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Ausgabe vom April 2011 - Zum alten Eisen

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<strong>April</strong> <strong>2011</strong> Erscheinungsort Wien EUR 0,50<br />

<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

D I E Z E I T U N G D E S V E R E I N S „ Z U M A L T E N E I S E N ? “ e . V .


2<br />

<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

Job mit 60+ Und es geht doch<br />

Seit 18.4. habe ich wieder einen<br />

neuen Job. Ich bin zwar bei einem<br />

High-End Arbeitskräfteüberlasser<br />

beschäftigt, erhalte aber mein bisher<br />

höchstes Gehalt. Ich bin angestellt<br />

und arbeite für einen Anlagenbauer.<br />

Auf Grund meines mit dem 31.3. 2012<br />

befristeten Vertrages bin ich nach dem<br />

Probemonat nicht einmal kündbar.<br />

Übrigens mein Pensionsstichtag ist<br />

der 1.3.2012.<br />

Somit gehöre ich zu dem verschwindend<br />

geringen Teil der Generation<br />

60+ die wieder Beschäftigung gefunden<br />

haben.<br />

Wie habe ich das geschafft?<br />

1. Ich habe natürlich massenhaft<br />

Glück gehabt. Um dieses Glück zu<br />

unterstützen, habe ich allerdings einiges<br />

beigesteuert. Das waren unter<br />

anderem:<br />

2. Einen gefragten technischen<br />

Beruf mit einer hervorragende Ausbildung<br />

und breit gestreuter Erfahrung.<br />

3. Akuter Mangel an gut ausgebildeten<br />

Technikern.<br />

4. Aggressives Bewerben mit vorgefertigte<br />

Bewerbungsschreiben.<br />

Dabei habe ich verschiedene Schreiben<br />

für verschieden interessante Firmen<br />

geschrieben.<br />

a) Interessante Firmen<br />

b) Uninteressante Firmen (Pflichtbewerbungen<br />

für das AMS)<br />

c) Firmen, die über das AMS Mitarbeiter<br />

suchen<br />

d) Firmen, die ich kenne und für die<br />

ich schon immer arbeiten wollte<br />

e Leiharbeitsfirmen<br />

5. Absolute Ehrlichkeit bezüglich<br />

meiner Lebenssituation und meinem<br />

baldigen Pensionsantritt. Ich habe den<br />

Personalisten klipp und klar gesagt,<br />

wann dieser Termin ist und dass ich<br />

daher nicht unbedingt auf diesen Job<br />

angewiesen bin, aber andererseits<br />

daran interessiert bin, auch länger als<br />

bis zu diesem Termin zu arbeiten.<br />

Daraus ergab sich ein exzellentes<br />

Vorstellungsgespräch beim Arbeitskräfteüberlasser<br />

und bei dessen Kunden.<br />

Vom Mitarbeiter des Arbeitskräfteüberlassers<br />

bekam ich übrigens das<br />

erste Mal ein Feedback über meine<br />

Bewerbung.<br />

6. Und last not least der Umstand,<br />

dass der Mitarbeiter des Arbeitskräfteüberlasser<br />

den anderen Job, für den<br />

ich damals gekündigt hatte in den<br />

Sand gesetzt hat und somit mir gegenüber<br />

in der Plicht war.<br />

Zusätzlich möchte ich noch erwähnen,<br />

dass ich diesen Job ohne Protektion<br />

erh<strong>alten</strong> habe. Seit meiner<br />

Arbeitsaufnahme habe ich übrigens<br />

bereits zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen<br />

erh<strong>alten</strong>, die ich<br />

natürlich schon auf Grund des viel<br />

geringeren Gehalts abgelehnt habe.<br />

Es ist mir natürlich klar, dass<br />

Arbeitslose mit anderen Berufen als<br />

dem meinem viel weniger Chancen<br />

auf einen Job haben als ich. Aber ich<br />

möchte nur aufzeigen, dass man nicht<br />

die Flinte ins Korn werfen soll.<br />

Günter Reif<br />

ALTE EISEN GESUCHT!<br />

Vor einigen Wochen war mehrmals<br />

in einem Kleinformat und<br />

einem ebenso kleinen Gratisblatt<br />

jeweils auf der ersten Seite in einem<br />

Kasten obiger Aufruf in großen<br />

fetten Buchstaben zu lesen. Links<br />

unten stand eine Telefonnummer,<br />

die aber nicht die unseres Vereins<br />

war. Es handelte sich um eine Alteisenverwertungsfirma<br />

auf der<br />

Suche nach Nachschub!<br />

Die Frage stellte sich mir, ob<br />

diese Werbeidee nicht auch auf den<br />

Arbeitsmarkt übertragbar wäre.<br />

Vielleicht könnte das AMS diese<br />

Idee aufgreifen und schließlich<br />

auch für alle möglichen Branchen<br />

passende Inserate sch<strong>alten</strong> für „alte<br />

<strong>Eisen</strong>“ . . .<br />

Denn dass es doch geht, als „altes<br />

<strong>Eisen</strong>“ noch an einen anständigen Job<br />

zu kommen, beweist obiges Editorial<br />

von Günter Reif. Ich hatte daher<br />

bei dem Inserat der Altmetallfirma ein<br />

eher unangenehmes Gefühl: Alte<br />

<strong>Eisen</strong> sind nicht mehr brauchbar, weg<br />

damit!<br />

Ein schon länger zurückliegendes<br />

Beispiel von Werbung mit zweifelhaften<br />

Mitteln war eine Kampagne eines<br />

Reiseunternehmens mit dem Slogan:<br />

„Schluss mit der Langzeiturlaubslosigkeit!“.<br />

Illustriert wurde der<br />

Slogan von einem außerordentlich<br />

unglücklich aussehenden Betroffenen,<br />

der eben Urlaub nötig hat.<br />

Ich wurde das Gefühl eines<br />

Werbeeffekts auf Kosten einer<br />

bestimmten Bevölkerungsgruppe<br />

nicht los. Jedenfalls ein Hohn für<br />

joblose Menschen, welche von<br />

Urlaub nur träumen können . . .<br />

„ALTE EISEN“ sucht natürlich<br />

auch unser Verein weiterhin, siehe<br />

letzte Seite dieser Zeitung. Nicht<br />

im Schneckenhaus sitzen, sondern<br />

zu den wöchentlichen Treffen<br />

kommen! Hier gibt’s Austauschmöglichkeit,<br />

Rat und Hilfe.<br />

Paul Felder


<strong>April</strong> <strong>2011</strong> 3<br />

Arm trotz Arbeit?<br />

Eine provokante Aussage? Mitnichten. Nahezu 10 % sämtlicher Arbeitnehmer<br />

sind arm bzw. armutsgefährdet. Von Karl Frank, Obmann-Stv.<br />

Wir sprechen hier <strong>vom</strong> EU-Raum<br />

und nicht von einer der vielen<br />

wirtschaftlich noch unterentwickelten<br />

Wirtschaftsregionen in der sogenannten<br />

3. Welt. Europa – das angeblich<br />

soziale Europa – weist diesbezüglich<br />

eine beschämende Bilanz auf.<br />

Obwohl Erwerbslosigkeit wohl die<br />

klassische Ursache für Armut darstellt,<br />

kann eben diese die Ausbreitung<br />

von Armut nicht (mehr) verhindern.<br />

Vor allem nach der hinlänglich<br />

