Liechtensteinisches Urkundenbuch L Teil - eLiechtensteinensia
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<strong>Liechtensteinisches</strong> <strong>Urkundenbuch</strong><br />
L <strong>Teil</strong><br />
Von den Anfängen bis zum Tod Bischof<br />
Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz<br />
1416<br />
4. Band<br />
Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein<br />
Bearbeitet von Georg Malin<br />
Im Selbstverlag des Historischen Vereins<br />
für das Fürstentum Liechtenstein<br />
1963 / 1965
VORWORT<br />
Mit dem vierten Band des Liechtensteinischen <strong>Urkundenbuch</strong>es wird<br />
ein wesentlicher <strong>Teil</strong> des umfassenden Quellenwerkes von den Anfängen<br />
bis zum Jahre 1416 abgeschlossen. In den drei ersten Bänden<br />
sind die Urkunden aus den Archiven von Chur, Pfäfers, St. Gallen<br />
und Vorarlberg veröffentlicht, soweit sie mit unserem Land Bezug<br />
haben. Der vierte Band nun enthält die Urkunden aus den Archiven<br />
unseres Landes selbst. Noch der Bearbeitung harren die Bestände in<br />
den Archiven der übrigen Schweiz und der übrigen <strong>Teil</strong>e Österreichs<br />
und Süddeutschlands.<br />
Mit dem Jahre 1416, bis zu welchem die Urkunden bearbeitet sind,<br />
endet ein Abschnitt unserer Geschichte. Es ist das Todesjahr des letzten<br />
Grafen von Werdenberg-Sargans-Vaduz. Die Freiherren von Brandis<br />
übernehmen fortan die Herrschaft. Bis zu diesem Zeitpunkt sind, abgesehen<br />
von den noch nicht durchsuchten Archiven, die über unser<br />
Land vorhandenen schriftlichen Quellen gewissermassen vollständig<br />
gesammelt, geordnet und leserlich wiedergegeben. Das <strong>Urkundenbuch</strong><br />
dient damit der Evidenzhaltung der Geschichte. Das vorliegende Material<br />
schafft die Voraussetzungen für die wissenschaftliche Bearbeitung<br />
der Vergangenheit in einer Weise, wie dies bisher nicht der Fall<br />
war. Ein weiteres ist erreicht: die Bewahrung der geschichtlichen<br />
Daten. Erfreulich .ist auch die Anlage neuer Akten und Kopien über<br />
alle Urkunden. Damit wird die Sicherheit für den Fortbestand der<br />
Urkunden verdoppelt.<br />
Der vierte Band ist mit Sorgfalt und fachlicher Sachkenntnis von<br />
Dr. Georg Malin bearbeitet. Ich möchte ihm und den vorzüglichen<br />
Bearbeitern der ersten drei Bände, Herrn lic. jur. Franz Perret und<br />
Herrn Prof. Dr. Benedikt Bilgeri, danken. Die Arbeit ist für unser Land<br />
sehr verdienstvoll. Es ist zu hoffen, dass das wiedergegebene Quellenmaterial<br />
Anreiz zu weiterer Erforschung und Vergegeriwärtigung unserer<br />
Geschichte sei.<br />
Dr. Gerard BatHner<br />
Regierungschef
— 5 —<br />
EINLEITUNG<br />
Die drei ersten Bände des Liechtensteinischen <strong>Urkundenbuch</strong>es<br />
kreisen in der urkundlichen Bestandesaufnahme das liechtensteinische<br />
Staatsgebiet ein: der erste Band enthält die Liechtenstein betreffenden<br />
Urkunden aus dem Bischöflichen Archiv in Chur und dem ehemaligen<br />
Kloster Pfäfers; der zweite Band — wie der erste von Staatsarchivar<br />
Iic. iur. Franz Perret, St. Gallen, verfasst — reicht Urkunden aus den<br />
Archiven St. Gallens dar; in einem dritten Band bearbeitete Dr. Benedikt<br />
Bilgeri, Bregenz, das Gebiet des Fürstentums betreffende Urkunden<br />
aus österreichischen Archiven. So kann die Bearbeitung des Kerngebietes,<br />
dem die umfangreiche Urkundenedition gilt, nicht mehr weiter<br />
hinausgeschoben werden. Die Anwartschaft auf Publikation der in<br />
Liechtenstein liegenden Urkunden ist legitim.<br />
Das rein institutionelle Prinzip der Urkundenherausgabe, wie das im<br />
Editionsplan Franz Perrets in der Einleitung zum ersten Band (p. 5 ff.)<br />
vertreten wird, rechtfertigt und rückt zugleich die Inanspruchnahme<br />
eines eigenen Bandes für die in Liechtenstein liegenden Urkunden ins<br />
Problematische. Gerechtfertigt ist die Herausgabe eines eigenen, liechtensteinischen<br />
Urkundenbandes dadurch, dass die im Staatsgebiet, dem<br />
das Gesamtunternehmen gewidmet ist, beheimateten Urkunden in<br />
einem separaten Band erscheinen und nicht etwa als Beilage zu vielleicht<br />
bedeutenderen Beständen aus ausländischen Archiven. Der Gedanke<br />
an Selbständigkeit, Autonomie und Souveränität bestimmt das<br />
Vorgehen. Doch ist mit dem rein institutionellen Grundsatz der Urkundenveröffentlichung<br />
der Quellenlage in Liechtenstein nicht beizukommen,<br />
ohne dass die Darstellung des Quellenmaterials in chronologischer<br />
Hinsicht zersplittert wird, und demzufolge die Übersicht verloren<br />
geht. Es gibt Archive in Liechtenstein, die lediglich nur eine<br />
Nummer im Urkundenband beisteuern. Und nur eine Urkunde allein<br />
kann nicht einen Neubeginn reklamieren. Es bleibt deshalb nur die<br />
Mischung der institutionellen Anlage mit der Regionalen in dem Sinn,<br />
dass die Urkunden aus den Archiven auf dem Gebiet des Fürstentums<br />
Liechtenstein in chronologischer Folge zur Darstellung kommen, als<br />
entstammen sie einem Archiv. Damit ist das Ziel der Arbeit umschrieben.
— 6 —<br />
Auch der Umfang der vorliegenden Quellenedition ist durch<br />
die besonderen Verhältnisse in Liechtenstein, wie Kleinräumigkeit des<br />
Staatsgebietes und bescheidene Dotation der Archive mit Urkunden<br />
aus der Zeit vor 1416, bestimmt. So erscheinen in diesem Band sämtliche<br />
schriftliche Nachrichten aus dem durch die Jahreszahl 1416<br />
limitierten Zeitraum, auch dann, wenn diese Nachrichten nicht direkt<br />
liechtensteinische Verhältnisse betreffen. Der von Franz Perret aufgestellte<br />
Editionsplan, wonach nur Liechtenstein direkt betreffende Dokumente<br />
aufgenommen werden, ist hier erweitert worden, mit dem<br />
Gewinn, dass alle in Liechtenstein liegenden Quellen vor 1416 der<br />
Forschung leicht zugänglich werden. In den Band werden also aufgenommen:<br />
alle Originale vor 1416. Abschriften, deren Original-Urkunden<br />
(vor 1416) nicht mehr vorhanden sind. Ferner Originale (vor<br />
1416), die nicht in Liechtenstein archiviert sind, von denen aber Abschriften<br />
aus der Zeit vor 1806 (Souveränität) in Liechtenstein vorhanden<br />
sind. Abschriften oder Übersetzungen aus der Zeit vor 1613,<br />
(dem Jahr des Herrschaftsbeginnes der Grafen von Hohenems im<br />
heutigen Fürstentum). Ubersetzungen und Abschriften aus dieser<br />
Zeit involvieren eine Interpretation des Originaltextes und haben<br />
im Blick auf sprachgeschichtliche und kulturhistorische Aspekte einen<br />
eigenen Stellenwert; sie sind für die Entstehungszeit beweiskräftig.<br />
(Durch diesen Grundsatz fand übrigens nur das interessante Transsumpt<br />
von 1541 der Urkunde Kaiser Heinrich VI. von 1194 Mai 22.<br />
und der Urkunde Friedrich II. von 1214 Februar 14. aus dem Pfarrei-<br />
Archiv Bendern Aufnahme in das <strong>Urkundenbuch</strong>).<br />
Was die Methode der Herausgabe betrifft, so sind die in den<br />
drei vorgängigen Bänden angewandten Grundsätze verbindlich (vgl.<br />
LUB. 1/1, 9 ff., 497; LUB. 1/2, 7; LUB. 1/3, 3 ff., 6). Dasselbe gilt für die<br />
Textgestaltung und die äussere Aufmachung wie: Titelregest,<br />
Anmerkungen, Literaturnachweis, schriftkritsche und diplomatische<br />
Untersuchungen. Der Bearbeiter versuchte, die in Liechtenstein liegenden<br />
Quellen besonders genau zu erfassen und zu bearbeiten, um<br />
dem Laien und Geschichtsfreund von der hiesigen Quellenlage aus den<br />
Einstieg in die Geschichte leicht zu ermöglichen. Es wurde deshalb<br />
nicht mit Hinweisen, Angaben und Anmerkungen gespart, so dass die<br />
Rücksicht auf den Leser und Benutzer des Urkundenwerkes den Grundsatz<br />
einer bloss strengen und objektivierten Quellenwiedergabe über-
— 7 —<br />
spielte. Diese Absicht liegt dem Editionsplan Perrets zugrunde, an<br />
den der Herausgeber gebunden war. Bei dieser Gelegenheit muss man<br />
allerdings darauf hinweisen, dass eine Straffung und Vereinfachung<br />
des Herausgabeplanes für den zweiten <strong>Teil</strong> des <strong>Urkundenbuch</strong>es<br />
(Urkunden nach 1416) im Verein mit einer neuen typographischen<br />
Gestaltung notwendig sein wird.<br />
Die gleiche Sorgfalt wie den Urkunden galt auch den Siegeln.<br />
Die Siegel wurden geprüft und beschrieben. Von den einzelnen Stücken<br />
wurden von Herrn Dr. Claude Lapaire im Schweizerischen Landesmuseum<br />
in Zürich Abgüsse hergestellt, wovon je ein Exemplar in der<br />
Siegelsammlung des Schweizerischen Landesmuseums blieb, und je ein<br />
weiteres Stück übernahm der Historische Verein zur Anlage einer<br />
eigenen Siegelsammlung.<br />
Die Haltung des Bewahrens und Hütens Hess den Bearbeiter des<br />
liechtensteinischen Urkundenmaterials von jeder Urkunde einen eigenen<br />
Akt anlegen, der jeweils die Photographie der Pergamenturkunde<br />
und die Photokopie eventuell vorhandener Abschriften, die Transkriptionen<br />
(auch der Abschriften), wichtige Belege und die Originalfassung<br />
der Bearbeitung enthält. Das Archiv des Historischen Vereins<br />
besitzt somit eine genaue und vollständige Dokumentation<br />
zur Quellenlage der Liechtensteinischen Geschichte vor 1416.<br />
Um die Aufmerksamkeit der liechtensteinischen Geschichtsforschung<br />
auch auf wirtschaftsgeschichtliche Probleme zu lenken und<br />
um die Darbietung der Quellenlage abzurunden, werden den eigentlichen<br />
Urkunden drei alte Urbarien beigegeben: das Brandisische Urbar<br />
(ca. 1507) und das Hohenemsische Urbar (1613), die sich auf die Grafschaft<br />
Vaduz beziehen. Die ehemalige Herrschaft Schellenberg hat in<br />
der beglaubigten Abschrift eines Urbars von 1698 Februar 22. die beste<br />
Quelle zur Wirtschaftsgeschichte. Wenn auch die schriftliche Fixierung<br />
der Urbare jüngeren Datums ist, so entwuchsen sie doch Voraussetzungen,<br />
die zum <strong>Teil</strong> weit über die Zeit von 1416 zurückreichen;<br />
Urbarien liegen Rechts- und Eigentumsverhältnisse zugrunde, die in<br />
der Feudal-Zeit gründen.
— 8 —<br />
Den Quellen ist ein Exkurs ihrer Geschichte und der<br />
Geschichte ihrer Aufbewahrungsorte (Archive) angefügt.<br />
Soweit die Quelle selbst eine verfolgbare Vergangenheit besitzt,<br />
enthält diese der Urkundenkommentar. Schlüsse allgemeiner Natur,<br />
die Vergangenheit ganzer Archivkomplexe, oder der Archivalien<br />
schlechthin sind im Exkurs zusammengefasst.<br />
Nach all dem bleibt noch ein Wort des Dankes. Dank gebührt dem<br />
hohen Landtag und der fürstlichen Regierung für die Finanzierung des<br />
Werkes. Dr. h. c. David Beck hat mich bei der Interpretation von örtlichkeiten<br />
beraten und bei der Beschaffung von Unterlagen und Belegen<br />
keine Mühe gescheut. Dr. P. Iso Müller, Disentis, gab in mancher<br />
Fachfrage Auskunft; dasselbe tat Dr. Benedikt Bilgeri, Bregenz, als er<br />
die Druckfahnen las. Dr. Johannes Gisler, Archivar in Appenzell, überprüfte<br />
mit Sachkenntnis kritische Stellen. Dr. Paul Stärkle, Stiftsarchivar,<br />
St. Gallen, kopierte die Originale alter, in Liechtenstein<br />
liegender Abschriften. Der Bischöfliche Archivar Dr. Bruno Hübscher,<br />
Chur, besorgte angeforderte Kopien, und Dr. Claude Lapaire vom<br />
Schweizerischen Landesmuseum in Zürich danke ich für Beratung bei<br />
der Anlage einer Siegelsammlung und die Überlassung je eines<br />
Siegelabgusses. Der liechtensteinische Landesarchivar Robert Allgäuer<br />
fertigte Photokopien zahlreicher Urkunden an, desgleichen Amtsdiener<br />
Josef Beck, Vaduz. Walter Wächter, Vaduz, photographierte<br />
die Original-Urkunden mit grossem Geschick. Und Felix Marxer, Reallehrer,<br />
half bei der Transkription zweier Urkunden.<br />
Georg<br />
Malin
Urkunden
— 10 —<br />
ABKÜRZUNGEN<br />
BUB. = Bündner <strong>Urkundenbuch</strong> I., Chur 1955.<br />
Gen. Handbuch = Genealogisches Handbuch zur Schweizer-Geschichte, hrsg.<br />
v. d. Schweiz. Herald. Gesellschaft, Zürich 1900/1908.<br />
JbL. = Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtenstein, Vaduz 1901 - 1963.<br />
Kaiser<br />
= Kaiser P., Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein, nebst<br />
Schilderungen aus Chur-Rätien's Vorzeit, Chur 1847.<br />
KB.<br />
Kdm.<br />
Klenze v.<br />
— Kaiser P., Geschichte des Fürstentums Liechtenstein, II. Aufl.<br />
besorgt von Joh. Bapt. Büchel, Vaduz 1923.<br />
= Poeschel E., Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein,<br />
Sonderband, Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Basel<br />
1950.<br />
= Klenze von, Die Alpwirthschaft im Fürstenthume Liechtenstein,<br />
ihre Anfänge, Entwicklung und gegenwärtiger Zustand.<br />
Stuttgart 1879.<br />
Krüger = Krüger E., Die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und<br />
von Werdenberg-Sargans. Mitteilungen z. Vaterländischen<br />
Geschichte, hrsg. vom Hist. Verein in St. Gallen XXII.,<br />
St. Gallen 1887.<br />
Lichnowsky = Lichnowsky E. M., Geschichte des Hauses Habsburg, IV., V.<br />
Bd., Wien 1839 / 1841.<br />
LUB.<br />
= <strong>Liechtensteinisches</strong> <strong>Urkundenbuch</strong>, I. <strong>Teil</strong>: Von den Anfängen<br />
bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-<br />
Sargans-Vaduz, 1416. I., Aus d. bischöflichen Archiv z.<br />
Chur u. aus dem Archiv Pfäfers in St. Gallen, bearbeitet<br />
v. Perret F.; II., Aus den Archiven zu St. Gallen, bearbeitet<br />
v. Perret F.; III., Aus den Vorarlbergischen Archiven,<br />
bearbeitet v. Bilgeri B.<br />
Mohr v. = Codex Diplomaticus, Sammlung der Urkunden zur Geschichte<br />
Cur-Rätiens und der Republik Graubünden, hrsg.<br />
Mohr v., IV Bde., Chur 1848/1861.<br />
Planta-Schorta<br />
Ulmer<br />
Vanotti<br />
Wegelin<br />
= Planta v. R. und Schorta A., Rätisches Namenbuch I.,<br />
Paris 1939.<br />
= Ulmer A., Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins,<br />
Dornbirn 1925.<br />
= Vanotti v. J. N., Geschichte der Grafen von Montfort und<br />
von Werdenberg, Konstanz 1845.<br />
= Wegelin K, Regesten der Benediktiner-Abtei Pfäfers und<br />
der Landschaft Sargans, Chur 1850.
— 11 —<br />
1. Chur, 1194 Mai 22.<br />
Kaiser Heinrich VI. übergibt dem Kloster St. Lu ziu s in<br />
Chur die von Ruodegerus von Li m p a c h in des Kaisers<br />
Hände resignierte Kirche in Bendern.<br />
Henricus b l der / Sechst von Gotes gnaden Römischer / Kaiser,<br />
vnd a all Zeit merer des Reichs. / Dieweil wir den Kirchen 0 vnd den/<br />
gaistlichen personen güetlich aüif-/ thuend die glider der Barmherzigkait<br />
/ vnd d jn frey tharstreckhen die hilf / vnser e Reichlicher gaben,<br />
so zweifflen / wir nit f , das vnns° solichs Nüz sein / werd, nit allein' 1<br />
zu den glücklicheren / stat zeitlichs Lebens, sonder zü wider - / legüng<br />
Ewigs lebens. So wir / Nu' solichs bedacht, wollen wir / zü erkhandtnüs<br />
komen. aller vnd d<br />
/ jeder gleübigen vnnsers Reichs, nit / allain dei<br />
gegenwirtigen k<br />
Zeit / sonder auch nachgeender nachkomender. / Das<br />
Rüdegerüs von L i m p a c h 2 gestanden / ist jn gegenwirtigkait<br />
vnnser" vnd' 1 / jn vnnser e hand vbergeben d , die kirch / zü Bendern.<br />
mit dem geding, aüff // das wir die solten 1 " geben der Kirchen zü /<br />
sant L ü c i, welche wir aüff beger der / Brueder sant L u i c i , n<br />
vnd d<br />
aüff die hoff- /nung der Ewigen widergeltung frey / vber d<br />
geben haben<br />
der Kirchen Sant L u c i / 3 mit allen jr zügehorüng, zü Ere gottes /<br />
vber d die vberbeleibüng d des Lebmachenden / hailigen Kreuz. Also das<br />
die Brüeder / des vorgenanten orths, die Kirchen sollen / haben Ewigklich<br />
halten vnd d besizen./Derhalben 0 sezen wir vnd d gepieten / strencklich<br />
mit kaisserlichem gepott'V das ganz vnd' 1<br />
gar kain person, hoch<br />
oder nider, Gaistlich oder weltlich wider / dissei vnnser 0<br />
reiliche r<br />
begabüng zekomen / oder dieselb fürnem zü brechen mit / fraffenlihem<br />
s vndersten' 1 . Welches so / ainer für sich neme zethün', der /<br />
zweiffl nit zü straff" seiner frafflichaitA sich einlauffen"' werde nit<br />
allain die / schwere straff" des Ewigen Rihters, x<br />
sonder aüch vnnser c<br />
Mayestät vngnad d . Disser / handlüng vnd d<br />
schanküng gezeügen / synd<br />
Otto Bischoff zü Bamberg, 4 Vl-/schalcüs J * Bischoff zü<br />
Aügspürg, 5 Sigler 0 Canzler 2 des kaisserlichen hoffsV C o n -<br />
radüs, herzog von S c h w ab en," phillipüs / vnnser brüder<br />
a ' 8 Graff 1 '' F r i d e r i c h von / Zollern, 9 Graff B e r t h o 1 d
— 12 —<br />
von Z o 11 e r n 10 / Graff V 1 r i c h von Berge, 1 1 Rüdolffüs 6 '/<br />
von Sangans, 1 2 Rüdolffüs c ' / von F a z / 13 Heinricus' 1 '<br />
von Sax, 1 4 Heinricus von Aspermont, 1 5 Conradüs von<br />
Metzins/ 0<br />
' V 1 r i c u s d ' von J u u a 11 17<br />
vnd ander vil // mere<br />
1 6<br />
disser ding vnd beschechen' / nach Christi gepürt Thaüssent/hündert<br />
Neuntzig vnd jn vierten Jar Jn der römsch/zinszal zwelffe. Geben zü<br />
Chur/ den elften Calendas junii der / ist der ainvnd* zwanzigst tag 18<br />
gemelt/ Monats. f '<br />
Übersetzung<br />
LUB. I /1, 64<br />
Original: im Bischöflichen Archiv in Chur. Pc:gcim?nt 19,4 I 19,8 X<br />
23 I 24 cm. — Signaturen: «B, No. 3».<br />
Transsumpt: im Pfarrei-Archiv von Bendern, Mappe 28. Vier Blätter<br />
32 X 32 cm. Das Transsumpt stammt aus dem Jahre 1541 November 19.<br />
und diente offensichtlich als Konzept für eine Niederschrift. Mit dem Transsumpt<br />
wurde zugleich jenes der Urkunde Friedrich II. von 1214 Februar 14.<br />
(Bestätigung der Kirche von Bendern als Besitz des Klosters St. Luzi in Chur,<br />
vgl. nächste Nummer) verfasst. Die beiden Übersetzungen werden mit folgendem<br />
Text eingerahmt: «Wir Johann Ludwig Graue zü Sülz, / Landtgraüe jm<br />
kleckheü, des hailigen / Römischen Reichs Hophrichter zü Rotweil, / Herr zü<br />
Vaduz, Schellenberg vnd Blüe- / menegg. Bekhennen mit dem / bereue. Das<br />
vnns,- der Ersam vnnser / Lieber besonder Georgius fürstain pfarr - / herr zü<br />
Bendern (vgl. JbL. 1902, 23 ff;- JbL. 1923, 33, 37, 40, 116, Büchel), jnnamen<br />
vnd als an- / waldte des Erwirdigen vnd gaistlichen / herrn N: apte des Gozhaüs<br />
Roggen- / bürg, ainen Bergameinn Freyhait vnd / Confirmazbrieüe<br />
Latinisch, ain frey- / schanckhüng vnd vbergebüng der kirchen zü Bendern<br />
jnhaltende, fürgebracht / vnd erschaint, Vnns auch daraüff / vnderthenigklichen<br />
angesinnen hat, / jme jn namen (als obsteet.) daüon / glaubhafft Vidimüs<br />
vnd transsumpt, / aüch jn teütscher sprach translation / seiner Notürfft nach<br />
zü gebrauchen, Jn / gepürlicher form genedigklich mitzetaylen Vnd Laüttet<br />
gerüerter Freyhaitbrieüe jn Latin wiehernach / volgt. Henricüs sextüs dei<br />
gratia u. Datum apüd Curie u. Jtem so Laüttet der Confirmazbrieüe /<br />
Aüch jn Latin Also. Fridericüs / secundüs dei gratia. u. Datum / Aügüste<br />
anno u. Dieweyl / wir Nü obeinüerleipten / Freyhait vnd Confirmazbrieüe<br />
/ aigentlich verhört, verstechen vnd be- / sichtiget. Die aüch an<br />
Bergamen / Schrifft . besiglüng vnd aller jrer / / anzaigüng an argkhwenig<br />
vnd an brest- / hafft befunden. So haben wir dieselben / jnsonders<br />
mit günst wissen vnd willen / des vorgenanten herm Apte zü Roggen- /<br />
bürg ( . weihen die angeregt brieüe als Rechten ordenlichen haüssüatter /<br />
des Gozhaus sant Luci belangend, (vgl. JbL. 1902, 23 ff.: JbL. 1923, 37, 57,
— 13<br />
Büchel), durch den wolgelernten vnnsern diener / vnd Getrewen Liehen<br />
Maister Georgius / hoenstain, von jren jnhabenden Latin / nach dem<br />
bühstaben zü teütsch'trans - / ferneren lassen. Vnd Laüt gerüerter / Freyhaitbrieüe<br />
jn teütscher sprach / wie hernachsteet». Es folgt im Transsumpt der Brief<br />
Kaiser Heinrich VI.; die Urkunde von Kaiser Friedricli II. wird durch folgende<br />
Worte eingeleitet: «Item so Laüttet / der Confirmazbrieüe Aüch jn / teütsch<br />
Also». Am Sctiluss der Übersetzung heisst es: «Als / wir Nu obberüente Freyhait<br />
vnd / Confirmazbrieüe jn Latin vnd / teütsch gegen binandern gerecht /<br />
vnd an argkhwenig, aigentlich gehört / / gelessen vnd gesechen. So haben /<br />
wir hierümben, bemeltem herrn Georg / fürstain jnnamen (als vorsteet)<br />
daüan dise vidimus vnd / transsumpt auch jn teütscher sprach / translation<br />
den Original von wort / zü Worten gleichlaüttende, genedigklih / mitgetaylt<br />
vnd zügestelt, zü vrkhünt / mit vnnserm hiefürgedrückhten sewet / vnd angepornen<br />
Jnnsigel besigelt vnd Geben zü Vadüz / an sant Elisabethen tag /<br />
den Nevnzechenden des Monats / Noüembris Nach Christj vnnsers herrn gepürtt<br />
Veinffzechenhundert / vnd jm ainvndüiertzigisten Jare u.» — Auf einem<br />
Zettel, der zu den beiden Übersetzungen gehört: «Vidimus / Heinricus Romorum<br />
Jmperator confirmat/donationem Ecclesiae Beneduranae / Monasterio<br />
S. Lucii factam. / Anno 1194 / B No. 3.»<br />
Druck : Mohr L, 232 f.; JbL. 1912, 83 (Büchel); BUB. 1., 362 (mit weiteren<br />
Angaben); LUB. 1/1, 63 ff.; JbL. 1923, 7 f. (Büchel).<br />
Regest: Tschudi, Chronicon Elv. I., S. 95; Böhmer, Reg. Jmp. 2824;<br />
Hidber, Urk. reg. IL, 2676; Helbok, Reg. v. Vlbg. u. Liechtenstein, 308.<br />
Literatur: JbL. 1923, 5 ff. (Büchel); KB., 124 f.; Kaiser, 97 ff.<br />
Zum Transsumpt: Das Original (LUB. III, 63 ff.) der Urkunde<br />
Heinrich VI. lag seit 1535 April 18. in Bendern. In dieser Zeit wurden wichtige<br />
Urkunden und Kleinodien vor dem Zugriff des Rates von Chur erst nach Feldkirch,<br />
dann nach Bendern gebracht. So heisst es im Verzeichnis des Fluchtgutes<br />
zur Urkunde Heinrichs VI: «Mer ain Freihait brief von Kaiser Hainrichen<br />
dem Sechsten, das niemand, er sey Edel oder Unedel, wes Stands er sey,<br />
gaistlich oder weltlich, wider die Dotation, So der pfrund zu Bendern mit aller<br />
Zughörd von dem v. Limpaach geben ist, nit wider sein noch handeln sollen».<br />
(JbL. 1923, 39, Büchel). Im Verzeichnis werden noch zwei Briefe von einem<br />
König Heinrich genannt: «Aber ain bestätung brief von Küng Heinrich betretend<br />
des gotzhus Freihait». «Ain Freihait brief von aim Römischen Küng<br />
Hainricus». Um was für Briefe es sich dabei handelt, wird weiter nicht gesagt.<br />
Entweder waren es alte Abschriften der Urkunde Heinrichs. VI. — wie<br />
solche auch von der Urkunde König Philipps (1200 Juni 11. LUB. 113, 244 f.)<br />
angefertigt wurden — oder es waren heute unbekannte Briefe Heinrichs VII.,<br />
des Sohnes Friedrichs IL oder Kaiser Heinrichs VII. von Luxemburg (f 1313)<br />
oder gar Heinrichs von Raspe (f 1247), des Gegenkönigs Friedrichs II. Wie die
— 14 —<br />
Originalurkunde nach Chur gekommen ist, bleibt einstweilen ungeklärt; vermutlich<br />
wurde sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts dorthin verbracht, (vgl.<br />
den Exkurs zur Archivgeschichte, Bendern). — Das hier wiedergegebene Transsumpt<br />
(1541 November 19.) wurde sechs Jahre nach der Flucht aus Chur auf<br />
Veranlassung von Pater Georg Fürstain (bis 1560 nachweisbar, seit 1553 Abt<br />
der in Bendern weilenden Prämonstratenser) durch Georg Hohenstein, (nicht<br />
Hornstein, wie Büchel JbL. 1912, 109 liest}, mit Genehmigung von Graf Johann<br />
Ludwig von Sulz (1535 — 1544) in Vaduz angefertigt. Pater Georg Fürstein war<br />
sehr um die Wiedergewinnung der verlorenen Rechte der Abtei bemüht und<br />
versuchte zugleich, die noch verbliebenen Besitzungen zu retten (JbL. 1912,<br />
109 ff., Büchel). So bestätigte Kaiser Karl V. dem Abt Georg Fürstein die Rechte<br />
und Besitzungen des Klosters (vgl. KB. 371 f.). Das vorliegende Transsumpt der<br />
Urkunde Heinrich VI. dürfte zusammen mit der Abschrift und der deutschen<br />
Übersetzung der Urkunde Friedrichs IL von 1214 Februar 14. (siehe nächste<br />
Urkunde in diesem Band) für die Auseinandersetzungen der Pfarrei Bendern<br />
wegen den jenseits des Rheines gelegenen Gebieten und Zehnten bestimmt gewesen<br />
sein, wo die Lage für die Rechtsame der Pfarrei kritisch wurde (JbL.<br />
1923, 39 ff., Büchel). In den Auseinandersetzungen besonders im Streit zwischen<br />
dem Kloster St. Luzi und der Stadt Chur wegen Zehnten im Haag (St.<br />
Galler Rheintal) vor dem hohensaxischen Ammann in Salez und vor Freiherr<br />
Ulrich Philipp von Sax konnte das Transsumpt gute Dienste leisten.<br />
a eingeflickt.<br />
b Hainricus bei Büchel,<br />
c Küchen « «<br />
d u statt v « «<br />
e unser « «<br />
f nicht ii «<br />
g uns « II<br />
h allein « «<br />
i unsers « «<br />
k gegenwertigen » '<br />
/ auf II «<br />
ni selben « «<br />
n santi Lucii « «<br />
o Derohalben « «<br />
p die Zeile fehlt « «<br />
q dise « «<br />
r das Wort fehlt « »<br />
s freffenlichen « «<br />
/ zethuen « «<br />
ii straf II II<br />
v fräflichail « «
- 15 -<br />
w einkaufen bei Büchel,<br />
x Richters « «<br />
y Uedeschalkus « «<br />
z Büchel bindet mit «und».<br />
a' brueder bei Büchel.<br />
V Graf « «<br />
c' Rudolfus II II<br />
d' Fatz, Heinrikus « «<br />
e' Retzins «
— 16 —<br />
2. Augsburg, 1214 Februar 14. '<br />
König Friedrich II. bestätigt dem Kloster St. Luzi den<br />
Besitz der Kirche B e n d e r n , die laut vorgelegter Urkunde seines<br />
Vaters Heinrich vom Ritter Rü d e g e r von Li m p ä c h dem<br />
Kaiser übergeben und von diesem dem Kloster geschenkt worden war.<br />
Fridericus secundus 1<br />
dei gratia Romanorum rex ! a<br />
et Semper augustus ! et rex s i c i 1 i e ! Cum facta antecessorum /<br />
nostrorum Romanum Jmperium siue regna que ipsi iuste sanxerunt !<br />
et rationabiliter statuerunt ! et preci / pue circa ecclesias dei ecclesiasticas<br />
que personas. et premium uite eterne nobis comparamus ! /<br />
et titulos nostre laudis quibus b<br />
excellimus ! et posteris nostris exemplum<br />
relinquimus ! / ea que anobis discretion(is) c<br />
moderamine statuta<br />
fuerint et ordinata ! rata ha / beri ! et scriptis ipsorum uolumus corroborari<br />
! Qua sane habita consideratione / ad noticiam omnium fidelium<br />
nostrorum . et Jmperii presentis etatis quam future poste / ritatis<br />
dignum' duximus preferendum ! quod nobis constitutis a u g u s t e in<br />
sollempni / curia quam ibi celebrauimus ! accesserunt ad nos quidam<br />
ecclesie sancti lvcii! que est / apud c v r i a m ! offerentes nobis<br />
quoddam scriptum publicum et autenticum 2<br />
! dilecti domini / ac patris<br />
nostri heinrici s e x t i diui Romanorum Jmperatoris<br />
augusti et regis s i c i 1 i e ! ex / cuius serie >plene edocti ! quod quidam<br />
miles Rödegerus de limpach 3<br />
inpresentia ipsius / (d) d omini<br />
et patris nostri constitutus ecclesiam in bendura (in manu)°m<br />
ipsius resignauit./ hac conditione ! ut ipse concederet eccles(ie illi) f<br />
que e(st in c ) " u r i a ! quam ipse sie ad / manus reeipiens ! ad<br />
peticionem fratrum beati lvcii et ob spem retributionis eterne<br />
iam / dicte ecclesie sancti lvcii cum Omnibus pertinentiis suis ad<br />
honorem dei super reliquias uiui / fice crucis liberaliter tradidit ! ita<br />
ut fratres predicti loci ecclesiam habeant ! et tene / ant ! et possideant !<br />
Nos igitur hanc donationem siue concessionem domini et pa / tris<br />
nostri sicut abeo iuste et sanete et rationabiliter facta est ratam habere<br />
uolentes perpetua' / eam firmitate roboramus ! Mahdamus igitur et<br />
sub pena gracie nostre distracte preeipimus !/ ut nemo sit qui hanc<br />
donationem siue concessionem quam dominus ac pater noster in pre-
— 17 —<br />
die / ta ecclesia de bendüra fecit ecclesie sancti lvcii ! et<br />
fratribus deo et b e a t o 1 v c i o ibi / famulantibus contrauenire presumat<br />
! uel ipsam nostramque super hanc adiectam con / firmationem<br />
infringere audeat ! uel uiolare ! Vt autem hec omnia rata et fir / ma<br />
permaneant ! presentem cartam conscribi iussimus ! et sigillo consignari.<br />
Huius / rei testes sunt Wolfgerus patriarcha aquilegensis.<br />
4 fridericus episcopus tridentinus 5 . / Conrad us<br />
Brixiensis 6 episcopus. Cönradus 7 augestensis 8 episcopus<br />
. Comes Albertus de / Eberstein 9<br />
! Burcardus Comes<br />
de Mannisvelt 1 0 ! Dominus hugo de Richinberc 1 1 !/'<br />
Heinricus Marscalcus de Kallindin 1 2 . Waltherus de<br />
S h i p h e h 13 . et alii quam plures /<br />
Datum Auguste ! Anno dominice Jncarnationis Millesimo<br />
cc° . xiiii 0<br />
./ Jndictione ii. xyi kalend . Martii<br />
Transsumpt aus dem Jahre 1541 November 19.<br />
Fridericus l a<br />
der ander 1 ' Römischer Künig all zeit merer<br />
des Reichs vnd / Künig jn S i c i 1 i e n . Dieweil / wir vnns züwegen<br />
bringen die thaten vnnser c vorfarenden aüch d den 0 Römischen / gewalt<br />
oder Reich, welche sy Rechtlich / geordnet vnd vernünftigklich aüffge<br />
- / rieht haben. Vnd jnsonderhait bey / den Kirchen / Gottes, aüch<br />
den Gaistlichen /personen vnd vnns 0<br />
züwegen bringen / die belonüng<br />
Ewigs Lebens. Vnd/ Eerlich vbertreffent die tittel vnsers / habs vnd<br />
vnnsern 0<br />
nachkomen ain / Exempel verlassen, die ding die / von vnns c<br />
gesetzt vnd geordnet synd / mit vnderschaid der Messigkait./ Wollen<br />
wir für steüff gehalten / vnd jn gschrifft gesterckt e<br />
werden./ So wir<br />
Nü selichs' bedacht zü - / kantnüs aller vnnser 0<br />
gleübigen / vnd des<br />
Reichs der gegenwirtiger / Zeit vnd zükheüfftiger nachkomender /<br />
haben wir für wirdig geacht // höcher zuhalten. Das dieweil wir /<br />
zu Aügspürg waren vnd hoblich» hoff / gehalten, synnd zü vnns 0<br />
komen entlich / der kirchen sant Lücj, die dann zü Chur / ist<br />
•j\Jnns° fürbringen ain offenn vnd / glaübwirdig gschrifft. 2<br />
Des geliepten<br />
/ herrn vnd vnnsers 0<br />
vatters Henricüs" / des Sechsten Römischen<br />
kaissers 1 ' merer / des hailigen Reich vnd künig zü S i c i 1 i e n /<br />
Aüs welches brieffs ordnüng, wir völlig / bericht, Das ain Ritter<br />
Rüdegerüs von / L i m p a c h 3<br />
jn gegenwirtigkait desselben /'
— 18 —<br />
herrn vnd vnsers vatters gestanden / vnd hat die kirch B e n d e r n<br />
jn sein / hand frey vbergeben, mit dem geding / Aüff das Er dieselben,<br />
der kirchen / sant Lucj, die dann ist zü Chür geben mit aller jrer zügehörüng,<br />
/ Welche Er also jn sein hand empfangen, / vnd aüff das<br />
begeren der Brüeder sant / Lücj' vnd von wegen der hoffnüng / Ewiger<br />
belonüng, hat Er sy frey / vbergeben der jezgenanten kirchen / san<br />
Luci, / zü der Eer gottes, vber die vberbe — / elibüng des Lebenmachenden<br />
hailigen / kreüz. Also das die vorgenanten / brüeder des<br />
Orths, seilen 1 ' die kirchen / haben vnd halten, vnd Ewigklich besizen.<br />
Derhalben wir disse / schenkhüng oder zügebüng, vnnsers c<br />
/ herrn<br />
vnd 1<br />
vatters, wie sy dann / von jme gemacht ist gerechtlih'" vnd vernünffigklich"'<br />
/ wellen wir für steet haben, krefftigen x<br />
// sy mit Ewiger<br />
sterckhe, Deshalben / beüelhen wir vnd gepieten ge- / strencklich 1<br />
bey straff vnnser c<br />
gnad 11 , / das niemant sey, der für sich nem, / zekhomen<br />
wider disse schanckhüng 0<br />
/ vnd begabüng, welche vnnser c<br />
herr / vnd vatter , jn vorgenanter kirchen / zü Bendern gethan, der<br />
kirchen sant / Lücj vnd den Brüeder die Gott vnd / sant Lücj dienen.<br />
Oder disse vnnser 0<br />
/ bestättigüng, so vber dissen brieff / gemacht ist,<br />
vnderstiend zuüerbrechen / oder züschwechen. Aüff das aber / disse<br />
Ding vest vnd steet beleiben, / haben wir dissen Zedel beüolchen /<br />
geschribenP vnd besigelt? werde 1 . Des / zü zeügen'i synd c<br />
gewessen<br />
Wolfgerüs / patriarchüs a q ü i 1 e i j , r4 C o n ra d ü s Bischoff /<br />
zü Brichsen 6 , Conradiis 7 Bischoff*' zu/Augspurg 8 , Graff<br />
A I b r e c h t von Eber-/s tain, 1 1 B ii r kh a rt s Graff z zü M a n s -<br />
f e 1 d 1H , Graff 2 H a ü g von Reichenberg 1 1 , H e i n r i g Marschal<br />
ckh" von kallendin 1 2 , Walther von Schipht 1 : J ,<br />
vnd ander vil mer 1<br />
/ Geben zü Aügspurg nach Christi / gepürtt<br />
Thaüssent zwayhündert / vnd jm v vierzechen jar, jn der Römer /<br />
Zeinszal am andern, den Sechzehenden / kalendas Marcij ist der dreyzechend<br />
tag Febrüarij w<br />
Übersetzung<br />
F r i e d r i ch der Zweite 1<br />
, von Gottes Gnaden König der Römer,<br />
erhabener Mehrer des~ Reichs und König von Sizilien.<br />
Wenn Wir die Regierungsakte Unserer Vorgänger als Kaiser und Könige,<br />
die sie gerechterweise angeordnet und in Klugheit beschlossen
- 19 -<br />
haben — vor allem gegenüber den Kirchen Gottes und geistlichen<br />
Personen : — annehmen, dann zugleich auch den Lohn des ewigen<br />
Lebens und Unsere Ruhmestitel, mit denen Wir glänzen und als Vorbild<br />
Unseren Nachfahren hinterlassen. Wir wollen, dass das, was von<br />
Uns nach der Richtschnur der Weisheit festgesetzt und angeordnet<br />
wurde, als gültig gehalten und von ihnen selbst schriftlich bestätigt<br />
werde. Gerade aus dieser Überlegung halten Wir es für wert, zur<br />
Kenntnis aller Unserer und des Reichs Getreuen der Gegenwart wie<br />
kommender Geschlechter zu bringen, dass bei Unserem Verweilen in<br />
der Hofversammlung zu Augsburg, die Wir dort abhielten, sich<br />
Uns Leute von der Kirche St. L u z i, die bei Chur ist, nahten, die<br />
Uns eine gewisse öffentliche Originalurkunde 2<br />
vorlegten, von Unseren<br />
lieben Herrn und Vater, Heinrich dem Sechsten, dem erhabenen<br />
Römischen Kaiser, Mehrer des Reichs und König von<br />
Sizilien, aus deren Wortlaut Wir unterrichtet wurden, dass ein<br />
gewisser Ritter R u d e g e r von Limpach 3<br />
in Gegenwart desselben<br />
Herrn Unseres Vaters die Kirche in Bendern in dessen Hand übergab<br />
unter der Bedingung, dass sie derselbe jener Kirche, die in C h u r<br />
ist, übergebe. Derselbe empfing sie so in seine Hand und auf das Begehren<br />
der Brüder St. Luzi und in der Hoffnung auf ewigen Lohn<br />
übergab er sie frei der bereits erwähnten Kirche St. Luzi mit aller<br />
Zubehör zu Ehren Gottes über den Reliquien des lebenspendenden<br />
Kreuzes und zwar so, dass die Brüder des vorgenannten Ortes die<br />
Kirche innehaben, behalten und besitzen sollten. Wir wollen also<br />
diese Schenkung oder Zuwendung Unseres Herrn und Vaters, wie sie<br />
von ihm rechtlich und unverletzlich und wohlbedacht gemacht worden<br />
ist, gültig halten, und Wir bekräftigen sie mit ewiger Festigkeit. Wir befehlen<br />
somit und gebieten bei Strafe des Entzuges Unserer Gnade, dass<br />
niemand sich anmasse, diese Schenkung oder Zuwendung, die Unser<br />
Herr und Vater mit vorgenannter Kirche von B e n d e r n der Kirche<br />
St. Luzi und den dort Gott und St. L u z i u s dienenden Brüdern<br />
machte, anzufechten oder sie und Unsere darüber hinzugefügte Bestätigung<br />
zu übertreten oder zu verletzen wage. Damit aber dies alles<br />
gültig und fest verbleibe, haben Wir befohlen, dass diese Urkunde<br />
geschrieben und mit dem Siegel unterzeichnet werde. Dessen sind<br />
