04.02.2014 Aufrufe

EPA Deutsch schriftlich - Kubiss.de

EPA Deutsch schriftlich - Kubiss.de

EPA Deutsch schriftlich - Kubiss.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einheitliche Prüfungsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Abiturprüfung<br />

<strong>Deutsch</strong><br />

(Beschluss <strong>de</strong>r Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989 i.d.F. vom 24.05.2002)<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

TEIL I - Textteil 3<br />

0 Fachpräambel 3<br />

1 Fachliche Anfor<strong>de</strong>rungen (Qualifikationen) und Inhalte 5<br />

1.1 Allgemeine Beschreibung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen 5<br />

1.1.1 Erschließen von Texten und Medienprodukten 5<br />

1.1.2 Schriftliches und mündliches Darstellen 7<br />

1.1.3 Reflektieren über Sprache 7<br />

1.1.4 Beherrschen von Metho<strong>de</strong>n und Arbeitstechniken 7<br />

1.2 Anfor<strong>de</strong>rungen im Grundkursfach und im Leistungskursfach 8<br />

2 Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche 11<br />

2.1 Allgemeine Hinweise 11<br />

2.2 Fachspezifische Beschreibung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche 13<br />

3 Schriftliche Abiturprüfung 16<br />

3.1 Allgemeine Hinweise 16<br />

3.1.1 Untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen 16<br />

3.1.2 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen 17<br />

3.1.3 Gestalten<strong>de</strong>s Erschließen 18<br />

3.1.4 Anfor<strong>de</strong>rungen an die Darstellung 19<br />

3.2 Aufgabenarten 19<br />

3.2.1 Untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Textinterpretation 20<br />

3.2.2 Untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Textanalyse 20<br />

3.2.3 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Literarische Erörterung 20<br />

3.2.4 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Texterörterung 21<br />

3.2.5 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen ohne Textvorlage:<br />

Freie Erörterung 21<br />

3.2.6 Gestalten<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Gestalten<strong>de</strong> Interpretation 22<br />

3.2.7 Gestalten<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte (Sachtexte):<br />

Adressatenbezogenes Schreiben 23<br />

3.2.7.1 Variante: Adressatenbezogenes Schreiben auf <strong>de</strong>r Basis<br />

untersuchen<strong>de</strong>n Erschließens pragmatischer Texte 23<br />

3.3 Hinweise zur Erstellung von Prüfungsaufgaben 24<br />

3.3.1 Konzeption von Prüfungsaufgaben 24<br />

3.3.2 Allgemeine Hinweise zur Aufgabenstellung 24<br />

3.3.3 Allgemeine Hinweise zur Textauswahl 25


- 2 -<br />

3.4 Unterrichtliche Voraussetzungen und Beschreibung<br />

<strong>de</strong>r erwarteten Prüfungsleistung (Erwartungshorizont) 26<br />

3.5 Bewertung <strong>de</strong>r Prüfungsleistungen 27<br />

3.5.1 Kriterien <strong>de</strong>r Bewertung 27<br />

3.5.2 Definition von „gut“ und „ausreichend“ 29<br />

4 Mündliche Prüfung 31<br />

4.1 Formen <strong>de</strong>r mündlichen Prüfung 31<br />

4.2 Anfor<strong>de</strong>rungen und Bewertung 31<br />

4.3 Fünfte Prüfungskomponente 33<br />

4.3.1 Beschreibung neuer Prüfungsformen 33<br />

4.3.2 Anfor<strong>de</strong>rungen und Bewertung 34<br />

TEIL II - Aufgabenteil 35<br />

1 Aufgabenbeispiele für die <strong>schriftlich</strong>e Prüfung 35<br />

1.1 Allgemeine Hinweise 35<br />

1.2 Aufgabenbeispiele 35<br />

1.2.1 Beispiel für untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Textinterpretation (vgl. 3.2.1.) 35<br />

1.2.2 Beispiel für untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Textanalyse (vgl. 3.2.2) 39<br />

1.2.3 Beispiel für erörtern<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Literarische Erörterung (vgl. 3.2.3) 42<br />

1.2.4 Beispiel für erörtern<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Texterörterung (vgl. 3.2.4) 45<br />

1.2.5 Beispiel für eine erörtern<strong>de</strong> Erschließung ohne Textvorlage:<br />

Freie Erörterung (vgl. 3.2.5) 48<br />

1.2.6 Beispiel für gestalten<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Gestalten<strong>de</strong> Interpretation (vgl. 3.2.6) 49<br />

1.2.7 Beispiel für gestalten<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Adressatenbezogenes Schreiben (vgl. 3.2.7) 52<br />

1.2.7.1 Beispiel für gestalten<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Variante: Adressatenbezogenes Schreiben auf <strong>de</strong>r Basis untersuchen<strong>de</strong>n<br />

Erschließens pragmatischer Texte (vgl. 3.2.7) 56<br />

2 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung 65<br />

2.1 Allgemeine Hinweise 65<br />

2.2 Beispiel für untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Textinterpretation (vgl. 3.2.1) 65<br />

2.3 Beispiel für untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Textinterpretation (vgl. 3.2.1) 67<br />

2.4 Beispiel für untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Textinterpretation (vgl. 3.2.1) 69<br />

2.5 Beispiel für untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Textanalyse (vgl. 3.2.2) 73


- 3 -<br />

TEIL I - Textteil<br />

0 Fachpräambel<br />

Die Vereinbarung zur Gestaltung <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe in <strong>de</strong>r Sekundarstufe II (Beschluss<br />

<strong>de</strong>r Kultusministerkonferenz vom 02.07.1972 i.d.F. vom 16.06.2000, Ziffern 2.4 und<br />

4.2) schreibt <strong>de</strong>m Fach <strong>Deutsch</strong> eine grundlegen<strong>de</strong> Aufgabe zu. Durch die Vermittlung fachlicher<br />

Inhalte und Metho<strong>de</strong>n sowie durch <strong>de</strong>n Bezug zur Lebenswelt leistet das Fach einen wesentlichen<br />

Beitrag zum Erwerb von Grundfertigkeiten für Studium und Beruf. Das Fach soll<br />

zugleich Schülerinnen und Schüler zur aktiven Teilnahme am kulturellen Leben befähigen<br />

und zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Es leistet dies durch die Vermittlung vielfältiger<br />

Kompetenzen mit <strong>de</strong>m Ziel, Texte und Medienprodukte sowie sprachliche Äußerungen<br />

und <strong>de</strong>ren Strukturen und Sprachebenen zu verstehen, sich mündlich und <strong>schriftlich</strong> mit<br />

an<strong>de</strong>ren differenziert und situationsangemessen in <strong>de</strong>r hoch<strong>de</strong>utschen Allgemeinsprache zu<br />

verständigen und damit das Selbst- und Weltverständnis <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler zu erweitern<br />

und zu vertiefen.<br />

Inhaltlich wird dies erreicht durch eine soli<strong>de</strong> erarbeitete und gefestigte Kommunikationskultur<br />

sowie durch ein verlässliches literatur- und kulturgeschichtliches Orientierungswissen.<br />

Dies meint einerseits ein in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Kultur vorhan<strong>de</strong>nes gemeinsames Wissen<br />

als Grundlage für <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Diskurs sowie die Tradierung und För<strong>de</strong>rung eines<br />

kulturellen Gedächtnisses, an<strong>de</strong>rerseits ein Wissen, das <strong>de</strong>r eigenen Orientierung bei <strong>de</strong>r aktiven<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Literatur und Sprache dient. Dazu gehört, eigene Auffassungen<br />

und Deutungen sachorientiert und reflektiert vorzutragen sowie sich selbst und an<strong>de</strong>ren gegenüber<br />

kritikfähig zu sein und argumentieren zu können.<br />

Für ein Fach, in <strong>de</strong>ssen Mittelpunkt die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Sprache und Texten sowie<br />

Medienprodukten in ihren vielfältigen Formen steht, ist es darüber hinaus unverzichtbar,<br />

geistige Neugier, Freu<strong>de</strong> am Lesen wie am eigenen gestalten<strong>de</strong>n Schreiben und Sprechen, <strong>de</strong>r<br />

ästhetischen Wahrnehmung zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Grundlegen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen an das Fach <strong>Deutsch</strong> bestehen darin, „die sprachliche Ausdrucksfähigkeit,<br />

insbeson<strong>de</strong>re die <strong>schriftlich</strong>e Darlegung eines konzisen Gedankenganges“ zu<br />

för<strong>de</strong>rn und die Fähigkeit zu entwickeln, „sich strukturiert, zielgerichtet und sprachlich korrekt<br />

<strong>schriftlich</strong> zu artikulieren und die erfor<strong>de</strong>rlichen Schreibformen und –techniken zu beherrschen“.<br />

Der angemessene Umgang mit Texten, die Entwicklung <strong>de</strong>r Fähigkeit zum Textverständnis,<br />

zur Texterschließung, zum <strong>schriftlich</strong>en und mündlichen Darstellen komplexer Zusammenhänge<br />

und zur sprachlichen Reflexion sind Bestandteile dieser Anfor<strong>de</strong>rungen (Vereinbarung<br />

zur Gestaltung <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe in <strong>de</strong>r Sekundarstufe II Ziffer 2.7). Damit<br />

wer<strong>de</strong>n zugleich Defizite aufgegriffen, die im internationalen Leistungsvergleich erkennbar<br />

gewor<strong>de</strong>n sind.<br />

Die Abiturprüfung nimmt Bezug auf diese grundlegen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen. Sie setzt unterrichtlich<br />

gesichert voraus:<br />

- ein verlässliches und vernetztes literatur-, geistes- und kulturgeschichtliches Orientierungswissen<br />

- eine fundierte Verstehens-, Darstellungs- und Gestaltungskompetenz<br />

- ein vielfältig einsetzbares Repertoire an wissenschaftsorientierten Verfahren, fachbezogenen<br />

Arbeitstechniken und Metho<strong>de</strong>n


- 4 -<br />

- eine differenzierte Dialog-, Mo<strong>de</strong>rations- und Präsentationsfähigkeit<br />

- das Erkennen fachübergreifen<strong>de</strong>r und fächerverbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Zusammenhänge, auch als<br />

Grundlage für die eigene kulturelle Orientierung.<br />

Lesefähigkeit und Textverstehen (Lesekompetenz) sowie präzises Ausdrucksvermögen sind<br />

grundlegend für alle Fächer. Alle Fächer arbeiten mit Texten, alle Fächer arbeiten im Medium<br />

<strong>de</strong>r Sprache.<br />

Die gegenwärtige Diskussion um das Fach <strong>Deutsch</strong> und die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Abitur<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Einheitlichen Prüfungsanfor<strong>de</strong>rungen in folgen<strong>de</strong>r Weise aufgenommen:<br />

- Die Aufgabenarten wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich erweitert durch Kombinationen erörtern<strong>de</strong>r und untersuchen<strong>de</strong>r<br />

Erschließungsformen sowie durch Öffnung für gestalten<strong>de</strong> Aufgaben.<br />

- Pragmatische Texte wer<strong>de</strong>n verstärkt einbezogen.<br />

- Für die mündlichen Prüfungen wer<strong>de</strong>n Festlegungen getroffen und neue Prüfungsformen<br />

entwickelt.<br />

- Methodisches Arbeiten wird als eine zentrale Anfor<strong>de</strong>rung herausgestellt, vor allem zur<br />

Absicherung <strong>de</strong>s Lese- und Textverständnisses.<br />

- Anfor<strong>de</strong>rungen für Grund- und Leistungskurse wer<strong>de</strong>n differenziert dargestellt.<br />

- Beson<strong>de</strong>rs entfaltet wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n Aspekte historische Dimension (Erschließen von<br />

Texten und Themen im Kontext von Zeitströmungen, Kulturtraditionen, geisteswissenschaftlicher<br />

und gesellschaftlicher Entwicklung) und flexible, adressatengerechte Schreibkultur.<br />

- Schließlich wer<strong>de</strong>n die Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche, Verfahren und Bewertungsmaßstäbe konkret<br />

und verbindlich beschrieben.<br />

Die Einheitlichen Prüfungsanfor<strong>de</strong>rungen stellen eine Weiterentwicklung dar; einerseits wer<strong>de</strong>n<br />

begrün<strong>de</strong>te Festlegungen getroffen, an<strong>de</strong>rerseits Gestaltungsräume eröffnet.


