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J U G E N D S C H R E I B W E T T B E W E R B<br />
Wir drucken in dieser Ausgabe die dritte und letzte der drei prämierten Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
ab. QUAVIER wüns<strong>ch</strong>t Ihnen eine unterhaltsame Lektüre.<br />
Xerxes<br />
In Bern ist man zuhause . . . man muss es nur wollen.<br />
Von Mara Nigg (18)<br />
Xerxes (er ist kein – i<strong>ch</strong> wiederhole – KEIN<br />
Grie<strong>ch</strong>e) war mit seiner Familie von Zug na<strong>ch</strong><br />
Bern gezogen. Er hatte keine Lust dazu gehabt,<br />
er hatte es ni<strong>ch</strong>t gewollt.Aber seine Mutter,die<br />
ihn und seine drei kleinen Ges<strong>ch</strong>wister grossgezogen<br />
hatte, musste es tun, weil hier ein<br />
guter Job winkte und sie das Geld gut brau<strong>ch</strong>en<br />
konnten.<br />
Deshalb, und nur deshalb, sass er hier, in<br />
dem kleinen Quartier neben Ostermundigen.<br />
Seine Mutter und sein ältester Bruder trugen<br />
eine Kiste na<strong>ch</strong> der anderen herein, und die<br />
beiden Mäd<strong>ch</strong>en ri<strong>ch</strong>teten ihre Zimmer ein.<br />
Xerxes mo<strong>ch</strong>te sein Zimmer no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einräumen.<br />
Das würde ja bedeuten, dass er dann<br />
hier leben musste!<br />
So s<strong>ch</strong>nappte er si<strong>ch</strong> die Lederjacke, die er<br />
von seinem Vater geerbt hatte, und ging zur<br />
Tür hinaus.<br />
«Bin weg!»,rief er und ignorierte seine Mutter,<br />
mit der er si<strong>ch</strong> seit einer Weile nur no<strong>ch</strong><br />
stritt.<br />
«Wohin gehst du Xerxes! I<strong>ch</strong> . . .» Dann<br />
knallte der Junge die Tür zu.<br />
Es dämmerte bereits, als der Junge am<br />
Rosengarten über Bern s<strong>ch</strong>aute. Es hatte<br />
Laudatio<br />
«Spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> anspre<strong>ch</strong>end zeigt der Text,<br />
wie Jugendli<strong>ch</strong>e fühlen, wenn die Eltern<br />
zur Mobilität gezwungen sind und den<br />
Wohnort we<strong>ch</strong>seln müssen, weil es die<br />
Arbeit verlangt. Xerxes, unser Held, weist<br />
den neuen Wohnort vorerst ab, erkennt<br />
dann aber vom Röseligarten aus die<br />
S<strong>ch</strong>önheiten von Bern und lässt si<strong>ch</strong> von<br />
einem kleinen Jungen, der Bern verlassen<br />
muss, trösten und belehren: Bern kann<br />
man akzeptieren, man muss nur wollen,<br />
dann hat au<strong>ch</strong> Bern eine Chance. Am<br />
S<strong>ch</strong>luss siegt der Humor über die Wehmut:<br />
Okay, Bern, i<strong>ch</strong> gebe dir eine Chance.<br />
Die Überwindung von Vorurteilen verlangt<br />
eine Anstrengung, dann hat das<br />
Neue und Fremde eine Chance.<br />
Ein gut gebauter Text mit einer klaren<br />
Erzählspra<strong>ch</strong>e.»<br />
Franz Bigler, Mitglied der Jury<br />
Mara Nigg.<br />
Foto: F. Messerli<br />
ges<strong>ch</strong>neit, und über der Altstadt lag eine<br />
S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, die sie s<strong>ch</strong>ön leu<strong>ch</strong>ten liess.<br />
Ein S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>zen? Er sah si<strong>ch</strong> um und sah<br />
einen kleinen Jungen, der weinte.<br />
«Hey, Kleiner, was ist denn mit dir los?»,<br />
fragte er.<br />
«Wir . . . wir ziehen weg. Meine Mama<br />
und i<strong>ch</strong>, aber i<strong>ch</strong> will ni<strong>ch</strong>t weg, i<strong>ch</strong> will hier<br />
in Bern bleiben bei meinen Freunden!»,<br />
s<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>zte er.<br />
«I<strong>ch</strong> kann di<strong>ch</strong> gut verstehen. Warum du<br />
allerdings hier bleiben willst, weiss i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.»<br />
«Weil»,begann der Junge,«man immer das<br />
Gefühl hat, zuhause zu sein.»<br />
«Findest du?», brummte Xerxes. «Mir<br />
gefällts hier ni<strong>ch</strong>t.»<br />
