Jahresbericht 2010 zum Download - PsychoSozialen Dienstes
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JAHRESBERICHT <strong>2010</strong><br />
PSZ GmbH:<br />
Mag. Sandra Anders<br />
Dr. Wolfgang Grill<br />
Mag. Doris Rath<br />
Dr. Sabine Röckel<br />
Caritas St. Pölten:<br />
DSA Anna Entenfellner<br />
Univ.Doz. Dr. Stefan Frühwald<br />
Mag. Annika Urbanitsch
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 2<br />
Einleitung<br />
Das Projekt KIPKE hat sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt, für Kinder mit psychisch kranken Eltern(teilen) in einer<br />
spezifisch belasteten Lebenssituation präventiv tätig zu sein und Schutzfaktoren zu aktivieren, die<br />
einem erhöhten Erkrankungsrisiko entgegenwirken (vgl. Konzept KIPKE).<br />
Im Zentrum des Projektes "Beratung von Kindern mit psychisch kranken Eltern“ steht daher das<br />
Unterstützen der Kinder und Jugendlichen durch<br />
• kindgerechte Information über die Erkrankung des Elternteils (krankheitsbedingte<br />
Einschränkungen und Verhaltensweisen der Eltern)<br />
• Wahrnehmung und Entlastung von Angst- und Schuldgefühlen sowie von übergroßer<br />
Verantwortung (Parentifizierung)<br />
• Erarbeitung von Krisenmanagement<br />
• Etablierung bzw. Aktivierung einer Vertrauensperson<br />
• Beratung im Hinblick Freizeitgestaltung und die Förderung von sozialen Kontakten<br />
Die Beratung der Eltern zielt auf die Erweiterung des Verständnisses für die Belastungen und<br />
Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen, die<br />
Enttabuisierung innerhalb der Familie, den Abbau von Schuldgefühlen und –zuweisungen, die<br />
Übernahme von Verantwortung sowie die Öffnung der Familie nach außen. Je nach Möglichkeiten und<br />
Bedürfnissen erfolgt die Beratung im Rahmen von Familiengesprächen, Elterngesprächen sowie<br />
Einzelsitzungen mit den jeweiligen betroffenen minderjährigen Angehörigen. Die Gespräche können im<br />
PSD oder auf Bedarf auch in der häuslichen Umgebung durchgeführt werden. In der weiteren<br />
Projektentwicklung sind auch Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche geplant.<br />
Durch die Finanzierung dieses Projektes durch die Abteilung für Gesundheitsvorsorge (NÖGUS) ist es<br />
den beiden Trägerorganisationen (PSZ GmbH und Caritas St. Pölten), die über ihre bestehenden<br />
Einrichtungen den Zugang zu den erkrankten Eltern haben, diese Beratung in allen Bezirken NÖs<br />
anzubieten.<br />
Der folgende Bericht stellt die Aktivitäten und Ergebnisse der PSZ GmbH und der Caritas St. Pölten dar<br />
und soll einen Einblick in das erste Projektjahr geben. Da der Projektaufbau sich in den beiden<br />
Trägerorganisationen <strong>zum</strong> Teil unterscheidet, werden zu Beginn der Projektaufbau und die zusätzlichen<br />
Aktivitäten trägerspezifisch dargestellt, im Anschluss die Ergebnisse für gesamt NÖ präsentiert.<br />
PROJEKTAUFBAU UND WEITERE AKTIVITITÄTEN<br />
PSZ GmbH<br />
Entsprechend dem eingereichten Antrag verlief das Projekt KIPKE in der PSZ GmbH im Projektjahr<br />
<strong>2010</strong> geteilt in 6 Monate Projektvorbereitung (Öffentlichkeitsarbeit, Personalrekrutierung, Projektaufbau,<br />
gem. Fortbildung <strong>zum</strong> Projektstart) mit geringem Budgetbedarf (ca. 14% der Gesamtkosten) und 6<br />
Monate Projektumsetzung (Begleitung von betroffenen Kindern und Eltern, Vernetzung usw.) mit<br />
höherer Budgetbedarf (Personalkosten).<br />
Personalbesetzung<br />
Einen wesentlichen Teil der Projektvorbereitung stellte die Personalbesetzung und – suche dar. Die zur<br />
Verfügung stehenden Beratungsstunden wurden entsprechend der EinwohnerInnenzahl bezirksmäßig<br />
zugeordnet und für Beratung vor Ort wurden 11 ProjektmitarbeiterInnen gewonnen (mehrheitlich<br />
MitarbeiterInnen der PSDs sowie drei Neuanstellungen).
