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Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften<br />

Fachgebiet Tierzucht und Tierhaltung<br />

Bachelorarbeit<br />

“Einfluss des Einsatzes von Kälberdecken auf die Entwicklung und die<br />

Gesundheit von Holsteinkälbern während der ersten 14 Lebenstage in<br />

Einzeligluhaltung“<br />

von<br />

Elisabeth Aßmann<br />

1.Mentor: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Walter<br />

2.Mentor: Dr. Peter Sanftleben<br />

Neubrandenburg<br />

August 2013<br />

urn:nbn:de:gbv:519-thesis2013-0912-5


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. II<br />

Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... IV<br />

Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... V<br />

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... VI<br />

Vorbemerkung und Danksagung ...................................................................................... 1<br />

1 Einleitung ....................................................................................................................... 2<br />

2 Literaturübersicht ........................................................................................................... 3<br />

2.1 Ziele der Kälberaufzucht ..................................................................................... 3<br />

2.2 Anforderungen von Kälbern an ihre Haltung ........................................................ 4<br />

2.2.1 Gesetzliche Regelungen .............................................................................. 4<br />

2.2.2 Physiologische Anforderungen ..................................................................... 5<br />

2.2.3 Ethologische Anforderungen ........................................................................ 8<br />

2.3 Anforderungen <strong>für</strong> die Gesunderhaltung.............................................................10<br />

2.4 Kälberverluste ....................................................................................................13<br />

2.4.1 Einflüsse auf die Höhe der peri- und postnatalen Verluste ..........................15<br />

2.4.2 Ökonomische Bewertung von Kälberverlusten ............................................17<br />

2.5 Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Entwicklung der Kälber ....................18<br />

2.5.1 Haltungsverfahren .......................................................................................18<br />

2.5.2 Kolostrumversorgung ..................................................................................21<br />

2.5.3 Saisonalität ..................................................................................................23<br />

2.5.3.1 Einfluss des Klimas auf die Entwicklung des Kalbes .............................23<br />

2.5.3.2 Einfluss der Jahreszeit auf die Verluste ................................................26<br />

3 Material und Methoden .................................................................................................28<br />

3.1 Versuchstiere .....................................................................................................28<br />

3.1.1 Haltung ........................................................................................................28<br />

3.1.2 Versorgung ..................................................................................................29<br />

3.2 Erhobene Daten .................................................................................................30<br />

3.2.1 Messung des Gewichts und Erhebung der täglichen Zunahmen .................30<br />

3.2.2 Herzfrequenzmessung ................................................................................30<br />

3.2.3 Erfassung der Temperatur an der Körperoberfläche ....................................30<br />

3.2.4 Erfassung der Krankheiten ..........................................................................30<br />

3.2.5 Erfassung der Wetterdaten ..........................................................................31<br />

3.2.6 Messung der Temperatur innerhalb der Iglus ..............................................31<br />

3.3 Methoden der statistischen Berechnungen .........................................................31<br />

4 Ergebnisse ....................................................................................................................32<br />

4.1 Geburtsgewichte ................................................................................................32<br />

4.2 Lebendmasse am 14. Lebenstag .......................................................................32<br />

4.3 Tägliche Zunahmen............................................................................................33<br />

4.4 Herzfrequenzen ..................................................................................................34<br />

4.5 Temperatur an der Körperoberfläche .................................................................34<br />

4.6 Aufgetretene Krankheiten und Behandlungshäufigkeiten ...................................36<br />

4.7 Wetterdaten .......................................................................................................36<br />

4.8 Temperatur innerhalb der Einzeliglus .................................................................38<br />

4.9 Statistisch-mathematische Auswertung ..............................................................39<br />

5 Diskussion ....................................................................................................................41<br />

6 Schlussfolgerungen ......................................................................................................43<br />

7 Zusammenfassung/ Abstract ........................................................................................44<br />

8 Literaturverzeichnis .......................................................................................................45<br />

Anhang ............................................................................................................................52<br />

II


Bildmaterial zum Versuch ............................................................................................52<br />

Eidesstattliche Erklärung ..............................................................................................55<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Temperaturverlauf in einer Kälberhütte vom 13. bis 14. August 1998, (WOLF<br />

et al., 2001) ......................................................................................................................19<br />

Abbildung 2: Wärmeerzeugung in Abhängigkeit von verschiedenen Außentemperaturen<br />

(RUCKEBUSCH, 1990b) .................................................................................................24<br />

Abbildung 3: Verwendete Kälberdecke ............................................................................29<br />

Abbildung 4: Temperatur an der Körperoberfläche bei Kälbern mit (Kalb 1) und ohne<br />

isolierende Kälberdecke (Kalb 2) unter vergleichbaren Temperatureinflüssen .................35<br />

Abbildung 5 : Temperatur an der Haut bei Kälbern ohne isolierende Kälberdecke unter<br />

Einbezug des Geburtsgewichtes ......................................................................................35<br />

Abbildung 6 : Temperaturverlauf während des Versuchszeitraumes (19.12.2012 bis<br />

22.02.2013) .....................................................................................................................37<br />

Abbildung 7 : Prozentuale Verteilung der Windrichtung Dummerstorf 19.12.2012 bis<br />

22.02.2013 .......................................................................................................................38<br />

Abbildung 8: Temperatur in einem Iglu im Vergleich zur Außentemperatur an den Tagen<br />

15.-17.01.2013.................................................................................................................39<br />

Abbildung 9: Kalb mit Messgurt zur Ermittlung der Herzrate und der Temperatur an der<br />

Haut .................................................................................................................................52<br />

Abbildung 10: Kalb mit isolierender Kälberdecke im Iglu ..................................................52<br />

Abbildung 11: Kälberdorf .................................................................................................53<br />

Abbildung 12: Kalb während des Tränkens ......................................................................53<br />

Abbildung 13: Rohr zur Befestigung und Sicherung eines Datenloggers innerhalb der Iglus<br />

........................................................................................................................................54<br />

IV


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Energie- und Rohproteinversorgung von Kälbern (KUNZ, 2008) ...................... 7<br />

Tabelle 2: : Empfohlene Konzentration an Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen<br />

im Milchaustauscher (nach MEYER, 2005) ......................................................... 8<br />

Tabelle 3: Einflussgrößen auf die Tiergerechtheit der Haltung von Kälbern (aus:<br />

SCHÄFFER et al. (2007), nach SUNDRUM (2002) ..........................................................10<br />

Tabelle 4: Kälberverluste in Mecklenburg-Vorpommern in % (nach Arbeitskreis Rind der<br />

LMS Agrarberatung) ........................................................................................................14<br />

Tabelle 5: Schwer- und Totgeburtenrate bei Holstein Friesian in Abhängigkeit von der<br />

Parität des Muttertiers (nach STREIT, 1990) ...................................................................16<br />

Tabelle 6: Inhaltsstoffe von Kolostralmilch und Milch, aus FRÖHNER und REITER (2005)<br />

nach FOLEY und OTTERBY (1978); MIELKE (1994) ......................................................22<br />

Tabelle 7: Geburtsgewichte und Anzahl der Tiere nach Klassen .....................................32<br />

Tabelle 8: Unterscheidung der Lebendgewichte am 14. Lebenstag in Abhängigkeit von<br />

der Ausstattung mit isolierenden Kälberdecken ...............................................................33<br />

Tabelle 9: Unterschiede in der Ausprägung der täglichen Zunahmen ..............................34<br />

Tabelle 10: Verteilung der Intensität aufgekommener Erkrankungen ...............................36<br />

Tabelle 11: Übersicht von Einflüssen auf die täglichen Zunahmen der Versuchstiere ......40<br />

V


Abkürzungsverzeichnis<br />

BCS<br />

Body Condition Score<br />

I.E.<br />

Internationale Einheit<br />

IgG<br />

Immuno-gamma-Globuline<br />

LFA<br />

Landesforschungsanstalt <strong>für</strong> Landwirtschaft und Fischerei<br />

LM<br />

Lebendmasse<br />

MAT<br />

Milchaustauscher<br />

ME<br />

Umsetzbare Energie<br />

MJ<br />

Megajoule<br />

Mkg<br />

Milchkilogramm<br />

ND<br />

neonatale Kälberdiarrhoe<br />

THI<br />

Temperature Humidity Index<br />

TierSchG<br />

Tierschutzgesetz<br />

TierSchNutztV Tierschutz-Nutztierhaltungverordnung<br />

TZ<br />

Tageszunahme<br />

VI


Vorbemerkung und Danksagung<br />

Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne, möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit<br />

nutzen, um mich zu bedanken. Ein besonderer Dank gilt meinen beiden Mentoren Prof.<br />

Dr.-Ing. Jürgen Walter und Dr. Peter Sanftleben <strong>für</strong> die Betreuung vor und während der<br />

Erstellung der vorliegenden Bachelorarbeit. Im Rahmen meines Studiums der Agrarwirtschaft<br />

an der <strong>Hochschule</strong> Neubrandenburg hat mich Professor Walter durch seine fachlichen<br />

Ausführungen in besonderem Maße auf diese Arbeit vorbereitet. Doktor Sanftleben<br />

gab mir die Möglichkeit, im Rahme eines Praktikums bei der Landesforschungsanstalt <strong>für</strong><br />

Landwirtschaft und Fischerei M-V, nicht nur den vorliegenden Versuch zu begleiten und<br />

auszuwerten, sondern mich auch in vielen Bereichen weiterzubilden und Erfahrungen zu<br />

sammeln. Außerdem möchte ich mich bei Jana Flor, Christiane Loebsin und Olaf Tober<br />

<strong>für</strong> die wunderbare Betreuung und Hilfestellung während des Praktikums und der Datenverarbeitung<br />

des Versuches bedanken. Sie alle waren mir eine große Hilfe, ohne die diese<br />

Bachelorarbeit nicht zustande gekommen wäre.


1 Einleitung<br />

Der Weltmilchverbrauch steigt stetig an, sodass eine erhöhte Nachfrage nach Milch besteht<br />

und die Produktion zunimmt. Um zukünftig die Milchproduktion zu sichern, bedarf es<br />

gesunder, hochleistender Tiere.<br />

Bereits während der Geburt und in den ersten Lebenstagen des Kalbes entscheidet sich,<br />

ob das Tier seine angeborene Leistungsfähigkeit behält oder diese eingeschränkt wird.<br />

Nur gesunde Kälber können durch optimale Versorgung und Fütterung zu hochleistenden<br />

laktierenden Kühen werden und zu einer ökonomischen Milchproduktion beitragen. Viele<br />

verschiedene Faktoren nehmen Einfluss auf die Gesundheit und die Entwicklung des<br />

neugeborenen Kalbes. Hier sind im Besonderen die Geburtshygiene, eine optimale Kolostrumversorgung,<br />

das Management und das Haltungsverfahren zu nennen.<br />

In vorliegender Arbeit soll untersucht werden, welchen Einfluss der Einsatz von Kälberdecken<br />

während der Wintermonate in den ersten beiden Lebenswochen nehmen kann. Die<br />

Untersuchung betrachtet sowohl den Gesundheitsstatus als auch die Gewichtsentwicklung<br />

der Kälber und prüft durch den Einsatz der Kälberdecken bedingte Veränderungen.<br />

In die Auswertung gehen nur die Daten derjenigen Kälber ein, bei denen während des<br />

Versuchs lückenlos alle Parameter erfasst wurden. Die Erläuterungen der Literaturübersicht<br />

beziehen sich vorwiegend auf den in der Untersuchung betrachteten Zeitraum und<br />

die Art der Haltung. Im Sinne einer ökonomischen und tierschutzorientierten landwirtschaftlichen<br />

Produktion sollte der Verbesserung der Umweltfaktoren, die auf Kälber einwirken,<br />

im Besonderen Aufmerksamkeit gewidmet werden.<br />

Es wird behauptet, dass die Tiere, die mit den Decken ausgestattet wurden, weniger<br />

Atemwegserkrankungen aufweisen und höhere Zunahmen verzeichnen als die Kälber<br />

ohne Decken. Es wird zusätzlich davon ausgegangen, dass Erkrankungen weniger intensiv<br />

auftreten, wenn die Kälber eine wärmeisolierende Decke tragen. Außerdem wird angenommen,<br />

dass die Herzfrequenz der Tiere ohne Decke gegenüber den anderen Kälbern<br />

leicht erhöht ist.<br />

Die Thesen über die Auswirkungen des Einsatzes der Kälberdecken werden durch die<br />

Untersuchung auf ihre Richtigkeit hin überprüft.<br />

2


2 Literaturübersicht<br />

2.1 Ziele der Kälberaufzucht<br />

Das Kalb nimmt in der Rinderhaltung eine gesonderte Rolle ein. Es dient nicht nur der<br />

Fleischerzeugung durch Ausmästen im Milchvieh-, Mutterkuh- oder spezialisierten Mastbetrieb,<br />

sondern ist auch die Grundlage <strong>für</strong> die Reproduktion der Herde. Vor allem im Bereich<br />

der Milchviehhaltung nimmt das weibliche Kalb eine wichtige Position <strong>für</strong> den Betrieb<br />

ein, denn nur diese Tiere können später das Produktionsziel Milch erwirtschaften. Da nur<br />

etwa die Hälfte der geborenen Kälber weiblich ist, ist es von besonderer Wichtigkeit, diese<br />

Tiere gesund und stark über die ersten Lebenswochen zu bringen, um eine qualitativ<br />

hochwertige Selektionsgrundlage innerhalb des Herdenbestandes zu haben.<br />

HEITING (2000a) definierte die Ziele der Kälberaufzucht wie folgt:<br />

gesunde Kälber durch optimale Haltung und Versorgung<br />

Entwicklung zum Wiederkäuer durch frühzeitige Förderung der Vormagenfunktion<br />

und<br />

ökonomisch sinnvolle Aufzucht durch geeignete Tränkeverfahren.<br />

Wichtig <strong>für</strong> die Aufzucht gesunder und vitaler Kälber ist ein geringer Keimdruck, der durch<br />

ein kontinuierliches Rein-Raus-Verfahren während der ersten Lebenswochen in Einzelhaltung<br />

erreicht werden kann. Dieses Verfahren ist allerdings nicht nur ab spätestens der<br />

neunten Lebenswoche in Deutschland verboten (TierSchNutztV), sondern auch hinderlich<br />

<strong>für</strong> eine intensivierte Kälberaufzucht (KITTNER und KURZ, 1967), was vor allem in der<br />

Kälbermast eine Voraussetzung <strong>für</strong> hohe Wertschöpfung ist. Wichtig bei jeder Haltungsform<br />

ist die Vermeidung von Wärmeverlusten, da hierdurch Erkrankungen und folglich<br />

Verluste durch hohe Morbidität begünstigt werden (MELLOR und STAFFORD 2003,<br />

2004). Ein weiteres Ziel der Kälberaufzucht ist die Minimierung der Verluste, da diese<br />

entscheidend die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beeinflussen (KASKE und KUNZ,<br />

2007). Während der ersten Lebenswochen sterben im Bundesdurchschnitt etwa 5-15%<br />

der lebend geborenen Kälber (KASKE und KUNZ, 2007). In Mecklenburg-Vorpommern<br />

lagen die Aufzuchtverluste von 2002 bis 2011 zwischen 5,9 und 9,3% (Arbeitskreis Rind,<br />

LMS Agrarberatung). Als Hauptursache mit etwa 50% anteilig an den verendeten Kälbern<br />

ist hier laut amerikanischen Publikationen die Vielzahl der Durchfallerkrankungen zu nennen,<br />

gefolgt von Lungenerkrankungen, die ursächlich <strong>für</strong> etwa 25% der Verluste sind<br />

(DAVIS und DRACKLEY, 1998). Eine Untersuchung von TRILK et al. (2000) in Brandenburg<br />

zeigt, dass 96% der Kälbererkrankungen Pneumonie, Diarrhoe oder Doppelerkrankungen<br />

ausmachen. Durchfallerkrankungen sind entgegen der häufigen Annahme relativ<br />

wenig durch Haltungsverfahren beeinflusst. Eine bedeutende Rolle nehmen hier die hygi-<br />

3


enischen Bedingungen während der Geburt ein sowie die rechtzeitige Versorgung des<br />

neugeborenen Kalbes mit ausreichender Menge Kolostrum (KASKE und KUNZ, 2007).<br />

„Zwischen der Feuchtigkeit im Abkalbebereich und den Kälberverlusten besteht eine direkte<br />

Beziehung“ heißt es in einem Artikel von BRANDES (2002). Feuchtigkeit und<br />

Schmutz stellen eine ideale Grundlage <strong>für</strong> die Vermehrung pathogener Keime dar und<br />

sind deshalb zu vermeiden. Die Varianz der Aufzuchtverluste in verschiedenen Betrieben<br />

unterliegt einer enormen Spannweite. Bei einigen Unternehmen spielen Aufzuchtverluste<br />

nur eine sehr geringe Rolle, in anderen wiederum entziehen sie die wichtige Selektionsgrundlage<br />

(KASKE und KUNZ, 2007). Jedes Jahr sterben in Deutschland ca. 1,5 Mio Kälber,<br />

wobei <strong>für</strong> etwa 95% der verendeten Tiere das fehlerhafte Management als Ursache<br />

gesehen werden kann (RESZLER, 2009). Dazu kommt, dass bereits eine Erkrankung des<br />

Kalbes die Leistungsfähigkeit und die Fruchtbarkeit vermindern kann, sodass sich hohe<br />

Leistungen und schlechte Aufzuchtbedingungen gegenseitig ausschließen (BRANDES,<br />

2002).<br />

2.2 Anforderungen von Kälbern an ihre Haltung<br />

Kälber stellen eine Vielzahl von Anforderungen an ihre Haltung und Versorgung. Die gesetzlichen<br />

