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Unterschiede im dynamischen Verhalten verschiedener<br />

Motor-Propeller-Antriebsvarianten<br />

Diplomarbeit<br />

Jan Sell<br />

Hamburg<br />

April 2003


I<br />

Ich versichere, dass ich diese Arbeit allein und selbstständig verfasst und keine anderen als<br />

die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />

Hamburg, den 09. April 2003<br />

Jan Sell


II<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

1 Einleitung......................................................................................................................... 1<br />

2 Aufgabenstellung und Ziele ........................................................................................... 2<br />

3 Modellbildung ................................................................................................................. 3<br />

3.1 Normierung ............................................................................................................. 3<br />

3.2 Viertakt-Dieselmotor............................................................................................... 4<br />

3.2.1 Abgasturbolader-Verdichter....................................................................... 5<br />

3.2.2 Ladeluftkühler .......................................................................................... 11<br />

3.2.3 Ladeluftbehälter ....................................................................................... 12<br />

3.2.4 Viertakt-Zylinder...................................................................................... 13<br />

3.2.5 Einspritzpumpe......................................................................................... 19<br />

3.2.6 Abgassammler.......................................................................................... 19<br />

3.2.7 Abgasturbolader-Turbine ......................................................................... 20<br />

3.2.8 Abgasturbolader-Rotor............................................................................. 22<br />

3.3 Zweitakt-Dieselmotor............................................................................................ 23<br />

3.3.1 Zweitakt-Zylinder..................................................................................... 23<br />

3.3.2 Anlasssystem des Zweitakt-Dieselmotors................................................ 25<br />

3.4 Schiff ..................................................................................................................... 25<br />

3.5 Festpropeller.......................................................................................................... 27<br />

3.6 Verstellpropeller.................................................................................................... 29<br />

3.7 Welle ..................................................................................................................... 36<br />

3.8 Elektrische Welle .................................................................................................. 37<br />

3.9 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor.......................................................... 39<br />

3.10 Regelung und Automation ............................................................................... 39<br />

3.10.1 Drehzahlregler......................................................................................... 39<br />

3.10.2 Drehzahlregler mit Statik ........................................................................ 40<br />

3.10.3 Füllungsbegrenzung ................................................................................ 40<br />

3.10.4 Kombinator und Verstellpropellerautomation......................................... 41<br />

3.10.5 Verstellpropellermechanik ...................................................................... 43<br />

3.10.6 Belastungsprogramm............................................................................... 43<br />

3.10.7 Power-Management................................................................................. 43<br />

3.10.8 Begrenzung der maximalen Propellerdrehzahl ....................................... 44<br />

3.11 Umsetzung in Simulationsprogramm............................................................... 44<br />

4 Simulationen.................................................................................................................. 47<br />

4.1 Beschreibung der simulierten Antriebsanlagen..................................................... 47<br />

5 Ergebnisse......................................................................................................................52<br />

5.1 Simulationsergebnisse........................................................................................... 56<br />

5.1.1 Viertakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller ............................................. 56<br />

5.1.2 Zwei Viertakt-Dieselmotoren mit je einem Verstellpropeller.................. 60<br />

5.1.3 Dieselelektrische Anlage.......................................................................... 65<br />

5.1.4 Zweitakt-Dieselmotor mit Festpropeller .................................................. 68<br />

5.1.5 Zweitakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller ............................................ 70<br />

5.2 Nichtdynamische Beurteilungskriterien der Antriebsvarianten ............................ 71<br />

5.3 Vergleich der unterschiedlichen Antriebsvarianten .............................................. 73<br />

6 Fehleranalyse................................................................................................................. 76<br />

7 Umsetzung des Simulink-Programms in Fortran oder C.......................................... 81


III<br />

8 Ausblick ......................................................................................................................... 82<br />

9 Zusammenfassung ........................................................................................................ 84<br />

10 Abkürzungen und Formelzeichen ............................................................................... 86<br />

10.1 Indizes .............................................................................................................. 88<br />

11 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 90<br />

12 Anhang........................................................................................................................... 92<br />

12.1 Motordaten ....................................................................................................... 92<br />

12.2 Anlasssystem.................................................................................................... 93<br />

12.3 Schiffsdaten...................................................................................................... 93<br />

12.4 Verstellpropeller............................................................................................... 93<br />

12.5 Festpropeller..................................................................................................... 94<br />

12.6 Welle ................................................................................................................ 94<br />

12.7 Verstellpropellermechanik ............................................................................... 94<br />

12.8 PID-Drehzahlregler .......................................................................................... 95<br />

12.9 PID-Drehzahlregler mit Statik ......................................................................... 95<br />

12.10 Füllungsbegrenzung ......................................................................................... 95<br />

12.11 Belastungs-Programm ...................................................................................... 96<br />

12.12 Kombinator....................................................................................................... 97<br />

12.13 Elektrische Welle ............................................................................................. 97<br />

12.14 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor..................................................... 98<br />

12.15 Physikalische Konstanten................................................................................. 98


1<br />

1 Einleitung<br />

Der größte Teil der Welthandelsgüter wird heutzutage mit Schiffen transportiert. Schifffahrt<br />

war und ist seit jeher ein maßgeblicher Wirtschaftsbereich. Aufgrund der weltweiten<br />

Konkurrenz, steigen die Anforderungen an die Schiffe und ihre Antriebsanlagen ständig an.<br />

Verursacht durch die hohe Verkehrsdichte im küstennahen Bereich und auf engen<br />

Wasserstraßen, gewinnt die Manövrierfähigkeit von Schiffen immer mehr an Bedeutung.<br />

Nicht nur Sicherheitsanforderungen müssen durch eine Mindestmanövrierfähigkeit erfüllt<br />

werden. Die Manövrierfähigkeit beeinflusst auch zunehmend die Wirtschaftlichkeit eines<br />

Schiffes.<br />

Aufgrund möglichst kurzer Hafenliegezeiten ist es vorteilhaft, ohne Schlepperhilfe<br />

manövrieren und sicher an- und ablegen zu können.<br />

Unter dem Begriff manövrieren werden sämtliche Bewegungszustände eines Schiffes<br />

verstanden. Dazu gehört die stationäre Geradeausfahrt und Kursänderungen, aber auch<br />

Geschwindigkeitsänderungen sowie spezielle Schiffsbewegungen im Hafen wie<br />

quertraversieren oder drehen.<br />

Um das zu erwartende Manövrierverhalten eines Schiffes möglichst früh im Entwurfsstadium<br />

beurteilen zu können, werden Modellversuche oder Simulationsrechnungen durchgeführt.<br />

Besonders die Simulationsrechnungen ermöglichen eine kostengünstige Vorhersage.<br />

Durch Manöversimulationen mittels geeigneter Simulationsmodelle können unter Einsatz<br />

eines Computers beliebige Manöver sowie stationäre und transiente Betriebszustände der<br />

Antriebsanlage untersucht werden. Einen entscheidenden Sicherheitsaspekt stellen Kenntnisse<br />

über das Stoppverhalten eines Schiffes dar.


2<br />

2 Aufgabenstellung und Ziele<br />

An die Antriebsanlage eines Schiffes werden je nach Schiffstyp und Einsatzzweck<br />

unterschiedliche Anforderungen gestellt.<br />

Einerseits ist die Dynamik der Antriebsanlage ein wichtiges Auswahlkriterium. Andererseits<br />

sind jedoch auch weitere Beurteilungskriterien wie Platzbedarf, Gewicht, Investitions- und<br />

Betriebskosten sowie Redundanz entscheidende Merkmale für die Auswahl einer bestimmten<br />

Antriebsanlage.<br />

Als Hauptantrieb für ein RoRo-Schiff sind heutzutage Zwei- oder Viertakt-Dieselmotoren und<br />

Fest- oder Verstellpropeller einsetzbar. Des weiteren kann auch eine dieselelektrische<br />

Antriebsanlage zum Einsatz kommen.<br />

In dieser Arbeit werden geeignete Kombinationen der einzelnen Anlagenkomponenten<br />

formuliert und bezüglich der aufgeführten Kriterien verglichen. Als Bezugsschiff für die<br />

Untersuchungen dient ein real ausgeführtes RoRo-Schiff.<br />

Im Vordergrund der Untersuchungen stehen die Unterschiede der Antriebsvarianten aufgrund<br />

der verschiedenen eingesetzten Motortypen oder Propellerarten.<br />

Um die Dynamik der unterschiedlichen Antriebsvarianten zu untersuchen, werden<br />

Simulationsmodelle erstellt und programmiert. Anhand eines simulierten Stoppmanövers, bei<br />

dem Lastwechsel bis 100 % der Nennleistung für die Anlagenkomponenten zu erwarten sind,<br />

soll die Dynamik beurteilt werden.<br />

Nichtdynamische Kriterien für die Beurteilung unterschiedlicher Antriebsvarianten sollen<br />

vergleichend abgeschätzt werden.<br />

Das Ziel dieser Arbeit besteht darin durch den Vergleich der Simulationsergebnisse,<br />

Aussagen über die Unterschiede in der Anlagendynamik zu erhalten. Außerdem sollen auch<br />

die nichtdynamischen Beurteilungskriterien verglichen werden, um so die Vor- und Nachteile<br />

verschiedener Motor-Propeller-Kombinationen für den Einsatz in einem RoRo-Schiff<br />

herauszustellen.


3<br />

3 Modellbildung<br />

Um das dynamische Verhalten von Schiffsantriebsanlagen zu untersuchen, werden im<br />

Folgenden gewöhnliche Gleichungen und Differentialgleichungen aufgestellt. Die<br />

Gleichungen bilden ein Rechenmodell, welches das physikalische Verhalten der Anlagen<br />

wiedergibt. Die zu simulierenden Anlagenkomponenten mit ihren Trägheiten und<br />

Speicherwirkungen werden dabei als kontinuierliche Systeme aufgefasst.<br />

Gleichgewichtszustände zwischen den Teilsystemen werden berechnet, indem die zeitliche<br />

Ableitung der Zustandsgröße (z. B. die Drehzahl), welche die Teilsysteme verbindet, Null<br />

sein muss. Es besteht zum Beispiel ein Momentengleichgewicht zwischen Motor und<br />

Propeller, wenn die zeitliche Ableitung der Drehzahl (die Winkelbeschleunigung) Null ist.<br />

In [23] wird diese Art der Modellbildung und Verknüpfung der einzelnen Teilsysteme als<br />

integrative (physikalisch kontinuierliche) Berechnung bezeichnet. Im Gegensatz zur<br />

integrativen Berechnung steht die iterative Berechnung, bei der die Gleichgewichtszustände<br />

zwischen den Teilsystemen anhand von logischen Iterationsschleifen berechnet werden.<br />

Die einzelnen Komponenten, aus denen sich eine Schiffsantriebsanlage zusammensetzt,<br />

werden bei der Modellbildung in Teilsystemen erstellt. So können verschiedene<br />

Anlagenvariationen aus den einzelnen Teilsystemen kombiniert werden.<br />

Während der Modellbildung werden verschiedene Annahmen und Vereinfachungen getroffen,<br />

um den Rechenaufwand und die Randbedingungen in Grenzen zu halten. Die einzelnen<br />

Annahmen und Vereinfachungen sind in den entsprechenden Textabschnitten, in denen auch<br />

die Teilsysteme hergeleitet werden, erläutert.<br />

Es ist bei der Modellbildung stets Wert darauf gelegt worden, dass möglichtst wenige<br />

Eingangsdaten erforderlich sind und damit möglichst allgemeingültige Modelle entstehen.<br />

Trotzdem durfte jedoch nicht die Genauigkeit der Ergebnisse gemindert werden. Es wurden<br />

daher Modelle entwickelt, welche die physikalischen Zusammenhänge der Komponenten<br />

richtig wiedergeben, jedoch keine unnötigen Einflüsse wie z. B. die Variation der<br />

Umgebungslufttemperatur berücksichtigen.<br />

Als ein systematisches Hilfsmittel ist dabei die Normierung sämtlicher Gleichungen<br />

durchgeführt worden (siehe Abschnitt 3.1).<br />

Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist auf die Modellbildung des Viertakt-Dieselmotors und des<br />

Verstellpropellers gelegt worden.<br />

3.1 Normierung<br />

Der Begriff Normierung bezeichnet das Verfahren, eine Größe jeweils auf eine festgelegte<br />

Bezugsgröße zu beziehen. Einheitenbehaftete Größen werden durch die Normierung zu<br />

allgemeingültigen einheitenlosen Größen umgerechnet. Sie werden durch eine Stern *<br />

gekennzeichnet.<br />

Nachfolgend ist die Normierung am Beispiel der Winkelgeschwindigkeit ω gezeigt. Die<br />

normierte Winkelgeschwindigkeit ω* ergibt sich aus der Winkelgeschwindigkeit ω, welche<br />

auf eine festgelegte Nennwinkelgeschwindigkeit ω n bezogen wird.<br />

ω * =<br />

ω<br />

ωn<br />

( 3.1)


4<br />

Maßgeblich ist bei der Normierung die Festlegung des Normierungspunktes. Es werden<br />

jeweils die Werte im Nennbetriebspunkt als Normierungswerte verwendet. Es ist ein Vorteil,<br />

den Nennbetriebszustand als Normierungspunkt zu wählen, da die Werte für den<br />

Nennbetriebszustand üblicherweise leicht zu beschaffen sind.<br />

Der Normierungspunkt des Dieselmotormodells ist der Betriebspunkt bei 100 % der<br />

maximalen Dauerleistung (MCR). Das Propellermodell und das Simulationsmodell des<br />

Schiffes wird auf den Nennbetriebszustand des Propellers bei Nenndrehzahl und<br />

Nennschiffsgeschwindigkeit bezogen.<br />

Die Verwendung normierter Größen ist aus verschiedenen Gründen hilfreich:<br />

- Die Größenordnung in Bezug auf den Normierungspunkt ist sofort ersichtlich.<br />

- Gleichungen werden bei geschickter Wahl der Bezugsgrößen oft übersichtlicher.<br />

- Betriebszustände unterschiedlicher Maschinen werden unabhängig von ihrer Nennleistung<br />

vergleichbar.<br />

- Rechnungsergebnisse und Gleichungen gelten nicht nur für eine bestimmte Maschine,<br />

sondern sind auch auf andere ähnliche Maschinen übertragbar.<br />

Da in dieser Arbeit verschiedene Antriebsvarianten für Schiffe verglichen werden sollen, ist<br />

daher die Verwendung normierter Größen sehr hilfreich, um so den Betriebszustand<br />

verschiedengroßer Anlagenkomponenten der unterschiedlichen Antriebsvarianten bezüglich<br />

ihres Nennzustands vergleichen zu können.<br />

Im Folgenden wird aufgrund der Normierung oft der Nennbetriebszustand erwähnt. Gemeint<br />

ist dabei immer der hier für die Berechnungen zugrunde gelegte Nennzustand (der<br />

Normierungspunkt).<br />

3.2 Viertakt-Dieselmotor<br />

Für die Simulation eines Viertakt-Dieselmotors wird im Folgenden ein Modell aufgestellt.<br />

Die dabei getroffenen Annahmen und Herleitungen gehen größtenteils auf die Modellbildung<br />

von [20] und [24] zurück. An einigen Stellen sind Modifikationen getroffen worden, um die<br />

Anzahl der erforderlichen Eingabedaten zu reduzieren.<br />

In der Fachliteratur bestehen unterschiedliche Ansätze für die Modellbildung von<br />

Dieselmotoren. Es existieren sehr detaillierte, physikalisch begründete Modellansätze,<br />

inklusive Kreisprozessrechnung für den Zylinderprozess und der daraus resultierenden<br />

Wechselmomente (z. B. [4], [17]). Des weiteren werden unterschiedliche abstrakte Modelle<br />

vorgeschlagen, die den Motor stark vereinfacht als Übertragungsglied oder in Form eines<br />

Kennfeldes darstellen (z. B. [6], [11]).<br />

Das Prinzip des Dieselmotors ist, die für die Verbrennung notwendige Luft im Zylinder zu<br />

komprimieren. Während dieser Kompression erwärmt sich die Luft auf über 500 °C, sodass<br />

der dann eingespritzte Kraftstoff selbstständig zündet und verbrennt.<br />

Durch den Einsatz eines Abgasturboladers (ATL) wird die mögliche Leistung eines Motors<br />

erhöht. Dem Motor wird dabei die im Verdichter vorverdichtete Ladeluft (LL) zugeführt.<br />

Durch die Vorverdichtung und anschließende Kühlung im Ladeluftkühler (LLK) erhöht sich<br />

die Dichte der Luft, sodass bei gleichem Hubvolumen des Motors eine höhere<br />

Verbrennungsluftmasse zur Verfügung steht. Daher kann mehr Kraftstoff verbrannt werden,<br />

was zu einer Leistungssteigerung bei gleicher Drehzahl führt. Der Verdichter und die vom<br />

Abgas des Motors beaufschlagte Abgasturbine, befinden sich auf einer eigenen frei drehbaren<br />

Abgasturboladerwelle.


5<br />

Es handelt sich bei dem erstellten Dieselmotormodell um ein detailliertes Modell, welches<br />

unter anderem die Turboladerdynamik berücksichtigt, jedoch keine aufwendige<br />

Kreisprozessrechnung beinhaltet. Trägheiten und Speicherwirkungen werden berücksichtigt.<br />

Dies erschien notwendig, da beim Manövrieren des Schiffes große Lastwechsel simuliert<br />

werden müssen.<br />

Abbildung 1 zeigt eine Prinzipskizze des Dieselmotormodells mit Bezeichnung der<br />

Zustandsgrößen und Massenströme, welche die einzelnen Motorkomponenten verbinden.<br />

p 0 , T 0 , dm 0 /dt<br />

p 6 , T 6 , dm 6 /dt<br />

ATL-<br />

Verdichter<br />

ω ATL<br />

ATL-<br />

Rotor<br />

ATL-<br />

Turbine<br />

Ladeluftkühler<br />

p 1 , T 1 , dm 1 /dt<br />

dm Kr /dt<br />

Einspritzpumpe<br />

p 5 , T 5 , dm 5 /dt<br />

p 2 , T 2 , dm 2 /dt<br />

dm Kr /dt<br />

p 3 , T 3 , dm 3 /dt<br />

p 4 , T 4 , dm 4 /dt<br />

Ladeluftbehälter<br />

Zylinder<br />

Abgassammler<br />

M e<br />

Abbildung 1: Prinzipskizze Dieselmotormodell mit Bezeichnung der Zustandsgrüßen und Massenströme<br />

zwischen den einzelnen Komponenten<br />

3.2.1 Abgasturbolader-Verdichter<br />

Das Verhalten des Abgasturboladers hat große Auswirkungen auf das Betriebsverhalten des<br />

Dieselmotors. Hochaufgeladene moderne Viertakt-Dieselmotoren weisen ein stark vom ATL<br />

beeinflusstes Betriebskennfeld auf. Im gesamten unteren Drehzahlbereich ist nur ein Bruchteil<br />

des Nennmoments zulässig um eine thermische Überlastung des Motors zu verhindern. Erst<br />

bei annähernd erreichter Nenndrehzahl liefert der für diesen Betriebsbereich ausgelegte ATL<br />

einen ausreichend hohen Ladeluftmassenstrom, sodass erst hier die maximale Füllung<br />

zugelassen werden kann und damit das maximale Drehmoment erreicht wird.<br />

Das Betriebsverhalten des Abgasturbolader-Verdichters wird durch die im Folgenden<br />

angegebenen Formeln beschrieben.


6<br />

Die innere Verdichterleistung P iV berechnet sich nach dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik<br />

zu:<br />

∆hsV<br />

PiV<br />

= m&<br />

0 ⋅<br />

ηsV<br />

1<br />

=<br />

η<br />

sV<br />

⋅ p<br />

0<br />

⋅V&<br />

0<br />

κL<br />

⎛<br />

⋅ ⋅ ⎜<br />

−1<br />

π<br />

κL<br />

⎝<br />

κL−1<br />

κL<br />

V<br />

Der Ansaugluftdruck wird als konstant und gleich dem Nennansaugluftdruck angenommen.<br />

Da keine Auswirkungen der Umgebungsbedingungen simuliert werden sollen, ist diese<br />

Annahme sinnvoll, um so eine wesentliche Vereinfachung der Gleichungen zu erhalten.<br />

p0 = p0n = konst.<br />

Damit lässt sich das Verdichterdruckverhältnis π V als Produkt aus normiertem Druck nach<br />

dem Verdichter p 1 * und dem Nenndruckverhältnis π Vn schreiben.<br />

p1<br />

πV<br />

=<br />

p0<br />

= p1*<br />

⋅π<br />

Nach Bezug auf die jeweiligen Größen im Nennbetriebszustand folgt für die normierte<br />

Verdichterinnenleistung P iV *:<br />

Vn<br />

κL−1<br />

κL<br />

1<br />

V<br />

* = ⋅ & π<br />

0 * ⋅<br />

κL−1<br />

ηsV<br />

*<br />

κL<br />

πVn<br />

PiV V<br />

Nach einem Ansatz aus [12] lässt sich als einfacher Ansatz für den normierten<br />

Verdichtervolumenstrom schreiben:<br />

2 V −1<br />

V&<br />

π<br />

0*<br />

= 2 ⋅ωATL<br />

* −<br />

πVn<br />

−1<br />

In Abbildung 2 ist der durch Formel ( 3.6) beschriebene Zusammenhang zwischen<br />

normiertem Ansaugluftvolumenstrom, normiertem Druckverhältnis und der normierten<br />

Turboladerdrehzahl aufgetragen.<br />

−1<br />

−1<br />

⎞<br />

−1⎟<br />

⎠<br />

( 3.2)<br />

( 3.3)<br />

( 3.4)<br />

( 3.5)<br />

( 3.6)


7<br />

1,5<br />

0,80<br />

0,90<br />

1,00<br />

1,10<br />

1,35<br />

1,2<br />

1,05<br />

0,9<br />

0,75<br />

0,6<br />

0,45<br />

normiertes Druckverhältnis [-]<br />

0,2<br />

0,35<br />

0,5<br />

0,65<br />

0,8<br />

0,95<br />

1,1<br />

1,25<br />

1,4<br />

normierter Volumenstrom [-]<br />

0,3<br />

Abbildung 2: normiertes Verdichterdruckverhältnis über normiertem Ansaugluftvolumenstrom für<br />

verschiedene normierte ATL-Drehzahlen ω ATL *<br />

Das drehzahlabhängige maximale Verdichterdruckverhältnis, für welches Gleichung ( 3.6)<br />

definiert ist, lautet:<br />

2<br />

π V max = 2 ⋅ωATL<br />

* ⋅ πVn<br />

−1<br />

+<br />

( ) 1<br />

Für die Berechnung des Volumenstroms ist in Gleichung ( 3.6) also maximal das<br />

Druckverhältnis aus Gleichung ( 3.7) zu verwenden. Der Volumenstrom kann somit nicht<br />

negativ werden. Für den Fall, dass der Volumenstrom Null wird, liegt „Verdichterpumpen“<br />

vor.<br />

In verschiedenen Literaturquellen wird der isentrope Verdichterwirkungsgrad η sV anhand<br />

eines Kennfeldes aus dem Druckverhältnis und dem Volumenstrom ermittelt. Dafür ist jedoch<br />

das vollständige Verdichterkennfeld notwendig. In dieser Arbeit soll jedoch nicht das exakte<br />

Turboladerverhalten berechnet werden, sondern vielmehr nur das qualitative Verhalten des<br />

Turboladers berücksichtigt werden. Es ist daher ausreichend, den Verdichterwirkungsgrad<br />

anhand von Ersatzgleichungen zu beschreiben, die in etwa das Kennfeld wiedergeben.<br />

In [3] wird zur Berechnung eines Wirkungsgradkennfeldes durch einfache Gleichungen der<br />

Ansatz gemacht, das Kennfeld durch Ellipsen anzunähern. In [12] wird für die Berechnung<br />

des Turboladerwirkungsgrads ein ähnlicher Ansatz gemacht.<br />

In Anlehnung an [3] werden nun folgende vereinfachende Annahmen getroffen:<br />

- Die Kurven gleichen Wirkungsgrades bilden Ellipsen im Volumenstrom-Druckverhältnis-<br />

Kennfeld.<br />

⎛ x ⎞ ⎛ y ⎞<br />

1 = ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟<br />

⎝ a ⎠ ⎝ b ⎠<br />

- Der gemeinsame Schwerpunkt aller Ellipsen liegt im Nennbetriebspunkt.<br />

- Der maximale Wirkungsgrad liegt im Nennbetriebspunkt.<br />

2<br />

2<br />

( 3.7)<br />

( 3.8)


8<br />

- Die Achsenrichtungen aller Ellipsen sind gleich (α = konst. für alle Ellipsen).<br />

- Das Verhältnis der Halbachsen ν ist für alle Ellipsen gleich.<br />

b ν = = konst.<br />

a<br />

( 3.9)<br />

- Die Ellipsenabstände lassen sich beschreiben durch folgenden Ansatz.<br />

ηsV<br />

2<br />

η sV* = = 1−<br />

k ⋅ a<br />

η<br />

sVn<br />

( )<br />

( 3.10)<br />

Durch eine Koordinatentransformation wird der Verdichterbetriebspunkt im durch die<br />

Ellipsenachsen beschriebenen Koordinatensystem dargestellt (Abbildung 3).<br />

x = ( V&<br />

0 * −1) ⋅ cos( α ) + ( πV<br />

* −1) ⋅sin( α )<br />

y = πV<br />

* −1<br />

⋅sin<br />

α − V&<br />

0 * −1<br />

⋅ cos α<br />

( ) ( ) ( ) ( )<br />

( 3.11)<br />

In dem um den Winkel α gegen das Druckverhältnis-Volumenstrom-Kennfeld verdrehten<br />

x-y-Koordinatensystem ergibt sich damit aus dem Ansatz ( 3.8):<br />

a<br />

2<br />

= x<br />

2<br />

2<br />

⎛ y ⎞<br />

+ ⎜ ⎟<br />

⎝ν<br />

⎠<br />

2<br />

Durch Einsetzen der Koordinatentransformation ( 3.11) in ( 3.12) ergibt sich für a :<br />

2<br />

2<br />

2<br />

a = πV<br />

* −1<br />

⋅ r + πV<br />

* −1<br />

⋅ 1−V&<br />

0 * ⋅ t + 1−V&<br />

0 * ⋅ s<br />

mit :<br />

r = sin<br />

s = cos<br />

( ) ( ) ( ) ( )<br />

⎛ 2 ⎞<br />

t = ⎜2<br />

−<br />

2<br />

⎟ ⋅<br />

⎝ ν ⎠<br />

2<br />

1<br />

2<br />

ν<br />

1<br />

2<br />

ν<br />

2<br />

( α ) + ⋅ cos ( α )<br />

2<br />

2<br />

( α ) + ⋅ sin ( α )<br />

sin<br />

( α ) ⋅ cos( α )<br />

( 3.12)<br />

( 3.13)<br />

Die Gleichungen ( 3.10) und ( 3.13) beschreiben schließlich bei geeigneter Wahl der<br />

Parameter α, k und ν den isentropen Verdichterwirkungsgrad in Form von Ellipsen.<br />

Eingabegröße sind dabei der normierte Volumenstrom und das normierte Druckverhältnis.


9<br />

π V *<br />

1<br />

π Vi *<br />

π Vii *<br />

a<br />

y<br />

x<br />

α<br />

b<br />

V 0i *<br />

1<br />

V 0 *<br />

Abbildung 3: Definitionsskizze für das durch Ellipsen beschriebene Verdichterwirkungsgradkennfeld<br />

Die drei Parameter α, k und ν lassen sich anhand eines charakteristischen Punktes (V 0i *; π Vi *)<br />

und dem Wert π Vii * bestimmen (siehe Abbildung 3).<br />

Der Winkel, um den die Ellipsen im normierten Verdichterkennfeld verdreht sind, berechnet<br />

sich aus den Druckverhältnis- und Volumenstromdifferenzen des Punktes i (V 0i *; π Vi *) auf<br />

der großen Ellipsenhalbachse x zum Nennpunkt (= Schwerpunkt). Der Punkt i sollte<br />

möglichst weit im Teillastbereich des Verdichters liegen, um eine gute Übereinstimmung der<br />

Ellipsen mit dem Kennfeld zu erzielen.<br />

⎛ πVi<br />

* −1<br />

⎞<br />

α = arctan⎜<br />

⎟<br />

⎝1−V & 0i * ⎠<br />

( 3.14)<br />

Das Verhältnis der Halbachsen berechnet sich ebenfalls mit den Koordinaten des Punktes i,<br />

sowie eines weiteren Punktes ii (π Vii *; V 0ii *). Die Punkte i und ii müssen auf derselben Linie<br />

konstanten Wirkungsgrads liegen. Punkt ii liegt auf der kleinen Ellipsenhalbachse y (siehe<br />

Abbildung 3).<br />

b<br />

ν =<br />

a<br />

1−<br />

πVii<br />

*<br />

cos( α )<br />

=<br />

2<br />

1−V&<br />

0 i * + 1−<br />

πVi<br />

*<br />

( ) ( ) 2<br />

( 3.15)<br />

Die Konstante k lässt sich bestimmen, indem Gleichung ( 3.10) nach k aufgelöst und der<br />

normierte Wirkungsgrad η sVi * des Punktes i eingesetzt wird.<br />

1<br />

k = ( 1 −η<br />

sVi *) ⋅<br />

2<br />

ai<br />

( 3.16)


10<br />

Das Quadrat der dazugehörigen Halbachsenlänge wird durch Gleichung ( 3.13) am Punkt i<br />

bestimmt.<br />

2<br />

2<br />

2<br />

ai<br />

= π Vi<br />

* −1<br />

⋅ r + πVi<br />

* −1<br />

⋅ 1 −V&<br />

0i<br />

* ⋅ t + 1−V&<br />

0i<br />

* ⋅<br />

( ) ( ) ( ) ( ) s<br />

( 3.17)<br />

Der Wertebereich des normierten isentropen Verdichterwirkungsgrads nach Formel ( 3.10)<br />

wird auf positive Werte beschränkt.<br />

Abbildung 4 zeigt ein durch Ellipsen angenähertes Wirkungsgradkennfeld eines ATL-<br />

Verdichters.<br />

1,6<br />

0,2<br />

0,35<br />

0,60<br />

0,5<br />

0,80<br />

0,65<br />

0,8<br />

0,90<br />

0,95<br />

0,95<br />

1,1<br />

1,25<br />

normierter Volumenstrom [-]<br />

1,4<br />

1,5<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

normiertes Druckverhältnis [-]<br />

Abbildung 4: Durch Ellipsen angenähertes Wirkungsgradkennfeld eines Abgasturboladerverdichters,<br />

normierter Verdichterwirkungsgrad η sV * über normiertem Ansaugluftvolumenstrom und normiertem<br />

Verdichterdruckverhältnis 1<br />

Der durch den Verdichter durchgesetzte Luftmassenstrom berechnet sich nach dem idealen<br />

Gasgesetz.<br />

p0<br />

⋅V&<br />

0<br />

m&<br />

1 = m&<br />

0 =<br />

RL ⋅T<br />

0<br />

Nach Normierung auf den Nennzustand ergibt sich für den Luftmassenstrom:<br />

m & 1* = V&<br />

0 *<br />

( 3.18)<br />

( 3.19)<br />

Die Ansauglufttemperatur T 0 wird, ebenso wie der Ansaugluftdruck p 0 , als konstant<br />

angenommen (vgl. ( 3.3) und ( 3.23)).<br />

1 Grundlage ist ein Verdichterkennfeld eines ABB-Turboladers TPL80-B12, [15]


11<br />

Die Verdichtungsendtemperatur der Luft nach dem Verdichter berechnet nach den<br />

Isentropenbeziehungen für ideales Gas zu:<br />

κL−1<br />

T 0 ⎛<br />

⎞<br />

⎜ κL<br />

T 1 = ⋅ V<br />

⎟<br />

π −1+<br />

ηsV<br />

η<br />

sV<br />

⎝<br />

⎠<br />

Normiert auf den Nennbetriebszustand folgt:<br />

T<br />

κL−1<br />

κL<br />

1 πV<br />

−<br />

1 * = ⋅<br />

κL−1<br />

ηsV<br />

*<br />

κL<br />

Vn<br />

π<br />

1+<br />

η<br />

sV<br />

−1+<br />

η<br />

* ⋅η<br />

sVn<br />

sVn<br />

( 3.20)<br />

( 3.21)<br />

3.2.2 Ladeluftkühler<br />

Im Ladeluftkühler wird die durch den Verdichtungsprozess auf bis zu etwa 200 °C erwärmte<br />