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 3<br />
PSD Wien Umgebung 5 PSD Gänserndorf 8<br />
PSD Schwechat 4 PSD Neunkirchen 8<br />
PSD Mödling 9 PSD Mistelbach 6<br />
PSD Baden 10 PSD Stockerau 6<br />
PSD Bruck/Leitha 4 PSD Hollabrunn 4<br />
PSD Tulln 6 PSD Wiener Neustadt 10<br />
Abb.1: Anzahl der Beratungsstunden an den PSD-Standorten – gesamt 80<br />
Die KIPKE-BeraterInnen sind überwiegend SozialarbeiterInnen (meist mit Zusatzausbildungen),<br />
TherapeutInnen sowie PsychologInnen und eine Psychiaterin (siehe auch beiliegendes Infoblatt).<br />
Begleitet werden die KIPKE-BeraterInnen in den PSDs von zwei SpezialistInnen (eine Fachärztin für<br />
Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychiaterin und Kinder- und Jugendpsychotherapeutin<br />
sowie eine Psychologin mit beruflichen Erfahrungen in der Psychiatrie und Supervision), die für<br />
fachliche Fragen der BeraterInnen sowie für Supervision und Fallbesprechungen im Ausmaß von 12<br />
WS insgesamt zur Verfügung stehen.<br />
Die BeraterInnen sowie die SpezialistInnen sind in die Strukturen des Fachbereiches PSD, Club und<br />
Wohnen integriert und arbeiten in bzw. mit den PSD-Teams, um optimal die Synergien zu den PSDs zu<br />
nutzen (Zugang zu den Kindern der PSD-KundInnen aufgrund des aufgebauten Vertrauens,<br />
gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, gemeinsame Nutzung der aufgebauten Kooperationsstrukturen zu<br />
den psychiatrischen Abteilungen in den Landeskliniken).<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung<br />
Im ersten Schritt wurden die HSSG (Hilfe zur Selbsthilfe seelischer Gesundheit) und die HPE (Hilfe für<br />
Angehörige und Freunde psychisch Erkrankter) über das Projekt informiert. Auf Ebene der<br />
Projektleitung und der SpezialistInnen wurde die Kooperation mit den psychiatrischen Abteilungen<br />
aktiviert (Fortbildungsveranstaltungen und Projektvorstellungen in allen psychiatrischen Abteilungen der<br />
Landeskliniken in den PSZ-Regionen 1 ). Dies stellt sich als ein wichtiger Faktor in der Erreichung der<br />
Zielgruppe dar. Denn Eltern, die gerade mit Krankenhausaufhalten und damit verbundenen<br />
Fragestellungen konfrontiert werden, sind eher motiviert, ihren Kindern das Beratungsangebot<br />
zukommen zu lassen. Weiters wurden die niedergelassenen FachärztInnen mit Informationen <strong>zum</strong><br />
Projekt versorgt und z.T. persönlich informiert. Die BeraterInnen und SpezialistInnen nahmen je nach<br />
Nachfragesituation Kontakt auf mit anderen Einrichtungen in der psychiatrischen<br />
Versorgungslandschaft sowie mit unterschiedlichen Beratungs- und Therapieeinrichtungen, mit<br />
Ambulatorien für Entwicklungsdiagnostik, mit Schulpsychologie, BeratungslehrerInnen, der<br />
Frühförderungen, mit niedergelassenen PsychotherapeutInnen und PsychologInnen, mit Jugendämtern,<br />
Einrichtungen der Jugendwohlfahrt auf und präsentierten das Angebot in bestehenden Vernetzungen<br />
(z.B. Vernetzung der Sachwalterschaft, Sozialbeiratssitzungen, soziale Regionalforen).<br />
