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Der 4. Mai bei Sonnenschein. - Image Magazin

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Natur | Mauereidechse<br />

Wie kamen die Mauereidechsen<br />

ins Muttental?<br />

Haben Sie auch schon Ihren Frühjahrsspaziergang zu den Mauereidechsen<br />

unternommen? Es ist ja ein beliebter Familienausflug<br />

geworden, vom Muttental aus einen Abstecher zur alten Eidechsenmauer<br />

zu machen, um die flinken Tiere zu beobachten. In den<br />

Vorjahren konnte man mehr als 50 gleichzeitig sehen. Wie sind<br />

die Wärme liebenden Kriechtiere aus dem Süden durch den Winter<br />

gekommen? Werden sie langfristig überleben können?<br />

„Schnellfüßige an Mauern“, so lautet der lateinische Name podarcis<br />

muralis auf Deutsch! Die schlanken Felsenkletterer fallen mit ihren<br />

streifenförmigen oder in Netzmustern angebrachten Brauntönen<br />

kaum auf, solange sie regungslos verharren. Erst ihre blitzschnellen<br />

Bewegungen, besonders an warmen Tagen, machen – zu spät - darauf<br />

aufmerksam, dass da „doch etwas war“. Aber was huschte da?<br />

Klettern an senkrechten Wänden<br />

Mauereidechsen werden mit 20 bis 25 cm erstaunlich lang, wo<strong>bei</strong><br />