Ladeluft wieder abgekühlt. Durch die Abkühlung wird ein geringeres spezifisches<br />

Ladeluftvolumen erreicht. Bei konstantem Ladeluftdruck kann so eine größere<br />

Frischluftmasse dem Zylindervolumen zugeführt werden und infolge dessen auch eine<br />

größere Kraftstoffmasse pro Arbeitsspiel verbrannt werden.<br />

Nach einem einfachen Ansatz von [24] wird die als konstant angenommene Kühlereffektivität<br />

ε definiert.<br />

T 1 − T 2<br />

ε =<br />

T 1 − T 0<br />

Die Ansauglufttemperatur T 0 wird als konstant angenommen, sodass gilt:<br />

T 0 = T 0n = konst.<br />

( 3.22)<br />

( 3.23)<br />

Nach auflösen von Gleichung ( 3.22) nach T 2 und anschließender Normierung folgt für die<br />

gesuchte Temperatur T 2 nach dem Ladeluftkühler:<br />

T 0n<br />

1−<br />

ε + ⋅ε<br />

= ⋅<br />

T 1 ⋅T<br />

1n<br />

T 2*<br />

T 1*<br />

*<br />

T 0n<br />

1−<br />

ε + ⋅ε<br />

T 1n<br />

( 3.24)<br />

Die konstante Kühlereffektivität ε lässt sich aus den Nenntemperaturen berechnen. Die<br />

Ansauglufttemperatur T 0 wird entsprechend der Nennbezugstemperatur für<br />

Verbrennungsmotoren (ISO 3046) auf 25 °C festgesetzt. Die Lufttemperatur nach dem<br />

Verdichter T 1n kann anhand der Nenndaten mit Formel ( 3.20) bestimmt werden und die<br />

Temperatur am Zylindereingang T 2n wird mit 50 °C angenommen 2 .<br />

T 1n<br />

− T 2n<br />

ε =εn<br />

= = konst.<br />

T 1n<br />

− T 0n<br />

( 3.25)<br />

2 Rulfs, H.: Vorlesung Schiffsmaschinenanlagen, [19]: für Schwerölmotoren


12<br />

Der LLK wird ohne Druckverlust angenommen.<br />

p 2* = p1*<br />

( 3.26)<br />

3.2.3 Ladeluftbehälter<br />

Im Teilsystem Ladeluftbehälter wird der Druck im Ladeluftbehälter berechnet. Dadurch wird<br />

auch das im Teilsystem Abgasturbolader-Verdichter verwendete Verdichterdruckverhältnis<br />

π V bestimmt.<br />

Unter der Annahme, dass die Temperatur im Ladeluftbehälter gleich der Temperatur am<br />

Ausgang des Behälters ist, lässt sich der Druck p 3 im LLB nach dem idealen Gasgesetz wie<br />

folgt berechnen.<br />

mLLB<br />

⋅ RL<br />

⋅T<br />

3<br />

p3<br />

=<br />

VLLB<br />

Nach Normierung ergibt sich:<br />

p3* = mLLB * ⋅T<br />

3 *<br />

( 3.27)<br />

( 3.28)<br />

Um den Behälterdruck p 3 zu berechnen muss die Luftmasse m LLB im Behälter bekannt sein.<br />

Die Luftmasse berechnet sich aus einer Massenbilanz der ein- und ausströmenden<br />

Massenströme:<br />

dmLLB<br />

dt<br />

=<br />

& −<br />

&<br />

m2 m3<br />

( 3.29)<br />

Nach Normierung auf den Nennzustand, bei dem die ein- und ausströmenden Massenströme<br />

gleich sind, ergibt sich:<br />

dmLLB<br />

* m&<br />

2n<br />

= ⋅ ( m&<br />

2 * −m&<br />

3*<br />

)<br />

dt mLLBn<br />

( 3.30)<br />

Der Nennluftmassenstrom lässt sich mit dem Nennluftverhältnis λ n und dem<br />

Mindestluftbedarf l min bestimmen.<br />

m& 2n<br />

= m&<br />

3n<br />

= λ n ⋅ m&<br />

Krn ⋅ l min<br />

Durch Integration ergibt sich die im LLB vorhandene Luftmasse.<br />

t<br />

dmLLB<br />

*<br />

mLLB*<br />

= ∫ dt + mLLBstart<br />

*<br />

dt<br />

0<br />

( 3.31)<br />

( 3.32)<br />

Die Nennluftmasse im Behälter berechnet sich nach dem idealen Gasgesetz unter Kenntnis<br />

des Behältervolumens V LLB und den jeweiligen Nenngrößen:<br />

p3n<br />

⋅VLLB<br />

mLLBn<br />

=<br />

RL<br />

⋅T<br />

3n<br />

( 3.33)


13<br />

Das Volumen V LLB lässt sich anhand von Motorzeichnungen abschätzen. Um eine<br />

allgemeingültige Möglichkeit für eine Volumenabschätzung zu erhalten, wurden folgende<br />

Überlegungen angestellt:<br />

- Das Volumen ist proportional zur dritten Potenz der geometrischen Motorgröße.<br />

- Die Motorleistung P e ist bei konstanter Drehzahl ebenfalls etwa proportional zur dritten<br />

Potenz der geometrischen Motorgröße.<br />

- Daraus ergibt sich, dass das Volumen des Ladeluftbehälters etwa proportional zur<br />

Motorleistung ist (V LLB ~ P e ). Es kann also ein konstanter Faktor angegeben werden, mit<br />

dem bei bekannter Motorleistung P e das Ladeluftbehältervolumen in grober Näherung<br />

bestimmt werden kann.<br />

Aus Motorzeichnungen ergibt sich für mittelschnelllaufende Viertakt-Dieselmotoren ein Wert<br />

von etwa 0,8 m³/MW.<br />

VLLB<br />

≈ 0,8m³ / MW<br />

Pe<br />

( 3.34)<br />

Es gilt weiterhin, die Lufttemperatur im Ladeluftbehälter zu bestimmen. Nach dem Ansatz für<br />

die zeitliche Änderung der inneren Energie U im Ladeluftbehälter als Bilanz der Ein- und<br />

Ausströmenden Enthalpieströme,<br />

U &<br />

LLB = H&<br />

2 − H&<br />

3 − QVerl<br />

&<br />

ergibt sich für die zeitliche Änderung der Temperatur T 3 im LLB:<br />

dT 3 κL<br />

⎛<br />

1 dm<br />

= ⋅ ⎜m&<br />

2 ⋅T<br />

2 − m&<br />

3 ⋅T<br />

3 − T 3 ⋅ ⋅<br />

dt mLLB<br />

⎝<br />

κL<br />

dt<br />

LLB<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.35)<br />

( 3.36)<br />

Der Wärmeverlust dQ Verl /dt über die Behälterwände wird vernachlässigt. Normiert ergibt sich<br />

für die zeitliche Änderung der Behältertemperatur:<br />

dT 3 * m&<br />

2n ⋅κL<br />

⎛<br />

1 mLLBn<br />

dmLLB<br />

* ⎞<br />

=<br />

⋅ ⎜m&<br />

2 * ⋅T<br />

2 * −m&<br />

3*<br />

⋅T<br />

3*<br />

−T<br />

3*<br />

⋅ ⋅ ⋅ ⎟<br />

dt mLLBn<br />

⋅ mLLB<br />

* ⎝<br />

κL<br />

m&<br />

2n<br />

dt ⎠<br />

Eine Integration liefert die Temperatur im LLB:<br />

t<br />

dT 3*<br />

T * = ∫ dt + T<br />

dt<br />

3 3start<br />

*<br />

0<br />

Der folgende Ausdruck wird nach [20] als Zeitkonstante des Ladeluftbehälters bezeichnet.<br />

mLLBn<br />

TaLLB<br />

=<br />

m&<br />

2n<br />

( 3.37)<br />

( 3.38)<br />

( 3.39)<br />

3.2.4 Viertakt-Zylinder<br />

Der Verbrennungsprozess im Zylinder wird nach [20] näherungsweise wie ein kontinuierlich<br />

ablaufender Prozess behandelt. Keinerlei periodische Vorgänge, wie sie bei der realen<br />

Kolbenmaschine stattfinden, werden berücksichtigt. Diese Vereinfachung ist für die gestellte<br />

Aufgabe zulässig, da die interessierenden Zustandsgrößen des Motors und des Schiffes sich<br />

nicht maßgeblich während einer Kurbelwellenumdrehung ändern.


14<br />

Die vom eingespritzten Kraftstoff an das Gas im Zylinder übergehende Energie dQ zu /dt kann<br />

aus dem Kraftstoffmassenstrom, dem unteren Heizwert 3 des Kraftstoffes und dem<br />

Verbrennungswirkungsgrad berechnet werden:<br />

Q&<br />

zu = m&<br />

Kr ⋅ Hu<br />

⋅ηv<br />

Auf den Nennpunkt normiert ergibt sich:<br />

Q&<br />

zu<br />

Q&<br />

zu* = = m&<br />

Kr * η⋅ v *<br />

Q&<br />

zun<br />

( 3.40)<br />

( 3.41)<br />

Der Verbrennungswirkungsgrad η v wird als eine Funktion des Verbrennungsluftverhältnisses<br />

λ v betrachtet. Sein Wertebereich wird auf 0 ≤ η v ≤ 1 begrenzt. Nach [20] wird ein einfacher<br />

proportionaler Zusammenhang angenommen.<br />

1<br />

ηv = ⋅λv<br />

1,<br />

5<br />

( 3.42)<br />

Oberhalb eines Verbrennungsluftverhältnisses von 1,5 wird 100 % der mit dem Kraftstoff<br />

zugeführten Energie an das Verbrennungsgas übergeben.<br />

Mit der Annahme, dass der Verbrennungswirkungsgrad im Nennpunkt 1 beträgt, folgt nach<br />

Normierung auf den Nennbetriebspunkt:<br />

ηv<br />

1<br />

ηv*<br />

= = ⋅λv<br />

ηvn<br />

1,5<br />

( 3.43)<br />

Es sei darauf hingewiesen, dass auch ähnliche Ansätze zur Beschreibung des<br />

Verbrennungswirkungsgrads η v in der Literatur zu finden sind (z. B. [17] S. 11, [1] S. 76 ff).<br />

Das Verbrennungsluftverhältnis ist allgemein definiert als das Verhältnis der für die<br />

Verbrennung mindestens notwendige Frischluftmasse im Zylinder und der Kraftstoffmasse<br />

m Kr :<br />

m&<br />

LZ<br />

λ v =<br />

m & Kr ⋅ l min<br />

Mit normierten Größen ergibt sich:<br />

λ<br />

v<br />

m&<br />

=<br />

m&<br />

LZ<br />

Kr<br />

*<br />

⋅λ<br />

*<br />

vn<br />

( 3.44)<br />

( 3.45)<br />

Für einen Viertaktmotor berechnet sich die zur Verbrennung im Zylinder zur Verfügung<br />

stehende Frischluftmasse dm LZ /dt zu:<br />

z ⋅Vh<br />

⋅ p3<br />

⋅ n<br />

m&<br />

LZ =<br />

a ⋅ RL<br />

⋅T<br />

3<br />

( 3.46)<br />

3 H u = 42700 kJ/kg als Bezugswert nach ISO 3046


15<br />

Der Faktor a wird als Taktzahl bezeichnet. Beim Viertaktmotor gilt a = 2. Nach Normierung<br />

folgt für die zur Verbrennung im Zylinder vorliegende Frischluftmasse:<br />

p3<br />

* ⋅ω *<br />

mLZ & * =<br />

T 3*<br />

( 3.47)<br />

Der gesamte Luftmassenstrom dm 3 /dt der dem Motor zugeführt wird, setzt sich zusammen<br />

aus dem im Zylinder an der Verbrennung teilnehmenden Luftmassenstrom dm LZ /dt und dem<br />

während der Ventilüberschneidungszeit direkt in der Abgassammler überströmenden<br />

Luftmassenstrom dm LK /dt.<br />

m & 3 = mLZ & + mLK &<br />

( 3.48)<br />

Nach Normierung auf den Nennpunkt ergibt sich für den gesamten dem Motor zugeführten<br />

Luftmassenstrom:<br />

λvn<br />

⎛ ⎛ λn<br />

⎞ ⎞<br />

m & 3*<br />

= ⋅ ⎜m&<br />

LZ * + ⎜ −1⎟ ⋅ m&<br />

LK * ⎟<br />

λn<br />

⎝ ⎝ λvn<br />

⎠ ⎠<br />

( 3.49)<br />

Das Gesamtluftverhältnis λ ist in Analogie zum Verbrennungsluftverhältnis λ v (Formel<br />

( 3.44)) allgemein definiert zu:<br />

m&<br />

3<br />

λ =<br />

m & Kr ⋅ l min<br />

Der Überströmluftmassenstrom lässt sich nach [24] als eine Düsenströmung berechnen.<br />

= 2<br />

m&<br />

LK ⋅ p3<br />

⋅ ⋅ψ<br />

R ⋅T<br />

A<br />

L 3<br />

( 3.50)<br />

( 3.51)<br />

Durch die Normierung vereinfacht sich die Gleichung für den Überströmluftmassenstrom<br />

erheblich. Die unbekannte Düsenquerschnittsfläche A fällt weg.<br />

p3*<br />

ψ⋅ *<br />

mLK & * =<br />

T 3*<br />

Die Durchflussfunktion ψ ist allgemein Definiert zu:<br />

ψ<br />

=<br />

κL<br />

⋅<br />

κL<br />

−1<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

p4<br />

⎞<br />

⎟<br />

p3<br />

⎠<br />

2<br />

κL<br />

⎛ p4<br />

⎞<br />

− ⎜ ⎟<br />

⎝ p3<br />

⎠<br />

κL+<br />

1<br />

κL<br />

( 3.52)<br />

( 3.53)<br />

Um die Formel ( 3.53) auch für p 4 > p 3 zu definieren (Abgasrückströmung), wird sie<br />

modifiziert zu:<br />

ψ<br />

=<br />

κL<br />

⋅ sgn<br />

κL<br />

−1<br />

( p3<br />

− p4)<br />

⋅<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

p4<br />

⎞<br />

⎟<br />

p3<br />

⎠<br />

2<br />

κL<br />

⎛ p4<br />

⎞<br />

− ⎜ ⎟<br />

⎝ p3<br />

⎠<br />

κL+<br />

1<br />

κL<br />

( 3.54)


16<br />

Durch Normierung ergibt sich:<br />

ψ<br />

( p3<br />

* ⋅p3n<br />

− p4<br />

* ⋅p4n)<br />

p4<br />

* ⋅p<br />

p3*<br />

⋅p<br />

* sgn<br />

+<br />

ψn<br />

L<br />

L<br />

4n<br />

κ 4n<br />

κ<br />

ψ = =<br />

⋅<br />

2<br />

κL<br />

1<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

p<br />

p<br />

4n<br />

3n<br />

3n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

κL<br />

⎛ p4<br />

* ⋅p<br />

− ⎜<br />

⎝ p3*<br />

⋅p<br />

⎛ p<br />

− ⎜<br />

⎝ p<br />

3n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

4n<br />

3n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

κL+<br />

1<br />

κL<br />

( 3.55)<br />

Es wird festgelegt, dass der Ansaugluftdruck p 0 sowie der Druck nach der Abgasturbine p 6<br />

gleich dem Bezugsdruck nach ISO 3046 (1 bar) sind. Somit lassen sich die Nenndrücke p 3n<br />

und p 4n sehr einfach durch die Verdichter- und Turbinendruckverhältnisse ( 3.85)<br />

beschreiben.<br />

p3n<br />

= πVn<br />

p<br />

4n<br />

1<br />

=<br />

π<br />

Das Maximum der Düsendurchflussfunktion ist allgemein definiert zu:<br />

Nach Normierung ergibt sich:<br />

ψ<br />

max<br />

ψ<br />

max<br />

=<br />

ψ<br />

* =<br />

ψ<br />

max<br />

n<br />

Tn<br />

κL<br />

⎛ 2 ⎞<br />

⋅ ⎜ ⎟<br />

κL<br />

+ 1 ⎝ κL<br />

+ 1⎠<br />

=<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

p<br />

p<br />

⎛ 2 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ κL<br />

+ 1⎠<br />

4n<br />

3n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

κL<br />

1<br />

κL+<br />

1<br />

1<br />

κL+<br />

1<br />

⎛ p<br />

− ⎜<br />

⎝ p<br />

4n<br />

3n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

κL+<br />

1<br />

κL<br />

( 3.56)<br />

( 3.57)<br />

( 3.58)<br />

Der Abgasmassenstrom dm 4 /dt ist gleich der Summe aus der dem Zylinder insgesamt<br />

zugeführten Luftmasse und dem Kraftstoffmassenstrom.<br />

m & 4 = m&<br />

3 + mKr &<br />

Nach Normierung auf den Nennbetriebspunkt folgt:<br />

λn<br />

⋅ l min ⎛ 1 ⎞<br />

m & 4*<br />

= ⋅ ⎜m&<br />

3*<br />

+ ⋅ m&<br />

Kr * ⎟<br />

λn<br />

⋅ l min+<br />

1 ⎝ λn<br />

⋅ l min ⎠<br />

( 3.59)<br />

( 3.60)<br />

Die Zylinderinnenleistung P i ist gleich der dem Verbrennungsgas zugeführten Energie mal<br />

dem inneren Wirkungsgrad η i .<br />

Pi = & Qzu ⋅ηi<br />

( 3.61)


17<br />

Mit der Annahme eines etwa konstanten inneren Wirkungsgrades (nach [20]), folgt nach<br />

Normierung:<br />

P i* = Q&<br />

zu *<br />

( 3.62)<br />

Aus der Zylinderinnenleistung und der Winkelgeschwindigkeit berechnet sich das innere<br />

Moment.<br />

Pi<br />

M i =<br />

ω<br />

Die Normierung ergibt:<br />

Pi<br />

*<br />

M i*<br />

=<br />

ω *<br />

( 3.63)<br />

( 3.64)<br />

Die Gleichung ( 3.64) besitzt für die Winkelgeschwindigkeit ω* = 0 eine Definitionslücke.<br />

Um die Formel jedoch auch für den Nulldurchgang von ω zu definieren, wird folgende<br />

Fallunterscheidung angesetzt.<br />

⎧ω<br />

* wenn ω*<br />

≠ 0<br />

ω * = ⎨<br />

⎩1<br />

wenn ω*<br />

= 0<br />

( 3.65)<br />

Für den Nulldurchgang der Winkelgeschwindigkeit, wird in Formel ( 3.64) der Nenner gleich<br />

1 gesetzt. Diese Fallunterscheidung hat keinerlei verfälschende Auswirkung auf das Ergebnis<br />

des zu berechnenden inneren Moments, da der Kraftstoffmassenstrom und somit die<br />

Zylinderinnenleistung P i für -ω zünd < ω < ω zünd gleich Null ist (vgl. 3.2.5).<br />

Das effektive Drehmoment M e an der Kupplung des Motors ist gleich dem inneren Moment<br />

abzüglich dem Reibmoment M r .<br />

Me<br />

= Mi<br />

− Mr<br />

( 3.66)<br />

Unter Verwendung eines als konstant angenommenen mechanischen Wirkungsgrads η m lässt<br />

sich für das normierte effektive Moment schreiben:<br />

1 ⎛ 1 ⎞<br />

Me* = ⋅ Mi<br />

* −⎜<br />

−1⎟<br />

⋅ Mr<br />

*<br />

ηmn<br />

⎝ηmn<br />

⎠<br />

( 3.67)<br />

In der Literatur existieren verschiedene Ansätze für das Reibmoment (z. B. [24], [5]).<br />

Umgesetzt wurde der Ansatz nach [24]. Dabei wird die viskose Reibung in Abhängigkeit von<br />

der Drehzahl sowie die Haftreibung berücksichtigt.<br />

Mr * = sgn ω * ⋅ a ⋅ ω * + b<br />

( ) ( )<br />

( 3.68)<br />

Da keine anderen Daten zur Verfügung standen, wird der Haftreibungsbeiwert b mit 0,5<br />

angenommen. Der Reibungsbeiwert a für die viskose Reibung wird damit 0,5, sodass M r * bei<br />

ω* = 1 ebenfalls 1 wird.


18<br />

Aus einer Leistungsbilanz für den Zylinder lässt sich nach [20] die Abgastemperatur T 4 nach<br />

dem Zylinder berechnen.<br />

Q &<br />

zu + Q&<br />

LL = Q&<br />

A + Q&<br />

Verl + Pi<br />

( 3.69)<br />

Der dem Gas zugeführte Wärmestrom und die Zylinderinnenleistung P i sind durch die<br />

Formeln ( 3.61) und ( 3.40) bekannt. Der mit der Ladeluft zugeführte Wärmestrom berechnet<br />

sich zu:<br />

Q&<br />

LL = m&<br />

3 ⋅ cpL<br />

⋅ T 3 − T 0<br />

Der mit dem Abgas abgeführte Wärmestrom lautet:<br />

Q&<br />

A = m&<br />

⋅ cpA<br />

⋅ T<br />

( )<br />

( 4 − 0)<br />

4 T<br />

( 3.70)<br />

( 3.71)<br />

Mit der bereits getroffenen Annahme eines konstanten inneren Wirkungsgrades η i , können<br />

der Abgaswärmestrom und der Verlustwärmestrom über die zunächst unbekannten Faktoren<br />

k 1 und k 2 aus der Zylinderinnenleistung berechnet werden.<br />

Q&<br />

A = k1⋅<br />

Pi<br />

Q&<br />

Verl = k 2 ⋅ Pi<br />

Aus Formel ( 3.69) folgt somit:<br />

Q&<br />

zu<br />

+ Q&<br />

LL<br />

⎛ 1 k<br />

= Q&<br />

A ⋅ ⎜1+<br />

+<br />

⎝ k1<br />

k<br />

Durch Normierung fallen die unbekannten Faktoren k 1 und k 2 weg.<br />

Q&<br />

A Q&<br />

zu + Q&<br />

LL<br />

Q&<br />

A*<br />

= =<br />

Q&<br />

An Q&<br />

zun + Q&<br />

LLn<br />

m&<br />

Kr ⋅ Hu<br />

⋅ηv<br />

+ m&<br />

3 ⋅ cpL<br />

⋅ ( T 3 − T 0)<br />

=<br />

m&<br />

Krn ⋅ Hu<br />

⋅ηvn<br />

+ m&<br />

3n<br />

⋅ cpL<br />

⋅ T 3n<br />

− T 0<br />

2<br />

1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( )<br />

Nach Auflösen von Formel ( 3.74) und ( 3.71) nach T 4 ergibt sich:<br />

( 3.72)<br />

( 3.73)<br />

( 3.74)<br />

T<br />

m&<br />

m&<br />

⋅ H ⋅η<br />

⋅ H ⋅η<br />

+ m&<br />

⋅ c ⋅<br />

+ m&<br />

⋅ c<br />

( T 3 − T 0)<br />

⋅ ( T 3n<br />

− T 0)<br />

m&<br />

m&<br />

( T 4n<br />

− T 0) + 0<br />

Kr u v 3 pL<br />

4n<br />

4 =<br />

⋅ ⋅ T<br />

Krn u vn 3n<br />

pL<br />

4<br />

Durch Normierung ergibt sich schließlich:<br />

T 4<br />

T 4*<br />

=<br />

T 4n<br />

⎛ m&<br />

Kr * ⋅m&<br />

Krn ⋅ Hu<br />

⋅ηv<br />

* ⋅η<br />

vn + m&<br />

3*<br />

⋅m&<br />

3n<br />

⋅ c<br />

= ⎜<br />

⎝ m&<br />

Krn ⋅ Hu<br />

⋅ηvn<br />

+ m&<br />

3n<br />

⋅ cpL<br />

⋅ T<br />

pL ⋅ ( T 3*<br />

⋅T<br />

3n<br />

− T 0)<br />

( 3n<br />

− T 0)<br />

1<br />

⋅ ⋅<br />

m&<br />

4 *<br />

( T 4n<br />

− T 0)<br />

⎞ 1<br />

+ T 0⎟ ⋅<br />

⎠ T<br />

( 3.75)<br />

4n<br />

( 3.76)


19<br />

Der Nennkraftstoffmassenstrom kann aus der Nennkupplungsleistung und dem spezifischen<br />

Kraftstoffverbrauch 4 berechnet werden.<br />

m&<br />

Krn = ben<br />

⋅ Pen<br />

( 3.77)<br />

Der Nennabgasmassenstrom kann aus dem Nennkraftstoffmassenstrom und dem<br />

Gesamtluftmassenstrom im Nennpunkt (nach Formel ( 3.50)) bestimmt werden.<br />

m & 4 n = m&<br />

3n<br />

+ m&<br />

Krn<br />

( 3.78)<br />

3.2.5 Einspritzpumpe<br />

Der Kraftstoffmassenstrom, den die Einspritzpumpe in den Verbrennungsraum einspritzt,<br />

berechnet sich aus der eingespritzten Kraftstoffmasse pro Arbeitsspiel m AS , der Drehzahl n<br />

und der Taktzahl a.<br />

mAS<br />

⋅ n<br />

m&<br />

Kr =<br />

a<br />

( 3.79)<br />

Mit der Annahme, dass die Kraftstoffmasse pro Arbeitsspiel proportional zur Füllung Fü und<br />

unabhängig von der Drehzahl ist, ergibt sich nach Normierung:<br />

mKr & * = Fü * ⋅ω<br />

*<br />

( 3.80)<br />

Die Füllung ist die Regelstangenstellung der Einspritzpumpe.<br />

Der Wertebereich für den Kraftstoffmassenstrom wird auf positive Werte beschränkt. Der<br />

eingespritzte Kraftstoffmassenstrom kann nicht negativ sein.<br />

0 ≤ m& Kr < ∞<br />

( 3.81)<br />

Für die Füllung Fü* und die Winkelgeschwindigkeit ω* sind positive wie auch negative<br />

Werte zugelassen.<br />

Wenn die Drehzahl kleiner als der Betrag der Zünddrehzahl ω zünd ist, soll kein Kraftstoff<br />

eingespritzt werden. Die Zünddrehzahl wird nach [5] für Viertakt-Dieselmotoren mit 20 %<br />

der Nenndrehzahl angenommen.<br />

⎧ Fü * ⋅ω<br />

* für ω * > ωzünd<br />

*<br />

m&<br />

Kr*<br />

= ⎨<br />

⎩0<br />

für ω * ≤ ωzünd<br />

*<br />

( 3.82)<br />

3.2.6 Abgassammler<br />

Für den Abgassammler gelten dieselben Gleichungen wie für den Ladeluftbehälter (siehe<br />

Abschnitt 3.2.3), jeweils angewendet auf die Zustände des Abgassammlers.<br />

Analog zum Ladeluftbehälter kann auch für den Abgassammler ein spezifisches Volumen<br />

angegeben werden.<br />

VAS<br />

≈ 0,8m³ / MW<br />

Pe<br />

( 3.83)<br />

4 [19], für moderne Schiffsdieselmotoren unter Bezugsbedingungen nach ISO 3046: b e = 180 g/kW h


20<br />

3.2.7 Abgasturbolader-Turbine<br />

Die Innenleistung der Turboladerturbine P iT berechnet sich nach dem 1. Hauptsatz der<br />

Thermodynamik aus dem isentropen Enthalpiegefälle ∆h sT zu:<br />

PiT<br />

= m&<br />

5 ⋅ηsT<br />

⋅ ∆hsT<br />

= m&<br />

5<br />

⋅η<br />

sT<br />

R<br />

⋅<br />

κ<br />

A<br />

A<br />

⋅κA<br />

⋅ T<br />

−1<br />

Das Turbinendruckverhältnis π T wird definiert zu:<br />

p<br />

π T =<br />

p<br />

6<br />

5<br />

5<br />

⎛ ⋅ ⎜<br />

1 − π<br />

⎝<br />

κA−1<br />

κA<br />

T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.84)<br />

( 3.85)<br />

Der Druck p 5 vor der Turbine kann anhand des erforderlichen Spülluftgefälles p K abgeschätzt<br />

werden 5 .<br />

p5<br />

≈ p3<br />

− pK<br />

( 3.86)<br />

Unter der Annahme, dass der Druck p 6 nach der Turbine konstant ist (p 6 = p 6n ), folgt nach<br />

Normierung analog zum Verdichterdruckverhältnis (vgl. ( 3.4)):<br />

πT<br />

= πTn<br />

⋅πT<br />

*<br />

= π<br />

Tn<br />

⋅<br />

1<br />

*<br />

Die normierte Turbinenleistung berechnet sich damit zu:<br />

P<br />

p5<br />

κA−1<br />

κ<br />

1−<br />

π<br />

iT* = m&<br />

5 *<br />

−<br />

κA<br />

Tn<br />

A<br />

T<br />

⋅η sT * ⋅T<br />

5 * ⋅<br />

κA<br />

1<br />

1−<br />

π<br />

( 3.87)<br />

( 3.88)<br />

Um den isentropen Turbinenwirkungsgrad η sT zu bestimmen, kann der Ansatz von [4] oder<br />

[2] verwendet werden. Demnach ist der auf den Nennpunkt bezogene Turbinenwirkungsgrad<br />

nur von der Laufzahl (u/c 0 ) abhängig.<br />

η sT<br />

⎛ u ⎞ ⎛ u ⎞<br />

* = 2 ⋅ ⎜ ⎟*<br />

− ⎜ ⎟<br />

⎝ c0<br />

⎠ ⎝ c0<br />

⎠<br />

2<br />

*<br />

( 3.89)<br />

Die Laufzahl ist definiert als das Verhältnis der Umfangsgeschwindigkeit u zur idealen<br />

Axialgeschwindigkeit c 0 .<br />

u<br />

c<br />

κA−1<br />

ωATL<br />

⋅ dTm<br />

⎜<br />

RA<br />

⋅κA<br />

= ⋅ 2 ⋅ ⋅ 5 ⋅<br />

A<br />

⎜ κ<br />

T 1 T<br />

0<br />

π<br />

A<br />

2<br />

⎛<br />

⎝<br />

κ<br />

−1<br />

⎛ −<br />

⎝<br />

⎞⎞<br />

⎟⎟<br />

⎠⎠<br />

1<br />

−<br />

2<br />

( 3.90)<br />

5 Rulfs H.: Vorlesung Schiffsmaschinenanlagen, [19]: p K = 0,3


21<br />

Für die normierte Laufzahl (u/c 0 )* vereinfacht sich die Gleichung wie folgt:<br />

⎛ u ⎞<br />

⎜ ⎟*<br />

= ω<br />

⎝ c0<br />

⎠<br />

ATL<br />

⎛<br />

⎜<br />

* ⋅⎜T<br />

⎜<br />

⎝<br />

5<br />

⎛<br />

⎜ 1 − π<br />

* ⋅⎜<br />

⎜<br />

⎝1<br />

− π<br />

κA−1<br />

κA<br />

T<br />

κA−1<br />

κA<br />

Tn<br />

⎞⎞<br />

⎟⎟<br />

⎟⎟<br />

⎟⎟<br />

⎠⎠<br />

1<br />

−<br />

2<br />

( 3.91)<br />

Der Abgasmassenstrom, der durch die Turbine durchgesetzt wird, kann nach [20] wie der<br />

Überströmluftmassenstrom (siehe Abschnitt 3.2.4) mit der Durchflussfunktion ψ berechnet<br />

werden.<br />

Normiert ergibt sich:<br />

m&<br />

m&<br />

5<br />

2<br />

2 ⋅ p5<br />

= ⋅ A⋅ψ ⋅µ<br />

RA ⋅T<br />

5<br />

1<br />

= ⋅ p<br />

T 5 *<br />

* ⋅ψ<br />

* ⋅<br />

5 * 5 µ<br />

In Analogie zu Formel ( 3.53) wird für die Durchflussfunktion für die Turbine definiert:<br />

ψ<br />

=<br />

κA<br />

⋅<br />

κA<br />

−1<br />

π<br />

2<br />

κA<br />

T<br />

− π<br />

*<br />

κA+<br />

1<br />

κA<br />

T<br />

Nach Normierung ergibt sich mit Kenntnis des Turbinennenndruckverhältnisses:<br />

ψ * =<br />

π<br />

π<br />

2<br />

κA<br />

T<br />

2<br />

κA<br />

Tn<br />

− π<br />

− π<br />

κA+<br />

1<br />

κA<br />

T<br />

κA+<br />

1<br />

κA<br />

Tn<br />

( 3.92)<br />

( 3.93)<br />

( 3.94)<br />

( 3.95)<br />

In Analogie zu Gleichung ( 3.57) wird die Durchflussfunktion auf den Maximalwert ψ max *<br />

begrenzt.<br />

ψ<br />

max<br />

* =<br />

⎛ 2 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ κA<br />

+ 1⎠<br />

π<br />

2<br />

κA<br />

Tn<br />

− π<br />

1<br />

κA−1<br />

κA+<br />

1<br />

κA<br />

Tn<br />

( 3.96)<br />

Der Durchflussbeiwert µ*, der je nach Betriebszustand der Turbine den effektiven<br />

Durchflussquerschnitt des Turbinenschaufelgitters bestimmt, kann nach [2] entsprechend des<br />

folgenden einfachen Kennfeldes für Axialturbinen angegeben werden (Abbildung 5).