- 5 -<br />

1 Fachliche Anfor<strong>de</strong>rungen (Qualifikationen) und Inhalte<br />

1.1 Allgemeine Beschreibung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

In <strong>de</strong>r Abiturprüfung im Fach <strong>Deutsch</strong> wird eine fundierte, breit angelegte Grundbildung als<br />

Orientierungswissen über die <strong>de</strong>utsche Sprache und Literatur sowie über ihre Verankerung in<br />

<strong>de</strong>r europäischen Kultur- und Geistesgeschichte nachgewiesen. Konstituieren<strong>de</strong> Bestandteile<br />

dieser Grundbildung sind die Fähigkeit zur verantwortungsbewussten, differenzierten mündlichen<br />

und <strong>schriftlich</strong>en Verständigung in einer <strong>de</strong>mokratischen Gesellschaft, die sichere und reflektierte<br />

Anwendung von Texterschließungsverfahren und Arbeitstechniken sowie eine vielseitige<br />

Medienkompetenz. Hinzu kommt die Fähigkeit, fachübergreifend und fächerverbin<strong>de</strong>nd<br />

gedankliche Zusammenhänge zu erfassen sowie verständlich und strukturiert darzustellen.<br />

Orientierungswissen umfasst Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ästhetische, geistesgeschichtliche<br />

und historische Einsichten in Sprache und Literatur ermöglichen und zu fundierten<br />

Urteilen befähigen. Die rezeptiven und produktiven Leistungen in <strong>de</strong>r Abiturprüfung<br />

entstammen <strong>de</strong>n zentralen Bereichen <strong>de</strong>s Faches <strong>Deutsch</strong>:<br />

1.1.1 Erschließen von Texten und Medienprodukten<br />

1.1.2 Schriftliches und mündliches Darstellen<br />

1.1.3 Reflektieren über Sprache<br />

1.1.4 Beherrschen von Metho<strong>de</strong>n und Arbeitstechniken<br />

Dabei geht es vorrangig um<br />

- Kenntnis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Literatur, ihrer Gattungen und Epochen sowie ihrer Einbettung<br />

in <strong>de</strong>n historischen Kontext<br />

- Kenntnis <strong>de</strong>r Entwicklung und <strong>de</strong>r Ausdrucks- und Verwendungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Sprache<br />

- die Fähigkeit, sich argumentativ differenziert, adressatengerecht und situationsangemessen<br />

zu artikulieren<br />

- Reflexion über Kommunikation<br />

- Sicherheit und Präzision im sprachlichen Ausdruck sowie stilistische Vielfalt<br />

- orthografisch und grammatisch normgerechte Sprachverwendung<br />

- Textverständnis, Erkennen <strong>de</strong>r Argumentationsstruktur und <strong>de</strong>r medienspezifischen Gestaltungsweisen<br />

- Fähigkeit, Medienprodukte kriterienorientiert zu erschließen und begrün<strong>de</strong>t zu bewerten.<br />

1.1.1 Erschließen von Texten und Medienprodukten<br />

Der angemessene Umgang mit Texten verlangt <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r Fähigkeit, Texte analysierend,<br />

interpretierend und gestaltend zu erschließen und zu beurteilen.<br />

Der angenommene weite Textbegriff schließt literarische Texte, pragmatische Texte sowie<br />

Medienprodukte als Gestalt-Gehalt-Einheiten ein.<br />

Literarische Texte:<br />

Dem Erschließen von literarischen Texten kommt in <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe vorrangige<br />

Be<strong>de</strong>utung zu, <strong>de</strong>nn das Verstehen literarischer Texte eignet sich als Muster <strong>de</strong>s Verstehens ü-


- 6 -<br />

berhaupt. Verfahren <strong>de</strong>s textinternen wie <strong>de</strong>s textexternen Erschließens sind anzuwen<strong>de</strong>n; damit<br />

können gestalten<strong>de</strong> Verfahren verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum Orientierungswissen gehören Einsichten in literaturgeschichtliche sowie literaturtheoretische<br />

Zusammenhänge.<br />

Im Hinblick auf die gefor<strong>de</strong>rte literaturgeschichtliche Grundbildung sind folgen<strong>de</strong> Epochen<br />

wesentlich: Mittelalter, Barock, Aufklärung, Klassik, Romantik, Realismus, ausgehen<strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt, 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt sowie Gegenwart. Werke <strong>de</strong>r Antike (z.B. durch motivgeschichtliche<br />

Zusammenhänge) und <strong>de</strong>r Weltliteratur (z.B. als Spiegelung aktueller Themen <strong>de</strong>r Zeitgeschichte)<br />

sind ergänzend einzubeziehen. Bei <strong>de</strong>r Werkauswahl ist in je<strong>de</strong>m Falle die Zeit<br />

vor 1900 angemessen zu berücksichtigen, um die Korrespon<strong>de</strong>nzen zwischen literarischer<br />

Tradition und Gegenwartsliteratur sichtbar zu machen.<br />

Zur Sicherung eines ausreichend breiten literarischen Hintergrundwissens wird für die Abiturprüfung<br />

vorausgesetzt, dass in je<strong>de</strong>m Kurshalbjahr <strong>de</strong>r Qualifikationsphase neben einer angemessenen<br />

Berücksichtigung von Lyrik mehrere Ganzschriften (Roman, längere Erzählung,<br />

Drama) aus unterschiedlichen Epochen und verschie<strong>de</strong>nen Gattungen bzw. Genres im Unterricht<br />

erschlossen wor<strong>de</strong>n sind .<br />

Kriterien für die Auswahl von literarischen Texten sind (vgl. auch Kap. 3.3.3):<br />

<br />

<br />

<br />

ästhetische Qualität<br />

exemplarischer Charakter<br />

motiv-, form- und stilgeschichtliche Relevanz<br />

<br />

<br />

<br />

geschichtliche Be<strong>de</strong>utung<br />

Eignung zur Spiegelung von Werten<br />

Bezug zur Lebenswelt <strong>de</strong>r Schülerinnen und<br />

Schüler<br />

Pragmatische Texte:<br />

Bei <strong>de</strong>r Erschließung von pragmatischen Texten weisen die Prüflinge ihre Fähigkeit nach, Intention,<br />

Argumentationsstrategie und -struktur, die Funktion <strong>de</strong>r sprachlichen Mittel und die<br />

Wirkung <strong>de</strong>r Texte mittels geeigneter Verfahren analysieren und beurteilen zu können.<br />

Zum Orientierungswissen gehört die Kenntnis unterschiedlicher Textsorten, z.B. Essay, Re<strong>de</strong>,<br />

Abhandlung, Leitartikel, Glosse, Predigt.<br />

Kriterien für die Auswahl von pragmatischen Texten sind (vgl. auch Kap. 3.3.3):<br />

<br />

<br />

Komplexität im Hinblick auf Problemgehalt,<br />

Thematik und Struktur<br />

exemplarischer Charakter hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

betreffen<strong>de</strong>n Textsorte<br />

<br />

<br />

<br />

Bezug zu aktuellen Problemen<br />

gesellschaftliche Relevanz<br />

historisch-politische Be<strong>de</strong>utung<br />

Medienprodukte:<br />

Die Erschließung medial vermittelter Texte erfor<strong>de</strong>rt die Fähigkeit, Text-Bild- bzw. Text-Bild-<br />

Ton-Beziehungen sachgerecht zu untersuchen, die Bedingungen ihrer Vermittlung einzubeziehen,<br />

Umgestaltungen von sprachlichen in mediale Texte (und umgekehrt) zu untersuchen<br />

und zu werten sowie ihre Wirkungsmöglichkeiten einzuschätzen.<br />

Für die Abiturprüfung eignen sich in beson<strong>de</strong>rem Maße analytische Aufgaben und damit Medienprodukte<br />

wie Literaturverfilmungen, Filmsequenzen, Auszüge aus Fernsehserien, Hörspielsequenzen,<br />

Bilddarstellungen sowie Interviews, Talkshows (Auszüge), Filmtrailer.


- 7 -<br />

1.1.2 Schriftliches und mündliches Darstellen<br />

Schriftliche und mündliche Darstellungsleistung setzen folgen<strong>de</strong> Fähigkeiten voraus :<br />

- strukturierte und zielgerichtete Konzeption<br />

- sprachlich korrekte und stilsichere Artikulation<br />

- situationsangemessene und adressatenbezogene Formulierung.<br />

Prüfungsrelevante <strong>schriftlich</strong>e Arbeitsformen sind die untersuchen<strong>de</strong>, die erörtern<strong>de</strong> und die<br />

gestalten<strong>de</strong> Texterschließung.<br />

Im Kap. 3.2 sind in einer tabellarischen Übersicht die Aufgabenarten dargestellt.<br />

Prüfungsrelevant sind mündliche Darstellungsformen wie <strong>de</strong>r freie Vortrag, das themengebun<strong>de</strong>ne<br />

Gespräch und ggf. an<strong>de</strong>re kolloquiale Formen (Kap. 4.1 und 4.3).<br />

1.1.3 Reflektieren über Sprache<br />

In <strong>de</strong>r Abiturprüfung ist ein Orientierungswissen in Bezug auf Sprachgeschichte, Sprachsystem,<br />

kommunikative Funktion von Sprache sowie Sprachphilosophie erfor<strong>de</strong>rlich. Dazu zählen<br />

Themen wie Dialekt, Soziolekt, Zweisprachigkeit, Spracherwerb, Sprechen-Denken-<br />

Wirklichkeit, Sprache und Wertorientierung.<br />

1.1.4 Beherrschen von Metho<strong>de</strong>n und Arbeitstechniken<br />

Für die Abiturprüfung ist <strong>de</strong>r Nachweis hermeneutischer Kompetenz von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Sie stellt die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Textverstehens ins Zentrum <strong>de</strong>s Faches. Gleichrangig mit<br />

ihr ist die Fähigkeit zur kompetenten <strong>schriftlich</strong>en und mündlichen Verständigung. Damit<br />

leistet <strong>de</strong>r <strong>Deutsch</strong>unterricht einen wesentlichen Beitrag zur Studierfähigkeit. Er vermittelt u.a.<br />

folgen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n:<br />

- Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung und -verarbeitung<br />

- Techniken und Verfahren <strong>de</strong>r Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

kennen und sach- bzw. problemgerecht anwen<strong>de</strong>n<br />

- Informationen zielgerichtet auswählen, ordnen und verwerten<br />

- Erfassungsstrategien<br />

- wesentliche geistige Operationen beherrschen<br />

- Erkenntniswege (Bericht, Protokoll, grafische Darstellung u.Ä.) dokumentieren<br />

- relevante (<strong>schriftlich</strong>e) Arbeitsprozesse (Planung, Durchführung, Kontrolle, Überarbeitung,<br />

Optimierung) organisieren und steuern<br />

- Texterschließungsverfahren<br />

- Kenntnis und Fähigkeit zur Entfaltung untersuchen<strong>de</strong>r Erschließungsverfahren: textinterne<br />

Elemente und Strukturen – textexterne Bezüge (Produktions-, Rezeptions- und<br />

Wirkungsbedingungen) - auch von Medienprodukten<br />

- Kenntnis und Fähigkeit zur Entfaltung argumentativer Strategien in unterschiedlichen<br />

Kommunikationszusammenhängen für erörtern<strong>de</strong> Erschließungsverfahren<br />

- Kenntnis und Fähigkeit zur Entfaltung gestalten<strong>de</strong>r Erschließungsverfahren: u.a. Nutzung<br />

optischer, akustischer o.ä. Impulse - Einsatz von Assoziation, Mindmapping u.a.<br />

Strukturierungsverfahren - Verfügen über literarische Muster und poetische Repertoires<br />

- Verfügbarkeit stilistisch adäquater Mittel - Eingreifen in Texte - Umsetzung in Bil<strong>de</strong>r,<br />

Grafiken, Statistiken u.Ä.


- 8 -<br />

- Beherrschung <strong>schriftlich</strong>er und mündlicher Darstellungsformen<br />

- Arbeitsergebnisse sprachlich angemessen <strong>schriftlich</strong> und mündlich unter sach- und adressatengerechter<br />

Hilfsmittel- und Mediennutzung (z.B. Visualisierung) organisieren<br />

und präsentieren (entwickelte <strong>schriftlich</strong>e Darstellung, Thesenform, Glie<strong>de</strong>rungsformen,<br />

Visualisierung, freie Re<strong>de</strong>, notizengestützter Vortrag)<br />

- wesentliche Schreibstrategien und –formen beherrschen<br />

- sach- und situationsgerecht mündlich kommunizieren: diskutieren – <strong>de</strong>battieren - argumentieren<br />

– ein Gespräch führen<br />

- werten<strong>de</strong> Aussagen formulieren.<br />

1.2 Anfor<strong>de</strong>rungen im Grundkursfach und im Leistungskursfach<br />

Die Vereinbarung zur Gestaltung <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe vom 07.07.1972 i.d.F. vom<br />

16.06.2000 weist <strong>de</strong>n Kurstypen in <strong>de</strong>r Qualifikationsphase unterschiedlich akzentuierte Aufgaben<br />

zu: <strong>de</strong>n Grundkursen die Vermittlung einer wissenschaftspropä<strong>de</strong>utisch orientierten<br />

fachlichen Grundbildung, <strong>de</strong>n Leistungskursen die systematische, vertiefte und reflektierte<br />

wissenschaftspropä<strong>de</strong>utische Arbeit. Grundkurs- und Leistungskursfach sind i<strong>de</strong>ntisch hinsichtlich<br />

ihrer gemeinsamen Grundbildung, unterschei<strong>de</strong>n sich jedoch quantitativ und qualitativ<br />

durch beson<strong>de</strong>re Schwerpunktsetzungen in <strong>de</strong>n Inhalten und Metho<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r Vertiefung<br />

und Differenzierung <strong>de</strong>r Themen dienen.<br />

Dementsprechend ist im Grundkursfach <strong>de</strong>r Nachweis über eine fundierte und differenzierte<br />

literarische und sprachliche Grundbildung (auch Basis- o<strong>de</strong>r Orientierungswissen) für die Studier-<br />

und Berufsfähigkeit zu erbringen.<br />

Im Leistungskursfach weisen die Prüflinge nach, dass sie ein über die Grundbildung hinaus<br />

gehen<strong>de</strong>s vertieftes und <strong>de</strong>taillierteres Wissen in <strong>de</strong>n Bereichen Literatur, Sprache und Medien<br />

erworben haben und dass sie über ein größeres Maß an Eigenständigkeit und Reflexion beim<br />

fachlichen Arbeiten und Anwen<strong>de</strong>n fachlicher Metho<strong>de</strong>n verfügen.<br />

Die kursspezifischen Aufgaben sind nicht ausschließlich auf die jeweilige Kursform begrenzt,<br />

auch Grundkurse können bei entsprechen<strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>r Prüflinge sowie <strong>de</strong>r Lehrkräfte<br />

grenzüberschreitend in die Bereiche <strong>de</strong>r Leistungskurse hineinreichen, sind jedoch nicht dazu<br />

verpflichtet.<br />

Bei<strong>de</strong>n Kursformen gemeinsam ist die Verantwortung für eine standardsprachliche Sicherheit<br />

als Grundlage für Studier- und Berufsfähigkeit. So wird das Formulieren, Beschreiben, Begreifen<br />

und Lösen eines konkreten Problems ermöglicht. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Problemlösung<br />

sollen angemessen gestaltet präsentiert wer<strong>de</strong>n.


