SOTE 2001_3 - IFZ - Graz University of Technology
SOTE 2001_3 - IFZ - Graz University of Technology
SOTE 2001_3 - IFZ - Graz University of Technology
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FRAUEN & TECHNIK<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong>
Fotos:<br />
Traugott H<strong>of</strong>er<br />
Geboren: 21.8.1947 in Judenburg<br />
Industriefotograf bei der VOEST-Alpine<br />
Judenburg (später Stahl Judenburg GmbH),<br />
Studium bei der Famous-Fotografenschule<br />
mit Erreichung des Diploms, anschließend<br />
Lehrabschlussprüfung und Fotografenmeisterprüfung<br />
in <strong>Graz</strong>; seit 1970 freier<br />
Pressefotograf; Gruppenausstellungen im<br />
steirischen Raum und Einzelausstellung in<br />
der Ganggalerie des Lindfeld-Gymnasiums<br />
Judenburg.<br />
Schwerpunkt: Industriefotografie, experimentelle<br />
Fotografie.<br />
Kontakt:<br />
Traugott H<strong>of</strong>er, St. Christophorusweg 12,<br />
8750 Judenburg, Tel.: 03572/84105.<br />
Die gezeigten Fotos stammen aus den<br />
70er-Jahren und zeigen Ansichten aus dem<br />
Betrieb der Styria Federn GmbH. in Judenburg<br />
(„Federnwerk“). Styria Federn haben<br />
eine lange Tradition, da bereits 1906 an diesem<br />
Standort – damals noch händisch –<br />
Blattfedern erzeugt wurden. Zu dieser Zeit<br />
war das Federnwerk Teil des Judenburger<br />
Gussstahlwerkes, das damals noch ein<br />
Service für<br />
JournalistInnen<br />
Texte mit dem Hinweis<br />
können Sie zur redaktionellen Bearbeitung<br />
auf Ihren Rechner laden.<br />
Wo? Im Internet unter<br />
http://www.umwelt-presse.de<br />
→ pressetexte nach pressestelle<br />
→ Soziale Technik.<br />
Bitte um Quellenangabe bei Veröffentlichung.<br />
Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />
IFF/<strong>IFZ</strong>, A-8010 <strong>Graz</strong>, Schlögelgasse 2<br />
Tel.: +43316813909-0<br />
Fax: +43316810274<br />
E-mail: iff@ifz.tu-graz.ac.at<br />
http://www.ifz.tu-graz.ac.at<br />
Redaktion: Andreas Loinig und Peter<br />
Wilding<br />
FOTOGRAF/IMPRESSUM<br />
Stahlwerk, ein Walzwerk, ein Hammerwerk<br />
und eine mechanische Werkstätte<br />
umfasste.<br />
In den 80er- und 90er-Jahren wurde<br />
der seinerzeitige Edelstahlstandort Judenburg<br />
in mehrere Unternehmensteile aufgegliedert<br />
und von der Republik Österreich<br />
an private Unternehmer verkauft. Die Styria<br />
Unternehmensgruppe, der nunmehr<br />
auch das Federnwerk in Judenburg angehört,<br />
wurde 1998 gegründet. Die Produktpalette<br />
der Styria Federn hat sich im Laufe<br />
der Jahre stark gewandelt. Wurden zu Beginn<br />
des Jahrhunderts hauptsächlich Blattfedern<br />
für Kutschen erzeugt, sind es heute<br />
Luftführungslenker und Parabelfedern.<br />
Aber auch Blattfedern für Sonderfahrzeuge<br />
und für Güterwaggons werden in Judenburg<br />
hergestellt.<br />
Heute beschäftigt die Styria Federn<br />
GmbH. in Judenburg rund 170 Mitarbei-<br />
ISSN 1022-6893, DVR 0637955<br />
Gefördert durch das Bundesministerium für<br />
Bildung, Wissenschaft und Kultur..<br />
Typo /Repro /Deco: STEINHUBER KEG<br />
Druck:<br />
Ungergasse 7, 8020 <strong>Graz</strong><br />
2<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
terInnen, liefert an Kunden in ganz Europa<br />
und ist ein erfolgreicher Betrieb in der<br />
Stahlbranche.<br />
Bezahlte Anzeige
E-Government<br />
Georg Aichholzer<br />
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
und Projektleiter am Institut für<br />
Technikfolgen-Abschätzung (ITA)<br />
der Österreichischen Akademie<br />
der Wissenschaften sowie Lektor<br />
am Institut für allgemeine Soziologie<br />
und Wirtschaftssoziologie an<br />
der Wirtschaftsuniversität Wien.<br />
Die aktuelle Forschungstätigkeit<br />
konzentriert sich auf internationale<br />
Entwicklungstrends und<br />
Gestaltungs- und Regulierungsaspekte<br />
von „Electronic<br />
Government“.<br />
E-mail: aich@oeaw.ac.at<br />
Web-Information:<br />
http://www.prisma-eu.net/<br />
IuK<br />
Dienstleistungsinnovationen durch Interneteinsatz im öffentlichen Sektor<br />
Viele Staaten – Österreich eingeschlossen – haben<br />
sich mit der weitgehenden Umstellung auf<br />
elektronische Dienstleistungen im Verkehr öffentlicher<br />
Stellen mit BürgerInnen und Unternehmen<br />
sowie im interadministrativen Bereich<br />
höchst ambitionierte Ziele gesetzt. Das EU-Projekt<br />
PRISMA untersucht Entwicklungsfortschritte,<br />
kritische Aspekte der Dienstleistungsqualität<br />
und Zukunftstrends.<br />
e-Government als neues Leitbild<br />
Die traditionelle Organisation staatlicher<br />
Einrichtungen, insbesondere der öffentlichen<br />
Verwaltung und der Beziehungen zu<br />
ihren KlientInnen ist im Umbruch. Die Popularisierung<br />
des Internet, staatliche Aufgabenreform<br />
und New Public Management<br />
sowie die forcierte Förderung einer europäischen<br />
Informationsgesellschaft durch die<br />
EU-Politik („e-Europe“) sind dabei, Produktion<br />
und Inanspruchnahme öffentlicher<br />
Dienstleistungen auf eine völlig neue<br />
Basis zu stellen. Electronic Government<br />
wurde zu einem neuen Leitbild der Organisation<br />
öffentlicher Leistungserstellung.<br />
E-Government im umfassenden Sinn<br />
zu realisieren bedeutet zum einen, den<br />
internen Verkehr in und zwischen verschiedenen<br />
staatlichen Einrichtungen,<br />
zum anderen die Leistungsprozesse in den<br />
externen Beziehungen zu BürgerInnen<br />
und Unternehmen auf elektronische Medien<br />
umzustellen. In der Sprache des<br />
elektronischen Handels erstreckt sich e-<br />
Government somit auf drei zentrale Beziehungen:<br />
elektronischer Behördenverkehr<br />
Government to Government (G2G), Government<br />
to Citizen bzw. Citizen to Go-<br />
3<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
vernment (G2C, C2G), und Government to<br />
Business bzw. Business to Government<br />
(G2B, B2G).<br />
Die Leistungsprozesse im Rahmen<br />
dieser Behördenbeziehungen umfassen im<br />
Kern drei grundlegende Typen von Diensten:<br />
1<br />
❑ Information (Behördenwegweiser, diverse<br />
Register etc.),<br />
❑ Kommunikation (Anfragen, Nachrichten)<br />
und<br />
❑ Transaktion (die Durchführung eines<br />
Verwaltungsakts bzw. einzelner Komponenten<br />
davon, z.B. Formularabruf, Antragstellung,<br />
Bescheiderteilung, Voten,<br />
Zahlungen etc.).<br />
Bei der angestrebten Umgestaltung<br />
unter Einsatz von Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien geht es<br />
nicht bloß um eine neue Phase technischer<br />
Unterstützung traditioneller Verwaltungsund<br />
Geschäftsprozesse. Vielmehr ist damit<br />
ein Ineinandergreifen von technischen, organisatorischen,<br />
institutionellen und sozialen<br />
Innovationen verbunden, als deren<br />
Resultat sich bei fortgeschrittener Realisierung<br />
neue Dienstleistungsmodelle im öffentlichen<br />
Sektor abzeichnen. 2<br />
Ein wesentliches Element, das sowohl<br />
Produktivitätssteigerung als auch Flexibilitätsgewinn<br />
und Serviceverbesserung verspricht,<br />
ist dabei die Einführung von mehr<br />
Selbstbedienung auf Basis von Informations-<br />
und Kommunikationstechnik<br />
(IKT). Eine ähnliche Entwicklung erfolgte<br />
mittels Geldausgabeautomaten und electronic<br />
banking im Banksektor. Zwei<br />
Trends dürften letztlich für das Pr<strong>of</strong>il zukünftiger<br />
Leistungsmodelle zentrale Bedeutung<br />
bekommen: elektronische Transaktionsdienste<br />
(verbunden mit zunehmendem<br />
Self-Service) und höhere Dienstleistungsqualität<br />
durch One-stop Service (die<br />
Zusammenführung aller zu einem Anliegen<br />
notwendigen Behördenkontakte für<br />
einen Klienten an einer Stelle).
Elektronische Erledigung aller<br />
Amtswege als Ziel<br />
In den letzten Jahren haben sich immer<br />
mehr Staaten einer gänzlichen Umstellung<br />
des Behördenverkehrs auf elektronische,<br />
d.h. in erster Linie via Internet erfolgende<br />
Abwicklung verschrieben. Programmatische<br />
Zielvorgaben und laufender Leistungsvergleich<br />
durch Benchmarking-Studien<br />
zum Ausbau des Angebots an elektronischen<br />
Informations-, Kommunikationsund<br />
Transaktionsdiensten stehen seither<br />
auf der Tagesordnung und sollen den Wandel<br />
beflügeln. Großbritannien als einer der<br />
Vorreiter dieser Entwicklung will etwa bis<br />
2005 alle Verwaltungsdienste auf elektronischem<br />
Wege abrufbar machen. Die meisten<br />
EU-Länder haben mittlerweile ähnliche<br />
Zielmarken definiert, ebenso z.B. Australien,<br />
Kanada, die USA, Japan und – was<br />
mehr überraschen dürfte – selbst China. 3<br />
Auch seitens der österreichischen Regierung<br />
sind die Ziele hoch gesteckt: Bis 2003<br />
soll für die wichtigsten grundlegenden<br />
Dienste ein allgemeiner elektronischer Zugang<br />
möglich sein. Einige wesentliche<br />
Amtswege wie die Ausstellung eines Reisepasses<br />
oder Führerscheins sollen bis 2004<br />
online abgewickelt werden können und bis<br />
2005 schließlich alle Amtswege.<br />
Selbst wenn diese – im einzelnen recht<br />
dehnbaren Ziele – nur ansatzweise realisiert<br />
werden sollten, werden sich die Dienstleistungspr<strong>of</strong>ile<br />
und die Bedingungen der Inanspruchnahme<br />
wichtiger Dienstleistungen<br />
für BürgerInnen ebenso wie für Unternehmen<br />
und Organisationen in den nächsten<br />
Jahren grundlegend verändern.<br />
Darüber arbeitet das Institut für Technikfolgenabschätzung<br />
(ITA) zusammen mit<br />
mehreren Partnern gegenwärtig in einem<br />
größeren EU-Projekt. PRISMA (Providing Innovative<br />
Service Models and Assessment)<br />
befasst sich mit innovativen Dienstleistungsmodellen<br />
und Zukunftstrends in<br />
mehreren Sparten. Es konzentriert sich auf<br />
Verwaltungsdienste i.e.S. sowie auf Dienste<br />
in den Bereichen Gesundheit, Personen mit<br />
spezifischen Bedürfnissen (ältere Menschen,<br />
Behinderte), Umwelt sowie Verkehr und<br />
Tourismus. Im Mittelpunkt steht die Analyse<br />
der Dienstleistungsinnovationen<br />
mittels Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />
sowie ihrer Voraussetzungen<br />
und Folgen. Das Vorhaben wird<br />
durch das 5. Rahmenprogramm der EU (Information<br />
Society Technologies) finanziert.<br />
4<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Das internationale Projektteam ist<br />
derzeit dabei, wichtige, das Erbringen öffentlicher<br />
Dienstleistungen beeinflussende<br />
Entwicklungstrends und Rahmenbedingungen<br />
zu analysieren 4 und erfolgversprechende,<br />
zumindest teilweise bereits realisierte<br />
Modelle zu identifizieren und zu evaluieren.<br />
In einer späteren Phase soll deren<br />
Weiterentwicklung und Verbreitung<br />
unterstützt und sollen Zukunftsszenarien<br />
für Dienstleistungspr<strong>of</strong>ile in EU-Europa<br />
entwickelt werden.<br />
Grosse Hürden bis zu gänzlichem<br />
Online-Service<br />
Die Realisierung von e-Government<br />
schreitet voran, sowohl hinsichtlich Breite<br />
(Anteil des elektronischen Angebots an der<br />
Gesamtheit der Dienste) als auch hinsichtlich<br />
Tiefe (Grad der elektronischen Abwicklung<br />
eines Dienstes). Was die Breite<br />
betrifft, so zeigen genaue Daten für die<br />
Niederlande Ende 2000, dass knapp 20%<br />
der Dienste für BürgerInnen und Unternehmen<br />
elektronisch erledigt werden können,<br />
in Großbritannien sind etwas über<br />
40% online, und für Australien sind heuer<br />
noch bis zu 90% online zu erwarten. 5<br />
Durchgehend elektronische Abwicklung<br />
einer Verwaltungsdienstleistung, also<br />
maximale Tiefe, ist sehr voraussetzungsvoll.<br />
Grundsätzlich nimmt der Grad an<br />
Interaktivität und die Komplexität entsprechender<br />
Anwendungen von den Informations-<br />
zu den Transaktionsdiensten hin<br />
zu. Letzteres gilt sowohl in Bezug auf die<br />
technische und organisatorische Umsetzung<br />
als auch hinsichtlich der rechtlichen<br />
Aspekte und Nutzungsanforderungen.<br />
Informationsdienste ermöglichen den<br />
Abruf von statischen oder dynamischen Informationen<br />
durch die NutzerInnen. Dieser<br />
Dienstetyp dominiert bisher das<br />
elektronische Angebot generell, nicht nur<br />
in Österreich. Hier wurde z.B. mit dem<br />
„elektronischen Amtshelfer“ (www.help.<br />
gv.at) eine in dieser Funktion auch international<br />
mustergültige, an typischen „Lebenssituationen“<br />
von BürgerInnen und<br />
Unternehmen orientierte e-Government-<br />
Anwendung geschaffen. Kommunikationsdienste<br />
zur Interaktion mit Behörden sind<br />
vor allem in Form von e-mail bereits weit<br />
verbreitet. Die Krönung wären aber<br />
elektronische Transaktionsdienste, da erst
durch sie physische Amtswege gänzlich<br />
oder weitgehend entfallen würden. Die<br />
Bandbreite reicht von einer elektronischen<br />
Antragstellung oder Erklärung über einen<br />
Reservierungs- oder Buchungsakt bis zu<br />
Entscheidungsvorgängen wie Bescheiderteilung<br />
oder Stimm- bzw. Meinungsabgabe.<br />
Erst Transaktionsanwendungen haben<br />
in der Regel nachhaltige Auswirkungen<br />
auf Serviceverbesserung und Wertschöpfungskette.<br />
Abhängig von der Verwaltungsebene<br />
(Bund, Land, Gemeinde)<br />
gibt es eine Vielfalt von Anwendungsfällen,<br />
die von An- oder Ummeldungen (Strom,<br />
Gas, Wohnung, KFZ, etc.) über Anträge<br />
(Förderanliegen, Dokumente, Lizenzen,<br />
Anbote bei öffentlichen Ausschreibungen<br />
etc.) bis zum Abruf des aktuellen Standes<br />
eines Verwaltungsaktes reicht.<br />
Die Crux besteht zum einen darin,<br />
dass Transaktionsdienste aufgrund der notwendigen<br />
Anbindung an die interne Datenverarbeitung<br />
entsprechende organisatorische<br />
Vorkehrungen erfordern, die <strong>of</strong>t tiefgreifende<br />
Veränderungen bedeuten können.<br />
Zum anderen ist bei Behördenkontakten<br />
bzw. Amtswegen meist in je spezifischer<br />
Form eine Kombination von drei<br />
Kernelementen erforderlich: Leisten einer<br />
Unterschrift, Entrichten einer Gebühr, Beibringung<br />
von Unterlagen. Jedes einzelne<br />
dieser Elemente bedeutet unterschiedliche<br />
Schwierigkeiten für die elektronische Realisierung.<br />
Der sichere Identätsnachweis<br />
verlangt letztlich z.B. eine elektronische Sig-<br />
natur. Dafür sind zwar die rechtlichen und<br />
institutionellen Voraussetzungen mittlerweile<br />
in Österreich wie auch in EU-Europa<br />
geschaffen worden. Doch die entsprechenden<br />
Produkte, die eine sichere Signatur erlauben,<br />
sind gerade erst im Entstehen und<br />
die Organisation der Ausstattung der NutzerInnen<br />
mit diesen ist erst zu schaffen. Für<br />
die elektronische Beibringung von Unterlagen<br />
mit derselben Authentizität wie in<br />
physischer Form sind ebenfalls noch praktikable<br />
Lösungen ausständig.<br />
„Organisatorische, legistische<br />
und soziale Hürden sind grösser<br />
als technische“<br />
Es ist jedoch nicht nur die technisch-organisatorische<br />
Einbettung auf Seiten der<br />
staatlichen Stellen eine besondere Herausforderung,<br />
sondern auch die soziokulturelle<br />
Einbettung neuer Dienste bei den NutzerInnen.<br />
Insbesondere gilt es, Attraktivität,<br />
Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit<br />
Internet-gestützter Dienste für alle Teile der<br />
Bevölkerung und der Wirtschaft zu ermöglichen<br />
und auch die Option des Behördenverkehrs<br />
in traditioneller Form aufrechtzuerhalten.<br />
Das Problem der sozialen Kluft<br />
(„digital divide“) äußert sich etwa darin, dass<br />
gegenwärtig erst 50% der ÖsterreicherInnen<br />
über 14 Jahren prinzipiell Zugang zum<br />
Internet haben; 45% nutzen es, allerdings<br />
besonders nach Alter, Bildung und Einkommen<br />
in sehr unterschiedlichem Aus-<br />
5<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
maß. 6 Öffentliche Internetzugänge durch<br />
Kiosksysteme und in öffentlichen Einrichtungen,<br />
wie sie etwa besonders in Wien,<br />
Bremen oder Amsterdam gefördert wurden,<br />
sind unter Umständen ein möglicher<br />
Ansatz zur breiteren Öffnung.<br />
Grundsätzlich sind Transaktionsdienste<br />
im Bereich des Steuerwesens am weitesten<br />
fortgeschritten. Die oberste Steuerbehörde<br />
in den USA, das Internal Revenue<br />
Service, unterstützt bereits die elektronische<br />
Eingabe von Steuererklärungen. In<br />
Deutschland ermöglicht die Finanzbehörde<br />
in einem Pilotprojet (ELSTER) die<br />
Erstellung der Steuererklärung per Computer<br />
und die Übermittlung der Daten per<br />
Internet. Häufig können aber nur die Formulare<br />
per Internet bezogen werden, die<br />
Einreichung erfolgt noch traditionell.<br />
Viele andere Transaktionsanwendungen<br />
finden sich auf der Kommunalebene:<br />
Das PRISMA-Projekt untersucht u.a.<br />
die ehrgeizigen Bestrebungen und fortgeschrittenen<br />
Projekte der Städte Bremen<br />
und Wien. „Bremen Online“ stellt zugleich<br />
ein <strong>of</strong>fensichtlich gelungenes Beispiel einer<br />
heute häufig zitierten „public-private partnership“<br />
dar: Hier werden e-Government<br />
und e-Commerce auf einer gemeinsamen<br />
Plattform geschaffen, die als Kooperation<br />
von öffentlicher Hand und privaten Unternehmen,<br />
insbesondere Banken, aufgebaut<br />
wird. An die 20 Anwendungen – von Umzugsmeldungen<br />
über KFZ-Anmeldungen<br />
bis zu Bauanträgen inklusive Statusabfra-
IuK<br />
6<br />
gen – mit Transaktionsfunktion<br />
und unter Verwendung<br />
elektronischer Signaturen werden<br />
bereits rund 1.000 NutzerInnen<br />
in einem Pilotbetrieb<br />
angeboten. Die Stadt Wien hat<br />
ebenfalls sowohl ein umfassendes<br />
Stadtinformations- und<br />
Behördeninformationssystem<br />
aufgebaut und baut mit<br />
Schirmprojekten wie „e-<br />
Vienna“ das elektronische<br />
Diensteangebot laufend in<br />
Richtung echter Transaktionsdienste<br />
aus. Bereits realisiert<br />
wurden neben einem umfangreichen<br />
Formularangebot etwa<br />
die Anmeldung, Verlängerung<br />
und Bezahlung von Parklizenzen,<br />
die Anmeldung für eine<br />
Gemeindewohnung, die Gewerbeanmeldung<br />
und Bezahlung<br />
der Verwaltungsgebühr<br />
via Internet sowie die Steuererklärung<br />
für Wirtschaftstreuhänder.<br />