Zeugen: Wolfger, Patriarch von Aquilcja 4 , Friedrich,
— 20 —<br />
Bischof von Trient 3 , Konrad, Bischof von B r i x e n 6 , Konrad<br />
7 , Bischof von Augsburg 8 , Graf Albert von E b e r s t e i n'\<br />
B u r k a r d , Graf von M a n s f e 1 d 10 , Herr Hugo von R e i c h en -<br />
berg 1 1 , Heinrich, Marschall von Kalden 1 2 , Walt her von<br />
S c h ü p f 13<br />
und sehr viele andere.<br />
Gegeben zu Augsburg, im Jahre der Menschwerdung des Herrn<br />
1214, in der zweiten Indiktion, am 14. Februar.<br />
Original: im Landesregierungsarchiv Innsbruck, Kaiserurkunden,<br />
nach dortigem Regest «Vom Steueramt Feldkirch 1879 erworben — Kloster<br />
Benderri No. 2». — Pergament 24,7 cm lang X 15,9, Plica 3,2 cm. — Mehrere<br />
Löcher, die Ergänzungen notwendig machen {hier in Klammer gesetzt), Text<br />
an zwei Längsfalten schlecht lesbar. — Keine verlängerte Schrift. — Zertrümmertes<br />
Siegel in zerrissenem Stoffsäckchen hängt an roten und gelben, in zwei<br />
Löchern der Plica befestigten Seidenschnüren. — Auf der Plica mit Bleistift:<br />
«1214 Bendern». — Rückseite: «Fridericus 2 dlis Rom. R. Beneduranam donationem<br />
confirmat» (17. Jahrh.), «Regal Benderen betr.» (17. Jahrh.), «B», «N. 4.».<br />
Beiliegend «Offiziöse» Abschrift auf Papier, beglaubigt vom Regierungsamt<br />
Vaduz am 16. September 1859 mit Stempel und Unterschrift des Adjunkten<br />
Kessler. —<br />
Die Urkunde hat im Text der Zeugenreihe zwei auffällige Fehler, indem<br />
«Brixiensis» /«von Brescia»,) statt «Brixinensis» /«von Brixen») steht, obwohl<br />
der allein in Frage kommende Brixner Bischof die Urkunde 1214 Februar 22.<br />
(Huter, Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> n. 651) zu Augsburg bezeugte; ausserdem erscheint<br />
ein Konrad als Bischof von Augsburg, dem Ausstellungsorte, obwohl<br />
nach Garns (Series Episcoporum S. 258) in Wirklichkeit ein Siegfried von<br />
1208 — 1227 dort Bischof war. Der zweite «Conradus» ist also verschrieben für<br />
«Sifridus». oder es ist, wie Huter (Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> S. 110) annimmt,<br />
zwischen «Conradus» und «Augestensis» ein weiterer, zu Konrad passender<br />
Ort, der Titel und «Sifridus» zu ergänzen (Siehe unten, Anmerkung 7).<br />
Das Stück galt nach den früheren Bearbeitern als Original, nach Archivvermerk<br />
im Landesregierungsarchiv Innsbruck als unecht oder fraglich, nach<br />
Huter (Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> 1949, S. 110 11. 649) als «angebliches Original».<br />
Auf Grund der Arbeit von Paul Zinsmaier, Untersuchungen zu den Urkunden<br />
König Friedrichs 11. 1212 — 1220 (Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins 1949,<br />
S. 369 ff.), der so gut wie den gesamten in Europa verstreuten Bestand der<br />
Diplome Friedrichs IL (456 Stück) im Diktat und in der Schrift (rund 400 Stück)<br />
verglichen hat, erklären sich die auffälligen Abweichungen in Diktat und Form<br />
aus der Eigenart des Kanzlisten FE der Reichskanzlei, der unter Friedrich von<br />
1214 - 1216, sonst aber schon früher tätig war, hinter dem A. J. Walter (Die<br />
deutsche Reichskanzlei während des Endkampfes zwischen Staufern und Weifen<br />
S. 57) den Magister Ulrich v. Ulm aus Bollingen am Zürchersee, später Domherr
— 21 —<br />
zu Basel vermutet, was Zinsmaier (S. 380) für möglich hält. Die Urkunde<br />
wurde von FE verfasst (Zinsmaier S. 429) und von einem unbekannten Schreiber<br />
hergestellt, wobei FE sachliche Angaben der Urkunde von 1194 Mai 22<br />
(<strong>Liechtensteinisches</strong> <strong>Urkundenbuch</strong>, hrsg. v. Perret, III n. 13) benützte. Es ist<br />
das älteste bekannte, der von ihm unter Friedrich II. verfassten Stücke (Zinsmaier<br />
S. 380). Die Diplome von FE fallen auf, weil sie sich «mit dem herkömmlichen<br />
Urkundenstil kaum berühren und nur geringe Beziehungen zu den<br />
Diplomen der vorhergehenden Herrscher erkennen lassen» (Zinsmaier S. 430).<br />
«Ein Beamter von exzeptioneller Stellung, der an die Vorschriften über die<br />
äussere Herstellung der Urkunden offensichtlich nicht gebunden ist»<br />
(Walter,<br />
Die deutsche Reichskanzlei S. 167). Seine ungewöhnlich langen Arengen<br />
(Walter a. a. O. S. 158) sind ohne wirklichen Gebrauch von Formularbehelfen<br />
unter Einfluss von kirchlichem Sprachgut und der Privaturkunde immer wieder<br />
originell entstanden (Zinsmaier S. 430). Sehr abweichend vom Schema<br />
sind bei FE die Formeln des Eingangs- und Schlussprotokolles, die Datierung,<br />
die abgesehen von der Arenga, überbetonte Einfachheit (Watter a. a. O. S. 158).<br />
FE ist der einzige Beamte der Reichskanzlei, der die verlängerte Schrift so gut<br />
wie nie verwendet. (Walter S. 159; Zinsmaier S. 431). — Eigenartige Ausdrucksweisen<br />
von FE enthält auch unsere Urkunde: «ad noticiam omnium fidelium<br />
nostrorum etc.», «posteris nostris exemplum relinquimus», «ut nemo Sit etc.»<br />
(Siehe auch Zinsmaier S. 431).<br />
Zur Archivierung des Originals:<br />
Das Original wurde 1535 aus dem von der Aufhebung bedrohten Kloster<br />
St. Luzi in Chur nach Feldkirch geflüchtet, wo es im Verzeichnis von 1535<br />
April 18. registriert wird: «Ain lat. Brief von Kayser Fridrich, das er das gotzhaws<br />
güeter und die pfarr zu Bendern bestät hat». Dann wurde das Original<br />
in Bendern archiviert, (JbL. 1923, 38, Büchel) und 1541 November 19. Hess<br />
Paler Georg Fürstein durch den Meisler Georg Hohenstein mit Genehmigung<br />
des Grafen Johann Ludwig von Sulz (1535 — 1544) das Original abschreiben<br />
und übersetzen. Es mochte dann als Beweismittel im Streit um Zehntrechte<br />
im Haag (St. Galler Rheintal) gedient haben. (Vgl. die Ausführungen zur Urkunde<br />
n. 1 in diesem Band).<br />
Im Jahre 1841 März 16. wurde die Urkunde zusammen mit einem Brief<br />
Kaiser Maximilians (1507) ausgehoben und nach Feldkirch gebracht: «B 1214<br />
Fridericus secundus Rom: R: Benduranam donationem/ confirmat ...» (es<br />
wird der Brief Kaiser Maximilians vom Jahre 1507 erwähnt). «Diese beiden<br />
Urkunden sind ausgehoben und dem Berichte/ vom 16. März 1841 3648/55.<br />
I Dom: in die kk Kammeral/ Bez. Verwalthung ad No. 1635/46 XII angelegt<br />
worden» (Pfarreiarchiv Bendern, Mappe 28). Der in der Archivnotiz erwähnte<br />
Bericht mag mit dein Verkauf der Güter von St. Luzi in Bendern zusammenhängen.<br />
(<br />
Th. v. Mohr konnte zu Mitte des 19. Jahrhunderts die Urkunden anfäng-<br />
\iich' : nicht auffinden (vgl. Mohr Th. v. Codex Dipl. /., Chur 1848/52, S. 254).<br />
• IN* t Ii<br />
Einige Jahre später vermerkt von Mohr (l. c, II. Chur 1852/54, 290 f.), die
- 22 -<br />
Urkunde Friedrich II. sei durch Jos. Bergmann, Wien, beim kk. Rentamt in<br />
Feldkirch gefunden worden. Alsdann kam die Urkunde 1879 in das Landesregierungsarchiv<br />
für Tirol nach Innsbruck.<br />
Auf Grund dieser Sachlage gelangle die fürstliche Regierung in Vaduz in<br />
zwei Schreiben (1961 März 10., Juni 7.) an die Tiroler Landesregierung mit<br />
dem Ersuchen, die in Bendern ausgehobenen Urkunden Liechtenstein zurückzuerstatten.<br />
Dabei handelt es sich um die Urkunde Friedrichs II. von 1214,<br />
eine ebenfalls aus Bendern abgewanderte Bulle von Papst Honorius (1221) und<br />
der erwähnte Brief Kaiser Maximilians von 1507. Am 18. Juli 1961 antwortete<br />
die.Tiroler Landesregierung, dass die angeführten Urkunder. «infolge der Ausübung<br />
des Patronatsrechtes durch den österreichischen Staat» über die Kirche<br />
von Bendern nach Innsbruck gekommen seien und sich so zu Recht dort befinden.<br />
Die Tiroler Landesregierung ersuchte die Regierung des Fürstentums<br />
Liechtenstein, sich mit dieser Auffassung auseinanderzusetzen. Die Liechtensteinische<br />
Regierung gelangte darauf an den Kirchenrechtler der Universität<br />
Fribourg. Prof. Dr. Isele. mit dem Ersuchen, ein Gutachten über die Angelegenheit<br />
auszuarbeiten. Prof. Dr. Isele wies in einem provisorischen Gutachten nach,<br />
dass die Urkunden rechtens nach Bendern gehören. Ein ausführliches Gutachten<br />
vom gleichen Autor soll nächstens vorliegen.<br />
Heute besteht kein Zweifel mehr, dass der Bestand der wertvollen Benderer-Urkunden<br />
in Innsbruck um die Mitte des 19. Jahrhunderts in das Steueramt<br />
in Feldkirch kamen und dann 1879 in das Landesregierungsarchiv Innsbruck.<br />
Die Archiv Signatur «B» sowie der Registervermerk geben darüber jeweils<br />
Aufschluss. Es sind dies folgende, die Zeit vor 1416 betreffende Urkunden:<br />
LUB. 113, 244 f., Signatur «B»; LUB. 1/3, 246 ff.; LUB. 1/3, 249 ff.; LUB. 1/3,<br />
252 ff. (mit den entsprechenden Hinweisen von Bilgeri). Die Urkunde von 1214<br />
Februar 14. wurde, trotzdem sie noch in Innsbruck liegt, in diesen Band aufgenommen,<br />
um die Rechlsansicht der Liechtensteinischen Regierung und des Gutachters<br />
zu unterstreichen. Das Gleiche gilt von der Urkunde von 1221 Juni 19.<br />
Transsumpt: im Pfarrei-Archiv von Bendern, Mappe 28. Vier Papierblätter<br />
32 X 32 cm. Datiert auf das Jahr 1541 November 19. Diente offensichtlich<br />
als Konzept für eine Reinschrift. Mit der Urkunde Friedrich II. wurde<br />
zugleich die Urkunde Heinrich VI. übersetzt. — Zum Rahmentext der alten<br />
Übersetzung vgl. die Urkunde n. 1 in diesem Band. — Auf einem zum Transsumpt<br />
gehörenden Zettel: «Vidimus / Heinricus Romanorum Jmperator confirmat/<br />
donationem Ecclesiae Beneduranae / Monasteno S. Lucii factam. / Anno 1194/<br />
B / No. 3».<br />
Druck : JbL. 1912, 83 f. (Büchel); JbL. 1923, 9 f. (Büchel, zum <strong>Teil</strong> freie<br />
Wiedergabe); Bergamann: ]., Beiträge zu einer krit. Gesch. Vorarlbergs u. d.<br />
angrenzenden Gebiete, IV. Bd. d. Denkschrift d. phil.-hist. Classe d. k. k. Acad.<br />
d. Wissenschaften zu Wien, 1853, 134 f.; Mohr IL, 290 f., vgl. Bd. I., 254.<br />
Regest: Eichhorn P. A., Episcopatus Curiensis in Rhaetia sub metropoli<br />
Maguntina chronologice ac diplomatice illustratus San-Blasianis 1797, 319;
— 23 —<br />
Thommen R., Urkunden zur Schweizer Geschichte L, Basel 1899, 23; Huillard-<br />
Breholles A., Historia diplomatica Friderici secundi I., Paris 1852161, 285;<br />
Böhmer-Ficker, Regesta imperii, Die Regesien des Kaiserreichs unter Philipp,<br />
Otto IV., Friedrich IL, Heinrich VIL, Conrad IV, Heinrich Raspe, Wilhelm u<br />
Richard 1198-1272, hrsg. Ficker ]. V., 1 (1881) n. 715; Helbok A., Reg. v. Vlbg.<br />
und Liechtenstein, Innsbruck 1920, 165; Huter F., Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> IL,<br />
Innsbruck '1949, 110.<br />
Literatur : JbL. 1923, 7 ff., (Büchel); Kaiser, 102; KB. 129.<br />
Zum<br />
Original:<br />
a Diese in der Urkunde herrschende Interpunktion wurde annähernd<br />
ihrer Form entsprechend wiedergegeben,<br />
b Loch, es fehlt jedoch kein Buchstabe.<br />
c Loch für 2 Buchstaben (4 Buchstaben etwa 1 cm) und den ersten<br />
Abstrich des m.<br />
d d nahezu unleserlich.<br />
e Loch für 8 Buchstaben ohne Oberschäfte. Ubersetzung: «in sein Hand».<br />
f Loch für 8 Buchstaben. Übersetzung: «der kirchen sant Luci», was<br />
(«ie sei lvcii») etwas zu lang.<br />
g Loch für 3 Buchstaben: «in c»; die Übersetzung hat: «zu Chur». Die<br />
Ergänzung des Bündner <strong>Urkundenbuch</strong>es «est apud C» ist zu lang,<br />
selbst wenn das noch sichtbare e (= abgekürztes est) nicht berücksichtigt<br />
wird, ausserdem müsste es dann «apud Curiam» heissen.<br />
h Es heisst Shiphe, nicht Shiphr oder Shipht.<br />
ZumTranssumpt:<br />
a lateinische Form, entgegen Büchel, JbL. 1912, 83 f.<br />
b nicht «andere», wie bei Büchel.<br />
c zwei «n», entgegen Büchel.<br />
d am Rand eingeflickt.<br />
e «gesteckt» bei Büchel.<br />
f «solichs» bei Büchel.<br />
g «hablich» bei Büchel.<br />
h zwei «ss», entgegen Büchel.<br />
i «Lucii» bei Büchel.<br />
k «sollen» bei Büchel.<br />
I fehlt bei Büchel.<br />
m am Schluss des Wortes kein «ch», entgegen Büchel,<br />
n nicht «ungnad», wie bei Büchel, was sinngerecht ist.
— 24 -<br />
0 bei Büchel ohne «ck».<br />
p Büchel korrigiert: «zeschreiben und zesigeln».<br />
q «gezeugen» bei Büchel.<br />
r deutlich «patriarchus aquileij», entgegen Büchel: «patriarcha aquilej».<br />
5 «Burckhart» bei Büchel,<br />
t «Hainrich» bei Büchel,<br />
u «Marschalk» bei Büchel,<br />
v überschrieben.<br />
u> die drei letzten Worte von gleicher Hand am Rand vermerkt,<br />
x «Kreftigen» bei Büchel,<br />
y «Bischof» bei Büchel,<br />
z «Graf», bei Büchel.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Kaiser Friedrich 11. f 1250.<br />
2 Urkunde Chur, 1194 Mai 22., abgedruckt LUB. III, 63 ff.<br />
3 Ruodeger von Limpach, Limpach Bezirksamt Überlingen, Baden.<br />
4 Wolfger, Patriarch von Aquileja 1204 — 1218, vorher Bischof von<br />
Passau. Eubel C, Hierarchia Catholica, Monasterii 1913, 99, 392.<br />
5 Friedrich von Wangen, Bischof von Trient 1207 —1218; fehlt im Transsumpt<br />
von 1541.<br />
6 Konrad von Rodeneck, Bischof von Brixen 1200 — 1217, Eubel C,<br />
l. c, 148.<br />
7 Huter (s. oben) entscheidet sich für ein hier fehlendes «Ratisponensis<br />
episcopus», also für Konrad von Teisbach, Bischof von Regensburg<br />
1204 — 1226, doch käme ebensogut eine ganze Reihe von Konraden in<br />
Frage, wahrscheinlicher jedenfalls Konrad von Tegerfeld, Bischof von<br />
Konstanz 1209 — 1233, der in der Tat fast zur selben Zeit beim Kaiser<br />
als Zeuge auftritt, nämlich zweimal am 19. Februar 1214 im selben<br />
Augsburg. (Ladewig-Müller, Regesta Episc. Constant. n. 1269, 1270).<br />
8 Siegfried von Rechberg, Bischof von Augsburg 1209 — 1227. Garns P. B.,<br />
Series Episcoporum, Ratisbonae 1873, 258.<br />
9 Eberstein, Bezirksamt Baden, Baden: im Transsumpt von 1541 Albrecht<br />
von Eberstain.<br />
10 Mansfeld, Bez. Merseburg, Sachsen.<br />
11 Nach Huter, Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> I., S. 386 Burg im Münstertal,<br />
Obervintschgau; 1208 Februar 7. (ebend.) Vertreter d. Trienter Bischofs.<br />
12 Kalden, östlich Nördlingen, Bayr.-Schwaben.<br />
13 Aus der Familie der Schenken von Schüpf, bei Boxberg, Nordbaden.
— 25 —<br />
3. Lateran, 1221 Juni 19.<br />
Papst Honorius III. bestätigt dem Kloster St. Luzi den<br />
Besitz der Kirche<br />
Bendern.<br />
HONORIVS episcopus seruus seruorum dei. Dilectis filiis . . Preposito<br />
et Conuentui Sancti Lucii Pre- /monstratensium ordinis<br />
Curiensis diocesis ! salutem et apostolicam benedictionem. Cum<br />
a uobis petitur petitur quod iustum / est et honestum, tarn uigor equitatis<br />
quam ordo exigit rationis, ut id per sollicitudinem offi-/cii nostri<br />
•ad debitum perducatur effectum. Eapropter dilecti in domino fiüi<br />
uestris iustis postu-/lacionibus grato concurrentes assensu ecclesiam in<br />
Bendure uobis a venerabili fratre nostro . . ;l1<br />
C u r i e n s i episcopo/<br />
de sui capituli assensu collatam 2 , sicut eam iuste ac pacifice<br />
possidetis, et in predictorum / Episcopi et Capituli litteris plenius<br />
continetur ! auctoritate uobis apostolica confirmamus et presentis/<br />
scripti patrocinio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceat<br />
hanc paginam nostre confirma-/tionis infringere uel ei- ausu temerario<br />
contraire. Siquis autem hoc attemptare presumpserit , indigna-Ztionem<br />
omnipotentis dei. et beatorum petri et pauli apostolorum eius se nouerit<br />
incursurum. Datum Laterani . . / XIII kalendas Julii Ponlificatus<br />
nostri ! anno Quinto.<br />
Übersetzung<br />
Honorius, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, den geliebten<br />
Söhnen, dem Propst und Konvent St. Luzi, Prämonstratenserordens<br />
der C h u r e r Diözese Gruss und apostolischen Segen. Wenn von Uns<br />
begehrt wird, was gerecht und löblich ist, erfordert es sowohl die Kraft<br />
der Billigkeit wie die vernünftige Ordnung, dass dies durch die Sorge<br />
Unseres Amtes zur gebührenden Wirkung gelange. Deshalb, geliebte<br />
Söhne im Herrn, stimmen Wir Euren gerechten Forderungen gerne zu<br />
und bestätigen Euch mit apostolischer Autorität die Kirche in Bendern,<br />
die Euch von Unserem ehrwürdigen Bruder, dem Bischof von<br />
Chur, durch die Zustimmung seines Kapitels übergeben worden ist,<br />
so, wie ihr sie zu Recht und ruhig besitzt und wie das in der Urkunde<br />
der Vorgenannten, des Bischofs und des Kapitels näher enthalten ist<br />
und befestigen dies durch vorliegenden Schutzbrief. Gar niemanden sei
— 26 -<br />
es erlaubt, diese Bestätigungsurkunde zu übertreten oder sich ihr in<br />
vermessener Weise zu widersetzen. Wer aber dies zu unternehmen versuchen<br />
wird, möge wissen, dass ihn der Zorn des allmächtigen Gottes<br />
und seiner heiligen Apostel Petrus und Paulus ereilen wird. Gegeben<br />
im Lateran am 19. Juni, Unseres Pontifikates im fünften Jahre.<br />
Original : im Landesregierungsarchiv Innsbruck n. 11 4570, nach dortigem<br />
Regest «Vom Steueramt Feldkirch 1879 erworben - Bendern 4 (A 10)».—<br />
Pergament, gelb, 23 cm lang X 26,6, Plica 3,5 cm. — Vorlinierung. — Schnur<br />
und Siegel fehlen; Löcher zur Befestigung ausgerissen; nach der beiliegenden<br />
«Offiziösen» Abschrift, beglaubigt vom Regierungsamt Vaduz am 16. Sept. 1859<br />
(Unterschrift des Adjunkten Kessler ? mit Stempel) hing damals noch das<br />
«Bleisiegel an einer gelb- und rothseidenen Schnur». — Rückseite: «Honorii<br />
papae pro confirmatione Beneduranae parochiae» (17. Jahrh.); «Bulla A No. 8<br />
Anno 1221» (18. Jahrh.). -<br />
Abschrift: Pfarrarchiv Bendern, Mappe 28., zwei Abschriften aus der<br />
Mitte d. 19. Jahrhunderts «A No. 8».<br />
Druck: Bergmann, Beiträge zu einer krit. Geschichte Vorarlbergs in<br />
Denkschriften d. Akademie d. Wissenschaften, phil.-hist. Classe (1853) 4, S. 135;<br />
Mohr IL, n. 219 (nach Bergmann); BUB. IL, S. 126 n. 623 (nach dem Original).<br />
Ubersetzung: JbL. 1923, 10 (Büchel).<br />
Regest: Potthast, Regesta Pontificum Rom. 1., n. 6693 irrig zum 24. Juni;<br />
Thommen R., Urkunden z. Schweizer Geschichte aus österr. Archiven I., n. 40<br />
mit Verbesserungen nach dem Original zu Mohr; Helbok A., Regesten v. Vlbg.<br />
u. Liechtenstein n. 358; JbL. 1936, 85 (Ritter); Perret F., <strong>Urkundenbuch</strong> d. südl.<br />
<strong>Teil</strong>e d. Kantons St. Gallen (1935) L, S. 250, n. 322; Pressutti P., Regesta Honorii<br />
Papae HL, Romae 1888 1., n. 3483.<br />
Literatur : JbL. 1923, 10 ff. (Büchel).<br />
Zur<br />
Archivierung:<br />
Auch die Bulle von Papst Honorius HL lag 1535 beim Fluchtgut der<br />
Prämonstratenser, als sie aus Chur flohen. Das Dokument ist im Verzeichnis<br />
mit folgenden Worten erfassl: Jtem 31 latein. besigelt päpstl. Bullen, Stiftbrief<br />
und Intsrumenten etc.» (JbL. 1923, 38, Büchel). Der Akt im Pfarrei-Archiv von<br />
Bendern, welcher die Aushebung der Urkunde Friedrichs II. (1214) und des<br />
Briefs Kaiser Maximilians (1507) am 16. März 1841 meldet und auf die Archivierung<br />
der Urkunden beim Steueramt Feldkirch verweist (Pfarrei-Archiv,<br />
Bendern, Mappe 28), enthält auch eine der beiden im Pfarrei-Archiv vorhandenen<br />
Abschriften der Bulle von Papst Honorius III. Am 16. September 1859<br />
•wurde von der Bulle in Vaduz eine amtlich beglaubigte Abschrift gemacht,<br />
wobei festgestellt wurde, dass das (heute verlorene) Bleisiegel an einer gelbund<br />
rotseidenen Schnur gehangen sei (vgl. Urkundenbeschrieb). Kurz nachher
- 27 —<br />
musste die Urkunde vom Steueramt Feldkirch eingezogen worden sein. Jm<br />
Jahre 1879 erwarb das Landesregierungsarchiv in Innsbruck vom Steueramt<br />
Feldkirch zusammen mit den andern Benderer-Urkunden die päpstliche Bulle.<br />
Die Urkunden gehören aber nach Bendern, (vgl. die Ausführungen zu n. 1, 2<br />
in diesem Band).<br />
a über diesen beiden Punkten späte Ergänzung: Arnoldo.<br />
1 Arnold von Matsch, Bischof von Chur (1210 — 1221).<br />
2 Siehe die Urkunde LUB. 113, 249 ff.<br />
(Bearbeitung der beiden Originale der heute in Innsbruck liegenden<br />
Urkunden aus den Jahren 1214 und 1221 von Dr. Bilgeri).<br />
4. Vatikan, 1298 März-<br />
Sechs Bischöfe verleihen der Kirche St. Peter in Schaan<br />
einen Ablass von 40 Tagen unter der Bedingung einer aufrichtigen<br />
Beicht, eines Kirchenbesuches in St. Peter an bestimmten Festtagen<br />
oder einer Vergabung für die genannte Kirche.<br />
Uniuersis :l<br />
Christi fidelibus presentes litteras inspecturis Nos frater<br />
Basilius dei gratia Jerosolimitanus / Archiepiscopus 1 . et<br />
Andreas Venafranus 2 . Jldebrandinus Aretinus 3<br />
Stephanus Oppidensis 4 . frater Romanus / Croensis 5<br />
et Adam Marturanus 6<br />
cadem gratia Episcopi salutem et sinceram<br />
in domino Caritatem./ Sanctorum meritis inclita gaudia fideles<br />
assequi minime dubitamus qui cor b<br />
patrocima per condigne deuotionis<br />
obsequia / promerentur illum quoque uenerantur inipsius quorum<br />
gratia ipse est et retributio premiorum. Nos igitur ad consequenda<br />
predicta / gaudia causam dare fidelibus cupientes omnibus uere penitentibus<br />
et confessis qui ad ecclesiam sancti Petri 7 de shan s<br />
Curiensis diocesis / in festo Natiuitatis. Resurrectionis adscensionis<br />
domini et pentecostes. insingulis festiuitatibus beate Marie Virginis<br />
/ in festo ipsius beati petri et omnium aliorum apostolorum et in<br />
dedicatione ipsius ecclesie cum deuotione accesserint annuatim et<br />
manibus / porrerint adiutricem uel quomodolibet de bonis ipsorum pro<br />
fabrica luminariis 9<br />
et aliis dicte ecclesie hornamentis dederint/uel in<br />
extremis legauerint de omnipotentis dei misericordia et beatorum Petri<br />
et Pauli apostolorum eiorum auctoritate confisi. Singuli / nostrum. xl
— 28 —<br />
dies de iniunctis eis penitentiis misericorditer in domino relaxamus.<br />
Dum modo ad id Diocesani uoluntas/ accesserit et consensus. Datum<br />
R o m e apud Sedem petri Anno domini M. CC. lxxxxviii. mense martii.<br />
Pont- / ficatus domini Bonifatii 1 0 pape octaui anno quarto :,<br />
Übersetzung<br />
Allen Christgläubigen, die diesen Brief lesen werden, entbieten wir:<br />
Bruder Basilius, von Gottes Gnaden Erzbischof von Jerusalem<br />
1 und Andreas von Venafro 2 , Hildebrand von<br />
Arezzo 3 , Stephan von O p p i d o 4 , Bruder R o m a n u s von<br />
C r o j a 3 und Adam von Martirano 6 , durch Gottes Gnadengeschenk<br />
Bischöfe, Gruss und aufrichtige Liebe im Herrn. Wir zweifeln<br />
nicht im mindesten, dass durch die Verdienste der Heiligen die Gläubigen<br />
bekannter Gnaden teilhaftig werden, sobald die Gläubigen durch<br />
entsprechende Verehrung die Schutzpatrone gnädig stimmen und jenen<br />
anbeten, in dem ihre Liebe selbst ist und aller Preis Entgeld. Um den<br />
Gläubigen zur Erreichung der vorgenannten Freuden einen Beweggrund<br />
zu geben, wollen wir allen denen, die aufrichtig gebeichtet und<br />
gebüsst haben, und die jährlich die Kirche des heiligen Petrus 7<br />
in Schaan 8 , in der Diözese Chur, an Weihnachten, Ostern, Christi<br />
Himmelfahrt, Pfingsten, an allen Marienfesten, am Fest des heiligen<br />
Petrus und aller andern Apostel und am Kirchweihfest von St. Peter<br />
selbst andächtig besuchen werden und durch Arbeit etwas besteuern<br />
oder irgend etwas von ihrem Vermögen zum Unterhalt der Kirche oder<br />
der Lichter 9<br />
beitragen oder für andere Bedürfnisse der Kirche aufkommen<br />
oder sie mit Legaten bedenken, all denen gewährt jeder von uns,<br />
um der Barmherzigkeit Gottes willen und kraft der Autorität der<br />
Apostel Petrus und Paulus 40 Tage Ablass, sofern der Diözesanbischof<br />
zustimmt. Gegeben zu R o m beim Stuhl Petri, im Jahre des Herrn 1298,<br />
im Monat März, unter dem Pontifikat des Papstes Bonifatius 1 0 VIII.,<br />
im vierten Jahr seiner Regierung.<br />
Original: im Pjarreiarchiv Schaan, Urkundenschachtel, Pergament;<br />
40,5 X 31,3 cm; gerade Zeilenführung; Vorlinierung nicht sichtbar; oben<br />
4,5 cm breiter Rand, rechts 3,5 cm, links 4 cm, unten 4,6 cm breite Plica,<br />
daran an Schnüren sechs Siegel, letztes Siegel ist verloren gegangen. 1. Siegel:<br />
Bischof mit Milra, Stab, Panisellum und Pontifikalkleidung, nur Oberkörper<br />
abgebildet, ca. 4,5 cm, Siegel stark beschädigt, von der Inschrift nur einige<br />
Buchstaben sichtbar. — Rückseite runder, vertiefter Siegeleindruck mit nicht
— 29 -<br />
lesbarer Inschrift. Auf der Plica ob der Schlaufstelle der Schnüre steht: «Sigillum<br />
fratris Basilii archiepiscopi / jerosolimitani». 2. Siegel: Kleines Bruchstück;<br />
ob der Schlaufstelle der Schnüre steht auf der Plica: «Sigillum andree<br />
episcopi/ venafrani» — 3. Siegel: Siegelrest mit Bruchstück einer Bischofsfigur;<br />
auf der Plica steht: «Sigillum Jldebrandini / episcopi aretini» — 4. Siegel:<br />
stehende Figur noch erkennbar in ovalem Siegelfeld, (4,7 cm); analog zu den<br />
anderen Siegeln steht über der Schlaufstelle der Siegelschnüre: «Sigillum stephani<br />
episcopi / oppidensis» — 5. Siegel: Bischof in ovalem Siegelfeld (4,5 cm)<br />
auf der Plica: «Sigillum fratris Romani episcopi / croensis», Inschrift unlesbar.<br />
— 6. Siegel fehlt; in der Plica sind noch die Löcher zur Befestigung der Schnüre<br />
sichtbar, darüber steht: «Sigillum ade episcopi / marturani». — Rückseite der<br />
Urkunde in frühbarocker Schrift: «Abblassbrief / St. Petrus Kirche zü Schan /<br />
1298»; aus jüngerer Zeit: «a. D. 1298». Taf. I.<br />
Literatur: Kaiser, 178; Kdm. 93; JbL. 1927, 26 ff. (Büchel); JbL.<br />
1957, 233 ff. (Beck); JbL. 1958, 35 ff. (Malin); JbL. 1958, 283 ff. (Beck); JbL.<br />
1959, 304 ff. (Müller ].).<br />
a Kräftige Initiale.<br />
b Singular, ohne Abkürzung.<br />
1 Basilius, Erzbischof von Jerusalem, erwähnt von 1297 bis 1301. Wurde<br />
von seiner Kirche vertrieben. Papst Bonifaz VIII. gab ihm 1301 Januar<br />
6. das Benediktiner-Kloster S. Salvator in der Diözese Telese in<br />
Unteritalien. Der Erzbischof erscheint auch in der Ablass-Urkunde von<br />
1300 für St. Peter. in Schaan, sowie in einem Indulgenzbrief für<br />
St. Martin in llanz. Eubel C, Hierarchia Catholica, Monasterii 1913,<br />
108; Streit P. C, Atlas Hierarchien, Paderbornae 1929, Taf. 3, J 6;<br />
Mohr IL, 166.<br />
2 Andreas de Aversa, 1295 — 2299 nachweisbar für Bovino und Venafro<br />
in Unteritalien (Cath. B. M. V. Assumtae). Garns P. B., Series Episcoporum,<br />
Ratisbonae 1873, 939; Eubel C, l. c, 518 f.; Streit P. C,<br />
/. c, Taf. 3, K6.<br />
3 Hildebrand(in)us de Guidi di Romena, 1289 gewählt und bis 1305<br />
April 13. nachweisbar. Arezzo in Mittelitalien (Cath. S. Petri). Garns<br />
P. B., 1. c, 741 f.; Eubel C, 1. c, 104.<br />
4 Stephanus Oppidensis, (1295 - 1301) (Cath. B. M. V. Assumtae), Bischof<br />
von Oppido in Süditalien. Garns P. B., I. c, 909; Eubel C, l. c,<br />
377; Streit P. C, Taf. 5, K9.<br />
5 Romanus Croensis, 1286 — 1298 nachweisbar. Croja im Epirus, Suffragan<br />
von Durazzo. Garns P. B., I. c., 404; Eubel C, l. c, 216.<br />
6 Adam Marturanus (1295 — ca. 1330), Bischof von Martirano in Süditalien<br />
(Cath. Assumtionis B. M. V.). Garns P. B., I. c, 895 f.; Eubel C,<br />
l. c, 328.<br />
7 St. Peter in Schaan war damals also eine Kirche, zwei Jahre später wird<br />
sie Kapelle genannt (vgl. Anmerk. 13 der folgenden Urkunde, n. 5).
— 30 —<br />
8 Schaan, zu den verschiedenen Schreibweisen vgl. die Urkundenbücher<br />
und JbL. 1911, 94 f. (Ospelt).<br />
9 Es dürfte sich hier um das ewige Licht (luminaria inextincta) handeln.<br />
Vgl. Du Cange, Glossarium mediae et infimae Latinitatis V., 152;<br />
Haberkern £., Hilfswörterbuch f. Historiker, Berlin 1935, 158.<br />
10 Bonifaz VIII. (1294 - 1303).<br />
5. Rom, 1300<br />
Zehn Bischöfe in Rom verleihen der Kirche des heiligen Laurentius<br />
in Schaan und der dortigen Kapelle des heiligen Petrus unter den<br />
üblichen Bedingungen einen Ablass von vierzig Tagen.<br />
Uniuersis" christi fidelibus presentes licteras Jnspecturis. Nos dei<br />
gratia frater Basilius Jerosolimitanus Armen orum 1<br />
Adenulfus Consanus 2<br />
et frater Ranucius / Calarenitanus<br />
3 Archiepiscopi ac frater Antonius Chenadiensis 4<br />
Landulfusferencinas 5 , Manfredus Sancti Marci",<br />
Nicolaus Neocastrensis 7 , R(og)er ius Esculanus 3 ,<br />
frater Jacobus Calcedonie 0<br />
et frater Nicolaus / Turcib<br />
u 1 e n s i s 10<br />
eiusdem miseracione Episcopi Salutem in domino sempiternam.<br />
Splendor paterne glorie qui sua mundum illuminat inneffabili<br />
clari - / täte pia uota fidelium de clementissima ipsius benignitate<br />
sperantium, tunc precipue benigno fauore prosequitur, cum deuota<br />
ipsorum humilitas Sanctorum / precibus et meritis adiuuatur. Cupientes<br />
igitur ut ecclesia Sancti L a u r e n t i i 1 1 in San 1 2 et Capella Sancti<br />
Petri 1 3 constructa ibidem C u r i e n s i s diocesis congrius honoribus<br />
/ frequententur et frequentantes pro temporali labore perpetue<br />
quietis munere gratulentur. Omnibus uere penitentibus et confessis<br />
qui ad dictam ecclesiam uel Capellam / in singulis subscriptis festiuitatibus<br />
et diebus videlicet, Natiuitatis Resurrectionis Ascensionis domini<br />
et Pentecostes, Natiuitatis, Annuntiationis, Purificationis et / asumptionis<br />
beate marie virginis gloriose, Johanis Baptiste et Evangeliste Michaelis<br />
Archangeli Sancte Crucis beatorum apostolorum Petri et Pauli ac<br />
umnium aliorum apostolorum. / Sanctorum Laurentii in cuius honore<br />
ipsa ecclesia est constructa Stephani et vincentii Martirorum, Petri cui<br />
est ipsa Capella uocabulo insignata, Nicolai et Martini Confessorum /
— 31 —<br />
(Sanctarumque) Catarine Margarite (et A . g . . . A . . g. virginum Mar-<br />
(ie)Mag(dalene) (in Dedi)catione ipsius ecclesie et Capelle ac altarium<br />
constructorum in eis per (predi)ctarum festiuita - / tium Octabas causa<br />
deuotionis et orationis accesserint annuatim, vel (qui) ad fabricam seu<br />
reparationem, luminaria, ornamenta siue ad alia ipsius ecclesie et Capelle<br />
neces- / saria manus porrexerint adiutrices. Aut qui in bona sui<br />
corporis sanit(ate) siue etiam in extremis laborantes quicquam suarum<br />
predicte ecclesie uel Capelle legauerint faculta - / tum. vel qui presbytero<br />
ipsius ecclesie deferenti sacram eucharistiam ad infirmos deuotum<br />
fecerint comitiuam. Siue qui orationem beate marie Semper vir-'<br />
ginis aut ter pa- / ternoster dixerint quando ad laudem et gloriam<br />
ipsius virginis de sero pulsatur (ibi)dem. De omnipotentis dei misericordia<br />
et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius auc - / toritate confisi<br />
singuli nostrorum singulas Quadraginta dierum indulgentias de<br />
iniunctis (ei)s penitentiis misericorditer in domino relaxamus. Dummodo<br />
diocesani uoluntas ad id / accesserit et consensus. Jn cuius rei<br />
testimonium presentes licteras nostrorum sigillorum fecimus appensione<br />
muniri. Datum R o m e Anno domini Millesimo Trecentesimo /<br />
Pontificatus Sanctissimi patris domini B o n i f ( a t i i) pape (vero)<br />
anno sexto ...<br />
Übersetzung<br />
Allen Christgläubigen, die diesen Brief lesen werden, entbieten wir:<br />
Basilius, Erzbischof von Jerusalem und der Armenier 1 ,<br />
Adenulfus, Erzbischof von Conza 2<br />
, Ranucius, Erzbischof<br />
von C a g 1 i a r i 3 , Bruder Antonius, Bischof von Csanad 4 ,<br />
Landulfus, Bischof von Ferentino 5 , Manfred, Bischof von<br />
SanMarco 6 , Nikolaus, Bischof von Nicastro 7 , Rogerius,<br />
Bischof von Ascoli 8<br />
, Bruder J a k o b u s , Bischof von Chalced<br />
o n 9 und Bruder N i c o 1 a u s , Bischof von Tortiboli 1 0 , durch<br />
Gottes Gnade Bischöfe, ewigen Gruss im Herrn. Der Glanz väterlicher<br />
Glorie, der mit übergrosser Helle die Welt erhellt, begleitet dann mit<br />
besonders gütiger Gunst die frommen Gebete der auf die mildreiche<br />
Güte Gottes hoffenden Gläubigen, wenn die demütige Bescheidenheit<br />
durch Bitten und Verdienste der Heiligen unterstützt wird. Wir<br />
wünschen deshalb, dass die Kirche des Heiligen Laurentius in<br />
Schaan und die dortige Kapelle des heiligen Petrus in<br />
der Diözese Chur mit entsprechender Ehrerbietung besucht werde,
— 32 —<br />
und die Besucher mögen für zeitliche Mühe durch das Geschenk tiefer<br />
Ruhe beschenkt werden. Allen denen, die wahrhaft beichten und büssen,<br />
die obgenannte Kirche oder Kapelle an den einzelnen unten genannten<br />
Festen und Tagen besuchen, wie: Weihnacht, Mariä-Verkündigung,<br />
Lichtmess, am Fest der Aufnahme der heiligen und glorreichen<br />
Jungfrau in den Himmel, am Fest Johannes des Täufers und Johannes<br />
des Evangelisten, am Fest des Erzengels.Michael, am Feste des heiligen<br />
Kreuzes, an den Festen der heiligen Apostel Peter und Paul und aller<br />
übrigen Apostel, an den Festen der heiligen Märtyrer Laurentius, zu<br />
' dessen Ehre die Kirche -selbst errichtet worden ist, an den Festen der<br />
heiligen Märtyrer Stephan und Vinzentius, am Fest des heiligen Petrus,<br />
dem die genannte Kapelle zugeeignet ist, an den Festen der heiligen<br />
Bekenner Nikolaus, Martinus und denen der heiligen Jungfrau Katharina,<br />
Margareta und Angelica (?), am Fest der heiligen Maria Magdalena<br />
und am Weihetag der Kirche, der Kapelle und Altäre, an den<br />
Oktaven der genannten Feste — wer also der Andacht und des Gebetes<br />
wegen jährlich an diesen Festtagen die Kirche St. Laurentius und<br />
St. Peter besucht, oder wer zum Unterhalt oder zur Reparatur der Gebäude,<br />
wer für die Lichter, den Schmuck oder etwas anderes in dieser<br />
Kirche oder Kapelle Notwendiges hilfsbereit gewährt, oder wer bei<br />
guter Gesundheit oder auf dem Sterbebett etwas von seinem Vermögen<br />
der genannten Kirche und Kapelle vermacht, oder wer den Priester<br />
dieser Kirche auf dem Versehgang demütig begleitet, oder wer den<br />
Englischen-Gruss oder drei Vaterunser betet, wenn dort zum Lob und<br />
zur Ehre der seligen Jungfrau Maria Angelus geläutet wird, — all<br />
denen gewährt jeder von uns auf Grund von Gottes Barmherzigkeit<br />
und durch die Autorität der heiligen Apostel Peter und Paul gnädig<br />
im Herrn 40 Tage Ablass, wenn der Diözesanbischof dem zustimmt.<br />
Zum Zeugnis für diese Verleihung lassen wir an den gegenwärtigen<br />
Brief unsere Siegel hängen. Gegeben in Rom, im Jahre des Herrn 1300,<br />
im sechsten Jahr des Poritifikates des heiligen Vaters Bonifatius.<br />
Original: im Pfarreiarchiv Schaan, Urkundenschachtel — Pergament<br />
40.5 cm X 50 cm; gerade Zeilenführung, Vorlinierung zum <strong>Teil</strong> sichtbar;<br />
Urkunde zum <strong>Teil</strong> arg schadhaft, in der Mitte grosses Loch; Ergänzungen in<br />
Klammern. Oben 7 cm heiter Rand, seitlich je 4 cm, unten 7 cm breite Plica.<br />
Daran hingen an Hanf schnüren die Siegel der in der Urkunde genannten<br />
Bischöfe; kein Siegel mehr vorhanden; nur ein kleiner Rest des drillen Siegels:<br />
Madonna mit Kind unter Baldachin. Auf der Plica steht von gleicher Hand.