- 9 -<br />

Schaubild:<br />

Sprachlich-literarische Grundbildung für das Grundkurs- und das Leistungskursfach:<br />

Orientierungswissen über Literatur, Sprache, Medien<br />

Argumentationsfähigkeit<br />

sprachliche Ausdrucksfähigkeit im Schreiben sowie in <strong>de</strong>r mündlichen Kommunikation<br />

Medienkompetenz<br />

Grundbildung im Grundkursfach mit <strong>de</strong>n<br />

Schwerpunkten:<br />

Erweiterung und Vertiefung im Leistungskursfach<br />

mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Erschließen literarischer Texte unter beson<strong>de</strong>rer<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r historischen Dimension<br />

Erschließen hinreichend komplexer pragmatischer<br />

Texte<br />

Erwerb flexibler Schreibkompetenz und differenzierter<br />

Sprechkompetenz<br />

Metho<strong>de</strong>nreflexion<br />

Selbstständigkeit<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

differenzierte literaturwissenschaftliche Terminologie<br />

Literaturtheorie<br />

Reflexion sprachlicher und gedanklicher Strukturen<br />

sowie kommunikativer<br />

Prozesse<br />

reflektierte Metho<strong>de</strong>nvielfalt<br />

größere Eigenständigkeit


- 10 -<br />

Grundbildung im Grundkurs- und Leistungskursfach<br />

Eine weit gefächerte literarische Grundbildung<br />

wird durch Orientierungswissen über Literatur<br />

erreicht. Das verlangt<br />

die Erschließung <strong>de</strong>r Historizität von Texten<br />

(historischer Kontext, Entstehungszeit, Autorbiografie,<br />

Epochen, Motivgeschichte,<br />

geistesgeschichtlicher Zusammenhang) und<br />

dadurch Befähigung zur Teilnahme am literarischen<br />

Leben <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

metho<strong>de</strong>ngeleitete Texterschließungsverfahren<br />

durch im Wesentlichen textimmanent<br />

fundierte Untersuchungen unter Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>r biografischen, epochenstilistischen, historischen<br />

Metho<strong>de</strong>nansätze zur Erfassung <strong>de</strong>r<br />

genannten textexternen Aspekte <strong>de</strong>r historischen<br />

Dimension.<br />

Fähigkeit zur fundierten Untersuchung und<br />

sprachlich gewandten Produktion gedanklich anspruchsvoller<br />

pragmatischer Texte<br />

Erkennen von Argumentationsstrukturen und<br />

-strategien sowie Sicherheit und Überzeugungskraft<br />

in <strong>de</strong>r eigenen Argumentation<br />

Entwicklung fachübergreifen<strong>de</strong>r und fächer<br />

verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Ansätze<br />

kommunikationsgerechtes und konzeptgeleitetes<br />

Schreiben sprachlich differenzierter, argumentativ<br />

fundierter, zielgerichteter und klar geglie<strong>de</strong>rter<br />

Texte<br />

kommunikative Fähigkeiten in <strong>de</strong>r mündlichen<br />

Verständigung (Sprechen, Vortrag/Re<strong>de</strong>, Debatte,<br />

Diskussion, Gespräch, Interview)<br />

<br />

<br />

Untersuchung von pragmatischen Zusammenhängen<br />

im Sprachgebrauch<br />

Wissen über Sprache (Strukturen, Verwendungsaspekte<br />

und Geschichte)<br />

Vielfalt in <strong>de</strong>r Medienkompetenz:<br />

Präsentations- und Mo<strong>de</strong>rationstechniken<br />

Untersuchung von Medienprodukten nach<br />

medienspezifischen Gesichtspunkten<br />

kriterienorientierte Gestaltung und Erstellung<br />

eigener kurzer Medienprodukte<br />

Erweiterung und Vertiefung im Leistungskursfach<br />

Das Leistungskursfach umfasst das für das<br />

Grundkursfach gefor<strong>de</strong>rte Orientierungswissen.<br />

Darüber hinaus wird verlangt<br />

eine <strong>de</strong>utlich höhere Eigenständigkeit in <strong>de</strong>r<br />

Anwendung und Reflexion von unterschiedlichen<br />

geeigneten Verfahren bei <strong>de</strong>r Untersuchung<br />

von Texten und Medienprodukten<br />

größere literarische Belesenheit<br />

<strong>de</strong>tailliertere Kenntnisse in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Poetologie, Literaturtheorie und Sprachtheorie<br />

größere Eigenständigkeit sowie<br />

Metho<strong>de</strong>nvielfalt und Reflexion über Möglichkeiten<br />

und Grenzen <strong>de</strong>r methodischen<br />

Ansätze, d.h. Kenntnis und Anwendung<br />

weiterer Verfahren, (z.B. literatursoziologische,<br />

geistesgeschichtliche, rezeptionsästhetische,<br />

sprachwissenschaftliche und kommunikationsorientierte<br />

Metho<strong>de</strong>n sowie auch gestalten<strong>de</strong><br />

Metho<strong>de</strong>).<br />

Akzentsetzung bei wissenschaftlichen Sekundärtexten,<br />

philosophischen Schriften, historischen<br />

Abhandlungen<br />

Entfaltung von Bezügen zur Logik<br />

vertiefte Behandlung und Aus<strong>de</strong>hnung auf weitere<br />

Fächer<br />

Reflexion über Schreibtechniken, -<br />

verfahren und –prozesse<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Erproben vielfältiger Schreibformen, z.B.<br />

Verfassen literarischer Texte<br />

methodisch reflektierte Untersuchung von<br />

kommunikativen Prozessen<br />

Erproben vielfältiger Gesprächssituationen<br />

gestalten<strong>de</strong>s Sprechen und Vortragen<br />

vertiefte Kenntnisse in <strong>de</strong>n Bereichen Sprachsystem,<br />

Sprachgeschichte, kommunikative Funktion<br />

von Sprache, Sprachphilosophie<br />

<br />

<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Medientheorie und<br />

-kritik<br />

Projekte entwerfen, planen, umsetzen und reflektieren


- 11 -<br />

2 Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche<br />

2.1 Allgemeine Hinweise<br />

Für das Fach <strong>Deutsch</strong> ist auch für die Leistungsbewertung von Be<strong>de</strong>utung, dass es wesentlich<br />

von hermeneutischen Erkenntnisprozessen und von <strong>de</strong>ren Versprachlichung geprägt ist. Da<br />

dieser Prozess gekennzeichnet ist durch das wechselseitige Erfassen von Einzelnem und Ganzem,<br />

lässt er sich in <strong>de</strong>r Form punktueller Einzelanfor<strong>de</strong>rungen nicht hinreichend beschreiben.<br />

Daraus resultiert, dass das Ergebnis <strong>de</strong>r Leistungen in mündlichen und <strong>schriftlich</strong>en Prüfungen<br />

nicht aus einer rechnerischen Summe von Einzelergebnissen besteht. Vielmehr sind die Teilleistungen<br />

im Bezug zueinan<strong>de</strong>r zu erfassen und zu gewichten.<br />

Für die Erfassung von Teilleistungen stellen die Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche eine wesentliche<br />

Voraussetzung dar. Sie ermöglichen eine differenzierte Beschreibung <strong>de</strong>r Kenntnisse, Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten und Einsichten, die für die Lösung einer Aufgabe im Fach <strong>Deutsch</strong> vorausgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wenn auch ihre Verwendung dazu beiträgt, unausgewogene Aufgabenstellungen<br />

zu vermei<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen z.B. vorwiegend gelerntes Wissen abgefragt wird o<strong>de</strong>r Urteilsleistungen<br />

vernachlässigt wer<strong>de</strong>n, so besteht ihre Funktion nicht darin, eine jeweils dreiteilige<br />

Aufgabenstellung vorzugeben. Dies verbietet sich schon <strong>de</strong>shalb, weil die drei Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche<br />

in wechselseitiger Abhängigkeit mit flexiblen Übergängen, also nicht präzise<br />

abgrenzbar zu sehen sind.<br />

Im Fach <strong>Deutsch</strong> beziehen sich die Anfor<strong>de</strong>rungen stets auf eine Verstehensleistung, eine<br />

Argumentationsleistung und eine Darstellungsleistung, die in die Beschreibung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche<br />

jeweils eingearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Zuordnung <strong>de</strong>r erwarteten Leistung zu einem <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche wird wesentlich<br />

durch die Aufgabenart und die ihr entsprechen<strong>de</strong> Aufgabenstellung <strong>de</strong>r mündlichen wie <strong>de</strong>r<br />

<strong>schriftlich</strong>en Prüfung bestimmt. Im Erwartungshorizont für die gestellte Aufgabe wer<strong>de</strong>n<br />

vorausgesetzte Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einsichten unter Bezug auf die drei<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche beschrieben. Die unterschiedliche Wertigkeit <strong>de</strong>r drei Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche<br />

hat somit Auswirkungen auf die Beurteilung. Die <strong>de</strong>n drei Bereichen zugeordneten<br />

konkreten Anfor<strong>de</strong>rungen einer Aufgabe stellen auch die Grundlage für <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s Gutachtens<br />

im Vergleich von Erwartung und Leistung dar, das die Korrektur und Bewertung einer<br />

Klausur abschließt.<br />

Grundsätzlich gilt für Aufgaben in <strong>de</strong>r Abiturprüfung, dass sie Anfor<strong>de</strong>rungen in allen drei<br />

Bereichen stellen. Die Aufgabenstellung muss eine Beurteilung ermöglichen, die das gesamte<br />

Notenspektrum umfasst. Die konkreten Leistungserwartungen wer<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>nd über die<br />

Aufgabenstellung gesteuert. Anfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Bereichen II und III setzen eine Aufgabenstellung<br />

voraus, die eine inhaltlich wie methodisch selbstständige Leistung erfor<strong>de</strong>rt. Darüber<br />

hinaus bestimmen <strong>de</strong>r anspruchsvolle Inhalt, eine differenzierte Kontextuierung und komplexe<br />

Strukturen <strong>de</strong>r zu bearbeiten<strong>de</strong>n Aufgabenstellung die Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche<br />

II und III. Für die Beurteilung kann eine proportionale Gewichtung <strong>de</strong>r Leistungen in Bezug<br />

auf die einzelnen Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche im Sinne einer Hilfskonstruktion und internen<br />

Vergewisserung <strong>de</strong>r Fachlehrerin/<strong>de</strong>s Fachlehrers herangezogen wer<strong>de</strong>n. Die Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Gesamtleistung muss aber Priorität vor einer Addition von <strong>de</strong>rartigen Teilnoten in Bezug auf<br />

die Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche o<strong>de</strong>r vor einer zu stark mathematisierten Form <strong>de</strong>r Berechnung haben.


- 12 -<br />

Lösungswege in Interpretation, Erörterung und Gestaltung, die sinnvoll und begrün<strong>de</strong>t vom<br />

Erwartungshorizont abweichen, müssen bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r Prüfungsleistung hinreichend<br />

respektiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Schwerpunkte <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen liegen in <strong>de</strong>r Abiturprüfung in Bereichen, die mit<br />

selbstständigem Verarbeiten und Darstellen bekannter Sachverhalte sowie <strong>de</strong>m Übertragen <strong>de</strong>s<br />

Gelernten auf vergleichbare neue Situationen beschrieben wer<strong>de</strong>n können. Hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />

Umfanges, <strong>de</strong>r Komplexität und Differenziertheit dieser allgemein gekennzeichneten Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

ist zwischen Grundkurs- und Leistungskursfach zu unterschei<strong>de</strong>n. Unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

Kursart verlangen diese Anfor<strong>de</strong>rungen aber u.a., dass sie nicht ausschließlich im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rgabe von Kenntnissen (Anfor<strong>de</strong>rungsbereich I) liegen dürfen, wenn eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Leistung erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Befriedigen<strong>de</strong> und bessere Bewertungen setzen Leistungen mit<br />

Schwerpunkt in <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungsbereichen II und III voraus.


- 13 -<br />

2.2 Fachspezifische Beschreibung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsbereich I<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsbereich II<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsbereich III<br />

In diesem Anfor<strong>de</strong>rungsbereich wer<strong>de</strong>n die für die<br />

Lösung einer gestellten Aufgabe notwendigen<br />

Grundlagen an Wissen/Kennen <strong>de</strong>r konkreten<br />

Einzelheiten, <strong>de</strong>r für die Lösung notwendigen Arbeitstechniken<br />

und Metho<strong>de</strong>n, aber auch <strong>de</strong>r übergeordneten<br />

Theorien und Strukturen erfasst.<br />

Im Zentrum dieses Anfor<strong>de</strong>rungsbereiches steht<br />

die Organisation <strong>de</strong>s Arbeitsprozesses <strong>de</strong>r Analyse/Interpretation/<br />

Erörterung/Gestaltung auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>r Aufgabenstellung. Die Lösung <strong>de</strong>r<br />

Aufgabe muss in einer miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>nen<br />

Darstellung formaler, sprachlicher und inhaltlicher<br />

Aspekte erfolgen. Sie setzt die Übertragung von<br />

Gelerntem auf neue Zusammenhänge voraus.<br />

Im Mittelpunkt dieses Anfor<strong>de</strong>rungsbereiches<br />

steht die Fähigkeit zur eigenständigen Urteilsbildung,<br />

aber auch <strong>de</strong>r Bewertung von Fragestellungen,<br />

die in <strong>de</strong>r Aufgabenstellung gefor<strong>de</strong>rt wird<br />

o<strong>de</strong>r aber sich aus <strong>de</strong>r Analyse/Interpretation Erörterung/Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s vorgegebenen Materials<br />

ergibt. Voraussetzung dafür ist zwingend die methodisch<br />

wie inhaltlich eigenständige Entfaltung<br />

und Gestaltung einer Aufgabe.<br />

Der Anfor<strong>de</strong>rungsbereich I umfasst Der Anfor<strong>de</strong>rungsbereich II umfasst Der Anfor<strong>de</strong>rungsbereich III umfasst<br />

- die Wie<strong>de</strong>rgabe von Sachverhalten aus einem<br />

begrenzten Gebiet im gelernten Zusammenhang<br />

(Kenntnisse müssen immer aufgabenbezogen<br />

sein)<br />

- die Beschreibung und Verwendung gelernter<br />

und geübter Arbeitstechniken und Verfahrensweisen<br />

in einem begrenzten Gebiet und einem<br />

wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

- die sichere Beherrschung <strong>de</strong>r standardsprachlichen<br />

Regelungen<br />

- selbstständiges Auswählen, Anordnen, Verarbeiten<br />

und Darstellen bekannter Sachverhalte<br />

unter vorgegebenen Gesichtspunkten in einem<br />

durch Übung bekannten Zusammenhang<br />

- selbstständiges Übertragen <strong>de</strong>s Gelernten auf<br />

vergleichbare neue Situationen, wobei es entwe<strong>de</strong>r<br />

um neue Fragestellungen o<strong>de</strong>r um Sachzusammenhänge<br />

o<strong>de</strong>r um abgewan<strong>de</strong>lte Verfahrensweisen<br />

o<strong>de</strong>r unbekannte Texte gehen<br />

kann<br />

- Verarbeiten komplexer Gegebenheiten mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, zu einer eigenständig strukturierten<br />