22<br />

normierter<br />

Durchflussbeiwert µ*<br />

1,15<br />

1,1<br />

1,05<br />

1<br />

0,95<br />

0,9<br />

0 0,5 1 1,5 2<br />

normierte Laufzahl (u/c0)*<br />

πΤ∗ π T * = 0,75<br />

πΤ∗ π T * = 1,00<br />

πΤ∗ π T * = 1,50<br />

Abbildung 5: Normierter Durchflussbeiwert µ* einer Axialturbine über der normierten Laufzahl (u/c 0 )*<br />

für verschiedene Turbinendruckverhältnisse π T *, nach [2]<br />

3.2.8 Abgasturbolader-Rotor<br />

Die Winkelgeschwindigkeit der Abgasturboladerwelle kann durch Integration des allgemein<br />

gültigen Drallsatzes berechnet werden.<br />

dω<br />

M =<br />

∑<br />

dt J<br />

( 3.97)<br />

Die zeitliche Änderung der Winkelgeschwindigkeit ω ATL des Turboladerrotors ergibt sich<br />

somit wie folgt:<br />

dωATL<br />

1<br />

= ⋅ ( ηmATL<br />

⋅ PiT<br />

− PiV<br />

)<br />

dt JATL<br />

⋅ωATL<br />

( 3.98)<br />

Nach Normierung der Gleichung ( 3.98) folgt unter Verwendung der Anlaufzeitkonstante<br />

T aATL für die zeitliche Änderung der normierten Rotorwinkelgeschwindigkeit:<br />

dωATL<br />

* 1<br />

=<br />

⋅ ( PiT<br />

* −PiV<br />

*)<br />

dt TaATL<br />

⋅ωATL<br />

*<br />

Eine Integration liefert die normierte Winkelgeschwindigkeit.<br />

t<br />

dωATL<br />

*<br />

ω ATL*<br />

= dt ωATLstart<br />

∫ + *<br />

dt<br />

0<br />

( 3.99)<br />

( 3.100)<br />

Es wird angenommen, dass die Drehzahl des ATL immer größer als 0,1 % der Nenndrehzahl<br />

ist, sodass keine Null im Nenner der Formel ( 3.99) auftritt.<br />

Die Anlaufzeitkonstante T aATL in Formel ( 3.99) ergibt sich aus der Normierung mit den<br />

Nennwerten und dem Massenträgheitsmoment.<br />

2<br />

JATL<br />

⋅ωATLn<br />

TaATL<br />

=<br />

PiVn<br />

( 3.101)


23<br />

Die benötigte Nennverdichterleistung P iVn kann durch Einsetzen der Nennwerte in Gleichung<br />

( 3.2) bestimmt werden.<br />

κL−1<br />

1 ⎛ L ⎞ ⎛ ⎞<br />

L<br />

PiVn<br />

= ⋅ p0n<br />

⋅V&<br />

κ<br />

0 ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜ κ<br />

n<br />

Vn ⎟<br />

π −1<br />

η<br />

⎝ −1⎠<br />

sVn κL<br />

⎝ ⎠<br />

( 3.102)<br />

Der ebenfalls erforderliche Nennansaugluftvolumenstrom kann mit Kenntnis des spezifischen<br />

Kraftstoffverbrauchs und dem Gesamtluftverhältnis im Nennbetriebspunkt berechnet werden.<br />

RL<br />

T 0n<br />

V&<br />

⋅<br />

0n<br />

= ⋅ λn<br />

⋅ ben<br />

⋅ Pen<br />

⋅ l min<br />

p0n<br />

( 3.103)<br />

Die in den Abschnitten bis angegebenen Gleichungen erlauben die Simulation eines<br />

Viertakt-Dieselmotors. Es sind nur einige wenige motorspezifische Eingangsdaten<br />

erforderlich. Viele dieser Daten können leicht abgeschätzt werden, da sie zwischen<br />

verschiedenen Motoren nur wenig variieren. Andere Daten sind üblicherweise bekannt, da es<br />

sich um die Nennbetriebswerte handelt.<br />

Eine Tabelle der erforderlichen Motordaten ist im Anhang 12.1 angegeben.<br />

3.3 Zweitakt-Dieselmotor<br />

Der Zweitakt-Dieselmotor kann im wesentlichen durch dieselben Gleichungen modelliert<br />

werden, wie der Viertakt-Dieselmotor. Wesentliche Unterschiede sind lediglich beim<br />

Ladungswechselprozess des Zylinders vorhanden.<br />

3.3.1 Zweitakt-Zylinder<br />

Während der dem Zylinder zugeführte Frischluftmassenstrom dm 3 /dt beim Viertaktzylinder<br />

maßgeblich von der Motordrehzahl abhängt (verg. Formel ( 3.47)), ist der<br />

Ladungswechselprozess des Zweitaktzylinders weitestgehend unabhängig von der<br />

Motordrehzahl. Nach [24] kann der Zweitaktzylinder mit Lufteinlassschlitzen und einem<br />

zentralen Auslassventil in Bezug auf den durchgesetzten Luftmassenstrom näherungsweise<br />

als Düse betrachtet werden.<br />

Der dem Zylinder zugeführte Luftmassenstrom lässt sich analog zum<br />

Überströmluftmassenstrom aus Gleichung ( 3.51) berechnen [24]:<br />

= 2<br />

m&<br />

3 ⋅ p3<br />

⋅ ⋅ψ<br />

R ⋅T<br />

A<br />

L 3<br />

Nach Normierung auf den Nennbetriebszustand vereinfacht sich die Gleichung zu:<br />

p3*<br />

ψ⋅ *<br />

m&<br />

3*<br />

=<br />

T 3*<br />

( 3.104)<br />

( 3.105)<br />

Die normierte Durchflussfunktion ψ* berechnet sich nach Gleichung ( 3.55). Es ist zu<br />

erkennen, dass der Luftmassenstrom dm 3 */dt lediglich vom Druck vor und nach dem Zylinder<br />

sowie von der Ladelufttemperatur abhängt. Der Turbolader hat daher besonders für den<br />

Zweitakt-Dieselmotor sehr großen Einfluss auf das Betriebsverhalten 6 .<br />

6 [5], Seite 69


24<br />

Um auch im Schwachlastbetrieb einen ausreichenden Luftmassenstrom für die Verbrennung<br />

gewährleisten zu können, ist in der Realität bei Zweitakt-Dieselmotoren ein elektrisch<br />

angetriebenes Hilfsgebläse vorhanden. Dessen Verhalten wird hier sehr einfach durch eine<br />

untere Begrenzung des Luftmassenstroms nachgebildet. Es wird definiert:<br />

0,2<br />

≤ m& 3* < ∞<br />

( 3.106)<br />

Ein Teil der Abgase verbleibt bei jedem Ladungswechsel des Zweitaktmotors im Zylinder,<br />

sodass der Ladungswechsel nur annähernd vollständig ist. Der Ladungswechsel wird nach<br />

einem Ansatz in [4] über den Luftaufwand λ A wie folgt berechnet. Der Luftaufwand ist<br />

allgemein definiert zu:<br />

m& 3<br />

λ A =<br />

m&<br />

thLZ<br />

Mit normierten Größen lässt sich nach Umformung schreiben:<br />

λn<br />

m&<br />

3*<br />

λ A = ⋅ λ vn m&<br />

thLZ *<br />

( 3.107)<br />

( 3.108)<br />

Die theoretisch maximal mögliche Frischluftladung in den Zylinder berechnet sich nach<br />

Formel ( 3.46), bzw. normiert nach Formel ( 3.47):<br />

p3*<br />

⋅ω *<br />

mthLZ & * =<br />

T 3 *<br />

( 3.109)<br />

Um in Formel ( 3.108) eine Division durch Null zu verhindern, wird der theoretische in den<br />

Zylinder einströmende Luftmassenstrom auf größer gleich 0,001 begrenzt.<br />

Mit der Definition des Liefergrads η L kann der im Zylinder zur Verbrennung zur Verfügung<br />

stehende Frischluftmassenstrom bestimmt werden. Der Liefergrad ist allgemein wie folgt<br />

definiert:<br />

m&<br />

LV<br />

η L =<br />

m&<br />

thLZ<br />

Nach [4] kann näherungsweise folgender Ansatz verwendet werden 7 :<br />

⎧ λA<br />

wenn : λA<br />

≤ 1<br />

ηL<br />

= ⎨<br />

⎩1<br />

wenn : λA > 1<br />

( 3.110)<br />

( 3.111)<br />

Dieser Ansatz entspricht dem idealen Verdrängungsmodell für den Ladungswechsel. Es wird<br />

dabei angenommen, dass die Dichte der zugeführten Luft gleich der Luftdichte im Zylinder ist<br />

(ρ 3 = ρ Zyl ).<br />

Aus ( 3.110) und Normierung auf den Nennpunkt folgt für die Frischluftmasse, die im<br />

Zylinder tatsächlich für die Verbrennung zur Verfügung steht:<br />

m & LV* =η L ⋅ m&<br />

thLZ *<br />

( 3.112)<br />

7 [4], Seite 52


25<br />

3.3.2 Anlasssystem des Zweitakt-Dieselmotors<br />

Bei einer Antriebsanlage mit langsamlaufendem Zweitakt-Dieselmotor und direkt<br />

gekoppeltem Festpropeller ist für die Schubumkehr beim Stoppmanöver eine<br />

Drehrichtungsumkehr des Dieselmotors notwendig. Diese Drehrichtungsumkehr wird<br />

Umsteuern genannt.<br />

Die Umkehrung der Drehrichtung erfordert beim Zweitaktmotor lediglich eine Anpassung der<br />

Steuerzeiten für die Kraftstoffeinspritzung. Die Steuerzeiten für den Gaswechsel bleiben<br />

unverändert. Erreicht wird die Drehrichtungsumkehr durch gezielt gesteuertes Einblasen von<br />

Anlassluft (Druckluft bei 30 bar) direkt in den Zylinder.<br />

Um den Umsteuervorgang zu starten, wird definiert, dass folgende drei Bedingungen<br />

gleichzeitig erfüllt sein müssen:<br />

sgn FH * ≠ sgn ω *<br />

( ) ( )<br />

ω * < ω<br />

m&<br />

Kr<br />

* ≤ 0<br />

umst<br />

*<br />

( 3.113)<br />

Wenn alle drei Bedingungen erfüllt sind, wird das als konstant angenommene Anlassmoment<br />

M a freigegeben. Das Anlasssystem wird dabei wie eine dem Motor vorgeschaltete<br />

Momentenquelle betrachtet.<br />

Die Summe aus dem effektiven Motormoment M e und dem Anlass- bzw. Umsteuermoment<br />

M a ergibt das vom Motor und Anlassystem zusammen abgegebene Motormoment M M .<br />

MM<br />

= Me<br />

+ sgn FH * ⋅ M<br />

Nach Normierung ergibt sich:<br />

M<br />

M<br />

( ) a<br />

( FH *) ⋅ a ⋅ M *<br />

* = Me<br />

* + sgn<br />

a<br />

( 3.114)<br />

( 3.115)<br />

Der Faktor a gibt an, wie groß das Nennanlassmoment M an in Bezug auf das aus dem<br />

Dieselprozess resultierende effektive Nennmoment M en ist.<br />

Man<br />

a =<br />

Men<br />

( 3.116)<br />

Das Anlassmoment liegt solange an, bis entweder der Kraftstoffmassenstrom größer als Null<br />

wird oder die Drehzahl den Betrag der Umsteuerdrehzahl überschreitet.<br />

Da in dieser Arbeit keine Störfälle, keine Variationen der Umgebungsbedingungen und auch<br />

nicht mehrere direkt aufeinander folgende Umsteuermanöver simuliert werden sollen,<br />

erscheint es ausreichend genau, das Anlassmoment als konstant anzusehen. Es wird also<br />

vorausgesetzt, dass die Anlassluftflaschen voll sind und ein konstanter Anlassluftdruck und<br />

somit das Nennanlassmoment zur Verfügung steht.<br />

In der Arbeit von [5] wird das Umsteuerverhalten von direktantreibenden Zweitakt-<br />

Dieselmotoren untersucht. Die Umsteuerdrehzahl wird mit etwa 30 % der Nenndrehzahl<br />

angegeben.<br />

3.4 Schiff<br />

Die Berechnung der Beschleunigung des Schiffes erfolgt nach der allgemeinen Newton’schen<br />

Bewegungsgleichung aus der Differenz des effektiven Propellerschubs und dem


26<br />

Schleppwiderstand R T . Der effektive Propellerschub ist der um den Sog (Sogziffer t)<br />

verminderte Schub F P .<br />

dvS<br />

1<br />

= ⋅ ( FP<br />

⋅ ( 1−<br />

t)<br />

− RT<br />

)<br />

dt mSges<br />

( 3.117)<br />

Bei Nenngeschwindigkeit entspricht der effektive Schub dem Nennschleppwiderstand R Tn .<br />

Die Sogziffer t wird als konstant angenommen. Nach Normierung auf die Werte bei<br />

Nenngeschwindigkeit ergibt sich für die normierte Schiffsbeschleunigung:<br />

dvS<br />

* RTn<br />

⎛ FP<br />

⋅ ( 1−<br />

t)<br />

RT<br />

⎞<br />

= ⋅ ⎜ − ⎟<br />

dt mSges<br />

⋅ vSn<br />

⎝ RTn<br />

RTn<br />

⎠<br />

1<br />

= ⋅ ( FP<br />

* −RT<br />

*)<br />

TaS<br />

Die Zeitkonstante des Schiffes T aS folgt aus der Normierung der Gleichung ( 3.117).<br />

mSges<br />

⋅ vSn<br />

TaS<br />

=<br />

RTn<br />

( 3.118)<br />

( 3.119)<br />

Der Schleppwiderstand R T in Abhängigkeit der Schiffsgeschwindigkeit ist aus Messungen der<br />

Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt bekannt. Durch die Messwerte wird eine potentielle<br />

Ausgleichskurve mit dem Exponenten k gelegt.<br />

( vS)<br />

k<br />

R T sgn vS<br />

*<br />

* = ⋅<br />

( 3.120)<br />

Die Gesamtschiffsmasse setzt sich aus der Schiffsmasse und der Masse des mitbewegten<br />

Wassers m Shyd zusammen [5].<br />

m Sges = mS<br />

+ mShyd<br />

( 3.121)<br />

Die hydrodynamische Schiffsmasse kann mit ausreichender Genauigkeit anhand einer<br />

empirischen Formel 8 bestimmt werden.<br />

mS<br />

mShyd<br />

=<br />

3<br />

L<br />

π ⋅ −14<br />

mS<br />

( 3.122)<br />

Der Tiefgang und der Trimm des Schiffes ist in der getroffenen Modellbildung nicht als<br />

Eingangsparameter vorgesehen. Außerdem wird angenommen, dass der Propellerschub und<br />

der Widerstand auf derselben Wirkungslinie liegen und keinerlei Querkräfte auftreten. Die<br />

Bewegungsrichtung des Schiffes wird auch bei den zu simulierenden Manövern als ideal<br />

geradeaus betrachtet.<br />

Die Schiffsgeschwindigkeit v S ergibt sich aus der Integration der Beschleunigung.<br />

t<br />

dvS<br />

vS<br />

= ∫ dt + vSstart<br />

dt<br />

0<br />

( 3.123)<br />

8 nach S. Krüger, <strong>TUHH</strong>


27<br />

Für ein Schiff mit zwei Propellern gleicher Nennleistung kann entsprechend Formel ( 3.118)<br />

geschrieben werden:<br />

dvS<br />

* 1 ⎛ 1 1<br />

⎞<br />

= ⋅ ⎜ ⋅ FP1*<br />

+ ⋅ FP2<br />

* −RT<br />

* ⎟<br />

dt TaS<br />

⎝ 2 2<br />

⎠<br />

( 3.124)<br />

Die vom Schiff seit Simulationsbeginn zurückgelegte Distanz kann als die Integration der<br />

Schiffsgeschwindigkeit berechnet werden.<br />

s =<br />

t<br />

∫<br />

0<br />

( vS<br />

* ⋅vSn)dt<br />

( 3.125)<br />

3.5 Festpropeller<br />

In der Fachliteratur bestehen unterschiedliche Ansätze für die Berechnung von Schub und<br />

Drehmoment eines Festpropellers. Am bekanntesten ist die Darstellung als Freifahrtkurve<br />

durch Schub- und Momentenbeiwerte k T und k Q in Abhängigkeit der Fortschrittsziffer. Diese<br />

Darstellung deckt jedoch nicht den gesamten bei Umsteuermanövern durchfahrenen<br />

Betriebsbereich ab. Für die Berechung von Umsteuermanövern eignen sich zum Beispiel die<br />

Wageninger Koeffizienten für Schub und Drehmoment c T (β) und c Q (β). Diese Koeffizienten<br />

lagen jedoch für den zu modellierenden Propeller nicht vor. Außerdem wurde ein<br />

Rechenmodell mit möglichst wenigen Eingangsparametern angestrebt.<br />

Es wird ein Propellermodell nach [25] umgesetzt, welches das Propellermoment anhand<br />

angenäherter Robinson-Kennfelder beschreibt. Dabei werden Funktionen 2. Grades zur<br />

Berechnung des Propellermoments in Abhängigkeit von der Propellerdrehzahl und der<br />

Schiffsgeschwindigkeit v S verwendet (Abbildung 6).<br />

Nach Aussage von [25] und [8] sind diese Vereinfachungen des Robinson-Kennfeldes<br />

zulässig, da Bereiche größerer Ungenauigkeit bei Manövern relativ schnell durchfahren<br />

werden und sich daher keine großen Abweichungen ergeben. Es kann außerdem davon<br />

ausgegangen werden, dass die für stationäre Bedingungen geltenden Robinson-Kurven auch<br />

für transiente Vorgänge gelten [22] [25].<br />

Für dieses Festpropellermodell sind nur zwei schiffsspezifische Konstanten notwendig.<br />

Die Kurvenschar im angenäherten Robinson-Kennfeld wird einerseits begrenzt durch eine<br />

parabelförmig angenommene Pfahlkurve (v S * = 0). Um das Propellermoment M P0 * auf der<br />

Pfahlkurve bestimmen zu können, muss lediglich die Drehzahl ω 0 * bei der bei stehendem<br />

Schiff das Nenndrehmoment erreicht wird, bekannt sein.<br />

ωP<br />

* ⋅ωP<br />

*<br />

MP0*<br />

=<br />

2<br />

ω 0 *<br />

( 3.126)<br />

Andererseits wird die Kurvenschar durch den Drehmomentverlauf M P1 * bei<br />

Nennschiffsgeschwindigkeit (v S * = 1) begrenzt. Der zweite erforderliche Modellparameter ist<br />

das Drehmoment M P0 *, das bei Nennschiffsgeschwindigkeit und nicht drehendem Propeller<br />

anliegt.<br />

MP 1* = 1 − M 0 * ⋅ω<br />

P * ⋅ωP<br />

* + M 0<br />

( ) *<br />

( 3.127)


28<br />

Aus den beiden Grenzkurven ( 3.126) und ( 3.127) wird nun linear entsprechend der<br />

momentanen Schiffsgeschwindigkeit v S * interpoliert, um das Propellermoment M P * zu<br />

bestimmen:<br />

MP* = MP0 * − MP0<br />

* −MP1*<br />

⋅ vS<br />

( ) *<br />

( 3.128)<br />

Laut [25] kann empirisch festgestellt werden, dass bei Festpropellern der Schub F P etwa<br />

proportional zum Drehmoment ist. Damit folgt für den auf den Nennbetriebspunkt<br />

(Nenndrehzahl und Nennschiffsgeschwindigkeit) normierten Schub:<br />

F P* = MP *<br />

( 3.129)<br />

Das Massenträgheitsmoment des im Wasser rotierenden Propellers ergibt sich aus dem<br />

Massenträgheitsmoment der Propellergeometrie J P und dem aus der mitrotierenden<br />

Wassermasse gebildeten hydrodynamischen Anteil J Phyd [5].<br />

J Pges = JP<br />

+ JPhyd<br />

( 3.130)<br />

M P *<br />

1<br />

ϖ P *<br />

0<br />

ω 0 *<br />

-1 0 1<br />

-1<br />

M P0 *<br />

vs* v S * = 0<br />

vs* v S * = 1<br />

Abbildung 6: Durch Funktionen 2. Grades angenäherte Robinson-Kurven mit Kennzeichnung der<br />

Modellparameter M P0 * und ω 0 *<br />

Für die Identifikation der erforderlichen Modellparameter (M P0 * und ω 0 *) sind zwei<br />

verschiedene Ansätze möglich:<br />

- Messung am Modell oder Großausführung<br />

- Ermittlung aus Freifahrtdiagramm<br />

Da weder Messungen am Modell noch an der Großausführung des Schiffes vorliegen, wurden<br />

die Daten aus einem vorhandenen Freifahrtdiagramm 9 ermittelt.<br />

9 Quelle: Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt, Versuchsergebnisse vom 30.4.99 für FSG, Report WP 36/99


29<br />

Die normierte Drehzahl ω 0 * bei v S * = 0 und Nenndrehmoment ergibt sich mit Hilfe des<br />

Momentenbeiwertes k Q für die Fortschrittsziffer J = 0 aus dem Freifahrtdiagramm.<br />

MPn<br />

5<br />

n0<br />

kQ()<br />

0 ⋅ ρ ⋅ D<br />

ω 0*<br />

= =<br />

nn<br />

nn<br />

( 3.131)<br />

Da das Freifahrtdiagramm nur für den ersten Quadranten des Robinson-Kennfeldes vorliegt,<br />

wird das Drehmoment M P0 * indirekt bestimmt. Zuerst wird über die Definitionsgleichung der<br />

Fortschrittsziffer die Drehzahl ω 1 * bestimmt, bei der das Propellermoment bzw. k Q gleich<br />

Null ist.<br />

vSn<br />

⋅ ( 1 − w)<br />

n1<br />

J ( kQ<br />

= 0)<br />

⋅ D<br />

ω 1*<br />

= =<br />

nn<br />

nn<br />

( 3.132)<br />

Mit dieser Drehzahl ω 1 * und dem Modellansatz mit Gleichungen 2. Grades kann aus Formel<br />

( 3.127) das gesuchte Moment M P0 * bestimmt werden.<br />

0 − ω1*<br />

⋅ω1*<br />

M 0*<br />

=<br />

ω1*<br />

⋅ω1*<br />

−1<br />

Die ermittelten Werte für M P0 * und ω 0 * sind in Anhang 12.5 aufgelistet.<br />

( 3.133)<br />

3.6 Verstellpropeller<br />

Es wird im Folgenden ein von [25] entwickeltes Verstellpropellermodell wiedergegeben.<br />

Als Maß für die eingestellte Steigung des Verstellpropellers wird das Propellersteigungsverhältnis<br />

p/D verwendet. Das Steigungsverhältnis wird als Funktion des „Einstellwinkels“ ε<br />

definiert 10 .<br />

( p / D) = 0,7 ⋅π ⋅ tan(ε<br />

)<br />

( 3.134)<br />

Der Nullpunkt des Einstellwinkels wird auf die Einstellung des Propellers festgelegt, bei<br />

welcher bei stehendem Schiff kein Schub erzeugt wird (Nullschubstellung). Beim<br />

Nenneinstellwinkel hingegen hat der Verstellpropeller Nenndrehmoment und Nennschub bei<br />

Nenndrehzahl und Nennschiffsgeschwindigkeit.<br />

Aus der Definition ( 3.134) folgt Nullschub des Propellers bei p/D = 0 und stehendem Schiff<br />

sowie Nennschub bei Nenneinstellwinkel, Nenndrehzahl und Nennschiffsgeschwindigkeit.<br />

Erforderliche Nenndaten für dieses Verstellpropellermodell sind:<br />

v Sn : Nennschiffsgeschwindigkeit<br />

n Pn : Nennpropellerdrehzahl<br />

(p/D) n : Nennsteigungsverhältnis<br />

D : Propellerdurchmesser<br />

w : Nachstromziffer<br />

10 nach [25], S. 32


30<br />

Es sind also auch für dieses Modell, wie es für alle Modelle angestrebt war, nur sehr wenige<br />

Eingangsdaten erforderlich. Zur Beschreibung des Verstellpropellerverhaltens sind weder<br />

Kennfelder, noch Koeffizienten notwendig.<br />

Der Ansatz für dieses physikalisch begründete Modell von Zheng [25] ist, dass sich<br />

Strömungskräfte an umströmten Profielen proportional zum Quadrat der Relativgeschwindigkeit<br />

v r verhalten.<br />

ρ 2<br />

F = c( α ) ⋅ A⋅<br />

⋅ vr<br />

2<br />

( 3.135)<br />

Der Proportionalitätsbeiwert c ist dabei abhängig vom Anstellwinkel α des Profils zur<br />

relativen Anströmrichtung. Die geometrischen Verhältnisse, Geschwindigkeiten und Kräfte<br />

für einen Propellerflügel bei 0,7 R sind in Abbildung 7 dargestellt.<br />

Die einzelnen Schritte der Modellbildung von Zheng werden im Folgenden für die<br />

Erläuterung des Modellbildungsprozesses verkürzt wiedergegeben.<br />

Es werden zuerst die sogenannte Teilauftriebs- und Teilwiderstandskraft F at und F wt für einen<br />

einzelnen Propellerflügel definiert.<br />

ρ 2 2<br />

F at = ca( α ) ⋅ A⋅<br />

⋅ ( va<br />

+ vu<br />

)<br />

2<br />

ρ 2 2<br />

( α ) ⋅ A⋅<br />

⋅ ( va<br />

vu<br />

)<br />

F wt = cw<br />

+<br />

2<br />

( 3.136)<br />

( 3.137)<br />

Aus der Teilauftriebs- und Teilwiderstandskraft berechnet sich mit Rücksicht auf die<br />

vorherrschenden Winkelbeziehungen der Teilschub und das Teilmoment des einzelnen<br />

Verstellpropellerflügels.<br />

FPt<br />

= Fat<br />

⋅ cos − Fwt<br />

⋅ sin β ⋅ 1−<br />

M<br />

Pt<br />

( ( β ) ( )) ( t)<br />

( Fat<br />

⋅ sin ( β ) + Fwt<br />

⋅ cos( )) ⋅ r<br />

= β<br />

( 3.138)<br />

( 3.139)<br />

Wenn die Formeln ( 3.136) und ( 3.137) in Formel ( 3.156) bzw. ( 3.157) eingesetzt und auf<br />

den Nennzustand normiert werden, ergibt sich für den sogenannten normierten<br />

Teilpropellerschub F Pt * und das normierte Teilmoment M Pt*:<br />

F Pt* = Bf<br />

⋅ S ⋅ ca<br />

α ⋅ cos β − cw<br />

α ⋅sin<br />

β<br />

( ( ) ( ) ( ) ( ))<br />

( ca( α ) ⋅sin( β ) + c ( α ) cos( β ))<br />

M Pt* = Bm<br />

⋅ S ⋅<br />

w ⋅<br />

( 3.140)<br />

( 3.141)


31<br />

Das Verhältnis der Relativgeschwindigkeit v r zur Nennrelativgeschwindigkeit v rn wird als<br />

Hilfsfunktion S eingeführt.<br />

2 2<br />

va<br />

+ vu<br />

S =<br />

2 2<br />

van<br />

+ vun<br />

( 3.142)<br />

Durch Umformung, Normierung und unter Verwendung der Winkelbeziehungen lässt sich<br />

schreiben:<br />

2<br />

2<br />

S = sin βn ⋅ vS * + cos βn<br />

⋅ω<br />

( ) ( ) *<br />

( 3.143)<br />

In den beiden, sich bei der Normierung ergebenen konstanten Faktoren B f und B m , sind die<br />

Nenndaten des Verstellpropellers enthalten.<br />

Mit dem oben gezeigten Ansatz kann in Abhängigkeit des Anströmwinkels β der Teilschub<br />

und das Teilmoment berechnet werden. Es gilt nun jedoch, die noch unbekannten Auftriebsund<br />

Widerstandsbeiwerte c a und c w in Abhängigkeit vom Anstellwinkel α zu bestimmen.<br />

Es kann gezeigt werden, dass praktisch vorkommende Werte für den Anstellwinkel α bei<br />

Verstellpropellern im Bereich zwischen –40 ° und +15 ° liegen [25].<br />

Um den gesamten Propellerschub und das gesamte Moment berechnen zu können, werden<br />

äquivalente gemittelte Auftriebs- und Widerstandbeiwerte c am (α) und c wm (α) eingeführt.<br />

In Analogie zu ( 3.136) und ( 3.137) ergeben sich damit die mittlere Auftriebs- und<br />

Widerstandskraft F a und F w des gesamten Verstellpropellers.<br />

ρ 2 2<br />

F a = cam( α ) ⋅ A⋅<br />

⋅ ( va<br />

+ vu<br />

)<br />

2<br />

ρ 2 2<br />

( α ) ⋅ A⋅<br />

⋅ ( va<br />

vu<br />

)<br />

F w = cwm<br />

+<br />

2<br />

( 3.144)<br />

( 3.145)<br />

Damit lässt sich nun wie in ( 3.138) und ( 3.139) der gesamte Propellerschub und das gesamte<br />

Moment berechnen. Nach Normierung ergibt sich der normierte Schub F P * und das normierte<br />

Moment M P * zu:<br />

F P* = Bfm<br />

⋅ S ⋅ cam<br />

α ⋅ cos β − cwm<br />

α ⋅sin<br />

β<br />

( ( ) ( ) ( ) ( ))<br />

( cam( α ) ⋅sin( β ) + c ( α ) cos( β ))<br />

M P* = Bmm<br />

⋅ S ⋅<br />

wm ⋅<br />

( 3.146)<br />

( 3.147)<br />

In Abhängigkeit vom Anstellwinkel α und der Hilfsfunktion S kann mit diesen Gleichungen<br />

der auf den Nennzustand bezogene Schub und das Moment berechnet werden. Voraussatzung<br />

ist wieder, dass die noch unbekannten mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte c am (α)<br />

und c wm (α) bestimmt werden können.<br />

Die Nenndaten gehen in die konstanten Faktoren B fm und B mm sowie in die Hilfsfunktion S<br />

nur über den Nennanströmwinkel β n ein. Es wird in [25] gezeigt, dass für ein großes Kollektiv<br />

von Schiffen der Nennanströmwinkel innerhalb eines kleinen Bereiches von 15 ° < β n < 22 °<br />

liegt.


