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Zuguterletzt - Abtei Königsmünster

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88<br />

1996<br />

Das Haus des Teilens in Taegu<br />

Südkorea 1962. Das Bruttosozialprodukt liegt bei 100<br />

Dollar pro Kopf und Jahr (!). Gut dreißig Jahre später<br />

hat diese Maßzahl für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

die Schwelle von 10.000 Dollar – also eine hundertfache<br />

Steigerung erreicht, erarbeitet durch der Arbeiter<br />

Hände Fleiß, denn Bodenschätze gibt es nicht.<br />

Entwicklung und Produktion von Industriegütern sind<br />

alleinige Maxime. Der Aufschwung hat seinen Preis:<br />

Die Arbeiterschaft als politischer Faktor im Staat wurde<br />

fast völlig ausgeschaltet. Niedrige Löhne ermöglichten<br />

billige Exporte. Machtlose Gewerkschaften<br />

können daran nichts ändern.<br />

Pater Thomas Timpte OSB, Koreamissionar seit<br />

1962, sieht sich mit der sozialen Frage konfrontiert.<br />

Ein Großteil der Katholiken gehört zur Mittelschicht<br />

und hat kaum Bezug zur Arbeiterschaft und deren<br />

Anliegen. Katholische Arbeitsorganisationen führen<br />

eher ein Schattendasein.<br />

Persönliche Fragen, Sorgen und Probleme der Teilnehmer werden dabei<br />

nicht ausgeklammert. Das Projekt in Taegu steht im Rahmen der landesweiten<br />

Organisation Nationalverband der katholischen Arbeiterpastoral“,<br />

einem Zusammenschluss etwa 20 gleichgesinnter Teams, die in den Industriegebieten<br />

Südkoreas im Dienst der Arbeiterschaft stehen. Dieser<br />

Verband ist aber keine offizielle kirchliche Institution, da viele Bischöfe<br />

diese Arbeit nicht zuletzt gerade angesichts der geltenden Gesetze eher<br />

skeptisch betrachten. Daher ist auch eine finanzielle Unterstützung seitens<br />

der Kirche für das Haus des Teilens nicht zu erwarten.<br />

Ein Verein wurde gegründet, dessen Beiträge die Finanzierung des Projektes<br />

gewährleisten sollte. Die niedrigen Löhne ermöglichten allerdings<br />

gleichfalls nur niedrige Beiträge, so dass die Defizite im Laufe der Zeit immer<br />

größer wurden und über teure Kredite abgedeckt werden mussten.<br />

Die Prokura der <strong>Abtei</strong> Königsmünster erklärte sich auf Bitten von P.<br />

