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Beziehung - Dr. med. Iris Veit

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Einführung in ein<br />

psychosomatisches<br />

Krankheitsverständnis<br />

Das bio-psycho-soziale Modell<br />

Neurobiologische Aspekte<br />

<strong>Beziehung</strong>sorientierung und<br />

das Potential der Arzt-Patient-<br />

<strong>Beziehung</strong><br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Ein psychosomatisches<br />

Krankheitsverstehen betrachtet:<br />

Biologische Aspekte<br />

Den Kranken als<br />

erlebendes Subjekt<br />

Soziokulturelle und<br />

ökologische Aspekte<br />

Das<br />

<strong>Beziehung</strong>ssystem<br />

des Subjekts heute<br />

und biografisch<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

1


Theoretische Modelle<br />

Psychodynamische(Psychogenetische)<br />

Modelle<br />

Psychophysiologische<br />

Systemische<br />

Salutogenetische<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Das Bio-Psycho-Soziale Modell<br />

nach Engels<br />

Biosphäre<br />

Staat-Nation<br />

Gesellschaf Kultur-Subkultur<br />

Familie<br />

Zwei Personen<br />

Person<br />

Nervensystem<br />

Organ / Organsysteme<br />

Gewebe<br />

Zelle<br />

Organelle<br />

Molekül<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

2


Das Gehirn ist ein soziales<br />

Organ-Neuronale Plastizität<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Synapsenentwicklung<br />

nach der Geburt<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

3


Neuronale Plastizität-<br />

Grundlage für Lernen und Veränderung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Alle Leistungen des Gehirns sind<br />

Funktionen von Neuronennetzwerken<br />

Sie sind abhängig von den Eigenschaften<br />

der Synapsen<br />

Neuroplastizität : strukturelle Veränderung<br />

neuronaler Netzwerke : Anpassung des<br />

ZNS an die Lebenserfahrung<br />

Was gleichzeitig aktiv ist, verbindet sich<br />

Gleichzeitigkeit und Phasengleichheit sind das<br />

Ordnungsmerkmal (Singer)<br />

Lernen ist Veränderung der Stärke<br />

synaptischer Verbindungen zwischen<br />

Neuronen (Kandel 96) und Erhöhung ihrer<br />

Anzahl. Viel benutzte Synapsen<br />

verstärken ihre Struktur. Use it or lose it!<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Konvergenzzonen<br />

Konvergenzzone<br />

A<br />

B<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

4


Emotionale Systeme<br />

Emotionale Systeme<br />

koordinieren Verhalten und<br />

physiologische Prozesse in<br />

Gehirn und Körper<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Angeborene emotionale Systeme<br />

bei Säugetieren (nach J. Pankseep)<br />

Furcht- Flucht und Freeze- Schutz vor Gefahren<br />

Wut- neuronal parallel zum Furchtsystem-Beißen und<br />

Angriff-ausgelöst durch Frustration<br />

Seeking system -motiviert zur Suche nach<br />

benötigten Dingen und Exploration der Umwelt,<br />

Selbststimulation, erleichtert Lernen-Überaktivität ist Ergebnis<br />

von Stress- Dopamin-Inaktivität im Alter und bei Depression<br />

Panik- Schreien-ausgelöst durch Verlassenwerden<br />

<strong>Dr</strong>ei weitere Systeme scheinen zu<br />

existieren, die sich später<br />

entwickeln:mütterliche Fürsorge,<br />

Spielverhalten und sexuelle Lust<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

5


Schaltkreise der Amygdala<br />

Senso-motorische Systeme<br />

Wahrnehmung<br />

Motorische<br />

Reaktionen<br />

Thalamus<br />

Sensorischer Kortex<br />

Wahrnehmung<br />

Präfrontaler Cortex<br />

Arbeitsgedächtnis<br />

und<br />

Aufmerksamkeit<br />

Amygdala<br />

Hippocampus<br />

Gedächtnis<br />

und Erinnerung<br />

Hypothalamus<br />

Endokrinum<br />

Hirnstamm<br />

Vegetativum<br />

Information aus dem<br />

Körperinneren<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Affekte<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Verändern die Empfindlichkeit sensorischer Systeme<br />

selektionieren die Wahrnehmung<br />

organisieren Langzeit- und Arbeitsgedächtnis<br />

organisieren Handlungsabläufe, die sich bewährt haben (sind konzentrierte Lebenserfahrung phylo- und ontogenetisch)<br />

haben kreiskausale Interaktionen mit kognitiven Prozessen<br />

aktivieren unsere Aufmerksamkeit<br />

dienen der Kommunikation zwischen den Menschen<br />

sind psychosomatisch<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

6


Die neurophysiologische Stressreaktion<br />

Frontalhirn<br />

Noradrenalin<br />

Hirnstamm<br />

Amygdala-<br />

Hippocampus<br />

Hypothalamus<br />

Psychosoziale<br />

Stressoren<br />

CRH<br />

Autonomes<br />

Nervensystem<br />

Hypophyse<br />

ACTH<br />

NNR<br />

Cortisol<br />

NNM<br />

Adrenalin<br />

Beta-Rezeptoren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Beta-Rezeptoren<br />

Emotionen verbinden<br />

Innen und Außen<br />

Körper und Geist<br />

Vergangenes und das Jetzt<br />

das Individuum, seine Artgenossen<br />

und andere Lebewesen<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

7


Kreiskausale <strong>Beziehung</strong>en zwischen Immunsystem und<br />

Gehirn<br />

Autonomes<br />

Nervensystem<br />

Stresshormone<br />

Adrenalin/<br />

Noradrenalin<br />

Cortisol<br />

Interleukine<br />

TNF-@<br />

Vagusnerv<br />

Immunsystem<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

OHNE BERÜCKSICHTIGUNG VON<br />

EMOTIONEN KANN DER KÖRPER<br />

DES MENSCHEN NICHT<br />

VERSTANDEN WERDEN<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

8


Bedeutung der guter <strong>Beziehung</strong><br />

wird unterstützt durch<br />

Säuglinsbeobachtung-<br />

Bindungsforschung<br />

Genetische Forschung: Rattenmütter<br />

erhöhen die Stresstoleranz durch Erhöhung der<br />

Glucocorticoidrezeptoen im Hippocampus durch hohe<br />

Zuwendung (Meany)<br />

Epidemiologische Forschung: Unzureichende<br />

Bindungen in der Kindheit erhöhen das Risiko für<br />

chronische Krankheiten wie Schmerz, Diabetes,<br />

Adipositas<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Selbstentwicklung durch<br />

Imitation<br />

Kommunikation: 2 Wochen alter Säugling<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

9


Bindungsforschung<br />

Bindungsstile, die am<br />

Ende des ersten<br />

Lebensjahres beobachtet<br />

wurden (Ainsworth):<br />

Sicher gebunden<br />

Unsicher ambivalent<br />

Unsicher vermeidend<br />

Desorganisiert<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Ergebnisse der<br />

Bindungsforschung<br />

Beruhigende und einfühlende<br />

Elternbeziehungen<br />

schützen vor Stressanfälligkeit<br />

sind resilienzfördernd<br />

fördern die Entwicklung des<br />

präfrontalen Kortex<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

10


Frühe Bindungserfahrungen<br />

prägen spätere<br />

<strong>Beziehung</strong>smuster<br />

Frühe <strong>Beziehung</strong>en<br />

gestalten das<br />

innere Bild von<br />

sich und den<br />

anderen<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Selbstentwicklung<br />

Das anfängliche Selbstschema ist<br />

verbunden mit dem Körperschema<br />

Das Körperselbst entwickelt sich in<br />

Handlungen<br />

„Am Anfang war die Tat.“<br />

„Du bist was Du immer wieder tust.“<br />

Der Körper ist Speicher der<br />

Erfahrungen mit anderen<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

11


Belastungsfaktoren im<br />

Kindesalter ACE-Studie<br />

8 Belastungsfaktoren im Kindesalter wurden auf<br />

ihre Langzeitfolgen bei Erwachsenen untersucht:<br />

• Körperlicher Missbrauch<br />

• Seelischer Missbrauch<br />

• Sexueller Missbrauch<br />

• Ein Familienmitglied im Gefängnis<br />

• Mutter erfuhr körperliche Gewalt<br />

• Ein Familienmitglied suchtkrank<br />

• Ein Familienmitglied seelisch krank<br />

• Verlust eines Elternteils<br />

<strong>Veit</strong><br />

ACE-Studie 2 (Felitti 1998, 2002)<br />

Mit steigender Zahl von Belastungsfaktoren bestand<br />

eine statistisch signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für<br />

Nikotinabusus<br />

Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen<br />

Hepatitis<br />

Sexuell übertragbare Erkrankungen<br />

i. v. <strong>Dr</strong>ogenkonsum<br />

Depression<br />

Suicidversuche<br />

Herzerkrankungen<br />

Diabetes<br />

Frakturen<br />

Adipositas<br />

unerwünschte Schwangerschaft<br />

Alkoholerkrankung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

12


Ein integriertes Modell des Verstehens von<br />

Verhaltensmustern und Krankheit<br />

Frühe Erfahrungen mit<br />

Eltern<br />

Frühkindlicher Schmerz<br />

Erlerntes Verhalten in<br />

der Familie<br />

Subjektives Erleben<br />

Biologische Faktoren<br />

Genetische Faktoren<br />

Neuronale und<br />

Endokrine<br />

Regelkreise<br />

Immunsystem<br />

+<br />

<strong>Beziehung</strong>smuster<br />

-<br />

-<br />

+<br />

Soziokulturelles<br />

Armut, Arbeitslosigkeit<br />

Kulturelle Bewertung von<br />

Krankheit<br />

Auslöser:<br />

Verluste<br />

Anpassungsleistungen<br />

Infektionen<br />

Aktuelle <strong>Beziehung</strong>en<br />

Derzeitige Familiensituation<br />

Freunde, Kollegen,<br />

Nachbarschaft<br />

<strong>Veit</strong><br />

Was ist wirksam und hilft<br />

den Patienten?<br />

<strong>Beziehung</strong> ist heilsam<br />

Es hilft<br />

• Information<br />

• Vertrauen und Unterstützung<br />

• Klärung von Motiven, Gefühlen und Konflikten<br />

• Ressourcenaktivierung<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

13


Die Kraft innerer Bilder und die<br />

Wirkung einer unterstützenden<br />

<strong>Beziehung</strong><br />

Placeboforschung: Was wirkt da?<br />

• Belohnungserwartung<br />

• Lernvorgänge<br />

• <strong>Beziehung</strong>serleben<br />

Die Wirkung jedes Medikaments und<br />

die Wirkung jeder ärztlichen<br />

Handlung ist eingebettet in die<br />

<strong>Beziehung</strong> zwischen Arzt und Patient<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

<strong>Beziehung</strong> und Schmerz<br />

Schmerz bei sozialer Ausgrenzung und<br />

körperlicher Schmerz haben dieselben<br />

neurobiologischen Strukturen ( Anteriorer<br />

Cingulärer Cortex und Präfrontaler Cortex) (Eisenberg 2012)<br />

Körperliche Berührung senkt die<br />

Herzfrequenz<br />

Das Bild des langen Lebenspartners auf<br />

einem Foto senkt die<br />

Schmerzempfindlichkeit<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

14


Der Beobachter empfindet<br />

den Schmerz, den er sieht<br />

Bill Viola<br />

Observers<br />

2002<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Eine gute Arzt-Patient-<strong>Beziehung</strong><br />

garantiert hohe Versorgungsqualität<br />

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Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