Mindestanforderungen sind in der TierSchNutztV festgehalten, sollten aber<br />

wirklich nur als Mindestmaß angesehen werden. Im Folgenden werden sowohl die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen als auch die physiologischen und ethologischen Anforderungen<br />

von Kälbern erläutert.<br />

2.2.1 Gesetzliche Regelungen<br />

Sowohl in Hinsicht auf den Tier- wie auch auf den Verbraucherschutz ist es notwendig<br />

und sinnvoll, einen gesetzlichen Rahmen <strong>für</strong> das Halten von Tieren und im Speziellen <strong>für</strong><br />

die Haltung von Nutztieren zu geben. Neben dem Tierschutzgesetz (TierSchG), welches<br />

die Grundsätze <strong>für</strong> den Umgang und die Haltung aller Tierarten regelt, gibt es <strong>für</strong> Nutztiere,<br />

deren Haltung zu Erwerbszwecken betrieben wird, die Tierschutz-<br />

Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV). Neben allgemeinen Anforderungen an die<br />

Haltung von Nutztieren sind in der TierSchNutztV tierartspezifische Regelungen in Bezug<br />

auf die Haltungsform, das Platzangebot, die klimatischen Verhältnisse, die Fütterung und<br />

die Pflege festgehalten. Im weiteren Verlauf folgt ein kurzer Überblick über die „Anforderungen<br />

an das Halten von Kälbern“ (Abschnitt 2, TierSchNutztV).<br />

Neben den allgemeinen Anforderungen, die sich an die Kälberhaltung ergeben, wie das<br />

Bereitstellen eines trockenen Liegebereichs, des Verbots von Maulkörben oder des Verbots<br />

der dauerhaften Fixierung der Tiere, ist eine Vielzahl von Regelungen <strong>für</strong> verschiedene<br />

Altersabschnitte der Kälberaufzucht gegeben. Diese Regelungen (§ 6-9 Tier-<br />

SchNutztV) beziehen sich allerdings auf die Kälberhaltung in Ställen, sodass die weit ver-<br />

4


eitete Einzeligluhaltung, die während der ersten 14 Lebenstage von Milchviehkälbern<br />

praktiziert wird, durch diesen Teil der Verordnung nur teilweise geregelt ist.<br />

§6 der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung regelt die allgemeinen „Anforderungen an<br />

das Halten von Kälbern in Ställen“. Hier wird im Absatz zwei darauf verwiesen, dass die<br />

Tiere weder in ihren Bewegungsabläufen, der Futter- und Wasseraufnahme noch bei der<br />

Körperpflege eingeschränkt werden dürfen. Weiter folgen Ausführungen über die Anforderungen<br />

an die Beschaffenheit des Bodens. Hier sind als wichtige Punkte die Trittsicherheit,<br />

die maximale Spaltenbreite von 2,5 cm, die Lichtstärke von mindestens 80 lux und<br />

die Erfüllung der Anforderungen an das Liegen (im Liegebereich) zu nennen. Außerdem<br />

müssen in jedem Fall das Verletzungsrisiko und die Wärmeableitung während des Liegens<br />

weitestgehend vermieden werden sowie ein Sicht- und Berührungskontakt zu Artgenossen<br />

bestehen. Die Absätze 3, 5 und 6 des §6 TierSchNutztV befassen sich mit den<br />

Anforderungen an Temperatur, Luftfeuchte, Wärmedämmung der Außenwände und<br />

Schadgaskonzentrationen. Von diesen Anforderungen sind Kälberiglus ausgenommen.<br />

Weiterhin werden in §7 TierSchNutztV die besonderen Anforderungen an die Kälberhaltung<br />

während der ersten vierzehn Lebenstage geregelt. Es werden erstmalig Mindestmaße<br />

<strong>für</strong> die Einzelhaltung (120cm l x 80cm b x 80cm h) und die Anforderungen an die Einstreu<br />

der Liegefläche geregelt.<br />

Die folgenden Paragraphen sind <strong>für</strong> die Tiere der Altersgruppe bis 14 Lebenstage in Einzeligluhaltung<br />

nicht von Bedeutung, da sie sich auf andere Altersgruppen oder die Gruppenhaltung<br />

beziehen. Erst der §11 der TierSchNutztV, der sich mit der „Überwachung,<br />

Fütterung und Pflege“ befasst, muss wieder als gesetzliche Grundlage herangezogen<br />

werden. Hier wird auf das nötige Kontrollintervall von zwei Mal pro Tag sowie die Wasserund<br />

Rauhfutterversorgung eingegangen. Außerdem ist die Eisenversorgung mit mindestens<br />

30 mg je Kilogramm Milchaustauscher bis zu einer Lebendmasse von 70 kg geregelt,<br />

Tiere mit einem höheren Gewicht müssen so mit diesem wichtigen Mineral versorgt werden,<br />

dass eine durchschnittliche Hämoglobinkonzentration von mindestens 6 mmol/l Blut<br />

erreicht wird. Darüber hinaus wird in §11 die Biestmilchversorgung der neugeborenen<br />

Kälber geregelt, die innerhalb der ersten vier Lebensstunden zu gewährleisten ist. Weiterhin<br />

ist eine dem Tagesrhythmus angepasste Lichtversorgung von mindestens 80 lux zu<br />

gewährleisten, wie bereits in §6 geregelt ist, und die Entmistung des Liegebereichs in erforderlichen<br />

Abständen zu tätigen. Wenn es zur zeitlich begrenzten Nutzung von Anbindevorrichtungen<br />

kommt, müssen diese wöchentlich auf beschwerdefreien Sitz überprüft<br />

und erforderlichenfalls angepasst werden (TierSchNutztV, 2001).<br />

2.2.2 Physiologische Anforderungen<br />

Bereits im Mutterleib stellt das Kalb Anforderungen an seine Versorgung. Wird das Muttertier<br />

nicht ausreichend mit Vitaminen und Spurenelementen versorgt, kommt es zu<br />

Aborten, einer erhöhten Kälbersterblichkeit und zu mangelhaften Kolostrumqualitäten<br />

5


(FRANK, 2007). Das neugeborene Kalb unterscheidet sich im Vergleich zu einem vollständig<br />

zum Wiederkäuer entwickelten Rind durch verschiedene physiologische Besonderheiten.<br />

Diese Besonderheiten gilt es zu kennen und bei der Versorgung zu beachten.<br />

Zum Zeitpunkt der Geburt weist das Blut des Kalbes nur einen niedrigen Glukosegehalt<br />

auf (RUCKEBUSCH, 1990a). Um das Kalb mit Energie zu versorgen und somit den Glukosegehalt<br />

des Blutes anzuheben, muss das Tier schnellstmöglich mit Erstkolostrum versorgt<br />

werden. Bei vorbildlicher Kolostrumversorgung (siehe Abschnitt 2.5.2) verdoppelt<br />

sich der Glukosespiegel im Blut innerhalb von zwölf Stunden nach der Erstgabe<br />

(RUCKEBUSCH, 1990a). Außerdem kommt es besonders bei lang andauernden Geburtsvorgängen<br />

zu einer metabolischen Übersäuerung des Blutes innerhalb der ersten 24<br />

Lebensstunden (TERRI und KEENER, 1946), was eine Gefahr <strong>für</strong> das Neugeborene darstellt.<br />

Da das Neugeborene weder Maltose noch Saccharose verwerten kann (HUBER et<br />

al., 1961), müssen als alleinige Energiequellen während der ersten Lebenstage Laktose<br />

oder Glukose dienen. Das Wasseraufnahmevermögen des Gewebes des jungen Kalbes<br />

ist hoch, sodass die Tiere bei Flüssigkeitsmangel schnell an Gewicht verlieren<br />

(RUCKEBUSCH, 1990a). Gerade kurz nach der Geburt reagieren sie in Bezug auf das<br />

Blutplasmavolumen hochempfindlich auf Flüssigkeitsverlust (MÖLLERBERG und<br />

JACOBSON, 1975). Die Rektaltemperatur des Kalbes sollte zwischen 38,5 und 39,5°C<br />

liegen (ROSENBERGER et al., 1990) und wird auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt<br />

aufrechterhalten. Wichtig ist in diesem Temperaturbereich die Bereitstellung<br />

einer trockenen, zugfreien und weichen Liegefläche (DLZ, 2007). Eine starke oder lang<br />

andauernde Erhöhung der Umgebungstemperatur lässt hingegen die Körpertemperatur<br />

ansteigen (ELMER und REINHOLD, 2002b; BLIGH und MODRE, 1972). Eine Umgebungstemperatur<br />

von 10-20°C ist ideal, da hier durch das Kalb keinerlei thermoregulatorische<br />

Maßnahmen eingeleitet werden müssen (RUCKEBUSCH, 1990b).<br />

Das Kalb stellt von Beginn an besondere Anforderungen an seine Ernährung. Der Labmagen,<br />

der <strong>für</strong> die Verdauung der Milch zuständig ist, macht zur Geburt etwa 50% des<br />

gesamten Magenkomplex-Volumens aus. Über den Schlundrinnenreflex gelangt die aufgenommene<br />

Flüssigkeit direkt in den Labmagen (RUCKEBUSCH, 1990a). Dieser Verschluss<br />

der Schlundrinne funktioniert allerdings nur dann, wenn das Kalb den Kopf hebt.<br />

Die Milch gerinnt im Labmagen und wird dann nach und nach aufgeschlossen. Für eine<br />

optimale Gerinnung und Verdauung sollte die Milch, sofern sie nicht angesäuert wurde,<br />

eine Temperatur von 38°C haben (HEITING, 2000a) und die Tagesmenge auf mindestens<br />

drei Portionen aufgeteilt werden. Außerdem muss auf das tierindividuelle Milchaufnahmevermögen<br />

geachtet werden, um Überfütterungen und Verdauungsstörungen zu vermeiden<br />

(SCHÄFFER et al., 2007). Mit zunehmender Tränkhäufigkeit und somit kleineren Portionen<br />

pro Mahlzeit sinkt die Schwere von Durchfallerkrankungen (HARTMANN et al., 1983).<br />

Wird das Kalb mit dem Kopf nach unten (beispielsweise aus einem Eimer ohne Nuckel)<br />

6


getränkt, gelangt Milch in das Vormagensystem. Hier kann die Milch nicht aufgeschlossen<br />

werden, es gelangen Eiweißkörper in den Darm und lösen Durchfall und Fäulniserscheinungen<br />

aus (STRAITON und HOLLWICH, 1996). Bereits einige Tage nach der Geburt<br />

beginnen die Kälber, Rauhfutter in kleinen Mengen aufzunehmen. Bei etwa 50% der Tiere<br />

entwickelt sich das Bedürfnis des Wiederkauens während der ersten beiden Lebenswochen<br />

(SWANSON und HARRIS, 1958). Wenn während der ersten Lebenswochen zu viel<br />

Festfutter aufgenommen wird, kann dies zu Problemen führen. Unverdautes Futter gelangt<br />

in den Labmagen und reizt die Schleimhaut. Die Entzündung der Magenschleimhaut<br />

führt nicht nur zu Verdauungsstörungen, sondern kann auch die Bildung von Geschwüren<br />

begünstigen (STRAITON und HOLLWICH, 1996). Da sich der Zeitpunkt der ersten Festfutteraufnahme<br />

von Tier zu Tier unterscheidet, kann diese Komponente keine Berücksichtigung<br />

bei der Erstellung der Nährstoffbilanz und der Ration <strong>für</strong> die ersten Lebenswochen<br />

finden (KUNZ, 2008). Bei einer Lebendmasse (LM) von 50 kg und Zunahmen von 400 g<br />

täglich haben die Kälber einen Bedarf von 15,6 MJ ME (Tabelle 1). Sie sollten, wenn sie<br />

nicht mit Vollmilch getränkt werden, nach der Biestmilchperiode einen hochwertigen<br />

Milchaustauscher (MAT) mit einem Magermilchpulveranteil von 35% bekommen<br />

(HÖLLER, 2003). Außerdem sollte der MAT 22 % Rohprotein, maximal 10 % Rohasche<br />

und mindestens 1,7 % Lysin enthalten (HEITING, 2000a).<br />

Tabelle 1: Energie- und Rohproteinversorgung von Kälbern (KUNZ, 2008)<br />

Bedarf* 50 kg<br />

LM, 400 g TZ<br />

MAT 16 MJ<br />

ME, 22 %<br />

XP/kg T<br />

Vollmilch 19,3 MJ<br />

ME, 26,4 % XP/kg<br />

T<br />

T-Aufnahme 0,7* 0,7 0,7<br />

0,7 kg T entspricht 6 l mit 120 g 5 l<br />

MJ ME in 0,7 kg T 15,6* 11,4 13,5<br />

XP (g) in 0,7 kg T 155* 157 185<br />

Fe (mg) in 0,7 kg T 70 21-70 2<br />

notwendig zur Deckung<br />

des Energiebedarfs<br />

8 l mit 120 g 6 l<br />

* vom Ausschuss <strong>für</strong> Bedarfsnormen der Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährungsphysiologie (GfE) 1997/99<br />

Eine den Ansprüchen des Kalbes nicht angepasste Versorgung kann zahlreiche Folgen<br />

haben: stagnierende Gewichtsentwicklung bis hin zur Gewichtsabnahme, Stoffwechselerkrankungen,<br />

Immunschwäche, Trinkschwäche, Infektionen oder verzögertes Wachstum.<br />

Meist fehlt es den Kälbern nicht an Energie- und Proteinzufuhr, sondern an der korrekten<br />

7


Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (Tabelle 2). Da die<br />

Symptome eines Nährstoff- oder Vitaminmangels meist unspezifisch sind, muss der Ursache<br />

durch Beprobung der Exkremente und Futtermittel auf den Grund gegangen werden.<br />

Zusätzlich muss anhand einer Haar- oder Speichelprobe der Mangel am Tier ausgemacht<br />

werden (FRANK, 2007).<br />

Tabelle 2: : Empfohlene Konzentration an Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen<br />

im Milchaustauscher (nach MEYER, 2005)<br />

Ca (g) 10<br />

P (g) 7<br />

Mg (g) 0,7<br />

Na (g) 4<br />

Fe (mg) 100<br />

Mn (mg) 40<br />

Zn (mg) 40<br />

Cu (mg) 5<br />

J (mg) 0,5<br />

Se (mg) 0,3<br />

Vitamin A (IE) 10.000<br />

Vitamin D (IE) 1.000<br />

Vitamin E (mg) 50<br />

2.2.3 Ethologische Anforderungen<br />

Kälber gehören zu der Gattungsgruppe der Rinder (Bovini) und sind somit Herdentiere.<br />

Schon früh zeigen sie ein ausgeprägtes Sozialverhalten und bauen Beziehungen zu anderen<br />

Kälbern und Artgenossen auf (REINHARDT, 1980). Etwa 2% des Tages verbringen<br />

die Kälber mit sozialen Kontakten (CHUA et al., 2002). Aus diesem Grund ist laut<br />

SAMBRAUS (1985) eine Gruppenhaltung der Einzelhaltung vorzuziehen. Allerdings bezieht<br />

er diese Aussage in späteren Publikationen lediglich auf die ersten Lebensmonate.<br />

Da Kälber in dieser Zeit einen hohen Anspruch an Ruhe haben (SAMBRAUS et al., 2002)<br />

und etwa 90% der Tageszeit mit Liegen verbringen, wird die Einzelhaltung als wünschenswert<br />

angeführt (SAMBRAUS, 1997). Den Rahmen <strong>für</strong> die Einzelhaltung kann man<br />

hierbei auf maximal die ersten acht Lebenswochen begrenzen, da anschließend die<br />

Gruppenhaltung gesunder Tiere durch die aktuelle TierSchNutztV vorgeschrieben ist. Hier<br />

kommt erschwerend hinzu, dass laut KAPHENGST (1991) und JENSEN et al. (1998) die<br />

Einzelhaltung von Kälbern negativ mit dem Erkundungsverhalten korreliert sowie negativen<br />

Einfluss auf die Fähigkeit der Auseinandersetzung mit <strong>für</strong> die Jungtiere ungewohnten<br />

Ereignissen und Situationen nimmt. Einzeln aufgezogene Kälber zeigen bei der Konfrontation<br />

mit Artgenossen vermehrt Angst und Konkurrenzverhalten (BØE und FÆREVIK<br />

2003). Außerdem bescheinigen WARNICK et al. (1977) eine durch Einzelhaltung verzögerte<br />

erste Rauhfutteraufnahme sowie Auswirkungen auf den späteren Rang innerhalb<br />

8


der Herde. Dazu kommt, dass die einzeln gehaltenen Kälber nicht nur andere Aufenthaltsbereiche<br />

bevorzugen als in Gruppen gehaltene Tiere (ARAVE et al. 1992), sondern<br />

auch nach den Mahlzeiten erhebliche Zeit mit dem Besaugen und Benagen des Interieurs<br />

verbringen sowie mehr Zeit im Stehen verbleiben (SCHMIDT, 1986). Nimmt man also die<br />

zahlreichen ethologischen Auffälligkeiten als Grundlage, so ist in jedem Fall eine Gruppenhaltung<br />

der Kälber gegenüber der Einzelaufstallung zu bevorzugen. Allerdings hat der<br />

Sichtkontakt bei einzeln gehaltenen Kälbern positive Effekte (SCHMOLDT, 1980), sodass<br />

dies in jedem Fall der Einzelhaltung zu gewährleisten ist. Der Sichtkontakt ist auch in der<br />

TierSchNutztV festgeschrieben. Als positiver Aspekt der einzelnen Haltung von Kälbern<br />

ist die Verringerung der Krankheitsübertragung (BOKKERS und KOENE 2001) zu nennen.<br />