Darüber hinaus zählen<br />
in Österreich auch kleinere<br />
Städte wie z.B. Salzburg und<br />
Zeltweg zu besonders aktiven<br />
Betreibern des Ausbaus transaktionsfähiger<br />
e-Government-<br />
Dienste.<br />
Zahlreiche weitere e-Government-Projekte<br />
werden auf<br />
internationaler Ebene im Rahmen<br />
von PRISMA auf ihren<br />
möglichen Modellcharakter<br />
hin untersucht. Dabei sind<br />
eine Reihe von Querschnittsthemen<br />
bzw. Kriterien maßgeblich.<br />
Zu diesen zählen neben<br />
Innovationsgrad und<br />
Nachfrageindikatoren u.a.:<br />
❑ nutzerzentriertes Design<br />
und Nutzereinbindung,<br />
❑ Varianten der Dienstleistungsbereitstellung,<br />
❑ allgemeiner Zugang (soziale<br />
Inklusion),<br />
❑ Organisation und Qualifikationsförderung,<br />
❑ Sicherheit und Datenschutz,<br />
❑ Finanzierung, sowie<br />
❑ Technik und Standardisierung.<br />
Insgesamt zeichnet sich ab,<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
dass organisatorische sowie legistische<br />
Anpassungen, ein<br />
breiterer Internet-Zugang, eine<br />
Netzsicherheit und nicht zuletzt<br />
der Schutz der Privatsphäre<br />
zu wesentlichen, noch<br />
einzulösenden Voraussetzungen<br />
beim Ausbau von e-Government<br />
in Richtung umfassender<br />
Transaktionsdienste<br />
und damit auch zu höherer<br />
Servicequalität zählen. Bis der<br />
elektronische Behördenverkehr<br />
in allen Angelegenheiten<br />
allerdings zum Alltag der öffentlichen<br />
Verwaltung und der<br />
BürgerInnen wird, dürfte es daher<br />
trotz vieler Initiativen und<br />
unübersehbarer Fortschritte<br />
noch einige Zeit dauern.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Vgl. Aichholzer, G., Schmutzer,<br />
R., 1999, E-Government: Elektronische<br />
Informationsdienste auf<br />
Bundesebene in Österreich (Studie<br />
im Auftrag des Bundeskanzleramts),<br />
Wien: Österreichische Akademie<br />
der Wissenschaften, ITA.<br />
2 Vgl. Prins, J. E. J. (Ed.), <strong>2001</strong>,<br />
Designing E-Government: On the<br />
Crossroads <strong>of</strong> Technological Innovation<br />
and Institutional Change,<br />
The Hague a. o.: Kluwer Law<br />
International, sowie Aichholzer, G.,<br />
<strong>2001</strong>, Zukünftige Leistungsmodelle<br />
im Rahmen von e-Government.<br />
In: Schweigh<strong>of</strong>er, E., Menzel, T.,<br />
Kreuzbauer, G. (Hg.), Auf dem<br />
Weg zur ePerson – Aktuelle Fragestellungen<br />
der Rechtsinformatik<br />
<strong>2001</strong>, Wien: Verlag Österreich,<br />
241-248.<br />
3 Vgl. Office <strong>of</strong> the e-Envoy, <strong>2001</strong>,<br />
E-Government: Benchmarking<br />
Electronic Service Delivery, London:<br />
Office <strong>of</strong> the e-Envoy, 6 ff.<br />
4 Aichholzer, G. et al., <strong>2001</strong>, PRIS-<br />
MA: Report on changes and trends<br />
in service delivery, Wien: Österreichische<br />
Akademie der Wissenschaften,<br />
ITA.<br />
5 Ebenda.<br />
6 Quelle: Austrian Internet Monitor<br />
(AIM), 2. Quartal <strong>2001</strong>,<br />
http://mediaresearch.orf.at/inter_0<br />
1.htm. ■
Christian Gummerer<br />
Studiert Umwelt-Organisationstechnik<br />
an der Technischen Universität<br />
<strong>Graz</strong>. Seit November<br />
1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am IFF/<strong>IFZ</strong> im Projektbereich<br />
Energie und Klima. Arbeitsschwerpunkte:<br />
Energetische<br />
Bewertung über instationäre<br />
Gebäudesimulation sowie neue<br />
Dienstleistungen zur umfassenden<br />
ökologischen Gebäudesanierung.<br />
E-mail: gummerer@ifz.tugraz.ac.at<br />
UMWELT & ENERGIE<br />
Ökologische Althaussanierung –<br />
die Zukunft des Bauens und Wohnens<br />
Die Verbindung von Ökologie mit etablierten Bautechniken ist der Weg der<br />
nachhaltigen Sanierung im Wohnbau<br />
Der Neubau steckt in einer Absatzkrise und dem<br />
Altbau fehlen die Mittel. Gleichzeitig verschwindet<br />
die öffentliche Hand als Bauherr. So könnte<br />
die heutige Situation des Wohnbaus in der Steiermark<br />
skizziert werden. Die Implementierung<br />
neuer Dienstleistungen überbrückt Hemmnisse<br />
zwischen verschiedenen Fachdisziplinen und<br />
senkt gleichzeitig Kosten.<br />
Der Endenergieeinsatz Österreichs betrug<br />
1995 895 Petajoule (PJ). Rund<br />
39% (351 PJ) entfallen dabei auf den Bereich<br />
Raumwärme und Warmwasserbereitstellung.<br />
Die Deckung des Energiebedarfes<br />
erfolgt dabei zu 27% mittels Biomasse,<br />
zu je rund 9% über die Fernwärme<br />
und Strom sowie zu 55% mittels fossiler<br />
Energieträger. Baurestmassen machen einen<br />
Anteil von über 50% am geschätzten<br />
Gesamtabfallaufkommen in Österreich<br />
aus (Baustellenabfälle ohne Bodenaushub<br />
14%). Im Vergleich dazu betragen die Abfälle<br />
aus privaten Haushalten rund 6%. Die<br />
Umsetzung von Vermeidungs- und Verwertungskonzepten<br />
hat daher in diesem<br />
Bereich einen entscheidenden Einfluss auf<br />
das abfallwirtschaftliche Geschehen. Allein<br />
aus den genannten Eckdaten wird ersichtlich,<br />
wie wichtig für die Gesellschaft das<br />
Thema nachhaltige Sanierung unseres Gebäudebestandes<br />
ist. Vor allem sind hier neben<br />
den positiven Beschäftigungseffekten<br />
rasche und schnelle Einsparungen zu erreichen.<br />
Zur Revitalisierung des Gebäudebestandes<br />
sind in der Regel die notwendigen<br />
Technologien bereits vorhanden.<br />
7<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Im Rahmen des seit November 1999<br />
laufenden Forschungsprojektes „Neue<br />
Dienstleistungen zur ökologischen Gebäudesanierung“<br />
werden bei Sanierungen von<br />
Wohngebäuden in <strong>Graz</strong> neue Impulse und<br />
Standards gesetzt. Im Auftrag der Stadt<br />
<strong>Graz</strong> arbeiten unter Federführung der <strong>Graz</strong>er<br />
Energieagentur (GEA) das Interuniversitäre<br />
Forschungszentrum für Arbeit, Technik<br />
und Kultur (IFF/<strong>IFZ</strong>), das Ökologie Institut<br />
Österreich, das Haus der Baubiologie,<br />
die Entwicklungsberatung TRIGON,<br />
das Cleaner Production Center (CPC) und<br />
die Unternehmensberatung Haas als Projektpartner<br />
an der Umsetzung des Projektes.<br />
Das Forschungsprojekt wird von der<br />
Europäischen Union (EU) im Rahmen des<br />
LIFE II Projektes gefördert.<br />
Der Fokus der Arbeit richtet sich auf<br />
die Revitalisierung von größeren urbanen<br />
Geschoßwohnbauten in der Stadt <strong>Graz</strong>. In<br />
der Stadt <strong>Graz</strong> leben rund 300.000 Menschen<br />
in 32.500 Gebäuden, die insgesamt<br />
115.700 Wohnungen beinhalten. 47% aller<br />
Gebäude wurden vor 1944 und 53%<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Gebäude<br />
aus den Jahren 1961-1980 werden<br />
bezüglich eines energetischen und ökologischen<br />
Sanierungspotenzials am aussichtsreichsten<br />
bewertet. Der Anteil dieser Gebäude<br />
liegt für <strong>Graz</strong> bei rund einem Drittel<br />
(33%). Unter den Wohngebäuden aus<br />
dieser Bauperiode (1961-80) sind eher<br />
größere Gebäude zu finden: Die durchschnittliche<br />
Anzahl an Wohnungen ist höher<br />
als die anderer Bauperioden. Die genaue<br />
Darstellung der Aufteilung der Wohnungen<br />
auf Gebäude zeigt, dass zwar die<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser nach der<br />
Zahl der Gebäude dominieren, sich der<br />
Großteil der Wohnungen aber in Geschoßwohnbauten<br />
befindet.<br />
Eine Grobeinteilung der Sanierung
von Wohngebäuden kann in Form der umfassenden<br />
und der kleinen Sanierung erfolgen.<br />
Bei der kleinen Sanierung verbleiben<br />
die BewohnerInnen im Gebäude, da nur<br />
die Fassade und eventuell die Heizung saniert<br />
werden. Werden in den Wohnungen<br />
auch Sanierungsmaßnahmen (Einbau von<br />
Nasszellen etc.) gesetzt, so zählt dies zu dem<br />
Bereich der umfassenden Sanierung. Bei<br />
der „Umfassenden“ muss die Wohnung<br />
leer stehen. Die Wohnbauförderung kennt<br />
für beide Arten verschiede Förderungsformen.<br />
Wichtiger Einflussfaktor auf den Ablauf<br />
einer Sanierung ist die Eigentumsstruktur<br />
in dem zu sanierenden Gebäude.<br />
Dabei reicht die Palette von einem im öffentlichen<br />
Eigentum stehenden Mietzinshaus<br />
bis hin zu einem im Privatbesitz befindlichen<br />
Haus, das von einem Immobilientreuhänder<br />
verwaltet wird. Nicht zu<br />
vergessen ist die wichtige Rolle der gemeinnützigen<br />
Wohnbaugenossenschaften,<br />
welche große gemischte Siedlungen mit<br />
Wohnungen in Miete und Eigentum verwalten.<br />
Vor allem der Bereich des Wohnungswesens<br />
hat eine lange geschichtliche<br />
Tradition mit entsprechender politischer<br />
Bedeutung und juristischem Regelungswesen.<br />
Änderungen in den rechtlichen<br />
Vorgaben sind somit meist schwierig und<br />
langwierig.<br />
Der Hochbau stellte in der zweiten Republik<br />
in Österreich für die Politik ein<br />
wichtiges konjunkturpolitisches Lenkungselement<br />
dar. Dabei wurden jedoch<br />
die öffentlichen Geldmittel immer in den<br />
Neubau gelenkt. 1 Aktuelle Themen wie<br />
das Erreichen der Klimaschutzziele, die<br />
Krise des Neubaues in der Vermarktung eines<br />
Überangebotes an Wohnungen, aber<br />
auch ökologisch motivierte Inhalte wie die<br />
Verminderung des Abfallaufkommens<br />
und die Vermeidung bedenklicher Baust<strong>of</strong>fe<br />
führen zu einer vermehrten Diskussion<br />
über die Sanierung der Bausubstanz.<br />
Ablauf der Sanierung<br />
Ist ein Haus in die Jahre gekommen, so<br />
werden seitens der BewohnerInnen (MieterInnen,<br />
EigentümerInnen) Mängel an<br />
die mit der Hausverwaltung betraute Organisation<br />
herangetragen. Diese wird spätestens<br />
zu diesem Zeitpunkt an die BewohnerInnen<br />
mit einer Information über Einhebung<br />
eines erhöhten Erhaltungs- und<br />
UMWELT & ENERGIE<br />
Verbesserungsbeitrages (EVB) herantreten.<br />
Wird der Instandhaltungsbeitrag nicht in<br />
voller Höhe gewährt<br />
(Regelungen darüber<br />
finden sich in den jeweiligenRechtsvor-<br />
schriften – MRG,<br />
WEG und WGG 2 ), so<br />
müssen die vollen<br />
Mittel für die Sanierung<br />
zum Zeitpunkt<br />
der Realisierung der<br />
Baumaßnahmen extern<br />
aufgebracht werden.<br />
Dies bedeutet<br />
eine wesentlich teurere<br />
Finanzierung für die betr<strong>of</strong>fenen<br />
HausbewohnerInnen. Vor allem betr<strong>of</strong>fen<br />
sind hier öffentliche Einrichtungen, da<br />
diese zumeist aus politischen Gründen eine<br />
Einhebung des EVB untersagen. Die rückgestellten<br />
Mittel sind für die Qualität einer<br />
Sanierung ins<strong>of</strong>ern entscheidend, als bei<br />
nicht ausreichend zur Verfügung stehenden<br />
liquiden Mitteln für eine Instandhaltung<br />
der Gang in das Verfahren vor der<br />
Schlichtungsstelle nicht erspart bleibt. Dies<br />
bedeutet nicht nur einen erhöhten Aufwand<br />
und eine zeitliche Verzögerung<br />
durch ein behördliches Verfahren, sondern<br />
8<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Wichtiger Einflussfaktor<br />
auf den Ablauf einer<br />
Sanierung ist die Eigentumsstruktur<br />
in dem zu<br />
sanierenden Gebäude.<br />
auch die Beschränkung der möglichen Sanierungsmaßnahmen<br />
auf im Gesetz festgelegte<br />
und durch einen<br />
Gutachter geprüfte<br />
Möglichkeiten. Die<br />
Kehrseite des strengen<br />
Mieterschutzes ist jedoch<br />
<strong>of</strong>tmals eine Sanierung<br />
des Gebäudes<br />
ohne Dämmmaßnahmen,<br />
Fenstertausch<br />
etc. Das Gebäude<br />
wird einfach neu gestrichen,<br />
schadhafte<br />
Fenster werden repariert<br />
und abbröckelnde<br />
Putzstellen ausgebessert. Ausschreibungen<br />
im Zuge der im Projekt<br />
durchgeführten Pilotprojekte (kleine Sanierung)<br />
haben gezeigt, dass die Kosten für<br />
die BewohnerInnen sich kaum verändern –<br />
ob nun thermisch saniert wird oder nur<br />
Ausbesserungsarbeiten vorgenommen<br />
werden.<br />
Die wichtigsten baulichen Elemente<br />
einer ökologischen Gebäudesanierung<br />
sind die Durchführung von Energiesparmaßnahmen<br />
(Aufbringen von Dämmst<strong>of</strong>fen,<br />
Fenstertausch), die Optimierung der<br />
heizungstechnischen Anlagen, der Einsatz<br />
Miete Kategorie A (65,51m 2 ), Haus 31<br />
Bild 1: Die Abbildung zeigt die Mietzinsberechnung der monatlichen Aufwendungen für eine Wohnung der<br />
Kategorie A in der Vinzenz Muchitschstraße. Die angesetzten Heizkosten wurden aus den Berechnungen nach<br />
EN 832 übernommen. Für Wohnungen der Kategorie B und C verringern sich die Mehrkosten weiter.
auökologisch optimaler Baumaterialien,<br />
die Vermeidung und die ordnungsgemäße<br />
Entsorgung von Baurestmassen und Abfällen<br />
und die Optimierung von Verkehrswegen.<br />
Sanierungen nach Thermopr<strong>of</strong>it<br />
Plus integrieren alle genannten Fragestellungen<br />
und binden sie für die Akteure in einer<br />
verbindlichen Form an Qualitätserfordernisse<br />
und Garantieleistungen für die<br />
KundenInnen der Sanierung (HauseigentümerInnen<br />
aber auch BewohnerInnen).<br />
Sanierung nach Thermopr<strong>of</strong>it<br />
Thermopr<strong>of</strong>it wurde im Rahmen des<br />
Kommunalen Energiekonzeptes (KEK) der<br />
Stadt <strong>Graz</strong> entwickelt. Das Projektmanagement<br />
und die Zertifizierung der Thermopr<strong>of</strong>itpartner<br />
obliegen der <strong>Graz</strong>er Energieagentur<br />
(GEA). Thermopr<strong>of</strong>itpartner<br />
sind Unternehmen, die ein umfassendes<br />
Leistungsangebot zur Senkung des Energieeinsatzes<br />
in Gebäuden anbieten (Planung,<br />
Ausführung, Wartung, Betrieb und Finanzierung).<br />
Thermopr<strong>of</strong>it steht also für<br />
Dienstleistungen, welche die Senkung des<br />
Energieeinsatzes, der Schadst<strong>of</strong>f- wie auch<br />
der CO 2 -Emissionen, die Planung und<br />
Durchführung durch einen Thermopr<strong>of</strong>itpartner<br />
und die Garantie einer definierten<br />
Obergrenze der Energiekosten erfüllen.<br />
Thermopr<strong>of</strong>it konnte bis jetzt erfolgreich<br />
im Neubau und in der Sanierung von<br />
Schul- und Bürogebäuden eingesetzt werden.<br />
Die Erweiterung in Richtung Sanierung<br />
von Wohngebäuden stellt also eine logische<br />
Konsequenz dar. Im Rahmen des<br />
Life-Projektes wurden nun verschiedene<br />
Dienstleistungspakete entwickelt:<br />
1. Thermopr<strong>of</strong>it Plus –<br />
Ökologische Zusatzmassnahmen<br />
Anknüpfungspunkt ist die derzeitige Praxis<br />
der Sanierung des Magistrates und der<br />
Wohnbaugenossenschaften. Aus der<br />
Kenntnis des typischen Ablaufs der Sanierungsvorhaben<br />
in diesen Institutionen<br />
können einzelne Dienstleistungen definiert<br />
werden, um die die derzeitige Abwicklung<br />
erweitert werden sollte, damit<br />
Umweltgesichtspunkten besser entsprochen<br />
werden kann. Diese Dienstleistungen<br />
können von der <strong>Graz</strong>er Energieagentur,<br />
von Planern oder von ausführenden Firmen<br />
übernommen werden. Im wesent-<br />
UMWELT & ENERGIE<br />
lichen handelt es sich hier um ein Consulting<br />
zur Optimierung vorhandener Prozessabläufe<br />
und Inhalte der Ausschreibungen,<br />
Sanierungen etc.<br />
2. Thermopr<strong>of</strong>it Plus – Schwerpunkt:<br />
Energetische Sanierung<br />
Dieses Dienstleistungspaket stellt das um<br />
ökologische Maßnahmen erweiterte Thermopr<strong>of</strong>it<br />
dar. Im Mittelpunkt steht die<br />
Möglichkeit, durch die Einführung energiesparender<br />
Technologien und Wärmedämmmaßnahmen<br />
die Betriebskosten beträchtlich<br />
zu senken – für Heizkosten muss<br />
eine Obergrenze garantiert werden – und<br />
mit diesen Einsparungen die Investitionen<br />
(zumindest zum Teil) abzuzahlen. Voraussetzung<br />
ist eine Optimierung der Heizung<br />
– vorzugsweise einer zentralen Versorgung<br />
– und anderer Energieverbraucher wie<br />
Licht und Klimatisierung, wobei eine Gesamtoptimierung<br />
des Gebäudes angestrebt<br />
wird (d. h. optimale Wärmedämmung<br />
etc.).<br />
3. Thermopr<strong>of</strong>it Plus –<br />
Schwerpunkt: Bauliche Sanierung<br />
Zur Zeit werden von der Stadt <strong>Graz</strong>, den<br />
Wohnbaugenossenschaften und den privaten<br />
Hausverwaltungen größere Sanierungsprojekte<br />
an Generalplaner (Planung,<br />
Erstellung der Ausschreibungsunterlagen)<br />
oder Generalunternehmer vergeben.<br />
Für diese Projekte werden ökologische<br />
Zusatzanforderungen („Pflichtenhefte“)<br />
festgesetzt und Muster für die entsprechenden<br />
Generalplaner- und Generalunternehmer-Ausschreibungen<br />
formuliert. Dienstleistungspaket<br />
3 kann gleich wie Dienstleistungspaket<br />
2 angegangen werden, d.h.<br />
mit einer Grobanalyse 3 und mit der Projektentwicklung.<br />
Der Unterschied besteht<br />
darin, dass Bauleistungen im Vordergrund<br />
stehen und ein Einspar-Contracting vielfach<br />
nicht möglich ist bzw. sich die Investitionen<br />
erst nach inakzeptabel langer Zeit<br />
über die Energieeinsparungen amortisieren.<br />
Dennoch sollen Garantien und Qualitätskontrollen<br />
verlangt werden. Letztere<br />
wären durch Thermographie-Aufnahmen<br />
(gute Ausführung der Wärmedämmung<br />
an den Bauteilanschlüssen) und Messungen<br />
der Luftdichtheit der Wohnungen zu<br />
erbringen. Weitere Qualitätsindikatoren<br />
sind die Erreichung von Mindest-Tages-<br />
9<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
lichtquotienten in allen Räumen, Schallmessungen,<br />
Messungen von VOC (flüchtige<br />
organische Lösungsmittel) und Feuchtigkeit<br />
in den Wohnungen. Garantien sollen<br />
vor allem über die Lebensdauer von<br />
ökologischen Baust<strong>of</strong>fen und Bauteilen<br />
und ebenfalls über die Heizkosten eingefordert<br />
werden.<br />
Erfahrungen aus den<br />
Pilotprojekten<br />
Es wurden bisher 2 Projekte bis zur Umsetzung<br />
begleitet. Die ersten beiden Gebäude<br />
waren Mietzinshäuser der Stadt<br />
<strong>Graz</strong> mit je ca. 15 Wohnungen in der Vinzenz<br />
Muchitschstraße. Die bereits vorhandenen<br />
Ausschreibungsunterlagen wurden<br />
auf den aktuellen Stand angepasst und um<br />
ökologische Varianten erweitert. Beide<br />
Häuser mussten im Verfahren vor der<br />