15


<strong>Beziehung</strong>sorientierung<br />

in der Medizin<br />

Ärztliches Denken und Handeln ist<br />

immer in ein <strong>Beziehung</strong>sfeld<br />

eingewoben und kontextabhängig<br />

Dies nicht zu berücksichtigen führt zur<br />

Verstrickungen in dysfunktionale<br />

<strong>Beziehung</strong>smuster<br />

Und Verzicht auf eine wichtige<br />

Fähigkeit, Unbewußtes und<br />

Vorbewußtes zu erkennen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Therapeutische Kommunikation:<br />

Der Arzt ist Teilnehmer und Beobachter zugleich<br />

Arzt<br />

Beobachter<br />

Arzt<br />

Patient<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

16


Verstehen durch<br />

Selbstbeobachtung<br />

Der Patient wiederholt in der <strong>Beziehung</strong> zum<br />

Arzt sein zentrales <strong>Beziehung</strong>smuster. In der<br />

therapeutischen <strong>Beziehung</strong> kann es einmal<br />

anders laufen als bisher.<br />

Durch Wahrnehmung der Gefühle des<br />

Patienten und seiner eigenen wird die Arzt-<br />

Patient-<strong>Beziehung</strong> zu einem diagnostischen<br />

und therapeutischen Werkzeug<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Arzt-Patient Interaktion<br />

(nach Wesiack)<br />

Übertragung dysfunktionaler <strong>Beziehung</strong>smuster<br />

auch auf den Arzt<br />

Arbeit mit Übertragung und Gegenübertragung<br />

Übertragung frühkindlicher Wünsche nach einem<br />

guten Vater /Mutter auf den Arzt<br />

Vertrauen, Versorgung und Aufrechterhaltung einer positiven<br />

Perspektive<br />

Ebene der suggestiven Beeinflussung<br />

Patient-Experte<br />

Information- und Wissensvermittlung (Share-Decision-Making)<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

17


Patientenzentrierte<br />

Gesprächsführung<br />

Offener Fragestil<br />

Aktives Zuhören<br />

Verbalisieren von Gefühlen<br />

Zusammenfassen<br />

Ziele vereinbaren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Prozessorientierung der Arzt-Patient-Interaktion<br />

1. Schritt Stabilisieren und einen emotional sicheren Ort schaffen<br />

2. Schritt<br />

<strong>Beziehung</strong>smuster auf Seiten des Patienten erkennen<br />

Die Lebenswirklichkeit des Patienten und seine Zielsetzungen verstehen<br />

3. Schritt<br />

Aufbau neuer Bewältigungsmuster – Motivation schaffen<br />

Bestehende Verhaltensmuster verändern<br />

4. Schritt<br />

Ziele zwischen Arzt und Patient abgleichen<br />

Interaktion beenden<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

18


Empfehlung für die Praxis<br />

1. Schritt: Aufbau einer vertrauensvollen<br />

<strong>Beziehung</strong><br />

Aufmerksames Zuhören<br />

Anteilnahme bekunden<br />

Erfragen der Situation der Symptomentstehung<br />

Eine Haltung der Neutralität einnehmen und Bewertung<br />

des Patienten vermeiden<br />

Einer biographischen Anamnese Bedeutung beimessen,<br />

Krankengeschichte ist Lebensgeschichte<br />

Erwartungen des Patienten erfragen<br />

Die Bedeutung eines Symptoms erfragen<br />

Kontaktabbruch umgehen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

2. Schritt : Erfragen des subjektiven Erlebens<br />

des Patienten und <strong>Beziehung</strong>smuster erkennen<br />

Gefühle des Patienten ansprechen,<br />

wertschätzen und klären<br />

Klärung der <strong>Beziehung</strong>ssituation durch<br />

zirkuläre Fragetechniken<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

19


Empfehlung für die Praxis<br />

3. Schritt: Aufbau neuer Bewältigungsmuster –<br />

Motivationsförderung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Zusammenfassen<br />

Konfrontieren mit Beobachtungen<br />

- Schamgefühle vorwegnehmen<br />

- Distanzierende Interventionen<br />

Deutung und positive Umdeutung eines Symptoms<br />

Anbieten einer Alternative – Abgewehrte Gefühle<br />

ansprechen<br />

Beim Wiedererkennen und Einordnen von<br />

Verhaltensmustern in lebensgeschichtlichen Kontext<br />

helfen<br />

Positives, nicht nur die Pathologie erfragen<br />

- Ressourcenorientierte Fragestellungen-<br />

Den Patienten loben<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

4. Schritt: Ziele abgleichen und die<br />

Interaktion beenden<br />

Behandlungsziele vereinbaren<br />

Kontrollen vereinbaren<br />

Terminstruktur vereinbaren<br />

Beendigung eines Gesprächs, auch wenn der<br />

Patient es nicht will<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

20


Vorgehen bei der Anamnese<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Aufmerksames Zuhören bei der Anamnese<br />

Erfragen, wie der Patient die Situation erlebt hat, in der<br />

das Symptom zum ersten Mal auftrat<br />

Erfragen, ob Ähnliches schon früher einmal aufgetreten<br />

ist<br />

Erfragen von lebensgeschichtlichen Leistungen<br />

Wie bewerten andere die Symptome?<br />

Ansprechen der wahrgenommenen Gefühle wie<br />

Hilflosigkeit, Angst Unsicherheit , Ärger<br />

Erfragen der eigenen Theorie der Krankheitsentstehung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Rahmenbedingung<br />

Vorbereitung<br />

Terminvereinbahrungen<br />

treffen<br />

Begrüßen<br />

Eröffnen<br />

Gemeinsames Vorgehen<br />

absprechen<br />

Auf Ressourcen achten<br />

und ansprechen<br />

• Schaffung einer<br />

vertrauensvollen<br />

Arbeitsbeziehung<br />

• Ressourcenorientierung<br />

• Selbstbeobachtung<br />

Klären<br />

Von der Beschwerde zum<br />

Symptom<br />

Die Perspektive des Patienten<br />

verstehen<br />

Zusammenfassen<br />

Abgleichen<br />

Soziale Situation<br />

Herkunft und<br />

Familienanamnese<br />

Aktuelles <strong>Beziehung</strong>sgefüge<br />

klären<br />

Ablauf Anamnese<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong><br />

21


Empfehlungen für die Praxis<br />

Das Aufklärungsgespräch<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Verständliche Sprache verwenden<br />

Keine Unwahrheiten!<br />

• Das tut gar nicht weh!<br />

Keine negativen Suggestionen<br />

• „Wenn Sie aufwachen, werden Sie Schmerzen haben!“<br />

• „Es wird ein bischen brennen!“ „Merken Sie schon was?“<br />

• „Gleich ist alles vorbei!“<br />

• „Sie brauchen keine Angst zu haben!“<br />

• „Sie könnten sonst jeden Moment sterben!“<br />

Sich der Aufmerksamkeit des Patienten vergewissern<br />

Sich auf wenige (2–3) Informationen konzentrieren<br />

Partizipative Entscheidungsfindung, wenn mehrere Therapieoptionen zur<br />

Wahl stehen<br />

Nachfragen, was der Patient verstanden hat, und wie er es interpretiert<br />

Gespräch mit anderen in den nächsten Stunden anregen<br />

Für Entscheidungsfindung mindest einen Tag Zeit lassen<br />

Folgegespräch anbieten<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Fragen, die sich Patient und<br />

Arzt stellen sollen<br />

Was passiert, wenn wir warten und<br />

beobachten?<br />

Welche Behandlungsoptionen gibt es<br />

überhaupt?<br />

Was sind die Vor- und Nachteile?<br />

Wie gewichten sich die Vor- und<br />

Nachteile in unserem Fall?<br />

Sind die Informationen ausreichend?<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

22


Partizipative<br />

Entscheidungsfindung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Aufklärung und Angebot der gemeinsamen<br />

Entscheidungsfindung<br />

Behandlungsoptionen beschreiben<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Was passiert, wenn wir warten und beobachten?<br />

Welche Behandlungsoptionen gibt es überhaupt?<br />

Was sind die Vor- und Nachteile?<br />

Wie gewichten sich die Vor- und Nachteile in unserem Fall?<br />

Sind die Informationen ausreichend?<br />

Explorieren von Verständnis, Gedanken und<br />

Befürchtungen des Patienten<br />

Entscheidung treffen oder aufschieben<br />

Folgevereinbarung treffen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Überbringen belastender Nachrichten<br />

Auf das Schlimme langsam einstimmen:<br />

„Ich habe keine erleichternde Nachricht.“<br />

Mitgefühl ausdrücken:<br />

„Wir werden alles tun, damit …“<br />

Zuhören reicht<br />

Offenhalten der Perspektiven<br />

Sich der Aufmerksamkeit und des Verstehens<br />

versichern<br />

Dissoziation beachten<br />

Auf die Metaphern achten, die Worte schaffen und<br />

gute Geschichten erzählen<br />

Das psychosoziale Helfersystem organisieren<br />

Ein Folgegespräch vereinbaren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

23


Empfehlungen für die Praxis<br />

Ressourcenorientierte Interventionen<br />

Die Vorstellungskraft innerer Bilder erläutern<br />

Die Aufmerksamkeit lenken – Wahrnehmungstraining<br />

anbieten oder vermitteln<br />

Ein selbstfürsorgliches Verhalten anregen<br />

Ermutigung zur Pflege guter <strong>Beziehung</strong>en und zu<br />

Aktivitäten mit anderen<br />

Zu Sport ermuntern – Sport hat eine heilende Wirkung<br />

Anregung zu Entspannungsverfahren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Ressourcenorientierte Intervention<br />

Sich auf die eigenen Kräfte besinnen!<br />

Wann ist es Ihnen schon<br />

einmal gelungen, etwas zu<br />

verändern?<br />

Wann waren Sie einmal<br />

mutig?<br />

Wie haben Sie das gemacht?<br />

Wer hat Ihnen dabei<br />

geholfen?<br />

Was haben Sie dazu<br />

gebraucht?<br />

Wer und was kann Ihnen<br />

heute helfen?<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

24


Empfehlungen für die Praxis<br />

Wie Motivation schaffen?<br />

Sichere Bindung an einen Arzt, der Kompetenz,<br />

Verständnis und Engagement ausstrahlt<br />

Aktivierung wichtiger motivationaler Ziele des<br />

Patienten<br />

(z. B. Wunderfrage stellen)<br />

Information und Wissensvermittlung an den Patienten<br />

durch bildreiche, sich auf wenige Informationen<br />

konzentrierende verständliche Sprache<br />

Ansprechen der Ressourcen, positiven Fähigkeiten und<br />

Lebensleistung des Patienten<br />

Vermeidungsziele vermeiden<br />

Der Arzt soll sich mehr mit dem beschäftigen, was er fördern<br />

will, als mit dem, was er beseitigen will, d. h. Auslösen<br />

möglichst vieler, positiver Emotionen<br />

Serie kleiner Teilziele aufbauen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlungen für die Praxis<br />