Da die Kälber keinen Berührungskontakt zueinander haben, ist eine direkte Übertragung<br />

pathogener Keime nicht möglich, kann aber durch das Personal oder durch Gegenstände,<br />

die mit mehreren Kälbern in Berührung kommen, erfolgen, weshalb hier Obacht<br />

zu geben ist. Hier ist vor allem bei größeren Beständen auf ein kontinuierliches Rein-<br />

Raus-Verfahren zu achten. Um Erregerketten wirksam unterbrechen zu können, sollte<br />

eine Leerstandszeit von mindestens 5-10 Tagen realisiert werden (STEINHÖFEL, 2007).<br />

Außerdem wird in Einzelhaltung das gegenseitige Besaugen der Kälber unterbunden, was<br />

durch fehlende Befriedigung des Saugtriebes zu begründen ist. Laut KAPHENGST (1991)<br />

und SCHEUERMANN (1974) beläuft sich die durchschnittliche Milchaufnahme während<br />

des Tränkvorganges auf 2-4 Minuten, was nur etwa 10% des Saugbedürfnisses befriedigt<br />

(SCHEUERMANN, 1974). Um die Befriedigung des Sauganspruchs zu erhöhen, bietet<br />

sich die Nutzung spezieller Tränknippel an, die eine Verlängerung der Saugdauer verursachen<br />

(ZERBE, 2003). Zusätzlich verringert das frühzeitige Angebot von Kraftfutter das<br />

Besaugen von Artgenossen und Interieur (KITTNER und KURZ, 1967). Des Weiteren<br />

wurde in auf der Weide gehaltenen Mutterkuhherden festgestellt, dass die Kälber während<br />

der ersten zehn Lebenstage isoliert von der Herde im hohen Gras oder ähnlichem<br />

Bewuchs liegen. Erst mit der zweiten Lebenswoche folgen sie dem Muttertier<br />

(STEINHÖFEL, 2007), sodass einer separierten Aufstallung während der praxisüblichen<br />

ersten 14 Lebenstage aus ethologischer Sicht wenig entgegen steht und aus gesundheitlichen<br />

Aspekten zu be<strong>für</strong>worten ist. Wichtig ist, dass sich jede Form der Haltung an den<br />

Funktionskreisen des Verhaltens orientiert, wobei die Bedürfnisse des Kalbes in jedem<br />

der Funktionskreise zu befriedigen sind (SCHÄFFER et al., 2007). Anhand der Funktionskreise<br />

Nahrungsaufnahme, Sozial-, Ruhe- und Komfortverhalten, Bewegungsverhalten<br />

sowie der Einflüsse von Hygiene und Betreuung wurde durch SUNDRUM et al. (1994) in<br />

Zusammenarbeit mit dem Institut <strong>für</strong> Organischen Landbau der Uni Bonn der Tiergerechtheitsindex<br />

200 entwickelt. Dieser Bewertungsrahmen gibt die Möglichkeit, Stallsysteme<br />

auf ihre Tiergerechtheit hin zu bewerten. Nachfolgend ist eine Übersicht (Tabelle 3)<br />

über die Einflussfaktoren der tiergerechten Kälberhaltung dargestellt.<br />

9


Tabelle 3: Einflussgrößen auf die Tiergerechtheit der Haltung von Kälbern (aus:<br />

SCHÄFFER et al. (2007), nach SUNDRUM (2002)<br />

Einflussgröße/<br />

Funktionskreis<br />

beeinflusstes<br />

Verhalten<br />

Bauliche Voraussetzung/Management<br />

Kontrollaspekte/Indikatoren<br />

Raumstruktur<br />

Separater Liegebereich<br />

Ungestörtes Ruhen<br />

Liegedauer<br />

Flächen- und Raumangebot<br />

Großzügiger und trittsicherer<br />

Laufbereich,<br />

evtl. Auslauf<br />

Bewegung<br />

Flächenmaß, Gruppengröße<br />

Bodenqualität<br />

Trittsicherer und trockener<br />

Boden im Laufbereich;<br />

eingestreuter<br />

Liegebereich<br />

Ruhen, Komfort,<br />

Sozialverhalten,<br />

Bewegung<br />

Einstreuqualität,<br />

Trittsicherheit (SRT-<br />

Gerät)<br />

Sozialstruktur<br />

Gruppenhaltung<br />

Sozialverhalten,<br />

Erkundung, Bewegung<br />

Gruppenhaltung,<br />

Gruppengröße<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

Nahrungsangebot<br />

Rauhfutterangebot;<br />

Tränke über Saugnippel<br />

Erkundung, Spielen,<br />

Nahrungsaufnahme<br />

Wiederkauen,<br />

Verhaltensstörungen<br />

Art der Tränke, Besaugen<br />

(ja/nein),<br />

Inhaltsstoffe im<br />

Milchaustauscher<br />

Körperpflege<br />

Scheuermöglichkeiten;<br />

Gruppenhaltung<br />

Körperpflege<br />

(auch gegenseitig)<br />

Scheuermöglichkeiten<br />

2.3 Anforderungen <strong>für</strong> die Gesunderhaltung<br />

Wie bereits zuvor genannt, sollte ein Ziel der Kälberaufzucht die Gesunderhaltung dieser<br />

gerade während der ersten Lebenswochen besonders krankheitsanfälligen Tiere darstellen.<br />

Die Gesundheit der Neugeborenen wird von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise<br />

den Haltungsbedingungen, dem Management, der Kolostrumversorgung, den klimatischen<br />

Verhältnissen oder Stress beeinflusst. Zu den wichtigsten Verlustursachen<br />

zählen Durchfallerkrankungen (Diarrhoe), die anteilig etwa 50% der Aufzuchtverluste<br />

ausmachen können. Dazu kommen Erkrankungen der Lunge und Atemwege, die an zweiter<br />

Stelle als Ursache <strong>für</strong> Kälberverluste auftreten (DAVIS und DRACKLEY, 1998). Bereits<br />

während der Trächtigkeit kann über eine Mutterschutzimpfung Einfluss auf die spätere<br />

Immunisierung des Kalbes in Bezug auf stallspezifische Keime genommen werden<br />

(FRÖHNER, 2011). Der wichtigste Faktor <strong>für</strong> die Immunisierung des neugeborenen Kalbes<br />

ist die Versorgung mit maternalem Kolostrum, die die Aufnahme von Gammaglobulinen<br />

und somit die Versorgung mit wichtigen, spezifischen Antikörpern sichert (BUTLER,<br />

1973).<br />

10


Direkt nach der Kalbung beziehungsweise auch bereits während des Kalbevorganges<br />

wird das ungeschützte Jungtier zum ersten Mal mit pathogenen Erregern konfrontiert<br />

(BACHMANN et al., 1982), was bei mangelnden Hygienebedingungen im Abkalbebereich<br />

schnell zu Krankheiten führt. Aus diesem Grund sollte das Kalbeabteil idealerweise vor<br />

jeder Kalbung gereinigt werden (JANßEN-BRUNNECKE, 2008), was sich aus arbeitswirtschaftlicher<br />

Sicht als schwierig darstellt. Nach der Geburt sollte das Neugeborene<br />

schnellstmöglich von der Mutter entfernt, trockengerieben und möglichst in Einzelboxen<br />

untergebracht werden (JANßEN-BRUNNECKE, 2008), um den Keimdruck so gering wie<br />

möglich zu halten. Laut NIEWENHUIZEN (1999) sollte das Kalb am besten innerhalb der<br />

ersten 15 Minuten nach seiner Geburt mit Kolostrum versorgt werden, spätestens aber<br />

nach vier Stunden. Auch in der TierSchNutztV ist festgeschrieben, dass innerhalb der<br />

ersten vier Lebensstunden die Biestmilchversorgung zu gewährleisten ist. Von entscheidender<br />

Bedeutung ist vor allem in den ersten Lebenswochen die Versorgung und Kontrolle<br />

der Kälber, was eine Früherkennung von Krankheiten bewirken soll, sodass die Grundlage<br />

<strong>für</strong> die spätere Leistungsfähigkeit und das Adaptationsvermögen geschaffen wird<br />

(RADEMACHER et al., 2004). Um optimale Bedingungen <strong>für</strong> die Gesundheit der neugeborenen<br />

Kälber zu schaffen, hat MÜNNICH (2000) ein 10-Punkte-Programm erarbeitet,<br />

wo sie auf die wichtigsten und entscheidenden Maßnahmen eingeht:<br />

1. „optimale Färsenaufzucht und Anpaarung (Körperkondition, Bulle); Kühe beim<br />

Trockenstellen auf 5 l Milch füttern, 3 Wochen vor der Geburt Steigerung auf potentielle<br />

Leistung<br />

2. 6 Wochen vor der Kalbung in den Bestand einstellen: Entwicklung einer ausreichenden<br />

Immunitätslage (Antikörperqualität Kolostrum)<br />

3. Regelmäßig desinfizierte Abkalbeplätze, sofortige Behandlung der trächtigen Tiere<br />

bei Durchfall, Euter- und Klauenerkrankungen (Bakterienquelle!)<br />

4. Geburtsüberwachung, Geburtshygiene<br />

5. Eingriffe nicht zu früh, dosierter Zug, aber rechtzeitige assistierte Geburtshilfe<br />

6. Sofortmaßnahmen bei Kälbern nach Schwergeburten zur Stimulation lebenswichtiger<br />

Funktionen<br />

7. Nabeldesinfektion an den ersten beiden Lebenstagen! In die Mundhöhle möglichst<br />

nicht oder nur mit gereinigten Fingern fassen.<br />

8. Kolostrum innerhalb von 2 Stunden, 2 kg<br />

9. Kontrolle auf Fehlbildungen und geburtsbedingte Verletzungen sowie weitere<br />

Krankheitsanzeichen<br />

10. Punkte 1 bis 9 im Schlaf beherrschen!“<br />

11


Als häufigste perinatale Verlustursache gibt MÜNNICH (2000) Geburtsstörungen des Muttertieres<br />

an, die zur Erstickung oder aber zu Atemfunktionsstörungen des Kalbes führen<br />

können. Hat das Kalb die ersten 24 Lebensstunden überstanden, treten auf Grund mangelhaften<br />

Managements und Hygiene häufig Infektionskrankheiten wie Pneumonie (Lungenentzündung)<br />

oder Diarrhoe auf. „Die neonatale Kälberdiarrhoe (ND) tritt vor allem in<br />

den ersten zwei Lebenswochen auf“, heißt es in einem Artikel von KASKE (2002), und<br />

lässt sich auf das Zusammenwirken verschiedener Faktoren zurückführen. KASKE nennt<br />

als mögliche Ursachen Fütterungsfehler, Keimdruck und eine ungenügende Versorgung<br />

mit Kolostrum. TISCHER (2009) ergänzt dies mit Stress als Ursache, hervorgerufen durch<br />

Transport, hohe Belegdichten, Überfütterung und vermehrt wechselnde Tränktemperaturen.<br />

Laut einer Münchener Studie von BALJER et al. (1987), die während der Jahre 1984<br />

bis 1986 durchgeführt wurde, ist diese Form der Erkrankung in den meisten Fällen bedingt<br />

durch Erreger wie Rotaviren, Coronaviren, E.-coli-K99-Keime und Kryptosporidien.<br />

Vor allem während der ersten fünf Lebenstage wurden vermehrt Rota- und Coronaviren<br />

als Ursache <strong>für</strong> den Durchfall festgestellt, die anderen Erreger wurden vermehrt im Alter<br />

von 6-14 Tagen nachgewiesen. Außerdem konnten BALJER et al. (1987) keinen Zusammenhang<br />

zwischen der Jahreszeit und der Häufigkeit der auftretenden Erreger feststellen.<br />

Die ND ist vor allem so gefährlich, weil die Kälber schnell dehydrieren und den Saugreflex<br />

verlieren. Des Weiteren verzeichnet diese Erkrankung eine ausgesprochen ausgeprägte<br />

hohe Morbidität und gefährdet somit den gesamten Kälberbestand (TISCHER, 2009).<br />

Ausgesprochen wichtig bei der Behandlung dieser Faktorenkrankheit ist neben der frühzeitigen<br />

Erkennung die richtige Art der Behandlung. Zu diesem Zweck sollten bereits bei<br />

geringsten Anzeichen <strong>für</strong> ND Kotproben entnommen und untersucht werden, um eine<br />

zielgerichtete Bekämpfung der Erreger durchführen zu können. Hier ist zu beachten, dass<br />

die Proben vor einer antibiotischen Behandlung entnommen werden, da sich die Keime<br />

sonst nicht nachweisen lassen (TISCHER, 2009). Neben der antibiotischen Behandlung,<br />

die nur bei hohem Fieber oder bakteriell bedingten Begleiterkrankungen empfohlen wird,<br />

sollten die Neugeborenen laut TISCHER (2009) neben der Versorgung mit Milchtränke<br />

unbedingt dreimal täglich mit einer Elektrolyttränke versorgt werden. Nur so können das<br />

entstehende Energiedefizit und die Elektrolytimbalance verringert und Dehydration sowie<br />

Hungertod vermieden werden. HEITING (2000b) empfiehlt, um Durchfallerkrankungen<br />

vorzubeugen, den Zusatz von Pektinen oder Milchsäurebakterien in die Tränke, die Absenkung<br />

des Milch-pH-Wertes auf 4,5 und stellt dar, dass das Kolostrum auf keinen Fall<br />

mit Wasser verdünnt werden darf. Werden auf einem Betrieb vermehrt Kolibakterien,<br />

Corona- oder Rotaviren als ursächlich <strong>für</strong> ND ausgemacht, empfiehlt TISCHER (2009)<br />

eine Mutterschutzimpfung, die während der Trockenstehperiode bis zu zwei Mal durchgeführt<br />

werden sollte. Die gebildeten Antikörper können dann über eine verlängerte Biestmilchperiode<br />

(bis zu zwölf Tage) an die Kälber weitergegeben werden, sodass diese pas-<br />

12


siv immunisiert werden. Weitere prophylaktische Maßnahmen stellen eine passive Immunisierung<br />

über Seren oder eine aktive Immunisierung in Form einer Schluckimpfung der<br />

Neugeborenen dar (MÜNNICH, 2000). Außerdem sollten Infektionsketten durch ein kontinuierliches<br />

Rein-Raus-Prinzip durchbrochen werden, dazu gehören auch die Zwischenreinigung<br />

und -desinfektion (TISCHER, 2009). RADEMACHER (2003) stellte fest, dass<br />

die Einzelhaltung eine positive Auswirkung auf das Risiko der Erkrankung an Durchfall<br />

hat, außerdem beschrieben SVENNSON et al. (2003) einen schwierigeren Krankheitsverlauf<br />

in Gruppenhaltung.<br />

Die zweithäufigste Verlustursache in der Kälberaufzucht sind Pneumonien (DAVIS und<br />

DRACKLEY, 1998). Als Hauptursachen <strong>für</strong> die Lungenentzündungen sind mangelhafte<br />

Luftqualität, die virale Belastung durch bereits erkrankte Tiere in unmittelbarer Nähe sowie<br />

auch der sekundäre Befall mit Bakterien, der die Erkrankung verstärkt, zu nennen<br />

(SENNHAUSER, 2010). Dazu kommen die Gefahren durch eine zu hohe relative Luftfeuchte<br />

und Zugluft (KUNZ, 2008). Die respiratorischen Erkrankungen haben eine weniger<br />

starke Auswirkung auf die spätere Entwicklung als die Magen-Darm-Infektionen. Die<br />

größten Auswirkungen haben Doppelerkrankungen von Diarrhoe und Pneumonie. Bis die<br />

Tiere ein halbes Jahr alt sind, ist an der Entwicklung ein deutlicher negativer Unterschied<br />

zu erkennen, danach beginnt ein kompensatorisches Wachstum, sodass die Tiere mit<br />

Doppelerkrankungen im Alter von 12 Monaten bereits ein höheres Lebendgewicht haben<br />

können als diejenigen, die ausschließlich an Diarrhoe erkrankten (TRILK et al., 2000).<br />

WÖHR et al. (2000) stellten fest, dass es bei Einzeligluhaltung vermehrt in den Wintermonaten<br />

zu Erkrankungen an Pneumonie kommt und insgesamt das Risiko von Diarrhoe<br />

und Pneumonie in Gruppenhüttenhaltung am geringsten ist.<br />

Von ausschlaggebender Wichtigkeit, um Kälber gesund zu halten, ist die frühzeitige Erkennung<br />

von Gesundheits- und Verhaltensveränderungen. Zu diesem Zweck empfiehlt<br />

GRAUVOGL (1997), die Tiere wenigstens zwei Mal pro Tag zu kontrollieren. Laut<br />

MARTIN et al. (1975) ist das Management der entscheidende Faktor, um Erkrankungen<br />

und deren Übertragung zu verhindern. Selbst bei einem raschen Blick ist schnell zu erkennen,<br />

ob die Tiere gesund sind oder nicht. Ein gesundes Kalb ist frei von Verschmutzungen<br />

an den hinteren Gliedmaßen und im Afterbereich und hat glattes und glänzendes<br />

Fell. Ein weiteres Indiz ist der Nabel, der weder verdickt noch warm sein sollte, außerdem<br />

ist die Schmerzempfindlichkeit in diesem Bereich zu prüfen (LANGE, 2004). Des Weiteren<br />

lässt sich der Gesundheitsstatus schnell über die Überprüfung der rektalen Körpertemperatur<br />

feststellen, die laut ROSENBERGER et al. (1990) zwischen 38,5 und 39,5°C liegen<br />

sollte.<br />

2.4 Kälberverluste<br />

Zu den Zielen der Kälberaufzucht zählen unter anderem eine ökonomisch sinnvolle Aufzucht<br />

sowie gesunde, optimal versorgte Kälber (HEITING, 2000a). Unter Beachtung die-<br />

13


ser Aspekte wird deutlich, dass es sowohl aus ökonomischer wie auch aus tierschutzrechtlicher<br />