diskutierten Finanzkrise, ist auch<br />

diese Form der Armut weiter deutlich<br />

im Anstieg begriffen.<br />

Vor diesem äußerst betrüblichen<br />

Hintergrund findet auch heuer wiederum<br />

das bereits bestens bekannte<br />

Treffen von armutsgefährdeten Personen<br />

in Brüssel statt. Am 12. Mai<br />

reisen zu diesem mittlerweile 10.<br />

Treffen insgesamt 5 Personen aus<br />

Österreich an, um sich zumindest auf<br />

dieser Ebene ein wenig Gehör zu verschaffen.<br />

3 Tage später nach Ende des<br />

heurigen Zusammenseins erfolgt<br />

dann die Rückkehr. Wie jedes Jahr<br />

wurden auch heuer die teilnehmenden<br />

Personen aus unterschiedlichen<br />

Organisationen ausgewählt. Vor dem<br />

Hintergrund der sich bereits anbahnenden<br />

Veränderungen in der wirtschaftspolitischen<br />

Landschaft (ein<br />

Hoch dem Neoliberalismus?!), ist es<br />

wichtiger denn je, dass wir, die sogenannten<br />

kleinen Leute, auch auf uns<br />

aufmerksam machen. Natürlich ist<br />

unser Einfluss auf die Polit- und Wirtschaftskreise<br />

wahrlich endenwollend,<br />

aber sozusagen kampflos klein beigeben,<br />

das kann auch nicht der Weisheit<br />

letzter Schluss sein.<br />

Sozialabbau durch<br />

EURO-Rettungsschirm<br />

Der Schuldenstand der EU-Länder<br />

hat sich nach der Krise um durchschnittlich<br />

etwa 20 Prozent erhöht.<br />

Einzelne Länder wie Island, Lettland<br />

oder Irland weisen eine extreme<br />

Zunahme an Schulden auf. Diese Länder<br />

werden auch seit längerem immer<br />

wieder in diesem Zusammenhang<br />

erwähnt bzw. teils nebst anderen hoch<br />

verschuldeten Ländern in den sogenannten<br />

EURO-Rettungsschirm aufgenommen.<br />

Was trägt die Finanzwirtschaft<br />

(also nicht die reale Wirtschaft)<br />

zu diesen großteils von ihr selbst verschuldeten<br />

Schäden bei? Praktisch<br />

nichts!!! Diese Befürchtung habe ich<br />

gemeinsam mit vielen anderen Personen<br />

gehegt, die sich diesem Thema in<br />

den letzten Jahren gewidmet haben.<br />

Im Klartext bedeutet das für uns kleine<br />

Arbeitnehmer, aus dem Arbeitsleben<br />

verdrängte Erwerbslose aber auch<br />

sich im Ruhestand befindlichen Personen,<br />

dass wir den von den Finanzhaien<br />

angerichteten Schaden mittels<br />

ständig steigender Belastungen auszugleichen<br />

haben. Die Defizite sämtlicher<br />

Mitgliedsstaaten haben auf die<br />

festgelegte Grenze (3%) runtergedrückt<br />

zu werden. Sozialabbau wird<br />

billigend in Kauf genommen, weil<br />

alternativlos (welch „herrliche“ Wortschöpfung).<br />

Endlich Steuern auf<br />

Vermögen bzw. finanzielle (Harakiri)Transaktionen<br />

einzuführen, diese<br />

Möglicheit wird nur am Rande angedacht<br />

und hat sich bis jetzt nichts in<br />

diese Richtung bewegt. Die Bürger<br />

Europas werden sich irgendwann<br />

erheben müssen, um dieser ständig<br />

zunehmenden UNGERECHTIG-<br />

KEIT endlich Einhalt zu gebieten.<br />

Das kann man sich natürlich keinesfalls<br />

wünschen, aber der Weg in diese<br />

trübe Zukunft zeichnet sich immer<br />

deutlicher ab. Möge ich mich irren<br />

und die heutigen EU-Wirtschaftspolitiker<br />

doch noch zur Vernunft kommen.<br />

Allein das was sich immer deutlicher<br />

abzeichnet, zeigt klar diese<br />

Richtung an. Obgenannte Herrschaften<br />

haben zumindest bis zum heutigen<br />

Tage keinerlei Lehren aus der<br />

Finanzkrise gezogen. Ganz im Gegenteil.<br />

Für Spekulanten, Börsengurus<br />

und ähnliche „unverzichtbare“ (???)<br />

Mitglieder der selbsternannten Wirtschaftseliten,<br />

sind längst<br />

schon wieder goldene<br />

Zeiten angebrochen. Als<br />

hätte es die Finanzkrise<br />

nie gegeben. Die Armut<br />

nimmt zu, die Erwerbslosigkeit<br />

geht kaum<br />

wenn überhaupt zurück,<br />

die Löhne stagnieren<br />

bzw. gehen teils runter.<br />

Das kümmert doch<br />

unsere Eliten nicht wirklich.<br />

Wichtig sind<br />

(Rekord-) Gewinne für<br />

Banken und Großkonzerne. Wer in<br />

Zukunft die Waren und Dienstleistungen<br />

dieser Unternehmen noch kaufen<br />

soll bzw. kann, das wird offensichtlich<br />

nicht bedacht.<br />

Finanzhäuser wieder auf der<br />

Jagd nach Rekordgewinne<br />

Zwei Beispiele aus meiner eigenen<br />

Realität ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Ich erhielt in letzter Zeit einige<br />

Anrufe von diversen Banken bzw.<br />

Versicherungshäusern, wo man mich<br />

bezüglich Abschluss einer Sparform<br />

bzw. Versicherung kontaktierte.<br />

Meine Hinweise, dass ich aufgrund<br />

meines Lebensalters (trotz 700 Stel-


4<br />

<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

lenbewerbungen), sowie meiner nicht<br />

mehr vollständig intakten Gesundheit<br />

wahrscheinlich keinen bezahlten<br />

Arbeitsplatz mehr erh<strong>alten</strong> werde, hat<br />

man erst nach mehrmaliger Aufforderung<br />

registriert. Wenn das eigene<br />

Einkommen deutlich unter der<br />

Armutsgrenze liegt, dann ist es praktisch<br />

unmöglich, ein Sparbuch anzulegen<br />

oder eine Versicherung abzuschließen.<br />

Da muss man froh sein,<br />

wenn es für die Wohnungsmiete reicht<br />

und wenn man genügend „Kohle“ für<br />

alle anderen Fixkosten aufbringen<br />

kann. Vor kurzem haben mich Mitarbeiter<br />

einer Großbank auf öffentlichen<br />

Straßen und Plätzen angesprochen.<br />

Man hat mir einen Rabattgutschein<br />

überreicht, der mir angerechnet<br />

wird, wenn ich ein Finanzprodukt<br />

bei diesem Institut erwerbe. Tröstlich<br />

war nur das kleine Stück Schokolade,<br />

welches bei dieser Gelegenheit auch<br />

überreicht wurde. Der Hintergrund<br />

ist klar. Die Finanzhäuser gehen wieder<br />

aggressiv auf hohe bzw. Rekordgewinne<br />

los. Der Zweck heiligt die<br />

Mittel.<br />

Wer mehr zum heurigen Treffen in<br />

Brüssel wissen möchte, dem sei noch<br />

die Adresse www.eapn.eu ans Herz<br />

gelegt. Mehr dazu folgt dann in unserer<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Gedanken-Splitter von ursus arctos<br />

