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Unterschiede im dynamischen Verhalten verschiedener<br />
Motor-Propeller-Antriebsvarianten<br />
Diplomarbeit<br />
Jan Sell<br />
Hamburg<br />
April 2003
I<br />
Ich versichere, dass ich diese Arbeit allein und selbstständig verfasst und keine anderen als<br />
die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />
Hamburg, den 09. April 2003<br />
Jan Sell
II<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
1 Einleitung......................................................................................................................... 1<br />
2 Aufgabenstellung und Ziele ........................................................................................... 2<br />
3 Modellbildung ................................................................................................................. 3<br />
3.1 Normierung ............................................................................................................. 3<br />
3.2 Viertakt-Dieselmotor............................................................................................... 4<br />
3.2.1 Abgasturbolader-Verdichter....................................................................... 5<br />
3.2.2 Ladeluftkühler .......................................................................................... 11<br />
3.2.3 Ladeluftbehälter ....................................................................................... 12<br />
3.2.4 Viertakt-Zylinder...................................................................................... 13<br />
3.2.5 Einspritzpumpe......................................................................................... 19<br />
3.2.6 Abgassammler.......................................................................................... 19<br />
3.2.7 Abgasturbolader-Turbine ......................................................................... 20<br />
3.2.8 Abgasturbolader-Rotor............................................................................. 22<br />
3.3 Zweitakt-Dieselmotor............................................................................................ 23<br />
3.3.1 Zweitakt-Zylinder..................................................................................... 23<br />
3.3.2 Anlasssystem des Zweitakt-Dieselmotors................................................ 25<br />
3.4 Schiff ..................................................................................................................... 25<br />
3.5 Festpropeller.......................................................................................................... 27<br />
3.6 Verstellpropeller.................................................................................................... 29<br />
3.7 Welle ..................................................................................................................... 36<br />
3.8 Elektrische Welle .................................................................................................. 37<br />
3.9 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor.......................................................... 39<br />
3.10 Regelung und Automation ............................................................................... 39<br />
3.10.1 Drehzahlregler......................................................................................... 39<br />
3.10.2 Drehzahlregler mit Statik ........................................................................ 40<br />
3.10.3 Füllungsbegrenzung ................................................................................ 40<br />
3.10.4 Kombinator und Verstellpropellerautomation......................................... 41<br />
3.10.5 Verstellpropellermechanik ...................................................................... 43<br />
3.10.6 Belastungsprogramm............................................................................... 43<br />
3.10.7 Power-Management................................................................................. 43<br />
3.10.8 Begrenzung der maximalen Propellerdrehzahl ....................................... 44<br />
3.11 Umsetzung in Simulationsprogramm............................................................... 44<br />
4 Simulationen.................................................................................................................. 47<br />
4.1 Beschreibung der simulierten Antriebsanlagen..................................................... 47<br />
5 Ergebnisse......................................................................................................................52<br />
5.1 Simulationsergebnisse........................................................................................... 56<br />
5.1.1 Viertakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller ............................................. 56<br />
5.1.2 Zwei Viertakt-Dieselmotoren mit je einem Verstellpropeller.................. 60<br />
5.1.3 Dieselelektrische Anlage.......................................................................... 65<br />
5.1.4 Zweitakt-Dieselmotor mit Festpropeller .................................................. 68<br />
5.1.5 Zweitakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller ............................................ 70<br />
5.2 Nichtdynamische Beurteilungskriterien der Antriebsvarianten ............................ 71<br />
5.3 Vergleich der unterschiedlichen Antriebsvarianten .............................................. 73<br />
6 Fehleranalyse................................................................................................................. 76<br />
7 Umsetzung des Simulink-Programms in Fortran oder C.......................................... 81
III<br />
8 Ausblick ......................................................................................................................... 82<br />
9 Zusammenfassung ........................................................................................................ 84<br />
10 Abkürzungen und Formelzeichen ............................................................................... 86<br />
10.1 Indizes .............................................................................................................. 88<br />
11 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 90<br />
12 Anhang........................................................................................................................... 92<br />
12.1 Motordaten ....................................................................................................... 92<br />
12.2 Anlasssystem.................................................................................................... 93<br />
12.3 Schiffsdaten...................................................................................................... 93<br />
12.4 Verstellpropeller............................................................................................... 93<br />
12.5 Festpropeller..................................................................................................... 94<br />
12.6 Welle ................................................................................................................ 94<br />
12.7 Verstellpropellermechanik ............................................................................... 94<br />
12.8 PID-Drehzahlregler .......................................................................................... 95<br />
12.9 PID-Drehzahlregler mit Statik ......................................................................... 95<br />
12.10 Füllungsbegrenzung ......................................................................................... 95<br />
12.11 Belastungs-Programm ...................................................................................... 96<br />
12.12 Kombinator....................................................................................................... 97<br />
12.13 Elektrische Welle ............................................................................................. 97<br />
12.14 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor..................................................... 98<br />
12.15 Physikalische Konstanten................................................................................. 98
1<br />
1 Einleitung<br />
Der größte Teil der Welthandelsgüter wird heutzutage mit Schiffen transportiert. Schifffahrt<br />
war und ist seit jeher ein maßgeblicher Wirtschaftsbereich. Aufgrund der weltweiten<br />
Konkurrenz, steigen die Anforderungen an die Schiffe und ihre Antriebsanlagen ständig an.<br />
Verursacht durch die hohe Verkehrsdichte im küstennahen Bereich und auf engen<br />
Wasserstraßen, gewinnt die Manövrierfähigkeit von Schiffen immer mehr an Bedeutung.<br />
Nicht nur Sicherheitsanforderungen müssen durch eine Mindestmanövrierfähigkeit erfüllt<br />
werden. Die Manövrierfähigkeit beeinflusst auch zunehmend die Wirtschaftlichkeit eines<br />
Schiffes.<br />
Aufgrund möglichst kurzer Hafenliegezeiten ist es vorteilhaft, ohne Schlepperhilfe<br />
manövrieren und sicher an- und ablegen zu können.<br />
Unter dem Begriff manövrieren werden sämtliche Bewegungszustände eines Schiffes<br />
verstanden. Dazu gehört die stationäre Geradeausfahrt und Kursänderungen, aber auch<br />
Geschwindigkeitsänderungen sowie spezielle Schiffsbewegungen im Hafen wie<br />
quertraversieren oder drehen.<br />
Um das zu erwartende Manövrierverhalten eines Schiffes möglichst früh im Entwurfsstadium<br />
beurteilen zu können, werden Modellversuche oder Simulationsrechnungen durchgeführt.<br />
Besonders die Simulationsrechnungen ermöglichen eine kostengünstige Vorhersage.<br />
Durch Manöversimulationen mittels geeigneter Simulationsmodelle können unter Einsatz<br />
eines Computers beliebige Manöver sowie stationäre und transiente Betriebszustände der<br />
Antriebsanlage untersucht werden. Einen entscheidenden Sicherheitsaspekt stellen Kenntnisse<br />
über das Stoppverhalten eines Schiffes dar.
2<br />
2 Aufgabenstellung und Ziele<br />
An die Antriebsanlage eines Schiffes werden je nach Schiffstyp und Einsatzzweck<br />
unterschiedliche Anforderungen gestellt.<br />
Einerseits ist die Dynamik der Antriebsanlage ein wichtiges Auswahlkriterium. Andererseits<br />
sind jedoch auch weitere Beurteilungskriterien wie Platzbedarf, Gewicht, Investitions- und<br />
Betriebskosten sowie Redundanz entscheidende Merkmale für die Auswahl einer bestimmten<br />
Antriebsanlage.<br />
Als Hauptantrieb für ein RoRo-Schiff sind heutzutage Zwei- oder Viertakt-Dieselmotoren und<br />
Fest- oder Verstellpropeller einsetzbar. Des weiteren kann auch eine dieselelektrische<br />
Antriebsanlage zum Einsatz kommen.<br />
In dieser Arbeit werden geeignete Kombinationen der einzelnen Anlagenkomponenten<br />
formuliert und bezüglich der aufgeführten Kriterien verglichen. Als Bezugsschiff für die<br />
Untersuchungen dient ein real ausgeführtes RoRo-Schiff.<br />
Im Vordergrund der Untersuchungen stehen die Unterschiede der Antriebsvarianten aufgrund<br />
der verschiedenen eingesetzten Motortypen oder Propellerarten.<br />
Um die Dynamik der unterschiedlichen Antriebsvarianten zu untersuchen, werden<br />
Simulationsmodelle erstellt und programmiert. Anhand eines simulierten Stoppmanövers, bei<br />
dem Lastwechsel bis 100 % der Nennleistung für die Anlagenkomponenten zu erwarten sind,<br />
soll die Dynamik beurteilt werden.<br />
Nichtdynamische Kriterien für die Beurteilung unterschiedlicher Antriebsvarianten sollen<br />
vergleichend abgeschätzt werden.<br />
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin durch den Vergleich der Simulationsergebnisse,<br />
Aussagen über die Unterschiede in der Anlagendynamik zu erhalten. Außerdem sollen auch<br />
die nichtdynamischen Beurteilungskriterien verglichen werden, um so die Vor- und Nachteile<br />
verschiedener Motor-Propeller-Kombinationen für den Einsatz in einem RoRo-Schiff<br />
herauszustellen.
3<br />
3 Modellbildung<br />
Um das dynamische Verhalten von Schiffsantriebsanlagen zu untersuchen, werden im<br />
Folgenden gewöhnliche Gleichungen und Differentialgleichungen aufgestellt. Die<br />
Gleichungen bilden ein Rechenmodell, welches das physikalische Verhalten der Anlagen<br />
wiedergibt. Die zu simulierenden Anlagenkomponenten mit ihren Trägheiten und<br />
Speicherwirkungen werden dabei als kontinuierliche Systeme aufgefasst.<br />
Gleichgewichtszustände zwischen den Teilsystemen werden berechnet, indem die zeitliche<br />
Ableitung der Zustandsgröße (z. B. die Drehzahl), welche die Teilsysteme verbindet, Null<br />
sein muss. Es besteht zum Beispiel ein Momentengleichgewicht zwischen Motor und<br />
Propeller, wenn die zeitliche Ableitung der Drehzahl (die Winkelbeschleunigung) Null ist.<br />
In [23] wird diese Art der Modellbildung und Verknüpfung der einzelnen Teilsysteme als<br />
integrative (physikalisch kontinuierliche) Berechnung bezeichnet. Im Gegensatz zur<br />
integrativen Berechnung steht die iterative Berechnung, bei der die Gleichgewichtszustände<br />
zwischen den Teilsystemen anhand von logischen Iterationsschleifen berechnet werden.<br />
Die einzelnen Komponenten, aus denen sich eine Schiffsantriebsanlage zusammensetzt,<br />
werden bei der Modellbildung in Teilsystemen erstellt. So können verschiedene<br />
Anlagenvariationen aus den einzelnen Teilsystemen kombiniert werden.<br />
Während der Modellbildung werden verschiedene Annahmen und Vereinfachungen getroffen,<br />
um den Rechenaufwand und die Randbedingungen in Grenzen zu halten. Die einzelnen<br />
Annahmen und Vereinfachungen sind in den entsprechenden Textabschnitten, in denen auch<br />
die Teilsysteme hergeleitet werden, erläutert.<br />
Es ist bei der Modellbildung stets Wert darauf gelegt worden, dass möglichtst wenige<br />
Eingangsdaten erforderlich sind und damit möglichst allgemeingültige Modelle entstehen.<br />
Trotzdem durfte jedoch nicht die Genauigkeit der Ergebnisse gemindert werden. Es wurden<br />
daher Modelle entwickelt, welche die physikalischen Zusammenhänge der Komponenten<br />
richtig wiedergeben, jedoch keine unnötigen Einflüsse wie z. B. die Variation der<br />
Umgebungslufttemperatur berücksichtigen.<br />
Als ein systematisches Hilfsmittel ist dabei die Normierung sämtlicher Gleichungen<br />
durchgeführt worden (siehe Abschnitt 3.1).<br />
Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist auf die Modellbildung des Viertakt-Dieselmotors und des<br />
Verstellpropellers gelegt worden.<br />
3.1 Normierung<br />
Der Begriff Normierung bezeichnet das Verfahren, eine Größe jeweils auf eine festgelegte<br />
Bezugsgröße zu beziehen. Einheitenbehaftete Größen werden durch die Normierung zu<br />
allgemeingültigen einheitenlosen Größen umgerechnet. Sie werden durch eine Stern *<br />
gekennzeichnet.<br />
Nachfolgend ist die Normierung am Beispiel der Winkelgeschwindigkeit ω gezeigt. Die<br />
normierte Winkelgeschwindigkeit ω* ergibt sich aus der Winkelgeschwindigkeit ω, welche<br />
auf eine festgelegte Nennwinkelgeschwindigkeit ω n bezogen wird.<br />
ω * =<br />
ω<br />
ωn<br />
( 3.1)
4<br />
Maßgeblich ist bei der Normierung die Festlegung des Normierungspunktes. Es werden<br />
jeweils die Werte im Nennbetriebspunkt als Normierungswerte verwendet. Es ist ein Vorteil,<br />
den Nennbetriebszustand als Normierungspunkt zu wählen, da die Werte für den<br />
Nennbetriebszustand üblicherweise leicht zu beschaffen sind.<br />
Der Normierungspunkt des Dieselmotormodells ist der Betriebspunkt bei 100 % der<br />
maximalen Dauerleistung (MCR). Das Propellermodell und das Simulationsmodell des<br />
Schiffes wird auf den Nennbetriebszustand des Propellers bei Nenndrehzahl und<br />
Nennschiffsgeschwindigkeit bezogen.<br />
Die Verwendung normierter Größen ist aus verschiedenen Gründen hilfreich:<br />
- Die Größenordnung in Bezug auf den Normierungspunkt ist sofort ersichtlich.<br />
- Gleichungen werden bei geschickter Wahl der Bezugsgrößen oft übersichtlicher.<br />
- Betriebszustände unterschiedlicher Maschinen werden unabhängig von ihrer Nennleistung<br />
vergleichbar.<br />
- Rechnungsergebnisse und Gleichungen gelten nicht nur für eine bestimmte Maschine,<br />
sondern sind auch auf andere ähnliche Maschinen übertragbar.<br />
Da in dieser Arbeit verschiedene Antriebsvarianten für Schiffe verglichen werden sollen, ist<br />
daher die Verwendung normierter Größen sehr hilfreich, um so den Betriebszustand<br />
verschiedengroßer Anlagenkomponenten der unterschiedlichen Antriebsvarianten bezüglich<br />
ihres Nennzustands vergleichen zu können.<br />
Im Folgenden wird aufgrund der Normierung oft der Nennbetriebszustand erwähnt. Gemeint<br />
ist dabei immer der hier für die Berechnungen zugrunde gelegte Nennzustand (der<br />
Normierungspunkt).<br />
3.2 Viertakt-Dieselmotor<br />
Für die Simulation eines Viertakt-Dieselmotors wird im Folgenden ein Modell aufgestellt.<br />
Die dabei getroffenen Annahmen und Herleitungen gehen größtenteils auf die Modellbildung<br />
von [20] und [24] zurück. An einigen Stellen sind Modifikationen getroffen worden, um die<br />
Anzahl der erforderlichen Eingabedaten zu reduzieren.<br />
In der Fachliteratur bestehen unterschiedliche Ansätze für die Modellbildung von<br />
Dieselmotoren. Es existieren sehr detaillierte, physikalisch begründete Modellansätze,<br />
inklusive Kreisprozessrechnung für den Zylinderprozess und der daraus resultierenden<br />
Wechselmomente (z. B. [4], [17]). Des weiteren werden unterschiedliche abstrakte Modelle<br />
vorgeschlagen, die den Motor stark vereinfacht als Übertragungsglied oder in Form eines<br />
Kennfeldes darstellen (z. B. [6], [11]).<br />
Das Prinzip des Dieselmotors ist, die für die Verbrennung notwendige Luft im Zylinder zu<br />
komprimieren. Während dieser Kompression erwärmt sich die Luft auf über 500 °C, sodass<br />
der dann eingespritzte Kraftstoff selbstständig zündet und verbrennt.<br />
Durch den Einsatz eines Abgasturboladers (ATL) wird die mögliche Leistung eines Motors<br />
erhöht. Dem Motor wird dabei die im Verdichter vorverdichtete Ladeluft (LL) zugeführt.<br />
Durch die Vorverdichtung und anschließende Kühlung im Ladeluftkühler (LLK) erhöht sich<br />
die Dichte der Luft, sodass bei gleichem Hubvolumen des Motors eine höhere<br />
Verbrennungsluftmasse zur Verfügung steht. Daher kann mehr Kraftstoff verbrannt werden,<br />
was zu einer Leistungssteigerung bei gleicher Drehzahl führt. Der Verdichter und die vom<br />
Abgas des Motors beaufschlagte Abgasturbine, befinden sich auf einer eigenen frei drehbaren<br />
Abgasturboladerwelle.
5<br />
Es handelt sich bei dem erstellten Dieselmotormodell um ein detailliertes Modell, welches<br />
unter anderem die Turboladerdynamik berücksichtigt, jedoch keine aufwendige<br />
Kreisprozessrechnung beinhaltet. Trägheiten und Speicherwirkungen werden berücksichtigt.<br />
Dies erschien notwendig, da beim Manövrieren des Schiffes große Lastwechsel simuliert<br />
werden müssen.<br />
Abbildung 1 zeigt eine Prinzipskizze des Dieselmotormodells mit Bezeichnung der<br />
Zustandsgrößen und Massenströme, welche die einzelnen Motorkomponenten verbinden.<br />
p 0 , T 0 , dm 0 /dt<br />
p 6 , T 6 , dm 6 /dt<br />
ATL-<br />
Verdichter<br />
ω ATL<br />
ATL-<br />
Rotor<br />
ATL-<br />
Turbine<br />
Ladeluftkühler<br />
p 1 , T 1 , dm 1 /dt<br />
dm Kr /dt<br />
Einspritzpumpe<br />
p 5 , T 5 , dm 5 /dt<br />
p 2 , T 2 , dm 2 /dt<br />
dm Kr /dt<br />
p 3 , T 3 , dm 3 /dt<br />
p 4 , T 4 , dm 4 /dt<br />
Ladeluftbehälter<br />
Zylinder<br />
Abgassammler<br />
M e<br />
Abbildung 1: Prinzipskizze Dieselmotormodell mit Bezeichnung der Zustandsgrüßen und Massenströme<br />
zwischen den einzelnen Komponenten<br />
3.2.1 Abgasturbolader-Verdichter<br />
Das Verhalten des Abgasturboladers hat große Auswirkungen auf das Betriebsverhalten des<br />
Dieselmotors. Hochaufgeladene moderne Viertakt-Dieselmotoren weisen ein stark vom ATL<br />
beeinflusstes Betriebskennfeld auf. Im gesamten unteren Drehzahlbereich ist nur ein Bruchteil<br />
des Nennmoments zulässig um eine thermische Überlastung des Motors zu verhindern. Erst<br />
bei annähernd erreichter Nenndrehzahl liefert der für diesen Betriebsbereich ausgelegte ATL<br />
einen ausreichend hohen Ladeluftmassenstrom, sodass erst hier die maximale Füllung<br />
zugelassen werden kann und damit das maximale Drehmoment erreicht wird.<br />
Das Betriebsverhalten des Abgasturbolader-Verdichters wird durch die im Folgenden<br />
angegebenen Formeln beschrieben.
6<br />
Die innere Verdichterleistung P iV berechnet sich nach dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik<br />
zu:<br />
∆hsV<br />
PiV<br />
= m&<br />
0 ⋅<br />
ηsV<br />
1<br />
=<br />
η<br />
sV<br />
⋅ p<br />
0<br />
⋅V&<br />
0<br />
κL<br />
⎛<br />
⋅ ⋅ ⎜<br />
−1<br />
π<br />
κL<br />
⎝<br />
κL−1<br />
κL<br />
V<br />
Der Ansaugluftdruck wird als konstant und gleich dem Nennansaugluftdruck angenommen.<br />
Da keine Auswirkungen der Umgebungsbedingungen simuliert werden sollen, ist diese<br />
Annahme sinnvoll, um so eine wesentliche Vereinfachung der Gleichungen zu erhalten.<br />
p0 = p0n = konst.<br />
Damit lässt sich das Verdichterdruckverhältnis π V als Produkt aus normiertem Druck nach<br />
dem Verdichter p 1 * und dem Nenndruckverhältnis π Vn schreiben.<br />
p1<br />
πV<br />
=<br />
p0<br />
= p1*<br />
⋅π<br />
Nach Bezug auf die jeweiligen Größen im Nennbetriebszustand folgt für die normierte<br />
Verdichterinnenleistung P iV *:<br />
Vn<br />
κL−1<br />
κL<br />
1<br />
V<br />
* = ⋅ & π<br />
0 * ⋅<br />
κL−1<br />
ηsV<br />
*<br />
κL<br />
πVn<br />
PiV V<br />
Nach einem Ansatz aus [12] lässt sich als einfacher Ansatz für den normierten<br />
Verdichtervolumenstrom schreiben:<br />
2 V −1<br />
V&<br />
π<br />
0*<br />
= 2 ⋅ωATL<br />
* −<br />
πVn<br />
−1<br />
In Abbildung 2 ist der durch Formel ( 3.6) beschriebene Zusammenhang zwischen<br />
normiertem Ansaugluftvolumenstrom, normiertem Druckverhältnis und der normierten<br />
Turboladerdrehzahl aufgetragen.<br />
−1<br />
−1<br />
⎞<br />
−1⎟<br />
⎠<br />
( 3.2)<br />
( 3.3)<br />
( 3.4)<br />
( 3.5)<br />
( 3.6)
7<br />
1,5<br />
0,80<br />
0,90<br />
1,00<br />
1,10<br />
1,35<br />
1,2<br />
1,05<br />
0,9<br />
0,75<br />
0,6<br />
0,45<br />
normiertes Druckverhältnis [-]<br />
0,2<br />
0,35<br />
0,5<br />
0,65<br />
0,8<br />
0,95<br />
1,1<br />
1,25<br />
1,4<br />
normierter Volumenstrom [-]<br />
0,3<br />
Abbildung 2: normiertes Verdichterdruckverhältnis über normiertem Ansaugluftvolumenstrom für<br />
verschiedene normierte ATL-Drehzahlen ω ATL *<br />
Das drehzahlabhängige maximale Verdichterdruckverhältnis, für welches Gleichung ( 3.6)<br />
definiert ist, lautet:<br />
2<br />
π V max = 2 ⋅ωATL<br />
* ⋅ πVn<br />
−1<br />
+<br />
( ) 1<br />
Für die Berechnung des Volumenstroms ist in Gleichung ( 3.6) also maximal das<br />
Druckverhältnis aus Gleichung ( 3.7) zu verwenden. Der Volumenstrom kann somit nicht<br />
negativ werden. Für den Fall, dass der Volumenstrom Null wird, liegt „Verdichterpumpen“<br />
vor.<br />
In verschiedenen Literaturquellen wird der isentrope Verdichterwirkungsgrad η sV anhand<br />
eines Kennfeldes aus dem Druckverhältnis und dem Volumenstrom ermittelt. Dafür ist jedoch<br />
das vollständige Verdichterkennfeld notwendig. In dieser Arbeit soll jedoch nicht das exakte<br />
Turboladerverhalten berechnet werden, sondern vielmehr nur das qualitative Verhalten des<br />
Turboladers berücksichtigt werden. Es ist daher ausreichend, den Verdichterwirkungsgrad<br />
anhand von Ersatzgleichungen zu beschreiben, die in etwa das Kennfeld wiedergeben.<br />
In [3] wird zur Berechnung eines Wirkungsgradkennfeldes durch einfache Gleichungen der<br />
Ansatz gemacht, das Kennfeld durch Ellipsen anzunähern. In [12] wird für die Berechnung<br />
des Turboladerwirkungsgrads ein ähnlicher Ansatz gemacht.<br />
In Anlehnung an [3] werden nun folgende vereinfachende Annahmen getroffen:<br />
- Die Kurven gleichen Wirkungsgrades bilden Ellipsen im Volumenstrom-Druckverhältnis-<br />
Kennfeld.<br />
⎛ x ⎞ ⎛ y ⎞<br />
1 = ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟<br />
⎝ a ⎠ ⎝ b ⎠<br />
- Der gemeinsame Schwerpunkt aller Ellipsen liegt im Nennbetriebspunkt.<br />
- Der maximale Wirkungsgrad liegt im Nennbetriebspunkt.<br />
2<br />
2<br />
( 3.7)<br />
( 3.8)
8<br />
- Die Achsenrichtungen aller Ellipsen sind gleich (α = konst. für alle Ellipsen).<br />
- Das Verhältnis der Halbachsen ν ist für alle Ellipsen gleich.<br />
b ν = = konst.<br />
a<br />
( 3.9)<br />
- Die Ellipsenabstände lassen sich beschreiben durch folgenden Ansatz.<br />
ηsV<br />
2<br />
η sV* = = 1−<br />
k ⋅ a<br />
η<br />
sVn<br />
( )<br />
( 3.10)<br />
Durch eine Koordinatentransformation wird der Verdichterbetriebspunkt im durch die<br />
Ellipsenachsen beschriebenen Koordinatensystem dargestellt (Abbildung 3).<br />
x = ( V&<br />
0 * −1) ⋅ cos( α ) + ( πV<br />
* −1) ⋅sin( α )<br />
y = πV<br />
* −1<br />
⋅sin<br />
α − V&<br />
0 * −1<br />
⋅ cos α<br />
( ) ( ) ( ) ( )<br />
( 3.11)<br />
In dem um den Winkel α gegen das Druckverhältnis-Volumenstrom-Kennfeld verdrehten<br />
x-y-Koordinatensystem ergibt sich damit aus dem Ansatz ( 3.8):<br />
a<br />
2<br />
= x<br />
2<br />
2<br />
⎛ y ⎞<br />
+ ⎜ ⎟<br />
⎝ν<br />
⎠<br />
2<br />
Durch Einsetzen der Koordinatentransformation ( 3.11) in ( 3.12) ergibt sich für a :<br />
2<br />
2<br />
2<br />
a = πV<br />
* −1<br />
⋅ r + πV<br />
* −1<br />
⋅ 1−V&<br />
0 * ⋅ t + 1−V&<br />
0 * ⋅ s<br />
mit :<br />
r = sin<br />
s = cos<br />
( ) ( ) ( ) ( )<br />
⎛ 2 ⎞<br />
t = ⎜2<br />
−<br />
2<br />
⎟ ⋅<br />
⎝ ν ⎠<br />
2<br />
1<br />
2<br />
ν<br />
1<br />
2<br />
ν<br />
2<br />
( α ) + ⋅ cos ( α )<br />
2<br />
2<br />
( α ) + ⋅ sin ( α )<br />
sin<br />
( α ) ⋅ cos( α )<br />
( 3.12)<br />
( 3.13)<br />
Die Gleichungen ( 3.10) und ( 3.13) beschreiben schließlich bei geeigneter Wahl der<br />
Parameter α, k und ν den isentropen Verdichterwirkungsgrad in Form von Ellipsen.<br />
Eingabegröße sind dabei der normierte Volumenstrom und das normierte Druckverhältnis.