Wie Motivation schaffen?<br />

Verträge schließen Angebot für Möglichkeiten der<br />

Kontrolle machen<br />

Bisherige Verhaltensmuster geringfügig unterbrechen<br />

(z. B. aufschieben oder Häufigkeit verändern)<br />

Symbolisierungen einsetzen<br />

Allianzen schließen<br />

Wer kann Ihnen dabei helfen? (z.B. Selbsthilfegruppen)<br />

Mögliches Versagen ansprechen, um Schamgefühlen des<br />

Patienten vorzubeugen<br />

Versagen und Fehler umdeuten und Perspektivwechsel<br />

vornehmen<br />

Erreichte Fortschritte würdigen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

25


Empfehlung für die Praxis<br />

Rahmenbedingungen in der Psychosomatischen<br />

Grundversorgung<br />

Absprachen über die zeitliche Begrenzung der Gespräche,<br />

ihre Häufigkeit und ihre Zielsetzung treffen<br />

Nichteinhaltung von Terminen, Frequenzerhöhung der<br />

Termine und die Hinzuziehung anderer Ärzte besprechen<br />

Das Familiensystem des Patienten und gleichzeitige<br />

Behandlung von Bezugspersonen berücksichtigen<br />

Festlegungen über die Dauer des Termins bei Erstkontakt<br />

und folgenden Terminen treffen<br />

In Kooperationen eine Zuordnung von Arzt und Patient<br />

gewährleisten<br />

Dem Patienten das Setting der Praxis transparent machen<br />

Einbeziehung der <strong>med</strong>izinischen Fachangestellten<br />

Kooperieren in Netzwerken<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Welche soft-skills sollen<br />

vermittelt werden?<br />

Offenen Gesprächsraum schaffen für die<br />

erzählte Wirklichkeit des Patienten<br />

Krankengeschichte ist Lebensgeschichte<br />

Haltung des Verstehen Wollens<br />

Zuhörende Haltung mit Respekt und Neugier<br />

Selbstbeobachtende Haltung<br />

Gelassenheit<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

26


Einführung in die<br />

Balintarbeit<br />

Thema sind nicht die Krankheiten,<br />

sondern die <strong>Beziehung</strong> zum Patient.<br />

Der Arzt ist nicht der kluge Ratgeber,<br />

sondern der, der verstehen will.<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Kommunikation<br />

Durch Körpersprache<br />

vermitteln Sie mehr<br />

als durch Worte<br />

<strong>Veit</strong><br />

27


Die Bedeutung der<br />

körperlichen Untersuchung<br />

In der Arzt-Patient-<strong>Beziehung</strong> vermittelt<br />

sie:<br />

Sicherheit und Beruhigung<br />

Zuwendung<br />

Gefühl, ernst genommen zu werden<br />

Respekt und<br />

bringt den Patienten in eine eher<br />

kindliche Situation<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Der ängstliche<br />

<strong>Beziehung</strong>smodus<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

28


Definierte Ängste<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Der Teufelskreis des Angstanfalls<br />

Körperliche Missempfindung<br />

z.B.vagovasale Synkope<br />

Angstanfall<br />

Angst, in eine<br />

extrem hilflose<br />

Situation zugeraten<br />

Angst vor der Angst<br />

Sozialer Rückzug<br />

Ängstliche Bewertung<br />

wahrgenommener<br />

Missempfindungen<br />

Verstärkung der<br />

Symptome<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

29


Genetische<br />

Faktoren<br />

Frühe, unsichere Bindungserfahrungen<br />

Frühe, traumatische Erlebnisse<br />

Erlerntes Verhalten in der Familie<br />

Gesellschaftliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

-<br />

neurophysiologische<br />

Vulnerabilität<br />

Veränderungen der<br />

HPA-Achse<br />

Existenzielle<br />

Unsicherheit<br />

Autonomie-Abhängigkeits-<br />

Konflikte<br />

Gestörte <strong>Beziehung</strong>en<br />

Verluste<br />

Biologische und psychosoziale<br />

Anpassungsleistungen<br />

Zunahme neuropsychologischer<br />

Sensibilität<br />

Störung der Körperwahrnehmung<br />

Negative Affekte<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong><br />

Angstattacke<br />

<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Psychodynamik der Angst<br />

syndrome<br />

Keine Verinnerlichung beruhigender, haltender<br />

Elternfiguren<br />

Frühkindliche Ängste konnten nicht beruhigt werden durch<br />

Internalisierung beruhigender Eltern<br />

Neigung zu verschmelzenden <strong>Beziehung</strong>en<br />

Angewiesensein auf das Selbst stabilisierende<br />

und steuernde Personen<br />

Gleichzeitig bestehende Wut darüber<br />

Trennung und Verluste lösen Angstsymptome<br />

aus<br />

Jannsen/<strong>Veit</strong><br />

30


Patient<br />

Ängstliche Symptombeobachtung<br />

Katastrophisierende<br />

Erwartungen<br />

Wut über eigene Abhängigkeit<br />

und unnachgiebigem Arzt<br />

Anklammernde Nähewünsche<br />

Einfordern<br />

von<br />

Vermeiden von Konflikten und Belastungen<br />

mehr<br />

Diagnostik<br />

Setzt keine Grenzen<br />

Patient wird lästig<br />

Angst, etwas zu<br />

übersehen<br />

immer mehr<br />

technische<br />

Diagnostik und Igeln<br />

Vermeidet mit durch<br />

Krankschreiben<br />

Angst vor Verlassen<br />

werden, wenn man<br />

Forderungen nicht erfüllt<br />

Vermeidet<br />

Ansprechen der Angst<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> Arzt <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit dem ängstlichen<br />

<strong>Beziehung</strong>smodus<br />

Die Selbständigkeit und Selbstkontrolle des Patienten<br />

fördern<br />

Stabilisieren, beruhigen und Halt geben<br />

Fokussierung auf ängstliche Beobachtung der Symptome<br />

vermeiden! Nicht katastrophisieren!<br />

Erklären, wie Gefühl und Körperreaktion zusammenhängen<br />

Kein Vermeidungsverhalten, sozialen Rückzug und<br />

Schonhaltung unterstützen<br />

Exposition mit der angstauslösenden Situation unterstützen<br />

Vermeiden von technischer Untersuchungen zur Beruhigung<br />

Immer wieder die Gefühle und <strong>Beziehung</strong>skonflikte<br />

ansprechen, auch die in der Arzt-Patient-<strong>Beziehung</strong><br />

Fördern und ermutigen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

31


Diagnostik der Depression<br />

Depressive Hauptsymptome<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Hauptsymptome sind:<br />

niedergeschlagene traurige Stimmung: „Fühlten Sie sich im<br />

letzten Monat häufig niedergeschlagen traurig bedrückt oder<br />

hoffnungslos?“<br />

Interessensverlust: „Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust<br />

und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?“<br />

Ermüdung und Antriebsmangel: „Fällt es Ihnen schwer, die Aufgaben<br />

des Alltags wie gewohnt zu bewerkstelligen?"<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Depressive Hauptsymptome und<br />

übrige Symptome der Kategorie F32<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Zusatzsymptome sind:<br />

verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit<br />

vermindertes Selbstwertgefühl<br />

Schuldgefühle: „ Fühlen sie sich immer leicht schuldig?" und<br />

„Machen Sie sich häufig Vorwürfe?"<br />

Aktives erfragen psychotischer Symptome: „Gibt es<br />

Situationen, in denen andere Ihr Verhalten oder Ihr Denken<br />

auffällig finden?" Negative und pessimistische<br />

Zukunftsperspektiven<br />

Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzungen oder<br />

Suizidhandlungen<br />

Schlafstörungen<br />

Verminderter Appetit<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

32


Epidemiologie<br />

psychischer/psychosomatischer<br />

Erkrankungen<br />

16,5 Mio. (18-65 Jahre) Erwachsene leiden im<br />

Laufe eines Jahres an einer psychischen<br />

Störungen (Bundes Gesundheitssurvey)<br />

Knapp 12 % haben affektive Störungen<br />

11 % Somatoforme Störungen<br />

knapp 9 % Schmerzstörungen<br />

Psychische Störungen machen 10-15 % des<br />

Volumens der Arbeitsunfähigkeitstage aus.<br />

In 2009: 38 % der Frühverrentungen wegen einer<br />

psychischen/psychosomatischen Erkrankung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Depression in der<br />

hausärztlichen Praxis<br />

Punktprävalenz in der Hausarztpraxis:11 %<br />

40% chronisch Kranker entwickeln psychische<br />

Komorbidität<br />

Patient mit depressiven Beschwerden suchen in<br />

erster Linie den Hausarzt auf<br />

leichte bis mittelschwere depressive Störungen<br />

ohne Besserung nach sechs Wochen<br />

Konsultation beim Facharzt<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

33


Bindungsverluste und<br />

Depresssion<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Alle Säugetiere sind sozial<br />

abhängig mit der Geburt<br />

Jeder Verlust berührt basale<br />

emotionale Systeme, die unsere<br />

soziale Eingebundenheit regelnseparation-distress<br />

System- das<br />

aus Schmerz- und<br />

Temperaturregulationssystemen<br />

hervorgegangen ist.<br />

Opiat-Abhängigkeit dieses<br />

Systems<br />

Sozialer Verlust geht mit Trauer<br />

einher<br />

Auslösen von Panikattacken<br />

Psychodynamik<br />

des depressiven Modus<br />

Unzureichende, das Selbstwertgefühl stabilisierende Elternbeziehungen<br />

- existentielles Zuwenig<br />

vergebliche Versuche, durch eigene Anstrengungen vermisste<br />

Zuwendung zu erwerben<br />

Ohnmächtige Wut und gleichzeitige Verlustangst<br />

Wendung der Agression gegen sich selbst<br />

Daraus resultiert:<br />

Überbedürftigkeit<br />

Wunsch nach Anerkennung<br />

und Lob<br />

Ambivalenz in den <strong>Beziehung</strong>en<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

34


Kompensationsversuche<br />

Sie zeigen sich als Menschen mit<br />

• Altruismus, hohen Ansprüchen an sich selbst<br />

(sich selbst überfordernd, selbstgenügsam)<br />

• und strengen Moralvorstellungen<br />

(selbstgerecht).<br />

In <strong>Beziehung</strong>en<br />

• suchen sie verschmelzende, sehr abhängige<br />

<strong>Beziehung</strong>en<br />

• idealisieren den anderen<br />

• erwarten sie Enttäuschung und ziehen sich<br />

misstrauisch vom anderen zurück<br />

• sind sehr verletzlich bei Kränkungen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Psychodynamik der suizidalen Handlung<br />

