Nebenerwerbsgründer wechseln selten in den Vollerwerb - KfW
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KFW ECONOMIC RESEARCH<br />
H<strong>in</strong>sichtlich des Arbeitsmarktstatus vor<br />
der Gründung s<strong>in</strong>d die Wechsler <strong>den</strong> im<br />
<strong>Vollerwerb</strong> verbliebenen Gründern ähnlicher<br />
als <strong>den</strong> <strong>Nebenerwerbsgründer</strong>n, die<br />
ihren Gründungsumfang nicht ausweiten<br />
(siehe Grafik 2). Letztere s<strong>in</strong>d bei der<br />
Gründung deutlich häufiger nicht erwerbstätig<br />
und <strong>selten</strong>er arbeitslos.<br />
Hierbei dürfte auch die Ausgestaltung<br />
von Fördermaßnahmen der Bundesagentur<br />
für Arbeit e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
E<strong>in</strong>e Voraussetzung für <strong>den</strong> Erhalt von<br />
Gründungszuschuss über die Anfangsphase<br />
h<strong>in</strong>aus ist, dass die Selbstständigkeit<br />
hauptberuflich zu erfolgen hat.<br />
Daraus ergibt sich für Gründer aus der<br />
Arbeitslosigkeit, die im Nebenerwerb<br />
gestartet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Anreiz, ihre Gründung<br />
auf <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> auszuweiten.<br />
Fazit<br />
Regelmäßig starten zwar mehr Personen<br />
ihre Selbstständigkeit im Nebenerwerb<br />
als im <strong>Vollerwerb</strong>. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Vollerwerb</strong>sselbstständigkeit bedeutet<br />
dies <strong>in</strong> der Regel jedoch nicht: Nur e<strong>in</strong>e<br />
M<strong>in</strong>derheit der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong><br />
wechselt <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong>.<br />
Zu <strong>den</strong> Wechslern gehören nicht nur<br />
Gründer im Handwerk und mit angestellten<br />
Mitarbeitern sondern auch solche mit<br />
Notmotiv oder aus e<strong>in</strong>er Arbeitslosigkeit<br />
heraus. Der Anreiz für <strong>den</strong> Wechsel<br />
ergibt sich somit zum e<strong>in</strong>en aus dem<br />
Gründungsprojekt selbst: Wenn die Ansprüche<br />
durch die Gründungsgröße<br />
vergleichsweise hoch s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>en<br />
umfangreichen Arbeitse<strong>in</strong>satz erfordern,<br />
wird der Schritt <strong>in</strong> die <strong>Vollerwerb</strong>sselbstständigkeit<br />
notwendig. Auf der anderen<br />
Seite stehen Wechsler, die aufgrund<br />
ihrer Arbeitsmarktsituation e<strong>in</strong>e Selbstständigkeit<br />
starten und daher eher gezwungen<br />
s<strong>in</strong>d, ihre Gründung auf <strong>den</strong><br />
<strong>Vollerwerb</strong> auszuweiten.<br />
Startet e<strong>in</strong> Gründer im Nebenerwerb, hat<br />
dies <strong>den</strong> Vorteil, dass die Selbstständigkeit<br />
zunächst ausprobiert und die Tragfähigkeit<br />
des Geschäftskonzepts getestet<br />
wer<strong>den</strong> kann. Gleichzeitig besteht die<br />
Gefahr, dass Gründungschancen nicht <strong>in</strong><br />
vollem Umfang genutzt wer<strong>den</strong>, wenn<br />
Gründer sich von vornhere<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>e<br />
Selbstständigkeit im Nebenerwerb beschränken<br />
und größere Gründungsprojekte<br />
nicht <strong>in</strong> Betracht ziehen. Zusätzlich<br />
kann das Problem entstehen, dass die<br />
Gründungsprojekte zu kle<strong>in</strong> angelegt<br />
wer<strong>den</strong> und daher Schwierigkeiten haben,<br />
sich am Markt durchzusetzen.<br />
Die Wechsler s<strong>in</strong>d sich dieser potenziellen<br />
Probleme bewusst. Sie haben deutlich<br />
häufiger als im Voll- oder Nebenerwerb<br />
verbliebene Gründer Be<strong>den</strong>ken<br />
wegen e<strong>in</strong>er möglicherweise nicht ausgereiften<br />
Geschäftsidee. H<strong>in</strong>zu kommt,<br />
dass die Wechsler wesentlich häufiger<br />
Zweifel plagen, ob nicht e<strong>in</strong>e Karriere als<br />