9<br />
π V *<br />
1<br />
π Vi *<br />
π Vii *<br />
a<br />
y<br />
x<br />
α<br />
b<br />
V 0i *<br />
1<br />
V 0 *<br />
Abbildung 3: Definitionsskizze für das durch Ellipsen beschriebene Verdichterwirkungsgradkennfeld<br />
Die drei Parameter α, k und ν lassen sich anhand eines charakteristischen Punktes (V 0i *; π Vi *)<br />
und dem Wert π Vii * bestimmen (siehe Abbildung 3).<br />
Der Winkel, um den die Ellipsen im normierten Verdichterkennfeld verdreht sind, berechnet<br />
sich aus den Druckverhältnis- und Volumenstromdifferenzen des Punktes i (V 0i *; π Vi *) auf<br />
der großen Ellipsenhalbachse x zum Nennpunkt (= Schwerpunkt). Der Punkt i sollte<br />
möglichst weit im Teillastbereich des Verdichters liegen, um eine gute Übereinstimmung der<br />
Ellipsen mit dem Kennfeld zu erzielen.<br />
⎛ πVi<br />
* −1<br />
⎞<br />
α = arctan⎜<br />
⎟<br />
⎝1−V & 0i * ⎠<br />
( 3.14)<br />
Das Verhältnis der Halbachsen berechnet sich ebenfalls mit den Koordinaten des Punktes i,<br />
sowie eines weiteren Punktes ii (π Vii *; V 0ii *). Die Punkte i und ii müssen auf derselben Linie<br />
konstanten Wirkungsgrads liegen. Punkt ii liegt auf der kleinen Ellipsenhalbachse y (siehe<br />
Abbildung 3).<br />
b<br />
ν =<br />
a<br />
1−<br />
πVii<br />
*<br />
cos( α )<br />
=<br />
2<br />
1−V&<br />
0 i * + 1−<br />
πVi<br />
*<br />
( ) ( ) 2<br />
( 3.15)<br />
Die Konstante k lässt sich bestimmen, indem Gleichung ( 3.10) nach k aufgelöst und der<br />
normierte Wirkungsgrad η sVi * des Punktes i eingesetzt wird.<br />
1<br />
k = ( 1 −η<br />
sVi *) ⋅<br />
2<br />
ai<br />
( 3.16)
10<br />
Das Quadrat der dazugehörigen Halbachsenlänge wird durch Gleichung ( 3.13) am Punkt i<br />
bestimmt.<br />
2<br />
2<br />
2<br />
ai<br />
= π Vi<br />
* −1<br />
⋅ r + πVi<br />
* −1<br />
⋅ 1 −V&<br />
0i<br />
* ⋅ t + 1−V&<br />
0i<br />
* ⋅<br />
( ) ( ) ( ) ( ) s<br />
( 3.17)<br />
Der Wertebereich des normierten isentropen Verdichterwirkungsgrads nach Formel ( 3.10)<br />
wird auf positive Werte beschränkt.<br />
Abbildung 4 zeigt ein durch Ellipsen angenähertes Wirkungsgradkennfeld eines ATL-<br />
Verdichters.<br />
1,6<br />
0,2<br />
0,35<br />
0,60<br />
0,5<br />
0,80<br />
0,65<br />
0,8<br />
0,90<br />
0,95<br />
0,95<br />
1,1<br />
1,25<br />
normierter Volumenstrom [-]<br />
1,4<br />
1,5<br />
1,4<br />
1,3<br />
1,2<br />
1,1<br />
1<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
normiertes Druckverhältnis [-]<br />
Abbildung 4: Durch Ellipsen angenähertes Wirkungsgradkennfeld eines Abgasturboladerverdichters,<br />
normierter Verdichterwirkungsgrad η sV * über normiertem Ansaugluftvolumenstrom und normiertem<br />
Verdichterdruckverhältnis 1<br />
Der durch den Verdichter durchgesetzte Luftmassenstrom berechnet sich nach dem idealen<br />
Gasgesetz.<br />
p0<br />
⋅V&<br />
0<br />
m&<br />
1 = m&<br />
0 =<br />
RL ⋅T<br />
0<br />
Nach Normierung auf den Nennzustand ergibt sich für den Luftmassenstrom:<br />
m & 1* = V&<br />
0 *<br />
( 3.18)<br />
( 3.19)<br />
Die Ansauglufttemperatur T 0 wird, ebenso wie der Ansaugluftdruck p 0 , als konstant<br />
angenommen (vgl. ( 3.3) und ( 3.23)).<br />
1 Grundlage ist ein Verdichterkennfeld eines ABB-Turboladers TPL80-B12, [15]
11<br />
Die Verdichtungsendtemperatur der Luft nach dem Verdichter berechnet nach den<br />
Isentropenbeziehungen für ideales Gas zu:<br />
κL−1<br />
T 0 ⎛<br />
⎞<br />
⎜ κL<br />
T 1 = ⋅ V<br />
⎟<br />
π −1+<br />
ηsV<br />
η<br />
sV<br />
⎝<br />
⎠<br />
Normiert auf den Nennbetriebszustand folgt:<br />
T<br />
κL−1<br />
κL<br />
1 πV<br />
−<br />
1 * = ⋅<br />
κL−1<br />
ηsV<br />
*<br />
κL<br />
Vn<br />
π<br />
1+<br />
η<br />
sV<br />
−1+<br />
η<br />
* ⋅η<br />
sVn<br />
sVn<br />
( 3.20)<br />
( 3.21)<br />
3.2.2 Ladeluftkühler<br />
Im Ladeluftkühler wird die durch den Verdichtungsprozess auf bis zu etwa 200 °C erwärmte<br />
Ladeluft wieder abgekühlt. Durch die Abkühlung wird ein geringeres spezifisches<br />
Ladeluftvolumen erreicht. Bei konstantem Ladeluftdruck kann so eine größere<br />
Frischluftmasse dem Zylindervolumen zugeführt werden und infolge dessen auch eine<br />
größere Kraftstoffmasse pro Arbeitsspiel verbrannt werden.<br />
Nach einem einfachen Ansatz von [24] wird die als konstant angenommene Kühlereffektivität<br />
ε definiert.<br />
T 1 − T 2<br />
ε =<br />
T 1 − T 0<br />
Die Ansauglufttemperatur T 0 wird als konstant angenommen, sodass gilt:<br />
T 0 = T 0n = konst.<br />
( 3.22)<br />
( 3.23)<br />
Nach auflösen von Gleichung ( 3.22) nach T 2 und anschließender Normierung folgt für die<br />
gesuchte Temperatur T 2 nach dem Ladeluftkühler:<br />
T 0n<br />
1−<br />
ε + ⋅ε<br />
= ⋅<br />
T 1 ⋅T<br />
1n<br />
T 2*<br />
T 1*<br />
*<br />
T 0n<br />
1−<br />
ε + ⋅ε<br />
T 1n<br />
( 3.24)<br />
Die konstante Kühlereffektivität ε lässt sich aus den Nenntemperaturen berechnen. Die<br />
Ansauglufttemperatur T 0 wird entsprechend der Nennbezugstemperatur für<br />
Verbrennungsmotoren (ISO 3046) auf 25 °C festgesetzt. Die Lufttemperatur nach dem<br />
Verdichter T 1n kann anhand der Nenndaten mit Formel ( 3.20) bestimmt werden und die<br />
Temperatur am Zylindereingang T 2n wird mit 50 °C angenommen 2 .<br />
T 1n<br />
− T 2n<br />
ε =εn<br />
= = konst.<br />
T 1n<br />
− T 0n<br />
( 3.25)<br />
2 Rulfs, H.: Vorlesung Schiffsmaschinenanlagen, [19]: für Schwerölmotoren
12<br />
Der LLK wird ohne Druckverlust angenommen.<br />
p 2* = p1*<br />
( 3.26)<br />
3.2.3 Ladeluftbehälter<br />
Im Teilsystem Ladeluftbehälter wird der Druck im Ladeluftbehälter berechnet. Dadurch wird<br />
auch das im Teilsystem Abgasturbolader-Verdichter verwendete Verdichterdruckverhältnis<br />
π V bestimmt.<br />
Unter der Annahme, dass die Temperatur im Ladeluftbehälter gleich der Temperatur am<br />
Ausgang des Behälters ist, lässt sich der Druck p 3 im LLB nach dem idealen Gasgesetz wie<br />
folgt berechnen.<br />
mLLB<br />
⋅ RL<br />
⋅T<br />
3<br />
p3<br />
=<br />
VLLB<br />
Nach Normierung ergibt sich:<br />
p3* = mLLB * ⋅T<br />
3 *<br />
( 3.27)<br />
( 3.28)<br />
Um den Behälterdruck p 3 zu berechnen muss die Luftmasse m LLB im Behälter bekannt sein.<br />
Die Luftmasse berechnet sich aus einer Massenbilanz der ein- und ausströmenden<br />
Massenströme:<br />
dmLLB<br />
dt<br />
=<br />
& −<br />
&<br />
m2 m3<br />
( 3.29)<br />
Nach Normierung auf den Nennzustand, bei dem die ein- und ausströmenden Massenströme<br />
gleich sind, ergibt sich:<br />
dmLLB<br />
* m&<br />
2n<br />
= ⋅ ( m&<br />
2 * −m&<br />
3*<br />
)<br />
dt mLLBn<br />
( 3.30)<br />
Der Nennluftmassenstrom lässt sich mit dem Nennluftverhältnis λ n und dem<br />
Mindestluftbedarf l min bestimmen.<br />
m& 2n<br />
= m&<br />
3n<br />
= λ n ⋅ m&<br />
Krn ⋅ l min<br />
Durch Integration ergibt sich die im LLB vorhandene Luftmasse.<br />
t<br />
dmLLB<br />
*<br />
mLLB*<br />
= ∫ dt + mLLBstart<br />
*<br />
dt<br />
0<br />
( 3.31)<br />
( 3.32)<br />
Die Nennluftmasse im Behälter berechnet sich nach dem idealen Gasgesetz unter Kenntnis<br />
des Behältervolumens V LLB und den jeweiligen Nenngrößen:<br />
p3n<br />
⋅VLLB<br />
mLLBn<br />
=<br />
RL<br />
⋅T<br />
3n<br />
( 3.33)
13<br />
Das Volumen V LLB lässt sich anhand von Motorzeichnungen abschätzen. Um eine<br />
allgemeingültige Möglichkeit für eine Volumenabschätzung zu erhalten, wurden folgende<br />
Überlegungen angestellt:<br />
- Das Volumen ist proportional zur dritten Potenz der geometrischen Motorgröße.<br />
- Die Motorleistung P e ist bei konstanter Drehzahl ebenfalls etwa proportional zur dritten<br />
Potenz der geometrischen Motorgröße.<br />
- Daraus ergibt sich, dass das Volumen des Ladeluftbehälters etwa proportional zur<br />
Motorleistung ist (V LLB ~ P e ). Es kann also ein konstanter Faktor angegeben werden, mit<br />
dem bei bekannter Motorleistung P e das Ladeluftbehältervolumen in grober Näherung<br />
bestimmt werden kann.<br />
Aus Motorzeichnungen ergibt sich für mittelschnelllaufende Viertakt-Dieselmotoren ein Wert<br />
von etwa 0,8 m³/MW.<br />
VLLB<br />
≈ 0,8m³ / MW<br />
Pe<br />
( 3.34)<br />
Es gilt weiterhin, die Lufttemperatur im Ladeluftbehälter zu bestimmen. Nach dem Ansatz für<br />
die zeitliche Änderung der inneren Energie U im Ladeluftbehälter als Bilanz der Ein- und<br />
Ausströmenden Enthalpieströme,<br />
U &<br />
LLB = H&<br />
2 − H&<br />
3 − QVerl<br />
&<br />
ergibt sich für die zeitliche Änderung der Temperatur T 3 im LLB:<br />
dT 3 κL<br />
⎛<br />
1 dm<br />
= ⋅ ⎜m&<br />
2 ⋅T<br />
2 − m&<br />
3 ⋅T<br />
3 − T 3 ⋅ ⋅<br />
dt mLLB<br />
⎝<br />
κL<br />
dt<br />
LLB<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
( 3.35)<br />
( 3.36)<br />
Der Wärmeverlust dQ Verl /dt über die Behälterwände wird vernachlässigt. Normiert ergibt sich<br />
für die zeitliche Änderung der Behältertemperatur:<br />
dT 3 * m&<br />
2n ⋅κL<br />
⎛<br />
1 mLLBn<br />
dmLLB<br />
* ⎞<br />
=<br />
⋅ ⎜m&<br />
2 * ⋅T<br />
2 * −m&<br />
3*<br />
⋅T<br />
3*<br />
−T<br />
3*<br />
⋅ ⋅ ⋅ ⎟<br />
dt mLLBn<br />
⋅ mLLB<br />
* ⎝<br />
κL<br />
m&<br />
2n<br />
dt ⎠<br />
Eine Integration liefert die Temperatur im LLB:<br />
t<br />
dT 3*<br />
T * = ∫ dt + T<br />
dt<br />
3 3start<br />
*<br />
0<br />
Der folgende Ausdruck wird nach [20] als Zeitkonstante des Ladeluftbehälters bezeichnet.<br />
mLLBn<br />
TaLLB<br />
=<br />
m&<br />
2n<br />
( 3.37)<br />
( 3.38)<br />
( 3.39)<br />
3.2.4 Viertakt-Zylinder<br />
Der Verbrennungsprozess im Zylinder wird nach [20] näherungsweise wie ein kontinuierlich<br />
ablaufender Prozess behandelt. Keinerlei periodische Vorgänge, wie sie bei der realen<br />
Kolbenmaschine stattfinden, werden berücksichtigt. Diese Vereinfachung ist für die gestellte<br />
Aufgabe zulässig, da die interessierenden Zustandsgrößen des Motors und des Schiffes sich<br />
nicht maßgeblich während einer Kurbelwellenumdrehung ändern.
14<br />
Die vom eingespritzten Kraftstoff an das Gas im Zylinder übergehende Energie dQ zu /dt kann<br />
aus dem Kraftstoffmassenstrom, dem unteren Heizwert 3 des Kraftstoffes und dem<br />
Verbrennungswirkungsgrad berechnet werden:<br />
Q&<br />
zu = m&<br />
Kr ⋅ Hu<br />
⋅ηv<br />
Auf den Nennpunkt normiert ergibt sich:<br />
Q&<br />
zu<br />
Q&<br />
zu* = = m&<br />
Kr * η⋅ v *<br />
Q&<br />
zun<br />
( 3.40)<br />
( 3.41)<br />
Der Verbrennungswirkungsgrad η v wird als eine Funktion des Verbrennungsluftverhältnisses<br />
λ v betrachtet. Sein Wertebereich wird auf 0 ≤ η v ≤ 1 begrenzt. Nach [20] wird ein einfacher<br />
proportionaler Zusammenhang angenommen.<br />
1<br />
ηv = ⋅λv<br />
1,<br />
5<br />
( 3.42)<br />
Oberhalb eines Verbrennungsluftverhältnisses von 1,5 wird 100 % der mit dem Kraftstoff<br />
zugeführten Energie an das Verbrennungsgas übergeben.<br />
Mit der Annahme, dass der Verbrennungswirkungsgrad im Nennpunkt 1 beträgt, folgt nach<br />
Normierung auf den Nennbetriebspunkt:<br />
ηv<br />
1<br />
ηv*<br />
= = ⋅λv<br />
ηvn<br />
1,5<br />
( 3.43)<br />
Es sei darauf hingewiesen, dass auch ähnliche Ansätze zur Beschreibung des<br />
Verbrennungswirkungsgrads η v in der Literatur zu finden sind (z. B. [17] S. 11, [1] S. 76 ff).<br />
Das Verbrennungsluftverhältnis ist allgemein definiert als das Verhältnis der für die<br />
Verbrennung mindestens notwendige Frischluftmasse im Zylinder und der Kraftstoffmasse<br />
m Kr :<br />
m&<br />
LZ<br />
λ v =<br />
m & Kr ⋅ l min<br />
Mit normierten Größen ergibt sich:<br />
λ<br />
v<br />
m&<br />
=<br />
m&<br />
LZ<br />
Kr<br />
*<br />
⋅λ<br />
*<br />
vn<br />
( 3.44)<br />
( 3.45)<br />
Für einen Viertaktmotor berechnet sich die zur Verbrennung im Zylinder zur Verfügung<br />
stehende Frischluftmasse dm LZ /dt zu:<br />
z ⋅Vh<br />
⋅ p3<br />
⋅ n<br />
m&<br />
LZ =<br />
a ⋅ RL<br />
⋅T<br />
3<br />
( 3.46)<br />
3 H u = 42700 kJ/kg als Bezugswert nach ISO 3046
15<br />
Der Faktor a wird als Taktzahl bezeichnet. Beim Viertaktmotor gilt a = 2. Nach Normierung<br />
folgt für die zur Verbrennung im Zylinder vorliegende Frischluftmasse:<br />
p3<br />
* ⋅ω *<br />
mLZ & * =<br />
T 3*<br />
( 3.47)<br />
Der gesamte Luftmassenstrom dm 3 /dt der dem Motor zugeführt wird, setzt sich zusammen<br />
aus dem im Zylinder an der Verbrennung teilnehmenden Luftmassenstrom dm LZ /dt und dem<br />
während der Ventilüberschneidungszeit direkt in der Abgassammler überströmenden<br />
Luftmassenstrom dm LK /dt.<br />
m & 3 = mLZ & + mLK &<br />
( 3.48)<br />
Nach Normierung auf den Nennpunkt ergibt sich für den gesamten dem Motor zugeführten<br />
Luftmassenstrom:<br />
λvn<br />
⎛ ⎛ λn<br />
⎞ ⎞<br />
m & 3*<br />
= ⋅ ⎜m&<br />
LZ * + ⎜ −1⎟ ⋅ m&<br />
LK * ⎟<br />
λn<br />
⎝ ⎝ λvn<br />
⎠ ⎠<br />
( 3.49)<br />
Das Gesamtluftverhältnis λ ist in Analogie zum Verbrennungsluftverhältnis λ v (Formel<br />
( 3.44)) allgemein definiert zu:<br />
m&<br />
3<br />
λ =<br />
m & Kr ⋅ l min<br />
Der Überströmluftmassenstrom lässt sich nach [24] als eine Düsenströmung berechnen.<br />
= 2<br />
m&<br />
LK ⋅ p3<br />
⋅ ⋅ψ<br />
R ⋅T<br />
A<br />
L 3<br />
( 3.50)<br />
( 3.51)<br />
Durch die Normierung vereinfacht sich die Gleichung für den Überströmluftmassenstrom<br />
erheblich. Die unbekannte Düsenquerschnittsfläche A fällt weg.<br />
p3*<br />
ψ⋅ *<br />
mLK & * =<br />
T 3*<br />
Die Durchflussfunktion ψ ist allgemein Definiert zu:<br />
ψ<br />
=<br />
κL<br />
⋅<br />
κL<br />
−1<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
p4<br />
⎞<br />
⎟<br />
p3<br />
⎠<br />
2<br />
κL<br />
⎛ p4<br />
⎞<br />
− ⎜ ⎟<br />
⎝ p3<br />
⎠<br />
κL+<br />
1<br />
κL<br />
( 3.52)<br />
( 3.53)<br />
Um die Formel ( 3.53) auch für p 4 > p 3 zu definieren (Abgasrückströmung), wird sie<br />
modifiziert zu:<br />
ψ<br />
=<br />
κL<br />
⋅ sgn<br />
κL<br />
−1<br />
( p3<br />
− p4)<br />
⋅<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
p4<br />
⎞<br />
⎟<br />
p3<br />
⎠<br />
2<br />
κL<br />
⎛ p4<br />
⎞<br />
− ⎜ ⎟<br />
⎝ p3<br />
⎠<br />
κL+<br />
1<br />
κL<br />
( 3.54)
16<br />
Durch Normierung ergibt sich:<br />
ψ<br />
( p3<br />
* ⋅p3n<br />
− p4<br />
* ⋅p4n)<br />
p4<br />
* ⋅p<br />
p3*<br />
⋅p<br />
* sgn<br />
+<br />
ψn<br />
L<br />
L<br />
4n<br />
κ 4n<br />
κ<br />
ψ = =<br />
⋅<br />
2<br />
κL<br />
1<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
p<br />
p<br />
4n<br />
3n<br />
3n<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
κL<br />
⎛ p4<br />
* ⋅p<br />
− ⎜<br />
⎝ p3*<br />
⋅p<br />
⎛ p<br />
− ⎜<br />
⎝ p<br />
3n<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
4n<br />
3n<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
κL+<br />
1<br />
κL<br />
( 3.55)<br />
Es wird festgelegt, dass der Ansaugluftdruck p 0 sowie der Druck nach der Abgasturbine p 6<br />
gleich dem Bezugsdruck nach ISO 3046 (1 bar) sind. Somit lassen sich die Nenndrücke p 3n<br />
und p 4n sehr einfach durch die Verdichter- und Turbinendruckverhältnisse ( 3.85)<br />
beschreiben.<br />
p3n<br />
= πVn<br />
p<br />
4n<br />
1<br />
=<br />
π<br />
Das Maximum der Düsendurchflussfunktion ist allgemein definiert zu:<br />
Nach Normierung ergibt sich:<br />
ψ<br />
max<br />
ψ<br />
max<br />
=<br />
ψ<br />
* =<br />
ψ<br />
max<br />
n<br />
Tn<br />
κL<br />
⎛ 2 ⎞<br />
⋅ ⎜ ⎟<br />
κL<br />
+ 1 ⎝ κL<br />
+ 1⎠<br />
=<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
p<br />
p<br />
⎛ 2 ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ κL<br />
+ 1⎠<br />
4n<br />
3n<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
κL<br />
1<br />
κL+<br />
1<br />
1<br />
κL+<br />
1<br />
⎛ p<br />
− ⎜<br />
⎝ p<br />
4n<br />
3n<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
κL+<br />
1<br />
κL<br />
( 3.56)<br />
( 3.57)<br />
( 3.58)<br />
Der Abgasmassenstrom dm 4 /dt ist gleich der Summe aus der dem Zylinder insgesamt<br />
zugeführten Luftmasse und dem Kraftstoffmassenstrom.<br />
m & 4 = m&<br />
3 + mKr &<br />
Nach Normierung auf den Nennbetriebspunkt folgt:<br />
λn<br />
⋅ l min ⎛ 1 ⎞<br />
m & 4*<br />
= ⋅ ⎜m&<br />
3*<br />
+ ⋅ m&<br />
Kr * ⎟<br />
λn<br />
⋅ l min+<br />
1 ⎝ λn<br />
⋅ l min ⎠<br />
( 3.59)<br />
( 3.60)<br />
Die Zylinderinnenleistung P i ist gleich der dem Verbrennungsgas zugeführten Energie mal<br />
dem inneren Wirkungsgrad η i .<br />
Pi = & Qzu ⋅ηi<br />
( 3.61)
17<br />
Mit der Annahme eines etwa konstanten inneren Wirkungsgrades (nach [20]), folgt nach<br />
Normierung:<br />
P i* = Q&<br />
zu *<br />
( 3.62)<br />
Aus der Zylinderinnenleistung und der Winkelgeschwindigkeit berechnet sich das innere<br />
Moment.<br />
Pi<br />
M i =<br />
ω<br />
Die Normierung ergibt:<br />
Pi<br />
*<br />
M i*<br />
=<br />
ω *<br />
( 3.63)<br />
( 3.64)<br />
Die Gleichung ( 3.64) besitzt für die Winkelgeschwindigkeit ω* = 0 eine Definitionslücke.<br />
Um die Formel jedoch auch für den Nulldurchgang von ω zu definieren, wird folgende<br />
Fallunterscheidung angesetzt.<br />
⎧ω<br />
* wenn ω*<br />
≠ 0<br />
ω * = ⎨<br />
⎩1<br />
wenn ω*<br />
= 0<br />
( 3.65)<br />
Für den Nulldurchgang der Winkelgeschwindigkeit, wird in Formel ( 3.64) der Nenner gleich<br />
1 gesetzt. Diese Fallunterscheidung hat keinerlei verfälschende Auswirkung auf das Ergebnis<br />
des zu berechnenden inneren Moments, da der Kraftstoffmassenstrom und somit die<br />
Zylinderinnenleistung P i für -ω zünd < ω < ω zünd gleich Null ist (vgl. 3.2.5).<br />
Das effektive Drehmoment M e an der Kupplung des Motors ist gleich dem inneren Moment<br />
abzüglich dem Reibmoment M r .<br />
Me<br />
= Mi<br />
− Mr<br />
( 3.66)<br />
Unter Verwendung eines als konstant angenommenen mechanischen Wirkungsgrads η m lässt<br />
sich für das normierte effektive Moment schreiben:<br />
1 ⎛ 1 ⎞<br />
Me* = ⋅ Mi<br />
* −⎜<br />
−1⎟<br />
⋅ Mr<br />
*<br />
ηmn<br />
⎝ηmn<br />
⎠<br />
( 3.67)<br />
In der Literatur existieren verschiedene Ansätze für das Reibmoment (z. B. [24], [5]).<br />
Umgesetzt wurde der Ansatz nach [24]. Dabei wird die viskose Reibung in Abhängigkeit von<br />
der Drehzahl sowie die Haftreibung berücksichtigt.<br />
Mr * = sgn ω * ⋅ a ⋅ ω * + b<br />
( ) ( )<br />
( 3.68)<br />
Da keine anderen Daten zur Verfügung standen, wird der Haftreibungsbeiwert b mit 0,5<br />
angenommen. Der Reibungsbeiwert a für die viskose Reibung wird damit 0,5, sodass M r * bei<br />
ω* = 1 ebenfalls 1 wird.
18<br />
Aus einer Leistungsbilanz für den Zylinder lässt sich nach [20] die Abgastemperatur T 4 nach<br />
dem Zylinder berechnen.<br />
Q &<br />
zu + Q&<br />
LL = Q&<br />
A + Q&<br />
Verl + Pi<br />
( 3.69)<br />
Der dem Gas zugeführte Wärmestrom und die Zylinderinnenleistung P i sind durch die<br />
Formeln ( 3.61) und ( 3.40) bekannt. Der mit der Ladeluft zugeführte Wärmestrom berechnet<br />
sich zu:<br />
Q&<br />
LL = m&<br />
3 ⋅ cpL<br />
⋅ T 3 − T 0<br />
Der mit dem Abgas abgeführte Wärmestrom lautet:<br />
Q&<br />
A = m&<br />
⋅ cpA<br />
⋅ T<br />
( )<br />
( 4 − 0)<br />
4 T<br />
( 3.70)<br />
( 3.71)<br />
Mit der bereits getroffenen Annahme eines konstanten inneren Wirkungsgrades η i , können<br />
der Abgaswärmestrom und der Verlustwärmestrom über die zunächst unbekannten Faktoren<br />
k 1 und k 2 aus der Zylinderinnenleistung berechnet werden.<br />
Q&<br />
A = k1⋅<br />
Pi<br />
Q&<br />
Verl = k 2 ⋅ Pi<br />
Aus Formel ( 3.69) folgt somit:<br />
Q&<br />
zu<br />
+ Q&<br />
LL<br />
⎛ 1 k<br />
= Q&<br />
A ⋅ ⎜1+<br />
+<br />
⎝ k1<br />
k<br />
Durch Normierung fallen die unbekannten Faktoren k 1 und k 2 weg.<br />
Q&<br />
A Q&<br />
zu + Q&<br />
LL<br />
Q&<br />
A*<br />
= =<br />
Q&<br />
An Q&<br />
zun + Q&<br />
LLn<br />
m&<br />
Kr ⋅ Hu<br />
⋅ηv<br />
+ m&<br />
3 ⋅ cpL<br />
⋅ ( T 3 − T 0)<br />
=<br />
m&<br />
Krn ⋅ Hu<br />
⋅ηvn<br />
+ m&<br />
3n<br />
⋅ cpL<br />
⋅ T 3n<br />
− T 0<br />
2<br />
1<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
( )<br />
Nach Auflösen von Formel ( 3.74) und ( 3.71) nach T 4 ergibt sich:<br />
( 3.72)<br />
( 3.73)<br />
( 3.74)<br />
T<br />
m&<br />
m&<br />
⋅ H ⋅η<br />
⋅ H ⋅η<br />
+ m&<br />
⋅ c ⋅<br />
+ m&<br />
⋅ c<br />
( T 3 − T 0)<br />
⋅ ( T 3n<br />
− T 0)<br />
m&<br />
m&<br />
( T 4n<br />
− T 0) + 0<br />
Kr u v 3 pL<br />
4n<br />
4 =<br />
⋅ ⋅ T<br />
Krn u vn 3n<br />
pL<br />
4<br />
Durch Normierung ergibt sich schließlich:<br />
T 4<br />
T 4*<br />
=<br />
T 4n<br />
⎛ m&<br />
Kr * ⋅m&<br />
Krn ⋅ Hu<br />
⋅ηv<br />
* ⋅η<br />
vn + m&<br />
3*<br />
⋅m&<br />
3n<br />
⋅ c<br />
= ⎜<br />
⎝ m&<br />
Krn ⋅ Hu<br />
⋅ηvn<br />
+ m&<br />
3n<br />
⋅ cpL<br />
⋅ T<br />
pL ⋅ ( T 3*<br />
⋅T<br />
3n<br />
− T 0)<br />
( 3n<br />
− T 0)<br />
1<br />
⋅ ⋅<br />
m&<br />
4 *<br />
( T 4n<br />
− T 0)<br />
⎞ 1<br />
+ T 0⎟ ⋅<br />
⎠ T<br />
( 3.75)<br />
4n<br />
( 3.76)
19<br />
Der Nennkraftstoffmassenstrom kann aus der Nennkupplungsleistung und dem spezifischen<br />
Kraftstoffverbrauch 4 berechnet werden.<br />
m&<br />
Krn = ben<br />
⋅ Pen<br />
( 3.77)<br />
Der Nennabgasmassenstrom kann aus dem Nennkraftstoffmassenstrom und dem<br />
Gesamtluftmassenstrom im Nennpunkt (nach Formel ( 3.50)) bestimmt werden.<br />
m & 4 n = m&<br />
3n<br />
+ m&<br />
Krn<br />
( 3.78)<br />
3.2.5 Einspritzpumpe<br />
Der Kraftstoffmassenstrom, den die Einspritzpumpe in den Verbrennungsraum einspritzt,<br />
berechnet sich aus der eingespritzten Kraftstoffmasse pro Arbeitsspiel m AS , der Drehzahl n<br />
und der Taktzahl a.<br />
mAS<br />
⋅ n<br />
m&<br />
Kr =<br />
a<br />
( 3.79)<br />
Mit der Annahme, dass die Kraftstoffmasse pro Arbeitsspiel proportional zur Füllung Fü und<br />
unabhängig von der Drehzahl ist, ergibt sich nach Normierung:<br />
mKr & * = Fü * ⋅ω<br />
*<br />
( 3.80)<br />
Die Füllung ist die Regelstangenstellung der Einspritzpumpe.<br />
Der Wertebereich für den Kraftstoffmassenstrom wird auf positive Werte beschränkt. Der<br />
eingespritzte Kraftstoffmassenstrom kann nicht negativ sein.<br />
0 ≤ m& Kr < ∞<br />
( 3.81)<br />
Für die Füllung Fü* und die Winkelgeschwindigkeit ω* sind positive wie auch negative<br />
Werte zugelassen.<br />
Wenn die Drehzahl kleiner als der Betrag der Zünddrehzahl ω zünd ist, soll kein Kraftstoff<br />
eingespritzt werden. Die Zünddrehzahl wird nach [5] für Viertakt-Dieselmotoren mit 20 %<br />
der Nenndrehzahl angenommen.<br />
⎧ Fü * ⋅ω<br />
* für ω * > ωzünd<br />
*<br />
m&<br />
Kr*<br />
= ⎨<br />
⎩0<br />
für ω * ≤ ωzünd<br />
*<br />
( 3.82)<br />
3.2.6 Abgassammler<br />
Für den Abgassammler gelten dieselben Gleichungen wie für den Ladeluftbehälter (siehe<br />
Abschnitt 3.2.3), jeweils angewendet auf die Zustände des Abgassammlers.<br />
Analog zum Ladeluftbehälter kann auch für den Abgassammler ein spezifisches Volumen<br />
angegeben werden.<br />
VAS<br />
≈ 0,8m³ / MW<br />
Pe<br />
( 3.83)<br />
4 [19], für moderne Schiffsdieselmotoren unter Bezugsbedingungen nach ISO 3046: b e = 180 g/kW h
20<br />
3.2.7 Abgasturbolader-Turbine<br />
Die Innenleistung der Turboladerturbine P iT berechnet sich nach dem 1. Hauptsatz der<br />
Thermodynamik aus dem isentropen Enthalpiegefälle ∆h sT zu:<br />
PiT<br />
= m&<br />
5 ⋅ηsT<br />
⋅ ∆hsT<br />
= m&<br />
5<br />
⋅η<br />
sT<br />
R<br />
⋅<br />
κ<br />
A<br />
A<br />
⋅κA<br />
⋅ T<br />
−1<br />
Das Turbinendruckverhältnis π T wird definiert zu:<br />
p<br />
π T =<br />
p<br />
6<br />
5<br />
5<br />
⎛ ⋅ ⎜<br />
1 − π<br />
⎝<br />
κA−1<br />
κA<br />
T<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
( 3.84)<br />
( 3.85)<br />
Der Druck p 5 vor der Turbine kann anhand des erforderlichen Spülluftgefälles p K abgeschätzt<br />
werden 5 .<br />
p5<br />
≈ p3<br />
− pK<br />
( 3.86)<br />
Unter der Annahme, dass der Druck p 6 nach der Turbine konstant ist (p 6 = p 6n ), folgt nach<br />
Normierung analog zum Verdichterdruckverhältnis (vgl. ( 3.4)):<br />
πT<br />
= πTn<br />
⋅πT<br />
*<br />
= π<br />
Tn<br />
⋅<br />
1<br />
*<br />
Die normierte Turbinenleistung berechnet sich damit zu:<br />
P<br />
p5<br />
κA−1<br />
κ<br />
1−<br />
π<br />
iT* = m&<br />
5 *<br />
−<br />
κA<br />
Tn<br />
A<br />
T<br />
⋅η sT * ⋅T<br />
5 * ⋅<br />
κA<br />
1<br />
1−<br />
π<br />
( 3.87)<br />
( 3.88)<br />
Um den isentropen Turbinenwirkungsgrad η sT zu bestimmen, kann der Ansatz von [4] oder<br />
[2] verwendet werden. Demnach ist der auf den Nennpunkt bezogene Turbinenwirkungsgrad<br />
nur von der Laufzahl (u/c 0 ) abhängig.<br />
η sT<br />
⎛ u ⎞ ⎛ u ⎞<br />
* = 2 ⋅ ⎜ ⎟*<br />
− ⎜ ⎟<br />
⎝ c0<br />
⎠ ⎝ c0<br />
⎠<br />
2<br />
*<br />
( 3.89)<br />
Die Laufzahl ist definiert als das Verhältnis der Umfangsgeschwindigkeit u zur idealen<br />
Axialgeschwindigkeit c 0 .<br />
u<br />
c<br />
κA−1<br />
ωATL<br />
⋅ dTm<br />
⎜<br />
RA<br />
⋅κA<br />
= ⋅ 2 ⋅ ⋅ 5 ⋅<br />
A<br />
⎜ κ<br />
T 1 T<br />
0<br />
π<br />
A<br />
2<br />
⎛<br />
⎝<br />
κ<br />
−1<br />
⎛ −<br />
⎝<br />
⎞⎞<br />
⎟⎟<br />
⎠⎠<br />
1<br />
−<br />
2<br />
( 3.90)<br />
5 Rulfs H.: Vorlesung Schiffsmaschinenanlagen, [19]: p K = 0,3
21<br />
Für die normierte Laufzahl (u/c 0 )* vereinfacht sich die Gleichung wie folgt:<br />
⎛ u ⎞<br />
⎜ ⎟*<br />
= ω<br />
⎝ c0<br />
⎠<br />
ATL<br />
⎛<br />
⎜<br />
* ⋅⎜T<br />
⎜<br />
⎝<br />
5<br />
⎛<br />
⎜ 1 − π<br />
* ⋅⎜<br />
⎜<br />
⎝1<br />
− π<br />
κA−1<br />
κA<br />
T<br />
κA−1<br />
κA<br />
Tn<br />
⎞⎞<br />
⎟⎟<br />
⎟⎟<br />
⎟⎟<br />
⎠⎠<br />
1<br />
−<br />
2<br />
( 3.91)<br />
Der Abgasmassenstrom, der durch die Turbine durchgesetzt wird, kann nach [20] wie der<br />
Überströmluftmassenstrom (siehe Abschnitt 3.2.4) mit der Durchflussfunktion ψ berechnet<br />
werden.<br />
Normiert ergibt sich:<br />
m&<br />
m&<br />
5<br />
2<br />
2 ⋅ p5<br />
= ⋅ A⋅ψ ⋅µ<br />
RA ⋅T<br />
5<br />
1<br />
= ⋅ p<br />
T 5 *<br />
* ⋅ψ<br />
* ⋅<br />
5 * 5 µ<br />
In Analogie zu Formel ( 3.53) wird für die Durchflussfunktion für die Turbine definiert:<br />
ψ<br />
=<br />
κA<br />
⋅<br />
κA<br />
−1<br />
π<br />
2<br />
κA<br />
T<br />
− π<br />
*<br />
κA+<br />
1<br />
κA<br />
T<br />
Nach Normierung ergibt sich mit Kenntnis des Turbinennenndruckverhältnisses:<br />
ψ * =<br />
π<br />
π<br />
2<br />
κA<br />
T<br />
2<br />
κA<br />
Tn<br />
− π<br />
− π<br />
κA+<br />
1<br />
κA<br />
T<br />
κA+<br />
1<br />
κA<br />
Tn<br />
( 3.92)<br />
( 3.93)<br />
( 3.94)<br />
( 3.95)<br />
In Analogie zu Gleichung ( 3.57) wird die Durchflussfunktion auf den Maximalwert ψ max *<br />
begrenzt.<br />
ψ<br />
max<br />
* =<br />
⎛ 2 ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ κA<br />
+ 1⎠<br />
π<br />
2<br />
κA<br />
Tn<br />
− π<br />
1<br />
κA−1<br />
κA+<br />
1<br />
κA<br />
Tn<br />
( 3.96)<br />
Der Durchflussbeiwert µ*, der je nach Betriebszustand der Turbine den effektiven<br />
Durchflussquerschnitt des Turbinenschaufelgitters bestimmt, kann nach [2] entsprechend des<br />
folgenden einfachen Kennfeldes für Axialturbinen angegeben werden (Abbildung 5).