Abhängigkeit von Personen,<br />

die das Selbstwertgefühl stabilisieren<br />

Kränkungen durch diese Personen oder<br />

Verlust dieser Personen<br />

Verlustängste und ohnmächtige Wut,<br />

Hilflosigkeit, depressive Verstimmung<br />

Suizidale Handlung als Wendung<br />

der Aggression gegen die eigene<br />

Person<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

35


Abb.23<br />

Patient<br />

Non-Compliance<br />

Entwertet und<br />

macht hilflos<br />

Leicht kränkbar<br />

Fordert viel Versorgung und Nähe<br />

Idealisiert den Arzt und bleibt passiv<br />

Nimmt die<br />

Überforderung an und<br />

Nimmt den Ärger an und<br />

reagiert aggressiv<br />

Nimmt die Idealisierung an,<br />

erfindet Lösungen<br />

und versagt<br />

Nimmt die Entwertung an<br />

und zweifelt an sich selbst<br />

ist erschöpft und genervt<br />

Arzt<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit dem depressiven<br />

<strong>Beziehung</strong>smodus<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ressourcen orientierte Interventionen sind:<br />

• Selbstkompetenzen erhöhen durch Information (Angebot schriftlichen<br />

Informationsmaterials)<br />

• Anregung von:<br />

• regelmäßiger Bewegung, weil diese das Lebensgefühl in positive Richtung verändert<br />

• einer achtsamen Haltung gegenüber sich selbst (sich jeden Tag etwas Gutes gönnen)<br />

• der Pflege guter <strong>Beziehung</strong>en und Anregung , soziale Kontakte aufzunehmen<br />

Entlastende Maßnahmen<br />

Gegebenenfalls Entlastung durch Krankschreibung und Entlastung von familiären Pflichten<br />

Erwartungen des Patienten klären und Ziele vereinbaren, die<br />

realistisch sind. Beachtung der übertriebenen Anforderungen depressiver<br />

Patienten an sich selber<br />

Klärung des Wunschs des Patienten, ob Angehörige in die<br />

Aufklärung einbezogen werden sollen.<br />

Zeitliche Struktur der weiteren Behandlung vereinbaren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

36


Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit dem depressiven<br />

<strong>Beziehung</strong>smodus<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Das Krankheitsmodell des Patienten erfragen:<br />

„Was ist Ihre eigene Ansicht über die Ursache Ihrer Verstimmung und Erschöpfung?„<br />

Benennen von Gefühlen der Versorgungssehnsucht, der Kränkung<br />

und der Wut und ihre Wertschätzung<br />

„Ich kann verstehen, dass Sie dieses Verhalten sehr gekränkt hat. Ihre Enttäuschung ist<br />

verständlich."<br />

Förderung der Selbstwertgefühle des Patienten und seiner<br />

Kompetenzen<br />

Würdigung der Lebensleistung des Patienten<br />

Würdigung des bisherigen Bewältigungsmusters:<br />

„Es ist Ihnen gelungen, schlechte Erfahrungen in Gutes umzuwandeln.“ „ Sie setzen sich ein<br />

für Andere. Was tun Sie für sich?“<br />

Suche nach konstruktiven Erinnerungen und Würdigung kleiner<br />

Schritte zur Änderung in der Vergangenheit:<br />

„Wo ist es Ihnen schon einmal gelungen, etwas zu verändern?“ „Wo waren Sie schon einmal<br />

mutig?“<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Leichte<br />

Depression<br />

Behandlungsabläufe in Abhängigkeit<br />

vom Schweregrad der Depression<br />

Mittelschwere<br />

Depression<br />

schwere<br />

Depression<br />

Bei Unsicherheit<br />

der Einteilung und<br />

somatischer<br />

Differential<br />

Diagnosik: Konsil<br />

Partizipative Entscheidung Partizipative Entscheidung Partizipative Entscheidung<br />

Bei Suicidalität<br />

Psychotischen<br />

Symptomen<br />

Medikamentöser<br />

Interaktion<br />

hausärztliche<br />

Basisbehandlung<br />

und abwartendes<br />

Offenhalten<br />

Psychotherapie oder<br />

Hausärztliche<br />

Basisbehandlung +<br />

Psychopharmakothera<br />

pie<br />

Psychotherapie und<br />

Psychopharmako<br />

therapie<br />

Überprüfung in 14 Tagen<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

Stabil oder<br />

besser<br />

Verschlechte<br />

rung<br />

Überweisung Facharzt-<br />

Hausärztliche Begleitung und<br />

Koordinierung<br />

Hausärztliche Basisbehandlung<br />

weitere 4 Wochen mit wöchentl.<br />

Kontakten<br />

Hausärztliche Basisbehandlung +<br />

Psychopharmaka 6 Wochen mit<br />

wöchentl. Kontakten<br />

Evaluation :Besserung >50 %<br />

Besserung < 50%<br />

Fortsetzung der Therapie in 4 wöchentl Kontakten<br />

Später Rezidivprophylaxe alle drei Monate<br />

37


Fahrplan der<br />

<strong>med</strong>ikamentösen Therapie<br />

Depressive Störung als<br />

neurobiologische Störung<br />

vermitteln<br />

Medikamente machen nicht<br />

abhängig und verändern nicht die<br />

Persönlichkeit<br />

Nebenwirkungen im Voraus<br />

benennen<br />

Den zu erwartenden zeitlichen<br />

Verlauf bis zum Wirkungseintritt<br />

benennen und anfänglich<br />

engmaschige Termine ca. 8-tägig<br />

vereinbaren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

F32 Depressive Episode<br />

F 32.0<br />

F 32.1<br />

F 32.2<br />

F 32.3<br />

F 32.8<br />

Leichte depressive Episode<br />

Mittelgradige depressive Episode<br />

Schwere depressive Episode ohne<br />

psychotische Symptome<br />

Schwere depressive Episode mit<br />

psychotischen Symptomen<br />

Sonstige depressive Episode<br />

D<br />

38


Folie 75<br />

DV7 <strong>Dr</strong>. <strong>Veit</strong>; 16.05.2005<br />

Folie 76<br />

DV8<br />

optisch geändert<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>; 03.09.2003


F 33 Rezidivierende<br />

depressive Störung<br />

F 33.0<br />

F 33.1<br />

F 33.2<br />

F 33.3<br />

F 33.4<br />

Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig<br />

leichte Episode<br />

Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig<br />

DV9<br />

mittelgradige Episode<br />

Rezidivierende depressive Episode, gegenwärtig<br />

schwere Episode ohne psychotische Symptome<br />

Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig<br />

schwere Episode mit psychotischen Syndromen<br />

Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig<br />

remittiert<br />

Erschöpfungssyndrome<br />

im ICD 10<br />

F48. Neurasthenie<br />

G93.3 Benigne myalgische<br />

Enzephalomyelitis [postvirales<br />

Ermüdungssyndrom]<br />

Z76.8 Burn-out-Syndrom<br />

R53 Unwohlsein und Ermüdung<br />

<strong>Veit</strong><br />

39


Folie 77<br />

DV9<br />

optisch geändert<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>; 03.09.2003


Burn-out Prophylaxe<br />

Selbstbeobachtende Haltung-<br />

Balintarbeit<br />

Zuhören anstatt Multitasking<br />

Arbeiten im Team<br />

Selbstfürsorge<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Kriterien der narzisstischen<br />

Persönlichkeitsstörung (nach AWMF-<br />

Leitlinie Nr. 038/015 S. C. Herpertz)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Größengefühl in Bezug auf die eigene Bedeutung<br />

Überzeugung, „besonders“ und einmalig zu sein<br />

Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung<br />

Anspruchshaltung; unbegründete Erwartung besonders<br />

günstiger Behandlung oder automatische Erfüllung der<br />

Erwartungen<br />

Ausnutzung von zwischenmenschlichen <strong>Beziehung</strong>en<br />

Mangel an Empathie<br />

Häufiger Neid auf andere oder Überzeugung, andere<br />

seien neidisch auf die Betroffenen<br />

Arrogante, hochmütige Verhaltensweisen und Attitüden<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

40


Psychodynamik des<br />

narzisstischen Modus<br />

Beeinträchtigter Selbstwert und<br />

Minderwertigkeitsgefühle<br />

Kompensation:<br />

• Sie stülpen dem beschämten Selbst ein<br />

phantasiertes Selbst über.<br />

• Sie entwickeln ein idealisiertes, überhöhtes<br />

Selbstbild.<br />

• Sie verleugnen und dissimulieren.<br />

• Die anderen sollen das Selbst stabilisieren.<br />

<strong>Beziehung</strong>serwartung: Bewunderung.<br />

• Sie sind übermäßig leicht kränkbar und leichte<br />

Kränkungen haben schwere depressive Krisen<br />

zur Folge.<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Abb.26<br />

Patient<br />

Überschätzt sich selbst<br />

tut als wäre nichts, leugnet<br />

Ruinöser Lebensstil wird<br />

beibehalten<br />

Leicht kränkbar und<br />

schneller<br />

<strong>Beziehung</strong>sabbruch<br />

Erwartung von Anerkennung führt<br />

zur Überhöhung des Arztes,<br />

Wiedergutmachungsforderungen<br />

an das <strong>med</strong>izinische System<br />

schmeichelt<br />

verführt<br />

Arzt fällt darauf herein,<br />

fühlt sich als Retter<br />

Arzt vermeidet<br />

Konfrontation, übersieht,<br />

bagatellisiert oder wird<br />

zum Detektiv, der<br />

überführen will<br />

Anfängliche<br />

Identifizierung mit<br />

Patient weicht eigener<br />

Überforderung<br />

Arzt ist enttäuscht<br />

Selbstzweifel<br />

Arzt<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

41


Empfehlungen für die Praxis<br />

Hinweise zum Umgang mit<br />

Schamgefühlen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Scham ersparen durch:<br />

• Herstellung einer Umgebung, die die Intimsphäre der Patienten<br />

bewahrt;<br />

• Intimsphäre nur soweit berühren wie notwendig<br />

• Eigenes Verhalten erklären und begründen:<br />

„Ich mache dies jetzt, weil…“<br />

Schamreaktionen vorwegnehmen oder empathisch ansprechen:<br />

„Ich kann mir vorstellen, dass dies unangenehm ist, Sie verlegen macht“;<br />

„Ich kann mir vorstellen, dass es schwer fällt, über dieses Thema zu<br />

sprechen …“<br />

Gemeinsame Sprache herstellen<br />

Auf die eigenen Schamgefühle achten<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Umgang mit dem narzisstischen<br />

<strong>Beziehung</strong>smodus<br />

Balance finden zwischen Grenzen<br />

setzen und Gesichtswahrung<br />

• Distanzierende Gesprächstechniken anwenden:<br />

„Nach meiner Erfahrung sind ...“<br />

„Ich habe schon erlebt, dass…“<br />

• Eine dritte Person einführen als Variante der distanzierenden<br />

Interviewtechniken: „Mein früherer Chef würde sagen….“<br />

• Vermeiden von Suggestivfragen und wertenden Äußerungen<br />

• Mit dem Konjunktiv arbeiten:<br />

„Am liebsten würde ich Ihnen sagen ….“<br />

• Positiv umdeuten und Sorge oder Verwunderung zum Ausdruck<br />

bringen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

42


Phänomene des<br />

zwanghaften Modus<br />

Zwang als Denk- und Vorstellungsstörung:<br />

Zwangsvorstellung aggressiver und sexueller<br />

Art, Grübeln, Weitschweifigkeit und Fixierung im<br />

Denken<br />

Zwang als Handlungsstörung,<br />

z. B. Kontroll-, Wasch- und Ordnungszwänge<br />

Zwanghafte Persönlichkeitsmerkmale:<br />

Charakterzüge wie übertriebene Sauberkeit,<br />

Ordentlichkeit, Sparsamkeit und Rigidität<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Kriterien der<br />