«Natürli<strong>ch</strong> muss man es wollen!»,sagte der<br />
Kleine. Dann drehte er si<strong>ch</strong> um und rannte zu<br />
einer Frau – vermutli<strong>ch</strong> seiner Mutter. Xerxes<br />
s<strong>ch</strong>aute ihm na<strong>ch</strong>. Man musste es nur wollen?<br />
Dann s<strong>ch</strong>aute er wieder über Bern.<br />
«Okay Bern. I<strong>ch</strong> gebe dir eine Chance.»<br />
Dann ging er heim.Heim? Xerxes la<strong>ch</strong>te.Der<br />
Kleine hatte re<strong>ch</strong>t gehabt.<br />
Als er das Haus sah, in dem seine Familie<br />
nun lebte, lä<strong>ch</strong>elte er.<br />
«Na gut, Bern. I<strong>ch</strong> sehe s<strong>ch</strong>on, du gibst dir<br />
alle Mühe!», sagte der Junge la<strong>ch</strong>end.<br />
Seine Mutter war froh, als er wieder zuhause<br />
war. Do<strong>ch</strong> womit sie ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>net hatte,<br />
war, dass ihr Ältester sie umarmen würde.<br />
«Endli<strong>ch</strong> sind wir zuhause!», sagte Xerxes.<br />
«Endli<strong>ch</strong>!»<br />
QUARTIERTREFF THUNPLATZ<br />
Fast ein Sommerna<strong>ch</strong>tstraum<br />
15. Thunplatzfest, 16./17. August 08<br />
Das vornehme Kir<strong>ch</strong>enfeldquartier ist ni<strong>ch</strong>t<br />
gerade das, was man in der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz<br />
gemeinhin als Festhütte zu bezei<strong>ch</strong>nen pflegt.<br />
Do<strong>ch</strong> viele wissen es: Das s<strong>ch</strong>öne und vielseitige<br />
Fest findet jeweils am ersten Wo<strong>ch</strong>enende<br />
na<strong>ch</strong> den Sommerferien am Waldrand hinter<br />
dem Thunplatz,im und um den QTT (Quartiertreff<br />
Thunplatz) statt. S<strong>ch</strong>on Tage zuvor sieht<br />
man zahlrei<strong>ch</strong>e Helfer auf dem Areal. Aber<br />
au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler sowie ganz<br />
junge Hände tragen wesentli<strong>ch</strong> zum Fest für<br />
JUNG und ALT bei. Am Samstagvormittag säumen<br />
liebevoll hergeri<strong>ch</strong>tete Marktbuden die<br />
Strasse zum Wald. Kinder präsentieren Selbstgema<strong>ch</strong>tes<br />
und Gesammeltes, Erwa<strong>ch</strong>sene<br />
betreiben Flohmarkt, und S<strong>ch</strong>muckbuden,<br />
bereiten Kulinaris<strong>ch</strong>es zu und laden zu einem<br />
erfris<strong>ch</strong>enden Getränk.<br />
An vielen anderen Attraktionen fehlt es<br />
ni<strong>ch</strong>t. Vom originellen Karussell bis zum Ponyreiten;die<br />
popig,rockig,funkig spielende S<strong>ch</strong>ülerband<br />
am Na<strong>ch</strong>mittag, das gepflegte Tanzor<strong>ch</strong>ester<br />
am Abend. Und alle ma<strong>ch</strong>en mit! Da<br />
entdeckt man, wie der Mitarbeiter der damaligen<br />
Bundeskanzlerin mit dem Bots<strong>ch</strong>after<br />
von Brasilien das Bir<strong>ch</strong>ermüesli für die Sonntagsmatinée<br />
vorbereiten hilft, wie der Stadtpräsident<br />
dem Kaminfeger zuprostet und wie<br />
der päpstli<strong>ch</strong>e Nuntius mit dem S<strong>ch</strong>reiner diskutiert.<br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler vergnügen<br />
si<strong>ch</strong> an der Musik und helfen den Allerjüngsten<br />
beim Malen oder auf der «Rollbahn».<br />
Besonders wenn es Na<strong>ch</strong>t wird, bietet das<br />
Sommerfest ein prä<strong>ch</strong>tiges Bild: Tausend farbige<br />
Lämp<strong>ch</strong>en, die hell beleu<strong>ch</strong>tete mobile<br />
Bühne STIBÄNG vor der Kulisse des Dählhölzliwaldes<br />
. . . Eben, fast ein Sommerna<strong>ch</strong>tstraum.<br />
Text und Foto: Bix S<strong>ch</strong>ärmeli<br />
Auf s<strong>ch</strong>önes Sommerwetter am Thunplatzfest!<br />
Samstag, 16.8.2008: ab 1 1 Uhr Festwirts<strong>ch</strong>aft,<br />
Märit ; ab 12 Uhr Karussell, Ponyreiten,<br />
Vers<strong>ch</strong>iedenes für Kinder; ab 14 Uhr<br />
Musik und Tanz<br />
Sonntag, 17.8.2008: ab 19 Uhr Zmorgebuffet<br />
à discretion; ab 10 Uhr Musik, Karussell<br />
QUAVIER 51/08 | 15