Die Schweiz wäscht weisser<br />

Dies stellte schon vor Jahren der<br />

streitbare Schweizer Soziologe,<br />

Abgeordnete und Menschenrechtler<br />

Jean Ziegler fest. Und natürlich<br />

waschen auch Liechtenstein, Monaco,<br />

die Kanalinseln und was es da sonst<br />

noch an Off-Shore-Steuerparadiesen<br />

gibt, weisser. Immer noch. Einer Meldung<br />

in der Kronen-Zeitung <strong>vom</strong><br />

Ostersonntag war zu entnehmen: In<br />

der Schweiz lagern 970 Milliarden Dollar<br />

Geldvermögen von EU-Bürgern,<br />

84 % davon sind nicht deklariert, also<br />

garantiert an der jeweils einheimischen<br />

Steuerbehörde vorbei geschmuggelt<br />

worden. Italiener haben 210 Milliarden<br />

in der Schweiz liegen, davon ist<br />

nur 1 % deklariert. Von den 27 Milliarden,<br />

welche griechische Bürger in der<br />

Schweiz liegen haben, sind ebenfalls 99<br />

% nicht deklariert, ein Rekordwert wie<br />

bei den Italienern. Deutsche sind ein<br />

wenig ehrlicher zu ihrer Finanzbehörde,<br />

nur 69 % sind nicht deklariert.<br />

Was dies mit der Frage der Erwerbsarbeitslosigkeit<br />

zu tun hat? Sehr viel.<br />

Denn würden diese Gelder versteuert,<br />

so hätten die jeweiligen Länder<br />

mehr Geld im Budget verfügbar, für<br />

Investitionen, für Schule und Bildung,<br />

für Soziales. Und lägen diese Gelder<br />

eben nicht in der Schweiz auf Konten,<br />

sondern zu Hause und im<br />

Umlauf, so ergäbe das eine Belebung<br />

der jeweiligen Realwirtschaften, also<br />

auch mehr Arbeitsplätze. Es ist einfach:<br />

Geld im Umlauf in der Realwirtschaft<br />

schafft Arbeit und Wohlstand.<br />

Geld, das einfach nur auf Konten liegt<br />

und mit dem dann auf Finanzmärkten<br />

spekuliert wird, das nützt bestenfalls<br />

einigen Spekulanten. Jenen<br />

Spekulanten, die in der Wirtschaftsberichterstattung<br />

fälschlicherweise<br />

„Investoren“ genannt werden.<br />

Anstand<br />

Wos bitte war mei Leistung?“ fragte<br />

ein mehr als sattsam bekannter<br />

Lobbyist am Telefon seinen<br />

Freund Karl-Heinz Grasser, den<br />

„KHG“. Ja, was war seine Leistung?<br />

Und was bitte war die Leistung dieses<br />

KHG? Außer, dass er Zeit seines<br />

Politikerlebens und danach viel heiße<br />

Luft produzierte? Über das, was er<br />

sonst noch „produzierte“, ermitteln<br />

ja endlich die Gerichte und die Finanzbehörden.<br />

Frau/man wird ja sehen,<br />

was herauskommt bei den Ermittlungen<br />

gegen diesen Freundeskreis (ich<br />

würde ja gerne ein anderes Wort verwenden,<br />

aber dies wäre vielleicht klagbar…).<br />

Im Übrigen gilt ja die<br />

Unschuldsvermutung, denn wenigstens<br />

die gilt noch in unserem Land<br />

auch bei Typen wie KHG und Konsorten.<br />

Auch wenn bei manchen Figuren<br />

sonst nichts mehr gilt. Vor allem<br />

nicht scheinbar so antiquierte Begriffe<br />

wie Anstand und Ehre.<br />

Zur Illustration, wie akkurat zum<br />

Beispiel Finanzbehörden arbeiten,<br />

wenn es um einen Normalbürger geht.<br />

Ein mir bekannter Normalbürger<br />

schlitterte mit seiner<br />

kleinen Firma unverschuldet<br />

in die Insolvenz<br />

(Konkurs, es<br />

wurde dann ein Ausgleich).<br />

Besagter Herr Normalbürger<br />

hat unter anderem eine kleine Finanzschuld<br />

in Monatsraten von 20 Euro<br />

abzustottern, der Mann überweist selber<br />

und einzeln per Elektronic Banking.<br />

Unlängst war er einmal krank<br />

(auch dies eine Folge der wirtschaftlichen<br />

Probleme), kurz im Krankenhaus,<br />

daher wurde die fällige monatliche<br />

Überweisung um ganze drei Tage<br />

verspätet durchgeführt. Inzwischen<br />

bekam er zeitgleich – Brief und Überweisung<br />

überschnitten sich – einen<br />

ziemlich geharnischten Mahnbrief der<br />

Finanzbehörde, wegen der drei Tage<br />

überfälligen zwanzig Euro. Wir lernen<br />

daraus: Je kleiner der Betrag und<br />

je „normaler“ der betroffene Bürger,<br />

umso schneller arbeitet der Behördenapparat.<br />

Was das alles mit uns, mit Erwerbsarbeitslosigkeit<br />

zu tun hat? Nun gut,<br />

auch hier ist es doch so, dass Erwerbs-<br />

Arbeitslose durchaus mit Sanktionen<br />

rechnen müssen, wenn sie gesetzliche<br />

Bestimmungen, z.B. im ALG, nicht<br />

einh<strong>alten</strong>. Hingegen haben Firmen,<br />

welche Mitarbeiter freisetzen – wie<br />

das oft so zynisch genannt wird – auch<br />

dann nicht mit Sanktionen (auch nicht<br />

in Form einer schlechten Nachrede)<br />

zu rechnen, wenn der Abbau von<br />

David Brandt<br />

Fortsetzung Seite 6


<strong>April</strong> <strong>2011</strong> 5<br />

Das Drama Statistik<br />

Zahlenspiele und das wirkliche Leben oder<br />

Wos woa sei (mei) Leistung?<br />

Von Sonja Baumgartner<br />

Vom Frühjahr 2009 bis zum Frühjahr<br />

2010 sollen lt. Statistik 6534<br />

