<br />

Renningen-Malmsheim: Expert-<br />

Verlag 1994, öS394.-/€28,63. ■<br />

Wibke Tritthart<br />

E-mail: tritthart@ifz.tu-graz.ac.at


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Eco-design<br />

Günter Fleischer (Hg.): Eco-Design – Effiziente<br />

Entwicklung nachhaltiger Produkte<br />

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durchzuführen. Sie soll ProduktentwicklerInnen<br />

unterstützen, eine auf technischen,<br />

ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten<br />

basierende, optimierte Materialentscheidung<br />

zu treffen. Die Methodik wurde<br />

im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

von mehreren Forschungseinrichtungen in<br />

Deutschland entwickelt und liefert ungewichtete<br />

produktbezogene Bewertungen<br />

für die Bereiche Gebrauchseigenschaften,<br />

Fertigung, Recycling, Arbeitsumwelt, Umwelt<br />

und Kosten. Im Buch wird die Methodik<br />

in Textform und in Form von Ab-<br />

MAGAZIN<br />

Bücher, Zeitschriften, andere Medien<br />

laufplänen erläutert und anhand von 11<br />

Praxisbeispielen illustriert.<br />

Umweltsoziologie<br />

Joseph Huber: Allgemeine Umweltsoziologie.<br />

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag<br />

<strong>2001</strong>, 478 S., öS 599,-/€43,53<br />

Mit diesem Werk legt Joseph Huber eine<br />

breit angelegte Einführung in das Fachgebiet<br />

der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung<br />

vor. In einem ersten „Buch“ wird<br />

dabei ein kategoriales Gerüst – vornehmlich<br />

auf Basis soziologischer Systemtheorie<br />

und Entwicklungstheorie – ausgearbeitet,<br />

das dann in „Buch II“ auf unterschiedliche<br />

„Forschungs- und Interventionsfelder der<br />

Umweltsoziologie“ angewendet wird.<br />

Diese Anwendungsfelder umfassen eine<br />

Diskussion von Umweltproblemen, eine<br />

Analyse formativer Prozesse (etwa ein historischer<br />

Abriss der Entwicklung von Umweltdiskursen)<br />

sowie eine ausführliche<br />

Darstellung „effektuativer Prozesse“, also<br />

28<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

verschiedener Handlungs- und Steuerungsebenen.<br />

Trotz Grobgliederung entlang<br />

systemtheoretischer Kategorien wirken<br />

die Ausführungen innerhalb der Abschnitte<br />

wie enzyklopädisch nebeneinandergestellt<br />

und geben dem soziologischen<br />

Thema „Umweltverhalten und Lebensstil“<br />

etwa nicht mehr Raum als ökologischen<br />

Bewertungsverfahren wie Life Cycle<br />

Assessment.<br />

Konstruktivismus und<br />

Umweltbildung<br />

Dietmar Bolscho, Gerhard de Haan<br />

(Hg.): Konstruktivismus und Umweltbildung.<br />

Opladen: Leske + Budrich 2000,<br />

296 S., öS347,20/€25,23<br />

Die Beiträge des Bandes untersuchen aus<br />

verschiedenen Perspektiven die Frage, welchen<br />

Beitrag der Konstruktivismus zur<br />

Umweltbildung zu leisten vermag. Im ersten<br />

Teil des Bandes finden sich Beiträge zu<br />

Theoriebildungen, im zweiten finden sich


empirische Arbeiten und Detailstudien.<br />

Ziel des Bandes ist es, nicht die unendliche<br />

Debatte zwischen „Realisten“ und<br />

„Konstruktivisten“ fortzuführen. Auch erhebt<br />

der Band nicht den Anspruch, die Auseinandersetzung<br />

um den Begriff „soziale<br />

Konstruktion“ zu entscheiden. Vielmehr<br />

zeugen die Beiträge von einem differenzierenden<br />

und <strong>of</strong>fenen Umgang mit der hier als<br />

Sammelbegriff für unterschiedliche Ausprägungen<br />

und Akzentuierungen verstandenen<br />

Denkrichtung Konstruktivismus. Da die<br />