angestellter Mitarbeiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen<br />
vorteilhafter wäre. Denn bei<br />
e<strong>in</strong>er Ausweitung der Selbstständigkeit<br />
auf <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> muss ggf. e<strong>in</strong>e sichere<br />
abhängige Beschäftigung aufgegeben<br />
wer<strong>den</strong>. Dieser Schritt will auch nach<br />
e<strong>in</strong>em Test der Geschäftsidee am Markt<br />
wohl überlegt se<strong>in</strong>. Trotzdem kann es<br />
sich lohnen, bei der Bewertung e<strong>in</strong>er<br />
Geschäftsidee e<strong>in</strong>e spätere <strong>Vollerwerb</strong>sselbstständigkeit<br />
gedanklich durchzuspielen,<br />
auch wenn zunächst e<strong>in</strong>e Gründung<br />
im Nebenerwerb geplant ist. ■<br />
1 Vgl. European Commission (2012): Entrepreneurship <strong>in</strong> the EU and Beyond, Flash Eurobarometer No. 354.<br />
2 Vgl. Giesecke, J. (2010): Veränderte Muster. Die Entwicklung der beruflichen Mobilität seit 1984. WZB Mitteilungen No. 128, 28–30.<br />
3 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2012), Stabile Architektur für Europa – Handlungsbedarf im Inland. Jahresgutachten<br />
2012/13, Wiesba<strong>den</strong>, S. 315<br />
4 Vieider, F. M., Chmura, T. and P. Mart<strong>in</strong>sson (2012), Risk Attitudes, Development, and Growth, WZB Discussion Paper No. SP II 2012-401.<br />
5 Ergebnis von Schätzungen der kumulierten Hazardrate zum Wechsel vom Neben- <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> auf Basis der Befragungswellen 2008 bis 2011 des <strong>KfW</strong>-<br />
Gründungsmonitors. Betrachtet wird der Zeitraum zwischen Gründungs- und Befragungszeitpunkt, zwischen <strong>den</strong>en maximal zwölf Monate liegen können.<br />
6 Vgl. Lehnert, N. (2003), Ergebnisse des DtA-Gründungsmonitors 2002, Schwerpunktthema Gründer im Voll- und Nebenerwerb. DtA, Bonn, S. 9.<br />
7 Vgl. Hagen, T., Metzger, G. und K. Ullrich (2012), Boom auf dem Arbeitsmarkt dämpft Gründungsaktivität. <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor, <strong>KfW</strong> Bankengruppe, Frankfurt,<br />
S. 54.<br />
8 Vgl. Egeln, J., Fryges, H., Höwer, D., Müller B. und K. Müller (2012), Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen bzw. Wachstumshemmnisse für junge Unternehmen, Studien zum<br />
deutschen Innovationssystem, Nr. 14-2012, Berl<strong>in</strong>.<br />
9 Diese und folgende Aussagen zur Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, vom Neben- <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> zu <strong>wechseln</strong>, beruhen auf marg<strong>in</strong>alen Effekten von Probit-Schätzungen, die die<br />
durchschnittliche Veränderung der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit (Wechsel vom Neben- <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong>) angeben, wenn sich die erklärende Dummyvariable von 0 auf 1 ändert.<br />
Die zu erklärende Variable nimmt <strong>den</strong> Wert 1 an, wenn der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong> zum Befragungszeitpunkt <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Vollerwerb</strong> gewechselt war, und <strong>den</strong> Wert 0, wenn<br />
der <strong>Nebenerwerbsgründer</strong> weiterh<strong>in</strong> im Nebenerwerb selbstständig ist. Als erklärende Variablen wer<strong>den</strong> herangezogen: Geschlecht, Alter, Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Region,<br />
Ortsgröße, Arbeitsmarktstatus vor Gründung, Bildungsabschluss, Gründungsmotiv, Dummy für Mobilfunk, Jahresdummy-Variablen, Gründungsart, Branche, Beruf,<br />
Teamgründung, Mitarbeiter, Marktneuheit, Sach- und/oder F<strong>in</strong>anzmittelnutzung.<br />
10 Hagen, T., Metzger G. und K. Ullrich (2012): Boom auf dem Arbeitsmarkt dämpft Gründungsaktivität. <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor, <strong>KfW</strong> Bankengruppe, Frankfurt.<br />
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