Haushalte mittels penibel geführtem<br />

Haushaltsbuch pro Monat mit <strong>Ausgabe</strong>n<br />

alles in allem von EUR 2910,-<br />

die Marktwirtschaft und die Haushaltskassen<br />

des Bundes und der Länder<br />

„unterstützt“ haben.<br />

Fast 40% davon entfallen auf die<br />

Bereiche Wohnen und Mobilität. Auf<br />

Platz drei die Bereiche Freizeit, Sport<br />

und Hobby. Aber nur auf dem vierten<br />

Platz entfallen von diesen 2910<br />

Euro Lebensmittel und alkoholfreie<br />

Getränke. Wovon bei Haush<strong>alten</strong> mit<br />

den niedrigsten Einkommen in dieser<br />

Zeitspanne naturgemäß ein weit<br />

höherer Prozentsatz auf die Ernährung<br />

zum Tragen kommt und sicher<br />

bis jetzt noch mehr angestiegen ist als<br />

bei Haush<strong>alten</strong> mit hohem Einkommen,<br />

da ja Wenig- oder Geringverdiener<br />

sowieso einen Großteil ihres<br />

Haushaltsbudgets für das Allernotwendigste<br />

– wie Nahrung und Dinge<br />

des täglichen Gebrauchs – aufbringen<br />

müssen.<br />

Soweit die Statistik, doch das wirkliche<br />

Leben – so glaube ich – sieht<br />

anders aus. Denn wie viele Haushalte<br />

haben schon 2910 Euro pro Monat<br />

nur zum Ausgeben zur Verfügung?<br />

Solch eine astronomische Summe<br />

können sicher nur etwa 10% der<br />

Bevölkerung aufbringen. Doch die<br />

übrigen 90% der Normalverdiener<br />

können davon höchstens nur träumen.<br />

Gerechter und wirklichkeitsbezogener<br />

wäre jedoch eine Statistik über<br />

<strong>Ausgabe</strong>n von Normalverdienern,<br />

Arbeitslosen und Mindestsicherungsbeziehern<br />

– getrennt von den 10%,<br />

die so manches Mal oft gar nicht wissen,<br />

wie und warum sie zu diesem Vermögen<br />

gekommen sind und oft auch<br />

nicht wissen: Wos woa mei Leistung?<br />

Doch Menschenschicksale kann<br />

man nicht mittels Durchschnitt<br />

berechnen! Denn von den 10% der<br />

Überdrüberverdiener haben sicher<br />

sehr viele noch viel mehr zum Ausgeben<br />

pro Monat zur Verfügung. Sie<br />

können so ihren Hobbies, Sport und<br />

ihren persönlichen Luxusbedürfnissen<br />

nachkommen.<br />

Doch der Großteil unter ihnen –<br />

wie Banker, Wirtschaftstreibende<br />

udgl. – erreichte ihren Reichtum nur<br />

durch die ungerechte Umverteilung<br />

der Gesamtausgaben und so auf<br />

Kosten ihrer Mitarbeiter und der Allgemeinheit.<br />

Dadurch konnte es erst<br />

soweit kommen. Wie etwa im Falle<br />

der AUA und der Hypo, als die Vorstände<br />

Mist gebaut hatten, bekamen<br />

sie noch dafür mehrere Millionen als<br />

„Abschiedsgeschenk“ als Trostpflaster<br />

zugestanden. Schließlich möchten<br />

sie ja ihren Lebensstil erh<strong>alten</strong>,<br />

auch wenn es sicher nicht ihr Verdienst<br />

gewesen war.<br />

Doch wehe, ein normaler Arbeiter<br />

begeht auch nur den kleinsten Fehler,<br />

dann bekommt er als „Abschiedsgeschenk“<br />

höchstens einen „Blauen<br />

Brief“ und darf mit Schimpf und<br />

Schande von dannen ziehen. Denn sie<br />

zählen ja „nur“ zu den restlichen 90%<br />

der Bevölkerung, die sich mit weit<br />

weniger zufrieden geben muss.<br />

Obwohl ich ja schon mit der Hälfte<br />

dessen mehr als zufrieden wäre, könnte<br />

ich diese Summe auf meiner <strong>Ausgabe</strong>nseite<br />

verbuchen.<br />

Jedoch sogar jene in einer Beschäftigung,<br />

Arbeitslose oder Mindestsicherungsbezieher<br />

haben höchstens<br />

20-30% von 2910 Euro zur Verfügung<br />

und können nur darauf hoffen, dass<br />

Dinge des täglichen Bedarfes wie etwa<br />

die Waschmaschine oder gar der<br />

Luxus eines TV-Gerätes nicht kaputt<br />

werden. Denn dann ist guter Rat<br />

teuer. Und Hobbies,<br />

Sport und Freizeitvergnügen<br />

haben sich<br />

nach dem oft am Ende<br />

des Monats leerem<br />

Geldbörsel zu richten.<br />

Dazu wurde eigens<br />

für uns der Mobilpass<br />

erfunden – das ist<br />

wenigstens etwas! In<br />

Frankreich bieten die<br />

Supermärkte wegen<br />

der ziemlich gestiegenen<br />

Lebensmittelpreise<br />

seit kurzem „Essenskörbe“ mit<br />

gesundem Inhalt für ungefähr 20 Euro<br />

an. Das finde ich eine gute Sache,<br />

obwohl es eigentlich traurig ist, dass<br />

es so viele gibt, die darauf angewiesen<br />

sind; denn mein Eindruck ist, dass<br />

besonders seit dem Zusammenschluss<br />

der einzelnen Länder der EU die<br />

Kunst des Überlebens für alle Bürger<br />

nur noch schlimmer geworden ist.<br />

Doch die Moral von der Statistik-G’schicht’,<br />

hast du es nicht, bist gar ein armer Wicht!<br />

Und nach all diesen Durchschnittszahlen,<br />

bringt’s bei so manchem das Blut ins Wallen!<br />

Denn Österreich wär’ ein reiches Land,<br />

drum ist’s eigentlich eine Riesenschand’,<br />

dass so manches Geldbörsel ist leer.<br />

Zu erraten, warum, ist gar nicht schwer!