22<br />
normierter<br />
Durchflussbeiwert µ*<br />
1,15<br />
1,1<br />
1,05<br />
1<br />
0,95<br />
0,9<br />
0 0,5 1 1,5 2<br />
normierte Laufzahl (u/c0)*<br />
πΤ∗ π T * = 0,75<br />
πΤ∗ π T * = 1,00<br />
πΤ∗ π T * = 1,50<br />
Abbildung 5: Normierter Durchflussbeiwert µ* einer Axialturbine über der normierten Laufzahl (u/c 0 )*<br />
für verschiedene Turbinendruckverhältnisse π T *, nach [2]<br />
3.2.8 Abgasturbolader-Rotor<br />
Die Winkelgeschwindigkeit der Abgasturboladerwelle kann durch Integration des allgemein<br />
gültigen Drallsatzes berechnet werden.<br />
dω<br />
M =<br />
∑<br />
dt J<br />
( 3.97)<br />
Die zeitliche Änderung der Winkelgeschwindigkeit ω ATL des Turboladerrotors ergibt sich<br />
somit wie folgt:<br />
dωATL<br />
1<br />
= ⋅ ( ηmATL<br />
⋅ PiT<br />
− PiV<br />
)<br />
dt JATL<br />
⋅ωATL<br />
( 3.98)<br />
Nach Normierung der Gleichung ( 3.98) folgt unter Verwendung der Anlaufzeitkonstante<br />
T aATL für die zeitliche Änderung der normierten Rotorwinkelgeschwindigkeit:<br />
dωATL<br />
* 1<br />
=<br />
⋅ ( PiT<br />
* −PiV<br />
*)<br />
dt TaATL<br />
⋅ωATL<br />
*<br />
Eine Integration liefert die normierte Winkelgeschwindigkeit.<br />
t<br />
dωATL<br />
*<br />
ω ATL*<br />
= dt ωATLstart<br />
∫ + *<br />
dt<br />
0<br />
( 3.99)<br />
( 3.100)<br />
Es wird angenommen, dass die Drehzahl des ATL immer größer als 0,1 % der Nenndrehzahl<br />
ist, sodass keine Null im Nenner der Formel ( 3.99) auftritt.<br />
Die Anlaufzeitkonstante T aATL in Formel ( 3.99) ergibt sich aus der Normierung mit den<br />
Nennwerten und dem Massenträgheitsmoment.<br />
2<br />
JATL<br />
⋅ωATLn<br />
TaATL<br />
=<br />
PiVn<br />
( 3.101)
23<br />
Die benötigte Nennverdichterleistung P iVn kann durch Einsetzen der Nennwerte in Gleichung<br />
( 3.2) bestimmt werden.<br />
κL−1<br />
1 ⎛ L ⎞ ⎛ ⎞<br />
L<br />
PiVn<br />
= ⋅ p0n<br />
⋅V&<br />
κ<br />
0 ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜ κ<br />
n<br />
Vn ⎟<br />
π −1<br />
η<br />
⎝ −1⎠<br />
sVn κL<br />
⎝ ⎠<br />
( 3.102)<br />
Der ebenfalls erforderliche Nennansaugluftvolumenstrom kann mit Kenntnis des spezifischen<br />
Kraftstoffverbrauchs und dem Gesamtluftverhältnis im Nennbetriebspunkt berechnet werden.<br />
RL<br />
T 0n<br />
V&<br />
⋅<br />
0n<br />
= ⋅ λn<br />
⋅ ben<br />
⋅ Pen<br />
⋅ l min<br />
p0n<br />
( 3.103)<br />
Die in den Abschnitten bis angegebenen Gleichungen erlauben die Simulation eines<br />
Viertakt-Dieselmotors. Es sind nur einige wenige motorspezifische Eingangsdaten<br />
erforderlich. Viele dieser Daten können leicht abgeschätzt werden, da sie zwischen<br />
verschiedenen Motoren nur wenig variieren. Andere Daten sind üblicherweise bekannt, da es<br />
sich um die Nennbetriebswerte handelt.<br />
Eine Tabelle der erforderlichen Motordaten ist im Anhang 12.1 angegeben.<br />
3.3 Zweitakt-Dieselmotor<br />
Der Zweitakt-Dieselmotor kann im wesentlichen durch dieselben Gleichungen modelliert<br />
werden, wie der Viertakt-Dieselmotor. Wesentliche Unterschiede sind lediglich beim<br />
Ladungswechselprozess des Zylinders vorhanden.<br />
3.3.1 Zweitakt-Zylinder<br />
Während der dem Zylinder zugeführte Frischluftmassenstrom dm 3 /dt beim Viertaktzylinder<br />
maßgeblich von der Motordrehzahl abhängt (verg. Formel ( 3.47)), ist der<br />
Ladungswechselprozess des Zweitaktzylinders weitestgehend unabhängig von der<br />
Motordrehzahl. Nach [24] kann der Zweitaktzylinder mit Lufteinlassschlitzen und einem<br />
zentralen Auslassventil in Bezug auf den durchgesetzten Luftmassenstrom näherungsweise<br />
als Düse betrachtet werden.<br />
Der dem Zylinder zugeführte Luftmassenstrom lässt sich analog zum<br />
Überströmluftmassenstrom aus Gleichung ( 3.51) berechnen [24]:<br />
= 2<br />
m&<br />
3 ⋅ p3<br />
⋅ ⋅ψ<br />
R ⋅T<br />
A<br />
L 3<br />
Nach Normierung auf den Nennbetriebszustand vereinfacht sich die Gleichung zu:<br />
p3*<br />
ψ⋅ *<br />
m&<br />
3*<br />
=<br />
T 3*<br />
( 3.104)<br />
( 3.105)<br />
Die normierte Durchflussfunktion ψ* berechnet sich nach Gleichung ( 3.55). Es ist zu<br />
erkennen, dass der Luftmassenstrom dm 3 */dt lediglich vom Druck vor und nach dem Zylinder<br />
sowie von der Ladelufttemperatur abhängt. Der Turbolader hat daher besonders für den<br />
Zweitakt-Dieselmotor sehr großen Einfluss auf das Betriebsverhalten 6 .<br />
6 [5], Seite 69
24<br />
Um auch im Schwachlastbetrieb einen ausreichenden Luftmassenstrom für die Verbrennung<br />
gewährleisten zu können, ist in der Realität bei Zweitakt-Dieselmotoren ein elektrisch<br />
angetriebenes Hilfsgebläse vorhanden. Dessen Verhalten wird hier sehr einfach durch eine<br />
untere Begrenzung des Luftmassenstroms nachgebildet. Es wird definiert:<br />
0,2<br />
≤ m& 3* < ∞<br />
( 3.106)<br />
Ein Teil der Abgase verbleibt bei jedem Ladungswechsel des Zweitaktmotors im Zylinder,<br />
sodass der Ladungswechsel nur annähernd vollständig ist. Der Ladungswechsel wird nach<br />
einem Ansatz in [4] über den Luftaufwand λ A wie folgt berechnet. Der Luftaufwand ist<br />
allgemein definiert zu:<br />
m& 3<br />
λ A =<br />
m&<br />
thLZ<br />
Mit normierten Größen lässt sich nach Umformung schreiben:<br />
λn<br />
m&<br />
3*<br />
λ A = ⋅ λ vn m&<br />
thLZ *<br />
( 3.107)<br />
( 3.108)<br />
Die theoretisch maximal mögliche Frischluftladung in den Zylinder berechnet sich nach<br />
Formel ( 3.46), bzw. normiert nach Formel ( 3.47):<br />
p3*<br />
⋅ω *<br />
mthLZ & * =<br />
T 3 *<br />
( 3.109)<br />
Um in Formel ( 3.108) eine Division durch Null zu verhindern, wird der theoretische in den<br />
Zylinder einströmende Luftmassenstrom auf größer gleich 0,001 begrenzt.<br />
Mit der Definition des Liefergrads η L kann der im Zylinder zur Verbrennung zur Verfügung<br />
stehende Frischluftmassenstrom bestimmt werden. Der Liefergrad ist allgemein wie folgt<br />
definiert:<br />
m&<br />
LV<br />
η L =<br />
m&<br />
thLZ<br />
Nach [4] kann näherungsweise folgender Ansatz verwendet werden 7 :<br />
⎧ λA<br />
wenn : λA<br />
≤ 1<br />
ηL<br />
= ⎨<br />
⎩1<br />
wenn : λA > 1<br />
( 3.110)<br />
( 3.111)<br />
Dieser Ansatz entspricht dem idealen Verdrängungsmodell für den Ladungswechsel. Es wird<br />
dabei angenommen, dass die Dichte der zugeführten Luft gleich der Luftdichte im Zylinder ist<br />
(ρ 3 = ρ Zyl ).<br />
Aus ( 3.110) und Normierung auf den Nennpunkt folgt für die Frischluftmasse, die im<br />
Zylinder tatsächlich für die Verbrennung zur Verfügung steht:<br />
m & LV* =η L ⋅ m&<br />
thLZ *<br />
( 3.112)<br />
7 [4], Seite 52
25<br />
3.3.2 Anlasssystem des Zweitakt-Dieselmotors<br />
Bei einer Antriebsanlage mit langsamlaufendem Zweitakt-Dieselmotor und direkt<br />
gekoppeltem Festpropeller ist für die Schubumkehr beim Stoppmanöver eine<br />
Drehrichtungsumkehr des Dieselmotors notwendig. Diese Drehrichtungsumkehr wird<br />
Umsteuern genannt.<br />
Die Umkehrung der Drehrichtung erfordert beim Zweitaktmotor lediglich eine Anpassung der<br />
Steuerzeiten für die Kraftstoffeinspritzung. Die Steuerzeiten für den Gaswechsel bleiben<br />
unverändert. Erreicht wird die Drehrichtungsumkehr durch gezielt gesteuertes Einblasen von<br />
Anlassluft (Druckluft bei 30 bar) direkt in den Zylinder.<br />
Um den Umsteuervorgang zu starten, wird definiert, dass folgende drei Bedingungen<br />
gleichzeitig erfüllt sein müssen:<br />
sgn FH * ≠ sgn ω *<br />
( ) ( )<br />
ω * < ω<br />
m&<br />
Kr<br />
* ≤ 0<br />
umst<br />
*<br />
( 3.113)<br />
Wenn alle drei Bedingungen erfüllt sind, wird das als konstant angenommene Anlassmoment<br />
M a freigegeben. Das Anlasssystem wird dabei wie eine dem Motor vorgeschaltete<br />
Momentenquelle betrachtet.<br />
Die Summe aus dem effektiven Motormoment M e und dem Anlass- bzw. Umsteuermoment<br />
M a ergibt das vom Motor und Anlassystem zusammen abgegebene Motormoment M M .<br />
MM<br />
= Me<br />
+ sgn FH * ⋅ M<br />
Nach Normierung ergibt sich:<br />
M<br />
M<br />
( ) a<br />
( FH *) ⋅ a ⋅ M *<br />
* = Me<br />
* + sgn<br />
a<br />
( 3.114)<br />
( 3.115)<br />
Der Faktor a gibt an, wie groß das Nennanlassmoment M an in Bezug auf das aus dem<br />
Dieselprozess resultierende effektive Nennmoment M en ist.<br />
Man<br />
a =<br />
Men<br />
( 3.116)<br />
Das Anlassmoment liegt solange an, bis entweder der Kraftstoffmassenstrom größer als Null<br />
wird oder die Drehzahl den Betrag der Umsteuerdrehzahl überschreitet.<br />
Da in dieser Arbeit keine Störfälle, keine Variationen der Umgebungsbedingungen und auch<br />
nicht mehrere direkt aufeinander folgende Umsteuermanöver simuliert werden sollen,<br />
erscheint es ausreichend genau, das Anlassmoment als konstant anzusehen. Es wird also<br />
vorausgesetzt, dass die Anlassluftflaschen voll sind und ein konstanter Anlassluftdruck und<br />
somit das Nennanlassmoment zur Verfügung steht.<br />
In der Arbeit von [5] wird das Umsteuerverhalten von direktantreibenden Zweitakt-<br />
Dieselmotoren untersucht. Die Umsteuerdrehzahl wird mit etwa 30 % der Nenndrehzahl<br />
angegeben.<br />
3.4 Schiff<br />
Die Berechnung der Beschleunigung des Schiffes erfolgt nach der allgemeinen Newton’schen<br />
Bewegungsgleichung aus der Differenz des effektiven Propellerschubs und dem
26<br />
Schleppwiderstand R T . Der effektive Propellerschub ist der um den Sog (Sogziffer t)<br />
verminderte Schub F P .<br />
dvS<br />
1<br />
= ⋅ ( FP<br />
⋅ ( 1−<br />
t)<br />
− RT<br />
)<br />
dt mSges<br />
( 3.117)<br />
Bei Nenngeschwindigkeit entspricht der effektive Schub dem Nennschleppwiderstand R Tn .<br />
Die Sogziffer t wird als konstant angenommen. Nach Normierung auf die Werte bei<br />
Nenngeschwindigkeit ergibt sich für die normierte Schiffsbeschleunigung:<br />
dvS<br />
* RTn<br />
⎛ FP<br />
⋅ ( 1−<br />
t)<br />
RT<br />
⎞<br />
= ⋅ ⎜ − ⎟<br />
dt mSges<br />
⋅ vSn<br />
⎝ RTn<br />
RTn<br />
⎠<br />
1<br />
= ⋅ ( FP<br />
* −RT<br />
*)<br />
TaS<br />
Die Zeitkonstante des Schiffes T aS folgt aus der Normierung der Gleichung ( 3.117).<br />
mSges<br />
⋅ vSn<br />
TaS<br />
=<br />
RTn<br />
( 3.118)<br />
( 3.119)<br />
Der Schleppwiderstand R T in Abhängigkeit der Schiffsgeschwindigkeit ist aus Messungen der<br />
Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt bekannt. Durch die Messwerte wird eine potentielle<br />
Ausgleichskurve mit dem Exponenten k gelegt.<br />
( vS)<br />
k<br />
R T sgn vS<br />
*<br />
* = ⋅<br />
( 3.120)<br />
Die Gesamtschiffsmasse setzt sich aus der Schiffsmasse und der Masse des mitbewegten<br />
Wassers m Shyd zusammen [5].<br />
m Sges = mS<br />
+ mShyd<br />
( 3.121)<br />
Die hydrodynamische Schiffsmasse kann mit ausreichender Genauigkeit anhand einer<br />
empirischen Formel 8 bestimmt werden.<br />
mS<br />
mShyd<br />
=<br />
3<br />
L<br />
π ⋅ −14<br />
mS<br />
( 3.122)<br />
Der Tiefgang und der Trimm des Schiffes ist in der getroffenen Modellbildung nicht als<br />
Eingangsparameter vorgesehen. Außerdem wird angenommen, dass der Propellerschub und<br />
der Widerstand auf derselben Wirkungslinie liegen und keinerlei Querkräfte auftreten. Die<br />
Bewegungsrichtung des Schiffes wird auch bei den zu simulierenden Manövern als ideal<br />
geradeaus betrachtet.<br />
Die Schiffsgeschwindigkeit v S ergibt sich aus der Integration der Beschleunigung.<br />
t<br />
dvS<br />
vS<br />
= ∫ dt + vSstart<br />
dt<br />
0<br />
( 3.123)<br />
8 nach S. Krüger, <strong>TUHH</strong>
27<br />
Für ein Schiff mit zwei Propellern gleicher Nennleistung kann entsprechend Formel ( 3.118)<br />
geschrieben werden:<br />
dvS<br />
* 1 ⎛ 1 1<br />
⎞<br />
= ⋅ ⎜ ⋅ FP1*<br />
+ ⋅ FP2<br />
* −RT<br />
* ⎟<br />
dt TaS<br />
⎝ 2 2<br />
⎠<br />
( 3.124)<br />
Die vom Schiff seit Simulationsbeginn zurückgelegte Distanz kann als die Integration der<br />
Schiffsgeschwindigkeit berechnet werden.<br />
s =<br />
t<br />
∫<br />
0<br />
( vS<br />
* ⋅vSn)dt<br />
( 3.125)<br />
3.5 Festpropeller<br />
In der Fachliteratur bestehen unterschiedliche Ansätze für die Berechnung von Schub und<br />
Drehmoment eines Festpropellers. Am bekanntesten ist die Darstellung als Freifahrtkurve<br />
durch Schub- und Momentenbeiwerte k T und k Q in Abhängigkeit der Fortschrittsziffer. Diese<br />
Darstellung deckt jedoch nicht den gesamten bei Umsteuermanövern durchfahrenen<br />
Betriebsbereich ab. Für die Berechung von Umsteuermanövern eignen sich zum Beispiel die<br />
Wageninger Koeffizienten für Schub und Drehmoment c T (β) und c Q (β). Diese Koeffizienten<br />
lagen jedoch für den zu modellierenden Propeller nicht vor. Außerdem wurde ein<br />
Rechenmodell mit möglichst wenigen Eingangsparametern angestrebt.<br />
Es wird ein Propellermodell nach [25] umgesetzt, welches das Propellermoment anhand<br />
angenäherter Robinson-Kennfelder beschreibt. Dabei werden Funktionen 2. Grades zur<br />
Berechnung des Propellermoments in Abhängigkeit von der Propellerdrehzahl und der<br />
Schiffsgeschwindigkeit v S verwendet (Abbildung 6).<br />
Nach Aussage von [25] und [8] sind diese Vereinfachungen des Robinson-Kennfeldes<br />
zulässig, da Bereiche größerer Ungenauigkeit bei Manövern relativ schnell durchfahren<br />
werden und sich daher keine großen Abweichungen ergeben. Es kann außerdem davon<br />
ausgegangen werden, dass die für stationäre Bedingungen geltenden Robinson-Kurven auch<br />
für transiente Vorgänge gelten [22] [25].<br />
Für dieses Festpropellermodell sind nur zwei schiffsspezifische Konstanten notwendig.<br />
Die Kurvenschar im angenäherten Robinson-Kennfeld wird einerseits begrenzt durch eine<br />
parabelförmig angenommene Pfahlkurve (v S * = 0). Um das Propellermoment M P0 * auf der<br />
Pfahlkurve bestimmen zu können, muss lediglich die Drehzahl ω 0 * bei der bei stehendem<br />
Schiff das Nenndrehmoment erreicht wird, bekannt sein.<br />
ωP<br />
* ⋅ωP<br />
*<br />
MP0*<br />
=<br />
2<br />
ω 0 *<br />
( 3.126)<br />
Andererseits wird die Kurvenschar durch den Drehmomentverlauf M P1 * bei<br />
Nennschiffsgeschwindigkeit (v S * = 1) begrenzt. Der zweite erforderliche Modellparameter ist<br />
das Drehmoment M P0 *, das bei Nennschiffsgeschwindigkeit und nicht drehendem Propeller<br />
anliegt.<br />
MP 1* = 1 − M 0 * ⋅ω<br />
P * ⋅ωP<br />
* + M 0<br />
( ) *<br />
( 3.127)
28<br />
Aus den beiden Grenzkurven ( 3.126) und ( 3.127) wird nun linear entsprechend der<br />
momentanen Schiffsgeschwindigkeit v S * interpoliert, um das Propellermoment M P * zu<br />
bestimmen:<br />
MP* = MP0 * − MP0<br />
* −MP1*<br />
⋅ vS<br />
( ) *<br />
( 3.128)<br />
Laut [25] kann empirisch festgestellt werden, dass bei Festpropellern der Schub F P etwa<br />
proportional zum Drehmoment ist. Damit folgt für den auf den Nennbetriebspunkt<br />
(Nenndrehzahl und Nennschiffsgeschwindigkeit) normierten Schub:<br />
F P* = MP *<br />
( 3.129)<br />
Das Massenträgheitsmoment des im Wasser rotierenden Propellers ergibt sich aus dem<br />
Massenträgheitsmoment der Propellergeometrie J P und dem aus der mitrotierenden<br />
Wassermasse gebildeten hydrodynamischen Anteil J Phyd [5].<br />
J Pges = JP<br />
+ JPhyd<br />
( 3.130)<br />
M P *<br />
1<br />
ϖ P *<br />
0<br />
ω 0 *<br />
-1 0 1<br />
-1<br />
M P0 *<br />
vs* v S * = 0<br />
vs* v S * = 1<br />
Abbildung 6: Durch Funktionen 2. Grades angenäherte Robinson-Kurven mit Kennzeichnung der<br />
Modellparameter M P0 * und ω 0 *<br />
Für die Identifikation der erforderlichen Modellparameter (M P0 * und ω 0 *) sind zwei<br />
verschiedene Ansätze möglich:<br />
- Messung am Modell oder Großausführung<br />
- Ermittlung aus Freifahrtdiagramm<br />
Da weder Messungen am Modell noch an der Großausführung des Schiffes vorliegen, wurden<br />
die Daten aus einem vorhandenen Freifahrtdiagramm 9 ermittelt.<br />
9 Quelle: Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt, Versuchsergebnisse vom 30.4.99 für FSG, Report WP 36/99
29<br />
Die normierte Drehzahl ω 0 * bei v S * = 0 und Nenndrehmoment ergibt sich mit Hilfe des<br />
Momentenbeiwertes k Q für die Fortschrittsziffer J = 0 aus dem Freifahrtdiagramm.<br />
MPn<br />
5<br />
n0<br />
kQ()<br />
0 ⋅ ρ ⋅ D<br />
ω 0*<br />
= =<br />
nn<br />
nn<br />
( 3.131)<br />
Da das Freifahrtdiagramm nur für den ersten Quadranten des Robinson-Kennfeldes vorliegt,<br />
wird das Drehmoment M P0 * indirekt bestimmt. Zuerst wird über die Definitionsgleichung der<br />
Fortschrittsziffer die Drehzahl ω 1 * bestimmt, bei der das Propellermoment bzw. k Q gleich<br />
Null ist.<br />
vSn<br />
⋅ ( 1 − w)<br />
n1<br />
J ( kQ<br />
= 0)<br />
⋅ D<br />
ω 1*<br />
= =<br />
nn<br />
nn<br />
( 3.132)<br />
Mit dieser Drehzahl ω 1 * und dem Modellansatz mit Gleichungen 2. Grades kann aus Formel<br />
( 3.127) das gesuchte Moment M P0 * bestimmt werden.<br />
0 − ω1*<br />
⋅ω1*<br />
M 0*<br />
=<br />
ω1*<br />
⋅ω1*<br />
−1<br />
Die ermittelten Werte für M P0 * und ω 0 * sind in Anhang 12.5 aufgelistet.<br />
( 3.133)<br />
3.6 Verstellpropeller<br />
Es wird im Folgenden ein von [25] entwickeltes Verstellpropellermodell wiedergegeben.<br />
Als Maß für die eingestellte Steigung des Verstellpropellers wird das Propellersteigungsverhältnis<br />
p/D verwendet. Das Steigungsverhältnis wird als Funktion des „Einstellwinkels“ ε<br />
definiert 10 .<br />
( p / D) = 0,7 ⋅π ⋅ tan(ε<br />
)<br />
( 3.134)<br />
Der Nullpunkt des Einstellwinkels wird auf die Einstellung des Propellers festgelegt, bei<br />
welcher bei stehendem Schiff kein Schub erzeugt wird (Nullschubstellung). Beim<br />
Nenneinstellwinkel hingegen hat der Verstellpropeller Nenndrehmoment und Nennschub bei<br />
Nenndrehzahl und Nennschiffsgeschwindigkeit.<br />
Aus der Definition ( 3.134) folgt Nullschub des Propellers bei p/D = 0 und stehendem Schiff<br />
sowie Nennschub bei Nenneinstellwinkel, Nenndrehzahl und Nennschiffsgeschwindigkeit.<br />
Erforderliche Nenndaten für dieses Verstellpropellermodell sind:<br />
v Sn : Nennschiffsgeschwindigkeit<br />
n Pn : Nennpropellerdrehzahl<br />
(p/D) n : Nennsteigungsverhältnis<br />
D : Propellerdurchmesser<br />
w : Nachstromziffer<br />
10 nach [25], S. 32
30<br />
Es sind also auch für dieses Modell, wie es für alle Modelle angestrebt war, nur sehr wenige<br />
Eingangsdaten erforderlich. Zur Beschreibung des Verstellpropellerverhaltens sind weder<br />
Kennfelder, noch Koeffizienten notwendig.<br />
Der Ansatz für dieses physikalisch begründete Modell von Zheng [25] ist, dass sich<br />
Strömungskräfte an umströmten Profielen proportional zum Quadrat der Relativgeschwindigkeit<br />
v r verhalten.<br />
ρ 2<br />
F = c( α ) ⋅ A⋅<br />
⋅ vr<br />
2<br />
( 3.135)<br />
Der Proportionalitätsbeiwert c ist dabei abhängig vom Anstellwinkel α des Profils zur<br />
relativen Anströmrichtung. Die geometrischen Verhältnisse, Geschwindigkeiten und Kräfte<br />
für einen Propellerflügel bei 0,7 R sind in Abbildung 7 dargestellt.<br />
Die einzelnen Schritte der Modellbildung von Zheng werden im Folgenden für die<br />
Erläuterung des Modellbildungsprozesses verkürzt wiedergegeben.<br />
Es werden zuerst die sogenannte Teilauftriebs- und Teilwiderstandskraft F at und F wt für einen<br />
einzelnen Propellerflügel definiert.<br />
ρ 2 2<br />
F at = ca( α ) ⋅ A⋅<br />
⋅ ( va<br />
+ vu<br />
)<br />
2<br />
ρ 2 2<br />
( α ) ⋅ A⋅<br />
⋅ ( va<br />
vu<br />
)<br />
F wt = cw<br />
+<br />
2<br />
( 3.136)<br />
( 3.137)<br />
Aus der Teilauftriebs- und Teilwiderstandskraft berechnet sich mit Rücksicht auf die<br />
vorherrschenden Winkelbeziehungen der Teilschub und das Teilmoment des einzelnen<br />
Verstellpropellerflügels.<br />
FPt<br />
= Fat<br />
⋅ cos − Fwt<br />
⋅ sin β ⋅ 1−<br />
M<br />
Pt<br />
( ( β ) ( )) ( t)<br />
( Fat<br />
⋅ sin ( β ) + Fwt<br />
⋅ cos( )) ⋅ r<br />
= β<br />
( 3.138)<br />
( 3.139)<br />
Wenn die Formeln ( 3.136) und ( 3.137) in Formel ( 3.156) bzw. ( 3.157) eingesetzt und auf<br />
den Nennzustand normiert werden, ergibt sich für den sogenannten normierten<br />
Teilpropellerschub F Pt * und das normierte Teilmoment M Pt*:<br />
F Pt* = Bf<br />
⋅ S ⋅ ca<br />
α ⋅ cos β − cw<br />
α ⋅sin<br />
β<br />
( ( ) ( ) ( ) ( ))<br />
( ca( α ) ⋅sin( β ) + c ( α ) cos( β ))<br />
M Pt* = Bm<br />
⋅ S ⋅<br />
w ⋅<br />
( 3.140)<br />
( 3.141)
31<br />
Das Verhältnis der Relativgeschwindigkeit v r zur Nennrelativgeschwindigkeit v rn wird als<br />
Hilfsfunktion S eingeführt.<br />
2 2<br />
va<br />
+ vu<br />
S =<br />
2 2<br />
van<br />
+ vun<br />
( 3.142)<br />
Durch Umformung, Normierung und unter Verwendung der Winkelbeziehungen lässt sich<br />
schreiben:<br />
2<br />
2<br />
S = sin βn ⋅ vS * + cos βn<br />
⋅ω<br />
( ) ( ) *<br />
( 3.143)<br />
In den beiden, sich bei der Normierung ergebenen konstanten Faktoren B f und B m , sind die<br />
Nenndaten des Verstellpropellers enthalten.<br />
Mit dem oben gezeigten Ansatz kann in Abhängigkeit des Anströmwinkels β der Teilschub<br />
und das Teilmoment berechnet werden. Es gilt nun jedoch, die noch unbekannten Auftriebsund<br />
Widerstandsbeiwerte c a und c w in Abhängigkeit vom Anstellwinkel α zu bestimmen.<br />
Es kann gezeigt werden, dass praktisch vorkommende Werte für den Anstellwinkel α bei<br />
Verstellpropellern im Bereich zwischen –40 ° und +15 ° liegen [25].<br />
Um den gesamten Propellerschub und das gesamte Moment berechnen zu können, werden<br />
äquivalente gemittelte Auftriebs- und Widerstandbeiwerte c am (α) und c wm (α) eingeführt.<br />
In Analogie zu ( 3.136) und ( 3.137) ergeben sich damit die mittlere Auftriebs- und<br />
Widerstandskraft F a und F w des gesamten Verstellpropellers.<br />
ρ 2 2<br />
F a = cam( α ) ⋅ A⋅<br />
⋅ ( va<br />
+ vu<br />
)<br />
2<br />
ρ 2 2<br />
( α ) ⋅ A⋅<br />
⋅ ( va<br />
vu<br />
)<br />
F w = cwm<br />
+<br />
2<br />
( 3.144)<br />
( 3.145)<br />
Damit lässt sich nun wie in ( 3.138) und ( 3.139) der gesamte Propellerschub und das gesamte<br />
Moment berechnen. Nach Normierung ergibt sich der normierte Schub F P * und das normierte<br />
Moment M P * zu:<br />
F P* = Bfm<br />
⋅ S ⋅ cam<br />
α ⋅ cos β − cwm<br />
α ⋅sin<br />
β<br />
( ( ) ( ) ( ) ( ))<br />
( cam( α ) ⋅sin( β ) + c ( α ) cos( β ))<br />
M P* = Bmm<br />
⋅ S ⋅<br />
wm ⋅<br />
( 3.146)<br />
( 3.147)<br />
In Abhängigkeit vom Anstellwinkel α und der Hilfsfunktion S kann mit diesen Gleichungen<br />
der auf den Nennzustand bezogene Schub und das Moment berechnet werden. Voraussatzung<br />
ist wieder, dass die noch unbekannten mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte c am (α)<br />
und c wm (α) bestimmt werden können.<br />
Die Nenndaten gehen in die konstanten Faktoren B fm und B mm sowie in die Hilfsfunktion S<br />
nur über den Nennanströmwinkel β n ein. Es wird in [25] gezeigt, dass für ein großes Kollektiv<br />
von Schiffen der Nennanströmwinkel innerhalb eines kleinen Bereiches von 15 ° < β n < 22 °<br />
liegt.