Die folgende Grafik zeigt den derzeitigen Anteil an Zuweisungen von verschiedenen Stellen,<br />
Schwerpunkt derzeit noch beim PSD und psychiatrischen Abteilungen der Landeskliniken.<br />
1 Landesklinium Weinviertel Hollabrunn, Landesklinikum Thermenregion Neunkirchen und Baden, Landesklinikum Donauregion Tulln
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 4<br />
Abb.2: ZuweiserInnen <strong>zum</strong> Projekt<br />
In zwei Radiosendungen von Ö1, in Dimensionen - die Welt der Wissenschaft unter dem Titel „Hilflos<br />
und vergessen“ sowie im Journal-Panorama unter dem Thema "Kranke Eltern - wenn Kinder zu<br />
Pflegern werden", konnte Frau Dr. Röckel als Interviewpartnerin (Spezialistin Weinviertel) auf das<br />
Projekt KIPKE hinweisen.<br />
Zur Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt wurde ein Projektfolder für KooperationspartnerInnen und Eltern<br />
erstellt (liegt bei), das Projekt wird im Gesamtfolder der PSZ GmbH und auf der Homepage der PSZ<br />
GmbH präsentiert.<br />
Einschulung 1 und 2<br />
Gemäß dem Antrag fand im ersten halben Jahr die Einschulung 1 aller PSD MitarbeiterInnen statt.<br />
Inhalte der halbtägigen Veranstaltung (jeweils für zwei PSD Standtorte) waren das Bewusstmachen der<br />
Situation und der Bedürfnisse von Kindern mit psychisch kranken Eltern, Möglichkeiten diese Zielgruppe<br />
in der täglichen Arbeit zu berücksichtigen sowie das Durchführen der Informationsgespräche mit Eltern,<br />
um diese für die Beratung ihrer Kinder zu gewinnen. Insgesamt nahmen 61 MitarbeiterInnen des PSD<br />
daran teil.<br />
Die Einschulung 2 (zweitägig) für alle 11 KIPKE-BeraterInnen fand Anfang Juli statt und hatte<br />
aufbauend auf Einschulung 1 vertiefende fachliche Inhalte zu speziellen Aspekten der Beratung<br />
(Gesprächsführung/Arbeit mit Kindern psychisch kranker Eltern, Arbeit mit verschiedenen Büchern und<br />
Materialien, Aufarbeitung der relevanten Themenstellungen, Durchführung der Familiengespräche etc.)<br />
sowie Informationen zu Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung, zu Dokumentation und Evaluierung. Ziel<br />
dieser Veranstaltung war es u.a., ein möglichst einheitliches Vorgehen sicherzustellen und die Qualität<br />
der Beratung zu sichern.<br />
Die Einschulung für die BeraterInnen der Kinder und Familien wurde mittels Feedbackbogen evaluiert:<br />
Insgesamt waren die BeraterInnen mit der Fortbildung sehr zufrieden (1,3 benotet nach<br />
Schulnotensystem). In den weiteren Fragestellungen (guter Ablauf, interessante und nützliche Inhalte,<br />
Wissensvertiefung und Kompetenzerweiterung im Umgang mit der Zielgruppe, Klarheit über die<br />
Strukturen) wurde die Fortbildung in allen Bereichen positiv beurteilt, d.h. mehrheitlich mit „trifft sehr zu“,<br />
es gab keine Bewertung mit „trifft weniger zu“ bzw. „trifft gar nicht zu“.<br />
Verbesserungspotentiale wurden hauptsächlich in einem weiteren Einschulungstag (noch vertiefendere
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 5<br />
Inhalte und mehr Instrumente) und der Möglichkeit sich vorher einzulesen gesehen.<br />
Evaluierung<br />