— 33 —<br />
die die Urkunde schrieb : «quot». — Keine alten Rückvermerke, neu mit<br />
schwarzer Tinte: «n° 183». Taf. II.<br />
Literatur : Kdm. 81 ff.: JbL. 1927, 56 (Büchel); Kaiser, 158; JbL. 1957,<br />
233 ff. (Beck); JbL. 1958, 35 ff. (Malin); JbL. 1959, 305 ff., 308 ff. (Beck).<br />
a Grosse Initiale, dann für «uniuersis» verlängerte Schrift.<br />
1 Basilius Jerosolimitanus Armenorum, erwähnt von 1297 bis 1301,<br />
wurde von seiner Kirche vertrieben, Papst Bonifaz VIII. übergab ihm<br />
1301 Januar 6. das Benediktinerkloster S. Salvator in der Diözese<br />
Telese in Unteritalien. Eubel C, Hierarchia Catholica, Monasterii 1913,<br />
108; Streit P. C, Atlas Hieiarchicus, Paderbornae 1929, Taf. 3, I 6;<br />
vgl. Mohr IL, 166.<br />
2 Adenulfus Consanus (1295 — 1301), Erzbischof von Conza in Süditalien<br />
Cath. BMV., vorher Bischof von Brindisi (1288 Mai 23.), nachher<br />
(1301 Jan. 2.) Bischof von Conza. Eubel C, l. c, 149, 202 f.;<br />
Garns P. B., Series Episcoporum, Ratisbonae 1873, 877; Streit P. C,<br />
l. c, Taf. 5, K7.; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />
3 Ranucius O. Min., 1300 —1302 Vicarius Urbis, Erzbischof von Cagliari<br />
auf der Insel Sardinien, Eubel C, l. c, 157; Garns P. B., I. c, 836;<br />
Streit P. C, l. c, Taf. 4, D8; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />
4 Antonius Cenadiensis O. Min.; erwähnt 1290 — 1306, Bischof von<br />
Csanäd in Ungarn (Cath., Gregorii). Eubel C, l. c, 179; Garns P. B.,<br />
I. c, 370; vgl. Mohr IL, 166.<br />
5 Landulfus Ferentinatensis, genannt «Rubeus», erwähnt 1297 — fl301,<br />
Bischof von Ferentino in Mittelitalien; vor seiner Weihe zum Bischof<br />
Kanoniker an der Kirche von Ferentino. Eubel C, l. c, 246; Garns P. B.,<br />
I. c, 691; Streit P. C, 1. c, Taf. 3, H6.<br />
6 Manfredus Sancti Marci, gewählt u. bestätigt 1287 Jan. 28., verwallet<br />
seil 1291 Juni 2. die Kirche von Bisaccia; San Marco in Unteritalien<br />
(Cath. S. Nicolai). Eubel C, l. c, 325 f.; Garns P. B., I. c, 892;<br />
Streit P. C, 1. c, Taf. 5, KF; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />
7 Nicolaus Neocastrensis, Benediktiner-Abt, geweiht 1299 Nov. 6., gest.<br />
ca. 1320, Bischof von Nicastro in Unteritalien (Cath. SS. Petri et Pauli),<br />
Suffragan von Reggio. Eubel C., I. c, 361; Garns P. B., I. c, 905;<br />
Streit P. C, l. c, Taf. 5, L8, 9; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />
8 Rogerius Esculanus, erwähnt 1304 — 1308, Bischof von Ascoli, Apulien<br />
in Unteritalien (Cath. B.M.V.), Suffragan von Benevent. Eubel C,<br />
l. c, 111; Garns P. B., I. c, 853; Streit P. C, l. c, Taf. 3, K6.<br />
9 Jacobus Calcedonensis, Bischof von Chalcedon, dem heutigen Kadi-Köi<br />
in Bithynien, Suffragan von Nicomedien, gewährt schon 1297 einen<br />
Ablass. Eubel C, l. c, 183.<br />
10 Nicolaus Turcibulanensis O. Min., Bischof von Tortiboli in Unterilalien,<br />
Suffragan von Benevent. Eubel C, l. c, 504 f.<br />
11 St. Laurentius in Schaan, alte Pfarrkirche. Um 1900 abgebrochen<br />
Kdm. 81 ff.; JbL. 1927, 56 ff. '(Büchel); JbL. 1959, 308 ff. (Müller ].).
- 34 —<br />
12 Schaan, zu den verschiedenen Formen der Schreibweise vgl. die<br />
<strong>Urkundenbuch</strong> er sowie: JbL. 1911, 94 j. (Ospelt).<br />
13 St. Peter in Schaan, errichtet zum <strong>Teil</strong> auf der nordöstlichen Kastellmauer.<br />
Kdm. 93 ff.; JbL. 1927, 26 ff. (Büchel); JbL. 1957, 229 ff. (Beck);<br />
JbL. 1958, 283 ff. (Beck); JbL. 1959, 304 ff, (Müller ].).<br />
6. Pfäfers, 1305 September 24.<br />
Swiger von Schellenberg und dessen Frau schenken dem<br />
Kloster Pfäfers einen Hof «in dem Oberndorf» in M a u -<br />
r e n unter der Bedingung eines fährlichen Leibgedinges von sechs<br />
Scheffel Korn bis zum Zeitpunkt des Ablebens des Ehepaars; beim<br />
Tod eines Eheteils sollen vom beschenkten Kloster noch drei Scheffel<br />
Korn ausgerichtet werden, und nach dem Tod beider Donatoren lasten<br />
keine Pflichten mehr auf dem Hof.<br />
Vniuersis christi fidelibus presens scriptum intuentibus seu audientibus.<br />
Swigerus de Schellenberg 1<br />
miles salutem in eo qui<br />
est omnium uera / salus et firmiter cedere" subnotatis b . Quoniam humane<br />
conditionis opera in obliuionis interirum deducuntur c<br />
processu<br />
lemporis, necessarium / idcirco cl<br />
esse dinoscitur ut ipsa opera litterarum<br />
testimonio et sigillorum munimine roberentur, . Noscat igitur presens<br />
etas, et sciat futura / posteritas, quod ego. Swigerus miles predictus,<br />
zelo diuini pneumatis inflamatus 0 Monasterio sancte Marie in Fa -<br />
b a r i a . . Abbati 2<br />
et / fratribus christo deuote Deseruientibus ibidem<br />
in remedium anime mee et vxoris mee legittime cf . Curiam meam sitam<br />
inMüre/indemOberndorf, 3<br />
cum vniuersis suis appendiciis<br />
ac proprietatibus , siue in agris, siue in pratis, siue in lignis, siue<br />
inquibus-/ cumque iuribus predicte curie ab antiquo annexis, contuli<br />
et confero per presentes, dicto Monasterio, predictam Curiam tenendam<br />
titu/- lo proprietatis et perpetualiter possidendam cum omni iure et<br />
ulilitate, Renuntians tenore presentium iuri meo quod mihi uel vxo- /<br />
ri mee in sepedicta curia h<br />
conpetere uidebatur. Tali tarnen conditione<br />
adiecta, quod predictus Abbas, uel alius qui pro tempore fuerit /<br />
michi.K et vxori mee legitime' pensionem que vvlgariter dicitur lipgedinge<br />
4k , videlicet sex modios Annone, quorum tres mo-/ dii sint farris
— 35 —<br />
residui uero tres Annone communis que vvlgo dicitur mekorn, 5<br />
singlis°<br />
annis pro tempore uite nostre debet ammi - / nistrare in reconpensam<br />
curie prelibate, Condictionaliter etiam inter nos condictum est,<br />
quod cum unus ex nobis ex nutu omnipoten - / tis dei de hoc seculo<br />
migauerit' altera superstite dimidia pars frumenti a predicte domino<br />
Abbate debet defalcari. Cum autem viam vni- / verse carnis ambo m<br />
ingressi fuerint, pensio predicta in vsus" 1<br />
Monasterii prenotati totaliter<br />
lenetur reuerti. Testes autem qui huic collatione ordina - / tioni et<br />
resignationi interfuerant sunt isti Dominus R. Comes de Sanegans<br />
iunior 6 . dominus decanus fabariensis dominus de wolfurt 7 /<br />
dominus . . Manstoch 8 , dominus R. de G r a b s 9 Conuentules='<br />
Monasterii prelibati, dominus H. de Schellenberg, 1 0 dominus<br />
R. Ram-/ung u rector Ecclesie in M ü r e et. . viceplebanus eiusdem<br />
Ecclesie 12 , vlricus pedagogus domini R. Comitis predicti.<br />
Johannes rector Scolarum 13 / fabariensium. Johannes<br />
de Trison, 1 4 Hertwigus dictus Schorand, 1 5 et alii quam<br />
plures fidedigni. Et in omnium prescriptorum testimo / nium ego sepedictus.<br />
Swigerus de Schellenberg 1<br />
meum Sigillum presentibus<br />
duxi appendendum. Datum F a b a r i e anno domini / .M°. CCC".<br />
V". viiii 0 kalendas Octobris jndictione. iii :l —<br />
Übersetzung<br />
Allen Christgläubigen, die gegenwärtige Urkunde lesen oder lesen<br />
hören, entbiete ich, Ritter Swigervon Schellenberg 1 , Gruss<br />
in dem, der aller wahres Heil ist, und ich bekunde durch das Nachstehende<br />
meinen Verzicht. • Weil Menschenwerk im Zeitlauf der Vergessenheit<br />
anheimzufallen droht, ist es sehr notwendig, diesen Taten<br />
durch schriftliches Zeugnis und durch den Schutz der Siegel Beständigkeit<br />
zu leihen. So mögen die Zeitgenossen und Nachfahren wissen, dass<br />
ich, Swiger, 1<br />
der vorgenannte Ritter, vom Eifer göttlichen Geistes entflammt,<br />
dem Kloster der Heiligen Maria in Pfäfers, dem Abt 2<br />
und<br />
allen dort Christo demütig dienenden Brüdern zu meinem und meiner<br />
rechtmässigen Gattin Seelenheil meinen Hof schenke, der in M a u r e n<br />
im Oberndorf 3<br />
liegt. Durch vorliegende Urkunde übergab und<br />
übergebe ich den Hof mit allem Zubehör und allem Besitz, an Äckern,<br />
^Wiesen oder an Holz, mit allen am Hof seit altersher haftenden Rechten;<br />
all das gehöre dem Kloster zu wahrem Eigentum und ewigen Besitz<br />
mit allen Rechten und Nutzen. Ich verzichte kraft gegenwärtiger
— 36 —<br />
Urkunde auf mein Recht, das mir oder meiner Gattin im oft genannten<br />
Hof zukam. Jedoch haben wir noch folgende Bedingung beigefügt:<br />
Der vorgenannte Abt oder seine Nachfolger entrichten mir und meiner<br />
Frau als Entgeld für den genannten Hof, solange wir leben, eine Zahlung,<br />
die gewöhnlich Leibgeding 4<br />
genannt wird, nämlich sechs Scheffel<br />
Getreide, von denen drei Scheffel Weizen sind, die übrigen drei<br />
aber gewöhnliches Getreide, im Volksmund Mekorn 5<br />
genannt. Es ist<br />
unter uns auch vertraglich vereinbart worden, dass, wenn ein Ehepartner<br />
nach Gottes allmächtigen Willen stirbt, dem überlebenden<br />
<strong>Teil</strong> die Hälfte an Getreide vom vorgenannten Kloster abgesichelt<br />
werden soll. Sind wir aber beide gestorben, so ist die vorgenannte<br />
ganze Zahlung des Klosters hinfällig. Zeugen dieser letztwilligen Verfügung<br />
und dieses Verzichtes sind: der jüngere Graf Rudolph<br />
von Sargans. e der Dekan von Pfäfers, Herr von Wolfurt,<br />
7 Herr Manstoch, 8 der Herr Rudolf von Grab s, 9<br />
Conventualen des Klosters, Herr Heinrich von Schellenberg<br />
1 0 , Herr Rudolph, genannt Ramung 1 1 , der Pfarrer von<br />
Mauren und der Vicepfarrer 1 2 dieser Kirche, Ulrich, Erzieher<br />
des genannten Grafen Rudolph, Johannes, Rektor<br />
der Schule in Pfäfers 1 3 , Johannes vonTriesen 1 4 , Hertw<br />
i g , genannt S c h o r a n d 15<br />
und noch andere vertrauenswürdige<br />
Männer. Und zum Zeugnis aller vorgenannter Dinge lasse ich S w i g e r<br />
von Schellenberg 1 mein Siegel an diese Urkunde hängen.<br />
Gegeben in Pfäfers, im Jahre des Herrn 1305, in den neunten<br />
Kaienden des Oktober, in der dritten Indiktion.<br />
Original: im Regierungsarchiv in Vaduz, Schachtel: Urkunden Eschen,<br />
Nr. 1; ehemals Klosterarchiv Pfäfers, dann Stiftsarchiv St. Gallen, durch<br />
Schenkung der St. Galler Regierung seil 1842 im Regierungsarchiv in Vaduz..<br />
JbL. 1917, 28 (Schädlerj; Pergament 15 X 20,5 cm. Schrift in gotischer Kursive<br />
mit dunkler Tinte. Zeilen nicht ganz gerade, kehre Vorlinierung ersichtlich.<br />
Oben 0,6 cm breiter Rand, seitlich 1 cm und unten 2 cm, keine Plica.<br />
Auf der rechten Seitenhälfte unten, rundes Wachssiegel mit 4,4 cm Durchmesser;<br />
auf glattem Siegelfeld lediger Spitzschild vier mal geteilt. Inschrift:<br />
« + S' SW1GERI DE (SC)HELLE ... Rückseite der Urkunde: «C Donacio Curie<br />
et curtis/monasterio 1305 Schwigerus / de schellenberg miles / Lit. D. D. D.<br />
de dato 1305 (andere Tinte, vermutlich um 1500) fas. V Tit. Eschen». Taf. III.<br />
Druck: JbL. 1901, 206 ff. (Büchel).<br />
RegesH: JbL. 1915, 77, vgl. S. 80 (Büchel); JbL. 1917, 28 (Schädler);<br />
Wegelin n., 123; Krüger n., 139.
— 37 —<br />
Literatur: Henggeier R., Professbuch der Benediktiner Abteien<br />
Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Zug, 1931, 112; JbL. 1901, 197 f., 200; JbL. 1907,<br />
55 ff. (Büchel); JbL. 1909, 30 (Büchel); JbL. 1915, 80 (Büchel); JbL. 1917, 27<br />
(Schädler); JbL. 1931, 38 f. (Diebolder); JbL. 1945, 58 (Ritter).<br />
a Erstes e überschrieben; dieselbe wenig übliche Formel in einer Urkunde<br />
aus dem Domleschg (Mohr IL, 35), allerdings mit «credere», wie auch.<br />
Büchel liest.<br />
b «postnotatis» bei Büchel.<br />
c «deducitur» « «<br />
d «dermo» « «<br />
e «inflammatus» « «<br />
f «legittimem» « «<br />
g sie!<br />
h «sepe dictam curiam» bei Büchel.<br />
i im Gegensatz zu weiter oben, vgl. f; i eingeflickt.<br />
k «Hbgedinge» bei Büchel.<br />
I sie ! a eingeflickt.<br />
m das Wort eingeflickt.<br />
1 Swigers Lebensdaten sind unbekannt. Er dürfte 1305 vorgerückten<br />
Allers gewesen sein. Swiger wird in den Urkunden noch einige Male<br />
genannt; siehe über ihn: JbL. 1901, 197 f., 200 (Büchel); JbL. 1906,<br />
71 f. (Büchel); JbL. 1907, 34, 55 ff. (Büchel); JbL. 1908, 3 (Büchel);<br />
JbL. 1909, 30 (Büchel); JbL. 1915, 80 (Büchel) - JbL. 1931, 38 f. (Diebolder);<br />
JbL. 1945, 58 (Ritter); Mohr IL, 118; LUB. 1/1, 151, 260.<br />
2 Damaliger Abt war nach dem «Catalogus Abbatum Fabariensium»<br />
(Suiter), Conradus de Ruchenberg, electus 1282 Februar 25., obiit 1324<br />
Juli 25. Henggeier R., Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers,<br />
Rheinau, Fischingen, Zug 1931, 54, 68; LUB. 1/1, 108 f., 113 ff.<br />
3 Oberdorf, heute erloschene Ortsbezeichnung, vgl. JbL. 1911, 80 (Ospelt);<br />
die Herren von Schellenberg waren im Oberdorf in Mauren sehr begütert;<br />
1317 besass Heinrich von Schellenberg noch einen Hof im<br />
Oberdorf. JbL. 1909, 29 (Büchel); KB. 263.<br />
4 Leibgedinge ist ein zur Nutzimg auf Lebenszeit übergebenes Gut, eine<br />
Art Fallehen. Vgl. Haberkern E., Hilfswörterbuch für Historiker, Berlin<br />
1935, 344 f.<br />
5 «Annona» oder «Annona communis» ist das gewöhnliche Korn, Mischkorn<br />
aus Haber und Gerste; vgl. Bilgeri B., Der Getreidebau im Lande<br />
Vorarlberg, 12; LUB. 1/3, 37 Anmerk. 5, 290 Anmerk. 4. «Mekorn»<br />
wird mit der Sense gemäht, im Gegensatz zu «far», das mit der Sichel<br />
geschnitten wurde, vgl. JbL. 1901, 208 (Büchel); weitere Belege:<br />
Mohr IL, 214, («et duodeeim modios grani, quod vulgariter dicitur<br />
mekorn»); Mohr IL, 26, «et annona pro equis».<br />
I
- 38 -<br />
6 Rudolf III. von Werdenberg-Sargans (ca. 1288 — 1325/26), vgl. Krüger,<br />
291 ff.<br />
7 Eglof von Wolfurt war unter Abt Konrad III. (1282 — 1324) von Pfäfers<br />
einer der Klosterherren und wurde dann Abt (1325 — 1330) des Klosters;<br />
vgl. JbL. 1901, 203 (Büchel); Mohr II., 149, 155, 280 ff.; Henggeler<br />
R., I. c, 69. Eglof von Wolfurt war ein Onkel des in Anmerk. 10<br />
genannten Heinrich II. von Schellenberg.<br />
8 Manstoch, auch Manslocke, ebenfalls Klosterherr von Pfäfers Henggeler<br />
R., 1. c, 69; vgl. Zürcher <strong>Urkundenbuch</strong> VIII., 268 f.<br />
9 Zu «dominus R. de Grabs» vgl. Henggeier R., I. c, 112.<br />
10 Heinrich II. von Schellenberg, Sohn Heinrich /., vermählt mit Anna<br />
von Realt (im Domleschg). Heinrich II. ist vermutlich ein Neffe des<br />
oben genannten Swiger. Heinrich 11. hatte 1319 das Schenkamt des<br />
Klosters Pfäfers inne. Er verkaufte um diese Zeit seinen Besitztum am<br />
Schellenberg. JbL. 1901, 190, 200, 203, 206 (Büchel); JbL. 1907, 54 ff.<br />
(Büchel); JbL. 1908, 3 ff. (Büchel); JbL. 1909, 29 ff. (Büchel); JbL. 1931,<br />
38 f. (Diebolder). Heinrich II. ist ein Neffe des in Anmerk. 7 genannten<br />
E. von Wolfurt. LUB. 1/1, 161, 186.<br />
11 R. Ramung soll im Jahre 1317 die Burg Neuschellenberg nebst Höfen,<br />
Weingärten und Leuten kurzfristig an Heinrich II. von Schellenberg<br />
verkauft haben (vgl. JbL. 1909, 29 f., Büchel; Kdm. 279 f.). - Büchel<br />
weist diesen Ramung den «Ramung von Schwarzach» zu. Poeschel<br />
sieht in Ramung (rätoromanisch «Ramun») eine schellenbergische<br />
Seitenlinie, eine Raimundlinie. Ramung auch alemannischer Personenname.<br />
12 Zum Begriff des Plebanus und Viceplebanus siehe Feine H. £., Kirchliche<br />
Rechtsgesch. L, 1955, 360 f.<br />
13 Vgl. Henggeier R., I. c, 112.<br />
14 Zu Johann von Triesen vgl. JbL. 1901, 203 (Büchel); JbL. 1902, 137<br />
(Büchel); LUB. 1/1, 100, 161, 170, 180, 184, 217 ff.; LUB. 1/3, 38, 39,<br />
262, 270 f., 295 Anmerk. 74, 314, Anmerk. 57.<br />
15 Schorant ein Geschlecht in Ragaz; Hertwig weiter nicht nachweisbar.<br />
Zu den Schorant vgl. JbL. 1901, 203 (Büchel); Henggeier R., I. c, 112;<br />
Wegelin n., 122a; LUB. 1/1, 541 (Register); Mohr 1., 420; IL, 460<br />
(Register); IV., 291, 301.<br />
7. Avignon, 1325 April 6.<br />
Acht Bischöfe am päpstlichen Hof in Avignon verleihen der Kirche<br />
der seligsten Jungfrau Maria in Bendern und dem Altar der 11 000<br />
Jungfrauen in dieser Kirche für bestimmte Festtage und Heiligenfeste
- 39 -<br />
und bei bestimmten Andachtsübungen und Vergabungen für diese<br />
Kirche auf Ansuchen der Gebrüder Konrad und Heinrich Haseler<br />
40 Tage Ablass.<br />
Vniuersis' 1<br />
sancte matris ecclesie filiis ad Quos presentes littere<br />
peruenerint Nos miseratione diuina Guilielmus b<br />
Antibarens<br />
i s 1 Archiepiscopus 0 / Gregorius ffeltrenus et Beluen<br />
u s d 2 episcopus. Guilielmus b Ciuitatis Castellane : i episcopus<br />
Guilielmus b Saguonensis 4 Episcopus Jordan us<br />
Acernensis 5 Episcopus Venu- / tus Catatenus 6 Episcopus<br />
. Nicholaus Argolicenus 7 episcopus et Robertus<br />
Clonfertenus 8<br />
episcopus . salutem in domino sempitevnam.<br />
Serena a<br />
virgo mater plena de-/ liciis dulcis dei genitrix salvatoris<br />
humanarum laudum preconiis. meruit digne uenerari que solem<br />
iusticie dominum nostrum iesum Christum mundo edidit salva-/ torem<br />
de cuius vberum dulcedine egris medicina languentibus solamen reis<br />
culpe remissio cunctis ipsius implorantibus patrocinium misericodie<br />
riuulus 0<br />
noscitur / emanare Cupientes" igitur vt ecclesia beatissime<br />
el gloriosissime virginis Marie de Bendor 9 Curiensis diocesis. 1<br />
et altare constructum in eadem ecclesia in honore vndecim Millium<br />
virgi - / num, congruis honoribus frequententur et a christi fidelibus<br />
iugiter venerentur. Omnibus vere penitentibus et confessis qui ad dictam<br />
ecclesiam sive ad dictum altare in festo beate Marie / virginis antedicte<br />
et vndecim Millium virginum.et in alijs festiuitatibus infrascriptis. videlicet<br />
Nativitatis domini nostri iesu christi circumcisionis Epiphanie. Parasceues.<br />
Pasche. Ascensionis / Pentecostes Corporis christi. Jnuenconisß<br />
et exaltaconis 8<br />
sancte Crucis. Natiuitatis et decollaconis» beati Johannis<br />
Baptiste. et beatorum Petri et Pauli apostulorum et omnium aliorum<br />
sanctorum apostulorum et / euangelistarum. sancti michaelis archangeli.<br />
sancti Stephani Prothomartiris 1 ' sancti Laurencij sancti Martini,<br />
sancti Nicholaj et beatarum Marie Magdalena, katerine' Margarete<br />
Agathe. Barbare et anne/matris Marie, et in dedicacones predicte<br />
ecclesie et per octabas k dictarum festiuitatum octabas k habentium singulisque<br />
diebus sabatj dum missa beate Marie virginis celebratur<br />
ibidem et per / aduentum domini et per Quadragesimam causa deuoconis?<br />
oraconis= aut peregrinaconis 8<br />
accesserint. seu qui missis matutinis<br />
vesperis aut alijs quibuscumque diuinis officijs vigilijs aut sepul-
- 40 -<br />
turis / mortuorum . ibidem interfuerint. Siue qui corpus christi aut<br />
oleum sacrum dum infirmis portentur secuti fuerint. vel in serotina<br />
pulsaconet' secundum modum Curie romane flexis geni - / bus ter aue<br />
maria deuote dixerint. Necnom qui ad fabricam luminaria ornamenta<br />
aut queuis alia dictis ecclesie et altari necessaria manus porrexerint<br />
adiutrices. vel in extremis / laborantes quicumque suarum 1<br />
legauerint<br />
facultatum. Et qui pro salubri statu Conradi et henrici dictorum<br />
le haselere 1 0<br />
fratrum istius indulgenc'ie impetratorum dum<br />
vixerint et animabus eo- / rum cum ab luce migrauerint et animabus<br />
omnium fidelium defunctorum oraconem§ dominicam cum salutacones<br />
angelica pia mente dixerint. Quocienscumque quandocumque et vbicumque<br />
premissa / uel aliquid premissorum deuote fecerint de omnipotentis<br />
dei misericordia et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius<br />
auctoritate confisi. singuli nostrum Quadraginta dies indulgenciarum /<br />
de iniunctis eis penitenciis misericord (iter in domino relaxamus)'" dummodo<br />
diocesani voluntas ad id accesserit et consensus. Jn (cuius rei)'"<br />
testimonium presentes litteras (sig)illorum'" nostrorum / iussimus appensione<br />
muniri" Datum' 1<br />
Auinione VI die mensis Aprilis anno domini<br />
Miüesimo Trecente -/simo vicesimoquinto Et - Pontificatus domini<br />
Johannis pape xxii 11<br />
anno Nono<br />
Übersetzung<br />
Allen Söhnen der heiligen Mutter Kirche, zu denen dieses Schreiben<br />
gelangt, entbieten wir, durch göttliche Barmherzigkeit Erzbischof Wilhelm<br />
von Antivari, 1<br />
wir, Bischof Gregorius von Feltre<br />
und Belluno,' 2 wir, Wilhelm, Bischof der Stadt Castello, 3<br />
wir, Bischof Wilhelm von Sagona, 4 wir, Bischof Jordanus<br />
von Acerno, 5 wir, Bischof Venutus von Catanzaro, 6 wir,<br />
Bischof Nicolaus von Argos 7<br />
und wir, Bischof Robert von<br />
Confert 8<br />
ewigen Gruss im Herrn. Die erhabene Jungfrau und Mutter<br />
voll der Schätze, die süsse Mutter des göttlichen Erlösers verdient<br />
durch menschliches Lob würdig verehrt zu werden. Sie hat die Sonne<br />
der Gerechtigkeit, unsern Herrn Jesus Christus, der Welt geboren. Von<br />
der süssen Mutterbrust fliesst den Kranken Heil, den Betrübten Trost,<br />
den Sündern Vergebung der Schuld und denen, die die Mutter anflehen,<br />
Barmherzigkeit zu. Wir wünschen deshalb, dass die Kirche der seligsten<br />
und glorreichen Jungfrau Maria von Bendern 0<br />
in der Diözese
- 41 -<br />
Chur und der Altar in jener Kirche, errichtet zu Ehren der 11000 Jungfrauen,<br />
mit entsprechender Ehrerbietung besucht und von den Gläubigen<br />
stets geehrt wird. Allen denen, die nach reumütiger Beichte<br />
die Kirche oder den genannten Altar am Fest der Jungfrau Maria<br />
und der 11 000 Jungfrauen und an anderen nachstehenden Festtagen,<br />
wie: Weihnachten, Beschneidung des Herrn, Epiphanie, Karfreitag,<br />
Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam, Auffindung und<br />
Erhöhung des hl. Kreuzes, Geburt und Enthauptung des hl. Johannes<br />
des Täufers und an Peter und Paul und am Fest aller übrigen<br />
heiligen Apostel und Evangelisten, am Fest des hl. Erzengels Michael,<br />
des Erzmartyrers Stephan, des hl. Laurentius, des hl. Martinus, des hl.<br />
Nikolaus und der Heiligen Maria Magdalena, Katharina, Margaretha,<br />
Agatha, Barbara und der Mutter Anna, an der Kirchweih und an der<br />
Oktav der genannten Feste, an allen Samstagen, wenn dort die Messe<br />
der hl. Jungfrau Maria gefeiert wird und während der Adventszeh,<br />
in der Fasten, der Andacht und des Gebetes wegen oder als Pilger besuchen,<br />
oder denen, die Morgenmessen, der Vesper oder andern beliebigen<br />
Gottesdiensten, Totenoffizien oder Begräbnissen dort beiwohnen, ferner<br />
denen, die Versehgängen folgen oder beim Abendläuten nach römischem<br />
Brauch knieend andächtig drei Ave sprechen, wie auch denen, die zum<br />
Unterhalt der Kirche, für Licht, Schmuck oder irgend etwas anderes<br />
für die Kirche und den genannten Altar Notwendiges hilfreich beisteuern,<br />
denen, die in Todesnähe von ihrem Vermögen Legate vermachen,<br />
wer für das Wohlergehen des Konrad und Heinrich,<br />
der sogenannten Gebrüder Haselere, 1 0<br />
die den Ablassbrief<br />
erwirkt haben, zu ihren Lebzeiten und nach deren Heimgang für ihre<br />
und die Seelen aller toten Gläubigen das Herrengebet mit dem englischen<br />
Gruss frommen Sinnes spricht — all denen verleiht ein jeder<br />
von uns sooft, wann immer und wo immer jemand das obgenannte<br />
oder etwas davon demütig vollbringt, im Vertrauen auf die Barmherzigkeit<br />
des allmächtigen Gottes und kraft der Autorität der heiligen<br />
Apostel Petrus und Paulus nach reumütiger Beicht vierzig Tage Ablass,<br />
sofern der Diözesanbischof zustimmt. Zum Zeugnis für diese<br />
Verleihung lassen wir an den gegenwärtigen Brief unsere Siegel hängen.<br />
Gegeben in Avignon, am 6. April im Jahre 1325 und im neunten Jahr<br />
des Pontifikats Papst Johannes XXII. 1 1
- 42 -<br />
Original: Pfarrarchiv Bendern; Pergament 51,5 X 75,5 cm, schöne<br />
päpstliche Minuskel mit grosser Initiale, erste Zeile einzelne Buchstaben dekorativ<br />
hochgezogen; Vorlinierung deutlich sichtbar, gerade Zeilenführung. Oben<br />
7 cm breiter Rand, unten 5 cm, links 10 cm, rechts 9 cm; an der 5 cm breiten<br />
Plica ursprünglich acht Siegel an gleichen Schnüren. — 1. Siegel des in der<br />
Urkunde erstgenannten «Guilielmus Antibarensis Archiepiscopus»; 'Bruchstück<br />
eines ovalen Siegels, ca. 4 X 3,5 cm, Schriftzone abgebrochen; Altarschrein<br />
mit drei Heiligenfiguren, (mittlere Figur wohl hl. Georg, Kathedralpatron), in<br />
der Bekrönung in reichem Gesprenge Maria mit dem Kind. — 2. Siegel des<br />
«Gregorius ffeltrenus et Beluenus episcopus» fehlt; in der Plica Löcher für die<br />
Siegelschnüre sichtbar. — 3. Siegel: « .. . G .. E . M ... .CASTEL ....», Siegel<br />
des «Guilielmus Civitatis Castellane episcopus»; ovales beschädigtes Siegel,<br />
4 X 3,2 cm; im freien Siegelfeld thronende Madonna mit dem Christkind in<br />
der Rechten in einem oben zugespitzten Schrein mit gotischer Zierat, unter<br />
dieser Komposition aufschauender Bischof im. Profil. — 4. Siegel des Bischofs<br />
«Guilielmus Saguonensis», Schriftzone abgebrochen; ovales Siegel, 4,5 cm X<br />
3,2 cm; in Siegelfeld mit feinem Rautenmuster Altaraufbau mit thronender<br />
Madonna (Kathedrale B. M. V.) unter einem„Dreipass Baldachin; im Mittelteil<br />
darunter aufschauender, betender Bischof. — 5. Siegel des «Jordanus<br />
Acernensis Episcopus» ist verloren gegangen; Löcher für die Schnüre in der<br />
Plica sichtbar. — 6. Siegelbruchstück des «Venutus Catatenus Episcopus»; im<br />
Siec.elfeld Bischof, eingerahmt von Elementen eines gotischen Baldachins. -<br />
7. Siegel: « .... ATT »; Siegel des «Nicholaus Argolicenus episcopus»;<br />
ovales Siegel, beschädigte Schriftzone, 5 X 3,2 cm; im freien Siegelfeld klarer,<br />
gotischer Altaraufbau, im nahezu quadratischen Mittelstück Bischof, Buch<br />
und Palme tragende Heiligenfigur; unten aufschauender, betender Bischof; in<br />
der Bekrönung Mariä Verkündigung. — 8. Siegel: «'.... CON »; Siegel<br />
des «episcopus Robertus Clonfertenus»; ovales, beschädigtes Siegel, 4,5 X<br />
3,2 cm; im Siegelfeld grosser, stehender, segnender Bischof. — Rückseite der<br />
Urkunde: «Indulgentiae plen: (durchgestrichen und neu mit schwarzer Tinte<br />
überschrieben «part.») in cliversis anni Festivität, obtin. / Concessae sub Ioan:<br />
XXII: Ecclesiae Benderen / MCCCXXV», vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.<br />
Aus nachmittelalterlicher Zeit zum <strong>Teil</strong> von der obigen Jahreszahl überdeckt:<br />
«1-325 Indulgentia pro festivitatibus / I Nr. 1»; Neu mit roter<br />
Tinte «1325». Taf. IV.<br />
Druck: JbL. 1912, 84 ff. (Büchel, unvollständig).<br />
Rege st en: JbL. 1923, 17 ff., 27 (Büchel, Inhaltsangabe); KB. 263.<br />
a grosse Initiale.<br />
b tricht «Julius», wie bei Büchel.<br />
c ganze Zeile mit dekorativ hochgezogenen Oberlängen,<br />
d nicht «A Belvens», wie Büchel liest,<br />
e nicht «rivolus», wie Büchel liest,<br />
f nicht «dioec.», wie Büchel liest.