Schlichtungsstelle entschieden werden, da<br />
die finanzielle Bedeckung nicht gegeben<br />
war. Als wesentliche Verbesserungen im<br />
Vergleich zu einer ortsüblichen Sanierung<br />
kann eine erhöhte Wärmedämmung mit<br />
10cm auf mineralischer Basis, PVC-freie<br />
Elektroverkabelung, Einsatz ökologischer<br />
Holzschutzmittel sowie die Vermeidung<br />
von Wärmebrücken festgehalten werden.<br />
Der Einsatz von Holzfenstern konnte aus<br />
Kostengründen nicht durchgesetzt werden.<br />
Die anbietenden Unternehmen<br />
konnten sich auf die geänderte Ausschreibung<br />
einstellen und auch die geforderten<br />
Produkte ohne wesentliche Mehrkosten<br />
anbieten.<br />
Im zweiten Pilotprojekt der Wohnsiedlung<br />
Denggenh<strong>of</strong> (Auftragsvolumen<br />
rund öS60 Mio.) konnte die gesamte Ausschreibung<br />
gestaltet und der Sanierungsablauf<br />
mitbeeinflusst werden. Die Siedlung<br />
mit Miet- und Eigentumswohnungen<br />
wird von der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft<br />
„Neue Heimat“ verwaltet.<br />
Zu Beginn wurde mit dem Bauherrn die<br />
gemeinsame Vorgangsweise festgelegt.<br />
Diese beinhaltete einerseits die Art der Ausschreibung<br />
und andererseits auch ökologische<br />
Ziele wie die Vermeidung von PVC<br />
etc. Die Vergabe wurde in einem zweistufigen<br />
Verfahren über eine funktionale Ausschreibung<br />
abgewickelt. Die Bewertung<br />
der Anbote erfolgte durch einen definierten<br />
Punkteschlüssel, der neben dem Preisargument,<br />
die Qualität der angebotenen<br />
bautechnischen Lösungen, die ökologische
Qualität, die erzielte Einsparung etc. beinhaltet.<br />
Das Ergebnis war einerseits eine beträchtliche<br />
Senkung der Kosten im Vergleich<br />
zum Erstanbot, und andererseits<br />
konnte über das zweistufige Vergabeverfahren<br />
die Qualität der angebotenen Leistungen<br />
gesteigert werden. Schlussendlich<br />
zeichnet sich die Sanierung Denggenh<strong>of</strong><br />
durch eine auf hohem Niveau stehende<br />
ökologische und bauphysikalische Qualität<br />
aus. Die wichtigsten Punkte sind:<br />
❑ generelle PCV-Freiheit der eingesetzten<br />
Produkte<br />
❑ erhöhte Dämmstärken für Außenwände,<br />
oberste Geschoßdecke und Kellerdecke<br />
❑ Holzfenster (Gesamt k-Wert 1,3W/<br />
m 2 K) mit Hanfzopf eingebaut, Vermeidung<br />
von Polyurethan(PU)-Schäumen<br />
❑ Verwendung von einheimischen Holzarten<br />
mit FSC (Forest Stewardship Council)-Label<br />
❑ Lösemittelarme Lacke und Oberflächenbeschichtungen<br />
❑ Einbindung der Ergebnisse des laufenden<br />
Agenda 21-Prozesses, (Abstellplätze<br />
für Kinderwägen, Müllzentralen, überdachte<br />
Eingangsbereiche etc.).<br />
Gleichzeitig mit der Umsetzung der<br />
entwickelten Dienstleistungspakete im<br />
Rahmen von Pilotprojekten erfolgte die<br />
Gründung einer Unternehmensplattform.<br />
In dieser haben sich Firmen untereinander<br />
verständigt, ein gemeinsames Netzwerk<br />
UMWELT & ENERGIE<br />
von Partnerbetrieben zur ökologischen<br />
Althaussanierung zu bilden. Die Partner<br />
unterziehen sich einem<br />
Selbstcheck, der<br />
Qualitätsanforderungen<br />
definiert, welche<br />
die teilnehmenden<br />
Betriebe erfüllen.<br />
Gleichzeitig ist das<br />
wichtigste Betätigungsfeld<br />
die Lobbyarbeit<br />
im Bereich ökologischeAlthaussanierung.<br />
Erfahrungen aus<br />
dem laufenden Projekt:<br />
❑ Größtes Hemmnis der Umsetzung ökologischer<br />
Althaussanierung ist das Informationsdefizit<br />
auf Seiten der Bauherren<br />
wie auch auf Seiten der ausführenden Firmen.<br />
Die zumeist vorherrschende Meinung,<br />
„Ökologie ist teuer, wenig beständig<br />
und zumeist fehlen die Anbieter und ausführenden<br />
Firmen“, wurde nicht in dieser<br />
Deutlichkeit vorgefunden und konnte<br />
durch die Ausschreibungen widerlegt werden.<br />
❑ Die Verbindung von Heizungstechnik,<br />
Energietechnik und Bauleistungen in<br />
einer funktionalen Ausschreibung ist problematisch.<br />
Ins<strong>of</strong>erne auch, als üblicherweise<br />
die Leistungen getrennt ausgeschrie-<br />
Bild 3: Die Abbildung zeigt ein typisches Gebäude der Siedlung am Denggenh<strong>of</strong> im Zuge einer Nachverdichtung<br />
ausgebauter Dachböden. Dabei wird ersichtlich dass der vordere Teil des Dachbodens eine ungenügende<br />
Wärmedämmung aufweist. Quelle: GEA<br />
10<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Der Fokus der Arbeit<br />
richtet sich auf die Revitalisierung<br />
von größeren urbanenGeschoßwohnbauten<br />
in der Stadt <strong>Graz</strong>.<br />
ben werden und die Generalunternehmer<br />
einerseits noch nicht so vertraut mit den<br />
Risiken sind, und<br />
andererseits die Bauleistungen<br />
im Wohnbau<br />
bei weitem über-<br />
wiegen.<br />
❑ Bei den beteiligten<br />
Firmen gibt es Interessenkonflikte.<br />
Ist der<br />
Bereich der Sanierung<br />
bis jetzt eher den kleinerenHandwerksbetrieben<br />
bis hin zum<br />
Mittelstand vorbehalten<br />
geblieben, so geht<br />
nun auch die Bauindustrie in diese Richtung.<br />
Argumente wie Qualitätsverlust und<br />
erhöhter Kostendruck werden häufig artikuliert.<br />
Ausblick<br />
Im weiteren Projektablauf wird nun versucht<br />
werden, wichtige Akteure von Politik,<br />
BeamtInnenschaft, Unternehmen und<br />
potenzielle AuftraggeberInnen in den Diskussionsprozess<br />
einzubinden. Ziel ist hier<br />
auch eine Umstellung der Förderungen der<br />
öffentlichen Hand. Gleichzeitig soll ein<br />
verstärkter Diskurs der Akteure aus den<br />
einzelnen Baubranchen initiiert werden.<br />
Ein Element der Lobbyarbeit wird auch<br />
das Zielpublikum Kunde in Form von Auftragsgebern,<br />
aber auch von MieterInnen<br />
und EigentümerInnen sein. Darüber hinausgehend<br />
ist das Ziel, zumindest ein weiteres<br />
größeres Pilotprojekt umzusetzen.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Bei den baulichen Maßnahmen liegen die<br />
Sanierungsraten je nach Gebäudetyp und Sanierungsmaßnahmen<br />
zwischen 1 und 2 Prozent –<br />
Österreichische Häuser- und Wohnungszählung<br />
1991, Statistik Austria.<br />
2 MRG – Mietrechtsgesetz, WEG – Wohnungseigentumsgesetz,<br />
WGG – Wohnungsgenossenschaftsgesetz.<br />
3 Unter der Grobanalyse wird die Erfassung des<br />
Gebäudebestandes mittels vorgegebenen Erhebungsbogen<br />
in Folge einer Begehung, die<br />
anschließende Ermittlung der Einsparpotenziale<br />
im Zuge einer EN 832 Berechnung, der Analyse<br />
der bautechnischen- und bauphysikalischen<br />
Mängel<br />
wie auch<br />
der Effi-
Karin B. Gruber<br />
ist Sozialarbeiterin und Elektrotechnikerin<br />
und seit vielen Jahren<br />
in der feministischen Mädchenarbeit<br />
tätig. Sie ist Mitbegründerin<br />
des Vereins SUNWORK,<br />
Bildungsalternativen für<br />
Mädchen und Frauen sowie<br />
Projektleiterin und Ausbilderin in<br />
der ELEKTRA LehrWERKstatt.<br />
E-mail: gruber@sunwork.at<br />
FRAUEN & TECHNIK<br />
Wanted: 10 clevere Chefs<br />
10 UnternehmerInnen werden überzeugt, dass Chancengleichheit auch ihnen<br />
nützt – 10 Mädchen werden zu Elektroinstallationstechnikerinnen ausgebildet<br />
Wenn es darum geht, den Anteil der Mädchen in<br />
technischen Berufen zu erhöhen, wird in erster<br />
Linie darüber nachgedacht, wie das Berufswahlverhalten<br />
der Mädchen geändert werden kann.<br />
Einige Initiativen versuchen, durch gezielte<br />
Unterstützung Einstiegshindernisse in technischhandwerkliche<br />
Ausbildungen zu verringern. Mit<br />
dem Projekt ELEKTRA – LehrWERKstatt geht der<br />
Verein Sunwork, gefördert durch das AMS<br />
Niederösterreich, erstmals neue Wege in der Ausbildung<br />
selbst und setzt eigene Schwerpunkte in<br />
Sachen Gender Mainstreaming (GM).<br />
Neue Chancen für Mädchen<br />
und Betriebe<br />
Mit September <strong>2001</strong> beginnen 10 Mädchen<br />
– gefördert vom Arbeitsmarktservice<br />
Niederösterreich (AMS NÖ) – eine Lehrausbildung<br />
als Elektroinstallationstechnikerin.<br />
Sie bringen die beste Eignung für<br />
diesen Lehrberuf mit und starten engagiert<br />
ins Berufsleben. In einer Vorlaufphase werden<br />
ihnen bereits fachspezifische Grundkenntnisse<br />
vermittelt. Bei Lehrbeginn sind<br />
die Mädchen also keineswegs ahnungslos.<br />
Für die Ausbildung auf dem neuesten<br />
Stand der technischen Entwicklung müssen<br />
die Lehrbetriebe nicht alleine sorgen.<br />
Im Rahmen eines freiwilligen Ausbildungsverbundes<br />
läuft parallel zur Ausbildung<br />
in Betrieb und Berufsschule eine ergänzende<br />
Ausbildung in der ELEKTRA-<br />
LehrWERKstatt. Dort werden die Mädchen<br />
in Bereichen wie Bus- und Prozessleittechnik,<br />
Photovoltaik, ökologische<br />
Grundlagen und neue Informationstechnologien<br />
unterrichtet. Sie erwerben in der<br />
11<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Lehrzeit sogenannte Schlüsselqualifikationen,<br />
werden in Kundenberatung und<br />
Teamarbeit geschult und in Fachenglisch<br />
unterrichtet. Neben dem Lehrabschluss erhalten<br />
sie bei ELEKTRA die fachspezifische<br />
Zusatzqualifikation zur Solarteurin.<br />
VertreterInnen der Landesinnung und<br />
der Landesberufsschule unterstützen das<br />
Projekt, weil es neue Wege geht und flexibel<br />
auf Entwicklungen reagiert, die das Berufsbild<br />
und die Lehrinhalte laufend verändern.<br />
Die Mädchen lernen während der<br />
gesamten Lehrzeit stets am aktuellsten<br />
Stand – was bei der Arbeit im Betrieb <strong>of</strong>t<br />
nicht möglich ist. Das AMS NÖ fördert das<br />
Projekt nicht nur im Sinne des Gender<br />
Mainstreaming, sondern auch wegen des<br />
drohenden FacharbeiterInnenmangels.<br />
Die auszubildenden Mädchen sind motiviert<br />
zu lernen und erh<strong>of</strong>fen sich einen guten<br />
Arbeitsplatz und eine qualifizierte, zukunftsorientierte<br />
Ausbildung. Nur von Seiten<br />
der Betriebe gibt es derzeit noch wenig<br />
Bereitschaft, die bestehenden Geschlechterverhältnisse<br />
zu ändern, Mädchen auszubilden<br />
und an diesem innovativen Ausbildungsprojekt<br />
teilzunehmen. Die Unternehmer<br />
müssen davon überzeugt werden,<br />
dass die Chancengleichheit auch ihnen<br />
nützt. Das ist eine große Herausforderung<br />
für die Mitarbeiterinnen und UnterstützerInnen<br />
des Projekts und bedarf der Entwicklung<br />
neuer Strategien.<br />
GenderMainstreaming –<br />
die neue Strategie<br />
Laut Definition des Europarates besteht<br />
Gender Mainstreaming „in der (Re-)Organisation,<br />
Verbesserung, Entwicklung und<br />
Evaluierung politischer Prozesse mit dem<br />
Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise<br />
in allen Konzepten auf allen Ebenen und in<br />
allen Phasen durch alle an politischen Entscheidungen<br />
beteiligten Akteure und Ak-
teurinnen einzubeziehen.“ Theoretisch ist<br />
das ein sehr sinnvolles Konzept. Die konkrete<br />
Umsetzung kann jedoch sehr unterschiedlich<br />
aussehen und der Teufel sitzt wie<br />
immer im Detail. Während die einen nun<br />
die „Gleichberechtigung der Männer“ fordern<br />
und „Gender Mainstreaming“ nutzen,<br />
um die spezifische Frauenförderung zu<br />
begraben, erh<strong>of</strong>fen sich andere neue Strategien<br />
zur Erreichung des Ziels der Chancengleichheit<br />
und positive Aktionen, überall<br />
da, wo ein Geschlecht drastisch unterrepräsentiert<br />
und benachteiligt ist, wohl wissend,<br />
dass die Betr<strong>of</strong>fenen zumeist die<br />
Frauen sind.<br />
GM – ein Weg zur Erreichung des<br />
Ziels Chancengleichheit<br />
Unsere Gesellschaft ist geschlechtsspezifisch<br />
strukturiert. Die Geschlechterverhältnisse<br />
werden durch soziale und politische<br />
Strukturen und durch Bilder und Gewohnheiten<br />
hergestellt und gefestigt. Sie<br />
spiegeln sich in den gesellschaftlichen Rollen,<br />
Werthaltungen und Normen wieder.<br />
Das Geschlecht, als sozialer Platzhalter,<br />
entscheidet darüber, welchen Platz Mädchen/Frauen<br />
in unserer Gesellschaft zugewiesen<br />
bekommen, wie die Verteilung von<br />
Arbeit, Geld und Macht geregelt ist und<br />
welche beruflichen und persönlichen<br />
Chancen Mädchen/Frauen vorfinden.<br />
Seit den 60er/70er Jahren haben<br />
Frauen die gesellschaftlichen Macht- und<br />
Geschlechterverhältnisse zum Thema gemacht<br />
und für die Chancengleichheit gekämpft.<br />
Die Forderungen waren gleicher<br />
Lohn bei gleicher Arbeit, Abschaffung der<br />
Diskriminierung, Verbot von sexueller Belästigung<br />
etc. Die Gleichstellungspolitik,<br />
als „bottom up“ Strategie, zielte direkt auf<br />
die bestehenden Ungleichheiten ab, erarbeitete<br />
Maßnahmen und politische Strategien.<br />
Das Ziel war, mit der Einführung von<br />
Gleichstellungsmaßnahmen die beruflichen<br />
und gesellschaftlichen Entwicklungschancen<br />
von Frauen grundlegend zu<br />
verbessern und durch die Politik „von<br />
Frauen für Frauen“ einen strukturellen<br />
Wandel herbeizuführen. Anfang der 80er<br />
Jahre wurden die Grenzen der Instrumente<br />
der Frauenförderpolitik deutlich und GM<br />
als neue, ergänzende Strategie formuliert.<br />
Das Gender Mainstreaming zielt darauf<br />
ab, die bisherige Frauenförderpolitik zu<br />
verbreitern und zu vertiefen. Als „top<br />
FRAUEN & TECHNIK<br />
down“ Strategie soll sie die Gleichstellung<br />
in allen Bereichen der Politik, Wirtschaft<br />
und Verwaltung vorantreiben. Die Erfahrungen<br />
der letzten Jahrzehnte zeigten, dass<br />
der erste Schritt zur Beseitigung von Ungleichheit<br />
das Erkennen der Ungleichheit<br />
zwischen den Geschlechtern voraussetzt.<br />
„Unter Gleichstellung von Frauen und<br />
Männern versteht man, dass beide Geschlechter<br />
in allen Bereichen<br />
des öffentlichen<br />
und privaten<br />
Lebens gleichermaßen<br />
präsent, berechtigt<br />
und beteiligt sind.<br />
Gleichstellung der<br />
Geschlechter ist das<br />
Gegenteil von Ungleichbehandlung,<br />
nicht jedoch von<br />
Unterschiedlichkeit<br />
von Frauen und Männern;<br />
ihr Ziel ist die<br />
vollständige Einbindung<br />
von Frauen und<br />
Männern in die Gesellschaft“ (Arbeitsgruppe<br />
des Europarates 1999).<br />
GM ist ein Prinzip, das die Bedeutung<br />
der Geschlechterverhältnisse in den<br />
Vordergrund rückt und geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede und Strukturen sichtbar<br />
macht. Es ist eine langfristige Strategie, die<br />
auf die Veränderung jener Rahmenbedingungen<br />
und Strukturen abzielt, die Ungleichheit<br />
hervorbringen. Alle AkteurInnen,<br />
unabhängig vom Geschlecht,werden<br />
aufgefordert, gesellschaftliche Ungleichheit<br />
zu beseitigen. Eine geschlechtssensible<br />
Perspektive wird in alle Aktivitäten und<br />
Maßnahmen integriert und soll in alle<br />
Ebenen und Bereiche der Gesellschaft einfließen.<br />
Um das Ziel Chancengleichheit zu<br />
erreichen, müssen verschiedene Strategien<br />
genutzt und Ebenen einbezogen werden.<br />
Einflussmöglichkeiten bestehen in<br />
der direkten Förderung von Frauen/Mädchen<br />
und in der Schaffung von Rahmenbedingungen,<br />
die Chancengleichheit ermöglichen.<br />
Auf der Ebene der Politik und<br />
Verwaltung kann Einfluss über positive<br />
Anreize ausgeübt werden. Durch Bewusstseinsbildung,<br />
Informations- und<br />
Aufklärungsmaßnahmen wird die Sensibilisierung<br />
für die gesellschaftlichen<br />
Machtverhältnisse bei allen AkteurInnen<br />
gefördert.<br />
12<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
GM in der Wirtschaft<br />
Die Geschlechterverhältnisse<br />
werden durch<br />
soziale und politische<br />
Strukturen und durch Bilder<br />
und Gewohnheiten<br />
hergestellt und gefestigt.<br />
Im Wirtschafts- und Arbeitsleben spiegeln<br />
sich die vielfältigen Facetten der Machtmechanismen,<br />
Chancen-Ungleichheit und<br />
Diskriminierung von Mädchen/Frauen<br />
wieder. Trotz formal rechtlicher Gleichstellung<br />
von Frauen und Männern wurde die<br />
strukturelle Ungleichheit reproduziert. Die<br />
im Jahr 2000 vom IHS<br />
veröffentlichte Studie<br />
zu „Chancengleich-<br />
heit und Gender<br />
Mainstreaming“ weist<br />
nach, dass der „gender-gap“(Unterschiede<br />
zwischen<br />
Frauen und Männern)<br />
in den 90er Jahren<br />
wieder gestiegen<br />
ist. Besonders sichtbar<br />
wird das bei der Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Mit einem „gender<br />
gap“ von 34,2% liegt<br />
Österreich an vorletzter Stelle des EU-Rankings.<br />
Die Platzierung Österreichs ist laut<br />
Studie auf die Schwierigkeiten von Mädchen<br />
beim Berufseinstieg zurückzuführen.<br />
Vor allem junge Frauen haben Probleme,<br />
nach der Schulausbildung einen Arbeitsplatz<br />
bzw. eine Lehrstelle zu finden. Der<br />
Frauen- und Mädchenanteil in den männerdominierten<br />
Berufen ist wieder rückläufig.<br />
Im vergangenen Jahr lag der Beschäftigungsanteil<br />
von Frauen in sogenannten<br />
Männerberufen bei nur 8%. Die<br />
strukturelle Ungleichheit umfasst Diskriminierung<br />
bei Einstellungsverfahren genauso<br />
wie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.<br />
Das Geschlecht ist <strong>of</strong>t das entscheidende<br />
Kriterium bei Personalauswahl, Bewertung<br />
von Arbeit und Zugang zu betrieblicher<br />
Weiterbildung, bei Einkommen<br />
und beruflichem Aufstieg.<br />
Die österreichische Unternehmenskultur<br />
ist geprägt von Klein- und Mittelbetrieben<br />
und deren traditionellen Werthaltungen.<br />
Stereotype Geschlechterrollen gelten<br />
als „normal“ und schließen Mädchen/Frauen<br />
auf vielfältige Weise aus. In<br />
der Regel fehlt eine ausdifferenzierte Personalfunktion<br />
und der Unternehmer selbst<br />
übernimmt eine aktive und zentrale Rolle<br />
bei der Personalauswahl. Die Kriterien<br />
Auftreten und Persönlichkeit sind neben<br />
fachlicher Qualifikation und einschlägiger
Berufserfahrung ein wichtiges Auswahlkriterium.<br />
Die Selektion wird häufig von persönlichen<br />
Merkmalen wie Geschlecht, Alter,<br />
Staatszugehörigkeit bestimmt, die stark<br />
diskriminierend wirken. Geschlecht hat<br />
eine überdurchschnittlich große Bedeutung.<br />
Aufgenommen werden vorzugsweise<br />
Männer. Die traditionellen Personalstrategien<br />
verhindern die Öffnung der qualifizierten<br />