Autorinnen und Autoren jedoch in pädagogischen<br />

Zusammenhängen forschen und<br />

lehren, macht dieses Umfeld die gemeinsame<br />

Perspektive aus, sich mit Konstruktivismus<br />

in seiner Bedeutung für pädagogische<br />

Prozesse auseinander zu setzen.<br />

Damit versucht der Band Konstruktivismus<br />

von Lernenden nicht nur als Ausgangspunkt,<br />

sondern zum Kernpunkt des Lernens<br />

zu machen. Vor diesem Hintergrund<br />

kann die intensive Auseinandersetzung mit<br />

konstruktivistischen Theorieansätzen einen<br />

Beitrag zu differenzierten Konzepten von<br />

Umweltbildung unter dem Leitbild Nachhaltige<br />

Entwicklung beitragen.<br />

29<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />

MAGAZIN<br />

Frauenpolitische Chancen<br />

globaler Politik<br />

Barbara Holland-Cunz, Uta Ruppert<br />

(Hg.): Frauenpolitische Chancen globaler<br />

Politik. Opladen: Leske + Budrich 2000,<br />

188 S., öS 241,-/€17,51<br />

Frauen sind ein fester Bestandteil des globalen<br />

Raums. Sie nehmen Einfluss auf<br />

internationale Konferenzen von Rio de Janeiro<br />

bis Peking, von Kairo bis Buenos Aires<br />

und weisen die vermeintliche Geschlechtsneutralität<br />

von Politiken und Politikern<br />

zurück: Frauen und Frauen-NGOs<br />

arbeiten die geschlechtsspezifischen Zusammenhänge<br />

und Wirkungen globaler<br />

Verhandlungsprozesse heraus. Der vorliegende<br />

Band dokumentiert die von der<br />

Heinrich Böll Stiftung im November 1998<br />

an der Universität Gießen veranstaltete<br />

Konferenz „Global Governance. Politische<br />

Verhandlungssysteme und internationale<br />

Frauenpolitik“.<br />

Expertinnen internationaler Frauenpolitik<br />

aus Brasilien, Südafrika, USA, Ostund<br />

Westeuropa beleuchten die feministischen<br />

Herausforderungen aktueller Pro-<br />

Ausgewählte IFF/<strong>IFZ</strong>-Veröffentlichungen<br />

Aus der Schriftenreihe des IFF/<strong>IFZ</strong>:<br />

❏ Heft 28/2000<br />

Radostina Anguelova: Empirical Research on Career Choice and Attitude <strong>of</strong><br />

Students from <strong>Graz</strong> <strong>University</strong> <strong>of</strong> <strong>Technology</strong> Towards Pr<strong>of</strong>ession <strong>of</strong> Engineering,<br />

52 S., öS 100,- (€ 7,26)<br />

❏ Heft 27/1998<br />

Harald Rohracher: <strong>Technology</strong> Policy – Would Social Studies <strong>of</strong> <strong>Technology</strong><br />

make a Difference?, 70 S., öS 150,- (€ 10,90)<br />

Weitere Publikationen des IFF/<strong>IFZ</strong>:<br />

❏ Arno Bammé/Günter Getzinger/Bernhard Wieser (Hg.) Yearbook <strong>2001</strong> <strong>of</strong> the<br />

Institute for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong> and Society. Pr<strong>of</strong>il Verlag,<br />

München <strong>2001</strong>, 249 S., öS 200.- (€ 14,53)<br />

❏ Christine Wächter (Hg.): Frauen in der Technologischen Zivilisation, Pr<strong>of</strong>il<br />

Verlag, München 2000, 290 S. öS 300,- (€ 22,-)<br />

❏ Armin Spök / Karoline Hartmann / Bernhard Wieser / Andreas Loinig /<br />

Christian Wagner (Hg.): GENug gestritten?! Gentechnik zwischen Risikodiskussion<br />

und gesellschaftlicher Herausforderung, Leykam, <strong>Graz</strong> 2000, 332 S.,<br />

öS 398,- (€ 28,92)<br />

❏ Christine Wächter / Günter Getzinger / Ines Oehme / Harald Rohracher /<br />

Armin Spök / Jürgen Suschek-Berger / Wibke Tritthart / Peter Wilding (Hg.):<br />

Technik Gestalten. Interdisziplinäre Beiträge zu Technikforschung und Technologiepolitik,<br />

