Die Herbst-Ausgabe September 2013 finden Sie hier zur Ansicht.

Berliner Morgenpost // Wohnen & Leben 9
Ongo; Der Drehstuhl; Nuvist
Die Sache mit dem Zappel-Philipp muss neu
aufgerollt werden. Jahrhunderte lang wurde
der arme Bub beschimpft, weil er auf dem
Stuhl gezappelt hat. Dabei hat er sich ganz
natürlich verhalten. „Wenn Kinder auf dem Stuhl kippeln,
zeigt das nicht nur ihren normalen Bewegungsdrang“,
sagt Anke Hofer von Ongo, einem Stuttgarter
Produzenten ergonomischer Stühle. Den haben Erwachsene
eigentlich auch noch, nur ist er ihnen nicht
mehr bewusst. Nach der „Bewegungsstudie 2013“
der Techniker Krankenkasse sitzt jeder Deutsche
mindestens sieben Stunden am Tag – Deutschland
sitzt sich sozusagen krank. Der menschliche Rücken
ist nicht fürs Dauersitzen gemacht.
Ergonomische Stühle gibt es natürlich schon seit langem. Vor allem
fürs Büro. „Am Esstisch sind sie nicht ganz so wichtig, weil dort kürzer
gesessen wird. Trotzdem sollten sie eine angenehme Höhe haben und
beweglich sein“, sagt Peter Christ von sitz-art in Wilmersdorf. Freischwinger,
ergänzt Daniel Hirschfeld vom Schöneberger Spezialisten
„Der Drehstuhl“ (Lietzenburger Straße 20B), seien immer ein guter
Standard. Auch das Design hinkt beim „Gesundheitsstuhl“ nicht mehr
hinterher. Ein Beispiel ist der gleichermaßen retromäßig wie futuristisch
anmutende „Eidos“ von Nuvist. „Inspiriert von der Form von
Badewannen passt er sich dem Körper perfekt an“, beschreibt Emrah
Cetinkaya von Nuvist Architecture & Design.
Bewegtes Sitzen, Haltungswechsel und Sitz-Steh-Dynamik sind
Schlagworte, die ein „gesundes“ Sitzmöbel ausmachen. Entsprechende
Stühle verfügen über eine Sitzflächenneigung. Sitzfläche und Rückenlehne
sind körpergerecht geformt. „Der neue Aktiv-Bürostuhl 3 Dee
mit patentierter swopper-Technologie ist der einzige Sitz der Welt mit
3D-Flexibilität, der sich perfekt dem Menschen anpasst statt umgekehrt“,
sagt Susanna Kindler, Vice President des bayerischen Unternehmens
aeris-Impulsmöbel. Dieses intelligente Möbel passe sich, gerade im
vorderen Sitzkantenbereich, optimal der Haltung des Sitzenden an.
Als Mitdenker kann man den Axia Smart Chair bezeichnen. „Er gibt
dem Sitzenden über Vibration ein Feedback, wenn er eine ungünstige
oder ungesunde Sitzhaltung eingenommen hat“, erklärt Christian Hoch
von BMA ergonomics in Essen.
Bei sitz-art (Uhlandstraße 159, Wilmersdorf) werden vor allem
Designer aus dem hohen Norden geführt. „In Skandinavien ist ergonomisches
Sitzen ein viel wichtigeres Thema als bei uns, da es strenge
gesetzliche Auflagen gibt“, sagt Peter Christ.
„Rückenlehnen aus Netzmembran sind atmungsaktiv und passen
sich gut dem Körper an“, gibt Daniel Hirschfeld einen weiteren Tipp.
Ein praktisches Möbel für Arbeitsbereiche mit ständigem Sitz-Steh-
Wechsel seien Pendelhocker, die Drehungen der Hüfte ermöglichen.
Damit ein Stuhl „richtig sitzt“, sei, so der Experte, in jedem Fall eine
„Anprobe“ im Fachgeschäft ratsam.
Sitzgelegenheiten
Stühle, die
mitdenken
Haltungswechsel und Sitz-Steh-Dynamik machen ein
„gesundes“ Sitzmöbel aus – Von Manuela Blisse
Richtig sitzen
Die Haltung macht's
Praktisch Wer ständig
zwischen Stehen und Sitzen
wechseln muss, für den
sind Pendelhocker von „Der
Drehstuhl“ (o.) ideal. Kinder
lieben den Kit purple von Ongo
Mehr als die Hälfte seiner Sitzzeit sollte man mit dynamischem
Sitzen verbringen, also drei- bis viermal pro
Stunde die Sitzhaltung wechseln. Rund 30 Prozent der
Zeit sollte man stehen und zehn Prozent umhergehen.
Beim Sitzen am Tisch sollte man darauf achten, dass
Arme und Beine im rechten Winkel sind, dafür Sitz- und
Tischhöhe richtig einstellen. Statt vorne auf der Kante zu
sitzen, sollte man die Sitzfläche voll ausnutzen. ela
*
RetromäSSig wie futuristisch
mutet der Eidos von Nuvist an
* Weitere Erläuterungen unter www.hoeffner.de
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