„Liebe“ über Römer 12 am 2. Advent, 8.12.2013 ... - reformiert-info.de
„Liebe“ über Römer 12 am 2. Advent, 8.12.2013 ... - reformiert-info.de
„Liebe“ über Römer 12 am 2. Advent, 8.12.2013 ... - reformiert-info.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Marten Marquardt, Letzte Predigt in <strong>de</strong>r EG-‐Reihe <strong>„Liebe“</strong> – <strong>über</strong> <strong>Römer</strong> <strong>12</strong> <strong>am</strong> <strong>2.</strong> <strong>Advent</strong>, 8. <strong>12</strong>. 2013 <br />
<strong>Römer</strong> <strong>12</strong>, 1-3+14-16+19-21<br />
Liebe Gemein<strong>de</strong>,<br />
es ist d<strong>am</strong>als, vermutlich im Frühjahr 56 nach Christi Geburt, etwa ein Jahr her,<br />
dass Paulus seine musikalisch anmuten<strong>de</strong>n Sätze <strong>über</strong> die Liebe für die Bewohner<br />
<strong>de</strong>r griechischen Stadt Korinth (1. Korinther 13) aufgeschrieben hat. Das<br />
war Lyrik und Musik in unseren Ohren. Herr Horstmann hat da in <strong>de</strong>r zweiten<br />
Predigt unserer Reihe sogar Schlagzeuge und diverse einzelne Instrumente herausgehört,<br />
wie es in dieser korinthischen Liebes-Oper <strong>de</strong>s Paulus trommelt und<br />
scheppert und klingt: „tönen<strong>de</strong>s Erz und lärmen<strong>de</strong> Zimbel“! Wir haben <strong>de</strong>n ganzen<br />
Text ja gera<strong>de</strong> eben noch einmal gehört.<br />
Etwa ein Jahr später setzt Paulus nun zum großen Sprung <strong>über</strong> das Mittelmeer<br />
an. Er will und er muss nach Rom, um in <strong>de</strong>r Hauptstadt zu erklären, um was es<br />
<strong>de</strong>nn eigentlich geht, wenn sich da im ganzen Mittelmeerraum Ju<strong>de</strong>n mit Ju<strong>de</strong>n<br />
– und manchmal auch mit Hei<strong>de</strong>n – <strong>über</strong> Jesus in die Wolle kriegen. Die Unruhe<br />
dar<strong>über</strong> hat nämlich Wellen geschlagen bis nach Rom. Um seine Ankunft in<br />
Rom vorzubereiten, schreibt er also <strong>de</strong>n <strong>Römer</strong>brief, seine theologische Visitenkarte<br />
für die Leute in <strong>de</strong>r Hauptstadt.<br />
Und wenn das mit <strong>de</strong>r Liebe für Paulus wirklich so zentral ist, wie wir es nun<br />
das ganze Jahr <strong>über</strong> in je<strong>de</strong>r Predigt dieser Reihe behauptet haben, dann muss er<br />
ja wohl auch in seinem eigenen Empfehlungsschreiben nach Rom davon re<strong>de</strong>n.<br />
Das ist die Erwartung. Und wenn er in diesem Schreiben tatsächlich auch wie<strong>de</strong>r<br />
auf die Liebe zu sprechen kommt, dann sind wir nun wirklich gespannt, wie sich<br />
das ein Jahr später auf <strong>de</strong>r großen Hauptstadtbühne von Rom anhören wird. Das<br />
könnte dann so etwas wie ein Tauglichkeitstest für unser bisheriges Verständnis<br />
vom Hohen Lied <strong>de</strong>r Liebe wer<strong>de</strong>n. Denn in <strong>de</strong>r weiten Arena von Rom sind wir<br />
sozusagen nicht mehr unter uns, hier ist es kein Heimspiel mehr. Hier muss sich<br />
zeigen, wie ernst er es wirklich gemeint hat und als wie alltagstauglich sich seine<br />
ganze Liebeslyrik auf <strong>de</strong>r säkularen Bühne von Rom erweisen wird.<br />
Denn immerhin haben wir hier in fast je<strong>de</strong>r Predigt <strong>de</strong>s vergehen<strong>de</strong>n Jahres die<br />
Liebe, von <strong>de</strong>r Paulus im ersten Korintherbrief spricht, ein bisschen phantastisch,<br />
ein bisschen utopisch, ein bisschen unterlegt mit zukünftigen Sphärenklängen<br />
geschil<strong>de</strong>rt. Um <strong>de</strong>n Graben zwischen <strong>de</strong>m Hohen Lied <strong>de</strong>r Liebe und<br />
unserer zuweilen so lieblosen Wirklichkeit hier zu <strong>über</strong>win<strong>de</strong>n, mussten wir alle<br />
<strong>de</strong>r christlichen Liebe wenigstens ganz kleine, wenigstens ganz unauffällige,<br />
eben noch durchsichtig heidnische Amorflügelchen anheften, d<strong>am</strong>it sie nicht<br />
sofort auf die Nase fällt, die christliche Liebe, wo sie auf unsere Wirklichkeit<br />
trifft. So schien es.<br />
3