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Liechtensteinisches Urkundenbuch L Teil - eLiechtensteinensia

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<strong>Liechtensteinisches</strong> <strong>Urkundenbuch</strong><br />

L <strong>Teil</strong><br />

Von den Anfängen bis zum Tod Bischof<br />

Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz<br />

1416<br />

4. Band<br />

Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein<br />

Bearbeitet von Georg Malin<br />

Im Selbstverlag des Historischen Vereins<br />

für das Fürstentum Liechtenstein<br />

1963 / 1965


VORWORT<br />

Mit dem vierten Band des Liechtensteinischen <strong>Urkundenbuch</strong>es wird<br />

ein wesentlicher <strong>Teil</strong> des umfassenden Quellenwerkes von den Anfängen<br />

bis zum Jahre 1416 abgeschlossen. In den drei ersten Bänden<br />

sind die Urkunden aus den Archiven von Chur, Pfäfers, St. Gallen<br />

und Vorarlberg veröffentlicht, soweit sie mit unserem Land Bezug<br />

haben. Der vierte Band nun enthält die Urkunden aus den Archiven<br />

unseres Landes selbst. Noch der Bearbeitung harren die Bestände in<br />

den Archiven der übrigen Schweiz und der übrigen <strong>Teil</strong>e Österreichs<br />

und Süddeutschlands.<br />

Mit dem Jahre 1416, bis zu welchem die Urkunden bearbeitet sind,<br />

endet ein Abschnitt unserer Geschichte. Es ist das Todesjahr des letzten<br />

Grafen von Werdenberg-Sargans-Vaduz. Die Freiherren von Brandis<br />

übernehmen fortan die Herrschaft. Bis zu diesem Zeitpunkt sind, abgesehen<br />

von den noch nicht durchsuchten Archiven, die über unser<br />

Land vorhandenen schriftlichen Quellen gewissermassen vollständig<br />

gesammelt, geordnet und leserlich wiedergegeben. Das <strong>Urkundenbuch</strong><br />

dient damit der Evidenzhaltung der Geschichte. Das vorliegende Material<br />

schafft die Voraussetzungen für die wissenschaftliche Bearbeitung<br />

der Vergangenheit in einer Weise, wie dies bisher nicht der Fall<br />

war. Ein weiteres ist erreicht: die Bewahrung der geschichtlichen<br />

Daten. Erfreulich .ist auch die Anlage neuer Akten und Kopien über<br />

alle Urkunden. Damit wird die Sicherheit für den Fortbestand der<br />

Urkunden verdoppelt.<br />

Der vierte Band ist mit Sorgfalt und fachlicher Sachkenntnis von<br />

Dr. Georg Malin bearbeitet. Ich möchte ihm und den vorzüglichen<br />

Bearbeitern der ersten drei Bände, Herrn lic. jur. Franz Perret und<br />

Herrn Prof. Dr. Benedikt Bilgeri, danken. Die Arbeit ist für unser Land<br />

sehr verdienstvoll. Es ist zu hoffen, dass das wiedergegebene Quellenmaterial<br />

Anreiz zu weiterer Erforschung und Vergegeriwärtigung unserer<br />

Geschichte sei.<br />

Dr. Gerard BatHner<br />

Regierungschef


— 5 —<br />

EINLEITUNG<br />

Die drei ersten Bände des Liechtensteinischen <strong>Urkundenbuch</strong>es<br />

kreisen in der urkundlichen Bestandesaufnahme das liechtensteinische<br />

Staatsgebiet ein: der erste Band enthält die Liechtenstein betreffenden<br />

Urkunden aus dem Bischöflichen Archiv in Chur und dem ehemaligen<br />

Kloster Pfäfers; der zweite Band — wie der erste von Staatsarchivar<br />

Iic. iur. Franz Perret, St. Gallen, verfasst — reicht Urkunden aus den<br />

Archiven St. Gallens dar; in einem dritten Band bearbeitete Dr. Benedikt<br />

Bilgeri, Bregenz, das Gebiet des Fürstentums betreffende Urkunden<br />

aus österreichischen Archiven. So kann die Bearbeitung des Kerngebietes,<br />

dem die umfangreiche Urkundenedition gilt, nicht mehr weiter<br />

hinausgeschoben werden. Die Anwartschaft auf Publikation der in<br />

Liechtenstein liegenden Urkunden ist legitim.<br />

Das rein institutionelle Prinzip der Urkundenherausgabe, wie das im<br />

Editionsplan Franz Perrets in der Einleitung zum ersten Band (p. 5 ff.)<br />

vertreten wird, rechtfertigt und rückt zugleich die Inanspruchnahme<br />

eines eigenen Bandes für die in Liechtenstein liegenden Urkunden ins<br />

Problematische. Gerechtfertigt ist die Herausgabe eines eigenen, liechtensteinischen<br />

Urkundenbandes dadurch, dass die im Staatsgebiet, dem<br />

das Gesamtunternehmen gewidmet ist, beheimateten Urkunden in<br />

einem separaten Band erscheinen und nicht etwa als Beilage zu vielleicht<br />

bedeutenderen Beständen aus ausländischen Archiven. Der Gedanke<br />

an Selbständigkeit, Autonomie und Souveränität bestimmt das<br />

Vorgehen. Doch ist mit dem rein institutionellen Grundsatz der Urkundenveröffentlichung<br />

der Quellenlage in Liechtenstein nicht beizukommen,<br />

ohne dass die Darstellung des Quellenmaterials in chronologischer<br />

Hinsicht zersplittert wird, und demzufolge die Übersicht verloren<br />

geht. Es gibt Archive in Liechtenstein, die lediglich nur eine<br />

Nummer im Urkundenband beisteuern. Und nur eine Urkunde allein<br />

kann nicht einen Neubeginn reklamieren. Es bleibt deshalb nur die<br />

Mischung der institutionellen Anlage mit der Regionalen in dem Sinn,<br />

dass die Urkunden aus den Archiven auf dem Gebiet des Fürstentums<br />

Liechtenstein in chronologischer Folge zur Darstellung kommen, als<br />

entstammen sie einem Archiv. Damit ist das Ziel der Arbeit umschrieben.


— 6 —<br />

Auch der Umfang der vorliegenden Quellenedition ist durch<br />

die besonderen Verhältnisse in Liechtenstein, wie Kleinräumigkeit des<br />

Staatsgebietes und bescheidene Dotation der Archive mit Urkunden<br />

aus der Zeit vor 1416, bestimmt. So erscheinen in diesem Band sämtliche<br />

schriftliche Nachrichten aus dem durch die Jahreszahl 1416<br />

limitierten Zeitraum, auch dann, wenn diese Nachrichten nicht direkt<br />

liechtensteinische Verhältnisse betreffen. Der von Franz Perret aufgestellte<br />

Editionsplan, wonach nur Liechtenstein direkt betreffende Dokumente<br />

aufgenommen werden, ist hier erweitert worden, mit dem<br />

Gewinn, dass alle in Liechtenstein liegenden Quellen vor 1416 der<br />

Forschung leicht zugänglich werden. In den Band werden also aufgenommen:<br />

alle Originale vor 1416. Abschriften, deren Original-Urkunden<br />

(vor 1416) nicht mehr vorhanden sind. Ferner Originale (vor<br />

1416), die nicht in Liechtenstein archiviert sind, von denen aber Abschriften<br />

aus der Zeit vor 1806 (Souveränität) in Liechtenstein vorhanden<br />

sind. Abschriften oder Übersetzungen aus der Zeit vor 1613,<br />

(dem Jahr des Herrschaftsbeginnes der Grafen von Hohenems im<br />

heutigen Fürstentum). Ubersetzungen und Abschriften aus dieser<br />

Zeit involvieren eine Interpretation des Originaltextes und haben<br />

im Blick auf sprachgeschichtliche und kulturhistorische Aspekte einen<br />

eigenen Stellenwert; sie sind für die Entstehungszeit beweiskräftig.<br />

(Durch diesen Grundsatz fand übrigens nur das interessante Transsumpt<br />

von 1541 der Urkunde Kaiser Heinrich VI. von 1194 Mai 22.<br />

und der Urkunde Friedrich II. von 1214 Februar 14. aus dem Pfarrei-<br />

Archiv Bendern Aufnahme in das <strong>Urkundenbuch</strong>).<br />

Was die Methode der Herausgabe betrifft, so sind die in den<br />

drei vorgängigen Bänden angewandten Grundsätze verbindlich (vgl.<br />

LUB. 1/1, 9 ff., 497; LUB. 1/2, 7; LUB. 1/3, 3 ff., 6). Dasselbe gilt für die<br />

Textgestaltung und die äussere Aufmachung wie: Titelregest,<br />

Anmerkungen, Literaturnachweis, schriftkritsche und diplomatische<br />

Untersuchungen. Der Bearbeiter versuchte, die in Liechtenstein liegenden<br />

Quellen besonders genau zu erfassen und zu bearbeiten, um<br />

dem Laien und Geschichtsfreund von der hiesigen Quellenlage aus den<br />

Einstieg in die Geschichte leicht zu ermöglichen. Es wurde deshalb<br />

nicht mit Hinweisen, Angaben und Anmerkungen gespart, so dass die<br />

Rücksicht auf den Leser und Benutzer des Urkundenwerkes den Grundsatz<br />

einer bloss strengen und objektivierten Quellenwiedergabe über-


— 7 —<br />

spielte. Diese Absicht liegt dem Editionsplan Perrets zugrunde, an<br />

den der Herausgeber gebunden war. Bei dieser Gelegenheit muss man<br />

allerdings darauf hinweisen, dass eine Straffung und Vereinfachung<br />

des Herausgabeplanes für den zweiten <strong>Teil</strong> des <strong>Urkundenbuch</strong>es<br />

(Urkunden nach 1416) im Verein mit einer neuen typographischen<br />

Gestaltung notwendig sein wird.<br />

Die gleiche Sorgfalt wie den Urkunden galt auch den Siegeln.<br />

Die Siegel wurden geprüft und beschrieben. Von den einzelnen Stücken<br />

wurden von Herrn Dr. Claude Lapaire im Schweizerischen Landesmuseum<br />

in Zürich Abgüsse hergestellt, wovon je ein Exemplar in der<br />

Siegelsammlung des Schweizerischen Landesmuseums blieb, und je ein<br />

weiteres Stück übernahm der Historische Verein zur Anlage einer<br />

eigenen Siegelsammlung.<br />

Die Haltung des Bewahrens und Hütens Hess den Bearbeiter des<br />

liechtensteinischen Urkundenmaterials von jeder Urkunde einen eigenen<br />

Akt anlegen, der jeweils die Photographie der Pergamenturkunde<br />

und die Photokopie eventuell vorhandener Abschriften, die Transkriptionen<br />

(auch der Abschriften), wichtige Belege und die Originalfassung<br />

der Bearbeitung enthält. Das Archiv des Historischen Vereins<br />

besitzt somit eine genaue und vollständige Dokumentation<br />

zur Quellenlage der Liechtensteinischen Geschichte vor 1416.<br />

Um die Aufmerksamkeit der liechtensteinischen Geschichtsforschung<br />

auch auf wirtschaftsgeschichtliche Probleme zu lenken und<br />

um die Darbietung der Quellenlage abzurunden, werden den eigentlichen<br />

Urkunden drei alte Urbarien beigegeben: das Brandisische Urbar<br />

(ca. 1507) und das Hohenemsische Urbar (1613), die sich auf die Grafschaft<br />

Vaduz beziehen. Die ehemalige Herrschaft Schellenberg hat in<br />

der beglaubigten Abschrift eines Urbars von 1698 Februar 22. die beste<br />

Quelle zur Wirtschaftsgeschichte. Wenn auch die schriftliche Fixierung<br />

der Urbare jüngeren Datums ist, so entwuchsen sie doch Voraussetzungen,<br />

die zum <strong>Teil</strong> weit über die Zeit von 1416 zurückreichen;<br />

Urbarien liegen Rechts- und Eigentumsverhältnisse zugrunde, die in<br />

der Feudal-Zeit gründen.


— 8 —<br />

Den Quellen ist ein Exkurs ihrer Geschichte und der<br />

Geschichte ihrer Aufbewahrungsorte (Archive) angefügt.<br />

Soweit die Quelle selbst eine verfolgbare Vergangenheit besitzt,<br />

enthält diese der Urkundenkommentar. Schlüsse allgemeiner Natur,<br />

die Vergangenheit ganzer Archivkomplexe, oder der Archivalien<br />

schlechthin sind im Exkurs zusammengefasst.<br />

Nach all dem bleibt noch ein Wort des Dankes. Dank gebührt dem<br />

hohen Landtag und der fürstlichen Regierung für die Finanzierung des<br />

Werkes. Dr. h. c. David Beck hat mich bei der Interpretation von örtlichkeiten<br />

beraten und bei der Beschaffung von Unterlagen und Belegen<br />

keine Mühe gescheut. Dr. P. Iso Müller, Disentis, gab in mancher<br />

Fachfrage Auskunft; dasselbe tat Dr. Benedikt Bilgeri, Bregenz, als er<br />

die Druckfahnen las. Dr. Johannes Gisler, Archivar in Appenzell, überprüfte<br />

mit Sachkenntnis kritische Stellen. Dr. Paul Stärkle, Stiftsarchivar,<br />

St. Gallen, kopierte die Originale alter, in Liechtenstein<br />

liegender Abschriften. Der Bischöfliche Archivar Dr. Bruno Hübscher,<br />

Chur, besorgte angeforderte Kopien, und Dr. Claude Lapaire vom<br />

Schweizerischen Landesmuseum in Zürich danke ich für Beratung bei<br />

der Anlage einer Siegelsammlung und die Überlassung je eines<br />

Siegelabgusses. Der liechtensteinische Landesarchivar Robert Allgäuer<br />

fertigte Photokopien zahlreicher Urkunden an, desgleichen Amtsdiener<br />

Josef Beck, Vaduz. Walter Wächter, Vaduz, photographierte<br />

die Original-Urkunden mit grossem Geschick. Und Felix Marxer, Reallehrer,<br />

half bei der Transkription zweier Urkunden.<br />

Georg<br />

Malin


Urkunden


— 10 —<br />

ABKÜRZUNGEN<br />

BUB. = Bündner <strong>Urkundenbuch</strong> I., Chur 1955.<br />

Gen. Handbuch = Genealogisches Handbuch zur Schweizer-Geschichte, hrsg.<br />

v. d. Schweiz. Herald. Gesellschaft, Zürich 1900/1908.<br />

JbL. = Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtenstein, Vaduz 1901 - 1963.<br />

Kaiser<br />

= Kaiser P., Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein, nebst<br />

Schilderungen aus Chur-Rätien's Vorzeit, Chur 1847.<br />

KB.<br />

Kdm.<br />

Klenze v.<br />

— Kaiser P., Geschichte des Fürstentums Liechtenstein, II. Aufl.<br />

besorgt von Joh. Bapt. Büchel, Vaduz 1923.<br />

= Poeschel E., Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein,<br />

Sonderband, Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Basel<br />

1950.<br />

= Klenze von, Die Alpwirthschaft im Fürstenthume Liechtenstein,<br />

ihre Anfänge, Entwicklung und gegenwärtiger Zustand.<br />

Stuttgart 1879.<br />

Krüger = Krüger E., Die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und<br />

von Werdenberg-Sargans. Mitteilungen z. Vaterländischen<br />

Geschichte, hrsg. vom Hist. Verein in St. Gallen XXII.,<br />

St. Gallen 1887.<br />

Lichnowsky = Lichnowsky E. M., Geschichte des Hauses Habsburg, IV., V.<br />

Bd., Wien 1839 / 1841.<br />

LUB.<br />

= <strong>Liechtensteinisches</strong> <strong>Urkundenbuch</strong>, I. <strong>Teil</strong>: Von den Anfängen<br />

bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-<br />

Sargans-Vaduz, 1416. I., Aus d. bischöflichen Archiv z.<br />

Chur u. aus dem Archiv Pfäfers in St. Gallen, bearbeitet<br />

v. Perret F.; II., Aus den Archiven zu St. Gallen, bearbeitet<br />

v. Perret F.; III., Aus den Vorarlbergischen Archiven,<br />

bearbeitet v. Bilgeri B.<br />

Mohr v. = Codex Diplomaticus, Sammlung der Urkunden zur Geschichte<br />

Cur-Rätiens und der Republik Graubünden, hrsg.<br />

Mohr v., IV Bde., Chur 1848/1861.<br />

Planta-Schorta<br />

Ulmer<br />

Vanotti<br />

Wegelin<br />

= Planta v. R. und Schorta A., Rätisches Namenbuch I.,<br />

Paris 1939.<br />

= Ulmer A., Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins,<br />

Dornbirn 1925.<br />

= Vanotti v. J. N., Geschichte der Grafen von Montfort und<br />

von Werdenberg, Konstanz 1845.<br />

= Wegelin K, Regesten der Benediktiner-Abtei Pfäfers und<br />

der Landschaft Sargans, Chur 1850.


— 11 —<br />

1. Chur, 1194 Mai 22.<br />

Kaiser Heinrich VI. übergibt dem Kloster St. Lu ziu s in<br />

Chur die von Ruodegerus von Li m p a c h in des Kaisers<br />

Hände resignierte Kirche in Bendern.<br />

Henricus b l der / Sechst von Gotes gnaden Römischer / Kaiser,<br />

vnd a all Zeit merer des Reichs. / Dieweil wir den Kirchen 0 vnd den/<br />

gaistlichen personen güetlich aüif-/ thuend die glider der Barmherzigkait<br />

/ vnd d jn frey tharstreckhen die hilf / vnser e Reichlicher gaben,<br />

so zweifflen / wir nit f , das vnns° solichs Nüz sein / werd, nit allein' 1<br />

zu den glücklicheren / stat zeitlichs Lebens, sonder zü wider - / legüng<br />

Ewigs lebens. So wir / Nu' solichs bedacht, wollen wir / zü erkhandtnüs<br />

komen. aller vnd d<br />

/ jeder gleübigen vnnsers Reichs, nit / allain dei<br />

gegenwirtigen k<br />

Zeit / sonder auch nachgeender nachkomender. / Das<br />

Rüdegerüs von L i m p a c h 2 gestanden / ist jn gegenwirtigkait<br />

vnnser" vnd' 1 / jn vnnser e hand vbergeben d , die kirch / zü Bendern.<br />

mit dem geding, aüff // das wir die solten 1 " geben der Kirchen zü /<br />

sant L ü c i, welche wir aüff beger der / Brueder sant L u i c i , n<br />

vnd d<br />

aüff die hoff- /nung der Ewigen widergeltung frey / vber d<br />

geben haben<br />

der Kirchen Sant L u c i / 3 mit allen jr zügehorüng, zü Ere gottes /<br />

vber d die vberbeleibüng d des Lebmachenden / hailigen Kreuz. Also das<br />

die Brüeder / des vorgenanten orths, die Kirchen sollen / haben Ewigklich<br />

halten vnd d besizen./Derhalben 0 sezen wir vnd d gepieten / strencklich<br />

mit kaisserlichem gepott'V das ganz vnd' 1<br />

gar kain person, hoch<br />

oder nider, Gaistlich oder weltlich wider / dissei vnnser 0<br />

reiliche r<br />

begabüng zekomen / oder dieselb fürnem zü brechen mit / fraffenlihem<br />

s vndersten' 1 . Welches so / ainer für sich neme zethün', der /<br />

zweiffl nit zü straff" seiner frafflichaitA sich einlauffen"' werde nit<br />

allain die / schwere straff" des Ewigen Rihters, x<br />

sonder aüch vnnser c<br />

Mayestät vngnad d . Disser / handlüng vnd d<br />

schanküng gezeügen / synd<br />

Otto Bischoff zü Bamberg, 4 Vl-/schalcüs J * Bischoff zü<br />

Aügspürg, 5 Sigler 0 Canzler 2 des kaisserlichen hoffsV C o n -<br />

radüs, herzog von S c h w ab en," phillipüs / vnnser brüder<br />

a ' 8 Graff 1 '' F r i d e r i c h von / Zollern, 9 Graff B e r t h o 1 d


— 12 —<br />

von Z o 11 e r n 10 / Graff V 1 r i c h von Berge, 1 1 Rüdolffüs 6 '/<br />

von Sangans, 1 2 Rüdolffüs c ' / von F a z / 13 Heinricus' 1 '<br />

von Sax, 1 4 Heinricus von Aspermont, 1 5 Conradüs von<br />

Metzins/ 0<br />

' V 1 r i c u s d ' von J u u a 11 17<br />

vnd ander vil // mere<br />

1 6<br />

disser ding vnd beschechen' / nach Christi gepürt Thaüssent/hündert<br />

Neuntzig vnd jn vierten Jar Jn der römsch/zinszal zwelffe. Geben zü<br />

Chur/ den elften Calendas junii der / ist der ainvnd* zwanzigst tag 18<br />

gemelt/ Monats. f '<br />

Übersetzung<br />

LUB. I /1, 64<br />

Original: im Bischöflichen Archiv in Chur. Pc:gcim?nt 19,4 I 19,8 X<br />

23 I 24 cm. — Signaturen: «B, No. 3».<br />

Transsumpt: im Pfarrei-Archiv von Bendern, Mappe 28. Vier Blätter<br />

32 X 32 cm. Das Transsumpt stammt aus dem Jahre 1541 November 19.<br />

und diente offensichtlich als Konzept für eine Niederschrift. Mit dem Transsumpt<br />

wurde zugleich jenes der Urkunde Friedrich II. von 1214 Februar 14.<br />

(Bestätigung der Kirche von Bendern als Besitz des Klosters St. Luzi in Chur,<br />

vgl. nächste Nummer) verfasst. Die beiden Übersetzungen werden mit folgendem<br />

Text eingerahmt: «Wir Johann Ludwig Graue zü Sülz, / Landtgraüe jm<br />

kleckheü, des hailigen / Römischen Reichs Hophrichter zü Rotweil, / Herr zü<br />

Vaduz, Schellenberg vnd Blüe- / menegg. Bekhennen mit dem / bereue. Das<br />

vnns,- der Ersam vnnser / Lieber besonder Georgius fürstain pfarr - / herr zü<br />

Bendern (vgl. JbL. 1902, 23 ff;- JbL. 1923, 33, 37, 40, 116, Büchel), jnnamen<br />

vnd als an- / waldte des Erwirdigen vnd gaistlichen / herrn N: apte des Gozhaüs<br />

Roggen- / bürg, ainen Bergameinn Freyhait vnd / Confirmazbrieüe<br />

Latinisch, ain frey- / schanckhüng vnd vbergebüng der kirchen zü Bendern<br />

jnhaltende, fürgebracht / vnd erschaint, Vnns auch daraüff / vnderthenigklichen<br />

angesinnen hat, / jme jn namen (als obsteet.) daüon / glaubhafft Vidimüs<br />

vnd transsumpt, / aüch jn teütscher sprach translation / seiner Notürfft nach<br />

zü gebrauchen, Jn / gepürlicher form genedigklich mitzetaylen Vnd Laüttet<br />

gerüerter Freyhaitbrieüe jn Latin wiehernach / volgt. Henricüs sextüs dei<br />

gratia u. Datum apüd Curie u. Jtem so Laüttet der Confirmazbrieüe /<br />

Aüch jn Latin Also. Fridericüs / secundüs dei gratia. u. Datum / Aügüste<br />

anno u. Dieweyl / wir Nü obeinüerleipten / Freyhait vnd Confirmazbrieüe<br />

/ aigentlich verhört, verstechen vnd be- / sichtiget. Die aüch an<br />

Bergamen / Schrifft . besiglüng vnd aller jrer / / anzaigüng an argkhwenig<br />

vnd an brest- / hafft befunden. So haben wir dieselben / jnsonders<br />

mit günst wissen vnd willen / des vorgenanten herm Apte zü Roggen- /<br />

bürg ( . weihen die angeregt brieüe als Rechten ordenlichen haüssüatter /<br />

des Gozhaus sant Luci belangend, (vgl. JbL. 1902, 23 ff.: JbL. 1923, 37, 57,


— 13<br />

Büchel), durch den wolgelernten vnnsern diener / vnd Getrewen Liehen<br />

Maister Georgius / hoenstain, von jren jnhabenden Latin / nach dem<br />

bühstaben zü teütsch'trans - / ferneren lassen. Vnd Laüt gerüerter / Freyhaitbrieüe<br />

jn teütscher sprach / wie hernachsteet». Es folgt im Transsumpt der Brief<br />

Kaiser Heinrich VI.; die Urkunde von Kaiser Friedricli II. wird durch folgende<br />

Worte eingeleitet: «Item so Laüttet / der Confirmazbrieüe Aüch jn / teütsch<br />

Also». Am Sctiluss der Übersetzung heisst es: «Als / wir Nu obberüente Freyhait<br />

vnd / Confirmazbrieüe jn Latin vnd / teütsch gegen binandern gerecht /<br />

vnd an argkhwenig, aigentlich gehört / / gelessen vnd gesechen. So haben /<br />

wir hierümben, bemeltem herrn Georg / fürstain jnnamen (als vorsteet)<br />

daüan dise vidimus vnd / transsumpt auch jn teütscher sprach / translation<br />

den Original von wort / zü Worten gleichlaüttende, genedigklih / mitgetaylt<br />

vnd zügestelt, zü vrkhünt / mit vnnserm hiefürgedrückhten sewet / vnd angepornen<br />

Jnnsigel besigelt vnd Geben zü Vadüz / an sant Elisabethen tag /<br />

den Nevnzechenden des Monats / Noüembris Nach Christj vnnsers herrn gepürtt<br />

Veinffzechenhundert / vnd jm ainvndüiertzigisten Jare u.» — Auf einem<br />

Zettel, der zu den beiden Übersetzungen gehört: «Vidimus / Heinricus Romorum<br />

Jmperator confirmat/donationem Ecclesiae Beneduranae / Monasterio<br />

S. Lucii factam. / Anno 1194 / B No. 3.»<br />

Druck : Mohr L, 232 f.; JbL. 1912, 83 (Büchel); BUB. 1., 362 (mit weiteren<br />

Angaben); LUB. 1/1, 63 ff.; JbL. 1923, 7 f. (Büchel).<br />

Regest: Tschudi, Chronicon Elv. I., S. 95; Böhmer, Reg. Jmp. 2824;<br />

Hidber, Urk. reg. IL, 2676; Helbok, Reg. v. Vlbg. u. Liechtenstein, 308.<br />

Literatur: JbL. 1923, 5 ff. (Büchel); KB., 124 f.; Kaiser, 97 ff.<br />

Zum Transsumpt: Das Original (LUB. III, 63 ff.) der Urkunde<br />

Heinrich VI. lag seit 1535 April 18. in Bendern. In dieser Zeit wurden wichtige<br />

Urkunden und Kleinodien vor dem Zugriff des Rates von Chur erst nach Feldkirch,<br />

dann nach Bendern gebracht. So heisst es im Verzeichnis des Fluchtgutes<br />

zur Urkunde Heinrichs VI: «Mer ain Freihait brief von Kaiser Hainrichen<br />

dem Sechsten, das niemand, er sey Edel oder Unedel, wes Stands er sey,<br />

gaistlich oder weltlich, wider die Dotation, So der pfrund zu Bendern mit aller<br />

Zughörd von dem v. Limpaach geben ist, nit wider sein noch handeln sollen».<br />

(JbL. 1923, 39, Büchel). Im Verzeichnis werden noch zwei Briefe von einem<br />

König Heinrich genannt: «Aber ain bestätung brief von Küng Heinrich betretend<br />

des gotzhus Freihait». «Ain Freihait brief von aim Römischen Küng<br />

Hainricus». Um was für Briefe es sich dabei handelt, wird weiter nicht gesagt.<br />

Entweder waren es alte Abschriften der Urkunde Heinrichs. VI. — wie<br />

solche auch von der Urkunde König Philipps (1200 Juni 11. LUB. 113, 244 f.)<br />

angefertigt wurden — oder es waren heute unbekannte Briefe Heinrichs VII.,<br />

des Sohnes Friedrichs IL oder Kaiser Heinrichs VII. von Luxemburg (f 1313)<br />

oder gar Heinrichs von Raspe (f 1247), des Gegenkönigs Friedrichs II. Wie die


— 14 —<br />

Originalurkunde nach Chur gekommen ist, bleibt einstweilen ungeklärt; vermutlich<br />

wurde sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts dorthin verbracht, (vgl.<br />

den Exkurs zur Archivgeschichte, Bendern). — Das hier wiedergegebene Transsumpt<br />

(1541 November 19.) wurde sechs Jahre nach der Flucht aus Chur auf<br />

Veranlassung von Pater Georg Fürstain (bis 1560 nachweisbar, seit 1553 Abt<br />

der in Bendern weilenden Prämonstratenser) durch Georg Hohenstein, (nicht<br />

Hornstein, wie Büchel JbL. 1912, 109 liest}, mit Genehmigung von Graf Johann<br />

Ludwig von Sulz (1535 — 1544) in Vaduz angefertigt. Pater Georg Fürstein war<br />

sehr um die Wiedergewinnung der verlorenen Rechte der Abtei bemüht und<br />

versuchte zugleich, die noch verbliebenen Besitzungen zu retten (JbL. 1912,<br />

109 ff., Büchel). So bestätigte Kaiser Karl V. dem Abt Georg Fürstein die Rechte<br />

und Besitzungen des Klosters (vgl. KB. 371 f.). Das vorliegende Transsumpt der<br />

Urkunde Heinrich VI. dürfte zusammen mit der Abschrift und der deutschen<br />

Übersetzung der Urkunde Friedrichs IL von 1214 Februar 14. (siehe nächste<br />

Urkunde in diesem Band) für die Auseinandersetzungen der Pfarrei Bendern<br />

wegen den jenseits des Rheines gelegenen Gebieten und Zehnten bestimmt gewesen<br />

sein, wo die Lage für die Rechtsame der Pfarrei kritisch wurde (JbL.<br />

1923, 39 ff., Büchel). In den Auseinandersetzungen besonders im Streit zwischen<br />

dem Kloster St. Luzi und der Stadt Chur wegen Zehnten im Haag (St.<br />

Galler Rheintal) vor dem hohensaxischen Ammann in Salez und vor Freiherr<br />

Ulrich Philipp von Sax konnte das Transsumpt gute Dienste leisten.<br />

a eingeflickt.<br />

b Hainricus bei Büchel,<br />

c Küchen « «<br />

d u statt v « «<br />

e unser « «<br />

f nicht ii «<br />

g uns « II<br />

h allein « «<br />

i unsers « «<br />

k gegenwertigen » '<br />

/ auf II «<br />

ni selben « «<br />

n santi Lucii « «<br />

o Derohalben « «<br />

p die Zeile fehlt « «<br />

q dise « «<br />

r das Wort fehlt « »<br />

s freffenlichen « «<br />

/ zethuen « «<br />

ii straf II II<br />

v fräflichail « «


- 15 -<br />

w einkaufen bei Büchel,<br />

x Richters « «<br />

y Uedeschalkus « «<br />

z Büchel bindet mit «und».<br />

a' brueder bei Büchel.<br />

V Graf « «<br />

c' Rudolfus II II<br />

d' Fatz, Heinrikus « «<br />

e' Retzins «


— 16 —<br />

2. Augsburg, 1214 Februar 14. '<br />

König Friedrich II. bestätigt dem Kloster St. Luzi den<br />

Besitz der Kirche B e n d e r n , die laut vorgelegter Urkunde seines<br />

Vaters Heinrich vom Ritter Rü d e g e r von Li m p ä c h dem<br />

Kaiser übergeben und von diesem dem Kloster geschenkt worden war.<br />

Fridericus secundus 1<br />

dei gratia Romanorum rex ! a<br />

et Semper augustus ! et rex s i c i 1 i e ! Cum facta antecessorum /<br />

nostrorum Romanum Jmperium siue regna que ipsi iuste sanxerunt !<br />

et rationabiliter statuerunt ! et preci / pue circa ecclesias dei ecclesiasticas<br />

que personas. et premium uite eterne nobis comparamus ! /<br />

et titulos nostre laudis quibus b<br />

excellimus ! et posteris nostris exemplum<br />

relinquimus ! / ea que anobis discretion(is) c<br />

moderamine statuta<br />

fuerint et ordinata ! rata ha / beri ! et scriptis ipsorum uolumus corroborari<br />

! Qua sane habita consideratione / ad noticiam omnium fidelium<br />

nostrorum . et Jmperii presentis etatis quam future poste / ritatis<br />

dignum' duximus preferendum ! quod nobis constitutis a u g u s t e in<br />

sollempni / curia quam ibi celebrauimus ! accesserunt ad nos quidam<br />

ecclesie sancti lvcii! que est / apud c v r i a m ! offerentes nobis<br />

quoddam scriptum publicum et autenticum 2<br />

! dilecti domini / ac patris<br />

nostri heinrici s e x t i diui Romanorum Jmperatoris<br />

augusti et regis s i c i 1 i e ! ex / cuius serie >plene edocti ! quod quidam<br />

miles Rödegerus de limpach 3<br />

inpresentia ipsius / (d) d omini<br />

et patris nostri constitutus ecclesiam in bendura (in manu)°m<br />

ipsius resignauit./ hac conditione ! ut ipse concederet eccles(ie illi) f<br />

que e(st in c ) " u r i a ! quam ipse sie ad / manus reeipiens ! ad<br />

peticionem fratrum beati lvcii et ob spem retributionis eterne<br />

iam / dicte ecclesie sancti lvcii cum Omnibus pertinentiis suis ad<br />

honorem dei super reliquias uiui / fice crucis liberaliter tradidit ! ita<br />

ut fratres predicti loci ecclesiam habeant ! et tene / ant ! et possideant !<br />

Nos igitur hanc donationem siue concessionem domini et pa / tris<br />

nostri sicut abeo iuste et sanete et rationabiliter facta est ratam habere<br />

uolentes perpetua' / eam firmitate roboramus ! Mahdamus igitur et<br />

sub pena gracie nostre distracte preeipimus !/ ut nemo sit qui hanc<br />

donationem siue concessionem quam dominus ac pater noster in pre-


— 17 —<br />

die / ta ecclesia de bendüra fecit ecclesie sancti lvcii ! et<br />

fratribus deo et b e a t o 1 v c i o ibi / famulantibus contrauenire presumat<br />

! uel ipsam nostramque super hanc adiectam con / firmationem<br />

infringere audeat ! uel uiolare ! Vt autem hec omnia rata et fir / ma<br />

permaneant ! presentem cartam conscribi iussimus ! et sigillo consignari.<br />

Huius / rei testes sunt Wolfgerus patriarcha aquilegensis.<br />

4 fridericus episcopus tridentinus 5 . / Conrad us<br />

Brixiensis 6 episcopus. Cönradus 7 augestensis 8 episcopus<br />

. Comes Albertus de / Eberstein 9<br />

! Burcardus Comes<br />

de Mannisvelt 1 0 ! Dominus hugo de Richinberc 1 1 !/'<br />

Heinricus Marscalcus de Kallindin 1 2 . Waltherus de<br />

S h i p h e h 13 . et alii quam plures /<br />

Datum Auguste ! Anno dominice Jncarnationis Millesimo<br />

cc° . xiiii 0<br />

./ Jndictione ii. xyi kalend . Martii<br />

Transsumpt aus dem Jahre 1541 November 19.<br />

Fridericus l a<br />

der ander 1 ' Römischer Künig all zeit merer<br />

des Reichs vnd / Künig jn S i c i 1 i e n . Dieweil / wir vnns züwegen<br />

bringen die thaten vnnser c vorfarenden aüch d den 0 Römischen / gewalt<br />

oder Reich, welche sy Rechtlich / geordnet vnd vernünftigklich aüffge<br />

- / rieht haben. Vnd jnsonderhait bey / den Kirchen / Gottes, aüch<br />

den Gaistlichen /personen vnd vnns 0<br />

züwegen bringen / die belonüng<br />

Ewigs Lebens. Vnd/ Eerlich vbertreffent die tittel vnsers / habs vnd<br />

vnnsern 0<br />

nachkomen ain / Exempel verlassen, die ding die / von vnns c<br />

gesetzt vnd geordnet synd / mit vnderschaid der Messigkait./ Wollen<br />

wir für steüff gehalten / vnd jn gschrifft gesterckt e<br />

werden./ So wir<br />

Nü selichs' bedacht zü - / kantnüs aller vnnser 0<br />

gleübigen / vnd des<br />

Reichs der gegenwirtiger / Zeit vnd zükheüfftiger nachkomender /<br />

haben wir für wirdig geacht // höcher zuhalten. Das dieweil wir /<br />

zu Aügspürg waren vnd hoblich» hoff / gehalten, synnd zü vnns 0<br />

komen entlich / der kirchen sant Lücj, die dann zü Chur / ist<br />

•j\Jnns° fürbringen ain offenn vnd / glaübwirdig gschrifft. 2<br />

Des geliepten<br />

/ herrn vnd vnnsers 0<br />

vatters Henricüs" / des Sechsten Römischen<br />

kaissers 1 ' merer / des hailigen Reich vnd künig zü S i c i 1 i e n /<br />

Aüs welches brieffs ordnüng, wir völlig / bericht, Das ain Ritter<br />

Rüdegerüs von / L i m p a c h 3<br />

jn gegenwirtigkait desselben /'


— 18 —<br />

herrn vnd vnsers vatters gestanden / vnd hat die kirch B e n d e r n<br />

jn sein / hand frey vbergeben, mit dem geding / Aüff das Er dieselben,<br />

der kirchen / sant Lucj, die dann ist zü Chür geben mit aller jrer zügehörüng,<br />

/ Welche Er also jn sein hand empfangen, / vnd aüff das<br />

begeren der Brüeder sant / Lücj' vnd von wegen der hoffnüng / Ewiger<br />

belonüng, hat Er sy frey / vbergeben der jezgenanten kirchen / san<br />

Luci, / zü der Eer gottes, vber die vberbe — / elibüng des Lebenmachenden<br />

hailigen / kreüz. Also das die vorgenanten / brüeder des<br />

Orths, seilen 1 ' die kirchen / haben vnd halten, vnd Ewigklich besizen.<br />

Derhalben wir disse / schenkhüng oder zügebüng, vnnsers c<br />

/ herrn<br />

vnd 1<br />

vatters, wie sy dann / von jme gemacht ist gerechtlih'" vnd vernünffigklich"'<br />

/ wellen wir für steet haben, krefftigen x<br />

// sy mit Ewiger<br />

sterckhe, Deshalben / beüelhen wir vnd gepieten ge- / strencklich 1<br />

bey straff vnnser c<br />

gnad 11 , / das niemant sey, der für sich nem, / zekhomen<br />

wider disse schanckhüng 0<br />

/ vnd begabüng, welche vnnser c<br />

herr / vnd vatter , jn vorgenanter kirchen / zü Bendern gethan, der<br />

kirchen sant / Lücj vnd den Brüeder die Gott vnd / sant Lücj dienen.<br />

Oder disse vnnser 0<br />

/ bestättigüng, so vber dissen brieff / gemacht ist,<br />

vnderstiend zuüerbrechen / oder züschwechen. Aüff das aber / disse<br />

Ding vest vnd steet beleiben, / haben wir dissen Zedel beüolchen /<br />

geschribenP vnd besigelt? werde 1 . Des / zü zeügen'i synd c<br />

gewessen<br />

Wolfgerüs / patriarchüs a q ü i 1 e i j , r4 C o n ra d ü s Bischoff /<br />

zü Brichsen 6 , Conradiis 7 Bischoff*' zu/Augspurg 8 , Graff<br />

A I b r e c h t von Eber-/s tain, 1 1 B ii r kh a rt s Graff z zü M a n s -<br />

f e 1 d 1H , Graff 2 H a ü g von Reichenberg 1 1 , H e i n r i g Marschal<br />

ckh" von kallendin 1 2 , Walther von Schipht 1 : J ,<br />

vnd ander vil mer 1<br />

/ Geben zü Aügspurg nach Christi / gepürtt<br />

Thaüssent zwayhündert / vnd jm v vierzechen jar, jn der Römer /<br />

Zeinszal am andern, den Sechzehenden / kalendas Marcij ist der dreyzechend<br />

tag Febrüarij w<br />

Übersetzung<br />

F r i e d r i ch der Zweite 1<br />

, von Gottes Gnaden König der Römer,<br />

erhabener Mehrer des~ Reichs und König von Sizilien.<br />

Wenn Wir die Regierungsakte Unserer Vorgänger als Kaiser und Könige,<br />

die sie gerechterweise angeordnet und in Klugheit beschlossen


- 19 -<br />

haben — vor allem gegenüber den Kirchen Gottes und geistlichen<br />

Personen : — annehmen, dann zugleich auch den Lohn des ewigen<br />

Lebens und Unsere Ruhmestitel, mit denen Wir glänzen und als Vorbild<br />

Unseren Nachfahren hinterlassen. Wir wollen, dass das, was von<br />

Uns nach der Richtschnur der Weisheit festgesetzt und angeordnet<br />

wurde, als gültig gehalten und von ihnen selbst schriftlich bestätigt<br />

werde. Gerade aus dieser Überlegung halten Wir es für wert, zur<br />

Kenntnis aller Unserer und des Reichs Getreuen der Gegenwart wie<br />

kommender Geschlechter zu bringen, dass bei Unserem Verweilen in<br />

der Hofversammlung zu Augsburg, die Wir dort abhielten, sich<br />

Uns Leute von der Kirche St. L u z i, die bei Chur ist, nahten, die<br />

Uns eine gewisse öffentliche Originalurkunde 2<br />

vorlegten, von Unseren<br />

lieben Herrn und Vater, Heinrich dem Sechsten, dem erhabenen<br />

Römischen Kaiser, Mehrer des Reichs und König von<br />

Sizilien, aus deren Wortlaut Wir unterrichtet wurden, dass ein<br />

gewisser Ritter R u d e g e r von Limpach 3<br />

in Gegenwart desselben<br />

Herrn Unseres Vaters die Kirche in Bendern in dessen Hand übergab<br />

unter der Bedingung, dass sie derselbe jener Kirche, die in C h u r<br />

ist, übergebe. Derselbe empfing sie so in seine Hand und auf das Begehren<br />

der Brüder St. Luzi und in der Hoffnung auf ewigen Lohn<br />

übergab er sie frei der bereits erwähnten Kirche St. Luzi mit aller<br />

Zubehör zu Ehren Gottes über den Reliquien des lebenspendenden<br />

Kreuzes und zwar so, dass die Brüder des vorgenannten Ortes die<br />

Kirche innehaben, behalten und besitzen sollten. Wir wollen also<br />

diese Schenkung oder Zuwendung Unseres Herrn und Vaters, wie sie<br />

von ihm rechtlich und unverletzlich und wohlbedacht gemacht worden<br />

ist, gültig halten, und Wir bekräftigen sie mit ewiger Festigkeit. Wir befehlen<br />

somit und gebieten bei Strafe des Entzuges Unserer Gnade, dass<br />

niemand sich anmasse, diese Schenkung oder Zuwendung, die Unser<br />

Herr und Vater mit vorgenannter Kirche von B e n d e r n der Kirche<br />

St. Luzi und den dort Gott und St. L u z i u s dienenden Brüdern<br />

machte, anzufechten oder sie und Unsere darüber hinzugefügte Bestätigung<br />

zu übertreten oder zu verletzen wage. Damit aber dies alles<br />

gültig und fest verbleibe, haben Wir befohlen, dass diese Urkunde<br />

geschrieben und mit dem Siegel unterzeichnet werde. Dessen sind<br />

Zeugen: Wolfger, Patriarch von Aquilcja 4 , Friedrich,


— 20 —<br />

Bischof von Trient 3 , Konrad, Bischof von B r i x e n 6 , Konrad<br />

7 , Bischof von Augsburg 8 , Graf Albert von E b e r s t e i n'\<br />

B u r k a r d , Graf von M a n s f e 1 d 10 , Herr Hugo von R e i c h en -<br />

berg 1 1 , Heinrich, Marschall von Kalden 1 2 , Walt her von<br />

S c h ü p f 13<br />

und sehr viele andere.<br />

Gegeben zu Augsburg, im Jahre der Menschwerdung des Herrn<br />

1214, in der zweiten Indiktion, am 14. Februar.<br />

Original: im Landesregierungsarchiv Innsbruck, Kaiserurkunden,<br />

nach dortigem Regest «Vom Steueramt Feldkirch 1879 erworben — Kloster<br />

Benderri No. 2». — Pergament 24,7 cm lang X 15,9, Plica 3,2 cm. — Mehrere<br />

Löcher, die Ergänzungen notwendig machen {hier in Klammer gesetzt), Text<br />

an zwei Längsfalten schlecht lesbar. — Keine verlängerte Schrift. — Zertrümmertes<br />