Darstellung, zu selbstständigen Lösungen,<br />

Gestaltungen o<strong>de</strong>r Deutungen, Folgerungen,<br />

Begründungen, Wertungen zu gelangen<br />

- Reflektierte Auswahl o<strong>de</strong>r Anpassung von<br />

Metho<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Lösungsverfahren für neue,<br />

erweiterte Zusammenhänge, Problemstellungen<br />

Dazu kann z.B. gehören Dazu kann z.B. gehören Dazu kann z.B. gehören<br />

- Inhalt eines Textes o<strong>de</strong>r fachbezogene Sachverhalte<br />

eigenständig wie<strong>de</strong>rgeben<br />

- Textart, Aufbau und Strukturelemente eines<br />

Textes unter Verwendung fachspezifischer<br />

Begriffe erkennen und bestimmen<br />

- fachspezifische Kenntnisse und Betrachtungsweisen<br />

aufgabenbezogen in die Darstellung<br />

einbringen<br />

- Inhalt eines komplexen Textes o<strong>de</strong>r einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

fachspezifischen Sachverhalt in eigenständiger<br />

Form wie<strong>de</strong>rgeben/zusammen<br />

fassen<br />

- Struktur eines Textes erfassen<br />

- aus Einzelelementen eines Textes <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung<br />

erschließen<br />

- Argumentation eines Textes beschreiben<br />

- Wirkungsmöglichkeiten eines Textes beurteilen<br />

- Beziehungen herstellen, z.B. in einem Text<br />

vertretene Positionen in umfassen<strong>de</strong>re problembezogene<br />

o<strong>de</strong>r theoretische Zusammenhänge<br />

einordnen


- zweckmäßige, an <strong>de</strong>r Eigenart <strong>de</strong>r Aufgabenstellung<br />

und <strong>de</strong>s Textes orientierte Anordnung<br />

von Teilergebnissen <strong>de</strong>r Analyse/ Interpretation/<br />

Erörterung/Gestaltung<br />

- sprachnorm- und fachgerechte, situationsangemessene<br />

und verständliche Formulierung<br />

- Absicherung von Ergebnissen durch funktionsgerechtes<br />

Zitieren<br />

- 14 -<br />

- generalisieren<strong>de</strong> Aussagen konkretisieren<br />

- Wortschatz, Satzbau und poetische/stilistische/rhetorische<br />

Mittel eines Textes<br />

auf ihre Funktion und Wirkung hin beschreiben<br />

und untersuchen<br />

- erlernte Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n auf vergleichbare<br />

neue Gegenstän<strong>de</strong> anwen<strong>de</strong>n<br />

- konkrete Aussagen angemessen abstrahieren<br />

- für eine literarische Epoche o<strong>de</strong>r Textgattung,<br />

einen fachspezifischen Sachverhalt, eine Autorin<br />

bzw. einen Autor charakteristische Erscheinungen<br />

in einem Text aufzeigen<br />

- begrün<strong>de</strong>te Folgerungen aus <strong>de</strong>r Analyse / Erörterung<br />

ziehen<br />

- Kommunikationsstrukturen und -funktionen<br />

erkennen und beschreiben<br />

- Sprachverwendung in pragmatischen Texten<br />

erkennen und beschreiben<br />

- reflektierte und produktive Anwendung fachspezifischer<br />

Verfahren im Umgang mit literarischen<br />

Texten o<strong>de</strong>r mit pragmatischen Texten<br />

- funktionsgerechte Glie<strong>de</strong>rung einer Argumentation<br />

- Wahl <strong>de</strong>r angemessenen Stilebene/ Kommunikationsform<br />

(differenzierte und klare Darstellungsweise)<br />

- Text-Bild-Ton-Beziehungen in ihrer wechselseitigen<br />

Wirkung erkennen<br />

- Argumentationsstrategien erkennen und werten<br />

- aus <strong>de</strong>n Ergebnissen einer Texterschließung o-<br />

<strong>de</strong>r Erörterung begrün<strong>de</strong>te Schlüsse ziehen<br />

- bei gestalterischen Aufgaben selbstständige<br />

und zugleich textangemessene Lösungen erarbeiten<br />

und (unter selbst gewählten Gesichtspunkten)<br />

reflektieren<br />

- fachspezifische Sachverhalte erörtern, ein eigenes<br />

Urteil gewinnen und argumentativ vertreten<br />

- ästhetische Qualität werten<br />

- Darstellung eigenständig strukturieren<br />

- eigenes Vorgehen kritisch beurteilen


- 15 -<br />

Der Anfor<strong>de</strong>rung entspricht die folgen<strong>de</strong> Arbeitsanweisung<br />

Der Anfor<strong>de</strong>rung entspricht die folgen<strong>de</strong> Arbeitsanweisung<br />

Der Anfor<strong>de</strong>rung entspricht die folgen<strong>de</strong> Arbeitsanweisung<br />

Die hier formulierten Arbeitsanweisungen (Operatoren) stellen nicht die konkrete Aufgabenstellung dar. Erst durch die konkrete Aufgabenstellung erfahren die Arbeitsanweisungen<br />

ihre präzisere Zuordnung zu <strong>de</strong>n intendierten Anfor<strong>de</strong>rungsbereichen. Vgl. dazu die Aufgabenbeispiele in <strong>de</strong>n Kapiteln 5 und 6.<br />

Erfassen Sie ...<br />

Beschreiben Sie ...<br />

Stellen Sie dar...<br />

Geben Sie wie<strong>de</strong>r...<br />

Geben Sie <strong>de</strong>n Argumentationsgang wie<strong>de</strong>r...<br />

Benennen Sie...<br />

...<br />

Analysieren Sie...<br />

Untersuchen Sie<br />

Vergleichen Sie mit...<br />

Ordnen Sie in <strong>de</strong>n Zusammenhang ein<br />

Setzen Sie in Beziehung zu...<br />

Erläutern Sie...<br />

Erklären Sie ...<br />

...<br />

Interpretieren Sie...<br />

Beurteilen Sie...<br />

Nehmen Sie kritisch Stellung...<br />

Erörtern Sie...<br />

Setzen Sie sich mit ... auseinan<strong>de</strong>r ...<br />

Begrün<strong>de</strong>n Sie...<br />

Erschließen Sie ...<br />

(Über)Prüfen Sie...<br />

Bewerten Sie ...<br />

Gestalten (Verfassen, Schreiben) Sie ...<br />

Entwerfen Sie ...


3 Schriftliche Abiturprüfung<br />

3.1 Allgemeine Hinweise<br />

Die Aufgaben können zentral o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentral gestellt wer<strong>de</strong>n. „Unbescha<strong>de</strong>t einer prüfungsdidaktisch<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Schwerpunktbildung dürfen sich die von <strong>de</strong>r Schülerin bzw. vom<br />

Schüler zu bearbeiten<strong>de</strong>n Aufgaben nicht auf die Sachgebiete eines Kurshalbjahres beschränken.“<br />

(Vereinbarung über die Abiturprüfung in <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe in <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />

II vom 7.7.1972 i.d.F. vom 16.6.2000, § 5 Abs.4) Unter Einbeziehung von Grundkenntnissen<br />

und –fertigkeiten früherer Jahrgangsstufen muss die Gesamtheit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Oberstufe vermittelten<br />

Ziele, Inhalte und Metho<strong>de</strong>n für die Abiturprüfung zur Verfügung stehen. Die Aufgaben<br />

müssen so konzipiert sein, dass ihre Lösung eine selbstständige Leistung erfor<strong>de</strong>rt. Eine<br />

Aufgabenstellung, die einer bereits bearbeiteten so nahe steht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Thematik und Gegenstand<br />

im Unterricht so vorbereitet sind, dass sich die Anfor<strong>de</strong>rungen im Wesentlichen lediglich<br />

auf die Wie<strong>de</strong>rgabe von bereits Bearbeitetem o<strong>de</strong>r Erarbeitetem beschränken, kann<br />

diese Bedingung nicht erfüllen.<br />

Die <strong>schriftlich</strong>en Prüfungsaufgaben sind so zu konzipieren, dass die fachspezifischen Erschließungsformen<br />

- untersuchen, erörtern, gestalten - für ihre Lösung anzuwen<strong>de</strong>n sind.<br />

Der einzelnen Erschließungsform sind ihr entsprechen<strong>de</strong> Aufgabenarten zugeordnet. Eine<br />

Prüfungsaufgabe ist so zu konzipieren, dass ihre Lösung das untersuchen<strong>de</strong>, erörtern<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

gestalten<strong>de</strong> Erschließen eines Textes voraussetzt. Literarische o<strong>de</strong>r pragmatische Texte bil<strong>de</strong>n<br />

die jeweilige Grundlage. Für das erörtern<strong>de</strong> Erschließen kann auch ein Thema ohne Textvorlage<br />

die Grundlage für die Aufgabe darstellen.<br />

Ein prozessorientiertes Verständnis <strong>de</strong>s Schreibens gilt auch für die <strong>schriftlich</strong>e Abiturprüfung.<br />

Dieses Schreibverständnis erfor<strong>de</strong>rt ein entsprechen<strong>de</strong>s methodisches Einüben unter Bezug<br />

auf die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Verstehens- und die Darstellungsleistung. Unverzichtbare<br />

Schritte <strong>de</strong>s Schreibprozesses sind:<br />

- aspektorientierte Konzeption <strong>de</strong>r Arbeit (dieser Teil kann als Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Prüfungsklausur<br />

vorangestellt wer<strong>de</strong>n)<br />

- Ausführung<br />

- Überprüfung und Überarbeitung <strong>de</strong>s Geschriebenen.<br />

3.1.1 Untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen<br />

Das untersuchen<strong>de</strong> Erschließen von literarischen und pragmatischen Texten sowie von Medienprodukten<br />

(auch als Teil <strong>de</strong>r textgebun<strong>de</strong>nen Erörterung und <strong>de</strong>s gestalten<strong>de</strong>n Erschließens)<br />

erfor<strong>de</strong>rt folgen<strong>de</strong> Operationen bzw. Leistungen <strong>de</strong>r Analyse bzw. Interpretation:<br />

- Erfassen <strong>de</strong>s Textes in seinen wesentlichen Elementen und Strukturen<br />

- Formulierung <strong>de</strong>r Interpretations- bzw. Analysehypothesen<br />

- Skizzierung <strong>de</strong>s Lösungsweges, begrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Auswahl von Untersuchungsaspekten<br />

- aspektorientierte Organisation <strong>de</strong>r Text<strong>de</strong>utung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Wechselbezuges<br />

von Textstrukturen, Funktionen und Intentionen (durch Erfassen zentraler strukturbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r,<br />

genretypischer, syntaktischer, semantischer, stilistisch-rhetorischer Elemente und<br />

ihrer Funktion für das Textganze)<br />

- Kontextualisierung: z.B. Entwicklung von literaturgeschichtlichen, gattungsgeschichtlichen,<br />

geistesgeschichtlichen, biografischen, politisch-sozialen Bezügen


- 17 -<br />

- Erkennen und ggf. Beurteilen <strong>de</strong>s Zusammenhangs von Struktur, Intention und Wirkung im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s historischen und aktuellen Verstehenshorizontes<br />

- Diskussion von Wertvorstellungen, die in <strong>de</strong>n Texten enthalten sind<br />

- literarische Wertung<br />

- Entwicklung geeigneter Argumentationsverfahren.<br />

Die Analyse pragmatischer Texte erfor<strong>de</strong>rt insbeson<strong>de</strong>re folgen<strong>de</strong> Leistungen:<br />

- Argumentation auf Stichhaltigkeit und Schlüssigkeit prüfen<br />

- Positionen <strong>de</strong>s Verfassers und Intentionen <strong>de</strong>s Textes aufzeigen<br />

- Adressaten- und Situationsbezug darlegen<br />

- sprachliche und strukturelle Textphänomene im Hinblick auf Aussage- und Wirkungsabsicht<br />

funktional erläutern<br />

- Wirkung <strong>de</strong>s Textes, auch in Bezug zu seiner Wirkungsabsicht, beurteilen,<br />

- Text in übergreifen<strong>de</strong> Zusammenhänge (z.B. Sachgebiet, historische Situation, politische<br />

o<strong>de</strong>r soziale Verhältnisse, Bedingungen <strong>de</strong>r medialen Vermittlung) einordnen.<br />

3.1.2 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen<br />

Das erörtern<strong>de</strong> Erschließen, in <strong>de</strong>ssen Zentrum die Erörterung einer Fragestellung steht, erfolgt<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s untersuchen<strong>de</strong>n Erschließens (Analyse bzw. Interpretation) literarischer<br />

o<strong>de</strong>r pragmatischer Texte sowie von Medienprodukten. Erörtern ist die eingehen<strong>de</strong>,<br />

methodisch aufgebaute, - im Entstehungsprozess <strong>de</strong>r freien Erörterung auch monologische -<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit einem Thema o<strong>de</strong>r Problem in <strong>schriftlich</strong>er Form. Es för<strong>de</strong>rt die Urteilsfähigkeit<br />

und Standpunktbildung in einer zunehmend pluralen Informationsgesellschaft<br />

und setzt in beson<strong>de</strong>rer Weise die Kenntnis und die Verfügbarkeit geeigneter Argumentationsstrategien<br />

und -verfahren voraus. Für das erörtern<strong>de</strong> Erschließen auf <strong>de</strong>r Grundlage eines literarischen<br />

o<strong>de</strong>r pragmatischen Textes wer<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Operationen bzw. Leistungen erwartet:<br />

- erläutern<strong>de</strong> bzw. <strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r pragmatischen bzw. literarischen Textvorlage<br />

- argumentative Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit zentralen Thesen, Argumenten, Darstellungsformen<br />

<strong>de</strong>r Textvorlage im Rahmen <strong>de</strong>s historischen und aktuellen Verstehenshorizontes<br />

- weiterführen<strong>de</strong> Problematisierung: Aufbau und Entfaltung einer eigenständigen fachspezifischen<br />

Argumentation<br />

- begrün<strong>de</strong>te Urteilsbildung.<br />

Das erörtern<strong>de</strong> Erschließen (einer literarischen o<strong>de</strong>r allgemeinen Fragestellung) ohne Textvorlage<br />

erfor<strong>de</strong>rt beson<strong>de</strong>rs folgen<strong>de</strong> Leistungen:<br />

- ein Thema erfassen, Begriffe bestimmen und erläutern<br />

- selbstständig eine Glie<strong>de</strong>rung entwickeln, die <strong>de</strong>r Aufgabenstellung angemessen ist, und<br />

<strong>de</strong>n eigenen Zugriff auf das Thema <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n lässt<br />

- sachangemessen und selbstständig einen zu bearbeiten<strong>de</strong>n Aspekt aus <strong>de</strong>r Literatur o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m sprachlich-kulturellen Leben unter einem thematischen Leitgedanken strukturieren<br />

- literaturgeschichtliche, motivliche, gesellschaftliche, philosophische Zusammenhänge und<br />

Traditionen erkennen und herausstellen<br />

- selbstständig text- und themenadäquate Untersuchungs- bzw. Vergleichskriterien ermitteln<br />

- Auffassungen abwägen, voneinan<strong>de</strong>r abgrenzen und werten<br />

- strukturiert, zielgerichtet und sprachlich korrekt argumentieren<br />

- begrün<strong>de</strong>t Schlüsse ziehen und Stellung nehmen.


