Zuguterletzt - Abtei Königsmünster
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3<br />
Wenn man Abschied nimmt,<br />
geht nach Unbestimmt<br />
mit dem Wind, wie Blätter wehn,<br />
singt man ein Abschiedslied,<br />
das sich um Fernweh dreht,<br />
um Horizonte, Salz und Teer.<br />
Wer seine Sachen packt,<br />
sucht wo er hingehört,<br />
hat wie ein Zugvogel<br />
nicht nur ein Zuhause.<br />
Man lässt vieles hier,<br />
Freund, ich danke dir<br />
für den Kuss, den letzten Gruß.<br />
Ich will weitergehn, keine Tränen sehn,<br />
so ein Abschied ist lang noch kein Tod.<br />
Niemals geht man so ganz,<br />
irgendwas von mir bleibt hier,<br />
es hat seinen Platz immer bei dir.<br />
Wenn es auch noch so schmerzt,<br />
stutz die Flügel nicht dem,<br />
der in der Kälte keine Zukunft sieht.<br />
Mach einem Vagabund<br />
doch das Herz nicht wund,<br />
flieg ein Stück mit auf seinem Weg.<br />
Doch dann lass mich los!<br />
Sieh, die Welt ist groß.<br />
Ohne Freiheit bin ich fast schon wie tot.<br />
Niemals geht man so ganz,<br />
irgendwas von mir bleibt hier,<br />
es hat seinen Platz immer bei dir.<br />
Ich verspreche hier: Bin zurück bei dir,<br />
wenn der Wind von Süden weht.<br />
Ich sag nicht Lebwohl“,<br />
das Wort, das klingt wie Hohn,<br />
völlig hohl! – Mach es gut.“<br />
Sieh, ich weine auch,<br />
Tränen sind wie Rauch, sie vergehn,<br />
dieser Käfig macht mich tot.<br />
Niemals geht man so ganz,<br />
irgendwas von mir bleibt hier,<br />
es hat seinen Platz immer bei dir.<br />
Nie verlässt man sich ganz,<br />
irgendwas von dir geht mit,<br />
es hat seinen Platz immer bei mir.<br />
Auch ich gehe nicht so ganz! Wenngleich auch der Liedtext nicht in<br />
all seinen Aussagen meine Situation trifft und meine Gefühle wiedergibt,<br />
so beschreibt er doch im Großen und Ganzen recht gut, was ich sagen<br />
will.<br />
Vieles und Viele sind mir in den vergangenen 21 Jahren ans Herz<br />
gewachsen. In meinen vielfältigen Aufgaben als Missionsprokurator<br />
lernte ich etliche Menschen kennen, mit denen mich heute eine tiefe<br />
Freundschaft verbindet.<br />
Ich habe Verantwortung tragen dürfen für die Gestaltung und<br />
Entwicklung mancher Lebensgeschichte und mancher Projekte. Durch<br />
all diese Erfahrungen fühle ich mich reich beschenkt, denn all dies hat<br />
mich in meiner Persönlichkeit geformt und geprägt.<br />
Aber nun – spüre ich – ist es an der Zeit, innezuhalten, Einkehr<br />
zu halten, Einkehr in mich selbst, mir selbst auf den Grund zu gehen, um<br />
nach all den Jahren all diese bunten Erfahrungen und Bilder, die ich<br />
recht ungeordnet und durcheinander (so will es mir scheinen) in mir<br />
trage, einmal zu ordnen und zu sichten und mich zu fragen:<br />
Wo stehe ich selbst in diesem Durcheinander?<br />
Wer ist aus mir geworden?<br />
Was ist aus meinen Plänen, Absichten, Träumen, Erwartungen…<br />
geworden?<br />
Wo stehe ich also?<br />
Wo ist meine Mitte? Was ist meine Mitte? Wer ist meine Mitte?<br />
Und wie (fest) stehe ich – zu mir?<br />
Was habe ich getan, was habe ich versäumt?<br />
Was gilt es zu reparieren, noch zu entschuldigen?<br />
(Wie) kann ich mich neu finden, um mich nicht zu verlieren?<br />
Meine Gemeinschaft schenkt mir diese Zeit, und dafür bin ich<br />
meinen Brüdern sehr dankbar. Ein sogenanntes Sabbatjahr“ möchte ich<br />
ab Herbst dieses Jahres durchleben. Wohin es mich in dieser Zeit führt,<br />
kann ich heute nicht sagen. Dies nicht zu wissen, kümmert oder ängstigt<br />
mich aber nicht, denn ich fühle, dass ich meine innere Mitte in Königsmünster<br />
habe, dem Ort, an den ich dann – so hoffe ich – genauso<br />
gerne zurückkehre, wie ich ihn jetzt verlassen werde, weil ich spüre,<br />
dass ich einen neuen Aufbruch wagen möchte.<br />
Ich möchte diesen Aufbruch auch mit Ihnen wagen. Auch deshalb<br />
nehme ich heute Abschied von Ihnen und teil Ihnen den Grund meines<br />
Fortgehens mit. Ich baue darauf, dass Sie mich mit Ihrem Gebet durch<br />
dieses Jahr begleiten.<br />
Bitten möchte ich Sie schließlich, dass Sie meinem mir heute noch<br />
unbekannten Nachfolger im Amt dieselbe Wertschätzung und<br />
Unterstützung seiner Aufgaben zukommen lassen, wie ich sie durch Sie<br />
erfahren durfte. Es ist mir ein Herzensanliegen, dass das Gute, das wir<br />
gemeinsam beginnen durften, eine Fortsetzung findet.<br />
Sicher können Sie sich vorstellen, dass das ein oder andere Projekt der<br />
jüngsten Vergangenheit mir dabei besonders am Herzen liegt.<br />
Nie verlässt man sich ganz! Irgendwas von Ihnen geht auch mit<br />
mir im kommenden Jahr. Und ein kleines Gebet meinerseits, für<br />
Sie, soll stets Ausdruck unserer Verbundenheit bleiben.<br />
Ihr dankbarer<br />
Trude Herr