Siegel in zerrissenem Stoffsäckchen hängt an roten und gelben, in zwei<br />

Löchern der Plica befestigten Seidenschnüren. — Auf der Plica mit Bleistift:<br />

«1214 Bendern». — Rückseite: «Fridericus 2 dlis Rom. R. Beneduranam donationem<br />

confirmat» (17. Jahrh.), «Regal Benderen betr.» (17. Jahrh.), «B», «N. 4.».<br />

Beiliegend «Offiziöse» Abschrift auf Papier, beglaubigt vom Regierungsamt<br />

Vaduz am 16. September 1859 mit Stempel und Unterschrift des Adjunkten<br />

Kessler. —<br />

Die Urkunde hat im Text der Zeugenreihe zwei auffällige Fehler, indem<br />

«Brixiensis» /«von Brescia»,) statt «Brixinensis» /«von Brixen») steht, obwohl<br />

der allein in Frage kommende Brixner Bischof die Urkunde 1214 Februar 22.<br />

(Huter, Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> n. 651) zu Augsburg bezeugte; ausserdem erscheint<br />

ein Konrad als Bischof von Augsburg, dem Ausstellungsorte, obwohl<br />

nach Garns (Series Episcoporum S. 258) in Wirklichkeit ein Siegfried von<br />

1208 — 1227 dort Bischof war. Der zweite «Conradus» ist also verschrieben für<br />

«Sifridus». oder es ist, wie Huter (Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> S. 110) annimmt,<br />

zwischen «Conradus» und «Augestensis» ein weiterer, zu Konrad passender<br />

Ort, der Titel und «Sifridus» zu ergänzen (Siehe unten, Anmerkung 7).<br />

Das Stück galt nach den früheren Bearbeitern als Original, nach Archivvermerk<br />

im Landesregierungsarchiv Innsbruck als unecht oder fraglich, nach<br />

Huter (Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> 1949, S. 110 11. 649) als «angebliches Original».<br />

Auf Grund der Arbeit von Paul Zinsmaier, Untersuchungen zu den Urkunden<br />

König Friedrichs 11. 1212 — 1220 (Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins 1949,<br />

S. 369 ff.), der so gut wie den gesamten in Europa verstreuten Bestand der<br />

Diplome Friedrichs IL (456 Stück) im Diktat und in der Schrift (rund 400 Stück)<br />

verglichen hat, erklären sich die auffälligen Abweichungen in Diktat und Form<br />

aus der Eigenart des Kanzlisten FE der Reichskanzlei, der unter Friedrich von<br />

1214 - 1216, sonst aber schon früher tätig war, hinter dem A. J. Walter (Die<br />

deutsche Reichskanzlei während des Endkampfes zwischen Staufern und Weifen<br />

S. 57) den Magister Ulrich v. Ulm aus Bollingen am Zürchersee, später Domherr


— 21 —<br />

zu Basel vermutet, was Zinsmaier (S. 380) für möglich hält. Die Urkunde<br />

wurde von FE verfasst (Zinsmaier S. 429) und von einem unbekannten Schreiber<br />

hergestellt, wobei FE sachliche Angaben der Urkunde von 1194 Mai 22<br />

(<strong>Liechtensteinisches</strong> <strong>Urkundenbuch</strong>, hrsg. v. Perret, III n. 13) benützte. Es ist<br />

das älteste bekannte, der von ihm unter Friedrich II. verfassten Stücke (Zinsmaier<br />

S. 380). Die Diplome von FE fallen auf, weil sie sich «mit dem herkömmlichen<br />

Urkundenstil kaum berühren und nur geringe Beziehungen zu den<br />

Diplomen der vorhergehenden Herrscher erkennen lassen» (Zinsmaier S. 430).<br />

«Ein Beamter von exzeptioneller Stellung, der an die Vorschriften über die<br />

äussere Herstellung der Urkunden offensichtlich nicht gebunden ist»<br />

(Walter,<br />

Die deutsche Reichskanzlei S. 167). Seine ungewöhnlich langen Arengen<br />

(Walter a. a. O. S. 158) sind ohne wirklichen Gebrauch von Formularbehelfen<br />

unter Einfluss von kirchlichem Sprachgut und der Privaturkunde immer wieder<br />

originell entstanden (Zinsmaier S. 430). Sehr abweichend vom Schema<br />

sind bei FE die Formeln des Eingangs- und Schlussprotokolles, die Datierung,<br />

die abgesehen von der Arenga, überbetonte Einfachheit (Watter a. a. O. S. 158).<br />

FE ist der einzige Beamte der Reichskanzlei, der die verlängerte Schrift so gut<br />

wie nie verwendet. (Walter S. 159; Zinsmaier S. 431). — Eigenartige Ausdrucksweisen<br />

von FE enthält auch unsere Urkunde: «ad noticiam omnium fidelium<br />

nostrorum etc.», «posteris nostris exemplum relinquimus», «ut nemo Sit etc.»<br />

(Siehe auch Zinsmaier S. 431).<br />

Zur Archivierung des Originals:<br />

Das Original wurde 1535 aus dem von der Aufhebung bedrohten Kloster<br />

St. Luzi in Chur nach Feldkirch geflüchtet, wo es im Verzeichnis von 1535<br />

April 18. registriert wird: «Ain lat. Brief von Kayser Fridrich, das er das gotzhaws<br />

güeter und die pfarr zu Bendern bestät hat». Dann wurde das Original<br />

in Bendern archiviert, (JbL. 1923, 38, Büchel) und 1541 November 19. Hess<br />

Paler Georg Fürstein durch den Meisler Georg Hohenstein mit Genehmigung<br />

des Grafen Johann Ludwig von Sulz (1535 — 1544) das Original abschreiben<br />

und übersetzen. Es mochte dann als Beweismittel im Streit um Zehntrechte<br />

im Haag (St. Galler Rheintal) gedient haben. (Vgl. die Ausführungen zur Urkunde<br />

n. 1 in diesem Band).<br />

Im Jahre 1841 März 16. wurde die Urkunde zusammen mit einem Brief<br />

Kaiser Maximilians (1507) ausgehoben und nach Feldkirch gebracht: «B 1214<br />

Fridericus secundus Rom: R: Benduranam donationem/ confirmat ...» (es<br />

wird der Brief Kaiser Maximilians vom Jahre 1507 erwähnt). «Diese beiden<br />

Urkunden sind ausgehoben und dem Berichte/ vom 16. März 1841 3648/55.<br />

I Dom: in die kk Kammeral/ Bez. Verwalthung ad No. 1635/46 XII angelegt<br />

worden» (Pfarreiarchiv Bendern, Mappe 28). Der in der Archivnotiz erwähnte<br />

Bericht mag mit dein Verkauf der Güter von St. Luzi in Bendern zusammenhängen.<br />

(<br />

Th. v. Mohr konnte zu Mitte des 19. Jahrhunderts die Urkunden anfäng-<br />

\iich' : nicht auffinden (vgl. Mohr Th. v. Codex Dipl. /., Chur 1848/52, S. 254).<br />

• IN* t Ii<br />

Einige Jahre später vermerkt von Mohr (l. c, II. Chur 1852/54, 290 f.), die


- 22 -<br />

Urkunde Friedrich II. sei durch Jos. Bergmann, Wien, beim kk. Rentamt in<br />

Feldkirch gefunden worden. Alsdann kam die Urkunde 1879 in das Landesregierungsarchiv<br />

für Tirol nach Innsbruck.<br />

Auf Grund dieser Sachlage gelangle die fürstliche Regierung in Vaduz in<br />

zwei Schreiben (1961 März 10., Juni 7.) an die Tiroler Landesregierung mit<br />

dem Ersuchen, die in Bendern ausgehobenen Urkunden Liechtenstein zurückzuerstatten.<br />

Dabei handelt es sich um die Urkunde Friedrichs II. von 1214,<br />

eine ebenfalls aus Bendern abgewanderte Bulle von Papst Honorius (1221) und<br />

der erwähnte Brief Kaiser Maximilians von 1507. Am 18. Juli 1961 antwortete<br />

die.Tiroler Landesregierung, dass die angeführten Urkunder. «infolge der Ausübung<br />

des Patronatsrechtes durch den österreichischen Staat» über die Kirche<br />

von Bendern nach Innsbruck gekommen seien und sich so zu Recht dort befinden.<br />

Die Tiroler Landesregierung ersuchte die Regierung des Fürstentums<br />

Liechtenstein, sich mit dieser Auffassung auseinanderzusetzen. Die Liechtensteinische<br />

Regierung gelangte darauf an den Kirchenrechtler der Universität<br />

Fribourg. Prof. Dr. Isele. mit dem Ersuchen, ein Gutachten über die Angelegenheit<br />

auszuarbeiten. Prof. Dr. Isele wies in einem provisorischen Gutachten nach,<br />

dass die Urkunden rechtens nach Bendern gehören. Ein ausführliches Gutachten<br />

vom gleichen Autor soll nächstens vorliegen.<br />

Heute besteht kein Zweifel mehr, dass der Bestand der wertvollen Benderer-Urkunden<br />

in Innsbruck um die Mitte des 19. Jahrhunderts in das Steueramt<br />

in Feldkirch kamen und dann 1879 in das Landesregierungsarchiv Innsbruck.<br />

Die Archiv Signatur «B» sowie der Registervermerk geben darüber jeweils<br />

Aufschluss. Es sind dies folgende, die Zeit vor 1416 betreffende Urkunden:<br />

LUB. 113, 244 f., Signatur «B»; LUB. 1/3, 246 ff.; LUB. 1/3, 249 ff.; LUB. 1/3,<br />

252 ff. (mit den entsprechenden Hinweisen von Bilgeri). Die Urkunde von 1214<br />

Februar 14. wurde, trotzdem sie noch in Innsbruck liegt, in diesen Band aufgenommen,<br />

um die Rechlsansicht der Liechtensteinischen Regierung und des Gutachters<br />

zu unterstreichen. Das Gleiche gilt von der Urkunde von 1221 Juni 19.<br />

Transsumpt: im Pfarrei-Archiv von Bendern, Mappe 28. Vier Papierblätter<br />

32 X 32 cm. Datiert auf das Jahr 1541 November 19. Diente offensichtlich<br />

als Konzept für eine Reinschrift. Mit der Urkunde Friedrich II. wurde<br />

zugleich die Urkunde Heinrich VI. übersetzt. — Zum Rahmentext der alten<br />

Übersetzung vgl. die Urkunde n. 1 in diesem Band. — Auf einem zum Transsumpt<br />

gehörenden Zettel: «Vidimus / Heinricus Romanorum Jmperator confirmat/<br />

donationem Ecclesiae Beneduranae / Monasteno S. Lucii factam. / Anno 1194/<br />

B / No. 3».<br />

Druck : JbL. 1912, 83 f. (Büchel); JbL. 1923, 9 f. (Büchel, zum <strong>Teil</strong> freie<br />

Wiedergabe); Bergamann: ]., Beiträge zu einer krit. Gesch. Vorarlbergs u. d.<br />

angrenzenden Gebiete, IV. Bd. d. Denkschrift d. phil.-hist. Classe d. k. k. Acad.<br />

d. Wissenschaften zu Wien, 1853, 134 f.; Mohr IL, 290 f., vgl. Bd. I., 254.<br />

Regest: Eichhorn P. A., Episcopatus Curiensis in Rhaetia sub metropoli<br />

Maguntina chronologice ac diplomatice illustratus San-Blasianis 1797, 319;


— 23 —<br />

Thommen R., Urkunden zur Schweizer Geschichte L, Basel 1899, 23; Huillard-<br />

Breholles A., Historia diplomatica Friderici secundi I., Paris 1852161, 285;<br />

Böhmer-Ficker, Regesta imperii, Die Regesien des Kaiserreichs unter Philipp,<br />

Otto IV., Friedrich IL, Heinrich VIL, Conrad IV, Heinrich Raspe, Wilhelm u<br />

Richard 1198-1272, hrsg. Ficker ]. V., 1 (1881) n. 715; Helbok A., Reg. v. Vlbg.<br />

und Liechtenstein, Innsbruck 1920, 165; Huter F., Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> IL,<br />

Innsbruck '1949, 110.<br />

Literatur : JbL. 1923, 7 ff., (Büchel); Kaiser, 102; KB. 129.<br />

Zum<br />

Original:<br />

a Diese in der Urkunde herrschende Interpunktion wurde annähernd<br />

ihrer Form entsprechend wiedergegeben,<br />

b Loch, es fehlt jedoch kein Buchstabe.<br />

c Loch für 2 Buchstaben (4 Buchstaben etwa 1 cm) und den ersten<br />

Abstrich des m.<br />

d d nahezu unleserlich.<br />

e Loch für 8 Buchstaben ohne Oberschäfte. Ubersetzung: «in sein Hand».<br />

f Loch für 8 Buchstaben. Übersetzung: «der kirchen sant Luci», was<br />

(«ie sei lvcii») etwas zu lang.<br />

g Loch für 3 Buchstaben: «in c»; die Übersetzung hat: «zu Chur». Die<br />

Ergänzung des Bündner <strong>Urkundenbuch</strong>es «est apud C» ist zu lang,<br />

selbst wenn das noch sichtbare e (= abgekürztes est) nicht berücksichtigt<br />

wird, ausserdem müsste es dann «apud Curiam» heissen.<br />

h Es heisst Shiphe, nicht Shiphr oder Shipht.<br />

ZumTranssumpt:<br />

a lateinische Form, entgegen Büchel, JbL. 1912, 83 f.<br />

b nicht «andere», wie bei Büchel.<br />

c zwei «n», entgegen Büchel.<br />

d am Rand eingeflickt.<br />

e «gesteckt» bei Büchel.<br />

f «solichs» bei Büchel.<br />

g «hablich» bei Büchel.<br />

h zwei «ss», entgegen Büchel.<br />

i «Lucii» bei Büchel.<br />

k «sollen» bei Büchel.<br />

I fehlt bei Büchel.<br />

m am Schluss des Wortes kein «ch», entgegen Büchel,<br />

n nicht «ungnad», wie bei Büchel, was sinngerecht ist.


— 24 -<br />

0 bei Büchel ohne «ck».<br />

p Büchel korrigiert: «zeschreiben und zesigeln».<br />

q «gezeugen» bei Büchel.<br />

r deutlich «patriarchus aquileij», entgegen Büchel: «patriarcha aquilej».<br />

5 «Burckhart» bei Büchel,<br />

t «Hainrich» bei Büchel,<br />

u «Marschalk» bei Büchel,<br />

v überschrieben.<br />

u> die drei letzten Worte von gleicher Hand am Rand vermerkt,<br />

x «Kreftigen» bei Büchel,<br />

y «Bischof» bei Büchel,<br />

z «Graf», bei Büchel.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Kaiser Friedrich 11. f 1250.<br />

2 Urkunde Chur, 1194 Mai 22., abgedruckt LUB. III, 63 ff.<br />

3 Ruodeger von Limpach, Limpach Bezirksamt Überlingen, Baden.<br />

4 Wolfger, Patriarch von Aquileja 1204 — 1218, vorher Bischof von<br />

Passau. Eubel C, Hierarchia Catholica, Monasterii 1913, 99, 392.<br />

5 Friedrich von Wangen, Bischof von Trient 1207 —1218; fehlt im Transsumpt<br />

von 1541.<br />

6 Konrad von Rodeneck, Bischof von Brixen 1200 — 1217, Eubel C,<br />

l. c, 148.<br />

7 Huter (s. oben) entscheidet sich für ein hier fehlendes «Ratisponensis<br />

episcopus», also für Konrad von Teisbach, Bischof von Regensburg<br />

1204 — 1226, doch käme ebensogut eine ganze Reihe von Konraden in<br />

Frage, wahrscheinlicher jedenfalls Konrad von Tegerfeld, Bischof von<br />

Konstanz 1209 — 1233, der in der Tat fast zur selben Zeit beim Kaiser<br />

als Zeuge auftritt, nämlich zweimal am 19. Februar 1214 im selben<br />

Augsburg. (Ladewig-Müller, Regesta Episc. Constant. n. 1269, 1270).<br />

8 Siegfried von Rechberg, Bischof von Augsburg 1209 — 1227. Garns P. B.,<br />

Series Episcoporum, Ratisbonae 1873, 258.<br />

9 Eberstein, Bezirksamt Baden, Baden: im Transsumpt von 1541 Albrecht<br />

von Eberstain.<br />

10 Mansfeld, Bez. Merseburg, Sachsen.<br />

11 Nach Huter, Tiroler <strong>Urkundenbuch</strong> I., S. 386 Burg im Münstertal,<br />

Obervintschgau; 1208 Februar 7. (ebend.) Vertreter d. Trienter Bischofs.<br />

12 Kalden, östlich Nördlingen, Bayr.-Schwaben.<br />

13 Aus der Familie der Schenken von Schüpf, bei Boxberg, Nordbaden.


— 25 —<br />

3. Lateran, 1221 Juni 19.<br />

Papst Honorius III. bestätigt dem Kloster St. Luzi den<br />

Besitz der Kirche<br />

Bendern.<br />

HONORIVS episcopus seruus seruorum dei. Dilectis filiis . . Preposito<br />

et Conuentui Sancti Lucii Pre- /monstratensium ordinis<br />

Curiensis diocesis ! salutem et apostolicam benedictionem. Cum<br />

a uobis petitur petitur quod iustum / est et honestum, tarn uigor equitatis<br />

quam ordo exigit rationis, ut id per sollicitudinem offi-/cii nostri<br />

•ad debitum perducatur effectum. Eapropter dilecti in domino fiüi<br />

uestris iustis postu-/lacionibus grato concurrentes assensu ecclesiam in<br />

Bendure uobis a venerabili fratre nostro . . ;l1<br />

C u r i e n s i episcopo/<br />

de sui capituli assensu collatam 2 , sicut eam iuste ac pacifice<br />

possidetis, et in predictorum / Episcopi et Capituli litteris plenius<br />

continetur ! auctoritate uobis apostolica confirmamus et presentis/<br />

scripti patrocinio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceat<br />

hanc paginam nostre confirma-/tionis infringere uel ei- ausu temerario<br />

contraire. Siquis autem hoc attemptare presumpserit , indigna-Ztionem<br />

omnipotentis dei. et beatorum petri et pauli apostolorum eius se nouerit<br />

incursurum. Datum Laterani . . / XIII kalendas Julii Ponlificatus<br />

nostri ! anno Quinto.<br />

Übersetzung<br />

Honorius, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, den geliebten<br />

Söhnen, dem Propst und Konvent St. Luzi, Prämonstratenserordens<br />

der C h u r e r Diözese Gruss und apostolischen Segen. Wenn von Uns<br />

begehrt wird, was gerecht und löblich ist, erfordert es sowohl die Kraft<br />

der Billigkeit wie die vernünftige Ordnung, dass dies durch die Sorge<br />

Unseres Amtes zur gebührenden Wirkung gelange. Deshalb, geliebte<br />

Söhne im Herrn, stimmen Wir Euren gerechten Forderungen gerne zu<br />

und bestätigen Euch mit apostolischer Autorität die Kirche in Bendern,<br />

die Euch von Unserem ehrwürdigen Bruder, dem Bischof von<br />

Chur, durch die Zustimmung seines Kapitels übergeben worden ist,<br />

so, wie ihr sie zu Recht und ruhig besitzt und wie das in der Urkunde<br />

der Vorgenannten, des Bischofs und des Kapitels näher enthalten ist<br />

und befestigen dies durch vorliegenden Schutzbrief. Gar niemanden sei


— 26 -<br />

es erlaubt, diese Bestätigungsurkunde zu übertreten oder sich ihr in<br />

vermessener Weise zu widersetzen. Wer aber dies zu unternehmen versuchen<br />

wird, möge wissen, dass ihn der Zorn des allmächtigen Gottes<br />

und seiner heiligen Apostel Petrus und Paulus ereilen wird. Gegeben<br />

im Lateran am 19. Juni, Unseres Pontifikates im fünften Jahre.<br />

Original : im Landesregierungsarchiv Innsbruck n. 11 4570, nach dortigem<br />

Regest «Vom Steueramt Feldkirch 1879 erworben - Bendern 4 (A 10)».—<br />

Pergament, gelb, 23 cm lang X 26,6, Plica 3,5 cm. — Vorlinierung. — Schnur<br />

und Siegel fehlen; Löcher zur Befestigung ausgerissen; nach der beiliegenden<br />

«Offiziösen» Abschrift, beglaubigt vom Regierungsamt Vaduz am 16. Sept. 1859<br />

(Unterschrift des Adjunkten Kessler ? mit Stempel) hing damals noch das<br />

«Bleisiegel an einer gelb- und rothseidenen Schnur». — Rückseite: «Honorii<br />

papae pro confirmatione Beneduranae parochiae» (17. Jahrh.); «Bulla A No. 8<br />

Anno 1221» (18. Jahrh.). -<br />

Abschrift: Pfarrarchiv Bendern, Mappe 28., zwei Abschriften aus der<br />

Mitte d. 19. Jahrhunderts «A No. 8».<br />

Druck: Bergmann, Beiträge zu einer krit. Geschichte Vorarlbergs in<br />

Denkschriften d. Akademie d. Wissenschaften, phil.-hist. Classe (1853) 4, S. 135;<br />

Mohr IL, n. 219 (nach Bergmann); BUB. IL, S. 126 n. 623 (nach dem Original).<br />

Ubersetzung: JbL. 1923, 10 (Büchel).<br />

Regest: Potthast, Regesta Pontificum Rom. 1., n. 6693 irrig zum 24. Juni;<br />

Thommen R., Urkunden z. Schweizer Geschichte aus österr. Archiven I., n. 40<br />

mit Verbesserungen nach dem Original zu Mohr; Helbok A., Regesten v. Vlbg.<br />

u. Liechtenstein n. 358; JbL. 1936, 85 (Ritter); Perret F., <strong>Urkundenbuch</strong> d. südl.<br />

<strong>Teil</strong>e d. Kantons St. Gallen (1935) L, S. 250, n. 322; Pressutti P., Regesta Honorii<br />

Papae HL, Romae 1888 1., n. 3483.<br />

Literatur : JbL. 1923, 10 ff. (Büchel).<br />

Zur<br />

Archivierung:<br />

Auch die Bulle von Papst Honorius HL lag 1535 beim Fluchtgut der<br />

Prämonstratenser, als sie aus Chur flohen. Das Dokument ist im Verzeichnis<br />

mit folgenden Worten erfassl: Jtem 31 latein. besigelt päpstl. Bullen, Stiftbrief<br />

und Intsrumenten etc.» (JbL. 1923, 38, Büchel). Der Akt im Pfarrei-Archiv von<br />

Bendern, welcher die Aushebung der Urkunde Friedrichs II. (1214) und des<br />

Briefs Kaiser Maximilians (1507) am 16. März 1841 meldet und auf die Archivierung<br />

der Urkunden beim Steueramt Feldkirch verweist (Pfarrei-Archiv,<br />

Bendern, Mappe 28), enthält auch eine der beiden im Pfarrei-Archiv vorhandenen<br />

Abschriften der Bulle von Papst Honorius III. Am 16. September 1859<br />

•wurde von der Bulle in Vaduz eine amtlich beglaubigte Abschrift gemacht,<br />

wobei festgestellt wurde, dass das (heute verlorene) Bleisiegel an einer gelbund<br />

rotseidenen Schnur gehangen sei (vgl. Urkundenbeschrieb). Kurz nachher


- 27 —<br />

musste die Urkunde vom Steueramt Feldkirch eingezogen worden sein. Jm<br />

Jahre 1879 erwarb das Landesregierungsarchiv in Innsbruck vom Steueramt<br />

Feldkirch zusammen mit den andern Benderer-Urkunden die päpstliche Bulle.<br />

Die Urkunden gehören aber nach Bendern, (vgl. die Ausführungen zu n. 1, 2<br />

in diesem Band).<br />

a über diesen beiden Punkten späte Ergänzung: Arnoldo.<br />

1 Arnold von Matsch, Bischof von Chur (1210 — 1221).<br />

2 Siehe die Urkunde LUB. 113, 249 ff.<br />

(Bearbeitung der beiden Originale der heute in Innsbruck liegenden<br />

Urkunden aus den Jahren 1214 und 1221 von Dr. Bilgeri).<br />

4. Vatikan, 1298 März-<br />

Sechs Bischöfe verleihen der Kirche St. Peter in Schaan<br />

einen Ablass von 40 Tagen unter der Bedingung einer aufrichtigen<br />

Beicht, eines Kirchenbesuches in St. Peter an bestimmten Festtagen<br />

oder einer Vergabung für die genannte Kirche.<br />

Uniuersis :l<br />

Christi fidelibus presentes litteras inspecturis Nos frater<br />

Basilius dei gratia Jerosolimitanus / Archiepiscopus 1 . et<br />

Andreas Venafranus 2 . Jldebrandinus Aretinus 3<br />

Stephanus Oppidensis 4 . frater Romanus / Croensis 5<br />

et Adam Marturanus 6<br />

cadem gratia Episcopi salutem et sinceram<br />

in domino Caritatem./ Sanctorum meritis inclita gaudia fideles<br />

assequi minime dubitamus qui cor b<br />

patrocima per condigne deuotionis<br />

obsequia / promerentur illum quoque uenerantur inipsius quorum<br />

gratia ipse est et retributio premiorum. Nos igitur ad consequenda<br />

predicta / gaudia causam dare fidelibus cupientes omnibus uere penitentibus<br />

et confessis qui ad ecclesiam sancti Petri 7 de shan s<br />

Curiensis diocesis / in festo Natiuitatis. Resurrectionis adscensionis<br />

domini et pentecostes. insingulis festiuitatibus beate Marie Virginis<br />

/ in festo ipsius beati petri et omnium aliorum apostolorum et in<br />

dedicatione ipsius ecclesie cum deuotione accesserint annuatim et<br />

manibus / porrerint adiutricem uel quomodolibet de bonis ipsorum pro<br />

fabrica luminariis 9<br />

et aliis dicte ecclesie hornamentis dederint/uel in<br />

extremis legauerint de omnipotentis dei misericordia et beatorum Petri<br />

et Pauli apostolorum eiorum auctoritate confisi. Singuli / nostrum. xl


— 28 —<br />

dies de iniunctis eis penitentiis misericorditer in domino relaxamus.<br />

Dum modo ad id Diocesani uoluntas/ accesserit et consensus. Datum<br />

R o m e apud Sedem petri Anno domini M. CC. lxxxxviii. mense martii.<br />

Pont- / ficatus domini Bonifatii 1 0 pape octaui anno quarto :,<br />

Übersetzung<br />

Allen Christgläubigen, die diesen Brief lesen werden, entbieten wir:<br />

Bruder Basilius, von Gottes Gnaden Erzbischof von Jerusalem<br />

1 und Andreas von Venafro 2 , Hildebrand von<br />

Arezzo 3 , Stephan von O p p i d o 4 , Bruder R o m a n u s von<br />

C r o j a 3 und Adam von Martirano 6 , durch Gottes Gnadengeschenk<br />

Bischöfe, Gruss und aufrichtige Liebe im Herrn. Wir zweifeln<br />

nicht im mindesten, dass durch die Verdienste der Heiligen die Gläubigen<br />

bekannter Gnaden teilhaftig werden, sobald die Gläubigen durch<br />

entsprechende Verehrung die Schutzpatrone gnädig stimmen und jenen<br />

anbeten, in dem ihre Liebe selbst ist und aller Preis Entgeld. Um den<br />

Gläubigen zur Erreichung der vorgenannten Freuden einen Beweggrund<br />

zu geben, wollen wir allen denen, die aufrichtig gebeichtet und<br />

gebüsst haben, und die jährlich die Kirche des heiligen Petrus 7<br />

in Schaan 8 , in der Diözese Chur, an Weihnachten, Ostern, Christi<br />

Himmelfahrt, Pfingsten, an allen Marienfesten, am Fest des heiligen<br />

Petrus und aller andern Apostel und am Kirchweihfest von St. Peter<br />

selbst andächtig besuchen werden und durch Arbeit etwas besteuern<br />

oder irgend etwas von ihrem Vermögen zum Unterhalt der Kirche oder<br />

der Lichter 9<br />

beitragen oder für andere Bedürfnisse der Kirche aufkommen<br />

oder sie mit Legaten bedenken, all denen gewährt jeder von uns,<br />

um der Barmherzigkeit Gottes willen und kraft der Autorität der<br />

Apostel Petrus und Paulus 40 Tage Ablass, sofern der Diözesanbischof<br />

zustimmt. Gegeben zu R o m beim Stuhl Petri, im Jahre des Herrn 1298,<br />

im Monat März, unter dem Pontifikat des Papstes Bonifatius 1 0 VIII.,<br />

im vierten Jahr seiner Regierung.<br />

Original: im Pjarreiarchiv Schaan, Urkundenschachtel, Pergament;<br />

40,5 X 31,3 cm; gerade Zeilenführung; Vorlinierung nicht sichtbar; oben<br />

4,5 cm breiter Rand, rechts 3,5 cm, links 4 cm, unten 4,6 cm breite Plica,<br />

daran an Schnüren sechs Siegel, letztes Siegel ist verloren gegangen. 1. Siegel:<br />

Bischof mit Milra, Stab, Panisellum und Pontifikalkleidung, nur Oberkörper<br />

abgebildet, ca. 4,5 cm, Siegel stark beschädigt, von der Inschrift nur einige<br />

Buchstaben sichtbar. — Rückseite runder, vertiefter Siegeleindruck mit nicht


— 29 -<br />

lesbarer Inschrift. Auf der Plica ob der Schlaufstelle der Schnüre steht: «Sigillum<br />

fratris Basilii archiepiscopi / jerosolimitani». 2. Siegel: Kleines Bruchstück;<br />

ob der Schlaufstelle der Schnüre steht auf der Plica: «Sigillum andree<br />

episcopi/ venafrani» — 3. Siegel: Siegelrest mit Bruchstück einer Bischofsfigur;<br />

auf der Plica steht: «Sigillum Jldebrandini / episcopi aretini» — 4. Siegel:<br />

stehende Figur noch erkennbar in ovalem Siegelfeld, (4,7 cm); analog zu den<br />

anderen Siegeln steht über der Schlaufstelle der Siegelschnüre: «Sigillum stephani<br />

episcopi / oppidensis» — 5. Siegel: Bischof in ovalem Siegelfeld (4,5 cm)<br />

auf der Plica: «Sigillum fratris Romani episcopi / croensis», Inschrift unlesbar.<br />

— 6. Siegel fehlt; in der Plica sind noch die Löcher zur Befestigung der Schnüre<br />

sichtbar, darüber steht: «Sigillum ade episcopi / marturani». — Rückseite der<br />

Urkunde in frühbarocker Schrift: «Abblassbrief / St. Petrus Kirche zü Schan /<br />

1298»; aus jüngerer Zeit: «a. D. 1298». Taf. I.<br />

Literatur: Kaiser, 178; Kdm. 93; JbL. 1927, 26 ff. (Büchel); JbL.<br />

1957, 233 ff. (Beck); JbL. 1958, 35 ff. (Malin); JbL. 1958, 283 ff. (Beck); JbL.<br />

1959, 304 ff. (Müller ].).<br />

a Kräftige Initiale.<br />

b Singular, ohne Abkürzung.<br />

1 Basilius, Erzbischof von Jerusalem, erwähnt von 1297 bis 1301. Wurde<br />

von seiner Kirche vertrieben. Papst Bonifaz VIII. gab ihm 1301 Januar<br />

6. das Benediktiner-Kloster S. Salvator in der Diözese Telese in<br />

Unteritalien. Der Erzbischof erscheint auch in der Ablass-Urkunde von<br />

1300 für St. Peter. in Schaan, sowie in einem Indulgenzbrief für<br />

St. Martin in llanz. Eubel C, Hierarchia Catholica, Monasterii 1913,<br />

108; Streit P. C, Atlas Hierarchien, Paderbornae 1929, Taf. 3, J 6;<br />

Mohr IL, 166.<br />

2 Andreas de Aversa, 1295 — 2299 nachweisbar für Bovino und Venafro<br />

in Unteritalien (Cath. B. M. V. Assumtae). Garns P. B., Series Episcoporum,<br />

Ratisbonae 1873, 939; Eubel C, l. c, 518 f.; Streit P. C,<br />

/. c, Taf. 3, K6.<br />

3 Hildebrand(in)us de Guidi di Romena, 1289 gewählt und bis 1305<br />

April 13. nachweisbar. Arezzo in Mittelitalien (Cath. S. Petri). Garns<br />

P. B., 1. c, 741 f.; Eubel C, 1. c, 104.<br />

4 Stephanus Oppidensis, (1295 - 1301) (Cath. B. M. V. Assumtae), Bischof<br />

von Oppido in Süditalien. Garns P. B., I. c, 909; Eubel C, l. c,<br />

377; Streit P. C, Taf. 5, K9.<br />

5 Romanus Croensis, 1286 — 1298 nachweisbar. Croja im Epirus, Suffragan<br />

von Durazzo. Garns P. B., I. c., 404; Eubel C, l. c, 216.<br />

6 Adam Marturanus (1295 — ca. 1330), Bischof von Martirano in Süditalien<br />

(Cath. Assumtionis B. M. V.). Garns P. B., I. c, 895 f.; Eubel C,<br />

l. c, 328.<br />

7 St. Peter in Schaan war damals also eine Kirche, zwei Jahre später wird<br />

sie Kapelle genannt (vgl. Anmerk. 13 der folgenden Urkunde, n. 5).


— 30 —<br />

8 Schaan, zu den verschiedenen Schreibweisen vgl. die Urkundenbücher<br />

und JbL. 1911, 94 f. (Ospelt).<br />

9 Es dürfte sich hier um das ewige Licht (luminaria inextincta) handeln.<br />

Vgl. Du Cange, Glossarium mediae et infimae Latinitatis V., 152;<br />

Haberkern £., Hilfswörterbuch f. Historiker, Berlin 1935, 158.<br />

10 Bonifaz VIII. (1294 - 1303).<br />

5. Rom, 1300<br />

Zehn Bischöfe in Rom verleihen der Kirche des heiligen Laurentius<br />

in Schaan und der dortigen Kapelle des heiligen Petrus unter den<br />

üblichen Bedingungen einen Ablass von vierzig Tagen.<br />

Uniuersis" christi fidelibus presentes licteras Jnspecturis. Nos dei<br />

gratia frater Basilius Jerosolimitanus Armen orum 1<br />

Adenulfus Consanus 2<br />

et frater Ranucius / Calarenitanus<br />

3 Archiepiscopi ac frater Antonius Chenadiensis 4<br />

Landulfusferencinas 5 , Manfredus Sancti Marci",<br />

Nicolaus Neocastrensis 7 , R(og)er ius Esculanus 3 ,<br />

frater Jacobus Calcedonie 0<br />

et frater Nicolaus / Turcib<br />

u 1 e n s i s 10<br />

eiusdem miseracione Episcopi Salutem in domino sempiternam.<br />

Splendor paterne glorie qui sua mundum illuminat inneffabili<br />

clari - / täte pia uota fidelium de clementissima ipsius benignitate<br />

sperantium, tunc precipue benigno fauore prosequitur, cum deuota<br />

ipsorum humilitas Sanctorum / precibus et meritis adiuuatur. Cupientes<br />

igitur ut ecclesia Sancti L a u r e n t i i 1 1 in San 1 2 et Capella Sancti<br />

Petri 1 3 constructa ibidem C u r i e n s i s diocesis congrius honoribus<br />

/ frequententur et frequentantes pro temporali labore perpetue<br />

quietis munere gratulentur. Omnibus uere penitentibus et confessis<br />

qui ad dictam ecclesiam uel Capellam / in singulis subscriptis festiuitatibus<br />

et diebus videlicet, Natiuitatis Resurrectionis Ascensionis domini<br />

et Pentecostes, Natiuitatis, Annuntiationis, Purificationis et / asumptionis<br />

beate marie virginis gloriose, Johanis Baptiste et Evangeliste Michaelis<br />

Archangeli Sancte Crucis beatorum apostolorum Petri et Pauli ac<br />

umnium aliorum apostolorum. / Sanctorum Laurentii in cuius honore<br />

ipsa ecclesia est constructa Stephani et vincentii Martirorum, Petri cui<br />

est ipsa Capella uocabulo insignata, Nicolai et Martini Confessorum /


— 31 —<br />

(Sanctarumque) Catarine Margarite (et A . g . . . A . . g. virginum Mar-<br />

(ie)Mag(dalene) (in Dedi)catione ipsius ecclesie et Capelle ac altarium<br />

constructorum in eis per (predi)ctarum festiuita - / tium Octabas causa<br />

deuotionis et orationis accesserint annuatim, vel (qui) ad fabricam seu<br />

reparationem, luminaria, ornamenta siue ad alia ipsius ecclesie et Capelle<br />

neces- / saria manus porrexerint adiutrices. Aut qui in bona sui<br />

corporis sanit(ate) siue etiam in extremis laborantes quicquam suarum<br />

predicte ecclesie uel Capelle legauerint faculta - / tum. vel qui presbytero<br />

ipsius ecclesie deferenti sacram eucharistiam ad infirmos deuotum<br />

fecerint comitiuam. Siue qui orationem beate marie Semper vir-'<br />

ginis aut ter pa- / ternoster dixerint quando ad laudem et gloriam<br />

ipsius virginis de sero pulsatur (ibi)dem. De omnipotentis dei misericordia<br />

et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius auc - / toritate confisi<br />

singuli nostrorum singulas Quadraginta dierum indulgentias de<br />

iniunctis (ei)s penitentiis misericorditer in domino relaxamus. Dummodo<br />

diocesani uoluntas ad id / accesserit et consensus. Jn cuius rei<br />

testimonium presentes licteras nostrorum sigillorum fecimus appensione<br />

muniri. Datum R o m e Anno domini Millesimo Trecentesimo /<br />

Pontificatus Sanctissimi patris domini B o n i f ( a t i i) pape (vero)<br />

anno sexto ...<br />

Übersetzung<br />

Allen Christgläubigen, die diesen Brief lesen werden, entbieten wir:<br />

Basilius, Erzbischof von Jerusalem und der Armenier 1 ,<br />

Adenulfus, Erzbischof von Conza 2<br />

, Ranucius, Erzbischof<br />

von C a g 1 i a r i 3 , Bruder Antonius, Bischof von Csanad 4 ,<br />

Landulfus, Bischof von Ferentino 5 , Manfred, Bischof von<br />

SanMarco 6 , Nikolaus, Bischof von Nicastro 7 , Rogerius,<br />

Bischof von Ascoli 8<br />

, Bruder J a k o b u s , Bischof von Chalced<br />

o n 9 und Bruder N i c o 1 a u s , Bischof von Tortiboli 1 0 , durch<br />

Gottes Gnade Bischöfe, ewigen Gruss im Herrn. Der Glanz väterlicher<br />

Glorie, der mit übergrosser Helle die Welt erhellt, begleitet dann mit<br />

besonders gütiger Gunst die frommen Gebete der auf die mildreiche<br />

Güte Gottes hoffenden Gläubigen, wenn die demütige Bescheidenheit<br />

durch Bitten und Verdienste der Heiligen unterstützt wird. Wir<br />

wünschen deshalb, dass die Kirche des Heiligen Laurentius in<br />

Schaan und die dortige Kapelle des heiligen Petrus in<br />

der Diözese Chur mit entsprechender Ehrerbietung besucht werde,


— 32 —<br />

und die Besucher mögen für zeitliche Mühe durch das Geschenk tiefer<br />

Ruhe beschenkt werden. Allen denen, die wahrhaft beichten und büssen,<br />

die obgenannte Kirche oder Kapelle an den einzelnen unten genannten<br />

Festen und Tagen besuchen, wie: Weihnacht, Mariä-Verkündigung,<br />

Lichtmess, am Fest der Aufnahme der heiligen und glorreichen<br />

Jungfrau in den Himmel, am Fest Johannes des Täufers und Johannes<br />

des Evangelisten, am Fest des Erzengels.Michael, am Feste des heiligen<br />

Kreuzes, an den Festen der heiligen Apostel Peter und Paul und aller<br />

übrigen Apostel, an den Festen der heiligen Märtyrer Laurentius, zu<br />

' dessen Ehre die Kirche -selbst errichtet worden ist, an den Festen der<br />

heiligen Märtyrer Stephan und Vinzentius, am Fest des heiligen Petrus,<br />

dem die genannte Kapelle zugeeignet ist, an den Festen der heiligen<br />

Bekenner Nikolaus, Martinus und denen der heiligen Jungfrau Katharina,<br />

Margareta und Angelica (?), am Fest der heiligen Maria Magdalena<br />

und am Weihetag der Kirche, der Kapelle und Altäre, an den<br />

Oktaven der genannten Feste — wer also der Andacht und des Gebetes<br />

wegen jährlich an diesen Festtagen die Kirche St. Laurentius und<br />

St. Peter besucht, oder wer zum Unterhalt oder zur Reparatur der Gebäude,<br />

wer für die Lichter, den Schmuck oder etwas anderes in dieser<br />

Kirche oder Kapelle Notwendiges hilfsbereit gewährt, oder wer bei<br />

guter Gesundheit oder auf dem Sterbebett etwas von seinem Vermögen<br />

der genannten Kirche und Kapelle vermacht, oder wer den Priester<br />

dieser Kirche auf dem Versehgang demütig begleitet, oder wer den<br />

Englischen-Gruss oder drei Vaterunser betet, wenn dort zum Lob und<br />

zur Ehre der seligen Jungfrau Maria Angelus geläutet wird, — all<br />

denen gewährt jeder von uns auf Grund von Gottes Barmherzigkeit<br />

und durch die Autorität der heiligen Apostel Peter und Paul gnädig<br />

im Herrn 40 Tage Ablass, wenn der Diözesanbischof dem zustimmt.<br />

Zum Zeugnis für diese Verleihung lassen wir an den gegenwärtigen<br />

Brief unsere Siegel hängen. Gegeben in Rom, im Jahre des Herrn 1300,<br />

im sechsten Jahr des Poritifikates des heiligen Vaters Bonifatius.<br />

Original: im Pfarreiarchiv Schaan, Urkundenschachtel — Pergament<br />

40.5 cm X 50 cm; gerade Zeilenführung, Vorlinierung zum <strong>Teil</strong> sichtbar;<br />

Urkunde zum <strong>Teil</strong> arg schadhaft, in der Mitte grosses Loch; Ergänzungen in<br />

Klammern. Oben 7 cm heiter Rand, seitlich je 4 cm, unten 7 cm breite Plica.<br />

Daran hingen an Hanf schnüren die Siegel der in der Urkunde genannten<br />

Bischöfe; kein Siegel mehr vorhanden; nur ein kleiner Rest des drillen Siegels:<br />

Madonna mit Kind unter Baldachin. Auf der Plica steht von gleicher Hand.


