<strong>Naturnahe</strong> Gärten bekam. Schliesslich stellte sich heraus, dass die rohen Kalksteinquader eines Steinbruchs im Jura aus Deutschland stammten. Ein Ding der Unmöglichkeit sei es mittlerweile, Granitstein aus dem Berner Oberland zu bekommen. «Wer die traditionelle Bauweise von früher pflegen will, hat heute grosse Mühe, geeignetes Baumaterial zu finden. Oftmals begebe ich mich selber auf die Suche nach den gewünschten Materialien in Steinbrüchen oder Kiesgruben. Der Vorteil dabei ist, dass ich bestimmen kann, welche Steine mitkommen und welche nicht», erzählt Stephan Kuhn. Auch bei der Suche nach seltenen einheimischen Pflanzen geht er häufig unkonventionelle Wege. Haselruten beispielsweise – die Stephan Kuhn zu Flechten als Sichtschutz bearbeitet – seien schwer zu kriegen. Da bleibt dem Naturgärtner nichts anderes übrig, als Gründeponien abzuklappern und dort die eingehenden Lieferungen zu durchsuchen. «Wenn mir der Fachhandel nicht weiterhelfen kann, wähle ich den Weg der Improvisation. Grundsätzlich empfinde ich es jedoch als Armutszeugnis, wenn man in der Schweiz gar nicht oder nur noch über Umwege zu einheimischen Materialien gelangt.» Holz gehört zu jenen Materialien, die Stephan Kosten und Unterhalt <strong>Naturnahe</strong> Gärten sind laut Stephan Kuhn nicht teurer als herkömmliche Gartenlösungen. «Der finanzielle Aufwand hängt vor allem von einer guten Planung ab. Zudem arbeite ich mit elementaren Materialien wie Kies, Stein und Erde, die sehr billig sind. Etwas arbeitsintensiver sind Pflästerungen. Die handverlesenen Kieselsteine kosten zwar etwas mehr, sind aber immer noch güns tiger als solche aus dem Handel.» Auch der Pflegeaufwand fällt bei einem naturnahen Garten weniger hoch aus, da zum Beispiel der Rasen nicht alle zwei Wochen, sondern maximal zweimal pro Jahr mit der Sense gemäht werden muss. Eine Sumpfwiese wird sogar nur einmal jährlich geschnitten. «So hat man mehr Zeit, den Garten zu beobachten und zu geniessen.» Anstelle von teuren Maschinen reichen oft die Hände, um an gewissen Stellen kosmetische Eingriffe vorzunehmen. Kuhn zum Beispiel für Bodenbeläge oder Abgrenzungen einsetzt. Einheimische Lerchen- und Eichenhölzer eignen sich aufgrund ihrer Dauerhaftigkeit am besten dafür. Genug vom Kirschlorbeer, Rosen und Betonplatten Aufgrund der Vielfalt naturnaher Gärten lassen sich diese praktisch überall realisieren. Auch Kombinationen mit herkömmlichen Gartenanlagen sind möglich. «Wichtig ist, die Übergänge zwischen den einzelnen Gartenbereichen harmonisch zu gestalten. Zudem empfehle ich, auch die benachbarte Umgebung in die Gartenplanung miteinzubeziehen. So gewinnt der eigene Garten an Grösse.» Viele Eigenheimbesitzer entscheiden sich für einen naturnahen Garten, weil sie – so Stephan Kuhn – nach fünf Jahren genug haben von Kirschlorbeer, Rosen und Betonplatten. Die meisten Gartenprojekte von Stephan Kuhn werden in bestehenden Gärten realisiert. «Weil bei der Hausplanung der Garten meist ganz am Schluss an die Reihe kommt, fehlt oft das Geld dafür. Auch von Seiten der Architekten mangle es nicht selten an der nötigen Sensibilität für den Garten. Dabei wäre es empfehlenswert, bereits schon beim Aushub dem Garten ein Rohgerüst zu geben. Das spart Geld und Nerven.» Im aargauischen Gränichen beispielsweise entschieden sich die Eigentümer eines neuen Einfamilienhauses für einen naturnahen Garten, der durch eine Hanglage geprägt ist. Vor dem Haus legte Stephan Kuhn einen Steingarten an. Hinter dem Haus pflanzte er eine Hecke mit einheimischen Sträuchern wie zum Beispiel Hasel, Wildrosen, Pfaffenhut, Schwarz- und Weissdorn und Felsenbirne. Eine Treppe aus Naturkalkstein, den Stephan Kuhn im Jura bezogen hat, führt von der Terrasse in den Garten, wo die Natur zuhause ist. Weitere Informationen: Stephan Kuhn, Planung und Realisation von naturnahen Gärten, Tel. 062 842 46 14 / 031 333 26 27 128 2/20<strong>08</strong>