technischen Berufe und reduzieren<br />
das berufliche Auswahlspektrum in technisch-handwerklichen<br />
Berufen auf administrative<br />
Tätigkeiten und unqualifizierte<br />
Hilfsarbeiten.<br />
Das elektrotechnische Gewerbe ist traditionell<br />
fast ausschließlich ein Dienstleistungsgewerbe,<br />
mit Installations-, Wartungs-<br />
und Reparaturarbeiten. Die Tätigkeitsbereiche<br />
ändern sich zunehmend hin<br />
zu mehr Service und Beratung. Der Bedarf<br />
an hochqualifizierten und kundInnenorientiertem<br />
Fachpersonal steigt und stellt<br />
Anforderungen an die kommunikative<br />
und soziale Kompetenz der Beschäftigten.<br />
Die Personalpolitik ist in der Regel auf eine<br />
sogenannte „Stammbelegschaft“ ausgerichtet.<br />
Entscheidende Kriterien der Perso-<br />
nalauswahl sind, neben der fachlichen Eignung,<br />
die Kompatibilität. Die Unternehmer<br />
versuchen, qualifiziertes Personal an<br />
den Betrieb zu binden. Die Arbeitseinteilung,<br />
in Form von „Partieorganisation“<br />
(Facharbeiter und Lehrling oder Helfer),<br />
setzt selbständiges Arbeiten und gegenseitiges<br />
Vertrauen voraus. Da wird – trotz sich<br />
ändernder Anforderungen – auf Tradiertes<br />
und Bekanntes zurückgegriffen. Generell<br />
werden in der Elektrobranche Männer bevorzugt<br />
aufgenommen. Mädchen/Frauen<br />
sind nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung.<br />
Laut der Broschüre „Mädchen in<br />
Lehrberufen“ der Wirtschaftskammer Österreichs<br />
ist ein Drittel aller Lehrlinge in<br />
Österreich weiblich. Der Mädchen-Anteil<br />
in der Sektion Gewerbe, Handwerk und<br />
Dienstleistungen lag 1999 bei insgesamt<br />
31,4%, der im Beruf „ElektroinstallateurIn“<br />
bei nur 0,2%.<br />
GM-Strategie in der<br />
LehrWERKstatt ELEKTRA<br />
Für die Initiierung des GM-Prozesses ist<br />
eine <strong>of</strong>fensive und aktive Herangehens-<br />
13<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
weise erforderlich. Gerade im traditionellen<br />
Handwerk und Gewerbe gibt es großen<br />
Handlungsbedarf, gleichzeitig aber auch<br />
wenig Bereitschaft, die bestehenden (Geschlechter-)Verhältnisse<br />
zu ändern. Die<br />
Unternehmer müssen die Ungleichheit erkennen<br />
und davon überzeugt werden, dass<br />
die Förderung der Chancengleichheit auch<br />
den Betrieben Vorteile bringt.<br />
Unser erstes Ziel ist daher, einen Dialog<br />
zum Thema Gleichstellung zwischen<br />
den verschieden AkteurInnen und Interessengruppen<br />
einzuleiten. Bei allen beteiligten<br />
AkteurInnen – den VertreterInnen der<br />
Ausbildungsbetriebe, der Berufsschule, des<br />
AMS NÖ und der Landesinnung, bei den<br />
Mädchen und in ihrem sozialen Umfeld<br />
und bei den Mitarbeiterinnen der Lehrwerkstatt<br />
selbst – muss die GM-Perspektive<br />
verankert, d.h. anerkannt und akzeptiert<br />
werden. Nur so gelingt es, einen Umdenkprozess<br />
– insbesondere bei den Unternehmern<br />
punkto Personalpolitik – herbeizuführen.<br />
Das Modellprojekt hat eine wichtige<br />
Signalwirkung in Richtung Gleichstellung<br />
von Mädchen/Frauen in technischen und
handwerklichen Berufen. Die Kooperation<br />
im Ausbildungsverbund bietet die<br />
einmalige Gelegenheit, jene Rahmenbedingungen<br />
zu diskutieren und zu verändern,<br />
die eine Öffnung der technischhandwerklichen<br />
Berufe bisher verhindern.<br />
Das erfordert einen kontinuierlichen und<br />
langfristig, strategisch ausgerichteten Prozess.<br />
Daher soll während der gesamten<br />
Laufzeit und in allen Phasen des Projekts<br />
die Gender-Perspektive einfließen und<br />
nachhaltige strukturelle Veränderungen<br />
bewirken.<br />
Die Begleitmaßnahmen sollen auf individueller<br />
und struktureller Ebene ansetzen<br />
und die spezifischen Merkmale der<br />
Klein- und Mittelbetriebe berücksichtigen.<br />
Der Schwerpunkt aller Aktivitäten<br />
liegt im Bereich der Bewusstseinsbildung,<br />
Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen.<br />
Im Zentrum stehen die Teilnehmerinnen<br />
und die Zusammenarbeit mit<br />
den Betrieben. Die Arbeit im Ausbildungsverbund<br />
zielt darauf ab, den Dialog<br />
kontinuierlich zu gestalten, zu steuern<br />
und die „Chefs“ zu Beteiligten zu machen.<br />
In der Contacting-Phase muss ein sogenannter<br />
Tür-Öffner gefunden werden,<br />
der die Möglichkeit eines guten Einstiegs<br />
bietet. Neue Anforderungen an die Betriebe<br />
in Bezug auf KundInnenkontakte<br />
und neue technische Entwicklungen bzw.<br />
die Unterstützung der Betriebe in der diesbezüglichen<br />
Ausbildung der Lehrlinge sollen<br />
diese Funktion übernehmen. Weiters<br />
sind Maßnahmen wichtig, die den Einstieg<br />
für die weiblichen Lehrlinge im jeweiligen<br />
Betrieb erleichtern und die Haltung der<br />
„key-actors“ deutlich machen.<br />
Die Begleit- und Reflexionsphase bezieht<br />
sich auf den Zeitraum der Ausbildung<br />
und ist geprägt durch das Ziel, ein gutes<br />
Klima für die Zusammenarbeit aufzubauen<br />
und Interesse für die GM-Perspektive<br />
zu wecken. Bei Bedarf werden konkrete<br />
Unterstützungsangebote – z.B. im<br />
Bereich Konfliktregelung – ausgearbeitet.<br />
Insbesondere in größeren Betrieben können<br />
Maßnahmen wie die Ausarbeitung<br />
von Gender-Checklisten für eine gleichstellungsfördernde<br />
Personalpolitik, GM-<br />
Leitfäden für die Personalauswahl, ein<br />
Früherkennungssystem für Sexismus bzw.<br />
sexuelle Belästigung oder GM-Training für<br />
Führungskräfte, BetriebsrätInnen und<br />
AusbilderInnen vorgeschlagen werden. Be-<br />
FRAUEN & TECHNIK<br />
triebsbesuche dienen dem Erfahrungsaustausch<br />
und der Klärung von Wünschen<br />
und Erwartungen.<br />
Interviews im Rahmen der Ausstiegs-<br />
Phase sollen Veränderungen deutlich machen.<br />
Für die Reflexion der Arbeit werden<br />
Erfolgskriterien ausgearbeitet und Instrumente<br />
zu deren Überprüfung entwickelt.<br />
Auf struktureller Ebene ist als Begleitmaßnahme<br />
u.a. eine Umfeldanalyse vorgesehen,<br />
die die Positionen der einzelnen AkteurInnen<br />
sichtbar machen, die Handlungsfelder<br />
aufzeigen und eine thematische<br />
Schwerpunktsetzung erleichtern soll. Eine<br />
externe Steuerungsgruppe wird als regionales<br />
Netzwerk installiert und verankert, betreibt<br />
Lobbyarbeit für das Projekt und sorgt<br />
für die regionale Einbindung der Lehrwerkstatt.<br />
Die interne Steuerungsgruppe<br />
ist ein Mittel zur Projektsteuerung und<br />
Kommunikation zwischen den Mitarbeiterinnen<br />
des Projekts und den FördergeberInnen,<br />
hat die Funktion eines „Stimmungsbarometers“<br />
bei den MeinungsträgerInnen<br />
und ist ein Gremium für Abklärungen.<br />
Gezielte Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit<br />
dient der Sensibilisierung<br />
auf breiterer Ebene.<br />
GM – von der Verantwortung zu<br />
Verantwortlichkeiten<br />
GM in der Lehrwerkstatt ist ein Anknüpfungspunkt,<br />
der versucht, das gesamte relevante<br />
Umfeld einzubeziehen. Es bedarf der<br />
Unterstützung aller Ebenen, da eine GM-<br />
Strategie alleine nicht umgesetzt werden<br />
kann. GM in der Lehrwerkstatt liegt in der<br />
Verantwortlichkeit aller beteiligten AkteurInnen<br />
und im Setzen entsprechender,<br />
unterstützender Rahmenbedingungen.<br />
Literatur:<br />
IHS, Andrea Leitner, Angela Wroblewski: Chancengleichheit<br />
und Gender Mainstreaming –<br />
Ergebnisse der begleitenden Evaluierung des<br />
österreichischen NAP, April 2000.<br />
FORBA: Qualifkationsbedarf und -nachfrage in<br />
Klein- und Mittelbetrieben Niederösterreichs; im<br />
Auftrag des AMS-NÖ; Forschungsbericht 4/98.<br />
Ulrike Papouschek, Jörg Flecker, Manfred<br />
Krenn, Ulli Pastner, Thomas Riesenecker-Caba,<br />
Eva Angerler: Wiener Reihe Nr. 6: Forschungsbericht<br />
Qualifikation als Problem? Weiterbildung<br />
als Lösung? Technologischer und struktureller<br />
Wandel in Wiener Betrieben; Forschungsbericht<br />
im Auftrag des AMS Wien, 1998. ■<br />
14<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Bezahlte Anzeige
GASTREDAKTION<br />
Interdisziplinäres Forschungszentrum<br />
Sozialwissenschaften (IFS-ICCR-CIR)<br />
Das „Interdisziplinäre ForschungszentrumSozialwissenschaften“<br />
ist ein seit<br />
1986 bestehender Verein, der<br />
sich sozialwissenschaftliche<br />
Gegenwartsdiagnose in den<br />
verschiedensten Bereichen des<br />
gesellschaftlichen Lebens zur<br />
Aufgabe gemacht hat. „Gegenwartsdiagnose“<br />
ist freilich nur<br />
möglich, wenn man sich der<br />
Notwendigkeit des internationalen<br />
Vergleichs auf dem<br />
Hintergrund analytisch-theoretischen<br />
Grundwissens bewusst<br />
ist.<br />
Die Abkürzung des Vereinsnamens<br />
reflektiert den Namen<br />
in deutscher, englischer und<br />
französischer Version („The<br />
Interdisciplinary Centre for<br />
Comparative Research in the<br />
Social Sciences“ bzw. „Le Centre<br />
Interdisciplinaire pour la Recherche<br />
Comparative en Sciences<br />
Sociales“). Dies ist notwendig,<br />
da das Zentrum vorwiegend<br />
im Bereich der europäischen<br />
Forschung, hier wiederum<br />
im Rahmen der Europäischen<br />
Rahmenprogramme für<br />
Forschung und Entwicklung,<br />
tätig ist. Lingua franca, im<br />
Mittelalter Latein, ist heutzutage<br />
im wissenschaftlichen Bereich<br />
Englisch. Eine weitere Institutssprache<br />
ist Französisch,<br />
nicht zuletzt deshalb, weil seit<br />
dem vorigen Jahr ein Parallelinstitut<br />
in Paris aufgebaut wurde.<br />
Das Zentrum organisiert<br />
sich entlang 4 verschiedener,<br />
jedoch miteinander durchaus<br />
verbundener Themenschwerpunkte:<br />
Leitung: Univ.-Doz. Dr. Ronald J. Pohoryles<br />
Schottenfeldgasse 69/1<br />
1050 Wien<br />
Tel.: +43(0)1/5241393-111<br />
Fax.: +43(0)1/5241393-200<br />
E-mail: <strong>of</strong>fice@iccr-international.org<br />
Web: http://www.iccr-international.org<br />
❑ TEA – Evaluation von Verkehrspolitik<br />
❑ STARS – Gesellschaft, Technologie<br />
und Forschung<br />
❑ SPA – Sozialpolitikanalyse –<br />
Sozialstrukturen und Integration<br />
❑ EASY – Umwelt und Nachhaltigkeit.<br />
Die Integration erfolgt in<br />
einem übergeordneten Bereich,<br />
dem Bereich<br />
❑ EURO – Europäische Entwicklungen<br />
und Politiken.<br />
Während die vier Schwerpunkte<br />
traditionellen Abteilungen<br />
ähneln, wurde zur Integration<br />
der Forschungsarbeit<br />
am IFS – quasi als think tank –<br />
„EURO“ geschaffen. Hier wird<br />
einerseits vorhandenes Wissen<br />
koordiniert und publiziert, andererseits<br />
werden anwendungsorientiertesGrundlagenwissen<br />
und Methodologien<br />
erarbeitet. Auch Veranstaltungen<br />
und (interne) Weiterbildung<br />
(wie die „ICCR-Aca-<br />
15<br />
demy“) werden hier organisiert.<br />
Der Selbstanspruch ist dabei,<br />
❑ durch qualitativ hochstehende<br />
Forschung und effiziente<br />
Wissensverbreitung einen<br />
Beitrag zum besseren Verständnis<br />
von gesellschaftlichen<br />
Abläufen zu leisten,<br />
und<br />
❑ die Anerkennung (national<br />
und international) als führende<br />
Forschungseinrichtung im<br />
Bereich sozialwissenschaftlicher<br />
strategischer Politikanalyse.<br />
Zu den Aufgaben und<br />
Prinzipien des Instituts zählen:<br />
❑ Unabhängigkeit von politischer<br />
Beeinflussung<br />
❑ Innovatives und kreatives<br />
Denken<br />
❑ Offenheit und Flexibilität<br />
❑ Zusammenarbeit als Team<br />
in einer bloß funktionalen<br />
Hierarchie<br />
❑ Forschungsarbeit mit<br />
Bedeutung für die Praxis.<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Weiters ist die Forschung<br />
am IFS von der Überzeugung<br />
geleitet, dass gegenwärtige gesellschaftliche<br />
Themen und<br />
Fragestellungen am umfassendsten<br />
durch die Zusammenarbeit<br />
mit anderen<br />
Forschungseinrichtungen und<br />
Wissenschaftsdisziplinen analysiert<br />
werden können. Daher<br />
legt das IFS großen Wert auf<br />
Netzwerke und Kooperationen.<br />
Die Forschungseinrichtung<br />
blickt auf eine nunmehr<br />
mehr als eineinhalb Jahrzehnte<br />
währende Geschichte zurück.<br />
Diese ist wohl für das Verständnis<br />
der derzeitigen Gestalt<br />
des Instituts und seiner<br />
Ausrichtung wesentlich; sie<br />
wird deshalb im Folgenden<br />
dargelegt.<br />
Institutsgeschichte<br />
Das Interdisziplinäre Forschungszentrum<br />
Sozialwissen-
schaften ist ein gemeinnütziger<br />
Verein, der seit 1986 sukzessive<br />
aus dem Zusammenschluss<br />
mehrerer Kleininstitute entstanden<br />
ist. Entscheidendes<br />
Merkmal war von Anfang an<br />
seine Ausrichtung auf international<br />
vergleichende Forschung.<br />
In den ersten Jahren war<br />
das Institut auf klassische Ost-<br />
West-Forschung orientiert.<br />
Die Orientierung hatte für<br />
Österreich eine geo-politische<br />
Logik: Österreich als neutrales<br />
Land zwischen Ost und West<br />
bot eine ideale Basis für ein solches<br />
Herangehen. Wesentlich<br />
dabei war allerdings von Anfang<br />
an die völlige politische<br />
Unabhängigkeit: Als Norm<br />
für die Forschung im Bereich<br />
des Ost-West-Vergleichs fungierten<br />
damals schwerfällige<br />
Institutionen, errichtet auf<br />
Grundlage bi- und multi-lateraler<br />
Verträge, die eine flexible<br />
und wissenschaftlichen<br />
Interessen gehorchende Forschung<br />
enorm erschwerten.<br />
Dies einerseits auf Grund der<br />
bürokratischen Gegebenheiten,<br />
die dazu führten, dass die<br />
Beiräte mitunter personell stär-<br />
ker besetzt waren als das Forschungspotenzial<br />
an den Einrichtungen.<br />
Zum anderen waren<br />
auch die politischen Einflüsse<br />
und die de facto ausgeübte<br />
Zensur unübersehbar.<br />
Nicht alle dieser Einrichtungen<br />
haben die seither stattgehabten<br />
Transformationen<br />
überlebt.<br />
Der Schluss, den das InterdisziplinäreForschungszentrum<br />
– damals als „Forschungsstelle<br />
für vergleichende<br />
Technologie- und Sozialpolitikforschung“<br />
eingerichtet –<br />
daraus zog, war sehr einfach:<br />
die Errichtung eines selbstverwalteten<br />
Forschungsbetriebs in<br />
der Rechtsform eines Vereins,<br />
in der ersten Phase<br />
❑ bewusst auf Subventionen<br />
verzichtend und ausschließlich<br />
aus Forschungsprojekten<br />
finanziert,<br />
❑ auf Anstellungen verzichtend,<br />
um das Prinzip der<br />
Selbstverwaltung quasi als<br />
Ko-operative von Selbständigen<br />
zu verwirklichen, und<br />
❑ aktiv die Solidarität der<br />
internationalen wissenschaftlichen<br />
Gemeinschaft einfordernd,<br />
was in Gestalt eines<br />
16<br />
internationalen wissenschaftlichen<br />
Beirats, der von der<br />
Institutsversammlung gewählt<br />
wurde und der einmal jährlich<br />
zusammentrat, realisiert wurde.<br />
Diese Prinzipien konnten<br />
in der Folge nicht durchgängig<br />
durchgehalten werden. Obwohl<br />
das Forschungszentrum<br />
bis heute ein Verein geblieben<br />
ist und, unter bestimmten Auflagen,<br />
jeder Mitarbeiterin und<br />
jedem Mitarbeiter freigestellt<br />
ist, Mitglied zu werden, hat es<br />
sich gezeigt, dass nicht nur die<br />
Administration (rund 1/3 der<br />
Arbeitskräfte), sondern auch<br />
der wissenschaftliche MitarbeiterInnenstabAnstellungsverhältnisse<br />
vorzieht. Nur eine<br />
Minderheit beantragt die Mitgliedschaft,<br />
und dies nach etwa<br />
ein bis zwei Jahren aktiver wissenschaftlicher<br />
Mitarbeit im<br />
Haus.<br />
Seit der „2. Generation“<br />
der MitarbeiterInnen des<br />
„Interdisziplinären ForschungszentrumsSozialwissenschaften“<br />
sind, mit Ausnahme<br />
des Institutsvorstandes<br />
Univ.-Doz. Dr. Ronald J. Pohoryles,<br />
alle wissenschaftlichen<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
MitarbeiterInnen des Hauses<br />
angestellt. 1<br />
Waren an der Gründung 4<br />
WissenschafterInnen, jeweils<br />
halbtags beschäftigt, sowie eine<br />
Sekretärin beteiligt (letztere im<br />
Angestelltenverhältnis), so arbeiten<br />
heute rund 20 Menschen<br />
am Zentrum in Wien<br />
und 5 am Zentrum in Paris.<br />
Sowohl im Bereich der Leitung<br />
als auch der wissenschaftlichen<br />
MitarbeiterInnen ist das Verhältnis<br />
der Geschlechter ausgeglichen,<br />
ohne dass es je eigene<br />
„Förderungsprogramme“ für<br />
Frauen gegeben hätte. Das<br />
„Geheimnis“ liegt, für SozialwissenschafterInnen<br />
wenig<br />
überraschend, in fairen und <strong>of</strong>fenen<br />
Ausschreibungen; intellektuelle<br />
Qualität ist zwischen<br />
den Geschlechtern durchaus<br />
gleich verteilt...<br />
Auch in der Frage der<br />
Grundsubvention ist das Zentrum<br />
nicht mehr so rigide wie<br />
zu Zeiten seiner Gründung: es<br />
erhält heute eine Grundsubvention<br />
von etwas mehr als<br />
100.000 €, was in Hinblick<br />
auf die internationale (und nationale)<br />
Konkurrenzsituation<br />
wesentlich ist, da Förderungen
auch im internationalen Bereich<br />
durchaus üblich sind und<br />
nicht sämtliche Kosten projektbezogen<br />
abrechenbar sind.<br />
In Hinblick auf den Jahresumsatz<br />
des Zentrums, der rund<br />
2,5 Mio.€ beträgt, scheint<br />
aber die Unabhängigkeit des<br />
Zentrums durchaus gesichert.<br />
Angesichts der jüngsten politischen<br />
Entwicklung in Österreich,<br />
die nicht nur in ihrer<br />
christlich-völkischen Ideologie<br />
2 problematisch ist, sondern<br />
auch hinsichtlich ihrer wissenschaftspolitischenAusrichtung,<br />
ist dies eine wesentliche<br />
Grundvoraussetzung für eine<br />
nicht-interessensgeleitete sozialwissenschaftlicheGegenwartsdiagnose.<br />
Zu Beginn der 90er Jahre<br />
gründete das Institut Stiftungen<br />
in Ungarn und in der – damals<br />
noch existierenden –<br />
Tschechoslowakei. Es zeigt sich<br />
dabei, wie wichtig der Ansatz<br />
des Zentrums war, als unabhängigeForschungseinrichtung<br />
zu fungieren. Während<br />
die staatlichen Forschungseinrichtungen<br />
in den ehemals<br />
kommunistischen Ländern einen<br />
schwierigen Transforma-<br />
tionsprozess durchmachten,<br />
gelang es dem Zentrum, wenn<br />
auch in kleinem Umfang, gemeinsam<br />
mit jüngeren SozialwissenschaftlerInnengemeinsame<br />
Projekte durchzuführen. 3<br />
Von entscheidender Bedeutung<br />