Sicht erforderlich ist, die Kälberverluste so gering wie möglich zu halten. Laut<br />

BRÄNDLE (2007) liegen die Kälberverluste im deutschen Bundesdurchschnitt bei über<br />

zehn Prozent. Betrachtet man die Auswertungen des Arbeitskreises Rind der LMS Agrarberatung<br />

in Mecklenburg-Vorpommern (Tabelle 4), so wird deutlich, dass sich die Verlustraten<br />

innerhalb der letzten zehn Jahre zwar um fast sechs Prozentpunkte verringert haben,<br />

aber dennoch <strong>für</strong> das Jahr 2011 bei 12,5% liegen. Hiervon betragen die reinen Aufzuchtverluste,<br />

also Verluste nach den ersten 24 Lebensstunden 6,5%.<br />

Tabelle 4: Kälberverluste in Mecklenburg-Vorpommern in % (nach Arbeitskreis Rind der<br />

LMS Agrarberatung)<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Totgeburten 9,5 9,0 8,3 8,3 8,7 8,3 8,2 8,0 7,9 7,5<br />

Aufzuchtverluste 8,6 9,3 7,9 8,0 6,6 6,4 6,9 5,9 5,9 6,5<br />

Kälberverluste<br />

gesamt<br />

18,1 18,3 16,2 16,2 15,2 14,4 14,6 12,9 12,3 12,5<br />

Zwischen den Verlusten der einzelnen Betriebe liegt eine erhebliche Varianz. So lagen<br />

beispielsweise 2011 die Aufzuchtverluste bei Betrieben mit einer Herdengröße von mehr<br />

als 600 Tieren bei 4,9%, die Betriebe mit einem Bestand von 400-600 Kühen hingegen<br />

hatten Aufzuchtverluste in Höhe von 8% zu verzeichnen. Noch deutlicher wurde die<br />

Spannweite im Jahr 2005. Hier lag die Differenz der Aufzuchtverluste zwischen Betrieben<br />

9.000Mkg/Kuh/Jahr bei 7,6 Prozentpunkten zugunsten<br />

der höherleistenden Herden. Die Totgeburtenrate hielt sich während der letzten<br />

fünf Jahre relativ konstant und sank im Jahr 2010 erstmalig unter 8%. Betrachtet man die<br />

letzten 21 Jahre, ist zu sehen, dass sich die Totgeburtenrate in Mecklenburg-Vorpommern<br />

von 1991 bis 2000 mehr als verdoppelt hatte. Sie stieg von 5,2 auf 11,7% an und fiel erst<br />

danach wieder ab. Dieser Aspekt war auf die ungünstigen Bedingungen während der<br />

Zucht vom SMR zu Deutschen Holsteins zurückzuführen (JAHNKE und WOLF, 2001).<br />

Vor Allem während der ersten 28 Lebenstage sollte den neugeborenen Kälbern erhöhte<br />

Aufmerksamkeit geschenkt werden, da hier die höchsten Verluste zu verzeichnen sind.<br />

Als Ursache ist hier bei etwa 75% der abgegangenen Kälber die Infektion mit Bakterien<br />

und Viren sowie Parasitenbefall (vorrangig Kryptosporidien) zu nennen. Das gesamte<br />

Aufzuchtmanagement ist <strong>für</strong> etwa 80% der Verluste verantwortlich und muss in vielen<br />

Fällen im Bezug auf Immunisierung und Infektionsketten überdacht werden (BRÄNDLE,<br />

2007).<br />

14


2.4.1 Einflüsse auf die Höhe der peri- und postnatalen Verluste<br />

Der perinatale Verlust umschließt begrifflich alle während oder innerhalb von 24 Stunden<br />

nach der Geburt verendeten Kälber (PHILIPSSON, 1976). Alle Verluste, die im Anschluss<br />

während der Aufzuchtphase zu verzeichnen sind, werden als postnatal bezeichnet. Die<br />

Einflussfaktoren auf die Verlustsituation sind vielschichtig.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern lagen die perinatalen Verluste der Milchviehbetriebe, die<br />

durch die LMS beraten werden, während der letzten fünf Jahre zwischen 7,5 und 8.3%<br />

(LMS, Arbeitskreis Rind). Einfluss auf die Kälberverluste während oder innerhalb von 24<br />

Stunden nach der Geburt nehmen laut STREIT (1990) die Körperkondition (BCS) des<br />

Muttertieres, das Geschlecht des Kalbes, die Rasse, der Geburtsverlauf und somit die<br />

Geburtshilfemaßnahmen, das Geburtsgewicht, die Tragezeit, Parität und die Abstammung<br />

des Kalbes (z.B. Masthybriden). Diese Einflussfaktoren stehen in engem Zusammenhang<br />

zueinander. So zeichnen sich beispielsweise männliche Kälber gegenüber weiblichen<br />

durch ein höheres Geburtsgewicht und in Folge dessen durch einen häufig erschwerten<br />

Geburtsverlauf aus (ALPS, 1987). Außerdem spielt in Milchviehbeständen die väterliche<br />

Abstammung des Kalbes in Hinsicht auf die Geburt eine entscheidende Rolle. Werden<br />

Milchkühe mit Bullen von Fleischrindrassen angepaart, steigt der Anteil der Geburten, bei<br />

denen Hilfestellung gegeben werden muss. Dies ist auf das höhere Geburtsgewicht zurückzuführen.<br />

Besonders bei Kälbern, die von großrahmigen Fleischrindrassen abstammen,<br />

zeigen sich die Probleme während des Geburtsverlaufs (ALPS, 1987). Ein weiterer<br />

Einflussfaktor des Kalbes auf den Geburtsverlauf und somit die Verlustsituation ist die<br />

Position im Mutterleib. Liegt das Kalb wie gewünscht zur Geburt in Vorderendlage, kommt<br />

es seltener zu Komplikationen als bei Steißgeburten. Der Geburtsweg wird nicht ausreichend<br />

vorgeweitet und es droht eine Unterbrechung der Sauerstoffversorgung des Kalbes<br />

durch Abdrücken der Nabelschnur ab Beckenknochen der Kuh (MÜNNICH, 2000). Eine<br />

erhöhte perinatale Verlustrate gepaart mit einer stärker ausgeprägten Krankheitsanfälligkeit<br />

ist auffällig bei Kälbern aus Zwillingsträchtigkeiten. Die Neigung zu Zwillingsträchtigkeiten<br />

wird hierbei mit einer Heritabilität von h 2 = 0,05 vererbt (CADY und VLECK, 1978).<br />

Auch durch das Muttertier wird der Geburtsverlauf stark beeinflusst. So ergibt sich ein<br />

Unterschied im Geburtsverlauf und den perinatalen Verlusten in Hinsicht auf die Parität<br />

(Tabelle 5). Geburten pluriparer Kühe verlaufen weniger kompliziert und die perinatalen<br />

Verluste sind gegenüber Erstgebärenden geringer (STREIT, 1990). Schwergeburten können<br />

außerdem durch die Enge des Beckens, eine mangelhafte Eröffnungsphase während<br />

der Geburt, Gebärmutterdrehungen oder durch die Enge der Scham bedingt sein. Die<br />

Enge der Geburtswege wird neben der genetischen Anlage auch durch den Fütterungszustand<br />

der Kuh beeinflusst. Aus langjährigen Datenerhebungen der Landesforschungsanstalt<br />

<strong>für</strong> Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern auf einem Versuchsbetrieb<br />

geht hervor, dass sich der Kalbeverlauf mit steigender Kondition des Muttertieres<br />

15


tendenziell verschlechtert (mündliche Mitteilung LOSAND, LFA MV, 2013). Außerdem<br />

können Geburtsstörungen aus einer verlängerten Tragzeit und der damit verbundenen<br />

Größe des Kalbes resultieren (MÜNNICH, 2000).<br />

Tabelle 5: Schwer- und Totgeburtenrate bei Holstein Friesian in Abhängigkeit von der<br />

Parität des Muttertiers (nach STREIT, 1990)<br />

Schwergeburtenrate in %<br />

bei Primiparen bei Pluriparen Autor<br />

6,9 1,6 BAR ANAN et al. (1976)<br />

16,9 6,9 (2. Kalb)<br />

3,6 (≥ 3. Kalb)<br />

MEY et al. (1978)<br />

9,2 8,0 RON et al. (1986)<br />

44,0 19,0 (2. Kalb)<br />

13,0 (≥ 3. Kalb)<br />

MEE (1987)<br />

Totgeburtenrate in %<br />

bei Primiparen bei Pluriparen Autor<br />

3,6 4,1 RON et al. (1986)<br />

7,7 3,8 WELLER et al. (1988)<br />

Da Schwergeburten und die damit verbundene Geburtshilfe zu einer verminderten Vitalität<br />

der Kälber führen (BRAUCHLE, 2001), sollte der Kontrolle der hochtragenden Tiere und<br />

Gebärenden, aber auch der Neugeborenen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit gewidmet<br />

werden. Als wichtigste Maßnahmen führen FRÖHNER und REITER (2005) an:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Geburtsüberwachung<br />

Geburtshygiene (Mensch, Tier, Stall, Geräte)<br />

Eingriffe nicht zu früh, dosierter Zug, aber rechtzeitig assistierte Geburtshilfe<br />

Sofortmaßnahmen bei Kälbern nach Schwergeburten zur Stimulation lebenswichtiger<br />

Funktionen<br />

Nabeldesinfektion an den ersten beiden Lebenstagen<br />

In Mundhöhle möglichst nicht oder nur mit gereinigten Fingern fassen“<br />

Die postnatalen Aufzuchtverluste sind in der Regel geringer als die perinatalen Verluste.<br />

Das größte Verlustrisiko besteht innerhalb der ersten drei Lebenswochen. Im weiteren<br />

Verlauf der Aufzucht verenden kaum Tiere (MARTIN et al., 1975). Anders als die perinatalen<br />

Verluste sind die Aufzuchtverluste in großem Maß vom Management und der Haltungsumwelt<br />

abhängig (STREIT, 1990). Von entscheidender Bedeutung sind die Geburtshygiene<br />

und die Kolostrumversorgung. Bereits während der Geburt wird das hochempfindliche<br />

Kalb mit pathogenen Keimen konfrontiert (BACHMANN et al., 1982). Gerade<br />

während der ersten 14 Lebenstage treten vermehrt Durchfallerkrankungen auf (KASKE,<br />

2002). Zur Vermeidung von Diarrhoe ist es unbedingt erforderlich, die Abkalbebucht sauber<br />

zu halten. JANßEN-BRUNNEKE (2008) empfiehlt eine Reinigung des Abteils nach<br />

16


jeder Kalbung. Außerdem ist auf eine optimal durchgeführte passive Immunisierung mit<br />

Hilfe des mütterlichen Kolostrums oder, wenn nötig, eines Kolostrumvorrats zu achten<br />

(siehe Abschnitt 2.5.2). DONOVAN et al. (1998) stellten fest, dass über ein Drittel der<br />

Kälber im ersten Lebenshalbjahr verenden, wenn sie nicht mit Kolostrum versorgt werden.<br />

Ein Grund ist neben den auftretenden Erkrankungen auch die Schwäche der empfindlichen<br />

Tiere. Wenn die Tiere unter starken Krankheitsbildern leiden, vermindert sich die<br />

Futter- und Flüssigkeitsaufnahme, bis der Organismus im schlimmsten Fall so geschwächt<br />

ist, dass das Kalb stirbt (DONOVAN et al., 1998). Um das neugeborene Kalb<br />

mit so wenig Keimen wie möglich in Verbindung zu bringen, sollte es möglichst schnell<br />

von der Mutter entfernt und bevorzugt in Iglus untergebracht werden (FRÖHNER und<br />

REITER, 2005). Diese Haltungsform ist im Bezug auf die Luftqualität zu bevorzugen, um<br />

Atemwegserkrankungen zu vermeiden (siehe Abschnitt 2.5.1). Bereits eine einzige Erkrankung<br />

während der Aufzuchtphase führt zu verminderten Wachstumsleistungen und<br />

schränkt so die Leistungsfähigkeit der Kälber ein (TRILK et al., 2000). Zur Vermeidung<br />

von Magen-Darm-Erkrankungen ist unbedingt auf die richtige Tränkmenge, Tränktemperatur<br />

und Qualität der Tränke zu achten (siehe Abschnitt 2.2.2). Über den Einfluss der<br />

Jahreszeit auf die Höhe der postnatalen Verluste gibt es bei verschiedenen Autoren unterschiedliche<br />

Auffassungen, sodass keine eindeutige Aussage getroffen werden kann.<br />

2.4.2 Ökonomische Bewertung von Kälberverlusten<br />

Geht ein Kalb durch Totgeburt oder während der Aufzucht verloren, fehlt nicht nur ein Tier<br />

<strong>für</strong> die Reproduktion, sondern es entstehen auch häufig erhebliche finanzielle Einbußen.<br />

Tot- und Schwergeburten belasten zusätzlich die Gesundheit des Muttertieres und führen<br />

vermehrt zu Leistungseinbußen und Fruchtbarkeitsproblemen. Diese Belastung führt zum<br />

Teil dazu, dass Kühe bereits zu Beginn der Laktation abgehen und keinen Beitrag zur<br />

Milchproduktion des Betriebes leisten (JAHNKE und WOLF, 2001).<br />

Je nachdem, in welchem Altersabschnitt ein Kalb verendet, sind unterschiedliche Höhen<br />

der finanziellen Verluste zu berücksichtigen. Während bei Verendungen während oder<br />

kurz nach der Kalbung nur der Tierwert als Verlust anzusehen ist, kommen bei späteren<br />

Abgängen zusätzlich Futter-, Lohn- und Behandlungskosten hinzu. Außerdem entstehen<br />

weitere Kosten durch das Fehlen der weiblichen Tiere <strong>für</strong> die Reproduktion und den<br />

Zuchtfortschritt, da bei hohen Verlusten Tiere zugekauft werden müssen (BRÄNDLE,<br />

2007). Durchschnittlich verenden die Kälber innerhalb der ersten 14 Lebenstage etwa am<br />

siebten Tag nach der Geburt (Referenzbetriebe der LFA MV). Geht man demnach von<br />

einer dreitägigen Kolostrumversorgung und anschließender MAT-Tränkung aus, werden<br />

die Kälber über 4 Tage mit Kosten verursachendem Milchaustauscher versorgt. Das Kolostrum<br />

selbst muss in die Kostenaufstellung nicht eingerechnet werden, da dieses bei<br />

Nichtnutzung verworfen werden müsste. 100 kg MAT kosten im Durchschnitt 165 € (Refe-<br />

17


enzbetriebe der LFA MV). Legt man eine tägliche Tränkmenge von 8 l zu Grunde und ein<br />

Mischungsverhältnis von 140 g MAT je angerührter Liter Tränke, kostet die Versorgung<br />

des Kalbes pro Tag etwa 1,85 €. Verendet das Kalb demnach am siebten Lebenstag, entstehen<br />

7,40 € Tränkkosten. Zusätzlich müssen <strong>für</strong> die Entsorgung des toten Tieres in<br />

Mecklenburg-Vorpommern derzeit 17,83 € bezahlt werden (persönliche Mitteilung<br />

HARMS, LFA MV, 2013).<br />

Demzufolge kostet ein am 7. Lebenstag verendetes Kalb mindestens 25,23 €. Dazu<br />

kommen Tierarzt- und Medikamentenkosten <strong>für</strong> das Kalb, aber auch <strong>für</strong> die Kuh, die nach<br />

Schwergeburten eventuell behandelt werden muss. Des Weiteren können eingeplante<br />

Erlöse durch beispielsweise Verkauf des Kalbes am 14. Lebenstag nicht geltend gemacht<br />

werden, Kühe haben nach Schwergeburten Minderleistungen und Fruchtbarkeitsprobleme<br />

und der züchterische Fortschritt durch fehlende Tiere <strong>für</strong> die Reproduktion leidet<br />

(BRÄNDLE, 2007; JAHNKE und WOLF, 2001). Je nachdem, welche Folgekosten die<br />

Verendung des Kalbes mit sich bringt, entstehen Verluste in unterschiedlicher Höhe. Diese<br />

sind schwer einschätzbar und demnach auch kaum in ihrer komplexen Gesamtheit in<br />

einer Kalkulation zu berechnen.<br />

2.5 Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Entwicklung der Kälber<br />

Die Entwicklung und Gesundheit der neugeborenen Kälber hängt entscheidend mit dem<br />

Management und dem Haltungsverfahren zusammen. Nur gesunde und leistungsstarke<br />

Kälber können mit Eintritt in die erste Laktation hohe Milchleistungen erzielen und über<br />

mehrere Jahre hinweg einen Beitrag zur Produktivität des Betriebes leisten.<br />

2.5.1 Haltungsverfahren<br />

Die Haltung und Versorgung des neugeborenen Kalbes nehmen wesentlichen Einfluss<br />

auf die Gesundheit und Entwicklung des Tieres. Das Krankheitsgeschehen wird im Wesentlichen<br />

durch die Luftqualität, -feuchte und -geschwindigkeit, den Keimdruck, die Temperatur<br />

und Stress beeinflusst (KUNZ, 2008). In zahlreichen Studien wurden die Auswirkungen<br />

unterschiedlicher Haltungsverfahren untersucht.<br />

Bereits seit vielen Jahren hat sich die Einzelhaltung der neugeborenen Kälber während<br />

der ersten 14 Lebenstage etabliert. Eine Vielzahl von Betrieben nutzt Kälberiglus <strong>für</strong> die<br />

Unterbringung der Neugeborenen in diesem Altersabschnitt. Iglus werden durch verschiedene<br />

