Vorschau Frühjahr 2013 - indiebook
Vorschau Frühjahr 2013 - indiebook
Vorschau Frühjahr 2013 - indiebook
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Graphic Novel: Zum 100. Geburtstag von Albert Camus<br />
© privat<br />
Jonas ist ein glücklicher Mensch. Als<br />
seine Kunst immer mehr Anerkennung<br />
findet, sieht er sich zunehmend von<br />
seinem Alltag bedrängt und überfordert<br />
und versagt bei der Arbeit. Er zieht sich<br />
in einen Verschlag zurück, um das eine<br />
große Kunstwerk zu schaffen. Katia<br />
Fouquet seziert das Leben des Künstlers<br />
und fängt seine zunehmende Beengung<br />
eindrucksvoll ein. Im Wechsel zwischen<br />
Außen- und Innenperspektive schafft<br />
sie dabei einen Bogen zwischen Comic,<br />
Kunstkatalog und Skizzenbuch.<br />
„Es wird eines Tages nichts mehr zur Bewunderung hinreißen, alles ist<br />
bekannt, alles Leben vergeht in Wiederholung. Es ist die Zeit des Exils, des<br />
dürren Lebens, der toten Seele“, kommentiert Albert Camus 1953 seine Arbeit.<br />
In einem solchen Exil lebt Jonas, Protagonist der Novelle, die 1957 in der<br />
Sammlung „Das Exil und das Reich“ erschien. Jonas ist gefangen in seinem<br />
Alltagstrott, hat aber Sehnsucht nach dem Reich, das Freiheit und Zufriedenheit<br />
symbolisiert.<br />
Als junger Mann ist Jonas ein glücklicher, zufriedener Mensch. Seine Eltern<br />
geben ihm alles, was er sich wünscht, ohne Mühen schließt er sein Studium<br />
ab, wird Lektor im Verlag seines Vaters und in seiner Freizeit widmet er sich<br />
der Kunst. Bald bietet ihm ein Händler einen monatlichen Wechsel an, den er<br />
trotz Abraten eines Freundes annimmt. Er wird Künstler. Später lernt er Luise<br />
kennen, die seine Frau wird und ihm alles abnimmt. Doch Jonas’ Glück wendet<br />
sich alsbald. Als das Ehepaar Kinder bekommt, wird ihr Lebensraum zunehmend<br />
enger. Immer mehr Freunde, Anhänger, Geschäftemacher und Schüler<br />
umgeben ihn tagtäglich bei der Arbeit, starren ihm über die Schulter und<br />
irgendwann wird sein Ruhm zum persönlichen Debakel. Sein Leben wird zum<br />
Exil, in dem er sich in einen Verschlag zurückzieht, um das eine große Kunstwerk<br />
zu schaffen. Es wird schließlich solitaire heißen, oder solidaire? – Einsam<br />
oder gemeinsam?<br />
Diese Novelle ist anders als die sonst epischen Erzählungen Camus. Es geht<br />
um ungewollte Isolation, Fremdbestimmung und den Verlust sozialer Kontakte.<br />
Die Illustratorin Katia Fouquet collagiert und seziert in ihrer Graphic Novel<br />
eindrucksvoll das Leben des aufstrebenden Künstlers als Mittelpunkt eines<br />
Kosmos aus Bewunderern, Galeristen, Studenten, Voyeuren und Geschäftemachern.<br />
Die Graphic Novel spannt in ihrer Erscheinungsform einen Bogen zwischen<br />
Comic, Kunstkatalog und Skizzenbuch und schafft damit eine Parallele<br />
zwischen Katia Fouquets eigener Arbeit als Künstlerin und der Arbeit der fiktiven<br />
Figur des Jonas.<br />
Katia Fouquet, geboren 1975, hat Visuelle<br />
Kommunikation an der Universität der<br />
Künste Berlin und der Accademia die belle<br />
arti in Bologna studiert. Ihre Arbeiten<br />
er scheinen regelmäßig in nationalen und<br />
internationalen Publikation en wie der<br />
„New York Times“, „Slanted“ und „Das<br />
Magazin“ sowie bei diversen Ausstellungen.<br />
Katia Fouquet lebt und arbeitet in Berlin.<br />
8