war die Neuausrichtung<br />
des Instituts im Jahr<br />
1992, in dem der damalige<br />
Vorstand dem internationalen<br />
Beirat (im Rahmen einer Sitzung<br />
an der London School <strong>of</strong><br />
Economics) erstmals einen<br />
mehrjährigen Entwicklungsplan<br />
vorlegte. Die damals beschlossene<br />
Struktur ist in ihren<br />
Grundzügen bis heute gültig<br />
und hat die Weiterentwicklung<br />
nachhaltig beeinflusst. Bei dieser<br />
Sitzung wurde die Ausrichtung<br />
des Forschungszentrums<br />
in Hinblick auf seine vier<br />
Schwerpunkte festgelegt, eine<br />
stärkere Ausrichtung auf europäische<br />
Integration vorgenommen,<br />
die Rolle des Beirats als<br />
Beratungsgremium neu definiert<br />
und die Entscheidungsbefugnis<br />
des Institutsvorstands<br />
als Kollegialorgan erweitert.<br />
Seit 1992 ist der Ausbau des<br />
Zentrums kontinuierlich fortgeschritten<br />
und die europäi-<br />
GASTREDAKTION<br />
sche Ausrichtung wurde gefestigt.<br />
Forschungsperspektiven<br />
und weitere<br />
Entwicklungen<br />
Das Institut hat sich bis in die<br />
jüngste Vergangenheit kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und<br />
dabei in manchen Bereichen<br />
durchaus auch auf europäischer<br />
Ebene Bedeutung erlangt:<br />
❑ Im Bereich der strategischen<br />
(politikrelevanten) Forschung<br />
zur Verkehrspolitik<br />
nimmt das IFS heute eine<br />
bedeutende Stellung im EU-<br />
Rahmenprogramm ein.<br />
❑ Im Bereich der Wissenschaftspolitik<br />
legte das Zentrum<br />
dieses Jahr eine europaweite<br />
Studie zu den unterschiedlichenInnovationskulturen<br />
in europäischen Ländern<br />
vor. Weiters wurde dabei<br />
auch die Bedeutung der Europäischen<br />
Rahmenprogramme<br />
zur Forschung und Entwicklung<br />
analysiert.<br />
Auch im Zusammenhang<br />
mit der EU-Osterweiterung<br />
hat das Zentrum eine wesentli-<br />
che Rolle gespielt: Seit Jahren<br />
werden vom Zentrum die<br />
„Semmering-Seminare“ zur<br />
Ost-West-Kooperation im Bereich<br />
von Wissenschaft und<br />
Forschung organisiert: 4 Ursprünglich<br />
eine gemeinsame<br />
Entwicklung des Wirtschaftsministeriums<br />
mit dem Zentrum<br />
– nunmehr internationalisiert<br />
– wurde eine Studie über<br />
das slowenische Innovationssystem<br />
für PHARE erstellt; für<br />
die Kommission eine weitere<br />
Studie über die Zusammenarbeit<br />
zwischen den EU-Mitgliedsländern<br />
und den zentralund<br />
osteuropäischen Staaten<br />
sowie den Nachfolgestaaten<br />
der früheren Sowjetunion auf<br />
dem Gebiet von Forschung<br />
und Entwicklung.<br />
❑ Im Bereich der Sozialpolitik<br />
ist das Zentrum für den<br />
Österreich-Teil der von<br />
EUROSTAT koordinierten<br />
bedeutendsten europäischen<br />
Einkommensstudie verantwortlich,<br />
auf der eine Reihe<br />
weiterer Studien (Armut,<br />
Wohnverhältnisse etc.) basieren,<br />
die teils auch vom Zentrum<br />
koordiniert werden. Des<br />
Weiteren führt das Zentrum
auch Sozialanalysen speziellen<br />
Charakters durch, etwa zur<br />
Problematik der Obdachlosen.<br />
❑ Im Umweltbereich arbeitet<br />
das Zentrum in verschiedenen<br />
Bereichen der nachhaltigen<br />
Entwicklung, etwa auf regionaler<br />
Ebene, aber auch bei der<br />
Umsetzung globaler Abkommen<br />
und zwischenstaatlicher<br />
Beziehungen.<br />
Die europäische Integration<br />
hat eine Fülle von interessantensozialwissenschaftlichen<br />
Fragestellungen aufgeworfen,<br />
und es gilt, dass sie<br />
interdisziplinär und europäisch<br />
zu behandeln sind. Unabhängigkeit<br />
ist nicht nur im nationalen<br />
Kontext wesentlich:<br />
der europäische Integrationsprozess<br />
ist noch lange nicht<br />
abgeschlossen, und sollte dieser<br />
dem nationalstaatlichen<br />
Muster folgen, wird die wissenschaftlicheUnabhängigkeit<br />
in einem gesamteuropäischen<br />
„Nationalstaat“ genauso<br />
wesentlich wie in den<br />
gegenwärtigen Nationalstaaten<br />
– wie man am österreichischen<br />
Beispiel sehen kann.<br />
Gute wissenschaftliche Arbeit<br />
ist eine notwendige, wenn<br />
auch nicht hinreichende Bedingung<br />
für diese Unabhängigkeit.<br />
Aktuelle Projekte<br />
❑ EUROPUB analysiert den<br />
Aufbau und die Strukturen<br />
eines „European Public Space“<br />
hinsichtlich einer Europäischen<br />
Demokratieordnung.<br />
❑ URBANEYE: Analyse der<br />
Anwendung von Closed-Circuit<br />
Television (CCTV)/Überwachungskameras<br />
in europäischen<br />
Städten sowie deren<br />
soziale und politische Auswirkungen.<br />
❑ ALP-NET: Thematisches<br />
Netzwerk, welches sich mit<br />
Problemen des alpenquerenden<br />
Verkehrs beschäftigt.<br />
❑ FORESIGHT: Zukunftsszenarien<br />
für eine verbesserte<br />
Integration der Verkehrspolitik<br />
mit anderen Politikfeldern.<br />
❑ THINK-UP: Thematisches<br />
Netzwerk über die Grundlagen<br />
und das Verstehen von<br />
Mobilitätsprognosen im Verkehrswesen.<br />
❑ TRANS-TALK: Thematisches<br />
Netzwerk zur Politikentstehung<br />
und Methoden zur<br />
Projektevaluation im Verkehrswesen.<br />
❑ INNOCULT: über die Internationalisierung<br />
von Forschung<br />
– Institutionelle Innovation,<br />
Kultur und Vermittlung<br />
im Rahmen von Wettbewerb<br />
und Kooperation.<br />
❑ TELECITY: Informationsgesellschaft<br />
und urbane Entwicklung<br />
im Europäischen<br />
Vergleich.<br />
❑ IMPACT: Soziale Ausgrenzung<br />
und Wohnsituation –<br />
Analyse von Politikentstehung,<br />
Leistungen und Qualitätsstandards.<br />
❑ PEN-REF: Bürgerbeteiligung<br />
und Pensionspolitik –<br />
Beteiligung in der Gestaltung<br />
der Pensionsreform.<br />
❑ SILC: Statistische Dienstleistungen<br />
in den Bereichen Einkommen,<br />
Armut und soziale<br />
Ausgrenzung sowie die Entwicklung<br />
neuer Instrumente<br />
bezüglich Einkommen und<br />
Lebenssituationen.<br />
❑ SOCIAL: Österreichischer<br />
Teil des „European Community<br />
Household Panel Survey“<br />
(EHCP).<br />
❑ ENSURE: Europäisches<br />
Netzwerk für nachhaltige<br />
urbane und regionale Entwicklung.<br />
❑ REGIONET: Thematisches<br />
Netzwerk für die Entwicklung<br />
von Strategien für nachhaltige<br />
regionale Entwicklungen.<br />
Publikationen und<br />
Forschungsberichte<br />
❑ Das IFS ist Herausgeber der<br />
GASTREDAKTION<br />
18<br />
vierteljährlich beim britischen<br />
Verlag Taylor & Francis<br />
(www.tandf.co.uk) erscheinenden<br />
wissenschaftlichen<br />
Zeitschrift „INNOVATION –<br />
The European Journal <strong>of</strong> Social<br />
Science Research“. Die auf<br />
Englisch erscheinende Zeitschrift<br />
hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, sozialwissenschaftliche<br />
Forschung mit einem interdisziplinären<br />
und vergleichenden<br />
Ansatz zu fördern. Wichtige<br />
thematische Inhalte der Zeitschrift<br />
sind: „Multi-level<br />
Governance“, Demokratie<br />
und Zivilgesellschaft, Nachhaltige<br />
Entwicklung und<br />
Ökologische Modernisierung,<br />
Gesellschaft und Technik,<br />
„Public Policy Analysis“ etc.<br />
❑ Weiters publiziert das IFS<br />
die vom Verlag Ashgate<br />
(www.ashgate.com) herausgebrachte<br />
Buchserie „Contemporary<br />
Trends in European<br />
Social Sciences“. Eine kleine<br />
Auswahl von zuletzt veröffentlichten<br />
Büchern:<br />
Giorgi, Liana and Pohoryles,<br />
Ronald J. (eds.) (<strong>2001</strong>) Transport<br />
Policy and Research:<br />
What Future?, Aldershot, Ashgate.<br />
Dieckh<strong>of</strong>f, Alain and Gutierrez,<br />
Natividad (eds.) (<strong>2001</strong>)<br />
Modern Roots: Studies <strong>of</strong> National<br />
Identity, Aldershot, Ashgate.<br />
Berce-Bratko, Bianca (<strong>2001</strong>)<br />
Can Small Urban Communities<br />
Survive? Cultural Analysis<br />
in Urban Rehabilitation: Cases<br />
in Slovenia and Scotland, Al-<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
dershot, Ashgate.<br />
Geddes, Andrew and Favell,<br />
Adrian (eds.) (1999) The Politics<br />
<strong>of</strong> Belonging: Migrants and<br />
Minorities in Contemporary<br />
Europe, Aldershot, Ashgate.<br />
❑ Das IFS hat zu den am Institut<br />
durchgeführten Projekten<br />
bisher über 100 Forschungsberichte<br />
vorgelegt.<br />
❑ Das Jahresbericht „Broadsheet“<br />
gibt einen Überblick<br />
über die Tätigkeiten des Instituts<br />
sowie die durchgeführten<br />
Projekte und wissenschaftlichen<br />
Arbeiten.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Für die Administration galt dies<br />
von Anfang an, und seit 1995 werden<br />
auch regelmäßig Lehrlinge ausgebildet.<br />
2 Vgl. dazu die Erklärung des Vorstands<br />
sowie der MitarbeiterInnen<br />
des Zentrums vom 2. Februar 2000<br />
auf der Homepage des Zentrums.<br />
3 Die Partnerinstitute in Ungarn<br />
und in der Tschechoslowakei, nunmehr<br />
Tschechische Republik, die<br />
als Stiftungen geführt waren, wurden<br />
in der 2. Hälfte der neunziger<br />
Jahre geschlossen, da sich die Institutsszene<br />
in den Transformationsländern<br />
mittlerweile stabilisiert<br />
hatte, teils durch Institutsneugründungen,<br />
teils im Rahmen der traditionellen<br />
Akademieeinrichtungen.<br />
4 Der Name „Semmering S&T-<br />
Forum“ ist Tradition auf Grund<br />
der Gründungsveranstaltung, die<br />
1995 am Semmering stattfand. Das<br />
erweiterungsorientierte Forum<br />
passt <strong>of</strong>fensichtlich nicht mehr in<br />
die neue Regierungslinie: Obwohl<br />
während der österreichischen EU-<br />
Präsidentschaft eine <strong>of</strong>fizielle<br />
Begleitveranstaltung zum Wissenschaftsbereich,<br />
ist Österreich an der<br />
Veranstaltung nicht mehr interessiert.<br />
Das 6. Semmering S&T-<br />
Forum wird Anfang Dezember<br />
<strong>2001</strong> in Lille veranstaltet, weitere<br />
drei Veranstaltungen sind europaweit<br />
gesichert – auch dies zeigt, wie<br />
wichtig intellektuelle und organisatorische<br />
Unabhängigkeit von Wissenschaft<br />
und Forschung von Poli-
Bernhard Wieser<br />
Studium der Erziehungswissenschaften<br />
mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung<br />
an der Karl-Franzens-Universität<br />
<strong>Graz</strong>. Seit 1999 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des IFF/<strong>IFZ</strong>; Lehrbeauftragter<br />
an der Karl-Franzens-Universität<br />
<strong>Graz</strong>. Arbeitsschwerpunkte: Technik<br />
und Bildung, Science – <strong>Technology</strong> –<br />
Society, Bildungsaspekte von Gen- und<br />
Biotechnologien, Aufbau des Interdisziplinären<br />
Kollegs für Wissenschafts- und<br />
Technikforschung, <strong>Graz</strong>.<br />
E-mail: wieser@ifz.tu-graz.ac.at<br />
NEUE BIOTECHNOLOGIEN<br />
Wer macht Ihre Meinung?<br />
Zur Darstellung des Themas „Gentechnik und Risiko“ in der österreichischen<br />
Tagespresse<br />
„Die Medien sind schuld!“ – so heißt es <strong>of</strong>t im<br />
Zusammenhang mit der Problematisierung der<br />
mangelnden öffentlichen Akzeptanz gentechnischer<br />
Anwendungen. Implizit wird damit zum<br />
Ausdruck gebracht: mediale Berichterstattung<br />
über Gentechnik sei überwiegend negativ, übertreibe<br />
die Risiken und beeinflusse die öffentliche<br />
Meinung daher in diese Richtung. Die Hauptursache<br />
des Akzeptanzproblems, so könnte man<br />
daraus schließen, läge in einer tendenziösen Mediendarstellung.<br />
In einer vom IFF/<strong>IFZ</strong> durchgeführten empirischen<br />
Analyse vier österreichischer<br />
Tageszeitungen, deren Ergebnisse hier vorgestellt<br />
werden sollen1 , finden sich allerdings<br />
kaum Hinweise, die eine solche<br />
These belegen ließen. Auch eine deutsche<br />
Studie von Matthias Kohring, Alexander<br />
Görke und Georg Ruhrmann (1999)<br />
konnte zeigen, dass das Thema Gentechnik<br />
keineswegs eine „negative“ Presse hat oder<br />
Risikoaspekte übertrieben dargestellt werden.<br />
Aber gibt es nun tatsächlich Risiken<br />
oder andere „legitime“ Gründe der Skepsis<br />
gegenüber bestimmten Anwendungen der<br />
Gentechnik oder nicht? Es leuchtet ein,<br />
dass es zu einer breiten öffentlichen Auseinandersetzung<br />
über diese Frage gar nicht<br />
kommen wird, wenn die Qualität der medialen<br />
Informationsleistung in Zweifel gezogen<br />
wird. Eine Diskussion, die von „falschen“<br />
Tatsachen ausgeht, wird üblicherweise<br />
nicht besonders ernst genommen.<br />
Mit anderen Worten, die Frage nach der<br />
Qualität der medialen Berichterstattung<br />
wird selbst zum strategischen Argument in<br />
19<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
der Kontroverse um das Themenfeld Gentechnik.<br />
Sonderrolle der Medien<br />
Dennoch haben Medien einen gewichtigen<br />
Einfluss auf die Risikowahrnehmung<br />
von Gentechnik, wie man aus anderen<br />
Untersuchungen weiß. Wer seine Informationen<br />
überwiegend aus Tageszeitungen,<br />
TV und Radio bezieht, neigt dazu, Gentechnik<br />
als riskanter einzuschätzen als Personen,<br />
die sich darüber hinaus auch durch<br />
Bücher, Diskussions- oder Weiterbildungsveranstaltungen<br />
informieren. Wenn<br />
es also nicht die übertriebene Darstellung<br />
von Risikoaspekten ist, so muss es dennoch<br />
Gründe dafür geben, warum Medienberichte<br />
die Risikowahrnehmung von Gentechnik<br />
beeinflussen.<br />
Eine bedeutende Rolle spielt sicherlich<br />
das Vertrauensdefizit, mit dem JournalistInnen<br />
zu kämpfen haben. Europaweit genießen<br />
sie nur sehr wenig Glaubwürdigkeit<br />
im Vergleich mit anderen Informationsquellen<br />
wie etwa NGO’s oder Umweltschutzorganisationen.<br />
Auch wenn es den<br />
Medien nicht recht gelingen mag, den<br />
Wissensstand der Öffentlichkeit über Gentechnik<br />
zu erhöhen oder zu einer „realistischen“<br />
Risikoeinschätzung beizutragen, so<br />
sind sie dennoch unverzichtbar. Kaum eine<br />
Informationsquelle verfügt über eine derartige<br />
Reichweite, wie die Medien. Ein<br />
Grund mehr sich eingehend mit ihnen zu<br />
befassen.<br />
Vier Tageszeitungen<br />
Im Rahmen eines vom Land Steiermark<br />
(Abteilung Wissenschaft und Forschung)<br />
finanzierten Projekts wurde die Darstellung<br />
von Risikoaspekten der Gentechnik<br />
in der Tagespresse untersucht. Alle Artikel,<br />
die im Zeitraum von Jänner 1999 bis April
<strong>2001</strong> in der „Neuen Kronen Zeitung“, in<br />
der „Kleinen Zeitung“, in „Der Standard“<br />
und in „Die Presse“ erschienen sind, wurden<br />
analysiert. Zum einen wurden damit<br />
die beiden auflagestärksten österreichischen<br />
Tageszeitungen gewählt und zum<br />
anderen zwei sogenannte Qualitätszeitungen,<br />
in denen die Berichterstattung über<br />
Gentechnik sehr umfangreich ist. Die<br />
„Kleine Zeitung“ ist sowohl in der Steiermark<br />
(mit mehr als 50% Nettoreichweite)<br />
als auch in Kärnten (mit ca. 60%) Marktführer,<br />
gefolgt von der „Neuen Kronen<br />
Zeitung“ mit mehr als 45% (Steiermark)<br />
bzw. über 50% (Kärnten). „Der Standard“<br />
und „Die Presse“ haben zwar eine vergleichsweise<br />
geringe Reichweite, beide liegen<br />
bundesweit unter 6%. Doch sind sie<br />
Marktführer bei AkademikerInnen und<br />
Berufsgruppen in leitenden Positionen. Sie<br />
übernehmen damit gewissermaßen eine<br />
„Opinion-Leader-Funktion“.<br />
Übertriebenes Risiko?<br />
Allen vier Tageszeitungen<br />
gemeinsam ist ein relativ<br />
großer Anteil der Berichterstattung,<br />
in der Risikoaspekte<br />
überhaupt nicht thematisiert<br />
werden, nämlich<br />
in mehr als 2/3 der Artikel,<br />
die sich mit Gentechnik beschäftigen.<br />
Die Vermutung,<br />
dass es insbesondere<br />
die „Boulevardpresse“ ist,<br />
die sich den Risikoaspekten<br />
widmet, erweist sich als unzutreffend.<br />
Im Gegenteil,<br />
nur rund 1/5 der Artikel<br />
dieser Zeitungen beschäftigen<br />
sich mit dieser Dimension<br />
des Themas. Von einer<br />
Übertreibung der Risikoaspekte<br />
kann vor diesem<br />
Hintergrund nicht gesprochen<br />
werden.<br />
Die österreichische<br />
Medienlandschaft unterscheidet<br />
sich diesbezüglich<br />
nicht vom internationalen<br />
Umfeld. Weder in<br />
Deutschland, Frankreich,<br />
den USA und Großbritannien<br />
wurde Gentechnik als<br />
ein extremes Konfliktthema<br />
ausgeschlachtet. Vor<br />
NEUE BIOTECHNOLOGIEN<br />
allem medizinische Anwendungen haben<br />
eine durchaus „positive Presse“, insbesondere<br />
ist das im Rahmen der Bekämpfung<br />
von AIDS und Krebs der Fall (Kohring et<br />
al., 1999).<br />
Österreichische Besonderheiten<br />
Worin sich Österreich allerdings erheblich<br />
unterscheidet, ist die Vorherrschaft des<br />
Themas Landwirtschaft und Lebensmittel.<br />
Die Einstellung der ÖsterreicherInnen<br />
gegenüber dem Thema Gentechnik<br />
kommt damit nicht nur, wie Helge Torgersen<br />
von der österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften formuliert hat, aus dem<br />
Bauch, sondern sie geht auch durch den<br />
Magen. In den USA, Frankreich und Großbritannien<br />
rangiert Landwirtschaft an vorletzter<br />
Stelle. In diesen Ländern dominiert<br />
die Berichterstattung über medizinische<br />
Forschung. Lediglich in Deutschland findet<br />
sich die Landwirtschaft auf Platz zwei<br />
20<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
des Medieninteresses.<br />
Vor allem die Risikodebatte wird in<br />
den österreichischen Medien vom Anwendungsbereich<br />
Landwirtschaft und Lebensmittel<br />
dominiert, und zwar in allen vier<br />
analysierten Tageszeitungen. Neben vielen<br />
Gemeinsamkeiten gibt es freilich auch<br />
Unterschiede zwischen den vier untersuchten<br />
österreichischen Tageszeitungen. Die<br />
Berichterstattung über das Thema Gentechnik<br />
ist in den „Qualitätszeitungen“<br />
nicht nur allgemein weitaus umfangreicher<br />
und detaillierter, sondern im besonderen<br />
auch was die Erörterung von Risikoaspekten<br />
betrifft.<br />
Charakteristika medialer<br />
Berichterstattung<br />
Medien müssen in unserer schnelllebigen<br />
Zeit effizient kommunizieren. Langwierige<br />
Erklärungen finden daher in der Tagespresse<br />
<strong>of</strong>t keinen Platz. Charakteristisch für<br />
die mediale Berichterstattung<br />
ist daher, dass im Zusammenhang<br />
mit verschiedenen<br />
Anwendungen<br />
der Gentechnik vielfach<br />