- 18 -<br />

3.1.3 Gestalten<strong>de</strong>s Erschließen<br />

Das gestalten<strong>de</strong> Erschließen basiert im Rahmen <strong>de</strong>r Abiturprüfung auf <strong>de</strong>r untersuchen<strong>de</strong>n<br />

Erschließung (Analyse bzw. Interpretation) eines literarischen o<strong>de</strong>r pragmatischen Textes. Es<br />

wer<strong>de</strong>n die folgen<strong>de</strong>n Operationen bzw. erwartet:<br />

- Erfassen <strong>de</strong>r Vorlage und Entfaltung <strong>de</strong>s Textverständnisses; bei literarischen Texten unter<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>r sprachgeschichtlichen und literarhistorischen Dimension<br />

- Erkennen <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>r Vorlage für die eigene Gestaltung<br />

- Strukturierung <strong>de</strong>r eigenen Gestaltung<br />

- Anwendung literarischer Muster, poetischer Repertoires, textsortenspezifischer Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

- eigenständige und einfallsreiche Textgestaltung<br />

- Beachtung <strong>de</strong>r Korrespon<strong>de</strong>nz zwischen Vorlage und eigenem Text in Struktur und Stil<br />

- sprachliche und strategische Berücksichtigung <strong>de</strong>s angegebenen kommunikativen Kontextes<br />

- Anwen<strong>de</strong>n geeigneter Argumentationsverfahren<br />

- ggf. Erläutern und Begrün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r eigenen Textproduktion.<br />

Die gestalten<strong>de</strong> Interpretation literarischer Texte erfor<strong>de</strong>rt in Bezug auf die Erarbeitung <strong>de</strong>s<br />

Textes und die Gestaltung beson<strong>de</strong>rs folgen<strong>de</strong> Operationen bzw. Leistungen:<br />

- überraschen<strong>de</strong> Einfälle entwickeln, Situationen zuspitzen, Pointen setzen,<br />

- Figuren plastisch, anschaulich, konsequent zeichnen; Empathie entwickeln<br />

- Handlungsweisen, Handlungsmuster usw. überzeugend darstellen und begrün<strong>de</strong>n<br />

- Motive aufnehmen und ausgestalten<br />

- literarische Muster und poetische Repertoires kennen und anwen<strong>de</strong>n<br />

- eine schlüssige Gesamtkonzeption entwerfen<br />

- Stilebene <strong>de</strong>r Vorlage und einzelner Figuren bestimmen und adäquat gestalten<br />

- Stil <strong>de</strong>r jeweiligen Gestaltungsform verwen<strong>de</strong>n<br />

- ggf. die eigene Textproduktion erläutern und begrün<strong>de</strong>n.<br />

Das gestalten<strong>de</strong> Erschließen pragmatischer Texte verbun<strong>de</strong>n mit adressatenbezogenem<br />

Schreiben erfor<strong>de</strong>rt beson<strong>de</strong>rs folgen<strong>de</strong> Operationen bzw. Leistungen:<br />

- inhaltliche Aussagen sachgerecht und zielgerichtet auswählen und gewichten<br />

- sich mit einem Text argumentativ auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

- die gefor<strong>de</strong>rte Textart kriterienbezogen gestalten<br />

- <strong>de</strong>m angegebenen kommunikativen Kontext sprachlich und strategisch gerecht wer<strong>de</strong>n<br />

- ggf. die eigene Textproduktion erläutern und begrün<strong>de</strong>n.<br />

Das adressatenbezogene Schreiben auf <strong>de</strong>r Basis untersuchen<strong>de</strong>n Erschließens pragmatischer<br />

Texte erfor<strong>de</strong>rt insbeson<strong>de</strong>re die folgen<strong>de</strong>n Operationen bzw. Leistungen:<br />

- Materialien sichten, auswerten und erschließen<br />

- inhaltliche Aussagen sach- wie themengerecht zielgerichtet auswählen und gewichten<br />

- sich auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Materialsichtung und –auswertung mit <strong>de</strong>r Thematik argumentativ<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

- geeignete, die Anfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Thematik wie <strong>de</strong>n Adressatenbezug berücksichtigen<strong>de</strong> eigene<br />

Darstellungsformen entwickeln und gestalten


- 19 -<br />

- <strong>de</strong>m vorgegebenen kommunikativen Kontext sprachlich und strategisch gerecht wer<strong>de</strong>n<br />

- die eigene Vorgehensweise, die getroffenen Entscheidungen, die entwickelten Darstellungsformen<br />

begrün<strong>de</strong>n und reflektieren.<br />

3.1.4 Anfor<strong>de</strong>rungen an die Darstellung<br />

Neben <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n und Arbeitstechniken <strong>de</strong>s Textverstehens, <strong>de</strong>r Texterschließung und <strong>de</strong>r<br />

Argumentation ist die sprachliche und formale Darstellung wesentliche Bedingung für die<br />

Lösung je<strong>de</strong>r Prüfungsaufgabe. Sie umfasst die im Kapitel 1.4 (Metho<strong>de</strong>nkompetenz und Arbeitstechniken)<br />

vorgestellten Kenntnisse und Fertigkeiten. Vor allem sind folgen<strong>de</strong> Operationen<br />

bzw. Leistungen zu erwarten:<br />

- Aussagen präzise formulieren<br />

- Gedanken logisch entwickeln, nach Be<strong>de</strong>utung gewichten<br />

- Ausführungen klar und eigenständig glie<strong>de</strong>rn<br />

- Einzelnes zu einem Ganzen verbin<strong>de</strong>n<br />

- Ergebnisse durch funktionsgerecht ausgewählte und konkret zitierte Textstellen belegen<br />

- eine aufgabengerechte Sprachform verwen<strong>de</strong>n<br />

- Fachsprache berücksichtigen<br />

- zentrale inhaltliche und formale Aspekte differenziert erläutern<br />

- Wertungen argumentativ begrün<strong>de</strong>n<br />

- strukturiert, zielgerichtet, schlüssig und sprachlich korrekt argumentieren<br />

- die Argumentation durch Beispiele stützen und veranschaulichen<br />

- <strong>de</strong>n eigenen Standpunkt darlegen und überzeugend begrün<strong>de</strong>n<br />

- differenziert und <strong>de</strong>m Gegenstand angemessen formulieren<br />

- die Sprache normengerecht gebrauchen<br />

- lesbar Schreiben im Rahmen einer leserfreundlichen Gestaltung (Lay-out).<br />

3.2 Aufgabenarten<br />

In unterschiedlicher Gewichtung bieten die Aufgabenarten die Möglichkeit, Fähigkeiten zur<br />

Untersuchung, zur Erörterung und zur Gestaltung zu überprüfen:<br />

Erschließungsform Text Aufgabenart (Kap.)<br />

untersuchend literarisch Textinterpretation (3.2.1)<br />

pragmatisch Textanalyse (3.2.2)<br />

erörternd literarisch literarische Erörterung (3.2.3)<br />

pragmatisch Texterörterung (3.2.4)<br />

freie Erörterung (3.2.5)<br />

gestaltend literarisch gestalten<strong>de</strong> Interpretation (3.2.6)<br />

pragmatisch adressatenbezogenes Schreiben (3.2.7)<br />

Die hier aufgeführten Aufgabenarten stellen Grundmuster dar, die auch kombinierbar sind<br />

z.B.:<br />

- Textinterpretation und Erörterung als argumentative Stellungnahme<br />

- Textinterpretation und gestalten<strong>de</strong> Interpretation als Teilaufgabe<br />

- Textanalyse und Texterörterung als argumentative Stellungnahme


- 20 -<br />

- Textanalyse und adressatenbezogenes Schreiben als gestalten<strong>de</strong> Teilaufgabe.<br />

Bei Mischformen ist grundsätzlich darauf zu achten, dass eine <strong>de</strong>r genannten Erschließungsformen<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Aufgabe ist und die Teilaufgaben ein sinnvolles Ganzes ergeben.<br />

3.2.1 Untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Textinterpretation<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchung (vgl. 3.1.1) sind literarische Texte; ihnen kommt in <strong>de</strong>r <strong>schriftlich</strong>en<br />

Abiturprüfung eine vorrangige Be<strong>de</strong>utung zu. Die Anfor<strong>de</strong>rungen für die Auswahl von<br />

literarischen Texten richten sich nach Ziffer 3.3.3., die an die Bewertung nach Ziffer 3.5.2.<br />

Literatur kann auch als medial vermittelter Text (Medienprodukt) untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Textinterpretation bedient sich analytischer Mittel und Metho<strong>de</strong>n; die erarbeiteten inhaltlichen<br />

und formalen Einzelergebnisse wer<strong>de</strong>n als vernetzte Zusammenschau vorgestellt. Eine<br />

Paraphrasierung <strong>de</strong>s Textes o<strong>de</strong>r distanzloser Umgang mit <strong>de</strong>m Text entsprechen nicht <strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen. Eine rein immanente Interpretation reicht nicht aus; je nach Aufgabenstellung<br />

sind Zeithintergrund, Autorbiografie, literaturgeschichtliche Einordnung, Entstehungsgeschichte,<br />

Rezeption und literarische Wertung einzubeziehen.<br />

Die Textinterpretation kann – in unterschiedlicher Weise und Gewichtung – mit gestalten<strong>de</strong>r<br />

Interpretation o<strong>de</strong>r Erörterung als argumentativer Stellungnahme eine Gesamtaufgabe bil<strong>de</strong>n<br />

(3.2.3 bzw. 3.2.6).<br />

3.2.2 Untersuchen<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Textanalyse<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchung (vgl. 3.1.1) sind pragmatische wie z.B. journalistische Formen,<br />

(populär-) wissenschaftliche und philosophische Texte, Re<strong>de</strong>n, Essays, Tagebücher, Memoiren,<br />

Reisebeschreibungen, Biografien. Diese Auflistung zeigt, dass die Grenze zu literarischen<br />

Texten fließend ist. Die Anfor<strong>de</strong>rungen für die Auswahl von pragmatischen Texten richten<br />

sich nach Ziffer 3.3.3, die an die Bewertung nach Ziffer 3.5.2.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Aufgabenart ist es, neben Inhaltlichem insbeson<strong>de</strong>re die Wirkungsweise eines pragmatischen<br />

Textes zu erklären, in<strong>de</strong>m relevante sprachliche und strukturelle Phänomene erfasst<br />

und in ihrer Funktion reflektiert wer<strong>de</strong>n. Je nach Aufgabenstellung gehören zu <strong>de</strong>r Untersuchung<br />

eine Beschreibung, eine Erläuterung und eine Beurteilung <strong>de</strong>s Textes unter Berücksichtigung<br />

seines Kommunikationszusammenhangs (Verwendungszweck, Wirkungsabsicht) und<br />

seiner Kontextbezüge.<br />

Die Textanalyse kann mit einer Erörterung als argumentativer Stellungnahme o<strong>de</strong>r mit einer<br />

gestalterischen Teilaufgabe verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (3.2.4 bzw. 3.2.7).<br />

3.2.3 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Literarische Erörterung<br />

Diese Aufgabenart (vgl. 3.1.2) erfor<strong>de</strong>rt die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit in literarischen Texten<br />

gestalteten Sachverhalten, Problemen und Fragen auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Ergebnisse einer untersuchen<strong>de</strong>n<br />

Erschließung. Ausgehend von bei <strong>de</strong>r untersuchen<strong>de</strong>n Erschließung gewonnen<br />

Erkenntnissen sollen Inhalts- o<strong>de</strong>r Gestaltungsaspekte <strong>de</strong>r literarischen Vorlage diskursiv<br />

weiter entfaltet wer<strong>de</strong>n. Diese Aufgabenart geht davon aus, dass Literatur kulturelle Erfahrungen<br />

speichert und <strong>de</strong>shalb Antworten auf Fragen <strong>de</strong>r menschlichen Existenz bereit hält, dass


- 21 -<br />

also die Beschäftigung mit Literatur beson<strong>de</strong>rs geeignet ist, Hilfestellung bei <strong>de</strong>r Selbstfindung<br />

zu leisten und Empathiefähigkeit sowie Fremdverstehen herzustellen. Das erörtern<strong>de</strong> Erschließen<br />

regt an, über sich selbst nachzu<strong>de</strong>nken und das eigene Sprechen bzw. Schreiben differenziert<br />

zu gestalten.<br />

Thematisiert wer<strong>de</strong>n beispielsweise die in <strong>de</strong>n literarischen Werken dargestellten Wahrnehmungsweisen,<br />

Menschenbil<strong>de</strong>r, Gesellschaftsentwürfe und Wirklichkeitsauffassungen, Fragen<br />

nach unterschiedlichen Arten <strong>de</strong>r Gestaltung, aber auch werkübergreifen<strong>de</strong> Fragen <strong>de</strong>s literarischen<br />

und kulturellen Lebens – auch in Form eines Vergleichs mit einem an<strong>de</strong>ren literarischen<br />

Werk. Das erörtern<strong>de</strong> Erschließen literarischer Texte ist offen für gattungspoetische Fragestellungen,<br />

für Fragen nach <strong>de</strong>r literaturgeschichtlichen Einordnung von Texten, <strong>de</strong>ren Rezeption<br />

und Wertung sowie für die Thematisierung von Aspekten und Problemen <strong>de</strong>s literarischen<br />

Lebens.<br />

Die textgebun<strong>de</strong>ne Fragestellung kann vollständige Texte als Grundlage verwen<strong>de</strong>n, vor allem,<br />

wenn es sich um kürzere Texte han<strong>de</strong>lt (z. B. Gedichte, Parabeln), o<strong>de</strong>r von Ausschnitten<br />

aus Ganzschriften ausgehen. In je<strong>de</strong>m Fall führt das erörtern<strong>de</strong> Erschließen literarischer Texte<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Themen- und Aufgabenstellung über <strong>de</strong>n zur Untersuchung vorgegebenen literarischen<br />