Zwangssymptome<br />

Sie müssen als eigene Gedanken oder<br />

Impulse dem Patienten erkennbar sein<br />

Zwangsideen und Handlungen werden als<br />

persönlichkeitsfremd erlebt<br />

Der Patient muss, wenn auch erfolglos,<br />

Widerstand leisten<br />

Sie dürfen dem Patienten nicht angenehm<br />

sein<br />

Sie müssen sich wiederholen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

43


Psychodynamik des<br />

zwanghaften <strong>Beziehung</strong>smodus<br />

Abgewehrt wird Bedrohliches von Innen (weil verboten)<br />

oder Außen<br />

Mittels ritueller Handlung, Wiedergutmachung,<br />

magischem Denken, Rationalisierung<br />

Vorstellungen von sich und dem anderen sind rigide,<br />

starr und streng<br />

Gegenüber dem anderen muss man sich unterwerfen,<br />

gehorchen, anpassen oder sich auflehnen<br />

Beherrschende Emotion: Wut<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Patient<br />

Der Besserwisser<br />

Der Angepasste<br />

Arzt<br />

Arzt erleichtert über<br />

scheinbar unkomplizierten<br />

Patienten<br />

Arzt will sich als Experte<br />

beweisen und nimmt den<br />

Machtkampf an,<br />

Trennt sich vom<br />

Patienten<br />

Unterstützt Rigidität<br />

durch Art der Therapie<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

44


Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit dem zwanghaften<br />

Modus<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kein Machtkampf, wer der bessere Experte ist.<br />

Rigides oder aggressiver Verhalten positiv umdeuten<br />

Ausweichen statt direkter Konfrontation:<br />

„Es tut mir leid, wenn das so bei Ihnen angekommen ist…“<br />

Hellhörig werden bei zu großer Angepasstheit und Gefügigkeit<br />

Keine Therapien, die rigide, kontrollierende Charakterzüge<br />

unterstützen<br />

Vereinbarung treffen vor eigenmächtiger Therapieänderung<br />

Weitschweifigkeit stoppen<br />

Genuss und Abweichung von rigider Norm unterstützen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Histrionischer Modus<br />

<strong>Dr</strong>amatisierendes Auftreten<br />

So tun als ob<br />

Sich selbst anders erleben und von anderen<br />

erlebt werden wollen<br />

Hyperemotionalität -keine angemessenen<br />

Affekte<br />

Agieren<br />

Beeinflussbarkeit von außen und kulturelle<br />

Variationsbreite<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

45


Erkrankungen im<br />

histrionischen Modus<br />

Dissoziative Störungen (somatoforme<br />

Störung des neurologischen Fachgebiets)<br />

Dissoziative Identitätsstörung<br />

Somatoforme Störungen<br />

Histrionische Persönlichkeitsstörung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

F 44 Dissoziative Störungen<br />

Symptomatik<br />

teilweise oder vollständiger Verlust des Erinnerungsvermögens,<br />

der Sinneswahrnehmung oder der Bewegungsfähigkeit, z.B.<br />

Amnesie, Trance, Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen,<br />

Lähmungen, Aphonie, Kampfanfälle<br />

Fehlen einer Beschwerden hinreichend erklärenden körperlichen<br />

Erkrankung<br />

häufig verbunden mit psychischen Belastungen oder schwierigen<br />

Lebensumständen<br />

im Akutfall<br />

• möglicherweise dramatische und außergewöhnliche Symptome<br />

• Möglicherweise von Minute zu Minute wechselndes Ausmaß<br />

• die Symptomatik kann abhängig von der Aufmerksamkeit anderer<br />

sein<br />

Große kulturspezifische Variationsbreite<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

46


Körperbezogene, dissoziative<br />

Phänomene<br />

Schmerzen<br />

beim Wasserlassen, im Genitalbereich, Analschmerzen,<br />

zeitweise Gelenkschmerzen Kopf-, Bauch-, Rückenschmerzen<br />

Sehfähigkeit<br />

Veränderung der Geschmacks und Geruchswahrnehmung<br />

Erbrechen und Übelkeit- Schwangerschaftserbrechen<br />

Menstruationsstörungen<br />

Hauturticaria<br />

Nahrungsmittelallergien<br />

Motorische Hemmungen: Sprechstörungen ,<br />

Schluckstörungen, Krampfzustände von Körperteilen<br />

Taubheitsgefühle<br />

Visuelle und auditive Anästhesie<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Dissoziative Identitätsstörung<br />

DIS<br />

Prävalenz von 0,5 bis 1% der Gesamtbevölkerung<br />

Diagnostische unspezifische Hinweise:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Traumatische Erfahrungen in der Kindheit<br />

<strong>Dr</strong>ei oder mehr Vordiagnosen , insb. atypische Vordiagnosen (Depression,<br />

Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen, Schizophrenie,<br />

Anpassungsstörungen, Substanzmissbrauch, Somatisierungs- und<br />

Essstörung)<br />

Selbstverletzendes Verhalten<br />

Gleichzeitiges Auftreten psychiatrischer und psychosomatischer<br />

Symptome<br />

Starke Schwankungen in Symptomatik und Funktionsniveau<br />

Aktives Erfragen der Symptome wegen hoher Schamschwelle<br />

(Dt.Ärztbl.47/2006)<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

47


Histrionische<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Theatralisches Verhalten<br />

dramatisierend, aufmerksamkeitsheischend<br />

Emotionale Labilität<br />

kurzlebige und wechselnde Affektzustände<br />

Eine verlangende, fordernde Abhängigkeit<br />

(demanding dependency)<br />

Übererregbarkeit<br />

überschießend, impulsiv reagierend<br />

Egozentrizität<br />

unersättliches Bedürfnis nach geliebt und anerkannt werden (Geltungssucht)<br />

Verführungsverhalten<br />

Sexualisierung von Aktivitäten und <strong>Beziehung</strong>en<br />

Suggestibilität<br />

stark zu beeinflussen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Was ist Dissoziation?<br />

Aus Schiepeck<br />

Neuropsychotherapie<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

48


Abb.31<br />

Patient<br />

Fordernde Abhängigkeit<br />

Egozentrizität<br />

Emotionalisierung<br />

von <strong>Beziehung</strong><br />

Theatralisches Auftreten<br />

<strong>Dr</strong>amatisierendes Auftreten<br />

So tun als ob<br />

Arzt spielt mit in der<br />

Inszenierung<br />

Arzt ist überrollt von<br />

grenzenlosem Mitleid,<br />

überfordert sich<br />

selber und fühlt sich<br />

ausgenutzt<br />

Arzt wendet sich<br />

entnervt ab,<br />

überweist und<br />

Fällt auf Verführung herein<br />

missdeutet die Angebote<br />

und opfert seine<br />

eigenen Regeln<br />

übersieht wichtige<br />

Symptome: Ach, die<br />

schon wieder!<br />

Arzt<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit dem histrionischen<br />

Modus<br />

Auf Regulierung von Nähe und<br />

Distanz achten<br />

Grenzen setzen, insbesondere<br />

zeitliche Grenzen<br />

Keine Überreaktionen<br />

Nichts übersehen<br />

Schutz vor iatrogener<br />

Verschlechterung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

49


Posttraumatische<br />

Belastungsstörung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Reaktionen auf schwere Belastungen und<br />

Anpassungsstörungen<br />

F43.0 Akute Belastungsreaktion<br />

F43.1 Posttraumatische<br />

Belastungsstörung<br />

F43.2 Anpassungsstörungen<br />

F43.8 Sonstige Reaktionen auf schwere<br />

Belastung<br />

(Komplexe posttraumatische Belastungsstörung,<br />

Persönlichkeitsstörung, DESNOS)<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

50


Übersicht traumareaktive<br />

Entwicklungen<br />

Leitlinien PTSD<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Häufigkeit von Missbrauch und<br />

Vernachlässigung in der Kindheit<br />

N:2504 in 2010 BRD (nach Häuser und Wetzel<br />

10/1998) DÄ<br />

Mäßig-schwer Schwerextrem<br />

Emotionaler 3,0% 1,6%<br />

Missbrauch<br />

körperlicher 2,7% 2,8%<br />

Sexueller 4,3% 1,9%<br />

Vernachlässigung 7,3% 6,5%<br />

emotional<br />

körperlich 18% 10,8%<br />

Lebenszeitprävalenz traumatischer Ereignisse überhaupt: 5-<br />

8%<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

51


An PTSD denken:<br />

bei Somatisierungsstörungen<br />

schweren Reizdarmbeschwerden<br />

chronischen Angststörungen (generalisierter<br />

Angststörung)<br />

Alkoholmissbrauch und Sucht<br />

Essstörungen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Posttraumatische Belastungsstörung<br />

Basissymptome<br />

(Leitlinien PTSD)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Intrusionen<br />

Das traumatische Ereignis dringt ein mit Bildern und Eindrücken in den Wachzustand<br />

oder Träumen (Albträume). Gefühl, das traumatische Ereignis kehrt wieder. Flashback-Episoden,<br />

Illusion, Halluzination<br />

Vermeidungsverhalten<br />

Reize, die das traumatische Ereignis ausgelöst haben, werden vermieden über<br />

längere Zeit<br />

Affektive Abstumpfung (Alexothymie)<br />

Stärkere Erregbarkeit durch gesenkte Erregungsschwelle des ZNS<br />

Anhaltende Symptome, die vor dem Trauma nicht vorhanden waren: Schlafstörung,<br />

Reizbarkeit, Konzentrationsstörung, Hypervigilanz, Affektintoleranz, Schreckreaktion.<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

52


Woran erkennt man<br />

Dissoziation?<br />

Veränderte Wahrnehmung von Zeit und<br />

Raum<br />

<br />

<br />

„Ich wusste nicht, was vor sich ging, welcher Tages war…“<br />

Er war wie in Zeitlupe.“<br />

Depersonalisation<br />

<br />

„Ich war abgetrennt von meinem Körper“ „Ich habe<br />

mich von oben gesehen.“<br />

Derealisation<br />

„Es war wie im Film.“<br />

Teilamnesien<br />

<br />

„Ich habe wie ein Roboter gehandelt….ich weiß nicht mehr,<br />

was ich tat.“<br />

Freezing<br />

:Ich habe mich wie erstarrt gefühlt.“<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit akuter Traumatisierung<br />

Äußere Sicherheit schaffen.<br />

Herstellen einer sicheren Umgebung.<br />

Organisation des psychosozialen Helfersystems<br />

Selbstkontrolle fördern<br />

Stabilisieren durch Erklären<br />

Die körperlichen Reaktionen auf ein Trauma sind nicht unnormal, sondern<br />

eine normale Reaktion auf ein abnormales Ereignis<br />

Dem Patienten erklären, mit welchen körperlichen Reaktionen er zu<br />

rechnen hat. Stimmungsschwankungen sind normal.<br />

Sprechen über das Ereignis mit anderen anregen, aber begrenzt.<br />

Beruhigung fördern<br />

„Was tut Ihnen gut?“<br />

Sicherheit in der Arzt-Patient-<strong>Beziehung</strong> vermitteln<br />

Sichere, transparente Strukturen und Regeln (z.B. Erreichbarkeit im Notfall)<br />

