BAUERNHOF Malen Hund 1. Zuerst zeichnest <strong>du</strong> ein großes liegendes Ei und eine Kartoffel, die sich überschneiden. 2. Dann malst <strong>du</strong> dem Hund mit drei Schl<strong>auf</strong>en seine Ohren und seinen Schwanz. 3. Am Ende zeichnest <strong>du</strong> vier krumme Spitzen als Hundefüßchen und ... 4. … mit zwei Punkten, einem Klecks und einem Strich hast <strong>du</strong> ein niedliches Hundegesicht. 20 10
Vorgelesen Lena sitzt <strong>auf</strong> den Steinen, an denen die Wellen brechen und die verhin<strong>der</strong>n, dass <strong>der</strong> Sand weggespült wird. Sie malt gedankenverloren mit einem Stöckchen im Schlick des Wattenmeeres und hat keinen Blick für den Kiebitzregenpfeifer, <strong>der</strong> fleißig nach Wattwürmern pickt. An an<strong>der</strong>en Tagen kann sie ihn nicht genug bewun<strong>der</strong>n, zumal sie weiß, er lässt sich nur selten sehen. Sie ist traurig und hat Angst. Angst davor, dass sie mit ihren Eltern die Hallig verlassen muss. Ihr großes und starkes Pferd Pello, ein Schleswiger Kaltblütler, ist krank. Somit kann ihre Mutter - ihr Vater hat für fünf Monate <strong>auf</strong> einem Schiff angeheuert - den Acker nicht pflügen. Und wenn sie nicht pflügen kann, kommt keine Saat in den Boden und es gibt kein Korn, keinen Hafer und keine Kartoffeln. Aber das brauchen sie, für sich, die Tiere, und um es zu verk<strong>auf</strong>en. Außerdem ist Lena ärgerlich <strong>auf</strong> sich. Sie hat letzte Woche <strong>auf</strong> dem Festland fast ihr ganzes Geld <strong>auf</strong> dem Rummelplatz ausgegeben. Nun kann sie <strong>der</strong> Mutter nicht helfen. Das Stöckchen gräbt immer tiefere Rinnen in den nassen Sand, die sich schnell mit Wasser füllen. „Warum bist <strong>du</strong> traurig, kleines Mädchen“, spricht eine Stimme zu ihr. Seltsamerweise erschrickt Lena nicht. Auch nicht, als sie das kleine Männchen neben sich sieht, mit den runden braunen Augen, den abstehenden Ohren und dem breiten, fast von einem Ohr zum an<strong>der</strong>en reichenden, Mund. Wie ein lustiger Kobold sieht es aus. „Wer bist <strong>du</strong>?“, fragt sie statt einer Antwort neugierig. „Ich bin Kian und ein Nakobo“, sagt <strong>der</strong> kleine Mann und streckt Lena seine knochige Hand entgegen. „Was ist ein Nakobo“, fragt Lena, während sie seine Hand schüttelt. „Ich bin ein Naturkobold und komme vom Planeten Nakobonien. Wir sind mit unserem Raumschiff vor Das weiße Pferd einiger Zeit hier gelandet und wollen mit und für die Kin<strong>der</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Erde, die Natur erhalten“, sagt Kian und zieht dabei die rechte Augenbraue bis unter den Rand seiner grasgrünen Mütze. „Meine Eltern schützen auch die Natur“, sagt Lena stolz. „Wir haben fünf Sattelschweine und über dreißig Ramelsloher Hühner. Das sind Tiere, die sonst aussterben würden.“ „Das habe ich gehört“, sagt Kian. „Aber sag, warum bist <strong>du</strong> traurig?“ Lena erzählt ihm von dem kranken Pello, von ihrem Vater, <strong>der</strong> <strong>auf</strong> einem großen Schiff arbeite, um Geld zu verdienen und dass sie Angst habe, ein an<strong>der</strong>er Pächter könne bald <strong>auf</strong> ihre Insel kommen. „Die Halligen sind wichtig für den Küstenschutz, aber nur wenn sie bearbeitet werden. Wenn Pflanzen wachsen und Tiere den Boden festtreten. Wenn wir nicht dafür sorgen, müssen wir gehen.“ Kian schaut sie nachdenklich an. „Ich verstehe.