Text hinaus. Die Aufgabe muss auf einen abgrenzbaren und überschaubaren Sachverhalt<br />

zielen. Die Anfor<strong>de</strong>rungen für die Auswahl von literarischen Texten richten sich nach Ziffer<br />

3.3.3, die an die Bewertung nach Ziffer 3.5.2.<br />

3.2.4 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte:<br />

Texterörterung<br />

Diese Aufgabenart (vgl. 3.1.2) beinhaltet auf <strong>de</strong>r Grundlage untersuchen<strong>de</strong>n Texterschließens<br />

die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Problemgehalten pragmatischer Texte. Der Text ist Grundlage<br />

und Ausgangspunkt für eine Erörterung <strong>de</strong>r darin enthaltenen Auffassungen, Meinungen und<br />

Urteile. Die argumentative Entwicklung <strong>de</strong>r im Text thematisierten Problemstellungen muss<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Arbeit sein. Ziel <strong>de</strong>r Erörterung ist eine begrün<strong>de</strong>te Stellungnahme.<br />

Über die unter 3.3.3 genannten Kriterien hinaus sind folgen<strong>de</strong> Aspekte bei <strong>de</strong>r Textauswahl zu<br />

beachten: Die Texte<br />

- sollen Möglichkeiten zur Problemdiskussion bieten<br />

- beziehen sich in <strong>de</strong>r Regel auf Inhalte <strong>de</strong>s <strong>Deutsch</strong>unterrichts<br />

- können Materialien wie Statistiken, Tabellen, Schaubil<strong>de</strong>r, grafische Darstellungen o<strong>de</strong>r<br />

bildliche Darstellungen enthalten.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Bewertung sind in Ziffer 3.5.2 beschrieben.<br />

3.2.5 Erörtern<strong>de</strong>s Erschließen ohne Textvorlage:<br />

Freie Erörterung<br />

Die nicht an eine Textvorlage gebun<strong>de</strong>ne Erörterung (vgl. 3.1.2) eines komplexen Themas ist<br />

eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit wesentlichen Fragen <strong>de</strong>s Menschen als Individuum und als Gemeinschaftswesen.<br />

Sie erfolgt auf <strong>de</strong>r Grundlage von im <strong>Deutsch</strong>unterricht, in an<strong>de</strong>ren Fächern<br />

und außerschulisch erworbenen Kenntnissen und Einsichten sowie aufgrund eigener<br />

Wertvorstellungen, Lese-, und Wirklichkeitserfahrungen. Sachverhalte <strong>de</strong>r genannten Art sind<br />

immer auch Gegenstand von Literatur und pragmatischen Texten. Die Verbindung <strong>de</strong>r nicht<br />

an eine Textvorlage gebun<strong>de</strong>nen Erörterung zur literarischen Erörterung ist daher oft relativ<br />

eng. Diese Form <strong>de</strong>r Erörterung zielt auf eine sorgfältige Klärung <strong>de</strong>s Themas sowie die argumentative<br />

Entwicklung von Gedanken und Lösungsentwürfen. Sie verlangt selbstständiges<br />

methodisches Vorgehen, för<strong>de</strong>rt somit das vernetzen<strong>de</strong> fachübergreifen<strong>de</strong> und fächerverbin-


- 22 -<br />

<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Denken und Arbeiten und leistet einen Beitrag zur Ausbildung <strong>de</strong>r Urteils- und Kritikfähigkeit.<br />

Diese Form <strong>de</strong>r Erörterung erfor<strong>de</strong>rt eine geglie<strong>de</strong>rte, verständliche Darstellung auf angemessenem<br />

theoretischen Niveau, einen sachentsprechen<strong>de</strong>n, klaren und präzisen Ausdruck sowie<br />

die Verwendung geeigneter sprachlicher Mittel <strong>de</strong>s Überzeugens.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Textvorlage kommt <strong>de</strong>r Erstellung einer durchdachten Glie<strong>de</strong>rung bei<br />

<strong>de</strong>r textungebun<strong>de</strong>nen Erörterung großes Gewicht zu. Mit Hilfe <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung versichert sich<br />

<strong>de</strong>r Prüfling seines erörtern<strong>de</strong>n Vorgehens. Die Glie<strong>de</strong>rung ist Teil <strong>de</strong>r zu bewerten<strong>de</strong>n Leistung.<br />

Das zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Thema muss klar formuliert, hinreichend komplex und auf die zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong> Bearbeitungszeit abgestimmt sein. Das zur Erörterung vorgegebene Problem<br />

soll unterschiedliche Auffassungen zulassen. Eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit unbestrittenen Positionen<br />

ist als Aufgabe ungeeignet.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Bewertung sind in Ziffer 3.5.2 dargestellt.<br />

3.2.6 Gestalten<strong>de</strong>s Erschließen literarischer Texte:<br />

Gestalten<strong>de</strong> Interpretation<br />

Gestalten<strong>de</strong>s Interpretieren (vgl. 3.1.3) dient dazu, einen literarischen Text durch eine gestalten<strong>de</strong><br />

Antwort zu erschließen. Die Textvorlage darf dabei nicht als bloßer Auslöser eines subjektiven<br />

o<strong>de</strong>r imitativen Schreibens fungieren. Die Textproduktion muss auf einem überprüfbaren<br />

Textverständnis basieren, dazu zählt bei literarischen Texten insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r sprachgeschichtliche<br />

und literarhistorische Kontext. Die Aufgabenstellung zielt insbeson<strong>de</strong>re auf Leerstellen,<br />

die <strong>de</strong>r Interpret in Bindung an <strong>de</strong>n Text, versehen mit einem Spielraum individueller<br />

Akzentuierung und Pointierung, ausgestaltet. Sie muss textkompatibel sein, d.h., sie darf einem<br />

allgemeinen Textverständnis nicht zuwi<strong>de</strong>rlaufen. Wenn sich <strong>de</strong>r Eingriff in <strong>de</strong>n literarischen<br />

Text, <strong>de</strong>n gestalten<strong>de</strong>s Interpretieren stets be<strong>de</strong>utet, also vom Text her zu legitimieren<br />

hat, stellt sich auch die Frage nach <strong>de</strong>r Textauswahl bzw. <strong>de</strong>r Texteignung. Sie heißt: Bietet<br />

<strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>m gestalten<strong>de</strong>n Interpretieren einen Zugang, insbeson<strong>de</strong>re durch Offenheit (Leerstellen,<br />

Textimpulse), <strong>de</strong>r ein sinnvolles produktiv-hermeneutisches Arbeiten erlaubt? In<strong>de</strong>m<br />

sich Gestaltung auf ein untersuchend erarbeitetes Textverständnis grün<strong>de</strong>t, wird die Wechselbeziehung<br />

bei<strong>de</strong>r Erschließungsformen <strong>de</strong>utlich.<br />

Die gestalten<strong>de</strong> Interpretation bil<strong>de</strong>t – in unterschiedlicher Weise und Gewichtung – mit <strong>de</strong>r<br />

untersuchen<strong>de</strong>n Texterschließung eine Gesamtaufgabe. Möglich ist auch eine Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

Produktivaufgabe durch eine Gestaltungsreflexion, die die eigene Textproduktion kommentiert,<br />

gestalterische Bedingungen und Entscheidungen erläutert.<br />

Wesentliche Gestaltungsformen, teils innen- und teils außenperspektivisch angelegt, sind<br />

Brief, Tagebuch, innerer Monolog, Dialog, Rollenbiografie, Plädoyer. Möglich sind ebenso<br />

offenere Formen <strong>de</strong>r Aufgabenstellung wie etwa Gedanken und Stimmungen einer Figur notieren,<br />

Eindrücke schil<strong>de</strong>rn, eine Szene gestalten (z.B. Dialoge, Regieanweisungen) o<strong>de</strong>r fiktive<br />

Gespräche arrangieren, die z.B. auch Leser und literarische Figur zusammenführen. Beson<strong>de</strong>re<br />

Be<strong>de</strong>utung kommt <strong>de</strong>m perspektivischem Wechsel und <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung (z.B. Erweiterung)<br />

<strong>de</strong>s Personals zu.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ergiebigkeit sind epische und dramatische Ganzschriften Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r gestalten<strong>de</strong>n Interpretation. Die Aufgabenstellung ist mit einem Textauszug verbun<strong>de</strong>n.


- 23 -<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Bewertung sind in Ziffer 3.5.2 dargestellt.<br />

3.2.7 Gestalten<strong>de</strong>s Erschließen pragmatischer Texte (Sachtexte):<br />

Adressatenbezogenes Schreiben<br />

Adressatenbezogenes Schreiben (vgl. 3.1.3) dient dazu, einen pragmatischen Text durch eine<br />

gestalten<strong>de</strong> Antwort auf seinen zuvor analysierten Inhalt, seine Argumentationsstrategie und<br />

Sprache zu erschließen. Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s untersuchen<strong>de</strong>n Aufgabenteils fin<strong>de</strong>t als Aufgabenschwerpunkt<br />

eine argumentative Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Text statt, <strong>de</strong>r, bezogen auf eine<br />

bestimmte Kommunikationssituation bzw. einen bestimmten Verwendungszweck, ein Gestaltungsauftrag<br />

zugrun<strong>de</strong> liegt. Die Vorlagentexte, die hinreichend komplex, anspruchsvoll und<br />

ergiebig sein müssen, entsprechen <strong>de</strong>n unter 3.2.2 genannten Textsorten. Gestaltungsformen<br />

können zum Beispiel sein: Re<strong>de</strong>, Debattenbeitrag, Interview, Brief, Kommentar, Glosse, Essay,<br />

Konzeption einer Argumentationsstrategie z.B. in Form eines Thesenpapiers, Exposé, Rezension.<br />

Der zu schreiben<strong>de</strong> Text muss sich zum einen an <strong>de</strong>n formalen und sprachlichen Bedingungen<br />

<strong>de</strong>r vorgegebenen Gestaltungsform orientieren und zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>n kommunikativen<br />

Kontext, insbeson<strong>de</strong>re die Adressatengruppe, berücksichtigen. Unter diesen Vorzeichen<br />

kann das grundsätzlich argumentative Schreiben z.B. rhetorisch-appellativ, essayistisch, sachlich-distanziert<br />

o<strong>de</strong>r ironisch-satirisch akzentuiert sein. Eine Erläuterung <strong>de</strong>r gewählten Argumentations-<br />

und Schreibstrategie sollte Teil <strong>de</strong>r Aufgabe sein.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Bewertung sind in Ziffer 3.5.2 dargestellt.<br />

3.2.7.1 Variante: Adressatenbezogenes Schreiben auf <strong>de</strong>r Basis untersuchen<strong>de</strong>n Erschließens<br />

pragmatischer Texte<br />

In dieser Variante <strong>de</strong>r Aufgabenart steht das materialgestützte Erschließen einer Problembzw.<br />

Fragestellung im Zentrum <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rung. Die Problem- bzw. Fragestellung wie die<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Materialien müssen inhaltlich <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Abiturprüfung entsprechen.<br />

Der Erschließungsauftrag beinhaltet die Sichtung, Auswertung und Bearbeitung <strong>de</strong>s<br />

Materials, die Entwicklung eigenen Materials unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Adressatenbezugs<br />

und die kritische Überprüfung und Reflexion <strong>de</strong>s Arbeitsvorganges sowie seines Ergebnisses.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen dieser Aufgabenart wer<strong>de</strong>n bestimmt durch das Niveau <strong>de</strong>r Fragestellung,<br />

<strong>de</strong>n Umfang und <strong>de</strong>n Anspruch <strong>de</strong>s Materials sowie die Relation bei<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>m vorgegebenen<br />

Zeitbudget. Ein durch die Thematik und die Materialvielfalt vorgegebener Zeitdruck sollte als<br />

eigenständige Anfor<strong>de</strong>rung bei <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>r Aufgabe durchaus vorgesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Unterschied zum untersuchen<strong>de</strong>n Erschließen pragmatischer Texte (3.2.2), das in <strong>de</strong>r Regel<br />

die Analyse eines o<strong>de</strong>r zweier Texte/Textausschnitte voraussetzt, verlangt diese Aufgabenart<br />

in einem ersten Arbeitsschritt, die vorgelegten, umfangreicheren Materialien auf ihre Eignung<br />

für die Bearbeitung <strong>de</strong>s zentralen Arbeitsauftrages zu sichten und auszuwerten. Überprüft<br />

wer<strong>de</strong>n soll hier schwerpunktmäßig die Fähigkeit, vorgegebenes Material so aufzubereiten,<br />

dass es für die weiteren Arbeitsschritte in geeigneter Form zur Verfügung steht. Bei <strong>de</strong>n vorgelegten<br />

Materialien soll es sich um möglichst unterschiedliche Formen <strong>de</strong>r Textdarstellung<br />

wie auch <strong>de</strong>r Informationsvermittlung in visualisierter Form (Schaubil<strong>de</strong>r, Statistiken, Bildmaterial<br />

u.Ä.) han<strong>de</strong>ln. Vorauszusetzen ist die Fähigkeit, eine Darstellung schnell aufzunehmen,<br />

Ergebnisse beispielsweise in Thesen o<strong>de</strong>r in visualisierter Form zusammenzufassen,<br />

Auswertung von Statistiken, Schaubil<strong>de</strong>rn u.Ä. knapp zu verbalisieren.