— 33 —<br />

die die Urkunde schrieb : «quot». — Keine alten Rückvermerke, neu mit<br />

schwarzer Tinte: «n° 183». Taf. II.<br />

Literatur : Kdm. 81 ff.: JbL. 1927, 56 (Büchel); Kaiser, 158; JbL. 1957,<br />

233 ff. (Beck); JbL. 1958, 35 ff. (Malin); JbL. 1959, 305 ff., 308 ff. (Beck).<br />

a Grosse Initiale, dann für «uniuersis» verlängerte Schrift.<br />

1 Basilius Jerosolimitanus Armenorum, erwähnt von 1297 bis 1301,<br />

wurde von seiner Kirche vertrieben, Papst Bonifaz VIII. übergab ihm<br />

1301 Januar 6. das Benediktinerkloster S. Salvator in der Diözese<br />

Telese in Unteritalien. Eubel C, Hierarchia Catholica, Monasterii 1913,<br />

108; Streit P. C, Atlas Hieiarchicus, Paderbornae 1929, Taf. 3, I 6;<br />

vgl. Mohr IL, 166.<br />

2 Adenulfus Consanus (1295 — 1301), Erzbischof von Conza in Süditalien<br />

Cath. BMV., vorher Bischof von Brindisi (1288 Mai 23.), nachher<br />

(1301 Jan. 2.) Bischof von Conza. Eubel C, l. c, 149, 202 f.;<br />

Garns P. B., Series Episcoporum, Ratisbonae 1873, 877; Streit P. C,<br />

l. c, Taf. 5, K7.; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />

3 Ranucius O. Min., 1300 —1302 Vicarius Urbis, Erzbischof von Cagliari<br />

auf der Insel Sardinien, Eubel C, l. c, 157; Garns P. B., I. c, 836;<br />

Streit P. C, l. c, Taf. 4, D8; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />

4 Antonius Cenadiensis O. Min.; erwähnt 1290 — 1306, Bischof von<br />

Csanäd in Ungarn (Cath., Gregorii). Eubel C, l. c, 179; Garns P. B.,<br />

I. c, 370; vgl. Mohr IL, 166.<br />

5 Landulfus Ferentinatensis, genannt «Rubeus», erwähnt 1297 — fl301,<br />

Bischof von Ferentino in Mittelitalien; vor seiner Weihe zum Bischof<br />

Kanoniker an der Kirche von Ferentino. Eubel C, l. c, 246; Garns P. B.,<br />

I. c, 691; Streit P. C, 1. c, Taf. 3, H6.<br />

6 Manfredus Sancti Marci, gewählt u. bestätigt 1287 Jan. 28., verwallet<br />

seil 1291 Juni 2. die Kirche von Bisaccia; San Marco in Unteritalien<br />

(Cath. S. Nicolai). Eubel C, l. c, 325 f.; Garns P. B., I. c, 892;<br />

Streit P. C, 1. c, Taf. 5, KF; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />

7 Nicolaus Neocastrensis, Benediktiner-Abt, geweiht 1299 Nov. 6., gest.<br />

ca. 1320, Bischof von Nicastro in Unteritalien (Cath. SS. Petri et Pauli),<br />

Suffragan von Reggio. Eubel C., I. c, 361; Garns P. B., I. c, 905;<br />

Streit P. C, l. c, Taf. 5, L8, 9; vgl. Mohr IL, S. 166.<br />

8 Rogerius Esculanus, erwähnt 1304 — 1308, Bischof von Ascoli, Apulien<br />

in Unteritalien (Cath. B.M.V.), Suffragan von Benevent. Eubel C,<br />

l. c, 111; Garns P. B., I. c, 853; Streit P. C, l. c, Taf. 3, K6.<br />

9 Jacobus Calcedonensis, Bischof von Chalcedon, dem heutigen Kadi-Köi<br />

in Bithynien, Suffragan von Nicomedien, gewährt schon 1297 einen<br />

Ablass. Eubel C, l. c, 183.<br />

10 Nicolaus Turcibulanensis O. Min., Bischof von Tortiboli in Unterilalien,<br />

Suffragan von Benevent. Eubel C, l. c, 504 f.<br />

11 St. Laurentius in Schaan, alte Pfarrkirche. Um 1900 abgebrochen<br />

Kdm. 81 ff.; JbL. 1927, 56 ff. '(Büchel); JbL. 1959, 308 ff. (Müller ].).


- 34 —<br />

12 Schaan, zu den verschiedenen Formen der Schreibweise vgl. die<br />

<strong>Urkundenbuch</strong> er sowie: JbL. 1911, 94 j. (Ospelt).<br />

13 St. Peter in Schaan, errichtet zum <strong>Teil</strong> auf der nordöstlichen Kastellmauer.<br />

Kdm. 93 ff.; JbL. 1927, 26 ff. (Büchel); JbL. 1957, 229 ff. (Beck);<br />

JbL. 1958, 283 ff. (Beck); JbL. 1959, 304 ff, (Müller ].).<br />

6. Pfäfers, 1305 September 24.<br />

Swiger von Schellenberg und dessen Frau schenken dem<br />

Kloster Pfäfers einen Hof «in dem Oberndorf» in M a u -<br />

r e n unter der Bedingung eines fährlichen Leibgedinges von sechs<br />

Scheffel Korn bis zum Zeitpunkt des Ablebens des Ehepaars; beim<br />

Tod eines Eheteils sollen vom beschenkten Kloster noch drei Scheffel<br />

Korn ausgerichtet werden, und nach dem Tod beider Donatoren lasten<br />

keine Pflichten mehr auf dem Hof.<br />

Vniuersis christi fidelibus presens scriptum intuentibus seu audientibus.<br />

Swigerus de Schellenberg 1<br />

miles salutem in eo qui<br />

est omnium uera / salus et firmiter cedere" subnotatis b . Quoniam humane<br />

conditionis opera in obliuionis interirum deducuntur c<br />

processu<br />

lemporis, necessarium / idcirco cl<br />

esse dinoscitur ut ipsa opera litterarum<br />

testimonio et sigillorum munimine roberentur, . Noscat igitur presens<br />

etas, et sciat futura / posteritas, quod ego. Swigerus miles predictus,<br />

zelo diuini pneumatis inflamatus 0 Monasterio sancte Marie in Fa -<br />

b a r i a . . Abbati 2<br />

et / fratribus christo deuote Deseruientibus ibidem<br />

in remedium anime mee et vxoris mee legittime cf . Curiam meam sitam<br />

inMüre/indemOberndorf, 3<br />

cum vniuersis suis appendiciis<br />

ac proprietatibus , siue in agris, siue in pratis, siue in lignis, siue<br />

inquibus-/ cumque iuribus predicte curie ab antiquo annexis, contuli<br />

et confero per presentes, dicto Monasterio, predictam Curiam tenendam<br />

titu/- lo proprietatis et perpetualiter possidendam cum omni iure et<br />

ulilitate, Renuntians tenore presentium iuri meo quod mihi uel vxo- /<br />

ri mee in sepedicta curia h<br />

conpetere uidebatur. Tali tarnen conditione<br />

adiecta, quod predictus Abbas, uel alius qui pro tempore fuerit /<br />

michi.K et vxori mee legitime' pensionem que vvlgariter dicitur lipgedinge<br />

4k , videlicet sex modios Annone, quorum tres mo-/ dii sint farris


— 35 —<br />

residui uero tres Annone communis que vvlgo dicitur mekorn, 5<br />

singlis°<br />

annis pro tempore uite nostre debet ammi - / nistrare in reconpensam<br />

curie prelibate, Condictionaliter etiam inter nos condictum est,<br />

quod cum unus ex nobis ex nutu omnipoten - / tis dei de hoc seculo<br />

migauerit' altera superstite dimidia pars frumenti a predicte domino<br />

Abbate debet defalcari. Cum autem viam vni- / verse carnis ambo m<br />

ingressi fuerint, pensio predicta in vsus" 1<br />

Monasterii prenotati totaliter<br />

lenetur reuerti. Testes autem qui huic collatione ordina - / tioni et<br />

resignationi interfuerant sunt isti Dominus R. Comes de Sanegans<br />

iunior 6 . dominus decanus fabariensis dominus de wolfurt 7 /<br />

dominus . . Manstoch 8 , dominus R. de G r a b s 9 Conuentules='<br />

Monasterii prelibati, dominus H. de Schellenberg, 1 0 dominus<br />

R. Ram-/ung u rector Ecclesie in M ü r e et. . viceplebanus eiusdem<br />

Ecclesie 12 , vlricus pedagogus domini R. Comitis predicti.<br />

Johannes rector Scolarum 13 / fabariensium. Johannes<br />

de Trison, 1 4 Hertwigus dictus Schorand, 1 5 et alii quam<br />

plures fidedigni. Et in omnium prescriptorum testimo / nium ego sepedictus.<br />

Swigerus de Schellenberg 1<br />

meum Sigillum presentibus<br />

duxi appendendum. Datum F a b a r i e anno domini / .M°. CCC".<br />

V". viiii 0 kalendas Octobris jndictione. iii :l —<br />

Übersetzung<br />

Allen Christgläubigen, die gegenwärtige Urkunde lesen oder lesen<br />

hören, entbiete ich, Ritter Swigervon Schellenberg 1 , Gruss<br />

in dem, der aller wahres Heil ist, und ich bekunde durch das Nachstehende<br />

meinen Verzicht. • Weil Menschenwerk im Zeitlauf der Vergessenheit<br />

anheimzufallen droht, ist es sehr notwendig, diesen Taten<br />

durch schriftliches Zeugnis und durch den Schutz der Siegel Beständigkeit<br />

zu leihen. So mögen die Zeitgenossen und Nachfahren wissen, dass<br />

ich, Swiger, 1<br />

der vorgenannte Ritter, vom Eifer göttlichen Geistes entflammt,<br />

dem Kloster der Heiligen Maria in Pfäfers, dem Abt 2<br />

und<br />

allen dort Christo demütig dienenden Brüdern zu meinem und meiner<br />

rechtmässigen Gattin Seelenheil meinen Hof schenke, der in M a u r e n<br />

im Oberndorf 3<br />

liegt. Durch vorliegende Urkunde übergab und<br />

übergebe ich den Hof mit allem Zubehör und allem Besitz, an Äckern,<br />

^Wiesen oder an Holz, mit allen am Hof seit altersher haftenden Rechten;<br />

all das gehöre dem Kloster zu wahrem Eigentum und ewigen Besitz<br />

mit allen Rechten und Nutzen. Ich verzichte kraft gegenwärtiger


— 36 —<br />

Urkunde auf mein Recht, das mir oder meiner Gattin im oft genannten<br />

Hof zukam. Jedoch haben wir noch folgende Bedingung beigefügt:<br />

Der vorgenannte Abt oder seine Nachfolger entrichten mir und meiner<br />

Frau als Entgeld für den genannten Hof, solange wir leben, eine Zahlung,<br />

die gewöhnlich Leibgeding 4<br />

genannt wird, nämlich sechs Scheffel<br />

Getreide, von denen drei Scheffel Weizen sind, die übrigen drei<br />

aber gewöhnliches Getreide, im Volksmund Mekorn 5<br />

genannt. Es ist<br />

unter uns auch vertraglich vereinbart worden, dass, wenn ein Ehepartner<br />

nach Gottes allmächtigen Willen stirbt, dem überlebenden<br />

<strong>Teil</strong> die Hälfte an Getreide vom vorgenannten Kloster abgesichelt<br />

werden soll. Sind wir aber beide gestorben, so ist die vorgenannte<br />

ganze Zahlung des Klosters hinfällig. Zeugen dieser letztwilligen Verfügung<br />

und dieses Verzichtes sind: der jüngere Graf Rudolph<br />

von Sargans. e der Dekan von Pfäfers, Herr von Wolfurt,<br />

7 Herr Manstoch, 8 der Herr Rudolf von Grab s, 9<br />

Conventualen des Klosters, Herr Heinrich von Schellenberg<br />

1 0 , Herr Rudolph, genannt Ramung 1 1 , der Pfarrer von<br />

Mauren und der Vicepfarrer 1 2 dieser Kirche, Ulrich, Erzieher<br />

des genannten Grafen Rudolph, Johannes, Rektor<br />

der Schule in Pfäfers 1 3 , Johannes vonTriesen 1 4 , Hertw<br />

i g , genannt S c h o r a n d 15<br />

und noch andere vertrauenswürdige<br />

Männer. Und zum Zeugnis aller vorgenannter Dinge lasse ich S w i g e r<br />

von Schellenberg 1 mein Siegel an diese Urkunde hängen.<br />

Gegeben in Pfäfers, im Jahre des Herrn 1305, in den neunten<br />

Kaienden des Oktober, in der dritten Indiktion.<br />

Original: im Regierungsarchiv in Vaduz, Schachtel: Urkunden Eschen,<br />

Nr. 1; ehemals Klosterarchiv Pfäfers, dann Stiftsarchiv St. Gallen, durch<br />

Schenkung der St. Galler Regierung seil 1842 im Regierungsarchiv in Vaduz..<br />

JbL. 1917, 28 (Schädlerj; Pergament 15 X 20,5 cm. Schrift in gotischer Kursive<br />

mit dunkler Tinte. Zeilen nicht ganz gerade, kehre Vorlinierung ersichtlich.<br />

Oben 0,6 cm breiter Rand, seitlich 1 cm und unten 2 cm, keine Plica.<br />

Auf der rechten Seitenhälfte unten, rundes Wachssiegel mit 4,4 cm Durchmesser;<br />

auf glattem Siegelfeld lediger Spitzschild vier mal geteilt. Inschrift:<br />

« + S' SW1GERI DE (SC)HELLE ... Rückseite der Urkunde: «C Donacio Curie<br />

et curtis/monasterio 1305 Schwigerus / de schellenberg miles / Lit. D. D. D.<br />

de dato 1305 (andere Tinte, vermutlich um 1500) fas. V Tit. Eschen». Taf. III.<br />

Druck: JbL. 1901, 206 ff. (Büchel).<br />

RegesH: JbL. 1915, 77, vgl. S. 80 (Büchel); JbL. 1917, 28 (Schädler);<br />

Wegelin n., 123; Krüger n., 139.


— 37 —<br />

Literatur: Henggeier R., Professbuch der Benediktiner Abteien<br />

Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Zug, 1931, 112; JbL. 1901, 197 f., 200; JbL. 1907,<br />

55 ff. (Büchel); JbL. 1909, 30 (Büchel); JbL. 1915, 80 (Büchel); JbL. 1917, 27<br />

(Schädler); JbL. 1931, 38 f. (Diebolder); JbL. 1945, 58 (Ritter).<br />

a Erstes e überschrieben; dieselbe wenig übliche Formel in einer Urkunde<br />

aus dem Domleschg (Mohr IL, 35), allerdings mit «credere», wie auch.<br />

Büchel liest.<br />

b «postnotatis» bei Büchel.<br />

c «deducitur» « «<br />

d «dermo» « «<br />

e «inflammatus» « «<br />

f «legittimem» « «<br />

g sie!<br />

h «sepe dictam curiam» bei Büchel.<br />

i im Gegensatz zu weiter oben, vgl. f; i eingeflickt.<br />

k «Hbgedinge» bei Büchel.<br />

I sie ! a eingeflickt.<br />

m das Wort eingeflickt.<br />

1 Swigers Lebensdaten sind unbekannt. Er dürfte 1305 vorgerückten<br />

Allers gewesen sein. Swiger wird in den Urkunden noch einige Male<br />

genannt; siehe über ihn: JbL. 1901, 197 f., 200 (Büchel); JbL. 1906,<br />

71 f. (Büchel); JbL. 1907, 34, 55 ff. (Büchel); JbL. 1908, 3 (Büchel);<br />

JbL. 1909, 30 (Büchel); JbL. 1915, 80 (Büchel) - JbL. 1931, 38 f. (Diebolder);<br />

JbL. 1945, 58 (Ritter); Mohr IL, 118; LUB. 1/1, 151, 260.<br />

2 Damaliger Abt war nach dem «Catalogus Abbatum Fabariensium»<br />

(Suiter), Conradus de Ruchenberg, electus 1282 Februar 25., obiit 1324<br />

Juli 25. Henggeier R., Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers,<br />

Rheinau, Fischingen, Zug 1931, 54, 68; LUB. 1/1, 108 f., 113 ff.<br />

3 Oberdorf, heute erloschene Ortsbezeichnung, vgl. JbL. 1911, 80 (Ospelt);<br />

die Herren von Schellenberg waren im Oberdorf in Mauren sehr begütert;<br />

1317 besass Heinrich von Schellenberg noch einen Hof im<br />

Oberdorf. JbL. 1909, 29 (Büchel); KB. 263.<br />

4 Leibgedinge ist ein zur Nutzimg auf Lebenszeit übergebenes Gut, eine<br />

Art Fallehen. Vgl. Haberkern E., Hilfswörterbuch für Historiker, Berlin<br />

1935, 344 f.<br />

5 «Annona» oder «Annona communis» ist das gewöhnliche Korn, Mischkorn<br />

aus Haber und Gerste; vgl. Bilgeri B., Der Getreidebau im Lande<br />

Vorarlberg, 12; LUB. 1/3, 37 Anmerk. 5, 290 Anmerk. 4. «Mekorn»<br />

wird mit der Sense gemäht, im Gegensatz zu «far», das mit der Sichel<br />

geschnitten wurde, vgl. JbL. 1901, 208 (Büchel); weitere Belege:<br />

Mohr IL, 214, («et duodeeim modios grani, quod vulgariter dicitur<br />

mekorn»); Mohr IL, 26, «et annona pro equis».<br />

I


- 38 -<br />

6 Rudolf III. von Werdenberg-Sargans (ca. 1288 — 1325/26), vgl. Krüger,<br />

291 ff.<br />

7 Eglof von Wolfurt war unter Abt Konrad III. (1282 — 1324) von Pfäfers<br />

einer der Klosterherren und wurde dann Abt (1325 — 1330) des Klosters;<br />

vgl. JbL. 1901, 203 (Büchel); Mohr II., 149, 155, 280 ff.; Henggeler<br />

R., I. c, 69. Eglof von Wolfurt war ein Onkel des in Anmerk. 10<br />

genannten Heinrich II. von Schellenberg.<br />

8 Manstoch, auch Manslocke, ebenfalls Klosterherr von Pfäfers Henggeler<br />

R., 1. c, 69; vgl. Zürcher <strong>Urkundenbuch</strong> VIII., 268 f.<br />

9 Zu «dominus R. de Grabs» vgl. Henggeier R., I. c, 112.<br />

10 Heinrich II. von Schellenberg, Sohn Heinrich /., vermählt mit Anna<br />

von Realt (im Domleschg). Heinrich II. ist vermutlich ein Neffe des<br />

oben genannten Swiger. Heinrich 11. hatte 1319 das Schenkamt des<br />

Klosters Pfäfers inne. Er verkaufte um diese Zeit seinen Besitztum am<br />

Schellenberg. JbL. 1901, 190, 200, 203, 206 (Büchel); JbL. 1907, 54 ff.<br />

(Büchel); JbL. 1908, 3 ff. (Büchel); JbL. 1909, 29 ff. (Büchel); JbL. 1931,<br />

38 f. (Diebolder). Heinrich II. ist ein Neffe des in Anmerk. 7 genannten<br />

E. von Wolfurt. LUB. 1/1, 161, 186.<br />

11 R. Ramung soll im Jahre 1317 die Burg Neuschellenberg nebst Höfen,<br />

Weingärten und Leuten kurzfristig an Heinrich II. von Schellenberg<br />

verkauft haben (vgl. JbL. 1909, 29 f., Büchel; Kdm. 279 f.). - Büchel<br />

weist diesen Ramung den «Ramung von Schwarzach» zu. Poeschel<br />

sieht in Ramung (rätoromanisch «Ramun») eine schellenbergische<br />

Seitenlinie, eine Raimundlinie. Ramung auch alemannischer Personenname.<br />

12 Zum Begriff des Plebanus und Viceplebanus siehe Feine H. £., Kirchliche<br />

Rechtsgesch. L, 1955, 360 f.<br />

13 Vgl. Henggeier R., I. c, 112.<br />

14 Zu Johann von Triesen vgl. JbL. 1901, 203 (Büchel); JbL. 1902, 137<br />

(Büchel); LUB. 1/1, 100, 161, 170, 180, 184, 217 ff.; LUB. 1/3, 38, 39,<br />

262, 270 f., 295 Anmerk. 74, 314, Anmerk. 57.<br />

15 Schorant ein Geschlecht in Ragaz; Hertwig weiter nicht nachweisbar.<br />

Zu den Schorant vgl. JbL. 1901, 203 (Büchel); Henggeier R., I. c, 112;<br />

Wegelin n., 122a; LUB. 1/1, 541 (Register); Mohr 1., 420; IL, 460<br />

(Register); IV., 291, 301.<br />

7. Avignon, 1325 April 6.<br />

Acht Bischöfe am päpstlichen Hof in Avignon verleihen der Kirche<br />

der seligsten Jungfrau Maria in Bendern und dem Altar der 11 000<br />

Jungfrauen in dieser Kirche für bestimmte Festtage und Heiligenfeste


- 39 -<br />

und bei bestimmten Andachtsübungen und Vergabungen für diese<br />

Kirche auf Ansuchen der Gebrüder Konrad und Heinrich Haseler<br />

40 Tage Ablass.<br />

Vniuersis' 1<br />

sancte matris ecclesie filiis ad Quos presentes littere<br />

peruenerint Nos miseratione diuina Guilielmus b<br />

Antibarens<br />

i s 1 Archiepiscopus 0 / Gregorius ffeltrenus et Beluen<br />

u s d 2 episcopus. Guilielmus b Ciuitatis Castellane : i episcopus<br />

Guilielmus b Saguonensis 4 Episcopus Jordan us<br />

Acernensis 5 Episcopus Venu- / tus Catatenus 6 Episcopus<br />

. Nicholaus Argolicenus 7 episcopus et Robertus<br />

Clonfertenus 8<br />

episcopus . salutem in domino sempitevnam.<br />

Serena a<br />

virgo mater plena de-/ liciis dulcis dei genitrix salvatoris<br />

humanarum laudum preconiis. meruit digne uenerari que solem<br />

iusticie dominum nostrum iesum Christum mundo edidit salva-/ torem<br />

de cuius vberum dulcedine egris medicina languentibus solamen reis<br />

culpe remissio cunctis ipsius implorantibus patrocinium misericodie<br />

riuulus 0<br />

noscitur / emanare Cupientes" igitur vt ecclesia beatissime<br />

el gloriosissime virginis Marie de Bendor 9 Curiensis diocesis. 1<br />

et altare constructum in eadem ecclesia in honore vndecim Millium<br />

virgi - / num, congruis honoribus frequententur et a christi fidelibus<br />

iugiter venerentur. Omnibus vere penitentibus et confessis qui ad dictam<br />

ecclesiam sive ad dictum altare in festo beate Marie / virginis antedicte<br />

et vndecim Millium virginum.et in alijs festiuitatibus infrascriptis. videlicet<br />

Nativitatis domini nostri iesu christi circumcisionis Epiphanie. Parasceues.<br />

Pasche. Ascensionis / Pentecostes Corporis christi. Jnuenconisß<br />

et exaltaconis 8<br />

sancte Crucis. Natiuitatis et decollaconis» beati Johannis<br />

Baptiste. et beatorum Petri et Pauli apostulorum et omnium aliorum<br />

sanctorum apostulorum et / euangelistarum. sancti michaelis archangeli.<br />

sancti Stephani Prothomartiris 1 ' sancti Laurencij sancti Martini,<br />

sancti Nicholaj et beatarum Marie Magdalena, katerine' Margarete<br />

Agathe. Barbare et anne/matris Marie, et in dedicacones predicte<br />

ecclesie et per octabas k dictarum festiuitatum octabas k habentium singulisque<br />

diebus sabatj dum missa beate Marie virginis celebratur<br />

ibidem et per / aduentum domini et per Quadragesimam causa deuoconis?<br />

oraconis= aut peregrinaconis 8<br />

accesserint. seu qui missis matutinis<br />

vesperis aut alijs quibuscumque diuinis officijs vigilijs aut sepul-


- 40 -<br />

turis / mortuorum . ibidem interfuerint. Siue qui corpus christi aut<br />

oleum sacrum dum infirmis portentur secuti fuerint. vel in serotina<br />

pulsaconet' secundum modum Curie romane flexis geni - / bus ter aue<br />

maria deuote dixerint. Necnom qui ad fabricam luminaria ornamenta<br />

aut queuis alia dictis ecclesie et altari necessaria manus porrexerint<br />

adiutrices. vel in extremis / laborantes quicumque suarum 1<br />

legauerint<br />

facultatum. Et qui pro salubri statu Conradi et henrici dictorum<br />

le haselere 1 0<br />

fratrum istius indulgenc'ie impetratorum dum<br />

vixerint et animabus eo- / rum cum ab luce migrauerint et animabus<br />

omnium fidelium defunctorum oraconem§ dominicam cum salutacones<br />

angelica pia mente dixerint. Quocienscumque quandocumque et vbicumque<br />

premissa / uel aliquid premissorum deuote fecerint de omnipotentis<br />

dei misericordia et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius<br />

auctoritate confisi. singuli nostrum Quadraginta dies indulgenciarum /<br />

de iniunctis eis penitenciis misericord (iter in domino relaxamus)'" dummodo<br />

diocesani voluntas ad id accesserit et consensus. Jn (cuius rei)'"<br />

testimonium presentes litteras (sig)illorum'" nostrorum / iussimus appensione<br />

muniri" Datum' 1<br />

Auinione VI die mensis Aprilis anno domini<br />

Miüesimo Trecente -/simo vicesimoquinto Et - Pontificatus domini<br />

Johannis pape xxii 11<br />

anno Nono<br />

Übersetzung<br />

Allen Söhnen der heiligen Mutter Kirche, zu denen dieses Schreiben<br />

gelangt, entbieten wir, durch göttliche Barmherzigkeit Erzbischof Wilhelm<br />

von Antivari, 1<br />

wir, Bischof Gregorius von Feltre<br />

und Belluno,' 2 wir, Wilhelm, Bischof der Stadt Castello, 3<br />

wir, Bischof Wilhelm von Sagona, 4 wir, Bischof Jordanus<br />

von Acerno, 5 wir, Bischof Venutus von Catanzaro, 6 wir,<br />

Bischof Nicolaus von Argos 7<br />

und wir, Bischof Robert von<br />

Confert 8<br />

ewigen Gruss im Herrn. Die erhabene Jungfrau und Mutter<br />

voll der Schätze, die süsse Mutter des göttlichen Erlösers verdient<br />

durch menschliches Lob würdig verehrt zu werden. Sie hat die Sonne<br />

der Gerechtigkeit, unsern Herrn Jesus Christus, der Welt geboren. Von<br />

der süssen Mutterbrust fliesst den Kranken Heil, den Betrübten Trost,<br />

den Sündern Vergebung der Schuld und denen, die die Mutter anflehen,<br />

Barmherzigkeit zu. Wir wünschen deshalb, dass die Kirche der seligsten<br />

und glorreichen Jungfrau Maria von Bendern 0<br />

in der Diözese


- 41 -<br />

Chur und der Altar in jener Kirche, errichtet zu Ehren der 11000 Jungfrauen,<br />

mit entsprechender Ehrerbietung besucht und von den Gläubigen<br />

stets geehrt wird. Allen denen, die nach reumütiger Beichte<br />

die Kirche oder den genannten Altar am Fest der Jungfrau Maria<br />

und der 11 000 Jungfrauen und an anderen nachstehenden Festtagen,<br />

wie: Weihnachten, Beschneidung des Herrn, Epiphanie, Karfreitag,<br />

Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam, Auffindung und<br />

Erhöhung des hl. Kreuzes, Geburt und Enthauptung des hl. Johannes<br />

des Täufers und an Peter und Paul und am Fest aller übrigen<br />

heiligen Apostel und Evangelisten, am Fest des hl. Erzengels Michael,<br />

des Erzmartyrers Stephan, des hl. Laurentius, des hl. Martinus, des hl.<br />

Nikolaus und der Heiligen Maria Magdalena, Katharina, Margaretha,<br />

Agatha, Barbara und der Mutter Anna, an der Kirchweih und an der<br />

Oktav der genannten Feste, an allen Samstagen, wenn dort die Messe<br />

der hl. Jungfrau Maria gefeiert wird und während der Adventszeh,<br />

in der Fasten, der Andacht und des Gebetes wegen oder als Pilger besuchen,<br />

oder denen, die Morgenmessen, der Vesper oder andern beliebigen<br />

Gottesdiensten, Totenoffizien oder Begräbnissen dort beiwohnen, ferner<br />

denen, die Versehgängen folgen oder beim Abendläuten nach römischem<br />

Brauch knieend andächtig drei Ave sprechen, wie auch denen, die zum<br />

Unterhalt der Kirche, für Licht, Schmuck oder irgend etwas anderes<br />

für die Kirche und den genannten Altar Notwendiges hilfreich beisteuern,<br />

denen, die in Todesnähe von ihrem Vermögen Legate vermachen,<br />

wer für das Wohlergehen des Konrad und Heinrich,<br />

der sogenannten Gebrüder Haselere, 1 0<br />

die den Ablassbrief<br />

erwirkt haben, zu ihren Lebzeiten und nach deren Heimgang für ihre<br />

und die Seelen aller toten Gläubigen das Herrengebet mit dem englischen<br />

Gruss frommen Sinnes spricht — all denen verleiht ein jeder<br />

von uns sooft, wann immer und wo immer jemand das obgenannte<br />

oder etwas davon demütig vollbringt, im Vertrauen auf die Barmherzigkeit<br />

des allmächtigen Gottes und kraft der Autorität der heiligen<br />

Apostel Petrus und Paulus nach reumütiger Beicht vierzig Tage Ablass,<br />

sofern der Diözesanbischof zustimmt. Zum Zeugnis für diese<br />

Verleihung lassen wir an den gegenwärtigen Brief unsere Siegel hängen.<br />

Gegeben in Avignon, am 6. April im Jahre 1325 und im neunten Jahr<br />

des Pontifikats Papst Johannes XXII. 1 1


- 42 -<br />

Original: Pfarrarchiv Bendern; Pergament 51,5 X 75,5 cm, schöne<br />

päpstliche Minuskel mit grosser Initiale, erste Zeile einzelne Buchstaben dekorativ<br />

hochgezogen; Vorlinierung deutlich sichtbar, gerade Zeilenführung. Oben<br />

7 cm breiter Rand, unten 5 cm, links 10 cm, rechts 9 cm; an der 5 cm breiten<br />

Plica ursprünglich acht Siegel an gleichen Schnüren. — 1. Siegel des in der<br />

Urkunde erstgenannten «Guilielmus Antibarensis Archiepiscopus»; 'Bruchstück<br />

eines ovalen Siegels, ca. 4 X 3,5 cm, Schriftzone abgebrochen; Altarschrein<br />

mit drei Heiligenfiguren, (mittlere Figur wohl hl. Georg, Kathedralpatron), in<br />

der Bekrönung in reichem Gesprenge Maria mit dem Kind. — 2. Siegel des<br />

«Gregorius ffeltrenus et Beluenus episcopus» fehlt; in der Plica Löcher für die<br />

Siegelschnüre sichtbar. — 3. Siegel: « .. . G .. E . M ... .CASTEL ....», Siegel<br />

des «Guilielmus Civitatis Castellane episcopus»; ovales beschädigtes Siegel,<br />

4 X 3,2 cm; im freien Siegelfeld thronende Madonna mit dem Christkind in<br />

der Rechten in einem oben zugespitzten Schrein mit gotischer Zierat, unter<br />

dieser Komposition aufschauender Bischof im. Profil. — 4. Siegel des Bischofs<br />

«Guilielmus Saguonensis», Schriftzone abgebrochen; ovales Siegel, 4,5 cm X<br />

3,2 cm; in Siegelfeld mit feinem Rautenmuster Altaraufbau mit thronender<br />

Madonna (Kathedrale B. M. V.) unter einem„Dreipass Baldachin; im Mittelteil<br />

darunter aufschauender, betender Bischof. — 5. Siegel des «Jordanus<br />

Acernensis Episcopus» ist verloren gegangen; Löcher für die Schnüre in der<br />

Plica sichtbar. — 6. Siegelbruchstück des «Venutus Catatenus Episcopus»; im<br />

Siec.elfeld Bischof, eingerahmt von Elementen eines gotischen Baldachins. -<br />

7. Siegel: « .... ATT »; Siegel des «Nicholaus Argolicenus episcopus»;<br />

ovales Siegel, beschädigte Schriftzone, 5 X 3,2 cm; im freien Siegelfeld klarer,<br />

gotischer Altaraufbau, im nahezu quadratischen Mittelstück Bischof, Buch<br />

und Palme tragende Heiligenfigur; unten aufschauender, betender Bischof; in<br />

der Bekrönung Mariä Verkündigung. — 8. Siegel: «'.... CON »; Siegel<br />

des «episcopus Robertus Clonfertenus»; ovales, beschädigtes Siegel, 4,5 X<br />

3,2 cm; im Siegelfeld grosser, stehender, segnender Bischof. — Rückseite der<br />

Urkunde: «Indulgentiae plen: (durchgestrichen und neu mit schwarzer Tinte<br />

überschrieben «part.») in cliversis anni Festivität, obtin. / Concessae sub Ioan:<br />

XXII: Ecclesiae Benderen / MCCCXXV», vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Aus nachmittelalterlicher Zeit zum <strong>Teil</strong> von der obigen Jahreszahl überdeckt:<br />

«1-325 Indulgentia pro festivitatibus / I Nr. 1»; Neu mit roter<br />

Tinte «1325». Taf. IV.<br />

Druck: JbL. 1912, 84 ff. (Büchel, unvollständig).<br />

Rege st en: JbL. 1923, 17 ff., 27 (Büchel, Inhaltsangabe); KB. 263.<br />

a grosse Initiale.<br />

b tricht «Julius», wie bei Büchel.<br />

c ganze Zeile mit dekorativ hochgezogenen Oberlängen,<br />

d nicht «A Belvens», wie Büchel liest,<br />

e nicht «rivolus», wie Büchel liest,<br />

f nicht «dioec.», wie Büchel liest.