Hersteller angeboten und haben sich bei Außenklimabedingungen bewährt (WOLF<br />

et al., 2001). Die Gestaltung des Haltungsraumes in den Einzelhütten, die in der Regel mit<br />

einem Auslauf versehen sind, richtet sich nach der TierSchNutztV und muss somit Mindestmaße<br />

von 120cm l x 80cm b x 80cm h aufweisen. Ein trockener, geschützter Liegebereich<br />

ist vorzuweisen. Laut STEINHÖFEL (2007) spricht der Einzelhaltung während der<br />

18


ersten Lebenstage aus ethologischer Sicht nichts entgegen, da Kälber nach der Geburt<br />

auf naturnahen Weideflächen während der ersten zehn Lebenstage isoliert von der Herde<br />

im Gras liegen. Erst ab der zweiten Lebenswoche beginnen sie damit, dem Muttertier zu<br />

folgen und sich der Herde nach und nach anzuschließen. Für die Haltung von Kälbern in<br />

Iglus oder Kaltställen sind keine Grenzwerte <strong>für</strong> Schadgaskonzentrationen, Lufttemperatur<br />

oder Luftfeuchte angegeben. Die <strong>für</strong> die Warmstallhaltung in der TierSchNutztV vorgeschriebenen<br />

Grenzen werden lediglich im Bereich der relativen Luftfeuchte überschritten,<br />

die in den Außenklimasystemen im Mittel zwischen 83 und 89% liegt (STEINHÖFEL,<br />

2007). Als problematisch zeichnet sich die Temperaturentwicklung innerhalb des Iglus<br />

während der Sommermonate ab. Hier liegen die Werte innerhalb des Iglus teilweise über<br />

mehrere Stunden am Tag 10°C über der Außentemperatur (Abbildung 1). Auf einen geeigneten<br />

Standort mit Beschattung sowie eine gute Luftführung mit Hilfe von Lüftungsklappen<br />

ist besonders zu achten (WOLF et al., 2001). Als sinnvoll hat sich die Aufstellung<br />

der Iglus an einer nach Osten oder Norden ausgerichteten Stallwand erwiesen. Es ist dabei<br />

darauf zu achten, dass sie nicht im Abluftbereich von Stallungen stehen<br />

(STEINHÖFEL, 2007). Während der Wintermonate ist im Besonderen auf die Bereitstellung<br />

eines trockenen Liegebereichs zu achten. Außerdem sollte dieser unbedingt frei von<br />

zu starkem Luftzug sein, die Windgeschwindigkeit sollte 0,2 m/s nicht überschreiten (DLZ,<br />

2007). Für die zusätzliche Lieferung von Energie <strong>für</strong> die Wärmeproduktion sollten dem<br />

Kalb 2-3 MJ ME <strong>für</strong> jede Dekade Temperaturabnahme bereitgestellt werden. Dies kann<br />

über eine Erhöhung des MAT-Pulvers in Höhe von 20-30 g pro fertigem Liter Tränke erfolgen.<br />

Wichtig ist es, gerade im Winter, die optimale Tränktemperatur einzuhalten. So<br />

können Verdauungsstörungen und Durchfallerkrankungen minimiert werden<br />

(STEINHÖFEL, 2007). Außerdem wird so vermieden, dass das Kalb Energie verbraucht,<br />

um die aufgenommene Tränke zu erwärmen.<br />

Abbildung 1: Temperaturverlauf in einer Kälberhütte vom 13. bis 14. August 1998, (WOLF<br />

et al., 2001)<br />

19


In Untersuchungen von KUNZ (1983) zeigte sich, dass Kälber, die während der Wintermonate<br />

unter Außenklimabedingungen gehalten wurden, bei gleicher Gewichtsentwicklung<br />

eine höhere Futteraufnahme zeigen als im Warmstall aufgezogene Tiere. Außerdem<br />

wurde festgestellt, dass Kälber bereits bei Temperaturen unter 10°C versuchen, mit Hilfe<br />

der Liegeposition die Wärmeabgabe an die Umwelt zu verringern. Die Tiere, die während<br />

des Versuchs in einem Kaltstall untergebracht waren, wiesen im Gegensatz zu den im<br />

Warmstall beherbergten Tieren eine höhere Rektaltemperatur auf. Aus diesen Ergebnissen<br />

schlussfolgerte KUNZ (1983), dass sich neugeborene Kälber bei einer Umgebungstemperatur<br />


Stallhaltung im Vergleich zu Außenklimahaltung. Während in den Wintermonaten die täglichen<br />

Zunahmen von im Stall gehaltenen Tieren höher waren, war es während der Sommermonate<br />

umgekehrt. Hier hatten die in Iglus untergebrachten Kälber bei gleicher Fütterung<br />

während der ersten sieben Lebenstage höhere Zunahmen zu verzeichnen. Dieses<br />

Ergebnis wird darauf zurückgeführt, dass die Kälber, die im Winter draußen gehalten wurden,<br />

während der ersten Woche unter kältebedingtem Stress litten (MCKNIGHT, 1978).<br />

Auch eine Untersuchung von HILL et al. (2011) bestätigt das bessere Wachstum von Kälbern<br />

in Stallhaltung während der Wintermonate, wobei nachweislich eine 4% höhere Futterverwertung<br />

der Grund war. Unterschiede ergeben sich auch durch die Wahl der Einstreu.<br />

Streut man die Einzelboxen mit Stroh ein, entwickeln sich die Gewichte im Gegensatz<br />

zu Sand als Untergrund besser und die Tiere haben keine Scheuerstellen. In den<br />

Sommermonaten zeigt sich, dass sich die Kälber in der Stallhaltung besser entwickeln,<br />

wenn die Luft tagsüber mit Hilfe eines Lüfters heruntergekühlt wird und zirkuliert. Außerdem<br />

senkt diese Maßnahme die Atemfrequenz herab (HILL et al., 2011). Da bei Stallhaltung<br />

die Luft stärker mit Staub und Schadgasen belastet ist als unter Außenklimabedingungen,<br />

ist hier im Besonderen auf die Vermeidung respiratorischer Erkrankungen zu<br />

achten.<br />

Insgesamt ist zu beobachten, dass Kälber unter außenklimatischen Verhältnissen im Iglu<br />

gesünder sind und weniger Tiere sterben als im Warmstall. Dies ist auf die bessere Luftqualität<br />

zurückzuführen, die dazu beiträgt, dass besonders Atemwegserkrankungen einen<br />

weniger schweren Verlauf haben als im Warmstall (SANFTLEBEN, 2007). In ungarischen<br />

Untersuchungen konnten die Aufzuchtverluste teilweise bis zu 25% gesenkt werden,<br />

wenn die Neugeborenen im Außenklima gehalten wurden (STREIT, 1990). Ursachen <strong>für</strong><br />

respiratorische Erkrankungen im Außenklima liegen bei zu starker Luftzirkulation und einem<br />

fehlenden Kleinklimabereich, was vorwiegend während der kälteren Jahreszeit der<br />

Fall ist (KUNZ, 2006). Dennoch kann die Verlustrate im Vergleich zur Warmstallhaltung<br />

deutlich herabgesetzt werden (RICHTER und KARRER, 2006).<br />

2.5.2 Kolostrumversorgung<br />

Laut DUDEN ist das Kolostrum als „milchartiges Sekret der weiblichen Brustdrüsen, das<br />

vor und noch einige Tage nach einer Geburt abgesondert wird“ definiert. Es enthält <strong>für</strong><br />

das Kalb wichtige Immunstoffe, die es vor Infektionskrankheiten durch Keime aus der<br />

Umwelt schützen (MÜNNICH, 2000).<br />

Laut NIEWENHUIZEN (1999) sollte das Kalb innerhalb der ersten 15 Lebensminuten mit<br />

Kolostrum versorgt werden, spätestens aber nach vier Stunden. MÜNNICH (2000) empfiehlt<br />

die Versorgung der Neugeborenen innerhalb der ersten zwei Lebensstunden mit 2<br />

kg Kolostrum. BRANDES (2002) verweist auf die Notwendigkeit, während der ersten 24<br />

Lebensstunden des Kalbes insgesamt vier Liter Kolostrum zu verabreichen. „Das erste<br />

21


Gemelk nach dem Kalben stellt <strong>für</strong> das Kalb die wichtigste Immunoglobulin- und Nährstoffquelle<br />

dar“ (SCHÄFFER et al., 2007). Hier sind die höchsten Konzentrationen an Antikörpern<br />

zu verzeichnen, wie aus Tabelle 6 hervorgeht, und die Resorptionsfähigkeit des<br />

Kalbes ist in den ersten Lebensstunden am höchsten. Außerdem spielt die Menge des<br />

aufgenommenen Erstgemelks eine entscheidende Rolle <strong>für</strong> die Konzentration der Immunoglobuline<br />

im Blut (HEITING, 2006), die weiteren Gaben sind laut einer Studie von<br />

MCMORRAN (2006) weniger bedeutend. KRUSE empfahl 1970, dass Kälber während<br />

der ersten zwölf Lebensstunden mindestens 100g Immunoglobuline aufnehmen sollten,<br />

um eine ausreichende Konzentration im Blut erreichen zu können.<br />

Tabelle 6: Inhaltsstoffe von Kolostralmilch und Milch, aus FRÖHNER und REITER (2005)<br />

nach FOLEY und OTTERBY (1978); MIELKE (1994)<br />

Inhaltsstoffe 1. Gemelk 2. Gemelk 3. Gemelk Milch<br />

spezifisches Gewicht 1,056 1,040 1,035 1,032<br />

Trockenmasse (%) 23,9 17,9 14,1 12,9<br />

Protein (%) 14,0 8,4 5,1 3,1<br />

Casein (%) 4,8 4,3 3,8 2,5<br />

IgG (mg/ml) 48,0 25,0 15,0 0,6<br />

Fett (%) 6,7 5,4 3,9 3,7<br />

Laktose (%) 2,7 3,9 4,4 5,0<br />

Des Weiteren spielt die Qualität des Kolostrums eine äußerst wichtige Rolle <strong>für</strong> die passive<br />

Immunisierung der Neugeborenen. Diese kann zuverlässig über den Gehalt an Laktose<br />

und Fett bestimmt werden (FRÖHNER und REITER, 2005). Für eine zuverlässige Wirkung<br />

der Biestmilch gegen stallspezifische Keime ist es erforderlich, die hochtragenden<br />

Tiere mindestens acht Wochen vor Geburtstermin einzustallen. Nur so werden durch die<br />

Muttertiere spezifische Antikörper gebildet und im Kolostrum angereichert (HEITING,<br />

2006). Auch eine Mutterschutzimpfung trägt bei vermehrtem Auftreten von Kolibakterien<br />

sowie Rota- und Coronaviren zur Immunisierung des Kalbes bei (TISCHER, 2009). Prophylaktisch<br />

sollten laut GROENEWOLD (2003) Biestmilchreserven von Kühen in der<br />

zweiten oder höheren Laktation angelegt werden, da das Kolostrum der Färsen häufig zu<br />

wenige stallspezifische Antikörper enthält. Hier ist auf ein schnelles Einfrieren auf -18 bis -<br />

24°C zu achten (FRÖHNER und REITER, 2005). Diese Reserven können dann bei Bedarf<br />

an Kälber getränkt werden, deren Mutter eine minderwertige Qualität des Kolostrums<br />

aufweist, wobei auf ein schonendes Auftauen bei 40°C zu achten ist (HEITING, 2006).<br />

Außerdem enthält das Erstgemelk von Kühen, die während des ersten Melkvorganges<br />

post partum mehr als acht Kilogramm Milch geben, eine geringere Konzentration an Antikörpern,<br />

sodass durch BRANDES (2002) empfohlen wird, die Menge des Erstgemelks zu<br />

erfassen. Tritt dieser Fall ein, empfiehlt sie den Einsatz einer Kolostrumreserve.<br />

22


Für die wirksame Immunisierung des neugeborenen Kalbes und somit <strong>für</strong> die Gesunderhaltung<br />

ist es erforderlich, die Biestmilch aktiv zu verabreichen, da nur schlecht abzuschätzen<br />

ist, wann das Kalb in welcher Menge Erstgemelk direkt vom Euter der Kuh aufnehmen<br />

würde (BRANDES, 2002). Auch SELMAN et al. (1970) bestätigen, dass es zu<br />

Fehlschlägen bei der passiven Immunisierung des neugeborenen Kalbes kommt, wenn<br />

dieses zur Aufnahme des Erstkolostrums beim Muttertier verbleibt, obgleich die Absorbtion<br />

der Immunoglobuline effizienter ist (STOTT et al., 1979). QUIGLEY et al. (1995) gehen<br />

davon aus, dass eine Konzentration von mindestens 13 Gramm Immuno-gamma-<br />

Globulinen (IgG) pro Liter Blut erreicht werden muss, um von einer geglückten passiven<br />

Immunisierung des Kalbes zu sprechen. Ihre Untersuchungen haben gezeigt, dass Kälber,<br />

die bei der Mutter verbleiben und denen geholfen wird, während der ersten vier Lebensstunden<br />

Milch aus dem Euter aufzunehmen, eine weitaus höhere Konzentration an<br />

IgG im Blut aufweisen als per Hand getränkte Tiere. Dies führen QUIGLEY et al. (1995)<br />

darauf zurück, dass diese Tiere mehr Kolostrum aufgenommen haben könnten als die<br />

anderen (1 l schnellstmöglich nach der Geburt) und somit auch eine höhere Konzentration<br />

an IgG aufnahmen. Kälber werden, je länger sie mit der Kuh zusammen sind, mit einer<br />

Vielzahl von Keimen durch die Kuh und ihre Umwelt belastet, sodass das Erkrankungsrisiko<br />

steigt (QUIGLEY et al. 1995). Es ist demnach aus gesundheitlicher Sicht erforderlich,<br />

das Kalb so schnell wie möglich nach der Geburt von der Mutter zu trennen, um das Infektionsrisiko<br />

zu senken (JANßEN-BRUNNECKE, 2008). Auch wenn QUIGLEY et al.<br />

(1995) eine höhere Konzentration an IgG im Blutserum von bei der Mutter verbliebenen<br />

Kälbern nachgewiesen haben, ist das Entfernen von der Mutter aus ökonomischer Sicht<br />

zu empfehlen, da ansonsten Personal abgestellt werden müsste, was die Aufnahme des<br />

Kolostrums durch das Kalb während der ersten vier Lebensstunden am Euter kontrolliert<br />

und auch garantiert.<br />

2.5.3 Saisonalität<br />

Neben den Haltungsbedingungen und der Fütterung nehmen die klimatischen Bedingungen<br />

Einfluss auf die Gesundheit und die Entwicklung des Kalbes. Zu den Einflussfaktoren<br />

das Klima betreffend zählen die Temperatur, die Luftfeuchte und die Windgeschwindigkeit.<br />

Diese unterscheiden sich saisonal sehr stark voneinander und müssen bei der Versorgung<br />

und Haltung der Kälber berücksichtigt werden.<br />

2.5.3.1 Einfluss des Klimas auf die Entwicklung des Kalbes<br />

Die Umgebungstemperatur nimmt bedeutend Einfluss auf das Kalb. Auch wenn diese<br />

außerhalb der thermisch neutralen Zone liegt, ist das Tier in der Lage, die Körperkerntemperatur<br />

mit Hilfe verschiedener Mechanismen konstant zu halten. Zu diesen Mechanismen<br />

zählen die Gefäßverengung, die Aufrichtung des Haarkleides sowie die gezielte<br />

23


Wärmeerzeugung, aber auch das Schwitzen oder Hecheln. Außerdem kann das Jungtier<br />

durch ethologische Veränderungen, wie beispielsweise die Liegeposition, die Wärmeabstrahlung<br />

beeinflussen (BIANCA, 1976). Vor allem das Verhalten kann maßgeblich Aufschluss<br />

darüber geben, ob sich das Kalb in einer thermischen Indifferenz befindet oder<br />

nicht (KUNZ, 1983).<br />

Die optimale Umgebungstemperatur <strong>für</strong> Kälber während der ersten Lebenswoche liegt bei<br />

15°C. Danach befindet sich das Optimum zwischen 5 und 25°C bei einer Luftfeuchte von<br />

60-80%. Dennoch können Kälber mit winterlichen Temperaturen umgehen und von Geburt<br />

an unter außenklimatischen Bedingungen gehalten werden (BRUNSCH et al., 1996).<br />

RUCKEBUSCH (1990b) beschreibt die kritischen Temperaturgrenzen bei –20 und +40°C,<br />

wobei er den thermoneutralen Bereich zwischen 10 und 20°C absteckt (Abbildung 2). Um<br />

die klimatische Haltungsumwelt bei Rindern bewerten zu können, wird der Temperature<br />

Humidity Index (THI) herangezogen. Dieser beschreibt das Einwirken von Temperatur<br />

und Luftfeuchtigkeit auf das Wohlempfinden der Tiere (FRÖHNER, 2011). Die relative<br />

Luftfeuchte ist dabei entscheidend <strong>für</strong> die Wärmeleitfähigkeit der Luft. Der thermoneutrale<br />

Bereich kennzeichnet den Temperaturbereich, in dem das Tier keine thermoregulativen<br />

Mechanismen in Gang setzen muss. Befindet sich ein Kalb außerhalb der Zone seiner<br />

thermischen Neutralität, wirkt der Energieverbrauch <strong>für</strong> die Kühlung oder Erwärmung des<br />

Körpers limitierend auf das Wachstum (RUCKEBUSCH, 1990b).<br />

Abbildung 2: Wärmeerzeugung in Abhängigkeit von verschiedenen Außentemperaturen<br />

(RUCKEBUSCH, 1990b)<br />

24


Bei Temperaturen von mehr als 25°C beginnt das Kalb, über die Haut und die Atmung<br />

Flüssigkeit des Körpers an die Umgebung abzugeben. Die Körperkerntemperatur ändert<br />

sich zunächst nicht, jedoch steigt die latente Wärme von 40% auf bis zu 70% an. Die<br />