6<br />

<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

Fortsetzung von Seite 6<br />

Arbeitskräften nicht zwingend wegen<br />

Auftragsmangel, sondern nur zwecks<br />

Gewinnvermehrung erfolgt ist. Wobei<br />

Kündigungen im zweiten Fall ja auch<br />

dazu führen, dass die verbliebenen<br />

Arbeitskräfte noch mehr Arbeit und<br />

daher noch mehr Arbeitsdruck haben.<br />

Ist das anständig? Ich sage: nein!<br />

Denn Wirtschaft muss primär dem<br />

Menschen dienen, den Kunden, den<br />

MitarbeiterInnen, erst klar danach ist<br />

das Wohl der Kapitaleigner zu reihen.<br />

Übrigens: Diese Reihenfolge stammt<br />

nicht <strong>vom</strong> Autor dieser Zeilen,<br />

sondern von Lois Weinberger,<br />

christlich-sozialer Politiker.<br />

Vielleicht sollten sich auch<br />

PolitikerInnen der Volkspartei<br />

daran erinnern. Aber auch<br />

gerne die der Sozialdemokraten.<br />

Denn da gab es ja einmal<br />

einen „Genossen der Bosse“,<br />

der auch Kanzler war, in<br />

Deutschland. Typischerweise<br />

wurde der Typ nicht „Genosse<br />

des Volkes“ genannt… Wen wundert<br />

da noch der Zulauf zu Linkspartei<br />

und den Grünen? Zu diesem<br />

Zulauf – siehe Wahlen in Baden-Württemberg<br />

– sage ich ohnehin nur: „Gut<br />

so, weiter so.“<br />

China<br />

Die – offiziell immer noch kommunistische<br />

– Volksrepublik China<br />

hat, wie verschiedene Tageszeitungen<br />

meldeten, mit 3000 (!) Milliarden Dollar<br />

die größten Währungsreserven der<br />

Welt. China ist auch der größte Gläubiger<br />

der Welt, vor allem auch Hauptgläubiger<br />

der USA, welche ihrerseits<br />

wiederum der größte Schuldnerstaat<br />

weltweit sind. China hilft auch jenen<br />

Staaten der Euro-Zone, welche Probleme<br />

haben, einstweilen Griechenland,<br />

aber auch mit Spanien gibt es<br />

schon Gespräche über chinesische<br />

Beteiligungen an Banken. Und China<br />

kauft Staatsanleihen der jeweiligen<br />

Länder. Das geschieht natürlich nicht<br />

aus Nächstenliebe, doch China weiss,<br />

dass man sich dort nicht so schnell<br />

wieder so billig einkaufen kann. Und<br />

Geld sichert Einfluss.<br />

Lkw-Fahrer streiken. Nein, nicht<br />

bei uns, wo deren Arbeitsbedingungen<br />

garantiert nicht rosig sind und<br />

entsprechende gesetzliche Regelungen<br />

oft nur fallweise eingeh<strong>alten</strong> werden.<br />

Gestreikt wird in Shanghai, wo<br />

der größte Containerterminal der<br />

Welt von Lkw-Fahrern blockiert wird,<br />

welche so gegen hohe Inflation und<br />

steigende Gebühren in China protestieren.<br />

Wenn das in den letzten 25 Jahren<br />

wirtschaftlich enorm erstarkte China<br />

es schaffen würde, den neuen Reichtum<br />

auch nur einigermaßen gerecht<br />

zu verteilen, auch die arbeitenden<br />

Menschen noch viel mehr daran teilhaben<br />

zu lassen, dann müsste man das<br />

schon vorbildlich nennen. Vor allem,<br />

wenn damit eine Demokratisierung<br />

des Landes einher ginge. Aber in dieser<br />

Hinsicht heißt es Abwarten. Im<br />

Moment werden Regimekritiker<br />

immer noch rasch verhaftet und deren<br />

Angehörige wissen wochenlang nicht,<br />

wo diese Menschen hingebracht wurden.<br />

Demokratie ist etwas anderes.<br />

Und derzeit herrschen noch in allzu<br />

vielen chinesischen Fabriken unmenschliche<br />

Arbeitsbedingungen.<br />

Bedingungen, gegen die auch ein<br />

gewisser Karl Marx auftrat.<br />

Stillstand<br />

Wen wunderte auch der Zulauf zur<br />

Strache-FPÖ, angesichts des<br />

kläglichen Bildes, das unsere Bundesregierung<br />

seit drei Jahren abgibt? Ob<br />

sich da etwas ändert durch das neue<br />

ÖVP-Regierungsteam? Zu hoffen<br />

wäre es, warten wir’s ab. Eines prophezeie<br />

ich jetzt schon: Wenn Herr<br />

Strache Kanzler werden sollte, so<br />

möge niemand denken, dass dann<br />

etwas besser wird. Nichts wird besser<br />

werden, denn diese FPÖ hat meiner<br />

Ansicht nach auch viel zu wenig gutes<br />

Personal, um auch nur einige Ministerposten<br />

qualifiziert zu besetzen.<br />

Figuren a la Monika Forstinger oder<br />

Hubert Gorbach werden uns dann<br />

regieren. Unsere Demokratie ist allerdings<br />

sicher stark genug, einige Jahre<br />

einen Kanzler Strache mit all den zu<br />

erwartenden Begleiterscheinungen<br />

auszuh<strong>alten</strong>.<br />

Vergessen wir allerdings auch nicht,<br />

dass genau im Dunstkreis der FPÖ<br />

Figuren wie Grasser, Meischberger,<br />

Rumpold und so fort groß wurden.<br />

Und vergessen wir nicht, dass der<br />

größte und bei weitem noch nicht völlig<br />

aufgedeckte und aufgearbeitete<br />

Mega-Skandal der letzten Jahre, nämlich<br />

der Fall der Kärntner Hypo-<br />

Group-Alpe-Adria („HGAA“) auf<br />

auch FPÖ-Mist gewachsen ist.<br />

Warum also nicht grün (Grüne) oder<br />

auch dunkelrot (KPÖ) wählen? Über<br />

die Grünen weiß frau/man mehr, über<br />

die KPÖ lässt sich sagen, dass die im<br />

steirischen Landtag und in der Stadt<br />

Graz gute Politik macht, fachlich und<br />

charakterlich qualifizierte Mandatare/innen<br />

hat.<br />

Menschen-Gedenken<br />

Jede Politik, auch unsere Vereinsarbeit,<br />

hat das Wohl, die Verbesserung<br />

der Lebenssituation von Menschen,<br />

zum Ziel. Daher sollten wir<br />

auch Menschen nicht vergessen, die<br />

nicht mehr unter uns sind: Vor sechs<br />

Jahren verstarb Renate Brandl, „Urgestein“<br />

unseres Vereins von Beginn an<br />

und bis gegen Ende der 1990-er Jahre,<br />

wo sie dann gesundheitlich nicht mehr<br />

konnte. Und im Oktober werden es<br />

fünf Jahre, dass unser wunderbarer<br />

Jan Novak plötzlich, kurz vor der<br />

Pensionierung, verstarb. „Was lange<br />

gärt, wird endlich Wut“ war im letzten,<br />

posthum im ANSTOSS veröffentlichten<br />

Beitrag Jan’s zu lesen.<br />

Betrachten wir die Entwicklungen bei<br />

uns, in Deutschland, vor allem aber in<br />

den arabischen Ländern, so waren dies<br />

prophetische Worte.


<strong>April</strong> <strong>2011</strong> 7<br />

Gengans a bisserl im<br />

Prater spazieren, Herr<br />

Vizekanzler?<br />

Nau jo, ma muaß des schene Wetter ausnutzn, wia<br />

ma so sogt. Und woascheinlich woins ihna no a<br />

bisserl erholn, bevurs so richtig los geht. Leicht wird’s<br />

jo net werdn. I frog mi jo imma, wia des geht, daß so<br />

a Minista oda a Ministarin afoch vun an Ministerium<br />

ins aundare wechsln kaun. I man, jetzt wird die<br />

Innenministarin<br />

auf amoi<br />

Finanzministarin<br />

und die<br />

Wissenschaftsministarin<br />

wiad Justizministarin<br />

und<br />

kana was<br />

warum.<br />

Wos sogns?<br />

Die können<br />

des schon ?<br />

Auf wos hinauf<br />

? San die<br />

Politika wirklich<br />

olle<br />

soichene<br />

Genies? I<br />

man, sooo<br />

erfoigreich<br />

worn jo die zwa bis jetzt a net grod. Des is scheinboa<br />

wia bei dem Kabarettisten, wia haßt der nua? Ah i<br />

waß scho, der Gunkl. Die san oiso sozusogn „Expertn<br />

fia eigentlich eh alles“. Oba wia sie manan, sie werdn<br />

hoffentlich wissn, wos sie tuan. Obwohl, gaunz so<br />

sicha bin i ma do net wirklich.<br />

Warum i ma net sicha bin ? Nau jo, waun i do zum<br />

Beispü aun den neichn Staatssekretär denk, oiso aun<br />

den …, nau, wia haßt der jetzt …, ah jo, der Herr<br />

Kurz. Oiso waun i aun den denk, hob i so meine<br />

Zweifel. I man, die zwa Damen haum wenigsten scho<br />

a Erfahrung. Oba da Kurz? Wos hot der? Glaubn sie<br />

wirklich, daß es gnua is, mit an schwoazn Auto durch<br />

Wien zum foahrn und dabei schrein, „schwarz macht<br />

geil“? Oda daß<br />

er mit a poa<br />

Auslända in die<br />

Schui gaungan<br />

is? Des is wirklich<br />

gnua, daß ma<br />

Staatssekretär fia<br />

Integration wird?<br />

Ollas, wos der bis<br />

jetzt üba Integration<br />

gsogt hot is,<br />

daß die Auslända<br />

Deutsch können<br />

miaßn. Des is<br />

wirklich gnua,<br />

daß ma an wichtign<br />

politischn<br />

Posten kriagt?<br />

Ah so, er is<br />

jung!? Des is<br />

ollas? Oiso waun<br />

des jung sei goa so wichtig is, wichtiga wia ollas<br />

aundare, warum haums eam daunn net gleich zum<br />

Vizekanzler gmocht? Oda zum Parteichef? Des warad<br />

doch daunn wirklich a geile Soche gwesn, oda?<br />

Nau sowos, jetzt is er beleidigt, da Herr Vizekanzler.<br />

Nau mocht nix, geh i hoit no a bisserl spaziern, in da<br />

frischn Luft, wäu des schene Wetter is aa recht geil,<br />

wia ma so sogt.


8<br />

<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

Schluss mit der Umgehung<br />

von Kollektivverträgen durch<br />

die Gewerkschaft!<br />

„AKTIVE ARBEITSLOSE“ starten Protestaktion gegen die „Transitarbeitskräfteregelung“<br />