32<br />

Es wird nun die Annahme getroffen, dass die noch unbekannten Funktionen<br />

cam<br />

α ⋅ Bfm<br />

c<br />

c<br />

c<br />

wm<br />

( )<br />

( α )<br />

( α )<br />

⋅ B<br />

⋅ B<br />

fm<br />

am mm<br />

wm( ) mm<br />

α ⋅ B<br />

( 3.148)<br />

für alle Schiffe annähernd gleich sind, wenn die Nennanströmwinkel β n annähernd gleich<br />

sind.<br />

In [25] wird gezeigt, dass sich anhand von Messwerten oder der Wageninger-Koeffizienten<br />

für den praktisch vorkommenden Bereich von α allgemeingültige Ersatzfunktionen für<br />

c am (α)⋅B mm und c wm (α)⋅B mm finden lassen. Definiert werden dafür eine lineare Funktion<br />

Z a (α) und eine Winkelfunktion Z w (α).<br />

Z a<br />

1<br />

α<br />

( α) = ⋅α<br />

( α ) = A0 ⋅ ( 1 − cos( 2 ⋅α)<br />

) B0<br />

Zw +<br />

0<br />

( 3.149)<br />

( 3.150)<br />

Das Verhältnis K b der beiden nur von den Nenndaten des Verstellpropellers abhängigen<br />

Faktoren B fm und B mm lässt sich im Mittelwert der in [25] untersuchten Schiffe als in etwa<br />

konstant ansehen.<br />

Bfm<br />

K b = ≈ 0,53<br />

Bmm<br />

( 3.151)<br />

Die Anpassungsparameter A 0 , B 0 und α 0 für die Ersatzfunktionen Z a (α) und Z w (α) können<br />

aus den Nenndaten und aus dem normierten Drehmoment bei Nullschub M Pb * bestimmt<br />

werden.<br />

Nach [22] kann das Drehmoment bei Nullschub überschlägig nach folgender empirischer<br />

Formel bestimmt werden.<br />

MPb<br />

MPb*<br />

=<br />

MPn<br />

1 AE<br />

2<br />

5 2<br />

= ⋅ 0,006 ⋅ ⋅ ( 1+<br />

( p / D)<br />

n ) ⋅ ρ ⋅ D ⋅ n<br />

MPn<br />

A0<br />

( 3.152)<br />

Aus den Bedingungen, dass im Nennpunkt alle Werte die Nennwerte annehmen müssen und<br />

bei Nullsteigung des Verstellpropellers und stehendem Schiff der Schub Null sein muss,<br />

ergeben sich folgende Formeln:<br />

Kb<br />

⋅αn<br />

α 0 =<br />

cos βn<br />

+ Kb<br />

⋅sin<br />

βn<br />

A<br />

0<br />

=<br />

K<br />

b<br />

⋅<br />

( ) ( )<br />

( βn) − sin( βn)<br />

−<br />

b ⋅ ( 1−<br />

cos( 2 ⋅αn)<br />

)<br />

cos Kb<br />

B0<br />

K<br />

⋅<br />

( 3.153)<br />

( 3.154)


33<br />

B<br />

0<br />

MPb<br />

=<br />

cos<br />

2<br />

*<br />

( βn)<br />

( 3.155)<br />

Anhand der Nenndaten und der Winkelbeziehungen in Abbildung 7 lassen sich die<br />

Nennwinkel berechnen:<br />

⎛ ( p / D) n ⎞<br />

ϕn<br />

= arctan⎜<br />

⎟⎠<br />

⎝ 0,7 ⋅π<br />

( 3.156)<br />

( 1−<br />

w) ⎞ ⎟⎠<br />

⎛ vSn<br />

⋅<br />

βn<br />

= arctan ⎜<br />

⎝ 0,7 ⋅π<br />

⋅ nn<br />

⋅ D<br />

α<br />

n<br />

( 3.157)<br />

= ϕn<br />

−βn<br />

( 3.158)<br />

Für die während der Simulation zu berechnenden vom Nennzustand abweichenden<br />

Bedingungen berechnen sich die Winkel mit den normierten Größen zu:<br />

ϕ = arctan( ( p / D) * ⋅tan(<br />

ϕn)<br />

)<br />

( 3.159)<br />

β<br />

⎛ vS * ⎞<br />

arctan ⎜ ⋅ tan( β )⎟<br />

⎝ ω * ⎠<br />

= n<br />

( 3.160)<br />

α = ϕ −β<br />

( 3.161)<br />

Mit den oben genannten Ansätzen lassen sich das normierte Propellermoment und der Schub<br />

aus den Formeln ( 3.146) und ( 3.147) wie folgt schreiben:<br />

M P* = S ⋅ Za<br />

α ⋅ sin β + Zw<br />

α cos β<br />

( ( ) ( ) ( ) ( ))<br />

( Za( α ) ⋅ cos( β ) − Z ( α ) sin( β ))<br />

F P* = Kb<br />

⋅ S ⋅<br />

w ⋅<br />

( 3.162)<br />

( 3.163)


34<br />

ϕ<br />

β<br />

-v u<br />

F w<br />

F a<br />

v a<br />

β<br />

ω<br />

Propellerdrehachse<br />

v r<br />

α<br />

v S<br />

Abbildung 7: Geometrische Verhältnisse, Geschwindigkeiten und Kräfte am Flügelabschnitt auf 0,7 R<br />

eines Verstellpropellers<br />

Zheng beschreibt weiterhin zwei Verfahren zur Identifikation der erforderlichen<br />

Modellparameter.<br />

Zum einen kann der konstante Faktor K b durch Vergleich zwischen Rechenergebnis und<br />

Messwert für das Propellermoment so angepasst werden, dass der Fehler minimal wird.<br />

Dieses Verstellpropellermodell wird mit nur dem einem Modellparameter K b wird als<br />

allgemeingültiges Verstellpropellermodell bezeichnet.<br />

Zum anderen wird eine weitere Verfeinerung des bisher aufgestellten Modells vorgeschlagen.<br />

Dieses verfeinerte Modell wird als Verstellpropellermodell mit angepassten<br />

Modellparametern bezeichnet. Es wird eine systematische, vom aktuellen Betriebszustand<br />

abhängige, Korrektur der Ersatzfunktionen für die mittleren Auftriebs- und<br />

Widerstandsbeiwerte eingeführt. Das Motiv für diese Korrektur ist, dass die einzelnen<br />

Propellerflügel sich, abhängig vom aktuellen Betriebszustand, gegenseitig beeinflussen, und<br />

so die mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte verringern. Die Korrekturfunktion f k<br />

wird definiert zu:<br />

K 0<br />

fk = 1−<br />

2<br />

⎛ β ⎞<br />

1+<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ β 0 ⎠<br />

( 3.164)<br />

Die korrigierten Ersatzfunktionen der mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte lauten<br />

damit:<br />

α<br />

Zak<br />

α = ⋅ f<br />

Z<br />

wk<br />

( ) k<br />

α 0<br />

( α ) = ( A0 ⋅ ( 1−<br />

cos( 2 ⋅α<br />

))<br />

+ B0) ⋅ fk<br />

( 3.165)<br />

( 3.166)<br />

Durch die Einführung der Korrekturfunktion f k erhöht sich die Anzahl der zu<br />

identifizierenden Modellparameter. Anstatt lediglich A 0 , B 0 und α 0 aus den Nenndaten sowie


35<br />

K b zu bestimmen (siehe Formeln ( 3.153), ( 3.154) und ( 3.155)) müssen jetzt zusätzlich auch<br />

K 0 und β 0 bestimmt werden.<br />

Die sechs Modellparameter können in diesem verfeinerten Modellansatz aufgrund folgender<br />

Bedingungen ermittelt werden.<br />

Werden die korrigierten mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte in Gleichung ( 3.162)<br />

eingesetzt, ergibt sich für die Berechnung des normierten, korrigierten Propellermoments<br />

folgender Ausdruck:<br />

MPk*<br />

= MP<br />

* ⋅ fk<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎜ K 0<br />

= ⎜1−<br />

⎜ ⎛ β<br />

⎜<br />

1+<br />

⎜<br />

⎝ ⎝ β<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟ ⎛ α<br />

⎟ ⋅ S ⋅ ⎜ ⋅sin<br />

2<br />

⎞ ⎟ ⎝α<br />

0<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠ ⎠<br />

⎞<br />

( β ) + ( A0<br />

⋅ ( 1 − cos( 2 ⋅α<br />

))<br />

+ B0) ⋅ cos( β ) ⎟ ⎠<br />

( 3.167)<br />

Im Nennbetriebspunkt müssen alle Größen ihre Nennwerte annehmen. Damit ergibt sich aus<br />

( 3.167) die Gleichung:<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎜ K 0 ⎟ ⎛ αn<br />

⎞<br />

1 = ⎜1−<br />

⎟ ⋅ ⎜ ⋅ sin( βn) + ( A0<br />

⋅ ( 1−<br />

cos( 2 ⋅αn)<br />

) + B0) ⋅ cos( βn)<br />

2<br />

⎟<br />

⎜ ⎛ βn<br />

⎞ ⎟ ⎝α<br />

0<br />

⎠<br />

⎜<br />

1+<br />

⎜ ⎟<br />

⎟<br />

⎝ ⎝ β 0 ⎠ ⎠<br />

( 3.168)<br />

Bei Nullschub und stehendem Schiff müssen alle Größen die entsprechenden Werte des<br />

Nullschubbetriebspunkts annehmen. Damit folgt für den Nullschubpunkt aus ( 3.167) die<br />

Gleichung:<br />

2<br />

MPb* = cos β n ⋅ 1−<br />

K 0 ⋅ B<br />

( ) ( ) 0<br />

( 3.169)<br />

Als dritte Bedingung wird ein markanter Betriebspunkt, der möglichst weit entfernt von der<br />

Freifahrtkurve liegt, gewählt. Es sollte ein möglichst instationärer Betriebspunkt während<br />

eines Umsteuermanövers sein. Messdaten für diesen Betriebspunkt werden in Gleichung<br />

( 3.167) eingesetzt. Somit bilden die drei Gleichungen ( 3.167), ( 3.168) und ( 3.169) ein<br />

Gleichungssystem mit den fünf unbekannten Parameter A 0 , B 0 , α 0 , β 0 und K 0 . Wenn die<br />

Parameter A 0 und β 0 geschätzt werden können die weiteren drei gesuchten Parameter durch<br />

Iteration aus den drei Gleichungen gefunden werden [25].<br />

Der korrigierte Propellerschub ergibt sich schließlich analog zum Moment aus Gleichung<br />

( 3.163) zu:<br />

FPk*<br />

= FP<br />

* ⋅ fk<br />

= K<br />

b<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎜ K 0<br />

⋅ ⎜1−<br />

⎜ ⎛ β<br />

⎜<br />

1+<br />

⎜<br />

⎝ ⎝ β<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟ ⎛ α<br />

⎟ ⋅ S ⋅ ⎜ ⋅ cos<br />

2<br />

⎞ ⎟ ⎝α<br />

0<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠ ⎠<br />

⎞<br />

( β ) − ( A0<br />

⋅ ( 1−<br />

cos( 2 ⋅α<br />

))<br />

+ B0) ⋅sin( β ) ⎟ ⎠<br />

( 3.170)


36<br />

Aus der Bedingung, dass im Nennpunkt auch der korrigierte Propellerschub gleich dem<br />

Nennschub sein muss, lässt sich für den Faktor K b aus ( 3.170) ableiten:<br />

1<br />

Kb<br />

=<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎜ K 0 ⎟ ⎛ αn<br />

⎞<br />

⎜1<br />

− ⎟ ⋅ ⎜ ⋅ cos( βn) − ( A0<br />

⋅ ( 1 − cos( 2 ⋅αn)<br />

) + B0) ⋅sin( βn<br />

2<br />

)⎟<br />

⎜ ⎛ βn<br />

⎞ ⎟ ⎝α<br />

0<br />

⎠<br />

⎜<br />

1 + ⎜ ⎟<br />

⎟<br />

⎝ ⎝ β 0 ⎠ ⎠<br />

( 3.171)<br />

Der Faktor K b ist also bei Verwendung der betriebspunktabhängigen Korrekturfunktion f k von<br />

den anderen Modellparametern abhängig.<br />

Die Nenndaten des untersuchten Verstellpropellers und die sich ergebenden Modellparameter<br />

sind im Anhang 12.4 aufgeführt.<br />

3.7 Welle<br />

Die Winkelbeschleunigung der Welle wird analog zum Abgasturbolader-Rotor anhand des<br />

Drallsatzes berechnet. Die Drehmomente sind das Motormoment M M und das<br />

Propellermoment M P .<br />

d<br />

= 1 ⋅ ( MM<br />

− MP)<br />

dt Jges<br />

ω ( 3.172)<br />

Nach Normierung auf den Nennbetriebszustand ergibt sich:<br />

dω<br />

* 1<br />

= ⋅ ( MM<br />

* −MP<br />

*)<br />

dt Ta<br />

Die Anlaufzeitkonstante T a der Welle ergibt sich durch die Normierung zu:<br />

Jges<br />

⋅ω1n<br />

Ta<br />

=<br />

M 1n<br />

2<br />

Jges<br />

⋅ω1n<br />

=<br />

Pen<br />

( 3.173)<br />

( 3.174)<br />

Der Index 1 steht für die Motorwelle. Das gesamte Massenträgheitsmoment J ges für den<br />

Wellenstrang wird auf die Motordrehzahl bezogen. Daher muss T a auch mit der<br />

Motornennwinkelgeschwindigkeit ω 1n und dem Motornennmoment M 1n gebildet werden.<br />

Durch Integration ergibt sich die momentane normierte Winkelgeschwindigkeit der Welle.<br />

t<br />

dω<br />

*<br />

ω * = dt ωstart<br />

∫ + *<br />

dt<br />

0<br />

Sofern ein Getriebe vorhanden ist, wird die Getriebeübersetzung wie folgt definiert:<br />

ω1<br />

M 2<br />

i = =<br />

ω 2 M 1⋅ηG<br />

( 3.175)<br />

( 3.176)


37<br />

Durch die Normierung ergibt sich, dass die beiden normierten Winkelgeschwindigkeiten bzw.<br />

Drehmomente auf beiden Seiten des Getriebes gleich sind.<br />

ω1*<br />

=ω2<br />

*<br />

M 1*<br />

= M<br />

2<br />

*<br />

( 3.177)<br />

Das gesamte Massenträgheitsmoment, bezogen auf die Motordrehzahl, setzt sich aus den<br />

einzelnen Massenträgheitsmomenten des gesamten Wellenstrangs zusammen. In Abbildung 8<br />

ist der Wellenstrang mit einer Getriebestufe skizziert. Die Massenträgheitsmomente der<br />

Propellerseite werden mit der Getriebeübersetzung i auf die Motordrehzahl bezogen.<br />

∑ J 2<br />

Jges = ∑ J 1 +<br />

2<br />

i<br />

( 3.178)<br />

J Kupplung<br />

J Welle1<br />

ω 1<br />

J Getriebe1<br />

J Motor<br />

J Schwungrad<br />

J Welle2<br />

ω 2<br />

J hydrodynamisch<br />

J Getriebe2<br />

J Propeller<br />

Abbildung 8: Prinzipskizze eines Wellenstrangs mit Viertakt-Dieselmotor, Schwungrad, elastischer<br />

Kupplung, Stirnradstufe und Propeller<br />

3.8 Elektrische Welle<br />

Für die Simulation des dieselelektrischen Schiffsantriebs sind theoretisch das gesamte<br />

elektrische Bordnetz, die Synchrongeneratoren, die elektrischen Fahrmotoren und die<br />

Frequenzumrichter zu modellieren. In erster Näherung kann jedoch folgender Ansatz<br />

getroffen werden.<br />

Das elektrische Bordnetz wird wie eine „Blackbox“ betrachtet (Abbildung 9). Berücksichtigt<br />

wird lediglich die von den beiden Dieselmotoren (DM) eingespeiste mechanische Leistung,<br />

sowie die von den Propellern und den Bordnetzverbrauchern (V) aufgenommene Leistung.<br />

DM1<br />

G1<br />

a<br />

~<br />

~<br />

EM1<br />

DM2<br />

G2<br />

b<br />

~<br />

~<br />

EM2<br />

V<br />

Abbildung 9: Prinzipskizze, elektrisches Bordnetz. Bestehend aus: zwei dieselgetriebenen Generatoren<br />

(G), zwei Generatorhauptschalter (a und b), Sammelschiene, zwei Frequenzumrichter, zwei elektrische<br />

Fahrmotoren (EM), zwei Festpropeller sowie Bordnetzverbraucher (V)


38<br />

Die beiden Dieselgeneratoren und die Bordnetzverbraucher sind über das elektrische<br />

Drehstromnetz in ihrer Winkelgeschwindigkeit miteinander gekoppelt. Für diese<br />

Betrachtungsweise des elektrischen Bordnetzes wird der Begriff „elektrische Welle“<br />

verwendet. Die beiden elektrischen Fahrmotoren mit den direkt gekoppelten Festpropellern<br />

sind hingegen in ihrer Drehzahl durch die Frequenzumrichter frei von der Netzfrequenz.<br />

Die Winkelbeschleunigung der beiden Dieselgeneratoren berechnet sich auf der Grundlage<br />

des allgemeinen Drallsatzes wie folgt:<br />

dω<br />

1<br />

= ⋅ ( PeDM<br />

1 + PeDM<br />

2 − PEM<br />

1 − PEM<br />

2 − PV<br />

− PVerl)<br />

dt Jges<br />

⋅ω<br />

( 3.179)<br />

Nach Normierung und Einführung der Faktoren a und b, die den Zustand der<br />

Generatorhauptschalter repräsentieren (1 = an, 0 = aus), ergibt sich:<br />

dω<br />

* 1 1<br />

= ⋅ ⋅ ( a ⋅ PeDM<br />

1*<br />

⋅PeDM<br />

1n<br />

+ b ⋅ PeDM<br />

2 * ⋅PeDM<br />

2n<br />

2<br />

dt Jges<br />

⋅ωn<br />

ω *<br />

− PEM<br />

1*<br />

⋅PEM<br />

1n<br />

− PEM<br />

2 * ⋅PEM<br />

2n<br />

− PV<br />

* ⋅PVn<br />

− PVerl<br />

)<br />

( 3.180)<br />

Die Leistung der Dieselmotoren berechnet sich aus dem effektiven Drehmoment und der<br />

Winkelgeschwindigkeit.<br />

P eDM* = MeDM<br />

* ⋅ω<br />

*<br />

( 3.181)<br />

Die Verlustleistung im als Blackbox betrachteten elektrischen Bordnetz, berechnet sich für<br />

den Nennpunkt in Abhängigkeit von der Stellung der Generatorhauptschalter zu:<br />

a + b<br />

PVerl<br />

= ( PeDM<br />

1n<br />

+ PeDM<br />

2n<br />

− PEM<br />

1n<br />

− PEM<br />

2n<br />

− PVn)<br />

⋅<br />

2<br />

( 3.182)<br />

Es wird angenommen, dass die Verlustleistung konstant ist.<br />

Das Massenträgheitsmoment J ges der mit Generatordrehzahl rotierenden Massen setzt sich aus<br />

den Massenträgheitsmomenten der beiden über das Bordnetz gekoppelten<br />

Dieselgeneratorsätze zusammen. Die Stellung der Generatorhauptschalter beeinflusst das<br />

gesamte gekoppelte Massenträgheitsmoment.<br />

Jges<br />

= a ⋅ JDM 1 + b ⋅ JDM 2<br />

( 3.183)<br />

Entsprechend Formel ( 3.175) berechnet sich aus der Winkelbeschleunigung in Formel<br />

( 3.180) die Winkelgeschwindigkeit ω* der Dieselgeneratoren.<br />

Um in einem Powermanagement (siehe 3.10.7) die maximal zulässige Leistung der<br />

elektrischen Fahrmotoren bestimmen zu können, muss die maximal verfügbare Leistung<br />

berechnet werden.<br />

Pverfgb<br />

= a ⋅ c ⋅ PeDM<br />

1n<br />

+ b ⋅ d ⋅ PeDM<br />

2n<br />

( 3.184)<br />

Die Faktoren a und b repräsentieren die Generatorhauptschalter. Die Faktoren c und d werden<br />

durch das Verhältnis der vorgegebenen Statiken der beiden Drehzahlregler (vgl. 3.10.2)<br />

beeinflusst. Bei ungleicher Statik kann nur derjenige Motor mit der geringeren<br />

Statikeinstellung Nennleistung erreichen.


39<br />

⎪⎧<br />

1<br />

c = ⎨ St 2<br />

⎪⎩ St1<br />

⎪⎧<br />

1<br />

d = 1<br />

⎨ St<br />

⎪⎩ St2<br />

wenn :<br />

wenn :<br />

wenn :<br />

wenn :<br />

St1<br />

≤ St<br />

St<br />

2<br />

2<br />

2<br />

St1<br />

> St2<br />

St<br />

≤ St<br />

> St<br />

1<br />

1<br />

( 3.185)<br />

3.9 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor<br />

Bei einer dieselelektrischen Antriebsanlage ist die Propellerdrehzahl durch den<br />

Frequenzumrichter frei wählbar.<br />

Das vom elektrischen Fahrmotor zu liefernde Drehmoment kann bei Vorgabe der<br />

Winkelbeschleunigung dω P */dt aus dem Drallsatz (vgl. ( 3.173)) berechnet werden. Das vom<br />

Propeller geforderte Drehmoment M P * ergibt sich aus dem Teilsystem Festpropeller.<br />

dωP<br />

*<br />

M EM = TaPW<br />

⋅ + M<br />

dt<br />

* P<br />

*<br />

( 3.186)<br />

Um übermäßige Beschleunigungsmomente zu vermeiden, ist die zeitliche Änderung der<br />

Winkelgeschwindigkeit zu begrenzen.<br />

Die Anlaufzeitkonstante der Propellerwelle ergibt sich aus der Normierung auf den<br />

Nennbetriebszustand bei Nennschiffsgeschwindigkeit und Nennpropellerwinkelgeschwindigkeit<br />

ω Pn zu:<br />

2<br />

JPW<br />

⋅ωPn<br />

TaPW<br />

=<br />

PEMn<br />

( 3.187)<br />

Die vom elektrischen Fahrmotor abgegebene normierte mechanische Leistung P EM * ergibt<br />

sich wie üblich aus dem Drehmoment (aus Gleichung ( 3.186)) und der<br />

Winkelgeschwindigkeit.<br />

PEM* = MEM * ⋅ω<br />

P *<br />

( 3.188)<br />

Die Leistung des Elektromotors P EM * ist Eingangsgröße für das Teilsystem „Elektrische<br />

Welle“.<br />

3.10 Regelung und Automation<br />

Das Betriebsverhalten einer Schiffsantriebsanlage wird wesentlich durch die Regelung und<br />

die Automation der unterschiedlichen Teilsysteme beeinflusst. In den folgenden Abschnitten<br />

werden die maßgeblichen Regelungs- und Automationsmechanismen beschrieben und<br />

entsprechende Rechenmodelle entwickelt.<br />

3.10.1 Drehzahlregler<br />

Für die Drehzahlregelung des Dieselmotors wird ein PID-Regler verwendet.


40<br />

Die Eingangsgröße des Reglers ist die Regelabweichung ω soll * - ω*. Die Stellgröße des<br />

Reglers ist die Sollfüllung Fü soll des Motors.<br />

d<br />

( ) ( )<br />

( ωsoll<br />

* −ω<br />

*)<br />

Füsoll<br />

= P ⋅ ω soll * −ω<br />

* + I ⋅ soll<br />

∫ ω * −ω<br />

* ⋅ dt + Füstart<br />

+ D ⋅<br />

dt<br />

( 3.189)<br />

Um eine übermäßige Aufladung des Integrators bei aktiver Füllungsbegrenzung (siehe<br />

Abschnitt 3.10.3) zu vermeiden, wird der Integratoreingang gleich Null gesetzt solange die<br />

Füllungsbegrenzung nicht die gesamte Sollfüllung zulässt [21]. Solange das Anlasssystem des<br />

Zweitaktmotors aktiv ist (vgl. Abschnitt 3.3.2), wird ebenso der Integratoreingang gleich Null<br />

gesetzt.<br />

Die in den Simulationsrechnungen verwendeten Reglerparameter P, I und D sind im Anhang<br />

12.8 angegeben.<br />

Es lagen keine Daten der Originalanlage vor.<br />

3.10.2 Drehzahlregler mit Statik<br />

Um beim Parallelbetrieb von zwei Dieselgeneratorsätzen die Leistungsverteilung zwischen<br />

den beiden Aggregaten beeinflussen zu können, ist ein Drehzahlregler mit<br />

leistungsabhängiger statischer Drehzahlabweichung erforderlich. Auch hier wird ein PID-<br />

Regler verwendet.<br />

Füsoll<br />

= P ⋅ ωsoll<br />

* −Fü<br />

* ⋅St<br />

− ω *<br />

+ I ⋅<br />

( )<br />

∫<br />

( ωsoll<br />

* −Fü<br />

* ⋅St<br />

− ω *)<br />

⋅ dt + Fü<br />

start<br />

d<br />

+ D ⋅<br />

( ωsoll<br />

* −Fü<br />

* ⋅St<br />

− ω *)<br />

dt<br />

( 3.190)<br />

Ebenso wie beim Drehzahlregler ohne Statik (siehe 3.10.1) wird auch hier bei aktiver<br />

Füllungsbegrenzung der Integratoreingang gleich Null gesetzt.<br />

Die Statik St des Drehzahlreglers beträgt üblicherweise etwa 4 %.<br />

Bei gleicher Statik ergibt sich eine gleiche prozentuale Leistungsverteilung bezogen auf die<br />

Nennleistung der Aggregate.<br />

3.10.3 Füllungsbegrenzung<br />

Die maximal zulässige Füllung der Dieselmotoren muss in der Realität begrenzt werden, um<br />

übermäßige Rußbildung infolge unvollständiger Verbrennung sowie thermische Überlastung<br />

zu verhindern.<br />

Rußbildung wird verhindert, indem je nach Ladeluftdruck nur eine bestimmte maximale<br />

Füllung Fü max *(p 3 *) zugelassen wird.<br />

Thermische Überlastung wird verhindert, indem je nach Motordrehzahl nur eine bestimmte<br />

maximale Füllung Fü max *(ω*) zugelassen wird.<br />

Da eine Begrenzung der Füllung das vom Dieselmotor abgegebene Drehmoment direkt<br />

beeinflusst, muss die Füllungsbegrenzung auch in den Simulationsmodellen nachgebildet<br />

werden. So kann anhand der Simulationsrechnungen beurteilt werden, wie viel Leistung der<br />

Dieselmotor bei unterschiedlichen Manövern und Betriebszuständen tatsächlich abgeben<br />

kann.<br />

Die von der Füllungsbegrenzung zugelassene Füllung Fü* ist das Minimum aus vier<br />

verschiedenen Füllungswerten.


41<br />

Fü*<br />

= sgn<br />

( Füsoll<br />

*)<br />

⎛ Fü<br />

⎜<br />

⎜ Fü<br />

⋅ min⎜<br />

⎜ Fü<br />

⎜<br />

⎝ Fü<br />

soll<br />

max<br />

max<br />

max<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

( p3*<br />

)<br />

( ω * )<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.191)<br />

Normalerweise bildet die vom Drehzahlregler ausgegebene Sollfüllung Fü soll das Minimum.<br />

Falls die Sollfüllung jedoch größer als ein festgelegter Maximalwert Fü max * oder größer als<br />

die maximale Füllung in Abhängigkeit vom Ladeluftdruck oder von der Drehzahl<br />

(Fü max *(p 3 *) oder Fü max *(ω*)) ist, wird die Füllung auf diesen Maximalwert begrenzt.<br />

Die maximal zulässige Füllung in Abhängigkeit der Drehzahl ω* kann aus einem<br />

Leistungsdiagramm des entsprechenden Motors entnommen werden.<br />

Die maximale Füllung in Abhängigkeit des Ladeluftdrucks p 3 * kann nach Fertigstellung des<br />

Dieselmotorsimulationsmodells ermittelt werden. Dabei wird bei entsprechendem<br />

Ladeluftdruck die Füllung sprunghaft so weit erhöht, bis der Verbrennungswirkungsgrad<br />

kleiner als 100 % wird und somit starke Rußbildung vorliegt. Die maximal zulässige Füllung<br />

in Abhängigkeit des Ladeluftdrucks, für die der Verbrennungswirkungsgrad gerade noch<br />

100 % beträgt bildet die Kennlinie Fü max *(p 3 *). Der Vorteil dieser Methode ist, dass die<br />

ermittelte Kennlinie exakt zum Motormodell passt. Die so ermittelte Kennlinie entspricht<br />

qualitativ den in der Literatur vorhandnen Kennlinien.<br />

Die ermittelten Kennlinien sind im Anhang 12.10 gezeigt.<br />

3.10.4 Kombinator und Verstellpropellerautomation<br />

Im Teilsystem Kombinator sind Kennlinien festgelegt, welches Sollpropellersteigungsverhältnis<br />

bzw. welche Sollmotordrehzahl in Abhängigkeit von der Fahrhebelstellung anliegen<br />

soll.<br />

Es kann außerdem die Betriebsweise vorgewählt werden. Bei Konstantdrehzahl wird die<br />

Motordrehzahl auf ihrem Nennwert konstant gehalten und abhängig von der<br />

Fahrhebelstellung lediglich die Propellersteigung variiert. Bei der Betriebsart<br />

Kombinatorbetrieb hingegen wird die Motordrehzahl und die Propellersteigung in<br />

Abhängigkeit der Fahrhebelstellung beeinflusst.<br />

Die Kombinatorkennlinien sind im Anhang 12.12 angegeben.<br />

Zusätzlich ist in diesem Teilsystem die Verstellpropellerautomation integriert. Sie bildet ein<br />

die Propellersteigung beeinflussendes übergeordnetes System. Eingangsgröße für die<br />

Verstellpropellerautomation ist jeweils das Sollsteigungsverhältnis (p/D) soll * aus der<br />

Kombinatorkennlinie. Bei Überlastung des Dieselmotors wird die Propellersteigung reduziert.<br />

Bei Überdrehzahl („Windmilling-Effekt“) wird die Propellersteigung erhöht.<br />

Eine Reduzierung der Propellersteigung wird erreicht, indem zum Sollsteigungsverhältnis<br />

(p/D) soll * ein Faktor zwischen Null und Eins multipliziert wird [21]. Dieser Faktor liegt am<br />

Ausgang eines Integrators an. Den Integratoreingang bildet ein Hystereseschalter, dessen<br />

Eingangssignal die Abweichung der aktuellen Füllung Fü* von der durch das Teilsystem<br />

Füllungsbegrenzung maximal zulässigen Füllung Fü begr * ist. Der Integratorausgang ist auf<br />

den Wertebereich von Null bis Eins begrenzt. In Abbildung 10 ist die Funktionseinheit<br />

Leistungsreduzierung als Blockschaltbild dargestellt.