32<br />
Es wird nun die Annahme getroffen, dass die noch unbekannten Funktionen<br />
cam<br />
α ⋅ Bfm<br />
c<br />
c<br />
c<br />
wm<br />
( )<br />
( α )<br />
( α )<br />
⋅ B<br />
⋅ B<br />
fm<br />
am mm<br />
wm( ) mm<br />
α ⋅ B<br />
( 3.148)<br />
für alle Schiffe annähernd gleich sind, wenn die Nennanströmwinkel β n annähernd gleich<br />
sind.<br />
In [25] wird gezeigt, dass sich anhand von Messwerten oder der Wageninger-Koeffizienten<br />
für den praktisch vorkommenden Bereich von α allgemeingültige Ersatzfunktionen für<br />
c am (α)⋅B mm und c wm (α)⋅B mm finden lassen. Definiert werden dafür eine lineare Funktion<br />
Z a (α) und eine Winkelfunktion Z w (α).<br />
Z a<br />
1<br />
α<br />
( α) = ⋅α<br />
( α ) = A0 ⋅ ( 1 − cos( 2 ⋅α)<br />
) B0<br />
Zw +<br />
0<br />
( 3.149)<br />
( 3.150)<br />
Das Verhältnis K b der beiden nur von den Nenndaten des Verstellpropellers abhängigen<br />
Faktoren B fm und B mm lässt sich im Mittelwert der in [25] untersuchten Schiffe als in etwa<br />
konstant ansehen.<br />
Bfm<br />
K b = ≈ 0,53<br />
Bmm<br />
( 3.151)<br />
Die Anpassungsparameter A 0 , B 0 und α 0 für die Ersatzfunktionen Z a (α) und Z w (α) können<br />
aus den Nenndaten und aus dem normierten Drehmoment bei Nullschub M Pb * bestimmt<br />
werden.<br />
Nach [22] kann das Drehmoment bei Nullschub überschlägig nach folgender empirischer<br />
Formel bestimmt werden.<br />
MPb<br />
MPb*<br />
=<br />
MPn<br />
1 AE<br />
2<br />
5 2<br />
= ⋅ 0,006 ⋅ ⋅ ( 1+<br />
( p / D)<br />
n ) ⋅ ρ ⋅ D ⋅ n<br />
MPn<br />
A0<br />
( 3.152)<br />
Aus den Bedingungen, dass im Nennpunkt alle Werte die Nennwerte annehmen müssen und<br />
bei Nullsteigung des Verstellpropellers und stehendem Schiff der Schub Null sein muss,<br />
ergeben sich folgende Formeln:<br />
Kb<br />
⋅αn<br />
α 0 =<br />
cos βn<br />
+ Kb<br />
⋅sin<br />
βn<br />
A<br />
0<br />
=<br />
K<br />
b<br />
⋅<br />
( ) ( )<br />
( βn) − sin( βn)<br />
−<br />
b ⋅ ( 1−<br />
cos( 2 ⋅αn)<br />
)<br />
cos Kb<br />
B0<br />
K<br />
⋅<br />
( 3.153)<br />
( 3.154)
33<br />
B<br />
0<br />
MPb<br />
=<br />
cos<br />
2<br />
*<br />
( βn)<br />
( 3.155)<br />
Anhand der Nenndaten und der Winkelbeziehungen in Abbildung 7 lassen sich die<br />
Nennwinkel berechnen:<br />
⎛ ( p / D) n ⎞<br />
ϕn<br />
= arctan⎜<br />
⎟⎠<br />
⎝ 0,7 ⋅π<br />
( 3.156)<br />
( 1−<br />
w) ⎞ ⎟⎠<br />
⎛ vSn<br />
⋅<br />
βn<br />
= arctan ⎜<br />
⎝ 0,7 ⋅π<br />
⋅ nn<br />
⋅ D<br />
α<br />
n<br />
( 3.157)<br />
= ϕn<br />
−βn<br />
( 3.158)<br />
Für die während der Simulation zu berechnenden vom Nennzustand abweichenden<br />
Bedingungen berechnen sich die Winkel mit den normierten Größen zu:<br />
ϕ = arctan( ( p / D) * ⋅tan(<br />
ϕn)<br />
)<br />
( 3.159)<br />
β<br />
⎛ vS * ⎞<br />
arctan ⎜ ⋅ tan( β )⎟<br />
⎝ ω * ⎠<br />
= n<br />
( 3.160)<br />
α = ϕ −β<br />
( 3.161)<br />
Mit den oben genannten Ansätzen lassen sich das normierte Propellermoment und der Schub<br />
aus den Formeln ( 3.146) und ( 3.147) wie folgt schreiben:<br />
M P* = S ⋅ Za<br />
α ⋅ sin β + Zw<br />
α cos β<br />
( ( ) ( ) ( ) ( ))<br />
( Za( α ) ⋅ cos( β ) − Z ( α ) sin( β ))<br />
F P* = Kb<br />
⋅ S ⋅<br />
w ⋅<br />
( 3.162)<br />
( 3.163)
34<br />
ϕ<br />
β<br />
-v u<br />
F w<br />
F a<br />
v a<br />
β<br />
ω<br />
Propellerdrehachse<br />
v r<br />
α<br />
v S<br />
Abbildung 7: Geometrische Verhältnisse, Geschwindigkeiten und Kräfte am Flügelabschnitt auf 0,7 R<br />
eines Verstellpropellers<br />
Zheng beschreibt weiterhin zwei Verfahren zur Identifikation der erforderlichen<br />
Modellparameter.<br />
Zum einen kann der konstante Faktor K b durch Vergleich zwischen Rechenergebnis und<br />
Messwert für das Propellermoment so angepasst werden, dass der Fehler minimal wird.<br />
Dieses Verstellpropellermodell wird mit nur dem einem Modellparameter K b wird als<br />
allgemeingültiges Verstellpropellermodell bezeichnet.<br />
Zum anderen wird eine weitere Verfeinerung des bisher aufgestellten Modells vorgeschlagen.<br />
Dieses verfeinerte Modell wird als Verstellpropellermodell mit angepassten<br />
Modellparametern bezeichnet. Es wird eine systematische, vom aktuellen Betriebszustand<br />
abhängige, Korrektur der Ersatzfunktionen für die mittleren Auftriebs- und<br />
Widerstandsbeiwerte eingeführt. Das Motiv für diese Korrektur ist, dass die einzelnen<br />
Propellerflügel sich, abhängig vom aktuellen Betriebszustand, gegenseitig beeinflussen, und<br />
so die mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte verringern. Die Korrekturfunktion f k<br />
wird definiert zu:<br />
K 0<br />
fk = 1−<br />
2<br />
⎛ β ⎞<br />
1+<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ β 0 ⎠<br />
( 3.164)<br />
Die korrigierten Ersatzfunktionen der mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte lauten<br />
damit:<br />
α<br />
Zak<br />
α = ⋅ f<br />
Z<br />
wk<br />
( ) k<br />
α 0<br />
( α ) = ( A0 ⋅ ( 1−<br />
cos( 2 ⋅α<br />
))<br />
+ B0) ⋅ fk<br />
( 3.165)<br />
( 3.166)<br />
Durch die Einführung der Korrekturfunktion f k erhöht sich die Anzahl der zu<br />
identifizierenden Modellparameter. Anstatt lediglich A 0 , B 0 und α 0 aus den Nenndaten sowie
35<br />
K b zu bestimmen (siehe Formeln ( 3.153), ( 3.154) und ( 3.155)) müssen jetzt zusätzlich auch<br />
K 0 und β 0 bestimmt werden.<br />
Die sechs Modellparameter können in diesem verfeinerten Modellansatz aufgrund folgender<br />
Bedingungen ermittelt werden.<br />
Werden die korrigierten mittleren Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte in Gleichung ( 3.162)<br />
eingesetzt, ergibt sich für die Berechnung des normierten, korrigierten Propellermoments<br />
folgender Ausdruck:<br />
MPk*<br />
= MP<br />
* ⋅ fk<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎜ K 0<br />
= ⎜1−<br />
⎜ ⎛ β<br />
⎜<br />
1+<br />
⎜<br />
⎝ ⎝ β<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟ ⎛ α<br />
⎟ ⋅ S ⋅ ⎜ ⋅sin<br />
2<br />
⎞ ⎟ ⎝α<br />
0<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠ ⎠<br />
⎞<br />
( β ) + ( A0<br />
⋅ ( 1 − cos( 2 ⋅α<br />
))<br />
+ B0) ⋅ cos( β ) ⎟ ⎠<br />
( 3.167)<br />
Im Nennbetriebspunkt müssen alle Größen ihre Nennwerte annehmen. Damit ergibt sich aus<br />
( 3.167) die Gleichung:<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎜ K 0 ⎟ ⎛ αn<br />
⎞<br />
1 = ⎜1−<br />
⎟ ⋅ ⎜ ⋅ sin( βn) + ( A0<br />
⋅ ( 1−<br />
cos( 2 ⋅αn)<br />
) + B0) ⋅ cos( βn)<br />
2<br />
⎟<br />
⎜ ⎛ βn<br />
⎞ ⎟ ⎝α<br />
0<br />
⎠<br />
⎜<br />
1+<br />
⎜ ⎟<br />
⎟<br />
⎝ ⎝ β 0 ⎠ ⎠<br />
( 3.168)<br />
Bei Nullschub und stehendem Schiff müssen alle Größen die entsprechenden Werte des<br />
Nullschubbetriebspunkts annehmen. Damit folgt für den Nullschubpunkt aus ( 3.167) die<br />
Gleichung:<br />
2<br />
MPb* = cos β n ⋅ 1−<br />
K 0 ⋅ B<br />
( ) ( ) 0<br />
( 3.169)<br />
Als dritte Bedingung wird ein markanter Betriebspunkt, der möglichst weit entfernt von der<br />
Freifahrtkurve liegt, gewählt. Es sollte ein möglichst instationärer Betriebspunkt während<br />
eines Umsteuermanövers sein. Messdaten für diesen Betriebspunkt werden in Gleichung<br />
( 3.167) eingesetzt. Somit bilden die drei Gleichungen ( 3.167), ( 3.168) und ( 3.169) ein<br />
Gleichungssystem mit den fünf unbekannten Parameter A 0 , B 0 , α 0 , β 0 und K 0 . Wenn die<br />
Parameter A 0 und β 0 geschätzt werden können die weiteren drei gesuchten Parameter durch<br />
Iteration aus den drei Gleichungen gefunden werden [25].<br />
Der korrigierte Propellerschub ergibt sich schließlich analog zum Moment aus Gleichung<br />
( 3.163) zu:<br />
FPk*<br />
= FP<br />
* ⋅ fk<br />
= K<br />
b<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎜ K 0<br />
⋅ ⎜1−<br />
⎜ ⎛ β<br />
⎜<br />
1+<br />
⎜<br />
⎝ ⎝ β<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟ ⎛ α<br />
⎟ ⋅ S ⋅ ⎜ ⋅ cos<br />
2<br />
⎞ ⎟ ⎝α<br />
0<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠ ⎠<br />
⎞<br />
( β ) − ( A0<br />
⋅ ( 1−<br />
cos( 2 ⋅α<br />
))<br />
+ B0) ⋅sin( β ) ⎟ ⎠<br />
( 3.170)
36<br />
Aus der Bedingung, dass im Nennpunkt auch der korrigierte Propellerschub gleich dem<br />
Nennschub sein muss, lässt sich für den Faktor K b aus ( 3.170) ableiten:<br />
1<br />
Kb<br />
=<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎜ K 0 ⎟ ⎛ αn<br />
⎞<br />
⎜1<br />
− ⎟ ⋅ ⎜ ⋅ cos( βn) − ( A0<br />
⋅ ( 1 − cos( 2 ⋅αn)<br />
) + B0) ⋅sin( βn<br />
2<br />
)⎟<br />
⎜ ⎛ βn<br />
⎞ ⎟ ⎝α<br />
0<br />
⎠<br />
⎜<br />
1 + ⎜ ⎟<br />
⎟<br />
⎝ ⎝ β 0 ⎠ ⎠<br />
( 3.171)<br />
Der Faktor K b ist also bei Verwendung der betriebspunktabhängigen Korrekturfunktion f k von<br />
den anderen Modellparametern abhängig.<br />
Die Nenndaten des untersuchten Verstellpropellers und die sich ergebenden Modellparameter<br />
sind im Anhang 12.4 aufgeführt.<br />
3.7 Welle<br />
Die Winkelbeschleunigung der Welle wird analog zum Abgasturbolader-Rotor anhand des<br />
Drallsatzes berechnet. Die Drehmomente sind das Motormoment M M und das<br />
Propellermoment M P .<br />
d<br />
= 1 ⋅ ( MM<br />
− MP)<br />
dt Jges<br />
ω ( 3.172)<br />
Nach Normierung auf den Nennbetriebszustand ergibt sich:<br />
dω<br />
* 1<br />
= ⋅ ( MM<br />
* −MP<br />
*)<br />
dt Ta<br />
Die Anlaufzeitkonstante T a der Welle ergibt sich durch die Normierung zu:<br />
Jges<br />
⋅ω1n<br />
Ta<br />
=<br />
M 1n<br />
2<br />
Jges<br />
⋅ω1n<br />
=<br />
Pen<br />
( 3.173)<br />
( 3.174)<br />
Der Index 1 steht für die Motorwelle. Das gesamte Massenträgheitsmoment J ges für den<br />
Wellenstrang wird auf die Motordrehzahl bezogen. Daher muss T a auch mit der<br />
Motornennwinkelgeschwindigkeit ω 1n und dem Motornennmoment M 1n gebildet werden.<br />
Durch Integration ergibt sich die momentane normierte Winkelgeschwindigkeit der Welle.<br />
t<br />
dω<br />
*<br />
ω * = dt ωstart<br />
∫ + *<br />
dt<br />
0<br />
Sofern ein Getriebe vorhanden ist, wird die Getriebeübersetzung wie folgt definiert:<br />
ω1<br />
M 2<br />
i = =<br />
ω 2 M 1⋅ηG<br />
( 3.175)<br />
( 3.176)
37<br />
Durch die Normierung ergibt sich, dass die beiden normierten Winkelgeschwindigkeiten bzw.<br />
Drehmomente auf beiden Seiten des Getriebes gleich sind.<br />
ω1*<br />
=ω2<br />
*<br />
M 1*<br />
= M<br />
2<br />
*<br />
( 3.177)<br />
Das gesamte Massenträgheitsmoment, bezogen auf die Motordrehzahl, setzt sich aus den<br />
einzelnen Massenträgheitsmomenten des gesamten Wellenstrangs zusammen. In Abbildung 8<br />
ist der Wellenstrang mit einer Getriebestufe skizziert. Die Massenträgheitsmomente der<br />
Propellerseite werden mit der Getriebeübersetzung i auf die Motordrehzahl bezogen.<br />
∑ J 2<br />
Jges = ∑ J 1 +<br />
2<br />
i<br />
( 3.178)<br />
J Kupplung<br />
J Welle1<br />
ω 1<br />
J Getriebe1<br />
J Motor<br />
J Schwungrad<br />
J Welle2<br />
ω 2<br />
J hydrodynamisch<br />
J Getriebe2<br />
J Propeller<br />
Abbildung 8: Prinzipskizze eines Wellenstrangs mit Viertakt-Dieselmotor, Schwungrad, elastischer<br />
Kupplung, Stirnradstufe und Propeller<br />
3.8 Elektrische Welle<br />
Für die Simulation des dieselelektrischen Schiffsantriebs sind theoretisch das gesamte<br />
elektrische Bordnetz, die Synchrongeneratoren, die elektrischen Fahrmotoren und die<br />
Frequenzumrichter zu modellieren. In erster Näherung kann jedoch folgender Ansatz<br />
getroffen werden.<br />
Das elektrische Bordnetz wird wie eine „Blackbox“ betrachtet (Abbildung 9). Berücksichtigt<br />
wird lediglich die von den beiden Dieselmotoren (DM) eingespeiste mechanische Leistung,<br />
sowie die von den Propellern und den Bordnetzverbrauchern (V) aufgenommene Leistung.<br />
DM1<br />
G1<br />
a<br />
~<br />
~<br />
EM1<br />
DM2<br />
G2<br />
b<br />
~<br />
~<br />
EM2<br />
V<br />
Abbildung 9: Prinzipskizze, elektrisches Bordnetz. Bestehend aus: zwei dieselgetriebenen Generatoren<br />
(G), zwei Generatorhauptschalter (a und b), Sammelschiene, zwei Frequenzumrichter, zwei elektrische<br />
Fahrmotoren (EM), zwei Festpropeller sowie Bordnetzverbraucher (V)
38<br />
Die beiden Dieselgeneratoren und die Bordnetzverbraucher sind über das elektrische<br />
Drehstromnetz in ihrer Winkelgeschwindigkeit miteinander gekoppelt. Für diese<br />
Betrachtungsweise des elektrischen Bordnetzes wird der Begriff „elektrische Welle“<br />
verwendet. Die beiden elektrischen Fahrmotoren mit den direkt gekoppelten Festpropellern<br />
sind hingegen in ihrer Drehzahl durch die Frequenzumrichter frei von der Netzfrequenz.<br />
Die Winkelbeschleunigung der beiden Dieselgeneratoren berechnet sich auf der Grundlage<br />
des allgemeinen Drallsatzes wie folgt:<br />
dω<br />
1<br />
= ⋅ ( PeDM<br />
1 + PeDM<br />
2 − PEM<br />
1 − PEM<br />
2 − PV<br />
− PVerl)<br />
dt Jges<br />
⋅ω<br />
( 3.179)<br />
Nach Normierung und Einführung der Faktoren a und b, die den Zustand der<br />
Generatorhauptschalter repräsentieren (1 = an, 0 = aus), ergibt sich:<br />
dω<br />
* 1 1<br />
= ⋅ ⋅ ( a ⋅ PeDM<br />
1*<br />
⋅PeDM<br />
1n<br />
+ b ⋅ PeDM<br />
2 * ⋅PeDM<br />
2n<br />
2<br />
dt Jges<br />
⋅ωn<br />
ω *<br />
− PEM<br />
1*<br />
⋅PEM<br />
1n<br />
− PEM<br />
2 * ⋅PEM<br />
2n<br />
− PV<br />
* ⋅PVn<br />
− PVerl<br />
)<br />
( 3.180)<br />
Die Leistung der Dieselmotoren berechnet sich aus dem effektiven Drehmoment und der<br />
Winkelgeschwindigkeit.<br />
P eDM* = MeDM<br />
* ⋅ω<br />
*<br />
( 3.181)<br />
Die Verlustleistung im als Blackbox betrachteten elektrischen Bordnetz, berechnet sich für<br />
den Nennpunkt in Abhängigkeit von der Stellung der Generatorhauptschalter zu:<br />
a + b<br />
PVerl<br />
= ( PeDM<br />
1n<br />
+ PeDM<br />
2n<br />
− PEM<br />
1n<br />
− PEM<br />
2n<br />
− PVn)<br />
⋅<br />
2<br />
( 3.182)<br />
Es wird angenommen, dass die Verlustleistung konstant ist.<br />
Das Massenträgheitsmoment J ges der mit Generatordrehzahl rotierenden Massen setzt sich aus<br />
den Massenträgheitsmomenten der beiden über das Bordnetz gekoppelten<br />
Dieselgeneratorsätze zusammen. Die Stellung der Generatorhauptschalter beeinflusst das<br />
gesamte gekoppelte Massenträgheitsmoment.<br />
Jges<br />
= a ⋅ JDM 1 + b ⋅ JDM 2<br />
( 3.183)<br />
Entsprechend Formel ( 3.175) berechnet sich aus der Winkelbeschleunigung in Formel<br />
( 3.180) die Winkelgeschwindigkeit ω* der Dieselgeneratoren.<br />
Um in einem Powermanagement (siehe 3.10.7) die maximal zulässige Leistung der<br />
elektrischen Fahrmotoren bestimmen zu können, muss die maximal verfügbare Leistung<br />
berechnet werden.<br />
Pverfgb<br />
= a ⋅ c ⋅ PeDM<br />
1n<br />
+ b ⋅ d ⋅ PeDM<br />
2n<br />
( 3.184)<br />
Die Faktoren a und b repräsentieren die Generatorhauptschalter. Die Faktoren c und d werden<br />
durch das Verhältnis der vorgegebenen Statiken der beiden Drehzahlregler (vgl. 3.10.2)<br />
beeinflusst. Bei ungleicher Statik kann nur derjenige Motor mit der geringeren<br />
Statikeinstellung Nennleistung erreichen.
39<br />
⎪⎧<br />
1<br />
c = ⎨ St 2<br />
⎪⎩ St1<br />
⎪⎧<br />
1<br />
d = 1<br />
⎨ St<br />
⎪⎩ St2<br />
wenn :<br />
wenn :<br />
wenn :<br />
wenn :<br />
St1<br />
≤ St<br />
St<br />
2<br />
2<br />
2<br />
St1<br />
> St2<br />
St<br />
≤ St<br />
> St<br />
1<br />
1<br />
( 3.185)<br />
3.9 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor<br />
Bei einer dieselelektrischen Antriebsanlage ist die Propellerdrehzahl durch den<br />
Frequenzumrichter frei wählbar.<br />
Das vom elektrischen Fahrmotor zu liefernde Drehmoment kann bei Vorgabe der<br />
Winkelbeschleunigung dω P */dt aus dem Drallsatz (vgl. ( 3.173)) berechnet werden. Das vom<br />
Propeller geforderte Drehmoment M P * ergibt sich aus dem Teilsystem Festpropeller.<br />
dωP<br />
*<br />
M EM = TaPW<br />
⋅ + M<br />
dt<br />
* P<br />
*<br />
( 3.186)<br />
Um übermäßige Beschleunigungsmomente zu vermeiden, ist die zeitliche Änderung der<br />
Winkelgeschwindigkeit zu begrenzen.<br />
Die Anlaufzeitkonstante der Propellerwelle ergibt sich aus der Normierung auf den<br />
Nennbetriebszustand bei Nennschiffsgeschwindigkeit und Nennpropellerwinkelgeschwindigkeit<br />
ω Pn zu:<br />
2<br />
JPW<br />
⋅ωPn<br />
TaPW<br />
=<br />
PEMn<br />
( 3.187)<br />
Die vom elektrischen Fahrmotor abgegebene normierte mechanische Leistung P EM * ergibt<br />
sich wie üblich aus dem Drehmoment (aus Gleichung ( 3.186)) und der<br />
Winkelgeschwindigkeit.<br />
PEM* = MEM * ⋅ω<br />
P *<br />
( 3.188)<br />
Die Leistung des Elektromotors P EM * ist Eingangsgröße für das Teilsystem „Elektrische<br />
Welle“.<br />
3.10 Regelung und Automation<br />
Das Betriebsverhalten einer Schiffsantriebsanlage wird wesentlich durch die Regelung und<br />
die Automation der unterschiedlichen Teilsysteme beeinflusst. In den folgenden Abschnitten<br />
werden die maßgeblichen Regelungs- und Automationsmechanismen beschrieben und<br />
entsprechende Rechenmodelle entwickelt.<br />
3.10.1 Drehzahlregler<br />
Für die Drehzahlregelung des Dieselmotors wird ein PID-Regler verwendet.
40<br />
Die Eingangsgröße des Reglers ist die Regelabweichung ω soll * - ω*. Die Stellgröße des<br />
Reglers ist die Sollfüllung Fü soll des Motors.<br />
d<br />
( ) ( )<br />
( ωsoll<br />
* −ω<br />
*)<br />
Füsoll<br />
= P ⋅ ω soll * −ω<br />
* + I ⋅ soll<br />
∫ ω * −ω<br />
* ⋅ dt + Füstart<br />
+ D ⋅<br />
dt<br />
( 3.189)<br />
Um eine übermäßige Aufladung des Integrators bei aktiver Füllungsbegrenzung (siehe<br />
Abschnitt 3.10.3) zu vermeiden, wird der Integratoreingang gleich Null gesetzt solange die<br />
Füllungsbegrenzung nicht die gesamte Sollfüllung zulässt [21]. Solange das Anlasssystem des<br />
Zweitaktmotors aktiv ist (vgl. Abschnitt 3.3.2), wird ebenso der Integratoreingang gleich Null<br />
gesetzt.<br />
Die in den Simulationsrechnungen verwendeten Reglerparameter P, I und D sind im Anhang<br />
12.8 angegeben.<br />
Es lagen keine Daten der Originalanlage vor.<br />
3.10.2 Drehzahlregler mit Statik<br />
Um beim Parallelbetrieb von zwei Dieselgeneratorsätzen die Leistungsverteilung zwischen<br />
den beiden Aggregaten beeinflussen zu können, ist ein Drehzahlregler mit<br />
leistungsabhängiger statischer Drehzahlabweichung erforderlich. Auch hier wird ein PID-<br />
Regler verwendet.<br />
Füsoll<br />
= P ⋅ ωsoll<br />
* −Fü<br />
* ⋅St<br />
− ω *<br />
+ I ⋅<br />
( )<br />
∫<br />
( ωsoll<br />
* −Fü<br />
* ⋅St<br />
− ω *)<br />
⋅ dt + Fü<br />
start<br />
d<br />
+ D ⋅<br />
( ωsoll<br />
* −Fü<br />
* ⋅St<br />
− ω *)<br />
dt<br />
( 3.190)<br />
Ebenso wie beim Drehzahlregler ohne Statik (siehe 3.10.1) wird auch hier bei aktiver<br />
Füllungsbegrenzung der Integratoreingang gleich Null gesetzt.<br />
Die Statik St des Drehzahlreglers beträgt üblicherweise etwa 4 %.<br />
Bei gleicher Statik ergibt sich eine gleiche prozentuale Leistungsverteilung bezogen auf die<br />
Nennleistung der Aggregate.<br />
3.10.3 Füllungsbegrenzung<br />
Die maximal zulässige Füllung der Dieselmotoren muss in der Realität begrenzt werden, um<br />
übermäßige Rußbildung infolge unvollständiger Verbrennung sowie thermische Überlastung<br />
zu verhindern.<br />
Rußbildung wird verhindert, indem je nach Ladeluftdruck nur eine bestimmte maximale<br />
Füllung Fü max *(p 3 *) zugelassen wird.<br />
Thermische Überlastung wird verhindert, indem je nach Motordrehzahl nur eine bestimmte<br />
maximale Füllung Fü max *(ω*) zugelassen wird.<br />
Da eine Begrenzung der Füllung das vom Dieselmotor abgegebene Drehmoment direkt<br />
beeinflusst, muss die Füllungsbegrenzung auch in den Simulationsmodellen nachgebildet<br />
werden. So kann anhand der Simulationsrechnungen beurteilt werden, wie viel Leistung der<br />
Dieselmotor bei unterschiedlichen Manövern und Betriebszuständen tatsächlich abgeben<br />
kann.<br />
Die von der Füllungsbegrenzung zugelassene Füllung Fü* ist das Minimum aus vier<br />
verschiedenen Füllungswerten.
41<br />
Fü*<br />
= sgn<br />
( Füsoll<br />
*)<br />
⎛ Fü<br />
⎜<br />
⎜ Fü<br />
⋅ min⎜<br />
⎜ Fü<br />
⎜<br />
⎝ Fü<br />
soll<br />
max<br />
max<br />
max<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
( p3*<br />
)<br />
( ω * )<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
( 3.191)<br />
Normalerweise bildet die vom Drehzahlregler ausgegebene Sollfüllung Fü soll das Minimum.<br />
Falls die Sollfüllung jedoch größer als ein festgelegter Maximalwert Fü max * oder größer als<br />
die maximale Füllung in Abhängigkeit vom Ladeluftdruck oder von der Drehzahl<br />
(Fü max *(p 3 *) oder Fü max *(ω*)) ist, wird die Füllung auf diesen Maximalwert begrenzt.<br />
Die maximal zulässige Füllung in Abhängigkeit der Drehzahl ω* kann aus einem<br />
Leistungsdiagramm des entsprechenden Motors entnommen werden.<br />
Die maximale Füllung in Abhängigkeit des Ladeluftdrucks p 3 * kann nach Fertigstellung des<br />
Dieselmotorsimulationsmodells ermittelt werden. Dabei wird bei entsprechendem<br />
Ladeluftdruck die Füllung sprunghaft so weit erhöht, bis der Verbrennungswirkungsgrad<br />
kleiner als 100 % wird und somit starke Rußbildung vorliegt. Die maximal zulässige Füllung<br />
in Abhängigkeit des Ladeluftdrucks, für die der Verbrennungswirkungsgrad gerade noch<br />
100 % beträgt bildet die Kennlinie Fü max *(p 3 *). Der Vorteil dieser Methode ist, dass die<br />
ermittelte Kennlinie exakt zum Motormodell passt. Die so ermittelte Kennlinie entspricht<br />
qualitativ den in der Literatur vorhandnen Kennlinien.<br />
Die ermittelten Kennlinien sind im Anhang 12.10 gezeigt.<br />
3.10.4 Kombinator und Verstellpropellerautomation<br />
Im Teilsystem Kombinator sind Kennlinien festgelegt, welches Sollpropellersteigungsverhältnis<br />
bzw. welche Sollmotordrehzahl in Abhängigkeit von der Fahrhebelstellung anliegen<br />
soll.<br />
Es kann außerdem die Betriebsweise vorgewählt werden. Bei Konstantdrehzahl wird die<br />
Motordrehzahl auf ihrem Nennwert konstant gehalten und abhängig von der<br />
Fahrhebelstellung lediglich die Propellersteigung variiert. Bei der Betriebsart<br />
Kombinatorbetrieb hingegen wird die Motordrehzahl und die Propellersteigung in<br />
Abhängigkeit der Fahrhebelstellung beeinflusst.<br />
Die Kombinatorkennlinien sind im Anhang 12.12 angegeben.<br />
Zusätzlich ist in diesem Teilsystem die Verstellpropellerautomation integriert. Sie bildet ein<br />
die Propellersteigung beeinflussendes übergeordnetes System. Eingangsgröße für die<br />
Verstellpropellerautomation ist jeweils das Sollsteigungsverhältnis (p/D) soll * aus der<br />
Kombinatorkennlinie. Bei Überlastung des Dieselmotors wird die Propellersteigung reduziert.<br />
Bei Überdrehzahl („Windmilling-Effekt“) wird die Propellersteigung erhöht.<br />
Eine Reduzierung der Propellersteigung wird erreicht, indem zum Sollsteigungsverhältnis<br />
(p/D) soll * ein Faktor zwischen Null und Eins multipliziert wird [21]. Dieser Faktor liegt am<br />
Ausgang eines Integrators an. Den Integratoreingang bildet ein Hystereseschalter, dessen<br />
Eingangssignal die Abweichung der aktuellen Füllung Fü* von der durch das Teilsystem<br />
Füllungsbegrenzung maximal zulässigen Füllung Fü begr * ist. Der Integratorausgang ist auf<br />
den Wertebereich von Null bis Eins begrenzt. In Abbildung 10 ist die Funktionseinheit<br />
Leistungsreduzierung als Blockschaltbild dargestellt.