zwar auf die Existenz von<br />
Risiken hingewiesen wird,<br />
ohne allerdings genauer zu<br />
erklären, worin diese eigentlich<br />
bestehen. Was gefährlich<br />
ist und warum,<br />
darüber kann man als LeserIn<br />
<strong>of</strong>tmals nur Vermutungen<br />
anstellen. Auf diese<br />
Weise wird der Begriff<br />
„Gentechnik“ gewissermaßen<br />
mit dem Vorhandensein<br />
von Risiken<br />
gleichgesetzt und damit zu<br />
einer Metapher für negativen<br />
Folgen gentechnischer<br />
Verfahren und Anwendungen.<br />
In der medialen<br />
Berichterstattung werden<br />
nur selten Begründungen,<br />
Erklärungen oder zusätzliche<br />
Informationen gegeben,<br />
die ein wenig mehr<br />
darüber erfahren lassen,<br />
was, warum, in welcher<br />
Weise, in Bezug worauf,<br />
mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />
und welchem Gefahrenpotenzial<br />
negative<br />
Bezahlte Anzeige
Konsequenzen haben könnte. Ein möglicher<br />
Grund dafür liegt in der Funktion<br />
der Tagespresse, schnell kurz und prägnant<br />
zu informieren. Mehr wird von den LeserInnen<br />
im Grunde nicht erwartet und detaillierte<br />
Erläuterungen werden zudem nur<br />
selten gelesen, dafür fehlt den meisten die<br />
Zeit.<br />
Mit beständiger Regelmäßigkeit kann<br />
man lesen, dass auch in Österreich Produkte<br />
aus gentechnisch veränderten Organismen<br />
zum Einsatz kommen (durch Importe,<br />
Futtermittel oder Zusatzst<strong>of</strong>fe), dennoch<br />
wird so gut wie nie erwähnt, warum<br />
darin ein Problem bestehen sollte. Vielmehr<br />
wird hier mit einer unausgesprochenen<br />
Gleichsetzung von „Anwendung ist<br />
gleich Gefahr“ operiert. Oft liest man, dass<br />
in Lebens- oder Futtermittel Spuren gentechnisch<br />
veränderter Organismen gefunden<br />
wurden. Berichtet wird, dass sie gefunden<br />
wurden, ob oder warum hierbei ein Risiko<br />
enthalten ist oder sein könnte, erfährt<br />
man nur selten. Ähnliches gilt für die<br />
Kennzeichnungsproblematik, eine fehlende<br />
Kennzeichnung steht gewissermaßen<br />
im Verdacht, ein Risiko bewusst verschweigen<br />
zu wollen.<br />
Ohne zusätzliche Informationen,<br />
bleibt den LeserInnen von Tageszeitungen<br />
die Kenntnis der Gründe bzw. der genauen<br />
Auswirkungen möglicher Risiken weitgehend<br />
verborgen. Auf diese Weise trägt mediale<br />
Berichterstattung nicht unbeträchtlich<br />
dazu bei, dass es zu einer „uninformierten“<br />
Risikowahrnehmung kommt.<br />
„Qualitätspresse“ zeichnet sich aus dieser<br />
Perspektive dadurch aus, Risikodimensionen<br />
gentechnischer Anwendungen nicht<br />
einfach kommentarlos zu konstatieren,<br />
sondern zu erläutern, worin sie bestehen.<br />
Dennoch finden sich auch im „Standard“<br />
und der „Presse“ eine Fülle von impliziten<br />
Risikometaphern.<br />
Probleme unausgesprochener<br />
Risikoaspekte<br />
Wie die psychologische Risik<strong>of</strong>orschung<br />
zeigt, wird die Wahrnehmung von Risiken<br />
davon beeinflusst, ob man die Auswirkungen<br />
einer Technologie kennt und wie gut<br />
man darüber Bescheid weiß. Unbekanntheit<br />
und Unsicherheit tragen zu einer erhöhten<br />
Wahrnehmung auch von „objektiv“<br />
geringen Risiken bei. Aus dieser Perspektive<br />
ist eine explizite und ausführliche<br />
NEUE BIOTECHNOLOGIEN<br />
Erläuterung von Risikoaspekten eher dazu<br />
geeignet, zu einer „realistischeren“ Risikowahrnehmung<br />
beizutragen.<br />
Sicherlich gibt es Gründe, die den<br />
knappen Stil der Tagespresse plausibel erscheinen<br />
lassen. Beispielsweise wird in regelmäßigen<br />
Abständen über Statements<br />
und Aktionen diverser NGO’s und Umweltschutzorganisationen<br />
berichtet, ohne<br />
jedoch näher auf deren Argumente einzugehen.<br />
Die Berichterstattung bekommt<br />
dadurch einen scheinbar „objektiven“<br />
Charakter, wenn sie dabei bleibt, Positionen<br />
verschiedener Interessengruppen<br />
wiederzugeben, ohne sich ausführlich deren<br />
Argumenten zu widmen. Auf diese<br />
Weise bringt die spezifische Eigenlogik des<br />
Printmediengewerbes eine Berichterstattung<br />
über Gentechnik hervor, die zu einer<br />
„unrealistischen“ Risikowahrnehmung<br />
beiträgt. Ironischerweise ist es weniger, wie<br />
<strong>of</strong>tmals vermutet, die Übertreibung von<br />
Risikoaspekten, sondern eher das Gegenteil,<br />
deren tendenzielle Ausblendung, die<br />
dazu führt.<br />
Mit anderen Worten, die Frage, ob die<br />
Risikodimension der Gentechnik in den<br />
Medien übertrieben wird, führt zum Teil<br />
am Problem vorbei. Es besteht in gewisser<br />
Weise weniger darin, wie Risikoaspekte<br />
dargestellt werden, sondern vielmehr<br />
darin, wie solche nicht dargestellt werden.<br />
Problematisch ist, dass Risikoaspekte vielfach<br />
nur implizit angedeutet werden oder,<br />
dass sich die Berichterstattung auf den<br />
nicht weiter erläuterten Umstand ihrer<br />
möglichen Existenz beschränkt.<br />
LeserInnen<br />
Wie einschlägige Untersuchungen zeigen,<br />
ist eine Informationsweise, die sich auf den<br />
medialen Bereich beschränkt, nur unzureichend<br />
geeignet, tatsächlich zu einem Wissenszuwachs<br />
beizutragen. Viel eher dient<br />
mediale Information der Affektabwehr<br />
und suggeriert den LeserInnen lediglich<br />
das Gefühl, informiert zu sein (Finger,<br />
1994).<br />
Zugleich deutet sich hier aber auch an,<br />
dass es nicht allein auf die inhaltliche Qualität<br />
der Artikel einer bestimmten Tageszeitung<br />
ankommt, sondern in gleichem Maße<br />
auch darauf, wie diese gelesen werden. Damit<br />
sei auf die Bedeutung des Leseverhaltens<br />
hingewiesen. Zeitungen werden, wie<br />
man weiß, durchaus nicht immer sorgfäl-<br />
21<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
tig gelesen, sondern <strong>of</strong>tmals bloß rasch<br />
„überflogen“. Damit ist eine pr<strong>of</strong>unde Reportage<br />
zwar eine notwendige, doch keinesfalls<br />
eine hinreichende Bedingung, um<br />
eine qualitativ hochwertige Informationsvermittlung<br />
mit Hilfe medialer Berichterstattung<br />
zum Thema Gentechnik erzielen<br />
zu können.<br />
Abschließend kann damit verdeutlicht<br />
werden, dass qualitativ hochwertige Berichterstattung<br />
in den Medien sicherlich zu<br />
einer „realistischeren“ Risikowahrnehmung<br />
von Anwendungen im Bereich der<br />
Gentechnik beitragen kann. Dies wird vor<br />
allem dann möglich, wenn sich mediale<br />
Darstellungen ausführlicher mit den Folgeaspekten<br />
der Gentechnik befassen, diese<br />
für die LeserInnen verständlich machen<br />
und in ihrer Meinungsvielfalt darstellen.<br />
Zur Akzeptanzbeschaffung sind mediale<br />
Informationskampagnen vor diesem<br />
Hintergrund eher nicht geeignet, vor allem<br />
dann nicht, wenn sie sich vorwiegend auf<br />
die Darstellung der Chancen und Nutzenaspekte<br />
gentechnischer Anwendungen beschränken.<br />
Von der Öffentlichkeit werden<br />
solche Beiträge vielfach als tendenziös<br />
wahrgenommen und erzeugen eher Skepsis<br />
und Ablehnung. Letztlich kann nur eine<br />
differenzierte Berichterstattung zum<br />
Thema Gentechnik zu einer differenzierten<br />
Einstellung und realistischen Risikoeinschätzung<br />
führen.<br />
Anmerkung:<br />
1 Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse<br />
der Untersuchung wird Ende <strong>2001</strong> im Rahmen<br />
der Schriftenreihe des IFF/<strong>IFZ</strong> publiziert.<br />
Literatur:<br />
Finger, M. (1994): From Knowledge to Action?<br />
Exploring the Relationship Between Environmental<br />
Experience, Learning, and Behaviour. In:<br />
Journal <strong>of</strong> Social Issues, Vol. 50, No. 3.<br />
Kohring, M., Görke, A., Ruhrmann, G. (1999):<br />
Das Bild der Gentechnik in den internationalen<br />
Medien – eine Inhaltsanalyse meinungsführender<br />
Zeitschriften. In: Hampel, J., Renn, O. (Hg.):<br />
Gentechnik in der Öffentlichkeit. Wahrnehmung<br />
und Bewertung einer umstrittenen Technologie.<br />
Campus Verlag: Frankfurt-New York,<br />
S.292-316. ■
Seit 1999 wird vom IFF/<strong>IFZ</strong> <strong>Graz</strong> im Juli<br />
eine einwöchige Sommerakademie mit<br />
dem Ziel veranstaltet, theoretische Konzepte<br />
aus der Wissenschafts- und Technikforschung<br />
mit praktischen Fragen der<br />
Technikgestaltung und Technologiepolitik<br />
zu verbinden. Die diesjährige Veranstaltung<br />
beschäftigte sich mit Möglichkeiten,<br />
bestehende und potenzielle NutzerInnen<br />
stärker in die Gestaltung technischer Innovationen<br />
einzubinden. Die Konzeption der<br />
Veranstaltung wurde durch einen internationalen<br />
wissenschaftlichen Beirat unterstützt<br />
sowie durch eine formelle Kooperation<br />
mit der niederländischen <strong>University</strong> <strong>of</strong><br />
Twente, Centre for Studies <strong>of</strong> Science,<br />
<strong>Technology</strong> and Society (WMW), und der<br />
Budapest <strong>University</strong> <strong>of</strong> <strong>Technology</strong> and<br />
Economics, Department <strong>of</strong> Innovation<br />
Studies and History <strong>of</strong> <strong>Technology</strong>.<br />
Die Vorträge und die daran anschließenden<br />
Diskussionen bezogen sich auf drei<br />
Ebenen der Frage der NutzerInnenbeteiligung:<br />
1. Welche Rolle spielen NutzerInnen<br />
im Rahmen sozialwissenschaftlicher und<br />
ökonomischer Konzepte technischer Innovationen?<br />
Diese Frage ist ins<strong>of</strong>ern aktuell,<br />
als in den letzten Jahren eine wachsende<br />
Gruppe von TechnikforscherInnen ihre<br />
Aufmerksamkeit auf die nicht nur passive<br />
Rolle von NutzerInnen in der Aneignung<br />
von Technologien hinwendet: in deren<br />
symbolischer Besetzung und den Formen<br />
des Gebrauchs, die sich erst im Laufe der<br />
Nutzung von Technologien herausbilden<br />
und auf den Innovationsprozess rückwir-<br />
AUS DEM <strong>IFZ</strong><br />
International Summer Academy on <strong>Technology</strong><br />
Studies<br />
User Involvement in Technological Innovation<br />
Vom 8. - 13. Juli dieses Jahres fand auf der Burg<br />
Deutschlandsberg die dritte vom IFF/<strong>IFZ</strong> organisierte<br />
Internationale Sommerakademie statt, die<br />
sich mit der Rolle von End-NutzerInnen in Innovationsprozessen<br />
beschäftigte.<br />
ken. Gleichzeitig wurde der Begriff „Nutzer“<br />
durchaus kontrovers diskutiert, handelt<br />
es sich doch einerseits um eine sehr<br />
heterogene Kategorie, andererseits um eine<br />
Reduktion sozialer Akteure auf eine tendenziell<br />
ökonomisch definierte Kategorie.<br />
2. Kann diese aktive Rolle von NutzerInnen<br />
in Strategien der politischen Technikgestaltung<br />
verstärkt berücksichtigt werden?<br />
Eine Reihe von Beiträgen setzte sich<br />
mit der Frage auseinander, wie ein institutioneller<br />
Rahmen für die Verbesserung von<br />
sozialen Lernprozessen zwischen den an<br />
der Technikentwicklung beteiligten Akteuren<br />
und EndnutzerInnen geschaffen werden<br />
kann. Im Rahmen von Konzepten wie<br />
„strategischem Nischenmanagement“<br />
oder „konstruktiver Technikfolgenabschätzung“<br />
geht es dabei um die Schaffung<br />
eines frühzeitigen Nexus zwischen DesignerInnen<br />
und anderen von der jeweiligen<br />
Technologie betr<strong>of</strong>fenen Akteuren sowie<br />
um die Evaluation begrenzter Anwendungsexperimente<br />
von Technologien, die<br />
Lernprozesse über die Änderung des Nutzungsmusters<br />
von Produkten im Zuge ihrer<br />
Verwendung ermöglichen.<br />
3. Bedeutet NutzerInnenbeteiligung<br />
eine Demokratisierung von Technikgestaltung?<br />
Diese Ebene der Diskussionen verschiebt<br />
das Bild vom „user“ zum „citizen“.<br />
Während NutzerInnenbeteiligung an technischen<br />
Innovationen sich stärker auf die<br />
Gestaltung einer spezifischen Technologie<br />
und des Umgangs von NutzerInnen mit<br />
diesen Produkten bezieht, geht es auf dieser<br />
Ebene um NutzerInnen als aktive Staats-<br />
22<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
bürgerInnen und um Technikgestaltung als<br />
gesellschaftspolitische Fragestellung.<br />
Ein Ziel der Sommerakademie ist es<br />
auch, die Forschungs-„Communities“ aus<br />
mittel- und osteuropäischen Ländern mit<br />
westeuropäischen und anderen Staaten<br />
stärker in Kontakt zu bringen. Dies gelang<br />
auch heuer mit Unterstützung des<br />
BMBWK, das für 10 TeilnehmerInnen aus<br />
Ungarn, Tschechien, Bulgarien und Lettland<br />
ein Stipendium ermöglichte. Das<br />
Spektrum der weiteren TeilnehmerInnen<br />
reichte von Kanada, USA, Australien bis zu<br />
einer Reihe von westeuropäischen Staaten.<br />
Finanziert wurde die Organisation und<br />
Durchführung der Sommerakademie<br />
durch die Wissenschaftsabteilung des Landes<br />
Steiermark, der wir auf diesem Weg<br />
nochmals unseren Dank ausdrücken<br />
möchten.<br />
Das Konzept der Sommerakademie<br />
erwies sich wie bereits in den letzten Jahren<br />
als sehr erfolgreich. So ermöglicht die Verbindung<br />
theoretischer Analysen mit politisch<br />
orientierten Fragestellungen engagierte<br />
Diskussionen und Perspektiven, die<br />
im akademischen Alltag <strong>of</strong>t untergehen.<br />
Auch die sonstigen Rahmenbedingungen<br />
tragen zum sehr positiven Feedback der<br />
TeilnehmerInnen (Gesamtbewertung 4,5<br />
aus 5) bei: die begrenzte, aber international<br />
breit gestreute TeilnehmerInnenzahl; der<br />
Umstand, dass alle TeilnehmerInnen selbst<br />
ein Paper präsentieren müssen; das wunderschöne<br />
Ambiente der Burg Deutschlandsberg,<br />
die in dieser Woche inklusive<br />
Burghotel und Restaurant nur für die Sommerakademie<br />
da ist; und nicht zuletzt die<br />
intellektuell anregende Wirkung des „pink<br />
Styrian wine“. ■<br />
Harald Rohracher<br />
E-mail: rohracher@ifz.tu-graz.ac.at
Personalia<br />
Christine Wächter wurde im Juli an der Universität<br />
Klagenfurt für ihre Habilitationsschrift<br />
„Technik-Bildung und Geschlecht.<br />
Ursachen für die Unterrepräsentanz von<br />
Frauen in hochqualifizierten Technikberufen<br />
und Ansätze zur Veränderung“ die Venia für<br />
das Fach „Weiterbildung“ verliehen. Sie ist<br />
die erste Dozentin am IFF/<strong>IFZ</strong>.<br />
AUS DEM <strong>IFZ</strong><br />
23<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Seit September <strong>2001</strong> ist Susanne Bruner wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Projektbereich<br />
„Energie und Klima“ des IFF/<strong>IFZ</strong>.<br />
Studium: Architektur an der Technischen<br />
Universität <strong>Graz</strong>.<br />
Tel: +43(0)316/813909-15<br />
E-mail: bruner@ifz.tu-graz.ac.at<br />
Yearbook <strong>2001</strong><br />
<strong>of</strong> the Institute for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong> and Society<br />
Arno Bammé, Günter Getzinger, Bernhard<br />
Wieser (eds.): Yearbook <strong>2001</strong><strong>of</strong> the Institute<br />
for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong><br />
and Society. München/Wien: Pr<strong>of</strong>il-Verlag<br />
<strong>2001</strong>, 249S., öS200,-/€14,53.<br />
Das kürzlich erschienene englischsprachige<br />
Jahrbuch des vom IFF/<strong>IFZ</strong> getragenen<br />
Interdisziplinären Kollegs für Wissenschafts-<br />
und Technikforschung (Institute<br />
for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong><br />
and Society) ist eine Premiere: Erstmals<br />
legen die internationalen Fellows des Kollegs<br />
Rechenschaft über die wissenschaftliche<br />
Arbeit während ihres mehrmonatigen Aufenthaltes<br />
in <strong>Graz</strong> ab. Die AutorInnen stammen<br />
aus Bulgarien, Deutschland, Italien,<br />
■ Christine Wächter<br />
Technik-Bildung und Geschlecht I<br />
(SE, 2st.)<br />
Vorbesprechung: Mittwoch, 3. Oktober<br />
<strong>2001</strong>, 16.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />
■ Armin Spök, Jürgen Suschek-Berger<br />
Grundlagen der Technikfolgenabschätzung<br />
(PS, 2st.)<br />
Vorbesprechung: Montag, 8. Oktober<br />
<strong>2001</strong>, 15.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />
Kroatien, Neuseeland, Österreich, Schweiz,<br />
Russland und Ungarn.<br />
Der Themenbogen ist weit gespannt:<br />
❑ Frauen und Technik<br />
❑ Gen- und Biotechnologie<br />
❑ Innovationsforschung<br />
❑ Ökologie – Ökonomie – Technik<br />
❑ Selbstorganisation<br />
❑ Technik und Bildung<br />
❑ Technik und Entwicklungszusammenarbeit<br />
❑ Technikbewertung<br />
❑ Technikfolgenabschätzung<br />
❑ Technologiepolitik<br />
Insgesamt ermöglicht das Yearbook einen<br />
vielfältigen Einblick in aktuelle Fragen<br />
■ Ines Oehme, Armin Spök, Jürgen<br />
Suschek-Berger<br />
Technik und Gesellschaft (SE, 2st.)<br />
Vorbesprechung: Montag, 8. Oktober<br />
<strong>2001</strong>, 16.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />
■ Günter Getzinger, Harald Rohracher<br />
Einführung in die Technikphilosophie<br />
(VO, 2st.; KO, 1st.)<br />
Vorbesprechung: Montag, 8. Oktober<br />
<strong>2001</strong>, 17.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />
der interdisziplinären Technik- und Wissenschaftsforschung.<br />
Das Yearbook kann mittels Kupon<br />
(siehe Seite29) bestellt werden.<br />
IFF/<strong>IFZ</strong>-Lehrveranstaltungen im ws <strong>2001</strong>/2002<br />
Alle Vorbesprechungen am IFF/<strong>IFZ</strong> finden im Seminarraum, Schlögelgasse2,<br />
Hochparterre, statt. Weitere Informationen zu den Lehrveranstaltungen erhalten<br />
Sie bei den jeweiligen LeiterInnen:<br />
IFF/<strong>IFZ</strong>, Schlögelgasse 2, 8010 <strong>Graz</strong>, Tel. 0316/813909-0, Fax: 0316/810274,<br />
E-mail: iff@ifz.tu-graz.ac.at., Web: http://www.ifz.tu-graz.ac.at<br />
■ Günter Getzinger, Manfred Heindler,<br />
Karl Snieder<br />
Soziale Technik 1: Kontroll-Technik<br />
(PS, 2st.)<br />
Vorbesprechung:<br />
Mittwoch, 17. Oktober <strong>2001</strong>,<br />
17.00 Uhr, IFF/<strong>IFZ</strong><br />
■ Ulrike Felt<br />
Wissenschaft und Öffentlichkeit<br />
(SE, 1st.)<br />
Vorbesprechung:<br />
Montag, 22. Oktober <strong>2001</strong>,<br />
11.30 Uhr<br />
Ort: Interdisziplinäres Kolleg für Wissenschafts-<br />
und Technikforschung,<br />
Kopernikusgasse 9/III, Seminarraum.