- 43 -<br />
g sie!<br />
h Büchel liest «protomartyris».<br />
i Büchel liest «Katarina».<br />
k Büchel liest «octavas».<br />
I fehlt bei Büchel.<br />
m Loch im Original und ergänzt.<br />
n letzter Satz fehlt bei Büchel.<br />
1 Guilielmus Ada, O. Praed., erwähnt 1324 — 1341, vorher Bischof von<br />
Saltania. Der Bischof weilte in Avignon und erteilte 1328 und 1330<br />
weitere Ablässe; Erzbischof von Antibarum (Antivari) im heutigen<br />
Südfugoslavien an der albanischen Nordgrenze (Catedralis S. Georgi);<br />
vgl. Eubel C., Hierarchia Catholica, Monasterii 1913, 93; Garns P. B.,<br />
Series Episcoporum, Ralisbonae 1873,393; Streit C, Atlas Hierarchicus,<br />
Paderbornae 1929, Taf. 13, AB 4.<br />
2 Gregorius O. Praed., erwähnt 1322 — 1327, vorher Bischof von Sorra<br />
(Sardinien), erteilte 1326 in Avignon Ablässe; Bischof von Belluno-<br />
Feltre in Oberitalien an der Piave (Cathedralis S. Petri), Suffraganbischof<br />
von Aquileia. Eubel C, l. c, 132; Garns P. B., I. c, 776;<br />
Streit C, l. c, Taf. 2, G 1.<br />
3 Guilielmus O., Carm., 1324 — 1331 Bischof von Civitatis Castellanae in<br />
Mittelitalien, nachher Bischof von Jserna in Süditalien. Eubel C, l. c,<br />
190; Garns P. B., I. c, 685.<br />
4 Guillielmus de Villanova, O. Min., erwähnt 1323 — 1327, Bischof von<br />
Sagona in Korsika (Cathedralis B.M.V. assumtae). Nachher Bischof<br />
von Triest. Suffragan von Pisa; Erteilte 1328, und wie es scheint vorher<br />
mit anderen Bischöfen zusammen Ablässe. Eubel C, l. c, 428,<br />
477; Garns P. B., I. c, 767.<br />
5 Jordanus de Miramoni, O. Praed., geweiht 1321 Januar 25., gest. 1331,<br />
Bischof von Acerno (Acernum, Cath. Beatae Mariae Virginis) in Süditalien,<br />
Suffraganbischof von Salerno. Weilte in Avignon und erteilte<br />
1328 weitere Ablässe. Eubel C, l. c, 68; Garns P. B., I. c, 844;<br />
Streit C, l. c, Taf. 5, K7.<br />
6 Venulus de Neocastro, O. Min., gewählt 1309, gest. 1342, Bischof von<br />
Catanzaro (Cathedral. B.M.V. et SS. Apost. Perti et Pauli) in Süditalien,<br />
Suffraganbischof von Reggio; wurde an den Apostolischen<br />
Stuhl berufen. Eubel C, l. c, 174; Garns P. B., I. c, 874; Streit C,<br />
l. c, Taf. 5, L 9.<br />
7 Nicolaus, O. Er. S. A., erwähnt 1324 — 1334, Bischof von Argos in<br />
Griechenland, Suffragan von Korinth. Eubel C, l. c, 105.<br />
8 Robertus le Petit, O. Min. erwähnt 1319 — 1325, kämpfte mit einem<br />
i andern Anwärter um sein Bistum und war Bischof in Annaghdown in
— 44 —<br />
Irland, wird aber in dieser Urkunde Episcopus Clonjerlenus bezeichnet.<br />
Confert in Irland, Saffragan von Tuam. Robert erteilte 1325 auch<br />
für die Kirche in Essen in der Diözese Köln Ablässe. Eubel C, l. c,<br />
193,239; Garns P. B., I. c, 211; Streit C., Taj. 8, D 6.<br />
9 Zu Bendern vgl. die Urkunde von 1381 Februar 1. in diesem Band.<br />
10 Vgl. JbL. 1931, 81 f. (Tschugmell); JbL. 1939, 87 (Ospelt, mit weiterer<br />
Literatur); JbL. 1941, 121 (Tschugmell); JbL. 1957, 72 (Tschugmell).<br />
Der Brief steht auch mit baulichen Veränderungen in der Benderer<br />
Pfarrkirche in Zusammenhang, was auch Poeschel vermutet (Kdm.<br />
243, 248 f.). Ob nun die Gebrüder Hassler den Altar der 11 000 Jungfrauen-<br />
gestiftet haben oder Umbauten an der Pfarrkirche finanziert<br />
haben, erhellt aus der Urkunde nicht.<br />
11 Johannes XXII. in Avignon (1316 - 1334).<br />
8. Winter 1313 — 1327 Januar 20.<br />
Zusammenstellung des Schadens, den das Hochstift Chur vermutlich<br />
seitens Donats von Vaz und dessen Leute erlitten<br />
hat.<br />
No 1<br />
Defectus, quem patitur ecclesia Curiensiset Capitulum ex<br />
parte C o r n i 1 i i . Primo tenet Casadam Micha helem in<br />
toto, quae est pro tertia parte ecclesiae Curiensis. Item tenet<br />
Michahelem, filium Michahelis, qui habet Gertrud am<br />
pro legitima; quae est tota Capituli et est de u m b 1 i g e s . 2<br />
Item tenet<br />
A n n a m , filiam villici de S c h i e r s 3 uxorem ulrici de F u 1 -<br />
peme, 4<br />
quae est tota Capituli, et vir C o r n e 1 i i. Item tenet filium<br />
F o 1 c o n i s , cujus pater totaliter est eccl. Cur., et dicit praedictus<br />
Cornelia/ 1<br />
quod illa progenies tota sit sua. Item tenet Alpem de<br />
S. emitz, 5 quae pertinet ad villicationem dictam Molinar 0 sub<br />
Castro A s p e rm o n t, 7 de qua se intromiserunt Johannes Stur n 8<br />
et pancratius frater suus, qui dicunt, esse praedium ipsorum et<br />
propter hoc fuit graviter vapulatus praedictus villicus. Item tenet<br />
Alpem T e r m e n ü t z , !l<br />
quae pertjnet villicationi aut Margare te<br />
de Proel et vult eam habere pro tempore villici ibidem. Not. quod<br />
Cornilia" accepit per vim et potestatem infantibus Jacobi de<br />
C o r n i 1 i a domum Curtim , lu •'' super quo Gaudencius"
— 45 —<br />
frater praedicti J a c o b i interfecti fuit electus ipsius infantibus pro<br />
advocato. Item praedictus Gaudencius" petit dimidiam partem<br />
nomine filiorum fratris sui J a c o b i praedicti de Septem vernis porcinis,<br />
item unum agrum, quem emit ipse Gaudencius 1 1 a praedictis<br />
infantibus, quem tenet et habet C o r n i 1 i a . Insuper ipsum<br />
Gaudencium 1 1 privavit et accepit advocatiam praedictorum infantum<br />
et suae ac omni hereditati ipsorum per vim et sine justitia.<br />
Et supra dictis Omnibus rogavi dominum meum praepositum, quod<br />
faceret ipsi Gaudentio 1 1 iustitiam contra Corniliam et propler<br />
hoc vulneravit ipsum Gaudentium Cornilia. Item accepit<br />
Gaudentio 7 Karratas messis et tantum in feno, quod valet 7<br />
libras mez. Item unum Caldare, quod valet 7 lib. mez. Et totam subpellectilem<br />
domus accepit praedictus Cornilia. No. defectum et<br />
damnum, quod post recessum domini S. (i g f r i d i) Ep. Cur . '-<br />
Mathias de Alrusen per Nobilem Donatum 1 3 dominum<br />
'de V a t z et ipsius homines tarn nobiles qam ignobiles a tribus annis<br />
(passus) est. Primo acceperunt homines illius de Vatz Ulrico et<br />
Mathiae de Alrusen 2 0 30 med. 0 Cur. mensurae et 8 P. m.m.<br />
cas. (1<br />
per duos annos contra justitiam. Videiicet homines de V a 11 e<br />
Rheni 4<br />
etdeSchams. Item eidem unam funem de corio, — quae<br />
valet 2 libr. mez. Item praedicti homines de V a 11 e Rheni 4<br />
et de<br />
Schammes fregrerunt 0 villico Constanze Cellerar. 1 5 suum<br />
et acceperunt omnia, quae ibi invenerunt, quae valuerunt centum<br />
libr. mez. et plus. Item meniger de molendino 1 6 dedit<br />
coactus domino d e Vatz 2 seumas vini, quod ipsum defenderet<br />
contra homines suos de lenze, 1 7<br />
qui sibi acceperant pecora sua et<br />
pro eisdem peccoribus oportebat ipsum dare 16 libr. promittendo ac<br />
illis se placando et dando. Item illi de Tavaus 1 8 acceperunt paedicto<br />
m e n i g e r o gramen de quinque diebus aratis et fenum . . .<br />
'de valore 12 karratarum. Item illi de Stasama acceperunt sibi 3<br />
mod. grani. Item plebanus de Vatz accepit omne granum de una<br />
ecclesia, in quam fugitabant homines ecclesiae Cur. in isto proelio.<br />
Item spoliavit Vincencius de mulden 1 0 homines ecclesiae<br />
Cur. in Alrusen 2 0 in ista treuga m. 4 karratas sem. et plus.<br />
No. quod Thomas de Swaningen 2 1 de Surasaxo 2 2 inpignoravit<br />
a Jacobo Reden 2 3 in vita sua unum pratum dictum<br />
maschiegel 2 4 pro 23 libr. mez. et 2 sol. Item super idem pra-
- 46 -<br />
tum dedit etiam 12 sol. m. mcas, f<br />
et 4 cas. m. sex annis ante mortem<br />
ipsius Reden. 2 3<br />
Et omni anno usurpavit usque ad annum praesentem<br />
praeteriti autumpni Anni MCCCXIII. Et tunc Hainricus barfa<br />
seccavit ipsum pratum per vim cum hominibus armatis illius d e<br />
V a t z et sie depulit ipsum T h o m a m de prato praedicto post mortem<br />
praedicti Reden 2 3 pie memorie et sie remansit non solutus.<br />
Item notum, quod Thomas, filius Thomae de Swaining<br />
e n 2 1 dedit Rainae de vico soprano 2 5 pro J a c o b o dicto<br />
Reden 2 3 novem marchas Cur. et de una quaque libr. mez. dedit<br />
iam tribus annis transactis aut praeteritis 1 quartale grani et nunquam<br />
potui habere justitiam aut amorem ab illo de Vatz et suis hominibus<br />
quotiensque petivi et requisivi.<br />
Item solvi pro dicto Reden 2 3 Wilhelmino lombarto 50<br />
sol. mez. Et dedi de unaquaque libra. 1. quartale grani pro usura iam<br />
per tres annos. Item dedit Cristoforo de graua 3 2<br />
more fidemissor."<br />
pro ipso R e d e n 2 3<br />
24 libr. mez. et de unaquaque libr. 1 quartale<br />
grani per tres annos. Item Andreae de marmorea 2 6 8<br />
libr. pro supradicto Reden, 2 3<br />
et 8 quartale grani per tres annos.<br />
Item aecomodavit praedicto Jacobo Reden 2 3<br />
60 libr. in prompta<br />
pecunia. quas sibi reddere debuit cum 5 usuris ipso anno cum mortuus<br />
fuit et de unaquaque libra 6 quartale grani. Istam pecuniam tarn capitalem<br />
quam usuram nunquam ab ipso habere potuit iam tribus annis<br />
praeteritis.<br />
Item tenebatur ipse J a c o b u s 2 3<br />
praedicto Thomae in una aiia<br />
parte 29 libr. mez. et de unaquaque libra 6 quartale grani, pro quibus<br />
den. et grano est fidemissors Nicolaus de Camenata 2 7 et<br />
nunquam ab ipsis potuit pro ipsa pecunia habere justitiam aut amorem<br />
bonum per tres annos. Item solvit praedictus Thomas pro<br />
pederasch Albino 2 8 de Zutz 2 9 23 lib. mez. et de unaquaque<br />
lib. 2 quartal grani per tres annos. Item fuit fidemissor= iterüm<br />
pederatsch 2 8 contra dorn, schalriter de b u n o 3 0 pro 38<br />
quartalia grani, pro quibus venditus fuit equus, qui fuit sibi carus<br />
3 libr. Item idem pedrasch 2 8 tenetur Thomae 12 libr. mez.<br />
et de omni libra 1 quartale grani iam per tres annos. Item idem Thomas<br />
est fidemissor.s pederasch 2 8 contra Frid. de sturvis 3 1<br />
pro 28 libr. et 28 quartal. grani, pro qua pecunia et grano dedit praedictus<br />
F r i d . 31 pratum unum, quod est p e d r a s c h 2 8 et dicit dominus
— 47 -<br />
de V a t z , esse suum, et sie accepit ipsum pratum in suam potestatem.<br />
Item iterum est fidemissors pedrasch 2 8 contra Cristoforum<br />
de g r a u a 3 2<br />
29 libr. mez. quas quotidie ab ipso T h o m a postulat.<br />
Item de omnibus supra dictis promisit pedrasch 2 8 de se ipso et<br />
Jacobo Reden, 2 3 fratre suo, piae memoriae, ipsum T h o m a m 21<br />
facere indempnem donec ad unicum denarium bona fide. Et haec omnia<br />
bene probare potest cum probis hominibus. // . . . H. de V a t z 3 3<br />
et<br />
Vincencius de Mulden 3 4 acceperunt ipsis in publica strata per<br />
vim ac in districtu et ducatu eccl. C u r. 2 equos, qui bene valuerunt<br />
100 libras. Item in ipso litigio vendidit idem Vincencius 3 4 praedictis<br />
H. et W i 1 h. de langenzona 2 equos et 1 slappam et<br />
voluit nulllam iustitiam ab ipsis reeipere coram domino meo praeposito<br />
nec alibi. Item H. de Vatz 3 3 et V i n c. de Mulden 3 4<br />
spoliaverunt eos 5 equis, 3 bobus et 2 vaccis, Item volebant praedicti<br />
de Vatz 3 3 et V i n c , 34 et socii eorum captivasse quendam 1 o m -<br />
b a r d u m , qui venit de Curia cum R. R u h m b e r g 3 5<br />
in ducatu<br />
et tensa nostra et eccles. C u r i e n s i s . — H. de Vatz 3 3 et Swigerus<br />
Münstr., R. pasthardus et ulricus filius et Alexander<br />
frater H. fregerunt tensam et ducatum eccl. Cur. in<br />
monte septimo 3 6<br />
spoliando quosdam lombardos equis ipsorum,<br />
videlicet 11 equos in alpe propria eccl. Cur. videlicet Zuzonie et<br />
I r h a r d o de E 1 a .<br />
Erwähnt werden ferner: Wernher Praesannes, 3 7<br />
Peter<br />
de Curtesia, 3 8 Christoph, de Graua, 3 2 Eg. de Schawnenstein,<br />
3 9 Lutold de Muldins, 4 0 Albertus Schrofa,<br />
Schirun de Zutz, Gaschun de Buno, dictus R a m b a c h, 41<br />
Margarete Essermann, Andreas Papin, Swigelin<br />
u s de p 1 a z o 1 a, J a c o b u s de V a 11 e , 42<br />
infantes Bellaflor,<br />
Chunradus de Casanova, 4 3 Ulricus de Marmorea. 4 4<br />
Dictus de Vatz 3 3 et homines sui in Buna damnifieaverunt U 1 -<br />
ricum de Marmorea 4 4 in treuga bona facta inter eccles. Cur.<br />
et ipsos bene ad 200 libr. mez., Frid. de Marmorea 50 lib. mez.<br />
Simonem de Marm. 100 lib. mez. Abstulerunt honv.ni barthol<br />
o m a e i de Marm. 50 oves in Alpe A 1 a o s e villico U 1 r i c i<br />
de Marm., qui est ecclesiae Cur., 40 oves.
— 48 —<br />
Übersetzung<br />
Verzeichnis des Schadens, den die Kirche von Chur und das Kapitel<br />
von Seiten des C o r n i 1 i u s erleidet. Fürs erste nimmt er C a -<br />
sada Michael 1<br />
ganz in Besitz, die zum dritten <strong>Teil</strong> der Kirche<br />
von Chur gehört. Ebenso besitzt er den Michael, den Sohn des<br />
Michael, der Gertrud zur Frau hat, die ganz dem Kapitel gehört<br />
und von Malix 2<br />
ist. Ebenso hält er A n n a in Besitz, die Tochter<br />
des Meiers von Schiers 3 und Frau des Ulrich von V u 1 -<br />
p e r a , 4<br />
die ganz dem Kapitel gehört und der Mann dem Corni-<br />
1 i u s . Item nimmt er .den Sohn des F o 1 c o n in Besitz, dessen Vater<br />
ganz der Kirche von Chur gehört, und der vorgenannte Corni-<br />
1 i u s behauptet, dass jene Nachkommenschaft ganz ihm gehöre. Ebenso<br />
besitzt er die Alpe von S e e w i s , 5 die zur Meierei Molinära, 6<br />
unter dem Schloss Aspermont 7<br />
gehört; dem zufolge mischten sich<br />
Johannes Sturn 8 und sein Bruder Pankratius ein. Sie<br />
sagen, das sei ihr Gut und deswegen wurde vorgenannter Meier<br />
sehr geschädigt. Ebenso nimmt Cornelius die Alpe Terran<br />
o t z 9<br />
in Beschlag, die der Meierei gehört oder der Margareta<br />
von Proel, und er will die Alp innehaben für die Zeit, als jene<br />
dort Verwalterin ist. — Es ist bekannt, dass Cornilia durch<br />
grobe Gewalttätigkeit den Kindern des Jakobus, die er von Cornilia<br />
hatte, das Haus C u r t i s 10<br />
nahm. Deswegen wurde Gaudencius,<br />
der Bruder des getöteten, vorgenannten Jakob für dessen Kinder<br />
als Vogt gewählt. Item forderte der erwähnte Gaudencius 1 1<br />
im Namen der Söhne seines eben genannten Bruders Jakob die<br />
Hälfte von. sieben Hausschweinen, ebenso einen Acker, den Gaudencius<br />
1 1<br />
selbst von den genannten Kindern gekauft hat; den<br />
Acker aber nimmt Cornilia in Besitz. Überdies beraubte sie den Gaudencius<br />
selbst und übernahm mit Gewalt und ohne Recht den<br />
Beistand über die vorgenannten Kinder und seine gesamte Erbschaft<br />
samt die der Kinder. Uber alles oben gesagte klagte ich bei meinem<br />
Herrn Propst; dass dieser dem Gaudencius 1 1 gegen Cornilia<br />
Recht verschaffen wolle, deshalb verwundete Cornilia sogar den<br />
Gaudencius selbst. Ferner nahm sie dem Gaudencius 1 1<br />
7 Karren Ernteertrag und ebensoviel Heu im Wert von 7 Mailändischen<br />
Pfund. Ebenso einen Ofen, der 7 Mailändische Pfund wert ist.<br />
Und die vorgenannte Cornelia nahm den ganzen Hausrat zu
— 49 —<br />
ihren Händen. — Der Schaden und Verlust, der nach dem Ableben<br />
des Churer Bischofs Siegfried 1 2 Matthias von Alvaneu 2 0<br />
von Seiten des adeligen Herrn Donat von Vaz 1 3 sowohl durch dessen<br />
adelige Leute wie auch durch die niederiger Geburt während dreier<br />
Jahren zugefügt wurde: Fürs erste nahmen die Leute des Herrn von<br />
V a z zu Unrecht dem Matthias von Alvaneu 2 0<br />
30 Scheffel<br />
Churer Mass und 8 P. m. m. d<br />
Käse während zweier Jahre. Natürlich<br />
Leute vom Rheinwald 1 4 und S c h a m s . Ebenso ein Lederseil<br />
im Wert von zwei Mailändischen Pfund. Dann zerstörten die<br />
genannten Leute vom Rheinwald 1 4 und von S c h a m s dem<br />
Meier der Konstanza Cellerina 1 5 sein Hab und Gut und<br />
stahlen alles, was sie dort fanden im Wert von 100 Mailändischen<br />
Pfund und mehr. Ferner gab M e n i g e r von Muldain, 1 6 vom<br />
Herrn von Vaz gezwungen, zwei Saum Wein, damit dieser ihn gegen<br />
die Leute von Lenz 1 7 schütze. Diese hatten sich sein Vieh angeeignet,<br />
und er musste ihm für eben dieses Vieh 1 Pfund geben und versprechen,<br />
auch jene zufrieden zu stellen und sie zu beschenken. Item nahmen<br />
jene von D a v o s 18<br />
dem vorgenannten M e n i g e r Gras von Wiesen<br />
im Ausmass von 5 Tagbau, und Heu ... im Wert von 12 Fuder.<br />
Item nahmen jene von S t a s a n a drei Scheffel Korn. Item nahm<br />
der Pfarrer von Vaz alles Korn von einer Kirche, in die die Gotteshausleute<br />
in diesem Gefecht flüchteten. Ferner stahl Vinzentius<br />
von M ul d a i n 1 9 den Leuten der Churer Kirche in Alvaneu 2 0<br />
während dieses Waffenstillstandes vier Fuder Saatgut und mehr. —<br />
Es ist bekannt, dass Thomas von Schweiningen 2 1 aus Oberhalbstein<br />
2 2 von Jakob Reden 2 3 zu dessen Lebzeiten eine<br />
Wiese, genannt Maschiegel, 2 4 für 23 Mailändische Pfund und zwei<br />
Schilling pfändete. Item gab er auf diese Wiese hin auch 12 Schilling<br />
Mailändischer Mark und vier Käse m. sechs Jahre vor dem Tod jenes<br />
Reden. 2 3<br />
Und er benützte sie alle Jahre bis zum gegenwärtigen Jahr<br />
seit dem Herbst des Jahres 1313. Und dann mähte Heinrich<br />
B a r f a diese Wiese gewaltsam mit bewaffneten Männern jenes von<br />
Vaz. Und so vertrieb er den Thomas von der erwähnten Wiese<br />
nach dem Tod des Reden" 2 3<br />
seligen Angedenkens. Die Wiese aber<br />
blieb ungelöst. Ferner ist bekannt, dass Thomas, der Sohn des<br />
Thomas von Schweiningen, 2 1<br />
dem R a i n a von Vicosop<br />
r a n o 2 5 für den genannten Jakob Reden 2 3 neun Mark Churer
- 50 —<br />
Währung gab; und von jedem Mailändischen Pfund gab er schon die<br />
drei verflossenen Jahre lang ein viertel Korn. Nie wiederfuhr mir von<br />
Seiten jenes von Vaz und seinen Leuten Gerechtigkeit oder Vergeltung,<br />
sooft ich auch darum bat und nachsuchte.<br />
Item löste ich für den genannten Reden 2 3<br />
bei einem Lombarden<br />
Wilhelm 50 Mailändische Schillinge ein. Und ich gab von jedem<br />
Pfund ein Viertel Korn als Zins schon drei Jahre hindurch. Item<br />
gab er als Bürge dem Cristoforus von Grava 3 2 für.jenen<br />
Reden 2 3<br />
24 Mailändische Pfund und für jedes Pfund ein Viertel Korn<br />
während dreier Jahre. Item gab er Andreas von Marmorea 2 6<br />
acht Pfund für den genannten Reden 2 3 und 8 Viertel Korn im Lauf<br />
von drei Jahren. Ebenso stellte er dem Jakob Reden 2 3<br />
60 Pfund<br />
bares Geld zur Verfügung, das er mit 5 Zinsen in jenem Jahr<br />
zurückgeben sollte, in dem er starb, und von jedem Pfund sechs Viertel<br />
Korn. Dieses Geld, Kapital und Zins, konnte Andreas von ihm im<br />
Lauf der drei vergangenen Jahre nie erhalten. —<br />
Ebenso schuldete Jakob 2 3 selbst dem vorgenannten Thomas 2 1<br />
in einer anderen Sache 29 Mailändische Pfund und von einem jedem<br />
Pfund sechs Viertel Korn. Für dieses Geld und Korn ist Nikolaus<br />
von Camenata 2 7 Bürge, und Thomas 2 1 konnte von diesen beiden<br />
für das Geld die drei Jahre hindurch weder Entgelt noch gute<br />
Dienste erhalten. — Item zahlte der genannte Thomas 2 1<br />
für Pederasch<br />
Albin 2 8 von Z u o z 2 9 23 Mailändische Pfund und von jedem<br />
Pfund zwei Viertel Korn während dreier Jahre. Ebenso war<br />
Thomas 2 1<br />
wiederum Bürge dem Pederatsch gegen den Herrn<br />
Schalriter von B u n o 3 0<br />
für 38 Viertel Korn; dafür wurde das<br />
Pferd verkauft, das Thomas drei Pfund wert war. Item schuldet<br />
derselbe Pedrasch 2 8 dem Thomas 2 1 12 Mailändische Pfund<br />
und für jedes Pfund ein Viertel Korn schon während drei Jahren. Item<br />
ist derselbe Thomas" 2 1<br />
dem Pedrasch Bürge gegen Friedrich<br />
von S t ü r v i s 3 1<br />
für 28 Pfund und 28 Viertel Korn; für das Geld und<br />
das Korn gab der vorgenannte Friedrich eine Wiese, die P e -<br />
dratsch 2 8 gehört, und nun sagt der Herr von Vaz, sie sei ihm,<br />
und er übernahm die Wiese. Wiederum ist Thomas 2 1 Bürge dem<br />
Pedrasch 2 8 gegen Christoph von Grava 3 2 für 29 Pfund<br />
Mailänder Währung, die dieser täglich von Thomas 2 1 selbst fordert.<br />
Item versprach Pedratsch 2 8 darüber hinaus in seinem Namen
— 51 —<br />
und Namen von Jakob Reden, 2 3<br />
seinem Bruder selig, im Betreff<br />
der obigen Angelegenheit den Thomas 2 1 schadlos zu halten bis<br />
zum letzten Denar in guter Treue. Und das alles kann er mit rechtschaffenen<br />
Leuten beweisen. .. . H. von Vaz 3 3 und Vincentius<br />
von M u 1 d a i n 3 4<br />
nahmen zusammen auf offener Strasse mit Gewalt<br />
im Geleit der Churer Kirche zwei Pferde, die sehr wohl 100 Pfund wert<br />
waren. Item verkaufte in diesem Streit derselbe Vinzentius 3 1<br />
den genannten H. und Wilhelmvon Langenzona zwei Pferde<br />
und Scheuklappen, und er wollte kein Gerichtsverfahren vor meinem<br />
Propst anstreben noch anderswo. Item raubten H. von Vaz 3 3 und<br />
Vinzentius von M u 1 d a i n 3 4<br />
ihnen fünf Rosse, drei Ochsen und<br />
zwei Kühe. Item wollten der von Vaz 3 3 und Vinzentius 3 4 und<br />
deren Leute einen Lomarden, der von Chur mit R. Rüchenberg<br />
3 3<br />
in unsern Herrschaftsbereich und den der Churer Kirche<br />
kam, ergreifen. H. von Vaz 3 3 und Swiger Münster, R. Pasth<br />
a r d u s und Ulrich der Sohn, und Alexander, der Bruder<br />
des H., brachen das Geleitrecht der Churer Kirche am Septimer,<br />
3 0<br />
indem sie einigen Lombarden die Pferde stahlen, nämlich<br />
11 Rosse in der eigenen Alpe der Churer Kirche, beziehungsweise<br />
des Z u z o n u s und des Irhardus von E 1 a .<br />
Ferner werden erwähnt: W e r n h e r von Praesann, 3 7<br />
Peter<br />
von Curtesia, 3 8 Christoph von G r a u a , 32 E g. von Schauenstein,<br />
3 9 L e u t h o 1 d von Muldin, 4 0 Albert Schrofa,<br />
S c h i r u n von Zuoz, Gaschun von B u n o , genannt R a m -<br />
bach, 4 1 Margareta Essermann, Andreas Papin,<br />
S w i g e 1 i n u s von Piazola, Jacobus von V a 11 e , die Kinder<br />
Bellaflor, Konrad von Casanova, 4 3 Ulrich von<br />
Marmorea. 4 4 Der genannte von Vaz und seine Leute in Buna<br />
schadeten Ulrich von Marmorea 4 4 während des in guter Treu<br />
zwischen der Kirche von Chur und jenen abgeschlossenen Waffenstillstandes<br />
wohl an die 200 Pfund Mailänder-Währung, dem Friedrich<br />
von Marmorea 50 Mailändische Pfund, dem Simon von<br />
Marmorea 100 Pfund Mailändischer Währung. Und sie nahmen<br />
dem Bartholomäus von Marmorea 50 Ochsen in der Alpe<br />
A 1 a o s e , dem Meier Ulrich von Marmorea, welcher der<br />
Kirche von Chur gehört, 40 Ochsen.
— 52 —<br />
Druck : Jbl. 1912, 86 ff. (Büchel). Das Original lag im Jahre 1912 noch<br />
im Pfarreiarchiv in Bendern; heute ist es nicht mehr vorhanden. Beim Original<br />
soll es sich um einen sehr langen, schmalen Papierstreifen gehandelt haben.<br />
Siegel oder Unterschriften sollen keine vorhanden gewesen sein; ebenso fehlte<br />
eine Einleitung.<br />
Zur Datierung: Das einzige Datum, das in der Urkunde direkt vorkommt<br />
lautet: «Et omni anno usurpavit usque ad annum presentem praeteriti<br />
autumpni Anni MCCCXIII». Danach müsste die Urkunde im Winter 1313 geschrieben<br />
worden sein. Jedoch ist die Rede vom Tod (Entfernung, Trennung)<br />
des Bischofs Siegfried von Chur: «No. defectum et damnum, quod post recessum<br />
domini S.(igfridt) Ep. Cur», die Rede. Bischof Siegfried aber regierte 1298 —1321.<br />
So müsste das Schadenverzeichnis nach 1321 angelegt worden sein. — Einen<br />
Rücktritt und Verzicht von Bischof Siegfried — wie recessus auch übersetzt<br />
werden kann — aber kennt man bis heute nicht. Wohl aber ist der Nachfolger<br />
Bischof Siegfrieds, Bischof Rudolf von Montfort, nach der Niederlage bei Filisur<br />
gegen die von Vaz zurückgetreten. Der Verzicht Rudolfs wurde 1325 Mai 12.<br />
vom Papst bestätigt. So müsste ein Lesefehler Büchels vorliegen: anstatt des<br />
«S. Ep. Cur.» müsste es «R. Ep. Cur.» heissen. «Post recessum domini R. Ep. Cur.»<br />
würde dann bedeuten, dass die Fehde Donats gegen das Bistum auch nach dem<br />
Verzicht Rudolfs von Montfort weiter gedauert hätte. Vgl. Mohr IL, 282,<br />
Anmerk. 3.<br />
Weiter ist ein Gefecht zwischen den Gotteshausleuten und denen von Vaz<br />
erwähnt: «Item plebanus de Vatz accepit omne granum de una ecclesia, in<br />
quam fugitabant homines ecclesiae Cur. in.isto proelio». Das in Frage kommende,<br />
entscheidende Gefecht fand angeblich im Frühling 1325 bei Filisur<br />
statt und endete mit dem Sieg Donats von Vaz. (Simonet J. /.: Die Freiherren<br />
von Vaz, S. 81 ff.). — Es ist möglich, (wie J. B. Büchel meint), dass dieses Verzeichnis<br />
als Unterlage zur Urkunde Bischofs Johann 1. Pfefferhard (1325 —<br />
1331) diente, in welcher der Bischof 1327 Jan. 30. (vgl. Mohr IL, 282 f.) dem<br />
Domkapitel die Kapelle St. Valentin bei Mals im Vintschgau als Ersatz für die<br />
in den Fehden mit denen von Vaz entstandenen Schäden übergab.<br />
Somit haben wir vier Hinweise auf die zeitliche Fixierung der Urkunde.<br />
Die chronologischen Gesichtspunkte lassen sich nicht auf eine Jahreszahl zusammenziehen,<br />
(es sei denn, man nehme Lesefehler J. B. Büchels bei der Transcription<br />
der heute verlorenen Urkunde an). Wir besitzen also Anhaltspunkte,<br />
dass <strong>Teil</strong>e der Urkunde im Winter 1313 geschrieben worden sind, besonders<br />
der Absatz: «No . quod Thomas de Swaningen der Sursaxo ...» Für andere<br />
<strong>Teil</strong>e der Urkunde aber kommt für die Niederschrift nur der Zeitraum zwischen<br />
dem Gefecht bei Filisur im Frühling 1325 und der Niederschrift der genannten<br />
Urkunde von 1327 Jan. 30. in Frage.<br />
Es wird sich bei dieser Urkunde um eine Zusammenstellung verschiedener<br />
Notizen aus verschiedenen Zeiten zwischen dem Winter 1313 und der<br />
Redaktion der Urkunde von 1327 Januar 30. handeln. (Mohr IL, 282 f.).
— 53 —<br />
Bedeutung: Die Urkunde gibt Ausschluss über wirtschaftliche, soziologische<br />
und familiengeschichtliche Verhältnisse für das frühe 14. Jahrhundert<br />
in der Bündnerischen Nachbarschaft. Interessant ist der Hinweis auf<br />
den regen wirtschaftlichen Verkehr auf den Bündner-Pässen, insbesonders auf<br />
den Pferdehandel mit mailändischen Händlern (freundl. Mitteilung Dr. Bilgeris).<br />
Das Gebiet Liechtensteins lag im unmittelbaren Wirkungsbereich dieses Handels,<br />
am Nordfuss der Alpen, an der anscheinend gut frequentierten Nord-<br />
Südroute.<br />
a wohl Cornelius.<br />
b unklare Konstruktion.<br />
c<br />
sie!<br />
d 8 P.m.m. = pondus modo mediolano (?), vielleicht Lesefehler Büchels,<br />
e im Original wahrscheinlich «mod».<br />
/ 12 sol. m. cas = medilolan. marcas (?), wohl Lesefehler Büchels,<br />
g «fidemissor» dürfte ein Lesefehler Büchels sein, es kann nur «fideiussor»<br />
heissen.<br />
1 No. ist wohl mit Nolum oder Nolandum zü ergänzen. Die Abkürzung<br />
kommt in dieser Urkunde öfters vor.<br />
2 Malix bei Chur, Kreis Churwalden.<br />
3 Zu den Besitzungen des Kapitels in Schiers vgl. Mohr L, 243 f., IL,<br />
70 ff., 101; IV., 243; LUB. I, 196.<br />
4 Fulpeme, ev. Vulpera bei Schills, Gem. Tarasp, Kreis Suot Tasna. Vgl.<br />
Mohr L, 146; BUB. I. 170; ev. auch das 1360 Sept. 28. genannte Vulpent.<br />
Mohr HL, 142.<br />
5 Seewis, Kreis Seewis, Prättigau.<br />
6 Bischöflicher Hof Molinära bei Trimmis und Zizers, Kreis Fünf Dörfer.<br />
Vgl. Mohr L, 412; IL, 21, 107, 148; HL, 22.<br />
7 Alt-Aspermont zwischen Malans und Jenins, Gem. Trimmis, Kreis<br />
Maienfeld. Vgl. Mohr IL, 148, Anmerk. 4.<br />
8 Sturn, ein in Graubünden ehedem weit verbreitetes Geschlecht.<br />
Vgl. Mohr I., 385, 409; IL, 7, 8, 17, 20, 109, 111, 201, 255, 260,<br />
267, 268; III., 64; IV., 41.<br />
9 Terranolz (Terrana), Alp in Conters, Kreis Küblis, Prättigau. Vgl.<br />
Planta-Schorta, 257.<br />
10 Curtin, ev. identisch mit dem um 1388 erwähnten Curtin im Domleschg.<br />
Vgl. Mohr IV., 151, oder Planta-Schorta, 142. Vgl. ferner das<br />
1303 erwähnte Curtins im Fextal, Mohr IL, 175 f. usw.; häufig vorkommender<br />
Flurname.<br />
11 Gaudencius könnte identisch sein mit dem Ammann von Chur. Vgl.<br />
Mohr IL, 69, 177, 185, 200 oder möglich auch Gaudenz de Falaria<br />
von Chur, Mohr IL, 259 f.
- 54 —<br />
12 Siegfried von Geilhausen, angeblich Freiherr von Flums (1298 — 1321);<br />
Mayer J. G„ Gesch. d. Bistums Chur, Staus I., 1907, 315 ff.<br />
13 Donal von Vaz, geb. ca. 1277/78, gest. ca. 1336/37; Salis Seewis J. U.,<br />
Nachrichten über das Geschlecht derer von Vaz, Schweiz. Geschichtsfr.<br />
I., 250, 306 f.; LUB. 1/1, 134 ff-, 151, 167 ff., 186 f., 191 f.; weitere<br />
LH. Hist. Biogr. Lex. d. Schw. VII., 204; Simonet J. ]., Die Freiherren<br />
von Vaz, 76 ff.<br />
14 Rheinwald im gleichnamigen Kreis.<br />
15 Im Einkünfte-Rodel der Churer Kirche (1290 — 1298) heisst es: «Item<br />
tenetur celleraria ibidem omni quinto anno expedire ipsi domino vnum<br />
Iectum», Mohr IL, 115; ferner im gleichen Rodel aber: «Volr. Cellerarii»,<br />
l. c, 111.; um 1280 März 8. erscheint ein «Henrico Cellerario»,<br />
(l. c, 5) und 1336 April 29.; «Jacobino dicto Scelari» Mohr HL, 40).<br />
16 «de molendino» (muldain, Muldane, Mulden) vermutlich Muldain<br />
(Weiler in Obervaz), Kreis Alvaschein; vgl. Simonet J. ]., I. c, 94 ff.<br />
17 Lenz, Kreis Beifort (rom. Lantsch). Vgl. «De Lenz», Simonet ]. ]., I. c, 96.<br />
18 Davos, vgl. Mohr I., 365; III. 75 f., 188 ff., 222 f., 282 f.<br />
19 Vgl. Anmerk. 16; Vincentius von Muldis erwähnt auch 1328 März 18.,<br />
Mohr IL, 298.<br />
20 Alrusen, vermutlich Lesefehler Büchels; im Original hiess es wahrscheinlich<br />
Aluisin, identisch mit Alvaneu (von Alvagni), Kreis Beifort.<br />
21 Swaningen, identisch mit Schweiningen, Schwemmingen, Savognin,<br />
Kreis Surses. Der Hof von Savognin ist seil 1282 Aug. 16. im Besitz<br />
der Churer Kirche. Vgl. LUB III, 69, 153, 294 ff., 300 f., 463.<br />
22 Sursaxum, Ob erhalb st ein.<br />
23 Reden, dürfte mit Redrer, Rederer, einem weit verbreiteten Geschlechtsnamen<br />
zu erklären sein. Vgl. LUB. III, 337; JbL. 1939, 104 (Ospelt).<br />
24 Maschiegel, vermutlich ähnlicher Stamm wie Marschül, Marsöl,<br />
«Marschinenser wisan» in Chur. Vgl. LUB. Iii, 464; Mohr IV., 166;<br />
Planta-Schorta 325.<br />
25 Vicosoprano, Kreis Bregaglia.<br />
26 Andreas de Marmorea, Marmorea (deutsch Marmels), Kreis Surses.<br />
Ein Andreas von Marmorea ist öfters erwähnt: LUB. Iii, 148 ff.;<br />
Mohr IL, 52, 79; HL, 28, 46, 69, 103; IV., 46.<br />
27 Nicolaus de Camenata; Caminada rätisches Geschlecht. Vgl. Mohr L,<br />
389 f.; IV., 237; LUB. 1/1 295.<br />
28 Albin, Bündner Geschlecht, Mohr /., 334; Simonet J. ]., I. c, 96.<br />
29 Zutz, identisch mit Zuoz, Kreis Engiadin' ota.<br />
30 «Schalriter de Buno», in dieser Form unbekannt, möglicherweise hiess<br />
es im Original Schalficker; dann wäre es eines der sogenannten Kerzner-Geschlechter;<br />
Mohr IL, 156.