42<br />

Fü*<br />

Relay<br />

1<br />

s<br />

Integrator<br />

Product<br />

p/Dsoll*<br />

Fübegr*<br />

p/Dsoll*<br />

Abbildung 10: Blockschaltbild der Funktionseinheit Steigungsreduzierung der Verstellpropellerautomation<br />

In Abbildung 11 ist ein Blockschaltbild der eigens entwickelten Funktionseinheit zum<br />

Überdrehzahlschutz des Verstellpropellers dargestellt. Zum Sollsteigungsverhältnis (p/D) soll *<br />

wird der Ausgang eines Integrators addiert. Der Integratorausgang ist auf den Wertebereich<br />

von Null bis Eins begrenzt. Aufgrund einer Logikabfrage von zwei Bedingungen wird der<br />

Eingangswert des Integrators ausgewählt. Wenn die Winkelgeschwindigkeit ω* größer gleich<br />

Eins ist und gleichzeitig die Füllung Fü* kleiner gleich 0.1 ist, liegt am Integratoreingang der<br />

Wert der Drehzahlüberhöhung an und lädt den Integrator auf. Die Mindestfüllung von 0,1 ist<br />

erforderlich um die Reibungsverluste des Motors auszugleichen. Ist eine der beiden<br />

Bedingungen nicht erfüllt, bildet ein negativer Wert (-0,01) den Integratoreingang, sodass der<br />

Integratorausgang langsam wieder Null wird und damit die Propellersteigung nicht weiter<br />

beeinflusst wird.<br />

Abbildung 11: Blockschaltbild der Funktionseinheit Überdrehzahlschutz der Verstellpropellerautomation<br />

Die in Abbildung 10 und Abbildung 11 dargestellten Funktionseinheiten der<br />

Verstellpropellerautomation sind im Teilsystem Kombinator integriert.<br />

Die Verstellpropellerautomation beinhaltet noch eine weitere Funktionseinheit. Bei der<br />

Betriebsart Kombinatorbetrieb kann die Motordrehzahl beim Manövrieren der<br />

Fahrhebelvorgabe viel schneller folgen als die Propellersteigung [21]. Aus diesem Grunde<br />

wird die maximale Solldrehzahl auf 5 % oberhalb derjenigen Solldrehzahl begrenzt, die der<br />

Fahrhebelstellung des aktuellen Steigungsverhältnisses (p/D) ist * entspricht. Dieses Verhalten<br />

wird erreicht, indem in einer Iteration die zur aktuellen Propellersteigung passende<br />

Fahrhebelstellung gesucht wird. Mit dieser Fahrhebelstellung wird aus der<br />

Kombinatorkennlinie ω soll *(FH*) die zur ermittelten Fahrhebelstellung gehörende<br />

Solldrehzahl bestimmt und mit dem Faktor 1,05 multipliziert. Jeweils das Minimum aus


43<br />

dieser zur aktuellen Propellersteigung passenden Drehzahl und der zur wirklich anliegenden<br />

Fahrhebelstellung gehörenden Drehzahl wird weitergegeben.<br />

3.10.5 Verstellpropellermechanik<br />

Die maximale Verstellgeschwindigkeit ist in positive wie auch in negative Richtung begrenzt.<br />

Dieses dynamische Verhalten wird in der Simulation nachgebildet, indem der Betrag der<br />

zeitlichen Änderung des Propellersteigungsverhältnisses d(p/D)*/dt begrenzt wird.<br />

Am Ausgang des Teilsystems Verstellpropellermechanik wird das Steigungsverhältnis auf die<br />

maximalen Endlagen 1 und –1 begrenzt.<br />

−1 ≤ p / D * ≤<br />

( ) 1<br />

( 3.192)<br />

Der Vorteil, die Mechanik auf diese Art zu modellieren ist, dass das Steigungsverhältnis<br />

unabhängig von der Differenz zwischen Soll- und Istwert, dem Sollsteigungsverhältnis mit<br />

konstanter Verstellgeschwindigkeit folgt.<br />

3.10.6 Belastungsprogramm<br />

Große Schiffshauptmaschinen sind üblicherweise mit einem Belastungsprogramm vor<br />

Schäden durch thermische Spannungen geschützt. Übermäßige thermische Spannungen treten<br />

auf, wenn im oberen Leistungsbereich zu schnelle Lastwechsel erfolgen.<br />

Bei Zweitakt-Dieselmotoren wird die Solldrehzahl oberhalb einer maximalen<br />

Manöverdrehzahl nur sehr langsam gesteigert und ebenso langsam reduziert. Üblich ist etwa<br />

eine Hochfahrzeit von 30 Minuten für eine Drehzahlerhöhung von 90 % auf 100 % der<br />

Nenndrehzahl [13].<br />

Bei Notmanövern kann das Belastungsprogramm überbrückt werden.<br />

3.10.7 Power-Management<br />

Die dieselelektrische Antriebsanlage benötigt ein Powermanagement welches steuert, wie viel<br />

Leistung jeder der beiden elektrischen Fahrmotoren maximal aus dem Bordnetz entnehmen<br />

darf, ohne die angeschlossenen Dieselgeneratoren zu überlasten.<br />

Die maximal verfügbare Leistung wird bereits im Teilsystem Elektrische Welle bestimmt<br />

(siehe Formel ( 3.184)).<br />

Es ist ein Ansatz gesucht, wie die verfügbare Leistung P verfgb auf die beiden elektrischen<br />

Fahrmotoren verteilt wird.<br />

Es wird vereinfachend angenommen, dass die Propellerdrehleistung proportional zur dritten<br />

Potenz der Propellerdrehzahl ist. So lässt sich die verfügbare Leistung P verfgb anhand der<br />

Solldrehzahlen auf die zwei Propeller aufteilen.<br />

P<br />

EM 1zul<br />

P<br />

* =<br />

P<br />

verfgb<br />

EM 1n<br />

⋅<br />

ω<br />

P1soll<br />

ω<br />

*<br />

P1soll<br />

3<br />

*<br />

+ ω<br />

3<br />

P2soll<br />

*<br />

3<br />

Für den zweiten elektrischen Fahrmotor ergibt sich analog:<br />

P<br />

EM 2zul<br />

P<br />

* =<br />

P<br />

verfgb<br />

EM 2n<br />

⋅<br />

ω<br />

P1soll<br />

ω<br />

*<br />

P2soll<br />

3<br />

*<br />

+ ω<br />

3<br />

P2soll<br />

*<br />

3<br />

( 3.193)<br />

( 3.194)


44<br />

3.10.8 Begrenzung der maximalen Propellerdrehzahl<br />

Im Teilsystem Power-Management wird für beide elektrischen Fahrmotoren abhängig von<br />

ihrer Solldrehzahl ω Psoll * und der verfügbaren Leistung P verfgb eine maximal zulässige<br />

Elektromotorleistung P EMzul * bestimmt. Die einzige zu beeinflussende Einflussgröße auf die<br />

Leistung der elektrischen Fahrmotoren ist deren Drehzahl ω P *. In diesem Teilsystem muss<br />

also abhängig von der zulässigen Leistung des jeweiligen Elektromotors dessen Drehzahl<br />

gesteuert werden.<br />

Zur Lösung des Problems wird die folgende Bedingung aufgestellt:<br />

0 = PEMzul<br />

* −PEM<br />

* ωP*,<br />

vS<br />

*<br />

( )<br />

( 3.195)<br />

Die Leistung des Elektromotors wird dabei bestimmt aus dem von der Drehzahl und der<br />

Schiffsgeschwindigkeit abhängigen Drehmoment des Festpropellers und dessen<br />

Winkelgeschwindigkeit.<br />

PEM<br />

* ωP*,<br />

vS<br />

* = MP<br />

* ωP*,<br />

vS<br />

* ⋅ωP<br />

( ) ( ) *<br />

( 3.196)<br />

Durch eine Iteration wird die Propellerdrehzahl ω P * bestimmt, für welche die Gleichung<br />

( 3.195) erfüllt ist. Innerhalb dieser Iteration ist zur Berechnung des drehzahlabhängigen<br />

Propellermoments M P *(ω P *, v S *) auch das Simulationsmodell des Festpropellers nach<br />

Abschnitt 3.5 enthalten.<br />

Gleichung ( 3.195) besitzt für zwei Drehzahlen ω P * eine Lösung. Eine Lösung ist immer<br />

positiv und eine negativ. Anhand des Vorzeichens der Solldrehzahl wird entschieden, welche<br />

der beiden möglichen Lösungen richtig ist.<br />

Die Drehzahländerungsgeschwindigkeit wird auf einen Maximalwert begrenzt, um<br />

übermäßige Beschleunigungsmomente und damit eine übermäßige Leistungsaufnahme der<br />

Elektromotoren bei Beschleunigungen zu verhindern.<br />

dωP * ⎛ dωP<br />

* ⎞<br />

≤ ⎜ ⎟<br />

dt ⎝ dt ⎠ max<br />

( 3.197)<br />

3.11 Umsetzung in Simulationsprogramm<br />

Die in dieser Arbeit entwickelten Rechenmodelle erlauben die Berechnung verschiedenster<br />

Manöver und Betriebszustände von Schiffsantriebsanlagen. Dafür sind die entsprechenden<br />

Gleichungen und Rechenvorschriften in eine geeignete Programmiersprache umzusetzen.<br />

Gewählt wurde dafür Simulink, eine Erweiterung von MATLAB [16]. MATLAB und Simulink<br />

stellen eine inzwischen weit verbreitete numerische Programmiersprache dar, die alle nötigen<br />

Befehle und Funktionen für die Simulation von dynamischen Systemen zur Verfügung stellt<br />

[7].<br />

Simulink ermöglicht es, mit wenig Programmieraufwand anschauliche Modelle in Form von<br />

Blockschaltbildern zu erzeugen. Einzelne Teilsysteme können dabei in Blöcke<br />

zusammengefasst werden, sodass eine sehr übersichtliche Programmstruktur entsteht.<br />

Eine Schiffsantriebsanlage besteht aus unterschiedlichen Teilsystemen wie zum Beispiel dem<br />

Dieselmotor, dem Propeller, einer Welle, dem Schiffskörper sowie bestimmter<br />

regelungstechnischer Elemente. Die im Abschnitt 3 dieser Arbeit entwickelten Modelle der<br />

einzelnen Teilsysteme sind jeweils als einzelne Blöcke modelliert worden, sodass sie<br />

entsprechend der zu simulierenden Anlage zusammengestellt werden können. Die einzelnen<br />

Blöcke sind jeweils mit einer Maske versehen worden, in welche sehr komfortabel und sicher


45<br />

die notwendigen Eingabedaten der unterschiedlichen Modelle eingetragen und variiert werden<br />

können.<br />

Die Lösung der in den Modellen enthaltenen Differentialgleichungen wird von einem in<br />

Simulink enthaltenen numerischen Integrationsverfahren erledigt. Das Integrationsverfahren<br />

ODE23s mit variabler Schrittweite hat sich, für die zu simulierenden Aufgaben, als am<br />

effektivsten erwiesen.<br />

In Abbildung 12 ist das in Simulink programmierte Blockschaltbild des in dieser Arbeit<br />

entwickelten Dieselmotormodells abgebildet. Es sind dieselben Motorkomponenten<br />

vorhanden wie in der Prinzipskizze in Abbildung 1. Zu sehen sind die Ein- und<br />

Ausgangsgrößen der einzelnen Motorkomponenten, deren Verknüpfungen sowie die jeweilige<br />

Richtung der Variablenübergabe. Eingangsgrößen des Dieselmotormodells sind die normierte<br />

Füllung Fü* und die normierte Winkelgeschwindigkeit ω* des Motors. Ausgangsgrößen sind<br />

das normierte effektive Kupplungsmoment M e * sowie der Ladeluftdruck p 3 *, der im<br />

Teilsystem Füllungsbegrenzung benötigt wird. Im Modell des Zweitakt-Dieselmotors (hier<br />

nicht dargestellt) ist zusätzlich der Kraftstoffmassenstrom eine Ausgangsgröße, die im<br />

Teilsystem Anlasssystem des Zweitaktmotors benötigt wird.<br />

PiV*<br />

wATL*<br />

dm1*/dt<br />

p1*<br />

T1*<br />

Verdichter<br />

p3*<br />

T1*<br />

PiV*<br />

wATL*<br />

PiT*<br />

ATL-Rotor<br />

wATL*<br />

PiT*<br />

p5*<br />

dm5*/dt<br />

T5*<br />

Ladeluftkühler<br />

Turbine<br />

T2*<br />

p3*<br />

dm2*/dt<br />

dm3*/dt<br />

T3*<br />

p1*<br />

T2*<br />

Ladeluftbehälter<br />

Abgassamml<br />

er<br />

T5*<br />

dm5*/dt<br />

T4*<br />

p5*<br />

dm4*/dt<br />

T3*<br />

dm3*/dt<br />

2<br />

w*<br />

1<br />

Fü*<br />

w*<br />

dmKr*/dt<br />

Fü*<br />

Einspritzpumpe<br />

p3*<br />

T4*<br />

p4*<br />

dm4*/dt<br />

w*<br />

Me*<br />

dmKr*/dt<br />

4-Takt Zylinder<br />

2<br />

Me*<br />

1<br />

p3*<br />

Abbildung 12: Simulink-Blockschaltbild des erstellten Dieselmotormodells mit den Komponenten ATL-<br />

Verdichter, Ladeluftkühler, Ladeluftbehälter, Zylinder, Abgassammler, ATL-Turbine und ATL-Rotor<br />

In Abbildung 13 ist das Blockschaltbild des Verstellpropellermodells nach Zheng [25]<br />

gezeigt. Die Eingangsgrößen sind das Steigungsverhältnis p/D*, die<br />

Propellerwinkelgeschwindigkeit ω P * und die Schiffsgeschwindigkeit v S *. Ausgangsgrößen<br />

des Rechenmodells sind der gesuchte Schub F P * und das Propellermoment M P *. In dem


46<br />

Teilblock Modellparameter werden die durch einen instationären Messwert angepassten<br />

Modellparameter berechnet.<br />

Abbildung 13: Simulink-Blockschaltbild des erstellten Verstellpropellermodells nach Zheng [25]


47<br />

4 Simulationen<br />

Die im Abschnitt 3 dieser Arbeit entwickelten Simulationsmodelle ermöglichen die<br />

Durchführung verschiedenster Manöversimulationen. Je nach Kombination der unterschiedlichen<br />

Teilsystemblöcke können verschiedenste Antriebsanlagen zusammengestellt werden.<br />

In dieser Arbeit sollen Notstoppmanöver unterschiedlicher Antriebsvarianten simuliert und<br />

verglichen werden. Eingangsgröße ist dabei jeweils die Fahrhebelstellung FH, die in Form<br />

einer Sprungfunktion von voll-voraus auf voll-zurück vorgegeben wird.<br />

Variationen der Umgebungsbedingungen oder Störfälle sind nicht Gegenstand der<br />

Untersuchungen.<br />

4.1 Beschreibung der simulierten Antriebsanlagen<br />

Aus den einzelnen Teilsystemen werden fünf unterschiedliche Antriebsanlagen<br />

zusammengestellt, die als Antrieb für den untersuchten Schiffstyp zum Einsatz kommen<br />

könnten.<br />

Bei dem Schiff handelt es sich um ein modernes RoRo-Schiff. Die wesentlichen Schiffsdaten<br />

sind im Anhang 12.3 aufgeführt.<br />

Im Original ist das untersuchte Schiff mit zwei mittelschnelllaufenden Viertakt-<br />

Dieselmotoren (je 8100 kW) ausgestattet, die jeweils über ein Getriebe einen<br />

Verstellpropeller antreiben [9].<br />

Ebenfalls denkbar sind verschiedene weitere Anlagenvarianten für diesen Schiffstyp:<br />

- ein großer Viertakt-Dieselmotor, der über ein Getriebe einen Verstellpropeller antreibt<br />

- zwei Viertaktdieselgeneratoren, die in ein gemeinsames elektrisches Bordnetz einspeisen<br />

sowie zwei frei drehzahlregelbare elektrische Fahrmotoren, die je einen Festpropeller<br />

antreiben<br />

- ein großer Zweitakt-Dieselmotor, der direkt einen Festpropeller antreibt<br />

- ein großer Zweitakt-Dieselmotor, der direkt einen Verstellpropeller antreibt<br />

Alle unterschiedlichen möglichen Antriebsvarianten sind in einer Übersicht in Tabelle 4.1<br />

dargestellt. Antriebsvariante Nr. 2 entspricht der ausgeführten Originalanlage des RoRo-<br />

Schiffes.<br />

Antriebsvariante Nr.: Motortyp: Propellertyp:<br />

1 1 Viertakt-Dieselmotor 1 Verstellpropeller<br />

2 2 Viertakt-Dieselmotoren 2 Verstellpropeller<br />

3 2 Viertaktdieselgeneratorsätze 2 elektrische Fahrmotoren mit<br />

je 1 Festpropeller<br />

4 1 Zweitakt-Dieselmotor 1 Festpropeller<br />

5 1 Zweitakt-Dieselmotor 1 Verstellpropeller<br />

Tabelle 4.1: Übersicht der fünf simulierten Antriebsvarianten, Antriebsvariante Nr. 2 ist im Originalschiff<br />

ausgeführt<br />

Bei der Erstellung der denkbaren Antriebsvarianten und deren Dimensionierung wurde stets<br />

Wert darauf gelegt, vergleichbare Anlagen zu bilden.


48<br />

Die Motorleistung wird jeweils so gewählt, dass die Gesamtleistung jeweils derjenigen der<br />

Originalanlage (Antriebsvariante 2) entspricht. Tabelle 4.2 zeigt eine Übersicht.<br />

Antriebsvariante Nr.: Motorleistung:<br />

1 16200 kW<br />

2 2 mal 8100 kW<br />

3 2 mal 9100 kW (davon 2000 kW<br />

für Bordnetzleistung)<br />

4 16200 kW<br />

5 16200 kW<br />

Tabelle 4.2: Übersicht der eingesetzten Dieselmotorleistung für die verschiedenen Antriebsvarianten<br />

(verg. Tabelle 4.1)<br />

Die erforderlichen Eingabedaten für die Dieselmotormodelle wurden nach [19] sinnvoll<br />

abgeschätzt, sofern sie nicht von [9] bekannt waren. Die Anlaufzeitkonstante T aATL des<br />

Abgasturboladerrotors wird nach [10] für einen ähnlichen Motor mit 1 s angenommen.<br />

Es werden für alle zu simulierenden Verstellpropeller dieselben Modelle und<br />

Modellparameter benutzt. Die Verwendung normierter Größen bietet in der Modellbildung<br />

den Vorteil, dasselbe Simulationsmodell für unterschiedlich große Propeller verwenden zu<br />

können.<br />

In den Simulationsrechnungen wird das allgemeingültige Verstellpropellermodell und das<br />

Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern verglichen.<br />

Für das Verstellpropellermodell sind nur wenige Nenndaten des Propellers sowie die im<br />

Abschnitt 3.6 erläuterten Modellparameter für das allgemeingültige Verstellpropellermodell<br />

bzw. das Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern erforderlich. Die nötigen<br />

Nenndaten des Verstellpropellers sind aus Projektierungsunterlagen des Originalschiffs<br />

bekannt [9]. Außerdem sind vom Originalschiff Messdaten 11 für ein Stoppmanöver<br />

vorhanden. Das Schiff befand sich während der Messung im Ballastzustand. Die<br />

Wetterbedingungen waren gut. Der Wind wehte mit einer Geschwindigkeit von 14,5 kn und<br />

kam aus der Richtung 35 ° Steuerbord voraus. Die Höhe des Seegangs betrug 0,5 Meter.<br />

Für das allgemeingültige Verstellpropellermodell konnte durch Vergleich mit Messungen der<br />

Modellparameter K b bestimmt werden.<br />

Für das Modell mit angepassten Parametern wird aus den Messdaten ein instationärer<br />

Betriebspunkt abseits der Freifahrtkurve ausgewählt. Es wurde der Punkt ausgewählt, bei dem<br />

das Propellermoment während des Umsteuerns minimal ist (etwa bei t = 35 s in Abbildung<br />

19). Die im angepassten Modell erforderlichen Modellparameter β 0 und A 0 werden durch<br />

Vergleich der berechneten mit den gemessenen Drehmomenten bestimmt.<br />

Die Nenndaten sowie die ermittelten Modellparameter K b , bzw. β 0 , A 0 sowie die Messdaten<br />

des gewählten instationären Betriebspunktes sind im Anhang 12.4 angegeben.<br />

Die Modellparameter des Festpropellermodells (Abschnitt 3.5) werden aus einem<br />

vorhandenen Propellerfreifahrtdiagramm 12 gewonnen, welches den mit Nennsteigung<br />

betriebenen Verstellpropeller der Originalanlage repräsentiert. Der mit diesen<br />

Modellparametern simulierte Festpropeller entspricht also dem mit konstanter Steigung<br />

betriebenen Verstellpropeller.<br />

In der Modellbildung der Anlagenkomponenten wurden normierte Größen verwendet.<br />

11 Quelle: Krüger, S.: Messdaten zu Stoppmanöver von UND „MS Adriyatik“, 25.10.2002, 16:44 [9]<br />

12 Quelle: Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt, Versuchsergebnisse vom 30.4.99 für FSG, Report WP 36/99


49<br />

- Der Normierungszustand für das Dieselmotormodell entspricht 100 % Dauerleistung des<br />

Motors (vgl. Abschnitt 3.1).<br />

- Der Normierungspunkt für das Verstell- und Festpropellermodell sowie für den<br />

Modellansatz des Schiffes ist bei Nenngeschwindigkeit des Schiffes und Nenndrehzahl<br />

des Propellers mit Nennsteigung festgelegt worden.<br />

Da diese Normierungszustände beim Betrieb der Anlage jedoch keinen gemeinsamen<br />

Betriebspunkt bilden, ist eine Anpassung notwendig.<br />

Bei Nenndrehzahl des Propellers (n Pn = 126,37 min -1 ) wird für den betrachteten<br />

Beladungszustand des Schiffes die Nenngeschwindigkeit (v Sn = 21,7 kn) erreicht. Der Motor<br />

wird jedoch in diesem Zustand nur mit etwa 75 % MCR bzw. 75 % des Nennmoments<br />

belastet (vgl. Abbildung 14). Diese Leistungsreserve von 15 % (Margin) ermöglicht es, auch<br />

bei einer Zunahme des Schiffswiderstands durch größere Beladung oder Wettereinflüsse, die<br />

Nenngeschwindigkeit zu erreichen.<br />

Das Drehmoment wird während der Simulationen durch einen Ausgleichsfaktor<br />

(Momentanpassung) zwischen dem Motor- und dem Propellermodell angepasst. Die Drehzahl<br />

muss zwischen den Modellen des Motors und des Propellers nicht angepasst werden, da für<br />

beide in dem betrachteten Betriebspunkt die Nenn- bzw. Normierungsdrehzahl anliegt.<br />

normierte Drehleistung [-]<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

y = 0,7495x 3,127<br />

MCR<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2<br />

normierte Drehzahl [-]<br />

Abbildung 14: normierte Propellerdrehleistung über normierter Propellerdrehzahl; Messwerte,<br />

Ausgleichskurve und Nennpunkt MCR; Quelle: [9], Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt,<br />

Versuchsergebnisse vom 10.05.99 für FSG, Report WP 36/99<br />

Die Massenträgheitsmomente des gesamten Wellenstrangs sind aus [9] für die Originalanlage<br />

(Antriebsvariante 2) bekannt. Auf die Motordrehzahl (n Mn = 500 min-1) bezogen beträgt das<br />

gesamte Massenträgheitsmoment für jeden Wellenstrang 7718 kgm² [9]. Die<br />

Massenträgheitsmomente der anderen untersuchten Antriebsvarianten sind jeweils so gewählt<br />

worden, dass sich, bezogen auf die Propellerdrehzahl, bei allen Wellen dasselbe<br />

Massenträgheitsmoment ergibt (berechnete Daten im Anhang). Damit ergibt sich für alle<br />

Propellerwellen dieselbe Anlaufzeitkonstante und die Anlagen werden daraufhin<br />

vergleichbarer.<br />

Die Dieselmotoren sind in der Realität mit einer Drehzahl- und Ladeluftdruckabhängigen<br />

Füllungsbegrenzung ausgerüstet (vgl. Abschnitt 3.10.3).<br />

Beim Betrieb einer Antriebsanlage mit Zweitakt-Dieselmotor und direkt gekoppeltem<br />

Festpropeller (Antriebsvariante 4), ist das Teilsystem Füllungsbegrenzung zwischen dem<br />

Drehzahlregler und dem Motor angeordnet (vgl. Abbildung 15).<br />

Beim Betrieb einer Anlage mit Verstellpropeller ist die Füllungsbegrenzung zwischen dem<br />

Drehzahlregler und dem Teilsystem Kombinator angeordnet (z. B. Abbildung 16). Bei


50<br />

begrenzter Füllung, wird die Verstellpropellerautomation aktiv und reduziert die<br />

Propellersteigung.<br />

Es ist zu beachten, dass die maximal zulässige Füllung in Abhängigkeit von der Drehzahl<br />

beim Viertakt-Dieselmotor geringer ist als beim Zweitakt-Dieselmotor. Lediglich bei<br />

Nenndrehzahl bilden beide Kennlinien eine gemeinsamen Schnittpunkt (siehe Kennlinien in<br />

Abbildung 47, Anhang 12.10,). Der Grund dieser Tatsache ist, dass der Abgasturbolader des<br />

Viertaktmotors für den oberen Drehzahlbereich ausgelegt ist, während der ATL des<br />

Zweitaktmotors aufgrund des anderen Ladungswechsels auch bei geringeren Motordrehzahlen<br />

einen ausreichend hohen Luftvolumenstrom fördern muss. Wäre die maximal zulässige<br />

Füllung des Zweitaktmotors im unteren Drehzahlbereich ähnlich gering wie die des<br />

Viertaktmotors, so könnte der Zweitaktmotor bei direkt angetriebenem Festpropeller das<br />

erforderliche Drehmoment kaum aufbringen.<br />

Alle Anlagenvarianten sind ohne Power-Take-Off (PTO) gerechnet worden. Lediglich bei der<br />

dieselelektrischen Anlage sind die Bordnetzverbraucher berücksichtigt worden. Die<br />

Dieselgeneratoren sind mit einer um den Bordnetzverbrauch höheren Leistung angesetzt,<br />

sodass für die Propeller dieselbe Leistung zur Verfügung steht, wie bei den anderen<br />

Antriebsvarianten.<br />

In Abbildung 15 ist das Simulink-Blockschaltbild der Antriebsvariante mit einem Zweitakt-<br />

Dieselmotor und einem Festpropeller gezeigt. Die Struktur, der aus mehreren Teilsystemen<br />

bestehende Anlage, ist zu sehen.<br />

Fahrhebel<br />

wsoll*<br />

w*<br />

wsoll*<br />

Belastungs-<br />

Programm<br />

I<br />

wsoll* Füsoll*<br />

w*<br />

PID-Drehzahlregler<br />

p3* (Ladeluf tdruck)<br />

Füsoll*<br />

w*<br />

Fü*<br />

Füllungsbegrenzung<br />

2T-DM<br />

I<br />

Fü*<br />

w*<br />

p3*<br />

Me*<br />

dmKr*/dt<br />

2-Takt Motor<br />

Fahrhebelstellung<br />

Me*<br />

dmKr/dt*<br />

w*<br />

I<br />

MM*<br />

w*<br />

MM*<br />

ML*<br />

Anlassystem<br />

Welle<br />

-K-<br />

Gain<br />

wp*<br />

Mp*<br />

v*<br />

Fp*<br />

Festpropeller<br />

dynamisch<br />

Robinson-Kurven<br />

v*<br />

Fp*<br />

Schiff<br />

Abbildung 15: Blockschaltbild des Simulationsmodells Antriebsvariante 4 (ein Zweitakt-Dieselmotor, der<br />

direkt einen Festpropeller antreibt)<br />

In Abbildung 16 ist das Simulink-Blockschaltbild der Antriebsanlage mit einem großen<br />

Viertaktmotor und einem Verstellpropeller gezeigt.<br />

Die Antriebsanlage des Originalschiffes mit zwei Viertaktmotoren und zwei<br />

Verstellpropellern setzt sich aus zwei Modellen der Abbildung 16 zusammen, wobei beide<br />

Propellerschübe auf dasselbe Schiff wirken.


51<br />

Fahrhebel<br />

Fahrhebelstellung*<br />

P/Dist*<br />

w*<br />

Fü*<br />

Fübegr*<br />

wsoll*<br />

P/Dsoll*<br />

Kombinator und<br />

Verstellpropellerautomation<br />

I<br />

I<br />

wsoll*<br />

w*<br />

Füsoll*<br />

PID-Drehzahlregler<br />

Fü*<br />

w*<br />

w*<br />

MM*<br />

Welle<br />

p3*<br />

Me*<br />

4-Takt Motor<br />

ML*<br />

-K-<br />

Gain<br />

I<br />

Fü*<br />

p3* (Ladeluf tdruck)<br />

Füsoll*<br />

w*<br />

Füllungsbegrenzung<br />

4T-DM<br />

P/Dsoll*<br />

P/D*<br />

Verstellpropellermechanik<br />

wp*<br />

P/D*<br />

v*<br />

Mp*<br />

Fp*<br />

Verstellpropeller<br />

[Zheng]<br />

v*<br />

Fp*<br />

Schiff<br />

Abbildung 16: Blockschaltbild des Simulationsmodells Antriebsvariante 1 (ein Viertakt-Dieselmotor, der<br />

einen Verstellpropeller antreibt)<br />

Die Antriebsvariante 5 (ein Zweitakt-Dieselmotor mit einem Verstellpropeller) besteht aus<br />

denselben Blöcken wie sie in Abbildung 16 gezeigt sind. Lediglich der andere Motortyp und<br />

die entsprechende Kennlinie für die Füllungsbegrenzung stellen Unterschiede dar.<br />

In Abbildung 17 ist das Simulink-Blockschaltbild der dieselelektrischen Antriebsvariante<br />

gezeigt.<br />

Fahrhebel 1<br />

Fahrhebel 2<br />

v erf ügbare Leistung<br />

PEM1zul*<br />

wp1soll*<br />

PEM2zul*<br />

wp2soll*<br />

Powermanagement<br />

PEMzul*<br />

wpsoll*<br />

v*<br />

PEMzul*<br />

wpsoll*<br />

v*<br />

wp* (begrenzt)<br />

Propellerdrehzahl<br />

begrenzung 1<br />

wp* (begrenzt)<br />

Propellerdrehzahl<br />

begrenzung 2<br />

I<br />

I<br />

wp*<br />

v*<br />

wp*<br />

v*<br />

Mp*<br />

Fp*<br />

Festpropeller 1<br />

dynamisch<br />

Robinson-Kurven<br />

Mp*<br />

Fp*<br />

Festpropeller 2<br />

dynamisch<br />

Robinson-Kurven<br />

-K-<br />

-K-<br />

wp*<br />

Mp*<br />

wp*<br />

Mp*<br />

PEM*<br />

Gain1 Propellerwelle 1<br />

PEM*<br />

Gain2 Propellerwelle 2<br />

MDM1*<br />

MDM2*<br />

v erf ügbare Leistung<br />

PEM1*<br />

PEM2*<br />

PV*<br />

St1<br />

w*<br />

St2<br />

elektrische Welle<br />

1.04<br />

wsoll*<br />

I<br />

wsoll*<br />

w*<br />

Fü*<br />

I<br />

wsoll*<br />

w*<br />

Fü*<br />

Füsoll*<br />

St<br />

PID-Drehzahlregler 1<br />

mit Statik<br />

Füsoll*<br />

St<br />

PID-Drehzahlregler 2<br />

mit Statik<br />

Fü* p3*<br />

w* Me*<br />

4-Takt Motor 1<br />

Fü* p3*<br />

w* Me*<br />

4-Takt Motor 2<br />

v*<br />

Fp2*<br />

Fp1*<br />

Schiff mit<br />

2 Propellern<br />

1<br />

Bordnetzverbraucher<br />

Abbildung 17: Blockschaltbild des Simulationsmodells Antriebsvariante 3 (zwei<br />

Viertaktdieselgeneratoren, zwei elektrische Fahrmotoren mit je einem Festpropeller)<br />

Im Anhang sind alle notwendigen Anlagendaten der verschiedenen Antriebsvarianten<br />

aufgeführt. Es wird jeweils unterschieden zwischen erforderlichen Daten, die von den<br />

Anlagen bekannt sein müssen, und Eingabedaten, die sich aus den erforderlichen Daten<br />

bestimmen lassen und die direkt in die programmierten Simulationsmodelle eingegeben<br />

werden.