Green Products<br />
Informationen zur ökologischen<br />
Beschaffung und Produktbewertung<br />
Richtlinie des Österr. Umweltzeichens<br />
– Energiesparlampen<br />
Europaweit werden in Haushalten cirka<br />
17% der elektrischen Energie durch Beleuchtung<br />
verbraucht. Rund 1,4 Milliarden<br />
herkömmliche Glühlampen werden<br />
jährlich gekauft – diese erzeugen jedoch<br />
nur ein Viertel des benötigten Lichts. 75%<br />
der Lichtausbeute stammt aus energiesparenden<br />
Leuchtst<strong>of</strong>fröhren und Kompaktleuchtst<strong>of</strong>flampen.<br />
Dazu werden pro Jahr<br />
insgesamt nur 475 Millionen Stück benötigt,<br />
das ist rund 25% der jährlichen Verkaufsmenge<br />
aller Lampen. Diese Zahlen<br />
verdeutlichen, dass die Verwendung von<br />
Energiesparlampen eine große Entlastung<br />
der Umwelt bedeuten.<br />
Doch nicht alle Energiesparlampen<br />
sind gleich. Parameter wie Energieeffizienz,<br />
Langlebigkeit oder Quecksilbergehalt geben<br />
Auskunft darüber, wie umweltfreundlich<br />
eine Energiesparlampe ist. Nur 4 Hersteller<br />
dominieren den Weltmarkt, das Österreichische<br />
Umweltzeichen antwortet auf<br />
die Herausforderung der Globalisierung<br />
und geht neue Wege. Auf Empfehlung des<br />
Umweltzeichen-Fachausschusses beschloss<br />
der Umweltzeichenbeirat, die EU Eco-Label<br />
Richtlinie 008 „Lampen“ als Richtlinie<br />
UZ 47 „Energiesparlampen“ zur Vergabe<br />
des Österreichischen Umweltzeichens zu<br />
veröffentlichen. Damit besteht für Hersteller<br />
erstmals die Möglichkeit, ein bekanntes<br />
nationales Umweltzeichen und das europäische<br />
Eco-Label gleichzeitig zu nutzen.<br />
Schlüsselkriterien und damit verbundene<br />
Umweltvorteile dieser Richtlinie<br />
sind: Energieeffizienz, Langlebigkeit und<br />
Helligkeit nach Erreichen der deklarierten<br />
Lebensdauer, minimaler Quecksilbergehalt.<br />
Herkömmliche Glühlampen verbrauchen<br />
etwa fünf mal so viel Strom wie Energiesparlampen.<br />
Obwohl Leuchtst<strong>of</strong>fröhren<br />
und Kompaktleuchtst<strong>of</strong>flampen<br />
Quecksilber enthalten, gelangt durch die<br />
MAGAZIN<br />
eingesparte Energie in Summe weniger<br />
Quecksilber in die Umwelt. Die Quelle der<br />
Quecksilberemissionen sind Braunkohle-<br />
Kraftwerke.<br />
Insgesamt wird für den Strombedarf<br />
einer herkömmlichen 100 Watt Glühbirne<br />
die Umwelt mit ca. 35g Quecksilber belastet,<br />
während eine Energiesparlampe<br />
gleicher Helligkeit eine Belastung von ca.<br />
7g verursacht. Zusammen mit jenen 6g,<br />
die eine Kompaktleuchtst<strong>of</strong>flampe maximal<br />
enthalten darf, entsteht eine Gesamtbelastung<br />
von 13g – also rund zwei Drittel<br />
weniger.<br />
Nun sind die Hersteller am Zug. Man<br />
darf gespannt sein, ob sie die neue Chance<br />
nutzen, den Umweltvorteil Ihrer Energiesparlampen<br />
in Österreich und in Europa zu<br />
kommunizieren.<br />
Weitere Informationen:<br />
VKI, Verein für Konsumenteninformation,<br />
Abteilung Dienstleistungen<br />
DI Gerhard Plunder<br />
Tel.: +43(0)1/588 77-255;<br />
Fax: DW 99 255<br />
E-mail: ecolabel@vki.or.at<br />
http://www.umweltzeichen.at<br />
Empfehlenswerte Web-Sites<br />
Umweltfreundliche Büroartikel:<br />
http://www.memo.de<br />
Täglich werden im Büro eine Vielzahl von<br />
Büroartikeln genutzt, denen <strong>of</strong>t wenig Aufmerksamkeit<br />
geschenkt wird. Bei Büromaterialien<br />
handelt es sich durchwegs um<br />
kurzlebige Produkte. Daher ist es aus ökologischer<br />
und gesundheitlicher Sicht relevant,<br />
darauf zu achten, aus welchen Werkst<strong>of</strong>fen<br />
das Produkt gefertigt ist und welche<br />
Inhaltsst<strong>of</strong>fe es enthält. Eine Unterstützung<br />
bei der Orientierung bietet „memo –<br />
Der Firmenausstatter für Umweltbewusste“.<br />
Memo hat ein ausgesuchtes Sortiment,<br />
welches nach ökologischen Kriterien<br />
optimiert ist. Und was besonders wichtig<br />
ist, memo bietet eine ausführliche Pro-<br />
24<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Beschaffungs<br />
Service<br />
Austria<br />
Tel.: +43(0)316/813909-9<br />
E-mail: beschaffung@ifz.tu-graz.ac.at<br />
http://www.ifz.tu-graz.ac.at/bsa/<br />
duktinformation. Da die Firma in<br />
Deutschland angesiedelt ist, wird eine Bestellung<br />
für viele eher zu aufwendig und infolge<br />
des Transportaufwandes teilweise<br />
auch ökologisch nicht sinnvoll sein. Jedoch<br />
bietet der Katalog und die homepage von<br />
memo eine gute Orientierung, denn die<br />
Produkte finden Sie auch am österreichischen<br />
Markt.<br />
Koordinationsgruppe Ökologisch Bauen<br />
– Ein Netzwerk in der Schweiz:<br />
http://www.eco-bau.ch/<br />
Die Koordinationsgruppe Ökologisch<br />
Bauen (köb) ist ein informeller Zusammenschluss<br />
von Bauämtern der<br />
Schweiz. In der 1989 gegründeten Gruppe<br />
sind heute rund dreißig Bauämter vereinigt.<br />
Ziel des Netzwerkes ist es, das ökologische<br />
Bauen im Sinne der Nachhaltigkeit zu<br />
fördern und zu unterstützen. Das organisatorische<br />
Leitmotiv der köb ist die partnerschaftliche<br />
Arbeit nach dem Motto „Jedes<br />
köb-Mitglied handelt als Amtsvertreter in<br />
eigener Verantwortung im Sinne der gemeinsamen<br />
Zielsetzung“. Die köb hat keinen<br />
Präsidenten und führt kein eigenes Sekretariat.<br />
Seit kurzem ist die köb auch im Internet<br />
zu finden und bietet dort eine Reihe ihrer<br />
Materialien zum Download an:<br />
❑ Merkblatt Ökologisch Bauen – Planung,<br />
Projektierung, Architekturwettbewerbe<br />
nach SNARC (Systematik zur Beurteilung<br />
der Nachhaltigkeit im Architekturwettbewerb<br />
und bei Studienaufträgen)<br />
❑ BKP-Merkblätter (Merkblätter nach<br />
Baukostenplan mit Grundsätzen und<br />
Empfehlungen für Materialentscheide).<br />
Energie<strong>of</strong>fice:<br />
http://www.energy<strong>of</strong>fice.org<br />
Diese Seite ist ein Gemeinschaftsprodukt<br />
aus fünf europäischen Ländern und informiert<br />
über zahlreiche Möglichkeiten, bei<br />
der täglichen Büroarbeit ohne viel Geld<br />
Energie zu sparen. ■
Biotech-News<br />
Aktuelle Nachrichten über<br />
Gen- und Biotechnologien<br />
Weltweiter Anstieg der<br />
Anbauflächen<br />
Weltweit ist auch im Jahr 2000 wieder ein<br />
Anstieg der Anbauflächen mit gentechnisch<br />
veränderten Nutzpflanzen zu verzeichnen.<br />
Insgesamt sind auf 44,2 Mio. ha<br />
transgene Sorten angebaut worden, was einen<br />
Zuwachs von 4,3 Mio. ha im Vergleich<br />
zum Jahr 1999 bedeutet. Betrachtet man<br />
jene Pflanzenarten, die den Hauptanteil<br />
der transgenen Sorten ausmachen (Soja,<br />
Baumwolle, Mais und Raps), so ergibt sich<br />
ein differenziertes Bild:<br />
❑ Soja: Anstieg der Fläche um 4,2Mio. ha<br />
auf insgesamt 25,8Mio.ha, was vor allem<br />
im verstärkten Anbau von transgenen Soja<br />
in Argentinien seine Ursache hat<br />
❑ Baumwolle: Anstieg auf 5,3 Mio. ha<br />
(+1,6; v.a. Zuwachs in den USA auf 72%<br />
der Baumwollflächen).<br />
❑ Mais: Erstmals Rückgang der Flächen<br />
auf 10,3 Mio. ha (-0,8 Mio. ha).<br />
❑ Raps: Rückgang der Flächen auf<br />
2,8Mio.ha (-0,6 Mio. ha; v.a. in Kanada<br />
wurden wesentlich weniger transgene Sorten<br />
angebaut).<br />
Was den Ländervergleich betrifft, so liegen<br />
99% der Flächen mit transgenen Nutzpflanzen<br />
in den USA, in Argentinien, in<br />
Kanada und in China, gefolgt von Australien<br />
und Südafrika mit 100.000 ha.<br />
Quelle: TransGen, www.transgen.de,<br />
20.09.<strong>2001</strong><br />
EU-Kommission beschliesst neue<br />
Verordnung<br />
Die Europäische Kommission hat Ende<br />
Juli einen neuen Richtlinienvorschlag zur<br />
Kennzeichnung und Nachweisbarkeit aller<br />
Lebensmittel- und Futtermittelprodukte,<br />
die unter Verwendung von gentechnisch<br />
veränderten Organismen hergestellt wurden,<br />
vorgelegt.<br />
Die wichtigsten Punkte des neuen<br />
Vorschlags sind:<br />
MAGAZIN<br />
❑ Futtermittel aus GVOs werden Lebensmitteln<br />
gleich gestellt.<br />
❑ Anträge sollen in Zukunft bei der neuen<br />
europäischen Lebensmittelaufsichtsbehörde<br />
eingebracht werden.<br />
❑ Ausweitung der Kennzeichnungspflicht<br />
auch auf Produkte, bei denen die gentechnische<br />
Veränderung nicht mehr nachgewiesen<br />
werden kann (Prozesskennzeichnung)<br />
❑ Zulassung auf 10 Jahre.<br />
❑ Schwellenwert von 1% für unbeabsichtigte<br />
und nicht vermeidbare Verunreinigung<br />
mit nicht genehmigten GVO-Bestandteilen.<br />
Dem Beschluss der EU-Kommission<br />
folgen nun umfangreiche Verhandlungen<br />
im europäischen Parlament und dem Ministerrat.<br />
Quelle: Gentechnik Nachrichten 25, Öko-<br />
Institut; Transgen, www.transgen.de,<br />
21.09.<strong>2001</strong><br />
ÖsterreicherInnen fühlen sich<br />
uninformiert<br />
Das Ergebnis einer vom Institut für Energiepolitik<br />
und Umweltverbesserung in<br />
Auftrag gegebenen Studie ist, dass sich zwei<br />
Drittel der ÖsterreicherInnen bei den Themen<br />
Biotechnologie und Gentechnik<br />
nicht ausreichend informiert fühlen. Die<br />
Studie wurde von der Sozialwissenschaftlichen<br />
Studiengesellschaft von Mai bis Juni<br />
dieses Jahres durchgeführt, es wurden<br />
3.100 ÖsterreicherInnen befragt. Ein weiteres<br />
Ergebnis ist weiters, dass die Meinung,<br />
ausreichend Bescheid zu wissen, mit<br />
dem Grad der Schulbildung steigt. So klagen<br />
z.B. 74 % der Facharbeiter über Uninformiertheit,<br />
56% der Selbstständigen geben<br />
an, über diese Themen ausreichend<br />
Bescheid zu wissen.<br />
Als Informationsquellen werden zu 74%<br />
das Fernsehen, zu 46% das Radio und zu<br />
80% österreichische Zeitungen verwendet.<br />
Quelle: Salzburger Nachrichten, 16.08.<br />
<strong>2001</strong><br />
25<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Tel.: +43(0)316/813909-8<br />
E-mail: infogen@ifz.tu-graz.ac.at<br />
http://www.infogen.at<br />
Erstes Fisch-Patent<br />
Das Europäische Patentamt (EPA) in<br />
München hat vor kurzem das erste Patent<br />
(EP 578.653) auf gentechnisch veränderte<br />
Lachse und andere Fische erteilt. Den Antrag<br />
auf Erteilung eines Patents für Fische<br />
mit Genen eines Wachstumshormons<br />
stellte die kanadische Firma Seabright.<br />
Das EPA beruft sich in seiner Entscheidung<br />
auf die EU-Patent-Richtlinie, die<br />
1998 beschlossen wurde und die die Patentierung<br />
von Tieren erlaubt. In diesem<br />
Zusammenhang kritisierte die Umweltschutzorganisation<br />
Greenpeace, dass die<br />
Richtlinie noch nicht vollständig umgesetzt<br />
wurde. Das EPA entgegnete, dass die<br />
Richtlinie vom Patentamt 1999 übernommen<br />
wurde und damit „geltendes<br />
Recht“ sei. Die Anwendung und Umsetzung<br />
des Patents sei Sache des nationalen<br />
Gesetzgebers.<br />
Quelle: APA, 10.09.<strong>2001</strong><br />
Best <strong>of</strong> Biotech – erste Resultate<br />
Vor kurzem wurden die Ergebnisse der<br />
Phase 2 des in Österreich beheimateten<br />
internationalen Business-Wettbewerbs für<br />
Life Sciences „BOB – Best <strong>of</strong> Biotech“ präsentiert.<br />
Insgesamt wurden 10 Sieger-Projekte,<br />
die nun den Schritt zur Unternehmensgründung<br />
machen, mit je<br />
öS20.000,- prämiert. Drei der Gewinnerprojekte<br />
kommen aus Innsbruck, je eines<br />
aus <strong>Graz</strong> und Salzburg, und die restlichen<br />
fünf aus Wien. Der Gewinner der nun folgenden<br />
Phase 3 bekommt den Hauptpreis<br />
von öS 500.000,-. In der Phase 2 wurden<br />
mehr als 100 Projekte eingereicht. Mit<br />
71% der eingereichten Projekte ist der Bereich<br />
der medizinischen Biotechnologie<br />
am stärksten vertreten, gefolgt vom Bereich<br />
der Agrarbiotechnologie (12%), der<br />
Bio- und Medizintechnik (8%) und Services<br />
(8%).<br />
Quelle: Best <strong>of</strong> Biotech, 06.09.<strong>2001</strong>
Simon Guy, Direktor des „Centre for<br />
Urban <strong>Technology</strong>“ an der <strong>University</strong><br />
<strong>of</strong> Newcastle, und Elisabeth Shove, Direktorin<br />
des Centre for Science Studies an der<br />
<strong>University</strong> <strong>of</strong> Lancaster, arbeiten als SoziologInnen<br />
schon seit vielen Jahren an Forschungsprojekten<br />
zu ökologischem Bauen<br />
und effizienter Energienutzung. Mit dem<br />
vorliegenden Buch versuchen sie ihre soziologischen<br />
Erfahrungen in diesen Gebieten<br />
zu reflektieren und zu verallgemeinern.<br />
Dabei geht es ihnen weniger um den Beitrag<br />
ihrer Forschungsarbeiten zur innersoziologischen<br />
Debatte, sondern um die<br />
Frage: „Was kann Soziologie zur Lösung<br />
dieser Umweltprobleme beitragen?“.<br />
Spannend wird das Buch besonders<br />
dadurch, dass die AutorInnen sich nicht<br />
mit der weitverbreiteten aber vorschnellen<br />
Instrumentalisierung soziologischer Beiträge<br />
für die Umweltdebatte abfinden wollen.<br />
Denn allzu häufig haben es auch SoziologInnen<br />
schon verinnerlicht, dass sie<br />
für die Abdeckung sogenannter „nichttechnischer“<br />
Faktoren des Energieverbrauchs<br />
zuständig sind, oder für Studien,<br />
die die Effektivität von Informationskampagnen<br />
verbessern oder das NutzerInnenverhalten<br />
besser vorhersagbar machen sollen.<br />
Was Guy und Shove versuchen, ist einen<br />
Schritt zurück zu gehen und die Zweiteilung<br />
der Energiewelt, wo Energiespartechnologien<br />
auf „soziale Barrieren“ treffen,<br />
nicht zu akzeptieren. Vielmehr geht es<br />
ihnen um eine kritische Analyse impliziter<br />
Vorstellungen von Eingriffsmöglichkeiten<br />
und Wandel, die die energiebezogene Forschung<br />
und Politik bestimmen: Wie wird<br />
das Energieproblem konzeptualisiert? Welche<br />
Annahmen gibt es über das Verhältnis<br />
technischer Forschung und energie-effizienter<br />
Praxis? Welches stillschweigende<br />
Verständnis über relevantes Wissen und<br />
angemessene Praxis wird vorausgesetzt?<br />
Sehr schnell wird dabei klar, dass das<br />
Auseinanderfallen der Welt in technische<br />
und soziale Probleme auf einer Reihe von<br />
Voraussetzungen und Konventionen beruht.<br />
Den AutorInnen geht es in den Analysen<br />
und Fallstudien des Buches darum zu<br />
zeigen, dass Sozialwissenschaften einen<br />
MAGAZIN<br />
Energie- und Umweltsoziologie<br />
weit größeren Beitrag zur Energie- und<br />
Umweltpolitik leisten könnten, wenn sie<br />
verstärkt alternative Sichtweisen von sozialem<br />
und technischem Wandel thematisieren<br />
und die Rolle von Politik und anderen<br />
involvierten Akteuren in diesem Prozess intensiver<br />
reflektieren würden.<br />
Den potenziellen Nutzen einer solchen<br />
Herangehensweise versuchen Guy<br />
und Shove im Rahmen einer wissenssoziologischen<br />
Analyse des Energie-Effizienzdiskurses<br />
sowie durch einige empirische Fallstudien<br />
zu belegen. Aus wissenssoziologischer<br />
Perspektive wird etwa analysiert, wie<br />
die Struktur der nationalen „Forschungs-<br />
Communities“ und die Institutionalisierung<br />
der Forschungsförderung die Übersetzung<br />
des „Energieproblems“ in konkrete<br />
Forschungsfragestellungen prägen. In einem<br />
Ländervergleich identifizieren sie vier<br />
organisatorische Grundtypen: von „close<br />
communities“ in kleinen Ländern, wo es<br />
zu einer relativ engen Kooperation zwischen<br />
ForscherInnen, Industrie und öffentlichen<br />
Stellen kommt, hin zu Forschungsstrukturen<br />
in größeren Ländern,<br />
die etwa sehr kompetitiv als „Zukauf“ von<br />
Wissen oder netzwerkartiger in definierten<br />
Programmen organisiert sind. Diese Organisationsformen<br />
prägen die Art der Behandlung<br />
der Frage effizienter Energienutzung<br />
und können technische Fragen,<br />
unterschiedliche Grade sozialen Problemverständnisses<br />
oder eine pragmatische Umsetzungsorientierung<br />
in den Vordergrund<br />
rücken. Besonders die Verbindung von<br />
Forschung und praktischem Handeln und<br />
Umsetzung kann aufgrund dieser institutionellen<br />
Rahmenbedingungen unterschiedlich<br />
konfiguriert sein. Einen ähnlichen<br />
Einfluss hat die Art wie Wissen über<br />
Energie-Effizienz in den Forschungsgemeinschaften<br />
strukturiert ist bzw. welche<br />
Praktiken der Überbrückung von Forschung<br />
und Praxis sich herausbilden (etwa<br />
die „Mikro-Politik“ von „best practice“-<br />
Beispielen oder von Design-Tools für ArchitektInnen).<br />
Im Rahmen von 3 Fallbeispielen wird<br />
schließlich die kulturelle und lokale Überformung<br />
und Strukturierung „universel-<br />
26<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
len“ technischen Wissens durch lokale Praxis<br />
diskutiert – anhand nationaler Variationen<br />
des Einsatzes von Wärmedämmung<br />
zum Energiesparen, der Auswirkungen der<br />
Organisation des Immobilienmarktes auf<br />
(Energie-)Designentscheidungen bei Gebäuden<br />
oder die Abhängigkeit der Auswahl<br />
von Energie-Effizienzmaßnahmen vom<br />
sozialen Kontext.<br />
Die Lektüre dieses Buches kann SoziologInnen<br />
wie Energiefachleuten gleichermaßen<br />
nahegelegt werden – den einen,<br />
weil es ein gelungenes Beispiel darstellt, wie<br />
Soziologie auch in sehr praxisorientierten<br />
technischen Feldern kritisches und handlungsorientiertes<br />
Wissen liefern kann, den<br />
anderen, weil es dazu beitragen kann, eine<br />
allzu vereinfachte Sicht technischer Problemlösung<br />
in Frage zu stellen und eine reflektiertere<br />
Sicht auf Fragen effizienter<br />
Energienutzung zu entwickeln.<br />
Simon Guy, Elisabeth Shove: A Sociology<br />
<strong>of</strong> Energy, Buildings and the Environment.<br />
Constructing knowledge, designing<br />
practice. London: Routledge <strong>2001</strong>,<br />
164 S., öS 1.125,-/€ 81,76 ■<br />
Harald Rohracher<br />
E-mail: rohracher@ifz.tu-graz.ac.at
MAGAZIN<br />
Ein-Blick in die Praxis des Bauens<br />
Bücher zum Projektmanagement im Baubereich<br />
Für alle am Rande mit Baumanagement<br />
konfrontierten Personen sowie für Studierende<br />
ist der Blick in die Praxis, insbesondere<br />
wenn es um komplexe Bauprojekte<br />
geht, sowohl spannend als auch lehrreich.<br />
Auch und gerade wenn im Baubereich<br />
das „Learning by doing“ noch immer<br />
vorherrschend ist, hat die theoretische Beschäftigung<br />
mit diesem Thema wohl ihre<br />
Berechtigung. Für Nicht-Pr<strong>of</strong>essionistInnen<br />
bietet sich so ein einfacher Einstieg in<br />
die Welt des modernen Bauens, auf deren<br />
Grundlage die eigenen Ansätze weiterentwickelt<br />
werden können. Und den BaupraktikerInnen<br />
ermöglicht es, eigene Erfahrungen<br />
einzuordnen und ihre Arbeit zu<br />
verbessern.<br />
Im Zuge der Beschäftigung mit dem<br />
ökologischen Bauen und der Zusammenarbeit<br />
im Planungsteam bei Bauvorhaben<br />
stößt man immer wieder auch auf Thematiken,<br />
die der Projektentwicklung und dem<br />
Baumanagement zuzuordnen sind. Es haben<br />
sich am IFF/<strong>IFZ</strong> dazu einige interessante<br />
Bücher angesammelt, die hier vorgestellt<br />
werden und die auch aus der Bibliothek<br />
des IFF/<strong>IFZ</strong> ausgeborgt werden können.<br />
Den generellsten Zugang bietet das<br />
Buch „Baumanagement“ von Rösel. Zunächst<br />
werden Grundbegriffe und Zielaspekte<br />
des Baumanagements sowie Anforderungspr<strong>of</strong>il<br />
und Partner des Baumanagers<br />
aus historischer und sozialer Sicht betrachtend<br />
beschrieben. Konkreter sind die<br />
Kapitel Technik des Baumanagements und<br />
Praxis des Baumanagements. In letzterem<br />
werden Planungs-, Ausführungs- und Kostenmanagement<br />
und Management des<br />
Bauunterhaltes sowie Krisenmanagement<br />
unterschieden.<br />
Besonders lebendig sind die Abschnitte,<br />
die sich um die Durchführung des<br />
Planungsmanagements drehen, z.B. die Abschätzungen<br />
der Dauer der Planungsleistungen,<br />
die Kontrolle von Planungsabläufen,<br />
die Abhaltung von Projektseminaren<br />
etc. Eine Besonderheit ist der Abschnitt<br />
„Management Künstlerischer Architektur“.<br />
Sommer schildert in seinem Buch<br />
„Projektmanagement im Hochbau“ den<br />
zeitlichen Ablauf eines Bauprojektes von<br />
der Definitionsphase über die Planungsphase<br />
zur Ausführungsphase. Genau wird<br />
darauf eingegangen, was die Teilabschnitte<br />
und die entsprechenden Aufgaben sowohl<br />
des Projektmanagers als auch der anderen<br />
Beteiligten sind und welche Unterlagen dafür<br />
zu erstellen sind.<br />
Der Schwerpunkt liegt bei der detaillierten<br />
Darstellung der Anforderungen der<br />
Ausführungsphase, insbesondere für das<br />
Zusammenspiel von ArchitektIn – StatikerIn<br />
– Behörden. Von Interesse sind sicher<br />
die Beschreibungen grundsätzlicher Möglichkeiten<br />
der Ausführung der verschiedenen<br />
Gewerke (Bauweise, Fassadenarten,<br />
Lüftungsanlagen etc.) und ihrer Implikationen<br />
für den Bauablauf, also die Beantwortung<br />
der Fragen „Was muss fertig sein,<br />
bevor der nächste Ausführende etwas errichten<br />
kann“ „Wo gibt es Schnittstellen?“<br />
etc. Eine Terminplanung für alle Planungsphasen<br />
des Projektablaufs anhand von Beispielen<br />