42<br />
Fü*<br />
Relay<br />
1<br />
s<br />
Integrator<br />
Product<br />
p/Dsoll*<br />
Fübegr*<br />
p/Dsoll*<br />
Abbildung 10: Blockschaltbild der Funktionseinheit Steigungsreduzierung der Verstellpropellerautomation<br />
In Abbildung 11 ist ein Blockschaltbild der eigens entwickelten Funktionseinheit zum<br />
Überdrehzahlschutz des Verstellpropellers dargestellt. Zum Sollsteigungsverhältnis (p/D) soll *<br />
wird der Ausgang eines Integrators addiert. Der Integratorausgang ist auf den Wertebereich<br />
von Null bis Eins begrenzt. Aufgrund einer Logikabfrage von zwei Bedingungen wird der<br />
Eingangswert des Integrators ausgewählt. Wenn die Winkelgeschwindigkeit ω* größer gleich<br />
Eins ist und gleichzeitig die Füllung Fü* kleiner gleich 0.1 ist, liegt am Integratoreingang der<br />
Wert der Drehzahlüberhöhung an und lädt den Integrator auf. Die Mindestfüllung von 0,1 ist<br />
erforderlich um die Reibungsverluste des Motors auszugleichen. Ist eine der beiden<br />
Bedingungen nicht erfüllt, bildet ein negativer Wert (-0,01) den Integratoreingang, sodass der<br />
Integratorausgang langsam wieder Null wird und damit die Propellersteigung nicht weiter<br />
beeinflusst wird.<br />
Abbildung 11: Blockschaltbild der Funktionseinheit Überdrehzahlschutz der Verstellpropellerautomation<br />
Die in Abbildung 10 und Abbildung 11 dargestellten Funktionseinheiten der<br />
Verstellpropellerautomation sind im Teilsystem Kombinator integriert.<br />
Die Verstellpropellerautomation beinhaltet noch eine weitere Funktionseinheit. Bei der<br />
Betriebsart Kombinatorbetrieb kann die Motordrehzahl beim Manövrieren der<br />
Fahrhebelvorgabe viel schneller folgen als die Propellersteigung [21]. Aus diesem Grunde<br />
wird die maximale Solldrehzahl auf 5 % oberhalb derjenigen Solldrehzahl begrenzt, die der<br />
Fahrhebelstellung des aktuellen Steigungsverhältnisses (p/D) ist * entspricht. Dieses Verhalten<br />
wird erreicht, indem in einer Iteration die zur aktuellen Propellersteigung passende<br />
Fahrhebelstellung gesucht wird. Mit dieser Fahrhebelstellung wird aus der<br />
Kombinatorkennlinie ω soll *(FH*) die zur ermittelten Fahrhebelstellung gehörende<br />
Solldrehzahl bestimmt und mit dem Faktor 1,05 multipliziert. Jeweils das Minimum aus
43<br />
dieser zur aktuellen Propellersteigung passenden Drehzahl und der zur wirklich anliegenden<br />
Fahrhebelstellung gehörenden Drehzahl wird weitergegeben.<br />
3.10.5 Verstellpropellermechanik<br />
Die maximale Verstellgeschwindigkeit ist in positive wie auch in negative Richtung begrenzt.<br />
Dieses dynamische Verhalten wird in der Simulation nachgebildet, indem der Betrag der<br />
zeitlichen Änderung des Propellersteigungsverhältnisses d(p/D)*/dt begrenzt wird.<br />
Am Ausgang des Teilsystems Verstellpropellermechanik wird das Steigungsverhältnis auf die<br />
maximalen Endlagen 1 und –1 begrenzt.<br />
−1 ≤ p / D * ≤<br />
( ) 1<br />
( 3.192)<br />
Der Vorteil, die Mechanik auf diese Art zu modellieren ist, dass das Steigungsverhältnis<br />
unabhängig von der Differenz zwischen Soll- und Istwert, dem Sollsteigungsverhältnis mit<br />
konstanter Verstellgeschwindigkeit folgt.<br />
3.10.6 Belastungsprogramm<br />
Große Schiffshauptmaschinen sind üblicherweise mit einem Belastungsprogramm vor<br />
Schäden durch thermische Spannungen geschützt. Übermäßige thermische Spannungen treten<br />
auf, wenn im oberen Leistungsbereich zu schnelle Lastwechsel erfolgen.<br />
Bei Zweitakt-Dieselmotoren wird die Solldrehzahl oberhalb einer maximalen<br />
Manöverdrehzahl nur sehr langsam gesteigert und ebenso langsam reduziert. Üblich ist etwa<br />
eine Hochfahrzeit von 30 Minuten für eine Drehzahlerhöhung von 90 % auf 100 % der<br />
Nenndrehzahl [13].<br />
Bei Notmanövern kann das Belastungsprogramm überbrückt werden.<br />
3.10.7 Power-Management<br />
Die dieselelektrische Antriebsanlage benötigt ein Powermanagement welches steuert, wie viel<br />
Leistung jeder der beiden elektrischen Fahrmotoren maximal aus dem Bordnetz entnehmen<br />
darf, ohne die angeschlossenen Dieselgeneratoren zu überlasten.<br />
Die maximal verfügbare Leistung wird bereits im Teilsystem Elektrische Welle bestimmt<br />
(siehe Formel ( 3.184)).<br />
Es ist ein Ansatz gesucht, wie die verfügbare Leistung P verfgb auf die beiden elektrischen<br />
Fahrmotoren verteilt wird.<br />
Es wird vereinfachend angenommen, dass die Propellerdrehleistung proportional zur dritten<br />
Potenz der Propellerdrehzahl ist. So lässt sich die verfügbare Leistung P verfgb anhand der<br />
Solldrehzahlen auf die zwei Propeller aufteilen.<br />
P<br />
EM 1zul<br />
P<br />
* =<br />
P<br />
verfgb<br />
EM 1n<br />
⋅<br />
ω<br />
P1soll<br />
ω<br />
*<br />
P1soll<br />
3<br />
*<br />
+ ω<br />
3<br />
P2soll<br />
*<br />
3<br />
Für den zweiten elektrischen Fahrmotor ergibt sich analog:<br />
P<br />
EM 2zul<br />
P<br />
* =<br />
P<br />
verfgb<br />
EM 2n<br />
⋅<br />
ω<br />
P1soll<br />
ω<br />
*<br />
P2soll<br />
3<br />
*<br />
+ ω<br />
3<br />
P2soll<br />
*<br />
3<br />
( 3.193)<br />
( 3.194)
44<br />
3.10.8 Begrenzung der maximalen Propellerdrehzahl<br />
Im Teilsystem Power-Management wird für beide elektrischen Fahrmotoren abhängig von<br />
ihrer Solldrehzahl ω Psoll * und der verfügbaren Leistung P verfgb eine maximal zulässige<br />
Elektromotorleistung P EMzul * bestimmt. Die einzige zu beeinflussende Einflussgröße auf die<br />
Leistung der elektrischen Fahrmotoren ist deren Drehzahl ω P *. In diesem Teilsystem muss<br />
also abhängig von der zulässigen Leistung des jeweiligen Elektromotors dessen Drehzahl<br />
gesteuert werden.<br />
Zur Lösung des Problems wird die folgende Bedingung aufgestellt:<br />
0 = PEMzul<br />
* −PEM<br />
* ωP*,<br />
vS<br />
*<br />
( )<br />
( 3.195)<br />
Die Leistung des Elektromotors wird dabei bestimmt aus dem von der Drehzahl und der<br />
Schiffsgeschwindigkeit abhängigen Drehmoment des Festpropellers und dessen<br />
Winkelgeschwindigkeit.<br />
PEM<br />
* ωP*,<br />
vS<br />
* = MP<br />
* ωP*,<br />
vS<br />
* ⋅ωP<br />
( ) ( ) *<br />
( 3.196)<br />
Durch eine Iteration wird die Propellerdrehzahl ω P * bestimmt, für welche die Gleichung<br />
( 3.195) erfüllt ist. Innerhalb dieser Iteration ist zur Berechnung des drehzahlabhängigen<br />
Propellermoments M P *(ω P *, v S *) auch das Simulationsmodell des Festpropellers nach<br />
Abschnitt 3.5 enthalten.<br />
Gleichung ( 3.195) besitzt für zwei Drehzahlen ω P * eine Lösung. Eine Lösung ist immer<br />
positiv und eine negativ. Anhand des Vorzeichens der Solldrehzahl wird entschieden, welche<br />
der beiden möglichen Lösungen richtig ist.<br />
Die Drehzahländerungsgeschwindigkeit wird auf einen Maximalwert begrenzt, um<br />
übermäßige Beschleunigungsmomente und damit eine übermäßige Leistungsaufnahme der<br />
Elektromotoren bei Beschleunigungen zu verhindern.<br />
dωP * ⎛ dωP<br />
* ⎞<br />
≤ ⎜ ⎟<br />
dt ⎝ dt ⎠ max<br />
( 3.197)<br />
3.11 Umsetzung in Simulationsprogramm<br />
Die in dieser Arbeit entwickelten Rechenmodelle erlauben die Berechnung verschiedenster<br />
Manöver und Betriebszustände von Schiffsantriebsanlagen. Dafür sind die entsprechenden<br />
Gleichungen und Rechenvorschriften in eine geeignete Programmiersprache umzusetzen.<br />
Gewählt wurde dafür Simulink, eine Erweiterung von MATLAB [16]. MATLAB und Simulink<br />
stellen eine inzwischen weit verbreitete numerische Programmiersprache dar, die alle nötigen<br />
Befehle und Funktionen für die Simulation von dynamischen Systemen zur Verfügung stellt<br />
[7].<br />
Simulink ermöglicht es, mit wenig Programmieraufwand anschauliche Modelle in Form von<br />
Blockschaltbildern zu erzeugen. Einzelne Teilsysteme können dabei in Blöcke<br />
zusammengefasst werden, sodass eine sehr übersichtliche Programmstruktur entsteht.<br />
Eine Schiffsantriebsanlage besteht aus unterschiedlichen Teilsystemen wie zum Beispiel dem<br />
Dieselmotor, dem Propeller, einer Welle, dem Schiffskörper sowie bestimmter<br />
regelungstechnischer Elemente. Die im Abschnitt 3 dieser Arbeit entwickelten Modelle der<br />
einzelnen Teilsysteme sind jeweils als einzelne Blöcke modelliert worden, sodass sie<br />
entsprechend der zu simulierenden Anlage zusammengestellt werden können. Die einzelnen<br />
Blöcke sind jeweils mit einer Maske versehen worden, in welche sehr komfortabel und sicher
45<br />
die notwendigen Eingabedaten der unterschiedlichen Modelle eingetragen und variiert werden<br />
können.<br />
Die Lösung der in den Modellen enthaltenen Differentialgleichungen wird von einem in<br />
Simulink enthaltenen numerischen Integrationsverfahren erledigt. Das Integrationsverfahren<br />
ODE23s mit variabler Schrittweite hat sich, für die zu simulierenden Aufgaben, als am<br />
effektivsten erwiesen.<br />
In Abbildung 12 ist das in Simulink programmierte Blockschaltbild des in dieser Arbeit<br />
entwickelten Dieselmotormodells abgebildet. Es sind dieselben Motorkomponenten<br />
vorhanden wie in der Prinzipskizze in Abbildung 1. Zu sehen sind die Ein- und<br />
Ausgangsgrößen der einzelnen Motorkomponenten, deren Verknüpfungen sowie die jeweilige<br />
Richtung der Variablenübergabe. Eingangsgrößen des Dieselmotormodells sind die normierte<br />
Füllung Fü* und die normierte Winkelgeschwindigkeit ω* des Motors. Ausgangsgrößen sind<br />
das normierte effektive Kupplungsmoment M e * sowie der Ladeluftdruck p 3 *, der im<br />
Teilsystem Füllungsbegrenzung benötigt wird. Im Modell des Zweitakt-Dieselmotors (hier<br />
nicht dargestellt) ist zusätzlich der Kraftstoffmassenstrom eine Ausgangsgröße, die im<br />
Teilsystem Anlasssystem des Zweitaktmotors benötigt wird.<br />
PiV*<br />
wATL*<br />
dm1*/dt<br />
p1*<br />
T1*<br />
Verdichter<br />
p3*<br />
T1*<br />
PiV*<br />
wATL*<br />
PiT*<br />
ATL-Rotor<br />
wATL*<br />
PiT*<br />
p5*<br />
dm5*/dt<br />
T5*<br />
Ladeluftkühler<br />
Turbine<br />
T2*<br />
p3*<br />
dm2*/dt<br />
dm3*/dt<br />
T3*<br />
p1*<br />
T2*<br />
Ladeluftbehälter<br />
Abgassamml<br />
er<br />
T5*<br />
dm5*/dt<br />
T4*<br />
p5*<br />
dm4*/dt<br />
T3*<br />
dm3*/dt<br />
2<br />
w*<br />
1<br />
Fü*<br />
w*<br />
dmKr*/dt<br />
Fü*<br />
Einspritzpumpe<br />
p3*<br />
T4*<br />
p4*<br />
dm4*/dt<br />
w*<br />
Me*<br />
dmKr*/dt<br />
4-Takt Zylinder<br />
2<br />
Me*<br />
1<br />
p3*<br />
Abbildung 12: Simulink-Blockschaltbild des erstellten Dieselmotormodells mit den Komponenten ATL-<br />
Verdichter, Ladeluftkühler, Ladeluftbehälter, Zylinder, Abgassammler, ATL-Turbine und ATL-Rotor<br />
In Abbildung 13 ist das Blockschaltbild des Verstellpropellermodells nach Zheng [25]<br />
gezeigt. Die Eingangsgrößen sind das Steigungsverhältnis p/D*, die<br />
Propellerwinkelgeschwindigkeit ω P * und die Schiffsgeschwindigkeit v S *. Ausgangsgrößen<br />
des Rechenmodells sind der gesuchte Schub F P * und das Propellermoment M P *. In dem
46<br />
Teilblock Modellparameter werden die durch einen instationären Messwert angepassten<br />
Modellparameter berechnet.<br />
Abbildung 13: Simulink-Blockschaltbild des erstellten Verstellpropellermodells nach Zheng [25]
47<br />
4 Simulationen<br />
Die im Abschnitt 3 dieser Arbeit entwickelten Simulationsmodelle ermöglichen die<br />
Durchführung verschiedenster Manöversimulationen. Je nach Kombination der unterschiedlichen<br />
Teilsystemblöcke können verschiedenste Antriebsanlagen zusammengestellt werden.<br />
In dieser Arbeit sollen Notstoppmanöver unterschiedlicher Antriebsvarianten simuliert und<br />
verglichen werden. Eingangsgröße ist dabei jeweils die Fahrhebelstellung FH, die in Form<br />
einer Sprungfunktion von voll-voraus auf voll-zurück vorgegeben wird.<br />
Variationen der Umgebungsbedingungen oder Störfälle sind nicht Gegenstand der<br />
Untersuchungen.<br />
4.1 Beschreibung der simulierten Antriebsanlagen<br />
Aus den einzelnen Teilsystemen werden fünf unterschiedliche Antriebsanlagen<br />
zusammengestellt, die als Antrieb für den untersuchten Schiffstyp zum Einsatz kommen<br />
könnten.<br />
Bei dem Schiff handelt es sich um ein modernes RoRo-Schiff. Die wesentlichen Schiffsdaten<br />
sind im Anhang 12.3 aufgeführt.<br />
Im Original ist das untersuchte Schiff mit zwei mittelschnelllaufenden Viertakt-<br />
Dieselmotoren (je 8100 kW) ausgestattet, die jeweils über ein Getriebe einen<br />
Verstellpropeller antreiben [9].<br />
Ebenfalls denkbar sind verschiedene weitere Anlagenvarianten für diesen Schiffstyp:<br />
- ein großer Viertakt-Dieselmotor, der über ein Getriebe einen Verstellpropeller antreibt<br />
- zwei Viertaktdieselgeneratoren, die in ein gemeinsames elektrisches Bordnetz einspeisen<br />
sowie zwei frei drehzahlregelbare elektrische Fahrmotoren, die je einen Festpropeller<br />
antreiben<br />
- ein großer Zweitakt-Dieselmotor, der direkt einen Festpropeller antreibt<br />
- ein großer Zweitakt-Dieselmotor, der direkt einen Verstellpropeller antreibt<br />
Alle unterschiedlichen möglichen Antriebsvarianten sind in einer Übersicht in Tabelle 4.1<br />
dargestellt. Antriebsvariante Nr. 2 entspricht der ausgeführten Originalanlage des RoRo-<br />
Schiffes.<br />
Antriebsvariante Nr.: Motortyp: Propellertyp:<br />
1 1 Viertakt-Dieselmotor 1 Verstellpropeller<br />
2 2 Viertakt-Dieselmotoren 2 Verstellpropeller<br />
3 2 Viertaktdieselgeneratorsätze 2 elektrische Fahrmotoren mit<br />
je 1 Festpropeller<br />
4 1 Zweitakt-Dieselmotor 1 Festpropeller<br />
5 1 Zweitakt-Dieselmotor 1 Verstellpropeller<br />
Tabelle 4.1: Übersicht der fünf simulierten Antriebsvarianten, Antriebsvariante Nr. 2 ist im Originalschiff<br />
ausgeführt<br />
Bei der Erstellung der denkbaren Antriebsvarianten und deren Dimensionierung wurde stets<br />
Wert darauf gelegt, vergleichbare Anlagen zu bilden.
48<br />
Die Motorleistung wird jeweils so gewählt, dass die Gesamtleistung jeweils derjenigen der<br />
Originalanlage (Antriebsvariante 2) entspricht. Tabelle 4.2 zeigt eine Übersicht.<br />
Antriebsvariante Nr.: Motorleistung:<br />
1 16200 kW<br />
2 2 mal 8100 kW<br />
3 2 mal 9100 kW (davon 2000 kW<br />
für Bordnetzleistung)<br />
4 16200 kW<br />
5 16200 kW<br />
Tabelle 4.2: Übersicht der eingesetzten Dieselmotorleistung für die verschiedenen Antriebsvarianten<br />
(verg. Tabelle 4.1)<br />
Die erforderlichen Eingabedaten für die Dieselmotormodelle wurden nach [19] sinnvoll<br />
abgeschätzt, sofern sie nicht von [9] bekannt waren. Die Anlaufzeitkonstante T aATL des<br />
Abgasturboladerrotors wird nach [10] für einen ähnlichen Motor mit 1 s angenommen.<br />
Es werden für alle zu simulierenden Verstellpropeller dieselben Modelle und<br />
Modellparameter benutzt. Die Verwendung normierter Größen bietet in der Modellbildung<br />
den Vorteil, dasselbe Simulationsmodell für unterschiedlich große Propeller verwenden zu<br />
können.<br />
In den Simulationsrechnungen wird das allgemeingültige Verstellpropellermodell und das<br />
Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern verglichen.<br />
Für das Verstellpropellermodell sind nur wenige Nenndaten des Propellers sowie die im<br />
Abschnitt 3.6 erläuterten Modellparameter für das allgemeingültige Verstellpropellermodell<br />
bzw. das Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern erforderlich. Die nötigen<br />
Nenndaten des Verstellpropellers sind aus Projektierungsunterlagen des Originalschiffs<br />
bekannt [9]. Außerdem sind vom Originalschiff Messdaten 11 für ein Stoppmanöver<br />
vorhanden. Das Schiff befand sich während der Messung im Ballastzustand. Die<br />
Wetterbedingungen waren gut. Der Wind wehte mit einer Geschwindigkeit von 14,5 kn und<br />
kam aus der Richtung 35 ° Steuerbord voraus. Die Höhe des Seegangs betrug 0,5 Meter.<br />
Für das allgemeingültige Verstellpropellermodell konnte durch Vergleich mit Messungen der<br />
Modellparameter K b bestimmt werden.<br />
Für das Modell mit angepassten Parametern wird aus den Messdaten ein instationärer<br />
Betriebspunkt abseits der Freifahrtkurve ausgewählt. Es wurde der Punkt ausgewählt, bei dem<br />
das Propellermoment während des Umsteuerns minimal ist (etwa bei t = 35 s in Abbildung<br />
19). Die im angepassten Modell erforderlichen Modellparameter β 0 und A 0 werden durch<br />
Vergleich der berechneten mit den gemessenen Drehmomenten bestimmt.<br />
Die Nenndaten sowie die ermittelten Modellparameter K b , bzw. β 0 , A 0 sowie die Messdaten<br />
des gewählten instationären Betriebspunktes sind im Anhang 12.4 angegeben.<br />
Die Modellparameter des Festpropellermodells (Abschnitt 3.5) werden aus einem<br />
vorhandenen Propellerfreifahrtdiagramm 12 gewonnen, welches den mit Nennsteigung<br />
betriebenen Verstellpropeller der Originalanlage repräsentiert. Der mit diesen<br />
Modellparametern simulierte Festpropeller entspricht also dem mit konstanter Steigung<br />
betriebenen Verstellpropeller.<br />
In der Modellbildung der Anlagenkomponenten wurden normierte Größen verwendet.<br />
11 Quelle: Krüger, S.: Messdaten zu Stoppmanöver von UND „MS Adriyatik“, 25.10.2002, 16:44 [9]<br />
12 Quelle: Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt, Versuchsergebnisse vom 30.4.99 für FSG, Report WP 36/99
49<br />
- Der Normierungszustand für das Dieselmotormodell entspricht 100 % Dauerleistung des<br />
Motors (vgl. Abschnitt 3.1).<br />
- Der Normierungspunkt für das Verstell- und Festpropellermodell sowie für den<br />
Modellansatz des Schiffes ist bei Nenngeschwindigkeit des Schiffes und Nenndrehzahl<br />
des Propellers mit Nennsteigung festgelegt worden.<br />
Da diese Normierungszustände beim Betrieb der Anlage jedoch keinen gemeinsamen<br />
Betriebspunkt bilden, ist eine Anpassung notwendig.<br />
Bei Nenndrehzahl des Propellers (n Pn = 126,37 min -1 ) wird für den betrachteten<br />
Beladungszustand des Schiffes die Nenngeschwindigkeit (v Sn = 21,7 kn) erreicht. Der Motor<br />
wird jedoch in diesem Zustand nur mit etwa 75 % MCR bzw. 75 % des Nennmoments<br />
belastet (vgl. Abbildung 14). Diese Leistungsreserve von 15 % (Margin) ermöglicht es, auch<br />
bei einer Zunahme des Schiffswiderstands durch größere Beladung oder Wettereinflüsse, die<br />
Nenngeschwindigkeit zu erreichen.<br />
Das Drehmoment wird während der Simulationen durch einen Ausgleichsfaktor<br />
(Momentanpassung) zwischen dem Motor- und dem Propellermodell angepasst. Die Drehzahl<br />
muss zwischen den Modellen des Motors und des Propellers nicht angepasst werden, da für<br />
beide in dem betrachteten Betriebspunkt die Nenn- bzw. Normierungsdrehzahl anliegt.<br />
normierte Drehleistung [-]<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
y = 0,7495x 3,127<br />
MCR<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2<br />
normierte Drehzahl [-]<br />
Abbildung 14: normierte Propellerdrehleistung über normierter Propellerdrehzahl; Messwerte,<br />
Ausgleichskurve und Nennpunkt MCR; Quelle: [9], Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt,<br />
Versuchsergebnisse vom 10.05.99 für FSG, Report WP 36/99<br />
Die Massenträgheitsmomente des gesamten Wellenstrangs sind aus [9] für die Originalanlage<br />
(Antriebsvariante 2) bekannt. Auf die Motordrehzahl (n Mn = 500 min-1) bezogen beträgt das<br />
gesamte Massenträgheitsmoment für jeden Wellenstrang 7718 kgm² [9]. Die<br />
Massenträgheitsmomente der anderen untersuchten Antriebsvarianten sind jeweils so gewählt<br />
worden, dass sich, bezogen auf die Propellerdrehzahl, bei allen Wellen dasselbe<br />
Massenträgheitsmoment ergibt (berechnete Daten im Anhang). Damit ergibt sich für alle<br />
Propellerwellen dieselbe Anlaufzeitkonstante und die Anlagen werden daraufhin<br />
vergleichbarer.<br />
Die Dieselmotoren sind in der Realität mit einer Drehzahl- und Ladeluftdruckabhängigen<br />
Füllungsbegrenzung ausgerüstet (vgl. Abschnitt 3.10.3).<br />
Beim Betrieb einer Antriebsanlage mit Zweitakt-Dieselmotor und direkt gekoppeltem<br />
Festpropeller (Antriebsvariante 4), ist das Teilsystem Füllungsbegrenzung zwischen dem<br />
Drehzahlregler und dem Motor angeordnet (vgl. Abbildung 15).<br />
Beim Betrieb einer Anlage mit Verstellpropeller ist die Füllungsbegrenzung zwischen dem<br />
Drehzahlregler und dem Teilsystem Kombinator angeordnet (z. B. Abbildung 16). Bei
50<br />
begrenzter Füllung, wird die Verstellpropellerautomation aktiv und reduziert die<br />
Propellersteigung.<br />
Es ist zu beachten, dass die maximal zulässige Füllung in Abhängigkeit von der Drehzahl<br />
beim Viertakt-Dieselmotor geringer ist als beim Zweitakt-Dieselmotor. Lediglich bei<br />
Nenndrehzahl bilden beide Kennlinien eine gemeinsamen Schnittpunkt (siehe Kennlinien in<br />
Abbildung 47, Anhang 12.10,). Der Grund dieser Tatsache ist, dass der Abgasturbolader des<br />
Viertaktmotors für den oberen Drehzahlbereich ausgelegt ist, während der ATL des<br />
Zweitaktmotors aufgrund des anderen Ladungswechsels auch bei geringeren Motordrehzahlen<br />
einen ausreichend hohen Luftvolumenstrom fördern muss. Wäre die maximal zulässige<br />
Füllung des Zweitaktmotors im unteren Drehzahlbereich ähnlich gering wie die des<br />
Viertaktmotors, so könnte der Zweitaktmotor bei direkt angetriebenem Festpropeller das<br />
erforderliche Drehmoment kaum aufbringen.<br />
Alle Anlagenvarianten sind ohne Power-Take-Off (PTO) gerechnet worden. Lediglich bei der<br />
dieselelektrischen Anlage sind die Bordnetzverbraucher berücksichtigt worden. Die<br />
Dieselgeneratoren sind mit einer um den Bordnetzverbrauch höheren Leistung angesetzt,<br />
sodass für die Propeller dieselbe Leistung zur Verfügung steht, wie bei den anderen<br />
Antriebsvarianten.<br />
In Abbildung 15 ist das Simulink-Blockschaltbild der Antriebsvariante mit einem Zweitakt-<br />
Dieselmotor und einem Festpropeller gezeigt. Die Struktur, der aus mehreren Teilsystemen<br />
bestehende Anlage, ist zu sehen.<br />
Fahrhebel<br />
wsoll*<br />
w*<br />
wsoll*<br />
Belastungs-<br />
Programm<br />
I<br />
wsoll* Füsoll*<br />
w*<br />
PID-Drehzahlregler<br />
p3* (Ladeluf tdruck)<br />
Füsoll*<br />
w*<br />
Fü*<br />
Füllungsbegrenzung<br />
2T-DM<br />
I<br />
Fü*<br />
w*<br />
p3*<br />
Me*<br />
dmKr*/dt<br />
2-Takt Motor<br />
Fahrhebelstellung<br />
Me*<br />
dmKr/dt*<br />
w*<br />
I<br />
MM*<br />
w*<br />
MM*<br />
ML*<br />
Anlassystem<br />
Welle<br />
-K-<br />
Gain<br />
wp*<br />
Mp*<br />
v*<br />
Fp*<br />
Festpropeller<br />
dynamisch<br />
Robinson-Kurven<br />
v*<br />
Fp*<br />
Schiff<br />
Abbildung 15: Blockschaltbild des Simulationsmodells Antriebsvariante 4 (ein Zweitakt-Dieselmotor, der<br />
direkt einen Festpropeller antreibt)<br />
In Abbildung 16 ist das Simulink-Blockschaltbild der Antriebsanlage mit einem großen<br />
Viertaktmotor und einem Verstellpropeller gezeigt.<br />
Die Antriebsanlage des Originalschiffes mit zwei Viertaktmotoren und zwei<br />
Verstellpropellern setzt sich aus zwei Modellen der Abbildung 16 zusammen, wobei beide<br />
Propellerschübe auf dasselbe Schiff wirken.
51<br />
Fahrhebel<br />
Fahrhebelstellung*<br />
P/Dist*<br />
w*<br />
Fü*<br />
Fübegr*<br />
wsoll*<br />
P/Dsoll*<br />
Kombinator und<br />
Verstellpropellerautomation<br />
I<br />
I<br />
wsoll*<br />
w*<br />
Füsoll*<br />
PID-Drehzahlregler<br />
Fü*<br />
w*<br />
w*<br />
MM*<br />
Welle<br />
p3*<br />
Me*<br />
4-Takt Motor<br />
ML*<br />
-K-<br />
Gain<br />
I<br />
Fü*<br />
p3* (Ladeluf tdruck)<br />
Füsoll*<br />
w*<br />
Füllungsbegrenzung<br />
4T-DM<br />
P/Dsoll*<br />
P/D*<br />
Verstellpropellermechanik<br />
wp*<br />
P/D*<br />
v*<br />
Mp*<br />
Fp*<br />
Verstellpropeller<br />
[Zheng]<br />
v*<br />
Fp*<br />
Schiff<br />
Abbildung 16: Blockschaltbild des Simulationsmodells Antriebsvariante 1 (ein Viertakt-Dieselmotor, der<br />
einen Verstellpropeller antreibt)<br />
Die Antriebsvariante 5 (ein Zweitakt-Dieselmotor mit einem Verstellpropeller) besteht aus<br />
denselben Blöcken wie sie in Abbildung 16 gezeigt sind. Lediglich der andere Motortyp und<br />
die entsprechende Kennlinie für die Füllungsbegrenzung stellen Unterschiede dar.<br />
In Abbildung 17 ist das Simulink-Blockschaltbild der dieselelektrischen Antriebsvariante<br />
gezeigt.<br />
Fahrhebel 1<br />
Fahrhebel 2<br />
v erf ügbare Leistung<br />
PEM1zul*<br />
wp1soll*<br />
PEM2zul*<br />
wp2soll*<br />
Powermanagement<br />
PEMzul*<br />
wpsoll*<br />
v*<br />
PEMzul*<br />
wpsoll*<br />
v*<br />
wp* (begrenzt)<br />
Propellerdrehzahl<br />
begrenzung 1<br />
wp* (begrenzt)<br />
Propellerdrehzahl<br />
begrenzung 2<br />
I<br />
I<br />
wp*<br />
v*<br />
wp*<br />
v*<br />
Mp*<br />
Fp*<br />
Festpropeller 1<br />
dynamisch<br />
Robinson-Kurven<br />
Mp*<br />
Fp*<br />
Festpropeller 2<br />
dynamisch<br />
Robinson-Kurven<br />
-K-<br />
-K-<br />
wp*<br />
Mp*<br />
wp*<br />
Mp*<br />
PEM*<br />
Gain1 Propellerwelle 1<br />
PEM*<br />
Gain2 Propellerwelle 2<br />
MDM1*<br />
MDM2*<br />
v erf ügbare Leistung<br />
PEM1*<br />
PEM2*<br />
PV*<br />
St1<br />
w*<br />
St2<br />
elektrische Welle<br />
1.04<br />
wsoll*<br />
I<br />
wsoll*<br />
w*<br />
Fü*<br />
I<br />
wsoll*<br />
w*<br />
Fü*<br />
Füsoll*<br />
St<br />
PID-Drehzahlregler 1<br />
mit Statik<br />
Füsoll*<br />
St<br />
PID-Drehzahlregler 2<br />
mit Statik<br />
Fü* p3*<br />
w* Me*<br />
4-Takt Motor 1<br />
Fü* p3*<br />
w* Me*<br />
4-Takt Motor 2<br />
v*<br />
Fp2*<br />
Fp1*<br />
Schiff mit<br />
2 Propellern<br />
1<br />
Bordnetzverbraucher<br />
Abbildung 17: Blockschaltbild des Simulationsmodells Antriebsvariante 3 (zwei<br />
Viertaktdieselgeneratoren, zwei elektrische Fahrmotoren mit je einem Festpropeller)<br />
Im Anhang sind alle notwendigen Anlagendaten der verschiedenen Antriebsvarianten<br />
aufgeführt. Es wird jeweils unterschieden zwischen erforderlichen Daten, die von den<br />
Anlagen bekannt sein müssen, und Eingabedaten, die sich aus den erforderlichen Daten<br />
bestimmen lassen und die direkt in die programmierten Simulationsmodelle eingegeben<br />
werden.
52<br />
5 Ergebnisse<br />
In diesem Abschnitt werden die gewonnenen Ergebnisse der Simulationsrechnungen sowie<br />
weitere nichtdynamische Beurteilungskriterien der verschiedenen Antriebsvarianten<br />
beschrieben.<br />
Außerdem werden einige Vergleichsrechnungen erläutert, welche die Anwendbarkeit der<br />
eingesetzten Rechenmodelle bewerten.<br />
Das in Simulink programmierte Verstellpropellermodell nach Zheng [25] ist geprüft worden,<br />
indem einige in [25] durchgeführte Rechnungen nachgerechnet worden sind. Die Ergebnisse<br />
waren identisch.<br />
In Abbildung 18 sind die vorhandenen Messergebnisse des Originalschiffes für ein<br />
Stoppmanöver abgebildet [9]. Zur Zeit t = 100 s wird das Stoppmanöver gestartet.<br />
Das Propellersteigungsverhältnis p/D* verläuft innerhalb von etwa 70 Sekunden von 90 % der<br />
Nennsteigung auf den Wert der maximaler Rückwärtssteigung. Etwa 15 - 20 Sekunden nach<br />
Manöverbeginn wird die Steigung durch die Verstellpropellerautomation zweimal wieder<br />
etwas erhöht (siehe Abbildung). Nach dem Nulldurchgang (Nullschub bei stehendem Schiff)<br />
verläuft die weitere Steigungsreduzierung etwas langsamer als zuvor, bis die maximale<br />
Rückwärtssteigung von p/D* = -0,3 erreicht wird.<br />
Die Schiffsgeschwindigkeit beträgt zu Beginn des Manövers 20,3 kn. Bezogen auf die<br />
Nenngeschwindigkeit von 21,7 kn, entspricht dies einer normierten Geschwindigkeit von<br />
v S * = 0,935. Etwa 190 Sekunden nach Manöverbeginn steht das Schiff.<br />
Der Verlauf der Drehzahl weist etwa 20 s nach Manöverbeginn eine Überhöhung von etwa<br />
3,5 % der Nenndrehzahl auf. Danach wird die Drehzahl wieder auf die Nenndrehzahl<br />
eingeregelt.<br />
Abbildung 18: Messergebnisse: Propellerdrehzahl n P *, Schiffsgeschwindigkeit v S * und<br />
Propellersteigungsverhältnis p/D* (Messung UND „MS Adriyatik“ vom 25.10.2002, 16:44 [9])<br />
Die erforderlichen Modellparameter des allgemeinen Verstellpropellermodells, sowie auch<br />
des Modells mit angepassten Parametern, wurden anhand der Messergebnisse identifiziert.