— 55 —<br />
31 Stürvis, (rom. Stierva), Kreis Alvaschein.<br />
32 Grava, nach Mohr III., 47 das heutige «Sand» bei Chur. Vgl. dazu<br />
LUB. III, 260; JbL. 1939, 85 (Ospelt).<br />
33 H. de Vaz weiter nicht bekannt, Lesefehler Büchels.<br />
34 Vgl. Anmerk. 16; Vincentius de Mulden erwähnt auch 1329 März 18.,<br />
Mohr IL, 298.<br />
35 Kuchenberg, bischöfliches Ministerialengeschlecht im Churer Rheintal;<br />
bei Trimmis stand die Burg Ober-Ruchenberg, bei Malans Unter-<br />
Ruchenberg. Vgl. LUB. III, 109, Anmerk. 3; ferner die Urkunde von<br />
1305 in diesem Band.<br />
36 Septimer Pass.<br />
37 Im Einkünfte-Rodel von 1290198 ist Prisannes (Praesannes) identisch<br />
mit Präsanz, rom. Parssons, Kreis Surses. Mohr IL, 112.<br />
38 Curtesia, vermutlich Curtin im Domleschg. Vgl. Mohr IV., 151. Den<br />
geographischen Verhältnissen entsprechender Gunter, Kreis Surses.<br />
39 Schauenstein, Burg in der Gem. Cazis, Kreis Thusis. Vgl. LUB. Iii,<br />
184, 254 f., 471 ff., 496, Anmerk. 9; Mohr L, 488 (Register), IL, 459;<br />
IV., 378 (Register), HL, 317 f. (Register). Egloff von Schauenstein öfters<br />
erwähnt. Vgl. LUB. III, 184; Mohr IL, 225 f., 229 f., 240; 111., 44, 284.<br />
40 Zu Lutold v. Muldins, vgl. Mohr IL, 451 (Register).<br />
41 Bündner Geschlecht, vgl. Mohr IL, 301, 422 f., 428.<br />
42 Jacobus de Valle, vgl. 1290/1298. Mohr IL, 114.<br />
43 Casanova, wohl Canova oder Neu-Sütts, Gem. Paspels, Domleschg.<br />
LUB. III, 152; Mohr IL, 3, 416. Canova auch Bündner-Geschlecht.<br />
Vgl. Simonet J. ]., 1. c, 374.<br />
Familiennamen mit Ca (casa) gebildet, sind in Graubünden öfters anzutreffen,<br />
z. B. Cantieni (Haus des Anton), Cadusch, Cadosch (Haus<br />
des Theodosius), Candrian (Haus des Andreas).<br />
44 Ein «Ulrich von Marmorea» erwähnt als Zeuge um 1296 Februar 4.<br />
Mohr IL, 88.<br />
9. Vaduz, 1355 Oktober 29.<br />
Einige Walser kaufen von den Schaanern einen <strong>Teil</strong> des Malbun,<br />
Gampswald und Staviniel, zu einem rechten Erblehen um acht Pfund.<br />
Pfennig Konstanzer Münz, nachdem Meinungsverschiedenheiten über<br />
Rechte im Alpgebiet zwischen den Parteien durch Vermittlung des gräf-
— 56 -<br />
liehen Ammanns Ulrich von der Lachen bereinigt und, um künftigen<br />
Zwistigkeiten vorzubeugen, Rechte und Pflichten der Parteien festgesetzt<br />
worden<br />
waren.<br />
Allen denen die disen brief Ansechen oder Hören Lesen Künde Jch<br />
Ulrich/' 1 Der Aman von der Lachen 1 , Ambtman meines Gnädigen<br />
Herren Grafen Hartmans 2<br />
sälligen Kinden, von Werdenb<br />
e r g , von Sarganss, vnd vergich an Dissem brieff 1 ' / dass für<br />
mich kämendt zue V a d ü z die Erbarn Leüth, 0<br />
alle gemainelich , die<br />
in das kilchspill gehören ze S c h a n n , zu der ainen seiten, vnd anderthalb<br />
, die Erbaren Leüth, c Peter Rügler, 2 " 1 Johanes von 0<br />
Prodimiz 3 ' 1 / Peters söhn, Johannes von e G u f le n, 4 0<br />
dess alten Haintzen söhn, Johanes, Petter von c Gurtt<br />
e n a 1 p , 5 i' Johannes der Witwen söhn, an Museschen,'<br />
Johannes Gappazol, 7 vnd Niclaüss, Claüssen söhn<br />
von e Gürtenalpp 8 ''/ genant die Wallisser, zü Balbün<br />
vnd satzend, vnd kamend, ainwilligelich, vf mich wiliklich vnd vnbezwängenlich,<br />
vmb all ihr stöss vnd missehellüng, die sy baidenthalb<br />
mit ainander habendt / vnd gehabt hond, von der alp wegen Balbün,<br />
9 '' vmb den wald, der gehaissen ist G a m p s s w a 1 d , 10 s<br />
vnd<br />
vmb den Berg den man Nennet Stauiniel, 1 1 ' vnd darnach, nach<br />
ihr beeder taillen fürlegung; nach.'Erbarn Leüt Räth vnd ihr beider<br />
willen so han ich sy baidenthalb, Lieplich vnd guetlich, vber ainbracht,<br />
vnd also gerichtet, do es also gantz vnd stätt bleiben soll, wie vnd<br />
heernach, alss hienach / geschriben statt mit der Beschaidenhaith<br />
dass die vorgenanten Leüth 0 in dem kilchspill züe Schaan, vnd<br />
ihr nachkomen, den vorgenanten wallissern, leichen sond, vnd<br />
geliehen hond die vorge-/ schribnen gueter, M a 1 b u n , 9r<br />
Jro taill,<br />
den die vorgenanten wallisser vormalss gehept hand, G a m p s s -<br />
w a 1 d 10 s vnd Stauiniel 1 1 1 zue ainem rechten erblechen, Jehrlich<br />
vmb acht Pfundt Pfennig / Constanzer münz, zue zinss jehrlich<br />
zue sanet Marttins tag dauon zue geben Den kilchenmayern zue<br />
Sanct Laurentzen, 1 2<br />
Wehr denne da kilchenmayer ist oder<br />
württ, d vnd wenn denn die vor / genanten walliser, oder Jre<br />
Erben dieselben kilchenmayer gewert hond, so ist auch dz kilchspill<br />
gewerth, ess were dan so were, dass sy baidenthalben kundtpare
- 57 -<br />
ehaffte, not hetend / die kilchenmayer zu Empfachen vnd die wallisser<br />
zue wehren, vnd wenn die not fürkombt, d<br />
on guerd, so sond<br />
die die kilchen Mayer, die zinss Empfachen, vnd die wallisser den<br />
vorge- schribnen / zinss wehren, ohn verzug, alss vorgeschriben Statt,<br />
vnd wo dz die vorgenanten wallisser nit tetend, so sollen die<br />
vorgenantten güeter f<br />
zinsfelig vnd ledig sein ohn geuerd, oder aber<br />
mit/ Jnen, mit Jrem gueten willen, ze bleiben vnd auch also dass die<br />
vorgenanten wallisser vnd Jre Erben diekhberianten alp M a 1 -<br />
bun," Jnerthalb der Marckhen alss hienach geschriben Statt / Die<br />
Erst Marckh gaht, alss der zun gath von dem bach. vntz auf für den<br />
Stauil 2 2 ' vnd dannen vff vnss k auf die Egge 1 3 alss der Zun die<br />
egg, 13<br />
vffgath vntz in denn Grath, Die ander Marckh / neben dem Troygen,<br />
14 der in Guschgen 1 5 gath, vnd wen derselb bach in die Ebne<br />
kunth, So marckhet er gleich in den Grossen bach, danen abher so ist es<br />
ihr baider gemaindt, vntz an dz T ü e f f / t o b e 1, 16<br />
vnd Sond die selben<br />
gemaindt, gemainelich Niessen vngefarlich, ohne alle geuerde, Denn<br />
wald Gampsswald, 1 0 s vnd Stauiniel, u t alss vorbembt ist,<br />
Sond die vorgenanten w al 1 i s s e r, und Jr / Erben, ob sy enweren,<br />
och niessen, Jnerhalb der Marckhen alss hienach beschaiden ist, besezen<br />
vnd entsezen, wie sy mügend, d<br />
an holz vnd wald, an wun vnd<br />
mit waid, mit ackher mit wissen,/ mit wassen, mit zwey, mit bechen,<br />
mit runssen vnd mit fliessendem, vntz vff den Brunen, der lit vnder<br />
dess Stossen 1 7 Stadel, Guschgen 1 5 halb, vnd dannen vff, vntz<br />
auf den Graft, vnd / von dem Brunen ab in den bach, der da gehaissen<br />
ist Samiun, 1 8 danenhin, so sond sy baidenthalb, die leüt c in dem<br />
kilchspill zu S c h a n n , vnd ir nachkomen vnd die wallisser<br />
vnd jre Erben / den vorgeschribnen wald Gampsswald 1 0 s<br />
Niessen zue Jro Noturfft gemainelich vnd vngeuahrlich, an Schwenden<br />
1 und an Rüten, vn alle geuerd, vnss Guschgen Tobel 1 9<br />
die vorbenenpten / wallisser vnd Jre Erben, ob sy enweren,<br />
mügend d<br />
auch wol, vnd hond auch den gwalth, die vorgeschribnen<br />
Jre recht, an dem Erblechen an den vorbenenpten Güettern, verkauffen<br />
/ vnd versetzen, wann sy wellendt, also dz dem vorgenanten<br />
kilchspill zu S c h a n , vnd Jren nachkomen Jren rechten vnschedlich<br />
vnd behalten syend, Were auch dass, dass die vorgenanten Leüth 0 /<br />
Jnn dem kilchspill zue S c h a n oder Jre Nachkomen, kündpar Ehaffte<br />
Noth anfüele, f<br />
dass sy von S c h a n vnd von notwegen entweichen
— 58 —<br />
müssend mit irem fieh, vnd in dz Güett d G a m p s w a 1 d 1 0 V dass<br />
sond sy vnd Jr nachkhomen Thuen, vntz dass die not für kuntt, ohne<br />
ale geuerd 20 , Were auch dass, dass die vorgenanten Walisser,<br />
oder Jre Erben, ob sy enweren, von desselben entwichens / wegen, ob<br />
darzu es zemen kerne, Schadhafft würdent, d<br />
alss diekh dass beschehe,<br />
so soll das kilchspill zue S c h a n n , oder ihr nachkomen, ob sy enweren,<br />
zwenn Erbar Man dar geben Jn / dem kilchspill zue Schan,<br />
vnd die vorgedachten W a 1 i s s e r , oder Jre Erben, ob sy enweren,<br />
och zwen man in dem kilchspil zue T r i s s e n , die danne denselben<br />
Schaden ansechend, vnd auss- / richtend, vnd auch also wehre, dass<br />
dieselben vier, nit vmb denselben Schaden vber ain komen möchtend,<br />
noch nit vssgerichten köndtend, so Sond es dieselben vier, die sy baidenthalb<br />
denn / dar geben für den amptman, der den zue V a d u t z<br />
amptman ist, bringen, vnd Sond den die vier vnd der fünfft vmb denselben<br />
Schaden vs(srichten)s vnd wie es die richten, also soll es Stett /<br />
bleiben, vnd sol auch derselb Schad Jnen an dem vorgeschribnen Zinss<br />
abgehen, auch Sond die vorbenanten wallisser oder Jre Erben, ob<br />
sy (enweren),s den lüeten, c<br />
in dem kilchspill zue S c h a n n / vnd Jren<br />
nachkomen, ob sy enweren, einen Troygen 14<br />
machen durch dass guet<br />
Gampsswald 1 0 s bey dem bach, vf dass sy mit Jr fech, vf vnd<br />
abgetriben vnd fahren mugend zu Jro notturft,/ vngeuahrlich, ohn<br />
geuerd, vnd wo dz die vorgedachten walisser oder Jre Erben nit<br />
tetend, so sond die Leüt in dem kilchspill zue S c h a n n, bey Jren<br />
eiteren wegen bleiben,, vnd auch den werben / vnd Treiben, vngeuarlich.<br />
ohn geuerde, auch sond die Leüt 0<br />
in dem vorgedachten kilchspill<br />
zue Schann vnd Jre nachkomen, sy Jr boten vnd Jre knecht, vss<br />
Jn fahren vnd Treiben, die rechten / Troygen 14 denselben w a 1 i s -<br />
s e r n, vnd iren Erben vnschedlich, Wehre aber dass dieselben<br />
walisser, oder Jre Erben von denselben Leuten 0<br />
in demselben<br />
kilchspill zue S c h a n , Jren nachkomen, Jren boten,/ oder von Jren<br />
Knechten, kundtbaren Schaden möchten gemachen, dass sond sy den<br />
besseren, alss sich den dz recht darumb erfindet, wie diekh dz beschieht,<br />
vnd were auch dz der knecht nit den / Schaden Bessern möcht, vnd<br />
nit zue bessern hete, so sol es der würth, oder die würtinn, dess bot,<br />
oder knecht, er h<br />
dennzumal ist ablegen den Schaden, alss sich den dz<br />
recht darumb / erfindet, Ich han beredt vnd baidentailen vssgenomen,<br />
Jrenthalb zu recht zue Steg, zu weg, zue holz, zue wald, zue waid zue
— 59 —<br />
wasser, vnd zue runssen alss da hier gewohnlich gewesen ist, / vnd och<br />
sy beyden halb notürfftig' 1<br />
sein, ohne alle geuerd. wir die vorgeschriben<br />
Leüt c<br />
alle gemainlich, in dem kilchspill zue S c h a n n , vnd wir die<br />
vorgeschribnen walisser, verjehen vnd/vnd' loben, an dissen brieff<br />
für vnss, vnsser baider nachkomen, dissen vorgenannten vsspruch vnd<br />
Stuckhe alle Stett zue hann, alss der Erbar man, der vorgenant v 1 r i c h<br />
der / a m a n von e der Lachen, 1 von vnss vor an dissen Brieff<br />
geschriben vnd vssgesagt hat, der sich von baidertail Bet wegen, vnsser<br />
baid Stöss an genomen hete, vnd auch mit den gedingen, / wehre dz<br />
Jemandt disse vorgeschribnen Stuckhen vber füro breche, vnd Stet<br />
hete, der sol dess vorgenanten, vnsseres herrn Grafen, Harttmanss 2<br />
seeligen kinden, verfallen sein, / zechen Marckh, Lötigs Silbers ze Besserung<br />
vnd darzue von allen seinen rechten sein, alss auch der vorbenempt<br />
aman v 1 r i c h 1<br />
von vnsser baidentail willen, also auch vssgesagt<br />
/ hat, vnd verschriben Statt, vnd darumb wen wür Jetwerdernhallb,<br />
dass vorgenant kilchspill, noch die walisser, nit Jnsigels<br />
haben, so bindend wür vnss willigelich, vnd dess vor / genempten<br />
v 1 r i c h 1<br />
dess amans Jnsigel, vnd lobend es alles Stett zu halten, dz<br />
vor an dissem brieff geschriben statt, für' 1 vnss vnd vnsser Nachkomen,<br />
an alle geuerd, Jch vorgenanter / v 1 r i c h der aman 1<br />
vergich auch<br />
an dissem brieff, dass ich disse vorgeschribne richtung vnd Stuckh,<br />
alle zuebracht, vnd volfüerthan, mit rät guetem willen vnd Verhängnis,<br />
dess Edlen / meines gnedigen herrn Grafen Rudolphen von<br />
Werdenberg, vnd Sargans 2 1 , der zue dissen ziten meines<br />
Lieben herrn Grafen Hartmanss 2<br />
kinden rechter vogt ist, vnd<br />
darumb wan / ich disse vorgeschribne Stuckh alle also aussgericht han,<br />
vnd mit Jr baidentaill willen, also beredt, So hann ich mein Jnsigel<br />
öffentlich gehenckt an dissen brieff zu ainer bezeügniss/ der vorgeschribnen<br />
dingen Wür Graff R u d o 1 f f von Werdenberg, herr<br />
zue S a r g a n s 21 , verjechend öffentlich an disem brieff an der vorgenanten<br />
kinden statt, der vogt wir zu dissen / zeiten seind, vmb den<br />
vorgenanten vssprüch vnd richtung, alss der Erbar man v 1 r i c h der<br />
aman 1<br />
vor an dissem brief vssgesait hat, vnd lieblich bericht vnd<br />
zuebracht, / alss vorgeschriben statt, mit vnsserem vnd der vorgenannten<br />
kinden gueten willen geschehen vnd zuebracht ist, vnd darumb<br />
so habend wür für vnss der kinden, vnd Jr Erben / wegen, vnsser jnsiegel<br />
öffentlich gehenckt, an dissen Brieffe, Zue ainem offen Vrkunde,
— 60 —<br />
vnd Bestetter Sicherhait vorgeschribner dingen. Disser Brieff ward geben<br />
vnd Beschach / diss alles zue V a d u t z , do man zalt von Gottes<br />
Geburth, Dryzechenhundert, vnd darnach Jm fünffundfünffzigsten d<br />
Jar,<br />
an den Nägsten donnerstag / vor allerhailligen tag.<br />
Übersetzung<br />
Allen denen, die diesen Brief ansehen oder lesen hören, verkünde<br />
ich, Ulrich, der Ammann von der Lachen, 1 Ammann<br />
der Kinder meines gnädigen Herrn, Grafen Hartmanns selig von<br />
Werdenberg-Sargans, 2<br />
und ich bekenne mit diesem Brief,<br />
dass vor mich kamen die ehrbaren Leute alle gemeinsam, die in das<br />
Kirchspiel von Schaan gehören einerseits und anderseits die ehrbaren<br />
Leute Peter Rügler, Johannes von Pradamitz, 3<br />
Peters Sohn, Johannes von Guflen, 4 des alten<br />
Heinzen Sohn, Johannes, Peter von Gnalp, 5 Johannes,<br />
der Witwen Sohn von Masescha, 6 Johannes<br />
Gappatzol 7 und Nikolaus, des Klausen Sohn von<br />
Gnalp, 8 genannt die W a 11 i s e r von M a 1 b u n . 9 Sie bestellten<br />
mich und kamen einmütig zu mir, freiwillig und ungezwungen wegen<br />
ihrer Streitigkeiten und Misshelligkeiten, die sie beidenthalben miteinander<br />
gehabt haben wegen der Alp M a 1 b u n , dem Wald, genannt<br />
Gampsswald, 1 0 vnd dem Berg, den man Staviniel 1 1 nennt.<br />
Nach ihrer beiderteiligen Darlegung, nach ehrbarer Leute Rat und ihrer<br />
beider Willen habe ich sie beide in Liebe und Güte verglichen und<br />
also geschlichtet, dass es ganz unversehrt und stet bleiben soll, wie<br />
hienach mit dem Bescheid geschrieben steht: Die vorgenannten Leute<br />
im Kirchspiel von Schaan und ihre Nachkommen leihen und haben<br />
den vorgenannten W a 11 i s e r n geliehen die vorgeschriebenen Güter<br />
im Malbun, 9<br />
ihren <strong>Teil</strong>, den die vorgenannten Walliser vormals<br />
gehabt haben: Gampsswald 1 0 und Staviniel 1 1 zu einem<br />
rechten Erblehen jährlich um acht Pfund Pfennig Konstanzer Münz,<br />
in jedem Jahr als Zins auf Sankt Martins Tag den Kirchmeiern von<br />
Sankt Laurentzen 1 2 zu geben, wer dann da Kirchmeier ist<br />
oder wird. Und wenn dann die vorgenannten Walliser oder ihre<br />
Erben die Kirchmeier bezahlt haben, so ist auch das Kirchspiel bezahlt,<br />
es wäre denn, dass sie ein beidseitig kundbares, rechtskräftiges<br />
Hindernis hätten, die Kirchmeier zu empfangen und die W a 11 i s e r
— 61 —<br />
zu bezahlen. Und wenn die Not vorbei ist, ohne Gefährde, so sollen<br />
die Kirchmeier den Zins empfangen und die W a 11 i s e r den vorgeschriebenen<br />
Zins ohne Verzug, wie oben steht, bezahlen. Und wenn<br />
das die vorgenannten W a 11 i s e r nicht täten, so sollen die vorgenannten<br />
Güter zinsfällig und ledig sein, ohne Gefährde, oder aber bei<br />
gutem Willen der W a 11 i s e r bei ihnen verbleiben und zwar so, dass<br />
die vorgenannten W a 11 i s e r und ihre Erben die vorgenannte Alpe<br />
M a 1 b u n innerhalb der Marken innehaben wie hienach geschrieben<br />
steht. Die erste Mark geht, wie der Zaun geht, vom Bach bis hinauf vor<br />
den S t a f e 1 22 und dann hinauf bis auf die Egge, 1 3 als der Zaun die<br />
Egge hinauf geht, bis auf den Grat; die andere Mark geht neben dem<br />
Viehtriebweg, 14 der nach G u s c h g 15 führt, und wenn der Bach in<br />
die Ebene kommt, so zieht er die Mark gleich in den grossen Bach. Von<br />
da abwärts ist es ihr gemeinsamer Besitz bis an das Tüefftobel, 1 6<br />
und es sollen die beiden Gemeinden das Gebiet gemeinschaftlich nutzen,<br />
ungefährlich, ohne alle Gefährdung. Den Gampsswald 1 0 und<br />
obgenanntes Staviniel 1 1 sollen die vorgenannten W a 11 i s e r<br />
und, wenn sie nicht mehr wären, ihre Erben auch inne haben innerhalb<br />
der Marken wie nachstehend bestimmt ist: sie mögen es besetzen<br />
und entsetzen, wie sie wollen in Holz und Wald, in Wunn und Weid,<br />
mit Acker, mit Wiesen, mit Wasen, mit Gezweig, mit Bächen, mit<br />
Fliessendem bis auf den Brunnen, der unter des S t o s s e n Stadel 17<br />
auf der Seite von Guschgen 1 3 liegt und dann hinauf bis auf den<br />
Grat und vom Brunnen hinab in den Bach, der S a m i n a 18<br />
geheissen<br />
ist. Von da an sollen beide, die Leute im Kirchspiel von Schaan<br />
und ihre Nachkommen und die W a 11 i s e r und ihre Erben den<br />
vorgeschrieben Wald, Gampsswald 1 0 , innehaben nach ihrem<br />
Bedürfnis gemeinsam und ungefährlich, ohne zu schwenden' und ohne<br />
zu reuten, ohne alle Gefährde, bis ans Guschger Tobel. 1 9 Die<br />
vorgenannten W a 11 i s e r und ihre Erben, wenn sie nicht mehr wären,<br />
können auch wohl und haben die Gewalt, ihre vorbeschriebenen<br />
Rechte an dem Erblehen und an den vorgenannten Gütern zu verkaufen<br />
und zu versetzen, wenn sie wollen, jedoch so, dass dem vorgenannten<br />
Kirchspiel zu S c h a a n und ihren Nachkommen in ihren Rechten<br />
nicht Abbruch getan wird und sie erhalten bleiben. Sollten die vorgenannten<br />
Leute in dem Kirchspiel zu Schaan in offensichtliche Not<br />
geraten, so dass sie vom Schaan ergebiet aus Not mit ihrem<br />
Vieh in das Gut Gampswald 1 0 ausweichen müssten, so sollen sie
- 62 —<br />
und ihre Nachkommen das.tun, bis die Not vorbei ist, ohne alle Gefährde<br />
20 . Sollten die vorgenannten W a 11 i s e r oder ihre Erben, wenn<br />
sie nicht mehr wären, wegen dieses Weichens, wenn es dazu käme,<br />
schadhaft werden, wie das auch geschehe, so soll das Kirchspiel zu<br />
Schaan öder ihre Nachkommen, wenn sie nicht mehr wären, zwei<br />
ehrbare Männer im selben Kirchspiel zu Schaan stellen und die<br />
vorgedachten Walliser oder ihre Erben, wenn sie nicht mehr<br />
wären, auch zwei Mann im Kirchspiel zu T r i e s e n , die dann den<br />
Schaden ansehen und beurteilen. Sollten sich dieselben Vier nicht<br />
über diesen Schaden einigen noch sich entscheiden können, so sollen<br />
es die Vier, die sie dann beiderseits stellen, vor den Amtmann, der<br />
dann zu Vaduz Amtmann ist, bringen. Und es sollen dann die Vier<br />
und der Fünfte über den Schaden entscheiden. Und wie es die entscheiden,<br />
so soll es bestehen bleiben. Und es soll ihnen auch der Schaden<br />
am vorgeschriebenen Zins abgehen. Auch sollen die vorgenannten<br />
Walliser oder ihre Erben, wenn sie nicht mehr wären, den Leuten im<br />
Kirchspiel zu Schaan und ihren Nachkommen, wenn sie nicht mehr<br />
wären, durch das Gut Gampswald 1 0 beim Bach einen Trojen 14<br />
machen, damit sie ihr Vieh auf- und abtreiben und mit ihm fahren<br />
können nach Bedarf, ungefährlich, ohne Gefährde. Wenn das die vorgedachten<br />
W a 11 i s e r oder ihre Erben nicht täten, so sollen die Leute<br />
in dem Kirchspiel zu Schaan bei ihren älteren Wegen bleiben und<br />
dann auch auf diesen verkehren und treiben, ungefährlich, ohne Gefährde.<br />
Auch sollen die Leute in dem vorgedachten Kirchspiel zu<br />
Schaan und ihre Nachkommmen, sie, ihre Dienstboten und ihre<br />
Knechte aus- und einfahren und treiben, unbeschadet der rechten<br />
Trojen der Walliser. Sollten aber die Walliser oder ihre Erben<br />
durch die Leute im Kirchspiel zu Schaan, ihre Nachkommen, ihre<br />
Dienstboten oder ihre Knechte kundbaren Schaden erleiden, so sollen<br />
sie diesen gutmachen, wie dann das Recht darüber entscheidet und<br />
wie es angemessen ist. Wenn der Knecht den Schaden nicht bessern<br />
möchte und ihn nicht zu bessern hätte, so sollen der Herr oder die<br />
Herrin, dessen Bote oder Knecht er dannzumal ist, den Schaden gutmachen,<br />
wie dann das Recht darüber entscheidet. Ich habe beide verglichen<br />
und beiden <strong>Teil</strong>en dargelegt ihre Rechte zu Steg, zu Weg, zu<br />
Holz, zu Wald, zu Weid, zu Wasser und zu Runsen, wie es hier nach<br />
der Gewohnheit gewesen ist, und wie sie es beiderseits bedürfen, ohne<br />
alle Gefährde. Wir, die vorgeschriebenen Leute alle gemeinsam in dem
- 63 -<br />
Kirchspiel zu Schaan, und wir, die vorgeschriebenen Walliser,<br />
bekennen und geloben für uns und unsere Nachkommen durch diesen<br />
Brief, diesen vorgenannten Ausspruch und die Stücke alle stets zu halten,<br />
wie der ehrbare Mann, der vorgenannte Ulrich, der Ammann<br />
von der Lachen, 1<br />
von uns zuvor in diesem Brief geschrieben<br />
und geurteilt hat. Er hat sich auf unsere beidseitige Bitte wegen<br />
unser beider Streit angenommen, mit der Bedingung dass, wenn jemand<br />
diese vorgeschriebenen Stücke in Zukunft bräche und darauf beharren<br />
würde, der den vorgenannten unseres seligen Herrn Grafen<br />
Hartmanns 2<br />
Kindern zu zehn Mark reinen Silbers Busse verfallen<br />
sein soll und dazu seine Rechte verlieren soll, wie das auch der vorgenannte<br />
Ammann Ulrich 1<br />
nach unserem beiderseitigen Willen<br />
geurteilt und geschrieben hat. Und weil weder das vorgenannte Kirchspiel<br />
noch die Walliser ein Insiegel haben, so binden wir uns freiwillig<br />
unter des vorgenannten Ulrichs des Ammanns 1<br />
Insiegel<br />
und geloben, alles stets zu halten, was in diesem Brief geschrieben<br />
steht, für uns und unsere Nachkommen, ohne alle Gefährde. Ich, vorgenannter<br />
Ulrich derAmmann, 1<br />
bekenne auch mit diesem Brief,<br />
dass ich diesen vorgeschriebenen Entscheid und alle Artikel aufgestellt<br />
und ausgeführt habe mit Rat, gutem Willen und Einwilligung meines<br />
edlen, gnädigen Herrn, Graf Rudolf von Werdenberg und<br />
Sargans 2 1 , der zur Zeit meines lieben Herrn Grafen Hartmanns 2<br />
Kindern rechter Vogt ist. Nachdem ich diese vorgeschriebenen Stücke<br />
alle so geschlichtet und mit beidseitigem Willen so beredet habe, hänge<br />
ich mein Insiegel öffentlich an diesen Brief zum Zeugnis der vorgeschriebenen<br />
Dinge. Wir, Graf Rudolf von Werdenberg, Herr<br />
zu S a r g a n s , 21 verkünden öffentlich mit diesem Brief anstatt der<br />
vorgenannten Kinder, deren Vogt wir zu diesen Zeiten sind, dass vorgenannter<br />
Spruch und Entscheid, wie es der ehrbare Mann, Ulrich<br />
der Ammann 1<br />
, zuvor in diesem Brief ausgesagt, gütlich beigelegt<br />
und entschieden hat, mit unserem und der vorgenannter Kinder gutem<br />
Willen geschehen und entschieden ist. Darum haben wir für uns, der<br />
Kinder und ihren Erben wegen Unser Insiegel öffentlich an diesen<br />
Brief gehängt, zu einer offenen Urkunde und steter Sicherheit vorgeschriebener<br />
Dinge. Dieser Brief ward gegeben, und es geschah dies<br />
alles zu Vaduz, da man zählt nach Gottes Geburt dreizehnhundert und<br />
danach im fünfundfünfzigsten Jahr, am nächsten Donnerstag vor<br />
Allerheiligen.
Abschrift: vom Jahre 1625 im Gemeindearchiv Triesenberg, Nr. 34 —<br />
Pergament 43,4 X 45,5 cm; in der linken Mitte und hinten ist die Urkunde<br />
stark fleckig. Keine Vorlinierung ersichtlich. Erste Zeile in Zierschrift, zweite<br />
Zeile durch doppelte Grösse gegenüber dem Urkundentext hervorgehoben.<br />
Oben 1 cm breiter Rand, unten 4,5 cm, links 2,6 cm, rechts kein Rand; keine<br />
Plica; kein Siegel. Dem Urkundentext beigefügt: «Ruviniert Jm 1625 Jahr/<br />
Valentin Frickh LandWschreiber». — Rückvermerke: Stark verwaschen und teilweise<br />
von Flecken überdeckt: «Spruchbrief / von Virich amman von der<br />
Lachen, Graf Hartmann von Werden - / berg sinen Kindern amptman zwischen<br />
dem Kilchspill Schann vnd / Wallissern, vmb die Alp Malbun gemain Wald (?)<br />
Gambswald vnd Stauiniel darinnen Sie .... der obrigkeit 10 Marek Silber /<br />
vnd bei Recht verfallen anno 1355». Spätere Notiz in schwarzer Tinte: «Gefunden<br />
unter dem / Schloss Felsen 1799 / Joseph Antony Ospelt» (vgl. JbL. 1953,<br />
46 (Malin); JbL. 1913, 34 (Menzinger)). Mit Blaustift aus neuerer Zeit: «anno<br />
1355»; neu mit Tinte «Nr. 34». Mit Bleistift: «23». — Zweite Abschrift:<br />
im Gemeindearchiv Vaduz. Vier Papierblätter 20 X 29 cm; Schrift aus dem<br />
18. Jahrhundert.<br />
Reges ten : KB. 259; JbL. 1902, 122 (Büchel); Kaiser 204 (mit zum <strong>Teil</strong><br />
anderen Namen).<br />
Literatur: KB. 208; Klenze v., 37, 47; JbL. 1928, 131 f. (Büchel);<br />
Fetz J. F., Gesch. der alten St. Florins-Kapelle, Buchs 1882, 117.<br />
a Erste Zeile in Zierschrift.<br />
b Kleiner als die erste Zeile, ebenfalls Zierschrift.<br />
c Dürfte kaum der ursprünglichen Schreibart entsprechen, eher «lüt».<br />
d ü statt akzentuiertes u.<br />
e v mit übergeschriebenem kleinem o.<br />
f Die Schreibweise dürfte nicht der ursprünglichen entsprechen.<br />
g Schadhafte Stelle, ergänzt nach der Vaduzer Abschrift.<br />
h Wohl «der» im Original.<br />
i Irrtümlicher Weise zweimal «und».<br />
k Sollte «vntz» heissen.<br />
I «swenden» heisst den Wald zu Wiesland oder Weide machen.<br />
m Peter Kaisers Regest in der «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein»,<br />
Chur 1847, 204 hat zum <strong>Teil</strong> andere Namen: Peter Rügler ist<br />
als «den ehrbaren Knechten Peter dem Tugler» wiedergegeben.<br />
n Bei Kaiser «Johann Bühler von Parmetsch».<br />
o Bei Kaiser «Johann von Gufflina».<br />
p Bei Kaiser «Johann von Gartnalp», ohne Erwähnung des «alten Haintzen<br />
söhn ... petter .. ».<br />
q Bei Kaiser anstatt «Niclaüss, Claussen söhn von Gurtenalpp» die unglaubwürdige<br />
Fassung: «Hansen Ospelt, Klausen Sohn, von Gartnalp».
— 65 —<br />
r Bei Kaiser «Melbun».<br />
s Bei Kaiser «Gamswald».<br />
/ Bei Kaiser «Stafinel».<br />
2 Ulrich, der Amman von der Lachen, war zu dieser Zeit eine der bedeutendsten<br />
Persönlichkeiten in unserer Gegend. KB. 207 f.; JbL. 1935,<br />
10 (Diebolder); JbL. 1937, 105 (Diebolder); Fetz J. F., Geschichte der<br />
alten St. Florins-Kapelle, Buchs 1882, 122; durch die Urkundenpublikationen<br />
Bilgeris kam die Persönlichkeit und Herkunft des Ammanns<br />
in ein helleres Licht. Vgl. LUB. 1/3, 50 f., 150 f., 158 Anmerk. 1,<br />
191, 205 f., 323.<br />
2 Graf Hartmann HL von Werdenberg-Sargans, der erste Graf zu Vaduz<br />
(1305 - 1354). LUB. Iii, 28, 186 ff., 197 ff., 204 f., 207 ff., 216, 226,<br />
229 f., 232 ff., 293, 496. LUB. 1/2, 127 f., 130, 142, 161, 174, 183 f.,<br />
194, 218, 265, 292; LUB. 113, 43, 45 ff., 50, 52, 129 ff., 136 f. 138 ff.,<br />
148 f., 275.<br />
3 Johannes von Prodimiz, im Zusammenhang mit Parmetz. Vgl. JbL.<br />
1911, 82 (Ospelt). Von pratum medium abzuleiten.<br />
4 Johannes von Guflen, Guflina am Triesnerberg (1408). Vgl. JbL. 1902,<br />
18 (Büchel); JbL. 1911, 49 (Ospelt); LUB. Iii, 458. Flur XI, XIII, XIV.<br />
5 Gurttenalp, Guten Alp (1371), Gurtenalp (1406), Curtinalp, Gatnalp<br />
(1414), Curtinall (1416), Gurtenalp (1419) heute Gnalp, Flur VII;<br />
KB. 261, 339; Kaiser, 306.<br />
6 Museschen (1416), Masescha (1465, 1628), Miseschen (1465), Misöschen<br />
(1465), Moseschen (1569). Klenze v., 10; JbL. 1901, 169 (Schädler);<br />
JbL. 1902, 56, 156 (Büchel); JbL. 1908, 111, 123 (Schädler); JbL.<br />
1911,73 (Ospelt); JbL. 1916, 107 f. (Schädler); JbL. 1921, 99 ff. (Feger);<br />
JbL. 1924, 93 (Nipp); Kdm. 146 ff.; Flur III, IV, V, X/7.<br />
7 Gappatzol, Gappazol, rätischer, respektive walserischer Name, kommt<br />
auch als Familienname vor, vgl. LUB. Iii, 261.<br />
8 Zu Claussen vgl. LUB. III, 260 f.<br />
9 Malbun, Melbun, Palbuner Troyen (1378), Melbunn (1569), Mellbon<br />
(1648). Vgl. JbL. 1911, 130 (Ospelt); JbL. 1902, 123, 127, 160, 199, 204,<br />
221 (Büchel); JbL. 1908, 116, 125, 139 (Schädler); JbL. 1910, 170 f.<br />
(Fischer); JbL. 1910, 180 (Hopfner); JbL. 1927, 124, 126, 127 (Büchel);<br />
JbL. 1928, 131, (Büchel); JbL. 1924, 92 (Nipp); Klenze v., 11, 37 U,<br />
43, 47 f., 87 f., 95, 113, 121; Abschrift im Vaduzer Alpgenossenschaftsarchiv:<br />
«Malbun» (18. Jahrh.).<br />
10 Gampswald, Gamswald, Gambswaldt (1569), Gämpswald (1643). Vgl.<br />
JbL. 1911, 123, 137 (Ospelt); JbL. 1928 131 (Büchel).<br />
11 Stauiniel, heute Bergle. Vgl. JbL. 1911, 137 (Ospelt); Klenze v.,<br />
10, 47. Staviniel leitet sich von stabile, stabulum (Stall) her. Vgl. JbL.<br />
1902, 123 Anmerk. (Büchel); JbL. 1928, 131 (Büchel).
- 66 -<br />
12 Schaan setzte sich aus zwei Alpgenossenschaften zusammen : die<br />
St. Laurenzen und die St. Peters-Genossenschaft, JbL. 1927, 25 (Büchel);<br />
Kdm. 79. In der St. Laurenzen-Genossenschaft waren die alemannischen<br />
Einwanderer zusammengeschlossen, in der St. Peter-Genossenschaft<br />
die eingesessenen Einwohner.<br />
13 Egge ein öfter vorkommender Name im Liecht. Alpengebiet; z. B. in<br />
der Urkunde von 1403 Dezember 5., Anmerk. 6; JbL. 1911, 122 f.<br />
(Ospelt); JbL. 1902, 165 f. (Büchel). Hier der Grat gegen den Hübet zu.<br />
14 Troygen, Troyen (1589), bedeutet Triebweg für Vieh. Vgl. JbL. 1911,<br />
139 (Ospelt); JbL. 1920, 83 (Ospelt).<br />
15 Guschgen, Guschg, Schguschg (1371), Gusch (1371), später Güsck.<br />
JbL. 1911, 126 (Ospelt); JbL. 1908, 109 (Schädler); Klenze v., 11,<br />
13, 37, 43, 45 f., 69, 78, 87 ff., 113; JbL. 1910, 171 (Fischer).<br />
16 Tüefftobel ist ein nördlicher Seitenbach in der Talenge zwischen Steg<br />
und Malbun.<br />
17 Stoss ist schon um 1371 ein Walliser Geschlecht. JbL. 1902, 19 f., 124,<br />
127 (Büchel); KB. 260, 262; Stoss, Stöss, Familienname auch in Feldkirch;<br />
«Claus dem Stoss» besass seit 1411 Zinse aus Gütern in Triesen,<br />
LUB. III, 467 ff.; JbL. 1928, 132 (Büchel).<br />
18 Samiun, Sammunen (1371), Samünn (1378, vgl. LUB. 1/3, 151 if.)<br />
Samina (1515), Samynenbach (1516). JbL. 1911, 134 (Ospelt); JbL.<br />
1908, 136 f. (Schädler); JbL. 1910, 178 (Hopfner); JbL. 1902, 123, 190<br />
(Büchel). Abschrift im Vaduzer Alpengenossenschafts-Archiv «Sanium».<br />
(18. Jahrh.).<br />
19 Guschgen-Tobel ist vermutlich das Gebiet südlich des unteren Valorschbaches.<br />
20 Es handelt sich hier um das Recht der Schneeflucht. Vgl. Klenze v., 94 ff.<br />
21 Rudolf IV. von Werdenberg-Sargans (1328-1361); LUB. 1/1,28,197 ff;,<br />
204 ff., 210, 215, 226, 229 f.; LUB. 1/2, 161, 194, 230, 266; JbL. 1908,<br />
101 ff. (Mayer); LUB. 113, 43, 53, 136 f., 138 ff., 148 f., 265 f.; 275 f.;<br />
JbL. 1941, 54 ff. (Ospelt); JbL. 1939, 35 ff. (Diebolder); Krüger, 291 ff.<br />
22 Stafel, heute «beim alten Stafel».<br />
10. 1355<br />
Johann von Bodman und dessen Ehefrau, eine Tochter Hartmanns<br />
des Meiers von Windegg, verkaufen Graf Friedrich V. von Toggenburg<br />
ihre Rechte und Nutzungen im Gebiet von Maienfeld, zwischen St. K.itharinen-Brunnen<br />
bei Balzers bis zur Landquart und im Prättigau.
— 67 —<br />
«Kaüffbrieff von J o h a n von Bodtman 1 Rittern für sich<br />
ündt / seine Ehewirtin, Herr Hartmanns des Mayers von<br />
Windeckh 2 / Tochter' 5 Graff Friederich von doggenb<br />
ü r c h , 4 umb Meyenfelt/ sambt aller obrigkeit von Balzers<br />
Brünnen 5 bis an die Languard ündt Brettigeü<br />
ümb 5600 fl anno 1355.— »<br />
Regest im «Repertorium der im hochfürstlichen Schloss/ Höchen Lichtensteinischen<br />
Archiv Befindtliche Docümenten, Acten, ündt schrifften», (erste<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts) 1. 22, 1. Unter: «Erkaüff- undt verkaüff der Herrschafften<br />
ündt der Güther, auch Huldigungs Acta».<br />
Zur Sache: Die Ritter Bodman haben Ihre Stammburg nördlich von<br />
Überlingen bei Owingen. Das Rittergeschlecht spielte besonders im Thurgau<br />
eine Rolle. Da Hans Bodman die Tochter des Meiers von Windegg geheiratet<br />
hatte, dürfte er durch sie zu Rechten und Besitztum in der Gegend von Maienfeld<br />
und im Prättigau gekommen sein: denn die Meier von Windegg waren<br />
nachweisbar in der Gegend von Sargans reich begütert: die von Windegg traten<br />
im 13. Jahrhundert als Reichsvögte von Chur auf (Mohr 1., S. 409 f.); Hartmann,<br />
Meier von Windegg, lässt in seinem Namen in Maienfeld 1349, Mai 1.<br />
siegeln (Mohr III., S. 53; Wegelin n. 192); und endlich gehörten denen von<br />
Windegg die Teste Nidberg, das Dorf Mets und St. Martin (Krüger, S. 362;<br />
Wegelin n., 236; Lichnowsky IV. n. 1027). Der Tendenz der Ritter von Bodman,<br />
ihren Besitz in unserer Gegend zu verkaufen, käme das Regest aus dem liechtensteinischen<br />
Schlossarchiv nach (vgl. Kaiser, 180). Ein Widerspruch im Regest<br />
lässt sich nicht nachweisen. — Zu einem Nachfahren der Ritter Bodman,<br />
Fürstabt Rupert v. Kempten (* 1644) vgl. JbL. 1957, 156 ff. (Seger); JbL. 1958,<br />
99 ff. (Seger); JbL. 1961, 5 ff. (Seger).<br />
1 Stammburg Höhen-Bodman b. Owingen, nördlich Überlingen.<br />
2 Windegg, Gem. WaldlHinwil, Kt. Zürich; Niederwindegg bei Ziegelbrücke,<br />
Kt. St. Gallen. Hartmann der Jüngere von Windegg (1321 -<br />
ca. 1360). Vgl. LUB. Iii, 215 f.; LUB. 1/2, 155 f.; Mohr IL, S. 368 f.;<br />
Wegelin n., 164; Tschudi 1, p. 369.<br />
3 Die Frau Johanns von Bodman war Anna, die. Tochter Hartmanns<br />
des jüngeren von Windegg und der Ursula von Ems. Vgl., Krüger,<br />
362 f.; Wegelin «., 236; Lichnowsky IV., n. 1027; LUB, 1/2, 156.<br />
4 Friedrich V. von Toggenburg (f 1364).<br />
5 Balzers Brunnen ist der Grenzpunkt St. Katharina-Brunnen. Vgl. JbL.<br />
1911, 61 (Ospelt); JbL. 1920, 72 (Ospelt); vgl. JbL. 1916,100 ff. (Schädler).<br />
St. Katharina-Brunnen ist also nicht der ursprüngliche Name.
11. 1359<br />
Die Grafen von Werdenberg-Sargans verkaufen die Burg Maienfeld<br />
und den Hof «Röschach» samt Zubehör dem Grafen Friedrich von<br />
Toggenburg.<br />
«vidimus über den Khaüfbrief, welcher massen die Grafen von /<br />
Wertenberg züe Sargans 1 , die bürge zü Mayenfeld und<br />
den/Hof Rösch ach 2<br />
cum pertinentiis, Graf Friderichen von<br />
toggenburg 3 verkauft haben anno 1359. darinen gemelt der /<br />
brünnen zü balzers 4<br />
für die land Mark».<br />
Regest im «Repertorium der im Hochfürstlichen Schloss / Höchen<br />
Lichtensteinischen Archiv Befindtlichen Docümenten, Acten, ündt schrifften»,<br />
(erste Hälfte des 18. Jahrhunderts) I. 21; unter der Überschrift: «Erkaüf ünd<br />
Verkauf der Herrschaften ünd/ dero Güther, auch Huldigüngs acta».<br />
Zur Sache: In der <strong>Teil</strong>ungsurkunde von 1342 Mai 3. zwischen Graf<br />
Hartmann III. (1313 - 1353) und Rudolf IV. (1328 - 1361) wird die Burg<br />
Maienfeld nicht eigens erwähnt, (vgl. LUB. III, 207 ff.; Krüger, n. 288; JbL.<br />
1908, 99 ff., Mayer ]. G.; Jahrb. f. Schweiz. Gesch. VIII., 1883, 128; JbL. 1941,<br />
53 ff., Ospelt). Die rechtsrheinischen Gebiete Vaduz, Blumenegg und alle<br />
Rechte und Güter «vntz an die Lanquat», gehörten Graf Hartmann III. von<br />
Sargans-Vaduz. In Maienfeld und im Gebiet um Maienfeld müsste Hartmann<br />
mütterliches Erbgut besessen haben (Krüger, 304; LUB. 1/3, 30 f.). Hartmann<br />
ist um 1354 gestorben; seine Kinder waren um 1355/1360 noch unmündig<br />
(Krüger, n. 351, 377, 1135; Kaiser, 173). So müsste diesen Verkauf Hartmanns<br />
Bruder, Rudolf IV. (1328 — 1361) von Werdenberg-Sargans, als Vogt der unmündigen<br />
Kinder Hartmanns oder in dessen Namen Ulrich von der Lachen,<br />
Ammann in Vaduz, durchgeführt haben. Der Verkauf vaduzisch-werdenbergischen<br />
und sargansischen Besitzes an Friedrich von Toggenburg liegt durchaus<br />
im Sinn der damaligen Entwicklung, hatte doch schon Hartmann III.<br />
(1313 — 1353) im Jahre 1348 März 17. an Graf Friedrich V. von Toggenburg<br />
Grafschaft und Rechte im Prättigau verkauft (Krüger, n. 326); vgl. zu Verkäufen<br />
Rudolf IV., Krüger, S. 309). Jedenfalls siegelte Kunigunde und Friedrich<br />
mit Donal, Kraft und Diethelm von Toggenburg 1360 September 5.<br />
«ze Mayenveld unser Vesti» (Mohr<br />
111., 140 f.).<br />
1 Als Grafen von Werdenberg kommen für diese Zeit und für dieses<br />
Gebiet nur die unmündigen Kinder Hartmanns III. (1313 — 1353) in<br />
Frage: Rudolf V. (f 1367), Heinrich II. (f 1397), Hartmann IV.<br />
(f 1416).<br />
2 Röschach weiter nicht bekannt, vielleicht Reischach, JbL. 1908, 24<br />
(Büchel); JbL. 1909, 33 (Büchel).