Pr<strong>of</strong>il Verlag, München 1998, 380 S., öS 290,- (€ 21,08)<br />

Ein vollständiges Publikationsverzeichnis des ifz<br />

finden Sie auf unserer Homepage unter<br />

http://www.ifz.tu-graz.ac.at/public/<br />

Ich möchte:<br />

❏ SOZIALE TECHNIK abonnieren (4 x jährlich):<br />

Österreich: öS 150,- / € 10,90 (Studierende: öS 100,- / € 7,27) pro Jahr<br />

Ausland: öS 200,- / € 14,53 (Studierende öS 140 / € 10,17) pro Jahr<br />

zesse und Diskussionen globaler Politik.<br />

Global Governance als Konzept steht dabei<br />

ebenso auf dem Prüfstand wie frauenpolitisch<br />

bedeutsame internationale Ereignisse<br />

und Entwicklungen der letzten Jahre.<br />

Unterschiedliche Systeme und Verfahren<br />

internationaler Verhandlungen werden auf<br />

ihre spezifischen frauenpolitischen Chancen<br />

hin verglichen.<br />

The Green Office Manual<br />

Lesley Millett Wastebusters Ltd.: The<br />

Green Office Manual. London: Earthscan<br />

2000, 306 S., öS 900,-/€65,41<br />

Die zweite überarbeitete Auflage dieses<br />

englischsprachigen Buches ist ein Leitfaden<br />

für ökologische Verbesserungen in<br />

Unternehmen aller Größenordnungen.<br />

Neben einem Beitrag zum Umweltschutz<br />

und einer Verbesserung der Arbeitsumwelt<br />

sind auch erreichbare und nachgewiesene<br />

Kosteneinsparungen das Ziel der erläuterten<br />

Maßnahmen. Die Abhandlung beginnt<br />

beim Abfall, führt weiter über den<br />

Einkauf von Papier, Büromaterial und Büromaschinen<br />

über Reinigung, Kantine,<br />

❏ ein Probeabo von SOZIALE TECHNIK (2 Nummern kostenlos)<br />

❏ den <strong>IFZ</strong>-Jahresbericht 2000 (kostenlos)<br />

❏ Frauen in der Technologischen Zivilisation (öS 300,- / € 22,-)<br />

❏ GENug gestritten?! Gentechnik zwischen Risikodiskussion und<br />

gesellschaftlicher Herausforderung (öS 398,- / € 28,92)<br />

❏ Yearbook <strong>2001</strong> (öS 200.- / € 14,53)<br />

❏ weiterhin Zusendungen des IFF/<strong>IFZ</strong> erhalten.<br />

❏ folgende Publikation(en) bestellen:<br />

Eine Nummer von SOZIALE TECHNIK soll an folgende Adresse(n) geschickt werden:<br />