Die PSZ GmbH führt eine externe Evaluierung zur Beurteilung der Wirkungen des Projektes durch. Die<br />
Geschäftsführung hat sich nun entschlossen, die externe Evaluierung auch ohne Förderung durch den<br />
FGÖ durchzuführen. Die Vorbereitung (Ausarbeitung der Fragebögen und Interviewleitfäden) startete im<br />
Herbst, ab Beginn 2011 soll ein Projektumsetzungsjahr evaluiert werden. Die Evaluierung beruht<br />
hauptsächlich auf schriftlicher Prä- und Posterhebung bei 240 Kinder und Jugendlichen und Eltern, 20<br />
vertiefende Interviews mit den Zielgruppen sowie Fokusgruppen mit KooperationspartnerInnen,<br />
MitarbeiterInnen und Projektverantwortlichen. Ergebnisse werden bei <strong>Jahresbericht</strong>erstattung 2011<br />
vorliegen.<br />
Caritas St. Pölten<br />
Dem Projektantrag entsprechend wurde umgehend nach Projektbewilligung (Dezember 2009) mit der<br />
Personalrekrutierung, der Schaffung infrastruktureller Voraussetzungen und der gezielten Information<br />
über diese zusätzliche Dienstleistung innerhalb des PSD an die bestehenden MitarbeiterInnen<br />
begonnen.<br />
Personalbesetzung<br />
Die bewilligten Stunden wurden in Abhängigkeit von den Möglichkeiten der neu gewonnenen<br />
KIPKE-Mitarbeiterinnen (Stundenausmaß, Vertragsverhältnis und Standort) vergeben.<br />
Bereits mit 01. März. <strong>2010</strong> konnte an 4 Standorten im Versorgungsgebiet der Caritas mit dem<br />
Beratungsangebot an betroffene Kinder und deren Eltern begonnen werden.<br />
Bezirk Melk: ab 01.03.<strong>2010</strong>, 10 h freier Dienstvertrag<br />
Bezirk Scheibbs: ab 01.03.<strong>2010</strong>, 10 h freier Dienstvertrag<br />
Bezirk Gmünd: ab 01.03.<strong>2010</strong>, 5 h freier Dienstvertrag<br />
Bezirk St. Pölten: ab 01.03.<strong>2010</strong>, 10 h Anstellung<br />
Bezirk St. Pölten: ab 01.07.<strong>2010</strong>, 5 h Anstellung<br />
Bezirk Krems: ab 01.09.<strong>2010</strong>, 5 h freier Dienstvertrag<br />
Bezirk Krems: ab 01.09.<strong>2010</strong>, 5 h Anstellung<br />
Bezirk Zwettl: ab 01.10.<strong>2010</strong>, 10 h freier Dienstvertrag<br />
Von allen neu gewonnenen KIPKE-MitarbeiterInnen haben sechs MitarbeiterInnen eine<br />
abgeschlossenen Ausbildung zur Klinischen und GesundheitspsychologIn, eine MitarbeiterIn ist<br />
Ergotherapeutin. Alle MitarbeiterInnen sind im Besitz von verschiedensten Zusatzausbildungen.<br />
Die Integration der KIPKE-MitarbeiterInnen in den bestehenden Dienst, die Vertrauensbildung und<br />
dementsprechende Nutzung der Synergien innerhalb der Teams wurde durch die sofortige und<br />
intensive Einbindung an die jeweiligen Standortteams gewährleistet. Standortteams bilden das zentrale<br />
und strukturierte Kommunikationsgremium der jeweiligen Beratungsstelle innerhalb eines Bezirks und<br />
dienen der Besprechung von neu zugewiesenen KundInnen, von Entscheidungen in der Einzelfallarbeit,<br />
sowie der Planung interdisziplinärer Vorgangsweisen.<br />
Für organisatorische und fachliche Fragen, sowie zur Begleitung der Teams und der einzelnen<br />
Mitarbeiter in fallbezogenen Angelegenheiten stehen die Regionalleitungen zur Verfügung.