im BABE- und BAGS-Kollektivvertrag<br />

Während die Gewerkschaften gpadjp<br />

und vida unter dem Motto<br />

„mehr Geld für gutes Angebot an<br />

Pflege und Betreuung“ für Verbesserungen<br />

im BAGS-KV (Gesundeitsund<br />

Sozialberufe) einsetzen und bei<br />

den Verhandlungen zum BABE-KV<br />

(Erwachsenenbildung) zähe Verhandlungen<br />

beklagen, verschweigen sie,<br />

dass sie in beiden Kollektivverträge<br />

mit der „Transitarbeitskräfteregelung“<br />

für ArbeitnehmerInnen in AMS-<br />

Zwangsmaßnahmen zum Teil die<br />

eigenen Kollektivverträge aushebeln<br />

und so möglicherweise den Grundstein<br />

für eine Armutsindustrie nach<br />

Vorbild von Hartz IV legen.<br />

Forderungen:<br />

• Abschaffung der Umgehung regulärer<br />

Kollektivverträge durch die<br />

menschenrechtswidrige „Transitarbeitskräfteregelung“<br />

• Kein „2. Arbeitsmarkt“, auf dem<br />

ArbeitnehmerInnen weniger Rechte<br />

haben und schlechter bezahlt werden<br />

• Schaffung von Arbeitslosenbetriebsräten<br />

in allen AMS-Maßnahmen<br />

• Demokratisch legitimierte Vertretung<br />

Arbeit suchender ArbeitnehmerInnen<br />

in den Gewerkschaften mit<br />

ausreichend Ressourcen für deren<br />

Kampf um die vollen ArbeitnehmerInnenrechte<br />

So hebelt die Gewerkschaft ihre<br />

eigenen Kollektivverträge aus:<br />

Wer <strong>vom</strong> AMS einer „Wiedereingliederungsmaßnahme“<br />

in Form eines<br />

(Transit)Arbeitsplatzes zugewiesen<br />

wird, wird dank den von gpa-djp und<br />

vida zu verantwortenden Transitarbeitskräfteregelungen<br />

immer seltener<br />

nach den regulären Branchenkollektivverträgen<br />

entlohnt, sondern muss<br />

auf viele Rechte verzichten, die sonst<br />

ein Arbeitnehmer hat:<br />

• Vordienstzeiten bzw. Berufserfahrung<br />

und Ausbildung werden nicht<br />

berücksichtigt, jeder bekommt den<br />

gleich niedrigen Pauschallohn.<br />

• Egal wie oft jemand solchen<br />

„Transitarbeitsplätzen“ zugewiesen<br />

wird, er oder sie kommt nie in den<br />

Genuss von Lohnvorrückungen und<br />

wird so beim Gehalt am untersten<br />

Niveau geh<strong>alten</strong>.<br />

• Recht auf Arbeitskampf für bessere<br />

Arbeitsbedingungen (Streikrecht)<br />

besteht de facto auch nicht,<br />

weil dieser <strong>vom</strong> AMS als „Vereitelung<br />

einer Maßnahme“ gewertet werden<br />

würde.<br />

• „Transitarbeitskräfte“ sind in der<br />

Regel weniger als ein halbes Jahr im<br />

Betrieb und können daher auch keine<br />

Betriebsräte wählen, das Recht auf<br />

Vertretung wird ihnen so verwehrt.<br />

Betriebsräte – soferne überhaupt vorhanden<br />

– vertreten daher in der Regel<br />

eher die TäterInnen („Schlüsselarbeitskräfte“)<br />

als die Opfer („Transitarbeitskräfte“)<br />

dieser Zwangsmaßnahmen.<br />

Transitarbeitskräfte werden so mit<br />

Hilfe der Gewerkschaften zu ArbeitnehmerInnen<br />

zweiter Klasse degradiert.<br />

Laut AMS-Richtlinie soll für<br />

„sozialökonomische Betriebe“ der<br />

BAGS-KV und BABE-KV mit der<br />

billigen „Transitarbeitskräfteregelung“<br />

schon alleine durch Mitgliedschaft<br />

in den entsprechenden Berufsvereinigungen<br />

anwendbar werden,<br />

womit Tür und Tor für Umgehung<br />

regulärer Branchenkollektivverträge<br />

gelegt wird. Besonders umstritten<br />

sind die „gemeinnützigen Personalüberlasser“<br />

deren „Gemeinnützigkeit“<br />

aus Sicht der Betroffenen, die<br />

oft mehr Schaden als Nutzen in diesen<br />

Zwangsmaßnahmen sehen, fraglich<br />

ist. Hier werden nach wie vor<br />

teilweise rechtswidrige Dienstverträge<br />

„angeboten“.<br />

Armutsfalle „Transitarbeit“<br />

Die Zuweisung zu solchen „Transitarbeitsplätzen“<br />

erfolgt unter menschenrechtswidriger<br />

Androhung des<br />

Existenzentzuges (Bezugsperre).<br />

Obwohl diese Arbeitsplätze laut<br />

Definition „für nicht unmittelbar in<br />

den ‚primären’ Arbeitsmarkt vermittelbare<br />

Personen“ eingerichtet sind und<br />

eine „sozialpsychologische Be-treuung“<br />

beinh<strong>alten</strong>, werden mit dem stetigen<br />

Anwachsen von dauerhaft <strong>vom</strong><br />

„ersten Arbeitsmarkt“ ausgeschlossenen<br />

Langzeiterwerbslosen immer öfter<br />

Menschen, die direkt am „ersten<br />

Arbeitsmarkt“ einsetzbar wären, unter<br />

Zwang zugewiesen, um aus der Langzeiterwerbslosenstatistik<br />

zu verschwinden.<br />

Für die Betroffenen bieten<br />

diese der Zwangsarbeit ähnlichen<br />

Beschäftigungen oft keine Zukunftsperspektiven<br />

und werden als entwürdigend<br />

und bloßstellend empfunden.<br />

Es droht nicht nur Verfestigung der<br />

Armut, sondern Armutsverschärfung:<br />

Wer innerhalb von 5 Jahren 6<br />

Monate lang in solchen „Arbeitsverhältnissen“<br />

gearbeitet hat und unter<br />

45 Jahre alt ist, „erwirbt“ sich eine<br />

neue Bemessungsgrundlage und kann<br />

so einen deutlich geringeren AMS-


