Nebenerwerbsgründer wechseln selten in den Vollerwerb - KfW
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KFW ECONOMIC RESEARCH<br />
Box 1: Gründer im Nebenerwerb <strong>in</strong> Kürze<br />
Im Durchschnitt der Jahre 2008<br />
bis 2011 haben rund 860.000 Personen<br />
e<strong>in</strong>e selbstständige Tätigkeit<br />
begonnen.<br />
Von diesen Gründern starteten<br />
56 % (rund 480.000 Personen) im<br />
Nebenerwerb.<br />
Innerhalb von zwölf Monaten<br />
wech<strong>selten</strong> rund 7 % der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong><br />
(ca. 34.000 Personen)<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong>, darunter<br />
– 52 % mit Beschäftigten,<br />
– 45 % im Handwerk,<br />
– 25 % waren vor der Gründung<br />
arbeitslos.<br />
<strong>Vollerwerb</strong>sselbstständigkeit mit entsprechend<br />
großen Projekten entschei<strong>den</strong>.<br />
Arbeitswelt <strong>in</strong> Deutschland ändert<br />
sich<br />
E<strong>in</strong> Impuls für e<strong>in</strong> stärkeres Interesse an<br />
e<strong>in</strong>er Selbstständigkeit könnte von der<br />
sich verändern<strong>den</strong> Arbeitswelt ausgehen.<br />
Für bestimmte Personengruppen<br />
fallen diese Veränderungen erheblich<br />
aus. Dies betrifft <strong>in</strong>sbesondere weniger<br />
Aufstiegschancen für männliche Arbeitnehmer<br />
<strong>in</strong> großen Unternehmen und die<br />
erhöhte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für ger<strong>in</strong>g<br />
qualifizierte Beschäftigte, <strong>den</strong> Arbeitgeber<br />
zu <strong>wechseln</strong> oder arbeitslos zu wer<strong>den</strong>.<br />
2 Wegen fehlender Karrieremöglichkeiten<br />
im Unternehmen oder als Alternative<br />
zu e<strong>in</strong>er Arbeitslosigkeit käme für<br />
diese Personen auch e<strong>in</strong>e Selbstständigkeit<br />
<strong>in</strong>frage.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Indikator für die Veränderungen<br />
der Arbeitswelt ist die Entwicklung<br />
der atypischen Beschäftigungsverhältnisse.<br />
Zu diesen zählt der Sachverständigenrat<br />
ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte,<br />
befristet Beschäftigte sowie unbefristet<br />
Teilzeitbeschäftigte. Ihr Anteil an allen<br />
abhängig Beschäftigten hat von 18 % im<br />
Jahr 1991 auf 33 % im Jahr 2011 zugenommen,<br />
wobei der größte Teil des<br />
Anstiegs bis zum Jahr 2005 erfolgt ist. 3<br />
Auch diese Personen könnten sich für<br />
e<strong>in</strong>e Gründung im Nebenerwerb <strong>in</strong>teressieren.<br />
Zeigt sich die Gründung h<strong>in</strong>reichend<br />
erfolgreich, könnte die Selbstständigkeit<br />
potenziell auf e<strong>in</strong>en <strong>Vollerwerb</strong><br />
ausgeweitet wer<strong>den</strong>.<br />
1.000.000<br />
900.000<br />
800.000<br />
700.000<br />
600.000<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0<br />
Gründer<br />
56 %<br />
Gründer im<br />
Nebenerwerb<br />
7 %<br />
Wechsler<br />
Quelle: <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor 2008–2011<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund – und der <strong>in</strong><br />
Deutschland viel beschworenen hohen<br />
Risikoaversion 4 – mag es von Vorteil<br />
se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Selbstständigkeit im Nebenerwerb<br />
zu beg<strong>in</strong>nen. Im Nebenerwerb<br />
lässt sich die Selbstständigkeit zunächst<br />
ausprobieren. Der durchschnittlich kle<strong>in</strong>ere<br />
Umfang der Projekte und die entsprechend<br />
ger<strong>in</strong>geren Gründungsressourcen,<br />
die dafür aufzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d,<br />
begrenzen <strong>den</strong> Verlust im Misserfolgsfall<br />
und kommen so e<strong>in</strong>er hohen Risikoaversion<br />
entgegen. Durch die ger<strong>in</strong>gere Größe<br />
lassen sich die Projekte im Nebenerwerb<br />
auch mit begrenztem Zeitaufwand<br />
managen. Entsprechend s<strong>in</strong>d Nebenerwerbsgründungen<br />
positiv e<strong>in</strong>zuschätzen,<br />
da sie e<strong>in</strong> Herantasten an die Selbstständigkeit<br />