Flüssigkeitsabgabe über die Haut ist bei starkem Schwitzen, gegenüber dem Zustand bei<br />

thermischer Neutralität, um bis zum Dreifachen erhöht. Bereits bei einer Hauttemperatur<br />

von 35,6°C sondert das junge Kalb stetig Schweiß über die Schweißdrüsen ab. Da die<br />

Dichte der Schweißdrüsen im Verhältnis zur Lebendmasse bei neugeborenen Kälbern am<br />

höchsten ist, können diese mit Hitze besser umgehen als Jährlinge. Eine weitere Maßnahme<br />

zur aktiven Wärmeabgabe stellt die Erhöhung der Atemfrequenz dar, die die Erhöhung<br />

der Wasserabgabe über die Schleimhäute und oberen Atemwege bewirkt. Bereits<br />

ab einer Umgebungstemperatur von 30°C und einer Luftfeuchte von 90% tätigt das Kalb<br />

150 oberflächliche Atemzüge pro Minute, es hechelt. Reichen diese Maßnahmen der<br />

Thermoregulation nicht aus und steigt die Körpertemperatur des Kalbes auf >40,5°C an,<br />

wird die Atmung lang und tief und der Kreislauf bricht zusammen. Bei hohen Temperaturen<br />

stellt die Wasserversorgung einen wichtigen Punkt zur Unterstützung der Thermoregulation<br />

dar (RUCKEBUSCH, 1990b). Leistungseinbußen im Wachstum ergeben sich hier<br />

vornehmlich durch Appetitlosigkeit.<br />

Bei kälteren Umgebungstemperaturen, die außerhalb der thermoneutralen Zone liegen,<br />

steigt die Futteraufnahme des Kalbes. Die Zunahmen ähneln hingegen denen von während<br />

der kalten Jahreszeit im Warmstall gehaltenen Tieren. Dies lässt den Rückschluss<br />

zu, dass die Futterverwertung bei niedrigen Temperaturen sinkt (KUNZ, 1983). Um die<br />

Wärmeabgabe zu vermindern, verengen sich die Gefäße. Außerdem kann der Körper<br />

durch Muskelzittern zusätzlich Wärme produzieren (RUCKEBUSCH, 1990b). Die Rektaltemperatur<br />

bei Kälbern, die bei Temperaturen


aufrechterhalten werden, aber die Atemwege verengen sich, der Blutdruck steigt und es<br />

kommt zu einer regionalen Inhomogenität der Durchblutung und der Ventilation. Dies führt<br />

zu einer Störung des pulmonalen Gasaustausches. Wird die Temperatur hingegen plötzlich<br />

von 18-20°C auf 35°C erhöht, bleibt der pulmonale Gasaustausch unbeeinträchtigt, da<br />

sich die Atemfrequenz deutlich erhöht und die Tiere beginnen zu hecheln. ELMER und<br />

REINHOLD (2002a) stellten fest, dass die Körpertemperatur der Kälber unter diesen Bedingungen<br />

stetig ansteigt und schlussfolgerten daraus, dass die Tiere bei dieser plötzlich<br />

auftretenden Temperaturdifferenz nur unzureichend Möglichkeiten zur Thermoregulation<br />

hatten. Ein Kollabieren war nicht auszuschließen. ELMER und REINHOLD (2002a) empfehlen<br />

daher sowohl in Hinsicht auf die Tiergesundheit als auch den Tierschutz, plötzlich<br />

auftretende Temperaturdifferenzen von mehr als 10°C unbedingt zu vermeiden. Die starken<br />

Temperaturdifferenzen haben nachweislich Einfluss auf die Gesundheit der Kälber.<br />

ELMER und REINHOLD (2002b) beobachteten die Versuchstiere über drei Wochen post<br />

expositionem und verwiesen auf die Erkrankungen mehrerer Tiere, die den Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt waren. Als auffälligste Symptome wurden erhöhte Atemfrequenzen<br />

und ansteigende Körpertemperaturen ausgemacht. Außerdem verendeten auf<br />

Grund respiratorischer Symptome drei Versuchstiere. Des Weiteren wurden nach Beendigung<br />

des Überwachungszeitraumes post expositionem bei der Sektion der Tiere pneumonische<br />

Veränderungen der Lungen festgestellt. Diese Veränderungen wiesen nur diejenigen<br />

Tiere auf, die während des Versuchs den Temperaturdifferenzen ausgesetzt waren.<br />

ELMER und REINHOLD (2002b) schlussfolgerten aus den Untersuchungen, dass<br />

bereits kurzzeitige starke Schwankungen der Umgebungstemperatur erhebliche Auswirkungen<br />

auf die respiratorische Gesundheit haben und unbedingt vermieden werden müssen.<br />

2.5.3.2 Einfluss der Jahreszeit auf die Verluste<br />

Die verschiedenen Jahreszeiten kennzeichnen sich durch Unterschiede in der Temperatur,<br />

der Luftfeuchte, der Niederschlagshäufigkeit und –intensität, aber auch des Auftretens<br />

von Wind. Es bestehen nachweislich jahreszeitliche Variationen der Kälberverluste. Diese<br />

Erscheinung tritt in verschiedenen Ländern auf. So erreicht die Kälbersterblichkeit in<br />

Großbritannien in den Monaten Februar bis Mai ihren Höhepunkt (MORNET und<br />

QUINCHON, 1990). In Bayern sind die Monate Februar, März und Juli als die verlustreichsten<br />

auszumachen. Während der Wintermonate stehen die Kälberverluste in engerer<br />

Beziehung zu den meteorologischen Gegebenheiten als während der Sommermonate.<br />

Auch die Totgeburten scheinen einer jahreszeitlichen Schwankung zu unterliegen. Sie<br />

erreichen ihren Höhepunkt während der Sommermonate (MORNET und QUINCHON,<br />

1990). Die erhöhte Kälbermortalität während der Wintermonate wird von verschiedenen<br />

Autoren bestätigt. WALTNER-TOEWS et al. (1986) hingegen beschrieben eine zufällige<br />

26


Verteilung der Verluste im Jahresverlauf. Sie wiesen aber ein vermehrtes Auftreten respiratorischer<br />

Erkrankungen in den Herbst- und Wintermonaten nach. DONOVAN et al.<br />

(1986), die sich mit dem Einfluss der Jahreszeit auf die Serum-Proteinkonzentration beschäftigten,<br />

ermittelten eine geringere IgG-Absorption während der Sommermonate. Daraus<br />

schlussfolgerten sie vermehrte Kälberverluste während der warmen Jahreszeit.<br />

27


3 Material und Methoden<br />

3.1 Versuchstiere<br />

Die Datengrundlage des Versuchs bilden 65 Kälber der Rasse Deutsche Holsteins, die im<br />

Zeitraum vom 23.12.2012 bis 17.02.2013 auf einem Milchviehbetrieb in Mecklenburg-<br />

Vorpommern geboren wurden. In die Auswertung fließen die Daten von 31 männlichen<br />

und 34 weiblichen Kälbern ein. Die Herde umfasst etwa 450 Kühe und hatte eine durchschnittliche<br />

Jahresleistung von 10.786 Mkg mit einem Fettgehalt von 3,98% und einem<br />

Eiweißgehalt von 3,34% im Jahr 2012.<br />

3.1.1 Haltung<br />

Die Versuchstiere wurden innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt durch das Personal<br />

des Betriebes vom Muttertier getrennt. Die Unterbringung erfolgte in Einzeliglus mit<br />

einem Auslauf. Verwendet wurde das Modell Logistar der Firma Patura, welches aus HD-<br />

Polyethylen gefertigt wurde. Die inneren Abmessungen der Iglus waren: 2m l x 1,35m b x<br />

1,38m h. Durch die Verjüngung der Iglus nach oben betrug die Länge an der Oberkante<br />

1,75 m und die Breite verringerte sich auf einer Höhe von 1,05 m auf 1 m. Der Auslauf<br />

maß immer 1,58 m in der Länge und 1,48 m in der Breite. Die Iglus standen so nebeneinander,<br />

dass die Ausläufe einen Abstand von etwa 30 cm zueinander hatten. Es standen<br />

sich jeweils zwei Reihen der Iglus gegenüber, sie waren mit der Öffnung nach Süd-Süd-<br />

West beziehungswiese Nord-Nord-Ost ausgerichtet. Sie standen größtenteils mit der<br />

Rückwand an Stallgebäuden, einige Iglus waren freistehend und durch Baumbestand<br />

geschützt. Die Iglus und der Auslaufbereich wurden mit einer etwa 10 cm dicken Schicht<br />

aus Langstroh eingestreut und in regelmäßigen Abständen wurde neues Stroh eingebracht.<br />

Von den Versuchstieren wurden 29 mit wärmeisolierenden Kälberdecken ausgestattet,<br />

davon waren 13 männlich und 16 weiblich. Die eingesetzten Kälberdecken waren alle in<br />

ihrer Ausführung und Größe identisch (Abbildung 3), wasserdicht und atmungsaktiv. Die<br />

materielle Zusammensetzung gestaltet sich wie folgt: Obermaterial: Rippstopp, atmungsaktiv,<br />

wasserabweisend, 100% Polyestergarn; Füllung: Wattierung 200 g/m 2 , 100% Polyester;<br />

Untermaterial: Baumwoll-/Polyestermix (80/20%). Die verwendeten Kälberdecken<br />

sind mit vier Gurten ausgestattet, die einen sicheren Sitz am Tier gewährleisten sollen.<br />

Ein Gurt geht von der rechten zur linken Schulter vorn über die Brust, um das Verrutschen<br />

nach hinten zu verhindern, ein zweiter Gurt wird hinter den Vorderbeinen unter dem<br />

Brustkorb hindurch gespannt und zwei weitere Gurte werden von der hinteren Flanke<br />

durch die Hinterbeine hindurch gezogen und dann an der Seite der Decke befestigt. Dies<br />

und die Gurte hinter den Vorderbeinen verhindern das Herunterfallen oder seitliche Verrutschen<br />

der Decke. Nach der Benutzung wurden die Decken mit einem Hochdruckreini-<br />

28


ger gereinigt und getrocknet, bevor sie dem nächsten Kalb aufgelegt wurden. Hierbei<br />

wurden keine Reinigungsmittel verwendet.<br />

70 cm<br />

37 cm<br />

74 cm<br />

Abbildung 3: Verwendete Kälberdecke<br />

3.1.2 Versorgung<br />

Innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt erhielten die Versuchstiere maternales Kolostrum.<br />

In Einzelfällen wurde eine Kolostrumreserve getränkt. Während der ersten drei<br />

Lebenstage erhielten alle Kälber ein Mischkolostrum. Ab dem vierten Lebenstag wurden<br />

die Kälber geschlechterspezifisch bis zur Vollendung des 14. Lebenstages getränkt. Die<br />

männlichen Kälber erhielten pro Tag 8 l angesäuerte Vollmilch, die auf zwei Portionen<br />

aufgeteilt wurde. Bei besonders tiefen Temperaturen wurde die Tränkmenge auf drei Portionen<br />

täglich aufgeteilt, um das Gefrieren der Milch zu verhindern. Die weiblichen Kälber<br />

wurden ab dem vierten Lebenstag mit täglich 9 l Milchaustauscher (MAT) auf drei Portionen<br />

verteilt warm getränkt. Die Konzentration des MAT betrug hierbei 143 g/l Wasser. Der<br />

Anteil an Magermilchpulver des Milchaustauschers lag bei 45%, dazu kommen 36% Molkenpulver<br />

und 17% pflanzliches Öl. Die wichtigsten Inhaltsstoffe des MAT sind anteilig:<br />

22,5% Rohprotein, 18% Rohfett, 7,5% Rohasche, 0% Rohfaser, 0,5% Natrium, 0,9% Calcium,<br />

0,8% Phosphor und 1,8% Lysin. Zusätzlich ist dieses Produkt mit 40.000 I.E. Vita-<br />

29


min A, 5.000 I.E. Vitamin D 3 , 300 mg Vitamin E, 10 mg Kupfer und 100 mg Eisen je Kilogramm<br />

Trockensubstanz angereichert.<br />

3.2 Erhobene Daten<br />

Während der 57 Tage, die als Datengrundlage <strong>für</strong> den Versuch dienen, wurden verschiedene<br />

Parameter erfasst.<br />

3.2.1 Messung des Gewichts und Erhebung der täglichen Zunahmen<br />

Nach der Geburt wurden alle Kälber mit einer stationären Wiegeplattform gewogen, bevor<br />

sie in die Iglus verbracht wurden. Für die Versuchsauswertung wurden die Kälber entsprechend<br />

ihres Geburtsgewichtes in vier Gruppen klassifiziert: I 47 kg. Außerdem wurde das Gewicht am 14. Lebenstag mit derselben<br />

Waage erfasst, sodass eine durchschnittliche tägliche Zunahme <strong>für</strong> diesen Zeitraum <strong>für</strong><br />

jedes Kalb errechnet werden konnte. Die genutzte Plattformwaage hatte eine Genauigkeit<br />

in der Skalierung von 100 g.<br />

3.2.2 Herzfrequenzmessung<br />

Die Herzfrequenz von 16 Versuchstieren wurde jeweils am 3. und am 10. Lebenstag mit<br />

Hilfe einer Pulsuhr (RS800CX der Firma Polar), die durch einen elastischen Gurt hinter<br />

den Vorderbeinen befestigt wurde, erfasst. Nach einer 24 stündigen Messung wurde zur<br />

Auswertung ein fünfminütiger Messabschnitt herausgesucht, bei dem das Tier vorher<br />

mindestens über zehn Minuten in einem Ruhezustand war.<br />

3.2.3 Erfassung der Temperatur an der Körperoberfläche<br />

Die Temperatur an der Körperoberfläche wurde bei 16 Kälbern des Versuches mit Hilfe<br />

eines Datenloggers (MSR) an der Flanke erfasst. Zu diesem Zweck wurde das Gerät in<br />

einen elastischen Gurt eingespannt, der hinter den Vordergliedmaßen platziert wurde. Die<br />

Messungen erfolgten im Sekundentakt.<br />

3.2.4 Erfassung der Krankheiten<br />

Die auftretenden Krankheiten der Kälber wurden während der ersten vierzehn Lebenstage<br />

erfasst. Die Intensität der auftretenden Erkrankungen wurde anhand der Anzahl der Behandlungen<br />

klassifiziert: eine Behandlung = leicht, 2-3 Behandlungen = mäßig, >4 Behandlungen<br />

= stark. Wenn es die Gebrauchsanweisung des verabreichten Medikamentes<br />

erforderte, dass zur einfachen Behandlung mehrere Dosen verabreicht werden müssen,<br />

wurde dies bei der Klassifikation berücksichtigt.<br />

30


3.2.5 Erfassung der Wetterdaten<br />

Während des gesamten Versuchszeitraumes wurden die Außentemperatur, die Niederschlagsmenge,<br />

die Windrichtung und -stärke stündlich über eine Wetterstation erfasst.<br />

Einige Daten fehlen durch Störungen der Anlage. Dies betrifft den Zeitraum: 04.02.2013,<br />

9 Uhr bis 05.02.2013, 7 Uhr. Es liegen außerdem keine Daten <strong>für</strong> den 05.02.2013, 9 Uhr<br />

sowie <strong>für</strong> den Zeitraum vom 08.02.2013, 9 Uhr bis 09.02.2013, 8 Uhr vor. Durch einen<br />

Anlagenfehler konnte die relative Luftfeuchte <strong>für</strong> den gesamten Versuchszeitraum nicht<br />

erfasst werden.<br />

3.2.6 Messung der Temperatur innerhalb der Iglus<br />

Zur Ermittlung der Temperatur innerhalb der Iglus war in 16 Iglus während des gesamten<br />

Versuchszeitraumes ein Datenlogger (Comert, Tinytalk® oder Tinytag Plus) angebracht.<br />

Dieser war stets in einem durchlöcherten Rohrstück auf etwa 1,10 m Höhe an der rechten<br />

Innenwand des jeweiligen Iglus angebracht. Die Temperaturmessung erfolgte in einem<br />

zehnminütigen Intervall.<br />

3.3 Methoden der statistischen Berechnungen<br />

Die mathematisch-statistischen Berechnungen wurden unter Nutzung des kommerziell<br />

verfügbaren Windows Office Pakets durchgeführt. Um durch den Einsatz der Kälberdecken<br />

möglicherweise entstandene signifikante Unterschiede der einzelnen gemessenen<br />

Parameter festzustellen, wurden zwei Modelle erstellt und mit Hilfe der Varianzanalyse<br />

(ANOVA) überprüft. Die Berechnungen zur Analyse möglicher Unterschiede wurden mit<br />

dem t-Test nach Tukey durchgeführt. Das Artefakt wurde auf maximal 5 % festgelegt.<br />

Im ersten statistischen Modell wurden die Decke, das Geschlecht, das klassifizierte Geburtsgewicht<br />

und die Erkrankungen als Faktoren <strong>für</strong> die mehrfaktorielle Varianzanalyse<br />

gewählt und ihr Einfluss auf die täglichen Zunahmen untersucht. Bei den Erkrankungen<br />

wurde nicht zwischen der Schwere unterschieden, sondern lediglich, ob es eine Erkrankung<br />

des jeweiligen Tieres gab oder nicht. In einer zweiten statistischen Betrachtung wurde<br />

mit Hilfe der einfachen Varianzanalyse der Einfluss der isolierenden Kälberdecken auf<br />

den Ruhepuls der Kälber am 3. und 10. Lebenstag untersucht. Um den Einfluss der Kälberdecken<br />

auf das Auftreten von Erkrankungen abzuklären, wurde die Häufigkeitsverteilung<br />

mit Hilfe einer Kontingenztabelle und dem Chi-Quadrat-Test durchgeführt.<br />

31


4 Ergebnisse<br />

4.1 Geburtsgewichte<br />

Die Geburtsgewichte waren in den einzelnen Gewichtsgruppen relativ gleichmäßig verteilt<br />