<strong>April</strong> <strong>2011</strong> 9<br />

Bezug weit unter der Armutsgrenze<br />

runter fallen.<br />

In der Steiermark wurde in der<br />

„Aktion Gemeinde“ von „gemeinnützigen<br />

Beschäftigungsträgern“ rechtswidrig<br />

die Transitarbeitskräfteregelung<br />

für in Gemeinden arbeitenden<br />

„TransitarbeiterInnen“ angewandt.<br />

Dabei handelte es sich aber um<br />

Personalüberlassung und es hätte die<br />

ortsübliche Bezahlung des Beschäftigerbetriebs<br />

(der Gemeinden) gezahlt<br />

werden müssen. Trotz Nachfrage<br />

durch Arbeitsloseninitiativen zeigten<br />

sich die Gewerkschaften unwillens,<br />

gegen diese Umgehungsverträge<br />

etwas zu unternehmen.<br />

Das Menschenrecht auf gleichen<br />

Lohn auf gleiche Arbeit wird so zerstört<br />

und die Gewerkschaften geben<br />

den Anschein, als seien die menschenrechtswidrigen<br />

AMS-Zwangsmaßnahmen<br />

– weil kollektivvertraglich<br />

geregelt – ohnehin in Ordnung.<br />

Bei der „Transitarbeitskräfteregelung“<br />

handelt es sich daher nach<br />

Meinung der „AKTIVEN ARBEITS-<br />

LOSEN“ um nichts anderes als<br />

Hartz-IV auf österreichisch und sollte<br />

daher von jeder seriösen Gewerkschaft<br />

aufs schärfte bekämpft werden.<br />

Position zur äußerst problematischen<br />

„Transitarbeitskräfteregelung“ blieben<br />

bislang unbeantwortet. Ob das<br />

damit zu tun hat, dass so mancher<br />

Betrieb, der von menschenrechtswidrigen<br />

AMS-Zwangsmaßnahmen lebt<br />

als partei- bzw. sozialpartnernahe gilt,<br />

stellt sich angesichts des wohl nur die<br />

Spitze des Eisbergs darstellenden<br />

Skandals um den Bordellbesuch von<br />

AMS-Steiermark-Vorstands Karl-<br />

Heinz Snobe mit einem befreundeten<br />

Auftragnehmer des AMS nun ganz<br />

besonders.<br />

einer Woche zur Politk der Gewerkschaften<br />

gpa-djp und vida in Bezug<br />

auf die umstrittenen Transitarbeitsplätze<br />

war beiden Gewerkschaften<br />

nicht einmal die Mühe wert, auf die<br />

Anliegen der Betroffenen Lohnarbeitslosen<br />

einzugehen und zu antworten.<br />

Ein Konzept für eine Interessensgemeinschaft<br />

für Lohnarbeitslose<br />

ArbeitnehmerInnen verstaubt<br />

seit über 5 Jahren in der Schublade<br />

der gpa-djp und <strong>vom</strong> ÖGB nach dem<br />

BAWAG-Skandal versprochene<br />

Pilotprojekt für Arbeitslose ward<br />

AMS-Sumpf: ArbeitnehmerInnenrechte<br />

in Gefahr!<br />

Was der ÖGB und seine Teilgewerkschaften<br />

offenbar noch nicht verstanden<br />

haben: Arbeitslosenrechte sind<br />

ArbeitnehmerInnenrechte. denn die<br />

Entrechtung Arbeit suchender Menschen<br />

bedeutet<br />

1. dass der Druck, Arbeit um jeden<br />

Preis anzunehmen steigt, und so die<br />

Gehälter aller ArbeitnehmerInnen<br />

unter Druck geraten<br />

2. dass die Angst der Lohnarbeit<br />

habenden ArbeitnehmerInnen vor der<br />

Lohnarbeitslosigkeit steigt und diesen<br />

so schlechtere Arbeitsbedingungen<br />

leichter aufgezwungen werden<br />

können.<br />

3. dass letztlich auch die Postition<br />

der Gewerkschaften geschwächt wird.<br />

Anfragen seitens der „AKTIVEN<br />

ARBEITSLOSEN“ an die Gewerkschaften<br />

gpa-djp und vida zu deren<br />

Gewerkschaften und AK sind in<br />

Bundes-, Landes- und regionalen<br />

Geschäftsstellen maßgeblich involviert<br />

und so politisch mitverantwortlich für<br />

die zweifelhaften Firmengeflechte rund<br />

ums AMS. Das geht voll zu Lasten der<br />

Versicherungsgemeinschaft und der<br />

Arbeit suchenden ArbeitnehmerInnen,<br />

die nach wie vor keine politische Interessensvertretung<br />

mit entsprechenden<br />

Mitspracherechten haben.<br />

Auf eine Mailanfrage der „AKTI-<br />

VEN ARBEITSLOSEN“ vor über<br />

seither nichts mehr gehört oder gesehen.<br />

Auch sonst zeigen die Gewerkschaften<br />

wenig engagement, ihrer<br />

Aufgabe als Vertretung ALLER<br />

ArbeitnehmerInnen nachzukommen.<br />

Daher starten die „AKTIVEN<br />

ARBEITSLOSEN“ nun eine Protestmailaktion<br />

an die Gewerkschaftsvorstände<br />

von gpa-djp und vida<br />

gegen die Zerstörung von ArbeitnehmerInnenrechte<br />

durch die Transitarbeitskräfteregelung<br />

in BABE- und<br />

BAGS-KV.<br />

Unterschrift möglich unter: http://www.aktive-arbeitslose.at<br />

Siehe auch: BAGS-KV: Arbeit Suchende als ArbeitnehmerInnen zweiter<br />

Klasse? So zerstören gpa-djp und VIDA reguläre Kollektivverträge<br />

http://www.aktive-arbeitslose.at/bags_babe_kollektivvertrag_transitarbeitskraefte.html<br />

Rückfragehinweis: Ing. Mag. Martin Mair<br />

Obmann „AKTIVE ARBEITSLOSE“<br />

Tel. +43 676 35 48 310, kontakt@aktive-arbeitslose.at


10<br />

<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

Gehälter-Offenlegung und<br />

Job-Unzufriedenheit<br />

Am 16. und 23. <strong>April</strong> erschienen im KURIER im Karrieren-Teil diesbezügliche<br />