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 6<br />
ERGEBNISSE <strong>2010</strong> FÜR GESAMT NÖ<br />
Für die Dokumentation des Projektes wurde das EDV-gestützte Dokumentationssystem des PSD<br />
adaptiert, wodurch eine Gesamtauswertung der Ergebnisse für NÖ möglich wird. Einige Ergebnisse für<br />
das Projektjahr <strong>2010</strong> sollen im Folgenden vorgestellt werden.<br />
Seit Beginn der Beratungen (01.07.<strong>2010</strong> bzw. 01.03.<strong>2010</strong>) konnten 148 Kinder und Jugendliche (102<br />
Familien) in einen Beratungsprozess aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um 70 Buben und<br />
78 Mädchen. Bisher wurden 20 Beratungsprozesse abgeschlossen.<br />
Abb.3: Anzahl beratener Kinder und Jugendliche<br />
Nach Regionen zeigt sich folgende Aufteilung nach Beratungsstunden, beratenen Kindern und<br />
Familien.<br />
REGION<br />
Wochenstunden<br />
BeraterInnen ber. Kinder ber. Familien<br />
MD/BN 19 20 14<br />
SW/BL 8 11 8<br />
TU/WU 11 14 11<br />
NK/WN 18 12 10<br />
GF/MI 14 16 10<br />
HL/KO 10 15 9<br />
Summe PSZ (6 Monate Projektumsetzung) 80 88 62<br />
MV (ME,SB) 20 19 13<br />
WV (ZT) 15 14 10<br />
ZR (KS, P) 25 27 20<br />
Summe Caritas (9 Monate Projektumsetzung) 60 60 43<br />
GESAMT 140 148 105<br />
Abb.4: Anzahl beratener Kinder/Jugendliche und Familien nach Regionen<br />
Das Alter der beratenen Kinder liegt zwischen 0 und 20 Jahren, das Durchschnittsalter liegt bei 10,3<br />
Jahren. Den höchsten Anteil machen derzeit Kinder im Altern von vierzehn bzw. sieben Jahren aus.
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 7<br />
Abb.5: Alter der beratenen Kinder und Jugendlichen<br />
Von den beratenen Kinder und Jugendlichen der PSZ GmbH leben knapp 60% im Familienverband und<br />
40% bei AlleinerzieherInnen (leider bezieht sich dies Auswertung derzeit nur auf die Hälfte der Kinder).<br />
Ca. 70% der begleiteten Kinder haben die Muttersprache Deutsch und ca. 80% sind Österreichische<br />
Staatsbürger.<br />
Abb.6: Muttersprache<br />
Abb.7: Staatsbürgerschaft<br />
Von 85 Eltern(teilen) ist eine Diagnose bekannt bzw. eingetragen, in 21 Fällen sind es<br />
Mehrfachdiagnosen. Die Schwerpunkte liegen bei der Begleitung von Kindern mit Eltern mit affektiven<br />
Störungen (F3), gefolgt von Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störung (F2), Persönlichkeitsund<br />
Verhaltensstörungen (F6), neurotischen, Belastungs- und somatoforme Störungen (F4) sowie<br />
einem kleinen Anteil organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen (F0),<br />
psychische- und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F1) sowie Verhaltens- und<br />
emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F9).