wird hilfreich für die LeserInnen<br />
aus der Praxis sein.<br />
Im zweiten Teil „Projektmanagement“<br />
werden die Netzplantechnik (nach DIN),<br />
mit der Darstellung als Balkendiagramm,<br />
die Terminsteuerung, die Detailpläne und<br />
die Kostensteuerung (nach DIN 276) anschaulich<br />
vorgestellt.<br />
Ziel des Buches „Qualitätsmanagement<br />
im Schlüsselfertigen Hochbau“ von<br />
Frühauf ist es, Bauabläufe aus der Sicht des<br />
Generalunternehmers zu untersuchen und<br />
Schnittstellen zwischen den Beteiligten<br />
herauszustellen. Eine Systematisierung<br />
und Strukturierung aller im Rahmen der<br />
Organisation und Koordination des Bauablaufes<br />
notwendigen Tätigkeiten wird<br />
durchgeführt. Die einzelnen Kapiteln beschäftigen<br />
sich von der grundsätzlichen Betrachtung<br />
von Qualitätsmanagement bei<br />
der Bauausführung bis hin zu Zusammenhängen<br />
von Fehlleistungen (Fehler, Mängel,<br />
Schäden) im Bauablauf und Schnittstellen<br />
im Bauablauf (insbesondere der<br />
27<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
Subunternehmer/Lieferanten/Planer mit<br />
ihren jeweiligen besonderen Bedingungen).<br />
Die Besonderheiten dieses Buches<br />
sind, dass es als Forschungsarbeit entstanden<br />
ist und sich auf eine umfassende Befragung<br />
von Bauauftraggebern stützt sowie<br />
dass als letztes Kapitel ein Modell zur Berechnung<br />
der notwendigen Personalkapazität<br />
für Bau- und Projektleitung im Vorfeld<br />
der Bauaufgabe vorgestellt wird. Dieses<br />
Modell wird exemplarisch für ein konkretes<br />
Bauvorhaben durchgerechnet.<br />
Vor allem die allerersten Phasen eines<br />
Projekts stehen im Mittelpunkt des Buches<br />
„Projektentwicklung von Verwaltungsgebäuden“<br />
von Schütz. Die Projektentwicklung<br />
muss hier detaillierte Ausarbeitungen<br />
wie Machbarkeitsstudien, Programming<br />
(Aufstellen des Raum- und<br />
Funktionsprogramms) und die Bildung<br />
passender Gebäudemodelle, mit denen die<br />
Realisierbarkeit auf einem Grundstück<br />
innerhalb des Kostenrahmens getestet<br />
wird, leisten.<br />
Auch dieses Buch ist als Forschungsarbeit<br />
entstanden und zeichnet sich durch<br />
eine besonders systematische und genaue<br />
Vorgangsweise aus.<br />
Literatur:<br />
Wolfgang Rösel: Baumanagement. Grundlagen,<br />
Technik, Praxis. Berlin, Heidelberg: Springer<br />
1999, 4. Auflage, öS1.459.-/€106,03.<br />
Hans Sommer: Projektmanagement im Hochbau.<br />
Eine praxisnahe Einführung in die Grundlagen.<br />
Berlin, Heidelberg: Springer 1998, 2.Auflage,<br />
öS656.-/€47,67.<br />
Holger Frühauf: Qualitätsverbesserung im<br />
Schlüsselfertigen Hochbau. Ein Modell zur<br />
Berechnung der Bau- und Projektleitungskapazität.<br />
Renningen-Malmsheim: Expert-Verlag<br />
1999, öS431.-/€31,32.<br />
Ulrich Schütz: Projektentwicklung von Verwaltungsgebäuden.<br />
Renningen-Malmsheim: Expert-<br />
Verlag 1994, öS394.-/€28,63. ■<br />
Wibke Tritthart<br />
E-mail: tritthart@ifz.tu-graz.ac.at
Bezahlte Anzeige<br />
Eco-design<br />
Günter Fleischer (Hg.): Eco-Design – Effiziente<br />
Entwicklung nachhaltiger Produkte<br />
mit euroMat. Berlin, Heidelberg:<br />
Springer 2000, 372 S., öS 1.053,-/<br />
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euroMat 98 (entwicklungsbegleitendes<br />
Instrument für umwelt- und recyclingorientierte<br />
Materiallösungen) ist eine Methodik,<br />
um Eco-Design systematisch<br />
durchzuführen. Sie soll ProduktentwicklerInnen<br />
unterstützen, eine auf technischen,<br />
ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten<br />
basierende, optimierte Materialentscheidung<br />
zu treffen. Die Methodik wurde<br />
im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />
von mehreren Forschungseinrichtungen in<br />
Deutschland entwickelt und liefert ungewichtete<br />
produktbezogene Bewertungen<br />
für die Bereiche Gebrauchseigenschaften,<br />
Fertigung, Recycling, Arbeitsumwelt, Umwelt<br />
und Kosten. Im Buch wird die Methodik<br />
in Textform und in Form von Ab-<br />
MAGAZIN<br />
Bücher, Zeitschriften, andere Medien<br />
laufplänen erläutert und anhand von 11<br />
Praxisbeispielen illustriert.<br />
Umweltsoziologie<br />
Joseph Huber: Allgemeine Umweltsoziologie.<br />
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag<br />
<strong>2001</strong>, 478 S., öS 599,-/€43,53<br />
Mit diesem Werk legt Joseph Huber eine<br />
breit angelegte Einführung in das Fachgebiet<br />
der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung<br />
vor. In einem ersten „Buch“ wird<br />
dabei ein kategoriales Gerüst – vornehmlich<br />
auf Basis soziologischer Systemtheorie<br />
und Entwicklungstheorie – ausgearbeitet,<br />
das dann in „Buch II“ auf unterschiedliche<br />
„Forschungs- und Interventionsfelder der<br />
Umweltsoziologie“ angewendet wird.<br />
Diese Anwendungsfelder umfassen eine<br />
Diskussion von Umweltproblemen, eine<br />
Analyse formativer Prozesse (etwa ein historischer<br />
Abriss der Entwicklung von Umweltdiskursen)<br />
sowie eine ausführliche<br />
Darstellung „effektuativer Prozesse“, also<br />
28<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
verschiedener Handlungs- und Steuerungsebenen.<br />
Trotz Grobgliederung entlang<br />
systemtheoretischer Kategorien wirken<br />
die Ausführungen innerhalb der Abschnitte<br />
wie enzyklopädisch nebeneinandergestellt<br />
und geben dem soziologischen<br />
Thema „Umweltverhalten und Lebensstil“<br />
etwa nicht mehr Raum als ökologischen<br />
Bewertungsverfahren wie Life Cycle<br />
Assessment.<br />
Konstruktivismus und<br />
Umweltbildung<br />
Dietmar Bolscho, Gerhard de Haan<br />
(Hg.): Konstruktivismus und Umweltbildung.<br />
Opladen: Leske + Budrich 2000,<br />
296 S., öS347,20/€25,23<br />
Die Beiträge des Bandes untersuchen aus<br />
verschiedenen Perspektiven die Frage, welchen<br />
Beitrag der Konstruktivismus zur<br />
Umweltbildung zu leisten vermag. Im ersten<br />
Teil des Bandes finden sich Beiträge zu<br />
Theoriebildungen, im zweiten finden sich
empirische Arbeiten und Detailstudien.<br />
Ziel des Bandes ist es, nicht die unendliche<br />
Debatte zwischen „Realisten“ und<br />
„Konstruktivisten“ fortzuführen. Auch erhebt<br />
der Band nicht den Anspruch, die Auseinandersetzung<br />
um den Begriff „soziale<br />
Konstruktion“ zu entscheiden. Vielmehr<br />
zeugen die Beiträge von einem differenzierenden<br />
und <strong>of</strong>fenen Umgang mit der hier als<br />
Sammelbegriff für unterschiedliche Ausprägungen<br />
und Akzentuierungen verstandenen<br />
Denkrichtung Konstruktivismus. Da die<br />
Autorinnen und Autoren jedoch in pädagogischen<br />
Zusammenhängen forschen und<br />
lehren, macht dieses Umfeld die gemeinsame<br />
Perspektive aus, sich mit Konstruktivismus<br />
in seiner Bedeutung für pädagogische<br />
Prozesse auseinander zu setzen.<br />
Damit versucht der Band Konstruktivismus<br />
von Lernenden nicht nur als Ausgangspunkt,<br />
sondern zum Kernpunkt des Lernens<br />
zu machen. Vor diesem Hintergrund<br />
kann die intensive Auseinandersetzung mit<br />
konstruktivistischen Theorieansätzen einen<br />
Beitrag zu differenzierten Konzepten von<br />
Umweltbildung unter dem Leitbild Nachhaltige<br />
Entwicklung beitragen.<br />
29<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong><br />
MAGAZIN<br />
Frauenpolitische Chancen<br />
globaler Politik<br />
Barbara Holland-Cunz, Uta Ruppert<br />
(Hg.): Frauenpolitische Chancen globaler<br />
Politik. Opladen: Leske + Budrich 2000,<br />
188 S., öS 241,-/€17,51<br />
Frauen sind ein fester Bestandteil des globalen<br />
Raums. Sie nehmen Einfluss auf<br />
internationale Konferenzen von Rio de Janeiro<br />
bis Peking, von Kairo bis Buenos Aires<br />
und weisen die vermeintliche Geschlechtsneutralität<br />
von Politiken und Politikern<br />
zurück: Frauen und Frauen-NGOs<br />
arbeiten die geschlechtsspezifischen Zusammenhänge<br />
und Wirkungen globaler<br />
Verhandlungsprozesse heraus. Der vorliegende<br />
Band dokumentiert die von der<br />
Heinrich Böll Stiftung im November 1998<br />
an der Universität Gießen veranstaltete<br />
Konferenz „Global Governance. Politische<br />
Verhandlungssysteme und internationale<br />
Frauenpolitik“.<br />
Expertinnen internationaler Frauenpolitik<br />
aus Brasilien, Südafrika, USA, Ostund<br />
Westeuropa beleuchten die feministischen<br />
Herausforderungen aktueller Pro-<br />
Ausgewählte IFF/<strong>IFZ</strong>-Veröffentlichungen<br />
Aus der Schriftenreihe des IFF/<strong>IFZ</strong>:<br />
❏ Heft 28/2000<br />
Radostina Anguelova: Empirical Research on Career Choice and Attitude <strong>of</strong><br />
Students from <strong>Graz</strong> <strong>University</strong> <strong>of</strong> <strong>Technology</strong> Towards Pr<strong>of</strong>ession <strong>of</strong> Engineering,<br />
52 S., öS 100,- (€ 7,26)<br />
❏ Heft 27/1998<br />
Harald Rohracher: <strong>Technology</strong> Policy – Would Social Studies <strong>of</strong> <strong>Technology</strong><br />
make a Difference?, 70 S., öS 150,- (€ 10,90)<br />
Weitere Publikationen des IFF/<strong>IFZ</strong>:<br />
❏ Arno Bammé/Günter Getzinger/Bernhard Wieser (Hg.) Yearbook <strong>2001</strong> <strong>of</strong> the<br />
Institute for Advanced Studies on Science, <strong>Technology</strong> and Society. Pr<strong>of</strong>il Verlag,<br />
München <strong>2001</strong>, 249 S., öS 200.- (€ 14,53)<br />
❏ Christine Wächter (Hg.): Frauen in der Technologischen Zivilisation, Pr<strong>of</strong>il<br />
Verlag, München 2000, 290 S. öS 300,- (€ 22,-)<br />
❏ Armin Spök / Karoline Hartmann / Bernhard Wieser / Andreas Loinig /<br />
Christian Wagner (Hg.): GENug gestritten?! Gentechnik zwischen Risikodiskussion<br />
und gesellschaftlicher Herausforderung, Leykam, <strong>Graz</strong> 2000, 332 S.,<br />
öS 398,- (€ 28,92)<br />
❏ Christine Wächter / Günter Getzinger / Ines Oehme / Harald Rohracher /<br />
Armin Spök / Jürgen Suschek-Berger / Wibke Tritthart / Peter Wilding (Hg.):<br />
Technik Gestalten. Interdisziplinäre Beiträge zu Technikforschung und Technologiepolitik,<br />
Pr<strong>of</strong>il Verlag, München 1998, 380 S., öS 290,- (€ 21,08)<br />
Ein vollständiges Publikationsverzeichnis des ifz<br />
finden Sie auf unserer Homepage unter<br />
http://www.ifz.tu-graz.ac.at/public/<br />
Ich möchte:<br />
❏ SOZIALE TECHNIK abonnieren (4 x jährlich):<br />
Österreich: öS 150,- / € 10,90 (Studierende: öS 100,- / € 7,27) pro Jahr<br />
Ausland: öS 200,- / € 14,53 (Studierende öS 140 / € 10,17) pro Jahr<br />
zesse und Diskussionen globaler Politik.<br />
Global Governance als Konzept steht dabei<br />
ebenso auf dem Prüfstand wie frauenpolitisch<br />
bedeutsame internationale Ereignisse<br />
und Entwicklungen der letzten Jahre.<br />
Unterschiedliche Systeme und Verfahren<br />
internationaler Verhandlungen werden auf<br />
ihre spezifischen frauenpolitischen Chancen<br />
hin verglichen.<br />
The Green Office Manual<br />
Lesley Millett Wastebusters Ltd.: The<br />
Green Office Manual. London: Earthscan<br />
2000, 306 S., öS 900,-/€65,41<br />
Die zweite überarbeitete Auflage dieses<br />
englischsprachigen Buches ist ein Leitfaden<br />
für ökologische Verbesserungen in<br />
Unternehmen aller Größenordnungen.<br />
Neben einem Beitrag zum Umweltschutz<br />
und einer Verbesserung der Arbeitsumwelt<br />
sind auch erreichbare und nachgewiesene<br />
Kosteneinsparungen das Ziel der erläuterten<br />
Maßnahmen. Die Abhandlung beginnt<br />
beim Abfall, führt weiter über den<br />
Einkauf von Papier, Büromaterial und Büromaschinen<br />
über Reinigung, Kantine,<br />
❏ ein Probeabo von SOZIALE TECHNIK (2 Nummern kostenlos)<br />
❏ den <strong>IFZ</strong>-Jahresbericht 2000 (kostenlos)<br />
❏ Frauen in der Technologischen Zivilisation (öS 300,- / € 22,-)<br />
❏ GENug gestritten?! Gentechnik zwischen Risikodiskussion und<br />
gesellschaftlicher Herausforderung (öS 398,- / € 28,92)<br />
❏ Yearbook <strong>2001</strong> (öS 200.- / € 14,53)<br />
❏ weiterhin Zusendungen des IFF/<strong>IFZ</strong> erhalten.<br />
❏ folgende Publikation(en) bestellen:<br />
Eine Nummer von SOZIALE TECHNIK soll an folgende Adresse(n) geschickt werden:<br />
Datum Unterschrift
✂<br />
Gebäudemanagement bis hin zu Transportfragen.<br />
Ebenso werden organisatorische<br />
Fragen der Umsetzung der Maßnahmen,<br />
Umweltmanagement und Berichterstattung<br />
angesprochen. Eine Vielzahl von<br />
Fallbeispielen aus Industrie, Gesundheitswesen,<br />
Tourismus, Schulen, Bildungseinrichtungen<br />
und anderen öffentlichen Einrichtungen<br />
illustriert die Empfehlungen<br />
und führt konkrete Erfolge auf, die zur<br />
Nachahmung ermutigen.<br />
Kommentar zum deutschen Gentechnikgesetz<br />
Matthias Nöthlichs, Horst P. Weber: Bio<br />
und Gentechnik. Kommentar zur Biost<strong>of</strong>fverordnung<br />
und zum Gentechnikgesetz.<br />
Berlin: Erich Schmidt Verlag, Stand<br />
<strong>2001</strong>, Loseblattsammlung, öS 701,-/<br />
€50,94<br />
In Deutschland ist die Biost<strong>of</strong>fverordnung<br />
zur Umsetzung von EU-Richtlinien über<br />
den Schutz der Beschäftigten gegen Gefährdung<br />
durch biologische Arbeitsst<strong>of</strong>fe<br />
bei der Arbeit in Kraft getreten. Mit der<br />
Biost<strong>of</strong>fverordnung und dem Gentechnikgesetz<br />
besteht damit eine umfassende Re-<br />
An das<br />
IFF/<strong>IFZ</strong><br />
Schlögelgasse 2<br />
A-8010 <strong>Graz</strong><br />
Adresse<br />
Name<br />
Bitte<br />
frankieren!<br />
MAGAZIN<br />
gelung der Bio- und Gentechnik. Zwischen<br />
beiden Rechtsmaterien besteht ein<br />
enger Zusammenhang. Biologische Arbeitsst<strong>of</strong>fe<br />
(Ausgangsst<strong>of</strong>fe im Bereich der<br />
Gentechnik) unterliegen der Biost<strong>of</strong>fverordnung,<br />
für genetisch veränderte Organismen<br />
gilt hingegen das Gentechnikgesetz.<br />
Neben dem Gentechnikrecht bleibt<br />
jedoch die Biost<strong>of</strong>fverordnung zu beachten,<br />
soweit im Gentechnikrecht keine<br />
gleichwertigen oder strengere Regelungen<br />
vorgesehen sind.<br />
Die Loseblattsammlung enthält Text<br />
und Kommentierung der Biost<strong>of</strong>fverordnung<br />
und des Gentechnikgesetzes, Text<br />
und die amtlichen Begründungen auf<br />
Grund des Gentechnikgesetzes erlassenen<br />
Rechtsverordnungen, die einschlägigen<br />
EU-Richtlinien sowie die technischen Regeln<br />
der technischen Ausschüsse.<br />
Transgene Nutzpflanzen<br />
Gesine Schütte, Susanne Stirn, Volker<br />
Beusmann (Hg.): Transgene Nutzpflanzen.<br />
Sicherheitsforschung, Risikoabschätzung<br />
und Nachgenehmigungs-Monitoring.<br />
Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser<br />
<strong>2001</strong>, 247 S., öS 657,-<br />
/€47,75<br />
Ein zentrales Thema der<br />
Kontroverse um die Anwendung<br />
der Gentechnik<br />
bei Pflanzen sind die<br />
Auswirkungen auf die natürliche<br />
Umwelt und die<br />
Gesundheit der KonsumentInnen.<br />
Das Buch<br />
gibt einen Überblick über<br />
das Gesamtgebiet der<br />
ökologischen und gesundheitlichenImplikationen<br />
des Einsatzes gentechnisch<br />
veränderter<br />
Pflanzen und Mikroorganismen.<br />
Es werden<br />
grundlegende Bewertungskonzepte<br />
und gesetzliche<br />
Regelungen sowie<br />
allgemeine und mit<br />
speziellen Züchtungszielen<br />
verbundene Wirkungen<br />
auf dem aktuellen<br />
Stand des Wissens erörtert.<br />
In der Studie werden<br />
Informationen aus Risikostudien,<br />
botanischem<br />
AbsenderIn<br />
Hintergrundwissen und landwirtschaftlicher<br />
Praxis zusammengeführt, um Chancen<br />
und Risiken transgener Pflanzen unter<br />
Einbeziehung technischer Alternativen<br />
möglichst unvoreingenommen abzuwägen.<br />
Das sehr empfehlenswerte Buch richtet<br />
sich an alle an den Themen Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Umwelt Interessierte.<br />
Grenzen der Verfügbarkeit<br />
Elisabeth List: Grenzen der Verfügbarkeit.<br />
Die Technik, das Subjekt und das Lebendige.<br />
Wien: Passagen <strong>2001</strong>, 238 S.,<br />
öS372.-/€27,03<br />
Wenige alltagsrelevante Themen des Lebens<br />
sind so sehr aus dem allgemeinen<br />
Blick- und Diskussionsfeld geraten wie das<br />
Lebendigsein. Worin wurzelt unser Wissen<br />
und Spüren, dass wir (und andere Wesen)<br />
lebendig sind? Elisabeth List verortet diese<br />
Vorgänge im Körper und stellt somit das<br />
Subjektive als Erkenntnisquelle ins Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit. Es sind der<br />
Körper und die Leiblichkeit, welche die<br />
Doppelfunktion menschlichen Bewusstseins<br />
begründen: die Fähigkeit, Aufmerksamkeit<br />
auf etwas in der Welt zu lenken<br />
und zugleich den Moment des Gewahrseins<br />
bewusst zu erleben. Und eben dieser<br />
vielschichtige Bereich, welcher die Grenzen<br />
der Ratio markiert, zugleich Motor für<br />
Kreativität und Innovation ist, an dem sich<br />
Denken und Fühlen, Symbolisches, Erfahrungen<br />
und Phantasie überlagern, entzieht<br />
sich letztendlich dem technoiden Zugriff.<br />
Darüber hinaus entlarvt die Autorin in<br />
einer beeindruckenden Analyse den Cyber-Kult<br />
als die Fortsetzung abendländischer<br />
Mythen und Visionen vom Geist<br />
(der Vernunft) jenseits alltäglicher, leibgebundener<br />
Sinneserfahrung und widerlegt<br />
die Vorstellung der Befreiung des (männlichen)<br />
Logos aus der Gefangenschaft des<br />
Fleisches, die eine klare Konsequenz hätte:<br />
„Wir würden ganz einfach sterben“.<br />
Der vorliegende Band ist ein Plädoyer<br />
für den unerschöpflichen und facettenreichen<br />
Raum des Lebendigseins als Möglichkeitsbedingung<br />
aller Erkenntnis und<br />
allen Handelns. Er ist darüber hinaus ein<br />
kritischer Aufruf, die vielfältigen Ebenen<br />
und Dimensionen des Lebensnetzes anzuerkennen<br />
und die Phänomene des Lebendigen<br />
auch in anderen Kategorien wahrzunehmen<br />
als in jenen der Naturwissenschaften<br />
und der Technik. ■<br />
30<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong>
VERANSTALTUNGEN<br />
Veranstaltungen und Termine<br />
Veranstaltung Termin Ort Kontakt<br />
Fest der Energie <strong>2001</strong>: 10.-11. Oktober <strong>2001</strong> Weiz IFF/<strong>IFZ</strong>, Thomas Bogner<br />
High Tech? – Low Tech? Bauen, Tel.: +43(0)316/813909-0, Fax: +43(0)316/810274<br />
Wohnen und Arbeiten in der E-mail: bogner@ifz.tu-graz.ac.at<br />
Informationsgesellschaft Web: http://www.hightech-lowtech.at<br />
Sustainability in the Information 10.-12. Oktober <strong>2001</strong> Zürich Regula Fussenegger, EMPA St. Gallen<br />
Society. 15th International Tel.: +41(0)71/2747-441; Fax: DW -862<br />
Symposium Informatics for E-mail: regula.fussenegger@empa.ch<br />
Environmental Protection Web: http://www.empa.ch/iep01<br />
Biotechnology: Ethical, 14.-21. Oktober <strong>2001</strong> Salzburg Salzburg Seminar<br />
Legal, and Social Issues Tel.: +43(0)662/839830; Fax: +43(0)662/839837<br />
E-mail: admissions@salzburgseminar.org<br />
Web: http://www.salzburgseminar.org<br />
Innovations for an e-Society. 17.-20. Oktober <strong>2001</strong> Berlin Pr<strong>of</strong>. Dr. Gerhard Banse, Institut f.<br />
Challenges for <strong>Technology</strong> Technikfolgenabschätzung u. Systemanalyse (ITAS)<br />
Assessment Tel.:+49(0)7247/82-3978; Fax: +49(0)7247/824806<br />
E-mail: banse@itas.fzk.de<br />
Web: http://www.itas.fzk.de/e-society/<br />
Think global – buy green 22.-23. Oktober <strong>2001</strong> Heidelberg Juliane Gontermann, Bundesverband f.<br />
Umweltfreundliche Beschaffung- Umweltberatung<br />
Rechtslage, Informationsquellen, Tel.: +49(0)421/343400; Fax: +49(0)421/3478714<br />
Markttransparenz E-mail: bfubev@t-online.de<br />
Fashioning the Future: 1.-4. November <strong>2001</strong> Cambridge E-mail: epd@engr.arizona.edu<br />
Science, <strong>Technology</strong> and<br />
Visions <strong>of</strong> Progress.<br />
Society for Social Studies<br />
<strong>of</strong> Science (4S) Annual Meeting<br />
Web: http://web.mit.edu/sts/www/4s/<br />
Symposion 5.-6. November <strong>2001</strong> Wien Institut für Baubiologie u. -ökologie<br />
Ökologische Baupraxis in Europa Tel.: +43(0)1/319 2005; Fax: +43(0)1/319 2005-50<br />
Web: http://www.ibo.at/europasymposium.htm<br />
Biosafety 3, 12.-16. November <strong>2001</strong> Caracas, Venezuela Dr. Efrain Salazar<br />
Advanced issues in biosafety: Tel.: +58 43 471066<br />
risk monitoring and public<br />
perception <strong>of</strong> biotechnology<br />
E-mail: efra63@hotmail.com<br />
Erfolgsbedingungen heterogener 30. November- E-mail: joerg.struebing@tu-berlin.de<br />
Kooperationen in Wissenschaft<br />
und Technik. GWTF-Jahrestagung <strong>2001</strong><br />
2. Dezember <strong>2001</strong> Berlin Web: http://userpage.fu-berlin.de/~jstrueb/gwtf/index.html<br />
12th International Conference <strong>of</strong> 27.-31. Juli 2002 Ottawa ICWES12-Sekretariat<br />
Women Engineers and Scientists: E-mail: Cheryl_Cadrin@carleton.ca<br />
Women in a Knowledge-based Society Web: http://www.icwes12.org<br />
31<br />
SOZIALE TECHNIK 3-<strong>2001</strong>