allein der Schwanz zwei Drittel der Gesamtlänge ausmacht! Dieser<br />

Schwanz dient als Kletterhilfe und unterstützt das Balancieren.<br />

Mit ausgeprägt langen dünnen Zehen krallen sie sich an rauem Gestein<br />

fest. So erklettern sie, im Gegensatz zu anderen Eidechsen, sogar<br />

senkrechte Mauern! Ihr eigentlicher Lebensraum sind insektenreiche,<br />

sonnige bzw. mit vereinzelten Pflanzen bewachsene Felsen<br />

oder Geröllhalden. Sie stammen aus Südeuropa, fanden in Deutschland<br />

aber auch an warmen Stadtmauern, Schlossruinen und vor allem<br />

in den Weinbergen Südwestdeutschlands ein Zuhause. Die unverfugten,<br />

ritzen- und höhlenreichen Mauern in den nach Süden ausgerichteten<br />

Weinbergen boten ihnen eine echte Heimat. Später nahmen<br />

sie ebenfalls geeignete Schotterdämme der Bahngleise als Lebensraum<br />

an.<br />

Ausgesetzt zum Schaden der Umwelt?<br />

Mauereidechsen brauchen für ihre blitzschnellen Bewegungen erhöhte<br />

Temperaturen, die wir im Herbeder Raum kaum bieten können.<br />

Wieso sind diese Tiere, die bisher nur in den klimatisch günstigeren<br />

Gebieten südlich von NRW lebten, neuerdings im Muttental?<br />

Auch in anderen Ruhrgebietsstädten sind sie aufgetaucht! Sollen wir<br />

vermuten, dass sie sich im Zuge der Klimaerwärmung plötzlich weiter<br />

nach Norddeutschland ausgebreitet haben? Die plausibelste Erklärung<br />

wäre, dass Menschen sie an verschiedenen Stellen ausgesetzt<br />

haben! Und tatsächlich haben Wissenschaftler inzwischen durch genetische<br />

Untersuchungen nachgewiesen, dass unsere Muttentalsiedler<br />

aus den sonnigen Tälern Tirols stammen! Ein problematisches –<br />

und illegales – Urlaubsmitbringsel, denn die besagte Mauer beherbergte<br />

zuvor ein bedeutendes Zauneidechsenvorkommen. Diese einheimischen<br />

Reptilien<br />

sind mit unserem<br />

raueren Klima vertraut,<br />

wurden aber leider<br />

von den durchsetzungsstarken<br />

Neubürgern<br />

aus der langjährigen,<br />

versteckreichen<br />

Mauer verdrängt.<br />

Selbst im Winter<br />

aktiv<br />

Mauereidechsen leben<br />

von Insekten, Schnecken,<br />

Würmern und<br />

Spinnen, die in ihrem<br />

Mauereidechse verspeist Heuschrecke,<br />

Foto Thorsten Lohmann (Vormholz)<br />

Revier vorkommen. Allerdings sind sie auch selber ständig bedroht:<br />

Sehr stark leiden sie unter Hauskatzen, Krähen und anderen Vögeln.<br />

Ebenso muss man Menschen, die Mauern und Bahndämme mit Pestiziden<br />

einsprühen, zu ihren Feinden zählen. Unverzichtbar für sie ist<br />

die Sonne! In einer sonnigen Warmwetterphase im Januar oder Februar<br />

unterbrechen sie sogar ihre Winterruhe und jagen an ihrer Mauer!<br />

Normalerweise sind sie aber je nach Wärme erst ab März oder April<br />

aktiv. Die Ruhezeiten der Mauereidechse richten sich, anders als<br />

<strong>bei</strong> unseren bisher heimischen Reptilien, nicht nach einer „inneren<br />

Uhr“, sondern nach der jeweils aktuellen Wetterlage! Im Frühling erwachen<br />

im Allgemeinen zuerst die Männchen. Schon bald tragen sie<br />

heftige Revierkämpfe aus, besonders um die eng begrenzten Kleinreviere<br />

einer Steinmauer wird aggressiv gestritten. Die nach und nach<br />

auftauchenden Weibchen sind dagegen gar nicht streitsüchtig. Sie<br />

vergraben nach der Paarung, etwa im <strong>Mai</strong>, bis zu zehn Eier im lockeren,<br />

warmen Boden, aus denen erst sechs Wochen später die Jungtiere<br />

schlüpfen. Ab Ende Juli jagen dann auch die Jungtiere im Revier nahe<br />

der Mauer! Wenn das Wetter mitspielt und das Nahrungsangebot<br />

ausreicht, folgt dem ersten noch ein zweites und sogar ein drittes Gelege<br />

im Jahr. Je nach Witterung ziehen sich die kleinen Kletterkünstler<br />

manchmal schon Ende September, mitunter aber erst im November<br />

zur Winterruhe zurück. Immerhin werden sie 6 bis zu 10 Jahre alt!<br />

Nicht stören – streng geschützt!<br />

Mauereidechsen gelten EU-weit als streng geschützte Tiere! Es ist ungehörig,<br />

ihnen nachzustellen! Wenn eins dieser hübschen Kriechtiere<br />

in Todesangst seinen Schwanz abwirft, wird es lebenslang behindert<br />

sein, auch wenn der Schwanz später leidlich nachwächst! Mauereidechsen<br />

haben es schon schwer genug durch Störungen, dichten<br />

Strauchwuchs, Pflanzenschutzmittel, gewissenhaftes Verfugen ihrer<br />

alten Mauer oder sogar durch neu errichtete Betonwände ohne jede<br />

Versteckmöglichkeit.<br />

Beobachten Sie oder fotografieren Sie nach Herzenslust, und freuen<br />

Sie sich – mit Abstand – über Geschick, Eleganz und Tarnung der<br />

„Schnellfüßigen an Mauern“!<br />

JR<br />

4<br />

Kindertreff Vormholz<br />

Natur- und Ziegelsteine gesucht<br />

„Kindern die Natur wieder näher bringen war ein Projekt des Kindertreffs<br />

in Vormholz im vergangenen Jahr“, erklärt dessen Leiterin Lisa<br />

Lanwehr. Kinder sollen den sinnvollen Umgang mit der Natur wieder<br />

kennen lernen, Tiere und Pflanzen entdecken, Veränderungen im<br />

Laufe der Jahreszeiten beobachten und gemeinsam die Natur erleben.<br />

Deshalb hat die „Interessenvereinigung Vormholzer Vereine und Bürger<br />

e.V.“ im Jahr 2012 für die Kinder des einen Teil des Außengeländes<br />

umgegraben und von Brombeerranken und Brennnesseln befreit.<br />

In diesem Frühjahr soll an dieser Stelle ein kleiner Gemüsegarten mit<br />

Kräuterschnecke und Natursteinmauer entstehen. Außerdem wurde<br />

mit dem Bau eines Insektenhotels begonnen, Nist- und Futterkästen<br />

für Vögel sollen folgen. Für diese Ar<strong>bei</strong>ten sucht der Kindertreff Naturund<br />

Ziegelsteine. Montags bis donnerstags von 15 bis 18 Uhr kann<br />

man die Steine direkt im Kindertreff, Vormholzer Straße 90, abgeben.<br />

Telefonisch ist der Kindertreff unter der Nummer 02302 / 79823 zu erreichen.

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