Medikamentöse Therapie Benzodiazepine kurzfristig, sedierende SSRI, Neuroleptika<br />

Netzwerkorientierung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

53


Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit komplexer posttraumatische<br />

Belastungsstörung<br />

Nicht Überagieren und den Patienten überfordern<br />

Eigenen Gefühlen der Überforderung Beachtung schenken<br />

Ein struktureller Rahmen, der Grenzen setzt gegen die<br />

Anspruchshaltung solch schwer gestörter Patienten, ist erforderlich,<br />

damit sich für den behandelnden Arzt ein Weg auftun kann zwischen<br />

grenzenlosem Mitleid und entnervter Hilflosigkeit<br />

Keine gesprächsintensive <strong>Beziehung</strong> in Bezug auf das<br />

Trauma.<br />

Denn ein Abbruch der <strong>Beziehung</strong> seitens des Arztes, wenn er seine Kompetenz<br />

überschritten fühlt, kann zu einer erneuten Kränkung und zur Ablehnung einer<br />

psychotherapeutischen <strong>Beziehung</strong> überhaupt führen.<br />

Frühzeitige Überweisung zum Psychotherapeuten mit<br />

spezieller Erfahrung und Ausbildung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Umgang mit PatientInnen mit<br />

Gewalterfahrung<br />

Nicht übersehen, sondern ansprechen und mit dem<br />

eigenen Eindruck konfrontieren:<br />

„Nach meiner Erfahrung sind solche Verletzungen Folge von Gewalt.“<br />

Gefühle ansprechen:<br />

„Ich finde Sie sehr ängstlich, angespannt, durcheinander…<br />

Auf der Basis von Wertschätzung und Respekt ist die<br />

Konfrontation mit der ärztlichen Vermutung möglich.<br />

Nicht Überagieren und den Patienten überfordern und<br />

nötigen<br />

Keine Ratschläge erteilen<br />

Eigenen Gefühlen der Überforderung Beachtung schenken<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

54


Umgang mit PatientInnen<br />

mit Gewalterfahrung<br />

<br />

<br />

<br />

Schamgefühle beachten und mögliches Versagen in Bezug auf Trennung<br />

ansprechen Patientin bestimmt den Zeitpunkt von Änderung<br />

Hartnäckig beim eignen Standpunkt bleiben und auf die zukünftige<br />

Bereitschaft zur Hilfe hinweisen<br />

„Ich mache mir Sorgen um Sie ,Ihre Sicherheit…“<br />

„Ich kann mir vorstellen, dass es schwer fällt über dieses Thema zu sprechen…“<br />

Keine Suggestivfragen!<br />

Keine wertenden Äußerungen<br />

Ressourcen aktivieren<br />

„Haben Sie früher schon einmal Trennungen bewältigt, neue Situationen<br />

gemeistert?“<br />

„Wer könnte Ihnen dabei helfen“<br />

Selbstwertgefühle der Patientin steigern durch Loben<br />

Auf Flash-backs während des Gespräches achten. Fragen nach<br />

dissoziativen Ereignissen stellen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Umgang mit PatientInnen<br />

mit Gewalterfahrung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Grenzen setzen gegen die Anspruchshaltung schwerer gestörter<br />

Patientinnen, damit sich für den behandelnden Arzt ein Weg auftun<br />

kann zwischen grenzenlosem Mitleid und entnervter Hilflosigkeit<br />

Keine gesprächsintensive <strong>Beziehung</strong> in Bezug auf das Trauma.<br />

Frühzeitige Überweisung zum Psychotherapeuten mit spezieller<br />

Erfahrung und Ausbildung<br />

Den Patienten darauf hinweisen, dass er jederzeit das Gespräch<br />

abbrechen kann.<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

55


Diagnostische Leitlinien der<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

Die Zustandsbilder sind nicht direkt auf Hirnschädigungen oder -krankheiten oder auf eine andere<br />

psychiatrische Störung zurückzuführen<br />

Kriterien:<br />

Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im Verhalten in mehreren<br />

Funktionsbereichen wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmen und Denken sowie in<br />

den <strong>Beziehung</strong>en zu anderen.<br />

Das abnorme Verhaltensmuster ist andauernd und nicht auf Episoden psychischer Krankheiten<br />

begrenzt.<br />

Das abnorme Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielen persönlichen und sozialen Situationen<br />

eindeutig unpassend.<br />

Die Störungen beginnen immer in der Kindheit oder Jugend und manifestieren sich auf Dauer im<br />

Erwachsenenalter.<br />

Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden, manchmal erst im späteren Verlauf.<br />

Die Störung ist meistens mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen<br />

Leistungsfähigkeit verbunden.<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Patienten mit strukturellen<br />

Störungen können nicht:<br />

Ein realistisches Bild von sich und von anderen<br />

entwerfen. Interessen anderer werden nicht<br />

wahrgenommen<br />

Sich von Gefühlen distanzieren und sie regulieren. Sich<br />

vorstellen, wie andere reagieren werden<br />

Mitgefühl empfinden<br />

Für sich selber sorgen können<br />

Sich an andere binden und lösen können<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

56


Unspezifische<br />

Körperbeschwerden<br />

Somatoforme Störungen<br />

Vorkommen:<br />

Keine sicheren epidemiologischen Studien:<br />

Häufigkeit zwischen 20% und 84% in Hausarztpraxen<br />

10-20 % Reizdarm weltweit<br />

davon suchen die Hälfte einen Arzt auf<br />

Kosten<br />

Reizdarmpatienten sind dreimal so häufig arbeitsunfähig wie<br />

andere<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Behandlung von Personen mit<br />

Somatoformen Störungen<br />

Sie haben durchschnittlich 31<br />

Arztkontakte pro Jahr<br />

davon 17 Kontakte mit dem Hausarzt<br />

die Mehrheit möchte zunächst durch<br />

den Hausarzt behandelt werden<br />

40 % der Patienten erhalten eine<br />

psychotherapeutische Behandlung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

57


Kreiskausale Regulationen<br />

zwischen Körperinnerem und<br />

Gehirn<br />

Gehirn<br />

Kreiskausalität<br />

Viscerum<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Kreiskausale Regulationen zwischen Körperinnerem und Gehirn<br />

Kortex<br />

Amygdala-<br />

Hippocampus<br />

Thalamus<br />

Hypothalamus<br />

Hirnstamm -<br />

Formatio reticularis<br />

Neuromodulatorische Systeme<br />

Aktivierung der<br />

HPA-Achse<br />

Körperinneres<br />

Autonomes System<br />

Sympathikus /<br />

Parasympathikus<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

58


Folie 115<br />

DV10<br />

Das zentrale Prinzip der Selbstorganiation besteht darin, das Wechselwirkungen der Elemente auf der<br />

Mikroebene zu einem sichtbaren Muster aufder Makroebene führen. Die sich herausbildende<br />

Ordnungdstruktur schränkt die Entwicklungsmöglihckeiten ein.Es entsteht ein kreisrundes<br />

Zusamenspiel.Die sich herausbildende Ordnungsstruktur gibt die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

vor.<br />

Die Lehre von der Snergetik beschreibt, wie aus der Wechselwirkung der Elemente eines Systems<br />

Synchronisationseffekte entstehen und damit neue makroskopische Strukturen.Dies gilt nur für nicht<br />

lineare Systeme. Es geht um die Beschreibung von Prozessen der Strukturbildung nd ihres Wandels.<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Veit</strong>; 01.03.2007


Die aktive Gestaltung einer<br />

empathischen Arzt-Patient-<br />

<strong>Beziehung</strong> ist oft die wichtigste<br />

und die einzig nötige Therapie<br />

Zentrale Aussage der Leitlinie zu den unspezifischen,<br />

funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Erstkontakt: Herstellen einer empathischen<br />

<strong>Beziehung</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Zuhören bei der Symptomschilderung und aktives Erfragen von Alarmsymptomen<br />

„Seit wann? Wie oft? Wie lange?“<br />

Erfragen der Beschwerden weiterer Organsysteme<br />

Kontext der Beschwerden klären<br />

„Wann sind die Beschwerden zum ersten Mal aufgetreten?“<br />

„Wie haben Sie sich dabei gefühlt?“<br />

„Wer war dabei?“<br />

„Was bedeutet das Symptom für Sie, für Ihren Alltag?“<br />

„Was sagt Ihre Frau/Ihr Mann/Ihr Chef/Ihre Arbeitskollegen zu Ihren Beschwerden?“<br />

„Haben Sie früher schon mal Ähnlicher erlebt?“<br />

Verstehen bekunden bzw. ermutigende Kommentare:<br />

„Das muss ja eine schwierige, belastende, traurige Erfahrung für Sie gewesen sein.“<br />

Krankheitstheorie erfragen und eigenes Modell erläutern<br />

„Was sind Ihre Vorstellungen, woher das kommt?“<br />

„Auch früher erlebter, seelischer Schmerz hinterlässt Narben-im Gehirn und spielt bei der Wahrnehmung aktueller<br />

Schmerzen immer mit.“<br />

Distanzierende, statt konfrontative Gesprächstechniken: „Könnte es sein, dass…“ „ Viele Experten würden meinen, wenn Sie<br />

Ihre Beschwerden hörten,……“<br />

(Körperliche Untersuchung)<br />

Zusammenfassen:<br />

„Habe ich Sie richtig verstanden, dass…“<br />

„Ist noch etwas wichtig für Sie?“<br />

Diagnostische Maßnahmen erarbeiten und mögliches Ergebnis vorwegnehmen<br />

Den nächsten Termin vereinbaren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

59


Zuhören<br />

Wer viel redet, erfährt wenig<br />

(Armenisches Sprichwort)<br />

• Aufmerksames, nicht bewertendes<br />

Beobachten<br />

• Den Patienten einladen , seine Geschichte zu<br />

erzählen: „Erzählen Sie mit Ihren Worten, wie es<br />

anfing!“<br />

• Aktives Zuhören: Aha! Hm,Hm! Wiederholen<br />

(Spiegeln, Markieren)<br />

-ohne Unterbrechung und wertende Kommentare<br />

Offene Fragen: Seit wann? Wie oft? Wie viel? Wie<br />

lange? Wer war dabei?<br />

Geschlossene Fragen, um Alarmsymptome und<br />

fehlende Daten zu erfassen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong><br />

Zweitkontakt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mitteilung der Ergebnisse:<br />

keine diskriminierenden Äußerungen, sondern: „Es könnte verwirrend<br />

für Sie sein, dass …“<br />

erweiterte Anamnese (Biografie/Herkunftsfamilie: „Welche Rolle<br />

spielte Schmerz in Ihrer Herkunftsfamilie, wie wurde damit<br />

umgegangen?“ Auf den Geburtsort und -jahr achten (Kriegskinder!)<br />

therapeutische Interventionen in Abhängigkeit vom<br />

<strong>Beziehung</strong>smodus: bei ängstlichen Patienten auf die negativen<br />