- 43 -<br />

g sie!<br />

h Büchel liest «protomartyris».<br />

i Büchel liest «Katarina».<br />

k Büchel liest «octavas».<br />

I fehlt bei Büchel.<br />

m Loch im Original und ergänzt.<br />

n letzter Satz fehlt bei Büchel.<br />

1 Guilielmus Ada, O. Praed., erwähnt 1324 — 1341, vorher Bischof von<br />

Saltania. Der Bischof weilte in Avignon und erteilte 1328 und 1330<br />

weitere Ablässe; Erzbischof von Antibarum (Antivari) im heutigen<br />

Südfugoslavien an der albanischen Nordgrenze (Catedralis S. Georgi);<br />

vgl. Eubel C., Hierarchia Catholica, Monasterii 1913, 93; Garns P. B.,<br />

Series Episcoporum, Ralisbonae 1873,393; Streit C, Atlas Hierarchicus,<br />

Paderbornae 1929, Taf. 13, AB 4.<br />

2 Gregorius O. Praed., erwähnt 1322 — 1327, vorher Bischof von Sorra<br />

(Sardinien), erteilte 1326 in Avignon Ablässe; Bischof von Belluno-<br />

Feltre in Oberitalien an der Piave (Cathedralis S. Petri), Suffraganbischof<br />

von Aquileia. Eubel C, l. c, 132; Garns P. B., I. c, 776;<br />

Streit C, l. c, Taf. 2, G 1.<br />

3 Guilielmus O., Carm., 1324 — 1331 Bischof von Civitatis Castellanae in<br />

Mittelitalien, nachher Bischof von Jserna in Süditalien. Eubel C, l. c,<br />

190; Garns P. B., I. c, 685.<br />

4 Guillielmus de Villanova, O. Min., erwähnt 1323 — 1327, Bischof von<br />

Sagona in Korsika (Cathedralis B.M.V. assumtae). Nachher Bischof<br />

von Triest. Suffragan von Pisa; Erteilte 1328, und wie es scheint vorher<br />

mit anderen Bischöfen zusammen Ablässe. Eubel C, l. c, 428,<br />

477; Garns P. B., I. c, 767.<br />

5 Jordanus de Miramoni, O. Praed., geweiht 1321 Januar 25., gest. 1331,<br />

Bischof von Acerno (Acernum, Cath. Beatae Mariae Virginis) in Süditalien,<br />

Suffraganbischof von Salerno. Weilte in Avignon und erteilte<br />

1328 weitere Ablässe. Eubel C, l. c, 68; Garns P. B., I. c, 844;<br />

Streit C, l. c, Taf. 5, K7.<br />

6 Venulus de Neocastro, O. Min., gewählt 1309, gest. 1342, Bischof von<br />

Catanzaro (Cathedral. B.M.V. et SS. Apost. Perti et Pauli) in Süditalien,<br />

Suffraganbischof von Reggio; wurde an den Apostolischen<br />

Stuhl berufen. Eubel C, l. c, 174; Garns P. B., I. c, 874; Streit C,<br />

l. c, Taf. 5, L 9.<br />

7 Nicolaus, O. Er. S. A., erwähnt 1324 — 1334, Bischof von Argos in<br />

Griechenland, Suffragan von Korinth. Eubel C, l. c, 105.<br />

8 Robertus le Petit, O. Min. erwähnt 1319 — 1325, kämpfte mit einem<br />

i andern Anwärter um sein Bistum und war Bischof in Annaghdown in


— 44 —<br />

Irland, wird aber in dieser Urkunde Episcopus Clonjerlenus bezeichnet.<br />

Confert in Irland, Saffragan von Tuam. Robert erteilte 1325 auch<br />

für die Kirche in Essen in der Diözese Köln Ablässe. Eubel C, l. c,<br />

193,239; Garns P. B., I. c, 211; Streit C., Taj. 8, D 6.<br />

9 Zu Bendern vgl. die Urkunde von 1381 Februar 1. in diesem Band.<br />

10 Vgl. JbL. 1931, 81 f. (Tschugmell); JbL. 1939, 87 (Ospelt, mit weiterer<br />

Literatur); JbL. 1941, 121 (Tschugmell); JbL. 1957, 72 (Tschugmell).<br />

Der Brief steht auch mit baulichen Veränderungen in der Benderer<br />

Pfarrkirche in Zusammenhang, was auch Poeschel vermutet (Kdm.<br />

243, 248 f.). Ob nun die Gebrüder Hassler den Altar der 11 000 Jungfrauen-<br />

gestiftet haben oder Umbauten an der Pfarrkirche finanziert<br />

haben, erhellt aus der Urkunde nicht.<br />

11 Johannes XXII. in Avignon (1316 - 1334).<br />

8. Winter 1313 — 1327 Januar 20.<br />

Zusammenstellung des Schadens, den das Hochstift Chur vermutlich<br />

seitens Donats von Vaz und dessen Leute erlitten<br />

hat.<br />

No 1<br />

Defectus, quem patitur ecclesia Curiensiset Capitulum ex<br />

parte C o r n i 1 i i . Primo tenet Casadam Micha helem in<br />

toto, quae est pro tertia parte ecclesiae Curiensis. Item tenet<br />

Michahelem, filium Michahelis, qui habet Gertrud am<br />

pro legitima; quae est tota Capituli et est de u m b 1 i g e s . 2<br />

Item tenet<br />

A n n a m , filiam villici de S c h i e r s 3 uxorem ulrici de F u 1 -<br />

peme, 4<br />

quae est tota Capituli, et vir C o r n e 1 i i. Item tenet filium<br />

F o 1 c o n i s , cujus pater totaliter est eccl. Cur., et dicit praedictus<br />

Cornelia/ 1<br />

quod illa progenies tota sit sua. Item tenet Alpem de<br />

S. emitz, 5 quae pertinet ad villicationem dictam Molinar 0 sub<br />

Castro A s p e rm o n t, 7 de qua se intromiserunt Johannes Stur n 8<br />

et pancratius frater suus, qui dicunt, esse praedium ipsorum et<br />

propter hoc fuit graviter vapulatus praedictus villicus. Item tenet<br />

Alpem T e r m e n ü t z , !l<br />

quae pertjnet villicationi aut Margare te<br />

de Proel et vult eam habere pro tempore villici ibidem. Not. quod<br />

Cornilia" accepit per vim et potestatem infantibus Jacobi de<br />

C o r n i 1 i a domum Curtim , lu •'' super quo Gaudencius"


— 45 —<br />

frater praedicti J a c o b i interfecti fuit electus ipsius infantibus pro<br />

advocato. Item praedictus Gaudencius" petit dimidiam partem<br />

nomine filiorum fratris sui J a c o b i praedicti de Septem vernis porcinis,<br />

item unum agrum, quem emit ipse Gaudencius 1 1 a praedictis<br />

infantibus, quem tenet et habet C o r n i 1 i a . Insuper ipsum<br />

Gaudencium 1 1 privavit et accepit advocatiam praedictorum infantum<br />

et suae ac omni hereditati ipsorum per vim et sine justitia.<br />

Et supra dictis Omnibus rogavi dominum meum praepositum, quod<br />

faceret ipsi Gaudentio 1 1 iustitiam contra Corniliam et propler<br />

hoc vulneravit ipsum Gaudentium Cornilia. Item accepit<br />

Gaudentio 7 Karratas messis et tantum in feno, quod valet 7<br />

libras mez. Item unum Caldare, quod valet 7 lib. mez. Et totam subpellectilem<br />

domus accepit praedictus Cornilia. No. defectum et<br />

damnum, quod post recessum domini S. (i g f r i d i) Ep. Cur . '-<br />

Mathias de Alrusen per Nobilem Donatum 1 3 dominum<br />

'de V a t z et ipsius homines tarn nobiles qam ignobiles a tribus annis<br />

(passus) est. Primo acceperunt homines illius de Vatz Ulrico et<br />

Mathiae de Alrusen 2 0 30 med. 0 Cur. mensurae et 8 P. m.m.<br />

cas. (1<br />

per duos annos contra justitiam. Videiicet homines de V a 11 e<br />

Rheni 4<br />

etdeSchams. Item eidem unam funem de corio, — quae<br />

valet 2 libr. mez. Item praedicti homines de V a 11 e Rheni 4<br />

et de<br />

Schammes fregrerunt 0 villico Constanze Cellerar. 1 5 suum<br />

et acceperunt omnia, quae ibi invenerunt, quae valuerunt centum<br />

libr. mez. et plus. Item meniger de molendino 1 6 dedit<br />

coactus domino d e Vatz 2 seumas vini, quod ipsum defenderet<br />

contra homines suos de lenze, 1 7<br />

qui sibi acceperant pecora sua et<br />

pro eisdem peccoribus oportebat ipsum dare 16 libr. promittendo ac<br />

illis se placando et dando. Item illi de Tavaus 1 8 acceperunt paedicto<br />

m e n i g e r o gramen de quinque diebus aratis et fenum . . .<br />

'de valore 12 karratarum. Item illi de Stasama acceperunt sibi 3<br />

mod. grani. Item plebanus de Vatz accepit omne granum de una<br />

ecclesia, in quam fugitabant homines ecclesiae Cur. in isto proelio.<br />

Item spoliavit Vincencius de mulden 1 0 homines ecclesiae<br />

Cur. in Alrusen 2 0 in ista treuga m. 4 karratas sem. et plus.<br />

No. quod Thomas de Swaningen 2 1 de Surasaxo 2 2 inpignoravit<br />

a Jacobo Reden 2 3 in vita sua unum pratum dictum<br />

maschiegel 2 4 pro 23 libr. mez. et 2 sol. Item super idem pra-


- 46 -<br />

tum dedit etiam 12 sol. m. mcas, f<br />

et 4 cas. m. sex annis ante mortem<br />

ipsius Reden. 2 3<br />

Et omni anno usurpavit usque ad annum praesentem<br />

praeteriti autumpni Anni MCCCXIII. Et tunc Hainricus barfa<br />

seccavit ipsum pratum per vim cum hominibus armatis illius d e<br />

V a t z et sie depulit ipsum T h o m a m de prato praedicto post mortem<br />

praedicti Reden 2 3 pie memorie et sie remansit non solutus.<br />

Item notum, quod Thomas, filius Thomae de Swaining<br />

e n 2 1 dedit Rainae de vico soprano 2 5 pro J a c o b o dicto<br />

Reden 2 3 novem marchas Cur. et de una quaque libr. mez. dedit<br />

iam tribus annis transactis aut praeteritis 1 quartale grani et nunquam<br />

potui habere justitiam aut amorem ab illo de Vatz et suis hominibus<br />

quotiensque petivi et requisivi.<br />

Item solvi pro dicto Reden 2 3 Wilhelmino lombarto 50<br />

sol. mez. Et dedi de unaquaque libra. 1. quartale grani pro usura iam<br />

per tres annos. Item dedit Cristoforo de graua 3 2<br />

more fidemissor."<br />

pro ipso R e d e n 2 3<br />

24 libr. mez. et de unaquaque libr. 1 quartale<br />

grani per tres annos. Item Andreae de marmorea 2 6 8<br />

libr. pro supradicto Reden, 2 3<br />

et 8 quartale grani per tres annos.<br />

Item aecomodavit praedicto Jacobo Reden 2 3<br />

60 libr. in prompta<br />

pecunia. quas sibi reddere debuit cum 5 usuris ipso anno cum mortuus<br />

fuit et de unaquaque libra 6 quartale grani. Istam pecuniam tarn capitalem<br />

quam usuram nunquam ab ipso habere potuit iam tribus annis<br />

praeteritis.<br />

Item tenebatur ipse J a c o b u s 2 3<br />

praedicto Thomae in una aiia<br />

parte 29 libr. mez. et de unaquaque libra 6 quartale grani, pro quibus<br />

den. et grano est fidemissors Nicolaus de Camenata 2 7 et<br />

nunquam ab ipsis potuit pro ipsa pecunia habere justitiam aut amorem<br />

bonum per tres annos. Item solvit praedictus Thomas pro<br />

pederasch Albino 2 8 de Zutz 2 9 23 lib. mez. et de unaquaque<br />

lib. 2 quartal grani per tres annos. Item fuit fidemissor= iterüm<br />

pederatsch 2 8 contra dorn, schalriter de b u n o 3 0 pro 38<br />

quartalia grani, pro quibus venditus fuit equus, qui fuit sibi carus<br />

3 libr. Item idem pedrasch 2 8 tenetur Thomae 12 libr. mez.<br />

et de omni libra 1 quartale grani iam per tres annos. Item idem Thomas<br />

est fidemissor.s pederasch 2 8 contra Frid. de sturvis 3 1<br />

pro 28 libr. et 28 quartal. grani, pro qua pecunia et grano dedit praedictus<br />

F r i d . 31 pratum unum, quod est p e d r a s c h 2 8 et dicit dominus


— 47 -<br />

de V a t z , esse suum, et sie accepit ipsum pratum in suam potestatem.<br />

Item iterum est fidemissors pedrasch 2 8 contra Cristoforum<br />

de g r a u a 3 2<br />

29 libr. mez. quas quotidie ab ipso T h o m a postulat.<br />

Item de omnibus supra dictis promisit pedrasch 2 8 de se ipso et<br />

Jacobo Reden, 2 3 fratre suo, piae memoriae, ipsum T h o m a m 21<br />

facere indempnem donec ad unicum denarium bona fide. Et haec omnia<br />

bene probare potest cum probis hominibus. // . . . H. de V a t z 3 3<br />

et<br />

Vincencius de Mulden 3 4 acceperunt ipsis in publica strata per<br />

vim ac in districtu et ducatu eccl. C u r. 2 equos, qui bene valuerunt<br />

100 libras. Item in ipso litigio vendidit idem Vincencius 3 4 praedictis<br />

H. et W i 1 h. de langenzona 2 equos et 1 slappam et<br />

voluit nulllam iustitiam ab ipsis reeipere coram domino meo praeposito<br />

nec alibi. Item H. de Vatz 3 3 et V i n c. de Mulden 3 4<br />

spoliaverunt eos 5 equis, 3 bobus et 2 vaccis, Item volebant praedicti<br />

de Vatz 3 3 et V i n c , 34 et socii eorum captivasse quendam 1 o m -<br />

b a r d u m , qui venit de Curia cum R. R u h m b e r g 3 5<br />

in ducatu<br />

et tensa nostra et eccles. C u r i e n s i s . — H. de Vatz 3 3 et Swigerus<br />

Münstr., R. pasthardus et ulricus filius et Alexander<br />

frater H. fregerunt tensam et ducatum eccl. Cur. in<br />

monte septimo 3 6<br />

spoliando quosdam lombardos equis ipsorum,<br />

videlicet 11 equos in alpe propria eccl. Cur. videlicet Zuzonie et<br />

I r h a r d o de E 1 a .<br />

Erwähnt werden ferner: Wernher Praesannes, 3 7<br />

Peter<br />

de Curtesia, 3 8 Christoph, de Graua, 3 2 Eg. de Schawnenstein,<br />

3 9 Lutold de Muldins, 4 0 Albertus Schrofa,<br />

Schirun de Zutz, Gaschun de Buno, dictus R a m b a c h, 41<br />

Margarete Essermann, Andreas Papin, Swigelin<br />

u s de p 1 a z o 1 a, J a c o b u s de V a 11 e , 42<br />

infantes Bellaflor,<br />

Chunradus de Casanova, 4 3 Ulricus de Marmorea. 4 4<br />

Dictus de Vatz 3 3 et homines sui in Buna damnifieaverunt U 1 -<br />

ricum de Marmorea 4 4 in treuga bona facta inter eccles. Cur.<br />

et ipsos bene ad 200 libr. mez., Frid. de Marmorea 50 lib. mez.<br />

Simonem de Marm. 100 lib. mez. Abstulerunt honv.ni barthol<br />

o m a e i de Marm. 50 oves in Alpe A 1 a o s e villico U 1 r i c i<br />

de Marm., qui est ecclesiae Cur., 40 oves.


— 48 —<br />

Übersetzung<br />

Verzeichnis des Schadens, den die Kirche von Chur und das Kapitel<br />

von Seiten des C o r n i 1 i u s erleidet. Fürs erste nimmt er C a -<br />

sada Michael 1<br />

ganz in Besitz, die zum dritten <strong>Teil</strong> der Kirche<br />

von Chur gehört. Ebenso besitzt er den Michael, den Sohn des<br />

Michael, der Gertrud zur Frau hat, die ganz dem Kapitel gehört<br />

und von Malix 2<br />

ist. Ebenso hält er A n n a in Besitz, die Tochter<br />

des Meiers von Schiers 3 und Frau des Ulrich von V u 1 -<br />

p e r a , 4<br />

die ganz dem Kapitel gehört und der Mann dem Corni-<br />

1 i u s . Item nimmt er .den Sohn des F o 1 c o n in Besitz, dessen Vater<br />

ganz der Kirche von Chur gehört, und der vorgenannte Corni-<br />

1 i u s behauptet, dass jene Nachkommenschaft ganz ihm gehöre. Ebenso<br />

besitzt er die Alpe von S e e w i s , 5 die zur Meierei Molinära, 6<br />

unter dem Schloss Aspermont 7<br />

gehört; dem zufolge mischten sich<br />

Johannes Sturn 8 und sein Bruder Pankratius ein. Sie<br />

sagen, das sei ihr Gut und deswegen wurde vorgenannter Meier<br />

sehr geschädigt. Ebenso nimmt Cornelius die Alpe Terran<br />

o t z 9<br />

in Beschlag, die der Meierei gehört oder der Margareta<br />

von Proel, und er will die Alp innehaben für die Zeit, als jene<br />

dort Verwalterin ist. — Es ist bekannt, dass Cornilia durch<br />

grobe Gewalttätigkeit den Kindern des Jakobus, die er von Cornilia<br />

hatte, das Haus C u r t i s 10<br />

nahm. Deswegen wurde Gaudencius,<br />

der Bruder des getöteten, vorgenannten Jakob für dessen Kinder<br />

als Vogt gewählt. Item forderte der erwähnte Gaudencius 1 1<br />

im Namen der Söhne seines eben genannten Bruders Jakob die<br />

Hälfte von. sieben Hausschweinen, ebenso einen Acker, den Gaudencius<br />

1 1<br />

selbst von den genannten Kindern gekauft hat; den<br />

Acker aber nimmt Cornilia in Besitz. Überdies beraubte sie den Gaudencius<br />

selbst und übernahm mit Gewalt und ohne Recht den<br />

Beistand über die vorgenannten Kinder und seine gesamte Erbschaft<br />

samt die der Kinder. Uber alles oben gesagte klagte ich bei meinem<br />

Herrn Propst; dass dieser dem Gaudencius 1 1 gegen Cornilia<br />

Recht verschaffen wolle, deshalb verwundete Cornilia sogar den<br />

Gaudencius selbst. Ferner nahm sie dem Gaudencius 1 1<br />

7 Karren Ernteertrag und ebensoviel Heu im Wert von 7 Mailändischen<br />

Pfund. Ebenso einen Ofen, der 7 Mailändische Pfund wert ist.<br />

Und die vorgenannte Cornelia nahm den ganzen Hausrat zu


— 49 —<br />

ihren Händen. — Der Schaden und Verlust, der nach dem Ableben<br />

des Churer Bischofs Siegfried 1 2 Matthias von Alvaneu 2 0<br />

von Seiten des adeligen Herrn Donat von Vaz 1 3 sowohl durch dessen<br />

adelige Leute wie auch durch die niederiger Geburt während dreier<br />

Jahren zugefügt wurde: Fürs erste nahmen die Leute des Herrn von<br />

V a z zu Unrecht dem Matthias von Alvaneu 2 0<br />

30 Scheffel<br />

Churer Mass und 8 P. m. m. d<br />

Käse während zweier Jahre. Natürlich<br />

Leute vom Rheinwald 1 4 und S c h a m s . Ebenso ein Lederseil<br />

im Wert von zwei Mailändischen Pfund. Dann zerstörten die<br />

genannten Leute vom Rheinwald 1 4 und von S c h a m s dem<br />

Meier der Konstanza Cellerina 1 5 sein Hab und Gut und<br />

stahlen alles, was sie dort fanden im Wert von 100 Mailändischen<br />

Pfund und mehr. Ferner gab M e n i g e r von Muldain, 1 6 vom<br />

Herrn von Vaz gezwungen, zwei Saum Wein, damit dieser ihn gegen<br />

die Leute von Lenz 1 7 schütze. Diese hatten sich sein Vieh angeeignet,<br />

und er musste ihm für eben dieses Vieh 1 Pfund geben und versprechen,<br />

auch jene zufrieden zu stellen und sie zu beschenken. Item nahmen<br />

jene von D a v o s 18<br />

dem vorgenannten M e n i g e r Gras von Wiesen<br />

im Ausmass von 5 Tagbau, und Heu ... im Wert von 12 Fuder.<br />

Item nahmen jene von S t a s a n a drei Scheffel Korn. Item nahm<br />

der Pfarrer von Vaz alles Korn von einer Kirche, in die die Gotteshausleute<br />

in diesem Gefecht flüchteten. Ferner stahl Vinzentius<br />

von M ul d a i n 1 9 den Leuten der Churer Kirche in Alvaneu 2 0<br />

während dieses Waffenstillstandes vier Fuder Saatgut und mehr. —<br />

Es ist bekannt, dass Thomas von Schweiningen 2 1 aus Oberhalbstein<br />

2 2 von Jakob Reden 2 3 zu dessen Lebzeiten eine<br />

Wiese, genannt Maschiegel, 2 4 für 23 Mailändische Pfund und zwei<br />

Schilling pfändete. Item gab er auf diese Wiese hin auch 12 Schilling<br />

Mailändischer Mark und vier Käse m. sechs Jahre vor dem Tod jenes<br />

Reden. 2 3<br />

Und er benützte sie alle Jahre bis zum gegenwärtigen Jahr<br />

seit dem Herbst des Jahres 1313. Und dann mähte Heinrich<br />

B a r f a diese Wiese gewaltsam mit bewaffneten Männern jenes von<br />

Vaz. Und so vertrieb er den Thomas von der erwähnten Wiese<br />

nach dem Tod des Reden" 2 3<br />

seligen Angedenkens. Die Wiese aber<br />

blieb ungelöst. Ferner ist bekannt, dass Thomas, der Sohn des<br />

Thomas von Schweiningen, 2 1<br />

dem R a i n a von Vicosop<br />

r a n o 2 5 für den genannten Jakob Reden 2 3 neun Mark Churer


- 50 —<br />

Währung gab; und von jedem Mailändischen Pfund gab er schon die<br />

drei verflossenen Jahre lang ein viertel Korn. Nie wiederfuhr mir von<br />

Seiten jenes von Vaz und seinen Leuten Gerechtigkeit oder Vergeltung,<br />

sooft ich auch darum bat und nachsuchte.<br />

Item löste ich für den genannten Reden 2 3<br />

bei einem Lombarden<br />

Wilhelm 50 Mailändische Schillinge ein. Und ich gab von jedem<br />

Pfund ein Viertel Korn als Zins schon drei Jahre hindurch. Item<br />

gab er als Bürge dem Cristoforus von Grava 3 2 für.jenen<br />

Reden 2 3<br />

24 Mailändische Pfund und für jedes Pfund ein Viertel Korn<br />

während dreier Jahre. Item gab er Andreas von Marmorea 2 6<br />

acht Pfund für den genannten Reden 2 3 und 8 Viertel Korn im Lauf<br />

von drei Jahren. Ebenso stellte er dem Jakob Reden 2 3<br />

60 Pfund<br />

bares Geld zur Verfügung, das er mit 5 Zinsen in jenem Jahr<br />

zurückgeben sollte, in dem er starb, und von jedem Pfund sechs Viertel<br />

Korn. Dieses Geld, Kapital und Zins, konnte Andreas von ihm im<br />

Lauf der drei vergangenen Jahre nie erhalten. —<br />

Ebenso schuldete Jakob 2 3 selbst dem vorgenannten Thomas 2 1<br />

in einer anderen Sache 29 Mailändische Pfund und von einem jedem<br />

Pfund sechs Viertel Korn. Für dieses Geld und Korn ist Nikolaus<br />

von Camenata 2 7 Bürge, und Thomas 2 1 konnte von diesen beiden<br />

für das Geld die drei Jahre hindurch weder Entgelt noch gute<br />

Dienste erhalten. — Item zahlte der genannte Thomas 2 1<br />

für Pederasch<br />

Albin 2 8 von Z u o z 2 9 23 Mailändische Pfund und von jedem<br />

Pfund zwei Viertel Korn während dreier Jahre. Ebenso war<br />

Thomas 2 1<br />

wiederum Bürge dem Pederatsch gegen den Herrn<br />

Schalriter von B u n o 3 0<br />

für 38 Viertel Korn; dafür wurde das<br />

Pferd verkauft, das Thomas drei Pfund wert war. Item schuldet<br />

derselbe Pedrasch 2 8 dem Thomas 2 1 12 Mailändische Pfund<br />

und für jedes Pfund ein Viertel Korn schon während drei Jahren. Item<br />

ist derselbe Thomas" 2 1<br />

dem Pedrasch Bürge gegen Friedrich<br />

von S t ü r v i s 3 1<br />

für 28 Pfund und 28 Viertel Korn; für das Geld und<br />

das Korn gab der vorgenannte Friedrich eine Wiese, die P e -<br />

dratsch 2 8 gehört, und nun sagt der Herr von Vaz, sie sei ihm,<br />

und er übernahm die Wiese. Wiederum ist Thomas 2 1 Bürge dem<br />

Pedrasch 2 8 gegen Christoph von Grava 3 2 für 29 Pfund<br />

Mailänder Währung, die dieser täglich von Thomas 2 1 selbst fordert.<br />

Item versprach Pedratsch 2 8 darüber hinaus in seinem Namen


— 51 —<br />

und Namen von Jakob Reden, 2 3<br />

seinem Bruder selig, im Betreff<br />

der obigen Angelegenheit den Thomas 2 1 schadlos zu halten bis<br />

zum letzten Denar in guter Treue. Und das alles kann er mit rechtschaffenen<br />

Leuten beweisen. .. . H. von Vaz 3 3 und Vincentius<br />

von M u 1 d a i n 3 4<br />

nahmen zusammen auf offener Strasse mit Gewalt<br />

im Geleit der Churer Kirche zwei Pferde, die sehr wohl 100 Pfund wert<br />

waren. Item verkaufte in diesem Streit derselbe Vinzentius 3 1<br />

den genannten H. und Wilhelmvon Langenzona zwei Pferde<br />

und Scheuklappen, und er wollte kein Gerichtsverfahren vor meinem<br />

Propst anstreben noch anderswo. Item raubten H. von Vaz 3 3 und<br />

Vinzentius von M u 1 d a i n 3 4<br />

ihnen fünf Rosse, drei Ochsen und<br />

zwei Kühe. Item wollten der von Vaz 3 3 und Vinzentius 3 4 und<br />

deren Leute einen Lomarden, der von Chur mit R. Rüchenberg<br />

3 3<br />

in unsern Herrschaftsbereich und den der Churer Kirche<br />

kam, ergreifen. H. von Vaz 3 3 und Swiger Münster, R. Pasth<br />

a r d u s und Ulrich der Sohn, und Alexander, der Bruder<br />

des H., brachen das Geleitrecht der Churer Kirche am Septimer,<br />

3 0<br />

indem sie einigen Lombarden die Pferde stahlen, nämlich<br />

11 Rosse in der eigenen Alpe der Churer Kirche, beziehungsweise<br />

des Z u z o n u s und des Irhardus von E 1 a .<br />

Ferner werden erwähnt: W e r n h e r von Praesann, 3 7<br />

Peter<br />

von Curtesia, 3 8 Christoph von G r a u a , 32 E g. von Schauenstein,<br />

3 9 L e u t h o 1 d von Muldin, 4 0 Albert Schrofa,<br />

S c h i r u n von Zuoz, Gaschun von B u n o , genannt R a m -<br />

bach, 4 1 Margareta Essermann, Andreas Papin,<br />

S w i g e 1 i n u s von Piazola, Jacobus von V a 11 e , die Kinder<br />

Bellaflor, Konrad von Casanova, 4 3 Ulrich von<br />

Marmorea. 4 4 Der genannte von Vaz und seine Leute in Buna<br />

schadeten Ulrich von Marmorea 4 4 während des in guter Treu<br />

zwischen der Kirche von Chur und jenen abgeschlossenen Waffenstillstandes<br />

wohl an die 200 Pfund Mailänder-Währung, dem Friedrich<br />

von Marmorea 50 Mailändische Pfund, dem Simon von<br />

Marmorea 100 Pfund Mailändischer Währung. Und sie nahmen<br />

dem Bartholomäus von Marmorea 50 Ochsen in der Alpe<br />

A 1 a o s e , dem Meier Ulrich von Marmorea, welcher der<br />

Kirche von Chur gehört, 40 Ochsen.


— 52 —<br />

Druck : Jbl. 1912, 86 ff. (Büchel). Das Original lag im Jahre 1912 noch<br />

im Pfarreiarchiv in Bendern; heute ist es nicht mehr vorhanden. Beim Original<br />

soll es sich um einen sehr langen, schmalen Papierstreifen gehandelt haben.<br />

Siegel oder Unterschriften sollen keine vorhanden gewesen sein; ebenso fehlte<br />

eine Einleitung.<br />

Zur Datierung: Das einzige Datum, das in der Urkunde direkt vorkommt<br />

lautet: «Et omni anno usurpavit usque ad annum presentem praeteriti<br />

autumpni Anni MCCCXIII». Danach müsste die Urkunde im Winter 1313 geschrieben<br />

worden sein. Jedoch ist die Rede vom Tod (Entfernung, Trennung)<br />

des Bischofs Siegfried von Chur: «No. defectum et damnum, quod post recessum<br />

domini S.(igfridt) Ep. Cur», die Rede. Bischof Siegfried aber regierte 1298 —1321.<br />

So müsste das Schadenverzeichnis nach 1321 angelegt worden sein. — Einen<br />

Rücktritt und Verzicht von Bischof Siegfried — wie recessus auch übersetzt<br />

werden kann — aber kennt man bis heute nicht. Wohl aber ist der Nachfolger<br />

Bischof Siegfrieds, Bischof Rudolf von Montfort, nach der Niederlage bei Filisur<br />

gegen die von Vaz zurückgetreten. Der Verzicht Rudolfs wurde 1325 Mai 12.<br />

vom Papst bestätigt. So müsste ein Lesefehler Büchels vorliegen: anstatt des<br />

«S. Ep. Cur.» müsste es «R. Ep. Cur.» heissen. «Post recessum domini R. Ep. Cur.»<br />

würde dann bedeuten, dass die Fehde Donats gegen das Bistum auch nach dem<br />

Verzicht Rudolfs von Montfort weiter gedauert hätte. Vgl. Mohr IL, 282,<br />

Anmerk. 3.<br />

Weiter ist ein Gefecht zwischen den Gotteshausleuten und denen von Vaz<br />

erwähnt: «Item plebanus de Vatz accepit omne granum de una ecclesia, in<br />

quam fugitabant homines ecclesiae Cur. in.isto proelio». Das in Frage kommende,<br />

entscheidende Gefecht fand angeblich im Frühling 1325 bei Filisur<br />

statt und endete mit dem Sieg Donats von Vaz. (Simonet J. /.: Die Freiherren<br />

von Vaz, S. 81 ff.). — Es ist möglich, (wie J. B. Büchel meint), dass dieses Verzeichnis<br />

als Unterlage zur Urkunde Bischofs Johann 1. Pfefferhard (1325 —<br />

1331) diente, in welcher der Bischof 1327 Jan. 30. (vgl. Mohr IL, 282 f.) dem<br />

Domkapitel die Kapelle St. Valentin bei Mals im Vintschgau als Ersatz für die<br />

in den Fehden mit denen von Vaz entstandenen Schäden übergab.<br />

Somit haben wir vier Hinweise auf die zeitliche Fixierung der Urkunde.<br />

Die chronologischen Gesichtspunkte lassen sich nicht auf eine Jahreszahl zusammenziehen,<br />

(es sei denn, man nehme Lesefehler J. B. Büchels bei der Transcription<br />

der heute verlorenen Urkunde an). Wir besitzen also Anhaltspunkte,<br />

dass <strong>Teil</strong>e der Urkunde im Winter 1313 geschrieben worden sind, besonders<br />

der Absatz: «No . quod Thomas de Swaningen der Sursaxo ...» Für andere<br />

<strong>Teil</strong>e der Urkunde aber kommt für die Niederschrift nur der Zeitraum zwischen<br />

dem Gefecht bei Filisur im Frühling 1325 und der Niederschrift der genannten<br />

Urkunde von 1327 Jan. 30. in Frage.<br />

Es wird sich bei dieser Urkunde um eine Zusammenstellung verschiedener<br />

Notizen aus verschiedenen Zeiten zwischen dem Winter 1313 und der<br />

Redaktion der Urkunde von 1327 Januar 30. handeln. (Mohr IL, 282 f.).


— 53 —<br />

Bedeutung: Die Urkunde gibt Ausschluss über wirtschaftliche, soziologische<br />

und familiengeschichtliche Verhältnisse für das frühe 14. Jahrhundert<br />

in der Bündnerischen Nachbarschaft. Interessant ist der Hinweis auf<br />

den regen wirtschaftlichen Verkehr auf den Bündner-Pässen, insbesonders auf<br />

den Pferdehandel mit mailändischen Händlern (freundl. Mitteilung Dr. Bilgeris).<br />

Das Gebiet Liechtensteins lag im unmittelbaren Wirkungsbereich dieses Handels,<br />

am Nordfuss der Alpen, an der anscheinend gut frequentierten Nord-<br />

Südroute.<br />

a wohl Cornelius.<br />

b unklare Konstruktion.<br />

c<br />

sie!<br />

d 8 P.m.m. = pondus modo mediolano (?), vielleicht Lesefehler Büchels,<br />

e im Original wahrscheinlich «mod».<br />

/ 12 sol. m. cas = medilolan. marcas (?), wohl Lesefehler Büchels,<br />

g «fidemissor» dürfte ein Lesefehler Büchels sein, es kann nur «fideiussor»<br />

heissen.<br />

1 No. ist wohl mit Nolum oder Nolandum zü ergänzen. Die Abkürzung<br />

kommt in dieser Urkunde öfters vor.<br />

2 Malix bei Chur, Kreis Churwalden.<br />

3 Zu den Besitzungen des Kapitels in Schiers vgl. Mohr L, 243 f., IL,<br />

70 ff., 101; IV., 243; LUB. I, 196.<br />

4 Fulpeme, ev. Vulpera bei Schills, Gem. Tarasp, Kreis Suot Tasna. Vgl.<br />

Mohr L, 146; BUB. I. 170; ev. auch das 1360 Sept. 28. genannte Vulpent.<br />

Mohr HL, 142.<br />

5 Seewis, Kreis Seewis, Prättigau.<br />

6 Bischöflicher Hof Molinära bei Trimmis und Zizers, Kreis Fünf Dörfer.<br />

Vgl. Mohr L, 412; IL, 21, 107, 148; HL, 22.<br />

7 Alt-Aspermont zwischen Malans und Jenins, Gem. Trimmis, Kreis<br />

Maienfeld. Vgl. Mohr IL, 148, Anmerk. 4.<br />

8 Sturn, ein in Graubünden ehedem weit verbreitetes Geschlecht.<br />

Vgl. Mohr I., 385, 409; IL, 7, 8, 17, 20, 109, 111, 201, 255, 260,<br />

267, 268; III., 64; IV., 41.<br />

9 Terranolz (Terrana), Alp in Conters, Kreis Küblis, Prättigau. Vgl.<br />

Planta-Schorta, 257.<br />

10 Curtin, ev. identisch mit dem um 1388 erwähnten Curtin im Domleschg.<br />

Vgl. Mohr IV., 151, oder Planta-Schorta, 142. Vgl. ferner das<br />

1303 erwähnte Curtins im Fextal, Mohr IL, 175 f. usw.; häufig vorkommender<br />

Flurname.<br />

11 Gaudencius könnte identisch sein mit dem Ammann von Chur. Vgl.<br />

Mohr IL, 69, 177, 185, 200 oder möglich auch Gaudenz de Falaria<br />

von Chur, Mohr IL, 259 f.


- 54 —<br />

12 Siegfried von Geilhausen, angeblich Freiherr von Flums (1298 — 1321);<br />

Mayer J. G„ Gesch. d. Bistums Chur, Staus I., 1907, 315 ff.<br />

13 Donal von Vaz, geb. ca. 1277/78, gest. ca. 1336/37; Salis Seewis J. U.,<br />

Nachrichten über das Geschlecht derer von Vaz, Schweiz. Geschichtsfr.<br />

I., 250, 306 f.; LUB. 1/1, 134 ff-, 151, 167 ff., 186 f., 191 f.; weitere<br />

LH. Hist. Biogr. Lex. d. Schw. VII., 204; Simonet J. ]., Die Freiherren<br />

von Vaz, 76 ff.<br />

14 Rheinwald im gleichnamigen Kreis.<br />

15 Im Einkünfte-Rodel der Churer Kirche (1290 — 1298) heisst es: «Item<br />

tenetur celleraria ibidem omni quinto anno expedire ipsi domino vnum<br />

Iectum», Mohr IL, 115; ferner im gleichen Rodel aber: «Volr. Cellerarii»,<br />

l. c, 111.; um 1280 März 8. erscheint ein «Henrico Cellerario»,<br />

(l. c, 5) und 1336 April 29.; «Jacobino dicto Scelari» Mohr HL, 40).<br />

16 «de molendino» (muldain, Muldane, Mulden) vermutlich Muldain<br />

(Weiler in Obervaz), Kreis Alvaschein; vgl. Simonet J. ]., I. c, 94 ff.<br />

17 Lenz, Kreis Beifort (rom. Lantsch). Vgl. «De Lenz», Simonet ]. ]., I. c, 96.<br />

18 Davos, vgl. Mohr I., 365; III. 75 f., 188 ff., 222 f., 282 f.<br />

19 Vgl. Anmerk. 16; Vincentius von Muldis erwähnt auch 1328 März 18.,<br />

Mohr IL, 298.<br />

20 Alrusen, vermutlich Lesefehler Büchels; im Original hiess es wahrscheinlich<br />

Aluisin, identisch mit Alvaneu (von Alvagni), Kreis Beifort.<br />

21 Swaningen, identisch mit Schweiningen, Schwemmingen, Savognin,<br />

Kreis Surses. Der Hof von Savognin ist seil 1282 Aug. 16. im Besitz<br />

der Churer Kirche. Vgl. LUB III, 69, 153, 294 ff., 300 f., 463.<br />

22 Sursaxum, Ob erhalb st ein.<br />

23 Reden, dürfte mit Redrer, Rederer, einem weit verbreiteten Geschlechtsnamen<br />

zu erklären sein. Vgl. LUB. III, 337; JbL. 1939, 104 (Ospelt).<br />

24 Maschiegel, vermutlich ähnlicher Stamm wie Marschül, Marsöl,<br />

«Marschinenser wisan» in Chur. Vgl. LUB. Iii, 464; Mohr IV., 166;<br />

Planta-Schorta 325.<br />

25 Vicosoprano, Kreis Bregaglia.<br />

26 Andreas de Marmorea, Marmorea (deutsch Marmels), Kreis Surses.<br />

Ein Andreas von Marmorea ist öfters erwähnt: LUB. Iii, 148 ff.;<br />

Mohr IL, 52, 79; HL, 28, 46, 69, 103; IV., 46.<br />

27 Nicolaus de Camenata; Caminada rätisches Geschlecht. Vgl. Mohr L,<br />

389 f.; IV., 237; LUB. 1/1 295.<br />

28 Albin, Bündner Geschlecht, Mohr /., 334; Simonet J. ]., I. c, 96.<br />

29 Zutz, identisch mit Zuoz, Kreis Engiadin' ota.<br />

30 «Schalriter de Buno», in dieser Form unbekannt, möglicherweise hiess<br />

es im Original Schalficker; dann wäre es eines der sogenannten Kerzner-Geschlechter;<br />

Mohr IL, 156.


— 55 —<br />

31 Stürvis, (rom. Stierva), Kreis Alvaschein.<br />

32 Grava, nach Mohr III., 47 das heutige «Sand» bei Chur. Vgl. dazu<br />

LUB. III, 260; JbL. 1939, 85 (Ospelt).<br />

33 H. de Vaz weiter nicht bekannt, Lesefehler Büchels.<br />

34 Vgl. Anmerk. 16; Vincentius de Mulden erwähnt auch 1329 März 18.,<br />

Mohr IL, 298.<br />

35 Kuchenberg, bischöfliches Ministerialengeschlecht im Churer Rheintal;<br />

bei Trimmis stand die Burg Ober-Ruchenberg, bei Malans Unter-<br />

Ruchenberg. Vgl. LUB. III, 109, Anmerk. 3; ferner die Urkunde von<br />

1305 in diesem Band.<br />

36 Septimer Pass.<br />

37 Im Einkünfte-Rodel von 1290198 ist Prisannes (Praesannes) identisch<br />

mit Präsanz, rom. Parssons, Kreis Surses. Mohr IL, 112.<br />

38 Curtesia, vermutlich Curtin im Domleschg. Vgl. Mohr IV., 151. Den<br />

geographischen Verhältnissen entsprechender Gunter, Kreis Surses.<br />

39 Schauenstein, Burg in der Gem. Cazis, Kreis Thusis. Vgl. LUB. Iii,<br />

184, 254 f., 471 ff., 496, Anmerk. 9; Mohr L, 488 (Register), IL, 459;<br />

IV., 378 (Register), HL, 317 f. (Register). Egloff von Schauenstein öfters<br />

erwähnt. Vgl. LUB. III, 184; Mohr IL, 225 f., 229 f., 240; 111., 44, 284.<br />

40 Zu Lutold v. Muldins, vgl. Mohr IL, 451 (Register).<br />

41 Bündner Geschlecht, vgl. Mohr IL, 301, 422 f., 428.<br />

42 Jacobus de Valle, vgl. 1290/1298. Mohr IL, 114.<br />

43 Casanova, wohl Canova oder Neu-Sütts, Gem. Paspels, Domleschg.<br />

LUB. III, 152; Mohr IL, 3, 416. Canova auch Bündner-Geschlecht.<br />

Vgl. Simonet J. ]., 1. c, 374.<br />

Familiennamen mit Ca (casa) gebildet, sind in Graubünden öfters anzutreffen,<br />

z. B. Cantieni (Haus des Anton), Cadusch, Cadosch (Haus<br />

des Theodosius), Candrian (Haus des Andreas).<br />

44 Ein «Ulrich von Marmorea» erwähnt als Zeuge um 1296 Februar 4.<br />

Mohr IL, 88.<br />

9. Vaduz, 1355 Oktober 29.<br />

Einige Walser kaufen von den Schaanern einen <strong>Teil</strong> des Malbun,<br />

Gampswald und Staviniel, zu einem rechten Erblehen um acht Pfund.<br />

Pfennig Konstanzer Münz, nachdem Meinungsverschiedenheiten über<br />

Rechte im Alpgebiet zwischen den Parteien durch Vermittlung des gräf-


— 56 -<br />

liehen Ammanns Ulrich von der Lachen bereinigt und, um künftigen<br />

Zwistigkeiten vorzubeugen, Rechte und Pflichten der Parteien festgesetzt<br />

worden<br />

waren.<br />

Allen denen die disen brief Ansechen oder Hören Lesen Künde Jch<br />

Ulrich/' 1 Der Aman von der Lachen 1 , Ambtman meines Gnädigen<br />

Herren Grafen Hartmans 2<br />

sälligen Kinden, von Werdenb<br />

e r g , von Sarganss, vnd vergich an Dissem brieff 1 ' / dass für<br />

mich kämendt zue V a d ü z die Erbarn Leüth, 0<br />

alle gemainelich , die<br />

in das kilchspill gehören ze S c h a n n , zu der ainen seiten, vnd anderthalb<br />