— 69 —<br />
3 Friedrich V. von Toggenburg (f 1364).<br />
4 St. Katharinen-Brunnen bei Balzers, JbL. 1911, 61 (Ospelt); JbL. 1916,<br />
100 ff. (Schädler); JbL. 1920, 72 (Ospelt); Kaiser 153. Vgl. die Urkunde<br />
von 1389 August 22. in diesem Band.<br />
12. Feldkirch, 1361 April 20.<br />
Eine Anzahl namentlich genannter Eigentümer, Frauen und Männer,<br />
verkaufen im Einverständnis mit Graf Rudolf IV. von Montfort-<br />
Feldkirch ihre Alp Guschg der «Gebursami und Genossami» in der<br />
Pfarrei Schaan, wozu ausdrücklich auch die in Vaduz ansässigen Leute<br />
gezählt werden, um 36 l /s Pfund Pfennig Konstanzer<br />
Münze.<br />
Wir nahgeschriben frowan vnd manne Cünraw von Frastis. r<br />
Cüntz Jützen 1 sune, Haintz Cünen Sun cl vnd ich J u t 7. i<br />
sin swoster / mit willen vnd Gunst mins Elichen Wirtes P ü r k i s<br />
Hübers 2 .. Jäkli Clausen sun ab Planken. 3 Oli Jäklis<br />
ruwrden 3 sun. Hans/Schafner b von Ranqwil. Hans<br />
Maiger e<br />
ab dem Wr vnd ich E 1 s i mit willen vnd Gunst mins<br />
Elichen Wirtes Clausen Sturnen f , Und ich k a t h e r i n mit<br />
willen vnd Gunst mins Elichen Wirtes V e 1 i s des Ammans sune von<br />
Honen. 1<br />
vnd och dar zü alle die gemain/ vnd tails hand an diser 1 '<br />
nahgeschriben 1 alp. es sigi k frow alder man si sigint benemt 1 aldei<br />
vnbenemt 1 wir ällü gemainlich vergehint m / olfenlich an disem brief<br />
allen den die" in sehent, alder horent lesen, das wir mit guter vorbetrahtung,<br />
vnd mit willen Gunst / vnd Hand, vnd öch verhengnüst des<br />
Edeln wolerbornen vnsers Gnädigen herren Graf Rudolfs von<br />
Montfort herren ze / V e 11 k i 1 c h 5 habint 0 ze köfent geben<br />
rehtP Redlich'i vnd ze rehtem? aigen dem kilchspel r<br />
der Geburtsami<br />
vnd Gnossami gemainlich/ze S c h a n Ällü du rehtP du wir habint 0<br />
an der Alp genant Schguschgg 8 0 . Dis obgenanten Alp mit Grund<br />
mit Grat mit wunn / mit waid mit Holtz mit Veld mit wasen, mit zwi,<br />
mit steg mit weg, mit Wasserflüssen mit aller zügehord, vnd mit allen /<br />
den rehtenP so wir dar an habint 0 , habint 0<br />
wir inen vnd iren nahkomen<br />
ze köfent 1 geben vmb" sibendhalb vnd c drissig phunt v / phenning w<br />
alles guter vnd genger Costentzer x<br />
müns der wir aller gar nah vnserm
— 70 —<br />
willen von inen gewert sigin, vnd (in) /vnser nutz komen sind. Vnd<br />
verzihin vns an den selben vnsern rehtenP der obgeschriben' Alp; aller<br />
RehtP, vnd vordrung (so) / (wir vntz) vf disen hutigen tag dar an gehept<br />
habint 0 . Wir vnd vnser v<br />
nahkomen 1 '' sollind och Vadutzer<br />
vnd S c h a n e r , die in / das kilchspel'' ze c ' S c h a n gehörent gut<br />
wern sin nah Reht p<br />
vmb unsern tail? der alp wa si sin iemer notdürftig<br />
werdent an Gaistlichem / oder an weltlichem' 1 ' geriht. Des vnd aller<br />
dirr e ' ding ze c ' vrkünd vnd bestätung . habint 0<br />
wir den obgenanten<br />
Vadutzern / vnd Schanern die in das Cilchspel r<br />
ze S c h a n<br />
gehörent vnd allen iren nahkomen 1 '' disen brief geben vnd habint 0<br />
gebetten den / obgenanten f ' vnsern Gnadigen herren Graf Rudolf<br />
von Montfort das er für vns ze vrkünd dirr ding«', vnd köfes sin<br />
Jnsigel/ henk 1 '' an disen brief. Jch Graf Rüdolf von Montfort<br />
herr ze Veltkilch künd vnd vergih 1 ' offenlich an disem brief das<br />
dirr/ köf vnd ding beschehen sind mit miner Hand vnd verhengnust<br />
des ze vrkünd vnd durch k ' iro bett han ich min Jnsigel / gehenkt,<br />
an disen brief. . Der ze Veltkilch geben ward do man zalt von<br />
Cristes gebürt drüzehenhundert iar vnd / ains 1 ' vnd sehtzig" 1 ' iar an<br />
dem Zinstag vor sant Georgen tag in dem"' Abrellen.<br />
Übersetzung<br />
Wir, die nachstehenden Frauen und Männer: Konrad von<br />
Frastanz, Kuntz Jutzens 1 Sohn, Heinz, Kunos<br />
Sohn und ich, J u t z i, seine Schwester, mit Willen und Gunst<br />
meines Mannes, Purkis Huber, 2 Jakob, Klausens Sohn<br />
von Planken 3 , Uli, Jakob Ruwrden Sohn, Hans Schafner<br />
von Rankweil, Hans Maiger ab dem Wuhr und<br />
ich, E 1 s i, mit Willen und Gunst meines Mannes, Klaus Sturn,<br />
und ich, Katharina, mit Willen und Gunst meines Mannes, Uli,<br />
des Ammanns Sohn von Houen 4<br />
und dazu alle, die gemeinsam<br />
teilhaben an der nachstehenden Alp, es seien Frauen oder Männer,<br />
genannt oder ungenannt, wir alle zusammen verkünden öffentlich mit<br />
diesem Brief allen denen, die ihn sehen oder lesen hören, dass wir mit<br />
guter Überlegung und mit Willen, Gunst und auch Erlaubnis des<br />
edeln, wohlgebornen unseres Gnädigen Herrn, Graf Rudolf von<br />
Montfort, Herr in Feldkirch 5 , recht und redlich und zu<br />
rechtem Eigen dem Kirchspiel, der Bauernsame und Genossenschaft
— 71 —<br />
gemeinsam in S ch a a n zu kaufen gegeben haben alle Rechte, die<br />
wir auf der Alp, genannt Guschg 6 , haben. Wir haben diese obgenannte<br />
Alp mit Grund, mit Grat, mit Wunn, mit Waid, mit Holz,<br />
mit Feld, mit Wasen, mit Zweig, mit Steg, mit Weg, mit Wasserflüssen,<br />
mit allem Zubehör und mit allen Rechten, die wir daran haben,<br />
ihnen und ihren Nachkommen um 36V2 Pfund Pfennig alles gutes<br />
und gewöhnliches Konstanzer Münz zu kaufen gegeben. Wir quittieren<br />
den Empfang des Betrages. Und wir verzichten auf alle unsere Rechte<br />
und Forderungen in der obgenannten Alp, die wir bis auf den heutigen<br />
Tag daran gehabt haben. Wir und unsere Nachkommen sollen auch<br />
den Vaduzern und Schaanern, die in das Kirchspiel von<br />
Schaan gehören, nach dem Recht gute Gewährsleute sein im Betreff<br />
der Alp, wann immer sie dessen vor geistlichen oder an weltlichen<br />
Gerichten bedürften. Dessen und aller dieser Dinge zu Urkund<br />
und Bestätigung haben wir den obgenannten Vaduzern und<br />
S c h a a n e r n , die in das Kirchspiel von Schaan gehören und<br />
allen ihren Nachkommen diesen Brief gegeben. Und wir haben den<br />
obgenannten unsren Gnädigen Herrn, Graf Rudolf von Montfort<br />
5 , gebeten, dass er für uns zu Urkund dieser Dinge und des<br />
Kaufs seinen Siegel an diesen Brief hänge. Ich, Graf Rudolf von<br />
Montfort 5 , Herr zu Feldkirch, verkünde öffentlich mit diesem<br />
Brief, dass dieser Kauf und diese Dinge mit meiner Hand und<br />
mit meinem Einverständnis geschehen sind. Dessen zu Urkund und<br />
ihrer Bitte wegen habe ich mein Siegel an diesen Brief gehängt. Der<br />
ward gegeben in Feldkirch, da man nach Christi Geburt 1361<br />
Jahre zählte, an dem Dienstag vor Sant Georgen-Tag, im April.<br />
Original: im Alpgenossenschafts-Archiv Guschg in Schaan. Pergament<br />
21,5 x 30 cm. Blasse, gotische Kursive. Vorlinierung nicht ersichtlich, gerade<br />
Zeilenfiihrung. Oben und seitlich je 2 cm breiter Rand, unten 4 cm breiter<br />
Rand, ohne Plica. In der Milte unten, an einem in die Urkunde eingeschlaujten<br />
Pergamentstreifen, rundes Wachssiegel mit 2,6 cm Durchmesser: «S ' RVD:<br />
COMITIS: D ' MONTE: FORTI». Im Siegelfeld aufrechter Spitzschild mit Montforter<br />
Fahne. Auf der Rückseite des Siegels zwei runde, tiefe Findrücke. -<br />
Rückvermerk in gotischer Schrift: «Der alp Guschgg» (stark verwaschen); darunter<br />
ebenfalls in gotischer Schrift: «Der kouff brieff der alp Guschg». Neu:<br />
«141», Stempel der Alpgenossenschaft. Taf. V.<br />
Abschriften: Zum <strong>Teil</strong> fehlerhafte Abschrift im Alpgenossenschaftsarchiv<br />
Schaan, Papier 32 x 22 cm aus dem Jahre 1823. «Vidumiert 1823 / durch<br />
mich Johannes Hilty / alt Schullehrer in Schaan / im Jahr actum ut supra». —
— 72 —<br />
Zweite Abschrift verfasst von Peter Kaiser 1861 Mai 16. Zwei Papierblätter<br />
27,2 x 22,2 cm. In der linken oberen Ecke Press-Stempel: «BATH», bekränzt<br />
mit Eichenlaub und einer Krone. Braune Tinte. Die Abschrift trägt am Schluss<br />
folgende Notizen: «Das Siegel wohl erhalten. / Es ist nicht deutlich zu lesen<br />
ob 1361 / oder 1365 oder vielleicht, was am richtigsten sein möchte, 1371. Ein<br />
kurzer Auszug unser Urkunde findet / sich in der Gesch. des Fürstenthums<br />
Liechtenstein / von P. Kaiser, S. 204, wo auch ein Druckfehler / zu verbessern/:<br />
sollte statt Gregoritag / Georgen tag heissen». Auf der letzten Seite der Abschrift<br />
heisst es: «Voranstehende Urkunde habe ich copiert von dem Original,/<br />
das sich damals, wenn ich nicht sehr irre, in Händen des Herrn / Johannes<br />
Schlegel in Schaan befand. Die Kopie ist / ganz treu. Das Original war<br />
wohl erhalten und das / Siegel des Grafen R. v. Montfort hing noch ganz unver- /<br />
sehrt daran. Solches bezeugt der Wahrheit / gemäss P. Kaiser Prof. / Chur<br />
16. Mai 1861». Neu mit Blaustift: «Kaiser Professor»; mit Bleistift neu: «Dr. von<br />
Klenze Seite 25 Schaan». Links unten gestempeltes Signet Tschugmells. — Die<br />
Abschrift wurde 1961, Oktober 3. von F. Tschugmell dem Archiv des Historischen<br />
Vereins übergeben.<br />
Regest : Kaiser, 204; KB. 259 f.; JbL. 1908, 109 (Schädler).<br />
Literatur: Klenze, 25.<br />
Zur Datierung: Klenze datiert die Urkunde auf 1373, ebenso<br />
Lehrer Hilty in seiner Abschrift von 1823. Kaiser lässt in seiner Notiz zur<br />
Abschrift offen, ob 1361, 1365 oder 1371 zu lesen ist. Bei eingehender Prüfung<br />
der Urkunde halte ich die Jahreszahl 1361 als. die richtige, (vgl. auch die Urkunde<br />
von 1361 April 9. LUB. 112, 161 ff.).<br />
1 Jutz, Jutzzi auch Eigenleute derer von Richenstein (1351); die Jutz<br />
in Frastanz und Sennwald ansässig. Vgl. LUB. 112, 148 f.<br />
2 Zu den Huber in Liechtenstein vgl. LUB. III, 337, 412; LUB. 1/2, 242 ff.;<br />
JbL. 1939, 90 (Ospelt) mit weiterer Literatur; JbL. 1949, 58 (Tschugmell).<br />
3 Ein «Claus ab Blankenn» um 1415 erwähnt, LUB. III, 490 ff.<br />
4 Ammann von Hofen, erwähnt im Urbar des Grafen Rudolf von Montfort-Feldkirch<br />
1363. LUB. 113, 299. (Freundlicher Hinweis Dr. Bilgeris).<br />
5 Rudolf IV. Graf von Montfort Feldkirch (1318 - 1375). Vgl. LUB. III,<br />
232 ff., 240 ff., 243 f., 249 ff.; LUB. 1/2, 161 ff., 183 f.; Genealogisches<br />
Handbuch z. Schweiz. Geschichte L, 146, 161 f.<br />
6 Vgl. JbL. 1911, 126 (Ospelt).<br />
a Dürfte als Familienname anzusehen sein. (Freundlicher Hinweis<br />
Dr. Bilgeris).<br />
b erster Buchstabe nicht ganz gesichert,<br />
c fehlt bei der Abschrift P. Kaisers,<br />
d Kaiser liest «sune».<br />
e II II «Anger».
— 73 —<br />
/ Kaiser liest «Stürmen».<br />
g « II «teil».<br />
Ii II » «dieser».<br />
i n « «nachgeschribenen, obgeschribenen».<br />
k II « «sig».<br />
I II II «benent, unbenent».<br />
m II i< «verjehent».<br />
n II II «diu».<br />
o II II «habent».<br />
p n « «recht, rechten, rechtem».<br />
q Kaiser bindet unbegründet mit «und».<br />
r Kaiser liest «Kilchspiel».<br />
s « II «Schguschg».<br />
t ii « «kofen».<br />
u II « «um».<br />
v « II «Schilling».<br />
w « « «Pfennig».<br />
x II « «Constanzer».<br />
y « II «f orderung».<br />
z
- 74 —<br />
Wir graue Friderich von Toggenburg 1 kündin vnd vergehin<br />
offenlich an disem / brief. Das wir durch bette a<br />
willen des<br />
Vesten ritters her b Johansen von Twingenstains 2 / den<br />
zehenden ze der Altenstädt 0<br />
bi Veltkilch der von vns lehen<br />
ist verlihen habint, vnd / verlihind mit disem brief Annen<br />
J o h a n s e n H a n e n 3<br />
Tohter. wilent Elichen Wirtinnen / V 1 i s<br />
1. itschers 4 säligen mit allen rehten als wir den selben zehenden<br />
verlihen mugint, vnd / sollind. Des' 1 ze-Vrkünd henkint 0 wir obgenanter<br />
Graf F r i d r i c h von Toggenburg vnser / Jnsigel an disen<br />
brief. Der geben ward ze Maigenueld, do man zalt von<br />
Christes gebürt / Drüzehenhundert iar vnd drü vnd sehtzig Jar an<br />
sant Marien Magdalenen abentJ<br />
Übersetzung<br />
Wir, Graf Friedrich von Toggenburg 1 , verkünden und<br />
bekennen öffentlich mit diesem Brief, dass wir auf Bitte und Willen<br />
hin des starken Ritters, Herr Johann von Zwingenstein'-',<br />
den Zehnten in Altenstadt bei Feldkirch, der von uns Lehen<br />
ist, Anna, Tochter des Johann Han 3 und dereinst Frau des<br />
verstorbenen Ulrich Litscher 4 , mit allen Rechten verleihen<br />
und verliehen haben, so wie wir diesen Zehnten zu verleihen vermögen.<br />
Zu Urkund dessen hängen wir, der obgenannte Graf Friederich<br />
von Toggenburg 1 , unser Jnsiegel an diesen Brief, der<br />
in Maienfeld gegeben wurde im Jahre dreizehnhundert und dreiundsechzig<br />
nach Christi Geburt, an Sankt Marien Magdalenen Abend.<br />
Original: Stiftsarchiv St. Gallen, (ehemals Alt St. Johann) R.R. 1A 2.<br />
Pergament 11,3 x 28,3 cm. Oberer Rand 2,5 cm, rechter Rand 2,8 cm., linker<br />
Rand 3 cm. Bescheidene Initiale, gerade Zeilenführung. — Links der Mille<br />
Siegel an Pergamentstreifen. Siegel am Rand stark beschädigt und Siegelbild<br />
stark abgegriffen. Inschrift: «(+ S' F)RID(ERICI QOMIT (IS DE TO)GGEN-<br />
BVR(C). Durchmesser 4,4 cm. — Rückvermerke: «von zechent» (15. Jahrh.) i<br />
«lehenbrieff umm den zechendt in der alten statt by feldtkylchen von graff<br />
Fryderich von Dockenburg glichen» (16. Jahrh.).<br />
Abschrift: Regierungsarchiv in Vaduz, Kuvert 1338 — 17. Jahrhundert,<br />
Abschriften und Urkunden betreffend Güter der Junker Vaistlin in<br />
Vaduz, fol. 17; Überschrift zur Urkunde lautet «Lehenbrief vmb den Zehenden<br />
in der Altenstatt /by Veldtkirch, den graf Friderich von Toggenburg gelihen. /
— 75 —<br />
Anno Christi 1363». Die Abschriften Hess sehr wahrscheinlich Landvogt Franz<br />
Xaver Menzinger (1740 — 1809), von 1788 bis 1808 Landvogt in Vaduz, durch<br />
Rentmeister Joseph Fritz (1785 — 1805 im Amt in Vaduz) herstellen. Landvogt<br />
Menzinger sammelte und registrierte die von den Franzosen über den Schlossfelsen<br />
in Vaduz hinuntergeworfenen Urkunden. Menzinger besass ein ausgeprägtes<br />
historisches Bewusstsein, vgl. JbL. 1913, 34 f. (M. Menzinger); JbL. 1947,<br />
52, (Tschugmell); JbL. 1953, 45 f. (Malin). Von diesen Abschriften ist der grössle<br />
<strong>Teil</strong> nach den Originalen oder anderen Abschriften schon publiziert. Es handelt<br />
sich dabei um Urkunden, die sich besonders mit dem Besitz der Familie Vaistli<br />
und des Hans lmhof befassen (LUB. 112, 133 ff., 136 ff., 151 ff., 161 ff., 175 ff..<br />
177 ff., 180 ff., 195 ff., 198 ff., 205 ff.). Sie waren Besitzer der Güter und Rechte,<br />
die später in das Eigentum des Klosters St. Johann im Thurtal übergingen. Zu<br />
diesem Urkundenkomplex gehört die obige Urkunde von 1363 Juli 21., sowie<br />
die Urkunde von 1376 April 25.<br />
Druck: Wartmann H., Urkunden d. Abtei St. Gallen IV., p. 47, n. 1609.<br />
Regest: JbL. 1918, 39 (Büchel).<br />
a «betten» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />
b «Herr» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />
c «Altenstatt» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />
d «dess» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />
e «henckint» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />
f «locus Sigüli pendentis» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />
1 Friedrich von Toggenburg (f 1368).<br />
2 Zwingenstein, festes Haus des grossen Hofes von Lustenau; die Feste<br />
befindet sich im Bez. Unterrheintal, Gem. Au.<br />
3 Han, Feldkircher Geschlecht, Johann Han vielleicht Bruder des Feldkircher<br />
Bürgers Walter Han, «des Capitels amptman» (LUB. 112, 193 ff.,<br />
205, 333). Walter Han hatte Margaretha Vaistli aus Vaduz zur Frau<br />
(JbL. 1918, 30, Büchel). Han ist als Geschlechtsname in Liechtenstein<br />
erst wieder im 18. Jahrhundert nachweisbar (JbL. 1957, 71 (Tschugmell).<br />
4 Litscher, verbreiteter Geschlechtsname in der liechtensteinischen Nachbarschaft:<br />
Ulrich Litscher, der Sohn des hier erwähnten Ulrich, war<br />
gräflicher Ammann in Feldkirch und starb 1373. Um 1307 tritt ein<br />
Ulrich Litscher als Zeuge auf (JbL. 1901, 210, Büchel; JbL. 1918, 39<br />
Anmerk. 4, 52 Anmerk. 1, Büchel; LUB. 1/1, 150 f.; LUB. 1/2, 113, 353).<br />
Die Litscher waren Nachfolger der Vaistli auf dem Vaistli-Hof (heutiges<br />
Rotes Haus) in Vaduz. Josef Litscher verkaufte alle Besitzungen<br />
und Rechte an das Kloster St. Johann im Thurtal (Regierungsarchiv,<br />
«Urkunden betreffend Güter der Junker Vaistli in Vaduz» fol. 69 ff.).
14. Feldkirch, 1371 Dezember 20.<br />
Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans zu Vaduz<br />
verkauft einigelt Waisern vom Friesenberg die Alpe, die<br />
man « G u s c h und G u s c h - Fiel» nennt, als Erblehen für 17 Schilling<br />
Pfennige Konstanzer Münze fährlichen Zinses, der an den herrschaftlichen<br />
Hof in Esche n abgeführt werden muss.<br />
Ich Graf Heinrich von Werden berg von Sargans 1 ,<br />
Graf Hartcmdus 2 , a seeligen Sohn, Kuntt b und vergich c offendlich<br />
an diessem' 1<br />
Brieff, allan den , die / ihn ansehen oder hören lessen,<br />
das ich mit Gueter Vorbetrachtung, darzu/ nach Guten" rath meiner<br />
Amplüt, verliehen 1 han und verlieh mit diesem Brieff d / ze einem<br />
rechten Erblichen nach Erblichensrecht dissen nachbenannten Walssern=<br />
/ des Ersten H a n s s von Gussbrunnen 3<br />
und Hanssen,<br />
Claussen h söhn, von Guten Alp 4 , Han-/ssen stoss<br />
und Jacken, seinem brüeder vnd Petter stös 5 vnd P e 11 e r<br />
sc h aller 1 ', Jaken' / Wibin stössen söhn vnd allen ihren<br />
Erban, ob sej nit werint: Ain Alp, die man/ Nembt G u s c h 7<br />
vnd<br />
Gusch-Fiel 8 , stossen oben an die Alp, die man Nembt Gamp 9 -/<br />
vnd Neba zu an das theil, das S c h a n n Khaufft hand, 10<br />
von denen<br />
von Frastanz vnd/herab an den Sammünen, 1 1 die Jetz Genampten<br />
Alpen mit Grund, mit Grat,/mit Steg, mit weeg, mit Holtz,<br />
mit Feld, mit Wunn, mit Waid, mit Wassen / mit Zweig, mit Wasser,<br />
mit Wasserflüssen, darzu mit allen rechten, nuzen, und /<br />
Gewohnheiten, mit aller der Zugehört, als auch ihre Vordem, die<br />
selben Alpen / Jnne gehabt und genossen hand, ohngeuert. k<br />
Han ich<br />
ihnen vnd ihren Erben / verliehen ze einem rechten Erb-Lehen nach<br />
Erblichens recht, also .mit solchen / Gedingen vnd Beschaidenheit, das<br />
si und al ihr Erben mir und meinen Er-/ben davon zu rechten Zeit<br />
Geben vnd Richten sond, Jährlich vnd alle Jahr / Auf Sant Martinstag<br />
sibenzechen schillig Pfenig Guter und gemeiner Con- / Stanzer Münz<br />
nach zinssen recht ohn alles Verziehung und ohn alle Gevert, / und<br />
wen vnd wellens Jahr 1 sei oder ihr Erben ob sei nüt werind, mir vnd /<br />
Meinen Erben den Zinss vnd ales Jährlich vnd alle Jahr nit richtent
— 77 —<br />
Auff Sant/ Martis tag als vorschriben 111<br />
stat, so ist mir vnd Meinen<br />
Erban," die obgenamp-/ren (Alp) 0 mit aller Zughördt, vnd mit dem<br />
Zinss" des selbigen Jahrs zinssfälilg wor-/den, vnd wider zu Aigen<br />
gefallen, ohn ale wider red vnd ohn alle c ' geuert. / Ess ist auch sonderlich<br />
beredt, das sei vnd Jhr Erben den zinss in den hoff gen //<br />
Eschen 1 '- richten sond, als vnsser herr sitt vnd gewohnlich gewessen<br />
r<br />
ist, on-/geuert, vnd sol mir das an meinem Zinss als vor ist<br />
beschaiden, enkain / Minderung Bringen ohne alle geuert; sei vnd ihr<br />
Erben hand auch Ge-/walt ihre recht an der genampten Alp füro ze<br />
versetzen, vnd zu ver Kauf / fen, Wan sie wend, ob sie zu noth bedärffen<br />
on geuert, vnd doch mit solcher / Beschaidenheit, das mir vnd<br />
meinen Erben Alwegen sei Recht Behalten si- / gend, on alle Geuert,<br />
als vorgeschriben s<br />
steth.<br />
Jch vnd al mein Erben sond auch ihro vnd Jhren Erben Gut vnd<br />
Getreuw / weren 1<br />
sein, nach dem rechten vnd" obgenampten Alpen,<br />
vnd auch um v<br />
/ Erblichen als vor ist Beschaiden, wann>' vnd wie sie<br />
das Jmmer bedarff o-/der nothdürftig werden an Geistlichen oder<br />
Weltlichen recht, das ich für / mich vnd Meine Erban w<br />
gelaubt han<br />
mit Gutten" träuen on alle Geuert. De-/ren vorgeschriben s<br />
ding vnd<br />
geding aller zu wahrer urkhundt vnd ganzer / stetter Sicherheit, Gib<br />
ich ihnen vnd Jhren Erben vnd nachkommen dissen / Brieff Besigleten<br />
mit meinem Aignen angehenkhten Jnsigel, diss Beschach/ und ist auch<br />
der Brieff zu Veld-Kirch Geben an Sant thomas Abent des heili-/<br />
gen Zwölff 2 Botten, vor Wienacht in dem Jahr, daman zällt von Christus<br />
Ge-/ burt Elreizechen hundert und sibenziger a ' Jar, darnach im<br />
ersten Jahr.<br />
Übersetzung<br />
Ich, Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans, 1<br />
der<br />
Sohn Graf Hartmanns 2<br />
selig, bekenne öffentlich mit diesem<br />
Brief allen denen, die ihn lesen oder lesen hören, dass ich nach<br />
guter Überlegung und dazu nach gutem Rat meiner Amtsleute<br />
eine Alp, die man Guschg 7 und Guschgfiel 8 nennt,<br />
den nachstehenden W a 1 s e r n kraft dieses Briefes zu einem rechten<br />
Erblehen nach Erblehensrecht übergebe. Die Belehnten sind :<br />
Hans von Gussbrunnen 3<br />
und Hans, des Klausen Sohn<br />
von Gurtenalp 4<br />
, Hans Stöss und Jakob, sein Bruder,
- 78 —<br />
und Peter Stöss 3 und Peter Schaller, 0 Jakob Stöss<br />
e n s Frauen Söhne und all ihre Erben, wenn die Genannten nicht<br />
mehr leben. Die Alp Guschg' und Guschgfiel 8<br />
stosst oben<br />
an die Alp G a m p 9<br />
und nebenzu an den <strong>Teil</strong>, den Schaan von<br />
denen von Frastanz gekauft hat, 10<br />
und herab an die Samina."<br />
Die eben genannte Alp habe ich ihnen und ihren Erben mit Grund,<br />
mit Grat, mit Steg, mit Weg, mit Holz, mit Feld, mit Wiesland, mit<br />
Weide, mit Rasen, mit Zweig, mit Wasser, mit Wasserflüssen, dazu<br />
mit allen Rechten, Nutzen und Gewohnheiten, mit allem Dazugehörendem,<br />
so wie ihre Vorfahren diese Alpe inne und genossen hatten,<br />
ohne Gefährdung verliehen als ein rechtes Erblehen nach Erblehensrecht.<br />
Jch habe die Alp übergeben mit der Bedingung und dem Bescheid,<br />
dass die Käufer und alle ihre Erben mir und meinen Erben<br />
dafür rechtzeitig, alljährlich auf St. Martins-Tag, 17 Schilling Pfennige<br />
guter und gemeiner Konstanzer Münze, gemäss dem Zinsrecht, ohne<br />
Verzug und ohne alle Gefährdung geben und entrichten sollen. Und<br />
wenn die Käufer, und wenn sie nicht mehr leben, ihre Erben an<br />
irgendeinem Jahr mir und meinen Erben den ganzen Zins jährlich<br />
nicht auf St. Martins-Tag, wie oben geschrieben steht, entrichten würden,<br />
so ist mir und meinen Erben die genannte Alp mit allem Zugehörendem<br />
und mit dem Zins desselbigen Jahres zinsfällig und wieder<br />
zu eigen geworden, ohne alle Widerred und ohne alle Gefährdung. Es<br />
ist auch eigens vereinbart worden, dass die Käufer und ihre Erben den<br />
Zins an den Hof in Eschen 1 2 entrichten sollen, wie es bisher Sitte<br />
und Gewohnheit gewesen ist, ohne Gefährdung; deswegen soll mir von<br />
meinem Zins, wie oben beschieden ist, nichts abgezogen werden,<br />
ohne alle Gefährdung. Die Käufer und ihre Erben haben auch die Vollmacht,<br />
ihre Rechte an der genannten Alp weiter zu versetzen und zu<br />
verkaufen, wann sie wollen und wenn sie das aus Not tun müssten,<br />
ohne Gefährdung, doch unter der Bedingung, dass mir und meinen<br />
Erben jederzeit das Recht gewahrt bleibt, ohne alle Gefährdung, wie<br />
oben geschrieben steht.<br />
Ich und alle meine Erben sind auch ihre und ihren Erben gute<br />
und getreue Gewährsleute bei Prozessen um die genannte Alp und<br />
um des vorgenannten Erblehens wegen, wann und wie das immer notwendig<br />
sein wird vor geistlichen oder weltlichen Gerichten. Das habe<br />
ich für mich und meine Erben in guten Treuen gelobt, ohne jede Gefährdung.<br />
Aller genannter Rechtsgeschäfte und feierlicher Abmachun-
— 79 —<br />
gen zu wahrer Urkund und ganzer und steter Sicherheit gebe ich den<br />
Käufern und ihren Erben und Nachkommen diesen mit meinem eigenen,<br />
angehängten Siegel besiegelten Brief. Dies geschah in Feldk<br />
i r c h, und auch der Brief wurde in Feldkirch gegeben, am<br />
Abend vor dem Fest des heiligen Apostels Thomas, vor Weihnachten<br />
in dem Jahr 1371 nach Christi Geburt.<br />
Abschrift: Gemeindearchiv Balzers, «Gemeinds-Marken-Buch». Urkunden-Abschriftenband<br />
von Johann Bapt. Vogt, Lehrer, aus dem Jahre 1841.<br />
46 X 30 cm, fol. 63. (Vgl. die Ausführungen zur Archivgeschichte in diesem<br />
Band). «Ein und zwanzigster Brief / Dieser Brief, der im uralten Archiv zu<br />
Schaan vorgefunden wurde, enthält ei - /nige Rechtsamen, welche sich auf die<br />
Alpen Guschg und Guschgfiel bezichen und / schreibt sich her vom Jahre /1371».<br />
Dann folgt die Abschrift des Briefes. — Eine zweite Abschrift befand sich im<br />
ehemaligen Schlossarchiv: «Copia Lehenbrieffs denn Walssern Güsch undt<br />
Güschgefiel / de anno 1371. Zünss 17 fl». Eintrag im «Repertorium der im<br />
Hochfürstlichen Schloss / Höchen Lichtensteinischen Archiv Befindtlichen<br />
Docümenten, Acten, ündt schrifften». II. 30.<br />
Druck: JbL. 1902, 125 ff. (Büchel).<br />
Rege sten : KB. 260; JbL. 1908, 109 (Schädler); Klenze v., 13 (zum <strong>Teil</strong><br />
irrige Interpretation und falsche Wiedergabe).<br />
Literatur : JbL.-1902, 125, 127, 160, 162 ff., 174, 185 ff. (Büchel);<br />
JbL. 1906, 65 (Urbar); JbL. 1909, 106 f. (Büchel); JbL. 1924, 77 ff. (Büchel);<br />
JbL. 1935, 13 (Diebolder).<br />
Zur Abschrift: Ursprünglich gehörten die Alpen Guschg und<br />
Guschgfiel zum Kirchspiel Frastanz in der Herrschaft Sonnenberg, die seit<br />
• 1342 Mai 3. zur Grafschaft Vaduz gehörte, wie das auch aus der Bestätigung<br />
der <strong>Teil</strong>ungsurkunde von 1355 Mai 21. erhellt (LUB. III, 207 ff.; LUB. 1/3,<br />
138 ff.). Von Frastanz aus bestand die Zufahrtsmöglichkeit zur Alp. So hatten<br />
die Frastanzer das Alpgebiet von Guschg und Guschgfiel zu Lehen und verkauften<br />
einen <strong>Teil</strong> ihrer Rechte an die Schaaner (vgl. die Urkunde von 1361 April<br />
20. in diesem Band). Den übrigen <strong>Teil</strong> vom alten Guschg erwarben 1371 Dezember<br />
20. einige Walser am Triesnerberg, wie die vorliegende Urkunde zeigt.<br />
Dabei handelt es sich um das heutige Güschgle (auch Walser-Guschg) und<br />
Guschgfiel und (sehr wahrscheinlich auch) um die Matta-Alp. Die Alpe Güschgle<br />
erstand zwischen 1507 und 1562 die Alpgenossenschaft Mals (JbL. 1902, 127<br />
(Büchel); JbL. 1924, 80 (Büchel). Guschgfiel aber erhielten wieder die Frastanzer.<br />
Danach besassen zu Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert<br />
die Schaaner Guschg (seit 1361), die Mälser Güschgle (vor 1562) und die<br />
Frastanzer Guschgfiel.
— 80 —<br />
Im Jahre 1651 Juni 15. lösten die Mäher den an die St. Florins-Kapelle<br />
in Vaduz jährlich zu leistenden Zins, (der nicht mehr in den herrschaftlichen<br />
Hof nach Eschen entrichtet werden musste, sondern an die gräfliche St. Florinspfründe<br />
abgegeben wurde), mit 17 Pfund ab, bemerkten aber nicht, dass dies<br />
Zins für Kapital war', das auch auf der Alp Guschgfiel gelastet hatte, (vgl.<br />
JbL. 1924, 80, Büchel).<br />
Zudem waren die Besitzverhältnisse auf der Frastanzer Alpe Guschgfiel<br />
durch <strong>Teil</strong>verkäufe von Alpgelände und Kuhrechten kompliziert. Malta, ein<br />
<strong>Teil</strong> von Guschgfiel, kam in den Besitz der Familie Matt in Frastanz, (daher<br />
der Name «Matta, Matta-Alp»). Die Familie Matt löste ihren Zins an die<br />
St. Florinskap eile in Vaduz 1610, Mai 13. ordnungsgemäss ab.<br />
Den Mähern wurde erst nach 42 Jahren bewusst (1693), dass sie mit<br />
eigenem Geld den Frastanzern ihre Alp Guschgfiel abgelöst hatten, ohne dafür<br />
je etwas erhalten zu haben. Die kaiserliche Administration machte die<br />
unglücklichen Mäher beim Überprüfen des gräflichen Vermögens derer von<br />
Hohenems auf das Missverhältnis aufmerksam. Nun begann der Streit; er<br />
dauerte Jahre. Mahnungen, unbesuchte Verhörtage seitens der Frastanzer,<br />
Klage vor dem Landgericht Rankweil und vergebliche Schlichtungsversuche<br />
lösten sich ab. Schliesslich verlor Frastanz den Prozess. Aber die Anstände<br />
dauerten bis 1704 (Juni 9.) an. An diesem Datum verkauften die Leute von<br />
Frastanz und andere Alpgenossen den Mähern 40 Kuhweiden «samt Sennentum,<br />
Hütten, Schirm und all ander Zugehördt» um 894 fl. Den übrigen <strong>Teil</strong><br />
von Guschgfiel verkauften die Frastanzer später den Balznern, denen später<br />
wahrscheinlich die Mäher Genossenschaft auch ihre 40 Kühr echte abgetreten hat.<br />
Damit ist auch aufgezeigt, weshalb man die Urkunden über den Kau)<br />
der Alpen Guschg und Guschgfiel im Gemeindearchiv Balzers archivierte. Das<br />
Original der Urkunde wurde zusammen mit anderen Urkunden beim Dorfbrand<br />
von Balzers (1795 Oktober 22.) ein Raub der .Flammen (JbL. 1924, 7,<br />
Büchel; JbL. 1918, 71.f., Büchel; JbL. 1935, 34 Anmerk. 38, Diebolder).<br />
a «Hartcmdus», Fehllesung des Copisten Johann Bapt. Vogt (1841);<br />
Büchel vermutet «Hartmudus».<br />
b Büchel liest «Kunt».<br />
c (i ff «wergich».<br />
d ti ff «diesen».<br />
e fr ff «Gutem».<br />
f ff «verliehen».<br />
g f ff «Waisern».<br />
h ff ff «Klausen».<br />
i f ff «Jacken».<br />
k u « «ohngevert».<br />
l f ff «Jahr».<br />
m ii II «vorgeschriben»<br />
n f II «Erben».
— 81 -<br />
0 ergänzt durch Büchel,<br />
p Büchel liest «Zins».<br />
q II « «ale».<br />
r « « «gewesen».<br />
5 II « «vorgeschrieben».<br />
t « « «wären».<br />
u II « «umb».<br />
v fehlt bei Büchel.<br />
w Büchel liest «Erben».<br />
x n II «Guten».<br />
y t II «wan».<br />
z « « «Zwölf».<br />
a' II « «sib enzigen».<br />
1 Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz (ca. 1355 — 1397);<br />
vgl. JbL. 1935, 3 ff. (Diebolder, mit weiterer Literatur); zu den<br />
Urkunden Heinrich V. vgl. LUB. III, 551; LUB. 1/2, 459 (Register).<br />
Vgl. Anmerkung 4 der Urkunde von 1389 August 22.<br />
2 Hartmann III. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz (1313 — 1353), Vater<br />
Heinrich V.; vgl. die Urkunden LUB. 1/1,551; LUB. 1/2,459 (Register).<br />
3 Hanss von Gussbrunnen, weiter nicht erwähnt; eventuell im Zusammenhang<br />
mit dem Flurnamen «Gusshalden» in Triesen, Flur. VII,<br />
vgl. JbL. 1911, 50 (Ospelt); JbL. 1902, 115 (Büchel).<br />
4 Guten Alp, identisch mit Gurtenalp, dem heutigen Gnalp auf Triesenberg,<br />
vgl. die Urkunde von 1355 Oktober 29. Anmerk. 5; Urkunde von<br />
1406 Anmerk. 11 in diesem Band; JbL. 1911, 47 (Ospelt); JbL. 1902,<br />
18,19, 22,115,162, 227 (Büchel). Die Form des Namens varierl: Gurttenalp<br />
(1355), Guten Alp (1371), Gurtenalp (1406), Gatnalp, Curtinalp<br />
(1414), Curtinall, Gurtinalp, Curtinalp (1416), Gurtenalp (1419). -<br />
«Hans» ist vielleicht identisch mit dem später erwähnten «Grossen<br />
Hans», vgl. LUB. 1/3, 191 f., sowie die Urkunden von 1414 Okt. 13.<br />
Anmerk. 2, 5; 1416 Okt. 10. Anmerk. 4.<br />
5 Stöss, Triesenberger-Geschlecht, vgl. LUB. III, 471; JbL. 1902, 115, 127<br />
(Büchel); JbL. 1939, 111 (Ospelt); vgl. Anmerk. 17 der Urkunde von<br />
1335 Oktober 19.<br />
6 Schaller, Wallisergeschlecht, JbL. 1902, 115, 125 (Büchel); JbL. 1939,<br />
107 (Ospelt). Das Geschlecht könnte im Zusammenhang stehen mit<br />
«Schall», einer Wallisersiedlung oberhalb Almen im Domleschg,<br />
Planta-Schorta, Rätisches Namenbuch, S. XL1II.<br />
7 Gusch, Guschg, vgl. die Anmerk. 6 in der Urkunde von 1361 April 20.;<br />
es handelt sich hier um das heutige Güschgle (Walserguschg); Vgl.<br />
Klenze v., 13; JbL. 1902, 127 (Büchel); . JbL. 1910, 171 (Fischer);<br />
JbL. 1911, 126 (Ospelt); JbL. 1924, 79 (Büchel). -<br />
8 Gusch — Fiel, Guschgfiel, Literatur wie Anmerk. 7.
— 82 -<br />
9 Gamp im benachbarten Vorarlberg.<br />
10 Vgl. die Urkunde von 1361 April 20. in diesem Band.<br />
11 Sammünen, Saminen (um 1353; Urk. in diesem Band); Samina<br />
(1515 /16, 1680; Samynenbach (1516) Samünenbach (1634); JbL.<br />
1911, 134 (Ospelt); JbL. 1902, 123, 190 (Büchel).<br />
12 Zu den verschiedenen Höfen in Eschen vgl. Schaffhauser E., Liechtensteins<br />
Eschnerberg, St. Gallen 1959, 31 ff., 37 ff., 129 f.; Besitzverhältnisse:<br />
Vgl. LUB. III, 257 f.; JbL. 1920, 16 ff. (Büchel). - Der Alpzins<br />
wurde später (nach 1395) zur Dotierung der St. Florinspfründe<br />
verwendet. Im Stiftungsbrief heisst es: «Jtem reditus decem librarum<br />
denariorum Constantiensis monetae de Nendlen, et de monte Triszen,<br />
ac de alpibus dandis denarijs conductus vulgariter, Gelaits Pfening .. .»,<br />
LUB. III, 362; JbL. 1924, 79 (Büchel).<br />
15. Feldkirch, 1376 April 26.<br />
Graf Rudolf von Montfort verkauft dem Kloster St. Johann im<br />
Toggenburg zivei Wiesen und die dazwischen liegende Au «enhalb<br />
dem rin» um 120<br />
Pfund.<br />
Wir Graf Rudolf von Montfort 1 herr ze veltkirch kündent<br />
vnd vergehent offenlich an disen brief allen den die in an sehent /<br />
oder hörent lesen dz wir mit guter vorbetrahtung näh raut a<br />
vnser fründ<br />
vnd erben ze den ziten" vnd tagen do wir es / mit dem rehten 0<br />
wol<br />
' getün d , mochtent habint geben ze kouffent reht° redlich vnd aigenlich<br />
ains stäten vnd ewigen / koufs den erwirdigen. gaistlichen herren. dem<br />
apt 2 vnd dem couent e gemainlich dez gotzhus zesant johans.<br />
sant / benedicten ordens vnd allen iren nähkomen, vnser aigen<br />
wisen gelegen enhalb 1 dem rin. Du wilont hansen ammans 3<br />
seligen / waz die vndem vnd die obern wisan vnd stosset dü vnder wis<br />
obnan an Clausen smitz wisen vnd an rotenbergss vnd /<br />
der stainhüwel 1 ' 4 wisen vnd dü ober wis stosset an b e r 1 i '<br />
spangolfs vnd an frikken k ellers 5 wisen vnd an den g i e s -<br />
s e n e zü der / selben wis gehört och dü ö w 7 dü zwischent der selben<br />
wisen vnd dem giessen" gelegen ist, diss obgenanten wisan mit<br />
gründ / mit grät mit steg mit weg mit holtz mit veld mit wunn mit waid<br />
mit allen rehten c<br />
nützen vnd gewonhaiten / vnd mit allen zü gehörd
— 83 -<br />
habint wir jnen vnd allen iren nähkomen k reht c redlich vnd aigenlich<br />
für vnbekumbert ledig/ aigen, ze kouffent geben ains stäten ewigen,<br />
koufs vmb hundert pfund vnd vmb zwaintzig pfunt phenning güter<br />
costentzer / - münss, der wir gentzlich von in gewert sint näh vnserm<br />
willen. Vnd sond och wir vnd all vnser erben, iro vnd aller ir / nahkomen<br />
k<br />
gut vnd getrüw wern sin nach reht vmb die obgenanten wisan<br />
vnd vmb disen kouf als vor beschaiden ist wä /vnd wie sü dez iemer<br />
bedurfent oder notdürftig werdent, ez sig an gaistlichem oder an weltlichem'<br />
geriht 1 " dz wir für vns / vnd für all vnser erben gelopt habint<br />
mit guten trüwen, an all gewerd, diss koufs vnd dirr" ding aller ze<br />
wären / vrkünd vnd gantzer 0<br />
stäter? sicherhait Geben wir den obgenanten<br />
herren vnd dem gotzhus ze sant johans vnd allen iren /<br />
nähkommen k , disen". brief besiegelt für vns vnd all vnser erben mit<br />
vnserm aigenn jnsigel vnd ist dirr" brief ze veltkirch / geben an<br />
dem nahsten samstag näh sant Gerigen 1<br />
tag jn, dem jär do man<br />
zalt von cristus gebürt drutzehnhundert / vnd sibentzig jär dar näh s<br />
in dem sehsten jär 1<br />
Übersetzung<br />
Wir, Graf Rudolf von Montfort, 1<br />
Herr zu Feldkirch,<br />
verkünden und bekennen öffentlich mit diesem Brief allen denen, die<br />
ihn ansehen oder lesen hören, dass wir mit reifer Überlegung, nach Rat<br />
unserer Freunde und Erben, in den Zeiten und Tagen da wir es rechtens<br />
wohl zu tun vermochten, den ehrwürdigen geistlichen. Herren, den<br />
Benediktinern, dem Abt 2<br />
und Konvent gemeinsam des Gotteshauses<br />
St. Johann und allen ihren Nachkommen unsere eigenen<br />
Wiesen, jenseits des Rheines gelegen, zu kaufen gegeben haben. Die<br />
unteren und oberen Wiesen gehörten dereinst Hans Ammann 3<br />
selig. Die untere Wiese stosst obenan an Clausen Schmitz's<br />
Wiesen und an die des Rotenberg und des Stainhuwel 4 ;<br />
die obere Wiese grenzt an Berli Spangolfs und an Frikken<br />
Kellers 5 Wiesen und an den Giessen 6 . Zu dieser Wiese gehört<br />
auch die Au 7<br />
, die zwischen diesen Wiesen und dem Giessen<br />
0<br />
gelegen ist. Die obgenannten Wiesen mit Grund, Grat, Steg,<br />
Weg, Holz, Feld, Wunn und Waid, mit allen Rechten, Nutzen und<br />
Gewohnheiten und allem Zugehörendem haben wir ihnen und allen<br />
ihren Nachkommen recht, redlich und eigens als unangefochtenes und<br />
freies Eigentum zu stetem und ewigen Kauf gegeben, im Betrag von
— 84 —<br />
120 Pfund Pfennige guter Konstanzer Münze, die wir gänzlich nach<br />
unserem Willen erhalten haben. Wir und all unsere Erben sind auch<br />
ihnen und allen ihren Nachkommen wegen der obgenannten Wiesen<br />
und wegen dieses oben beschriebenen Kaufes nach dem Recht gute<br />
und getreue Gewährsleute, wo und wie immer sie dessen bedürften<br />
und es notwendig hätten, es sei vor geistlichem oder weltlichem Gericht.<br />
Das geloben wir für uns und all unsere Erben in guter Treue und<br />
ohne alle Gefährde. Zu dieses Kaufes und aller Rechtsgeschäfte wahrer<br />
Urkund und guter, fester Sicherheit geben wir den obgenannten Herren<br />
und dem Gotteshaus in St. Johann, allen ihren Nachkommen für<br />
uns und all unsere Erben diesen mit unserem eigenen Siegel versehenen<br />
Brief. Der Brief ist in F e 1 d k i r c h am nächsten Samstag nach<br />
St. Georgen-Tag im Jahre 1376 nach Christi Geburt gegeben worden.<br />
Original: Stiftsarchiv St. Gallen, (ehemals Alt St. Johann) (R. R.<br />
I. A6.). Pergament 22,2 cm X 40 cm. Oben 3 cm breiter Rand, rechts 3,5 cm,<br />
links 3,5 cm. Bescheidene Initiale. Gerade Zeilenführung, — Links in der<br />
Mitte Siegel an Pergamentstreifen. Inschrift: + S' RUODOLFI COMIT DE<br />
MOTFORTI. Montforter Wappen. Siegel leicht beschädigt, besonders am Rand.<br />
Durchmesser 3,4 cm. —Rückvermerke: «koffbrieff von graf Rüdolff von Montfort<br />
/ um wysen enhalb dem rin gelegen» (15. Jahrh.). «4376» (16. Jahrh.).<br />
«kouffbrieff umb ein wisen enhalb den Rin gelegen» (17. Jahrh.).<br />
Abschrift: Regierungsarchiv Vaduz, 1338 — 17. Jahrh., Abschriften<br />
und Urkunden betreffend Güter der Junker Vaistlin in Vaduz, fol. 18, 19;<br />
Überschrift: «Kauffbrieff vmb ein Wisen enthalb dem Rhein». Modernisierte<br />
Abschrift. Vgl. die Bemerkungen zur Urkunde 1363 Juli 21. in diesem Band,<br />
Regest: JbL. 1918, 41 Nr. 9 (Büchel).<br />
Bedeutung: In der Urkunde kommen örtlichkeiten und Namen vor,<br />
die auf der heutigen diesseitigen Rheinebene fast gleichzeitig ebenfalls anzutreffen<br />
sind. Man darf sich den Flusslauf des Rheins zu dieser Zeit nicht allzu<br />
definitiv vorstellen. Vgl. LUB. Iii, 334; LUB. 112, 327; JbL. 1923, 121 (Büchel);<br />
JbL. 1939, 92 (Ospelt). JbL. 1911, 61 (Ospelt).<br />
Zum Datum: Wartmann nimmt St. Georgen-Tag als das gemeinte<br />
Datum an (bei unklarer Schreibweise im Original); wäre Gregor gemeint, so<br />
fiele das Datum auf den 15. März, vgl. Wartmann H., Urkunden der Abtei<br />
St. Gallen IV. Bd., p. 185.<br />
a In der Abschrift «rautt».<br />
b « « « «zitten».<br />
c « II II «rechten, recht».<br />
d « II II «getan».