Auswirkung von Schonung Wert legen und die eigene Aktivierung<br />

besprechen-Arbeitsunfähigkeiten in diesem Kontext beraten; bei<br />

depressiven, erschöpften Patienten den Bewältigungsmuster würdigen<br />

Die Bedeutung des Symptoms erfragen:„Was wäre anders, wenn<br />

Sie das Symptom nicht hätten?“<br />

Ressourcen orientierte Anamnese und entsprechende<br />

Aktivierungsempfehlung ggf. Medikamente<br />

Abwartendes Offenhalten und Terminstruktur erläutern und<br />

vereinbaren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

60


3.erste Wiedereinbestellung nach<br />

2-6 Wochen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Was hat sich verändert? Erfragen von Beobachtungen und<br />

Erlebnissen des Patienten Ggf. körperliche Untersuchung<br />

„Was hat Ihnen gut getan? Wo sind Sie stolz auf sich? Was sollte nicht noch<br />

einmal passieren?“<br />

Klären von Konflikten und Gefühlen, beim Einordnen helfen<br />

Bezug zum <strong>Beziehung</strong>sgefüge:<br />

„Wie kommt Ihre Familie mit … zurecht?“<br />

„Was sagen die anderen zu Ihren Veränderungen?<br />

Ressourcenorientierte Interventionen: „Wo ist es Ihnen gelungen,<br />

etwas zu verändern, etwas Neues anzufangen?“ „Wann waren Sie einmal<br />

mutig?“<br />

Aktivierung zu eigenen Maßnahmen und weitere<br />

Therapieoptionen kommunizieren<br />

Ziele neu überprüfen und gemeinsam festlegen, dabei auf<br />

wenige, erreichbare Ziele beschränken :<br />

„Was möchten Sie bis zum nächsten Mal erreicht haben?“ „Wie war das Gespräch<br />

heute für Sie?“ „Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?“<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Folgewiedereinbestellung<br />

nach weiteren 2-6 Wochen<br />

mit dem Vorgehen wie zuvor<br />

ggf. jetzt konsiliarische Vorstellung<br />

bei Facharzt für Psychosomatische<br />

Medizin<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

61


Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit unspezifischen und<br />

somatoformen Störungen – kompliziert<br />

Nicht über(re)agierenGrenzen setzen – auch<br />

Zeitgrenzen<br />

Regelmäßige Arzt-Patienten-Kontakte<br />

vereinbaren, unabhängig von den Beschwerden<br />

Antidepressive Therapie<br />

Aktivierung zu sportlicher Betätigung<br />

Motivation zu multimodaler<br />

fachpsychotherapeutischer Behandlung<br />

Vermeidung iatrogener Verschlechterung<br />

Nicht Übersehen körperlicher Erkrankungen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

F 45<br />

Somatoforme Störungen<br />

F45.0 Somatisierungsstörung<br />

Schilderung multipler, wiederholt auftretender und häufig wechselnder<br />

körperlicher Symptome, die bereits mindestens zwei Jahre bestehen und für die<br />

keine ausreichende organische Grundlage vorliegt<br />

F 45.2 hypochondrische Störung (hypochondrische Neurose)<br />

F 45.3<br />

F 45.4<br />

seit mindestens 6 Monaten anhaltende Überzeugung vom Vorhandensein einer oder<br />

mehrerer schwerer körperlicher Erkrankungen (z.B. Karzinom, Geschlechtskrankheit), die<br />

dem Betroffenen als Erklärung für vorhandene Beschwerden dient und häufig mit einer<br />

Überinterpretation normaler Körpersensationen einhergeht<br />

somatoforme autonome Funktionsstörung (funktionelle Störung, z.B.<br />

Herzneurose)<br />

Symptome der autonomen (vegetativen) Erregung, die der Patient einem oder mehreren<br />

Organsystemen (Herz und kardiovaskuläres System, Gastrointestinaltrakt, respiratorisches<br />

oder Urogenitalsystem) zuordnet<br />

anhaltende somatoforme Schmerzstörung<br />

anhaltender, schwerer und belastender Schmerz, ohne dass eine angemessene<br />

körperliche Erkrankung gesichert werden kann<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

62


Aufrechterhaltende<br />

Bedingungen unspezfischer<br />

und somatoformer Störungen<br />

Vermeidung unangenehmer Pflichten<br />

Vorstellung von Schonung wird durch die<br />

Umgebung gestützt<br />

(Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Rentenbegehren)<br />

Gewinn von Zuwendung über die<br />

Krankheitssymptomatik durch Familie und<br />

Arzt<br />

Armut, Arbeitslosigkeit und schlechte<br />

Bildung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Evidenz für <strong>med</strong>ikamentöse Therapie nicht<br />

gegeben<br />

• Möglich sind :<br />

Doxepin, Amitryptillin und SRI (Erfolgsrate 50%)<br />

Symptomatische Therapie mit Spasmolytica,<br />

Loperamid, Faserstoffen<br />

Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel wie Iberogast<br />

und Pfefferminzöl und Symbiotika nachgewiesen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

63


Hilfreich sind<br />

Interaktionelle Psychotherapie,<br />

Verhaltenstherapie, Hypnotherapie<br />

Körperbezogene Therapieverfahren<br />

• Tanztherapie<br />

• Konzentrative Bewegungstherapie<br />

• Funktionelle Entspannung<br />

• Musiktherapie<br />

Entspannungsverfahren<br />

• Autogenes Training ist Selbsthypnose<br />

• Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen<br />

• Yoga<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Anteil organischer und psychischer<br />

Faktoren an akuten und chronischen<br />

Schmerzsyndromen<br />

Akut<br />

organisch<br />

psychisch<br />

Chronisch<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

64


Wie chronifiziert Schmerz ?<br />

Nicht ausreichende Behandlung des akuten<br />

Schmerzes<br />

Fokussierung der Aufmerksamkeit auf den Schmerz<br />

Vermeidungs-und Schonungsverhalten<br />

Lernerfahrungen<br />

Infekte?<br />

Einfluss von Emotionen und Konflikten, frühere<br />

Schmerzerfahrungen und Vulnerabilitäten<br />

(Hospitalisierung, Depriviation, Vernächlässigung,<br />

PTSD)<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Bidirektionale <strong>Beziehung</strong>en zwischen peripherer<br />

Schmerzübertragung und ZNS<br />

Gehirn<br />

_<br />

Rückenmark<br />

Schmerzreiz<br />

Peripherie<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

65


Erworbene Hyperalgesie<br />

Biografie mit erhöhter<br />

Stressempfindlichkeit<br />

Traumen<br />

Vorrausgegangene<br />

Schmerzzustände<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Angst-Vermeidungsüberzeugungen<br />

Don`t let pain guide<br />

Chronischer Schmerz ist kein Warnsignal<br />

Akuter Schmerz<br />

Chronischer Schmerz<br />

Schonung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

66


Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit chronischen<br />

Schmerzpatienten in der<br />

psychosomatischen Grundversorgung<br />

Eine Erklärung geben, wie Lebenserfahrungen, Emotionen und Aufmerksamkeit<br />

bei der Schmerzwahrnehmung zusammenhängen-erhöhte<br />

Schmerzempfindlichkeit<br />

Von Beginn an psychosoziale Anamnese<br />

Kein Abwarten der somatischen Diagnostik<br />

Ansprechen von Gefühlen (Ärger, Kränkungen)<br />

Keine nicht gerechtfertigte Diagnostik, um aggressiven Konflikten mit dem<br />

Patienten aus dem Weg zu gehen<br />

Ergebnisse der somatischen Diagnostik vorwegnehmen und diagnostischen<br />

Endpunkt mit dem Patienten festlegen<br />

Katastrophisierung bei Befundinterpretationen vermeiden<br />

Beschwerdenunabhängige Terminvergabe- wait and see<br />

Keine Maßnahmen, die auf die Schmerzbeobachtung fokussieren<br />

Vermeidung vermeiden - keine Förderung des sozialen Rückzugs durch<br />

Krankschreibung und vorzeitige Rentenverfahren<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit chronischen<br />

Schmerzpatienten in der<br />

psychosomatischen Grundversorgung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Förderung der Selbstkompetenz und<br />

Selbstwirksamkeitsüberzeugungen<br />

Aktivierung zu körperlicher Anstrengung mit gestufter<br />

Zeitangabe<br />

Aktivierung zu Sport in der Gruppe<br />

Anregung zu Entspannungsverfahren (Yoga, body-scan)<br />

Soziale Unterstützung<br />

Ressourchenaktivierung<br />

Freudetagebuch oder Lobesteppich vor dem Einschlafen<br />

Medikamentöse Behandlung mit Amitryptillin<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

67


Komorbidität von Depression<br />

und körperlichen Krankheiten<br />

Koronare Herzerkrankung 16 –19 %<br />

Rudish, Nemeroff 2003<br />

Diabetes mellitus 24 %<br />

Herpertz et al. 2003<br />

Morbus Parkinson 28–51 %<br />

Textbook of Consultation-Liaison Psychiatry<br />

1996<br />

Apoplex 27 %<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

DV10<br />

Depression and Cardiac Mortality<br />

(Aus Gen Psychiatry,2001;58:221-227)<br />

Erkrankung<br />

Keine Herzerkrankung,<br />

leichte Depression<br />

Keine Herzerkrankung,<br />

schwere Depression<br />

Herzerkrankung,<br />

leichte Depression<br />

Herzerkrankung,<br />

schwere Depression<br />

Erhöhung des Risikos<br />

der Sterblichkeit am<br />

Herzinfarkt um Faktor<br />

1,4<br />

5,1<br />

8,5<br />

17,7<br />

<strong>Veit</strong><br />

68


Folie 136<br />

DV10 <strong>Dr</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>; 01.05.2003


Chronische Krankheit als Prozess<br />

Genetik<br />

Frühe,unsichere Bindungserfahrungen<br />

Frühe traumatische Erlebnisse<br />

Erlerntes Verhalten in der Familie<br />

Armut<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Kulturelle<br />

Bewertung von<br />

Krankheit<br />

-<br />

Passiv-resignative<br />

Krankheitsverarbeitung<br />

-<br />

Veränderte neuronale, vegetative<br />

und endokrine Reaktionen<br />

Veränderungen des<br />

Immunreaktion<br />

Entzündungsprozesse<br />

Depression,<br />

Chronische<br />

Krankheiten wie<br />

Diabetes<br />

Herzkrankheiten<br />

Adipositas Sucht<br />

-<br />

-+<br />

Aktuelle <strong>Beziehung</strong>en<br />

Familie<br />

Verluste und<br />

Anpassungsleistungen<br />

Traumen<br />

Rückzug und mangelndes<br />

Selbstvertrauen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Komplexität chronischer<br />