53<br />
In Abbildung 19 ist der Verlauf des gemessenen sowie des berechneten<br />
Propellerdrehmoments gezeigt. Dargestellt sind zum einen die Ergebnisse des allgemeinen<br />
Verstellpropellermodells und zum anderen die Ergebnisse des Modells mit angepassten<br />
Parametern. Als Eingangsdaten für die Berechnungen sind die Messdaten aus Abbildung 18<br />
vorgegeben worden. Dadurch wurde das Verhalten der Propellermodelle bei exakt den<br />
während der Vergleichsmessung vorliegenden Bedingungen nachgerechnet.<br />
Das allgemeine Modell weist bereits eine gute Übereinstimmung mit dem gemessenen<br />
Momentenverlauf auf. Lediglich das Minimum fällt weit ausgeprägter aus als bei der<br />
Messung. Diese Abweichung kann durch die Verwendung des Modells mit angepassten<br />
Parametern wie erwartet reduziert werden. Als Anpassungspunkt ist der Messwert bei t = 35 s<br />
gewählt worden, bei dem das gemessene Drehmoment minimal ist. Das Modell mit<br />
angepassten Parametern weist daher besonders in diesem Punkt eine hohe Genauigkeit auf.<br />
Abbildung 19: Vergleich des Verstellpropellermoments von Messung, allgemeinem<br />
Verstellpropellermodell und Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern (beide nach<br />
Zheng [25]), Eingangsdaten sind Messwerte (Abbildung 18)<br />
In Abbildung 20 sind die bei Vorgabe der gemessenen Schiffsgeschwindigkeit, Drehzahl<br />
sowie Steigungsverhältnis berechneten Propellerschubverläufe gezeigt. Es sind wie in der<br />
Darstellung der Momentenverläufe die Ergebnisse des allgemeinen Verstellpropellermodells<br />
sowie des Modells mit angepassten Modellparametern gegenübergestellt.<br />
Bei Manöverbeginn liegt nicht der volle Nennschub an. Das entspricht der reduzierten<br />
Propellersteigung und der unterhalb der Nenngeschwindigkeit liegenden<br />
Schiffsgeschwindigkeit beim Manöverbeginn.<br />
Bereits etwa 10 Sekunden nach Manöverbeginn wechselt der Schub das Vorzeichen. Das<br />
allgemeine Verstellpropellermodell erreicht einen maximalen Rückwärtsschub des 3,6-fachen<br />
des Nennschubs. Danach wird der Rückwärtsschub mit sinkender Schiffsgeschwindigkeit<br />
wieder kleiner. Der Schubverlauf des Modells mit angepassten Parametern verläuft bis zum
54<br />
Nulldurchgang des Steigungsverhältnisses gleich dem des allgemeinen Modells. Danach weist<br />
es einen etwas gemäßigteren Verlauf des Rückwärtsschubs auf, als das allgemeine Modell.<br />
Abbildung 20: Vergleich des berechneten Propellerschubs F P * aus allgemeinem Verstellpropellermodell<br />
und Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern (beide nach Zheng [25]), Eingangsdaten<br />
sind Messwerte (Abbildung 18)<br />
Ein Vergleich der gerechneten Schubverläufe mit Messungen desselben Manövers kann nicht<br />
angestellt werden, da aufgrund der aufwendigen Durchführung keine Schubmessungen<br />
vorliegen. Stattdessen wird der berechnete Schub anhand eines Verstellpropellerkennfeldes<br />
qualitativ abgeschätzt. In Abbildung 21 ist der Schubbeiwert k T über der Fortschrittsziffer J<br />
für verschiedene Steigungswinkel eines Verstellpropellers nach [22] aufgetragen. Es ist der<br />
Nennbetriebspunkt sowie der Betriebspunkt bei maximaler Rückwärtssteigung und<br />
unveränderter Schiffsgeschwindigkeit bei Konstantdrehzahlbetrieb eingetragen. Der<br />
Schubbeiwert nach dem Umsteuern beträgt etwa –250 % des Nennschubbeiwerts. Für<br />
Konstantdrehzahlbetrieb folgt daraus ein maximaler Rückwärtsschub von 250 % des<br />
Nennschubs. Diese Tatsache bestätigt die in Abbildung 20 dargestellten berechneten<br />
Schubverläufe. Abweichungen sind aufgrund der unterschiedlichen Propellergeometrie zu<br />
begründen.
55<br />
Abbildung 21: Kennfeld eines Verstellpropellers aus [22], Schubbeiwert k T über Fortschrittsziffer J für<br />
verschiedene Steigungswinkel, Eingetragen ist der Nennbetriebspunkt (oben) sowie der Betriebspunkt<br />
nach Umsteuern (unten)<br />
Im Modellansatz des von Zheng übernommenen Verstellpropellermodells ist die Annahme<br />
getroffen worden, dass der Anstellwinkel α für Verstellpropeller im Bereich zwischen –40°<br />
und +15° liegt. In Abbildung 22 ist der Verlauf des Anstellwinkels für das Modell mit<br />
angepassten Modellparametern während der Rechnung gezeigt. Der Winkel bleibt deutlich<br />
innerhalb des zugelassenen Bereichs von –40 ° bis +15 °, was weiterhin die Verwendbarkeit<br />
des Modells bestätigt.<br />
Abbildung 22: Anstellwinkel α, (Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten<br />
Modellparametern), Eingangsdaten sind Messwerte (Abbildung 18)
56<br />
5.1 Simulationsergebnisse<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Simulationsrechnungen für die verschiedenen<br />
formulierten Antriebsvarianten (vgl. Tabelle 4.1) dargestellt.<br />
Die zeitlichen Verläufe der Zustandsgrößen von Maschinenanlage und Propeller während der<br />
Manöver werden gezeigt und diskutiert.<br />
5.1.1 Viertakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller<br />
Zunächst wird die aus einem Viertakt-Dieselmotor und einem Verstellpropeller bestehende<br />
Antriebsvariante (Antriebsvariante Nr. 1) untersucht. In Abbildung 16 wurde bereits das<br />
programmierte Simulink-Blockschaltbild dieser Antriebsvariante gezeigt.<br />
Für diese Antriebsvariante werden die beiden verschiedenen Verstellpropellermodelle, das<br />
allgemeine Modell und das Modell mit angepassten Modellparametern, verglichen. Es wird<br />
jeweils ein Stoppmanöver simuliert.<br />
Abbildung 23 zeigt die zeitlichen Verläufe der Betriebsgrößen des Viertakt-Dieselmotors.<br />
Aufgetragen ist die normierte Drehzahl ω*, der normierte Ladeluftdruck am Zylindereingang<br />
p 3 *, die normierte Abgasturboladerdrehzahl ω ATL *, die Füllung Fü* und das vom Motor<br />
abgegebene normierte Motormoment M M *. Zusätzlich zeigt die Kurve Leistungsbegrenzung*,<br />
in welcher Phase des Manövers durch die Anlagenregelung oder Automation, die<br />
Leistungsabgabe des Dieselmotors beeinflusst wird.<br />
Abbildung 23: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />
(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />
Vor Manöverbeginn zur Simulationszeit t = 100 Sekunden beträgt das Motormoment 75 %<br />
des Nennmoments. Dieser Betriebspunkt ergibt sich aus der Auslegung der<br />
Anlagenkomponenten. Bei Nennschiffsgeschwindigkeit und Nennpropellerdrehzahl arbeitet<br />
der Dieselmotor mit 75 % seiner Nenndauerleistung (vgl. Momentanpassung im Abschnitt 4.1<br />
Beschreibung der simulierten Antriebsanlagen).
57<br />
In Abbildung 24 sind die zeitlichen Verläufe der Propellerbetriebsgrößen gezeigt.<br />
Aufgetragen ist der normierte Propellerschub F P *, das Steigungsverhältnis p/D*, das<br />
normierte Propellermoment M P * sowie der Verlauf der normierten Schiffsgeschwindigkeit<br />
v S *. Die Zeit bis zum Stillstand des Schiffes sowie der bis dahin zurückgelegte Stoppweg sind<br />
ebenfalls in der Abbildung angegeben.<br />
Abbildung 24: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />
(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />
Der Verstellpropeller durchläuft während des Stoppmanövers drei verschiedene<br />
Betriebszustände. Im normalen Betrieb und während einer kurzen ersten Phase arbeitet er als<br />
Propeller und nimmt Leistung über die Welle auf. Nach Zurücknahme der Propellersteigung<br />
und kaum verminderter Schiffsgeschwindigkeit geht der Propeller schnell in einen<br />
Betriebszustand über, welcher dem einer Turbine entspricht. Der Propeller gibt nun Leistung<br />
ab. Wird nun das Propellersteigungsverhältnis weiter reduziert, kommt der Propeller in den<br />
Betriebsbereich einer Bremse, in dem er wieder Leistung über die Welle aufnimmt.<br />
Bei Beginn des Stoppmanövers steigt die gemeinsame Drehzahl von Motor und Propeller<br />
aufgrund der Steigungsreduzierung, bis die Verstellpropellerautomation aktiv wird.<br />
Ohne aktive Verstellpropellerautomation mit Überdrehzahlschutz, würde die Drehzahl ω*<br />
während der Phase des Turbinenbetriebs des Verstellpropellers („Windmilling“) stark<br />
anstiegen. In Abbildung 25 und Abbildung 26 sind Simulationsergebnisse mit blockierter<br />
Verstellpropellerautomation desselben Stoppmanövers dargestellt.
58<br />
Abbildung 25: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />
blockierte Verstellpropellerautomation (allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />
Abbildung 26: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1, blockierte<br />
Verstellpropellerautomation (allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])
59<br />
Die Auswirkungen der blockierten Verstellpropellerautomation sind deutlich zu sehen. Die<br />
Drehzahl erreicht während des Turbinenbetriebszustands des Verstellpropellers einen<br />
unzulässigen Maximalwert von etwa 126 % der Nenndrehzahl. Schäden im gesamten<br />
Antriebsstrang aufgrund unzulässig hoher Fliehkräfte wären in der Realität die Folge.<br />
In Abbildung 27 und Abbildung 28 sind die Simulationsergebnisse für ein Stoppmanöver<br />
dieser Antriebsvariante unter Verwendung des Verstellpropellermodells mit angepassten<br />
Modellparametern gezeigt.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass das Propellermoment dieses Modells ein weniger ausgeprägtes<br />
Minimum annimmt (vgl. auch Abbildung 19), ist die Phase in welcher die<br />
Verstellpropellerautomation eingreift, kürzer.<br />
Abbildung 27: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />
(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)
60<br />
Abbildung 28: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 1,<br />
(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />
Da die Ergebnisse des Modells mit angepassten Modellparametern besser mit den<br />
Messergebnissen der Originalanlage übereinstimmen als die Simulationsergebnisse des<br />
allgemeinen Verstellpropellermodells, wird in den folgenden Untersuchungen jeweils das<br />
Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern verwendet.<br />
5.1.2 Zwei Viertakt-Dieselmotoren mit je einem Verstellpropeller<br />
Die in diesem Abschnitt untersuchte Antriebsanlage (Antriebsvariante Nr. 2) entspricht der im<br />
Originalschiff ausgeführten Anlage. Es wird wieder, wie für jede untersuchte<br />
Antriebsvariante, ein Stoppmanöver simuliert. Die Simulationsergebnisse für die Motor- und<br />
Propellerzustandsgrößen sind in Abbildung 29 und Abbildung 30 abgebildet. Dargestellt sind<br />
jeweils die Ergebnisse nur einer der beiden parallel arbeitenden Anlagen.
61<br />
Abbildung 29: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />
Abbildung 30: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)
62<br />
Die Fahrhebelstellung ist bei dem simulierten Stoppmanöver für die Backbord- und die<br />
Steuerbordanlage zum gleichen Zeitpunkt von voll-voraus auf voll-zurück gelegt worden.<br />
Beide Dieselmotoren und Verstellpropeller dieser Doppelmotorenanlage weisen dieselben<br />
dargestellten Simulationsergebnisse auf. Es wird angenommen, dass keinerlei seitliche Kräfte<br />
wirken, sodass beide Anlagen gleich belastet werden.<br />
5.1.2.1 Kombinatorbetrieb<br />
Die Antriebsanlage des Originalschiffes wird ständig im Konstantrehzahlbetrieb gefahren.<br />
Die in dieser Arbeit entwickelten Simulationsmodelle hingegen ermöglichen auch den Betrieb<br />
der Verstellpropelleranlage im Kombinatorbetrieb. Um die Unterschiede im dynamischen<br />
Verhalten bei Konstantdrehzahl- und Kombinatorbetrieb herauszustellen, wird ein<br />
Stoppmanöver mit Kombinatorbetrieb simuliert. Abbildung 31 und Abbildung 32 zeigen die<br />
Ergebnisse.<br />
Abbildung 31: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
Kombinatorbetrieb (Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)
63<br />
Abbildung 32: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
Kombinatorbetrieb (Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />
Da die Drehzahl ω* während des Manövers abgesenkt wird, ist kein Eingreifen der<br />
Verstellpropellerautomation nicht in die Steigungsreduzierung notwendig, um Überdrehzahl<br />
zu verhindern. Dadurch wird schneller als beim Konstantdrehzahlbetrieb die maximale<br />
Rückwärtssteigung erreicht. Der Stoppweg sowie die Stoppzeit fällt kürzer aus als bei<br />
Konstantdrehzahlbetrieb.<br />
5.1.2.2 Anfahrmanöver<br />
Die in dieser Arbeit entwickelten Modelle sind außer für Stoppmanöver auch für alle weitern<br />
Manöversimulationen einsetzbar. In diesem Abschnitt sind, im Unterschied zu allen anderen<br />
simulierten Manövern, die Ergebnisse eines Anfahrmanövers der Antriebsvariante 2 gezeigt<br />
(Abbildung 33 und Abbildung 34).
64<br />
Abbildung 33: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Anfahrmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)<br />
Abbildung 34: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Anfahrmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
(Verstellpropellermodell nach Zheng [25] mit angepassten Modellparametern)
65<br />
Vor Beginn des Anfahrmanövers erfordert der Verstellpropeller bei Nenndrehzahl und<br />
stehendem Schiff das Nullsteigungsmoment M Pb * von 24 % des Nennmoments. Zur<br />
Simulationszeit t = 100 Sekunden wird das Manöver gestartet, indem die Fahrhebelstellung in<br />
Form einer Sprungfunktion von 0 auf voll-voraus vorgegeben wird. Nachdem die<br />
Propellersteigung p/D* den Nennwert erreicht hat, wird die Verstellpropellerautomation aktiv<br />
und reduziert das Steigungsverhältnis, da der Dieselmotor bereits 100 % der<br />
Nenndauerleistung (MCR) erreicht hat. Erst nachdem die Schiffsgeschwindigkeit weiter<br />
angestiegen ist, bleibt die Steigung auf dem Wert der Nennsteigung konstant. Nach etwa 300<br />
Sekunden ist die Nenngeschwindigkeit des Schiffes erreicht und die Anlage befindet sich<br />
wieder in einem stationären Betriebszustand.<br />
5.1.3 Dieselelektrische Anlage<br />
Die dieselelektrische Schiffsantriebsanlage mit zwei Dieselgeneratoren und zwei durch<br />
Elektromotoren angetriebene Festpropeller (Antriebsvariante Nr. 3) bietet eine große<br />
Flexibilität beim Betrieb der Anlage. In Abbildung 17 ist das in Simulink umgesetzte<br />
Simulationsprogramm als Blockschaltbild abgebildet.<br />
Im Vergleich mit den anderen untersuchten Antriebsvarianten für ein RoRo-Schiff, wird auch<br />
mit der dieselelektrischen Antriebsanlage ein Stoppmanöver simuliert. Abbildung 35 und<br />
Abbildung 36 zeigen die Verläufe der Ergebnisse.<br />
Abbildung 35: Simulationsergebnisse für Viertaktdieselgenerator, Stoppmanöver, Antriebsvariante 3<br />
Zur Simulationszeit t = 100 Sekunden wird das Stoppmanöver gestartet. Das<br />
Propellermoment fällt mit abnehmender Propellerdrehzahl sehr schnell, sodass die Propeller<br />
etwa zum Zeitpunkt t = 110 Sekunden in den Turbinenbetriebszustand übergehen und<br />
Rückleistung ins Bordnetz speisen. Dies führt zu einer Überhöhung der<br />
Dieselgeneratordrehzahl ω* bzw. der Netzfrequenz. In dem Moment, in dem die Propeller<br />
beginnen rückwärts zu drehen, arbeiten sie als Bremse und ihre Leistungsaufnahme steigt sehr
66<br />
schnell an. Etwa zum Zeitpunkt t = 160 Sekunden wird das Powermanagement der<br />
Elektromotoren aktiv und begrenzt die Propellerdrehzahl.<br />
Während der Leistungssteigerung erfahren die Dieselmotoren eine Leistungserhöhung<br />
innerhalb von etwa 30 Sekunden von annähernd Null auf Nennlast. Da der Abgasturbolader<br />
den erforderlichen Ladeluftdruck nicht schnell genug aufbauen kann, fällt der<br />
Verbrennungswirkungsgrad η v aufgrund einer zu geringen Frischluftmasse für die<br />
Verbrennung im Zylinder kurzzeitig ab. Als Folge darauf wird nicht das erforderliche<br />
Drehmoment abgegeben und die Generatordrehzahl ω* sinkt ab. Nach etwa drei Sekunden<br />
(zur Simulationszeit t = 160 s) ist der Ladeluftdruck weiter angestiegen, sodass nun das<br />
erforderliche Drehmoment abgegeben wird und die Drehzahl stabilisiert wird. In der Realität<br />
würde starke Rußbildung sowie eine hohe thermische Belastung des Motors aufgrund der<br />
schnellen Leistungssteigerung die Folge sein.<br />
Abhilfe für diesen kritischen Lastsprung kann ein Powermanagement bringen, dass in<br />
entsprechenden Betriebszuständen die Leistungserhöhung steuert, oder spezielle Maßnahmen<br />
zur Leistungsaufnahme des Dieselmotors wie Drucklufteinblasung vor der<br />
Abgasturboladerturbine oder direkt in den Ladeluftbehälter.<br />
Abbildung 36: Simulationsergebnisse für Festpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 3,<br />
(Propellerschub F P * und Propellermoment M P * haben identische Verläufe)<br />
Da für dieses Stoppmanöver der Backbord- sowie der Steuerbord-Propeller gleich<br />
umgesteuert wurden, sind die Simulationsergebnisse für beide Propeller identisch. Aufgrund<br />
gleicher Drehzahlreglerstatik beider Dieselgeneratoren sind auch die Ergebnisse für die<br />
Dieselgeneratoren gleich.<br />
Außer der Simulation von Stoppmanövern ist es außerdem möglich, weitere transiente wie<br />
stationäre Betriebzustände mit den in dieser Arbeit entwickelten und in Simulink<br />
programmierten Simulationsmodellen zu untersuchen. Unter anderem können folgende<br />
Einflüsse auf das Betriebsverhalten der Anlage simuliert werden:
67<br />
- Variation der Bordnetzverbraucherleistung P V (siehe Abschnitt 5.1.3.1)<br />
- unterschiedlicher Parallelschaltungen der Generatoren oder der Propeller<br />
- unsymmetrischer Leistungsverteilung der Generatoren durch die Drehzahlreglerstatik<br />
- Trennung eines Generators und damit seiner Massenträgheit vom Bordnetz durch den<br />
Generatorhauptschalter<br />
Im Teillastbetrieb kann ein Dieselgenerator von der gemeinsamen elektrischen<br />
Sammelschiene getrennt und abgeschaltet werden. Der verbleibende Dieselmotor arbeitet so<br />
in einem günstigeren Betriebspunkt.<br />
Wenn ein Dieselgenerator abgeschaltet wird, verteilt sich die Leistung des verbleibenden<br />
Generators (9200 kW) auf die Bordnetzverbraucher (2000 kW) sowie die betriebenen<br />
Propeller. Es konnte nachgerechnet werden, dass es durchaus Einfluss auf die zu erreichende<br />
Schiffsgeschwindigkeit hat, ob die Leistung eines Generators für den Betrieb von einem oder<br />
von zwei Propellern genutzt wird.<br />
Bei Betrieb eines Propellers stehen 7200 kW zur Verfügung. Die Propellerdrehzahl wird<br />
dementsprechend durch das Powermanagement auf 91 % der Nenndrehzahl begrenzt. Die<br />
erreichte Schiffsgeschwindigkeit beträgt 14,6 kn.<br />
Wenn beide Propeller betrieben werden, stehen 3600 kW je Propeller zur Verfügung. Die<br />
Drehzahl beider Propeller beträgt dann 85 % der Nenndrehzahl und es wird eine maximale<br />
Schiffsgeschwindigkeit von 18,9 kn erreicht.<br />
5.1.3.1 Einfluss der Bordnetzverbraucher<br />
Um den Einfluss der Leistungsaufnahme der Bordnetzverbraucher auf die Netzfrequenz zu<br />
untersuchen, sind drei vergleichende Simulationen durchgeführt worden (Abbildung 37). Zum<br />
einen wurde ein Stoppmanöver simuliert, bei dem der Leistungsbedarf der<br />
Bordnetzverbraucher der angenommenen Nennleistung von 2000 kW entspricht (P V * = 1). Im<br />
Vergleich damit wurde ein Manöver bei halber (P V * = 0,5) und ein Manöver bei dreifacher<br />
(P V * = 3) Bordnetzverbraucherleistung simuliert.<br />
Abbildung 37: Simulationsergebnisse der Dieselgeneratordrehzahl ω* (= Netzfrequenz) bei Variation der<br />
Bordnetzverbraucherleistung P V *, Stoppmanöver, Antriebsvariante 3
68<br />
Es ist zu erkennen, dass mit sinkender Bordnetzleistung die Drehzahlüberhöhung während des<br />
Umsteuerns zunimmt. Besonders für den Fall, bei dem die Bordnetzleistung geringer als die<br />
Turbinenleistung der Propeller ist (P V * = 0,5), ist die Drehzahlüberhöhung besonders<br />
ausgeprägt.<br />
Zur Simulationszeit von etwa t = 160 Sekunden erfolgt ein kurzer Drehzahleinbruch. Je<br />
geringer die Bordnetzleistung, desto größer ist die Lastaufschaltung für den Dieselmotor im<br />
Bremsbetrieb. Aufgrund der Turboladerdynamik sind nur begrenzte Lastaufschaltungen<br />
möglich, da sonst kein ausreichendes Verbrennungsluftverhältnis erreicht wird, was zu starker<br />
Rußbildung und verminderter Drehmomentabgabe führt. Die verminderte<br />
Drehmomentabgabe lässt die Drehzahl kurzfristig absinken. Dies kann im Extremfall bis zum<br />
Stillstand („Abwürgen“) des Dieselmotors führen und muss verhindert werden.<br />
Nach den Klassifikations- und Bauvorschriften des Germanischen Lloyd 13 ist eine dauernde<br />
Frequenzabweichung von ±5 % und eine kurzzeitige Frequenzabweichung von ±10 %<br />
(5 Sekunden) zulässig.<br />
5.1.4 Zweitakt-Dieselmotor mit Festpropeller<br />
In Abbildung 38 und Abbildung 39 sind die Simulationsergebnisse für ein Stoppmanöver der<br />
Antriebsvariante Nr. 4 (Zweitakt-Dieselmotor mit direkt gekoppeltem Festpropeller)<br />
aufgetragen. Abbildung 15 zeigt das in Simulink umgesetzte Blockschaltbild dieser Anlage<br />
mit ihren Teilsystemen.<br />
Diese Antriebsvariante unterscheidet sich grundlegend von den anderen untersuchten<br />
Antriebsvarianten, da die Drehrichtung des Dieselmotors umgekehrt werden muss. Das<br />
Anlasssystem und die Propellercharakteristik beeinflussen maßgeblich den Zeitpunkt des<br />
Umsteuerns.<br />
Nachdem zum Zeitpunkt t = 100 Sekunden die Fahrhebelstellung von voll-voraus auf vollzurück<br />
vorgegeben wurde, fällt die gemeinsame Drehzahl ω* von Motor und Propeller sehr<br />
schnell ab, bis ein quasistationärer gemeinsamer Betriebspunkt von Motor und Propeller<br />
erreicht wird. Die Füllung Fü* fällt sofort auf den Maximalwert für Rückwärtsdrehzahl von<br />
–1, bei dem sie durch das Teilsystem Füllungsbegrenzung begrenzt wird. Aufgrund eines<br />
Signals vom Anlasssystem an den Drehzahlregler, wird verhindert, dass sich der Integrator<br />
des Drehzahlreglers während dieser Phase unnötig auflädt. Der vom Propeller geschleppte<br />
Motor setzt dem Propellermoment das Motorreibmoment entgegen. Mit abnehmender<br />
Schiffsgeschwindigkeit sinkt auch die Drehzahl langsam weiter ab.<br />
Zu dem Zeitpunkt (etwa t = 475 s) an dem die Kriterien zum Umsteuern erfüllt sind (vgl.<br />
Seite 25), wird vom Anlasssystem das zusätzliche negative Anlassmoment freigegeben.<br />
Daraufhin wird die bisher in Vorwärtsrichtung rotierende Welle stark abgebremst und weiter<br />
in negativer Richtung beschleunigt, bis die Zünddrehzahl erreicht wird. Die Zeitdauer,<br />
während der das Anlassmoment freigegeben wird beträgt etwa fünf Sekunden. Danach wird<br />
wieder Kraftstoff eingespritzt und der Motor beschleunigt die Welle weiter bis das Schiff<br />
steht. Mit Einsetzen der Verbrennung steigen auch die Turboladerdrehzahl ω ATL * und der<br />
Ladeluftdruck p 3 * wieder ein wenig an.<br />
Die Schiffsgeschwindigkeit beträgt zum Zeitpunkt des Umsteuerns etwa 35 % der<br />
Nenngeschwindigkeit.<br />
13 Germanischer Lloyd, I Schiffstechnik, Seeschiffe, 3 Elektrische Anlage, Ausgabe 1998
69<br />
Abbildung 38: Simulationsergebnisse für Zweitakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 4<br />
Abbildung 39: Simulationsergebnisse für Festpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 4,<br />
(Propellerschub F P * und Propellermoment M P * haben identische Verläufe)
70<br />
Die Drehmoment-Drehzahl Charakteristik des Festpropellers hat wesentlichen Einfluss auf<br />
das Umsteuerverhalten des Zweitaktmotors.<br />
Außerdem ist es notwendig, dass auch bei geringer Drehzahl eine möglichst hohe Füllung<br />
zugelassen wird um ein ausreichendes Motormoment zu erreichen. Die im Teilsystem<br />
Füllungsbegrenzung vorgegebene Kennlinie (siehe Abbildung 47 im Anhang 12.10) für den<br />
Zweitaktmotor lässt im unteren Drehzahlbereich eine maximale Füllung von 38 % der<br />
Nennfüllung zu. Erst ab einer Drehzahl von ω* = 0,36 (in Abbildung 38 etwa bei<br />
t = 560 s) steigt mit zunehmender Drehzahl auch die zugelassene Füllung. Würde die<br />
Füllungsbegrenzung überbrückt werden, wäre ein etwas kürzerer Stoppweg und eine etwas<br />
kleinere Stoppzeit zu erreichen, der Motor würde jedoch während der Beschleunigungsphase<br />
in Rückwärtsrichtung bei einem unzulässig niedrigen Verbrennungswirkungsgrad η v von nur<br />
etwa 5 % arbeiten. Dies ist real nicht zulässig.<br />
In dieser Arbeit wird das Belastungsprogramm für die simulierten Stoppmanöver als<br />
überbrückt angesehen. Mit aktivem Belastungsprogramm ergibt sich ein Stoppweg von etwa<br />
13,1 Seemeilen und eine Stoppzeit von 42 Minuten.<br />
In [5] wird das Umsteuerverhalten eines Zweitakt-Dieselmotors mit Festpropeller sehr<br />
eingehend untersucht.<br />
5.1.5 Zweitakt-Dieselmotor mit Verstellpropeller<br />
In diesem Abschnitt werden die Simulationsergebnisse der Antriebsvariante 5 (ein Zweitakt-<br />
Dieselmotor mit Verstellpropeller) dargestellt und diskutiert. Die Antriebsanlage entspricht<br />
mit Ausnahme des anderen Motortyps und einer anderen Kennlinie im Teilsystem<br />
Füllungsbegrenzung der Antriebsvariante Nr. 1. Abbildung 40 und Abbildung 41 zeigen die<br />
zeitlichen Verläufe der Simulationsergebnisse.<br />
Abbildung 40: Simulationsergebnisse für Zweitakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 5,<br />
(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])
71<br />
Abbildung 41: Simulationsergebnisse für Verstellpropeller, Stoppmanöver, Antriebsvariante 5,<br />
(allgemeines Verstellpropellermodell nach Zheng [25])<br />
Die Ergebnisse entsprechen in etwa denen der Antriebsvariante Nr. 1 (vgl. Abbildung 27 und<br />
Abbildung 28). Lediglich die Turboladerdrehzahl und der Ladeluftdruck p 3 * des<br />
Zweitaktmotors sind aufgrund des unterschiedlichen Ladungswechsels im<br />
Schwachlastbereich geringer als bei der Simulation mit Viertaktmotor.<br />
5.2 Nichtdynamische Beurteilungskriterien der Antriebsvarianten<br />
Die verschiedenen Schiffsantriebsanlagen unterscheiden sich neben dem untersuchten<br />
dynamischen Betriebsverhalten auch durch andere, für die Auswahl möglicherweise<br />
entscheidende, nichtdynamische Kriterien.<br />
In Tabelle 5.1 ist die spezifische Masse von Viertakt- und Zweitakt-Dieselmotoren<br />
gegenübergestellt. Aufgrund der geringeren Drehzahl und dem damit höheren Drehmoment<br />
bei gleicher Leistung, hat ein langsamlaufender Zweitakt-Dieselmotor als Schiffshauptmotor<br />
eine höhere spezifische Masse als ein mittelschnelllaufender Viertaktmotor.<br />
Motortyp spezifische Masse [kg/kW]<br />
4-Takt-DM 15<br />
2-Takt-DM 40<br />
Tabelle 5.1: Vergleich der spezifischen Masse von Viertakt- und Zweitakt-Dieselmotoren [19]<br />
Tabelle 5.2 gibt einen Überblick über mehrere Beurteilungskriterien der fünf untersuchten<br />
Antriebsvarianten (vgl. Tabelle 4.1). Die Beurteilung erfolgt jeweils in Relation zu den<br />
anderen Antriebsvarianten und stellt daher keine absolute Dimension dar.