— 85 -<br />
e In der Abschrift «convent».<br />
/ « i< II «enthalb».<br />
g « II II «Retenbergs», auch bei Büchel.<br />
h II « II «Sainhuwel», bei Büchel «Stainhuwel».<br />
i II II II «Veli».<br />
k II II II «nachkomen».<br />
/ II II II «weltlichen».<br />
m « II II «gericht».<br />
n II II « «dür».<br />
0 « II II «guoter».<br />
p II « « «stätter».<br />
q ti ti II «diesen».<br />
r Bei Wartmann «Gergen»; unklare Schreibweise.<br />
s In der Abschrift «darnach».<br />
/ Abschrift fügt bei: «Locus Sigilli pendentis».<br />
1 Rudolf V. von Montfort (erw. 1357 — 1390). Er hatte die niederen<br />
Weihen empfangen und war Dompropst in Chur, trat aber in den<br />
Laienstand zurück und vermählte sich mit Agnes von Matsch. Burg<br />
und Stadt Feldkirch verkaufte er als letzter seines Stammes an Herzog<br />
Leopold von Österreich. Im Gebiet des heuligen Fürstentums Liechtenstein<br />
verkaufte und verschenkte er seine Rechte und siegelte auch<br />
Urkunden. LUB. III, 257, 285 ff., 333, 352 ff.; LUB. 112, 174, 198 ff.,<br />
209 ff., 218, 287, 292; JbL. 1915, 104 ff. (Büchel); JbL. 1918, 30 (Büchel);<br />
JbL. 1936, 70 f. (Ritter); Genealog. Handbuch z. Schweiz. Gesch. 1.,<br />
167 Nr. 43.<br />
2 Abt von St. Johann war damals Heinrich Vorster (1369 — 1380). Vgl.<br />
Henggeier R., Monasticon — Benediclinum 4 (1955) 459 f.<br />
3 Johann Ammann war der reichste Feldkircher Bürger; dessen grosser<br />
Besitz wurde, nachdem Ammann 1355 in offenen Konflikt mit Graf<br />
Rudolf IV. von Montfort-Feldkirch geraten war, konfisziert. Aus dem<br />
Urbar von 1363 (LUB. 113, 290 ff.) ersieht man, wie reich begütert<br />
Hans Ammann im Gebiet des heutigen Fürstentums war. Bilgeri vermutet<br />
mit guten Gründen, dass die Familie Ammann vom Eschnerberg<br />
herstammt (LUB. 113, 280, 298 ff.; Vgl. LUB. III, 240 ff.; LUB. 1/2,<br />
161 ff.). Weitere Vertreter des Geschlechtes: LUB. 1/1, 413 ff., 475;<br />
LUB. 1/2, 151 ff. ,343 379, 384, 390; JbL. 1918, 29 f. (Büchel); JbL. 1926,<br />
20, 22 (Büchel); JbL. 1936, 86 (Ritter); JbL. 1957, 53 (Tschugmell).<br />
4 Kein weiterer Beleg für diesen Namen auf dem Gebiet des Fürstentums.<br />
5 Zu Keller vgl. LUB. 1/1, 313, 334; LUB. 1/2, 327; JbL. 1911, 61. (Ospelt).<br />
6 Vgl. JbL. 1911, 46 (Ospelt).<br />
7 Im Urbar des Domkapitels (ca. 1375) heisst es: «ain mansmat lit in<br />
latzow, stosset an den giessen, andrenthalb an des kellers wise» (LUB.<br />
III, 334). Im Urbar des Grafen Rudolf IV. (1363): «In panx in Naczaw<br />
Xi mansmad wisen» (LUB. 1/3, 295).
— 86 -<br />
16. 1378 November 6.<br />
Beschreibung der Äcker in Triesen, von denen jährlich 400 Eier<br />
an das Kloster Pfäfers geliefert werden müssen,.<br />
Jtem das sind die gütter als sy hienach geschriben / stond darab<br />
jerlichen vier hundert Eyer gond, an den / tisch der herren zü p f e f -<br />
fers, vnd sind alle gelegen jn / trissner kilchspel.<br />
Item des ersten 1 jüchart 1 acker gelegen ze q u a d e r'-, stosst /<br />
zü einem furhopt an die altenLandstras 3 , vsswert vnd jnher- /<br />
wert gen t r i s s e n ze dem anderen fürhoüpt an J u tschetten/ 4<br />
kind gut vsswert an Richenbach 5<br />
, Abwert an vnser frowen/<br />
acker, ab disem jetz genanten acker, gond 200 eyer jerlich<br />
. Item die anderen 200 Eyer gond ab einer halben jüchart / acker<br />
gelegen ob dem alten weg, Stosst vffwert an h e i n t z e n ,'<br />
fricken 6<br />
egerten 7 , vsswert an Riglin von Roners 8 , Jnher<br />
wert / an heintzen petters 9<br />
gut. Vnd ab einem mitmal /'<br />
acker 1 " ze tantermals 1 1 stosst abwert an der h ü g e n 12 / gut,<br />
jn wert an das sulsers 1 3<br />
gut, vffwert an die strass / vsswert an<br />
R eg 1 i n 14<br />
Jtem ab einer E g e r 11 y n 15<br />
jn Curtin katzis 1 0 , stosst jn<br />
wert /anhansen von qüaders 1 7 kinden gut vffwert an per-/<br />
ganten 1 8 kind gut vnd abwert an den grossen bom-/garten 1 9<br />
Jtem dise gütter sind der k a s a 11 e r 2 0<br />
gewessen Anno / Domini<br />
m" iii lxx viii vff Sant lienharten tag wart / diss geschriben<br />
Übersetzung<br />
Item wie folgt, sind die Güter verzeichnet, ab denen jährlich vierhundert<br />
Eier an den Tisch der Herren von Pfäfers gehen; die Äcker<br />
sind in der Pfarrei Triesen gelegen.<br />
Item zum ersten: ein Jüchart 1 Acker, gelegen in der Quader 2 ,<br />
stosst einmal mit der Stirnseite an die alte Landstrasse 3 ,<br />
aussen und einwärts gegen Triesen, an der andern Stirnseite an<br />
Jutschettens 4<br />
Kind Gut, gegen aussenhin an das des Richenbach<br />
, 5<br />
abwärts an Unser-Frauen-Acker; ab diesem jetzt<br />
genannten Acker gehen jährlich 200 Eier.
— 87 —<br />
Ferner gehen die weiteren 200 Eier ab einem halben Jüchart Acker,<br />
ob dem alten Weg gelegen; aufwärts grenzt der Acker an die<br />
E g p r t c n 7 des Heinzen Frick 0 , auswärts an Riglin von<br />
R o n e r s 8 Gut, innenzu an Heinzen Petters 9 Gut. Und ab<br />
einem Mitmal Acker 10 , der in Tantermals 1 1 liegt und abwärts<br />
an das des Hugo 1 2 stosst, einwärts an jenes von Suis er 13 ,<br />
oben an die Strasse, aussenhin an das des R e g 1 i n s 14 .<br />
Ebenso ab einem Egertlein 1 5 in Curtin Katzis 1 6 ; dieses<br />
stosst innenzu an das Gut der Kinder des Hans von Quader 1 7 ,<br />
aufwärts an das Gut des Kindes von P e r g a n t 18<br />
und abwärts an<br />
den grossen Baumgarten 1 9 .<br />
Item diese Güter gehörten den K a s a 11 e r n 20 . Geschrieben im<br />
Jahre des Herrn 1378 an Sant Lienhartstag.<br />
Abschrift: Regierungsarchiv Vaduz, «Urkunden Eschen». Akten Nr.<br />
1 — 21, Papier 25,3 X 21,8 cm. Von gleicher Hand auf der Rückseite: «Cop>'<br />
der gütteren vmb die / iiii Eyer zü trissen». Schrift: späte gotische Kursive,<br />
nach 1500. Dieselbe Schrift in vielen Urkunden des Regierungsarchives nach<br />
1500, besonders in den Urkunden der Sammlung Schädler nachweisbar. Die<br />
Kopie wurde neben vielen andern Urkunden im Jahre 1842 von der Regierung<br />
des Kantons St. Gallen dem fürstlichen Oberamt in Vaduz mit der Beilage<br />
eines Verzeichnisses von Stiftsarchivar Carl Wegelin übergeben. Die Urkunden<br />
kamen, über Pfäfers nach St. Gallen und von hier 1842 nach Vaduz.<br />
Zur Datierung: Büchel zweifelt selbst an der von ihm vorgeschlagenen<br />
Lesart der Jahrzahl 1378 (JbL. 1902, 30); vielleicht las Büchel ein umgekehrtes<br />
C vor einer arabischen vier, so dass die Jahreszahl 1478 zustande<br />
kam. Doch abgesehen von der etwas ungewöhnlichen Schreibart, weisen die in<br />
der Urkunde genannten Namen in das Ende des 14. Jahrhunderts. Vergleiche<br />
die Anmerkungen 8, 9, 17. Ausser Hug lassen sich alle Namen ins 14. Jahrhundert<br />
verfolgen; eine Datierung auf 1478 kommt nicht in Präge.<br />
Zur Sache: Zu den Inhabern und Anstössern an diese Äcker aus dem<br />
Jahr 1635, vgl. JbL. 1902, 31; 1696, Mai 13. die Urkunde im Regierungsarchiv,<br />
«Urkunden Eschen» Nr. 22; Ablösungsurkunde vom 1785 April 25. im Regierungsarchiv<br />
Vaduz, «Urkunden Eschen» Nr. 22.<br />
Druck: JbL. 1902, 30 f. (Büchel).<br />
Regest : JbL. 1917, 29 (Schädler).<br />
I Ein Jüchart Acker soll soviel an Land sein, als ein Paar Ochsen in<br />
einem Tag pflügen können. Vgl. JbL. 1902, 20 Anmerk. 1 (Büchel).
— 88 —<br />
2 . Quader im Zusammenhang mit Quadra (Herrenacker), Flurnummer<br />
XII.; Bilgeri B., Der Getreidebau im Lande Vorarlberg, 240 f.;<br />
LUB. III, 166 ff., 217 ff.; vgl. JbL. 1902, 18 (Büchel); JbL. 1909, 104 f.<br />
(Büchel); JbL. 1911, 86 (Ospelt); KB. 258, 259; Familienname Quaderer<br />
von der örtlichkeil abgeleitet (vgl. Anmerk. 17).<br />
3 Im Verhältnis zur heuligen Landstrasse mehr dem Berghang zu gelegen.<br />
In der Urkunde von 1411 Juni 10 «an die alten lantsträss .. »<br />
LUB. III, 467 f.<br />
4 Jutschet, rätisches Geschlecht, heute ausgestorben. Nachgewiesen um<br />
1371. vgl. LUB. Iii, 261.<br />
5 Richenbacher sind seit dem 14. Jahrhunderl in Maienfeld nachweisbar,<br />
vgl. Hist. Biogr. Lex. d. Schweiz V., 618. Im Jahre 1380 Nov. 28.<br />
verkaufte Frick von Richenbach Güter in Flums. LUB. 1/2, 194, Anmerk.<br />
4; derselbe tritt als Bürge auf für Graf Johann von Werdenberg-<br />
Sargans, LUB. 1/2, 193 ff.<br />
6 Der Familienname Frick ist hier in unserer Gegend das erste Mal<br />
genannt. Im Jahre 1416 und 1429 ist Lutzi Frick Landammann. Vgl.<br />
JbL. 1930, 10, 12, 20, 22, 25, 29, 33 (Ospelt); JbL. 1931, 79 (Tschugmell);<br />
JbL. 1902, 22, 30, 114, 174, 183, 196, 201, 224, 240, 272 (Büchel);<br />
JbL. 1927, 39, 54, 55, 57, 120 (Büchel); JbL. 1926, 100, 119, 132 (Büchel);<br />
JbL 1910, 29, 30 (Schädler); JbL. 1939, 81 f. (Ospelt); JbL. 1957, 65<br />
(Tschugmell).<br />
7 Egerten, Egerdan um 1396, LUB. 1/2, 234. (Egerten, eggerlen im<br />
Eschner Jahrzeitbuch LUB. 1/2, 307 ff., 333. Zur späteren Form, JbL.<br />
1911, 32 (Ospelt).<br />
8 «von Roners» aus dem niederen Triesner Adel. «Rügli von Roners»<br />
um 1406, JbL. 1902, 151, 162 ff. (Büchel); JbL. 1939, 106 (Ospelt);<br />
JbL. 1941, 52 (Ospelt). Von Riglin ist vielleicht der spätere Familienname<br />
Rig, Reig, Ryg, Rieg, Regg abzuleiten. JbL. 1902, 21, 24, 199,<br />
201, 235 (Büchel); JbL. 1939, 104 (Ospelt); JbL. 1958, 172 f. (Tschugmell).<br />
Vgl. LUB. 1/3, 69.<br />
9 Heinz Petter, derselbe Name um 1406 und 1429; möglicherweise ein<br />
Sohn des hier genannten. JbL. 1902, 21, 30, 162 ff. (Büchel); JbL. 1939,<br />
102 (Ospelt); JbL. 1958, 171 (Tschugmell).<br />
10 «mitmal», Flächenmass, ca. 8,36 Ar., 100 Schritte Länge und 10 Breite.<br />
11 Tanlermal, vgl. JbL. 1911, 107 (Ospelt).<br />
12 Hug, nicht weiter verfolgbar. Vgl. JbL. 1902, 30 (Büchel); JbL. 1939,<br />
90 (Ospelt); JbL. 1958, 156 (Tschugmell).<br />
13 Sulser in Triesen schon um 1338 nachweisbar. LUB. 112, 134 f. Anmerk.<br />
8; erwähnt auch 1440, JbL. 1902, 30, 153 (Büchel); JbL. 1939, 111<br />
(Ospelt); Kaiser, 204.<br />
14 Vgl. Anmerk. 8.
- 89 -<br />
15 Egertlein, Flurname auch in Eschen und Mauren, JbL. 1911, 32<br />
(Ospelt).<br />
16 In Curtin Katzis, Gazis am Weg zur Lawena. JbL. 1911, 29, 45<br />
(Ospelt).<br />
17 Quader, Quaderer (1338, 1375) vermutlich in Triesen, dann um 1400<br />
und 1440. LUB. Iii, 334; LUB. 1/2, 133 ff.; JbL. 1939, 103 (Ospelt);<br />
zu den späteren Vertretern des Geschlechtes JbL. 1926, 119 (Ospelt);<br />
JbL. 1927, 41 ff., 55 f. (Büchel); JbL. 1930, 24 (Ospelt); JbL. 1960, 10L<br />
(Tschugmell).<br />
18 Früheste Erwähnung des Geschlechtes in dieser Urkunde; spätere<br />
Erwähnung um 1429. Im Spätmittelalter bekanntes Geschlecht. JbL.<br />
1902, 21, 30 (Büchel); JbL. 1957, 85 (Tschugmell); JbL. 1926, 120<br />
(Ospelt); JbL. 1958, 171 (Tschugmell); KB. 364 f.<br />
19 Bomgarten, Bongert, Böngertle, Flurnummer VIII, XII, XVIII. JbL.<br />
1911, 24 (Ospelt).<br />
20 Kasaller, vom spätromanischen Casal. Die Kasaller sassen vermutlich<br />
in Triesen auf Kasals, dem heutigen Gasohl, Gasil, Casol. Flurnummer<br />
VIII. JbL. 1902, 10 (Büchel); JbL. 1958, 157 (Tschugmell); JbL. 1939,<br />
91 (Ospelt); Württemberg. <strong>Urkundenbuch</strong> IV. Bd., XL/V; KB. 258;<br />
LUB. 1/3, 296 Anmerk. 98.<br />
17. Feldkirch, 1378 Dezember 7.<br />
Graf Heinrich von Werdenberg-Sargaits zu Vaduz verkauft der Gemeinde<br />
Triesen die Alp Valüna, Drasgimiel und das Gut Schedlers<br />
Boden um 22 Pfund Pfennig Konstanzer Münz unter Vorbehalt der<br />
eigenen Alprechte und obrigkeitlichen Gefälle von dieser Alp.<br />
Wir Graf H a i n r i c h von Werdenberg a 1 Von S a n g a n s .<br />
Kundin, vnd verjehin Offenlich'' an disem brief' allen den die in sehend<br />
alder hörent lesen. Daz (l wir / mit güter e vorbetrahtüng 1 , nach<br />
rät vnd willen' 1 , vnser fründ vnd erben Vnd vnser 3<br />
amptlüten 1 , Habint<br />
ze köfents geben recht, redlich, aigenlich 3 , vnd Ewen- /dich, ains<br />
slehten stäten, Ewigen köfs, allen vnsern 3 lüten sesshaft in Vnserm 3<br />
Dorf" ze T r i s e n , gemainlich wie die genant sint Vnd dem dorf<br />
mitenander / Vnd allen iren , erben Vnd nahkommenn'' 0 , Vnser 3<br />
alpp k<br />
genant V a 11 ü 1, 2 gelegen hinder dem Trisnerberg züischent 1<br />
G a m p f a 1 3 Vnd G r a 1 i t s c h 4 , Vnd daz d Gut ge-/ nant D r ä s -
— 90 -<br />
g i m i e 1 . 5 Daz d an die selben alpp k V a 11 ü 1 2 stosset Vnd darzu" 1<br />
daz stukk" vnd Gut genant Schedlers boden a , G<br />
Vnd den Wald<br />
daran gelegen, her vs vntz 0 / an Palbüner Tröyen 7 Vnd dannenhin<br />
den Tröyen vffhin, vntz 0 vff den Gulmen 8 . Vnd den Gulm<br />
e n 8 , den Grat Jn hin vntz" gen G a m p f a 1 :! , Diss ob - / genannten<br />
0 alpp 1 ' V a 11 ü 1 2 . Vnd die Egenannten stükk 11 Gut, vnd guter 0<br />
ällü'i, mit Grund, mit Grat, mit wunn, mit waid, mit zwy, mit wasen /<br />
mit holtz, mit Veld, mit Steg, mit weg, mit wassenn, vnd wasser<br />
flüssen, mit allen obgeschriben rechten Vnd, mit allen Zügehorden,<br />
rechten / nützzen", vnd gewonhaiten 3 , So von alter 5 , von reht 1 , Vnd<br />
von gewonhait" wegen zü der obgenanten alpp k<br />
Vnd jn die obgenanten<br />
alpp. Vnd zü den / Egedahten 4<br />
stukken" vnd guten 0 , höret vnd gehören<br />
sol s . Vnd als es die obgedachten 1 Vnser 3 lüt vnd daz d dorf b gemainlich<br />
ze T r i s e n . vntz a vff disen / hütigen e tag als dirre brief 0 geben ist<br />
Jnne gehept, vnd genössen hand, alsus vnd mit aller zügehorde, So<br />
habin wir es für vns 3 vnd alle / vnser 1 erben, Vnd nahkömen', Jnen,<br />
allen gemainlich vnd allen iren erben vnd nahkömen, ains vngeuarlichen,<br />
redlichen, Ewigen köfss ze reh -/ tem 1<br />
aigen ze köfents geben<br />
Vmb zway vnd zwaintzig"' pfünt Pfennig, alles guter 0<br />
Costentzer"<br />
münss*. der wir gar nach vnserm willen erber-/clich vnd nützklich von<br />
Jnen gewert vnd bezalt s<br />
sint. Vnd habint vns entzigen Vnd entzihent'<br />
vns och mit Vrkünd diss offenn briefs für vns a /vnd alle vnser 3 erbenn<br />
vnd nahkömen' aller aigenschaft 3 , aller lehenschaft 1 , aller ansprach,<br />
vordrüng vnd rechtz So wir alder vnser erben, alder je - /mand>' anderer<br />
2 von Vnsern' 1 wegen . hinnen hin fürbas 3 ' jemer b ' mer 0 ' haben<br />
alder gewinnen' 1 ' möhtind' vber kurtz e ' alder vber lang", zü den obgenanten''<br />
/vnsern" lüten vnd dem dorf b7<br />
gemainlich ze Trisen vnd<br />
zü allen iren erben vnd nahkom' Von der obgenanten alpp k<br />
Vnd der<br />
stukk" vnd Güter e<br />
we- / gen mit allen rehten', vnd zügehörden. Es sy<br />
mit gaistlichen alder mit weltlichen gerihten 4 . alder ans' reht', süss<br />
alder so, Vsgenomen h ' vnd vsbe - / dingot h ' vnsrü 3 ' alppreht kt<br />
Vnd<br />
vnser 3 dienst'' die wir von v allppen hand. als vntz her k ' sitt. vnd gewonlich"<br />
gewesen ist. Die behalten wir vns 3 / vnd vnsern 3 erben vnd<br />
nahkömen'. an all Jerrung 1 ' vnd geuerde." 1 ' 9 Wir vnd vnser 3 erben.<br />
Sollint"', öch 0 ' der obgenanten vnser" lüt, Vnd des dorfes 0 ' / ze Trisen<br />
gemainlich vnd iro erben Vnd nahkömen', recht, vnd Güt wern<br />
sin, nach recht, Vmb disen Ewigen köft Der obgenanten alpp k<br />
/ Vnd<br />
der Stukk", güt, vnd guter, mit allen rechten vnd zügehörden. Wa es
- 91 -<br />
jneni' jemer b ' notdürftig eb wirt, an gaistlichen alder an weltlichen /<br />
gerihten', alder wa sü sin bedurffent, mit guten trüwen, an alle geuarde.<br />
Des vnd aller vorgeschriben dingen, vnd och 0 ' köffess ze / ainem<br />
wären Offenn Vrkünd Vnd gantzer a Ewiger stäter e sicherhait Vnd<br />
festunng 1 ", Gebin s ' wir obgenanter Gräf b Hainrich von Werden-/berg<br />
von S.angans 1 ' Dem obgenanten vnsern a lüten,<br />
vnd vnserm 3<br />
Dorf" gemainlich ze T r i s e n , vnd allen iren erben vnd<br />
nahkömen 1 disen / brief 3 , für vns 3 , für all vnser 3 erben Vnd nahkömen'<br />
mit vnserm aigenn Jnsigel behenktem 3 . Geben ze Veitk<br />
i r c h . Do man zalt s<br />
von / Cristes"' Gebürt Drüzehenhündert. vnd<br />
Sibentzi'g 3<br />
Jar, Darnach in dem ahtenden Jär. an dem nähsten Zinstag<br />
nach Sant / Nyclaus v ' Tag.<br />
Ubersetzung<br />
Wir, Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans 1 , verkünden<br />
öffentlich mit diesem Brief allen denen, die ihn sehen oder<br />
lesen hören, dass wir mit guter Überlegung und nach Rat und Willen<br />
unserer Freunde, Verwandten, Erben und Amtsleuten recht, redlich,<br />
zu eigen und ewig, schlechthin eines steten ewigen Kaufs allen unseren<br />
Leuten, sesshaft in unserem Dorf Triesen, allen zusammen, wie<br />
die genannt werden und allen ihren Erben und Nachkommen, dem<br />
ganzen Dorf unsere Alp, genannt V a 1 ü n a 2 , zu kaufen gegeben<br />
haben. Sie liegt hinter dem Triesnerberg zwischen Gapfahl 3<br />
und Gritsch 4 . Zugleich verkaufen wir das Gut, genannt D r a s -<br />
g i m i e,l 5 , das an die Alp V a 1 ü n a 2<br />
grenzt, wie auch das Grundstück<br />
und Gut, genannt Schedlers-Boden 0<br />
, zusammen mit<br />
dem angrenzenden Wald. Die Mark geht heraus bis an den Malbun<br />
e r Viehtriebweg 7 und dann den Triebweg hinauf bis zum Kulm 8 ,<br />
den Kulmen-Grat 8<br />
hin bis G a p f a h 1 3 . Diese obgenannte Alp<br />
Valüna 2<br />
, das Grundstück und alle Güter mit Grund, Grat, Wunn,<br />
Waid, Zweigen, Wasen, Holz, Feld, Steg, Weg, Wasser, Flüssen und mit<br />
allen oben geschriebenen Rechten und zugehörenden Rechten, Nutzen<br />
und Gewohnheiten, so wie sie von alters her, von Rechts wegen und<br />
durch Gewohnheitsrecht zur genannten Alp und in der genannten Alp<br />
und zu den genannten Grundstücken gehören, all das, wie es die obgedachten<br />
Leute und das ganze Dorf Triesen bisher, bis zur Ausstellung<br />
dieses Briefes, inne und genutzt haben, so und mit allem
- 92 -<br />
Zubehör haben wir in unserem und unserer Erben und Nachkommen<br />
Namen ihnen und ihren Erben und Nachkommen, allen zusammen,<br />
ungefährdet, redlich und für ewig als rechtes Eigentum zu kaufen<br />
gegeben um 22 Pfund Pfennig, alles gute Konstanzer Münze. Wir<br />
haben den Betrag unserem Wunsch gemäss zu unserem Nutzen und<br />
ehrenvoll erhalten und quittieren das. Auch verzichten wir vollends<br />
zu Gunsten von unseren Leuten und dem Dorf Triesen und all<br />
ihren Erben und Nachkommen mit Urkund dieses öffentlichen Briefes<br />
für uns und all unsere Erben und Nachkommen auf alle unsere Eigentums-<br />
und Lehensrechte, auf Ansprüche und Forderungen und Rechte,<br />
die wir oder unsere Erben oder jemand anders mit Berufung auf uns<br />
in Zukunft fürbas über kurz oder lang besitzen oder gewinnen wolle,<br />
was da die obige Alp, Grundstücke und Güter samt Rechten und Zubehör<br />
betrifft, es sei vor geistlichem oder weltlichem Gericht oder<br />
aussergerichtlich, sonst oder so. Davon ausgeschlossen und ausgeklammert<br />
seien unser Alprecht und unsere Dienstleistungen, die wir<br />
von Alpen haben. In diesem Belang bleibe es, wie es gewöhnlich war.<br />
Diese Rechte behalten wir uns und unseren Erben und Nachkommen<br />
vor, ohne alle Irrung und Gefährde. — Wir und unsere Erben wollen<br />
auch den obgenannten Leuten und dem ganzen Dorf Triesen und<br />
deren Erben und Nachkommen dieses ewigen Kaufes der obgenannten<br />
Alp, der Grundstücke und Güter samt Rechten und Zubehör rechte<br />
und gute Gewährsleute sein, wo immer das notwendig wird vor geistlichen<br />
oder weltlichen Gerichten, oder wo sie dessen bedürften mit<br />
guten Treuen und ohne Gefährde. Dessen und aller vorgeschriebener<br />
Dinge und auch des Kaufes zu einer wahren und öffentlichen Urkunde<br />
und ganzer, ewiger und steter Sicherheit und Festigung geben wir,<br />
obgenannter Graf HeinrichvonWerdenberg-Sargans',<br />
unsern obgenannten Leuten und zusammen dem Dorf Triesen und<br />
allen ihren Erben und Nachkommen diesen Brief, versehen mit unserem<br />
Siegel, in unserem Namen und dem all unserer Erben und<br />
Nachkommen. Gegeben in Feldkirch, da man nach Christi Geburt<br />
1378 Jahre zählte, an dem nächsten Dienstag nach St. Nikolaustag.<br />
Original: Gemeindearchiv Triesen, Nr. 103 — Pergament 26 X 40 cm;<br />
gotische Kursive in brauner Tinte; Vorlinierung am Rand zum <strong>Teil</strong> sichtbar,<br />
gerade Zeilenführung; Initiale. Oben 2 cm, unten 5 cm breiter Rand, seitlich<br />
je 3 cm; keine Plica. Links der Mitte Pergamentstreifen in die Urkunde eingeschlauft,<br />
an dem das verlorene Siegel hing. — Rückvermerke: Aus dem 17.
- 93 -<br />
Jahrhundert: «Dass ist der Kaufbrief von Alp / Vallüna No. 4». Darüber von<br />
ungelenker Hand vermutlich dasselbe geschrieben; nicht mehr lesbar. Darunter<br />
neu: «Valüna Kauf-Urkunde». Neu mit Blaustift: «Urkunde/ über den Kauf<br />
der Alpe Valüna/ Jahrg. 1378»; gedruckt: «103». Taf. VI.<br />
Abschriften : Gemeindearchiv Triesen, Nr. 104 — Papier 37,4 X<br />
22,6 cm, gefalteter Bogen. Die Abschrift hat folgenden Titel: «Abschrift / Eines<br />
Briefes, den Kauf der Alp Valüna / betreffend, vom Jahre 1378». Auf der<br />
Rückseite Beglaubigung: «Dem Original gleichlautend abgeschrieben; / Solches<br />
beurkundet Lichtenstein den 17ten May / 1800. — Hochfürstliche Lichtensteinische/<br />
Oberamts-Kanzley alda».<br />
Zweite Abschrift: im <strong>Urkundenbuch</strong> der Gemeinde Triesen, 34 X<br />
22 cm. Die meisten Abschriften wurden um 1800 angefertigt; sie sind amtlich<br />
beglaubigt und wurden von der alten Lokalforschung eifrig benutzt (vgl.<br />
Klenze v., 27). In der Einleitung zum Triesner Abschriftenband heisst es :<br />
«Abschriften / Von allen nach bedeutenden Original / aus der Hinderlad so<br />
im Jahr 1800 / abgeschrieben worden sind, nun nicht / über jedem Streit,<br />
oder sonst Lesung derselben / über die Lad zu gehen nothwendig sey / so<br />
werden die im Urbarium angezognen / (laut Jahrzahl) Briefe, hier als Abschrift<br />
/ laut fol. gefunden werden / - Verzeichnis / der in diesem Buche<br />
abgeschrieben Urkunden nach den 1. Jahrgängen / geordnet». Es folgen dann<br />
nach Jahrhunderten in Kolonnen geordnet die Jahreszahlen der Urkunden:<br />
13781 1439, 1440, 1494, 1497 usw.; neben der Jahreszahl ist die fol. Nummer<br />
angegeben. Die Abschrift zu unserer Urkunde befindet sich auf fol. 33 — 36.<br />
Die Einleitung zur Abschrift lautet: «Abschrift / Eines Briefes, den Kaüf der<br />
Alp / Valüna betreffend, vom Jahre / 1378». Am Schluss heisst es: «Dem<br />
Original gleichlaütend abgeschrieben; Solches beürkündet Lichtenstein den<br />
17 ten May / 1800 / Hochfürstl. Lichtensteinisch. / Oberamts-Kanzley allda».<br />
Eine dritte Abschrift der Urkunde befand sich um 1911 allem<br />
Anschein nach im Besitz von Frau Rheinberger zum Löwen in Vaduz. (Vgl.<br />
JbL. 1911, 139, Ospelt). Nachforschungen blieben erfolglos.<br />
Druck: JbL. 1902, 160 ff. (Büchel).<br />
Regest en : JbL. 1908, 109 n. 3; Kaiser, 205; Klenze v., 27; Krüger n. 440.<br />
Li t e r a tu r : JbL. 1935, 16 (Diebolder, falsche Kaufsumme!); KB. 226f.;<br />
Krüger, S. 314.<br />
a Büchel liest irrtümlich zwei «n» im Wort.<br />
b Büchel liest irrtümlich zwei «f» im Wort.<br />
c nicht «sechent», wie bei Büchel.<br />
d nicht «das», wie bei Büchel.<br />
e nur ein «t» im Wort, entgegen Büchel.