Datum Unterschrift


✂<br />

Gebäudemanagement bis hin zu Transportfragen.<br />

Ebenso werden organisatorische<br />

Fragen der Umsetzung der Maßnahmen,<br />

Umweltmanagement und Berichterstattung<br />

angesprochen. Eine Vielzahl von<br />

Fallbeispielen aus Industrie, Gesundheitswesen,<br />

Tourismus, Schulen, Bildungseinrichtungen<br />

und anderen öffentlichen Einrichtungen<br />

illustriert die Empfehlungen<br />

und führt konkrete Erfolge auf, die zur<br />

Nachahmung ermutigen.<br />

Kommentar zum deutschen Gentechnikgesetz<br />

Matthias Nöthlichs, Horst P. Weber: Bio<br />

und Gentechnik. Kommentar zur Biost<strong>of</strong>fverordnung<br />

und zum Gentechnikgesetz.<br />

Berlin: Erich Schmidt Verlag, Stand<br />

<strong>2001</strong>, Loseblattsammlung, öS 701,-/<br />

€50,94<br />

In Deutschland ist die Biost<strong>of</strong>fverordnung<br />

zur Umsetzung von EU-Richtlinien über<br />

den Schutz der Beschäftigten gegen Gefährdung<br />

durch biologische Arbeitsst<strong>of</strong>fe<br />

bei der Arbeit in Kraft getreten. Mit der<br />

Biost<strong>of</strong>fverordnung und dem Gentechnikgesetz<br />

besteht damit eine umfassende Re-<br />

An das<br />

IFF/<strong>IFZ</strong><br />

Schlögelgasse 2<br />

A-8010 <strong>Graz</strong><br />

Adresse<br />

Name<br />

Bitte<br />

frankieren!<br />

MAGAZIN<br />

gelung der Bio- und Gentechnik. Zwischen<br />

beiden Rechtsmaterien besteht ein<br />

enger Zusammenhang. Biologische Arbeitsst<strong>of</strong>fe<br />

(Ausgangsst<strong>of</strong>fe im Bereich der<br />

Gentechnik) unterliegen der Biost<strong>of</strong>fverordnung,<br />

für genetisch veränderte Organismen<br />

gilt hingegen das Gentechnikgesetz.<br />

Neben dem Gentechnikrecht bleibt<br />

jedoch die Biost<strong>of</strong>fverordnung zu beachten,<br />

soweit im Gentechnikrecht keine<br />

gleichwertigen oder strengere Regelungen<br />

vorgesehen sind.<br />

Die Loseblattsammlung enthält Text<br />

und Kommentierung der Biost<strong>of</strong>fverordnung<br />

und des Gentechnikgesetzes, Text<br />

und die amtlichen Begründungen auf<br />

Grund des Gentechnikgesetzes erlassenen<br />

Rechtsverordnungen, die einschlägigen<br />

EU-Richtlinien sowie die technischen Regeln<br />

der technischen Ausschüsse.<br />

Transgene Nutzpflanzen<br />

Gesine Schütte, Susanne Stirn, Volker<br />

Beusmann (Hg.): Transgene Nutzpflanzen.<br />

Sicherheitsforschung, Risikoabschätzung<br />

und Nachgenehmigungs-Monitoring.<br />

Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser<br />

<strong>2001</strong>, 247 S., öS 657,-<br />

/€47,75<br />

Ein zentrales Thema der<br />

Kontroverse um die Anwendung<br />

der Gentechnik<br />

bei Pflanzen sind die<br />

Auswirkungen auf die natürliche<br />

Umwelt und die<br />

Gesundheit der KonsumentInnen.<br />

Das Buch<br />

gibt einen Überblick über<br />

das Gesamtgebiet der<br />

ökologischen und gesundheitlichenImplikationen<br />

des Einsatzes gentechnisch<br />

veränderter<br />

Pflanzen und Mikroorganismen.<br />

Es werden<br />

grundlegende Bewertungskonzepte<br />

und gesetzliche<br />

Regelungen sowie<br />

allgemeine und mit<br />

speziellen Züchtungszielen<br />

verbundene Wirkungen<br />

auf dem aktuellen<br />

Stand des Wissens erörtert.<br />

In der Studie werden<br />

Informationen aus Risikostudien,<br />

botanischem<br />

AbsenderIn<br />

Hintergrundwissen und landwirtschaftlicher<br />

Praxis zusammengeführt, um Chancen<br />

und Risiken transgener Pflanzen unter<br />

Einbeziehung technischer Alternativen<br />

möglichst unvoreingenommen abzuwägen.<br />

Das sehr empfehlenswerte Buch richtet<br />

sich an alle an den Themen Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Umwelt Interessierte.<br />

Grenzen der Verfügbarkeit<br />

Elisabeth List: Grenzen der Verfügbarkeit.<br />

Die Technik, das Subjekt und das Lebendige.<br />

Wien: Passagen <strong>2001</strong>, 238 S.,<br />

öS372.-/€27,03<br />

Wenige alltagsrelevante Themen des Lebens<br />

sind so sehr aus dem allgemeinen<br />

Blick- und Diskussionsfeld geraten wie das<br />

Lebendigsein. Worin wurzelt unser Wissen<br />

und Spüren, dass wir (und andere Wesen)<br />

lebendig sind? Elisabeth List verortet diese<br />

Vorgänge im Körper und stellt somit das<br />

Subjektive als Erkenntnisquelle ins Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit. Es sind der<br />