, die Erbaren Leüth, c Peter Rügler, 2 " 1 Johanes von 0<br />

Prodimiz 3 ' 1 / Peters söhn, Johannes von e G u f le n, 4 0<br />

dess alten Haintzen söhn, Johanes, Petter von c Gurtt<br />

e n a 1 p , 5 i' Johannes der Witwen söhn, an Museschen,'<br />

Johannes Gappazol, 7 vnd Niclaüss, Claüssen söhn<br />

von e Gürtenalpp 8 ''/ genant die Wallisser, zü Balbün<br />

vnd satzend, vnd kamend, ainwilligelich, vf mich wiliklich vnd vnbezwängenlich,<br />

vmb all ihr stöss vnd missehellüng, die sy baidenthalb<br />

mit ainander habendt / vnd gehabt hond, von der alp wegen Balbün,<br />

9 '' vmb den wald, der gehaissen ist G a m p s s w a 1 d , 10 s<br />

vnd<br />

vmb den Berg den man Nennet Stauiniel, 1 1 ' vnd darnach, nach<br />

ihr beeder taillen fürlegung; nach.'Erbarn Leüt Räth vnd ihr beider<br />

willen so han ich sy baidenthalb, Lieplich vnd guetlich, vber ainbracht,<br />

vnd also gerichtet, do es also gantz vnd stätt bleiben soll, wie vnd<br />

heernach, alss hienach / geschriben statt mit der Beschaidenhaith<br />

dass die vorgenanten Leüth 0 in dem kilchspill züe Schaan, vnd<br />

ihr nachkomen, den vorgenanten wallissern, leichen sond, vnd<br />

geliehen hond die vorge-/ schribnen gueter, M a 1 b u n , 9r<br />

Jro taill,<br />

den die vorgenanten wallisser vormalss gehept hand, G a m p s s -<br />

w a 1 d 10 s vnd Stauiniel 1 1 1 zue ainem rechten erblechen, Jehrlich<br />

vmb acht Pfundt Pfennig / Constanzer münz, zue zinss jehrlich<br />

zue sanet Marttins tag dauon zue geben Den kilchenmayern zue<br />

Sanct Laurentzen, 1 2<br />

Wehr denne da kilchenmayer ist oder<br />

württ, d vnd wenn denn die vor / genanten walliser, oder Jre<br />

Erben dieselben kilchenmayer gewert hond, so ist auch dz kilchspill<br />

gewerth, ess were dan so were, dass sy baidenthalben kundtpare


- 57 -<br />

ehaffte, not hetend / die kilchenmayer zu Empfachen vnd die wallisser<br />

zue wehren, vnd wenn die not fürkombt, d<br />

on guerd, so sond<br />

die die kilchen Mayer, die zinss Empfachen, vnd die wallisser den<br />

vorge- schribnen / zinss wehren, ohn verzug, alss vorgeschriben Statt,<br />

vnd wo dz die vorgenanten wallisser nit tetend, so sollen die<br />

vorgenantten güeter f<br />

zinsfelig vnd ledig sein ohn geuerd, oder aber<br />

mit/ Jnen, mit Jrem gueten willen, ze bleiben vnd auch also dass die<br />

vorgenanten wallisser vnd Jre Erben diekhberianten alp M a 1 -<br />

bun," Jnerthalb der Marckhen alss hienach geschriben Statt / Die<br />

Erst Marckh gaht, alss der zun gath von dem bach. vntz auf für den<br />

Stauil 2 2 ' vnd dannen vff vnss k auf die Egge 1 3 alss der Zun die<br />

egg, 13<br />

vffgath vntz in denn Grath, Die ander Marckh / neben dem Troygen,<br />

14 der in Guschgen 1 5 gath, vnd wen derselb bach in die Ebne<br />

kunth, So marckhet er gleich in den Grossen bach, danen abher so ist es<br />

ihr baider gemaindt, vntz an dz T ü e f f / t o b e 1, 16<br />

vnd Sond die selben<br />

gemaindt, gemainelich Niessen vngefarlich, ohne alle geuerde, Denn<br />

wald Gampsswald, 1 0 s vnd Stauiniel, u t alss vorbembt ist,<br />

Sond die vorgenanten w al 1 i s s e r, und Jr / Erben, ob sy enweren,<br />

och niessen, Jnerhalb der Marckhen alss hienach beschaiden ist, besezen<br />

vnd entsezen, wie sy mügend, d<br />

an holz vnd wald, an wun vnd<br />

mit waid, mit ackher mit wissen,/ mit wassen, mit zwey, mit bechen,<br />

mit runssen vnd mit fliessendem, vntz vff den Brunen, der lit vnder<br />

dess Stossen 1 7 Stadel, Guschgen 1 5 halb, vnd dannen vff, vntz<br />

auf den Graft, vnd / von dem Brunen ab in den bach, der da gehaissen<br />

ist Samiun, 1 8 danenhin, so sond sy baidenthalb, die leüt c in dem<br />

kilchspill zu S c h a n n , vnd ir nachkomen vnd die wallisser<br />

vnd jre Erben / den vorgeschribnen wald Gampsswald 1 0 s<br />

Niessen zue Jro Noturfft gemainelich vnd vngeuahrlich, an Schwenden<br />

1 und an Rüten, vn alle geuerd, vnss Guschgen Tobel 1 9<br />

die vorbenenpten / wallisser vnd Jre Erben, ob sy enweren,<br />

mügend d<br />

auch wol, vnd hond auch den gwalth, die vorgeschribnen<br />

Jre recht, an dem Erblechen an den vorbenenpten Güettern, verkauffen<br />

/ vnd versetzen, wann sy wellendt, also dz dem vorgenanten<br />

kilchspill zu S c h a n , vnd Jren nachkomen Jren rechten vnschedlich<br />

vnd behalten syend, Were auch dass, dass die vorgenanten Leüth 0 /<br />

Jnn dem kilchspill zue S c h a n oder Jre Nachkomen, kündpar Ehaffte<br />

Noth anfüele, f<br />

dass sy von S c h a n vnd von notwegen entweichen


— 58 —<br />

müssend mit irem fieh, vnd in dz Güett d G a m p s w a 1 d 1 0 V dass<br />

sond sy vnd Jr nachkhomen Thuen, vntz dass die not für kuntt, ohne<br />

ale geuerd 20 , Were auch dass, dass die vorgenanten Walisser,<br />

oder Jre Erben, ob sy enweren, von desselben entwichens / wegen, ob<br />

darzu es zemen kerne, Schadhafft würdent, d<br />

alss diekh dass beschehe,<br />

so soll das kilchspill zue S c h a n n , oder ihr nachkomen, ob sy enweren,<br />

zwenn Erbar Man dar geben Jn / dem kilchspill zue Schan,<br />

vnd die vorgedachten W a 1 i s s e r , oder Jre Erben, ob sy enweren,<br />

och zwen man in dem kilchspil zue T r i s s e n , die danne denselben<br />

Schaden ansechend, vnd auss- / richtend, vnd auch also wehre, dass<br />

dieselben vier, nit vmb denselben Schaden vber ain komen möchtend,<br />

noch nit vssgerichten köndtend, so Sond es dieselben vier, die sy baidenthalb<br />

denn / dar geben für den amptman, der den zue V a d u t z<br />

amptman ist, bringen, vnd Sond den die vier vnd der fünfft vmb denselben<br />

Schaden vs(srichten)s vnd wie es die richten, also soll es Stett /<br />

bleiben, vnd sol auch derselb Schad Jnen an dem vorgeschribnen Zinss<br />

abgehen, auch Sond die vorbenanten wallisser oder Jre Erben, ob<br />

sy (enweren),s den lüeten, c<br />

in dem kilchspill zue S c h a n n / vnd Jren<br />

nachkomen, ob sy enweren, einen Troygen 14<br />

machen durch dass guet<br />

Gampsswald 1 0 s bey dem bach, vf dass sy mit Jr fech, vf vnd<br />

abgetriben vnd fahren mugend zu Jro notturft,/ vngeuahrlich, ohn<br />

geuerd, vnd wo dz die vorgedachten walisser oder Jre Erben nit<br />

tetend, so sond die Leüt in dem kilchspill zue S c h a n n, bey Jren<br />

eiteren wegen bleiben,, vnd auch den werben / vnd Treiben, vngeuarlich.<br />

ohn geuerde, auch sond die Leüt 0<br />

in dem vorgedachten kilchspill<br />

zue Schann vnd Jre nachkomen, sy Jr boten vnd Jre knecht, vss<br />

Jn fahren vnd Treiben, die rechten / Troygen 14 denselben w a 1 i s -<br />

s e r n, vnd iren Erben vnschedlich, Wehre aber dass dieselben<br />

walisser, oder Jre Erben von denselben Leuten 0<br />

in demselben<br />

kilchspill zue S c h a n , Jren nachkomen, Jren boten,/ oder von Jren<br />

Knechten, kundtbaren Schaden möchten gemachen, dass sond sy den<br />

besseren, alss sich den dz recht darumb erfindet, wie diekh dz beschieht,<br />

vnd were auch dz der knecht nit den / Schaden Bessern möcht, vnd<br />

nit zue bessern hete, so sol es der würth, oder die würtinn, dess bot,<br />

oder knecht, er h<br />

dennzumal ist ablegen den Schaden, alss sich den dz<br />

recht darumb / erfindet, Ich han beredt vnd baidentailen vssgenomen,<br />

Jrenthalb zu recht zue Steg, zu weg, zue holz, zue wald, zue waid zue


— 59 —<br />

wasser, vnd zue runssen alss da hier gewohnlich gewesen ist, / vnd och<br />

sy beyden halb notürfftig' 1<br />

sein, ohne alle geuerd. wir die vorgeschriben<br />

Leüt c<br />

alle gemainlich, in dem kilchspill zue S c h a n n , vnd wir die<br />

vorgeschribnen walisser, verjehen vnd/vnd' loben, an dissen brieff<br />

für vnss, vnsser baider nachkomen, dissen vorgenannten vsspruch vnd<br />

Stuckhe alle Stett zue hann, alss der Erbar man, der vorgenant v 1 r i c h<br />

der / a m a n von e der Lachen, 1 von vnss vor an dissen Brieff<br />

geschriben vnd vssgesagt hat, der sich von baidertail Bet wegen, vnsser<br />

baid Stöss an genomen hete, vnd auch mit den gedingen, / wehre dz<br />

Jemandt disse vorgeschribnen Stuckhen vber füro breche, vnd Stet<br />

hete, der sol dess vorgenanten, vnsseres herrn Grafen, Harttmanss 2<br />

seeligen kinden, verfallen sein, / zechen Marckh, Lötigs Silbers ze Besserung<br />

vnd darzue von allen seinen rechten sein, alss auch der vorbenempt<br />

aman v 1 r i c h 1<br />

von vnsser baidentail willen, also auch vssgesagt<br />

/ hat, vnd verschriben Statt, vnd darumb wen wür Jetwerdernhallb,<br />

dass vorgenant kilchspill, noch die walisser, nit Jnsigels<br />

haben, so bindend wür vnss willigelich, vnd dess vor / genempten<br />

v 1 r i c h 1<br />

dess amans Jnsigel, vnd lobend es alles Stett zu halten, dz<br />

vor an dissem brieff geschriben statt, für' 1 vnss vnd vnsser Nachkomen,<br />

an alle geuerd, Jch vorgenanter / v 1 r i c h der aman 1<br />

vergich auch<br />

an dissem brieff, dass ich disse vorgeschribne richtung vnd Stuckh,<br />

alle zuebracht, vnd volfüerthan, mit rät guetem willen vnd Verhängnis,<br />

dess Edlen / meines gnedigen herrn Grafen Rudolphen von<br />

Werdenberg, vnd Sargans 2 1 , der zue dissen ziten meines<br />

Lieben herrn Grafen Hartmanss 2<br />

kinden rechter vogt ist, vnd<br />

darumb wan / ich disse vorgeschribne Stuckh alle also aussgericht han,<br />

vnd mit Jr baidentaill willen, also beredt, So hann ich mein Jnsigel<br />

öffentlich gehenckt an dissen brieff zu ainer bezeügniss/ der vorgeschribnen<br />

dingen Wür Graff R u d o 1 f f von Werdenberg, herr<br />

zue S a r g a n s 21 , verjechend öffentlich an disem brieff an der vorgenanten<br />

kinden statt, der vogt wir zu dissen / zeiten seind, vmb den<br />

vorgenanten vssprüch vnd richtung, alss der Erbar man v 1 r i c h der<br />

aman 1<br />

vor an dissem brief vssgesait hat, vnd lieblich bericht vnd<br />

zuebracht, / alss vorgeschriben statt, mit vnsserem vnd der vorgenannten<br />

kinden gueten willen geschehen vnd zuebracht ist, vnd darumb<br />

so habend wür für vnss der kinden, vnd Jr Erben / wegen, vnsser jnsiegel<br />

öffentlich gehenckt, an dissen Brieffe, Zue ainem offen Vrkunde,


— 60 —<br />

vnd Bestetter Sicherhait vorgeschribner dingen. Disser Brieff ward geben<br />

vnd Beschach / diss alles zue V a d u t z , do man zalt von Gottes<br />

Geburth, Dryzechenhundert, vnd darnach Jm fünffundfünffzigsten d<br />

Jar,<br />

an den Nägsten donnerstag / vor allerhailligen tag.<br />

Übersetzung<br />

Allen denen, die diesen Brief ansehen oder lesen hören, verkünde<br />

ich, Ulrich, der Ammann von der Lachen, 1 Ammann<br />

der Kinder meines gnädigen Herrn, Grafen Hartmanns selig von<br />

Werdenberg-Sargans, 2<br />

und ich bekenne mit diesem Brief,<br />

dass vor mich kamen die ehrbaren Leute alle gemeinsam, die in das<br />

Kirchspiel von Schaan gehören einerseits und anderseits die ehrbaren<br />

Leute Peter Rügler, Johannes von Pradamitz, 3<br />

Peters Sohn, Johannes von Guflen, 4 des alten<br />

Heinzen Sohn, Johannes, Peter von Gnalp, 5 Johannes,<br />

der Witwen Sohn von Masescha, 6 Johannes<br />

Gappatzol 7 und Nikolaus, des Klausen Sohn von<br />

Gnalp, 8 genannt die W a 11 i s e r von M a 1 b u n . 9 Sie bestellten<br />

mich und kamen einmütig zu mir, freiwillig und ungezwungen wegen<br />

ihrer Streitigkeiten und Misshelligkeiten, die sie beidenthalben miteinander<br />

gehabt haben wegen der Alp M a 1 b u n , dem Wald, genannt<br />

Gampsswald, 1 0 vnd dem Berg, den man Staviniel 1 1 nennt.<br />

Nach ihrer beiderteiligen Darlegung, nach ehrbarer Leute Rat und ihrer<br />

beider Willen habe ich sie beide in Liebe und Güte verglichen und<br />

also geschlichtet, dass es ganz unversehrt und stet bleiben soll, wie<br />

hienach mit dem Bescheid geschrieben steht: Die vorgenannten Leute<br />

im Kirchspiel von Schaan und ihre Nachkommen leihen und haben<br />

den vorgenannten W a 11 i s e r n geliehen die vorgeschriebenen Güter<br />

im Malbun, 9<br />

ihren <strong>Teil</strong>, den die vorgenannten Walliser vormals<br />

gehabt haben: Gampsswald 1 0 und Staviniel 1 1 zu einem<br />

rechten Erblehen jährlich um acht Pfund Pfennig Konstanzer Münz,<br />

in jedem Jahr als Zins auf Sankt Martins Tag den Kirchmeiern von<br />

Sankt Laurentzen 1 2 zu geben, wer dann da Kirchmeier ist<br />

oder wird. Und wenn dann die vorgenannten Walliser oder ihre<br />

Erben die Kirchmeier bezahlt haben, so ist auch das Kirchspiel bezahlt,<br />

es wäre denn, dass sie ein beidseitig kundbares, rechtskräftiges<br />

Hindernis hätten, die Kirchmeier zu empfangen und die W a 11 i s e r


— 61 —<br />

zu bezahlen. Und wenn die Not vorbei ist, ohne Gefährde, so sollen<br />

die Kirchmeier den Zins empfangen und die W a 11 i s e r den vorgeschriebenen<br />

Zins ohne Verzug, wie oben steht, bezahlen. Und wenn<br />

das die vorgenannten W a 11 i s e r nicht täten, so sollen die vorgenannten<br />

Güter zinsfällig und ledig sein, ohne Gefährde, oder aber bei<br />

gutem Willen der W a 11 i s e r bei ihnen verbleiben und zwar so, dass<br />

die vorgenannten W a 11 i s e r und ihre Erben die vorgenannte Alpe<br />

M a 1 b u n innerhalb der Marken innehaben wie hienach geschrieben<br />

steht. Die erste Mark geht, wie der Zaun geht, vom Bach bis hinauf vor<br />

den S t a f e 1 22 und dann hinauf bis auf die Egge, 1 3 als der Zaun die<br />

Egge hinauf geht, bis auf den Grat; die andere Mark geht neben dem<br />

Viehtriebweg, 14 der nach G u s c h g 15 führt, und wenn der Bach in<br />

die Ebene kommt, so zieht er die Mark gleich in den grossen Bach. Von<br />

da abwärts ist es ihr gemeinsamer Besitz bis an das Tüefftobel, 1 6<br />

und es sollen die beiden Gemeinden das Gebiet gemeinschaftlich nutzen,<br />

ungefährlich, ohne alle Gefährdung. Den Gampsswald 1 0 und<br />

obgenanntes Staviniel 1 1 sollen die vorgenannten W a 11 i s e r<br />

und, wenn sie nicht mehr wären, ihre Erben auch inne haben innerhalb<br />

der Marken wie nachstehend bestimmt ist: sie mögen es besetzen<br />

und entsetzen, wie sie wollen in Holz und Wald, in Wunn und Weid,<br />

mit Acker, mit Wiesen, mit Wasen, mit Gezweig, mit Bächen, mit<br />

Fliessendem bis auf den Brunnen, der unter des S t o s s e n Stadel 17<br />

auf der Seite von Guschgen 1 3 liegt und dann hinauf bis auf den<br />

Grat und vom Brunnen hinab in den Bach, der S a m i n a 18<br />

geheissen<br />

ist. Von da an sollen beide, die Leute im Kirchspiel von Schaan<br />

und ihre Nachkommen und die W a 11 i s e r und ihre Erben den<br />

vorgeschrieben Wald, Gampsswald 1 0 , innehaben nach ihrem<br />

Bedürfnis gemeinsam und ungefährlich, ohne zu schwenden' und ohne<br />

zu reuten, ohne alle Gefährde, bis ans Guschger Tobel. 1 9 Die<br />

vorgenannten W a 11 i s e r und ihre Erben, wenn sie nicht mehr wären,<br />

können auch wohl und haben die Gewalt, ihre vorbeschriebenen<br />

Rechte an dem Erblehen und an den vorgenannten Gütern zu verkaufen<br />

und zu versetzen, wenn sie wollen, jedoch so, dass dem vorgenannten<br />

Kirchspiel zu S c h a a n und ihren Nachkommen in ihren Rechten<br />

nicht Abbruch getan wird und sie erhalten bleiben. Sollten die vorgenannten<br />

Leute in dem Kirchspiel zu Schaan in offensichtliche Not<br />

geraten, so dass sie vom Schaan ergebiet aus Not mit ihrem<br />

Vieh in das Gut Gampswald 1 0 ausweichen müssten, so sollen sie


- 62 —<br />

und ihre Nachkommen das.tun, bis die Not vorbei ist, ohne alle Gefährde<br />

20 . Sollten die vorgenannten W a 11 i s e r oder ihre Erben, wenn<br />

sie nicht mehr wären, wegen dieses Weichens, wenn es dazu käme,<br />

schadhaft werden, wie das auch geschehe, so soll das Kirchspiel zu<br />

Schaan öder ihre Nachkommen, wenn sie nicht mehr wären, zwei<br />

ehrbare Männer im selben Kirchspiel zu Schaan stellen und die<br />

vorgedachten Walliser oder ihre Erben, wenn sie nicht mehr<br />

wären, auch zwei Mann im Kirchspiel zu T r i e s e n , die dann den<br />

Schaden ansehen und beurteilen. Sollten sich dieselben Vier nicht<br />

über diesen Schaden einigen noch sich entscheiden können, so sollen<br />

es die Vier, die sie dann beiderseits stellen, vor den Amtmann, der<br />

dann zu Vaduz Amtmann ist, bringen. Und es sollen dann die Vier<br />

und der Fünfte über den Schaden entscheiden. Und wie es die entscheiden,<br />

so soll es bestehen bleiben. Und es soll ihnen auch der Schaden<br />

am vorgeschriebenen Zins abgehen. Auch sollen die vorgenannten<br />

Walliser oder ihre Erben, wenn sie nicht mehr wären, den Leuten im<br />

Kirchspiel zu Schaan und ihren Nachkommen, wenn sie nicht mehr<br />

wären, durch das Gut Gampswald 1 0 beim Bach einen Trojen 14<br />

machen, damit sie ihr Vieh auf- und abtreiben und mit ihm fahren<br />

können nach Bedarf, ungefährlich, ohne Gefährde. Wenn das die vorgedachten<br />

W a 11 i s e r oder ihre Erben nicht täten, so sollen die Leute<br />

in dem Kirchspiel zu Schaan bei ihren älteren Wegen bleiben und<br />

dann auch auf diesen verkehren und treiben, ungefährlich, ohne Gefährde.<br />

Auch sollen die Leute in dem vorgedachten Kirchspiel zu<br />

Schaan und ihre Nachkommmen, sie, ihre Dienstboten und ihre<br />

Knechte aus- und einfahren und treiben, unbeschadet der rechten<br />

Trojen der Walliser. Sollten aber die Walliser oder ihre Erben<br />

durch die Leute im Kirchspiel zu Schaan, ihre Nachkommen, ihre<br />

Dienstboten oder ihre Knechte kundbaren Schaden erleiden, so sollen<br />

sie diesen gutmachen, wie dann das Recht darüber entscheidet und<br />

wie es angemessen ist. Wenn der Knecht den Schaden nicht bessern<br />

möchte und ihn nicht zu bessern hätte, so sollen der Herr oder die<br />

Herrin, dessen Bote oder Knecht er dannzumal ist, den Schaden gutmachen,<br />

wie dann das Recht darüber entscheidet. Ich habe beide verglichen<br />

und beiden <strong>Teil</strong>en dargelegt ihre Rechte zu Steg, zu Weg, zu<br />

Holz, zu Wald, zu Weid, zu Wasser und zu Runsen, wie es hier nach<br />

der Gewohnheit gewesen ist, und wie sie es beiderseits bedürfen, ohne<br />

alle Gefährde. Wir, die vorgeschriebenen Leute alle gemeinsam in dem


- 63 -<br />

Kirchspiel zu Schaan, und wir, die vorgeschriebenen Walliser,<br />

bekennen und geloben für uns und unsere Nachkommen durch diesen<br />

Brief, diesen vorgenannten Ausspruch und die Stücke alle stets zu halten,<br />

wie der ehrbare Mann, der vorgenannte Ulrich, der Ammann<br />

von der Lachen, 1<br />

von uns zuvor in diesem Brief geschrieben<br />

und geurteilt hat. Er hat sich auf unsere beidseitige Bitte wegen<br />

unser beider Streit angenommen, mit der Bedingung dass, wenn jemand<br />

diese vorgeschriebenen Stücke in Zukunft bräche und darauf beharren<br />

würde, der den vorgenannten unseres seligen Herrn Grafen<br />

Hartmanns 2<br />

Kindern zu zehn Mark reinen Silbers Busse verfallen<br />

sein soll und dazu seine Rechte verlieren soll, wie das auch der vorgenannte<br />

Ammann Ulrich 1<br />

nach unserem beiderseitigen Willen<br />

geurteilt und geschrieben hat. Und weil weder das vorgenannte Kirchspiel<br />

noch die Walliser ein Insiegel haben, so binden wir uns freiwillig<br />

unter des vorgenannten Ulrichs des Ammanns 1<br />

Insiegel<br />

und geloben, alles stets zu halten, was in diesem Brief geschrieben<br />

steht, für uns und unsere Nachkommen, ohne alle Gefährde. Ich, vorgenannter<br />

Ulrich derAmmann, 1<br />

bekenne auch mit diesem Brief,<br />

dass ich diesen vorgeschriebenen Entscheid und alle Artikel aufgestellt<br />

und ausgeführt habe mit Rat, gutem Willen und Einwilligung meines<br />

edlen, gnädigen Herrn, Graf Rudolf von Werdenberg und<br />

Sargans 2 1 , der zur Zeit meines lieben Herrn Grafen Hartmanns 2<br />

Kindern rechter Vogt ist. Nachdem ich diese vorgeschriebenen Stücke<br />

alle so geschlichtet und mit beidseitigem Willen so beredet habe, hänge<br />

ich mein Insiegel öffentlich an diesen Brief zum Zeugnis der vorgeschriebenen<br />

Dinge. Wir, Graf Rudolf von Werdenberg, Herr<br />

zu S a r g a n s , 21 verkünden öffentlich mit diesem Brief anstatt der<br />

vorgenannten Kinder, deren Vogt wir zu diesen Zeiten sind, dass vorgenannter<br />

Spruch und Entscheid, wie es der ehrbare Mann, Ulrich<br />

der Ammann 1<br />

, zuvor in diesem Brief ausgesagt, gütlich beigelegt<br />

und entschieden hat, mit unserem und der vorgenannter Kinder gutem<br />

Willen geschehen und entschieden ist. Darum haben wir für uns, der<br />

Kinder und ihren Erben wegen Unser Insiegel öffentlich an diesen<br />

Brief gehängt, zu einer offenen Urkunde und steter Sicherheit vorgeschriebener<br />

Dinge. Dieser Brief ward gegeben, und es geschah dies<br />

alles zu Vaduz, da man zählt nach Gottes Geburt dreizehnhundert und<br />

danach im fünfundfünfzigsten Jahr, am nächsten Donnerstag vor<br />

Allerheiligen.


Abschrift: vom Jahre 1625 im Gemeindearchiv Triesenberg, Nr. 34 —<br />

Pergament 43,4 X 45,5 cm; in der linken Mitte und hinten ist die Urkunde<br />

stark fleckig. Keine Vorlinierung ersichtlich. Erste Zeile in Zierschrift, zweite<br />

Zeile durch doppelte Grösse gegenüber dem Urkundentext hervorgehoben.<br />

Oben 1 cm breiter Rand, unten 4,5 cm, links 2,6 cm, rechts kein Rand; keine<br />

Plica; kein Siegel. Dem Urkundentext beigefügt: «Ruviniert Jm 1625 Jahr/<br />

Valentin Frickh LandWschreiber». — Rückvermerke: Stark verwaschen und teilweise<br />

von Flecken überdeckt: «Spruchbrief / von Virich amman von der<br />

Lachen, Graf Hartmann von Werden - / berg sinen Kindern amptman zwischen<br />

dem Kilchspill Schann vnd / Wallissern, vmb die Alp Malbun gemain Wald (?)<br />

Gambswald vnd Stauiniel darinnen Sie .... der obrigkeit 10 Marek Silber /<br />

vnd bei Recht verfallen anno 1355». Spätere Notiz in schwarzer Tinte: «Gefunden<br />

unter dem / Schloss Felsen 1799 / Joseph Antony Ospelt» (vgl. JbL. 1953,<br />

46 (Malin); JbL. 1913, 34 (Menzinger)). Mit Blaustift aus neuerer Zeit: «anno<br />

1355»; neu mit Tinte «Nr. 34». Mit Bleistift: «23». — Zweite Abschrift:<br />

im Gemeindearchiv Vaduz. Vier Papierblätter 20 X 29 cm; Schrift aus dem<br />

18. Jahrhundert.<br />

Reges ten : KB. 259; JbL. 1902, 122 (Büchel); Kaiser 204 (mit zum <strong>Teil</strong><br />

anderen Namen).<br />

Literatur: KB. 208; Klenze v., 37, 47; JbL. 1928, 131 f. (Büchel);<br />

Fetz J. F., Gesch. der alten St. Florins-Kapelle, Buchs 1882, 117.<br />

a Erste Zeile in Zierschrift.<br />

b Kleiner als die erste Zeile, ebenfalls Zierschrift.<br />

c Dürfte kaum der ursprünglichen Schreibart entsprechen, eher «lüt».<br />

d ü statt akzentuiertes u.<br />

e v mit übergeschriebenem kleinem o.<br />

f Die Schreibweise dürfte nicht der ursprünglichen entsprechen.<br />

g Schadhafte Stelle, ergänzt nach der Vaduzer Abschrift.<br />

h Wohl «der» im Original.<br />

i Irrtümlicher Weise zweimal «und».<br />

k Sollte «vntz» heissen.<br />

I «swenden» heisst den Wald zu Wiesland oder Weide machen.<br />

m Peter Kaisers Regest in der «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein»,<br />

Chur 1847, 204 hat zum <strong>Teil</strong> andere Namen: Peter Rügler ist<br />

als «den ehrbaren Knechten Peter dem Tugler» wiedergegeben.<br />

n Bei Kaiser «Johann Bühler von Parmetsch».<br />

o Bei Kaiser «Johann von Gufflina».<br />

p Bei Kaiser «Johann von Gartnalp», ohne Erwähnung des «alten Haintzen<br />

söhn ... petter .. ».<br />

q Bei Kaiser anstatt «Niclaüss, Claussen söhn von Gurtenalpp» die unglaubwürdige<br />

Fassung: «Hansen Ospelt, Klausen Sohn, von Gartnalp».


— 65 —<br />

r Bei Kaiser «Melbun».<br />

s Bei Kaiser «Gamswald».<br />

/ Bei Kaiser «Stafinel».<br />

2 Ulrich, der Amman von der Lachen, war zu dieser Zeit eine der bedeutendsten<br />

Persönlichkeiten in unserer Gegend. KB. 207 f.; JbL. 1935,<br />

10 (Diebolder); JbL. 1937, 105 (Diebolder); Fetz J. F., Geschichte der<br />

alten St. Florins-Kapelle, Buchs 1882, 122; durch die Urkundenpublikationen<br />

Bilgeris kam die Persönlichkeit und Herkunft des Ammanns<br />

in ein helleres Licht. Vgl. LUB. 1/3, 50 f., 150 f., 158 Anmerk. 1,<br />

191, 205 f., 323.<br />

2 Graf Hartmann HL von Werdenberg-Sargans, der erste Graf zu Vaduz<br />

(1305 - 1354). LUB. Iii, 28, 186 ff., 197 ff., 204 f., 207 ff., 216, 226,<br />

229 f., 232 ff., 293, 496. LUB. 1/2, 127 f., 130, 142, 161, 174, 183 f.,<br />

194, 218, 265, 292; LUB. 113, 43, 45 ff., 50, 52, 129 ff., 136 f. 138 ff.,<br />

148 f., 275.<br />

3 Johannes von Prodimiz, im Zusammenhang mit Parmetz. Vgl. JbL.<br />

1911, 82 (Ospelt). Von pratum medium abzuleiten.<br />

4 Johannes von Guflen, Guflina am Triesnerberg (1408). Vgl. JbL. 1902,<br />

18 (Büchel); JbL. 1911, 49 (Ospelt); LUB. Iii, 458. Flur XI, XIII, XIV.<br />

5 Gurttenalp, Guten Alp (1371), Gurtenalp (1406), Curtinalp, Gatnalp<br />

(1414), Curtinall (1416), Gurtenalp (1419) heute Gnalp, Flur VII;<br />

KB. 261, 339; Kaiser, 306.<br />

6 Museschen (1416), Masescha (1465, 1628), Miseschen (1465), Misöschen<br />

(1465), Moseschen (1569). Klenze v., 10; JbL. 1901, 169 (Schädler);<br />

JbL. 1902, 56, 156 (Büchel); JbL. 1908, 111, 123 (Schädler); JbL.<br />

1911,73 (Ospelt); JbL. 1916, 107 f. (Schädler); JbL. 1921, 99 ff. (Feger);<br />

JbL. 1924, 93 (Nipp); Kdm. 146 ff.; Flur III, IV, V, X/7.<br />

7 Gappatzol, Gappazol, rätischer, respektive walserischer Name, kommt<br />

auch als Familienname vor, vgl. LUB. Iii, 261.<br />

8 Zu Claussen vgl. LUB. III, 260 f.<br />

9 Malbun, Melbun, Palbuner Troyen (1378), Melbunn (1569), Mellbon<br />

(1648). Vgl. JbL. 1911, 130 (Ospelt); JbL. 1902, 123, 127, 160, 199, 204,<br />

221 (Büchel); JbL. 1908, 116, 125, 139 (Schädler); JbL. 1910, 170 f.<br />

(Fischer); JbL. 1910, 180 (Hopfner); JbL. 1927, 124, 126, 127 (Büchel);<br />

JbL. 1928, 131, (Büchel); JbL. 1924, 92 (Nipp); Klenze v., 11, 37 U,<br />

43, 47 f., 87 f., 95, 113, 121; Abschrift im Vaduzer Alpgenossenschaftsarchiv:<br />

«Malbun» (18. Jahrh.).<br />

10 Gampswald, Gamswald, Gambswaldt (1569), Gämpswald (1643). Vgl.<br />

JbL. 1911, 123, 137 (Ospelt); JbL. 1928 131 (Büchel).<br />

11 Stauiniel, heute Bergle. Vgl. JbL. 1911, 137 (Ospelt); Klenze v.,<br />

10, 47. Staviniel leitet sich von stabile, stabulum (Stall) her. Vgl. JbL.<br />

1902, 123 Anmerk. (Büchel); JbL. 1928, 131 (Büchel).


- 66 -<br />

12 Schaan setzte sich aus zwei Alpgenossenschaften zusammen : die<br />

St. Laurenzen und die St. Peters-Genossenschaft, JbL. 1927, 25 (Büchel);<br />

Kdm. 79. In der St. Laurenzen-Genossenschaft waren die alemannischen<br />

Einwanderer zusammengeschlossen, in der St. Peter-Genossenschaft<br />

die eingesessenen Einwohner.<br />

13 Egge ein öfter vorkommender Name im Liecht. Alpengebiet; z. B. in<br />

der Urkunde von 1403 Dezember 5., Anmerk. 6; JbL. 1911, 122 f.<br />

(Ospelt); JbL. 1902, 165 f. (Büchel). Hier der Grat gegen den Hübet zu.<br />

14 Troygen, Troyen (1589), bedeutet Triebweg für Vieh. Vgl. JbL. 1911,<br />

139 (Ospelt); JbL. 1920, 83 (Ospelt).<br />

15 Guschgen, Guschg, Schguschg (1371), Gusch (1371), später Güsck.<br />

JbL. 1911, 126 (Ospelt); JbL. 1908, 109 (Schädler); Klenze v., 11,<br />

13, 37, 43, 45 f., 69, 78, 87 ff., 113; JbL. 1910, 171 (Fischer).<br />

16 Tüefftobel ist ein nördlicher Seitenbach in der Talenge zwischen Steg<br />

und Malbun.<br />

17 Stoss ist schon um 1371 ein Walliser Geschlecht. JbL. 1902, 19 f., 124,<br />

127 (Büchel); KB. 260, 262; Stoss, Stöss, Familienname auch in Feldkirch;<br />

«Claus dem Stoss» besass seit 1411 Zinse aus Gütern in Triesen,<br />

LUB. III, 467 ff.; JbL. 1928, 132 (Büchel).<br />

18 Samiun, Sammunen (1371), Samünn (1378, vgl. LUB. 1/3, 151 if.)<br />

Samina (1515), Samynenbach (1516). JbL. 1911, 134 (Ospelt); JbL.<br />

1908, 136 f. (Schädler); JbL. 1910, 178 (Hopfner); JbL. 1902, 123, 190<br />

(Büchel). Abschrift im Vaduzer Alpengenossenschafts-Archiv «Sanium».<br />

(18. Jahrh.).<br />

19 Guschgen-Tobel ist vermutlich das Gebiet südlich des unteren Valorschbaches.<br />

20 Es handelt sich hier um das Recht der Schneeflucht. Vgl. Klenze v., 94 ff.<br />

21 Rudolf IV. von Werdenberg-Sargans (1328-1361); LUB. 1/1,28,197 ff;,<br />

204 ff., 210, 215, 226, 229 f.; LUB. 1/2, 161, 194, 230, 266; JbL. 1908,<br />

101 ff. (Mayer); LUB. 113, 43, 53, 136 f., 138 ff., 148 f., 265 f.; 275 f.;<br />

JbL. 1941, 54 ff. (Ospelt); JbL. 1939, 35 ff. (Diebolder); Krüger, 291 ff.<br />

22 Stafel, heute «beim alten Stafel».<br />

10. 1355<br />

Johann von Bodman und dessen Ehefrau, eine Tochter Hartmanns<br />

des Meiers von Windegg, verkaufen Graf Friedrich V. von Toggenburg<br />

ihre Rechte und Nutzungen im Gebiet von Maienfeld, zwischen St. K.itharinen-Brunnen<br />

bei Balzers bis zur Landquart und im Prättigau.


— 67 —<br />

«Kaüffbrieff von J o h a n von Bodtman 1 Rittern für sich<br />

ündt / seine Ehewirtin, Herr Hartmanns des Mayers von<br />

Windeckh 2 / Tochter' 5 Graff Friederich von doggenb<br />

ü r c h , 4 umb Meyenfelt/ sambt aller obrigkeit von Balzers<br />

Brünnen 5 bis an die Languard ündt Brettigeü<br />

ümb 5600 fl anno 1355.— »<br />

Regest im «Repertorium der im hochfürstlichen Schloss/ Höchen Lichtensteinischen<br />

Archiv Befindtliche Docümenten, Acten, ündt schrifften», (erste<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts) 1. 22, 1. Unter: «Erkaüff- undt verkaüff der Herrschafften<br />

ündt der Güther, auch Huldigungs Acta».<br />

Zur Sache: Die Ritter Bodman haben Ihre Stammburg nördlich von<br />

Überlingen bei Owingen. Das Rittergeschlecht spielte besonders im Thurgau<br />

eine Rolle. Da Hans Bodman die Tochter des Meiers von Windegg geheiratet<br />

hatte, dürfte er durch sie zu Rechten und Besitztum in der Gegend von Maienfeld<br />

und im Prättigau gekommen sein: denn die Meier von Windegg waren<br />

nachweisbar in der Gegend von Sargans reich begütert: die von Windegg traten<br />

im 13. Jahrhundert als Reichsvögte von Chur auf (Mohr 1., S. 409 f.); Hartmann,<br />

Meier von Windegg, lässt in seinem Namen in Maienfeld 1349, Mai 1.<br />

siegeln (Mohr III., S. 53; Wegelin n. 192); und endlich gehörten denen von<br />

Windegg die Teste Nidberg, das Dorf Mets und St. Martin (Krüger, S. 362;<br />

Wegelin n., 236; Lichnowsky IV. n. 1027). Der Tendenz der Ritter von Bodman,<br />

ihren Besitz in unserer Gegend zu verkaufen, käme das Regest aus dem liechtensteinischen<br />

Schlossarchiv nach (vgl. Kaiser, 180). Ein Widerspruch im Regest<br />

lässt sich nicht nachweisen. — Zu einem Nachfahren der Ritter Bodman,<br />

Fürstabt Rupert v. Kempten (* 1644) vgl. JbL. 1957, 156 ff. (Seger); JbL. 1958,<br />

99 ff. (Seger); JbL. 1961, 5 ff. (Seger).<br />

1 Stammburg Höhen-Bodman b. Owingen, nördlich Überlingen.<br />

2 Windegg, Gem. WaldlHinwil, Kt. Zürich; Niederwindegg bei Ziegelbrücke,<br />

Kt. St. Gallen. Hartmann der Jüngere von Windegg (1321 -<br />

ca. 1360). Vgl. LUB. Iii, 215 f.; LUB. 1/2, 155 f.; Mohr IL, S. 368 f.;<br />

Wegelin n., 164; Tschudi 1, p. 369.<br />

3 Die Frau Johanns von Bodman war Anna, die. Tochter Hartmanns<br />

des jüngeren von Windegg und der Ursula von Ems. Vgl., Krüger,<br />

362 f.; Wegelin «., 236; Lichnowsky IV., n. 1027; LUB, 1/2, 156.<br />

4 Friedrich V. von Toggenburg (f 1364).<br />

5 Balzers Brunnen ist der Grenzpunkt St. Katharina-Brunnen. Vgl. JbL.<br />

1911, 61 (Ospelt); JbL. 1920, 72 (Ospelt); vgl. JbL. 1916,100 ff. (Schädler).<br />

St. Katharina-Brunnen ist also nicht der ursprüngliche Name.


11. 1359<br />

Die Grafen von Werdenberg-Sargans verkaufen die Burg Maienfeld<br />

und den Hof «Röschach» samt Zubehör dem Grafen Friedrich von<br />

Toggenburg.<br />

«vidimus über den Khaüfbrief, welcher massen die Grafen von /<br />

Wertenberg züe Sargans 1 , die bürge zü Mayenfeld und<br />

den/Hof Rösch ach 2<br />

cum pertinentiis, Graf Friderichen von<br />

toggenburg 3 verkauft haben anno 1359. darinen gemelt der /<br />

brünnen zü balzers 4<br />

für die land Mark».<br />

Regest im «Repertorium der im Hochfürstlichen Schloss / Höchen<br />

Lichtensteinischen Archiv Befindtlichen Docümenten, Acten, ündt schrifften»,<br />

(erste Hälfte des 18. Jahrhunderts) I. 21; unter der Überschrift: «Erkaüf ünd<br />

Verkauf der Herrschaften ünd/ dero Güther, auch Huldigüngs acta».<br />

Zur Sache: In der <strong>Teil</strong>ungsurkunde von 1342 Mai 3. zwischen Graf<br />

Hartmann III. (1313 - 1353) und Rudolf IV. (1328 - 1361) wird die Burg<br />

Maienfeld nicht eigens erwähnt, (vgl. LUB. III, 207 ff.; Krüger, n. 288; JbL.<br />

1908, 99 ff., Mayer ]. G.; Jahrb. f. Schweiz. Gesch. VIII., 1883, 128; JbL. 1941,<br />

53 ff., Ospelt). Die rechtsrheinischen Gebiete Vaduz, Blumenegg und alle<br />

Rechte und Güter «vntz an die Lanquat», gehörten Graf Hartmann III. von<br />

Sargans-Vaduz. In Maienfeld und im Gebiet um Maienfeld müsste Hartmann<br />

mütterliches Erbgut besessen haben (Krüger, 304; LUB. 1/3, 30 f.). Hartmann<br />

ist um 1354 gestorben; seine Kinder waren um 1355/1360 noch unmündig<br />

(Krüger, n. 351, 377, 1135; Kaiser, 173). So müsste diesen Verkauf Hartmanns<br />

Bruder, Rudolf IV. (1328 — 1361) von Werdenberg-Sargans, als Vogt der unmündigen<br />

Kinder Hartmanns oder in dessen Namen Ulrich von der Lachen,<br />

Ammann in Vaduz, durchgeführt haben. Der Verkauf vaduzisch-werdenbergischen<br />

und sargansischen Besitzes an Friedrich von Toggenburg liegt durchaus<br />

im Sinn der damaligen Entwicklung, hatte doch schon Hartmann III.<br />

(1313 — 1353) im Jahre 1348 März 17. an Graf Friedrich V. von Toggenburg<br />

Grafschaft und Rechte im Prättigau verkauft (Krüger, n. 326); vgl. zu Verkäufen<br />

Rudolf IV., Krüger, S. 309). Jedenfalls siegelte Kunigunde und Friedrich<br />

mit Donal, Kraft und Diethelm von Toggenburg 1360 September 5.<br />

«ze Mayenveld unser Vesti» (Mohr<br />

111., 140 f.).<br />

1 Als Grafen von Werdenberg kommen für diese Zeit und für dieses<br />

Gebiet nur die unmündigen Kinder Hartmanns III. (1313 — 1353) in<br />

Frage: Rudolf V. (f 1367), Heinrich II. (f 1397), Hartmann IV.<br />

(f 1416).<br />

2 Röschach weiter nicht bekannt, vielleicht Reischach, JbL. 1908, 24<br />

(Büchel); JbL. 1909, 33 (Büchel).


