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Ein Reh! -
Jetzt wird’s richtig schnell
Dieses Foto hat Seltenheitswert: Wenn Jack endlich in die
Kamera schaut, ist die quirlige Kajimba meistens schon
wieder entwischt. Fotos: Kathrin Iselt-Segert
Morgens, bevor ich in die Redaktion
fahre, geht’s los. Wenn
ich meine Jacke anziehe, ist Jack
schon aufgeregt. Er hält nur ungern
still, um sich das Zuggeschirr
über den Kopf streifen zu lassen.
Wir fahren am liebsten im Moor
in Osterrönfeld eine Runde, da
läuft der Scooter ruhig und leicht
auf Asphalt, und Jack kann auf
dem Grünstreifen seine Pfoten
schonen.
Wenn ich Hund und Scooter ausgeladen
habe, muss ich nur noch
die Zugleine ins Geschirr einhaken,
Jack wartet schon auf das
Kommando und sprintet los.
Ich erinnere mich an den vergangenen
Winter,als wir mit dem
Zughundesport angefangen
haben, da lief es nicht immer so
gut. Ein Fuchs lief vor uns her und
ist in eine Seitenstraße abgebogen,
Jack hinterher. Ich habe
mich beim Versuch, dagegenzulenken,
mit dem Scooter überschlagen.
Glücklicherweise habe
ich mir nichts gebrochen, nur
blaue Fleckenüberallund die
Einsicht: Gegenlenken bringt
nichts. Seitdem verlasse ich mich
auf die Scheibenbremsen. Die
habenauch heute das Reh vor
einem Zusammenstoßmit uns
gerettet.
Retriever-Hündin Miene zu Familie.
Es stellte sich schnell heraus,
dass Rhea und Miene ein Team
und oft unterwegs waren. Die
Liebe zu Hunden ist bis heutegeblieben.
Inzwischen lebt Rhea mit ihrem
Freund Christoph in Osterrönfeld,
und weil auch er Hunde mag,
dauerte esnicht lange, bevor
Huskymix Jack (3 1/2 Jahre) und
vor kurzem Kajimba, ein quirliger
Ridgeback-Welpe, bei den beiden
einzogen. Jack braucht viel Auslauf,
und so kam Rhea auf die
Idee, sich einen Scooter zukaufen.
Das ist ein Roller speziell für den
Zughundesport. Das wichtigste an
dem Gerät sind die Scheibenbremsen.
Warum, das berichtet
Rhea auf dieser Seite (r.).
Von der Waldorfschule in
die Landwirtschaft
Doch was macht Rhea, wenn sie
nicht mit den Hundenunterwegs
ist? Und warum ist die einstige Abiturientin
der Waldorfschule, die
eigentlich Polizistin werden wollte,
dann aber eine zweijährigeAusbildung
zur landwirtschaftlich-technischenAssistentin
(LTA) absolvierteund
derzeit im zweiten
Semester an der Fachhochschule
Kiel Landwirtschaft in Osterrönfeld
studiert, nun beim Bauernblatt?
Der Reihe nach: Kurz vor Rheas
Abitur verunglückte ihr kleiner
Bruder tödlich. „Das war alles
traumatisch, danach konnteich
nicht mehr Polizistin werden“, erinnert
sich Rhea.
Sie entschied sich für die Ausbildung
zur LTA, lernte, Reinheiten,
Keimfähigkeiten und Tausendkornmasse
zu bestimmen, und
wurde nach der zweijährigen
Ausbildung übernommen. Die
Arbeit im Labor, das gute Klima
in der Firma gefielenihr. Doch irgendwann
kam das Gefühl: „Das
kann noch nicht alles gewesen
sein.“Sie begann Biologie zu
studieren und merkteschnell,
dass ihr das zu abstraktwar.
„Zu viel Chemie, zu viel Informatik.“
Schreiben,Kühe oder
Pflanzenbau
An der FH für Landwirtschaftfand
sie schließlich das,
was sie eigentlich gesucht
hatte –ein Studium mit Praxisbezug.
Ob sie nach dem Bachelor of
Science im Pflanzenbau arbeiten
wird oder vielleicht noch zur Tierzuchtwechselt,
weiß die 26-Jährige
allerdings noch nicht so genau.
„Kühe mag ich irgendwie auch
total gern“,sagt sie und muss
selbst ein bisschen schmunzeln, weil
die Frage, was sie einmal machen
möchte, für sie noch immer nicht
einfach zu beantworten ist.
Denn da ist ja auch noch das
Schreiben: Rhea mag, wie sie
selbst sagt, das geschriebene Wort
und könntesich auch vorstellen, in
der Öffentlichkeitsarbeit für die
Landwirtschaft tätig zu sein.
Auf ihren Scooter-Touren mit
Jack und Kajimba kann sie sich
das mit den Kühen, dem Schreiben
und dem Pflanzenbau auf
jeden Fall noch gut durch den
Kopf gehen lassen.
Kathrin Iselt-Segert
Wir
sind auch heute Morgen in
einem zügigen Galopp unterwegs.
Richtig schnell wird es, als
links von uns auf dem Feld ein
Reh auftaucht. Es ist schneller als
wir, überholt uns und wechselt
vor uns über die Straße. Zum
Glück sind da ein paar Meter
zwischen uns, denn die Ricke
stürzt auf dem Asphalt. Trotzdem
sind wir ihr ganz schön nah
gekommen. Ich muss bremsen.
Sie kommt aber schnell wieder
auf die Beine und verschwindet
im Mais.
Jack gibt weiter Gas, immer geradeaus,
bis das Adrenalin sich
langsam abbaut. Er weiß, dass
er nicht die Straße verlassen
darf, und läuft auch in solchen
Situationen brav weiter, ich hab
trotzdem Herzklopfen.
Rhea mag die Scooter-Touren durch die
Felder am frühenMorgen. Professionelle
Rennen will sie mit Jack aber nicht fahren.
Als Jack langsamer wird, ist die
Runde auch schon fast zu Ende.
Die letzten 100 mbis zum Auto
trabt er nur noch. Die Zunge
hängt ihm weit aus dem Maul.
Auch mir ist durch die Aufregung
gar nicht mehr kalt. Schnell ist
alles im Auto verstaut. Ich gebe
Jack ein Leckerli, und dann geht’s
nach Hause. Er läuft als Erstes zu
seinem Trinknapf und trinkt ihn
halb leer. Wenn seine Atmung
sich beruhigt hat, gibt es Frühstück.
Danach könnte esfür ihn
eigentlich gleich wieder losgehen,
aber er hat auch nichts gegen ein
Schläfchen einzuwenden. Für
mich geht’s auf jeden Fall nach
dem Frühstück los zum Praktikum
beim Bauernblatt.
Rhea Brandemann