72<br />
Antriebsvariante<br />
Betriebskosten: Investitionskosten: Platzbedarf: Gewicht: Redundanz:<br />
Nr.:<br />
1 mittel mittel mittel gering gering<br />
2 hoch mittel gering gering mittel<br />
3 hoch hoch gering mittel hoch<br />
4 gering gering hoch hoch gering<br />
5 gering mittel hoch hoch gering<br />
Tabelle 5.2: Beurteilung der untersuchten Schiffsantriebsanlagen nach unterschiedlichen Kriterien<br />
Die Betriebskosten der Anlagenvarianten mit Zweitakt-Dieselmotor werden als relativ gering<br />
eingeschätzt, da Zweitaktmotoren als Hauptmotoren üblicherweise die höchsten<br />
Wirkungsgrade aufweisen. Die Betriebskosten der Anlage mit zwei Viertaktmotoren und je<br />
einem Verstellpropeller sowie die der dieselelektrischen Anlage werden als am höchsten<br />
angesehen, da am meisten Einzelkomponenten sowie Regelungstechnik vorhanden sind, was<br />
den Wartungsaufwand erhöht.<br />
Die Investitionskosten der Antriebsvariante 4 werden als am geringsten angesehen, da kein<br />
Verstellpropeller und dessen Steuerungstechnik erforderlich ist. Lediglich der Zweitaktmotor<br />
benötigt ein Umsteuersystem, welches jedoch für den Startvorgang des Motors größtenteils<br />
ohnehin vorhanden sein muss. Die dieselelektrische Anlage weist wegen der zusätzlichen<br />
Kosten für die Generatoren, Elektromotoren und Leistungselektronik die höchsten<br />
Investitionskosten auf.<br />
Der Platzbedarf der Varianten 2 und 3 ist am geringsten, da es sich um Zweimotorenanlagen<br />
handelt. Zwei kleine Motoren sind leichter in die Raumaufteilung des Schiffes zu integrieren<br />
als ein großer Motor. Das gilt besonders für die dieselelektrische Anlage, bei welcher der<br />
Aufstellungsort der Dieselgeneratoren unabhängig von den Propellerwellen gewählt werden<br />
kann. Die Anlagen mit Zweitakt-Dieselmotor werden aufgrund der großen Motorhöhe den<br />
größten Platzbedarf in Anspruch nehmen.<br />
Das Gewicht der Anlagen mit Zweitaktmotor ist am größten (vgl. Tabelle 5.1). Zu beachten<br />
ist jedoch, dass der Viertaktmotor üblicherweise mit einem Getriebe versehen ist, welches den<br />
Gewichtsvorteil des Viertaktmotors gegenüber dem direktantreibenden Zweitaktmotor etwas<br />
verringert. Bei einer dieselelektrischen Antriebsanlage ist zu beachten, dass der Generator, der<br />
elektrische Fahrmotor sowie eventuell vorhandene Transformatoren oder ähnlicher Bauteile<br />
die Gesamtmasse der Anlage erhöhen.<br />
In Bezug auf die Redundanz ist die dieselelektrische Anlage mit zwei Generatorsätzen und<br />
zwei Propellern als am sichersten einzuschätzen. Selbst wenn ein Propeller und ein Motor<br />
ausfällt, ist noch ein reduzierter Betrieb möglich. Bei der Antriebsvariante mit zwei<br />
Viertaktmotoren und zwei Verstellpropellern ist der Betrieb nur eines Antriebsstrangs stets<br />
möglich, wenn der andere Wellenstrang oder Motor einen Schaden aufweist. Die<br />
Antriebsvarianten 1, 4 und 5 weisen keine Redundanz auf, da sie nur jeweils einen Motor und<br />
einen Propeller besitzen.<br />
Für die Bewertung der Anlagen stehen die verschiedenen Kriterien der Tabelle 5.2 in<br />
Konkurrenz mit dem dynamischen Betriebsverhalten sowie der Manövrierfähigkeit der<br />
verschiedenen Antriebsvarianten.
73<br />
5.3 Vergleich der unterschiedlichen Antriebsvarianten<br />
In den vorangehenden Textabschnitten sind unterschiedliche Antriebsvarianten für ein RoRo-<br />
Schiff dargestellt worden. Es wurde das dynamische Verhalten der Anlagen sowie weitere<br />
Beurteilungskriterien untersucht und dargestellt. Im Folgenden werden die verschiedenen<br />
gewonnenen Ergebnisse verglichen und bewertet.<br />
Die Fähigkeit eines Schiffes, möglichst schnell aufstoppen zu können, stellt einen großen<br />
Sicherheitsaspekt dar. Besonders wenn in vielbefahrenen engen Wasserstraßen eine hohe<br />
Geschwindigkeit gefahren werden soll, ist eine kurze Reaktionszeit der Antriebsanlage und<br />
ein kurzer Stoppweg zwingend notwendig. In Abbildung 42 sind die berechneten Stoppwege<br />
und Stoppzeiten bei Einsatz unterschiedlicher Antriebsvarianten gegenübergestellt.<br />
Abbildung 42: Vergleich der simulierten Geschwindigkeitsverläufe während eines Stoppmanövers,<br />
Stoppweg und Stoppzeit, für die fünf untersuchten Antriebsvarianten (Tabelle 4.1)<br />
Für die drei Antriebsvarianten mit Verstellpropeller (Antriebsvarianten 1, 2 und 5) wurden<br />
annähernd dieselben Stoppwege berechnet. Das Schiff steht jeweils 516 bzw. 519 Meter nach<br />
Manöverbeginn. Die Ursache für die sehr ähnlichen Ergebnisse ist, dass für diese Modelle<br />
jeweils dieselben Verstellpropellermodelle verwendet wurden. Es wurde lediglich<br />
angenommen, dass der Schub eines großen Verstellpropellers doppelt so groß ist wie<br />
derjenige von zwei kleineren Propellern. Außerdem ist keiner der Motoren während des<br />
Manövers in den Bereich der Leistungsreduzierung gekommen.<br />
Die dieselelektrische Anlage (Antriebsvariante 3) benötigt einen etwa 200 Meter längeren<br />
Stoppweg als die Vertellpropelleranlagen.<br />
Die Antriebsanlage mit Zweitaktmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller<br />
(Antriebsvariante 4) benötigt mit 2532 Metern den längsten Stoppweg.<br />
Aus diesen Ergebnissen wird geschlossen, dass das Stoppverhalten eines Schiffes unabhängig<br />
vom eingesetzten Dieselmotortyp bei Einsatz eines Verstellpropellers am günstigsten ist.<br />
Während des Manövrierens im Hafen oder in engen Fahrwassern ist das Umsteuerverhalten<br />
und die Manövrierfähigkeit von Bedeutung. Geschwindigkeits- und Kursänderungen sowie<br />
auch quertraversieren oder das Drehen auf der Stelle sind besonders für ein RoRo-Schiff<br />
wichtig.<br />
Die Antriebsvarianten mit Verstellpropeller ermöglichen eine sehr schnelle und stufenlose<br />
Einstellung des Propellerschubs. Dies gilt ebenso für die dieselelektrische Antriebsvariante.
74<br />
Für beide Anlagenkonzepte wird schon sehr schnell nach Einleitung eines Stoppmanövers ein<br />
hoher Rückwärtsschub erreicht. Etwa 10 Sekunden nach Manöverbeginn kehrt sich bereits<br />
das Vorzeichen des Schubs von vorwärts nach rückwärts um. Kleine Korrekturen der<br />
Propellersteigung durch die Verstellpropellerautomation zur Begrenzung der Rückleistung<br />
durch den Propeller, haben kaum Einfluss auf den erzeugten Rückwärtsschub.<br />
Die Anlage mit Zweitaktmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller benötigt eine sehr lange<br />
Zeitdauer (etwa 375 Sekunden) bis der Motor umgesteuert und somit der Rückwärtsschub<br />
erhöht werden kann. Unterhalb einer Mindestdrehzahl (n zünd * = 0,1) ist kein Motorbetrieb<br />
möglich. Dies hat zur Folge, dass ein Schiff mit dieser Antriebsanlage nicht beliebig langsam<br />
fahren kann, was die anderen Antriebsvarianten erlauben. Außerdem sind in der Praxis<br />
gewisse Drehzahlsperrbereiche zu beachten, in denen aufgrund unzulässiger<br />
Motorschwingungen kein dauerhafter Betrieb erlaubt ist. Dies führt bei diesem<br />
Anlagenkonzept dazu, dass der Propellerschub bzw. die Schiffsgeschwindigkeit nicht im<br />
gesamten Betriebsbereich stufenlos geregelt werden kann.<br />
Im Vergleich zur dieselelektrischen Anlage oder zur Antriebsanlage mit Verstellpropeller ist<br />
das Umsteuern des Zweitaktmotors mit Festpropeller als relativ ungünstig anzusehen.<br />
Während des Umsteuervorgangs wird Anlassluft verbraucht, sodass nicht unbegrenzt viele<br />
Umsteuermanöver direkt hintereinander möglich sind. Das Einblasen der kalten Anlassluft in<br />
die betriebswarmen Zylinder verursacht thermische Spannungen in der Kolbenkrone, was sich<br />
negativ auf die Lebensdauer auswirkt.<br />
Für das Quertraversieren beim An- und Ablegen oder das Drehen auf der Stelle ohne<br />
Schlepperhilfe ist auf jeden Falle eine Antriebsanlage mit zwei Propellern zu bevorzugen.<br />
Die Belastung der Dieselmotoren ist ein wesentliches Merkmal für die Bewertung der<br />
Antriebsanlage. Große Lastwechsel in kurzer Zeit sind immer als ungünstig für die<br />
Dieselmotoren anzusehen. Die dabei auftretenden hohen thermischen Belastungen führen zu<br />
einer verminderten Lebensdauer der beanspruchten Bauteile.<br />
Die durchgeführten Simulationsrechnungen der Antriebsvarianten mit Verstellpropeller<br />
zeigen, dass weder bei der Anlage mit Viertakt- noch bei der Anlage mit Zweitakt-<br />
Dieselmotor die Leistungsreduzierung der Verstellpropellerautomation aktiv wird. Die<br />
Motoren werden durch den Verstellpropeller während des Stoppmanövers nicht bis zur<br />
Nennleistung belastet. Selbst wenn das maximale Steigungsverhältnis zum Bremsen in der<br />
Kombinatorkennlinie (vgl. Abbildung 48 im Anhang) von p/D* = -0,35 auf -0,6 gestellt wird,<br />
konnte durch Simulationen ermittelt werden, dass die Motoren nicht bis zur Nennleistung<br />
belastet werden.<br />
Die Simulationsergebnisse für die dieselelektrischen Anlage hingegen zeigen, dass die<br />
Dieselgeneratoren nach der Drehrichtungsumkehr der Elektromotoren durchaus 100 %<br />
Nennleistung erreichen. Das Powermanagement begrenzt daraufhin die Propellerdrehzahl,<br />
sodass die Dieselgeneratoren nicht überlastet werden. Je höher die zusätzliche Leistung der<br />
Bordnetzverbraucher ist, desto schneller erreichen die Dieselgeneratoren ihre<br />
Leistungsgrenze. Je niedriger die Bordnetzleistung ist, desto höher ist die Lastaufschaltung<br />
für die Motoren, sodass die verzögerte Drehmomententwicklung durch die begrenzte<br />
Turboladerdynamik größere Auswirkungen zeigt (vgl Abbildung 37).<br />
Die Antriebsanlagen mit Verstellpropeller weisen ein sehr günstiges Verhältnis von<br />
eingesetzter Motorleistung zu erzeugtem Rückwärtsschub auf. Es werden im Vergleich mit<br />
den anderen Anlagenvarianten die kürzesten Stoppzeiten erreicht. Gleichzeitig sind die<br />
Lastsprünge unkritisch und die erforderliche Leistungsabgabe während der Bremsphase<br />
beträgt nur etwa 40 % der Nennleistung.
75<br />
In der Tabelle 5.2 in Abschnitt 5.2 sind verschiedene Beurteilungskriterien für die gewählten<br />
Schiffsantriebsanlagen aufgeführt und gegenübergestellt. Es muss je nach Einsatzzweck des<br />
Schiffes entschieden werden, welche der Kriterien als ausschlaggebend betrachtet werden, um<br />
einen wirtschaftlichen und sicheren Schiffsbetrieb zu gewährleisten. Je nach Schiffstyp und<br />
Sicherheitsanforderung spielt auch die Redundanz der Anlagenkomponenten eine Rolle. Hier<br />
bietet die dieselelektrische Anlage die meisten Vorteile.<br />
Der Platzbedarf der Motoren ist für ein RoRo-Schiff ein entscheidendes Kriterium, da im<br />
Hinterschiffbereich, wo üblicherweise die Motoren angeordnet sind, ein durchgehendes<br />
Fahrdeck gewünscht wird.<br />
Die Anlage mit Zeitaktmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller weist unter den<br />
betrachteten Auswahlkriterien lediglich in Bezug auf die Betriebs- und Investitionskosten<br />
Vorteile gegenüber den anderen Anlagenvarianten auf.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Antriebsvariante mit zwei Viertakt-<br />
Dieselmotoren, welche je einen Verstellpropeller antreiben, für den untersuchten Schiffstyp<br />
(RoRo-Schiff) am geeignetsten erscheint.
76<br />
6 Fehleranalyse<br />
Alle in dieser Arbeit gewonnenen Simulationsergebnisse beruhen auf den Annahmen und<br />
Vereinfachungen, die während der Modellbildung getroffen worden sind. Außerdem ist die<br />
Genauigkeit der Ergebnisse von der Genauigkeit der Eingabedaten für die Modelle abhängig.<br />
Die Dimensionen der unterschiedlichen untersuchten Antriebsanlagen wurden für die<br />
Simulationsrechnungen so gewählt, dass die Anlagen möglichst gut vergleichbar sind und<br />
gleichzeitig die unterschiedliche Dynamik der verschiedenen Motorprinzipien und<br />
Propellerarten hervorgehoben wird. Dadurch sind eventuell einige Abweichungen von real<br />
auszuführenden Anlagen entstanden. Besonders bei der Abschätzung der Massenträgheiten<br />
der Wellen sind Abweichungen zu erwarten. Dies hat jedoch geringe Bedeutung in Bezug zur<br />
viel größeren Massenträgheit des Schiffes. Die Zeitkonstante des Schiffes (T aS = 169 s) ist um<br />
Faktor 65 größer als diejenige der Propellerwelle (T a = 2,6 s).<br />
Für das entwickelte Verstellpropellermodell waren verschiedene Modellparameter zu<br />
identifizieren. Dies ist durch Vergleich der Rechenergebnisse mit den vorhandenen<br />
Messergebnissen eines Stoppmanövers geschehen.<br />
Bei Vorgabe von Messwerten für die Geschwindigkeit, die Drehzahl und die<br />
Propellersteigung, konnte mit den ermittelten Modellparametern der gemessene<br />
Drehmomentverlauf sehr gut nachgerechnet werden (siehe Abbildung 19). Für den<br />
Propellerschub liegen keine Messergebnisse vor. Anhand eines Kennfeldes für einen anderen<br />
Verstellpropeller wurde jedoch abgeschätzt, dass der berechnete Schub in der richtigen<br />
Größenordnung liegt (vgl. Abbildung 21).<br />
Die simulierte Antriebsanlage mit zwei Viertakt-Dieselmotoren und zwei Verstellpropellern<br />
entspricht der real ausgeführten Anlage auf dem RoRo-Schiff, von dem auch die Messwerte<br />
vorliegen. Die berechneten Werte für die Stoppzeit und den Stoppweg weisen eine deutliche<br />
Abweichung von den gemessenen Werten auf. Die durch Simulation berechnete Stoppzeit<br />
beträgt 1,4 Minuten während die gemessene Stoppzeit etwa 3,1 Minuten beträgt.<br />
Da der Propellerschub als richtig angesehen wird, muss die Ursache dieser Abweichungen in<br />
einer nicht ausreichenden Berücksichtigung der Sogwirkung der Propeller begründet sein. Die<br />
Sogkraft wirkt stets der Schubkraft F P entgegen, sodass der effektive Schub für die<br />
Beschleunigung des Schiffes stets kleiner ist, als der Propellerschub. Während der<br />
Modellbildung des Schiffes (vgl. Abschnitt 3.4), wurde die Sogziffer t vereinfachend als<br />
konstant angenommen.<br />
Während des Bremsvorgangs erzeugen die Propeller einen großen Rückwärtsschub. Die<br />
Strömungsrichtung des Wassers in der Propellerebene ist dabei entgegengesetzt zur<br />
Anströmrichtung aus der Schiffsgeschwindigkeit. Durch den nach vorne gerichteten<br />
Propellerstrahl wird die gesamte Hinterschiffskontur angeströmt, was zu einer Vergrößerung<br />
der Sogziffer in dieser Phase führt. Die Folgerung dieser Überlegungen sowie die von den<br />
Messergebnissen abweichenden Stoppwege und Stoppzeiten verlangen, dass die Sogziffer t<br />
nicht als konstant betrachtet werden darf. Stattdessen ist anscheinend eine Berücksichtigung<br />
der Sogziffer t oder der Sogkraft S in Abhängigkeit vom Betriebszustand des Propellers in<br />
den Simulationsrechnungen notwendig.<br />
Berechnungen des Soges während der Umsteuermanöver sind aktueller Gegenstand der<br />
Forschung. Nach [22] bestehen bisher keine geeigneten Kenntnisse über den Sog und den<br />
Nachstrom während des Umsteuervorgangs.<br />
Um eine überschlägige Vergleichsrechnung mit Berücksichtigung des Sogs durchführen zu<br />
können, wird angenommen, dass sich der Sog proportional zum Propellerschub verhält. Im
77<br />
Bereich negativen Schubs (Rückwärtsschub) wird angenommen, dass die Sogkraft aufgrund<br />
der angeströmten Hinterschiffskontur stärker ausgeprägt ist als bei positivem Schub. In<br />
Abbildung 43 ist die angenommene Kennlinie für die normierte Sogkraft S* in Abhängigkeit<br />
vom normierten Propellerschub F P * abgebildet. Es werden beispielhaft drei unterschiedliche<br />
Verläufe bei negativem Schub verglichen.<br />
normierter Sog S* [-]<br />
1<br />
0<br />
-1 -0,5 -1 0 0,5 1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
normierter Propellerschub F P* [-]<br />
Abbildung 43: Ansatz zur Berücksichtigung der Sogkraft S* in Abhängigkeit vom Propellerschub F P *,<br />
Vergleich verschiedener Abhängigkeiten des Sogs bei Rückwärtsschub<br />
Um den Einfluss des Sogs in den Simulationen zu berücksichtigen, muss Formel ( 3.118)<br />
entsprechend modifiziert werden. Unter Verwendung der Sogkraft S als Einflussgröße ergibt<br />
sich:<br />
dvS<br />
* 1<br />
= ⋅ ( FP<br />
− S − RT<br />
)<br />
dt mSges<br />
⋅ vSn<br />
1<br />
=<br />
T<br />
aS<br />
⎛<br />
⋅ ⎜ F<br />
⎝<br />
P<br />
1<br />
* ⋅<br />
1−<br />
t<br />
n<br />
tn<br />
− S * ⋅<br />
1 − t<br />
n<br />
− R<br />
Für ein Zweischraubenschiff ergibt sich der folgende Ausdruck:<br />
dvS<br />
* 1<br />
= ⋅ ( FP1<br />
− S1<br />
+ FP2<br />
− S 2 − RT<br />
)<br />
dt mSges<br />
⋅ vSn<br />
1<br />
=<br />
T<br />
aS<br />
⎛<br />
⋅ ⎜ F<br />
⎝<br />
P1<br />
* ⋅<br />
2 ⋅<br />
1<br />
tn<br />
1<br />
tn<br />
⎞<br />
− S1*<br />
⋅ + FP2<br />
* ⋅ − S 2 * ⋅ − RT<br />
* ⎟<br />
( 1−<br />
tn) 2 ⋅ ( 1 − tn) 2 ⋅ ( 1 − tn) 2 ⋅ ( 1 − tn) ⎠<br />
Die Sogkraft S wird wie der Propellerschub auf den Nennzustand bei Nenngeschwindigkeit,<br />
Nennsteigung und Nenndrehzahl bezogen. Die Sogziffer im Nennzustand t n = 0,127 ist<br />
bekannt [9].<br />
Anhand der überschlägig angenommenen Abhängigkeit des Sogs von Propellerschub und der<br />
Berücksichtigung der Sogkraft in den Formeln der Modellbildung konnten<br />
Vergleichsrechnungen zu den vorhandenen Messungen angestellt werden.<br />
In Abbildung 44 sind simulierte Geschwindigkeitsverläufe mit Angabe der Stoppzeit und des<br />
Stoppweges für unterschiedlich starken Einfluss des Sogs gezeigt. Zum Vergleich ist der am<br />
Originalschiff gemessene Geschwindigkeitsverlauf abgebildet.<br />
Die Schiffsgeschwindigkeit zu Beginn der Messung betrug 20,3 kn (vgl. Abbildung 18).<br />
Dementsprechend wurde auch die Schiffsgeschwindigkeit zu Beginn der<br />
Simulationsrechnung vorgegeben.<br />
T<br />
⎞<br />
* ⎟<br />
⎠<br />
( 6.1)<br />
( 6.2)
78<br />
Der gemessene Stoppweg des Originalschiffs beträgt 887 Meter [9]. Das Schiff stand etwa<br />
190 Sekunden nach Manöverbeginn. Je nach Einfluss der Sogkraft ergeben sich aus der<br />
Simulation die unterschiedlichen abgebildeten Geschwindigkeitsverläufe. Wird für die<br />
Sogkraft entsprechend Abbildung 43 angenommen, dass bei negativem Nennschub (F P * = -1)<br />
der Sog S* = -5,5 beträgt, ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung der<br />
Simulationsergebnisse mit den gemessenen Werten des Originalschiffs.<br />
Abbildung 44: Geschwindigkeitsverläufe, Stoppweg und Stoppzeit bei Stoppmanöver, Vergleich von<br />
Simulation und Messung, mit Einfluss der Sogkraft S* in Abhängigkeit vom Propellerschub F P * (vgl.<br />
Abbildung 43)<br />
In Abbildung 45 und Abbildung 46 sind weitere Simulationsergebnisse für ein Stoppmanöver<br />
der Antriebsvariante 2 mit angepasstem Sogeinflusses abgebildet. Zusätzlich zu den<br />
Simulationsergebnissen sind in Abbildung 46 die Messergebnisse des Originalschiffes<br />
eingetragen.
79<br />
Abbildung 45: Simulationsergebnisse für Viertakt-Dieselmotor, Stoppmanöver, Antriebsvariante 2,<br />
(Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern) mit Sogeinfluss S* = 5,5 bei F P * = -1<br />
Abbildung 46: Simulations- und Messergebnisse (gestrichelt) für Verstellpropeller, Stoppmanöver,<br />
Antriebsvariante 2, (Verstellpropellermodell mit angepassten Modellparametern) mit Sogeinfluss S* = 5,5<br />
bei F P * = -1
80<br />
Der berechnete Drehmomentverlauf entspricht mit guter Genauigkeit dem gemessenen<br />
Drehmoment. Die Abweichungen werden unter anderem durch einen etwas von den<br />
Messungen abweichenden Propellersteigungsverlauf verursacht. Dies resultiert daher, dass die<br />
Verstellpropellerautomation wenn auch mit den wichtigen Funktionen (Leistungsreduzierung<br />
und Überdrehzahlschutz) so dennoch vereinfacht modelliert worden ist. Im Bereich konstant<br />
anliegender maximaler Rückwärtssteigung entspricht das simulierte Drehmoment recht genau<br />
dem gemessenen Moment (Abbildung 46).<br />
Das Steigungsverhältnis p/D* beträgt am Simulationsbeginn 0,9. Dieser Wert wird durch<br />
Schlepptankversuche durch die Hamburger Schiffbau-Versuchs-Anstalt für das Originalschiff<br />
bestätigt. Demnach erreicht das Schiff bei Nennpropellersteigung und 90 % der Nenndrehzahl<br />
eine Geschwindigkeit von 20,3 kn. Unter der Annahme, dass sich eine Änderung der<br />
Propellersteigung genauso auf die Geschwindigkeit auswirkt, wie eine Änderung der<br />
Drehzahl, folgt das vorgegebene Steigungsverhältnis p/D* = 0,9.<br />
Der simulierte Propellerschubverlauf erreicht vorübergehend sehr hohe Werte. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass die Propellersteigung der Originalanlage nach dem Nulldurchgang langsamer<br />
reduziert wird als bei der Simulation, wird der Rückwärtsschub in der Realität etwas<br />
gemäßigter ausfallen.<br />
Da sich bereits etwa 10 Sekunden nach Manöverbeginn das Vorzeichen des Propellerschubs<br />
umkehrt, machen sich die Auswirkungen des Sogs bereits ab diesem frühen Zeitpunkt<br />
bemerkbar. Aus der Integration der Schiffsverzögerung bis zum Manöverende resultiert die<br />
große Abweichung zwischen Mess- und Simulationsergebnis für den Stoppweg und die<br />
Stoppzeit, sofern der Sog als konstant angenommen wird (vgl. Abbildung 44).<br />
Bei einem Zweischraubenschiff wird sich dieser Effekt vermutlich stärker auswirken als bei<br />
einem Einschraubenschiff, da die angeströmte Hinterschiffskontur völliger ist.<br />
Für die durchgeführten Simulationsrechnungen wurde davon ausgegangen, dass bei einer<br />
Zweimotorenanlage die Backbord- und die Steuerbordanlage gleich belastet werden. In der<br />
Realität kann es aufgrund von Windeinflüssen oder Giermomenten des Schiffes während des<br />
Stoppmanövers zu einer mehr oder weniger unsymmetrischen Belastung der Backbord- und<br />
der Steuerbordanlage kommen.<br />
Die sehr lange Stoppzeit der Antriebsvariante mit Zweitakt-Dieselmotor und direkt<br />
gekoppeltem Festpropeller liegt in der erwarteten Größenordnung für diesen Anlagentyp.<br />
Hanouneh [5] ermittelt für eine ähnliche Anlage eine Stoppzeit von etwa 11,5 Minuten.<br />
Die Simulationsergebnisse für die Zustandsgrößen des Dieselmotors entsprechen den<br />
erwarteten Verläufen.
81<br />
7 Umsetzung des Simulink-Programms in Fortran oder C<br />
Die in dieser Arbeit entwickelten Simulationsmodelle sind alle in der Programmiersprache<br />
Simulink umgesetzt und erfolgreich angewendet worden.<br />
Die Programmierung der Modelle in einer prozeduralen Programmiersprache wie Fortran<br />
oder C ist anhand der angegebenen Formeln ebenfalls möglich.<br />
Um den Zeitaufwand für die Umsetzung der bereits programmierten Simulink-Modelle in eine<br />
andere Programmiersprache gering zu halten, empfiehlt es sich, die Übersetzung durch ein<br />
Konvertierungsprogramm vorzunehmen. Im Programmpaket von MATLAB und Simulink ist<br />
die umfangreiche Toolbox Real-Time Workshop [14] enthalten, welche es ermöglicht, aus<br />
beliebigen Simulink-Modellen einen C-Code zu generieren.<br />
Es wurden exemplarisch einige Simulink-Modelle unter Einsatz der angeführten Toolbox in C<br />
umgewandelt. Die Versuche ergaben jedoch, dass Lizenzen für spezielle MATLAB-<br />
Programmbibliotheken, in denen die unter Simulink verwendeten Funktionen definiert sind,<br />
notwendig sind, um einen von MATLAB/Simulink unabhängigen C-Code zu erzeugen. Diese<br />
Zugriffslizenzen sind im Rechenzentrum der <strong>TUHH</strong> aus Kostengründen nicht vorhanden und<br />
waren damit nicht zugänglich 14 .<br />
Die generierten C-Codes sind aufgrund der fehlenden Lizenzen nur anwendbar, wenn Zugriff<br />
auf die erforderlichen MATLAB-Programmbibliotheken besteht, da im C-Code eingebundene<br />
Header-Dateien dies erfordern.<br />
Die für das Viertakt-Dieselmotormodell erhaltenen C-Codes inklusive der zugehörigen<br />
Header-Dateien sind als Dateien auf der CD-ROM zu dieser Arbeit beigefügt.<br />
Für die Interaktion zwischen Fortran und C existieren unterschiedliche frei zugängliche<br />
Programme.<br />
Das Programm C2F ermöglicht laut Programmbeschreibung 15 die Übersetzung eines C-Codes<br />
in Fortran.<br />
Des weiteren ermöglicht das Programm cfortran.h eine Interaktion zwischen Fortran- und C-<br />
Programmen 15 .<br />
14 Auskunft von I. Tessmann, Rechenzentrum der <strong>TUHH</strong><br />
15 C2F, fortran.h, Quelle: http://www.fortran.com -> Index
82<br />
8 Ausblick<br />
Unter Einsatz der in dieser Arbeit entwickelten und in Simulink programmierten<br />
Rechenmodelle, sind für verschiedene Schiffsantriebsanlagen Stoppmanöver simuliert<br />
worden. Die Simulationsergebnisse für eine Antriebsanlage mit zwei Viertakt-Dieselmotoren,<br />
die je einen Verstellpropeller antreiben, konnten mit Messwerten einer entsprechenden real<br />
ausgeführten Anlage verglichen werden. Für die anderen untersuchten Antriebsvarianten<br />
lagen keine Messergebnisse vor. Die Simulationsergebnisse dieser Antriebsvatianten sollten<br />
daher anhand von Messungen an entsprechenden real ausgeführten Anlagen überprüft werden.<br />
Besonders der Einfluss des Sogs auf den effektiven Propellerschub während eines<br />
Stoppmanövers hat sich als sehr bedeutend herausgestellt. Durch den Vergleich mit weiteren<br />
Messungen besteht die Möglichkeit, diese Tatsache näher zu untersuchen. Für die<br />
Antriebsvariante mit nur einem Verstellpropeller ist bei ähnlichen Propellergeometrie ein<br />
etwas kürzerer Stoppweg zu erwarten, da die Hinterschiffsform weniger völlig ist als bei einer<br />
Zweipropelleranlage. Es wird erwartet, dass die Zunahme der Sogkraft bei Rückwärtsschub<br />
geringer ausfällt.<br />
Des weiteren sollte anhand von Messungen oder sonstigen geeigneten Verfahren die<br />
Berechnung der Sogkraft in Abhängigkeit von aktuellen Betriebszustand weiter voran<br />
getrieben werden. Die Wechselwirkung zwischen Schiffsrumpf und Verstellpropeller scheint<br />
großen Einfluss auf die Genauigkeit der Simulationsergebnisse zu haben. Die<br />
Berücksichtigung des Sogs in Abhängigkeit vom Propellerschub ermöglicht eine weitere<br />
entscheidende Verbesserung der Simulationsgenauigkeit. Die Berechnung des Sogs sollte<br />
jedoch verifiziert und durch Messungen bestätigt werden.<br />
Für das Verstellpropellermodell waren propellerspezifische Modellparameter zu bestimmen.<br />
Durch Abgleich mit Messungen weiterer Manöver sollte es möglich sein, die<br />
Modellparameter noch präziser zu bestimmen und so die bereits gute Genauigkeit noch weiter<br />
zu verbessern.<br />
Durch Vergleich mit Propellerschubmessungen sollte auch der berechnete Propellerschub<br />
überprüft werden. Wenn die simulierten Schubkräfte durch Messungen bestätigt werden<br />
können, wird dadurch indirekt der verstärkte Sogeinfluss bei Rückwärtsschub bestätigt.<br />
Es ist denkbar, anhand der erstellten Simulationsmodelle eine Onlinesimulation auf der<br />
Kommandobrücke eines Schiffes durchzuführen. Die dabei notwendigen Eingangsgrößen wie<br />
Propellerdrehzahl, Schiffsgeschwindigkeit und Propellersteigung sind einfach zu erfassen. So<br />
könnte die Schiffsführung durch die Simulation z. B. den vom aktuellen Betriebszustand der<br />
Anlage abhängigen zu erwartenden Stoppweg besser abschätzen. Dies ist besonders für<br />
Anlagen mit Zweitaktmotor und direkt angetriebenem Festpropeller sinnvoll, da hier<br />
besonders lange Stoppzeiten auftreten.<br />
Das Manövrierverhalten von Schiffen gewinnt heutzutage zunehmend an Bedeutung. Im<br />
Rahmen dieser Arbeit wurden hauptsächlich Stoppmanöver simuliert. Querkräfte auf den<br />
Schiffskörper sowie Ruderkräfte wurden nicht berücksichtigt. Unter Verwendung eines<br />
erweiterten Modellansatzes für den Schiffskörper könnte auch das Drehen auf der Stelle oder<br />
das Quertraversieren beim An- und Ablegen simuliert werden. Auch hierbei ist wiederum<br />
eine genauere Kenntnis der Sogwirkung des Propellers notwendig.<br />
Die Ergebnisse des erstellten Dieselmotormodells sollten anhand von Messungen während<br />
eines transienten Betriebszustands überprüft werden.