— 94 —<br />
/ «Ambtlüten» irrtümlich bei Büchel.<br />
g nicht «kouffent, kouffs, kouff, kouffes», wie bei Büchel.<br />
h Büchel liest «siechten».<br />
i «nahkömen» mit Kürzungsstrich über den zwei letzten Silben.<br />
k Büchel liest irrtümlich «allpp».<br />
/ «Zwüschend» bei Büchel.<br />
m nicht «dartzu», wie bei Büchel.<br />
n nicht «Stuckh, stuckhen, stuck», wie bei Büchel.<br />
o «unz» bei Büchel.<br />
p «obgenate, egenante» mit Kürzungsstrich über den zwei letzten Silben.<br />
q nicht «allii», wie bei Büchel.<br />
r «wassern» bei Büchel.<br />
s ein «1» im Wort, entgegen Büchel.<br />
t kein «ch» im Wort, wie bei Büchel.<br />
u «nutzen» bei Büchel.<br />
v könnte auch als «van» gelesen werden:<br />
w «Zwainzigk» bei Büchel.<br />
x «müntz» « «<br />
y «yemant» « «<br />
z «ander» « «<br />
a' «fürbass» « «<br />
b' «yemer» « «<br />
c' «mee» « «<br />
d' «gewynnen» « «<br />
e' ein «tz», entgegen Büchel. .<br />
/' «genanten» bei Büchel.<br />
g' «on» « II<br />
h' ein «s» im Wort, entgegen Büchel.<br />
V «dinst» bei Büchel,<br />
k' «unnzher» « «<br />
V «Jrrung» « «<br />
m «geverd» « «<br />
n «sollen» « «<br />
o' «ouch» II «<br />
p' «Dorffs» II «<br />
q' «Jhnen» « «<br />
r' «Vestung» « «<br />
s' «geben» « «<br />
l' «Sargans» « «<br />
u «Crists» H «<br />
v «Niclaus» II II
- 95 -<br />
1 Heinrich von Werdenberg-Sargans-Vaduz (ca. 1355 — 1397). Vgl.<br />
Urkunde 1371 Dezember 20., Anmerk. 1.<br />
2 Valüna, Alpe im Saminatal; noch heute im Besitz der Gemeinde<br />
Triesen. Vgl. Urkunde von 1403 Dezember 5., Anmerk. 5.<br />
3 Gapfahl, Balzneralpe im Saminatal, vgl. JbL. 1911, 123 (Ospelt).<br />
4 Gritsch, Schaaner Alpe am Fuss des Naafkopfes. Garetsch (1474, 1602,<br />
1608), Gretsch (1474), Garusch (1503, 1701), Gritsch (1569, 1597, 1643).<br />
JbL. 1911, 125 (Ospelt).<br />
5 Drasgimiel, Triesenberger-Alple. Vgl. die Urkunde von 1403 Dezember<br />
5. in diesem Band. Nach Ospelt (JbL. 1911, 122) umfasste Drasgmiel<br />
nur einen <strong>Teil</strong> des Älpele.<br />
6 Schedlers-Boden. Vgl. JbL. 1911, 134 f.; Urkunde von 1406 Juni 9.,<br />
Anmerk. 17. und 18.<br />
7 Palbuner Troyen ist der Triebweg ins Malbun. Der Weg ist schon in<br />
der Urkunde von 1355 Oktober 29. in diesem Band genannt.<br />
8 Gulmen, Kulm, Grenzgrat von Sükka gegen die Rheintalseite. JbL.<br />
1911, 129 (Ospelt).<br />
9 Wegen dieser obrigkeitlichen Rechte entstand 1493 ein Prozess zwischen<br />
dem Landesherr, Freiherr Ludwig von Brandis, und den Leuten<br />
von Triesen. Vgl. JbL. 1902, 171 ff. (Büchel).<br />
18. Feldkirch, 1387 Februar 1.<br />
Jakob Murer von Bendern und seine Söhne Jakob, Johann, Heinrich,<br />
Rudolf und die Tochter Elisabeth verzichten auf Ansprüche am<br />
Erbe ihres verstorbenen Onkels, Konrad Murer, «Conuentbrüder des<br />
. . . Couentz vnd Gotzhuses ze sant Lutzin».<br />
Allen den die disen gegenwürtigen brief ansehent lesent oder horent<br />
lesen künden wir Jacob der Murer 1 sesshäfft ze Benden, 3 2<br />
vnd Jacob Johans Hainrich vnd Rüdolff 3 die Murer<br />
/ sin sün vnd och Elizabeth sin tochter vnd veriehent des offenlich<br />
mit disem brief von aller der vorderung vnd ansprach wegen,<br />
So wir ällü gemainlich ald sunderlich / gehebt habint, ze den Erwirdigen<br />
herren 1 ' probst vlrichen 4<br />
probst des Gotzhuses ze sant<br />
L u t z i n vnd ze dem Conuent gemainlich des selben Gotzhuses von<br />
alles des gutes / vnd erbes wegen, So Brüder C ü n r a t der M u r e r 3
- 96 -<br />
sälig min des vorgenanten e Jacobs Murers 1 des alten Rechter<br />
Brüder wylent Couentbrüder d des vorgedächten Couentz d / vnd Gotzhuses<br />
ze sant Lutzin nach sinem tod vnd abgang hinder im gelassen<br />
hat, es sigint wingarten akker w^san holtz ald veld oder ander güt<br />
was dz syg ald / wie das alles gehaissen oder genant syg, das wir vns da<br />
ällü sechsü vnuerschaidenlich wol eruarn vnd vns och nach wyser<br />
lüt Rat vnd vnderwisung selber bekent / habint, Das wir ze dem vorgedächten<br />
güt erbe von Rechtes wegen enkain vorderung noch ansprach<br />
haben söllent noch mugent nv noch hienach in dekain wyse /<br />
und darvmb entzihent e<br />
vnd verzihent wir vns ällü Sechsü vnuerschaidenlich<br />
gen den vorgenanten herren dem probst vnd dem Couent- 1<br />
gemainlich vnd gen allen jren/ nachkomen für vns vnd alle vnser<br />
erben des vorgenanten gutes vnd erbes gar vnd gantzlich mit vrkünde<br />
dis offenn briefes, Also das wir noch enkain vnser erben ge- / mainlich<br />
noch sunderlich ze dem selben güt vnd erb nv hinnethin kain vorderung<br />
ansprach noch Rechtung niemer mer gewinnen noch gehaben sont<br />
weder mit ge- / rieht gaistlichem noch weltlichem noch äne f<br />
gericht<br />
noch mit enkainen? andern Sachen süss noch so an all gevärde, Vnd<br />
ze merer sicherhait so sagent wir denen vorgenanten h<br />
/ herren b , dem<br />
probst dem Couent d<br />
gemainlich vnd allen jren nachkomen vnd och<br />
dem vorgenanten Gotzhus, für vns vnd alle vnser erben , das vorgedächt<br />
güt vnd erbe / alles gar und gantzlich quitt ledig vnd los mit<br />
vrkünde dis offenn 1<br />
briefes vnd darvmb dz dis alles also vest vnd stät<br />
belib vnd behalten werd in der wyse als vor / ist beschäyden, So habent<br />
wir ällü Sechsü flissig vnd ernstlich gebetten den Edeln hochgebornen<br />
vnsern genadigen herren Graf Rüdolffen von Montfort 6<br />
hern ze veltkirch / Johansen St okiin 7 Stattamman vnd<br />
Hainrichen Stöklin 8<br />
sinen Brüder Burgern ze veltkirch<br />
dz sy jrü aignü jnsigel für vnss offenlich gehenkt hand an disen e<br />
brief<br />
wön och / sy dis vorgeschriben sach von bayder tail wegen vssgesprochen<br />
vnd vertädinget hand in der wyse als vor geschriben stät k , vnder<br />
dü selben Jnsigel wir vns ällü Sechsü / gemainlich vnd vnuerschaidenlich<br />
willeklich vnd vesteklich gebunden habent vnd bindent aller 1<br />
vorgeschribner"<br />
1<br />
ding vnd sach für vns vnd alle vnser erben mit disem brief/<br />
dü selben vnsrü aignü Jnsigel wir jetzgenanter Graf Rudolf f von<br />
Montfort 6 Johans Stökli" Stattamman vnd H a i n r i c h<br />
S t 6 k 1 i 8<br />
durch jro flissigen Bettwillen vnd ze ainer / gezügnüss aller<br />
vorgeschribner stukk vnd sach, wän wir das alles selber vertädinget
— 97 —<br />
vssgericht" vnd vssgesprochen hand in der wyse vnd mässe als vorgeschriben<br />
stät vnd / beschayden 0<br />
ist, vnd dz es och alles also vngevärlich<br />
vest vnd stät beliben sol nv vnd och hienach offenlich D<br />
gehenket<br />
hand an disen brief doch vns vnd vnsren erben / vnschädlich, Dis<br />
beschach vnd ward dirre brief ze veltkirch geben des Järes do<br />
man zalt von Cristes'i gebürte drüzehenhundert Järe darnach in dem<br />
Syben vnd / Achtzigosten järe, an vnser Lieben fröwen Äbent zer<br />
Liechtmiss r<br />
Übersetzung<br />
Allen denen, die den gegenwärtigen Brief ansehen, lesen oder lesen<br />
hören, künden wir, Jakob Murer 1 , sesshaft in Bendern 2 , und<br />
Jakob, Johannes, Heinrich und Rudolf Murer 1 1 , seine<br />
Söhne und auch Elisabeth, seine Tochter, und bekennen öffentlich<br />
mit diesem Brief, dass wir von allen Forderungen und Ansprüchen,<br />
die wir alle gemeinsam oder einzeln gegen den ehrwürdigen Herrn<br />
Propst Ulrich 4<br />
, Propst des Gotteshauses von St. Luzi, und den<br />
ganzen Konvent des Gotteshauses von St. Luzi wegen des<br />
Gutes und Erbes gehabt haben, das der verstorbene Bruder K o n r a d<br />
Murer 3 , des vorgenannten alten Jakob Murer 1<br />
rechter Bruder<br />
und weiland Konventbruder des oben genannten Konvents und Gotteshauses<br />
von St. Luzi, nach seinem Tod hinterlassen hat, absehen.<br />
Dies betrifft: Weingärten, Äcker, Wiesen, Holz oder Feld oder anderes<br />
Gut, was immer das sei, oder wie das alles heisst oder genannt wird.<br />
Wir haben alle sechs unterschiedlos wohl eingesehen und auch nach<br />
weiser Leute Rat und Unterweisung selber erkannt, dass wir gegen<br />
das vorgenannte Erbgut von Rechts wegen weder eine Forderung noch<br />
einen Anspruch haben, jetzt noch später, in keiner Weise. Und deshalb<br />
verzichten wir unterschiedlos alle sechs vollkommen zugunsten des<br />
vorgenannten Herrn Propstes und Konventes und zugunsten all ihrer<br />
Nachkommen für uns und all unsere Erben auf das obengenannte Gut<br />
und Erbe mit Urkund dieses öffentlichen Briefes, so dass weder wir<br />
noch einer unserer Erben, gemeinsam noch einzeln, im Hinblick auf<br />
das Erbgut jetzt und in Zukunft weder eine Forderung noch einen<br />
Anspruch und ein Recht nimmer mehr gewinnen noch haben können,<br />
weder durch geistliches noch durch weltliches Gericht, weder ohne<br />
Gericht noch mit anderen Mitteln, weder sonst noch so, ohne Gefährde.
— 98 -<br />
Und zur mehren Sicherheit erklären wir den vorgenannten Herren,<br />
dem Propst und dem ganzen Konvent und allen ihren Nachkommen<br />
und auch dem obgenannten Gotteshaus für uns und alle unsere Erben,<br />
das vorgedachte Erbgut insgesamt gar und gänzlich quitt, frei und los<br />
mit Urkund dieses öffentlichen Briefes. Damit dies fest und stet in<br />
der vorbeschriebenen Weise erhalten bleibe, so haben wir alle sechs<br />
fleissig und ernstlich den edlen, hochgebornen unseren gnädigen<br />
Herrn, Graf Rudolf von Montfort 6 , Herr zu Feldkirch,<br />
Johann Stöckii 7 , Stadtammann, und Heinrich Stöckli 8 ,<br />
dessen Bruder, Bürger in Feld kirch / gebeten, dass sie ihre Siegel<br />
für uns öffentlich an diesen Brief gehängt haben. Sie haben die oben<br />
geschriebene Rechtssache für beide <strong>Teil</strong>e gerichtlich entschieden. Unter<br />
diese Siegel haben wir uns alle sechs gemeinsam und unterschiedslos,<br />
freiwillig und fest im Betreff aller vorgeschriebener Dinge und<br />
Sachen an Hand dieses Briefes für uns und alle unsere Erben verbunden.<br />
Wir, Graf Rudolf von Montfort 6 , Johann Stökli 7 ,<br />
Stadtammann, und Heinrich Stöckli 8 haben unsere eigenen<br />
Siegel ihrer fleissigen Bitte wegen zum wahren Zeugnis aller vorgeschriebner<br />
Stücke und Rechtssachen, wie wir sie selber in der oben<br />
geschriebnen Weise gerichtet haben, öffentlich an diesen Brief gehenkt.<br />
Das alles bleibe fest und stet und ungefährdet, jetzt und hienach,<br />
jedoch uns und unseren Erben nicht zum Schaden. Dies geschah<br />
in Feldkirch im Jahr 1387 nach Christi Geburt, an unserer lieben<br />
Frauen Abend vor Lichtmess.<br />
Original: Pfarreiarchiv Bendern. Pergament 16 X 37,5 cm. Schöne<br />
Initiale; gerade Zeilenführung; Rand und erste Linie durch Knickung angegeben.<br />
Oben 2 cm breiter Rand, links und rechts 2,5 cm, unten 2,5 cm breite Plica<br />
mit den drei Siegeln an doppeltem Pergamentstreifen. Im ersten Viertel der<br />
Breitseite ist der Rand oben und unten (Plica) halbkreisförmig ca. 2 cm tief<br />
ausgebrannt. - 1. Siegel: «+ * S'. RUD . . . . COMIT'* DE M ' O ' TEFORTI».<br />
Im gemusterten Siegelfeld schräggestellter Spitzschild mit Montforterwappen,<br />
darüber Helm; rundes Wachssiegel mit 3,5 cm Durchmesser, am Rand leicht<br />
beschädigt. Rückseite: auf dem Grat vertikale Kerbe. Über dem Pergament-<br />
Streifen auf der Schlaufstelle der Plica steht : «Graf Rüdolff». — 2. Siegel :<br />
«+ S'. IOHIS.DCI. STOEKLI MISTRI». Auf rundem Wachssiegel von 2,6 .cm<br />
Durchmesser in leerem Siegelfeld senkrechter Spitzschild mit Steinbockhorn.<br />
Rückseite gewölbt mit grosser Kerbe. Auf der Plica über der Schiauf stelle des<br />
doppelten Pergamentes steht: «amman». innerhalb der Pergamentstreifen an<br />
denen das Siegel hängt: «... lesen künden wir Jacob . . . sesshaft ze Benden.<br />
vnd Jacob Johann... brief ansehent lesent...». Der Streifen stammt von
— 99 —<br />
einem verworfenen Entwurf der Urkunde. — 3. Siegel: « + S'I. HNRICI . DCI.<br />
STOECKLI». Auf rundem Wachsiegel von 2,8 cm Durchmesser senkrechter<br />
Spitzschild mit Steinbockhorn im gegitterten Siegelfeld. Rückseite: auf flachem<br />
Grat horizontale Kerbe. Auf der Plica steht auf der Schiauf stelle des Pergamentstreifens:<br />
«Stokli», der Pergamentstreifen selbst trägt vorn die Zahl «19»; auf<br />
den beiden einander zugekehrten Innenseiten des Pergamentstreifens Rest einer<br />
Initiale. In der äussersten, linken oberen Ecke der Urkunde «R.» — Dorsualnotizen:<br />
« .... brief / in bendren», die letzten zwei Worte sind zweimal geschrieben,<br />
einmal aber ausgewaschen. Daneben mit dunkler Tinte in mittelalterlicher<br />
Schrift: «... für her Cünrat murus erben», (erstes Wort ausgewaschen).<br />
Daneben: «ain .... (?) oder vergleich Brief wegen / etlieher güeter<br />
auff akern Schellenberg / gelegen So F. Conradus Maurar erblieh an / das<br />
Gothaus gebracht. / Vdalricj Praep: 1387». Die Schrift stammt vermutlich aus<br />
dem Ende des 17. Jahrhunderts. In der unteren Mitte aus späterer Zeit:<br />
«Cession / Aller rechten vnd Ansprach der güeter, welche brüeder /Conrad<br />
Murer Conventual S. Lucii dem Gottshauss erblich / zuegebracht. Von Jacob<br />
Murer zu benderen geschehen . Gegen dem Gotshauss S. Lucii. Sub Vdalrico<br />
Praeposito / Anno 1387». «L N. 4». Taf. VII.<br />
Druck : JbL. 1912, 90 f. (Büchel).<br />
Literatur : JbL. 1923, 28, 116, 121 (Büchel).<br />
a Büchel liest irrtümlich «Bendern».<br />
b Büchel liest irrtümlich «Herrn».<br />
c Büchel liest irrtümlich «vorgenannten».<br />
d deutlich «Couent, entgegen Büchel, der «Convent» liest.<br />
e entgegen Büchel ohne «ie».<br />
f nicht «andre», wie bei Büchel.<br />
g entgegen «enkainer» bei Büchel.<br />
h mit Kürzung über letzter Silbe, so dass nicht «vorgenannt» wie bei<br />
Büchel gelesen werden kann,<br />
i deutlich «offenn», statt «offnen» bei Büchel,<br />
k nicht «statt», wie bei Büchel.<br />
I nicht «allen», wie bei Büchel,<br />
m nicht «vorgeschribnen», wie bei Büchel,<br />
n nicht «uffgericht», wie bei Büchel.<br />
0 nicht «bescheiden», wie bei Büchel,<br />
p nur ein «n», entgegen Büchel.<br />
q nicht «Christus», wie bei Büchel,<br />
r nicht «Liechtmess», wie bei Büchel.<br />
1 Murer event. im Zusammenhang mit Mauren. Verbreiteter Name in<br />
Gamprin, Schaan, Vaduz und Unter-Malans. Der Name Jakob Murer<br />
ist im 14. Jahrh. in Bendern und Ruggell durch drei Generationen<br />
verfolgbar: der Vater des hier genannten Jakob Murer besass den<br />
gleichen Namen (LUB. III, 243 f.); ein Jakob Murer (aus Ruggell)<br />
wird 1398 Juli 3. in einer Churer Urkunde genannt, möglicherweise
— 100 —<br />
der oben nachstehende Sohn des hier genannten Vaters Jakob Murer.<br />
Literatur zu dieser Familie: LUB. III, 240 ff., 243 ff., 337: LUB. 1/2,<br />
218 f., 220, 254; JbL. 1949 65 (Tschugmell); JbL. 1939, 98 (Ospelt);<br />
Kaiser 206; JbL. 1923, 121, 124, 162 (Büchel).<br />
2 Benedurum (1045, 1126), Bendurum (1178), Benedur (1208), Benedure<br />
(1215), Bendur (1267), Bendor (1214, 1325, 1332), Bender (ca. 1371),<br />
Benden (1387), Bennders (1388), Bendura (1203, 1413), später meist<br />
Bendern, vgl. LUB. 1/1, 48, 53 f., 60, 69, 80 f., 115, 193, 256, 304, 479;<br />
. vgl. JbL. 1911, 20 (Ospelt).<br />
3 Rudolf Murer um 1422 wieder genannt, verehelicht mit Elisabeth<br />
Howin, vgl. JbL. 1923, 124 (Büchel).<br />
4 Ulrich Mayerhofen, Propst von St. Luzi (erw. 1388 — 1412) vgl. LUB.<br />
1/1, 304 ff., 308, 348, 453, 475.<br />
5 Konrad Murer, leiblicher Bruder Jakob Murers, tritt 1368 März 12.<br />
zwei mal als Käufer von Grundstücken auf, die er von Graf Rudolf TV.<br />
von Monfort-Feldkirch erwarb; 1368 erwarb er Zinsen aus Gütern in<br />
Ruggell; Konrad Murer war wohl Administrator des Besitzes von St. Luzi.<br />
6 Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch (erw. 1357 — 1390); Pfleger des<br />
Gotteshauses Chur. Vgl. LUB. Iii, 285, 286 ff., 333, 352 ff., LUB. 1/2,<br />
174 (mit weiterer Lit.) 198, 209, 218, 287; Geneal. Handbuch z. Schw.<br />
Gesch. I, 167; vgl. Urkunde von 1376 April 25.<br />
7 Johann Stoklin, Stadtammann von Feldkirch; 1405 am Stoss gefallen;<br />
LUB. III, 343, 372, 378, 385 ff., 452; LUB. 112, 198, ff., 204, 290; LUB. 113,<br />
190, 225 ff., 330, 333, 339. Ulmer, .132, 490; JbL. 1923, 121 (Büchel).<br />
8 Heinrich Stoklin, vgl. LUB. III, 290 ff., 313 ff., 329 ff., LUB. .1/3, 336 f.<br />
19. Balzers, 1389 August 22.<br />
Ein Schiedsgericht mit Graf Johann, von W erden b e r g zu<br />
S a r g a n s als Vorsitzenden und Heinrich Stöckli, Bürger von<br />
Feldkirch, Heinz Blatter, Landammann im W a l g a u ,<br />
Hartwig von Maienfeld und Hans Wert, der alte Richter<br />
von Ra g a z , als Schiedsrichter entscheidet einhellig in einem Markenstreit<br />
an der St. Luziensteig zwischen Graf Heinrich<br />
von Werdenberg-Vaduz und seinen Leuten in B a l z e r s als<br />
einer Partei und Graf D o n a t von Toggenburg und seinen Leuten<br />
in Maienfeld und F l ä s ch als Gegenpartei zugunsten der<br />
erstgenannten.
— 101 —<br />
Jch Graf Hanns von Wertenberg Herr zu/ S a r g a n s 1<br />
thun kundt, und vergich öffentlich an / diesem 3<br />
Brief, allen, den die<br />
ihn ansehend, oder / hörend von der Stöss, ünd Misshellüng wegen, so<br />
die / Lüt zu Balzers 2<br />
, und ihr Kirch-Genoss zü einem Theil / und<br />
die von b<br />
F 1 ä s c h zü dem andern Theil gehebt / hond von der Waid<br />
wegen an St. Luzis-Staig 3<br />
/ darum mich beid Theil, und sonderlich<br />
min Vetter / Graf Heinrich von Wertenberg, von<br />
Sargans 4 von / siner c Lüt wegen zu B a 1 z e r s 2 , und min Oheim<br />
Graf / Donat von Toggenburg 5 von siner c Lüt wegen zü /<br />
F 1 ä s c h flissklich erbetten hond, dass ich darum / gemein Mann<br />
worden bin, also, dass jedwederer / Theil zween ehrbar Mann zü<br />
Schiedlüten zü / mir setzen sond, ein Kündschaft von derselben / Waid,<br />
ünd Gemeind wegen zü verhörend, des hat/ min vetter Graf Heinrich<br />
4 , und sin Lüt zü Schid-/ Leuten' 1 zu mir gesetzt Heinrichen<br />
Stöcklinn 6 / ünd Hainzen Blatter" mins vettern Graf /<br />
Rudolphs von Montfort 8 Amann im W a 1 g ö so/ hat e Min<br />
Oheim Graf Donat von Toggenburg 5 ,/ und syn" Lüt zü Schied-<br />
Lüten f<br />
zü mir gesetzt^ / Hartwigen von Mayenfeldt, ünd<br />
Hannsen Wert / den alten Richter zu R a g a t z , also dass ich,<br />
ünd die / vier Schied-Lüt ein Geschworn Kündschaft // darob verhören<br />
sond, und wenn wir dieselben Kündschaft / verhört habind, wederi k<br />
Kundschaft üns denn die / bessere, ünd gerechter dünkt, darüm sollen<br />
/wir uns bekennen, ünd Ussprechen, ünd was wir / oder der mehr<br />
Theil ünter üns darob bekennet/ ünd üsssprechend, daby soll es denn<br />
dannahin /blieben an all Jrrüng, ünd Wiederred. Dess habind / ich<br />
ünd die vier Schied-Lüt beider Theil Geschworn / Kündschaft verhört,<br />
sonderlich so hat desswegen / mins vettern Graf Heinrichs 4 ,<br />
und siner Lüt / Kündschaft gesait, dero wohl ob Sechzechen / gewessen<br />
sind, die all, und jeglicher besonder / geschworen hand, gelehrt Eyd<br />
zü den Heiligen / mit üferhabnen Händen, dass sie kündtlich / ünd<br />
wahr wissind, den Stein, der da stoht / an St. Luzis-Staig 3 1<br />
in der Wiess genannt / Brataserna 9 , und in R h a i n 10 , dass<br />
derselb/ Stein ein recht Mark-Stein sig zwischend / denen von Balzers<br />
2 , und den von F 1 ä s c h , und von' Mayen- / feld, ünd gahn<br />
soll von dem selben Stein zu einer / Sitten Mutzenwert in die<br />
rothe Rüffy 1 1 , und zü der / andern Sitten 1 " glich aber von dem<br />
selben Stein hinüf" / uf' den Berg zü Oberst genannt S p i t z a -<br />
g ü d 12 ünd als derselb Berg", und die roth Rüffy 1 1 und / der
— 102 —<br />
Markstein in der Wiss gen einander zei- / gend, dasselb syg die rechte<br />
Markt 0 , ünd war, dass / die von B a 1 z e r s 2<br />
kein ihro vich überi die<br />
selben / Marken waiden thätind, oder dafür üf von / Waid, und von<br />
Gemeinschaft wegen ütz zthünd / oder zschaffet hättind, dass mügind r<br />
ihnen die von / Mayenfeld, ünd von F 1 ä s c h , wohl wehren,<br />
ünd sy/ darüm pfänden, wär och, dass die von Mayen feld//<br />
ünd von F 1 ä s c h ütz für die selben Marken herabwert / waidetint,<br />
oder dafür abher von Waid ünd och von / Gemeinschaft wegen ütz<br />
was zthündt, und schaffen / wöllind, dass mügend ihnen die von<br />
Balzers 2<br />
och wohl / wehren, ünd sy darüm pfändten s . Darwieder/<br />
da sait mins Oheims Graf Donats 5 , und sin Lüt / Kündschaft nützs<br />
in keine Wiss, dass den' von F 1 ä s c h / etsches nütz, oder güt wär.<br />
Und nachdem, als ich ünd die vorgenannten vier Schied - Lüt dero<br />
von/ Balzers 2 , ünd von Fläsch kündschaft verhört / habind,<br />
so han ich obgenannt Graf Hanns Herr zu Sargans 1<br />
Gemein-<br />
Mann in dieser Sach die vor- /genämpten vier Schied-Lüt gefragt üf<br />
ihro Eyd, / wederi 1<br />
kündschaft sy die besser ünd die gerechter / dünkt,<br />
die selben vier, ünd ihr jglicher" besonder / hond och ertheilt üf ihren<br />
Eyd, dass die ehege- / nannt mins vettern Graf Heinrichs 4 , und<br />
siner / Lüt dero von B a 1 z e r s 2<br />
Kündschaft fast, ünd viel / mit allen<br />
Sachen die besser, und gerechter Künd- / schaff süg, ünd sonderlich,<br />
dass die von Balzers 2<br />
/ billich, ünd von Recht bi' den vorgenannten<br />
Marken / bliben sond, ünd dass die von Fläsch kein ihro vich /<br />
dafür abher waiden sond, noch von Waid, noch von / Gemeindschaft<br />
wegen für dieselben Marken herab / wert nützs zschaffen, noch zthünd<br />
han sond. Dass / selb sond och die von B a 1 z e r s 2<br />
für die ehegenannten<br />
/ Marken hinüfwert kein ihro vich waiden, noch von / Waid,<br />
ünd von Gemeindtschaft wegen dafür / üfhin nützs zthünd, noch<br />
zschaffend han, ünd / wederi 1<br />
von dem vorigen Theil ober dieselben<br />
// Marken waidetind, oder vor Waid, ünd vor Gemein- /schaff wegen<br />
etsches einander thätind, dass soll / ünd mag das' dem andern Theil w<br />
wohl wehren, ünd / darum pfänden in aller Wiss, als och dass die /<br />
Geschworn Kündschaft gesait hat, als vor ist / bescheiden, ünd darüm,<br />
dass diser Spruch / ünd alle vorgeschriebne Stück gänzlich von / beiden<br />
Theilen, und von w<br />
allen ihren Nachkommen / gehalten werden.<br />
Und zü Urkündt ünd ganzer / Wahrheit, ünd Zeügniss, dass die vorgenanten<br />
/ vier Schied-Lüt gemeinlich, ünd einhelliglich / überein<br />
kommen sind, ünd diesen Spruch gesprochen / und sich dessen bekennt
— 103 —<br />
hand, als vorgeschrieben / stat. So han ich obgenannt Graf Hans 5<br />
von Wer - / tenberg>' Herr zü Sargans 1 min eigen Jnsigel 2 ,<br />
und / och vor die vorgenannte vier Schied-Lüt Heinrich<br />
S t ö c k 1 y / Bürger zü Feldkirch 0 und Hainz blatter<br />
Amann 8 ' im / W a 1 g ö ', ünd Hartwig von Mayenfeld, ünd<br />
och / H a n s x Wert der alt Richter zu R a g a t z öffentlich ünsere /<br />
eigen Jnsigel jeglicher Besonder gehenkt an / diesen Brief, wann wir<br />
all vier einhelliglich diesen / Ussprüch gethan habind in aller Wiss als<br />
vor üns / an diesem Brief geschrieben, ünd bescheiden ist. Dies beschach<br />
0 ' und ward dieser Brief geben an dem nächsten Sonntag v<br />
vor<br />
St. Bartholomeus 0 ' - Tag des Heiligen / zwölft' 1 ' Bothen in dem Jahre e \<br />
da man zählt von Christüs / Gebürt Dreyzechen f ' Hundert ünd/darnach<br />
in dem verfundnens' Jahr.<br />
Übersetzung<br />
Ich, Graf Johann von Werdenberg, Herr zu S a r -<br />
gans 1 , bezeuge öffentlich mit diesem Brief allen denen, die ihn<br />
ansehen oder lesen hören, dass ich in der Streitsache, welche die<br />
Leute von B a 1 z e r s 2<br />
und ihre Kirchgenossen als eine Partei und<br />
die von Fläsch als Gegenpartei wegen der Weid an der Luziensteig<br />
3 hatten, gemeinsamer Schiedsrichter geworden bin. Beide<br />
Parteien, besonders mein Vetter, Heinrich von Werdenberg-<br />
Sargans 4 , im Namen seiner Leute von Balzers 2 und mein<br />
Oheim, Graf Donat von Toggenburg 5 , im Namen seiner<br />
Leute in Fläsch haben mich inständig darum gebeten. Deshalb<br />
musste jede Partei zwei ehrbare Männer als Schiedsrichter zu mir<br />
setzen, um Zeugen über die Weide und das Gemeingut einzuvernehmen.<br />
So setzen mein Vetter, Graf Heinrich 4<br />
, und seine Leute<br />
Heinrich Stöckli 6<br />
und Heinz Blatter 7 , meines Vetters,<br />
Graf Rudolf von Montfort 8 , Ammann im W a 1 g a u, als<br />
Schiedsrichter mir bei; und mein Oheim, Graf Donat von Toggenburg<br />
5 , und seine Leute ordneten als Schiedsricher Hartwig<br />
von Maienfeld und Hans Wert, den alten Richter von R a -<br />
g a z , ab. Ich und die vier Schiedsleute sollten beeidete Zeugschaft<br />
über den Streit verhören, und wenn wir die Beweisaufnahme abgeschlossen<br />
hätten, sollen wir Bescheid wissen, welche Zeugenaussage<br />
die bessere und gerechtere sei, und danach sollen wir den Schieds-
— 104 —<br />
Spruch fällen. Und beim Spruch, den wir oder die Mehrzahl von uns<br />
darüber fällt, soll es dann ohne Irrung und Widerred bleiben.<br />
So haben ich und die vier Schiedsrichter von beiden Parteien beeidete<br />
Zeugen verhört. Besonders von den Zeugen meines Vetters, Graf<br />
Heinrich 4<br />
, und dessen Leuten haben wohl 16 an der Zahl bezeugt,<br />
nachdem jeder einzel einen vorgesprochenen Eid mit erhobenen Händen<br />
zu den Heiligen geschworen hatte, wahrhaft richtig zu wissen, dass<br />
der Stein, der an der Luziensteig 3 in der Wiese, genannt B r a -<br />
taserna 9 , und im Rain 1 0 steht, ein rechter Markstein zwischen<br />
denen von Ba 1 z e r s 2<br />
und denen von Fläsch und Maienfeld<br />
sei. Von diesem Stein aus verlaufe die Mark auf einer Seite in gewechselter<br />
Richtung in die Rote-Rüfe 1 1 und auf der andern Seite<br />
gleich, jedoch vom selben Stein hinauf auf den Berg, der zuoberst<br />
Spitzagud 1 2 genannt wird; und wenn dieser Berg und die Rote-<br />
Rüfe 1 1 und der Markstein in der Wiese gegeneinander zeigen: das<br />
ist die rechte Mark. Und es sei so gewesen, dass die von B a 1 z e r s<br />
ihr Vieh nicht über diese Marken hinauf weiden durften oder darüber<br />
hinauf der Weide oder der Gemeindegüter wegen etwas zu tun oder zu<br />
schaffen hätten; das mögen ihnen die von Maienfeld und<br />
Fläsch wohl verwehren und sie dafür pfänden. Geschähe es aber,<br />
dass die von Maienfeld und die von Fläsch über diese Marken<br />
hinaus herabwärts weideten oder darüber hinaus der Weide wegen<br />
oder des gemeinschaftlichen Grundbesitzes wegen etwas zu tun oder<br />
zu schaffen hätten, so mögen ihnen auch die von Balzers 2<br />
das<br />
verwehren und sie darob pfänden. Dagegen zeigte die Zeugeneinvernahme<br />
meines Oheims, Graf Donat 5 , und die seiner Leute gar<br />
nichts, das denen von Fläsch Nutzen oder Vorteil brächte. Und<br />
nachdem ich und die genannten Schiedsrichter die Zeugenaussagen<br />
der Leute von B a 1 z e r s 2<br />
und Fläsch verhört hatten, da fragte<br />
ich, obgenannter Graf J o h a n-n , Herr zu Werdenberg 1 , als<br />
gemeinsamer Schiedsrichter in dieser Sache die genannten Schiedsleute<br />
auf ihren Eid hin, welche von beiden Beweisangeboten sie für<br />
besser und gerechter hielten. Da erklärten die Vier, jeder einzel auf<br />
seinen geschworenen Eid hin, dass die Zeugenaussagen meines Vetters,<br />
Graf Heinrich 4 , und die seiner Leute von Balzers 2 in jeder<br />
Hinsicht bedeutend besser und gerechter seien, und dass die von Balzers<br />
2<br />
aus Billigkeit und zu Recht bei den vorgenannten Marken bleiben<br />
sollen. Die Leute von Fläsch sollen ihr Vieh nicht darüber hinab
— 105 —<br />
weiden und weder der Weide wegen noch des gemeinen Grundbesitzes<br />
wegen über diese Marken herab etwas zu tun oder zu schaffen haben.<br />
Dessgleichen dürfen auch die von Balzers 2<br />
über die genannten<br />
Marken hinaufwärts kein Vieh weiden noch auf ein Weiderecht hin,<br />
noch gemeinen Besitzes wegen darüber hinauf etwas tun oder schaffen.<br />
Und wenn eine von beiden vorigen Parteien darüber hinaus weiden<br />
würde oder der Weide wegen und aus Gründen gemeinen Besitzes<br />
etwas einander zufügen würde, so kann das der andere <strong>Teil</strong><br />
wohl verwehren und dafür pfänden, wie das auch die eben dargelegten<br />
beeideten Zeugenaussagen zeigten. Dafür, dass dieser Spruch und alle<br />
vorgenannten Stücke gänzlich von beiden <strong>Teil</strong>en und von allen ihren<br />
Nachkommen gehalten werden, und zu Urkund ganzer Wahrheit und<br />
zum Zeugnis, dass die genannten Schiedsleute gemeinsam und einhellig<br />
übereinkamen und urteilten und sich dazu bekennen, wie oben ge-<br />
I<br />
schrieben steht, habe ich, vorgenannter Graf Johann von Weidenberg,<br />
Herr zu Sargans 1 , mein eigenes Siegel an diesen<br />
Brief gehängt. Auch die erwähnten vier Schiedsleute: Heinrich<br />
Stöckli 6 , Bürger von Feldkirch, Heinrich Blatter',<br />
Ammann im Walgau, Hartwig von M a i e n f e 1 d und auch<br />
Hans Wert, der alte Richter von R a g a z , haben öffentlich, jeder<br />
einzel sein Siegel an diesen Brief gehängt. Wir bestätigen, dass wir<br />
alle vier einhellig diesen Spruch, wie er oben geschrieben steht, gefällt<br />
haben. Das geschah, und der Brief wurde ausgeferigt am nächsten<br />
Sonntag vor dem Fest des heiligen Bartholomäus, des heiligen Apostels,<br />
als man nach Christi Geburt dreizehnhundert neunundachtzig Jahre<br />
zählte.<br />
Abschriften: zwei Abschriften im Gemeindearchiv Balzers.<br />
Ältere Abschrift: im Urkundenband von 1780, fol. 3.4. «Repertorium<br />
/ über die Gemeindts Briefe Einer / Ehrsamen Gemeind Balzers und<br />
Klein / Melss in der oberen Herrschaft Vadüz dieses<br />
Reichs-Fürstenthums<br />
Liechtenstein». 39 X 26,5 cm. «Zweiter Brief / Von der Gemeind Balzers gegen<br />
die zü Mayenfeldt /ünd Fläsch die Marken ünter St. Lüzis Staig / betretend<br />
vom Jahre 1389».<br />
Der Verfasser des jüngeren Urkundenbandes, Lehrer Johann Bapt. Vogt,<br />
berichtet in seinem Vorwort, dass beim Dorfbrand von Balzers im Jahre 1795<br />
Oktober 22. die Originalurkunden ein Raub der Flammen wurden: «nur das<br />
erwähnte Repertorium wurde durch die Geistesgegenwart eines Mannes<br />
Flammen entrissen und war von dortan die einzige Waffe womit wir<br />
Angriffe unserer Nachbarn zu bekämpfen hatten».<br />
den<br />
die
— 106 —<br />
Jüngere Abschrift: im «Gemeinds-Marken-Buch» des Lehrers<br />
Johann Bapt. Vogt aus dem Jahre 1841. 46 X 30 cm. Gemeindearchiv Balzers.<br />
«Zweiter Brief / Von der Gemeind Balzers gegen die zu Mayenfeldt und Fläsch<br />
die Marken unter St. Luzis Staig betreffend von Jahr / 1389» fol. 4. 5. 6.<br />
Regest en : JbL. 1908, 109 f. (Schädler); Mohr IV., 175; Krüger, n. 502;<br />
Vanotti, S. 307; Klenze v., 14 f.<br />
Literatur: JbL. 1935, 18 f. (Diebolder); JbL. 1908, 107 (Schädler);<br />
JbL. 1928, 132 (Büchel); Krüger E., S. 314.<br />
a jüngere Abschrift «diesen» (von Lehrer Vogt).<br />
b n « «zu».<br />
c « « «seiner».<br />
d «
— 107 —<br />
g' jüngere Abschrift «neunten». Die ältere Abschrift interpretiert diese<br />
sonderbare Form in der Überschrift mit «9». Vermutlich handelt es<br />
sich bei «verfunden» um einen Lesefehler des Copisten.<br />
> Johann I. von Werdenberg-Sargans (1342 — 1399), Sohn Rudolf IV, von<br />
Sargans-Werdenberg, der 1361 in Flurs (Vettlin) von Räubern ermordet<br />
wurde. LUB. III, 295, 329 ff., 337 ff., 355 ff., 352 ff., 359 ff. 369 ff.;<br />
LUB. 1/2, 193 f., 229 f., 260 ff., 294; JbL. 1935, 10 ff., 15 f., 25 (Diebolder);<br />
KB. 208; Krüger, 310.<br />
2 Zu Balzers vgl. JbL. 1958, 32. Anmerk. 23 (Malin).<br />
3 St. Luzis-Steig vgl. JbL. 1911, 71 (Ospelt).<br />
4 Heinrich I. von Werdenberg-Vaduz (ca. 1355 — 1397, Jan. 12.) vgl.<br />
JbL. 1935, 3 ff. (Diebolder) mit weiterer Literatur; Ulmer, 170, 214,<br />
897, 899; LUB. III, 257, 267 ff., 309 ff., 326 ff. 329 ff., 337 ff., 352 ff.,<br />
359 ff., 372 ff., 385 ff., 395 f.; LUB. 1/2, 157 ff.. 173 f., 180 ff., 183 ff.<br />
199 ff., 209 ff., 231 ff., 239 f., 246 ff., 287.<br />
5 Donat von Toggenburg (1353 —1400), Graf im Prättigau und zu Davos,<br />
Sohn Friedrich V. von Toggenburg, vgl. Gen. Handbuch, 45, Taf. VIII.;<br />
LUB. 1/2, 220 ff., 229 f.<br />
6 Heinrich Stöckli, Bürger in Feldkirch. Zur Familie vgl. Ulmer, 729;<br />
LUB. III, 290 ff., 313 f., 329 ff.; vgl. die Urkunde 1387 Februar 1. in<br />
diesem Band, sowie 1398 August 14., Anmerk. 5.<br />
7 Heinz Blatter, Platter, vgl. LUB. III, 305 ff., 1388 Oktober 10;<br />
LUB. 1/3, 104 f.<br />
8 Rudolf V. von Montfort, der letzte von Feldkirch (1357 - 1390).<br />
9 Brataserna, vermutlich Pradwiesen, vgl. JbL. 1911, 84; JbL. 1920, 75<br />
(Ospelt).<br />
10 Rhain identisch mit dem heuligen Rain, Balzner-Besitz auf Graubündischem<br />
Gebiet, vgl. 1911, 87 (Ospelt). Derselbe Flurname in der<br />
Urkunde von 1416 April 20., vgl. LUB. 113, 381 f. Anmerk. 7. Gleicher<br />
Flurname in Ruggell LUB. 1/3, 295 Anmerk. 86; JbL. 1911, 57 (Ospelt).<br />
11 Rüfi, rothe, vgl. JbL. 1911, 92 (Ospelt).<br />
12 Um den Grenzpunkt Spitzagud entstand 115 Jahre später ein Streit.<br />
Man konnte sich um 1500 nicht einigen, welcher Gipfel am Fläscherberg<br />
so heissen solle. Die Balzner wollten Spitzagud im höheren<br />
Gipfel erkennen, was ihnen bessere Weiden eingebracht hätte, während<br />
die Leute von Fläsch Spitzagud in einer niederigen Erhebung<br />
sahen und dadurch die besseren Weiden für sich forderten. Im Jähre<br />
1503 Juni 3. kam der Streit vor ein Schiedsgericht, das in der Sache<br />
nicht entscheiden konnte (JbL. 1908, 114, n. 25, Schädler; Klenze v.,<br />
I. c, 15). Im Jahre 1505 Mai 15. entschied Freiherr Ulrich von Hohensax<br />
als Spruchrichter auf Grund eines alten Briefes, — und hier handelt<br />
es sich sehr wahrscheilich um die oben bearbeitete Urkunde von<br />
1389 August 22., — dass die höhere Spitze Spitzagud heisse, was ein
— 108 -<br />
Obsiegen der Bahner bedeutete (JbL. 1908, 114 n. 26, Schädler). Die<br />
Fläscher aber Hessen die Angelegenheit nicht auf sich beruhen und<br />
brachten den Streit vor ein neues Schiedsgericht, das im 'Wesentlichen<br />
die Vorentscheide schützte und die Bestimmungen über die Frühjahrsund<br />
Herbstweid umschrieb (JbL. 1908, 114 n. 29, Schädler). Im Jahre<br />
1594 Juni 10. wurde in derselben Sache nocheinmal vor einem Schiedsgericht<br />
verhandelt, das die alten Entscheide bestätigte, die Grenze<br />
jedoch als Weidgrenze und nicht als Landesgrenze definierte (JbL.<br />
1908, 119 n. 58, Schädler). Das war aber nur das vorläufige Ende des<br />
Streites. Die Gemeinde Balzers und die Kirchgenossen von Kleinmels<br />
traten 1812 Oktober 14. als Kläger gegen Maienfeld und Fläsch auf.<br />
Dabei wurde die Urkunde von 1389 sowie die späteren Entscheide<br />
als Beweismittel geführt und in ihrem Wesen im Entscheid übernommen;<br />
eine umstrittene Waldparzelle verteilte das Gericht zu gleichen<br />
<strong>Teil</strong>en an die Streitparteien in einem Kompromiss vom Jahre<br />
1813 Januar 8. (JbL. 1908, 165 n. 299; Klenze v., 22). Verträge von<br />
von 1816 Mai 26. (JbL. 1908, 166 n. 300, Schädler), von 1821 Mai 14.<br />
(JbL. 1908, 166 n. 304, Schädler) und von 1832 (JbL. 1908, 168 n. 316,<br />
Schädler) präzisierten die Abmachungen von 1813.<br />
Spitzagud fällt mit dem 678 m hohen Gipfel Tschingel, Drachenlöcher<br />
zusammen. Vgl. zur Grenzziehung auch die beiden Karlen<br />
aus dem 18. Jahrhundert, (JbL. 1956, 56, Frick).<br />
20. 1389<br />
Bischof Hartmann von Chur, Graf von Werdenberg-Vaduz 1 , verleiht<br />
angeblich der Kapelle St. Peter' 2 einen Ablass.<br />
Bemerkung: Peter Kaiser, schreibt in seiner Geschichte des Fürstenthums<br />
Liechtenstein, Chur 1847,"158 f.: «Papst Bonifazius begnadigte sie<br />
(St. Peter-Kapelle) 1298 und 1300 mit verschiedenen Ablässen, das gleiche<br />
that Bischof Hartmann von Chur 1389». Ausser dieser Nachricht besteht kein<br />
Hinweis, dass Bischof Hartmann diesen Ablass gewährt hat. Auch der Anlass<br />
zur Ablassverleihung ist unbekannt; vielmehr wurde gerade zu dieser Zeit<br />
oder kurz danach in der St. Laurentius-Kirche gebaut, vgl. die Urkunde von<br />
1394, Sept. 27 in diesem Band; (JbL. 1827, 56 f., Büchel; Kdm. 81). Kaisers<br />
Notiz kann man nur mit Vorbehalten wiedergeben; man muss an ihrer<br />
Richtigkeit zweifeln.<br />
1 Graf Hartmann IV. von Werdenberg-Vaduz (ca. 1345/50 — 1416).<br />
2 Zu St. Peter vgl. JbL. 1927, 25 ff. (Büchel); Kdm. 93 ff.; JbL. 1957,<br />
233 ff. (Beck D.); JbL. 1958, 35 ff. (Malin); JbL. 1959, 305 ff. (Müller J.).