Körper und die Leiblichkeit, welche die<br />

Doppelfunktion menschlichen Bewusstseins<br />

begründen: die Fähigkeit, Aufmerksamkeit<br />

auf etwas in der Welt zu lenken<br />

und zugleich den Moment des Gewahrseins<br />

bewusst zu erleben. Und eben dieser<br />

vielschichtige Bereich, welcher die Grenzen<br />

der Ratio markiert, zugleich Motor für<br />

Kreativität und Innovation ist, an dem sich<br />

Denken und Fühlen, Symbolisches, Erfahrungen<br />

und Phantasie überlagern, entzieht<br />

sich letztendlich dem technoiden Zugriff.<br />

Darüber hinaus entlarvt die Autorin in<br />

einer beeindruckenden Analyse den Cyber-Kult<br />

als die Fortsetzung abendländischer<br />

Mythen und Visionen vom Geist<br />

(der Vernunft) jenseits alltäglicher, leibgebundener<br />

Sinneserfahrung und widerlegt<br />

die Vorstellung der Befreiung des (männlichen)<br />

Logos aus der Gefangenschaft des<br />

Fleisches, die eine klare Konsequenz hätte:<br />

„Wir würden ganz einfach sterben“.<br />

Der vorliegende Band ist ein Plädoyer<br />

für den unerschöpflichen und facettenreichen<br />

Raum des Lebendigseins als Möglichkeitsbedingung<br />

aller Erkenntnis und<br />

allen Handelns. Er ist darüber hinaus ein<br />

kritischer Aufruf, die vielfältigen Ebenen<br />

und Dimensionen des Lebensnetzes anzuerkennen<br />

und die Phänomene des Lebendigen<br />

auch in anderen Kategorien wahrzunehmen<br />

als in jenen der Naturwissenschaften<br />

und der Technik. ■<br />

30<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong>


VERANSTALTUNGEN<br />

Veranstaltungen und Termine<br />

Veranstaltung Termin Ort Kontakt<br />

Fest der Energie <strong>2001</strong>: 10.-11. Oktober <strong>2001</strong> Weiz IFF/<strong>IFZ</strong>, Thomas Bogner<br />

High Tech? – Low Tech? Bauen, Tel.: +43(0)316/813909-0, Fax: +43(0)316/810274<br />

Wohnen und Arbeiten in der E-mail: bogner@ifz.tu-graz.ac.at<br />

Informationsgesellschaft Web: http://www.hightech-lowtech.at<br />

Sustainability in the Information 10.-12. Oktober <strong>2001</strong> Zürich Regula Fussenegger, EMPA St. Gallen<br />

Society. 15th International Tel.: +41(0)71/2747-441; Fax: DW -862<br />

Symposium Informatics for E-mail: regula.fussenegger@empa.ch<br />

Environmental Protection Web: http://www.empa.ch/iep01<br />

Biotechnology: Ethical, 14.-21. Oktober <strong>2001</strong> Salzburg Salzburg Seminar<br />

Legal, and Social Issues Tel.: +43(0)662/839830; Fax: +43(0)662/839837<br />

E-mail: admissions@salzburgseminar.org<br />

Web: http://www.salzburgseminar.org<br />

Innovations for an e-Society. 17.-20. Oktober <strong>2001</strong> Berlin Pr<strong>of</strong>. Dr. Gerhard Banse, Institut f.<br />

Challenges for <strong>Technology</strong> Technikfolgenabschätzung u. Systemanalyse (ITAS)<br />

Assessment Tel.:+49(0)7247/82-3978; Fax: +49(0)7247/824806<br />

E-mail: banse@itas.fzk.de<br />

Web: http://www.itas.fzk.de/e-society/<br />

Think global – buy green 22.-23. Oktober <strong>2001</strong> Heidelberg Juliane Gontermann, Bundesverband f.<br />

Umweltfreundliche Beschaffung- Umweltberatung<br />

Rechtslage, Informationsquellen, Tel.: +49(0)421/343400; Fax: +49(0)421/3478714<br />

Markttransparenz E-mail: bfubev@t-online.de<br />

Fashioning the Future: 1.-4. November <strong>2001</strong> Cambridge E-mail: epd@engr.arizona.edu<br />

Science, <strong>Technology</strong> and<br />

Visions <strong>of</strong> Progress.<br />

Society for Social Studies<br />

<strong>of</strong> Science (4S) Annual Meeting<br />

Web: http://web.mit.edu/sts/www/4s/<br />

Symposion 5.-6. November <strong>2001</strong> Wien Institut für Baubiologie u. -ökologie<br />

Ökologische Baupraxis in Europa Tel.: +43(0)1/319 2005; Fax: +43(0)1/319 2005-50<br />

Web: http://www.ibo.at/europasymposium.htm<br />

Biosafety 3, 12.-16. November <strong>2001</strong> Caracas, Venezuela Dr. Efrain Salazar<br />

Advanced issues in biosafety: Tel.: +58 43 471066<br />

risk monitoring and public<br />

perception <strong>of</strong> biotechnology<br />

E-mail: efra63@hotmail.com<br />

Erfolgsbedingungen heterogener 30. November- E-mail: joerg.struebing@tu-berlin.de<br />

Kooperationen in Wissenschaft<br />

und Technik. GWTF-Jahrestagung <strong>2001</strong><br />

2. Dezember <strong>2001</strong> Berlin Web: http://userpage.fu-berlin.de/~jstrueb/gwtf/index.html<br />

12th International Conference <strong>of</strong> 27.-31. Juli 2002 Ottawa ICWES12-Sekretariat<br />

Women Engineers and Scientists: E-mail: Cheryl_Cadrin@carleton.ca<br />

Women in a Knowledge-based Society Web: http://www.icwes12.org<br />

31<br />

SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong>

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