52<br />

5 Ergebnisse<br />

In diesem Abschnitt werden die gewonnenen Ergebnisse der Simulationsrechnungen sowie<br />

weitere nichtdynamische Beurteilungskriterien der verschiedenen Antriebsvarianten<br />

beschrieben.<br />

Außerdem werden einige Vergleichsrechnungen erläutert, welche die Anwendbarkeit der<br />

eingesetzten Rechenmodelle bewerten.<br />

Das in Simulink programmierte Verstellpropellermodell nach Zheng [25] ist geprüft worden,<br />

indem einige in [25] durchgeführte Rechnungen nachgerechnet worden sind. Die Ergebnisse<br />

waren identisch.<br />

In Abbildung 18 sind die vorhandenen Messergebnisse des Originalschiffes für ein<br />

Stoppmanöver abgebildet [9]. Zur Zeit t = 100 s wird das Stoppmanöver gestartet.<br />

Das Propellersteigungsverhältnis p/D* verläuft innerhalb von etwa 70 Sekunden von 90 % der<br />

Nennsteigung auf den Wert der maximaler Rückwärtssteigung. Etwa 15 - 20 Sekunden nach<br />

Manöverbeginn wird die Steigung durch die Verstellpropellerautomation zweimal wieder<br />

etwas erhöht (siehe Abbildung). Nach dem Nulldurchgang (Nullschub bei stehendem Schiff)<br />

verläuft die weitere Steigungsreduzierung etwas langsamer als zuvor, bis die maximale<br />

Rückwärtssteigung von p/D* = -0,3 erreicht wird.<br />

Die Schiffsgeschwindigkeit beträgt zu Beginn des Manövers 20,3 kn. Bezogen auf die<br />

Nenngeschwindigkeit von 21,7 kn, entspricht dies einer normierten Geschwindigkeit von<br />

v S * = 0,935. Etwa 190 Sekunden nach Manöverbeginn steht das Schiff.<br />

Der Verlauf der Drehzahl weist etwa 20 s nach Manöverbeginn eine Überhöhung von etwa<br />

3,5 % der Nenndrehzahl auf. Danach wird die Drehzahl wieder auf die Nenndrehzahl<br />

eingeregelt.<br />

Abbildung 18: Messergebnisse: Propellerdrehzahl n P *, Schiffsgeschwindigkeit v S * und<br />

Propellersteigungsverhältnis p/D* (Messung UND „MS Adriyatik“ vom 25.10.2002, 16:44 [9])<br />

Die erforderlichen Modellparameter des allgemeinen Verstellpropellermodells, sowie auch<br />

des Modells mit angepassten Parametern, wurden anhand der Messergebnisse identifiziert.


53<br />

In Abbildung 19 ist der Verlauf des gemessenen sowie des berechneten<br />

Propellerdrehmoments gezeigt. Dargestellt sind zum einen die Ergebnisse des allgemeinen<br />

Verstellpropellermodells und zum anderen die Ergebnisse des Modells mit angepassten<br />

Parametern. Als Eingangsdaten für die Berechnungen sind die Messdaten aus Abbildung 18<br />

vorgegeben worden. Dadurch wurde das Verhalten der Propellermodelle bei exakt den<br />

während der Vergleichsmessung vorliegenden Bedingungen nachgerechnet.<br />

Das allgemeine Modell weist bereits eine gute Übereinstimmung mit dem gemessenen<br />

Momentenverlauf auf. Lediglich das Minimum fällt weit ausgeprägter aus als bei der<br />

Messung. Diese Abweichung kann durch die Verwendung des Modells mit angepassten<br />

Parametern wie erwartet reduziert werden. Als Anpassungspunkt ist der Messwert bei t = 35 s<br />

gewählt worden, bei dem das gemessene Drehmoment minimal ist. Das Modell mit<br />

angepassten Parametern weist daher besonders in diesem Punkt eine hohe Genauigkeit auf.<br />

Abbildung 19: Vergleich des Verstellpropellermoments von Messung, allgemeinem<br />

Verstellpropellermodell und Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern (beide nach<br />

Zheng [25]), Eingangsdaten sind Messwerte (Abbildung 18)<br />

In Abbildung 20 sind die bei Vorgabe der gemessenen Schiffsgeschwindigkeit, Drehzahl<br />

sowie Steigungsverhältnis berechneten Propellerschubverläufe gezeigt. Es sind wie in der<br />

Darstellung der Momentenverläufe die Ergebnisse des allgemeinen Verstellpropellermodells<br />

sowie des Modells mit angepassten Modellparametern gegenübergestellt.<br />

Bei Manöverbeginn liegt nicht der volle Nennschub an. Das entspricht der reduzierten<br />

Propellersteigung und der unterhalb der Nenngeschwindigkeit liegenden<br />

Schiffsgeschwindigkeit beim Manöverbeginn.<br />

Bereits etwa 10 Sekunden nach Manöverbeginn wechselt der Schub das Vorzeichen. Das<br />

allgemeine Verstellpropellermodell erreicht einen maximalen Rückwärtsschub des 3,6-fachen<br />

des Nennschubs. Danach wird der Rückwärtsschub mit sinkender Schiffsgeschwindigkeit<br />

wieder kleiner. Der Schubverlauf des Modells mit angepassten Parametern verläuft bis zum


54<br />

Nulldurchgang des Steigungsverhältnisses gleich dem des allgemeinen Modells. Danach weist<br />

es einen etwas gemäßigteren Verlauf des Rückwärtsschubs auf, als das allgemeine Modell.<br />

Abbildung 20: Vergleich des berechneten Propellerschubs F P * aus allgemeinem Verstellpropellermodell<br />

und Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern (beide nach Zheng [25]), Eingangsdaten<br />

sind Messwerte (Abbildung 18)<br />

Ein Vergleich der gerechneten Schubverläufe mit Messungen desselben Manövers kann nicht<br />

angestellt werden, da aufgrund der aufwendigen Durchführung keine Schubmessungen<br />

vorliegen. Stattdessen wird der berechnete Schub anhand eines Verstellpropellerkennfeldes<br />

qualitativ abgeschätzt. In Abbildung 21 ist der Schubbeiwert k T über der Fortschrittsziffer J<br />

für verschiedene Steigungswinkel eines Verstellpropellers nach [22] aufgetragen. Es ist der<br />

Nennbetriebspunkt sowie der Betriebspunkt bei maximaler Rückwärtssteigung und<br />

unveränderter Schiffsgeschwindigkeit bei Konstantdrehzahlbetrieb eingetragen. Der<br />

Schubbeiwert nach dem Umsteuern beträgt etwa –250 % des Nennschubbeiwerts. Für<br />

Konstantdrehzahlbetrieb folgt daraus ein maximaler Rückwärtsschub von 250 % des<br />

Nennschubs. Diese Tatsache bestätigt die in Abbildung 20 dargestellten berechneten<br />

Schubverläufe. Abweichungen sind aufgrund der unterschiedlichen Propellergeometrie zu<br />

begründen.


55<br />

Abbildung 21: Kennfeld eines Verstellpropellers aus [22], Schubbeiwert k T über Fortschrittsziffer J für<br />

verschiedene Steigungswinkel, Eingetragen ist der Nennbetriebspunkt (oben) sowie der Betriebspunkt<br />

nach Umsteuern (unten)<br />

Im Modellansatz des von Zheng übernommenen Verstellpropellermodells ist die Annahme<br />

getroffen worden, dass der Anstellwinkel α für Verstellpropeller im Bereich zwischen –40°<br />

und +15° liegt. In Abbildung 22 ist der Verlauf des Anstellwinkels für das Modell mit<br />

angepassten Modellparametern während der Rechnung gezeigt. Der Winkel bleibt deutlich<br />

innerhalb des zugelassenen Bereichs von –40 ° bis +15 °, was weiterhin die Verwendbarkeit<br />

des Modells bestätigt.<br />

Abbildung 22: Anstellwinkel α, (Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten<br />

Modellparametern), Eingangsdaten sind Messwerte (Abbildung 18)


56<br />

5.1 Simulationsergebnisse<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Simulationsrechnungen für die verschiedenen<br />

formulierten Antriebsvarianten (vgl. Tabelle 4.1) dargestellt.<br />

Die zeitlichen Verläufe der Zustandsgrößen von Maschinenanlage und Propeller während der<br />

Manöver werden gezeigt und diskutiert.<br />

5.1.1 Viertakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller<br />

Zunächst wird die aus einem Viertakt-Dieselmotor und einem Verstellpropeller bestehende<br />

Antriebsvariante (Antriebsvariante Nr. 1) untersucht. In Abbildung 16 wurde bereits das<br />

programmierte Simulink-Blockschaltbild dieser Antriebsvariante gezeigt.<br />

Für diese Antriebsvariante werden die beiden verschiedenen Verstellpropellermodelle, das<br />

allgemeine Modell und das Modell mit angepassten Modellparametern, verglichen. Es wird<br />

jeweils ein Stoppmanöver simuliert.<br />

Abbildung 23 zeigt die zeitlichen Verläufe der Betriebsgrößen des Viertakt-Dieselmotors.<br />

Aufgetragen ist die normierte Drehzahl ω*, der normierte Ladeluftdruck am Zylindereingang<br />

p 3 *, die normierte Abgasturboladerdrehzahl ω ATL *, die Füllung Fü* und das vom Motor<br />

abgegebene normierte Motormoment M M *. Zusätzlich zeigt die Kurve Leistungsbegrenzung*,<br />

in welcher Phase des Manövers durch die Anlagenregelung oder Automation, die<br />

Leistungsabgabe des Dieselmotors beeinflusst wird.<br />

Abbildung 23: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />

(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />

Vor Manöverbeginn zur Simulationszeit t = 100 Sekunden beträgt das Motormoment 75 %<br />

des Nennmoments. Dieser Betriebspunkt ergibt sich aus der Auslegung der<br />

Anlagenkomponenten. Bei Nennschiffsgeschwindigkeit und Nennpropellerdrehzahl arbeitet<br />

der Dieselmotor mit 75 % seiner Nenndauerleistung (vgl. Momentanpassung im Abschnitt 4.1<br />

Beschreibung der simulierten Antriebsanlagen).


57<br />

In Abbildung 24 sind die zeitlichen Verläufe der Propellerbetriebsgrößen gezeigt.<br />

Aufgetragen ist der normierte Propellerschub F P *, das Steigungsverhältnis p/D*, das<br />

normierte Propellermoment M P * sowie der Verlauf der normierten Schiffsgeschwindigkeit<br />

v S *. Die Zeit bis zum Stillstand des Schiffes sowie der bis dahin zurückgelegte Stoppweg sind<br />

ebenfalls in der Abbildung angegeben.<br />

Abbildung 24: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />

(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />

Der Verstellpropeller durchläuft während des Stoppmanövers drei verschiedene<br />

Betriebszustände. Im normalen Betrieb und während einer kurzen ersten Phase arbeitet er als<br />

Propeller und nimmt Leistung über die Welle auf. Nach Zurücknahme der Propellersteigung<br />

und kaum verminderter Schiffsgeschwindigkeit geht der Propeller schnell in einen<br />

Betriebszustand über, welcher dem einer Turbine entspricht. Der Propeller gibt nun Leistung<br />

ab. Wird nun das Propellersteigungsverhältnis weiter reduziert, kommt der Propeller in den<br />

Betriebsbereich einer Bremse, in dem er wieder Leistung über die Welle aufnimmt.<br />

Bei Beginn des Stoppmanövers steigt die gemeinsame Drehzahl von Motor und Propeller<br />

aufgrund der Steigungsreduzierung, bis die Verstellpropellerautomation aktiv wird.<br />

Ohne aktive Verstellpropellerautomation mit Überdrehzahlschutz, würde die Drehzahl ω*<br />

während der Phase des Turbinenbetriebs des Verstellpropellers („Windmilling“) stark<br />

anstiegen. In Abbildung 25 und Abbildung 26 sind Simulationsergebnisse mit blockierter<br />

Verstellpropellerautomation desselben Stoppmanövers dargestellt.


58<br />

Abbildung 25: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />

blockierte Verstellpropellerautomation (allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />

Abbildung 26: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1, blockierte<br />

Verstellpropellerautomation (allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])


59<br />

Die Auswirkungen der blockierten Verstellpropellerautomation sind deutlich zu sehen. Die<br />

Drehzahl erreicht während des Turbinenbetriebszustands des Verstellpropellers einen<br />

unzulässigen Maximalwert von etwa 126 % der Nenndrehzahl. Schäden im gesamten<br />

Antriebsstrang aufgrund unzulässig hoher Fliehkräfte wären in der Realität die Folge.<br />

In Abbildung 27 und Abbildung 28 sind die Simulationsergebnisse für ein Stoppmanöver<br />

dieser Antriebsvariante unter Verwendung des Verstellpropellermodells mit angepassten<br />

Modellparametern gezeigt.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass das Propellermoment dieses Modells ein weniger ausgeprägtes<br />

Minimum annimmt (vgl. auch Abbildung 19), ist die Phase in welcher die<br />

Verstellpropellerautomation eingreift, kürzer.<br />

Abbildung 27: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />

(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)


60<br />

Abbildung 28: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />

(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />

Da die Ergebnisse des Modells mit angepassten Modellparametern besser mit den<br />

Messergebnissen der Originalanlage übereinstimmen als die Simulationsergebnisse des<br />

allgemeinen Verstellpropellermodells, wird in den folgenden Untersuchungen jeweils das<br />

Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern verwendet.<br />

5.1.2 Zwei Viertakt-Dieselmotoren mit je einem Verstellpropeller<br />

Die in diesem Abschnitt untersuchte Antriebsanlage (Antriebsvariante Nr. 2) entspricht der im<br />

Originalschiff ausgeführten Anlage. Es wird wieder, wie für jede untersuchte<br />

Antriebsvariante, ein Stoppmanöver simuliert. Die Simulationsergebnisse für die Motor- und<br />

Propellerzustandsgrößen sind in Abbildung 29 und Abbildung 30 abgebildet. Dargestellt sind<br />

jeweils die Ergebnisse nur einer der beiden parallel arbeitenden Anlagen.


61<br />

Abbildung 29: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />

Abbildung 30: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)


62<br />

Die Fahrhebelstellung ist bei dem simulierten Stoppmanöver für die Backbord- und die<br />

Steuerbordanlage zum gleichen Zeitpunkt von voll-voraus auf voll-zurück gelegt worden.<br />

Beide Dieselmotoren und Verstellpropeller dieser Doppelmotorenanlage weisen dieselben<br />

dargestellten Simulationsergebnisse auf. Es wird angenommen, dass keinerlei seitliche Kräfte<br />

wirken, sodass beide Anlagen gleich belastet werden.<br />

5.1.2.1 Kombinatorbetrieb<br />

Die Antriebsanlage des Originalschiffes wird ständig im Konstantrehzahlbetrieb gefahren.<br />

Die in dieser Arbeit entwickelten Simulationsmodelle hingegen ermöglichen auch den Betrieb<br />

der Verstellpropelleranlage im Kombinatorbetrieb. Um die Unterschiede im dynamischen<br />

Verhalten bei Konstantdrehzahl- und Kombinatorbetrieb herauszustellen, wird ein<br />

Stoppmanöver mit Kombinatorbetrieb simuliert. Abbildung 31 und Abbildung 32 zeigen die<br />

Ergebnisse.<br />

Abbildung 31: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

Kombinatorbetrieb (Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)


63<br />

Abbildung 32: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

Kombinatorbetrieb (Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />

Da die Drehzahl ω* während des Manövers abgesenkt wird, ist kein Eingreifen der<br />

Verstellpropellerautomation nicht in die Steigungsreduzierung notwendig, um Überdrehzahl<br />

zu verhindern. Dadurch wird schneller als beim Konstantdrehzahlbetrieb die maximale<br />

Rückwärtssteigung erreicht. Der Stoppweg sowie die Stoppzeit fällt kürzer aus als bei<br />

Konstantdrehzahlbetrieb.<br />

5.1.2.2 Anfahrmanöver<br />

Die in dieser Arbeit entwickelten Modelle sind außer für Stoppmanöver auch für alle weitern<br />

Manöversimulationen einsetzbar. In diesem Abschnitt sind, im Unterschied zu allen anderen<br />

simulierten Manövern, die Ergebnisse eines Anfahrmanövers der Antriebsvariante 2 gezeigt<br />

(Abbildung 33 und Abbildung 34).


64<br />

Abbildung 33: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Anfahrmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />

Abbildung 34: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Anfahrmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)


65<br />

Vor Beginn des Anfahrmanövers erfordert der Verstellpropeller bei Nenndrehzahl und<br />

stehendem Schiff das Nullsteigungsmoment M Pb * von 24 % des Nennmoments. Zur<br />

Simulationszeit t = 100 Sekunden wird das Manöver gestartet, indem die Fahrhebelstellung in<br />

Form einer Sprungfunktion von 0 auf voll-voraus vorgegeben wird. Nachdem die<br />

Propellersteigung p/D* den Nennwert erreicht hat, wird die Verstellpropellerautomation aktiv<br />

und reduziert das Steigungsverhältnis, da der Dieselmotor bereits 100 % der<br />

Nenndauerleistung (MCR) erreicht hat. Erst nachdem die Schiffsgeschwindigkeit weiter<br />

angestiegen ist, bleibt die Steigung auf dem Wert der Nennsteigung konstant. Nach etwa 300<br />

Sekunden ist die Nenngeschwindigkeit des Schiffes erreicht und die Anlage befindet sich<br />

wieder in einem stationären Betriebszustand.<br />

5.1.3 Dieselelektrische Anlage<br />

Die dieselelektrische Schiffsantriebsanlage mit zwei Dieselgeneratoren und zwei durch<br />

Elektromotoren angetriebene Festpropeller (Antriebsvariante Nr. 3) bietet eine große<br />

Flexibilität beim Betrieb der Anlage. In Abbildung 17 ist das in Simulink umgesetzte<br />

Simulationsprogramm als Blockschaltbild abgebildet.<br />

Im Vergleich mit den anderen untersuchten Antriebsvarianten für ein RoRo-Schiff, wird auch<br />

mit der dieselelektrischen Antriebsanlage ein Stoppmanöver simuliert. Abbildung 35 und<br />

Abbildung 36 zeigen die Verläufe der Ergebnisse.<br />

Abbildung 35: Simulationsergebnisse für Viertaktdieselgenerator, Stoppmanöver, Antriebsvariante 3<br />

Zur Simulationszeit t = 100 Sekunden wird das Stoppmanöver gestartet. Das<br />

Propellermoment fällt mit abnehmender Propellerdrehzahl sehr schnell, sodass die Propeller<br />

etwa zum Zeitpunkt t = 110 Sekunden in den Turbinenbetriebszustand übergehen und<br />

Rückleistung ins Bordnetz speisen. Dies führt zu einer Überhöhung der<br />

Dieselgeneratordrehzahl ω* bzw. der Netzfrequenz. In dem Moment, in dem die Propeller<br />

beginnen rückwärts zu drehen, arbeiten sie als Bremse und ihre Leistungsaufnahme steigt sehr


66<br />

schnell an. Etwa zum Zeitpunkt t = 160 Sekunden wird das Powermanagement der<br />

Elektromotoren aktiv und begrenzt die Propellerdrehzahl.<br />

Während der Leistungssteigerung erfahren die Dieselmotoren eine Leistungserhöhung<br />

innerhalb von etwa 30 Sekunden von annähernd Null auf Nennlast. Da der Abgasturbolader<br />

den erforderlichen Ladeluftdruck nicht schnell genug aufbauen kann, fällt der<br />

Verbrennungswirkungsgrad η v aufgrund einer zu geringen Frischluftmasse für die<br />

Verbrennung im Zylinder kurzzeitig ab. Als Folge darauf wird nicht das erforderliche<br />

Drehmoment abgegeben und die Generatordrehzahl ω* sinkt ab. Nach etwa drei Sekunden<br />

(zur Simulationszeit t = 160 s) ist der Ladeluftdruck weiter angestiegen, sodass nun das<br />

erforderliche Drehmoment abgegeben wird und die Drehzahl stabilisiert wird. In der Realität<br />

würde starke Rußbildung sowie eine hohe thermische Belastung des Motors aufgrund der<br />

schnellen Leistungssteigerung die Folge sein.<br />

Abhilfe für diesen kritischen Lastsprung kann ein Powermanagement bringen, dass in<br />

entsprechenden Betriebszuständen die Leistungserhöhung steuert, oder spezielle Maßnahmen<br />

zur Leistungsaufnahme des Dieselmotors wie Drucklufteinblasung vor der<br />

Abgasturboladerturbine oder direkt in den Ladeluftbehälter.<br />

Abbildung 36: Simulationsergebnisse für Festpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 3,<br />

(Propellerschub F P * und Propellermoment M P * haben identische Verläufe)<br />

Da für dieses Stoppmanöver der Backbord- sowie der Steuerbord-Propeller gleich<br />

umgesteuert wurden, sind die Simulationsergebnisse für beide Propeller identisch. Aufgrund<br />

gleicher Drehzahlreglerstatik beider Dieselgeneratoren sind auch die Ergebnisse für die<br />

Dieselgeneratoren gleich.<br />

Außer der Simulation von Stoppmanövern ist es außerdem möglich, weitere transiente wie<br />

stationäre Betriebzustände mit den in dieser Arbeit entwickelten und in Simulink<br />

programmierten Simulationsmodellen zu untersuchen. Unter anderem können folgende<br />

Einflüsse auf das Betriebsverhalten der Anlage simuliert werden:


67<br />

- Variation der Bordnetzverbraucherleistung P V (siehe Abschnitt 5.1.3.1)<br />

- unterschiedlicher Parallelschaltungen der Generatoren oder der Propeller<br />

- unsymmetrischer Leistungsverteilung der Generatoren durch die Drehzahlreglerstatik<br />

- Trennung eines Generators und damit seiner Massenträgheit vom Bordnetz durch den<br />

Generatorhauptschalter<br />

Im Teillastbetrieb kann ein Dieselgenerator von der gemeinsamen elektrischen<br />

Sammelschiene getrennt und abgeschaltet werden. Der verbleibende Dieselmotor arbeitet so<br />

in einem günstigeren Betriebspunkt.<br />

Wenn ein Dieselgenerator abgeschaltet wird, verteilt sich die Leistung des verbleibenden<br />

Generators (9200 kW) auf die Bordnetzverbraucher (2000 kW) sowie die betriebenen<br />

Propeller. Es konnte nachgerechnet werden, dass es durchaus Einfluss auf die zu erreichende<br />

Schiffsgeschwindigkeit hat, ob die Leistung eines Generators für den Betrieb von einem oder<br />

von zwei Propellern genutzt wird.<br />

Bei Betrieb eines Propellers stehen 7200 kW zur Verfügung. Die Propellerdrehzahl wird<br />

dementsprechend durch das Powermanagement auf 91 % der Nenndrehzahl begrenzt. Die<br />

erreichte Schiffsgeschwindigkeit beträgt 14,6 kn.<br />

Wenn beide Propeller betrieben werden, stehen 3600 kW je Propeller zur Verfügung. Die<br />

Drehzahl beider Propeller beträgt dann 85 % der Nenndrehzahl und es wird eine maximale<br />

Schiffsgeschwindigkeit von 18,9 kn erreicht.<br />

5.1.3.1 Einfluss der Bordnetzverbraucher<br />

Um den Einfluss der Leistungsaufnahme der Bordnetzverbraucher auf die Netzfrequenz zu<br />

untersuchen, sind drei vergleichende Simulationen durchgeführt worden (Abbildung 37). Zum<br />

einen wurde ein Stoppmanöver simuliert, bei dem der Leistungsbedarf der<br />

Bordnetzverbraucher der angenommenen Nennleistung von 2000 kW entspricht (P V * = 1). Im<br />

Vergleich damit wurde ein Manöver bei halber (P V * = 0,5) und ein Manöver bei dreifacher<br />

(P V * = 3) Bordnetzverbraucherleistung simuliert.<br />

Abbildung 37: Simulationsergebnisse der Dieselgeneratordrehzahl ω* (= Netzfrequenz) bei Variation der<br />

Bordnetzverbraucherleistung P V *, Stoppmanöver, Antriebsvariante 3


68<br />

Es ist zu erkennen, dass mit sinkender Bordnetzleistung die Drehzahlüberhöhung während des<br />

Umsteuerns zunimmt. Besonders für den Fall, bei dem die Bordnetzleistung geringer als die<br />

Turbinenleistung der Propeller ist (P V * = 0,5), ist die Drehzahlüberhöhung besonders<br />

ausgeprägt.<br />

Zur Simulationszeit von etwa t = 160 Sekunden erfolgt ein kurzer Drehzahleinbruch. Je<br />

geringer die Bordnetzleistung, desto größer ist die Lastaufschaltung für den Dieselmotor im<br />

Bremsbetrieb. Aufgrund der Turboladerdynamik sind nur begrenzte Lastaufschaltungen<br />

möglich, da sonst kein ausreichendes Verbrennungsluftverhältnis erreicht wird, was zu starker<br />

Rußbildung und verminderter Drehmomentabgabe führt. Die verminderte<br />

Drehmomentabgabe lässt die Drehzahl kurzfristig absinken. Dies kann im Extremfall bis zum<br />

Stillstand („Abwürgen“) des Dieselmotors führen und muss verhindert werden.<br />

Nach den Klassifikations- und Bauvorschriften des Germanischen Lloyd 13 ist eine dauernde<br />

Frequenzabweichung von ±5 % und eine kurzzeitige Frequenzabweichung von ±10 %<br />

(5 Sekunden) zulässig.<br />

5.1.4 Zweitakt-Dieselmotor mit Festpropeller<br />

In Abbildung 38 und Abbildung 39 sind die Simulationsergebnisse für ein Stoppmanöver der<br />

Antriebsvariante Nr. 4 (Zweitakt-Dieselmotor mit direkt gekoppeltem Festpropeller)<br />

aufgetragen. Abbildung 15 zeigt das in Simulink umgesetzte Blockschaltbild dieser Anlage<br />

mit ihren Teilsystemen.<br />

Diese Antriebsvariante unterscheidet sich grundlegend von den anderen untersuchten<br />

Antriebsvarianten, da die Drehrichtung des Dieselmotors umgekehrt werden muss. Das<br />

Anlasssystem und die Propellercharakteristik beeinflussen maßgeblich den Zeitpunkt des<br />

Umsteuerns.<br />

Nachdem zum Zeitpunkt t = 100 Sekunden die Fahrhebelstellung von voll-voraus auf vollzurück<br />

vorgegeben wurde, fällt die gemeinsame Drehzahl ω* von Motor und Propeller sehr<br />

schnell ab, bis ein quasistationärer gemeinsamer Betriebspunkt von Motor und Propeller<br />

erreicht wird. Die Füllung Fü* fällt sofort auf den Maximalwert für Rückwärtsdrehzahl von<br />

–1, bei dem sie durch das Teilsystem Füllungsbegrenzung begrenzt wird. Aufgrund eines<br />

Signals vom Anlasssystem an den Drehzahlregler, wird verhindert, dass sich der Integrator<br />

des Drehzahlreglers während dieser Phase unnötig auflädt. Der vom Propeller geschleppte<br />

Motor setzt dem Propellermoment das Motorreibmoment entgegen. Mit abnehmender<br />

Schiffsgeschwindigkeit sinkt auch die Drehzahl langsam weiter ab.<br />

Zu dem Zeitpunkt (etwa t = 475 s) an dem die Kriterien zum Umsteuern erfüllt sind (vgl.<br />

Seite 25), wird vom Anlasssystem das zusätzliche negative Anlassmoment freigegeben.<br />

Daraufhin wird die bisher in Vorwärtsrichtung rotierende Welle stark abgebremst und weiter<br />

in negativer Richtung beschleunigt, bis die Zünddrehzahl erreicht wird. Die Zeitdauer,<br />

während der das Anlassmoment freigegeben wird beträgt etwa fünf Sekunden. Danach wird<br />

wieder Kraftstoff eingespritzt und der Motor beschleunigt die Welle weiter bis das Schiff<br />

steht. Mit Einsetzen der Verbrennung steigen auch die Turboladerdrehzahl ω ATL * und der<br />

Ladeluftdruck p 3 * wieder ein wenig an.<br />

Die Schiffsgeschwindigkeit beträgt zum Zeitpunkt des Umsteuerns etwa 35 % der<br />

Nenngeschwindigkeit.<br />

13 Germanischer Lloyd, I Schiffstechnik, Seeschiffe, 3 Elektrische Anlage, Ausgabe 1998


69<br />

Abbildung 38: Simulationsergebnisse für Zweitakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 4<br />

Abbildung 39: Simulationsergebnisse für Festpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 4,<br />

(Propellerschub F P * und Propellermoment M P * haben identische Verläufe)


70<br />

Die Drehmoment-Drehzahl Charakteristik des Festpropellers hat wesentlichen Einfluss auf<br />

das Umsteuerverhalten des Zweitaktmotors.<br />

Außerdem ist es notwendig, dass auch bei geringer Drehzahl eine möglichst hohe Füllung<br />

zugelassen wird um ein ausreichendes Motormoment zu erreichen. Die im Teilsystem<br />

Füllungsbegrenzung vorgegebene Kennlinie (siehe Abbildung 47 im Anhang 12.10) für den<br />

Zweitaktmotor lässt im unteren Drehzahlbereich eine maximale Füllung von 38 % der<br />

Nennfüllung zu. Erst ab einer Drehzahl von ω* = 0,36 (in Abbildung 38 etwa bei<br />

t = 560 s) steigt mit zunehmender Drehzahl auch die zugelassene Füllung. Würde die<br />

Füllungsbegrenzung überbrückt werden, wäre ein etwas kürzerer Stoppweg und eine etwas<br />

kleinere Stoppzeit zu erreichen, der Motor würde jedoch während der Beschleunigungsphase<br />

in Rückwärtsrichtung bei einem unzulässig niedrigen Verbrennungswirkungsgrad η v von nur<br />

etwa 5 % arbeiten. Dies ist real nicht zulässig.<br />

In dieser Arbeit wird das Belastungsprogramm für die simulierten Stoppmanöver als<br />

überbrückt angesehen. Mit aktivem Belastungsprogramm ergibt sich ein Stoppweg von etwa<br />

13,1 Seemeilen und eine Stoppzeit von 42 Minuten.<br />

In [5] wird das Umsteuerverhalten eines Zweitakt-Dieselmotors mit Festpropeller sehr<br />

eingehend untersucht.<br />

5.1.5 Zweitakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller<br />

In diesem Abschnitt werden die Simulationsergebnisse der Antriebsvariante 5 (ein Zweitakt-<br />

Dieselmotor mit Verstellpropeller) dargestellt und diskutiert. Die Antriebsanlage entspricht<br />

mit Ausnahme des anderen Motortyps und einer anderen Kennlinie im Teilsystem<br />

Füllungsbegrenzung der Antriebsvariante Nr. 1. Abbildung 40 und Abbildung 41 zeigen die<br />

zeitlichen Verläufe der Simulationsergebnisse.<br />

Abbildung 40: Simulationsergebnisse für Zweitakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 5,<br />

(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])


71<br />

Abbildung 41: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 5,<br />

(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />

Die Ergebnisse entsprechen in etwa denen der Antriebsvariante Nr. 1 (vgl. Abbildung 27 und<br />

Abbildung 28). Lediglich die Turboladerdrehzahl und der Ladeluftdruck p 3 * des<br />

Zweitaktmotors sind aufgrund des unterschiedlichen Ladungswechsels im<br />

Schwachlastbereich geringer als bei der Simulation mit Viertaktmotor.<br />

5.2 Nichtdynamische Beurteilungskriterien der Antriebsvarianten<br />

Die verschiedenen Schiffsantriebsanlagen unterscheiden sich neben dem untersuchten<br />

dynamischen Betriebsverhalten auch durch andere, für die Auswahl möglicherweise<br />

entscheidende, nichtdynamische Kriterien.<br />

In Tabelle 5.1 ist die spezifische Masse von Viertakt- und Zweitakt-Dieselmotoren<br />

gegenübergestellt. Aufgrund der geringeren Drehzahl und dem damit höheren Drehmoment<br />

bei gleicher Leistung, hat ein langsamlaufender Zweitakt-Dieselmotor als Schiffshauptmotor<br />

eine höhere spezifische Masse als ein mittelschnelllaufender Viertaktmotor.<br />

Motortyp spezifische Masse [kg/kW]<br />

4-Takt-DM 15<br />

2-Takt-DM 40<br />

Tabelle 5.1: Vergleich der spezifischen Masse von Viertakt- und Zweitakt-Dieselmotoren [19]<br />

Tabelle 5.2 gibt einen Überblick über mehrere Beurteilungskriterien der fünf untersuchten<br />

Antriebsvarianten (vgl. Tabelle 4.1). Die Beurteilung erfolgt jeweils in Relation zu den<br />

anderen Antriebsvarianten und stellt daher keine absolute Dimension dar.