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 8<br />
Abb.8: Diagnosen der Eltern nach ICD-10<br />
Nur in Ausnahmefällen (entsprechend dem Präventionscharakter) sind die beratenen Kinder bereits<br />
selbst erkrankt bzw. eine Erkrankung diagnostiziert (zweimal liegt die Diagnose F4 vor, jeweils einmal<br />
Entwicklungsstörungen (F8) und Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und<br />
Jugend (F9)).<br />
Die Themen und Inhalte der Beratungen liegen im erwarteten Spektrum (siehe Einleitung bzw.<br />
Konzept). Um die Arbeit der BeraterInnen nachvollziehbar zu machen, findet sich in der Beilage eine<br />
Fallvignette („Mamas Monster“).<br />
Beratungsbausteine<br />
Die im Jahr <strong>2010</strong> durchgeführten Beratungsgespräche, Hausbesuche und Vorgespräche werden in der<br />
folgenden Grafik dargestellt. In der Projektdurchführung zeigte sich vor allem ein unerwartet hoher<br />
Bedarf an Elternarbeit. Dieser zeigt sich einerseits in der Anzahl der Vorgespräche (115 Vorgespräche<br />
von PSD MitarbeiterInnen wurden z.B. in der PSZ GmbH geführt, um die Eltern mit psychischer<br />
Erkrankung für das Angebot zu gewinnen), andererseits aber auch in der Anzahl der Elterngespräche<br />
im Laufe des Beratungsprozessen, um die Erziehungskompetenzen zu festigen und die Rolle als Mutter<br />
bzw. Vater zu reflektieren.<br />
REGION Elterngespräche Familiengespräche Gespräche Kinder/Jug. Hausbesuche<br />
MD/BN 15 21 45 2<br />
SW/BL 23 5 29 3<br />
TU/WU 14 7 25 7<br />
NK/WN 9 2 28 8<br />
GF/MI 30 13 18 5<br />
HL/KO 46 7 36 8<br />
Summe PSZ 137 55 181 33<br />
MV (ME,SB) 48 44 139 204<br />
WV (ZT) 15 13 48 32<br />
ZR (KS, P) 45 42 82 136<br />
Summe Cartias 108 99 269 372<br />
GESAMT 245 154 450 405<br />
Abb.9: Beratungsbausteine nach Regionen
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 9<br />
Die Gespräche dauern im Durchschnitt 50 Minuten, Hausbesuche ca. 70 Minuten. Im Vergleich der<br />
Ergebnisse der PSZ GmbH und der Caritas St. Pölten fällt vor allem der hohe Anteil der Hausbesuche<br />
in den Regionen der Caritas auf (78% der Gespräche finden im Rahmen eines Hausbesuches statt, bei<br />
der PSZ GmbH sind es ca. 9%). Eine Erklärung für diese Unterschiedlichkeit lässt sich in den<br />
geografischen Gegebenheiten der einzelnen Regionen finden: Weder im Mostviertel noch im<br />
Waldviertel sind Ballungsräume vorhanden, beide Viertel sind großflächig strukturiert und eher<br />
verstreut besiedelt, öffentliche Verkehrsmittel zur Nutzung für betroffenen Familien unzureichend<br />
ausgebaut. Weiters prägen die Einschränkungen der Eltern in ihrem psychosozialen Funktionsniveau<br />
maßgeblich die Kontaktgestaltung mit den Kindern.<br />
Gruppenaktivitäten<br />
Nach einem sehr gelungenen Start in das Projekt und einem ersten Überblick über die Anliegen und<br />
das Alter der Kinder die das Angebot nutzen, entschlossenen sich die KIPKE-MitarbeiterInnen der<br />
Caritas ein Gruppenangebot für den Zentralraum zu entwickeln. Ziel war es den Kindern in geschützter<br />
Atmosphäre und unter Anleitung einen Erfahrungsaustausch mit anderen Kindern des Projekts zu<br />
ermöglichen und in einem anderen Setting als der Einzelberatung entsprechend dem Auftrag zu wirken.<br />
Zum Aufbau der Gruppen und zur Unterstützung der inhaltlichen Gestaltung konnten für dieses Angebot<br />
zwei externe Fachkräfte gewonnen werden, die über einen kreativ-künstlerischen Zugang die Kinder<br />
begleiteten. Die Förderung der persönlichen Selbstwahrnehmung auf spielerische und nonverbale Art,<br />
sowie das Erleben des kreativen Arbeitens und Spielens in Gemeinschaft als stärkendes Element des<br />
Selbstwertes standen dabei im Fordergrund.<br />
<strong>2010</strong> fanden in Summe am Standort St. Pölten in wöchentlichem Rhythmus 14 Gruppenangebote<br />
statt. Durchschnittlich besuchten 5 Kinder diese Angebote.<br />
Angeleitet wurden die Gruppen von den KIPKE-MitarbeiterInnen, zu 6 Terminen wurde mit zusätzlicher<br />
externer Begleitung gearbeitet. Siehe auch in den Beilagen die beispielhafte Inhalts- und<br />
Ablaufbeschreibung eines Gruppentermins, sowie die Bilder des Deckblattes.<br />
In Planung der Caritas befindet sich derzeit ein im Sommer 2011 stattfindendes Feriencamp für Kinder<br />
des Projekts. Siehe dazu in der Beilage das Informationsblatt.<br />
Mit der Planung und Umsetzung von Gruppenaktivitäten wird in der PSZ GmbH erst 2011 begonnen.<br />
Schwierigkeiten stellt dabei vor allem die inhaltliche und altersmäßige Attraktivität einer gemeinsamen<br />
Gruppe in den stark regionalisierten Beratungsangeboten dar bzw. die Erreichbarkeit überregionaler<br />
Angebote für Kinder im ländlichen Raum.