“ Er fasst sich an die Nase und lässt beide Augenbrauen r<strong>auf</strong> und runter wan<strong>der</strong>n. „Mach dir keine Sorgen, kleine Lena“, sagt er dann. „Mir ist schon etwas eingefallen.“ Er streicht ihr kurz über den Oberarm und ist verschwunden. Lena reibt sich die Augen und sieht sich um. Kian ist weg, er hat sich in Luft <strong>auf</strong>gelöst. Genauso wie ihre Angst. Froh springt sie von den Steinen, watet mit den nackten Füßen <strong>du</strong>rch den Schlick und sucht mithilfe des Stöckchens nach bunten Kammmuscheln. Manche sehen sehr schön aus und sie kann damit den Besuchern eine große Freude machen. In <strong>der</strong> Nacht träumt sie von einem Raumschiff, das im Watt gelandet ist, von vielen bunten Nakobos, die aus dem Gefährt steigen und von Pello, <strong>der</strong> munter <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Weide grast. Irgendein Geräusch reißt sie aus ihrem Traum. Sie richtet sich <strong>auf</strong> und sieht vor dem Fenster Lichter, die immer wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong>flackern. Sie wirft ihre Decke zurück. Staunend drückt sie die Nase an die Scheibe. Auf dem von Adelgard Reden Feld, das zwischen <strong>der</strong> Warft – so nennt man den Hügel, <strong>auf</strong> dem das Haus und die Ställe gebaut sind - und dem Meer liegt, geht ein weißes Pferd. Es ist ein großes, starkes Tier, das mit Stolz erhobenem Kopf, kraftvoll einen Pflug zieht. Der böige Seewind greift ihm immer wie<strong>der</strong> in die lange silbrige Mähne und wirbelt sie <strong>du</strong>rcheinan<strong>der</strong>. Lena sieht erneut Lichter flackern, kann jedoch nicht erkennen, woher sie kommen. Sie zögert einen Moment, greift dann nach ihrer Jacke. Leise huscht sie die Treppe hinunter, schließt die Haustüre <strong>auf</strong> und läuft bis ans Ende <strong>der</strong> Warft. Sie sieht einige Männchen, die genau so aussehen wie Kian. Sie huschen, mit Lampen an den Mützen, hin und her, werfen Saatkörner in die Furchen und glätten danach den Boden. Das geht schnell, genauso schnell, wie das weiße Pferd die Furchen zieht. Langsam wagt sich Lena näher heran. Sie erkennt Kian, <strong>der</strong> den an<strong>der</strong>en Gesten reiche Anweisungen gibt. Er sieht sie kommen. „Was machst <strong>du</strong> hier? Du solltest schlafen.“ „Ich habe etwas gehört und dann das Pferd gesehen“, sagt Lena. “Ist es ein richtiges Pferd?“ „Was ist schon richtig und was ist falsch, kleine Lena“, sagt Kian bedächtig und wiegt seinen Kopf hin und her. „Im Augenblick ist Ruttu ein Pferd, das den Pflug zieht. Auf Nakobonien hat es an<strong>der</strong>e Aufgaben. Er fasst nach Lenas Hand und zieht sie zu Ruttu. Das Pferd dreht den Kopf und runde braune Augen, wie die von Kian, sehen Lena an. „Wollt ihr mich von <strong>der</strong> Arbeit abhalten. Einen kleinen Moment noch, dann bin ich fertig“, sagt es und zieht eine Bahn. Lena zuckt zurück. „Das Pferd kann ja sprechen.“ „Auf Nakobonien können alle Tiere sprechen“, antwortet Kian. Lena staunt. „Das wäre toll, wenn wir <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Erde auch alle Tiere verstehen könnten“, sagt sie nachdenklich. Zwei Bahnen zieht Ruttu noch mit dem Pflug, dann ist das Feld gepflügt. Einige Nakobos füllen die Fugen und machen den Boden eben. „Es ist alles ausgesät“, sagt Kian zufrieden. „Pello, euer Pferd wird auch wie<strong>der</strong> gesund. In ein paar Tagen ist er <strong>auf</strong> den Beinen. Euer Doktor hat ihn gut behandelt.“ Ruttu kommt näher. 11