REGION IN AKTION - Amadeu Antonio Stiftung

Vorpommern ist nur noch auf der Landkarte rechts. Dies
wird langsam deutlich, besonders nachdem im August
2012 zivilgesellschaftliche Initiativen, engagierte Einzelpersonen,
Kirche, Vereine, Medien, Politik und Verwaltung
und allen voran das gerade gegründete Bündnis Vorpommern:
weltoffen, demokratisch, bunt! erfolgreich gegen
ein neonazistisches “Pressefest” der NPD bei Pasewalk
demonstriert haben.
Dieser Protest ist hervorgegangen aus langfristiger Arbeit
von Vereinen und Initiativen vor Ort gemeinsam mit
Fachkräften und engagierten Organisationen von außerhalb.
Er steht beispielhaft dafür, was bürgerschaftliches
Engagement mit einer klaren zivilgesellschaftlichen und
demokratischen Haltung alles leisten kann. Falsch wäre
es, diesen gemeinschaftlichen Erfolg nur unter Imagegründen
positiv zu bewerten.
Im Gegenteil, der größte Erfolg ist, dass wir in der Region
dies für uns und unser unmittelbares Lebensumfeld getan
haben. Die zweite Erfolgsbedingung war, dass sich alle
gleichberechtigt in die Vorbereitung und in die weitere
Arbeit des Bündnisses einbringen konnten. Hier in Vorpommern
ist anscheinend ein Prototyp für erfolgreiches
und beteiligungsorientiertes Bürgerengagement auf dem
Lande entstanden, das auch in der breiten Fläche der
Region funktioniert. Das muss nicht auf das Engagement
gegen Neonazis beschränkt bleiben.
Es gibt vielfach den Wunsch und das Bedürfnis, das
Umfeld, die eigene Kommune mit zu gestalten und auch
jenseits der Wahlentscheidung für die eine oder andere
Partei beteiligt zu werden. Beteiligung ist eine der besten
Präventionen gegen Rechtsextremismus: Indem wir uns
einbringen, Sorgen, Ängste und Wünsche von Personen
um uns herum wahrnehmen und uns solidarisch ohne
Ausgrenzung, Hetze und Neid darüber verständigen, was
und wie wir etwas ändern können.
Für diese Form der Beteiligung den besten Rahmen zu
schaffen, ist die Aufgabe öffentlicher Verwaltung und
demokratischer Parteien.
Der kontinuierlich wachsende Protest gegen die NPD hat
gezeigt, welche bürgerschaftlichen Potenziale die Region
Vorpommern hat. Dieses Potenzial zusammenzutragen
und für die Region weiter nutzbar zu machen, ist der
Anlass für das Reisebuch durch die Region. Besonderer
Dank geht an Katharina Husemann, die gemeinsam mit
dem Photographen Peter van Heesen durch ihre unermüdliche
Reisetätigkeit dies alles zusammengetragen
hat. Das Reisebuch stellt verschiedene Gruppen und
Initiativen aus den Bereichen Kunst, Umwelt, Soziales
und Politik sowie Einzelpersonen und Netzwerke vor und
verweist auf Möglichkeiten der Unterstützung. Besonders
stolz sind wir darauf, dass es zweisprachig erscheint.
Vorpommern ohne die Metropole Stettin vor der Haustür
und die vielen polnischsprachigen Zuwanderinnen und
Zuwanderer zu denken, wäre fast schon fahrlässig.
Deswegen freuen wir uns, wenn das Reisebuch zu mehr
gelebter Vielfalt in der Region beiträgt. Der viele Platz
in der Region und die Offenheit der Menschen werden
zunehmend von Rechtsextremen ausgenutzt, indem sie
sich einmieten oder Immobilien kaufen, um dort ihre
menschenverachtende Propaganda zu verbreiten.
Deswegen haben wir dies auch in dem Reisebuch zum
Thema gemacht. Gerade hier ist Zivilcourage gefragt,
wenn man die Neonazis oder Reichsideologen vor die
Haustür setzt. Wer in eine solche Situation kommt, kann
sich sicher sein, dass er oder sie hier nicht alleine ist. Alle
hier im Heft vertretenen Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen
sind ansprechbar. Denn dies war die Voraussetzung
dafür, dass der schloss bröllin e.V. und die Amadeu
Antonio Stiftung sie in dieses Buch aufgenommen haben.
Eine gute Reise durch Vorpommern wünschen,
Timo Reinfrank - Amadeu Antonio Stiftung
und Benno Plassmann - schloss bröllin e.V.
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