(Tabelle 7). Die Unterschiede innerhalb der einzelnen Gewichtsklassen liegen bei dem<br />

jeweiligen Anteil männlicher und weiblicher Kälber. In Gewichtsklasse I sind doppelt so<br />

viele weibliche wie männliche Kälber einzuordnen, die Zahl der männlichen Kälber in Kategorie<br />

IV übersteigt die weiblichen hingegen um mehr als das Sechsfache. Das niedrigste<br />

Geburtsgewicht lag bei den weiblichen Tieren bei 32,7 kg, bei den männlichen Kälbern<br />

wurde das niedrigste Gewicht mit 35,4 kg gemessen. Das höchste Geburtsgewicht wurde<br />

mit 58 kg durch ein männliches Kalb erreicht, das schwerste weibliche Tier wog bei der<br />

Geburt 52,8 kg. Der Mittelwert der Geburtsgewichte lag bei den männlichen Kälbern bei<br />

44,3 kg, bei den weiblichen bei 40,3 kg.<br />

Tabelle 7: Geburtsgewichte und Anzahl der Tiere nach Klassen<br />

III (42,1-47<br />

I (47 kg)<br />

Anzahl Tiere gesamt 18 16 16 15<br />

davon männlich 6 7 5 13<br />

davon weiblich 12 9 11 2<br />

minimales Gewicht in der<br />

Klasse (in kg)<br />

maximales Gewicht in der<br />

Klasse (in kg)<br />

mittleres Gewicht je Klasse<br />

(in kg)<br />

mittleres Geburtsgewicht<br />

(in kg)<br />

32,7 38,2 42,2 47,5<br />

37,7 41,8 46,7 58<br />

35,7 39,8 44,4 50,1<br />

42,2<br />

4.2 Lebendmasse am 14. Lebenstag<br />

Die Gewichte der Kälber gemessen am 14. Lebenstag weisen genau wie die Geburtsgewichte<br />

eine große Streubreite auf. Das leichteste Tier wog bei dieser Messung 37,8 kg<br />

und war weiblich. Das leichteste männliche Kalb hatte eine Lebendmasse von 47,8 kg,<br />

sodass zwischen diesen beiden Tieren eine Differenz von 10 kg liegt. Vergleicht man die<br />

Geburtsgewichte dieser beiden Tiere miteinander, unterschieden sich diese lediglich um<br />

8,5 kg. Das schwerste Kalb, gewogen am 14. Lebenstag, war männlich und hatte eine<br />

Körpergewicht von 71,6 kg. Demgegenüber steht das schwerste weibliche Kalb mit 62,4<br />

kg und somit einer Differenz von 8,2 kg. Die Differenz des Geburtsgewichts dieser beiden<br />

Tiere lag bei 11,4 kg. Im Mittel liegen die Lebendmassen der weiblichen Kälber am 14.<br />

Lebenstag bei 48,8 kg, die der männlichen bei 57,5 kg, sodass eine Differenz von 8,7 kg<br />

zu verzeichnen ist. Betrachtet man die Lebendgewichte der Kälber am 14. Lebenstag in<br />

32


Hinsicht auf die Ausstattung mit einer isolierenden Decke, ergeben sich wie aus Tabelle 8<br />

ersichtlich sehr ähnliche Ergebnisse:<br />

Tabelle 8: Unterscheidung der Lebendgewichte am 14. Lebenstag in Abhängigkeit von<br />

der Ausstattung mit isolierenden Kälberdecken<br />

mit Decke ohne Decke<br />

minimales Gewicht 37,8 kg 38,5 kg<br />

maximales Gewicht 64,4 kg 71,6 kg<br />

mittleres Gewicht 52,0 kg 53,6 kg<br />

Es zeigt sich weiterhin, dass das Tier mit dem höchsten Lebendgewicht am 14. Lebenstag<br />

dasselbe ist, was bereits bei der Geburt mit 58 kg am schwersten war. Ebenso wird aus<br />

den ermittelten Daten ersichtlich, dass das Lebendgewicht des leichtesten Kalbes am 14.<br />

Lebenstag mit 32,8 kg bereits bei der Geburt sehr gering war.<br />

4.3 Tägliche Zunahmen<br />

Unter Einbezug der Geburtsgewichte und der Lebendmasse am 14. Lebenstag wurde <strong>für</strong><br />

jedes Kalb die durchschnittliche tägliche Lebendmassezunahme errechnet. Die geringste<br />

tägliche Zunahme verzeichnete ein weibliches Kalb mit 186 g. Dieses Tier hatte ein Geburtsgewicht<br />

von 42,7 kg und erkrankte während der ersten zwei Lebenswochen an<br />

Durchfall in Kombination mit Fieber. Das männliche Kalb mit der geringsten täglichen Gewichtszunahme<br />

hatte hingegen einen täglichen Zuwachs von 379 g und hat somit durchschnittliche<br />

193 g pro Tag mehr zugenommen. Beide Tiere waren nicht mit einer isolierenden<br />

Decke ausgestattet und hatten Geburtsgewichte innerhalb der Gewichtsklassen III<br />

und IV. Das Tier mit den höchsten täglichen Zunahmen (1.929 g) war männlich und hat<br />

somit seine Lebendmasse innerhalb der ersten vierzehn Lebenstage fast verdoppelt. Das<br />

weibliche Kalb mit den höchsten Zunahmen hatte täglich 1.214 g an Mehrgewicht zu verzeichnen.<br />

Die beiden Tiere hatten Geburtsgewichte innerhalb der Klassen I und II, das<br />

männliche war mit einer isolierenden Kälberdecke ausgestattet. Auffällig ist, dass das<br />

Geburtsgewicht des männlichen Tieres mit 36,5 kg recht gering ist. Die Mittelwertberechnung<br />

der täglichen Zunahmen im Rahmen der Varianzanalyse ergaben 501 g <strong>für</strong> die<br />

weiblichen und 878 g <strong>für</strong> die männlichen Kälber. Die Differenz beträgt hierbei demnach<br />

377 g. Insgesamt belaufen sich die mittleren Zunahmen auf 767 g pro Tag. Die verschiedenen<br />

Gewichtszunahmen gehen aus Tabelle 9 hervor. Die geschlechterspezifischen<br />

Unterschiede bei den täglichen Zunahmen weisen, ermittelt mit dem t-Test, eine sehr hohe<br />

Signifikanz auf (p < 0,0001).<br />

33


Tabelle 9: Unterschiede in der Ausprägung der täglichen Zunahmen<br />

minimale tägliche<br />

Zunahme<br />

maximale tägliche<br />

Zunahme<br />

mittlere tägliche<br />

Zunahme<br />

mittlere tägliche<br />

Zunahme gesamt<br />

mit Decke ohne Decke männlich weiblich<br />

207 g 186 g 379 g 186 g<br />

1.929 g 1.257 g 1.929 g 1.214 g<br />

774 g 770 g 878 g 501 g<br />

767 g<br />

4.4 Herzfrequenzen<br />

Die Kälber wurden über einen 24 stündigen Messabschnitt mit einer Pulsuhr an der linken<br />

Seite des Brustkorbes ausgestattet, die kontinuierlich die Herzschläge pro Minute aufzeichnete.<br />

Die Herzfrequenzen der einzelnen Tiere an den gemessenen Tagen variierten<br />

stark. Im Mittel waren die Werte aber annähernd gleich. So lag die durchschnittliche Herzfrequenz<br />

am 3. Lebenstag bei 127,52 Schlägen pro Minute und am 10. Lebenstag bei<br />

127,55 Schlägen pro Minute. Die maximale Differenz zwischen dem 3. und dem 10. Lebenstag<br />

betrug 29,42 Schläge. Die niedrigste Herzrate während des Versuchs betrug<br />

97,65 Schläge je Minute, die höchste wurde mit 159,09 Schlägen gemessen. Wichtig bei<br />

dieser Messung war es, einen Messabschnitt herauszusuchen, bei dem das Kalb sich in<br />

einer Ruheposition befand, denn nur so können Unterschiede erkannt werden. Zu diesem<br />

Zweck wurden über MSR-Datenlogger die senkrechte und die waagerechte Beschleunigung<br />

der Tiere erfasst.<br />

4.5 Temperatur an der Körperoberfläche<br />

Die Temperatur an der Körperoberfläche unterschied sich zwischen Tieren, die eine Kälberdecke<br />

tragen und denen, die nicht mit einer Decke ausgestattet waren. Um die Unterschiede<br />

grafisch darzustellen (Abbildung 4), wurden zwei Kälber gleichen Geschlechts mit<br />

identischen Geburtsgewichten ausgewählt. Zudem wurde bei der Auswahl vergleichbarer<br />

Daten darauf geachtet, dass sich die Außentemperatur an den Messtagen ähnelte. Es<br />

zeigt sich, dass die Temperatur an der Körperoberfläche bei dem Kalb, mit einer isolierenden<br />

Decke dauerhaft höher ist als bei dem Tier ohne Decke. Teilweise ergibt sich eine<br />

Temperaturdifferenz von fast 10 °C. Bei der Auswertung der Daten kann nicht rückverfolgt<br />

werden, ob sich das Kalb während der Messung innerhalb des Iglus aufgehalten hat oder<br />

nicht.<br />

34


Temperatur<br />

an der Haut<br />

in °C<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Temperaturen an der Haut von Kälbern mit<br />

und ohne Kälberdecke<br />

Außentemperatur<br />

in<br />

°C 0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

0<br />

11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00<br />

Temperatur an der Haut Kalb 1 Temperatur an der Haut Kalb 2<br />

Außentemperatur Messtag Kalb 1 Außentemperatur Messtag Kalb 2<br />

-8<br />

Abbildung 4: Temperatur an der Körperoberfläche bei Kälbern mit (Kalb 1) und ohne isolierende<br />

Kälberdecke (Kalb 2) unter vergleichbaren Temperatureinflüssen<br />

Betrachtet man die Entwicklung der Temperatur an der Haut in Abhängigkeit vom Geburtsgewicht<br />

der Tiere, lässt sich kein direkter Zusammenhang darstellen. Setzt man beides<br />

allerdings in Bezug zur Außentemperatur während des Messzeitraumes zeigt sich,<br />

dass ein Tier mit mittelschwerem Geburtsgewicht auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen<br />

eine höhere Temperatur an der Haut aufweist, als ein zum Vergleich herangezogenes<br />

leichtes Kalb. Das kleinere Kalb erreichte ein Geburtsgewicht von 33,3 kg und das<br />

zum Vergleich herangezogene Tier maß 44,8 kg am Tag der Geburt.<br />

Abbildung 5 : Temperatur an der Haut bei Kälbern ohne isolierende Kälberdecke unter<br />

Einbezug des Geburtsgewichtes<br />

35


4.6 Aufgetretene Krankheiten und Behandlungshäufigkeiten<br />

Innerhalb des Versuchszeitraumes erkrankten acht von 66 Tieren, das entspricht einem<br />

prozentualen Anteil von 12,1 %. Ein Kalb starb noch vor dem Erreichen des 14. Lebenstages<br />

in Folge seiner Erkrankung und wurde demnach nicht in die weitere Versuchsauswertung<br />

einbezogen. Der postnatale Verlust beträgt somit in diesem Versuch 1,5%. Bei<br />

den im Versuch verbliebenen Kälbern waren sechs der erkrankten Tiere weiblich, eines<br />

männlich. Eins der weiblichen Kälber litt an einer Lungenentzündung, bei drei Tieren wurde<br />

Fieber festgestellt und die anderen drei Kälber, das männliche inbegriffen, litten an<br />

Fieber und Kälberdurchfall, wobei bei den weiblichen Tieren das Fieber nicht gleichzeitig<br />

mit dem Durchfall auftrat, sondern erst mit neun Tagen Verspätung. Die Verteilung der<br />

Schwere der aufgetretenen Krankheiten wird aus nachfolgender Tabelle 8 ersichtlich.<br />

Tabelle 10: Verteilung der Intensität aufgekommener Erkrankungen<br />

leicht mäßig stark<br />

Anzahl der Tiere 2 4 1<br />

Auffällig ist, dass die weiblichen Tiere alle innerhalb eines Zeitfensters von neun Tagen<br />

erkrankten. Ein Zusammenhang des Auftretens von Erkrankungen mit besonders tiefen<br />

Temperaturen oder extremen Wetterlage wie Sturm oder Ähnlichem konnte nicht erkannt<br />

werden. Vier der Tiere erkrankten am selben Tag, wobei die Tagesdurchschnittstemperatur<br />

bei -5,4 °C lag und kein Niederschlag und kein Wind auftraten. Die Tiefsttemperatur<br />

lag bei -11,6 °C und die Höchsttemperatur bei 1,4 °C. Die Kälber erkrankten in einem Alter<br />

zwischen zwei Tagen (Kombinationserkrankung Durchfall-Fieber) und drei Wochen<br />

(Lungenentzündung). Auch die Geburtsgewichte unterlagen einer hohen Streubreite (min.<br />

35,4 kg, max. 44,7 kg), sodass kein Zusammenhang von Geburtsgewicht und Anfälligkeit<br />

<strong>für</strong> Erkrankungen erkennbar ist. Vier der erkrankten Kälber waren mit einer isolierenden<br />

Kälberdecke ausgestattet, das Tier mit der Lungenentzündung war nicht dabei.<br />

4.7 Wetterdaten<br />

Die durchschnittliche Temperatur während des Versuchszeitraumes lag bei 0,2 °C. Die<br />

niedrigste Temperatur wurde am 25.01.2013 mit -11,6 °C gemessen, die Höchsttemperatur<br />

lag am 30.01.2013 bei 10,3 °C (Abbildung 5). Die Differenzen zwischen dem Tagestiefst-<br />

und dem Tageshöchstwert unterscheiden sich zum Teil erheblich. Der maximale<br />

Temperaturunterschied innerhalb eines Tages wurde mit 13 °C Differenz am 25.01.2013<br />

dokumentiert. Die Höchsttemperatur lag hier bei 1,4 °C, die Tagestiefsttemperatur erreichte<br />

einen Wert von -11,6 °C. Die niedrigste Temperaturdifferenz innerhalb eines Tages<br />

wurde am 08.02.2013 registriert, hier lagen Höchst- und Tiefstwert lediglich 0,5 °C auseinander<br />

(-1,1 und -0,6 °C).<br />

36


Temperatur in °C<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

-5,0<br />

-10,0<br />

Tagesminimum<br />

mittlere Tagestemperatur<br />

Tagesmaximum<br />

-15,0<br />

Abbildung 6 : Temperaturverlauf während des Versuchszeitraumes (19.12.2012 bis<br />

22.02.2013)<br />

Während des Versuchszeitraumes wurden insgesamt 178,8 mm Niederschlag mit Hilfe<br />

der Wetterstation erfasst. Die höchste Niederschlagsmenge pro Tag fiel mit 30 mm am<br />

30.01.2013. Von 66 Messtagen hatten 18 keinen Niederschlag zu verzeichnen. An lediglich<br />

zwei Messtagen fielen mehr als 10 mm Niederschlag.<br />

Der Wind kam während des Versuchszeitraumes aus allen Richtungen, hatte seine<br />

Schwerpunkte allerdings aus Richtung Nord-Ost und Süd-West (Abbildung 6). Die erfassten<br />

Windgeschwindigkeiten lagen im Tagesdurchschnitt maximal im schwach windigen<br />

Bereich (bis 5,4 m/s). An einigen Tagen, wie beispielsweise 31.01./01.02.2013, kam es<br />

stundenweise zu starkem bis steifem Wind (10,8-17,1 m/s), dies betraf vornehmlich die<br />

Morgen- und Abendstunden.<br />

37


Abbildung 7 : Prozentuale Verteilung der Windrichtung Dummerstorf 19.12.2012 bis<br />

22.02.2013<br />

4.8 Temperatur innerhalb der Einzeliglus<br />

Während des Versuchszeitraumes wurden die Temperaturen innerhalb der Iglus erfasst<br />

und dokumentiert. Die Iglutemperatur lag selbst bei Temperaturen unter -10 °C immer<br />

oberhalb der Außentemperatur (Abbildung 7). Teilweise betrug die Differenz zwischen<br />

Innen- und Außentemperatur bis zu 5 °. Bei Außentemperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes<br />

war die Differenz zur Iglutemperatur mit durchschnittlich 2 °C nicht sehr hoch,<br />

aber dennoch kontinuierlich nachweisbar.<br />

38


15<br />

10<br />

Temperatur (°C) Temperaturverlauf in Iglu 15.-17.01.2013<br />

Iglu<br />

außen<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

0:00 6:00 12:00 18:00 0:00 6:00 12:00 18:00 0:00 6:00 12:00 18:00 0:00<br />

Abbildung 8: Temperatur in einem Iglu im Vergleich zur Außentemperatur an den Tagen<br />

15.-17.01.2013<br />

4.9 Statistisch-mathematische Auswertung<br />

Die Mittelwertschätzung der täglichen Zunahmen bezogen auf die Tiere mit bzw. ohne<br />

Decke ergab einen durchschnittlichen Lebendmassezuwachs von 711 g bei den Tieren,<br />

die mit einer Kälberdecke ausgestattet waren und 667 g TZ bei den Tieren ohne Decke.<br />

Die Differenz zwischen diesen beiden Gruppen lag demnach bei 44 g. Es konnte hierbei<br />

kein signifikanter Einfluss der Kälberdecken auf die Gewichtsentwicklung nachgewiesen<br />

werden. Ganz anders zeigte sich der Einfluss des Geschlechts. Dieser wurde als signifikant<br />