72<br />

Antriebsvariante<br />

Betriebskosten: Investitionskosten: Platzbedarf: Gewicht: Redundanz:<br />

Nr.:<br />

1 mittel mittel mittel gering gering<br />

2 hoch mittel gering gering mittel<br />

3 hoch hoch gering mittel hoch<br />

4 gering gering hoch hoch gering<br />

5 gering mittel hoch hoch gering<br />

Tabelle 5.2: Beurteilung der untersuchten Schiffsantriebsanlagen nach unterschiedlichen Kriterien<br />

Die Betriebskosten der Anlagenvarianten mit Zweitakt-Dieselmotor werden als relativ gering<br />

eingeschätzt, da Zweitaktmotoren als Hauptmotoren üblicherweise die höchsten<br />

Wirkungsgrade aufweisen. Die Betriebskosten der Anlage mit zwei Viertaktmotoren und je<br />

einem Verstellpropeller sowie die der dieselelektrischen Anlage werden als am höchsten<br />

angesehen, da am meisten Einzelkomponenten sowie Regelungstechnik vorhanden sind, was<br />

den Wartungsaufwand erhöht.<br />

Die Investitionskosten der Antriebsvariante 4 werden als am geringsten angesehen, da kein<br />

Verstellpropeller und dessen Steuerungstechnik erforderlich ist. Lediglich der Zweitaktmotor<br />

benötigt ein Umsteuersystem, welches jedoch für den Startvorgang des Motors größtenteils<br />

ohnehin vorhanden sein muss. Die dieselelektrische Anlage weist wegen der zusätzlichen<br />

Kosten für die Generatoren, Elektromotoren und Leistungselektronik die höchsten<br />

Investitionskosten auf.<br />

Der Platzbedarf der Varianten 2 und 3 ist am geringsten, da es sich um Zweimotorenanlagen<br />

handelt. Zwei kleine Motoren sind leichter in die Raumaufteilung des Schiffes zu integrieren<br />

als ein großer Motor. Das gilt besonders für die dieselelektrische Anlage, bei welcher der<br />

Aufstellungsort der Dieselgeneratoren unabhängig von den Propellerwellen gewählt werden<br />

kann. Die Anlagen mit Zweitakt-Dieselmotor werden aufgrund der großen Motorhöhe den<br />

größten Platzbedarf in Anspruch nehmen.<br />

Das Gewicht der Anlagen mit Zweitaktmotor ist am größten (vgl. Tabelle 5.1). Zu beachten<br />

ist jedoch, dass der Viertaktmotor üblicherweise mit einem Getriebe versehen ist, welches den<br />

Gewichtsvorteil des Viertaktmotors gegenüber dem direktantreibenden Zweitaktmotor etwas<br />

verringert. Bei einer dieselelektrischen Antriebsanlage ist zu beachten, dass der Generator, der<br />

elektrische Fahrmotor sowie eventuell vorhandene Transformatoren oder ähnlicher Bauteile<br />

die Gesamtmasse der Anlage erhöhen.<br />

In Bezug auf die Redundanz ist die dieselelektrische Anlage mit zwei Generatorsätzen und<br />

zwei Propellern als am sichersten einzuschätzen. Selbst wenn ein Propeller und ein Motor<br />

ausfällt, ist noch ein reduzierter Betrieb möglich. Bei der Antriebsvariante mit zwei<br />

Viertaktmotoren und zwei Verstellpropellern ist der Betrieb nur eines Antriebsstrangs stets<br />

möglich, wenn der andere Wellenstrang oder Motor einen Schaden aufweist. Die<br />

Antriebsvarianten 1, 4 und 5 weisen keine Redundanz auf, da sie nur jeweils einen Motor und<br />

einen Propeller besitzen.<br />

Für die Bewertung der Anlagen stehen die verschiedenen Kriterien der Tabelle 5.2 in<br />

Konkurrenz mit dem dynamischen Betriebsverhalten sowie der Manövrierfähigkeit der<br />

verschiedenen Antriebsvarianten.


73<br />

5.3 Vergleich der unterschiedlichen Antriebsvarianten<br />

In den vorangehenden Textabschnitten sind unterschiedliche Antriebsvarianten für ein RoRo-<br />

Schiff dargestellt worden. Es wurde das dynamische Verhalten der Anlagen sowie weitere<br />

Beurteilungskriterien untersucht und dargestellt. Im Folgenden werden die verschiedenen<br />

gewonnenen Ergebnisse verglichen und bewertet.<br />

Die Fähigkeit eines Schiffes, möglichst schnell aufstoppen zu können, stellt einen großen<br />

Sicherheitsaspekt dar. Besonders wenn in vielbefahrenen engen Wasserstraßen eine hohe<br />

Geschwindigkeit gefahren werden soll, ist eine kurze Reaktionszeit der Antriebsanlage und<br />

ein kurzer Stoppweg zwingend notwendig. In Abbildung 42 sind die berechneten Stoppwege<br />

und Stoppzeiten bei Einsatz unterschiedlicher Antriebsvarianten gegenübergestellt.<br />

Abbildung 42: Vergleich der simulierten Geschwindigkeitsverläufe während eines Stoppmanövers,<br />

Stoppweg und Stoppzeit, für die fünf untersuchten Antriebsvarianten (Tabelle 4.1)<br />

Für die drei Antriebsvarianten mit Verstellpropeller (Antriebsvarianten 1, 2 und 5) wurden<br />

annähernd dieselben Stoppwege berechnet. Das Schiff steht jeweils 516 bzw. 519 Meter nach<br />

Manöverbeginn. Die Ursache für die sehr ähnlichen Ergebnisse ist, dass für diese Modelle<br />

jeweils dieselben Verstellpropellermodelle verwendet wurden. Es wurde lediglich<br />

angenommen, dass der Schub eines großen Verstellpropellers doppelt so groß ist wie<br />

derjenige von zwei kleineren Propellern. Außerdem ist keiner der Motoren während des<br />

Manövers in den Bereich der Leistungsreduzierung gekommen.<br />

Die dieselelektrische Anlage (Antriebsvariante 3) benötigt einen etwa 200 Meter längeren<br />

Stoppweg als die Vertellpropelleranlagen.<br />

Die Antriebsanlage mit Zweitaktmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller<br />

(Antriebsvariante 4) benötigt mit 2532 Metern den längsten Stoppweg.<br />

Aus diesen Ergebnissen wird geschlossen, dass das Stoppverhalten eines Schiffes unabhängig<br />

vom eingesetzten Dieselmotortyp bei Einsatz eines Verstellpropellers am günstigsten ist.<br />

Während des Manövrierens im Hafen oder in engen Fahrwassern ist das Umsteuerverhalten<br />

und die Manövrierfähigkeit von Bedeutung. Geschwindigkeits- und Kursänderungen sowie<br />

auch quertraversieren oder das Drehen auf der Stelle sind besonders für ein RoRo-Schiff<br />

wichtig.<br />

Die Antriebsvarianten mit Verstellpropeller ermöglichen eine sehr schnelle und stufenlose<br />

Einstellung des Propellerschubs. Dies gilt ebenso für die dieselelektrische Antriebsvariante.


74<br />

Für beide Anlagenkonzepte wird schon sehr schnell nach Einleitung eines Stoppmanövers ein<br />

hoher Rückwärtsschub erreicht. Etwa 10 Sekunden nach Manöverbeginn kehrt sich bereits<br />

das Vorzeichen des Schubs von vorwärts nach rückwärts um. Kleine Korrekturen der<br />

Propellersteigung durch die Verstellpropellerautomation zur Begrenzung der Rückleistung<br />

durch den Propeller, haben kaum Einfluss auf den erzeugten Rückwärtsschub.<br />

Die Anlage mit Zweitaktmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller benötigt eine sehr lange<br />

Zeitdauer (etwa 375 Sekunden) bis der Motor umgesteuert und somit der Rückwärtsschub<br />

erhöht werden kann. Unterhalb einer Mindestdrehzahl (n zünd * = 0,1) ist kein Motorbetrieb<br />

möglich. Dies hat zur Folge, dass ein Schiff mit dieser Antriebsanlage nicht beliebig langsam<br />

fahren kann, was die anderen Antriebsvarianten erlauben. Außerdem sind in der Praxis<br />

gewisse Drehzahlsperrbereiche zu beachten, in denen aufgrund unzulässiger<br />

Motorschwingungen kein dauerhafter Betrieb erlaubt ist. Dies führt bei diesem<br />

Anlagenkonzept dazu, dass der Propellerschub bzw. die Schiffsgeschwindigkeit nicht im<br />

gesamten Betriebsbereich stufenlos geregelt werden kann.<br />

Im Vergleich zur dieselelektrischen Anlage oder zur Antriebsanlage mit Verstellpropeller ist<br />

das Umsteuern des Zweitaktmotors mit Festpropeller als relativ ungünstig anzusehen.<br />

Während des Umsteuervorgangs wird Anlassluft verbraucht, sodass nicht unbegrenzt viele<br />

Umsteuermanöver direkt hintereinander möglich sind. Das Einblasen der kalten Anlassluft in<br />

die betriebswarmen Zylinder verursacht thermische Spannungen in der Kolbenkrone, was sich<br />

negativ auf die Lebensdauer auswirkt.<br />

Für das Quertraversieren beim An- und Ablegen oder das Drehen auf der Stelle ohne<br />

Schlepperhilfe ist auf jeden Falle eine Antriebsanlage mit zwei Propellern zu bevorzugen.<br />

Die Belastung der Dieselmotoren ist ein wesentliches Merkmal für die Bewertung der<br />

Antriebsanlage. Große Lastwechsel in kurzer Zeit sind immer als ungünstig für die<br />

Dieselmotoren anzusehen. Die dabei auftretenden hohen thermischen Belastungen führen zu<br />

einer verminderten Lebensdauer der beanspruchten Bauteile.<br />

Die durchgeführten Simulationsrechnungen der Antriebsvarianten mit Verstellpropeller<br />

zeigen, dass weder bei der Anlage mit Viertakt- noch bei der Anlage mit Zweitakt-<br />

Dieselmotor die Leistungsreduzierung der Verstellpropellerautomation aktiv wird. Die<br />

Motoren werden durch den Verstellpropeller während des Stoppmanövers nicht bis zur<br />

Nennleistung belastet. Selbst wenn das maximale Steigungsverhältnis zum Bremsen in der<br />

Kombinatorkennlinie (vgl. Abbildung 48 im Anhang) von p/D* = -0,35 auf -0,6 gestellt wird,<br />

konnte durch Simulationen ermittelt werden, dass die Motoren nicht bis zur Nennleistung<br />

belastet werden.<br />

Die Simulationsergebnisse für die dieselelektrischen Anlage hingegen zeigen, dass die<br />

Dieselgeneratoren nach der Drehrichtungsumkehr der Elektromotoren durchaus 100 %<br />

Nennleistung erreichen. Das Powermanagement begrenzt daraufhin die Propellerdrehzahl,<br />

sodass die Dieselgeneratoren nicht überlastet werden. Je höher die zusätzliche Leistung der<br />

Bordnetzverbraucher ist, desto schneller erreichen die Dieselgeneratoren ihre<br />

Leistungsgrenze. Je niedriger die Bordnetzleistung ist, desto höher ist die Lastaufschaltung<br />

für die Motoren, sodass die verzögerte Drehmomententwicklung durch die begrenzte<br />

Turboladerdynamik größere Auswirkungen zeigt (vgl Abbildung 37).<br />

Die Antriebsanlagen mit Verstellpropeller weisen ein sehr günstiges Verhältnis von<br />

eingesetzter Motorleistung zu erzeugtem Rückwärtsschub auf. Es werden im Vergleich mit<br />

den anderen Anlagenvarianten die kürzesten Stoppzeiten erreicht. Gleichzeitig sind die<br />

Lastsprünge unkritisch und die erforderliche Leistungsabgabe während der Bremsphase<br />

beträgt nur etwa 40 % der Nennleistung.


75<br />

In der Tabelle 5.2 in Abschnitt 5.2 sind verschiedene Beurteilungskriterien für die gewählten<br />

Schiffsantriebsanlagen aufgeführt und gegenübergestellt. Es muss je nach Einsatzzweck des<br />

Schiffes entschieden werden, welche der Kriterien als ausschlaggebend betrachtet werden, um<br />

einen wirtschaftlichen und sicheren Schiffsbetrieb zu gewährleisten. Je nach Schiffstyp und<br />

Sicherheitsanforderung spielt auch die Redundanz der Anlagenkomponenten eine Rolle. Hier<br />

bietet die dieselelektrische Anlage die meisten Vorteile.<br />

Der Platzbedarf der Motoren ist für ein RoRo-Schiff ein entscheidendes Kriterium, da im<br />

Hinterschiffbereich, wo üblicherweise die Motoren angeordnet sind, ein durchgehendes<br />

Fahrdeck gewünscht wird.<br />

Die Anlage mit Zeitaktmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller weist unter den<br />

betrachteten Auswahlkriterien lediglich in Bezug auf die Betriebs- und Investitionskosten<br />

Vorteile gegenüber den anderen Anlagenvarianten auf.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Antriebsvariante mit zwei Viertakt-<br />

Dieselmotoren, welche je einen Verstellpropeller antreiben, für den untersuchten Schiffstyp<br />

(RoRo-Schiff) am geeignetsten erscheint.


76<br />

6 Fehleranalyse<br />

Alle in dieser Arbeit gewonnenen Simulationsergebnisse beruhen auf den Annahmen und<br />

Vereinfachungen, die während der Modellbildung getroffen worden sind. Außerdem ist die<br />

Genauigkeit der Ergebnisse von der Genauigkeit der Eingabedaten für die Modelle abhängig.<br />

Die Dimensionen der unterschiedlichen untersuchten Antriebsanlagen wurden für die<br />

Simulationsrechnungen so gewählt, dass die Anlagen möglichst gut vergleichbar sind und<br />

gleichzeitig die unterschiedliche Dynamik der verschiedenen Motorprinzipien und<br />

Propellerarten hervorgehoben wird. Dadurch sind eventuell einige Abweichungen von real<br />

auszuführenden Anlagen entstanden. Besonders bei der Abschätzung der Massenträgheiten<br />

der Wellen sind Abweichungen zu erwarten. Dies hat jedoch geringe Bedeutung in Bezug zur<br />

viel größeren Massenträgheit des Schiffes. Die Zeitkonstante des Schiffes (T aS = 169 s) ist um<br />

Faktor 65 größer als diejenige der Propellerwelle (T a = 2,6 s).<br />

Für das entwickelte Verstellpropellermodell waren verschiedene Modellparameter zu<br />

identifizieren. Dies ist durch Vergleich der Rechenergebnisse mit den vorhandenen<br />

Messergebnissen eines Stoppmanövers geschehen.<br />

Bei Vorgabe von Messwerten für die Geschwindigkeit, die Drehzahl und die<br />

Propellersteigung, konnte mit den ermittelten Modellparametern der gemessene<br />

Drehmomentverlauf sehr gut nachgerechnet werden (siehe Abbildung 19). Für den<br />

Propellerschub liegen keine Messergebnisse vor. Anhand eines Kennfeldes für einen anderen<br />

Verstellpropeller wurde jedoch abgeschätzt, dass der berechnete Schub in der richtigen<br />

Größenordnung liegt (vgl. Abbildung 21).<br />

Die simulierte Antriebsanlage mit zwei Viertakt-Dieselmotoren und zwei Verstellpropellern<br />

entspricht der real ausgeführten Anlage auf dem RoRo-Schiff, von dem auch die Messwerte<br />

vorliegen. Die berechneten Werte für die Stoppzeit und den Stoppweg weisen eine deutliche<br />

Abweichung von den gemessenen Werten auf. Die durch Simulation berechnete Stoppzeit<br />

beträgt 1,4 Minuten während die gemessene Stoppzeit etwa 3,1 Minuten beträgt.<br />

Da der Propellerschub als richtig angesehen wird, muss die Ursache dieser Abweichungen in<br />

einer nicht ausreichenden Berücksichtigung der Sogwirkung der Propeller begründet sein. Die<br />

Sogkraft wirkt stets der Schubkraft F P entgegen, sodass der effektive Schub für die<br />

Beschleunigung des Schiffes stets kleiner ist, als der Propellerschub. Während der<br />

Modellbildung des Schiffes (vgl. Abschnitt 3.4), wurde die Sogziffer t vereinfachend als<br />

konstant angenommen.<br />

Während des Bremsvorgangs erzeugen die Propeller einen großen Rückwärtsschub. Die<br />

Strömungsrichtung des Wassers in der Propellerebene ist dabei entgegengesetzt zur<br />

Anströmrichtung aus der Schiffsgeschwindigkeit. Durch den nach vorne gerichteten<br />

Propellerstrahl wird die gesamte Hinterschiffskontur angeströmt, was zu einer Vergrößerung<br />

der Sogziffer in dieser Phase führt. Die Folgerung dieser Überlegungen sowie die von den<br />

Messergebnissen abweichenden Stoppwege und Stoppzeiten verlangen, dass die Sogziffer t<br />

nicht als konstant betrachtet werden darf. Stattdessen ist anscheinend eine Berücksichtigung<br />

der Sogziffer t oder der Sogkraft S in Abhängigkeit vom Betriebszustand des Propellers in<br />

den Simulationsrechnungen notwendig.<br />

Berechnungen des Soges während der Umsteuermanöver sind aktueller Gegenstand der<br />

Forschung. Nach [22] bestehen bisher keine geeigneten Kenntnisse über den Sog und den<br />

Nachstrom während des Umsteuervorgangs.<br />

Um eine überschlägige Vergleichsrechnung mit Berücksichtigung des Sogs durchführen zu<br />

können, wird angenommen, dass sich der Sog proportional zum Propellerschub verhält. Im


77<br />

Bereich negativen Schubs (Rückwärtsschub) wird angenommen, dass die Sogkraft aufgrund<br />

der angeströmten Hinterschiffskontur stärker ausgeprägt ist als bei positivem Schub. In<br />

Abbildung 43 ist die angenommene Kennlinie für die normierte Sogkraft S* in Abhängigkeit<br />

vom normierten Propellerschub F P * abgebildet. Es werden beispielhaft drei unterschiedliche<br />

Verläufe bei negativem Schub verglichen.<br />

normierter Sog S* [-]<br />

1<br />

0<br />

-1 -0,5 -1 0 0,5 1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

normierter Propellerschub F P* [-]<br />

Abbildung 43: Ansatz zur Berücksichtigung der Sogkraft S* in Abhängigkeit vom Propellerschub F P *,<br />

Vergleich verschiedener Abhängigkeiten des Sogs bei Rückwärtsschub<br />

Um den Einfluss des Sogs in den Simulationen zu berücksichtigen, muss Formel ( 3.118)<br />

entsprechend modifiziert werden. Unter Verwendung der Sogkraft S als Einflussgröße ergibt<br />

sich:<br />

dvS<br />

* 1<br />

= ⋅ ( FP<br />

− S − RT<br />

)<br />

dt mSges<br />

⋅ vSn<br />

1<br />

=<br />

T<br />

aS<br />

⎛<br />

⋅ ⎜ F<br />

⎝<br />

P<br />

1<br />

* ⋅<br />

1−<br />

t<br />

n<br />

tn<br />

− S * ⋅<br />

1 − t<br />

n<br />

− R<br />

Für ein Zweischraubenschiff ergibt sich der folgende Ausdruck:<br />

dvS<br />

* 1<br />

= ⋅ ( FP1<br />

− S1<br />

+ FP2<br />

− S 2 − RT<br />

)<br />

dt mSges<br />

⋅ vSn<br />

1<br />

=<br />

T<br />

aS<br />

⎛<br />

⋅ ⎜ F<br />

⎝<br />

P1<br />

* ⋅<br />

2 ⋅<br />

1<br />

tn<br />

1<br />

tn<br />

⎞<br />

− S1*<br />

⋅ + FP2<br />

* ⋅ − S 2 * ⋅ − RT<br />

* ⎟<br />

( 1−<br />

tn) 2 ⋅ ( 1 − tn) 2 ⋅ ( 1 − tn) 2 ⋅ ( 1 − tn) ⎠<br />

Die Sogkraft S wird wie der Propellerschub auf den Nennzustand bei Nenngeschwindigkeit,<br />

Nennsteigung und Nenndrehzahl bezogen. Die Sogziffer im Nennzustand t n = 0,127 ist<br />

bekannt [9].<br />

Anhand der überschlägig angenommenen Abhängigkeit des Sogs von Propellerschub und der<br />

Berücksichtigung der Sogkraft in den Formeln der Modellbildung konnten<br />

Vergleichsrechnungen zu den vorhandenen Messungen angestellt werden.<br />

In Abbildung 44 sind simulierte Geschwindigkeitsverläufe mit Angabe der Stoppzeit und des<br />

Stoppweges für unterschiedlich starken Einfluss des Sogs gezeigt. Zum Vergleich ist der am<br />

Originalschiff gemessene Geschwindigkeitsverlauf abgebildet.<br />

Die Schiffsgeschwindigkeit zu Beginn der Messung betrug 20,3 kn (vgl. Abbildung 18).<br />

Dementsprechend wurde auch die Schiffsgeschwindigkeit zu Beginn der<br />

Simulationsrechnung vorgegeben.<br />

T<br />

⎞<br />

* ⎟<br />

⎠<br />

( 6.1)<br />

( 6.2)


78<br />

Der gemessene Stoppweg des Originalschiffs beträgt 887 Meter [9]. Das Schiff stand etwa<br />

190 Sekunden nach Manöverbeginn. Je nach Einfluss der Sogkraft ergeben sich aus der<br />

Simulation die unterschiedlichen abgebildeten Geschwindigkeitsverläufe. Wird für die<br />

Sogkraft entsprechend Abbildung 43 angenommen, dass bei negativem Nennschub (F P * = -1)<br />

der Sog S* = -5,5 beträgt, ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung der<br />

Simulationsergebnisse mit den gemessenen Werten des Originalschiffs.<br />

Abbildung 44: Geschwindigkeitsverläufe, Stoppweg und Stoppzeit bei Stoppmanöver, Vergleich von<br />

Simulation und Messung, mit Einfluss der Sogkraft S* in Abhängigkeit vom Propellerschub F P * (vgl.<br />

Abbildung 43)<br />

In Abbildung 45 und Abbildung 46 sind weitere Simulationsergebnisse für ein Stoppmanöver<br />

der Antriebsvariante 2 mit angepasstem Sogeinflusses abgebildet. Zusätzlich zu den<br />

Simulationsergebnissen sind in Abbildung 46 die Messergebnisse des Originalschiffes<br />

eingetragen.


79<br />

Abbildung 45: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />

(Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern) mit Sogeinfluss S* = 5,5 bei F P * = -1<br />

Abbildung 46: Simulations- und Messergebnisse (gestrichelt) für Verstellpropeller, Stoppmanöver,<br />

Antriebsvariante 2, (Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern) mit Sogeinfluss S* = 5,5<br />

bei F P * = -1


80<br />

Der berechnete Drehmomentverlauf entspricht mit guter Genauigkeit dem gemessenen<br />

Drehmoment. Die Abweichungen werden unter anderem durch einen etwas von den<br />

Messungen abweichenden Propellersteigungsverlauf verursacht. Dies resultiert daher, dass die<br />

Verstellpropellerautomation wenn auch mit den wichtigen Funktionen (Leistungsreduzierung<br />

und Überdrehzahlschutz) so dennoch vereinfacht modelliert worden ist. Im Bereich konstant<br />

anliegender maximaler Rückwärtssteigung entspricht das simulierte Drehmoment recht genau<br />

dem gemessenen Moment (Abbildung 46).<br />

Das Steigungsverhältnis p/D* beträgt am Simulationsbeginn 0,9. Dieser Wert wird durch<br />

Schlepptankversuche durch die Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt für das Originalschiff<br />

bestätigt. Demnach erreicht das Schiff bei Nennpropellersteigung und 90 % der Nenndrehzahl<br />

eine Geschwindigkeit von 20,3 kn. Unter der Annahme, dass sich eine Änderung der<br />

Propellersteigung genauso auf die Geschwindigkeit auswirkt, wie eine Änderung der<br />

Drehzahl, folgt das vorgegebene Steigungsverhältnis p/D* = 0,9.<br />

Der simulierte Propellerschubverlauf erreicht vorübergehend sehr hohe Werte. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass die Propellersteigung der Originalanlage nach dem Nulldurchgang langsamer<br />

reduziert wird als bei der Simulation, wird der Rückwärtsschub in der Realität etwas<br />

gemäßigter ausfallen.<br />

Da sich bereits etwa 10 Sekunden nach Manöverbeginn das Vorzeichen des Propellerschubs<br />

umkehrt, machen sich die Auswirkungen des Sogs bereits ab diesem frühen Zeitpunkt<br />

bemerkbar. Aus der Integration der Schiffsverzögerung bis zum Manöverende resultiert die<br />

große Abweichung zwischen Mess- und Simulationsergebnis für den Stoppweg und die<br />

Stoppzeit, sofern der Sog als konstant angenommen wird (vgl. Abbildung 44).<br />

Bei einem Zweischraubenschiff wird sich dieser Effekt vermutlich stärker auswirken als bei<br />

einem Einschraubenschiff, da die angeströmte Hinterschiffskontur völliger ist.<br />

Für die durchgeführten Simulationsrechnungen wurde davon ausgegangen, dass bei einer<br />

Zweimotorenanlage die Backbord- und die Steuerbordanlage gleich belastet werden. In der<br />

Realität kann es aufgrund von Windeinflüssen oder Giermomenten des Schiffes während des<br />

Stoppmanövers zu einer mehr oder weniger unsymmetrischen Belastung der Backbord- und<br />

der Steuerbordanlage kommen.<br />

Die sehr lange Stoppzeit der Antriebsvariante mit Zweitakt-Dieselmotor und direkt<br />

gekoppeltem Festpropeller liegt in der erwarteten Größenordnung für diesen Anlagentyp.<br />

Hanouneh [5] ermittelt für eine ähnliche Anlage eine Stoppzeit von etwa 11,5 Minuten.<br />

Die Simulationsergebnisse für die Zustandsgrößen des Dieselmotors entsprechen den<br />

erwarteten Verläufen.


81<br />

7 Umsetzung des Simulink-Programms in Fortran oder C<br />

Die in dieser Arbeit entwickelten Simulationsmodelle sind alle in der Programmiersprache<br />

Simulink umgesetzt und erfolgreich angewendet worden.<br />

Die Programmierung der Modelle in einer prozeduralen Programmiersprache wie Fortran<br />

oder C ist anhand der angegebenen Formeln ebenfalls möglich.<br />

Um den Zeitaufwand für die Umsetzung der bereits programmierten Simulink-Modelle in eine<br />

andere Programmiersprache gering zu halten, empfiehlt es sich, die Übersetzung durch ein<br />

Konvertierungsprogramm vorzunehmen. Im Programmpaket von MATLAB und Simulink ist<br />

die umfangreiche Toolbox Real-Time Workshop [14] enthalten, welche es ermöglicht, aus<br />

beliebigen Simulink-Modellen einen C-Code zu generieren.<br />

Es wurden exemplarisch einige Simulink-Modelle unter Einsatz der angeführten Toolbox in C<br />

umgewandelt. Die Versuche ergaben jedoch, dass Lizenzen für spezielle MATLAB-<br />

Programmbibliotheken, in denen die unter Simulink verwendeten Funktionen definiert sind,<br />

notwendig sind, um einen von MATLAB/Simulink unabhängigen C-Code zu erzeugen. Diese<br />

Zugriffslizenzen sind im Rechenzentrum der <strong>TUHH</strong> aus Kostengründen nicht vorhanden und<br />

waren damit nicht zugänglich 14 .<br />

Die generierten C-Codes sind aufgrund der fehlenden Lizenzen nur anwendbar, wenn Zugriff<br />

auf die erforderlichen MATLAB-Programmbibliotheken besteht, da im C-Code eingebundene<br />

Header-Dateien dies erfordern.<br />

Die für das Viertakt-Dieselmotormodell erhaltenen C-Codes inklusive der zugehörigen<br />

Header-Dateien sind als Dateien auf der CD-ROM zu dieser Arbeit beigefügt.<br />

Für die Interaktion zwischen Fortran und C existieren unterschiedliche frei zugängliche<br />

Programme.<br />

Das Programm C2F ermöglicht laut Programmbeschreibung 15 die Übersetzung eines C-Codes<br />

in Fortran.<br />

Des weiteren ermöglicht das Programm cfortran.h eine Interaktion zwischen Fortran- und C-<br />

Programmen 15 .<br />

14 Auskunft von I. Tessmann, Rechenzentrum der <strong>TUHH</strong><br />

15 C2F, fortran.h, Quelle: http://www.fortran.com -> Index


82<br />

8 Ausblick<br />

Unter Einsatz der in dieser Arbeit entwickelten und in Simulink programmierten<br />

Rechenmodelle, sind für verschiedene Schiffsantriebsanlagen Stoppmanöver simuliert<br />

worden. Die Simulationsergebnisse für eine Antriebsanlage mit zwei Viertakt-Dieselmotoren,<br />

die je einen Verstellpropeller antreiben, konnten mit Messwerten einer entsprechenden real<br />

ausgeführten Anlage verglichen werden. Für die anderen untersuchten Antriebsvarianten<br />

lagen keine Messergebnisse vor. Die Simulationsergebnisse dieser Antriebsvatianten sollten<br />

daher anhand von Messungen an entsprechenden real ausgeführten Anlagen überprüft werden.<br />

Besonders der Einfluss des Sogs auf den effektiven Propellerschub während eines<br />

Stoppmanövers hat sich als sehr bedeutend herausgestellt. Durch den Vergleich mit weiteren<br />

Messungen besteht die Möglichkeit, diese Tatsache näher zu untersuchen. Für die<br />

Antriebsvariante mit nur einem Verstellpropeller ist bei ähnlichen Propellergeometrie ein<br />

etwas kürzerer Stoppweg zu erwarten, da die Hinterschiffsform weniger völlig ist als bei einer<br />

Zweipropelleranlage. Es wird erwartet, dass die Zunahme der Sogkraft bei Rückwärtsschub<br />

geringer ausfällt.<br />

Des weiteren sollte anhand von Messungen oder sonstigen geeigneten Verfahren die<br />

Berechnung der Sogkraft in Abhängigkeit von aktuellen Betriebszustand weiter voran<br />

getrieben werden. Die Wechselwirkung zwischen Schiffsrumpf und Verstellpropeller scheint<br />

großen Einfluss auf die Genauigkeit der Simulationsergebnisse zu haben. Die<br />

Berücksichtigung des Sogs in Abhängigkeit vom Propellerschub ermöglicht eine weitere<br />

entscheidende Verbesserung der Simulationsgenauigkeit. Die Berechnung des Sogs sollte<br />

jedoch verifiziert und durch Messungen bestätigt werden.<br />

Für das Verstellpropellermodell waren propellerspezifische Modellparameter zu bestimmen.<br />

Durch Abgleich mit Messungen weiterer Manöver sollte es möglich sein, die<br />

Modellparameter noch präziser zu bestimmen und so die bereits gute Genauigkeit noch weiter<br />

zu verbessern.<br />

Durch Vergleich mit Propellerschubmessungen sollte auch der berechnete Propellerschub<br />

überprüft werden. Wenn die simulierten Schubkräfte durch Messungen bestätigt werden<br />

können, wird dadurch indirekt der verstärkte Sogeinfluss bei Rückwärtsschub bestätigt.<br />

Es ist denkbar, anhand der erstellten Simulationsmodelle eine Onlinesimulation auf der<br />

Kommandobrücke eines Schiffes durchzuführen. Die dabei notwendigen Eingangsgrößen wie<br />

Propellerdrehzahl, Schiffsgeschwindigkeit und Propellersteigung sind einfach zu erfassen. So<br />

könnte die Schiffsführung durch die Simulation z. B. den vom aktuellen Betriebszustand der<br />

Anlage abhängigen zu erwartenden Stoppweg besser abschätzen. Dies ist besonders für<br />

Anlagen mit Zweitaktmotor und direkt angetriebenem Festpropeller sinnvoll, da hier<br />

besonders lange Stoppzeiten auftreten.<br />

Das Manövrierverhalten von Schiffen gewinnt heutzutage zunehmend an Bedeutung. Im<br />

Rahmen dieser Arbeit wurden hauptsächlich Stoppmanöver simuliert. Querkräfte auf den<br />

Schiffskörper sowie Ruderkräfte wurden nicht berücksichtigt. Unter Verwendung eines<br />

erweiterten Modellansatzes für den Schiffskörper könnte auch das Drehen auf der Stelle oder<br />

das Quertraversieren beim An- und Ablegen simuliert werden. Auch hierbei ist wiederum<br />

eine genauere Kenntnis der Sogwirkung des Propellers notwendig.<br />

Die Ergebnisse des erstellten Dieselmotormodells sollten anhand von Messungen während<br />

eines transienten Betriebszustands überprüft werden.