- 24 -<br />

In einem zweiten Arbeitsschritt sollen Materialien für eine eigene Darstellung, Argumentation,<br />

Information u.Ä. entwickelt wer<strong>de</strong>n. In diesem Teil <strong>de</strong>r Aufgabe geht es um die Fähigkeit, einen<br />

Sachverhalt, eine Problemstellung, eine (wissenschaftliche) Fragestellung inhaltlich angemessen<br />

und adressatengerecht aufzubereiten. Dies setzt eine Aufgabenstellung voraus, die<br />

die Darstellungsform vorgibt o<strong>de</strong>r offen lässt, in je<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>n Adressatenbezug konkret benennt.<br />

Dieser Arbeitsschritt verlangt die Fähigkeit, Material angemessen, informativ, anschaulich<br />

und adressatengerecht zu gestalten und eine eigenständige Argumentations- und Informationsstrategie<br />

zu entwickeln.<br />

Im abschließen<strong>de</strong>n Arbeitschritt wer<strong>de</strong>n die vorangegangenen Entscheidungen begrün<strong>de</strong>t und<br />

reflektiert.<br />

3.3 Hinweise zur Erstellung von Prüfungsaufgaben<br />

3.3.1 Konzeption von Prüfungsaufgaben<br />

Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r dargestellten fachlichen Inhalte <strong>de</strong>s <strong>Deutsch</strong>unterrichts sind die Prüfungsaufgaben<br />

zu konzipieren. Sie müssen Gelegenheit geben, auf <strong>de</strong>r Grundlage gesicherten Wissens<br />

und erworbener Urteilsfähigkeit zu einer selbstständigen Leistung zu gelangen. Daher<br />

entspricht es einer Prüfung zum Erwerb <strong>de</strong>r Allgemeinen Hochschulreife nicht, die Prüfungsaufgaben<br />

als bloße Wie<strong>de</strong>rgabe gelernten Wissens zu konzipieren. Ebenso wenig darf es aber<br />

zu einer Überfor<strong>de</strong>rung durch Problemfragen kommen, die in <strong>de</strong>r Prüfungssituation nicht angemessen<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n können. Die Schwerpunkte <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen liegen <strong>de</strong>mnach in<br />

<strong>de</strong>r Abiturprüfung in einem Bereich, <strong>de</strong>r geprägt ist vom<br />

- Verarbeiten und Darstellen bekannter Sachverhalte<br />

- Übertragen <strong>de</strong>s Gelernten auf vergleichbar Neues<br />

- selbstständigen Urteilen.<br />

Für die konkrete Aufgabenkonzeption be<strong>de</strong>utet dies die Berücksichtigung hinreichen<strong>de</strong>r<br />

Komplexität, die neben einer angemessenen Überprüfung erworbenen und entsprechend differenzierten<br />

Wissens auch die <strong>de</strong>r Urteilsfähigkeit sichert.<br />

Die Fähigkeit zur Lösung solcher Aufgaben im Rahmen <strong>de</strong>r Abiturprüfung basiert auf einer<br />

situationsangemessenen Aktivierbarkeit von Wissensbestän<strong>de</strong>n, die breit, strukturiert und gut<br />

organisiert sein müssen, einer entwickelten methodischen Kompetenz und einer angemessenen<br />

Problemerfassung, Problemlösung und Urteilsfindung.<br />

3.3.2 Allgemeine Hinweise zur Aufgabenstellung<br />

Die Formulierung <strong>de</strong>r Aufgabe muss die Art <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten Leistung ein<strong>de</strong>utig erkennen lassen.<br />

Die Aufgabenstellung besteht aus höchstens drei Arbeitsanweisungen. Mehrteilige Aufgaben<br />

spezifizieren die komplexen Operatoren wie „interpretieren“, „untersuchen/analysieren“,<br />

„erörtern“ und „gestalten“. Sie sollten stets auf ein Darstellungsganzes<br />

zielen.<br />

Die Operatoren „interpretieren“ und „untersuchen“ beziehen sich auf Verfahrensweisen <strong>de</strong>r<br />

Textinterpretation und Textanalyse. Sie umfassen Inhaltliches und Formales, Textinternes<br />

und -externes, das jeweils durch Schwerpunktsetzung spezifiziert wer<strong>de</strong>n kann. So lassen sich<br />

beispielsweise Akzente legen auf die Untersuchung wesentlicher inhaltlicher Fragestellungen,


- 25 -<br />

situativer Bezüge und Bedingungen, epochaler o<strong>de</strong>r motivgeschichtlicher Kontexte, struktureller<br />

Elemente o<strong>de</strong>r die Anwendung bestimmter Interpretationsansätze, aber auch struktureller,<br />

sprachlicher, situativ-kommunikativer und medienbedingter Kontexte.<br />

Das gestalten<strong>de</strong> Erschließen literarischer wie pragmatischer Texte basiert auf <strong>de</strong>n Operationen<br />

<strong>de</strong>r Textinterpretation wie <strong>de</strong>r Textanalyse. Die Aufgabenstellung orientiert sich an <strong>de</strong>n<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Verfahrensweisen. Die Formulierung <strong>de</strong>s Aufgabenteils für die Gestaltungsaufgabe<br />

bzw. das adressatenbezogene Schreiben muss textkompatibel sein, d.h., sie darf <strong>de</strong>m<br />

allgemeinen Textverständnis nicht zuwi<strong>de</strong>rlaufen; sie muss eine strukturierte, zusammenhängen<strong>de</strong><br />

Textform ermöglichen und einen Gestaltungsspielraum eröffnen, <strong>de</strong>r über bloße Reproduktion<br />

hinausführt und zugleich Beliebigkeit verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Die Verfahrensweisen <strong>de</strong>r Textinterpretation und Textanalyse bil<strong>de</strong>n die Voraussetzung für<br />

die Erschließungsform <strong>de</strong>s textgebun<strong>de</strong>nen Erörterns. In <strong>de</strong>r Aufgabenstellung muss dies e-<br />

benso berücksichtigt wer<strong>de</strong>n wie ein Erörterungsauftrag, <strong>de</strong>r das zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Thema klar<br />

hervortreten lässt. Dem entspricht eine Aufgabenstellung, die auf einen abgrenzbaren und ü-<br />

berschaubaren Sachverhalt zielt.<br />

Das Erörtern ohne Textgrundlage setzt eine Aufgabenstellung voraus, die das zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />

Thema klar hervortreten lässt, auf einen abgrenzbaren und überschaubaren Sachverhalt<br />

zielt und die argumentative Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit unterschiedlichen Auffassungen erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>r unterschiedlichen Aufgabe von Grundkurs- und Leistungskursfach besteht<br />

kein grundsätzlicher, wohl aber ein gradueller Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Aufgabenstellungen.<br />

Diese unterschei<strong>de</strong>n sich im Hinblick auf die Komplexität <strong>de</strong>s Stoffes, <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r<br />

Differenzierung und Abstraktion sowie <strong>de</strong>n Anspruch an Metho<strong>de</strong>nbeherrschung und Selbstständigkeit<br />

bei <strong>de</strong>r Lösung von Problemen.<br />

Für <strong>de</strong>n Leistungskurs kann man sich auf einen komplexen Arbeitsauftrag beschränken, während<br />

für Grundkurse auch solche Arbeitsanweisungen gegeben wer<strong>de</strong>n können, die Hilfe bei<br />

<strong>de</strong>r Strukturierung <strong>de</strong>r Arbeit leisten.<br />

Grundsätzlich aber ist bei allen Aufgabenstellungen darauf zu achten, dass die konzeptionelle<br />

und redaktionelle Selbstständigkeit nicht eingeschränkt wird. Die Arbeitsanweisungen müssen<br />

frei von Gängelung und Kleinschrittigkeit einen Spielraum individueller Texterschließung und<br />

Darstellung gewähren. Damit ist auch für Grundkursaufgaben die Anfor<strong>de</strong>rung einer eigenständigen<br />

Konzeptions- und Strukturierungsleistung verbun<strong>de</strong>n. Eine gute Aufgabenstellung<br />

sucht daher bloße Reproduktion ebenso zu vermei<strong>de</strong>n wie allzu große Offenheit, die Unsicherheit<br />

erzeugen und zu Beliebigkeit führen kann; sie eröffnet vielmehr eine Perspektive,<br />

steckt einen Rahmen <strong>de</strong>r Erarbeitung ab, <strong>de</strong>r je nach individuellen Vermögen gefüllt wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

3.3.3 Allgemeine Hinweise zur Textauswahl<br />

Bei <strong>de</strong>n Aufgaben mit Textvorlage ist zu beachten, dass die Texte bzw. Medienprodukte<br />

- in Bezug auf die Aufgabenstellung geeignet, insbeson<strong>de</strong>re ergiebig sind<br />

- ästhetische Qualität besitzen und als exemplarisch gelten können (literarische Texte), thematisch<br />

be<strong>de</strong>utsam sind und über inhaltliches Niveau verfügen (pragmatische Texte)<br />

- sich am Verstehenshorizont und an Interessen <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler orientieren


- 26 -<br />

- unter Anwendung <strong>de</strong>r im <strong>Deutsch</strong>unterricht vermittelten Kenntnisse und Metho<strong>de</strong>n erschließbar<br />

sind.<br />

Erläuterungen und Sacherklärungen können <strong>de</strong>r Aufgabe beigefügt wer<strong>de</strong>n, soweit sie zum<br />

Verständnis <strong>de</strong>r Texte nötig sind.<br />

Die Texte sollen in <strong>de</strong>r Regel nicht mehr als 900 Wörter umfassen. Audiovisuelle Medienprodukte<br />

sollen während <strong>de</strong>r Prüfung abrufbar sein und eine Vorführdauer von fünf Minuten nicht<br />

überschreiten.<br />

Grundlage für die literarische Textanalyse sind in <strong>de</strong>r Regel Texte, die nicht bereits im Unterricht<br />

behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Han<strong>de</strong>lt es sich dagegen um einen (Auszug aus einem) umfangreichen<br />

Text, <strong>de</strong>r im Unterricht erarbeitet wur<strong>de</strong>, so ist in <strong>de</strong>r Regel ein geeigneter "Außentext" als<br />

Ausgangspunkt einer Überprüfung o<strong>de</strong>r eines neuen Interpretationsansatzes zu wählen. Ein<br />

solcher Außentext kann z.B. eine Rezension, ein Sekundärtext, ein Kommentar o<strong>de</strong>r ein weiteres<br />

Werk <strong>de</strong>sselben Autors sein.<br />

Literarische Textvorlagen dürfen in sich nicht gekürzt wer<strong>de</strong>n, um ihre Authentizität und Geschlossenheit<br />

zu sichern. In pragmatischen Texten dürfen Kürzungen behutsam vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n; dabei muss ein authentischer, geschlossener Sinnzusammenhang erhalten bleiben.<br />

Kürzungen müssen in je<strong>de</strong>m Fall kenntlich gemacht wer<strong>de</strong>n. Die Quellen sind genau zu benennen<br />

(wissenschaftliche Zitierweise, zusätzliche Angabe <strong>de</strong>s Verlags).<br />

Werke <strong>de</strong>r Weltliteratur, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r europäischen können herangezogen wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

beispielsweise Traditions- und Entwicklungslinien o<strong>de</strong>r übernationale Zusammenhänge (von<br />

Themen und Erzählformen) im Vergleich mit <strong>de</strong>utschsprachiger Literatur herausgearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Übersetzungen können nur dann Gegenstand einer Sprach- und Stilanalyse<br />

sein, wenn <strong>de</strong>r Text von einem <strong>de</strong>utschsprachigen Schriftsteller übersetzt wor<strong>de</strong>n ist o<strong>de</strong>r die<br />

Übersetzungsproblematik ausdrücklich thematisiert wird. Die Texte sollen in kopierfähiger<br />

Ablichtung philologisch einwandfrei vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Sie sind am Rand mit einer Zeilenzählung<br />

zu versehen. Zugelassene Hilfsmittel sind anzugeben.<br />

3.4 Unterrichtliche Voraussetzungen und Beschreibung <strong>de</strong>r erwarteten Prüfungsleistung (Erwartungshorizont)<br />

Gemäß <strong>de</strong>r Vereinbarung über die Abiturprüfung <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe in <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />

II (Beschluss <strong>de</strong>r Kultusministerkonferenz vom 13.12.1973 i.d.F. vom 16.06.2000), § 5<br />

Abs. 3 ist zu beachten: „Den Aufgaben <strong>de</strong>r <strong>schriftlich</strong>en Prüfung wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Aufgabenstellerin<br />

bzw. <strong>de</strong>m Aufgabensteller eine Beschreibung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Schülerinnen und Schülern<br />

erwarteten Leistungen (Erwartungshorizont) einschließlich <strong>de</strong>r Angabe von Bewertungskriterien<br />

beigegeben. Dabei sind von <strong>de</strong>r Schulaufsichtsbehör<strong>de</strong> gegebene Hinweise für die Bewertung<br />

zu beachten und auf die gestellten Aufgaben anzuwen<strong>de</strong>n.“<br />

Die Bewertung einer Klausur im Rahmen <strong>de</strong>r Abiturprüfung erfolgt auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r im<br />

Unterricht vermittelten fachlichen Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten sowie Einsichten und<br />

<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r gewählten Erschließungsform, Aufgabenart und <strong>de</strong>r ihr entsprechen<strong>de</strong>n Aufgabenstellung<br />

verbun<strong>de</strong>nen Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

In <strong>de</strong>n zentralen wie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>zentralen Prüfungsverfahren sind - unter Beachtung <strong>de</strong>r län<strong>de</strong>rspezifischen<br />

Bedingungen - die Grundlagen zum Verständnis <strong>de</strong>s intendierten Anfor<strong>de</strong>rungsniveaus<br />

einer Klausuraufgabe im Erwartungshorizont darzustellen. In diese Darstellung wer-


- 27 -<br />

<strong>de</strong>n in Län<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>zentralen Prüfungen unterrichtliche Voraussetzungen einbezogen, von<br />

<strong>de</strong>nen her das Anfor<strong>de</strong>rungsniveau <strong>de</strong>r Aufgabenstellung <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungsbereichen zuzuordnen<br />

ist. Auf diese Weise wird erkennbar, welchen Grad an Selbstständigkeit die Lösung<br />

<strong>de</strong>r Aufgabenstellung verlangt und damit <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rung. Um<br />

die Qualität <strong>de</strong>r zur Genehmigung vorgelegten Aufgabenstellung als einer neuen und im Anfor<strong>de</strong>rungsgrad<br />

für die Abiturprüfung angemessenen einordnen zu können, kann es sinnvoll<br />

sein, mit <strong>de</strong>m Erwartungshorizont auch die Aufgaben <strong>de</strong>r Klausuren in <strong>de</strong>r Qualifikationsphase<br />

einzufor<strong>de</strong>rn.<br />

Im Erwartungshorizont wer<strong>de</strong>n die für die Lösung <strong>de</strong>r Aufgabe vorauszusetzen<strong>de</strong>n Schülerleistungen<br />

konkret und kriterienorientiert auf die drei Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche bezogen beschrieben.<br />

Im Erwartungshorizont müssen somit <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n<br />

