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Nachdenkliches<br />

Eindrücke aus dem Jahr 1860<br />

Nachdenkliches<br />

Vor 150 Jahren war der Alltag in<br />

Deutschland sehr viel schwieriger<br />

zu bewältigen als heute. Viele<br />

Maschinen waren noch nicht erf<strong>und</strong>en,<br />

wie zum Beispiel Waschmaschine,<br />

Kühlschrank, Elektroherd<br />

<strong>und</strong> viele andere mehr.<br />

Die Hausfrauen mussten in mühsamer<br />

Handarbeit heizen, kochen,<br />

nähen <strong>und</strong> so weiter, wo ran im<br />

folgenden Beitrag erinnert wird.<br />

1860: Ich liege hier im dicken<br />

Federbett <strong>und</strong> denke nach! Der<br />

Winter kommt bald, <strong>und</strong> ich<br />

muss noch Federn besorgen <strong>und</strong><br />

schleißen, damit ich für die Kinder<br />

ein neues Bett stopfen kann.<br />

Was für einen Lärm die Kutscher<br />

draußen machen, sie streiten<br />

wieder <strong>und</strong> lassen die Pferde unruhig<br />

werden.<br />

Ja, nun muss ich wohl Feuer im<br />

Herd machen. Gottlob habe ich<br />

noch genug Hobelspäne, damit<br />

das Wasser schneller warm wird.<br />

Die Schüssel zu waschen <strong>und</strong> die<br />

Kanne sind schon recht schwer<br />

für mich!<br />

Nachher will ich auf den Markt<br />

gehen, weil es dort frische Gänse<br />

gibt. Sie sind jetzt so billig –<br />

die Eier auch. Ja, Eier brauche ich<br />

für den Kuchen. Im Winter ist es<br />

wieder vorbei damit, die eingelegten<br />

sind nicht so gut.<br />

Der Scherenschleifer kommt <strong>und</strong><br />

Flachs will ich noch zum Spinnen<br />

geben. Drei Dutzend Handtücher<br />

sollen die Kinder mit in die<br />

Aussteuer nehmen.<br />

Abends will ich dann die Namen<br />

mit Rot einsticken. Auch Taille<br />

<strong>und</strong> Unterröcke braucht ja meine<br />

Tochter. Bänder sind jetzt so<br />

teuer.<br />

Die Waschfrau muss ich für<br />

übermorgen bestellen. Und auch<br />

Stoff für das Kleid kaufen.<br />

Das Nähen ist im Winter bei dem<br />

schlechten Licht so mühsam.<br />

Aber seitdem ich seit fünf Jahren<br />

diese herrlich helle Petroleumlampe<br />

habe, geht die Handarbeit<br />

schon besser. Aber die langen<br />

Nähte sind doch manchmal endlos.<br />

Ja, <strong>und</strong> Seife muss ich kochen<br />

<strong>und</strong> die Lichte ziehen!<br />

Ach, das wird ein anstrengender<br />

Tag.<br />

Der Doktor ist so nett <strong>und</strong><br />

kommt ja auch ins Haus – aber<br />

mit dem Barbier, der mir neulich<br />

drei Zähne zog, bin ich gar nicht<br />

einverstanden. Na ja, es muss<br />

sein, neue gibt es ja nicht.<br />

Für meinen Bruder will ich zu<br />

Weihnachten einen Schlafrock<br />

nähen, es gibt jetzt teuer Seide<br />

aus Paris – er sitzt ja nur im<br />

Schaukelstuhl. Da lohnt sich so<br />

ein teures Ding.<br />

Meine Enkel brauchen neue Kleiderchen,<br />

ja, auch die kleinen Jungens<br />

sollen hübsch aussehen.<br />

Unsere Lieblingszeitschrift die<br />

„Gartenlaube“ kommt heute; mal<br />

sehen, was es Schön-Trauriges<br />

gibt!<br />

Die Morgenglocken läuten. Nun<br />

will ich aufstehen – der Fußboden<br />

ist kalt. Erkälten darf ich<br />

mich nicht, ich will noch lange<br />

munter bleiben – so lange, wie<br />

das Ersparte reicht. Also muss<br />

ich gut einteilen.<br />

Antje Washausen, Text aus dem<br />

Nachlass ihrer Vorfahren.<br />

12 | Zeitschrift des Vereins <strong>Christophorusstift</strong> e.V.

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