(p < 0,0001) nachgewiesen. Männliche Tiere nahmen durchschnittlich 878 g pro Tag<br />

zu, die weiblichen hingegen nur 501 g. Die aus dem Geschlecht resultierende Differenz<br />

liegt demnach bei 377 g. Das eng mit dem Geschlecht zusammenhängende Geburtsgewicht<br />

nimmt einen tendenziellen Einfluss auf die täglichen Zunahmen der Kälber. Einen<br />

tendenziellen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung haben außerdem die Erkrankungen.<br />

So haben nicht erkrankte Tiere im Mittel TZ von 799 g und erkrankte Tiere TZ von 579 g,<br />

was einer Differenz von 220 g entspricht. Durch das geringe Datenmaterial an erkrankten<br />

Tieren konnte der Einfluss aber nicht statistisch abgesichert werden. Das verwendete<br />

Modell zeichnete sich durch ein angepasstes R 2 von 0,314 aus. Die beschriebenen Unterschiede<br />

in der Gewichtsentwicklung sind in Tabelle 11 dargestellt.<br />

Bei der Auswertung der Herzschläge während des Ruhezustandes zeigte sich weder am<br />

dritten noch am zehnten Lebenstag ein signifikanter Einfluss durch die Verwendung der<br />

isolierenden Kälberdecken. Am dritten Lebenstag differierten die mittleren Herzraten mit<br />

39


und ohne Decke um lediglich 3,817 Schläge pro Minute, am zehnten Lebenstag lag diese<br />

Differenz bei 3,628. Das angepasste R 2 lag bei beiden Berechnungen im negativen Bereich.<br />

Beim Chi-Quadrat-Test zur Abklärung des Einflusses der Kälberdecken auf das Auftreten<br />

von Erkrankungen ergab sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied. Von den erkrankten<br />

Tieren waren 57,1% mit einer Decke ausgestattet und 42,9% nicht. Der Datenumfang war<br />

mit insgesamt sieben erkrankten Kälbern sehr gering.<br />

Tabelle 11: Übersicht von Einflüssen auf die täglichen Zunahmen der Versuchstiere<br />

mit Decke<br />

ohne Decke<br />

krank<br />

nicht krank<br />

männlich<br />

weiblich<br />

tägliche Zunahmen Differenz Signifikanz<br />

711 g<br />

667 g<br />

44 g p = 0,488<br />

799 g<br />

579 g<br />

220 g p = 0,076<br />

878 g<br />

501 g<br />

377 g p < 0,0001<br />

40


5 Diskussion<br />

Der durchgeführte Versuch, der den Einfluss der isolierenden Kälberdecken auf Gesundheit<br />

und Entwicklung von Holsteinkälbern in der frühen postnatalen Phase überprüfte,<br />

berücksichtigte verschiedene Parameter. Die gewählten Parameter dienten dazu, den<br />

Einfluss der Decken abzuklären. Besonders interessant und durch die klimatischen Aufzeichnungen<br />

bestätigt ist die positive Temperaturdifferenz zwischen dem Bereich im Iglu<br />

und der äußeren Umwelt. So befindet sich das Kalb nicht nur in einer auf die Luftqualität<br />

bezogen nahezu optimalen Haltungsumwelt. Der Temperaturvorteil kann außerdem erwirken,<br />

dass das Neugeborene sich nicht in einem Temperaturbereich befindet, der sich der<br />

kritischen unteren Temperaturgrenze (RUCKEBUSCH, 1990b) zu stark annähert. Die<br />

isolierenden Kälberdecken sollen die Kälber zusätzlich warm halten und werden durch<br />

verschiedene Hersteller mit positiven Effekten auf das Auftreten von Durchfall und anderen<br />

Erkrankungen beworben. Besonders bei starkem Temperaturabfall soll mit Hilfe der<br />

Decken Kältestress bei den Kälbern vermieden werden.<br />

Im Zuge tiefer Tagestemperaturen steigt der Erhaltungsbedarf der Tiere und die Ernährung<br />

muss angepasst werden, um negative Effekte zu vermeiden (FRANK, 2007). Da im<br />

durchgeführten Versuch vollständig die Art der Tränke, die Tränkmenge und die Konzentration<br />

des Milchaustauschers beibehalten wurden, ist ein Einfluss der Fütterung auf die<br />

Entwicklung der Kälber innerhalb der Geschlechtergruppen ausgeschlossen. Da die Decken<br />

isolierend auf die Kälber wirken sollen, könnte man annehmen, dass sich die Gewichtsentwicklung<br />

auf Grund eines geringeren Erhaltungsbedarfs bei Kälbern mit Decke<br />

positiver zeigt als bei den anderen. Diese Annahme bestätigte sich im Versuchszeitraum<br />

nicht. Es wurden keine signifikanten Unterschiede bei der Gewichtsentwicklung der 65<br />

Versuchstiere im Bezug auf die Nutzung der Kälberdecken nachgewiesen. RAWSON et<br />

al. (1989) fanden heraus, dass die äußere Isolation, also die Differenz aus Hauttemperatur<br />

und Umgebungstemperatur geteilt durch die Wärmeabgabe, von Kälbern mit isolierender<br />

Decke höher ist als bei Tieren in Außenklimahaltung ohne Decke. Dieser Aspekt ist<br />

als sehr positiv zu bewerten, da die Kälber weniger Wärme an die Umgebung abgeben.<br />

Im selben Versuch zeigte sich allerdings auch, dass die natürliche Gewebeisolationswirkung<br />

der Kälber durch die Ausstattung mit den Decken innerhalb einer Woche nach Auflegen<br />

der Decke absinkt. Dies bedeutet im Rückschluss, dass Kälber, die über vierzehn<br />

Tage hinweg isolierende Decken getragen haben, erst wieder den Wärmeverlust mit Sofortmaßnahmen<br />

wie Gefäßverengung und Aufstellung des Haarkleides, aber auch durch<br />

Anpassung der Gewebestruktur minimieren müssen, wenn ihnen die Decken bei kalten<br />

Außentemperaturen abgenommen werden. Diese plötzlich notwendige Adaptation stellt<br />

das Kalb vor Herausforderungen. Trifft der Zeitpunkt der Deckenentnahme wie im Versuch<br />

mit dem Umstallen in Gruppenhaltung mit anderem Tränkverfahren und Haltungssystem<br />

zusammen, ist dies als äußerst negativ zu beurteilen. Es wird hier ein weiterer<br />

41


möglicher Stressfaktor geschaffen, der vermeidbar wäre. Es ist anzuraten, die Decken bei<br />

tiefen Temperaturen nicht plötzlich abzunehmen, sondern die Tiere langsam über mehrere<br />

Tage hinweg an die Umstellung zu gewöhnen und erst dann den Wechsel in ein anderes<br />

Haltungssystem durchzuführen. Besonders bei sehr kleinen und leichten neugeborenen<br />

Kälbern macht die externe Isolationsfähigkeit 75% der gesamten Isolation aus, sodass<br />

diese Tiere vor kalten Umwelteinflüssen geschützt werden sollten (RAWSON et al.,<br />

1989). Eine isolierende Decke wäre demnach zum Zweck der äußeren Isolation sinnvoll,<br />

gerade wenn die Tiere nur eine geringe Körpermasse aufweisen oder auf Grund von Erkrankungen<br />

geschwächt sind. Die von den Herstellern der Kälberdecken angepriesenen<br />

positiven Effekte auf das Krankheitsgeschehen der Kälber konnten innerhalb des Versuches<br />

nicht nachgewiesen werden. Der Datenumfang ist bei sieben erkrankten Tieren sehr<br />

gering. Nur ein Kalb war stark erkrankt. Dieses Kalb war nicht mit einer Decke ausgestattet<br />

und wog bei der Geburt 38,5 kg. Es zeigte sich in den Untersuchungen aber, dass das<br />

Auftreten von Erkrankungen tendenziell die Gewichtsentwicklung der Kälber negativ beeinflusst.<br />

Diesen Effekt beschreiben auch TRILK et al. (2000).<br />

Der einzige im Versuch nachweisbare Einfluss auf die Gewichtsentwicklung ist das Geschlecht.<br />

Dieser Einflussfaktor ist signifikant (p < 0,0001) nachgewiesen. Im Zusammenhang<br />

mit dem Geschlecht des Kalbes steht auch das Geburtsgewicht (ALPS, 1987). Das<br />

klassifizierte Geburtsgewicht hat in der mehrfaktoriellen Varianzanalyse errechnet einen<br />

tendenziellen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Neugeborenen. Betrachtet man<br />

den Einfluss der Kälberdecken auf das Auftreten von Krankheiten, ist auf Grund des vorhandenen<br />

Datenmaterials kein Rückschluss auf Zusammenhänge zu ziehen. Auffällig ist,<br />

dass die Zahl der erkrankten Tiere relativ gering ist, was <strong>für</strong> ein gutes Management im<br />

Versuchsbetrieb spricht. Ob bei einem größeren Datenpool ein Einfluss der Kälberdecken<br />

auf die Erkrankungsrate sichtbar geworden wäre, ist fraglich. Der Versuch zeigt, dass das<br />

Auftreten und die Intensität von Erkrankungen stark von den Umweltfaktoren Haltungsund<br />

Kolostrummanagement abhängig sind. Bei den während des Versuchs erkrankten<br />

Tieren war auffällig, dass sechs von ihnen innerhalb eines Zeitfensters von sieben Tagen<br />

geboren wurden. Dies lässt den Rückschluss zu, dass es hier im Management zu kurzzeitigen<br />

Veränderungen, beispielsweise durch Personalbesetzung, gekommen sein wird.<br />

Auch im Bezug auf die Herzrate ergab sich kein signifikanter Einfluss der Kälberdecken.<br />

Dies bedeutet im Rückschluss, dass die Tiere weder mit noch ohne Decke Unterschiede<br />

in der offensichtlichen physiologischen Aktivität zeigen.<br />

42


6 Schlussfolgerungen<br />

Die wichtigsten Faktoren <strong>für</strong> die Neugeborenengesundheit bleiben wie in vielen Publikationen<br />

veröffentlicht: Geburtshygiene, Stallklima, Kolostrumversorgung und Haltungssystem.<br />

Betrachtet man sich die Kosten <strong>für</strong> die Anschaffung der Kälberdecken (30 bis 40 €<br />

pro Stück) ist es fraglich, ob man diese zusätzliche Investition auf sich nehmen sollte.<br />

Zusätzlich zu den Investitionskosten pro Decke kommen weitere Kosten <strong>für</strong> die Reinigung<br />

und Desinfektion dazu. Außerdem müssen die Decken in regelmäßigen Abständen ersetzt<br />

werden. Vielmehr sollte es von Bedeutung sein das Management innerhalb des jeweiligen<br />

Betriebes zu verbessern, somit die Tier- und Leistungsverluste herabzusenken<br />

und die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Die Tiergesundheit sollte <strong>für</strong> jeden, der mit Tieren<br />

arbeitet sowohl aus ethischer, als auch ökonomischer Sicht oberste Priorität haben. Der<br />

nicht nachweisbare unmittelbare Einfluss der Kälberdecken im Versuchsbetrieb zeigt,<br />

dass bei einem optimierten Management kaum weitere Einflussnahme möglich ist. Weitere<br />

Stellschrauben sind sehr klein und nehmen einzeln nur sehr geringen Einfluss. Die Decken<br />

können lediglich als Unterstützung sehr kleiner, schwacher oder kranker Kälber angesehen<br />

werden. Bei diesen Tieren kann mit Hilfe der isolierenden Decken der Wärmeverlust<br />

verringert werden, da sich ein Puffer aus angewärmter Luft zwischen Kalb und<br />

Decke bildet. Dass die Kälberdecken relativ einfach anzulegen sind und außerdem bei<br />

richtiger Handhabung sicher am Tier verbleiben, ist als äußerst positiv zu werten. Da die<br />

Tiere durch die Decken vor Verschmutzungen geschützt sind, entstand beim Viehhändler<br />

beim Ankauf der männlichen Tiere ein sehr positiver Eindruck.<br />

Es wäre interessant zu verfolgen, ob es möglicherweise auf die spätere Entwicklung der<br />

Kälber Auswirkungen hat, wenn sie in der frühen postnatalen Phase mit isolierenden Decken<br />

ausgestattet werden. Die Gewichtsentwicklung der Kälber wird sofern sie im Betrieb<br />

verbleiben weiterhin durch das Institut <strong>für</strong> Tierproduktion der Landesforschungsanstalt <strong>für</strong><br />

Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern dokumentiert, sodass die Analyse<br />

langfristiger Auswirkungen möglich wäre. Zusätzlich zu den bei diesen Untersuchungen<br />

erfassten Parametern könnten in eine Nachfolgestudie weitere Parameter aufgenommen<br />

werden. Die Messung der IgG-Konzentration im Blut und der Rektaltemperatur<br />

könnten Aufschluss geben ob der Stoffwechsel und die IgG-Absorbtion auf Grund der<br />

zusätzlichen äußeren Isolierung beeinflusst werden.<br />

43


7 Zusammenfassung/ Abstract<br />

Während der Wintermonate 2012/13 wurden in einem Milchviehbetrieb 65 Kälber der<br />

Rasse Deutsche Holsteins als Grundlage genutzt, um den Einfluss von Kälberdecken auf<br />

die Gesundheit und Entwicklung der Neugeborenen während der ersten vierzehn Lebenstage<br />

zu untersuchen. Die Unterbringung der Tiere erfolgte in Einzeliglus mit Auslauf, 29<br />

männliche und weibliche Kälber wurden mit isolierenden Decken ausgestattet. Für genaue<br />

Rückschlüsse wurden die klimatischen Verhältnisse, die Herzrate, die Erkrankungsrate,<br />

das Geburtsgewicht und die mittleren Tageszunahmen erfasst. In den Untersuchungen<br />

zeigte sich keinerlei Einfluss der Kälberdecken auf Gesundheitsstatus, Gewichtsentwicklung<br />

oder Herzaktivität der Kälber. Es wurde durch eine mehrfaktorielle Varianzanalyse<br />

ein signifikanter Einfluss des Geschlechts auf die mittleren Tageszunahmen ermittelt,<br />

das klassifizierte Geburtsgewicht nimmt tendenziellen Einfluss. Isolierende Kälberdecken<br />

tragen nicht zur Entwicklung und Gesundheit von Kälbern während der ersten 14 Lebenstage<br />

bei, können aber unterstützend bei sehr kleinen, schwachen oder kranken Kälbern<br />

genutzt werden, um die Wärmeabgabe zu verringern.<br />

During the winter 2012/13 65 German Holstein calves of a dairy farm were used as a basis<br />

to investigate the influence of calf jackets on health and development of newborns<br />

during the first fourteen days of life. Housing of animals was in single hutches with an outside<br />

corral, 29 male and female calves were fitted with insulating blankets. For accurate<br />

conclusions, climatic conditions, heart rate, morbidity, birth weight and mean daily weight<br />

gains were recorded. In the studies there was no influence of calf jackets on health status,<br />

daily weight gains or heart rate activity of the calves. By multifactorial analyses of variances<br />

it was determined that there is a significant influence of gender on the average daily<br />

gain and the classified birth weight increases the tendency of influence. Insulating calf<br />

jackets do not contribute to the development and health performance of calves during the<br />

first 14 days of life. However the blankets can be used to support very small, weak or sick<br />

calves to reduce their heat output.<br />

44


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SWANSON, E.W. und HARRIS, J.D. Jr. (1958): Development of rumination in the young<br />

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und Wachstumsverlauf bei Jungrindern, „Kälber- und Jungrinderaufzucht“ in Götz,<br />

Brandenburg, November 2000, DGfZ-Schriftenreihe Heft 20, S. 48-62<br />

WALTNER-TOEWS, D., MARTIN, S.W. und MEEK, A.H. (1986): Dairy calf management,<br />

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Preventive Veterinary Medicine, Bd. 4, S. 125-35<br />

WARNICK, V.D., ARAVE, C., MECKELSEN, C.H. (1977): Effects of group, individual and<br />

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60, S. 947-53<br />

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(2000): A comporative study about different housing systems and their influence on<br />

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Hygiene, Maastricht, Niederlande, 2000, in: Proclamation 2, S. 772-78<br />

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und wie?, Mitteilungen der Landesforschungsanstalt <strong>für</strong> Landwirtschaft und Fischerei<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Heft 25, Juli 2001, S. 25-33<br />

ZERBE, F. (2003): Neue Erkenntnisse und Strategien zur Vermeidung des gegenseitigen<br />

Besaugens bei künstlich aufgezogenen Kälbern im Zusammenhang mit der Milchaufnahme<br />

am Saugnuckel, 6. Tagung Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung,<br />

Vechta, 25.-27.03.2003, KTBL S. 97-102<br />

50


Ergänzende Literatur<br />

http://www.duden.de/rechtschreibung/Kolostrum, 02.04.2013, 9:17 Uhr<br />

http://www.iol.uni-bonn.de/deutsch/tgi.htm, PDF aus Verlinkung „Leere Tabellen“,<br />

02.04.2013, 15:18 Uhr<br />

51


Anhang<br />

Bildmaterial zum Versuch<br />

Abbildung 9: Kalb mit Messgurt zur Ermittlung der Herzrate und der Temperatur an der<br />

Haut<br />

Abbildung 10: Kalb mit isolierender Kälberdecke im Iglu<br />

52


Abbildung 11: Kälberdorf<br />

Abbildung 12: Kalb während des Tränkens<br />

53


Abbildung 13: Rohr zur Befestigung und Sicherung eines Datenloggers innerhalb der Iglus<br />

54


Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne<br />

Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden<br />

Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.<br />

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde<br />

vorgelegt.<br />

Ich bin damit einverstanden, dass meine Arbeit in der Hochschulbibliothek eingestellt wird.<br />

Neubrandenburg, den<br />

55

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