Das weitestgehend physikalisch begründete Motormodell ist in Teilsysteme gegliedert, sodass<br />
beliebige weitere Einflüsse in das Modell integriert werden können. Außerdem sind sehr<br />
vielseitige Simulationsrechnungen möglich. So sind zum Beispiel Simulationen der<br />
Abgastemperatur bei Lastwechseln möglich.<br />
83
84<br />
9 Zusammenfassung<br />
Es war das Ziel dieser Arbeit, unterschiedliche Antriebsvarianten für ein RoRo-Schiff<br />
bezüglich ihres dynamischen Verhaltens sowie weiterer nichtdynamischer Kriterien zu<br />
untersuchen.<br />
Fünf verschiedene Antriebsvarianten wurden formuliert und untersucht.<br />
Um die Dynamik zu beurteilen, wurden Simulationsmodelle erstellt, mit deren Hilfe für<br />
unterschiedliche Antriebsvarianten Stoppmanöver gerechnet wurden.<br />
Für die Berücksichtigung der Motordynamik wurde ein Dieselmotormodell umgesetzt,<br />
welches das Verhalten der Motorkomponenten Verdichter, Ladeluftkühler, Ladeluftbehälter,<br />
Zylinder, Abgassammler und Turbine wiedergibt. Speicherwirkungen des Turboladerrotors<br />
und des Ladeluft- und Abgassammelbehälters werden berücksichtigt.<br />
Um ein möglichst allgemeingültiges und damit vielseitig einsetzbares Rechenmodell zu<br />
erhalten, wurde auf die Verwendung von speziellen Kennfeldern für den Ladeluftverdichter<br />
verzichtet. Stattdessen wird das Verdichterverhalten durch geeignete Ersatzfunktionen<br />
nachgebildet. Die Anzahl der erforderlichen Eingabedaten wurde weitestgehend reduziert.<br />
Unterschiede im Betriebsverhalten von Zwei- und Viertakt-Dieselmotoren werden durch eine<br />
entsprechende Modellierung des Ladungswechsels berücksichtigt.<br />
Für die Berechnung des Verstellpropellers ist ein in der Literatur vorhandenes physikalisch<br />
begründetes Verstellpropellermodell umgesetzt worden. Als Eingabedaten sind lediglich<br />
einige Nenndaten erforderlich. Spezielle Kennfelder werden nicht benötigt. Nach<br />
Identifikation weniger erforderlicher Modellparameter anhand von Messdaten, wurden mit<br />
diesem Modellansatz für ein Stoppmanöver gute Übereinstimmungen mit Messungen erreicht.<br />
Das Verhalten eines Festpropellers wird anhand eines vereinfachten Robinson-Kennfeldes<br />
nachgebildet.<br />
Für die Simulation einer Schiffsantriebsanlage sind neben den Motoren und Propellern noch<br />
weitere, das dynamische Anlagenverhalten maßgeblich bestimmende Anlagenkomponenten,<br />
erforderlich. Für folgende Teilsysteme wurden daher ebenfalls entsprechende Rechenmodelle<br />
entwickelt und programmiert: Drehzahlregler, Verstellpropellermechanik, Kombinator<br />
inklusive Verstellpropellerautomation, Anlasssystem für Zweitaktmotor,<br />
Belastungsprogramm, Füllungsbegrenzung<br />
Das elektrische Bordnetz einer dieselelektrischen Antriebsvariante wird näherungsweise als<br />
„Blackbox“ betrachtet. Anhand einer Leistungsbilanz wird die gemeinsame<br />
Winkelbeschleunigung der angeschlossenen Dieselgeneratoren bestimmt.<br />
Im Zusammenhang mit dieser Antriebsvariante ist ein einfaches Powermanagement, welches<br />
abhängig von der verfügbaren Generatorleistung, die maximal zulässige Propellerdrehzahl<br />
steuert, entwickelt worden.<br />
Die Beschleunigung des Schiffskörpers wird aus der Kräftebilanz aus effektivem<br />
Propellerschub und geschwindigkeitsabhängigem Schiffswiderstand, unter Berücksichtigung<br />
der Schiffsmasse, berechnet.<br />
Die durch Simulationsrechnungen ermittelte Stoppzeit beträgt etwa 50 % der auf einem<br />
Vergleichsschiff gemessenen Stoppzeit. Es hat sich gezeigt, dass die Sogziffer nicht während
85<br />
eines gesamten Stoppmanövers als konstant angesehen werden kann. Während der<br />
Bremsphase, in welcher der Propeller Rückwärtsschub und eine der Anströmrichtung<br />
entgegengesetzte Wasserströmung erzeugt, steigt die Sogziffer stark an. Unter Anwendung<br />
dieser Annahmen konnte eine gute Übereinstimmung mit gemessenen und simulierten<br />
Stoppzeiten erreicht werden.<br />
Die durchgeführten Simulationsrechnungen für unterschiedliche Antriebsvarianten zeigen,<br />
dass die Belastung der Dieselmotoren bei einer Verstellpropelleranlage geringer sind als für<br />
eine dieselelektrische Anlage. Zwei- und Viertakt-Dieselmotor unterscheiden sich in der<br />
Dynamik bei Antrieb eines Verstellpropellers kaum.<br />
Für eine Antriebsanlage mit Zweitakt-Dieselmotor und direkt gekoppeltem Festpropeller<br />
wurde im Gegensatz zur Verstellpropelleranlage etwa die sechsfache Stoppzeit ermittelt.<br />
Verschiedene weitere nichtdynamische Beurteilungskriterien wie Platzbedarf und Kosten der<br />
untersuchten Antriebsvarianten wurden vergleichend bewertet und beurteilt.
86<br />
10 Abkürzungen und Formelzeichen<br />
α<br />
Achsenrichtung der Ellipsen<br />
α<br />
Anstellwinkel<br />
β<br />
Anströmwinkel<br />
∆<br />
Delta (Differenz)<br />
ρ<br />
Dichte<br />
π<br />
Druckverhältnis<br />
µ Durchflussbeiwert<br />
ψ<br />
Durchflussfunktion<br />
ε<br />
Einstellwinkel<br />
ν<br />
Halbachsenverhältnis der Ellipsen<br />
κ<br />
Isentropenexponent für Gas<br />
ε<br />
Ladeluftkühlereffektivität<br />
λ<br />
Luftverhältnis<br />
ϕ<br />
Steigungswinkel<br />
ω Winkelgeschwindigkeit (ω = 2 π n)<br />
η<br />
Wirkungsgrad<br />
λ A Luftaufwand<br />
A<br />
Düsenquerschnittsfläche<br />
A<br />
Fläche<br />
a Taktzahl (Zweitakt: a = 1, Viertakt: a = 2)<br />
a<br />
Verhältnis, Nennanlassmoment / effektives Motornennmoment<br />
a, b Ellipsenhauptachsenabschnitt<br />
a, b Generatorhauptschalter<br />
a, b Konstanten der Reibgleichung<br />
A 0 , B 0 , K 0 , α 0 , β 0 angepasste Modellparameter<br />
A E /A 0 Propellerflächenverhältnis<br />
ATL Abgasturbolader<br />
b e<br />
spezifischer Kraftstoffverbrauch<br />
B f , B m Schub, und Momentenfaktor<br />
c<br />
Proportionalitätsbeiwert<br />
c, d Statikverhältnisfaktor<br />
c 0<br />
ideale Axialgeschwindigkeit<br />
c p<br />
spezifische Wärmekapazität<br />
c T , c Q Schub- und Momentenkoeffizient<br />
D<br />
Durchmesser<br />
DM Dieselmotor<br />
EM Elektromotor<br />
F<br />
Kraft<br />
FH Fahrhebelstellung<br />
f k<br />
Korrekturfunktion<br />
FP Propellerschub<br />
Fü Füllung = Regelstangenstellung<br />
G<br />
Generator<br />
H<br />
Enthalpie<br />
h<br />
spezifische Enthalpie<br />
H u unterer Heizwert<br />
i<br />
Getriebeübersetzung
87<br />
J Fortschrittsziffer, J = v a / (n D)<br />
J<br />
Massenträgheitsmoment<br />
k<br />
Exponent der Propellerkurve<br />
k<br />
Konstante<br />
k 1 , k 2 Konstanten<br />
K b allgemeiner Modellparameter<br />
k T , k Q Schub- und Momentenbeiwert<br />
L<br />
Schiffslänge<br />
Leistungsbegrenzung Anlagenregelung greift in Leistungsabgabe ein<br />
LL Ladeluft<br />
LLB Ladeluftbehälter<br />
LLK Ladeluftkühler<br />
l min Mindestluftverhältnis<br />
M<br />
Drehmoment<br />
m<br />
Masse<br />
M<br />
Moment<br />
MCR Maximum Continuous Rating = Maximale Dauerleistung<br />
n<br />
Drehzahl<br />
p<br />
Druck<br />
P<br />
Leistung<br />
P, I, D Proportional-, Integral- und Differenzialanteil des Drehzahlreglers<br />
p/D Steigungsverhältnis<br />
PTO Power-Take-Off<br />
Q<br />
Wärmemenge<br />
R<br />
Gaskonstante<br />
R<br />
Radius<br />
r<br />
Teilradius<br />
r, s, t Konstanten der Ellipsenberechnung<br />
R T Schleppwiderstand<br />
S<br />
Hilfsfunktion<br />
S<br />
Sogkraft<br />
s<br />
Stoppweg<br />
sgn Signumsfunktion<br />
St<br />
Statik des Drehzahlreglers<br />
t<br />
Simulationszeit<br />
t<br />
Sogziffer<br />
T<br />
Temperatur<br />
T<br />
Turbine<br />
T a Anlaufzeitkonstante<br />
U<br />
innere Energie<br />
u<br />
Umfangsgeschwindigkeit<br />
u/c 0 Turbinenlaufzahl<br />
V<br />
Bordnetzverbraucher<br />
v<br />
Geschwindigkeit<br />
V<br />
Volumen<br />
w<br />
Nachstromziffer<br />
x, y Ellipsenhauptachsen<br />
Z<br />
Ersatzfunktion<br />
z<br />
Zylinderanzahl
88<br />
10.1 Indizes<br />
0 Zustand auf der Pfahlkurve (v S * = 0)<br />
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6 Bezeichnung der Zustände im Motormodell<br />
1 Betriebspunkt des Propellers bei k Q = 0 und Nennschiffsgeschwindigkeit<br />
1 Zustand bei Nennschiffsgeschwindigkeit (v S * = 1)<br />
1, 2 Getriebewellen (An-, und Abtrieb)<br />
A<br />
Abgas<br />
a<br />
Anlassen<br />
a<br />
Auftrieb<br />
AS<br />
Abgassammler<br />
AS<br />
Arbeitsspiel<br />
ATL Abgasturbolader<br />
b<br />
Bremsmoment (bei Nullschub und stehendem Schiff)<br />
begr begrenzt<br />
DM Dieselmotor<br />
e<br />
effektiv, am Schwungrad<br />
EM Elektromotor<br />
f<br />
Schubkraft<br />
G<br />
Getriebe<br />
ges<br />
gesamt<br />
grenz Grenzdrehzahl des Belastungsprogramms, maximale Manöverdrehzahl<br />
h<br />
Hubvolumen eines Zylinders<br />
hyd hydrodynamisch<br />
i<br />
innen, im Zylinder<br />
i<br />
Messwert<br />
i, ii Punkte im Verdichterkennfeld<br />
k<br />
korrigiert<br />
K<br />
Spülluftgefälle<br />
Kr<br />
Kraftstoff<br />
L<br />
Luft<br />
LK<br />
Überströmluft, Spülluft<br />
LL<br />
Ladeluft<br />
LV<br />
Verbrennungsluft<br />
LZ<br />
Luft im Zylinder<br />
m<br />
gemittelt<br />
m<br />
mechanisch<br />
m<br />
Moment<br />
M<br />
Motor<br />
max maximal<br />
min mindest<br />
n<br />
Nenn, Normierung<br />
n<br />
Nennzustand, Normierung<br />
P<br />
Propeller<br />
PW Propellerwelle mit Elektromotor<br />
r<br />
Reib<br />
r<br />
relativ<br />
s<br />
isentrop<br />
S<br />
Schiff<br />
soll Sollwert<br />
start zu Simulationsbeginn<br />
Teilkraft, Teilmoment<br />
t
89<br />
T<br />
th<br />
umst<br />
V<br />
V<br />
V<br />
verfgb<br />
Verl<br />
VP<br />
w<br />
zu<br />
zul<br />
zünd<br />
Zyl<br />
Turbine<br />
theoretisch<br />
Umsteuern<br />
Bordnetzverbraucher<br />
Verbrennung<br />
Verdichter<br />
verfügbar<br />
Verlust<br />
Verstellzeit des Verstellpropellers<br />
Widerstand<br />
zugeführt<br />
zulässig<br />
Zündung<br />
Zylinder
90<br />
11 Literaturverzeichnis<br />
[1] Betz A.: Rechnerische Untersuchung des stationären und transienten Betriebsverhaltens<br />
ein- und zweistufig aufgeladener Viertakt-Dieselmotoren. Dissertation, TU-München,<br />
1985<br />
[2] Bulaty, T.: Spezielle Probleme der schrittweisen Ladungswechselrechnung bei<br />
Verbrennungsmotoren mit Abgasturboladern. MTZ 35, 1974, 6<br />
[3] Eyberg, W.: Entwicklung einer selbsttätig adaptierenden Automation zur Minimierung<br />
des Treibstoffverbrauchs von Schiffsantrieben mit Verstellpropellern. Technische<br />
Universität Hamburg-Harburg, Forschungszentrum des Deutschen Schiffbaus e. V.,<br />
Bericht Nr. 210, 1989<br />
[4] Gerstle, M.: Simulation des instationären Betriebsverhaltens hochaufgeladener Vier- und<br />
Zweitakt-Dieselmotoren. Dissertation, Fachbereich Maschinenbau der Universität<br />
Hannover, 1999<br />
[5] Hanouneh, M.: Ein Beitrag zur Untersuchung des dynamischen Verhaltens des<br />
Hauptantriebssystems von Schiffen unter besonderer Berücksichtigung der<br />
Umsteuermanöver. Dissertation, Universität Rostock, 1997<br />
[6] Herzke, H. Berechnungen des dynamischen Verhaltens von Verstellpropellerantrieben<br />
mit Hilfe von Simulationsmodellen. Schiffstechnik, Bd. 27, 1980<br />
[7] Hoffmann, J. ; Brunner, U : MATLAB und Tools. Für die Simulation dynamischer<br />
Systeme. Addison Wesly Verlag, München, 2002<br />
[8] Knittler, D. : Entwicklung eines rechnergesteuerten Stromrichterantriebes zur Abbildung<br />
der Eigenschaften von Kraft- und Arbeitsmaschinen. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1986<br />
[9] Krüger, S.; Thiemke, M.: diverse Projektierungsunterlagen zu den Neubauten Nr. 0-711<br />
bis 0-716. RoRo-Schiff, Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH, 2003<br />
[10] Lundin, A.: Simulation for Ice Breaker. Simulation document, Kvaerner Leirvik Nb 280-<br />
284, 04.05.99<br />
[11] Mrugowski, H.: Rechnergestützte Nachbildung dynamischer Vorgänge in komplexen<br />
Antriebsanlagen auf Schiffen. Schiffbauforschung 17, 5/6/1978<br />
[12] N. N.: Power System Engineering Toolset. Model of Combustion Machines, The Math<br />
Works GmbH, CD-Rom Version 1.2<br />
[13] N. N.: Project Guide L60MC-C. http://www.manbw.dk/dynamic/pguides.asp -> Project<br />
Guides -> L60MC-C<br />
[14] N. N.: Real-Time Workshop. Users Guide, For Use with Simulink®, The Math Works<br />
Inc., 2000, Version 4<br />
[15] N. N.: Reederei Hamburg-Süd, Columbus Shipmanagement, Turboladerkennfeld ABB<br />
TPL80-B12, MV „Cap San Nicolas“, 2000<br />
[16] N.N.: Matlab und Simulink. The Math Works GmbH, CD-Rom Version 6.0, Release 12<br />
[17] Östreicher, F.: Neue Regelungsstrategien für Antriebsanlagen mit hochaufgeladenen<br />
Schnelllaufenden Viertakt-Dieselmotoren. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1995<br />
[18] Pischinger, R.; Kraßnig, G.; Taaucar, G.; Sams, Th.: Thermodynamik der<br />
Verbrennungskraftmaschine. Springer-Verlag, Wien, NewYork, 1989
91<br />
[19] Rulfs, H.: Vorlesung Schiffsmotorenanlagen. TU-Hamburg-Harburg<br />
[20] Schliephack, C.: Untersuchung zum dynamischen Verhalten von Schiffsantriebsanlagen<br />
an einem Versuchsstand mit Viertakt-Dieselmotor und elektrischer Simulation der<br />
Propellerbelastung. VDI-Verlag, 1988<br />
[21] Spieker, C.: Simulation des dynamischen Betriebsverhaltens von Schiffsmotorenanlagen.<br />
Dissertation, Technische Universität Hamburg-Harburg, 2001<br />
[22] Wagner, K.; Bednarzik, R.; Philipp, O.: Der Verstellpropeller – so jung wie vor 150<br />
Jahren. Kolloquiumsvortrag, <strong>TUHH</strong><br />
[23] Winkler, G.; Wallece, F. J.: Untersuchung der Zusammenarbeit von Kolbenmotor und<br />
Strömungsmaschinen mittels numerischer Simulation. MTZ 40, 1979, 7/8<br />
[24] Woodward, J. B.; Larorre, R.G.: Modelling of Diesel Engine Transient Behavior in<br />
Marine Propulsion Analysis. SNAME Transactions, Vol. 92, 1984, Seiten 33 – 49<br />
[25] Zheng, W.: Entwicklung eines in Echtzeit lauffähigen Simulationsmodells für das<br />
System Schiff, Motor, Kombinator und Verstellpropeller. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1991
92<br />
12 Anhang<br />
12.1 Motordaten<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Ladeluftbehälter:<br />
Volumen V LLB [m³] 13 6 7 13 13 13 6 7 13 13<br />
Abgassammler:<br />
Volumen V AS [m³] 13 6 7 13 13 13 6 7 13 13<br />
ATL-Rotor:<br />
Anlaufzeitkonstante T aATL [s] 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Massenträgheitsmoment<br />
Nenndrehzahl<br />
J ATL<br />
[kgm²]<br />
n ATLn<br />
[1/min]<br />
ATL-Turbine:<br />
Nenndruckverhältnis π Tn [ ] 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36<br />
Ladeluftkühler:<br />
Kühlereffektivität ε [ ] 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81 0,81<br />
ATL-Verdichter:<br />
Nennansauglufttemperatur T 0n [K] 298 298 298 298 298 298 298 298 298 298<br />
Nenndruckverhältnis π Vn [ ] 3,1 3,1 3,1 3,1 3,1 3,1 ,31 3,1 3,1 3,1<br />
isentr. Verdichterwirkungsgrad<br />
η sVn [ ] 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87 0,87<br />
im Nennpunkt<br />
Kennfeldpunkt i: isentr. η sVi [ ] 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84 0,84<br />
Wirkungsgrad<br />
Kennfeldpunkt i: norm. V i * [ ] 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456 0,456<br />
Volumenstrom<br />
Kennfeldpunkt i:<br />
π Vi [ ] 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5<br />
Druckverhältnis<br />
Kennfeldpunkt ii:<br />
η sVii [ ] 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9<br />
Druckverhältnis<br />
(bei η sVi = η sVii )<br />
Zylinder:<br />
mechanischer Wirkungsgrad η mn [ ] 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93 0,93<br />
im Nennpunkt<br />
Abgastemperatur nach T 4n [K] 723 723 723 723 723 723 723 723 723 723<br />
Zylinder im Nennpunkt<br />
Lufttemperatur am<br />
T 3n [K] 323 323 323 323 323 323 323 323 323 323<br />
Zylindereintritt im<br />
Nennpunkt<br />
Nennkupplungsleistung P en [kW] 16200 8100 9100 16200 16200 16200 8100 9100 16200 16200<br />
spezifischer<br />
b en 180 180 180 180 180 180 180 180 180 180<br />
Kraftstoffverbrauch im<br />
Nennpunkt<br />
[g/kW h]<br />
Gesamtluftverhältnis im λ n [kg/kg] 2,3 2,3 2,3 3,5 3,5 2,3 2,3 2,3 3,5 3,5<br />
Nennpunkt<br />
Verbrennungsluftverhältnis λ vn [kg/kg] 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />
im Nennpunkt<br />
Einspritzpumpe:<br />
normierte Zünddrehzahl n zünd * [ ] 0,2 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,2 0,1 0,1<br />
Tabelle 12.1: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell des Zwei- bzw. Viertakt-Dieselmotors, Quelle: [9], [19] sowie<br />
eigene Annahmen<br />
Fü*<br />
p3*<br />
w*<br />
Me*<br />
4-Takt Motor
93<br />
12.2 Anlasssystem<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
normierte Umsteuerdrehzahl n umst * [ ] 0,3 0,3 0,3 0,3<br />
norm. Anlassmoment<br />
M an /M Mn<br />
a [ ] 0,4 0,4 0,4 0,4<br />
Tabelle 12.2: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für<br />
das Simulationsmodell des Anlasssystems vom Zweitakt-Dieselmotor, Quelle:<br />
eigene Annahmen<br />
12.3 Schiffsdaten<br />
Fahrhebelstellung<br />
Me*<br />
dmKr/dt*<br />
w*<br />
Anl assystem<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
I<br />
MM*<br />
Zeitkonstante Ta S [s] 169 169 169 169 169<br />
Nennschiffsgeschwindigkeit v Sn [kn] 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7 21,7<br />
Masse m S [t] 12224 12224 12224 12224 12224<br />
hydrodynamische Masse m Shyd [t] 200 200 200 200 200<br />
Nennschiffswiderstand R Tn [kN] 823 823 823 823 823<br />
Exponent der<br />
Widerstandskurve<br />
k [ ] 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794 2,794<br />
Tabelle 12.3: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten<br />
für das Simulationsmodell des Schiffskörpers, Quelle: [9]<br />
12.4 Verstellpropeller<br />
v*<br />
Fp*<br />
Schiff<br />
v*<br />
Fp2*<br />
Fp1*<br />
Schiff mit<br />
2 Propellern<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Nenndrehzahl des Propellers n Pn [1/min] 126,4 126,4 126,4 126,4 126,4 126,4<br />
Nachstromziffer w [ ] 0,127 0,127 0,127 0,127 0,127 0,127<br />
Propellerdurchmesser D [m] 5 5 5 5 5 5<br />
Nennsteigungsverhältnis p/D p/D n [ ] 1,207 1,207 1,207 1,207 1,207 1,207<br />
bei 0,7 R<br />
normiertes Drehmoment bei M Pb * [ ] 0,24 0,24 0,24 0,24 0,24 0,24<br />
ω P * = 1 und Nullschub<br />
Modellparameter A 0 A 0 [ ] 5 5 5 5 5 5<br />
Modellparameter β 0 β 0 [ ] 0,28 0,28 0,28 0,28 0,28 0,28<br />
Messwert (p/D) i [ ] 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02<br />
Messwert v Si [kn] 16,8 16,8 16,8 16,8 16,8 16,8<br />
Messwert n Pi [1/min] 126 126 126 126 126 126<br />
Messwert M pki * [ ] -0,07 -0,07 -0,07 -0,07 -0,07 -0,07<br />
Modellparameter K b K b [ ] 0,73 0,73 0,73 0,73 0,73 0,73<br />
Momentanpassung M Pn /M Mn<br />
[ ]<br />
0,75 0,75 0,75 0,75 0,75 0,75<br />
Tabelle 12.4: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell des Verstellpropellers nach Zheng [25], Quelle: [9]<br />
wp*<br />
P/D*<br />
v*<br />
Mp*<br />
Fp*<br />
Verstellpropeller<br />
(angepasste Parameter)<br />
[Zheng]
94<br />
12.5 Festpropeller<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
normierte<br />
ω 0 * [ ] 0,57 0,57 0,57 0,57<br />
Winkelgeschwindigkeit bei<br />
M P * = 1 und v S * = 0<br />
normiertes Drehmoment bei M 0 * [ ] -0,92 -0,92 -0,92 -0,92<br />
ω P * = 0 und v S * = 1<br />
Nenndrehzahl n Pn [1/min] 126,4 126,4<br />
Momentanpassung M Pn /M Mn<br />
[ ]<br />
0,75 0,75 0,75 0,75<br />
Tabelle 12.5: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationmodell des Festpropellers nach vereinfachtem Robinsonkennfeld, Quelle:<br />
Berechnet aus Freifahrtdiagramm [9]<br />
wp*<br />
v*<br />
Mp*<br />
Fp*<br />
12.6 Welle<br />
Festpropeller<br />
dynamisch<br />
Robinson-Kurven<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Anlaufzeitkonstante T a [s] 2,6 2,6 2,6 2,6<br />
ges. Massenträgheitsmoment J ges [kgm²] 15436 7718 242065 242065<br />
des Wellenstranges red. auf<br />
Motordrehzahl<br />
Übersetzungsverhältnis i [ ] 3,96 3,96 1 1<br />
Tabelle 12.6: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell einer Welle, Quelle: [9]<br />
12.7 Verstellpropellermechanik<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
w*<br />
MM*<br />
Welle<br />
ML*<br />
Verstellzeit von p/D* = 1 bis t VP [s] 66 66 66<br />
p/D* = -1<br />
maximale<br />
Verstellgeschwindigkeit<br />
d(p/D)*/dt<br />
[ ]<br />
0,03 0,03 0,03<br />
Tabelle 12.7: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für<br />
das Simulationsmodell der Verstellpropellermechanik, Quelle: [9]<br />
P/Dsoll* P/D*<br />
Verstellpropellermechanik
95<br />
12.8 PID-Drehzahlregler<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Proportionalitätsfaktor P 20 20 20 20 20 20 20 20<br />
Integralteil I 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2<br />
Differenzierteil D 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Tabelle 12.8: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell eines Drehzahlreglers, Quelle: eigene Annahmen<br />
12.9 PID-Drehzahlregler mit Statik<br />
I<br />
wsoll*<br />
w*<br />
Füsoll*<br />
PID-Drehzahlregler<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Proportionalitätsfaktor P 20 20<br />
Integralteil I 0,2 0,2<br />
Differenzierteil D 0 0<br />
Statik Statik [%] 4 4<br />
Tabelle 12.9: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell eines Drehzahlreglers mit Statik, Quelle: eigene Annahmen<br />
12.10 Füllungsbegrenzung<br />
I<br />
wsoll*<br />
w*<br />
Fü*<br />
Füsoll*<br />
St<br />
PID-Drehzahlregler<br />
mit Statik<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
maximale Füllung Fü max [ ] 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Tabelle 12.10: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das Simulationsmodell<br />
des Teilsystems Füllungsbegrenzung
96<br />
maximale normierte Füllung [-]<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
2T DM<br />
4T DM<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
normierte Drehzahl [-]<br />
maximale normierte Füllung [-]<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
normierter Ladeluftdruck [-]<br />
Abbildung 47: Kennlinien der Füllungsbegrenzung, maximal zulässige Füllung<br />
in Abhängigkeit von der Drehzahl ω* und vom Ladeluftdruck p 3 *, Quellen: 4T-<br />
DM MAK 6M43, Leistungsdiagramm [9]; 2T-DM MAN 9LMC-C,<br />
Leistungsdiagramm [9]; maximale Füllung in Abhängigkeit des Ladeluftdrucks<br />
siehe Erklärung in Abschnitt 3.10.3<br />
p3* (Ladeluf tdruck)<br />
Füsoll*<br />
w*<br />
Fü*<br />
Füllungsbegrenzung<br />
4T-DM<br />
I<br />
12.11 Belastungs-Programm<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
maximale<br />
Drehzahländerungsgeschwindigkeit<br />
(oberhalb der<br />
Grenzdrehzahl)<br />
Grenzdrehzahl<br />
(maximale Drehzahl ohne<br />
Begrenzung der<br />
Änderungsgeschwindigkeit)<br />
dω max */dt<br />
[ ]<br />
5,5e-5<br />
5,5e-5<br />
ω grenz * [ ] 0,9 0,9<br />
Tabelle 12.11: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell der Belastungsprogramms für einen Dieselmotor, Quelle: [13]<br />
wsoll*<br />
w*<br />
wsoll*<br />
Last-Programm
97<br />
12.12 Kombinator<br />
1<br />
p/Dsoll*, nsoll*<br />
0,5<br />
0<br />
-1 -0,5 0 0,5 1<br />
-0,5<br />
nsoll*<br />
-1<br />
p/Dsoll*<br />
Fahrhebelstellung* [ ]<br />
Abbildung 48: Kombinatorkennlinien, Sollsteigungsverhältnis p/D soll * und<br />
Solldrehzahl n soll * in Abhängigkeit von der Fahrhebelstellung, Konstantdrehzahl<br />
und Kombinatorbetrieb<br />
Fahrhebelstellung*<br />
wsoll*<br />
P/Dist*<br />
w*<br />
P/Dsoll*<br />
Fü*<br />
Fübegr*<br />
I<br />
12.13 Elektrische Welle<br />
Kombinator und<br />
Verstellpropellerautomation<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Nennleistung Elektromotor1<br />
(mechanisch)<br />
Nennleistung Elektromotor2<br />
(mechanisch)<br />
Nennleistung der<br />
Bordnetzverbraucher<br />
Nennleistung Dieselmotor1<br />
Nennleistung Dieselmotor2<br />
Nenndrehzahl der<br />
Dieselgeneratoren<br />
Massenträgheitsmoment<br />
Dieselgenerator1<br />
Massenträgheitsmoment<br />
Dieselgenerator2<br />
Tabelle 12.12: Erforderliche Daten und daraus zu<br />
bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell der „elektrischen Welle“, Quelle:<br />
eigene Annahmen<br />
P EM1n<br />
[kW]<br />
8100 8100<br />
P EM2n<br />
8100 8100<br />
[kW]<br />
P Vn [kW] 2000 2000<br />
P DM1n<br />
[kW]<br />
9100 9100<br />
P DM2n<br />
9100 9100<br />
[kW]<br />
n n [1/min] 500 500<br />
J 1 [kgm²] 7718 7718<br />
J 2 [kgm²] 7718 7718<br />
v erf ügbare Leistung<br />
wp1soll*<br />
wp2soll*<br />
Powermanagement<br />
PEMzul*<br />
wpsoll*<br />
v*<br />
wp* (begrenzt)<br />
Propellerdrehzahl<br />
begrenzung<br />
PEM1zul*<br />
PEM2zul*<br />
I<br />
MDM1*<br />
MDM2*<br />
PEM1*<br />
PEM2*<br />
PV*<br />
St1<br />
St2<br />
v erf ügbare Leistung<br />
elektrische Welle<br />
w*
98<br />
12.14 Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor<br />
erforderliche Daten<br />
Eingabedaten für<br />
Simulationsmodelle<br />
Antriebsvariante Nr.: 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />
Nennleistung (mechanisch) P EMn<br />
8100<br />
[kW]<br />
Nenndrehzahl<br />
n Pn<br />
126,4<br />
[1/min]<br />
Massenträgheitsmoment J PW<br />
121032<br />
[kgm²]<br />
Anlaufzeitkonstante T aPW<br />
2,6<br />
Tabelle 12.13: Erforderliche Daten und daraus zu bestimmende Eingabedaten für das<br />
Simulationsmodell der Propellerwelle mit elektrischem Fahrmotor, Quelle: eigene<br />
Annahmen<br />
wp*<br />
Mp*<br />
PEM*<br />
Propellerwelle<br />
12.15 Physikalische Konstanten<br />
Mindestluftverhältnis l min [ ] 14,8<br />
unterer Heizwert H u [kJ/kg K] 42700<br />
Isentropenexponent für Abgas κ A [ ] 1,35<br />
Isentropenexponent für Luft κ L [ ] 1,4<br />
Gaskonstante für Luft R L [J/kg K] 287<br />
Gaskonstante für Abgas R A [J/kg K] 287<br />
mittlere spezifische Wärmekapazität für Luft c pL [J/kg K] 1006<br />
mittlere spezifische Wärmekapazität für Abgas c pA [J/kg K] 1114<br />
Tabelle 12.14: Physikalische Konstanten [18]