— 69 —<br />

3 Friedrich V. von Toggenburg (f 1364).<br />

4 St. Katharinen-Brunnen bei Balzers, JbL. 1911, 61 (Ospelt); JbL. 1916,<br />

100 ff. (Schädler); JbL. 1920, 72 (Ospelt); Kaiser 153. Vgl. die Urkunde<br />

von 1389 August 22. in diesem Band.<br />

12. Feldkirch, 1361 April 20.<br />

Eine Anzahl namentlich genannter Eigentümer, Frauen und Männer,<br />

verkaufen im Einverständnis mit Graf Rudolf IV. von Montfort-<br />

Feldkirch ihre Alp Guschg der «Gebursami und Genossami» in der<br />

Pfarrei Schaan, wozu ausdrücklich auch die in Vaduz ansässigen Leute<br />

gezählt werden, um 36 l /s Pfund Pfennig Konstanzer<br />

Münze.<br />

Wir nahgeschriben frowan vnd manne Cünraw von Frastis. r<br />

Cüntz Jützen 1 sune, Haintz Cünen Sun cl vnd ich J u t 7. i<br />

sin swoster / mit willen vnd Gunst mins Elichen Wirtes P ü r k i s<br />

Hübers 2 .. Jäkli Clausen sun ab Planken. 3 Oli Jäklis<br />

ruwrden 3 sun. Hans/Schafner b von Ranqwil. Hans<br />

Maiger e<br />

ab dem Wr vnd ich E 1 s i mit willen vnd Gunst mins<br />

Elichen Wirtes Clausen Sturnen f , Und ich k a t h e r i n mit<br />

willen vnd Gunst mins Elichen Wirtes V e 1 i s des Ammans sune von<br />

Honen. 1<br />

vnd och dar zü alle die gemain/ vnd tails hand an diser 1 '<br />

nahgeschriben 1 alp. es sigi k frow alder man si sigint benemt 1 aldei<br />

vnbenemt 1 wir ällü gemainlich vergehint m / olfenlich an disem brief<br />

allen den die" in sehent, alder horent lesen, das wir mit guter vorbetrahtung,<br />

vnd mit willen Gunst / vnd Hand, vnd öch verhengnüst des<br />

Edeln wolerbornen vnsers Gnädigen herren Graf Rudolfs von<br />

Montfort herren ze / V e 11 k i 1 c h 5 habint 0 ze köfent geben<br />

rehtP Redlich'i vnd ze rehtem? aigen dem kilchspel r<br />

der Geburtsami<br />

vnd Gnossami gemainlich/ze S c h a n Ällü du rehtP du wir habint 0<br />

an der Alp genant Schguschgg 8 0 . Dis obgenanten Alp mit Grund<br />

mit Grat mit wunn / mit waid mit Holtz mit Veld mit wasen, mit zwi,<br />

mit steg mit weg, mit Wasserflüssen mit aller zügehord, vnd mit allen /<br />

den rehtenP so wir dar an habint 0 , habint 0<br />

wir inen vnd iren nahkomen<br />

ze köfent 1 geben vmb" sibendhalb vnd c drissig phunt v / phenning w<br />

alles guter vnd genger Costentzer x<br />

müns der wir aller gar nah vnserm


— 70 —<br />

willen von inen gewert sigin, vnd (in) /vnser nutz komen sind. Vnd<br />

verzihin vns an den selben vnsern rehtenP der obgeschriben' Alp; aller<br />

RehtP, vnd vordrung (so) / (wir vntz) vf disen hutigen tag dar an gehept<br />

habint 0 . Wir vnd vnser v<br />

nahkomen 1 '' sollind och Vadutzer<br />

vnd S c h a n e r , die in / das kilchspel'' ze c ' S c h a n gehörent gut<br />

wern sin nah Reht p<br />

vmb unsern tail? der alp wa si sin iemer notdürftig<br />

werdent an Gaistlichem / oder an weltlichem' 1 ' geriht. Des vnd aller<br />

dirr e ' ding ze c ' vrkünd vnd bestätung . habint 0<br />

wir den obgenanten<br />

Vadutzern / vnd Schanern die in das Cilchspel r<br />

ze S c h a n<br />

gehörent vnd allen iren nahkomen 1 '' disen brief geben vnd habint 0<br />

gebetten den / obgenanten f ' vnsern Gnadigen herren Graf Rudolf<br />

von Montfort das er für vns ze vrkünd dirr ding«', vnd köfes sin<br />

Jnsigel/ henk 1 '' an disen brief. Jch Graf Rüdolf von Montfort<br />

herr ze Veltkilch künd vnd vergih 1 ' offenlich an disem brief das<br />

dirr/ köf vnd ding beschehen sind mit miner Hand vnd verhengnust<br />

des ze vrkünd vnd durch k ' iro bett han ich min Jnsigel / gehenkt,<br />

an disen brief. . Der ze Veltkilch geben ward do man zalt von<br />

Cristes gebürt drüzehenhundert iar vnd / ains 1 ' vnd sehtzig" 1 ' iar an<br />

dem Zinstag vor sant Georgen tag in dem"' Abrellen.<br />

Übersetzung<br />

Wir, die nachstehenden Frauen und Männer: Konrad von<br />

Frastanz, Kuntz Jutzens 1 Sohn, Heinz, Kunos<br />

Sohn und ich, J u t z i, seine Schwester, mit Willen und Gunst<br />

meines Mannes, Purkis Huber, 2 Jakob, Klausens Sohn<br />

von Planken 3 , Uli, Jakob Ruwrden Sohn, Hans Schafner<br />

von Rankweil, Hans Maiger ab dem Wuhr und<br />

ich, E 1 s i, mit Willen und Gunst meines Mannes, Klaus Sturn,<br />

und ich, Katharina, mit Willen und Gunst meines Mannes, Uli,<br />

des Ammanns Sohn von Houen 4<br />

und dazu alle, die gemeinsam<br />

teilhaben an der nachstehenden Alp, es seien Frauen oder Männer,<br />

genannt oder ungenannt, wir alle zusammen verkünden öffentlich mit<br />

diesem Brief allen denen, die ihn sehen oder lesen hören, dass wir mit<br />

guter Überlegung und mit Willen, Gunst und auch Erlaubnis des<br />

edeln, wohlgebornen unseres Gnädigen Herrn, Graf Rudolf von<br />

Montfort, Herr in Feldkirch 5 , recht und redlich und zu<br />

rechtem Eigen dem Kirchspiel, der Bauernsame und Genossenschaft


— 71 —<br />

gemeinsam in S ch a a n zu kaufen gegeben haben alle Rechte, die<br />

wir auf der Alp, genannt Guschg 6 , haben. Wir haben diese obgenannte<br />

Alp mit Grund, mit Grat, mit Wunn, mit Waid, mit Holz,<br />

mit Feld, mit Wasen, mit Zweig, mit Steg, mit Weg, mit Wasserflüssen,<br />

mit allem Zubehör und mit allen Rechten, die wir daran haben,<br />

ihnen und ihren Nachkommen um 36V2 Pfund Pfennig alles gutes<br />

und gewöhnliches Konstanzer Münz zu kaufen gegeben. Wir quittieren<br />

den Empfang des Betrages. Und wir verzichten auf alle unsere Rechte<br />

und Forderungen in der obgenannten Alp, die wir bis auf den heutigen<br />

Tag daran gehabt haben. Wir und unsere Nachkommen sollen auch<br />

den Vaduzern und Schaanern, die in das Kirchspiel von<br />

Schaan gehören, nach dem Recht gute Gewährsleute sein im Betreff<br />

der Alp, wann immer sie dessen vor geistlichen oder an weltlichen<br />

Gerichten bedürften. Dessen und aller dieser Dinge zu Urkund<br />

und Bestätigung haben wir den obgenannten Vaduzern und<br />

S c h a a n e r n , die in das Kirchspiel von Schaan gehören und<br />

allen ihren Nachkommen diesen Brief gegeben. Und wir haben den<br />

obgenannten unsren Gnädigen Herrn, Graf Rudolf von Montfort<br />

5 , gebeten, dass er für uns zu Urkund dieser Dinge und des<br />

Kaufs seinen Siegel an diesen Brief hänge. Ich, Graf Rudolf von<br />

Montfort 5 , Herr zu Feldkirch, verkünde öffentlich mit diesem<br />

Brief, dass dieser Kauf und diese Dinge mit meiner Hand und<br />

mit meinem Einverständnis geschehen sind. Dessen zu Urkund und<br />

ihrer Bitte wegen habe ich mein Siegel an diesen Brief gehängt. Der<br />

ward gegeben in Feldkirch, da man nach Christi Geburt 1361<br />

Jahre zählte, an dem Dienstag vor Sant Georgen-Tag, im April.<br />

Original: im Alpgenossenschafts-Archiv Guschg in Schaan. Pergament<br />

21,5 x 30 cm. Blasse, gotische Kursive. Vorlinierung nicht ersichtlich, gerade<br />

Zeilenfiihrung. Oben und seitlich je 2 cm breiter Rand, unten 4 cm breiter<br />

Rand, ohne Plica. In der Milte unten, an einem in die Urkunde eingeschlaujten<br />

Pergamentstreifen, rundes Wachssiegel mit 2,6 cm Durchmesser: «S ' RVD:<br />

COMITIS: D ' MONTE: FORTI». Im Siegelfeld aufrechter Spitzschild mit Montforter<br />

Fahne. Auf der Rückseite des Siegels zwei runde, tiefe Findrücke. -<br />

Rückvermerk in gotischer Schrift: «Der alp Guschgg» (stark verwaschen); darunter<br />

ebenfalls in gotischer Schrift: «Der kouff brieff der alp Guschg». Neu:<br />

«141», Stempel der Alpgenossenschaft. Taf. V.<br />

Abschriften: Zum <strong>Teil</strong> fehlerhafte Abschrift im Alpgenossenschaftsarchiv<br />

Schaan, Papier 32 x 22 cm aus dem Jahre 1823. «Vidumiert 1823 / durch<br />

mich Johannes Hilty / alt Schullehrer in Schaan / im Jahr actum ut supra». —


— 72 —<br />

Zweite Abschrift verfasst von Peter Kaiser 1861 Mai 16. Zwei Papierblätter<br />

27,2 x 22,2 cm. In der linken oberen Ecke Press-Stempel: «BATH», bekränzt<br />

mit Eichenlaub und einer Krone. Braune Tinte. Die Abschrift trägt am Schluss<br />

folgende Notizen: «Das Siegel wohl erhalten. / Es ist nicht deutlich zu lesen<br />

ob 1361 / oder 1365 oder vielleicht, was am richtigsten sein möchte, 1371. Ein<br />

kurzer Auszug unser Urkunde findet / sich in der Gesch. des Fürstenthums<br />

Liechtenstein / von P. Kaiser, S. 204, wo auch ein Druckfehler / zu verbessern/:<br />

sollte statt Gregoritag / Georgen tag heissen». Auf der letzten Seite der Abschrift<br />

heisst es: «Voranstehende Urkunde habe ich copiert von dem Original,/<br />

das sich damals, wenn ich nicht sehr irre, in Händen des Herrn / Johannes<br />

Schlegel in Schaan befand. Die Kopie ist / ganz treu. Das Original war<br />

wohl erhalten und das / Siegel des Grafen R. v. Montfort hing noch ganz unver- /<br />

sehrt daran. Solches bezeugt der Wahrheit / gemäss P. Kaiser Prof. / Chur<br />

16. Mai 1861». Neu mit Blaustift: «Kaiser Professor»; mit Bleistift neu: «Dr. von<br />

Klenze Seite 25 Schaan». Links unten gestempeltes Signet Tschugmells. — Die<br />

Abschrift wurde 1961, Oktober 3. von F. Tschugmell dem Archiv des Historischen<br />

Vereins übergeben.<br />

Regest : Kaiser, 204; KB. 259 f.; JbL. 1908, 109 (Schädler).<br />

Literatur: Klenze, 25.<br />

Zur Datierung: Klenze datiert die Urkunde auf 1373, ebenso<br />

Lehrer Hilty in seiner Abschrift von 1823. Kaiser lässt in seiner Notiz zur<br />

Abschrift offen, ob 1361, 1365 oder 1371 zu lesen ist. Bei eingehender Prüfung<br />

der Urkunde halte ich die Jahreszahl 1361 als. die richtige, (vgl. auch die Urkunde<br />

von 1361 April 9. LUB. 112, 161 ff.).<br />

1 Jutz, Jutzzi auch Eigenleute derer von Richenstein (1351); die Jutz<br />

in Frastanz und Sennwald ansässig. Vgl. LUB. 112, 148 f.<br />

2 Zu den Huber in Liechtenstein vgl. LUB. III, 337, 412; LUB. 1/2, 242 ff.;<br />

JbL. 1939, 90 (Ospelt) mit weiterer Literatur; JbL. 1949, 58 (Tschugmell).<br />

3 Ein «Claus ab Blankenn» um 1415 erwähnt, LUB. III, 490 ff.<br />

4 Ammann von Hofen, erwähnt im Urbar des Grafen Rudolf von Montfort-Feldkirch<br />

1363. LUB. 113, 299. (Freundlicher Hinweis Dr. Bilgeris).<br />

5 Rudolf IV. Graf von Montfort Feldkirch (1318 - 1375). Vgl. LUB. III,<br />

232 ff., 240 ff., 243 f., 249 ff.; LUB. 1/2, 161 ff., 183 f.; Genealogisches<br />

Handbuch z. Schweiz. Geschichte L, 146, 161 f.<br />

6 Vgl. JbL. 1911, 126 (Ospelt).<br />

a Dürfte als Familienname anzusehen sein. (Freundlicher Hinweis<br />

Dr. Bilgeris).<br />

b erster Buchstabe nicht ganz gesichert,<br />

c fehlt bei der Abschrift P. Kaisers,<br />

d Kaiser liest «sune».<br />

e II II «Anger».


— 73 —<br />

/ Kaiser liest «Stürmen».<br />

g « II «teil».<br />

Ii II » «dieser».<br />

i n « «nachgeschribenen, obgeschribenen».<br />

k II « «sig».<br />

I II II «benent, unbenent».<br />

m II i< «verjehent».<br />

n II II «diu».<br />

o II II «habent».<br />

p n « «recht, rechten, rechtem».<br />

q Kaiser bindet unbegründet mit «und».<br />

r Kaiser liest «Kilchspiel».<br />

s « II «Schguschg».<br />

t ii « «kofen».<br />

u II « «um».<br />

v « II «Schilling».<br />

w « « «Pfennig».<br />

x II « «Constanzer».<br />

y « II «f orderung».<br />

z


- 74 —<br />

Wir graue Friderich von Toggenburg 1 kündin vnd vergehin<br />

offenlich an disem / brief. Das wir durch bette a<br />

willen des<br />

Vesten ritters her b Johansen von Twingenstains 2 / den<br />

zehenden ze der Altenstädt 0<br />

bi Veltkilch der von vns lehen<br />

ist verlihen habint, vnd / verlihind mit disem brief Annen<br />

J o h a n s e n H a n e n 3<br />

Tohter. wilent Elichen Wirtinnen / V 1 i s<br />

1. itschers 4 säligen mit allen rehten als wir den selben zehenden<br />

verlihen mugint, vnd / sollind. Des' 1 ze-Vrkünd henkint 0 wir obgenanter<br />

Graf F r i d r i c h von Toggenburg vnser / Jnsigel an disen<br />

brief. Der geben ward ze Maigenueld, do man zalt von<br />

Christes gebürt / Drüzehenhundert iar vnd drü vnd sehtzig Jar an<br />

sant Marien Magdalenen abentJ<br />

Übersetzung<br />

Wir, Graf Friedrich von Toggenburg 1 , verkünden und<br />

bekennen öffentlich mit diesem Brief, dass wir auf Bitte und Willen<br />

hin des starken Ritters, Herr Johann von Zwingenstein'-',<br />

den Zehnten in Altenstadt bei Feldkirch, der von uns Lehen<br />

ist, Anna, Tochter des Johann Han 3 und dereinst Frau des<br />

verstorbenen Ulrich Litscher 4 , mit allen Rechten verleihen<br />

und verliehen haben, so wie wir diesen Zehnten zu verleihen vermögen.<br />

Zu Urkund dessen hängen wir, der obgenannte Graf Friederich<br />

von Toggenburg 1 , unser Jnsiegel an diesen Brief, der<br />

in Maienfeld gegeben wurde im Jahre dreizehnhundert und dreiundsechzig<br />

nach Christi Geburt, an Sankt Marien Magdalenen Abend.<br />

Original: Stiftsarchiv St. Gallen, (ehemals Alt St. Johann) R.R. 1A 2.<br />

Pergament 11,3 x 28,3 cm. Oberer Rand 2,5 cm, rechter Rand 2,8 cm., linker<br />

Rand 3 cm. Bescheidene Initiale, gerade Zeilenführung. — Links der Mille<br />

Siegel an Pergamentstreifen. Siegel am Rand stark beschädigt und Siegelbild<br />

stark abgegriffen. Inschrift: «(+ S' F)RID(ERICI QOMIT (IS DE TO)GGEN-<br />

BVR(C). Durchmesser 4,4 cm. — Rückvermerke: «von zechent» (15. Jahrh.) i<br />

«lehenbrieff umm den zechendt in der alten statt by feldtkylchen von graff<br />

Fryderich von Dockenburg glichen» (16. Jahrh.).<br />

Abschrift: Regierungsarchiv in Vaduz, Kuvert 1338 — 17. Jahrhundert,<br />

Abschriften und Urkunden betreffend Güter der Junker Vaistlin in<br />

Vaduz, fol. 17; Überschrift zur Urkunde lautet «Lehenbrief vmb den Zehenden<br />

in der Altenstatt /by Veldtkirch, den graf Friderich von Toggenburg gelihen. /


— 75 —<br />

Anno Christi 1363». Die Abschriften Hess sehr wahrscheinlich Landvogt Franz<br />

Xaver Menzinger (1740 — 1809), von 1788 bis 1808 Landvogt in Vaduz, durch<br />

Rentmeister Joseph Fritz (1785 — 1805 im Amt in Vaduz) herstellen. Landvogt<br />

Menzinger sammelte und registrierte die von den Franzosen über den Schlossfelsen<br />

in Vaduz hinuntergeworfenen Urkunden. Menzinger besass ein ausgeprägtes<br />

historisches Bewusstsein, vgl. JbL. 1913, 34 f. (M. Menzinger); JbL. 1947,<br />

52, (Tschugmell); JbL. 1953, 45 f. (Malin). Von diesen Abschriften ist der grössle<br />

<strong>Teil</strong> nach den Originalen oder anderen Abschriften schon publiziert. Es handelt<br />

sich dabei um Urkunden, die sich besonders mit dem Besitz der Familie Vaistli<br />

und des Hans lmhof befassen (LUB. 112, 133 ff., 136 ff., 151 ff., 161 ff., 175 ff..<br />

177 ff., 180 ff., 195 ff., 198 ff., 205 ff.). Sie waren Besitzer der Güter und Rechte,<br />

die später in das Eigentum des Klosters St. Johann im Thurtal übergingen. Zu<br />

diesem Urkundenkomplex gehört die obige Urkunde von 1363 Juli 21., sowie<br />

die Urkunde von 1376 April 25.<br />

Druck: Wartmann H., Urkunden d. Abtei St. Gallen IV., p. 47, n. 1609.<br />

Regest: JbL. 1918, 39 (Büchel).<br />

a «betten» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />

b «Herr» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />

c «Altenstatt» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />

d «dess» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />

e «henckint» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />

f «locus Sigüli pendentis» in der Abschrift des Regierungsarchives.<br />

1 Friedrich von Toggenburg (f 1368).<br />

2 Zwingenstein, festes Haus des grossen Hofes von Lustenau; die Feste<br />

befindet sich im Bez. Unterrheintal, Gem. Au.<br />

3 Han, Feldkircher Geschlecht, Johann Han vielleicht Bruder des Feldkircher<br />

Bürgers Walter Han, «des Capitels amptman» (LUB. 112, 193 ff.,<br />

205, 333). Walter Han hatte Margaretha Vaistli aus Vaduz zur Frau<br />

(JbL. 1918, 30, Büchel). Han ist als Geschlechtsname in Liechtenstein<br />

erst wieder im 18. Jahrhundert nachweisbar (JbL. 1957, 71 (Tschugmell).<br />

4 Litscher, verbreiteter Geschlechtsname in der liechtensteinischen Nachbarschaft:<br />

Ulrich Litscher, der Sohn des hier erwähnten Ulrich, war<br />

gräflicher Ammann in Feldkirch und starb 1373. Um 1307 tritt ein<br />

Ulrich Litscher als Zeuge auf (JbL. 1901, 210, Büchel; JbL. 1918, 39<br />

Anmerk. 4, 52 Anmerk. 1, Büchel; LUB. 1/1, 150 f.; LUB. 1/2, 113, 353).<br />

Die Litscher waren Nachfolger der Vaistli auf dem Vaistli-Hof (heutiges<br />

Rotes Haus) in Vaduz. Josef Litscher verkaufte alle Besitzungen<br />

und Rechte an das Kloster St. Johann im Thurtal (Regierungsarchiv,<br />

«Urkunden betreffend Güter der Junker Vaistli in Vaduz» fol. 69 ff.).


14. Feldkirch, 1371 Dezember 20.<br />

Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans zu Vaduz<br />

verkauft einigelt Waisern vom Friesenberg die Alpe, die<br />

man « G u s c h und G u s c h - Fiel» nennt, als Erblehen für 17 Schilling<br />

Pfennige Konstanzer Münze fährlichen Zinses, der an den herrschaftlichen<br />

Hof in Esche n abgeführt werden muss.<br />

Ich Graf Heinrich von Werden berg von Sargans 1 ,<br />

Graf Hartcmdus 2 , a seeligen Sohn, Kuntt b und vergich c offendlich<br />

an diessem' 1<br />

Brieff, allan den , die / ihn ansehen oder hören lessen,<br />

das ich mit Gueter Vorbetrachtung, darzu/ nach Guten" rath meiner<br />

Amplüt, verliehen 1 han und verlieh mit diesem Brieff d / ze einem<br />

rechten Erblichen nach Erblichensrecht dissen nachbenannten Walssern=<br />

/ des Ersten H a n s s von Gussbrunnen 3<br />

und Hanssen,<br />

Claussen h söhn, von Guten Alp 4 , Han-/ssen stoss<br />

und Jacken, seinem brüeder vnd Petter stös 5 vnd P e 11 e r<br />

sc h aller 1 ', Jaken' / Wibin stössen söhn vnd allen ihren<br />

Erban, ob sej nit werint: Ain Alp, die man/ Nembt G u s c h 7<br />

vnd<br />

Gusch-Fiel 8 , stossen oben an die Alp, die man Nembt Gamp 9 -/<br />

vnd Neba zu an das theil, das S c h a n n Khaufft hand, 10<br />

von denen<br />

von Frastanz vnd/herab an den Sammünen, 1 1 die Jetz Genampten<br />

Alpen mit Grund, mit Grat,/mit Steg, mit weeg, mit Holtz,<br />

mit Feld, mit Wunn, mit Waid, mit Wassen / mit Zweig, mit Wasser,<br />

mit Wasserflüssen, darzu mit allen rechten, nuzen, und /<br />

Gewohnheiten, mit aller der Zugehört, als auch ihre Vordem, die<br />

selben Alpen / Jnne gehabt und genossen hand, ohngeuert. k<br />

Han ich<br />

ihnen vnd ihren Erben / verliehen ze einem rechten Erb-Lehen nach<br />

Erblichens recht, also .mit solchen / Gedingen vnd Beschaidenheit, das<br />

si und al ihr Erben mir und meinen Er-/ben davon zu rechten Zeit<br />

Geben vnd Richten sond, Jährlich vnd alle Jahr / Auf Sant Martinstag<br />

sibenzechen schillig Pfenig Guter und gemeiner Con- / Stanzer Münz<br />

nach zinssen recht ohn alles Verziehung und ohn alle Gevert, / und<br />

wen vnd wellens Jahr 1 sei oder ihr Erben ob sei nüt werind, mir vnd /<br />

Meinen Erben den Zinss vnd ales Jährlich vnd alle Jahr nit richtent


— 77 —<br />

Auff Sant/ Martis tag als vorschriben 111<br />

stat, so ist mir vnd Meinen<br />

Erban," die obgenamp-/ren (Alp) 0 mit aller Zughördt, vnd mit dem<br />

Zinss" des selbigen Jahrs zinssfälilg wor-/den, vnd wider zu Aigen<br />

gefallen, ohn ale wider red vnd ohn alle c ' geuert. / Ess ist auch sonderlich<br />

beredt, das sei vnd Jhr Erben den zinss in den hoff gen //<br />

Eschen 1 '- richten sond, als vnsser herr sitt vnd gewohnlich gewessen<br />

r<br />

ist, on-/geuert, vnd sol mir das an meinem Zinss als vor ist<br />

beschaiden, enkain / Minderung Bringen ohne alle geuert; sei vnd ihr<br />

Erben hand auch Ge-/walt ihre recht an der genampten Alp füro ze<br />

versetzen, vnd zu ver Kauf / fen, Wan sie wend, ob sie zu noth bedärffen<br />

on geuert, vnd doch mit solcher / Beschaidenheit, das mir vnd<br />

meinen Erben Alwegen sei Recht Behalten si- / gend, on alle Geuert,<br />

als vorgeschriben s<br />

steth.<br />

Jch vnd al mein Erben sond auch ihro vnd Jhren Erben Gut vnd<br />

Getreuw / weren 1<br />

sein, nach dem rechten vnd" obgenampten Alpen,<br />

vnd auch um v<br />

/ Erblichen als vor ist Beschaiden, wann>' vnd wie sie<br />

das Jmmer bedarff o-/der nothdürftig werden an Geistlichen oder<br />

Weltlichen recht, das ich für / mich vnd Meine Erban w<br />

gelaubt han<br />

mit Gutten" träuen on alle Geuert. De-/ren vorgeschriben s<br />

ding vnd<br />

geding aller zu wahrer urkhundt vnd ganzer / stetter Sicherheit, Gib<br />

ich ihnen vnd Jhren Erben vnd nachkommen dissen / Brieff Besigleten<br />

mit meinem Aignen angehenkhten Jnsigel, diss Beschach/ und ist auch<br />

der Brieff zu Veld-Kirch Geben an Sant thomas Abent des heili-/<br />

gen Zwölff 2 Botten, vor Wienacht in dem Jahr, daman zällt von Christus<br />

Ge-/ burt Elreizechen hundert und sibenziger a ' Jar, darnach im<br />

ersten Jahr.<br />

Übersetzung<br />

Ich, Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans, 1<br />

der<br />

Sohn Graf Hartmanns 2<br />

selig, bekenne öffentlich mit diesem<br />

Brief allen denen, die ihn lesen oder lesen hören, dass ich nach<br />

guter Überlegung und dazu nach gutem Rat meiner Amtsleute<br />

eine Alp, die man Guschg 7 und Guschgfiel 8 nennt,<br />

den nachstehenden W a 1 s e r n kraft dieses Briefes zu einem rechten<br />

Erblehen nach Erblehensrecht übergebe. Die Belehnten sind :<br />

Hans von Gussbrunnen 3<br />

und Hans, des Klausen Sohn<br />

von Gurtenalp 4<br />

, Hans Stöss und Jakob, sein Bruder,


- 78 —<br />

und Peter Stöss 3 und Peter Schaller, 0 Jakob Stöss<br />

e n s Frauen Söhne und all ihre Erben, wenn die Genannten nicht<br />

mehr leben. Die Alp Guschg' und Guschgfiel 8<br />

stosst oben<br />

an die Alp G a m p 9<br />

und nebenzu an den <strong>Teil</strong>, den Schaan von<br />

denen von Frastanz gekauft hat, 10<br />

und herab an die Samina."<br />

Die eben genannte Alp habe ich ihnen und ihren Erben mit Grund,<br />

mit Grat, mit Steg, mit Weg, mit Holz, mit Feld, mit Wiesland, mit<br />

Weide, mit Rasen, mit Zweig, mit Wasser, mit Wasserflüssen, dazu<br />

mit allen Rechten, Nutzen und Gewohnheiten, mit allem Dazugehörendem,<br />

so wie ihre Vorfahren diese Alpe inne und genossen hatten,<br />

ohne Gefährdung verliehen als ein rechtes Erblehen nach Erblehensrecht.<br />

Jch habe die Alp übergeben mit der Bedingung und dem Bescheid,<br />

dass die Käufer und alle ihre Erben mir und meinen Erben<br />

dafür rechtzeitig, alljährlich auf St. Martins-Tag, 17 Schilling Pfennige<br />

guter und gemeiner Konstanzer Münze, gemäss dem Zinsrecht, ohne<br />

Verzug und ohne alle Gefährdung geben und entrichten sollen. Und<br />

wenn die Käufer, und wenn sie nicht mehr leben, ihre Erben an<br />

irgendeinem Jahr mir und meinen Erben den ganzen Zins jährlich<br />

nicht auf St. Martins-Tag, wie oben geschrieben steht, entrichten würden,<br />

so ist mir und meinen Erben die genannte Alp mit allem Zugehörendem<br />

und mit dem Zins desselbigen Jahres zinsfällig und wieder<br />

zu eigen geworden, ohne alle Widerred und ohne alle Gefährdung. Es<br />

ist auch eigens vereinbart worden, dass die Käufer und ihre Erben den<br />

Zins an den Hof in Eschen 1 2 entrichten sollen, wie es bisher Sitte<br />

und Gewohnheit gewesen ist, ohne Gefährdung; deswegen soll mir von<br />

meinem Zins, wie oben beschieden ist, nichts abgezogen werden,<br />

ohne alle Gefährdung. Die Käufer und ihre Erben haben auch die Vollmacht,<br />

ihre Rechte an der genannten Alp weiter zu versetzen und zu<br />

verkaufen, wann sie wollen und wenn sie das aus Not tun müssten,<br />

ohne Gefährdung, doch unter der Bedingung, dass mir und meinen<br />

Erben jederzeit das Recht gewahrt bleibt, ohne alle Gefährdung, wie<br />

oben geschrieben steht.<br />

Ich und alle meine Erben sind auch ihre und ihren Erben gute<br />

und getreue Gewährsleute bei Prozessen um die genannte Alp und<br />

um des vorgenannten Erblehens wegen, wann und wie das immer notwendig<br />

sein wird vor geistlichen oder weltlichen Gerichten. Das habe<br />

ich für mich und meine Erben in guten Treuen gelobt, ohne jede Gefährdung.<br />

Aller genannter Rechtsgeschäfte und feierlicher Abmachun-


— 79 —<br />

gen zu wahrer Urkund und ganzer und steter Sicherheit gebe ich den<br />

Käufern und ihren Erben und Nachkommen diesen mit meinem eigenen,<br />

angehängten Siegel besiegelten Brief. Dies geschah in Feldk<br />

i r c h, und auch der Brief wurde in Feldkirch gegeben, am<br />

Abend vor dem Fest des heiligen Apostels Thomas, vor Weihnachten<br />

in dem Jahr 1371 nach Christi Geburt.<br />

Abschrift: Gemeindearchiv Balzers, «Gemeinds-Marken-Buch». Urkunden-Abschriftenband<br />

von Johann Bapt. Vogt, Lehrer, aus dem Jahre 1841.<br />

46 X 30 cm, fol. 63. (Vgl. die Ausführungen zur Archivgeschichte in diesem<br />

Band). «Ein und zwanzigster Brief / Dieser Brief, der im uralten Archiv zu<br />

Schaan vorgefunden wurde, enthält ei - /nige Rechtsamen, welche sich auf die<br />

Alpen Guschg und Guschgfiel bezichen und / schreibt sich her vom Jahre /1371».<br />

Dann folgt die Abschrift des Briefes. — Eine zweite Abschrift befand sich im<br />

ehemaligen Schlossarchiv: «Copia Lehenbrieffs denn Walssern Güsch undt<br />

Güschgefiel / de anno 1371. Zünss 17 fl». Eintrag im «Repertorium der im<br />

Hochfürstlichen Schloss / Höchen Lichtensteinischen Archiv Befindtlichen<br />

Docümenten, Acten, ündt schrifften». II. 30.<br />

Druck: JbL. 1902, 125 ff. (Büchel).<br />

Rege sten : KB. 260; JbL. 1908, 109 (Schädler); Klenze v., 13 (zum <strong>Teil</strong><br />

irrige Interpretation und falsche Wiedergabe).<br />

Literatur : JbL.-1902, 125, 127, 160, 162 ff., 174, 185 ff. (Büchel);<br />

JbL. 1906, 65 (Urbar); JbL. 1909, 106 f. (Büchel); JbL. 1924, 77 ff. (Büchel);<br />

JbL. 1935, 13 (Diebolder).<br />

Zur Abschrift: Ursprünglich gehörten die Alpen Guschg und<br />

Guschgfiel zum Kirchspiel Frastanz in der Herrschaft Sonnenberg, die seit<br />

• 1342 Mai 3. zur Grafschaft Vaduz gehörte, wie das auch aus der Bestätigung<br />

der <strong>Teil</strong>ungsurkunde von 1355 Mai 21. erhellt (LUB. III, 207 ff.; LUB. 1/3,<br />

138 ff.). Von Frastanz aus bestand die Zufahrtsmöglichkeit zur Alp. So hatten<br />

die Frastanzer das Alpgebiet von Guschg und Guschgfiel zu Lehen und verkauften<br />

einen <strong>Teil</strong> ihrer Rechte an die Schaaner (vgl. die Urkunde von 1361 April<br />

20. in diesem Band). Den übrigen <strong>Teil</strong> vom alten Guschg erwarben 1371 Dezember<br />

20. einige Walser am Triesnerberg, wie die vorliegende Urkunde zeigt.<br />

Dabei handelt es sich um das heutige Güschgle (auch Walser-Guschg) und<br />

Guschgfiel und (sehr wahrscheinlich auch) um die Matta-Alp. Die Alpe Güschgle<br />

erstand zwischen 1507 und 1562 die Alpgenossenschaft Mals (JbL. 1902, 127<br />

(Büchel); JbL. 1924, 80 (Büchel). Guschgfiel aber erhielten wieder die Frastanzer.<br />

Danach besassen zu Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert<br />

die Schaaner Guschg (seit 1361), die Mälser Güschgle (vor 1562) und die<br />

Frastanzer Guschgfiel.


— 80 —<br />

Im Jahre 1651 Juni 15. lösten die Mäher den an die St. Florins-Kapelle<br />

in Vaduz jährlich zu leistenden Zins, (der nicht mehr in den herrschaftlichen<br />

Hof nach Eschen entrichtet werden musste, sondern an die gräfliche St. Florinspfründe<br />

abgegeben wurde), mit 17 Pfund ab, bemerkten aber nicht, dass dies<br />

Zins für Kapital war', das auch auf der Alp Guschgfiel gelastet hatte, (vgl.<br />

JbL. 1924, 80, Büchel).<br />

Zudem waren die Besitzverhältnisse auf der Frastanzer Alpe Guschgfiel<br />

durch <strong>Teil</strong>verkäufe von Alpgelände und Kuhrechten kompliziert. Malta, ein<br />

<strong>Teil</strong> von Guschgfiel, kam in den Besitz der Familie Matt in Frastanz, (daher<br />

der Name «Matta, Matta-Alp»). Die Familie Matt löste ihren Zins an die<br />

St. Florinskap eile in Vaduz 1610, Mai 13. ordnungsgemäss ab.<br />

Den Mähern wurde erst nach 42 Jahren bewusst (1693), dass sie mit<br />

eigenem Geld den Frastanzern ihre Alp Guschgfiel abgelöst hatten, ohne dafür<br />

je etwas erhalten zu haben. Die kaiserliche Administration machte die<br />

unglücklichen Mäher beim Überprüfen des gräflichen Vermögens derer von<br />

Hohenems auf das Missverhältnis aufmerksam. Nun begann der Streit; er<br />

dauerte Jahre. Mahnungen, unbesuchte Verhörtage seitens der Frastanzer,<br />

Klage vor dem Landgericht Rankweil und vergebliche Schlichtungsversuche<br />

lösten sich ab. Schliesslich verlor Frastanz den Prozess. Aber die Anstände<br />

dauerten bis 1704 (Juni 9.) an. An diesem Datum verkauften die Leute von<br />

Frastanz und andere Alpgenossen den Mähern 40 Kuhweiden «samt Sennentum,<br />

Hütten, Schirm und all ander Zugehördt» um 894 fl. Den übrigen <strong>Teil</strong><br />

von Guschgfiel verkauften die Frastanzer später den Balznern, denen später<br />

wahrscheinlich die Mäher Genossenschaft auch ihre 40 Kühr echte abgetreten hat.<br />

Damit ist auch aufgezeigt, weshalb man die Urkunden über den Kau)<br />

der Alpen Guschg und Guschgfiel im Gemeindearchiv Balzers archivierte. Das<br />

Original der Urkunde wurde zusammen mit anderen Urkunden beim Dorfbrand<br />

von Balzers (1795 Oktober 22.) ein Raub der .Flammen (JbL. 1924, 7,<br />

Büchel; JbL. 1918, 71.f., Büchel; JbL. 1935, 34 Anmerk. 38, Diebolder).<br />

a «Hartcmdus», Fehllesung des Copisten Johann Bapt. Vogt (1841);<br />

Büchel vermutet «Hartmudus».<br />

b Büchel liest «Kunt».<br />

c (i ff «wergich».<br />

d ti ff «diesen».<br />

e fr ff «Gutem».<br />

f ff «verliehen».<br />

g f ff «Waisern».<br />

h ff ff «Klausen».<br />

i f ff «Jacken».<br />

k u « «ohngevert».<br />

l f ff «Jahr».<br />

m ii II «vorgeschriben»<br />

n f II «Erben».


— 81 -<br />

0 ergänzt durch Büchel,<br />

p Büchel liest «Zins».<br />

q II « «ale».<br />

r « « «gewesen».<br />

5 II « «vorgeschrieben».<br />

t « « «wären».<br />

u II « «umb».<br />

v fehlt bei Büchel.<br />

w Büchel liest «Erben».<br />

x n II «Guten».<br />

y t II «wan».<br />

z « « «Zwölf».<br />

a' II « «sib enzigen».<br />

1 Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz (ca. 1355 — 1397);<br />

vgl. JbL. 1935, 3 ff. (Diebolder, mit weiterer Literatur); zu den<br />

Urkunden Heinrich V. vgl. LUB. III, 551; LUB. 1/2, 459 (Register).<br />

Vgl. Anmerkung 4 der Urkunde von 1389 August 22.<br />

2 Hartmann III. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz (1313 — 1353), Vater<br />

Heinrich V.; vgl. die Urkunden LUB. 1/1,551; LUB. 1/2,459 (Register).<br />

3 Hanss von Gussbrunnen, weiter nicht erwähnt; eventuell im Zusammenhang<br />

mit dem Flurnamen «Gusshalden» in Triesen, Flur. VII,<br />

vgl. JbL. 1911, 50 (Ospelt); JbL. 1902, 115 (Büchel).<br />

4 Guten Alp, identisch mit Gurtenalp, dem heutigen Gnalp auf Triesenberg,<br />

vgl. die Urkunde von 1355 Oktober 29. Anmerk. 5; Urkunde von<br />

1406 Anmerk. 11 in diesem Band; JbL. 1911, 47 (Ospelt); JbL. 1902,<br />

18,19, 22,115,162, 227 (Büchel). Die Form des Namens varierl: Gurttenalp<br />

(1355), Guten Alp (1371), Gurtenalp (1406), Gatnalp, Curtinalp<br />

(1414), Curtinall, Gurtinalp, Curtinalp (1416), Gurtenalp (1419). -<br />

«Hans» ist vielleicht identisch mit dem später erwähnten «Grossen<br />

Hans», vgl. LUB. 1/3, 191 f., sowie die Urkunden von 1414 Okt. 13.<br />

Anmerk. 2, 5; 1416 Okt. 10. Anmerk. 4.<br />

5 Stöss, Triesenberger-Geschlecht, vgl. LUB. III, 471; JbL. 1902, 115, 127<br />

(Büchel); JbL. 1939, 111 (Ospelt); vgl. Anmerk. 17 der Urkunde von<br />

1335 Oktober 19.<br />

6 Schaller, Wallisergeschlecht, JbL. 1902, 115, 125 (Büchel); JbL. 1939,<br />

107 (Ospelt). Das Geschlecht könnte im Zusammenhang stehen mit<br />

«Schall», einer Wallisersiedlung oberhalb Almen im Domleschg,<br />

Planta-Schorta, Rätisches Namenbuch, S. XL1II.<br />

7 Gusch, Guschg, vgl. die Anmerk. 6 in der Urkunde von 1361 April 20.;<br />

es handelt sich hier um das heutige Güschgle (Walserguschg); Vgl.<br />

Klenze v., 13; JbL. 1902, 127 (Büchel); . JbL. 1910, 171 (Fischer);<br />

JbL. 1911, 126 (Ospelt); JbL. 1924, 79 (Büchel). -<br />

8 Gusch — Fiel, Guschgfiel, Literatur wie Anmerk. 7.


— 82 -<br />

9 Gamp im benachbarten Vorarlberg.<br />

10 Vgl. die Urkunde von 1361 April 20. in diesem Band.<br />

11 Sammünen, Saminen (um 1353; Urk. in diesem Band); Samina<br />

(1515 /16, 1680; Samynenbach (1516) Samünenbach (1634); JbL.<br />

1911, 134 (Ospelt); JbL. 1902, 123, 190 (Büchel).<br />

12 Zu den verschiedenen Höfen in Eschen vgl. Schaffhauser E., Liechtensteins<br />

Eschnerberg, St. Gallen 1959, 31 ff., 37 ff., 129 f.; Besitzverhältnisse:<br />

Vgl. LUB. III, 257 f.; JbL. 1920, 16 ff. (Büchel). - Der Alpzins<br />

wurde später (nach 1395) zur Dotierung der St. Florinspfründe<br />

verwendet. Im Stiftungsbrief heisst es: «Jtem reditus decem librarum<br />

denariorum Constantiensis monetae de Nendlen, et de monte Triszen,<br />

ac de alpibus dandis denarijs conductus vulgariter, Gelaits Pfening .. .»,<br />

LUB. III, 362; JbL. 1924, 79 (Büchel).<br />

15. Feldkirch, 1376 April 26.<br />

Graf Rudolf von Montfort verkauft dem Kloster St. Johann im<br />

Toggenburg zivei Wiesen und die dazwischen liegende Au «enhalb<br />

dem rin» um 120<br />

Pfund.<br />

Wir Graf Rudolf von Montfort 1 herr ze veltkirch kündent<br />

vnd vergehent offenlich an disen brief allen den die in an sehent /<br />

oder hörent lesen dz wir mit guter vorbetrahtung näh raut a<br />

vnser fründ<br />

vnd erben ze den ziten" vnd tagen do wir es / mit dem rehten 0<br />

wol<br />

' getün d , mochtent habint geben ze kouffent reht° redlich vnd aigenlich<br />

ains stäten vnd ewigen / koufs den erwirdigen. gaistlichen herren. dem<br />

apt 2 vnd dem couent e gemainlich dez gotzhus zesant johans.<br />

sant / benedicten ordens vnd allen iren nähkomen, vnser aigen<br />

wisen gelegen enhalb 1 dem rin. Du wilont hansen ammans 3<br />

seligen / waz die vndem vnd die obern wisan vnd stosset dü vnder wis<br />

obnan an Clausen smitz wisen vnd an rotenbergss vnd /<br />

der stainhüwel 1 ' 4 wisen vnd dü ober wis stosset an b e r 1 i '<br />

spangolfs vnd an frikken k ellers 5 wisen vnd an den g i e s -<br />

s e n e zü der / selben wis gehört och dü ö w 7 dü zwischent der selben<br />

wisen vnd dem giessen" gelegen ist, diss obgenanten wisan mit<br />

gründ / mit grät mit steg mit weg mit holtz mit veld mit wunn mit waid<br />

mit allen rehten c<br />

nützen vnd gewonhaiten / vnd mit allen zü gehörd


— 83 -<br />

habint wir jnen vnd allen iren nähkomen k reht c redlich vnd aigenlich<br />

für vnbekumbert ledig/ aigen, ze kouffent geben ains stäten ewigen,<br />

koufs vmb hundert pfund vnd vmb zwaintzig pfunt phenning güter<br />

costentzer / - münss, der wir gentzlich von in gewert sint näh vnserm<br />

willen. Vnd sond och wir vnd all vnser erben, iro vnd aller ir / nahkomen<br />

k<br />

gut vnd getrüw wern sin nach reht vmb die obgenanten wisan<br />

vnd vmb disen kouf als vor beschaiden ist wä /vnd wie sü dez iemer<br />

bedurfent oder notdürftig werdent, ez sig an gaistlichem oder an weltlichem'<br />

geriht 1 " dz wir für vns / vnd für all vnser erben gelopt habint<br />

mit guten trüwen, an all gewerd, diss koufs vnd dirr" ding aller ze<br />

wären / vrkünd vnd gantzer 0<br />

stäter? sicherhait Geben wir den obgenanten<br />

herren vnd dem gotzhus ze sant johans vnd allen iren /<br />

nähkommen k , disen". brief besiegelt für vns vnd all vnser erben mit<br />

vnserm aigenn jnsigel vnd ist dirr" brief ze veltkirch / geben an<br />

dem nahsten samstag näh sant Gerigen 1<br />

tag jn, dem jär do man<br />

zalt von cristus gebürt drutzehnhundert / vnd sibentzig jär dar näh s<br />

in dem sehsten jär 1<br />

Übersetzung<br />

Wir, Graf Rudolf von Montfort, 1<br />

Herr zu Feldkirch,<br />

verkünden und bekennen öffentlich mit diesem Brief allen denen, die<br />

ihn ansehen oder lesen hören, dass wir mit reifer Überlegung, nach Rat<br />

unserer Freunde und Erben, in den Zeiten und Tagen da wir es rechtens<br />

wohl zu tun vermochten, den ehrwürdigen geistlichen. Herren, den<br />

Benediktinern, dem Abt 2<br />

und Konvent gemeinsam des Gotteshauses<br />

St. Johann und allen ihren Nachkommen unsere eigenen<br />

Wiesen, jenseits des Rheines gelegen, zu kaufen gegeben haben. Die<br />

unteren und oberen Wiesen gehörten dereinst Hans Ammann 3<br />

selig. Die untere Wiese stosst obenan an Clausen Schmitz's<br />

Wiesen und an die des Rotenberg und des Stainhuwel 4 ;<br />

die obere Wiese grenzt an Berli Spangolfs und an Frikken<br />

Kellers 5 Wiesen und an den Giessen 6 . Zu dieser Wiese gehört<br />

auch die Au 7<br />

, die zwischen diesen Wiesen und dem Giessen<br />

0<br />

gelegen ist. Die obgenannten Wiesen mit Grund, Grat, Steg,<br />

Weg, Holz, Feld, Wunn und Waid, mit allen Rechten, Nutzen und<br />

Gewohnheiten und allem Zugehörendem haben wir ihnen und allen<br />

ihren Nachkommen recht, redlich und eigens als unangefochtenes und<br />

freies Eigentum zu stetem und ewigen Kauf gegeben, im Betrag von


— 84 —<br />

120 Pfund Pfennige guter Konstanzer Münze, die wir gänzlich nach<br />

unserem Willen erhalten haben. Wir und all unsere Erben sind auch<br />

ihnen und allen ihren Nachkommen wegen der obgenannten Wiesen<br />

und wegen dieses oben beschriebenen Kaufes nach dem Recht gute<br />

und getreue Gewährsleute, wo und wie immer sie dessen bedürften<br />

und es notwendig hätten, es sei vor geistlichem oder weltlichem Gericht.<br />

Das geloben wir für uns und all unsere Erben in guter Treue und<br />

ohne alle Gefährde. Zu dieses Kaufes und aller Rechtsgeschäfte wahrer<br />

Urkund und guter, fester Sicherheit geben wir den obgenannten Herren<br />

und dem Gotteshaus in St. Johann, allen ihren Nachkommen für<br />

uns und all unsere Erben diesen mit unserem eigenen Siegel versehenen<br />

Brief. Der Brief ist in F e 1 d k i r c h am nächsten Samstag nach<br />

St. Georgen-Tag im Jahre 1376 nach Christi Geburt gegeben worden.<br />

Original: Stiftsarchiv St. Gallen, (ehemals Alt St. Johann) (R. R.<br />

I. A6.). Pergament 22,2 cm X 40 cm. Oben 3 cm breiter Rand, rechts 3,5 cm,<br />

links 3,5 cm. Bescheidene Initiale. Gerade Zeilenführung, — Links in der<br />

Mitte Siegel an Pergamentstreifen. Inschrift: + S' RUODOLFI COMIT DE<br />

MOTFORTI. Montforter Wappen. Siegel leicht beschädigt, besonders am Rand.<br />

Durchmesser 3,4 cm. —Rückvermerke: «koffbrieff von graf Rüdolff von Montfort<br />

/ um wysen enhalb dem rin gelegen» (15. Jahrh.). «4376» (16. Jahrh.).<br />

«kouffbrieff umb ein wisen enhalb den Rin gelegen» (17. Jahrh.).<br />

Abschrift: Regierungsarchiv Vaduz, 1338 — 17. Jahrh., Abschriften<br />

und Urkunden betreffend Güter der Junker Vaistlin in Vaduz, fol. 18, 19;<br />

Überschrift: «Kauffbrieff vmb ein Wisen enthalb dem Rhein». Modernisierte<br />

Abschrift. Vgl. die Bemerkungen zur Urkunde 1363 Juli 21. in diesem Band,<br />

Regest: JbL. 1918, 41 Nr. 9 (Büchel).<br />

Bedeutung: In der Urkunde kommen örtlichkeiten und Namen vor,<br />

die auf der heutigen diesseitigen Rheinebene fast gleichzeitig ebenfalls anzutreffen<br />

sind. Man darf sich den Flusslauf des Rheins zu dieser Zeit nicht allzu<br />

definitiv vorstellen. Vgl. LUB. Iii, 334; LUB. 112, 327; JbL. 1923, 121 (Büchel);<br />

JbL. 1939, 92 (Ospelt). JbL. 1911, 61 (Ospelt).<br />

Zum Datum: Wartmann nimmt St. Georgen-Tag als das gemeinte<br />

Datum an (bei unklarer Schreibweise im Original); wäre Gregor gemeint, so<br />

fiele das Datum auf den 15. März, vgl. Wartmann H., Urkunden der Abtei<br />

St. Gallen IV. Bd., p. 185.<br />

a In der Abschrift «rautt».<br />

b « « « «zitten».<br />

c « II II «rechten, recht».<br />

d « II II «getan».