ermöglichen.<br />
Mehr als die Hälfte der Gründer startet<br />
im Nebenerwerb<br />
Die Zahl der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong> ist<br />
zwar im Zeitraum der Jahre 2000 bis<br />
2011 – folgend dem allgeme<strong>in</strong>en Trend<br />
der Gründungsaktivität – ten<strong>den</strong>ziell<br />
gesunken. Trotzdem starten regelmäßig<br />
mehr Gründer im Neben- als im <strong>Vollerwerb</strong><br />
<strong>in</strong> die Selbstständigkeit. Für <strong>den</strong><br />
angesprochenen Zeitraum ist der Anteil<br />
der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong> an allen<br />
Gründern zudem relativ konstant und<br />
beträgt im Durchschnitt 56 %.<br />
Aus dem Schwerpunkt der Gründungsaktivität<br />
im Nebenerwerb ergibt sich<br />
auch e<strong>in</strong> hohes Potenzial für Wechsler.<br />
Dies wirft folgende Fragen auf:<br />
Wie umfangreich ist die Gruppe der<br />
Wechsler?<br />
Ähneln die Gründungsprojekte der<br />
Wechsler eher <strong>den</strong>jenigen der im Volloder<br />
<strong>den</strong>jenigen der im Nebenerwerb<br />
verbliebenen Gründer?<br />
Wie unterschei<strong>den</strong> sich die Wechsler<br />
von <strong>den</strong> im Nebenerwerb verbliebenen<br />
Gründern und wie ähnlich s<strong>in</strong>d sie <strong>den</strong><br />
im <strong>Vollerwerb</strong> verbliebenen Gründern?<br />
Nur wenige Gründer <strong>wechseln</strong> zwischen<br />
Voll- und Nebenerwerb<br />
Von <strong>den</strong> <strong>Nebenerwerbsgründer</strong>n s<strong>in</strong>d<br />
nach Auswertungen des <strong>KfW</strong>-<br />
Gründungsmonitors der Befragungsjahre<br />
2008 bis 2011 <strong>in</strong>nerhalb von zwölf Monaten<br />
nur rund 7 % <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> gewechselt.<br />
5 Der Anteil der Wechsler mag<br />
auf <strong>den</strong> ersten Blick niedrig ersche<strong>in</strong>en.<br />
Wie frühere Ergebnisse mit dem <strong>KfW</strong>-<br />
Gründungsmonitor jedoch zeigen, planten<br />
auch nur 10 % der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong><br />
<strong>in</strong>nerhalb der nächsten zwölf<br />
Monate <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> zu <strong>wechseln</strong>. 6<br />
Es ist demnach nicht so, dass e<strong>in</strong> sehr<br />
viel größerer Teil der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong><br />
ursprünglich e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> geplant hat, sondern das<br />
Wechslerpotenzial ist <strong>in</strong> der kurzen Frist<br />
von e<strong>in</strong>em Jahr von vornhere<strong>in</strong> begrenzt.<br />
Das Wechslerpotenzial ist auch aus zwei<br />
weiteren Grün<strong>den</strong> e<strong>in</strong>geschränkt: Zum<br />
e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d im Nebenerwerb überproportional<br />
viele Projekte befristet angelegt. 7<br />
Diese Gründer wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Ausweitung<br />
ihrer Nebenerwerbsselbstständigkeit von<br />
vornhere<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong> Betracht ziehen. Zum<br />
anderen wächst selbst die Mehrzahl der<br />
wirtschaftsaktiven Gründungen nicht<br />
oder nur ger<strong>in</strong>gfügig. 8 Damit dürfte für<br />
die Gründer die Notwendigkeit entfallen,<br />
<strong>den</strong> Umfang ihrer Selbstständigkeit auszuweiten.<br />
Mitarbeiter s<strong>in</strong>d der stärkste E<strong>in</strong>fluss<br />
für <strong>den</strong> Wechsel <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong><br />
Wer<strong>den</strong> angestellte Mitarbeiter beschäftigt,<br />
ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit deutlich<br />
höher, dass der Gründer vom Neben- <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> wechselt. 9 Die Führung<br />
von Mitarbeitern fordert offensichtlich<br />
e<strong>in</strong>en Arbeitse<strong>in</strong>satz, der nur im <strong>Vollerwerb</strong><br />
zu bewältigen ist. Gleichzeitig ist<br />
die Beschäftigung von Mitarbeitern e<strong>in</strong><br />
Indikator für größere Gründungsprojekte,<br />
2