- die Gewichtung <strong>de</strong>r für die Lösung <strong>de</strong>r Aufgabe neuen Anfor<strong>de</strong>rungen bzw. die Klärung,<br />

dass es sich nicht um die bloße Wie<strong>de</strong>rgabe von Gelerntem (Reproduktion) han<strong>de</strong>lt<br />

- <strong>de</strong>r Umfang und die Gewichtung <strong>de</strong>r für die Lösung <strong>de</strong>r Aufgabe vorausgesetzten Kenntnisse<br />

- die für die Lösung <strong>de</strong>r Aufgabe vorauszusetzen<strong>de</strong>n methodischen Verfahren<br />

- die Gewichtung <strong>de</strong>r charakterisierten Leistungselemente (Inhalt, Struktur, Stil, Sprache,<br />

Sprachrichtigkeit) im Rahmen <strong>de</strong>r Gesamtbewertung<br />

- Art und Maß <strong>de</strong>r für die Lösung <strong>de</strong>r Aufgabe vorauszusetzen<strong>de</strong>n Selbstständigkeit<br />

- die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine „gute“ und an eine „ausreichen<strong>de</strong>“ Leistung als Gesamtbewertung,<br />

d.h. unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Aspekte Aufbau, sprachliche Ausdrucksfähigkeit, stilistische<br />

Gestaltung und sprachliche Richtigkeit.<br />

3.5 Bewertung <strong>de</strong>r Prüfungsleistungen<br />

3.5.1 Kriterien <strong>de</strong>r Bewertung<br />

Die Bewertung <strong>de</strong>r Prüfungsleistung stellt eine kriterienorientierte Entscheidung dar, die gebun<strong>de</strong>n<br />

ist an<br />

- die <strong>de</strong>n Lehrplanvorgaben entsprechen<strong>de</strong>n unterrichtlichen Voraussetzungen<br />

- die Aufgabenart und Aufgabenstellung<br />

- die sich aus bei<strong>de</strong>n ergeben<strong>de</strong>n Erwartungen.<br />

Für die Bewertung kommt <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Aspekten beson<strong>de</strong>res Gewicht zu:<br />

- sachliche Richtigkeit<br />

- Folgerichtigkeit und Begrün<strong>de</strong>theit <strong>de</strong>r Aussagen<br />

- Vielfalt <strong>de</strong>r Gesichtspunkte und ihre jeweilige Be<strong>de</strong>utsamkeit<br />

- Differenziertheit <strong>de</strong>s Verstehens und Darstellens<br />

- Herstellung geeigneter Zusammenhänge<br />

- Grad <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />

- Klarheit in Aufbau und Sprache<br />

- Sicherheit im Umgang mit <strong>de</strong>r Fachsprache und -metho<strong>de</strong><br />

- Erfüllung standardsprachlicher Normen.


- 28 -<br />

Die Aufgabenstellung steuert entschei<strong>de</strong>nd die Komplexität <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen, vor allem<br />

auch das Maß an Kenntnissen bzw. Wissensbestän<strong>de</strong>n, das für die Lösung vorausgesetzt wird<br />

und zu aktivieren ist. Bei entsprechen<strong>de</strong>n unterrichtlichen Voraussetzungen ist auch die Einbeziehung<br />

fachübergreifen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r fächerverbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Zusammenhänge für die Bewertung<br />

von Be<strong>de</strong>utung.<br />

Für eine Bewertung mit „gut“ müssen Leistungen in <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungsbereichen II und III erbracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Bewertung mit „ausreichend“ setzt voraus, dass über <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungsbereich<br />

I hinaus auch Leistungen im Anfor<strong>de</strong>rungsbereich II erbracht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Die im Erwartungshorizont beschriebenen Anfor<strong>de</strong>rungen stellen die Grundlage für die Bewertung<br />

<strong>de</strong>r Klausurleistung dar. Das verlangt ihre Berücksichtigung sowohl in <strong>de</strong>n Randkorrekturen<br />

als auch im abschließen<strong>de</strong>n Gutachten.<br />

Die Randkorrektur hat feststellen<strong>de</strong>n Charakter. Sie muss die Bewertung <strong>de</strong>r Prüfungsleistung<br />

transparent machen und Begründungshinweise ermöglichen.<br />

Es ist zu beachten, dass eine reine „Mängelkorrektur“ nicht <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen entspricht, die<br />

an die Korrektur als Grundlage für die Bewertung zu stellen sind. Vielmehr sind Mängel und<br />

Vorzüge einer Klausurleistung entsprechend zu kennzeichnen. Die Kennzeichnung muss dabei<br />

Art und Schwere <strong>de</strong>s Mangels o<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Vorzuges charakterisieren und sich auf die<br />

erwarteten Teilleistungen (Verstehens-, Argumentations- und Darstellungsleistung) beziehen.<br />

Vorzüge und Mängel <strong>de</strong>r Arbeit wer<strong>de</strong>n abschließend im Gutachten als Voraussetzung für die<br />

zu erteilen<strong>de</strong> Note dargestellt. Bezugspunkt ist <strong>de</strong>r Erwartungshorizont im Vergleich zu <strong>de</strong>r<br />

erbrachten Leistung, <strong>de</strong>ren Qualität wesentlich aus <strong>de</strong>n Markierungen <strong>de</strong>r Randkorrektur erschließbar<br />

sein muss. Nach § 6 Abs. 5 <strong>de</strong>r Vereinbarung über die Abiturprüfung <strong>de</strong>r gymnasialen<br />

Oberstufe in <strong>de</strong>r Sekundarstufe II (Beschluss <strong>de</strong>r Kultusministerkonferenz vom<br />

13.12.1973 i.d.F. vom 16.06.2000) soll aus <strong>de</strong>r Korrektur und Beurteilung <strong>schriftlich</strong>er Arbeiten<br />

(Gutachten) hervorgehen, „welcher Wert <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Schülerin bzw. <strong>de</strong>m Schüler vorgebrachten<br />

Lösungen, Untersuchungsergebnissen o<strong>de</strong>r Argumenten beigemessen wird und wieweit<br />

die Schülerin bzw. <strong>de</strong>r Schüler die Lösung <strong>de</strong>r gestellten Aufgaben durch gelungene Beiträge<br />

geför<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r durch sachliche o<strong>de</strong>r logische Fehler beeinträchtigt hat. Die zusammenfassen<strong>de</strong><br />

Beurteilung schließt mit einer Bewertung gemäß Ziffer 9.1 und 9.2 <strong>de</strong>r Vereinbarung<br />

vom 07.07.1972 i.d.F. vom 16.06.2000“.<br />

Das Gutachten muss <strong>de</strong>mnach auch<br />

- Bezug nehmen auf die im Erwartungshorizont beschriebenen Kriterien (v.a. Inhalt, Strukturierung,<br />

Stil, Sprache, Sprachrichtigkeit)<br />

- <strong>de</strong>n Bezug auf die Randkorrektur erkennen lassen<br />

- <strong>de</strong>utliche und differenzierte Aussagen zu <strong>de</strong>n erwarteten Teilleistungen machen<br />

- neben <strong>de</strong>n inhaltlichen und methodischen Leistungen auch <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />

bewerten<br />

- Aussagen zur Sprachrichtigkeit enthalten.<br />

Aus <strong>de</strong>n kriterienorientierten Formulierungen <strong>de</strong>s Gutachtens muss sich die erteilte Note<br />

stringent ableiten lassen. Verstehens-, Argumentations-, Gestaltungs- und Darstellungsleistung<br />

sind in <strong>de</strong>r im Erwartungshorizont beschriebenen Weise ausgewogen zu berücksichtigen. Die<br />

Notenbildung erfolgt nicht durch Addition von auf die Anfor<strong>de</strong>rungsbereiche bezogenen Teil-


- 29 -<br />

noten, son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Gesamtwürdigung <strong>de</strong>r erbrachten Leistung. Bei <strong>de</strong>r<br />

Festsetzung <strong>de</strong>r Note ist zu beachten, dass wie in allen an<strong>de</strong>ren Fächern auch im Fach <strong>Deutsch</strong><br />

schwer wiegen<strong>de</strong> und gehäufte Verstöße gegen die normsprachliche Korrektheit o<strong>de</strong>r gegen<br />

die äußere Form zu einem Abzug von ein bis zwei Punkten <strong>de</strong>r einfachen Wertung führen<br />

(vgl. „Vereinbarung über die Abiturprüfung <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe in <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />

II“, Beschluss <strong>de</strong>r Kultusministerkonferenz vom 13.12.1973 i.d.F. vom 16.06.2000, § 6 (5)).<br />

Darüber hinaus gilt für das Fach <strong>Deutsch</strong> grundsätzlich, dass sprachliche Ausdrucksfähigkeit,<br />

stilistische Gestaltung, Klarheit <strong>de</strong>s Aufbaus und sprachliche Richtigkeit Lerngegenstand sind.<br />

Die Leistungen <strong>de</strong>r Prüflinge auf diesen Gebieten bil<strong>de</strong>n daher neben <strong>de</strong>r inhaltlichen Darstellung<br />

und Argumentation eine wesentliche Grundlage für die Gesamtbewertung <strong>de</strong>r <strong>schriftlich</strong>en<br />

Abiturarbeit. Hierbei sind selbstverständlich auch Beeinträchtigungen <strong>de</strong>r Lesbarkeit<br />

sowie <strong>de</strong>r Präsentation (ungeordnete Anordnung, nachlässige Handschrift, unklare Streichungen<br />

und Verweise) einzubeziehen.<br />

3.5.2 Definition von „gut“ und „ausreichend“<br />

Textuntersuchung<br />

Unter diesen Voraussetzungen sind die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Textuntersuchung in Bezug<br />

auf die Verstehens- und Darstellungsleistung gut erfüllt, wenn<br />

- zentrale Aussagen und bestimmen<strong>de</strong> sprachliche sowie formale, ggf. medienspezifische<br />

Merkmale eines Textes differenziert erfasst sind und umfassend bearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

- die Aussagen präzise und umfassend auf die Aufgabe bezogen sind<br />

- eine Vielfalt selbstständiger Bezüge und eigenständiger Ansätze erkennbar ist<br />

- fachspezifische Verfahren und Begriffe sicher angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

- die Darstellung in gedanklicher Ordnung und sprachlicher Gestaltung überzeugt<br />

- komplexe Gedankengänge entfaltet und eigenständige Positionen/Urteile dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Textuntersuchung sind in Bezug auf die Verstehens- und Darstellungsleistung<br />

ausreichend erfüllt, wenn<br />

- zentrale Aussagen und bestimmen<strong>de</strong> sprachliche sowie formale, ggf. medienspezifische<br />

Merkmale eines Textes in Grundzügen zutreffend erfasst sind<br />

- die Aussagen insgesamt auf die Aufgabe bezogen sind<br />

- grundlegen<strong>de</strong> fachspezifische Verfahren und Begriffe angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

- die Darstellung verständlich ausgeführt und erkennbar geordnet ist<br />

- die standardsprachlichen Anfor<strong>de</strong>rungen im Ganzen erfüllt sind.<br />

Erörterung<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Erörterung sind in Bezug auf die Verstehens-, Argumentationsund<br />

Darstellungsleistung gut erfüllt, wenn<br />

- die Hauptgedanken und -argumente <strong>de</strong>r Textvorlage bzw. die Aspekte <strong>de</strong>s Themas differenziert<br />

und umfassend erfasst wer<strong>de</strong>n<br />

- eine eigenständige und aspektreiche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Thema stattfin<strong>de</strong>t<br />

- für die Aufgabe wichtige Fachbegriffe sicher verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

- die Entwicklung komplexer Gedanken und die Formulierung eigenständiger Positionen/Urteile<br />

geleistet wird


- 30 -<br />

- die Darstellung in gedanklicher Ordnung und sprachlicher Gestaltung überzeugt sowie <strong>de</strong>n<br />

Bedingungen <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Aufgabenstellung gefor<strong>de</strong>rten Textsorte entspricht.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Erörterung sind in Bezug auf die Verstehens-, Argumentationsund<br />

Darstellungsleistung ausreichend erfüllt, wenn<br />

- Hauptgedanken und -argumente <strong>de</strong>r Textvorlage bzw. wesentliche Aspekte <strong>de</strong>s Themas erfasst<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

- eine in ihren Grundzügen zutreffen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Thema stattfin<strong>de</strong>t<br />

- die Aussagen insgesamt auf die Aufgabe bezogen wer<strong>de</strong>n<br />

- die Gedankengänge nachvollziehbar entwickelt sind<br />

- für die Aufgabe wichtige Fachbegriffe richtig verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

- die Darstellung verständlich und erkennbar geordnet ist, <strong>de</strong>n standardsprachlichen Normen<br />

genügt sowie <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Aufgabenstellung gefor<strong>de</strong>rten Textsorte grundsätzlich<br />

entspricht.<br />

Gestaltungsaufgabe (literarische und pragmatische Textvorlagen)<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Gestaltungsaufgabe sind in Bezug auf die Verstehens-, Argumentations-<br />

und Darstellungsleistung gut erfüllt, wenn<br />

- die Vorlage differenziert erfasst und das Textverständnis entsprechend <strong>de</strong>utlich wird<br />

- die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Vorlage erkannt und für die Erarbeitung <strong>de</strong>r eigenen Gestaltungen<br />

sensibel genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

- die eigene Gestaltung - auch in Bezug auf mögliche Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Vorlage - überzeugend<br />

strukturiert wird<br />

- literarische Muster und poetische Repertoires sicher erkannt und adäquat angewandt wer<strong>de</strong>n<br />

- eine eigenständige und einfallsreiche Gestaltung erkennbar wird<br />

- die Gestaltung in Stil und Struktur mit <strong>de</strong>r Vorlage nuancenreich korrespondiert<br />

- eine eigenständige Argumentation entwickelt wird<br />

- je nach Aufgabenstellung die eigene Gestaltung überzeugend reflektiert wird.<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Gestaltungsaufgabe sind in Bezug auf die Verstehens-, Argumentations-<br />

und Darstellungsleistung ausreichend erfüllt, wenn<br />

- die Vorlage im Ganzen erfasst und ein hinreichen<strong>de</strong>s Textverständnis erkennbar ist<br />

- die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Vorlage in Grundzügen zutreffend erkannt und für die Gestaltung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

- literarische Muster und poetische Repertoires erkennbar verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

- die Gestaltung in Stil und Struktur mit <strong>de</strong>r Vorlage korrespondiert<br />

- je nach Aufgabenstellung die eigene Gestaltung in Ansätzen reflektiert wird.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!