KIPKE – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 10<br />
Resümee<br />
Obwohl die Projektumsetzung erst vor einem halben bzw. dreiviertel Jahr begann, zeigt sich in der<br />
Inanspruchnahme, dass das Beratungsangebot von Eltern mit psychischen Erkrankungen und Kindern<br />
gut angenommen wird und der Bedarf an dem Beratungsangebot und den –inhalten für diese<br />
Zielgruppe besteht.<br />
Der Projektaufbau verlief in beiden Einrichtungen zwar unterschiedlich, aber die neu geschaffenen<br />
Rollen der KIPKE-BeraterInnen werden zunehmend ausgefüllt und in das Leistungsspektrum und in die<br />
Teams des <strong>PsychoSozialen</strong> <strong>Dienstes</strong> integriert, der PSD gestaltete sich dadurch auch<br />
„kinderfreundlicher“. Für die Qualität der Beratung sowie die Unterstützung der BeraterInnen in<br />
emotional schwierigen Fragen ist die supervidierende Fachberatung der SpezialistInnen, der<br />
Regionalleitungen, bzw. supervidierende Unterstützung unerlässlich.<br />
Inhaltlich ist an<strong>zum</strong>erken, dass die Elternberatung viel mehr Raum einnahm, als ursprünglich gedacht.<br />
Dabei zeigte sich, wie wichtig die Stärkung der Erziehungskompetenz der psychisch kranken Eltern ist:<br />
Sowohl im Hinblick auf eine Verbesserung der Lebenssituation für jene Kinder, die derzeit eine<br />
Beratung ablehnen, als besonders auch auf Kinder von Eltern, die der Kernzielgruppe des PSD<br />
angehören und dementsprechend eine intensivere Begleitung, besonders in der Motivation und<br />
Förderung ihrer compliance, bedürfen. Überlegenswert ist damit in Zukunft das Angebot von<br />
Elterngruppen zur gegenseitigen Unterstützung und Stärkung der Rolle als Erziehende.<br />
Die Betreuung von Kindern, die ein über die Prävention hinausgehenden Bedarf an Unterstützung und<br />
Begleitung haben, also eher eines therapeutischen Angebotes bedürfen, stellt sich derzeit als offene<br />
Frage dar (S. S. 8 ) Das Hauptproblem zeigt sich im Nichtvorhandensein adäquater, extramuraler<br />
Angebote, vor allem in ländlichen Regionen. Die Errichtung eines <strong>PsychoSozialen</strong> <strong>Dienstes</strong> für den<br />
Bereich Kinder und Jugend, entsprechend dem vorliegenden Konzept, stellt sich als indiziert heraus.<br />
Beilagen:<br />
• Gesamtübersicht Projektergebnisse<br />
• Fallgeschichte Mamas Monster ( PSZ GmbH )<br />
• Folder für Eltern und Kinder (exemplarisch Bezirk Hollabrunn)<br />
• Infoblatt <strong>zum</strong> Projekt für KooperationspartnerInnen<br />
• Lara’s Katze – Ablaufdokumentation Gruppenangebot Zentralraum St. Pölten<br />
• Informationsblatt Feriencamp ( Caritas )