Erkrankungen<br />

Bei Patienten mit chronisch körperlichen<br />

Erkrankung (Diabetes ,KHK, Asthma, Apoplex,<br />

onkologische Erkrankung) ist die<br />

Anpassungsstörung mit 15-30 % neben<br />

der Depression und Angststörung die<br />

häufig gestellte psychische Diagnose<br />

40 % aller Patienten mit chronischen<br />

Kranken entwickeln eine psychische<br />

Störung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

69


Anpassungsprozess an eine<br />

chronische Erkrankung<br />

Individuelle Bewältigungsstrategien<br />

Bewusst<br />

Bedeutungserteilung an Krankheit -Sinngebung<br />

Frühe<br />

Bindungserfahrungen<br />

Unbewusste Abwehrvorgänge<br />

Lernvorgänge in der<br />

Herkunftsfamilie (Priming)<br />

Soziales Umfeld<br />

Kultur, Gesellschaft, Familie,<br />

2 Personenbeziehung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Was ist gelungene<br />

Krankheitsverarbeitung ?<br />

Akzeptanz einer neuen Wirklichkeit<br />

unter erneuter Gewinnung von<br />

Selbstkontrolle und Stabilisierung des<br />

Selbstwerts<br />

mit Verbrauch möglichst geringer eigener<br />

und gesellschaftlicher Ressourcen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

70


Wovon ist Krankheitsverarbeitung<br />

abhängig?<br />

Soziales Umfeld wirkt durch<br />

• Hifreiche soziale <strong>Beziehung</strong>en<br />

• Armut<br />

• Gesellschatlich gerechtfertigtem<br />

Vermeidungsverhalten<br />

• wie Rentenbegehren und<br />

Krankschreibungen<br />

• Gesellschaftliche Bewertung von<br />

Krankheit<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Modi der<br />

Krankheitsverarbeitung<br />

Modus<br />

Bedeutungszuschreibung<br />

der<br />

Krankheit<br />

Bevorzugter<br />

Abwehrmechanismus<br />

Copingstil<br />

Depressiver Modus<br />

Gerechte/ungerechte<br />

Bestrafung<br />

Irreparabler Verlust<br />

Projektion<br />

Regression<br />

Passive Grundhaltung<br />

Resignation<br />

Selbstbeschuldigung<br />

Ängstlicher Modus<br />

Feind<br />

Existenzielle Bedrohung<br />

Identifizierung<br />

Vermeidung<br />

Katastrophisieren<br />

Sozialer Rückzug<br />

Narzisstischer<br />

Modus<br />

Schwäche<br />

Verleugnung<br />

Verdrängung<br />

Dissimulieren<br />

Zwanghafter Modus Herausforderung Rationalisierung<br />

Ungeschehen machen<br />

Unterdrückung von Gefühlen<br />

Histrionischer<br />

Modus<br />

Unbewusste Inszenierung Emotionalisierung <strong>Dr</strong>amatisieren<br />

So tun als ob<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

71


Dem Arzt, der<br />

Bewältigungsstrategien fördern<br />

will, stellen sich die Fragen:<br />

Wie vermittle ich Wissen?<br />

Wie motiviere ich zu verändertem<br />

Verhalten?<br />

Wie ermutige ich und stärke dauerhaft<br />

die Selbstverantwortung des Patienten?<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Umgang mit Patienten mit chronischen Krankheiten<br />

Interventionen zum Aufbau von<br />

Bewältigungskompetenz<br />

<br />

<br />

<br />

Erfragen subjektiver Krankheitsbewertung und<br />

der inneren Bilder dafür<br />

• Dabei Bewertungen seitens des Arztes nicht<br />

vorschreiben<br />

Stabilisierender Einsatz suggestiver Fähigkeiten<br />

• Einflussnahme des Patienten auf den<br />

Krankheitsverlauf (Selbstwirksamkeit) unterstreichen<br />

• Ärztliche Kompetenz und die des Teams vermitteln<br />

• Kontinuierliche Betreuung versichern<br />

Erhöhung der Selbstkompetenz<br />

• Durch verständliche Information<br />

• Zeit lassen<br />

• Nicht bewertende Sinnsuche<br />

• Ertragen von Non-Compliance<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

72


Gefühle ansprechen<br />

• insbesondere Hoffnungslosigkeit<br />

• rigide Verleugnung<br />

• und Scham<br />

Ressourcen des Patienten aktivieren<br />

Zielvereinbarungen treffen mit dem Patienten<br />

• Kontinuierliche Betreuung zur Verfügung stellen zwecks<br />

Bilanzierung des jeweils Erreichten<br />

Vernetztes Arbeiten<br />

• Kooperation der Fach- und Hausärzte und des ambulanten und<br />

stationären Sektors<br />

• Kooperation auf Ebene der Kommune mit psychosozialen<br />

Einrichtungen und Selbsthilfegruppen<br />

Überweisung zum Facharzt für Psychosomatik und<br />

psychotherapeutische Medizin bei schwerwiegenden<br />

Anpassungsstörungen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Interventionen zum Aufbau von<br />

Bewältigungskompetenz<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Erfragen subjektiver Krankheitsbewertung<br />

• Bewertungen seitens des Arztes nicht vorschreiben<br />

Stabilisieren Einsatz suggestiver Fähigkeiten<br />

• Einflussnahme des Patienten auf den Krankheitsverlauf unterstreichen<br />

(Selbstwirksamkeit)<br />

• Eigene Kompetenz und die des Teams vermitteln<br />

• Kontinuierliche Betreuung zur Verfügung stellen<br />

Erhöhung der Selbstkompetenz<br />

• durch verständliche Information<br />

• Zeit lassen<br />

• Sinnsuche nicht bewerten<br />

• Ertragen von Non-Compliance<br />

Gefühle ansprechen insbesondere Hoffnungslosigkeit, rigide Verleugnung und<br />

Scham<br />

Ressourcen des Patienten aktivieren<br />

Zielvereinbarungen treffen mit dem Patienten<br />

Kontinuierliche Betreuung zur Verfügung stellen auch zur Bilanzierung des jeweils<br />

Erreichten<br />

Überweisung zum Facharzt für Psychosomatik und psychotherapeutische<br />

Medizin bei schwerwiegenden Anpassungsstörungen<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

73


Bilanzgespräch<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Eröffnung: „Wir wollten uns heute Zeit nehmen, um gemeinsam zu besprechen, wie es<br />

Ihnen in der letzten Zeit ergangen ist und was gewesen ist.<br />

Was hat sich verändert?<br />

Erfragen von Beobachtungen und Erlebnissen des Patienten<br />

“Was hat Ihnen gut getan? Wo sind Sie stolz auf sich? Was sollte nicht noch einmal<br />

passieren?“<br />

Klären von Konflikten und Gefühlen<br />

Bezug zum <strong>Beziehung</strong>sgefüge: „Wie kommt Ihre Familie mit … zurecht?“ „Was sagen die<br />

anderen zu Ihren Veränderungen?<br />

Ressourcenorientierte Interventionen<br />

Ziele neu überprüfen und gemeinsam festlegen:<br />

Aktivierung zu eigenen Maßnahmen<br />

Auf wenige, erreichbare Ziele beschränken<br />

weitere Therapieoptionen kommunizieren<br />

„Was müsste geschehen, damit Sie hier rausgehen und sagen: Ich fühle mich richtig gut!<br />

?“<br />

„Was möchten Sie bis zum nächsten Mal erreicht haben?“<br />

„Wie war das Gespräch heute für Sie?“ „Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?“<br />

Beendigung: Angebot für weiteren Termin bzw. Terminvereinbarung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong><br />

Essstörungen<br />

Anorexie<br />

Bulimie<br />

Adipositas<br />

Untergewicht<br />

Normalgewicht Übergewicht<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

74


Teufelskreis der Adipositas<br />

Bewegungsmangel<br />

Adipositas<br />

Schmerz<br />

Chronische Krankheit<br />

Antriebsminderung<br />

Soziale<br />

Stigmatisierung<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

DV11<br />

Kriterien des Binge Eating Syndroms<br />

Wiederholte Episoden von Fressanfällen, bei denen größere<br />

Nahrungsmengen in bestimmtem Zeitraum zu sich genommen werden, mehr<br />

als die meisten Menschen essen würden, verbunden mit einem<br />

Kontrollverlust<br />

Die Fressanfälle sind von mindestens drei der folgenden Symptome begleitet:<br />

Alleine essen aus Scham über die gegessene Menge<br />

Essen bis zu unangenehmem Völlegefühl<br />

Ekelgefühle gegen sich selbst, Deprimiertheit<br />

Fressanfall<br />

und Schuldgefühle nach dem<br />

Deutliches Leiden wegen der Fressanfälle<br />

Die Fressanfälle gehen nicht mit kompensatorischen Maßnahmen einher wie Erbrechen<br />

<strong>Veit</strong><br />

75


Folie 150<br />

DV11<br />

Folie ist neu nach Leitlinien (Herpertz)<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>; 03.09.2003


Kriterien der Magersucht<br />

nach ICD 10<br />

Körpergewicht mind. 15% unterhalb der Norm<br />

Body-Mass-Index: 17,5<br />

Gewichtsverlust ist selbst verursacht<br />

Störung des Körperbildes und überwertige Idee, zu<br />

dick zu sein<br />

Endokrine Störungen<br />

Bei Erkrankungsbeginn vor der Pubertät Störung<br />

der pubertären Entwicklung einschl. des<br />

Wachstums, die nach Remission häufig reversibel<br />

sind<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Kriterien der Bulimia<br />

nervosa nach ICD 10<br />

Andauernde Beschäftigung mit Essen und<br />

Heißhungerattacken, bei denen große Mengen Nahrung in<br />

kurzer Zeit konsumiert werden<br />

Versuche, dem dick machenden Effekt des Essens durch<br />

verschiedene Verhaltensweisen entgegen zusteuern, z.B.<br />

durch selbst induziertes Erbrechen, Laxantienabusus,<br />

restriktive Diäten usw.<br />

krankhafte Furcht, zu dick zu werden<br />

Anorexia nervosa häufig in der Vorgeschichte<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

76


<strong>Dr</strong>ei Säulen der psychosomatischpsychotherapeutischen<br />

Versorgung<br />

(Janssen/<strong>Veit</strong>)<br />

Basisversorgung<br />

Psychosomatische<br />

Grundversorgung<br />

(Allgemein<strong>med</strong>iziner<br />

Internisten, Gynäkologen<br />

usw.)<br />

Spezialisierte Versorgung<br />

Ambulante Psychosomatik und<br />

Fachpsychotherapie<br />

a)Psychodynamisch<br />

b)Verhaltenstherapeutisch<br />

c)systemisch<br />

Facharzt für Psychosomatik und<br />

psychotherapeutische Medizin,<br />

Psychoanalyse<br />

Stationäre Psychosomatik<br />

und<br />

Fachpsychotherapie<br />

im Akutkrankenhaus<br />

Abt. für Psychosomatik<br />

Psychosomatische<br />

Fachklinik<br />

Konsiliar- und<br />

Liaisondienste in<br />

Krankenhäusern der<br />

Maximal - und<br />

Regelversorgung<br />

Facharzt für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Innere<br />

Medizin,Allgemein<strong>med</strong>izin,<br />

Gynäkologie/Psychotherapie<br />

Psychologische<br />

Psychotherapeuten<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>med</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Veit</strong>-Fachärztin für<br />

Allgemein<strong>med</strong>izin/Psychotherapie<br />

Psychosomatische<br />

Rehabilitationsklinik<br />

Psychiatrische Kliniken mit<br />

Abteilung für<br />

Psychosomatik<br />

77

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