— 85 -<br />

e In der Abschrift «convent».<br />

/ « i< II «enthalb».<br />

g « II II «Retenbergs», auch bei Büchel.<br />

h II « II «Sainhuwel», bei Büchel «Stainhuwel».<br />

i II II II «Veli».<br />

k II II II «nachkomen».<br />

/ II II II «weltlichen».<br />

m « II II «gericht».<br />

n II II « «dür».<br />

0 « II II «guoter».<br />

p II « « «stätter».<br />

q ti ti II «diesen».<br />

r Bei Wartmann «Gergen»; unklare Schreibweise.<br />

s In der Abschrift «darnach».<br />

/ Abschrift fügt bei: «Locus Sigilli pendentis».<br />

1 Rudolf V. von Montfort (erw. 1357 — 1390). Er hatte die niederen<br />

Weihen empfangen und war Dompropst in Chur, trat aber in den<br />

Laienstand zurück und vermählte sich mit Agnes von Matsch. Burg<br />

und Stadt Feldkirch verkaufte er als letzter seines Stammes an Herzog<br />

Leopold von Österreich. Im Gebiet des heuligen Fürstentums Liechtenstein<br />

verkaufte und verschenkte er seine Rechte und siegelte auch<br />

Urkunden. LUB. III, 257, 285 ff., 333, 352 ff.; LUB. 112, 174, 198 ff.,<br />

209 ff., 218, 287, 292; JbL. 1915, 104 ff. (Büchel); JbL. 1918, 30 (Büchel);<br />

JbL. 1936, 70 f. (Ritter); Genealog. Handbuch z. Schweiz. Gesch. 1.,<br />

167 Nr. 43.<br />

2 Abt von St. Johann war damals Heinrich Vorster (1369 — 1380). Vgl.<br />

Henggeier R., Monasticon — Benediclinum 4 (1955) 459 f.<br />

3 Johann Ammann war der reichste Feldkircher Bürger; dessen grosser<br />

Besitz wurde, nachdem Ammann 1355 in offenen Konflikt mit Graf<br />

Rudolf IV. von Montfort-Feldkirch geraten war, konfisziert. Aus dem<br />

Urbar von 1363 (LUB. 113, 290 ff.) ersieht man, wie reich begütert<br />

Hans Ammann im Gebiet des heutigen Fürstentums war. Bilgeri vermutet<br />

mit guten Gründen, dass die Familie Ammann vom Eschnerberg<br />

herstammt (LUB. 113, 280, 298 ff.; Vgl. LUB. III, 240 ff.; LUB. 1/2,<br />

161 ff.). Weitere Vertreter des Geschlechtes: LUB. 1/1, 413 ff., 475;<br />

LUB. 1/2, 151 ff. ,343 379, 384, 390; JbL. 1918, 29 f. (Büchel); JbL. 1926,<br />

20, 22 (Büchel); JbL. 1936, 86 (Ritter); JbL. 1957, 53 (Tschugmell).<br />

4 Kein weiterer Beleg für diesen Namen auf dem Gebiet des Fürstentums.<br />

5 Zu Keller vgl. LUB. 1/1, 313, 334; LUB. 1/2, 327; JbL. 1911, 61. (Ospelt).<br />

6 Vgl. JbL. 1911, 46 (Ospelt).<br />

7 Im Urbar des Domkapitels (ca. 1375) heisst es: «ain mansmat lit in<br />

latzow, stosset an den giessen, andrenthalb an des kellers wise» (LUB.<br />

III, 334). Im Urbar des Grafen Rudolf IV. (1363): «In panx in Naczaw<br />

Xi mansmad wisen» (LUB. 1/3, 295).


— 86 -<br />

16. 1378 November 6.<br />

Beschreibung der Äcker in Triesen, von denen jährlich 400 Eier<br />

an das Kloster Pfäfers geliefert werden müssen,.<br />

Jtem das sind die gütter als sy hienach geschriben / stond darab<br />

jerlichen vier hundert Eyer gond, an den / tisch der herren zü p f e f -<br />

fers, vnd sind alle gelegen jn / trissner kilchspel.<br />

Item des ersten 1 jüchart 1 acker gelegen ze q u a d e r'-, stosst /<br />

zü einem furhopt an die altenLandstras 3 , vsswert vnd jnher- /<br />

wert gen t r i s s e n ze dem anderen fürhoüpt an J u tschetten/ 4<br />

kind gut vsswert an Richenbach 5<br />

, Abwert an vnser frowen/<br />

acker, ab disem jetz genanten acker, gond 200 eyer jerlich<br />

. Item die anderen 200 Eyer gond ab einer halben jüchart / acker<br />

gelegen ob dem alten weg, Stosst vffwert an h e i n t z e n ,'<br />

fricken 6<br />

egerten 7 , vsswert an Riglin von Roners 8 , Jnher<br />

wert / an heintzen petters 9<br />

gut. Vnd ab einem mitmal /'<br />

acker 1 " ze tantermals 1 1 stosst abwert an der h ü g e n 12 / gut,<br />

jn wert an das sulsers 1 3<br />

gut, vffwert an die strass / vsswert an<br />

R eg 1 i n 14<br />

Jtem ab einer E g e r 11 y n 15<br />

jn Curtin katzis 1 0 , stosst jn<br />

wert /anhansen von qüaders 1 7 kinden gut vffwert an per-/<br />

ganten 1 8 kind gut vnd abwert an den grossen bom-/garten 1 9<br />

Jtem dise gütter sind der k a s a 11 e r 2 0<br />

gewessen Anno / Domini<br />

m" iii lxx viii vff Sant lienharten tag wart / diss geschriben<br />

Übersetzung<br />

Item wie folgt, sind die Güter verzeichnet, ab denen jährlich vierhundert<br />

Eier an den Tisch der Herren von Pfäfers gehen; die Äcker<br />

sind in der Pfarrei Triesen gelegen.<br />

Item zum ersten: ein Jüchart 1 Acker, gelegen in der Quader 2 ,<br />

stosst einmal mit der Stirnseite an die alte Landstrasse 3 ,<br />

aussen und einwärts gegen Triesen, an der andern Stirnseite an<br />

Jutschettens 4<br />

Kind Gut, gegen aussenhin an das des Richenbach<br />

, 5<br />

abwärts an Unser-Frauen-Acker; ab diesem jetzt<br />

genannten Acker gehen jährlich 200 Eier.


— 87 —<br />

Ferner gehen die weiteren 200 Eier ab einem halben Jüchart Acker,<br />

ob dem alten Weg gelegen; aufwärts grenzt der Acker an die<br />

E g p r t c n 7 des Heinzen Frick 0 , auswärts an Riglin von<br />

R o n e r s 8 Gut, innenzu an Heinzen Petters 9 Gut. Und ab<br />

einem Mitmal Acker 10 , der in Tantermals 1 1 liegt und abwärts<br />

an das des Hugo 1 2 stosst, einwärts an jenes von Suis er 13 ,<br />

oben an die Strasse, aussenhin an das des R e g 1 i n s 14 .<br />

Ebenso ab einem Egertlein 1 5 in Curtin Katzis 1 6 ; dieses<br />

stosst innenzu an das Gut der Kinder des Hans von Quader 1 7 ,<br />

aufwärts an das Gut des Kindes von P e r g a n t 18<br />

und abwärts an<br />

den grossen Baumgarten 1 9 .<br />

Item diese Güter gehörten den K a s a 11 e r n 20 . Geschrieben im<br />

Jahre des Herrn 1378 an Sant Lienhartstag.<br />

Abschrift: Regierungsarchiv Vaduz, «Urkunden Eschen». Akten Nr.<br />

1 — 21, Papier 25,3 X 21,8 cm. Von gleicher Hand auf der Rückseite: «Cop>'<br />

der gütteren vmb die / iiii Eyer zü trissen». Schrift: späte gotische Kursive,<br />

nach 1500. Dieselbe Schrift in vielen Urkunden des Regierungsarchives nach<br />

1500, besonders in den Urkunden der Sammlung Schädler nachweisbar. Die<br />

Kopie wurde neben vielen andern Urkunden im Jahre 1842 von der Regierung<br />

des Kantons St. Gallen dem fürstlichen Oberamt in Vaduz mit der Beilage<br />

eines Verzeichnisses von Stiftsarchivar Carl Wegelin übergeben. Die Urkunden<br />

kamen, über Pfäfers nach St. Gallen und von hier 1842 nach Vaduz.<br />

Zur Datierung: Büchel zweifelt selbst an der von ihm vorgeschlagenen<br />

Lesart der Jahrzahl 1378 (JbL. 1902, 30); vielleicht las Büchel ein umgekehrtes<br />

C vor einer arabischen vier, so dass die Jahreszahl 1478 zustande<br />

kam. Doch abgesehen von der etwas ungewöhnlichen Schreibart, weisen die in<br />

der Urkunde genannten Namen in das Ende des 14. Jahrhunderts. Vergleiche<br />

die Anmerkungen 8, 9, 17. Ausser Hug lassen sich alle Namen ins 14. Jahrhundert<br />

verfolgen; eine Datierung auf 1478 kommt nicht in Präge.<br />

Zur Sache: Zu den Inhabern und Anstössern an diese Äcker aus dem<br />

Jahr 1635, vgl. JbL. 1902, 31; 1696, Mai 13. die Urkunde im Regierungsarchiv,<br />

«Urkunden Eschen» Nr. 22; Ablösungsurkunde vom 1785 April 25. im Regierungsarchiv<br />

Vaduz, «Urkunden Eschen» Nr. 22.<br />

Druck: JbL. 1902, 30 f. (Büchel).<br />

Regest : JbL. 1917, 29 (Schädler).<br />

I Ein Jüchart Acker soll soviel an Land sein, als ein Paar Ochsen in<br />

einem Tag pflügen können. Vgl. JbL. 1902, 20 Anmerk. 1 (Büchel).


— 88 —<br />

2 . Quader im Zusammenhang mit Quadra (Herrenacker), Flurnummer<br />

XII.; Bilgeri B., Der Getreidebau im Lande Vorarlberg, 240 f.;<br />

LUB. III, 166 ff., 217 ff.; vgl. JbL. 1902, 18 (Büchel); JbL. 1909, 104 f.<br />

(Büchel); JbL. 1911, 86 (Ospelt); KB. 258, 259; Familienname Quaderer<br />

von der örtlichkeil abgeleitet (vgl. Anmerk. 17).<br />

3 Im Verhältnis zur heuligen Landstrasse mehr dem Berghang zu gelegen.<br />

In der Urkunde von 1411 Juni 10 «an die alten lantsträss .. »<br />

LUB. III, 467 f.<br />

4 Jutschet, rätisches Geschlecht, heute ausgestorben. Nachgewiesen um<br />

1371. vgl. LUB. Iii, 261.<br />

5 Richenbacher sind seit dem 14. Jahrhunderl in Maienfeld nachweisbar,<br />

vgl. Hist. Biogr. Lex. d. Schweiz V., 618. Im Jahre 1380 Nov. 28.<br />

verkaufte Frick von Richenbach Güter in Flums. LUB. 1/2, 194, Anmerk.<br />

4; derselbe tritt als Bürge auf für Graf Johann von Werdenberg-<br />

Sargans, LUB. 1/2, 193 ff.<br />

6 Der Familienname Frick ist hier in unserer Gegend das erste Mal<br />

genannt. Im Jahre 1416 und 1429 ist Lutzi Frick Landammann. Vgl.<br />

JbL. 1930, 10, 12, 20, 22, 25, 29, 33 (Ospelt); JbL. 1931, 79 (Tschugmell);<br />

JbL. 1902, 22, 30, 114, 174, 183, 196, 201, 224, 240, 272 (Büchel);<br />

JbL. 1927, 39, 54, 55, 57, 120 (Büchel); JbL. 1926, 100, 119, 132 (Büchel);<br />

JbL 1910, 29, 30 (Schädler); JbL. 1939, 81 f. (Ospelt); JbL. 1957, 65<br />

(Tschugmell).<br />

7 Egerten, Egerdan um 1396, LUB. 1/2, 234. (Egerten, eggerlen im<br />

Eschner Jahrzeitbuch LUB. 1/2, 307 ff., 333. Zur späteren Form, JbL.<br />

1911, 32 (Ospelt).<br />

8 «von Roners» aus dem niederen Triesner Adel. «Rügli von Roners»<br />

um 1406, JbL. 1902, 151, 162 ff. (Büchel); JbL. 1939, 106 (Ospelt);<br />

JbL. 1941, 52 (Ospelt). Von Riglin ist vielleicht der spätere Familienname<br />

Rig, Reig, Ryg, Rieg, Regg abzuleiten. JbL. 1902, 21, 24, 199,<br />

201, 235 (Büchel); JbL. 1939, 104 (Ospelt); JbL. 1958, 172 f. (Tschugmell).<br />

Vgl. LUB. 1/3, 69.<br />

9 Heinz Petter, derselbe Name um 1406 und 1429; möglicherweise ein<br />

Sohn des hier genannten. JbL. 1902, 21, 30, 162 ff. (Büchel); JbL. 1939,<br />

102 (Ospelt); JbL. 1958, 171 (Tschugmell).<br />

10 «mitmal», Flächenmass, ca. 8,36 Ar., 100 Schritte Länge und 10 Breite.<br />

11 Tanlermal, vgl. JbL. 1911, 107 (Ospelt).<br />

12 Hug, nicht weiter verfolgbar. Vgl. JbL. 1902, 30 (Büchel); JbL. 1939,<br />

90 (Ospelt); JbL. 1958, 156 (Tschugmell).<br />

13 Sulser in Triesen schon um 1338 nachweisbar. LUB. 112, 134 f. Anmerk.<br />

8; erwähnt auch 1440, JbL. 1902, 30, 153 (Büchel); JbL. 1939, 111<br />

(Ospelt); Kaiser, 204.<br />

14 Vgl. Anmerk. 8.


- 89 -<br />

15 Egertlein, Flurname auch in Eschen und Mauren, JbL. 1911, 32<br />

(Ospelt).<br />

16 In Curtin Katzis, Gazis am Weg zur Lawena. JbL. 1911, 29, 45<br />

(Ospelt).<br />

17 Quader, Quaderer (1338, 1375) vermutlich in Triesen, dann um 1400<br />

und 1440. LUB. Iii, 334; LUB. 1/2, 133 ff.; JbL. 1939, 103 (Ospelt);<br />

zu den späteren Vertretern des Geschlechtes JbL. 1926, 119 (Ospelt);<br />

JbL. 1927, 41 ff., 55 f. (Büchel); JbL. 1930, 24 (Ospelt); JbL. 1960, 10L<br />

(Tschugmell).<br />

18 Früheste Erwähnung des Geschlechtes in dieser Urkunde; spätere<br />

Erwähnung um 1429. Im Spätmittelalter bekanntes Geschlecht. JbL.<br />

1902, 21, 30 (Büchel); JbL. 1957, 85 (Tschugmell); JbL. 1926, 120<br />

(Ospelt); JbL. 1958, 171 (Tschugmell); KB. 364 f.<br />

19 Bomgarten, Bongert, Böngertle, Flurnummer VIII, XII, XVIII. JbL.<br />

1911, 24 (Ospelt).<br />

20 Kasaller, vom spätromanischen Casal. Die Kasaller sassen vermutlich<br />

in Triesen auf Kasals, dem heutigen Gasohl, Gasil, Casol. Flurnummer<br />

VIII. JbL. 1902, 10 (Büchel); JbL. 1958, 157 (Tschugmell); JbL. 1939,<br />

91 (Ospelt); Württemberg. <strong>Urkundenbuch</strong> IV. Bd., XL/V; KB. 258;<br />

LUB. 1/3, 296 Anmerk. 98.<br />

17. Feldkirch, 1378 Dezember 7.<br />

Graf Heinrich von Werdenberg-Sargaits zu Vaduz verkauft der Gemeinde<br />

Triesen die Alp Valüna, Drasgimiel und das Gut Schedlers<br />

Boden um 22 Pfund Pfennig Konstanzer Münz unter Vorbehalt der<br />

eigenen Alprechte und obrigkeitlichen Gefälle von dieser Alp.<br />

Wir Graf H a i n r i c h von Werdenberg a 1 Von S a n g a n s .<br />

Kundin, vnd verjehin Offenlich'' an disem brief' allen den die in sehend<br />

alder hörent lesen. Daz (l wir / mit güter e vorbetrahtüng 1 , nach<br />

rät vnd willen' 1 , vnser fründ vnd erben Vnd vnser 3<br />

amptlüten 1 , Habint<br />

ze köfents geben recht, redlich, aigenlich 3 , vnd Ewen- /dich, ains<br />

slehten stäten, Ewigen köfs, allen vnsern 3 lüten sesshaft in Vnserm 3<br />

Dorf" ze T r i s e n , gemainlich wie die genant sint Vnd dem dorf<br />

mitenander / Vnd allen iren , erben Vnd nahkommenn'' 0 , Vnser 3<br />

alpp k<br />

genant V a 11 ü 1, 2 gelegen hinder dem Trisnerberg züischent 1<br />

G a m p f a 1 3 Vnd G r a 1 i t s c h 4 , Vnd daz d Gut ge-/ nant D r ä s -


— 90 -<br />

g i m i e 1 . 5 Daz d an die selben alpp k V a 11 ü 1 2 stosset Vnd darzu" 1<br />

daz stukk" vnd Gut genant Schedlers boden a , G<br />

Vnd den Wald<br />

daran gelegen, her vs vntz 0 / an Palbüner Tröyen 7 Vnd dannenhin<br />

den Tröyen vffhin, vntz 0 vff den Gulmen 8 . Vnd den Gulm<br />

e n 8 , den Grat Jn hin vntz" gen G a m p f a 1 :! , Diss ob - / genannten<br />

0 alpp 1 ' V a 11 ü 1 2 . Vnd die Egenannten stükk 11 Gut, vnd guter 0<br />

ällü'i, mit Grund, mit Grat, mit wunn, mit waid, mit zwy, mit wasen /<br />

mit holtz, mit Veld, mit Steg, mit weg, mit wassenn, vnd wasser<br />

flüssen, mit allen obgeschriben rechten Vnd, mit allen Zügehorden,<br />

rechten / nützzen", vnd gewonhaiten 3 , So von alter 5 , von reht 1 , Vnd<br />

von gewonhait" wegen zü der obgenanten alpp k<br />

Vnd jn die obgenanten<br />

alpp. Vnd zü den / Egedahten 4<br />

stukken" vnd guten 0 , höret vnd gehören<br />

sol s . Vnd als es die obgedachten 1 Vnser 3 lüt vnd daz d dorf b gemainlich<br />

ze T r i s e n . vntz a vff disen / hütigen e tag als dirre brief 0 geben ist<br />

Jnne gehept, vnd genössen hand, alsus vnd mit aller zügehorde, So<br />

habin wir es für vns 3 vnd alle / vnser 1 erben, Vnd nahkömen', Jnen,<br />

allen gemainlich vnd allen iren erben vnd nahkömen, ains vngeuarlichen,<br />

redlichen, Ewigen köfss ze reh -/ tem 1<br />

aigen ze köfents geben<br />

Vmb zway vnd zwaintzig"' pfünt Pfennig, alles guter 0<br />

Costentzer"<br />

münss*. der wir gar nach vnserm willen erber-/clich vnd nützklich von<br />

Jnen gewert vnd bezalt s<br />

sint. Vnd habint vns entzigen Vnd entzihent'<br />

vns och mit Vrkünd diss offenn briefs für vns a /vnd alle vnser 3 erbenn<br />

vnd nahkömen' aller aigenschaft 3 , aller lehenschaft 1 , aller ansprach,<br />

vordrüng vnd rechtz So wir alder vnser erben, alder je - /mand>' anderer<br />

2 von Vnsern' 1 wegen . hinnen hin fürbas 3 ' jemer b ' mer 0 ' haben<br />

alder gewinnen' 1 ' möhtind' vber kurtz e ' alder vber lang", zü den obgenanten''<br />

/vnsern" lüten vnd dem dorf b7<br />

gemainlich ze Trisen vnd<br />

zü allen iren erben vnd nahkom' Von der obgenanten alpp k<br />

Vnd der<br />

stukk" vnd Güter e<br />

we- / gen mit allen rehten', vnd zügehörden. Es sy<br />

mit gaistlichen alder mit weltlichen gerihten 4 . alder ans' reht', süss<br />

alder so, Vsgenomen h ' vnd vsbe - / dingot h ' vnsrü 3 ' alppreht kt<br />

Vnd<br />

vnser 3 dienst'' die wir von v allppen hand. als vntz her k ' sitt. vnd gewonlich"<br />

gewesen ist. Die behalten wir vns 3 / vnd vnsern 3 erben vnd<br />

nahkömen'. an all Jerrung 1 ' vnd geuerde." 1 ' 9 Wir vnd vnser 3 erben.<br />

Sollint"', öch 0 ' der obgenanten vnser" lüt, Vnd des dorfes 0 ' / ze Trisen<br />

gemainlich vnd iro erben Vnd nahkömen', recht, vnd Güt wern<br />

sin, nach recht, Vmb disen Ewigen köft Der obgenanten alpp k<br />

/ Vnd<br />

der Stukk", güt, vnd guter, mit allen rechten vnd zügehörden. Wa es


- 91 -<br />

jneni' jemer b ' notdürftig eb wirt, an gaistlichen alder an weltlichen /<br />

gerihten', alder wa sü sin bedurffent, mit guten trüwen, an alle geuarde.<br />

Des vnd aller vorgeschriben dingen, vnd och 0 ' köffess ze / ainem<br />

wären Offenn Vrkünd Vnd gantzer a Ewiger stäter e sicherhait Vnd<br />

festunng 1 ", Gebin s ' wir obgenanter Gräf b Hainrich von Werden-/berg<br />

von S.angans 1 ' Dem obgenanten vnsern a lüten,<br />

vnd vnserm 3<br />

Dorf" gemainlich ze T r i s e n , vnd allen iren erben vnd<br />

nahkömen 1 disen / brief 3 , für vns 3 , für all vnser 3 erben Vnd nahkömen'<br />

mit vnserm aigenn Jnsigel behenktem 3 . Geben ze Veitk<br />

i r c h . Do man zalt s<br />

von / Cristes"' Gebürt Drüzehenhündert. vnd<br />

Sibentzi'g 3<br />

Jar, Darnach in dem ahtenden Jär. an dem nähsten Zinstag<br />

nach Sant / Nyclaus v ' Tag.<br />

Ubersetzung<br />

Wir, Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans 1 , verkünden<br />

öffentlich mit diesem Brief allen denen, die ihn sehen oder<br />

lesen hören, dass wir mit guter Überlegung und nach Rat und Willen<br />

unserer Freunde, Verwandten, Erben und Amtsleuten recht, redlich,<br />

zu eigen und ewig, schlechthin eines steten ewigen Kaufs allen unseren<br />

Leuten, sesshaft in unserem Dorf Triesen, allen zusammen, wie<br />

die genannt werden und allen ihren Erben und Nachkommen, dem<br />

ganzen Dorf unsere Alp, genannt V a 1 ü n a 2 , zu kaufen gegeben<br />

haben. Sie liegt hinter dem Triesnerberg zwischen Gapfahl 3<br />

und Gritsch 4 . Zugleich verkaufen wir das Gut, genannt D r a s -<br />

g i m i e,l 5 , das an die Alp V a 1 ü n a 2<br />

grenzt, wie auch das Grundstück<br />

und Gut, genannt Schedlers-Boden 0<br />

, zusammen mit<br />

dem angrenzenden Wald. Die Mark geht heraus bis an den Malbun<br />

e r Viehtriebweg 7 und dann den Triebweg hinauf bis zum Kulm 8 ,<br />

den Kulmen-Grat 8<br />

hin bis G a p f a h 1 3 . Diese obgenannte Alp<br />

Valüna 2<br />

, das Grundstück und alle Güter mit Grund, Grat, Wunn,<br />

Waid, Zweigen, Wasen, Holz, Feld, Steg, Weg, Wasser, Flüssen und mit<br />

allen oben geschriebenen Rechten und zugehörenden Rechten, Nutzen<br />

und Gewohnheiten, so wie sie von alters her, von Rechts wegen und<br />

durch Gewohnheitsrecht zur genannten Alp und in der genannten Alp<br />

und zu den genannten Grundstücken gehören, all das, wie es die obgedachten<br />

Leute und das ganze Dorf Triesen bisher, bis zur Ausstellung<br />

dieses Briefes, inne und genutzt haben, so und mit allem


- 92 -<br />

Zubehör haben wir in unserem und unserer Erben und Nachkommen<br />

Namen ihnen und ihren Erben und Nachkommen, allen zusammen,<br />

ungefährdet, redlich und für ewig als rechtes Eigentum zu kaufen<br />

gegeben um 22 Pfund Pfennig, alles gute Konstanzer Münze. Wir<br />

haben den Betrag unserem Wunsch gemäss zu unserem Nutzen und<br />

ehrenvoll erhalten und quittieren das. Auch verzichten wir vollends<br />

zu Gunsten von unseren Leuten und dem Dorf Triesen und all<br />

ihren Erben und Nachkommen mit Urkund dieses öffentlichen Briefes<br />

für uns und all unsere Erben und Nachkommen auf alle unsere Eigentums-<br />

und Lehensrechte, auf Ansprüche und Forderungen und Rechte,<br />

die wir oder unsere Erben oder jemand anders mit Berufung auf uns<br />

in Zukunft fürbas über kurz oder lang besitzen oder gewinnen wolle,<br />

was da die obige Alp, Grundstücke und Güter samt Rechten und Zubehör<br />

betrifft, es sei vor geistlichem oder weltlichem Gericht oder<br />

aussergerichtlich, sonst oder so. Davon ausgeschlossen und ausgeklammert<br />

seien unser Alprecht und unsere Dienstleistungen, die wir<br />

von Alpen haben. In diesem Belang bleibe es, wie es gewöhnlich war.<br />

Diese Rechte behalten wir uns und unseren Erben und Nachkommen<br />

vor, ohne alle Irrung und Gefährde. — Wir und unsere Erben wollen<br />

auch den obgenannten Leuten und dem ganzen Dorf Triesen und<br />

deren Erben und Nachkommen dieses ewigen Kaufes der obgenannten<br />

Alp, der Grundstücke und Güter samt Rechten und Zubehör rechte<br />

und gute Gewährsleute sein, wo immer das notwendig wird vor geistlichen<br />

oder weltlichen Gerichten, oder wo sie dessen bedürften mit<br />

guten Treuen und ohne Gefährde. Dessen und aller vorgeschriebener<br />

Dinge und auch des Kaufes zu einer wahren und öffentlichen Urkunde<br />

und ganzer, ewiger und steter Sicherheit und Festigung geben wir,<br />

obgenannter Graf HeinrichvonWerdenberg-Sargans',<br />

unsern obgenannten Leuten und zusammen dem Dorf Triesen und<br />

allen ihren Erben und Nachkommen diesen Brief, versehen mit unserem<br />

Siegel, in unserem Namen und dem all unserer Erben und<br />

Nachkommen. Gegeben in Feldkirch, da man nach Christi Geburt<br />

1378 Jahre zählte, an dem nächsten Dienstag nach St. Nikolaustag.<br />

Original: Gemeindearchiv Triesen, Nr. 103 — Pergament 26 X 40 cm;<br />

gotische Kursive in brauner Tinte; Vorlinierung am Rand zum <strong>Teil</strong> sichtbar,<br />

gerade Zeilenführung; Initiale. Oben 2 cm, unten 5 cm breiter Rand, seitlich<br />

je 3 cm; keine Plica. Links der Mitte Pergamentstreifen in die Urkunde eingeschlauft,<br />

an dem das verlorene Siegel hing. — Rückvermerke: Aus dem 17.


- 93 -<br />

Jahrhundert: «Dass ist der Kaufbrief von Alp / Vallüna No. 4». Darüber von<br />

ungelenker Hand vermutlich dasselbe geschrieben; nicht mehr lesbar. Darunter<br />

neu: «Valüna Kauf-Urkunde». Neu mit Blaustift: «Urkunde/ über den Kauf<br />

der Alpe Valüna/ Jahrg. 1378»; gedruckt: «103». Taf. VI.<br />

Abschriften : Gemeindearchiv Triesen, Nr. 104 — Papier 37,4 X<br />

22,6 cm, gefalteter Bogen. Die Abschrift hat folgenden Titel: «Abschrift / Eines<br />

Briefes, den Kauf der Alp Valüna / betreffend, vom Jahre 1378». Auf der<br />

Rückseite Beglaubigung: «Dem Original gleichlautend abgeschrieben; / Solches<br />

beurkundet Lichtenstein den 17ten May / 1800. — Hochfürstliche Lichtensteinische/<br />

Oberamts-Kanzley alda».<br />

Zweite Abschrift: im <strong>Urkundenbuch</strong> der Gemeinde Triesen, 34 X<br />

22 cm. Die meisten Abschriften wurden um 1800 angefertigt; sie sind amtlich<br />

beglaubigt und wurden von der alten Lokalforschung eifrig benutzt (vgl.<br />

Klenze v., 27). In der Einleitung zum Triesner Abschriftenband heisst es :<br />

«Abschriften / Von allen nach bedeutenden Original / aus der Hinderlad so<br />

im Jahr 1800 / abgeschrieben worden sind, nun nicht / über jedem Streit,<br />

oder sonst Lesung derselben / über die Lad zu gehen nothwendig sey / so<br />

werden die im Urbarium angezognen / (laut Jahrzahl) Briefe, hier als Abschrift<br />

/ laut fol. gefunden werden / - Verzeichnis / der in diesem Buche<br />

abgeschrieben Urkunden nach den 1. Jahrgängen / geordnet». Es folgen dann<br />

nach Jahrhunderten in Kolonnen geordnet die Jahreszahlen der Urkunden:<br />

13781 1439, 1440, 1494, 1497 usw.; neben der Jahreszahl ist die fol. Nummer<br />

angegeben. Die Abschrift zu unserer Urkunde befindet sich auf fol. 33 — 36.<br />

Die Einleitung zur Abschrift lautet: «Abschrift / Eines Briefes, den Kaüf der<br />

Alp / Valüna betreffend, vom Jahre / 1378». Am Schluss heisst es: «Dem<br />

Original gleichlaütend abgeschrieben; Solches beürkündet Lichtenstein den<br />

17 ten May / 1800 / Hochfürstl. Lichtensteinisch. / Oberamts-Kanzley allda».<br />

Eine dritte Abschrift der Urkunde befand sich um 1911 allem<br />

Anschein nach im Besitz von Frau Rheinberger zum Löwen in Vaduz. (Vgl.<br />

JbL. 1911, 139, Ospelt). Nachforschungen blieben erfolglos.<br />

Druck: JbL. 1902, 160 ff. (Büchel).<br />

Regest en : JbL. 1908, 109 n. 3; Kaiser, 205; Klenze v., 27; Krüger n. 440.<br />

Li t e r a tu r : JbL. 1935, 16 (Diebolder, falsche Kaufsumme!); KB. 226f.;<br />

Krüger, S. 314.<br />

a Büchel liest irrtümlich zwei «n» im Wort.<br />

b Büchel liest irrtümlich zwei «f» im Wort.<br />

c nicht «sechent», wie bei Büchel.<br />

d nicht «das», wie bei Büchel.<br />

e nur ein «t» im Wort, entgegen Büchel.


