PDF Datei laden - Christophorus Hospiz Verein e.V.

Editorial
Liebe Mitglieder und Freunde des CHV,
Dieses Heft von CHV aktuell beschäftigt sich mit dem
Leid von Menschen, deren Angehörige dem Tode nahe
oder bereits gestorben sind. Wie können sie in ihrer
Trauer unterstützt werden, wie kann ihnen dabei geholfen
werden, die Last des Leidens zu tragen?
Ich möchte daran erinnern, dass Deutschland schreckliche,
dunkle Zeiten in seiner Geschichte durchlebt hat,
in denen Menschen umgebracht wurden, weil sie anders
aussahen, lebten oder redeten, als es den Herrschenden
genehm war. Familien wurden in Sippenhaft genommen,
Überlebende mit Sprechverbot belegt und die Wahrheit wurde totgeschwiegen. Trauer
und Leid wurden so in die Privatsphäre verbannt, wenn nicht gar unmöglich gemacht.
Am 5. April 1943 wurde der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer verhaftet und nach
zweijähriger Haft am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet, auf ausdrücklichen
Befehl Adolf Hitlers als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat vom
20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden.
Kurz vor Weihnachten 1944 fügte Bonhoeffer einem Brief an seine Verlobte „ein paar
Verse“ an, „die mir in den letzten Abenden einfielen“ als „Weihnachtsgruß für Dich und
die Eltern und Geschwister“, von denen der erste und der letzte lauten:
Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
In Erwartung des Todes benannte Bonhoeffer in diesen bewegenden Versen zwei
Quellen der Kraft, die für todgeweihte Menschen und ihre Angehörigen enorm wichtig
sind: Gedenken und Begleitung durch liebe Menschen und tiefes Vertrauen in spirituelle
Kräfte, die Geborgenheit und Trost spenden können.
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