Thomas Timpte bereit, finanzielle Unterstützung mit Hilfe der Leser des<br />

Gruß zu leisten.<br />

In einem Industriegelände in Taegu, einer der Millionenstädte<br />

Südkoreas, entsteht durch Initiative zweier<br />

Frauen, die eine als Referentin in der Erwachsenenbildung,<br />

die andere als Landesführerin der Christlichen<br />

Arbeiterjugend (CAJ), im Dienst an der Arbeiterschaft<br />

das Haus des Teilens.“ Hier finden Kurse<br />

statt, in denen das Bewusstsein der Arbeiterinnen<br />

und Arbeiter für ihre eigenen Angelegenheiten und<br />

Interessen gestärkt wird, hier bieten die Frauen Hilfe<br />

für die Arbeit der Gewerkschaften und bei arbeitsrechtlichen<br />

Problemen an.<br />

1997 - 1998<br />

Im Kampf gegen die Cholera<br />

Im Mai 1997 erreichte uns durch P. John Rocksloh<br />

OSB der erste Hilferuf aus Liwale in Tanzania: Über<br />

40 Menschen im Liwale-Gebiet und in der Region<br />

Lindi seien bereits der Cholera zum Opfer gefallen<br />

und täglich erhöhe sich die Zahl der Infizierten drastisch.<br />

Hospitäler und Dispenserien sind kaum in der<br />

Lage, dem Ansturm der Patienten Herr zu werden.<br />

Sauberes Wasser ist kaum vorhanden. Die lange<br />

Trockenzeit lässt nur noch spärliche, meist verschmutzte<br />

Wasserreste übrig, ideale Voraussetzungen<br />

für die Ausbreitung der lebensbedrohenden Seuche.<br />

Die Lage für die Bevölkerung ist ernst, zumal in<br />

einigen Gebieten des Landes auch die Pest vereinzelt<br />

wieder aufgetaucht ist. Es fehlt überall an Medikamenten,<br />

gute Ärzte und Pflegepersonal sind rar,<br />

ebenso Einrichtungen für Gesundheitsversorgung.<br />

Ursache des Übels: schlechtes Trinkwasser!<br />

Beinahe ein Jahr ist vergangen. Die Cholera hat ihren<br />

vernichtenden Feldzug inzwischen fast über das<br />

ganze Land ausgebreitet. Der heiße und trockene<br />

Süden ist mit über 400 offiziell gemeldeten Todesfällen<br />

besonders betroffen. Die Dunkelziffer liegt erschreckend<br />

höher. Nun hat ausgerechnet die langanhaltende<br />

und überaus wasserreiche Regenzeit das<br />

Land mit der Seuche überschwemmt“.<br />

Unbefahrbare Straßen und Wege, von den flutenden Wassermassen starker<br />

Regenschauer weggespült und ausgehöhlt, erschweren Ärzten, Helfern<br />

und Seelsorgern den Zugang zu den Menschen und macht ihn vielerorts<br />

sogar unmöglich. Hilfe kommt deshalb für Viele oft zu spät. Wasser<br />

bedeutet zwar Leben, kann aber auch den Tod bringen. Außerhalb der<br />

wenigen großen Städte gibt es keine Wasserversorgung. Die Regierung<br />

ist finanziell nicht in der Lage, für einen Aufbau zu sorgen.<br />

Br. Lukas Krüll OSB versucht durch den Bau einer Wasserleitung aus<br />

Quellflüssen von der <strong>Abtei</strong> Ndanda nach Masasi für die in diesem Gebiet<br />

lebenden 70.000 Einwohner die Voraussetzungen für sauberes, gesundes<br />

Wasser zu schaffen. Dadurch behebt er die größte Ursache für die<br />

hartnäckig auftretenden Seuchen und Krankheiten.<br />

In anderen Missionsstationen (wie z. B. in Liwale) werden etliche Brunnen<br />

gebohrt, Hochtanks mit Filteranlagen errichtet und Tieftanks gebaut, um<br />

zukünftig eine ausreichende Wasserversorgung zu ermöglichen.<br />

Drei ausrangierte Feuerwehr-Löschgruppenfahrzeuge (MAN Lf 16) der<br />

Berliner Berufsfeuerwehr, mit einem Tankvolumen von je 1.000 Litern,<br />

werden über die Prokura der <strong>Abtei</strong> Königsmünster per Schiffsfracht von<br />

Hamburg in die tanzanianische Hafenstadt Mtwara verschickt und von<br />

dort nach Liwale gebracht. Hier sorgen sie noch heute für den Transport<br />

von sauberem, gefiltertem Brunnenwasser in entlegene Pfarrgebiete.<br />

Die Aktion Freundschaft e.V. – Soldaten kämpfen für Frieden und Nächstenliebe<br />

gegen Hunger und Hoffnungslosigkeit“, eine Initiative einer kleinen<br />

Gruppe von Berufssoldaten der Kaserne Großenbrode/Heiligenhafen,<br />

arbeitet seit dem Hilfsaufruf der Prokura der <strong>Abtei</strong> Königsmünster mit dieser<br />

zusammen, und stellt über viele Jahre kostenlos hochwertige Medikamente<br />

und auch medizinisches Gerät zur Verfügung. Die Seuche und deren<br />

weitere Ausbreitung konnte an einigen Orten erfolgreich bekämpft und<br />

gestoppt werden.

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