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OLC-Macher Reiner Rose im Gespräch
„Der Segelflug muss sich vom
‚Einstiegs-Image für die Fliegerei‘ lösen“
Reiner Rose ist nicht nur Hauptinitiator des OLC,
sondern auch fundierter Kenner der Materie
Viele Segelflieger kennen den Online Contest
schon lange und nutzen die Online-Plattform
überaus gerne, um sich im sportlichen
Wettstreit mit anderen zu messen. Doch wer
steckt eigentlich dahinter? Die adler-Redaktion
hatte am Rande des OLC Glider
Race auf der Wasserkuppe die Gelegenheit,
mit dem OLC-Macher Reiner Rose ins Gespräch
zu kommen. Im nachfolgenden Interview
erfahren Sie mehr über Rose als Person,
seine Leidenschaft, aber auch, was
den OLC ausmacht und welche Zukunft er
dem Luftsport im Allgemeinen prognostiziert.
Der adler: Reiner, du bist Segelflieger aus
Leidenschaft? Was macht denn für Dich diese
Passion aus?
Rose: Zunächst einmal bin ich ein sportorientierter
Mensch. Sportorientiert heißt aber nicht, dass
ich nur darauf versessen bin, bei jeder Gelegenheit
der Beste zu sein … sportorientiert heißt für
mich, jede Situation oder Aufgabenstellung bestmöglich,
d.h. auch mit dem höchsten Zufriedenheitsgrad
für mich selbst, abzuschließen. Diese
persönliche Leitlinie gilt für mich nicht nur in direkter
Form für den aktiven Sport, sondern im Grunde
genommen auch indirekt für organisatorische He-
rausforderungen, wie etwa das Betreiben des
OLC. Ein Betreiber eines Sportstudios in Rostock,
mit dem ich eine Ausbildung als Mentaltrainer
absolvierte, formulierte „Alles ist Sport“ und
brachte es damit auf den Punkt. Der Grund, dass
ich Segelflieger aus Leidenschaft bin, liegt wohl
„zwischen den Ohren“ … wichtig ist, dass man
sich für etwas begeistert, Visionen hat und diese
dann mit Ausdauer (versucht) zu realisieren … gleich
ob Marathonläufer, Kletterer oder Segelflieger.
Der adler: Bereits vor vielen Jahren haben
Du und Dein Team mit dem Online Contest
(OLC) eine Segelflugwettbewerbs-Plattform
geschaffen, die mittlerweile eine weltweite
Verbreitung und zahlreiche Anhänger gefunden
hat. Was hat Dich einst dazu bewogen,
dieses ehrgeizige Projekt ins Leben zu rufen?
Rose: Der OLC wurde beim Deutschen Segelfliegertag
1998 in Gersfeld unter dem Namen „GNSS
Online Contest“ vorgestellt. Damals war ich in
der Segelflugkommission des DAeC der für den
Breitensport zuständige Referent. Aber bereits in
einer sehr frühen Phase bekam ich damals heftigen
Gegenwind zu spüren – vor allem aus Niedersachsen,
aber auch aus Bayern. Die einzig verbleibende
Chance, um die Vision „Verschmelzung Internet
mit der Flugdokumentation auf Logger-Basis“
auf den Weg zu bringen, war es, mich aus allen
Ämtern zu verabschieden – im Landesverband
Bayern auch als Segelflugreferent und Vizepräsident
– und einen eigenen Weg zu gehen. Diese
Entscheidung war richtig. Nach Einführung des
OLC explodierten geradezu die Aktivitäten in den
Vereinen und es setzte eine Entwicklung ein, die
niemand ahnen konnte und die beispiellos erfolgreich
ist.
Der adler: Wie würdest Du einem Laien den
OLC in Kurzform beschreiben?
Rose: Via OLC-Portal werden im Internet Streckensegelflüge
der allgemeinen Öffentlichkeit
sehr zeitnah präsentiert. Dazu müssen die Flüge
an Bord des Segelflugzeuges nur mit einem zigarettenschachtelgroßen
Datenrekorder aufgezeichnet
und über das OLC-Portal in das Internet
hochgeladen werden. Jeder interessierte
Laie kann sich dann davon überzeugen, welche
großartigen Leistungen die Sportler erbracht
haben.
Der adler: Worin liegt für die Segelflieger
Deiner Meinung nach der besondere Reiz,
am OLC teilzunehmen?
Rose: Der große Erfolg des OLC begründet sich
nicht darin, dass es ein neuartiges dezentrales
Wettbewerbssystem gewesen wäre. Der Erfolg
liegt ausschließlich darin, dass der OLC ein weltumspannendes
Kommunikationssystem für den
Segelflug ist. Aber die entscheidende Voraussetzung,
dass alles überhaupt funktioniert, ist natürlich,
dass man sich in das Kommunikationssystem einbringt
und mit eigenen Flügen das Funktionieren
des OLC-Systems überhaupt erst möglich macht.
Hans-Werner Grosse, einer der ganz großen Befürworter
des OLC von Anfang an, formulierte in der
Anfangszeit des OLC „Wir woll’n mal sehen, was
heute geht“ und mit dem Melden seiner Flüge
brachte er natürlich eine Diskussion in Gang, was
denn an diesem Tag andernorts ging … der OLC
zeigte und zeigt es noch immer.
Der adler: Was ist Deiner Ansicht nach der
wesentliche Unterschied zu vergleichbaren
Wettbewerbsformen wie die DMSt?
Rose: Die DMSt ist ein dezentraler Wettbewerb,
der in erster Linie Wert auf angemeldete Flüge
legt. Der OLC hingegen setzt von Anfang an auf
freie Flüge. Wir sind der Überzeugung, dass der
freie Flug die einzig adäquate Form für einen dezentralen
Wettbewerb ist. Man muss nämlich
unterscheiden zwischen einem mittelbaren Vergleich
– ein dezentraler Wettbewerb ist ein mittelbarer
Vergleich – und einem unmittelbaren
Vergleich, beispielsweise ein zentraler Wettbewerb.
Die Aufgabenstellung für einen unmittelbaren
Vergleich muss ganz klar sein … jeder Teilnehmer
hat die gleiche Aufgabe und wer der Schnellste
ist, hat gewonnen. Exakt auf den Punkt bringen
das die Grand-Prix-Regeln. Diese Art der Aufgabenstellung
aber macht beim dezentralen, d.h. mittelbaren
Vergleich keinen so rechten Sinn. Hier
muss die Fähigkeit zählen, das absolut Beste aus
dem Wetter in der jeweiligen Region herauszuholen.
Spötter bezeichnen das angemeldete Fliegen
in einem dezentralen Wettbewerb lediglich als
der adler 09/2013 Segelflug 27