Das weitestgehend physikalisch begründete Motormodell ist in Teilsysteme gegliedert, sodass<br />

beliebige weitere Einflüsse in das Modell integriert werden können. Außerdem sind sehr<br />

vielseitige Simulationsrechnungen möglich. So sind zum Beispiel Simulationen der<br />

Abgastemperatur bei Lastwechseln möglich.<br />

83


84<br />

9 Zusammenfassung<br />

Es war das Ziel dieser Arbeit, unterschiedliche Antriebsvarianten für ein RoRo-Schiff<br />

bezüglich ihres dynamischen Verhaltens sowie weiterer nichtdynamischer Kriterien zu<br />

untersuchen.<br />

Fünf verschiedene Antriebsvarianten wurden formuliert und untersucht.<br />

Um die Dynamik zu beurteilen, wurden Simulationsmodelle erstellt, mit deren Hilfe für<br />

unterschiedliche Antriebsvarianten Stoppmanöver gerechnet wurden.<br />

Für die Berücksichtigung der Motordynamik wurde ein Dieselmotormodell umgesetzt,<br />

welches das Verhalten der Motorkomponenten Verdichter, Ladeluftkühler, Ladeluftbehälter,<br />

Zylinder, Abgassammler und Turbine wiedergibt. Speicherwirkungen des Turboladerrotors<br />

und des Ladeluft- und Abgassammelbehälters werden berücksichtigt.<br />

Um ein möglichst allgemeingültiges und damit vielseitig einsetzbares Rechenmodell zu<br />

erhalten, wurde auf die Verwendung von speziellen Kennfeldern für den Ladeluftverdichter<br />

verzichtet. Stattdessen wird das Verdichterverhalten durch geeignete Ersatzfunktionen<br />

nachgebildet. Die Anzahl der erforderlichen Eingabedaten wurde weitestgehend reduziert.<br />

Unterschiede im Betriebsverhalten von Zwei- und Viertakt-Dieselmotoren werden durch eine<br />

entsprechende Modellierung des Ladungswechsels berücksichtigt.<br />

Für die Berechnung des Verstellpropellers ist ein in der Literatur vorhandenes physikalisch<br />

begründetes Verstellpropellermodell umgesetzt worden. Als Eingabedaten sind lediglich<br />

einige Nenndaten erforderlich. Spezielle Kennfelder werden nicht benötigt. Nach<br />

Identifikation weniger erforderlicher Modellparameter anhand von Messdaten, wurden mit<br />

diesem Modellansatz für ein Stoppmanöver gute Übereinstimmungen mit Messungen erreicht.<br />

Das Verhalten eines Festpropellers wird anhand eines vereinfachten Robinson-Kennfeldes<br />

nachgebildet.<br />

Für die Simulation einer Schiffsantriebsanlage sind neben den Motoren und Propellern noch<br />

weitere, das dynamische Anlagenverhalten maßgeblich bestimmende Anlagenkomponenten,<br />

erforderlich. Für folgende Teilsysteme wurden daher ebenfalls entsprechende Rechenmodelle<br />

entwickelt und programmiert: Drehzahlregler, Verstellpropellermechanik, Kombinator<br />

inklusive Verstellpropellerautomation, Anlasssystem für Zweitaktmotor,<br />

Belastungsprogramm, Füllungsbegrenzung<br />

Das elektrische Bordnetz einer dieselelektrischen Antriebsvariante wird näherungsweise als<br />

„Blackbox“ betrachtet. Anhand einer Leistungsbilanz wird die gemeinsame<br />

Winkelbeschleunigung der angeschlossenen Dieselgeneratoren bestimmt.<br />

Im Zusammenhang mit dieser Antriebsvariante ist ein einfaches Powermanagement, welches<br />

abhängig von der verfügbaren Generatorleistung, die maximal zulässige Propellerdrehzahl<br />

steuert, entwickelt worden.<br />

Die Beschleunigung des Schiffskörpers wird aus der Kräftebilanz aus effektivem<br />

Propellerschub und geschwindigkeitsabhängigem Schiffswiderstand, unter Berücksichtigung<br />

der Schiffsmasse, berechnet.<br />

Die durch Simulationsrechnungen ermittelte Stoppzeit beträgt etwa 50 % der auf einem<br />

Vergleichsschiff gemessenen Stoppzeit. Es hat sich gezeigt, dass die Sogziffer nicht während


85<br />

eines gesamten Stoppmanövers als konstant angesehen werden kann. Während der<br />

Bremsphase, in welcher der Propeller Rückwärtsschub und eine der Anströmrichtung<br />

entgegengesetzte Wasserströmung erzeugt, steigt die Sogziffer stark an. Unter Anwendung<br />

dieser Annahmen konnte eine gute Übereinstimmung mit gemessenen und simulierten<br />

Stoppzeiten erreicht werden.<br />

Die durchgeführten Simulationsrechnungen für unterschiedliche Antriebsvarianten zeigen,<br />

dass die Belastung der Dieselmotoren bei einer Verstellpropelleranlage geringer sind als für<br />

eine dieselelektrische Anlage. Zwei- und Viertakt-Dieselmotor unterscheiden sich in der<br />

Dynamik bei Antrieb eines Verstellpropellers kaum.<br />

Für eine Antriebsanlage mit Zweitakt-Dieselmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller<br />

wurde im Gegensatz zur Verstellpropelleranlage etwa die sechsfache Stoppzeit ermittelt.<br />

Verschiedene weitere nichtdynamische Beurteilungskriterien wie Platzbedarf und Kosten der<br />

untersuchten Antriebsvarianten wurden vergleichend bewertet und beurteilt.


86<br />

10 Abkürzungen und Formelzeichen<br />

α<br />

Achsenrichtung der Ellipsen<br />

α<br />

Anstellwinkel<br />

β<br />

Anströmwinkel<br />

∆<br />

Delta (Differenz)<br />

ρ<br />

Dichte<br />

π<br />

Druckverhältnis<br />

µ Durchflussbeiwert<br />

ψ<br />

Durchflussfunktion<br />

ε<br />

Einstellwinkel<br />

ν<br />

Halbachsenverhältnis der Ellipsen<br />

κ<br />

Isentropenexponent für Gas<br />

ε<br />

Ladeluftkühlereffektivität<br />

λ<br />

Luftverhältnis<br />

ϕ<br />

Steigungswinkel<br />

ω Winkelgeschwindigkeit (ω = 2 π n)<br />

η<br />

Wirkungsgrad<br />

λ A Luftaufwand<br />

A<br />

Düsenquerschnittsfläche<br />

A<br />

Fläche<br />

a Taktzahl (Zweitakt: a = 1, Viertakt: a = 2)<br />

a<br />

Verhältnis, Nennanlassmoment / effektives Motornennmoment<br />

a, b Ellipsenhauptachsenabschnitt<br />

a, b Generatorhauptschalter<br />

a, b Konstanten der Reibgleichung<br />

A 0 , B 0 , K 0 , α 0 , β 0 angepasste Modellparameter<br />

A E /A 0 Propellerflächenverhältnis<br />

ATL Abgasturbolader<br />

b e<br />

spezifischer Kraftstoffverbrauch<br />

B f , B m Schub, und Momentenfaktor<br />

c<br />

Proportionalitätsbeiwert<br />

c, d Statikverhältnisfaktor<br />

c 0<br />

ideale Axialgeschwindigkeit<br />

c p<br />

spezifische Wärmekapazität<br />

c T , c Q Schub- und Momentenkoeffizient<br />

D<br />

Durchmesser<br />

DM Dieselmotor<br />

EM Elektromotor<br />

F<br />

Kraft<br />

FH Fahrhebelstellung<br />

f k<br />

Korrekturfunktion<br />

FP Propellerschub<br />

Fü Füllung = Regelstangenstellung<br />

G<br />

Generator<br />

H<br />

Enthalpie<br />

h<br />

spezifische Enthalpie<br />

H u unterer Heizwert<br />

i<br />

Getriebeübersetzung


87<br />

J Fortschrittsziffer, J = v a / (n D)<br />

J<br />

Massenträgheitsmoment<br />

k<br />

Exponent der Propellerkurve<br />

k<br />

Konstante<br />

k 1 , k 2 Konstanten<br />

K b allgemeiner Modellparameter<br />

k T , k Q Schub- und Momentenbeiwert<br />

L<br />

Schiffslänge<br />

Leistungsbegrenzung Anlagenregelung greift in Leistungsabgabe ein<br />

LL Ladeluft<br />

LLB Ladeluftbehälter<br />

LLK Ladeluftkühler<br />

l min Mindestluftverhältnis<br />

M<br />

Drehmoment<br />

m<br />

Masse<br />

M<br />

Moment<br />

MCR Maximum Continuous Rating = Maximale Dauerleistung<br />

n<br />

Drehzahl<br />

p<br />

Druck<br />

P<br />

Leistung<br />

P, I, D Proportional-, Integral- und Differenzialanteil des Drehzahlreglers<br />

p/D Steigungsverhältnis<br />

PTO Power-Take-Off<br />

Q<br />

Wärmemenge<br />

R<br />

Gaskonstante<br />

R<br />

Radius<br />

r<br />

Teilradius<br />

r, s, t Konstanten der Ellipsenberechnung<br />

R T Schleppwiderstand<br />

S<br />

Hilfsfunktion<br />

S<br />

Sogkraft<br />

s<br />

Stoppweg<br />

sgn Signumsfunktion<br />

St<br />

Statik des Drehzahlreglers<br />

t<br />

Simulationszeit<br />

t<br />

Sogziffer<br />

T<br />

Temperatur<br />

T<br />

Turbine<br />

T a Anlaufzeitkonstante<br />

U<br />

innere Energie<br />

u<br />

Umfangsgeschwindigkeit<br />

u/c 0 Turbinenlaufzahl<br />

V<br />

Bordnetzverbraucher<br />

v<br />

Geschwindigkeit<br />

V<br />

Volumen<br />

w<br />

Nachstromziffer<br />

x, y Ellipsenhauptachsen<br />

Z<br />

Ersatzfunktion<br />

z<br />

Zylinderanzahl


88<br />

10.1 Indizes<br />

0 Zustand auf der Pfahlkurve (v S * = 0)<br />

0, 1, 2, 3, 4, 5, 6 Bezeichnung der Zustände im Motormodell<br />

1 Betriebspunkt des Propellers bei k Q = 0 und Nennschiffsgeschwindigkeit<br />

1 Zustand bei Nennschiffsgeschwindigkeit (v S * = 1)<br />

1, 2 Getriebewellen (An-, und Abtrieb)<br />

A<br />

Abgas<br />

a<br />

Anlassen<br />

a<br />

Auftrieb<br />

AS<br />

Abgassammler<br />

AS<br />

Arbeitsspiel<br />

ATL Abgasturbolader<br />

b<br />

Bremsmoment (bei Nullschub und stehendem Schiff)<br />

begr begrenzt<br />

DM Dieselmotor<br />

e<br />

effektiv, am Schwungrad<br />

EM Elektromotor<br />

f<br />

Schubkraft<br />

G<br />

Getriebe<br />

ges<br />

gesamt<br />

grenz Grenzdrehzahl des Belastungsprogramms, maximale Manöverdrehzahl<br />

h<br />

Hubvolumen eines Zylinders<br />

hyd hydrodynamisch<br />

i<br />

innen, im Zylinder<br />

i<br />

Messwert<br />

i, ii Punkte im Verdichterkennfeld<br />

k<br />

korrigiert<br />

K<br />

Spülluftgefälle<br />

Kr<br />

Kraftstoff<br />

L<br />

Luft<br />

LK<br />

Überströmluft, Spülluft<br />

LL<br />

Ladeluft<br />

LV<br />

Verbrennungsluft<br />

LZ<br />

Luft im Zylinder<br />

m<br />

gemittelt<br />

m<br />

mechanisch<br />

m<br />

Moment<br />

M<br />

Motor<br />

max maximal<br />

min mindest<br />

n<br />

Nenn, Normierung<br />

n<br />

Nennzustand, Normierung<br />

P<br />

Propeller<br />

PW Propellerwelle mit Elektromotor<br />

r<br />

Reib<br />

r<br />

relativ<br />

s<br />

isentrop<br />

S<br />

Schiff<br />

soll Sollwert<br />

start zu Simulationsbeginn<br />

Teilkraft, Teilmoment<br />

t


89<br />

T<br />

th<br />

umst<br />

V<br />

V<br />

V<br />

verfgb<br />

Verl<br />

VP<br />

w<br />

zu<br />

zul<br />

zünd<br />

Zyl<br />

Turbine<br />

theoretisch<br />

Umsteuern<br />

Bordnetzverbraucher<br />

Verbrennung<br />

Verdichter<br />

verfügbar<br />

Verlust<br />

Verstellzeit des Verstellpropellers<br />

Widerstand<br />

zugeführt<br />

zulässig<br />

Zündung<br />

Zylinder


90<br />

11 Literaturverzeichnis<br />

[1] Betz A.: Rechnerische Untersuchung des stationären und transienten Betriebsverhaltens<br />

ein- und zweistufig aufgeladener Viertakt-Dieselmotoren. Dissertation, TU-München,<br />

1985<br />

[2] Bulaty, T.: Spezielle Probleme der schrittweisen Ladungswechselrechnung bei<br />

Verbrennungsmotoren mit Abgasturboladern. MTZ 35, 1974, 6<br />

[3] Eyberg, W.: Entwicklung einer selbsttätig adaptierenden Automation zur Minimierung<br />

des Treibstoffverbrauchs von Schiffsantrieben mit Verstellpropellern. Technische<br />

Universität Hamburg-Harburg, Forschungszentrum des Deutschen Schiffbaus e. V.,<br />

Bericht Nr. 210, 1989<br />

[4] Gerstle, M.: Simulation des instationären Betriebsverhaltens hochaufgeladener Vier- und<br />

Zweitakt-Dieselmotoren. Dissertation, Fachbereich Maschinenbau der Universität<br />

Hannover, 1999<br />

[5] Hanouneh, M.: Ein Beitrag zur Untersuchung des dynamischen Verhaltens des<br />

Hauptantriebssystems von Schiffen unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Umsteuermanöver. Dissertation, Universität Rostock, 1997<br />

[6] Herzke, H. Berechnungen des dynamischen Verhaltens von Verstellpropellerantrieben<br />

mit Hilfe von Simulationsmodellen. Schiffstechnik, Bd. 27, 1980<br />

[7] Hoffmann, J. ; Brunner, U : MATLAB und Tools. Für die Simulation dynamischer<br />

Systeme. Addison Wesly Verlag, München, 2002<br />

[8] Knittler, D. : Entwicklung eines rechnergesteuerten Stromrichterantriebes zur Abbildung<br />

der Eigenschaften von Kraft- und Arbeitsmaschinen. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1986<br />

[9] Krüger, S.; Thiemke, M.: diverse Projektierungsunterlagen zu den Neubauten Nr. 0-711<br />

bis 0-716. RoRo-Schiff, Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH, 2003<br />

[10] Lundin, A.: Simulation for Ice Breaker. Simulation document, Kvaerner Leirvik Nb 280-<br />

284, 04.05.99<br />

[11] Mrugowski, H.: Rechnergestützte Nachbildung dynamischer Vorgänge in komplexen<br />

Antriebsanlagen auf Schiffen. Schiffbauforschung 17, 5/6/1978<br />

[12] N. N.: Power System Engineering Toolset. Model of Combustion Machines, The Math<br />

Works GmbH, CD-Rom Version 1.2<br />

[13] N. N.: Project Guide L60MC-C. http://www.manbw.dk/dynamic/pguides.asp -> Project<br />

Guides -> L60MC-C<br />

[14] N. N.: Real-Time Workshop. Users Guide, For Use with Simulink®, The Math Works<br />

Inc., 2000, Version 4<br />

[15] N. N.: Reederei Hamburg-Süd, Columbus Shipmanagement, Turboladerkennfeld ABB<br />

TPL80-B12, MV „Cap San Nicolas“, 2000<br />

[16] N.N.: Matlab und Simulink. The Math Works GmbH, CD-Rom Version 6.0, Release 12<br />

[17] Östreicher, F.: Neue Regelungsstrategien für Antriebsanlagen mit hochaufgeladenen<br />

Schnelllaufenden Viertakt-Dieselmotoren. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1995<br />

[18] Pischinger, R.; Kraßnig, G.; Taaucar, G.; Sams, Th.: Thermodynamik der<br />

Verbrennungskraftmaschine. Springer-Verlag, Wien, NewYork, 1989


91<br />

[19] Rulfs, H.: Vorlesung Schiffsmotorenanlagen. TU-Hamburg-Harburg<br />

[20] Schliephack, C.: Untersuchung zum dynamischen Verhalten von Schiffsantriebsanlagen<br />

an einem Versuchsstand mit Viertakt-Dieselmotor und elektrischer Simulation der<br />

Propellerbelastung. VDI-Verlag, 1988<br />

[21] Spieker, C.: Simulation des dynamischen Betriebsverhaltens von Schiffsmotorenanlagen.<br />

Dissertation, Technische Universität Hamburg-Harburg, 2001<br />

[22] Wagner, K.; Bednarzik, R.; Philipp, O.: Der Verstellpropeller – so jung wie vor 150<br />

Jahren. Kolloquiumsvortrag, <strong>TUHH</strong><br />

[23] Winkler, G.; Wallece, F. J.: Untersuchung der Zusammenarbeit von Kolbenmotor und<br />

Strömungsmaschinen mittels numerischer Simulation. MTZ 40, 1979, 7/8<br />

[24] Woodward, J. B.; Larorre, R.G.: Modelling of Diesel Engine Transient Behavior in<br />

Marine Propulsion Analysis. SNAME Transactions, Vol. 92, 1984, Seiten 33 – 49<br />

[25] Zheng, W.: Entwicklung eines in Echtzeit lauffähigen Simulationsmodells für das<br />

System Schiff, Motor, Kombinator und Verstellpropeller. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1991


92<br />

12 Anhang<br />

12.1 Motordaten<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Ladeluftbehälter:<br />

Volumen V LLB [m³] 13 6 7 13 13 13 6 7 13 13<br />

Abgassammler:<br />

Volumen V AS [m³] 13 6 7 13 13 13 6 7 13 13<br />

ATL-Rotor:<br />

Anlaufzeitkonstante T aATL [s] 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Massenträgheitsmoment<br />

Nenndrehzahl<br />

J ATL<br />

[kgm²]<br />

n ATLn<br />

[1/min]<br />

ATL-Turbine:<br />

Nenndruckverhältnis π Tn [ ] 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36<br />

Ladeluftkühler:<br />

Kühlereffektivität ε [ ] 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81<br />

ATL-Verdichter:<br />

Nennansauglufttemperatur T 0n [K] 298 298 298 298 298 298 298 298 298 298<br />

Nenndruckverhältnis π Vn [ ] 3,1 3,1 3,1 3,1 3,1 3,1 ,31 3,1 3,1 3,1<br />

isentr. Verdichterwirkungsgrad<br />

η sVn [ ] 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87<br />

im Nennpunkt<br />

Kennfeldpunkt i: isentr. η sVi [ ] 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84<br />

Wirkungsgrad<br />

Kennfeldpunkt i: norm. V i * [ ] 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456<br />

Volumenstrom<br />

Kennfeldpunkt i:<br />

π Vi [ ] 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5<br />

Druckverhältnis<br />

Kennfeldpunkt ii:<br />

η sVii [ ] 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9<br />

Druckverhältnis<br />

(bei η sVi = η sVii )<br />

Zylinder:<br />

mechanischer Wirkungsgrad η mn [ ] 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93<br />

im Nennpunkt<br />

Abgastemperatur nach T 4n [K] 723 723 723 723 723 723 723 723 723 723<br />

Zylinder im Nennpunkt<br />

Lufttemperatur am<br />

T 3n [K] 323 323 323 323 323 323 323 323 323 323<br />

Zylindereintritt im<br />

Nennpunkt<br />

Nennkupplungsleistung P en [kW] 16200 8100 9100 16200 16200 16200 8100 9100 16200 16200<br />

spezifischer<br />

b en 180 180 180 180 180 180 180 180 180 180<br />

Kraftstoffverbrauch im<br />

Nennpunkt<br />

[g/kW h]<br />

Gesamtluftverhältnis im λ n [kg/kg] 2,3 2,3 2,3 3,5 3,5 2,3 2,3 2,3 3,5 3,5<br />

Nennpunkt<br />

Verbrennungsluftverhältnis λ vn [kg/kg] 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

im Nennpunkt<br />

Einspritzpumpe:<br />

normierte Zünddrehzahl n zünd * [ ] 0,2 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,2 0,1 0,1<br />

Tabelle 12.1: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell des Zwei- bzw. Viertakt-Dieselmotors, Quelle: [9], [19] sowie<br />

eigene Annahmen<br />

Fü*<br />

p3*<br />

w*<br />

Me*<br />

4-Takt Motor


93<br />

12.2 Anlasssystem<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

normierte Umsteuerdrehzahl n umst * [ ] 0,3 0,3 0,3 0,3<br />

norm. Anlassmoment<br />

M an /M Mn<br />

a [ ] 0,4 0,4 0,4 0,4<br />

Tabelle 12.2: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für<br />

das Simulationsmodell des Anlasssystems vom Zweitakt-Dieselmotor, Quelle:<br />

eigene Annahmen<br />

12.3 Schiffsdaten<br />

Fahrhebelstellung<br />

Me*<br />

dmKr/dt*<br />

w*<br />

Anl assystem<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

I<br />

MM*<br />

Zeitkonstante Ta S [s] 169 169 169 169 169<br />

Nennschiffsgeschwindigkeit v Sn [kn] 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7<br />

Masse m S [t] 12224 12224 12224 12224 12224<br />

hydrodynamische Masse m Shyd [t] 200 200 200 200 200<br />

Nennschiffswiderstand R Tn [kN] 823 823 823 823 823<br />

Exponent der<br />

Widerstandskurve<br />

k [ ] 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794<br />

Tabelle 12.3: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten<br />

für das Simulationsmodell des Schiffskörpers, Quelle: [9]<br />

12.4 Verstellpropeller<br />

v*<br />

Fp*<br />

Schiff<br />

v*<br />

Fp2*<br />

Fp1*<br />

Schiff mit<br />

2 Propellern<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Nenndrehzahl des Propellers n Pn [1/min] 126,4 126,4 126,4 126,4 126,4 126,4<br />

Nachstromziffer w [ ] 0,127 0,127 0,127 0,127 0,127 0,127<br />

Propellerdurchmesser D [m] 5 5 5 5 5 5<br />

Nennsteigungsverhältnis p/D p/D n [ ] 1,207 1,207 1,207 1,207 1,207 1,207<br />

bei 0,7 R<br />

normiertes Drehmoment bei M Pb * [ ] 0,24 0,24 0,24 0,24 0,24 0,24<br />

ω P * = 1 und Nullschub<br />

Modellparameter A 0 A 0 [ ] 5 5 5 5 5 5<br />

Modellparameter β 0 β 0 [ ] 0,28 0,28 0,28 0,28 0,28 0,28<br />

Messwert (p/D) i [ ] 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02<br />

Messwert v Si [kn] 16,8 16,8 16,8 16,8 16,8 16,8<br />

Messwert n Pi [1/min] 126 126 126 126 126 126<br />

Messwert M pki * [ ] -0,07 -0,07 -0,07 -0,07 -0,07 -0,07<br />

Modellparameter K b K b [ ] 0,73 0,73 0,73 0,73 0,73 0,73<br />

Momentanpassung M Pn /M Mn<br />

[ ]<br />

0,75 0,75 0,75 0,75 0,75 0,75<br />

Tabelle 12.4: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell des Verstellpropellers nach Zheng [25], Quelle: [9]<br />

wp*<br />

P/D*<br />

v*<br />

Mp*<br />

Fp*<br />

Verstellpropeller<br />

(angepasste Parameter)<br />

[Zheng]


94<br />

12.5 Festpropeller<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

normierte<br />

ω 0 * [ ] 0,57 0,57 0,57 0,57<br />

Winkelgeschwindigkeit bei<br />

M P * = 1 und v S * = 0<br />

normiertes Drehmoment bei M 0 * [ ] -0,92 -0,92 -0,92 -0,92<br />

ω P * = 0 und v S * = 1<br />

Nenndrehzahl n Pn [1/min] 126,4 126,4<br />

Momentanpassung M Pn /M Mn<br />

[ ]<br />

0,75 0,75 0,75 0,75<br />

Tabelle 12.5: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationmodell des Festpropellers nach vereinfachtem Robinsonkennfeld, Quelle:<br />

Berechnet aus Freifahrtdiagramm [9]<br />

wp*<br />

v*<br />

Mp*<br />

Fp*<br />

12.6 Welle<br />

Festpropeller<br />

dynamisch<br />

Robinson-Kurven<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Anlaufzeitkonstante T a [s] 2,6 2,6 2,6 2,6<br />

ges. Massenträgheitsmoment J ges [kgm²] 15436 7718 242065 242065<br />

des Wellenstranges red. auf<br />

Motordrehzahl<br />

Übersetzungsverhältnis i [ ] 3,96 3,96 1 1<br />

Tabelle 12.6: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell einer Welle, Quelle: [9]<br />

12.7 Verstellpropellermechanik<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

w*<br />

MM*<br />

Welle<br />

ML*<br />

Verstellzeit von p/D* = 1 bis t VP [s] 66 66 66<br />

p/D* = -1<br />

maximale<br />

Verstellgeschwindigkeit<br />

d(p/D)*/dt<br />

[ ]<br />

0,03 0,03 0,03<br />

Tabelle 12.7: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für<br />

das Simulationsmodell der Verstellpropellermechanik, Quelle: [9]<br />

P/Dsoll* P/D*<br />

Verstellpropellermechanik


95<br />

12.8 PID-Drehzahlregler<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Proportionalitätsfaktor P 20 20 20 20 20 20 20 20<br />

Integralteil I 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2<br />

Differenzierteil D 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Tabelle 12.8: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell eines Drehzahlreglers, Quelle: eigene Annahmen<br />

12.9 PID-Drehzahlregler mit Statik<br />

I<br />

wsoll*<br />

w*<br />

Füsoll*<br />

PID-Drehzahlregler<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Proportionalitätsfaktor P 20 20<br />

Integralteil I 0,2 0,2<br />

Differenzierteil D 0 0<br />

Statik Statik [%] 4 4<br />

Tabelle 12.9: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell eines Drehzahlreglers mit Statik, Quelle: eigene Annahmen<br />

12.10 Füllungsbegrenzung<br />

I<br />

wsoll*<br />

w*<br />

Fü*<br />

Füsoll*<br />

St<br />

PID-Drehzahlregler<br />

mit Statik<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

maximale Füllung Fü max [ ] 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Tabelle 12.10: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das Simulationsmodell<br />

des Teilsystems Füllungsbegrenzung


96<br />

maximale normierte Füllung [-]<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

2T DM<br />

4T DM<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

normierte Drehzahl [-]<br />

maximale normierte Füllung [-]<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

normierter Ladeluftdruck [-]<br />

Abbildung 47: Kennlinien der Füllungsbegrenzung, maximal zulässige Füllung<br />

in Abhängigkeit von der Drehzahl ω* und vom Ladeluftdruck p 3 *, Quellen: 4T-<br />

DM MAK 6M43, Leistungsdiagramm [9]; 2T-DM MAN 9LMC-C,<br />

Leistungsdiagramm [9]; maximale Füllung in Abhängigkeit des Ladeluftdrucks<br />

siehe Erklärung in Abschnitt 3.10.3<br />

p3* (Ladeluf tdruck)<br />

Füsoll*<br />

w*<br />

Fü*<br />

Füllungsbegrenzung<br />

4T-DM<br />

I<br />

12.11 Belastungs-Programm<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

maximale<br />

Drehzahländerungsgeschwindigkeit<br />

(oberhalb der<br />

Grenzdrehzahl)<br />

Grenzdrehzahl<br />

(maximale Drehzahl ohne<br />

Begrenzung der<br />

Änderungsgeschwindigkeit)<br />

dω max */dt<br />

[ ]<br />

5,5e-5<br />

5,5e-5<br />

ω grenz * [ ] 0,9 0,9<br />

Tabelle 12.11: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell der Belastungsprogramms für einen Dieselmotor, Quelle: [13]<br />

wsoll*<br />

w*<br />

wsoll*<br />

Last-Programm


97<br />

12.12 Kombinator<br />

1<br />

p/Dsoll*, nsoll*<br />

0,5<br />

0<br />

-1 -0,5 0 0,5 1<br />

-0,5<br />

nsoll*<br />

-1<br />

p/Dsoll*<br />

Fahrhebelstellung* [ ]<br />

Abbildung 48: Kombinatorkennlinien, Sollsteigungsverhältnis p/D soll * und<br />

Solldrehzahl n soll * in Abhängigkeit von der Fahrhebelstellung, Konstantdrehzahl<br />

und Kombinatorbetrieb<br />

Fahrhebelstellung*<br />

wsoll*<br />

P/Dist*<br />

w*<br />

P/Dsoll*<br />

Fü*<br />

Fübegr*<br />

I<br />

12.13 Elektrische Welle<br />

Kombinator und<br />

Verstellpropellerautomation<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Nennleistung Elektromotor1<br />

(mechanisch)<br />

Nennleistung Elektromotor2<br />

(mechanisch)<br />

Nennleistung der<br />

Bordnetzverbraucher<br />

Nennleistung Dieselmotor1<br />

Nennleistung Dieselmotor2<br />

Nenndrehzahl der<br />

Dieselgeneratoren<br />

Massenträgheitsmoment<br />

Dieselgenerator1<br />

Massenträgheitsmoment<br />

Dieselgenerator2<br />

Tabelle 12.12: Erforderliche Daten und daraus zu<br />

bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell der „elektrischen Welle“, Quelle:<br />

eigene Annahmen<br />

P EM1n<br />

[kW]<br />

8100 8100<br />

P EM2n<br />

8100 8100<br />

[kW]<br />

P Vn [kW] 2000 2000<br />

P DM1n<br />

[kW]<br />

9100 9100<br />

P DM2n<br />

9100 9100<br />

[kW]<br />

n n [1/min] 500 500<br />

J 1 [kgm²] 7718 7718<br />

J 2 [kgm²] 7718 7718<br />

v erf ügbare Leistung<br />

wp1soll*<br />

wp2soll*<br />

Powermanagement<br />

PEMzul*<br />

wpsoll*<br />

v*<br />

wp* (begrenzt)<br />

Propellerdrehzahl<br />

begrenzung<br />

PEM1zul*<br />

PEM2zul*<br />

I<br />

MDM1*<br />

MDM2*<br />

PEM1*<br />

PEM2*<br />

PV*<br />

St1<br />

St2<br />

v erf ügbare Leistung<br />

elektrische Welle<br />

w*


98<br />

12.14 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor<br />

erforderliche Daten<br />

Eingabedaten für<br />

Simulationsmodelle<br />

Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Nennleistung (mechanisch) P EMn<br />

8100<br />

[kW]<br />

Nenndrehzahl<br />

n Pn<br />

126,4<br />

[1/min]<br />

Massenträgheitsmoment J PW<br />

121032<br />

[kgm²]<br />

Anlaufzeitkonstante T aPW<br />

2,6<br />

Tabelle 12.13: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />

Simulationsmodell der Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor, Quelle: eigene<br />

Annahmen<br />

wp*<br />

Mp*<br />

PEM*<br />

Propellerwelle<br />

12.15 Physikalische Konstanten<br />

Mindestluftverhältnis l min [ ] 14,8<br />

unterer Heizwert H u [kJ/kg K] 42700<br />

Isentropenexponent für Abgas κ A [ ] 1,35<br />

Isentropenexponent für Luft κ L [ ] 1,4<br />

Gaskonstante für Luft R L [J/kg K] 287<br />

Gaskonstante für Abgas R A [J/kg K] 287<br />

mittlere spezifische Wärmekapazität für Luft c pL [J/kg K] 1006<br />

mittlere spezifische Wärmekapazität für Abgas c pA [J/kg K] 1114<br />

Tabelle 12.14: Physikalische Konstanten [18]

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