pfarrbrief 2013-06.1 - Katholische Pfarrgemeinden Niederbreitbach ...
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Pfarrbrief Nr. 6/<strong>2013</strong> Seite 25<br />
GLAUBENSGESTALTEN<br />
In einer losen Reihenfolge wollen wir künftig mehr oder weniger bekannte Heilige<br />
vorstellen. Den Anfang macht der heilige Vitus, sein Gedenktag ist am 15. Juni.<br />
Der heilige Vitus - Otto von Bamberg gab ihm den Hahn<br />
Weil der heilige Leonhard die Gefangenen befreite, hat man<br />
ihm als Attribut die zerbrochenen Ketten beigegeben. Weil<br />
der heilige Vitus in einen Kessel mit siedendem Öl bei<br />
seinem Martyrium geworfen wurde, wird er in der Regel mit<br />
einem Kessel oder in einem Kessel sitzend dargestellt. Da es<br />
am 15. Juni, dem Fest des heiligen Vitus nicht selten regnet,<br />
sagt der Volksmund in Schwaben: „Veit schütt’s Häfele um“.<br />
Wie aber kommt der heilige Vitus zum Hahn als Attribut, wie<br />
man es im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen<br />
sehen kann?<br />
Als der Bischof Otto von Bamberg im 12. Jahrhundert den<br />
heidnischen Pommern das Evangelium verkündete, erlebte<br />
er, wie sie am 15. Juni ihrem obersten Gott Hähne opferten.<br />
Daraufhin erwählte er den heiligen Vitus zum Patron<br />
Pommerns. Er ließ für den Bamberger Dom Reliquien des<br />
heiligen Vitus in einem silbernen Arm einfügen, der einen<br />
Hahn trägt. Bischof Otto wollte damit ausdrücken, der<br />
Pommernpatron möge helfen, das Heidentum zu überwinden<br />
und gute Christen aus den Bekehrten zu machen. Die<br />
Erfolge des Bamberger Bischofs, der aus einem<br />
schwäbischen Geschlecht stammte, auf seinen beiden<br />
Missionsreisen zu den Pommern waren überwältigend. Es<br />
wird überliefert, dass er auf einer Missionsreise 22 000<br />
Taufen gespendet haben soll. Man wird allerdings annehmen<br />
dürfen, dass diese Blitzaktion das Heidentum nicht völlig beseitigt hat und manch<br />
heidnisches Brauchtum unter christliche Vorzeichen weitergepflegt wurde.<br />
Jedenfalls war es noch jahrhundertelang üblich, am Tag des heiligen Vitus Hähne<br />
zu schlachten. Man opferte sie natürlich nicht mehr der obersten Gottheit<br />
Pommerns, sondern verzehrte sie zu Ehren des heiligen Vitus. Dieser Brauch<br />
blieb übrigens nicht auf Pommern beschränkt. So wird noch aus dem 16.<br />
Jahrhundert, kurz vor der Reformation, von einem Schlachten der Hähne auf den<br />
Stufen der Leipheimer St. Vitus Kirche (Bayrisch Schwaben) berichtet.