— 94 —<br />

/ «Ambtlüten» irrtümlich bei Büchel.<br />

g nicht «kouffent, kouffs, kouff, kouffes», wie bei Büchel.<br />

h Büchel liest «siechten».<br />

i «nahkömen» mit Kürzungsstrich über den zwei letzten Silben.<br />

k Büchel liest irrtümlich «allpp».<br />

/ «Zwüschend» bei Büchel.<br />

m nicht «dartzu», wie bei Büchel.<br />

n nicht «Stuckh, stuckhen, stuck», wie bei Büchel.<br />

o «unz» bei Büchel.<br />

p «obgenate, egenante» mit Kürzungsstrich über den zwei letzten Silben.<br />

q nicht «allii», wie bei Büchel.<br />

r «wassern» bei Büchel.<br />

s ein «1» im Wort, entgegen Büchel.<br />

t kein «ch» im Wort, wie bei Büchel.<br />

u «nutzen» bei Büchel.<br />

v könnte auch als «van» gelesen werden:<br />

w «Zwainzigk» bei Büchel.<br />

x «müntz» « «<br />

y «yemant» « «<br />

z «ander» « «<br />

a' «fürbass» « «<br />

b' «yemer» « «<br />

c' «mee» « «<br />

d' «gewynnen» « «<br />

e' ein «tz», entgegen Büchel. .<br />

/' «genanten» bei Büchel.<br />

g' «on» « II<br />

h' ein «s» im Wort, entgegen Büchel.<br />

V «dinst» bei Büchel,<br />

k' «unnzher» « «<br />

V «Jrrung» « «<br />

m «geverd» « «<br />

n «sollen» « «<br />

o' «ouch» II «<br />

p' «Dorffs» II «<br />

q' «Jhnen» « «<br />

r' «Vestung» « «<br />

s' «geben» « «<br />

l' «Sargans» « «<br />

u «Crists» H «<br />

v «Niclaus» II II


- 95 -<br />

1 Heinrich von Werdenberg-Sargans-Vaduz (ca. 1355 — 1397). Vgl.<br />

Urkunde 1371 Dezember 20., Anmerk. 1.<br />

2 Valüna, Alpe im Saminatal; noch heute im Besitz der Gemeinde<br />

Triesen. Vgl. Urkunde von 1403 Dezember 5., Anmerk. 5.<br />

3 Gapfahl, Balzneralpe im Saminatal, vgl. JbL. 1911, 123 (Ospelt).<br />

4 Gritsch, Schaaner Alpe am Fuss des Naafkopfes. Garetsch (1474, 1602,<br />

1608), Gretsch (1474), Garusch (1503, 1701), Gritsch (1569, 1597, 1643).<br />

JbL. 1911, 125 (Ospelt).<br />

5 Drasgimiel, Triesenberger-Alple. Vgl. die Urkunde von 1403 Dezember<br />

5. in diesem Band. Nach Ospelt (JbL. 1911, 122) umfasste Drasgmiel<br />

nur einen <strong>Teil</strong> des Älpele.<br />

6 Schedlers-Boden. Vgl. JbL. 1911, 134 f.; Urkunde von 1406 Juni 9.,<br />

Anmerk. 17. und 18.<br />

7 Palbuner Troyen ist der Triebweg ins Malbun. Der Weg ist schon in<br />

der Urkunde von 1355 Oktober 29. in diesem Band genannt.<br />

8 Gulmen, Kulm, Grenzgrat von Sükka gegen die Rheintalseite. JbL.<br />

1911, 129 (Ospelt).<br />

9 Wegen dieser obrigkeitlichen Rechte entstand 1493 ein Prozess zwischen<br />

dem Landesherr, Freiherr Ludwig von Brandis, und den Leuten<br />

von Triesen. Vgl. JbL. 1902, 171 ff. (Büchel).<br />

18. Feldkirch, 1387 Februar 1.<br />

Jakob Murer von Bendern und seine Söhne Jakob, Johann, Heinrich,<br />

Rudolf und die Tochter Elisabeth verzichten auf Ansprüche am<br />

Erbe ihres verstorbenen Onkels, Konrad Murer, «Conuentbrüder des<br />

. . . Couentz vnd Gotzhuses ze sant Lutzin».<br />

Allen den die disen gegenwürtigen brief ansehent lesent oder horent<br />

lesen künden wir Jacob der Murer 1 sesshäfft ze Benden, 3 2<br />

vnd Jacob Johans Hainrich vnd Rüdolff 3 die Murer<br />

/ sin sün vnd och Elizabeth sin tochter vnd veriehent des offenlich<br />

mit disem brief von aller der vorderung vnd ansprach wegen,<br />

So wir ällü gemainlich ald sunderlich / gehebt habint, ze den Erwirdigen<br />

herren 1 ' probst vlrichen 4<br />

probst des Gotzhuses ze sant<br />

L u t z i n vnd ze dem Conuent gemainlich des selben Gotzhuses von<br />

alles des gutes / vnd erbes wegen, So Brüder C ü n r a t der M u r e r 3


- 96 -<br />

sälig min des vorgenanten e Jacobs Murers 1 des alten Rechter<br />

Brüder wylent Couentbrüder d des vorgedächten Couentz d / vnd Gotzhuses<br />

ze sant Lutzin nach sinem tod vnd abgang hinder im gelassen<br />

hat, es sigint wingarten akker w^san holtz ald veld oder ander güt<br />

was dz syg ald / wie das alles gehaissen oder genant syg, das wir vns da<br />

ällü sechsü vnuerschaidenlich wol eruarn vnd vns och nach wyser<br />

lüt Rat vnd vnderwisung selber bekent / habint, Das wir ze dem vorgedächten<br />

güt erbe von Rechtes wegen enkain vorderung noch ansprach<br />

haben söllent noch mugent nv noch hienach in dekain wyse /<br />

und darvmb entzihent e<br />

vnd verzihent wir vns ällü Sechsü vnuerschaidenlich<br />

gen den vorgenanten herren dem probst vnd dem Couent- 1<br />

gemainlich vnd gen allen jren/ nachkomen für vns vnd alle vnser<br />

erben des vorgenanten gutes vnd erbes gar vnd gantzlich mit vrkünde<br />

dis offenn briefes, Also das wir noch enkain vnser erben ge- / mainlich<br />

noch sunderlich ze dem selben güt vnd erb nv hinnethin kain vorderung<br />

ansprach noch Rechtung niemer mer gewinnen noch gehaben sont<br />

weder mit ge- / rieht gaistlichem noch weltlichem noch äne f<br />

gericht<br />

noch mit enkainen? andern Sachen süss noch so an all gevärde, Vnd<br />

ze merer sicherhait so sagent wir denen vorgenanten h<br />

/ herren b , dem<br />

probst dem Couent d<br />

gemainlich vnd allen jren nachkomen vnd och<br />

dem vorgenanten Gotzhus, für vns vnd alle vnser erben , das vorgedächt<br />

güt vnd erbe / alles gar und gantzlich quitt ledig vnd los mit<br />

vrkünde dis offenn 1<br />

briefes vnd darvmb dz dis alles also vest vnd stät<br />

belib vnd behalten werd in der wyse als vor / ist beschäyden, So habent<br />

wir ällü Sechsü flissig vnd ernstlich gebetten den Edeln hochgebornen<br />

vnsern genadigen herren Graf Rüdolffen von Montfort 6<br />

hern ze veltkirch / Johansen St okiin 7 Stattamman vnd<br />

Hainrichen Stöklin 8<br />

sinen Brüder Burgern ze veltkirch<br />

dz sy jrü aignü jnsigel für vnss offenlich gehenkt hand an disen e<br />

brief<br />

wön och / sy dis vorgeschriben sach von bayder tail wegen vssgesprochen<br />

vnd vertädinget hand in der wyse als vor geschriben stät k , vnder<br />

dü selben Jnsigel wir vns ällü Sechsü / gemainlich vnd vnuerschaidenlich<br />

willeklich vnd vesteklich gebunden habent vnd bindent aller 1<br />

vorgeschribner"<br />

1<br />

ding vnd sach für vns vnd alle vnser erben mit disem brief/<br />

dü selben vnsrü aignü Jnsigel wir jetzgenanter Graf Rudolf f von<br />

Montfort 6 Johans Stökli" Stattamman vnd H a i n r i c h<br />

S t 6 k 1 i 8<br />

durch jro flissigen Bettwillen vnd ze ainer / gezügnüss aller<br />

vorgeschribner stukk vnd sach, wän wir das alles selber vertädinget


— 97 —<br />

vssgericht" vnd vssgesprochen hand in der wyse vnd mässe als vorgeschriben<br />

stät vnd / beschayden 0<br />

ist, vnd dz es och alles also vngevärlich<br />

vest vnd stät beliben sol nv vnd och hienach offenlich D<br />

gehenket<br />

hand an disen brief doch vns vnd vnsren erben / vnschädlich, Dis<br />

beschach vnd ward dirre brief ze veltkirch geben des Järes do<br />

man zalt von Cristes'i gebürte drüzehenhundert Järe darnach in dem<br />

Syben vnd / Achtzigosten järe, an vnser Lieben fröwen Äbent zer<br />

Liechtmiss r<br />

Übersetzung<br />

Allen denen, die den gegenwärtigen Brief ansehen, lesen oder lesen<br />

hören, künden wir, Jakob Murer 1 , sesshaft in Bendern 2 , und<br />

Jakob, Johannes, Heinrich und Rudolf Murer 1 1 , seine<br />

Söhne und auch Elisabeth, seine Tochter, und bekennen öffentlich<br />

mit diesem Brief, dass wir von allen Forderungen und Ansprüchen,<br />

die wir alle gemeinsam oder einzeln gegen den ehrwürdigen Herrn<br />

Propst Ulrich 4<br />

, Propst des Gotteshauses von St. Luzi, und den<br />

ganzen Konvent des Gotteshauses von St. Luzi wegen des<br />

Gutes und Erbes gehabt haben, das der verstorbene Bruder K o n r a d<br />

Murer 3 , des vorgenannten alten Jakob Murer 1<br />

rechter Bruder<br />

und weiland Konventbruder des oben genannten Konvents und Gotteshauses<br />

von St. Luzi, nach seinem Tod hinterlassen hat, absehen.<br />

Dies betrifft: Weingärten, Äcker, Wiesen, Holz oder Feld oder anderes<br />

Gut, was immer das sei, oder wie das alles heisst oder genannt wird.<br />

Wir haben alle sechs unterschiedlos wohl eingesehen und auch nach<br />

weiser Leute Rat und Unterweisung selber erkannt, dass wir gegen<br />

das vorgenannte Erbgut von Rechts wegen weder eine Forderung noch<br />

einen Anspruch haben, jetzt noch später, in keiner Weise. Und deshalb<br />

verzichten wir unterschiedlos alle sechs vollkommen zugunsten des<br />

vorgenannten Herrn Propstes und Konventes und zugunsten all ihrer<br />

Nachkommen für uns und all unsere Erben auf das obengenannte Gut<br />

und Erbe mit Urkund dieses öffentlichen Briefes, so dass weder wir<br />

noch einer unserer Erben, gemeinsam noch einzeln, im Hinblick auf<br />

das Erbgut jetzt und in Zukunft weder eine Forderung noch einen<br />

Anspruch und ein Recht nimmer mehr gewinnen noch haben können,<br />

weder durch geistliches noch durch weltliches Gericht, weder ohne<br />

Gericht noch mit anderen Mitteln, weder sonst noch so, ohne Gefährde.


— 98 -<br />

Und zur mehren Sicherheit erklären wir den vorgenannten Herren,<br />

dem Propst und dem ganzen Konvent und allen ihren Nachkommen<br />

und auch dem obgenannten Gotteshaus für uns und alle unsere Erben,<br />

das vorgedachte Erbgut insgesamt gar und gänzlich quitt, frei und los<br />

mit Urkund dieses öffentlichen Briefes. Damit dies fest und stet in<br />

der vorbeschriebenen Weise erhalten bleibe, so haben wir alle sechs<br />

fleissig und ernstlich den edlen, hochgebornen unseren gnädigen<br />

Herrn, Graf Rudolf von Montfort 6 , Herr zu Feldkirch,<br />

Johann Stöckii 7 , Stadtammann, und Heinrich Stöckli 8 ,<br />

dessen Bruder, Bürger in Feld kirch / gebeten, dass sie ihre Siegel<br />

für uns öffentlich an diesen Brief gehängt haben. Sie haben die oben<br />

geschriebene Rechtssache für beide <strong>Teil</strong>e gerichtlich entschieden. Unter<br />

diese Siegel haben wir uns alle sechs gemeinsam und unterschiedslos,<br />

freiwillig und fest im Betreff aller vorgeschriebener Dinge und<br />

Sachen an Hand dieses Briefes für uns und alle unsere Erben verbunden.<br />

Wir, Graf Rudolf von Montfort 6 , Johann Stökli 7 ,<br />

Stadtammann, und Heinrich Stöckli 8 haben unsere eigenen<br />

Siegel ihrer fleissigen Bitte wegen zum wahren Zeugnis aller vorgeschriebner<br />

Stücke und Rechtssachen, wie wir sie selber in der oben<br />

geschriebnen Weise gerichtet haben, öffentlich an diesen Brief gehenkt.<br />

Das alles bleibe fest und stet und ungefährdet, jetzt und hienach,<br />

jedoch uns und unseren Erben nicht zum Schaden. Dies geschah<br />

in Feldkirch im Jahr 1387 nach Christi Geburt, an unserer lieben<br />

Frauen Abend vor Lichtmess.<br />

Original: Pfarreiarchiv Bendern. Pergament 16 X 37,5 cm. Schöne<br />

Initiale; gerade Zeilenführung; Rand und erste Linie durch Knickung angegeben.<br />

Oben 2 cm breiter Rand, links und rechts 2,5 cm, unten 2,5 cm breite Plica<br />

mit den drei Siegeln an doppeltem Pergamentstreifen. Im ersten Viertel der<br />

Breitseite ist der Rand oben und unten (Plica) halbkreisförmig ca. 2 cm tief<br />

ausgebrannt. - 1. Siegel: «+ * S'. RUD . . . . COMIT'* DE M ' O ' TEFORTI».<br />

Im gemusterten Siegelfeld schräggestellter Spitzschild mit Montforterwappen,<br />

darüber Helm; rundes Wachssiegel mit 3,5 cm Durchmesser, am Rand leicht<br />

beschädigt. Rückseite: auf dem Grat vertikale Kerbe. Über dem Pergament-<br />

Streifen auf der Schlaufstelle der Plica steht : «Graf Rüdolff». — 2. Siegel :<br />

«+ S'. IOHIS.DCI. STOEKLI MISTRI». Auf rundem Wachssiegel von 2,6 .cm<br />

Durchmesser in leerem Siegelfeld senkrechter Spitzschild mit Steinbockhorn.<br />

Rückseite gewölbt mit grosser Kerbe. Auf der Plica über der Schiauf stelle des<br />

doppelten Pergamentes steht: «amman». innerhalb der Pergamentstreifen an<br />

denen das Siegel hängt: «... lesen künden wir Jacob . . . sesshaft ze Benden.<br />

vnd Jacob Johann... brief ansehent lesent...». Der Streifen stammt von


— 99 —<br />

einem verworfenen Entwurf der Urkunde. — 3. Siegel: « + S'I. HNRICI . DCI.<br />

STOECKLI». Auf rundem Wachsiegel von 2,8 cm Durchmesser senkrechter<br />

Spitzschild mit Steinbockhorn im gegitterten Siegelfeld. Rückseite: auf flachem<br />

Grat horizontale Kerbe. Auf der Plica steht auf der Schiauf stelle des Pergamentstreifens:<br />

«Stokli», der Pergamentstreifen selbst trägt vorn die Zahl «19»; auf<br />

den beiden einander zugekehrten Innenseiten des Pergamentstreifens Rest einer<br />

Initiale. In der äussersten, linken oberen Ecke der Urkunde «R.» — Dorsualnotizen:<br />

« .... brief / in bendren», die letzten zwei Worte sind zweimal geschrieben,<br />

einmal aber ausgewaschen. Daneben mit dunkler Tinte in mittelalterlicher<br />

Schrift: «... für her Cünrat murus erben», (erstes Wort ausgewaschen).<br />

Daneben: «ain .... (?) oder vergleich Brief wegen / etlieher güeter<br />

auff akern Schellenberg / gelegen So F. Conradus Maurar erblieh an / das<br />

Gothaus gebracht. / Vdalricj Praep: 1387». Die Schrift stammt vermutlich aus<br />

dem Ende des 17. Jahrhunderts. In der unteren Mitte aus späterer Zeit:<br />

«Cession / Aller rechten vnd Ansprach der güeter, welche brüeder /Conrad<br />

Murer Conventual S. Lucii dem Gottshauss erblich / zuegebracht. Von Jacob<br />

Murer zu benderen geschehen . Gegen dem Gotshauss S. Lucii. Sub Vdalrico<br />

Praeposito / Anno 1387». «L N. 4». Taf. VII.<br />

Druck : JbL. 1912, 90 f. (Büchel).<br />

Literatur : JbL. 1923, 28, 116, 121 (Büchel).<br />

a Büchel liest irrtümlich «Bendern».<br />

b Büchel liest irrtümlich «Herrn».<br />

c Büchel liest irrtümlich «vorgenannten».<br />

d deutlich «Couent, entgegen Büchel, der «Convent» liest.<br />

e entgegen Büchel ohne «ie».<br />

f nicht «andre», wie bei Büchel.<br />

g entgegen «enkainer» bei Büchel.<br />

h mit Kürzung über letzter Silbe, so dass nicht «vorgenannt» wie bei<br />

Büchel gelesen werden kann,<br />

i deutlich «offenn», statt «offnen» bei Büchel,<br />

k nicht «statt», wie bei Büchel.<br />

I nicht «allen», wie bei Büchel,<br />

m nicht «vorgeschribnen», wie bei Büchel,<br />

n nicht «uffgericht», wie bei Büchel.<br />

0 nicht «bescheiden», wie bei Büchel,<br />

p nur ein «n», entgegen Büchel.<br />

q nicht «Christus», wie bei Büchel,<br />

r nicht «Liechtmess», wie bei Büchel.<br />

1 Murer event. im Zusammenhang mit Mauren. Verbreiteter Name in<br />

Gamprin, Schaan, Vaduz und Unter-Malans. Der Name Jakob Murer<br />

ist im 14. Jahrh. in Bendern und Ruggell durch drei Generationen<br />

verfolgbar: der Vater des hier genannten Jakob Murer besass den<br />

gleichen Namen (LUB. III, 243 f.); ein Jakob Murer (aus Ruggell)<br />

wird 1398 Juli 3. in einer Churer Urkunde genannt, möglicherweise


— 100 —<br />

der oben nachstehende Sohn des hier genannten Vaters Jakob Murer.<br />

Literatur zu dieser Familie: LUB. III, 240 ff., 243 ff., 337: LUB. 1/2,<br />

218 f., 220, 254; JbL. 1949 65 (Tschugmell); JbL. 1939, 98 (Ospelt);<br />

Kaiser 206; JbL. 1923, 121, 124, 162 (Büchel).<br />

2 Benedurum (1045, 1126), Bendurum (1178), Benedur (1208), Benedure<br />

(1215), Bendur (1267), Bendor (1214, 1325, 1332), Bender (ca. 1371),<br />

Benden (1387), Bennders (1388), Bendura (1203, 1413), später meist<br />

Bendern, vgl. LUB. 1/1, 48, 53 f., 60, 69, 80 f., 115, 193, 256, 304, 479;<br />

. vgl. JbL. 1911, 20 (Ospelt).<br />

3 Rudolf Murer um 1422 wieder genannt, verehelicht mit Elisabeth<br />

Howin, vgl. JbL. 1923, 124 (Büchel).<br />

4 Ulrich Mayerhofen, Propst von St. Luzi (erw. 1388 — 1412) vgl. LUB.<br />

1/1, 304 ff., 308, 348, 453, 475.<br />

5 Konrad Murer, leiblicher Bruder Jakob Murers, tritt 1368 März 12.<br />

zwei mal als Käufer von Grundstücken auf, die er von Graf Rudolf TV.<br />

von Monfort-Feldkirch erwarb; 1368 erwarb er Zinsen aus Gütern in<br />

Ruggell; Konrad Murer war wohl Administrator des Besitzes von St. Luzi.<br />

6 Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch (erw. 1357 — 1390); Pfleger des<br />

Gotteshauses Chur. Vgl. LUB. Iii, 285, 286 ff., 333, 352 ff., LUB. 1/2,<br />

174 (mit weiterer Lit.) 198, 209, 218, 287; Geneal. Handbuch z. Schw.<br />

Gesch. I, 167; vgl. Urkunde von 1376 April 25.<br />

7 Johann Stoklin, Stadtammann von Feldkirch; 1405 am Stoss gefallen;<br />

LUB. III, 343, 372, 378, 385 ff., 452; LUB. 112, 198, ff., 204, 290; LUB. 113,<br />

190, 225 ff., 330, 333, 339. Ulmer, .132, 490; JbL. 1923, 121 (Büchel).<br />

8 Heinrich Stoklin, vgl. LUB. III, 290 ff., 313 ff., 329 ff., LUB. .1/3, 336 f.<br />

19. Balzers, 1389 August 22.<br />

Ein Schiedsgericht mit Graf Johann, von W erden b e r g zu<br />

S a r g a n s als Vorsitzenden und Heinrich Stöckli, Bürger von<br />

Feldkirch, Heinz Blatter, Landammann im W a l g a u ,<br />

Hartwig von Maienfeld und Hans Wert, der alte Richter<br />

von Ra g a z , als Schiedsrichter entscheidet einhellig in einem Markenstreit<br />

an der St. Luziensteig zwischen Graf Heinrich<br />

von Werdenberg-Vaduz und seinen Leuten in B a l z e r s als<br />

einer Partei und Graf D o n a t von Toggenburg und seinen Leuten<br />

in Maienfeld und F l ä s ch als Gegenpartei zugunsten der<br />

erstgenannten.


— 101 —<br />

Jch Graf Hanns von Wertenberg Herr zu/ S a r g a n s 1<br />

thun kundt, und vergich öffentlich an / diesem 3<br />

Brief, allen, den die<br />

ihn ansehend, oder / hörend von der Stöss, ünd Misshellüng wegen, so<br />

die / Lüt zu Balzers 2<br />

, und ihr Kirch-Genoss zü einem Theil / und<br />

die von b<br />

F 1 ä s c h zü dem andern Theil gehebt / hond von der Waid<br />

wegen an St. Luzis-Staig 3<br />

/ darum mich beid Theil, und sonderlich<br />

min Vetter / Graf Heinrich von Wertenberg, von<br />

Sargans 4 von / siner c Lüt wegen zu B a 1 z e r s 2 , und min Oheim<br />

Graf / Donat von Toggenburg 5 von siner c Lüt wegen zü /<br />

F 1 ä s c h flissklich erbetten hond, dass ich darum / gemein Mann<br />

worden bin, also, dass jedwederer / Theil zween ehrbar Mann zü<br />

Schiedlüten zü / mir setzen sond, ein Kündschaft von derselben / Waid,<br />

ünd Gemeind wegen zü verhörend, des hat/ min vetter Graf Heinrich<br />

4 , und sin Lüt zü Schid-/ Leuten' 1 zu mir gesetzt Heinrichen<br />

Stöcklinn 6 / ünd Hainzen Blatter" mins vettern Graf /<br />

Rudolphs von Montfort 8 Amann im W a 1 g ö so/ hat e Min<br />

Oheim Graf Donat von Toggenburg 5 ,/ und syn" Lüt zü Schied-<br />

Lüten f<br />

zü mir gesetzt^ / Hartwigen von Mayenfeldt, ünd<br />

Hannsen Wert / den alten Richter zu R a g a t z , also dass ich,<br />

ünd die / vier Schied-Lüt ein Geschworn Kündschaft // darob verhören<br />

sond, und wenn wir dieselben Kündschaft / verhört habind, wederi k<br />

Kundschaft üns denn die / bessere, ünd gerechter dünkt, darüm sollen<br />

/wir uns bekennen, ünd Ussprechen, ünd was wir / oder der mehr<br />

Theil ünter üns darob bekennet/ ünd üsssprechend, daby soll es denn<br />

dannahin /blieben an all Jrrüng, ünd Wiederred. Dess habind / ich<br />

ünd die vier Schied-Lüt beider Theil Geschworn / Kündschaft verhört,<br />

sonderlich so hat desswegen / mins vettern Graf Heinrichs 4 ,<br />

und siner Lüt / Kündschaft gesait, dero wohl ob Sechzechen / gewessen<br />

sind, die all, und jeglicher besonder / geschworen hand, gelehrt Eyd<br />

zü den Heiligen / mit üferhabnen Händen, dass sie kündtlich / ünd<br />

wahr wissind, den Stein, der da stoht / an St. Luzis-Staig 3 1<br />

in der Wiess genannt / Brataserna 9 , und in R h a i n 10 , dass<br />

derselb/ Stein ein recht Mark-Stein sig zwischend / denen von Balzers<br />

2 , und den von F 1 ä s c h , und von' Mayen- / feld, ünd gahn<br />

soll von dem selben Stein zu einer / Sitten Mutzenwert in die<br />

rothe Rüffy 1 1 , und zü der / andern Sitten 1 " glich aber von dem<br />

selben Stein hinüf" / uf' den Berg zü Oberst genannt S p i t z a -<br />

g ü d 12 ünd als derselb Berg", und die roth Rüffy 1 1 und / der


— 102 —<br />

Markstein in der Wiss gen einander zei- / gend, dasselb syg die rechte<br />

Markt 0 , ünd war, dass / die von B a 1 z e r s 2<br />

kein ihro vich überi die<br />

selben / Marken waiden thätind, oder dafür üf von / Waid, und von<br />

Gemeinschaft wegen ütz zthünd / oder zschaffet hättind, dass mügind r<br />

ihnen die von / Mayenfeld, ünd von F 1 ä s c h , wohl wehren,<br />

ünd sy/ darüm pfänden, wär och, dass die von Mayen feld//<br />

ünd von F 1 ä s c h ütz für die selben Marken herabwert / waidetint,<br />

oder dafür abher von Waid ünd och von / Gemeinschaft wegen ütz<br />

was zthündt, und schaffen / wöllind, dass mügend ihnen die von<br />

Balzers 2<br />

och wohl / wehren, ünd sy darüm pfändten s . Darwieder/<br />

da sait mins Oheims Graf Donats 5 , und sin Lüt / Kündschaft nützs<br />

in keine Wiss, dass den' von F 1 ä s c h / etsches nütz, oder güt wär.<br />

Und nachdem, als ich ünd die vorgenannten vier Schied - Lüt dero<br />

von/ Balzers 2 , ünd von Fläsch kündschaft verhört / habind,<br />

so han ich obgenannt Graf Hanns Herr zu Sargans 1<br />

Gemein-<br />

Mann in dieser Sach die vor- /genämpten vier Schied-Lüt gefragt üf<br />

ihro Eyd, / wederi 1<br />

kündschaft sy die besser ünd die gerechter / dünkt,<br />

die selben vier, ünd ihr jglicher" besonder / hond och ertheilt üf ihren<br />

Eyd, dass die ehege- / nannt mins vettern Graf Heinrichs 4 , und<br />

siner / Lüt dero von B a 1 z e r s 2<br />

Kündschaft fast, ünd viel / mit allen<br />

Sachen die besser, und gerechter Künd- / schaff süg, ünd sonderlich,<br />

dass die von Balzers 2<br />

/ billich, ünd von Recht bi' den vorgenannten<br />

Marken / bliben sond, ünd dass die von Fläsch kein ihro vich /<br />

dafür abher waiden sond, noch von Waid, noch von / Gemeindschaft<br />

wegen für dieselben Marken herab / wert nützs zschaffen, noch zthünd<br />

han sond. Dass / selb sond och die von B a 1 z e r s 2<br />

für die ehegenannten<br />

/ Marken hinüfwert kein ihro vich waiden, noch von / Waid,<br />

ünd von Gemeindtschaft wegen dafür / üfhin nützs zthünd, noch<br />

zschaffend han, ünd / wederi 1<br />

von dem vorigen Theil ober dieselben<br />

// Marken waidetind, oder vor Waid, ünd vor Gemein- /schaff wegen<br />

etsches einander thätind, dass soll / ünd mag das' dem andern Theil w<br />

wohl wehren, ünd / darum pfänden in aller Wiss, als och dass die /<br />

Geschworn Kündschaft gesait hat, als vor ist / bescheiden, ünd darüm,<br />

dass diser Spruch / ünd alle vorgeschriebne Stück gänzlich von / beiden<br />

Theilen, und von w<br />

allen ihren Nachkommen / gehalten werden.<br />

Und zü Urkündt ünd ganzer / Wahrheit, ünd Zeügniss, dass die vorgenanten<br />

/ vier Schied-Lüt gemeinlich, ünd einhelliglich / überein<br />

kommen sind, ünd diesen Spruch gesprochen / und sich dessen bekennt


— 103 —<br />

hand, als vorgeschrieben / stat. So han ich obgenannt Graf Hans 5<br />

von Wer - / tenberg>' Herr zü Sargans 1 min eigen Jnsigel 2 ,<br />

und / och vor die vorgenannte vier Schied-Lüt Heinrich<br />

S t ö c k 1 y / Bürger zü Feldkirch 0 und Hainz blatter<br />

Amann 8 ' im / W a 1 g ö ', ünd Hartwig von Mayenfeld, ünd<br />

och / H a n s x Wert der alt Richter zu R a g a t z öffentlich ünsere /<br />

eigen Jnsigel jeglicher Besonder gehenkt an / diesen Brief, wann wir<br />

all vier einhelliglich diesen / Ussprüch gethan habind in aller Wiss als<br />

vor üns / an diesem Brief geschrieben, ünd bescheiden ist. Dies beschach<br />

0 ' und ward dieser Brief geben an dem nächsten Sonntag v<br />

vor<br />

St. Bartholomeus 0 ' - Tag des Heiligen / zwölft' 1 ' Bothen in dem Jahre e \<br />

da man zählt von Christüs / Gebürt Dreyzechen f ' Hundert ünd/darnach<br />

in dem verfundnens' Jahr.<br />

Übersetzung<br />

Ich, Graf Johann von Werdenberg, Herr zu S a r -<br />

gans 1 , bezeuge öffentlich mit diesem Brief allen denen, die ihn<br />

ansehen oder lesen hören, dass ich in der Streitsache, welche die<br />

Leute von B a 1 z e r s 2<br />

und ihre Kirchgenossen als eine Partei und<br />

die von Fläsch als Gegenpartei wegen der Weid an der Luziensteig<br />

3 hatten, gemeinsamer Schiedsrichter geworden bin. Beide<br />

Parteien, besonders mein Vetter, Heinrich von Werdenberg-<br />

Sargans 4 , im Namen seiner Leute von Balzers 2 und mein<br />

Oheim, Graf Donat von Toggenburg 5 , im Namen seiner<br />

Leute in Fläsch haben mich inständig darum gebeten. Deshalb<br />

musste jede Partei zwei ehrbare Männer als Schiedsrichter zu mir<br />

setzen, um Zeugen über die Weide und das Gemeingut einzuvernehmen.<br />

So setzen mein Vetter, Graf Heinrich 4<br />

, und seine Leute<br />

Heinrich Stöckli 6<br />

und Heinz Blatter 7 , meines Vetters,<br />

Graf Rudolf von Montfort 8 , Ammann im W a 1 g a u, als<br />

Schiedsrichter mir bei; und mein Oheim, Graf Donat von Toggenburg<br />

5 , und seine Leute ordneten als Schiedsricher Hartwig<br />

von Maienfeld und Hans Wert, den alten Richter von R a -<br />

g a z , ab. Ich und die vier Schiedsleute sollten beeidete Zeugschaft<br />

über den Streit verhören, und wenn wir die Beweisaufnahme abgeschlossen<br />

hätten, sollen wir Bescheid wissen, welche Zeugenaussage<br />

die bessere und gerechtere sei, und danach sollen wir den Schieds-


— 104 —<br />

Spruch fällen. Und beim Spruch, den wir oder die Mehrzahl von uns<br />

darüber fällt, soll es dann ohne Irrung und Widerred bleiben.<br />

So haben ich und die vier Schiedsrichter von beiden Parteien beeidete<br />

Zeugen verhört. Besonders von den Zeugen meines Vetters, Graf<br />

Heinrich 4<br />

, und dessen Leuten haben wohl 16 an der Zahl bezeugt,<br />

nachdem jeder einzel einen vorgesprochenen Eid mit erhobenen Händen<br />

zu den Heiligen geschworen hatte, wahrhaft richtig zu wissen, dass<br />

der Stein, der an der Luziensteig 3 in der Wiese, genannt B r a -<br />

taserna 9 , und im Rain 1 0 steht, ein rechter Markstein zwischen<br />

denen von Ba 1 z e r s 2<br />

und denen von Fläsch und Maienfeld<br />

sei. Von diesem Stein aus verlaufe die Mark auf einer Seite in gewechselter<br />

Richtung in die Rote-Rüfe 1 1 und auf der andern Seite<br />

gleich, jedoch vom selben Stein hinauf auf den Berg, der zuoberst<br />

Spitzagud 1 2 genannt wird; und wenn dieser Berg und die Rote-<br />

Rüfe 1 1 und der Markstein in der Wiese gegeneinander zeigen: das<br />

ist die rechte Mark. Und es sei so gewesen, dass die von B a 1 z e r s<br />

ihr Vieh nicht über diese Marken hinauf weiden durften oder darüber<br />

hinauf der Weide oder der Gemeindegüter wegen etwas zu tun oder zu<br />

schaffen hätten; das mögen ihnen die von Maienfeld und<br />

Fläsch wohl verwehren und sie dafür pfänden. Geschähe es aber,<br />

dass die von Maienfeld und die von Fläsch über diese Marken<br />

hinaus herabwärts weideten oder darüber hinaus der Weide wegen<br />

oder des gemeinschaftlichen Grundbesitzes wegen etwas zu tun oder<br />

zu schaffen hätten, so mögen ihnen auch die von Balzers 2<br />

das<br />

verwehren und sie darob pfänden. Dagegen zeigte die Zeugeneinvernahme<br />

meines Oheims, Graf Donat 5 , und die seiner Leute gar<br />

nichts, das denen von Fläsch Nutzen oder Vorteil brächte. Und<br />

nachdem ich und die genannten Schiedsrichter die Zeugenaussagen<br />

der Leute von B a 1 z e r s 2<br />

und Fläsch verhört hatten, da fragte<br />

ich, obgenannter Graf J o h a n-n , Herr zu Werdenberg 1 , als<br />

gemeinsamer Schiedsrichter in dieser Sache die genannten Schiedsleute<br />

auf ihren Eid hin, welche von beiden Beweisangeboten sie für<br />

besser und gerechter hielten. Da erklärten die Vier, jeder einzel auf<br />

seinen geschworenen Eid hin, dass die Zeugenaussagen meines Vetters,<br />

Graf Heinrich 4 , und die seiner Leute von Balzers 2 in jeder<br />

Hinsicht bedeutend besser und gerechter seien, und dass die von Balzers<br />

2<br />

aus Billigkeit und zu Recht bei den vorgenannten Marken bleiben<br />

sollen. Die Leute von Fläsch sollen ihr Vieh nicht darüber hinab


— 105 —<br />

weiden und weder der Weide wegen noch des gemeinen Grundbesitzes<br />

wegen über diese Marken herab etwas zu tun oder zu schaffen haben.<br />

Dessgleichen dürfen auch die von Balzers 2<br />

über die genannten<br />

Marken hinaufwärts kein Vieh weiden noch auf ein Weiderecht hin,<br />

noch gemeinen Besitzes wegen darüber hinauf etwas tun oder schaffen.<br />

Und wenn eine von beiden vorigen Parteien darüber hinaus weiden<br />

würde oder der Weide wegen und aus Gründen gemeinen Besitzes<br />

etwas einander zufügen würde, so kann das der andere <strong>Teil</strong><br />

wohl verwehren und dafür pfänden, wie das auch die eben dargelegten<br />

beeideten Zeugenaussagen zeigten. Dafür, dass dieser Spruch und alle<br />

vorgenannten Stücke gänzlich von beiden <strong>Teil</strong>en und von allen ihren<br />

Nachkommen gehalten werden, und zu Urkund ganzer Wahrheit und<br />

zum Zeugnis, dass die genannten Schiedsleute gemeinsam und einhellig<br />

übereinkamen und urteilten und sich dazu bekennen, wie oben ge-<br />

I<br />

schrieben steht, habe ich, vorgenannter Graf Johann von Weidenberg,<br />

Herr zu Sargans 1 , mein eigenes Siegel an diesen<br />

Brief gehängt. Auch die erwähnten vier Schiedsleute: Heinrich<br />

Stöckli 6 , Bürger von Feldkirch, Heinrich Blatter',<br />

Ammann im Walgau, Hartwig von M a i e n f e 1 d und auch<br />

Hans Wert, der alte Richter von R a g a z , haben öffentlich, jeder<br />

einzel sein Siegel an diesen Brief gehängt. Wir bestätigen, dass wir<br />

alle vier einhellig diesen Spruch, wie er oben geschrieben steht, gefällt<br />

haben. Das geschah, und der Brief wurde ausgeferigt am nächsten<br />

Sonntag vor dem Fest des heiligen Bartholomäus, des heiligen Apostels,<br />

als man nach Christi Geburt dreizehnhundert neunundachtzig Jahre<br />

zählte.<br />

Abschriften: zwei Abschriften im Gemeindearchiv Balzers.<br />

Ältere Abschrift: im Urkundenband von 1780, fol. 3.4. «Repertorium<br />

/ über die Gemeindts Briefe Einer / Ehrsamen Gemeind Balzers und<br />

Klein / Melss in der oberen Herrschaft Vadüz dieses<br />

Reichs-Fürstenthums<br />

Liechtenstein». 39 X 26,5 cm. «Zweiter Brief / Von der Gemeind Balzers gegen<br />

die zü Mayenfeldt /ünd Fläsch die Marken ünter St. Lüzis Staig / betretend<br />

vom Jahre 1389».<br />

Der Verfasser des jüngeren Urkundenbandes, Lehrer Johann Bapt. Vogt,<br />

berichtet in seinem Vorwort, dass beim Dorfbrand von Balzers im Jahre 1795<br />

Oktober 22. die Originalurkunden ein Raub der Flammen wurden: «nur das<br />

erwähnte Repertorium wurde durch die Geistesgegenwart eines Mannes<br />

Flammen entrissen und war von dortan die einzige Waffe womit wir<br />

Angriffe unserer Nachbarn zu bekämpfen hatten».<br />

den<br />

die


— 106 —<br />

Jüngere Abschrift: im «Gemeinds-Marken-Buch» des Lehrers<br />

Johann Bapt. Vogt aus dem Jahre 1841. 46 X 30 cm. Gemeindearchiv Balzers.<br />

«Zweiter Brief / Von der Gemeind Balzers gegen die zu Mayenfeldt und Fläsch<br />

die Marken unter St. Luzis Staig betreffend von Jahr / 1389» fol. 4. 5. 6.<br />

Regest en : JbL. 1908, 109 f. (Schädler); Mohr IV., 175; Krüger, n. 502;<br />

Vanotti, S. 307; Klenze v., 14 f.<br />

Literatur: JbL. 1935, 18 f. (Diebolder); JbL. 1908, 107 (Schädler);<br />

JbL. 1928, 132 (Büchel); Krüger E., S. 314.<br />

a jüngere Abschrift «diesen» (von Lehrer Vogt).<br />

b n « «zu».<br />

c « « «seiner».<br />

d «


— 107 —<br />

g' jüngere Abschrift «neunten». Die ältere Abschrift interpretiert diese<br />

sonderbare Form in der Überschrift mit «9». Vermutlich handelt es<br />

sich bei «verfunden» um einen Lesefehler des Copisten.<br />

> Johann I. von Werdenberg-Sargans (1342 — 1399), Sohn Rudolf IV, von<br />

Sargans-Werdenberg, der 1361 in Flurs (Vettlin) von Räubern ermordet<br />

wurde. LUB. III, 295, 329 ff., 337 ff., 355 ff., 352 ff., 359 ff. 369 ff.;<br />

LUB. 1/2, 193 f., 229 f., 260 ff., 294; JbL. 1935, 10 ff., 15 f., 25 (Diebolder);<br />

KB. 208; Krüger, 310.<br />

2 Zu Balzers vgl. JbL. 1958, 32. Anmerk. 23 (Malin).<br />

3 St. Luzis-Steig vgl. JbL. 1911, 71 (Ospelt).<br />

4 Heinrich I. von Werdenberg-Vaduz (ca. 1355 — 1397, Jan. 12.) vgl.<br />

JbL. 1935, 3 ff. (Diebolder) mit weiterer Literatur; Ulmer, 170, 214,<br />

897, 899; LUB. III, 257, 267 ff., 309 ff., 326 ff. 329 ff., 337 ff., 352 ff.,<br />

359 ff., 372 ff., 385 ff., 395 f.; LUB. 1/2, 157 ff.. 173 f., 180 ff., 183 ff.<br />

199 ff., 209 ff., 231 ff., 239 f., 246 ff., 287.<br />

5 Donat von Toggenburg (1353 —1400), Graf im Prättigau und zu Davos,<br />

Sohn Friedrich V. von Toggenburg, vgl. Gen. Handbuch, 45, Taf. VIII.;<br />

LUB. 1/2, 220 ff., 229 f.<br />

6 Heinrich Stöckli, Bürger in Feldkirch. Zur Familie vgl. Ulmer, 729;<br />

LUB. III, 290 ff., 313 f., 329 ff.; vgl. die Urkunde 1387 Februar 1. in<br />

diesem Band, sowie 1398 August 14., Anmerk. 5.<br />

7 Heinz Blatter, Platter, vgl. LUB. III, 305 ff., 1388 Oktober 10;<br />

LUB. 1/3, 104 f.<br />

8 Rudolf V. von Montfort, der letzte von Feldkirch (1357 - 1390).<br />

9 Brataserna, vermutlich Pradwiesen, vgl. JbL. 1911, 84; JbL. 1920, 75<br />

(Ospelt).<br />

10 Rhain identisch mit dem heuligen Rain, Balzner-Besitz auf Graubündischem<br />

Gebiet, vgl. 1911, 87 (Ospelt). Derselbe Flurname in der<br />

Urkunde von 1416 April 20., vgl. LUB. 113, 381 f. Anmerk. 7. Gleicher<br />

Flurname in Ruggell LUB. 1/3, 295 Anmerk. 86; JbL. 1911, 57 (Ospelt).<br />

11 Rüfi, rothe, vgl. JbL. 1911, 92 (Ospelt).<br />

12 Um den Grenzpunkt Spitzagud entstand 115 Jahre später ein Streit.<br />

Man konnte sich um 1500 nicht einigen, welcher Gipfel am Fläscherberg<br />

so heissen solle. Die Balzner wollten Spitzagud im höheren<br />

Gipfel erkennen, was ihnen bessere Weiden eingebracht hätte, während<br />

die Leute von Fläsch Spitzagud in einer niederigen Erhebung<br />

sahen und dadurch die besseren Weiden für sich forderten. Im Jähre<br />

1503 Juni 3. kam der Streit vor ein Schiedsgericht, das in der Sache<br />

nicht entscheiden konnte (JbL. 1908, 114, n. 25, Schädler; Klenze v.,<br />

I. c, 15). Im Jahre 1505 Mai 15. entschied Freiherr Ulrich von Hohensax<br />

als Spruchrichter auf Grund eines alten Briefes, — und hier handelt<br />

es sich sehr wahrscheilich um die oben bearbeitete Urkunde von<br />

1389 August 22., — dass die höhere Spitze Spitzagud heisse, was ein


— 108 -<br />

Obsiegen der Bahner bedeutete (JbL. 1908, 114 n. 26, Schädler). Die<br />

Fläscher aber Hessen die Angelegenheit nicht auf sich beruhen und<br />

brachten den Streit vor ein neues Schiedsgericht, das im 'Wesentlichen<br />

die Vorentscheide schützte und die Bestimmungen über die Frühjahrsund<br />

Herbstweid umschrieb (JbL. 1908, 114 n. 29, Schädler). Im Jahre<br />

1594 Juni 10. wurde in derselben Sache nocheinmal vor einem Schiedsgericht<br />

verhandelt, das die alten Entscheide bestätigte, die Grenze<br />

jedoch als Weidgrenze und nicht als Landesgrenze definierte (JbL.<br />

1908, 119 n. 58, Schädler). Das war aber nur das vorläufige Ende des<br />

Streites. Die Gemeinde Balzers und die Kirchgenossen von Kleinmels<br />

traten 1812 Oktober 14. als Kläger gegen Maienfeld und Fläsch auf.<br />

Dabei wurde die Urkunde von 1389 sowie die späteren Entscheide<br />

als Beweismittel geführt und in ihrem Wesen im Entscheid übernommen;<br />

eine umstrittene Waldparzelle verteilte das Gericht zu gleichen<br />

<strong>Teil</strong>en an die Streitparteien in einem Kompromiss vom Jahre<br />

1813 Januar 8. (JbL. 1908, 165 n. 299; Klenze v., 22). Verträge von<br />

von 1816 Mai 26. (JbL. 1908, 166 n. 300, Schädler), von 1821 Mai 14.<br />

(JbL. 1908, 166 n. 304, Schädler) und von 1832 (JbL. 1908, 168 n. 316,<br />

Schädler) präzisierten die Abmachungen von 1813.<br />

Spitzagud fällt mit dem 678 m hohen Gipfel Tschingel, Drachenlöcher<br />

zusammen. Vgl. zur Grenzziehung auch die beiden Karlen<br />

aus dem 18. Jahrhundert, (JbL. 1956, 56, Frick).<br />

20. 1389<br />

Bischof Hartmann von Chur, Graf von Werdenberg-Vaduz 1 , verleiht<br />

angeblich der Kapelle St. Peter' 2 einen Ablass.<br />

Bemerkung: Peter Kaiser, schreibt in seiner Geschichte des Fürstenthums<br />

Liechtenstein, Chur 1847,"158 f.: «Papst Bonifazius begnadigte sie<br />

(St. Peter-Kapelle) 1298 und 1300 mit verschiedenen Ablässen, das gleiche<br />

that Bischof Hartmann von Chur 1389». Ausser dieser Nachricht besteht kein<br />

Hinweis, dass Bischof Hartmann diesen Ablass gewährt hat. Auch der Anlass<br />

zur Ablassverleihung ist unbekannt; vielmehr wurde gerade zu dieser Zeit<br />

oder kurz danach in der St. Laurentius-Kirche gebaut, vgl. die Urkunde von<br />

1394, Sept. 27 in diesem Band; (JbL. 1827, 56 f., Büchel; Kdm. 81). Kaisers<br />

Notiz kann man nur mit Vorbehalten wiedergeben; man muss an ihrer<br />

Richtigkeit zweifeln.<br />

1 Graf Hartmann IV. von Werdenberg-Vaduz (ca. 1345/50 — 1416).<br />

2 Zu St. Peter vgl. JbL. 1927, 25 ff. (Büchel); Kdm. 93 ff.; JbL. 1957,<br />

233 ff. (Beck D.); JbL. 1958, 35 ff. (Malin); JbL. 1959, 305 ff. (Müller J.).

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