Kommentare. Zwei Antworten darauf von Obmann Günter Reif.<br />

WORK LIFE<br />

Wirklich? So unfair?<br />

Es hat sich herumgesprochen, in der<br />

Branche und sonst auch: Seit 1. März<br />

ist in Job-Annoncen das Gehalt anzuführen.<br />

Das ist Gesetz. Daran h<strong>alten</strong><br />

will sich niemand (blättern Sie weiter,<br />

schauen Sie sich das an). Die Frauenministerin<br />

ist erbost. Die Wirtschaftskammer<br />

rechtfertigt die lasche<br />

Umsetzung mit „Umstellungsphase“<br />

und meint, das wird schon besser werden.<br />

Die Causa zeigt:<br />

1. Eine gesetzliche Vorgabe wirkt<br />

nur, wenn es für deren Bruch auch<br />

echte Strafen gibt. Hier wird erst im<br />

nächsten Jahr gestraft (bis dahin wird<br />

das Gesetz nicht wirken), ab Jänner<br />

2012 mit bis zu 360 Euro (eine Vignettenstrafe<br />

kann mehr kosten).<br />

2. Die Kollektivvertrags-Angaben<br />

in den Inseraten, so sie gemacht werden,<br />

sagen wenig aus: Sie haben nichts<br />

mit dem Marktwert einer Position zu<br />

tun. Orientierung dadurch – keine.<br />

3. Über Geld spricht man nicht.<br />

Stimmt schon. Offenbar fürchten sich<br />

Unternehmen aber ganz vehement<br />

vor der Gehalts-Transparenz (die eh<br />

keine ist, siehe Punkt 2). Weil das die<br />

unfairen Gehaltsstrukturen offenlegt?<br />

Weil dadurch interner Unmut aufkommen<br />

könnte? Was zur Frage<br />

führt: Wird in Österreich wirklich so<br />

unfair und ungleich bezahlt, dass man<br />

nicht und nicht darüber reden kann?<br />

sandra.baierl@kurier.at<br />

Sehr geehrte Frau Baierl<br />

Ich nehme Bezug auf Ihre Kolumne<br />

im heutigen Kurier.<br />

Die Wirtschaft und auch die Politik<br />

kann nicht zulassen, dass die Arbeitnehmer<br />

erfahren, welche Ungerechtigkeiten<br />

bei der Entlohnung bestehen.<br />

Menschen, die wirklich körperlich<br />

hart arbeiten müssen und dabei auch<br />

extrem gesundheitlich belastet werden,<br />

verdienen am wenigsten. Sie brauchen<br />

sich nur die Plegedienste ansehen.<br />

Jene aber, die den ganzen Tag im<br />

Büro herumhocken und die anderen zu<br />

solch gesundheitsgefährdenden Arbeiten<br />

einteilen, verdienen sich meist eine<br />

goldene Nase. Siehe die Direktion des<br />

japanischen Atomkraftbetreibers, die<br />

Menschen wissentlich in den Tod<br />

schickt. Die Herren sollten sich selbst<br />

nach Fukoshima begeben und dort vor<br />

Ort arbeiten.<br />

Weiters kann sich die Wirtschaft und<br />

Politik nicht erlauben, den echten<br />

Bruttolohn auf den Lohnzettel zu<br />

schreiben. Der echte Bruttolohn besteht<br />

aus dem Lohn auf dem Gehaltszettel<br />

inklusive der Lohnnebenkosten. Wenn<br />

diese Kosten transparent auf dem Lohnzettel<br />

aufscheinen würden, gäbe es<br />

wahrscheinlich einen Volksaufstand,<br />

dann dann würden die Menschen<br />

endlich erkennen das sie die längste Zeit<br />

für den Staat arbeiten.<br />

mfg<br />

G. Reif<br />

WORK LIFE<br />

Traum vs. echtes Leben<br />

Es sind 89(!) Prozent der ManagerInnen<br />

in den Vierzigern, die gerne<br />

einen anderen Job machen würden.<br />

Aber sie tun es nicht. Dafür gibt es<br />

gleich mehrere Gründe:<br />

- Sie vermeiden den Standortwechsel<br />

in ein anderes Land, in eine andere<br />

Stadt. Weil sie es sich daheim schon<br />

schön eingerichtet haben: Haus,<br />

Familie, Umfeld sind schwierig umzusiedeln.<br />

- Sie sind schon so lange im Konzern,<br />

dass sie aus Unbequemlichkeit<br />

die neue Herausforderung scheuen.<br />

Intern kennen sie sich aus, haben<br />

Erfahrung, viel erlebt. Da draußen lauert<br />

Neues, müssen sie neu lernen. Das<br />

schreckt ab.<br />

- Sie fürchten sich vor dem Arbeitsmarkt:<br />

Die jüngere (billigere) Konkurrenz<br />

wartet draußen. Zusätzlich<br />

erh<strong>alten</strong> sie von der Wirtschaft das<br />

Signal, mit Mitte 40 schon relativ alt<br />

zu sein. Und verfallen deshalb in eine<br />

Starre.<br />

Es ist schon komisch: Jene Menschen<br />

mit dem höchsten Rang in der<br />

arbeitenden Gesellschaft, mit viel Einkommen<br />

und einem dementsprechend<br />

hohen Gestaltungsspielraum<br />

tun am allerwenigsten, wonach ihnen<br />

ist. Klar: Es steht viel (Gehalt, Position,<br />

Geltung) auf dem Spiel. Nur<br />

wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit<br />

um zu tun, was man wirklich will. Um<br />

- mit finanziellem Polster und Erfahrung<br />

- wieder Spaß am Arbeiten zu<br />

haben.<br />

sandra.baierl@kurier.at<br />

Sehr geehrte Frau Baierl<br />

Ich nehme Bezug auf Ihre Kolumne<br />

im heutigen Kurier.<br />

Ich bin fast 62 und hatte wie ich<br />

zurückblicken kann, ein erfüllte Berufsleben<br />

und habe seit Montag den 18.4.<br />

– welch ein Wunder – wieder einen<br />

neuen Job.<br />

Ich habe in meinem langen Berufsleben<br />

als Mechatroniker mehrmals die<br />

Branche, aber nicht den Beruf gewechselt,<br />

da der Beruf als Mechatroniker eine<br />

so umfassende Ausbildung umfasst, dass<br />

damit alle Berufe in der Metall- und<br />

Elektroindustrie abgedeckt werden<br />

können.<br />

Ich habe als Elektromechaniker für<br />

Telefonie begonnen und bin jetzt als<br />

Meß- und Regeltechniker in der Ölund<br />

Gasindustrie tätig. Am längsten<br />

war ich (16 Jahre) als Servicetechniker<br />

für Schuhmaschinen tätig. Diese Tätig-


<strong>April</strong> <strong>2011</strong> 11<br />

keit war mit Einsätzen im In- und Ausland<br />

verbunden und sehr abwechslungsreich.<br />

<strong>Zum</strong> D’rüberstreuen habe ich mit 56<br />

auf der Abendschule am TGM die<br />

Matura in Mechatronik abgelegt.<br />

Für die Pension, die ich bereits nächstes<br />

Jahr antreten könnte, plane ich in<br />

der Heimat meiner Frau, in Armenien,<br />

einen Neustart. Ich sehe dort für Menschen<br />

mit Visionen viele interessante<br />

Möglichkeiten und Herausforderungen<br />

für Geschäftsgründungen.<br />

Sie sehen also, Abwechslung und Herausforderungen<br />

waren und sind ein<br />

wichtiger Teil meines Berufslebens.<br />

Aber das wir von der Wirtschaft (noch)<br />

nicht honoriert. Man befürchtet, dass<br />

der Mitarbeiter eine eigene Meinung<br />

haben könnte.<br />

Leider hat sich in den Köpfen der<br />

meisten Manager das Denken in eingefahrenen<br />

Strukturen festgefahren. Die<br />

meist älteren Manager vermuten natürlich<br />

auch die gleichen Vorurteile bei<br />

ihren Kollegen und scheuen schon daher<br />

einen Arbeitsplatzwechsel. Zudem<br />

könnte mit diesem auch ein Einkommensverlust<br />

verbunden sein und den<br />

scheut man auf jeden Fall. Auch ein<br />

Grund könnte die Angst sein, etwas<br />

gänzlich Neues lernen zu müssen.<br />

Etwas, das man von einem normalen<br />

Mitarbeiter immer verlangt.<br />

Aber ich glaube, das Haupthindernis<br />

ist Angst vor ihrer eigenen Unzulänglichkeit,<br />

das sie abhält, sich neue Aufgaben<br />

zu suchen.<br />

mfg G. Reif<br />

Spindeleggers schwarz-bunte Vögel<br />

Die teils überraschende Besetzung der Ministerien und Sekretariate zeigt, dass Spindelegger<br />

Vorurteile gegen sich und die ÖVP zerstreuen will. So manche strategische<br />

Überlegung dahinter ist aber gewagt bis naiv. 19. <strong>April</strong> <strong>2011</strong>, Die Presse.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich teile Ihre Meinung über die völlig<br />

mißglückte Regierungsumbildung<br />

durch die ÖVP. Allein die Besetzung<br />

eines „Integrationsstaatsekretärs“ durch<br />

einen jungen Schnösel zeigt ja, wohin<br />

die Reise geht. Einerseits werden die<br />

Ausgleichsleistungen für Mehrkindfamilien<br />

gestrichen (Josef Pröll), andererseits<br />

wird weiterhin das Bild gepflegt,<br />

Ausländer zu brauchen um<br />

- das Pensionssystem zu sichern<br />

(nicht nachweisbar)<br />

- den Arbeitsmarkt zu beleben<br />

(drückt die Löhne, erhöht die Gewinne<br />

der Unternehmer)<br />

- die „kulturelle“ Befruchtung zu<br />

erhöhen (warum in Österreich und<br />

nicht durch Besuche von Österreichern<br />

im Ausland?)<br />

Andererseits stehen zumindest 1 Mio.<br />

Österreicher dem Arbeitsmarkt zur<br />

Verfügung (davon 350.000 halbwegs<br />

statistisch erfasst, der Rest wird statistisch<br />

weggelogen).<br />

Die Fachkenntnis dieser Regierung,<br />

die anstehenden Probleme zu lösen, geht<br />

gegen Null.<br />

Die FPÖ-Funktionäre reiben sich<br />

so fest die Hände, dass sie schon Blasen<br />

kriegen! Die FPÖ ist die einzige<br />

Partei, die 2013 keine Wahlkampfkosten<br />

hat, die politischen Wettbewerber<br />

übernehmen das kostenlos.<br />

Das seit 1945 mühsam gekittete<br />

Machtverteilungssystem rot-schwarz<br />

steht vor dem Abgrund; morgen ist es<br />

einen Schritt weiter - hoffentlich. Ein<br />

politischer Neuanfang tut Not.<br />

Solche Flaschen kann man nurmehr<br />

der Altglas-Verwertung zuführen.<br />

Der Knoten zwischen Finanzmacht<br />

und Politik muß zerschlagen werden;<br />

auch wenn das so mancher Bank nicht<br />

recht ist. 1931 ist die Rothschild-CA ja<br />

auch in Konkurs gegangen. Das kann<br />

sich ja wiederholen.<br />

MfG Bernhard Stenzl


„<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“<br />

1080 Wien, Laudongasse 16<br />

zae@zum-<strong>alten</strong>-eisen.at<br />

www.zum-<strong>alten</strong>-eisen.at<br />

Österreichische Post AG<br />

Info.Mail Entgelt bezahlt<br />

Retouren an Postfach 555, 1008 Wien<br />

sind ein Verein von Arbeitsuchenden ab 40.<br />

sind überparteilich, offen und gesprächsbereit.<br />

wollen Mitsprache bei allen Entscheidungen, die über uns<br />

verhängt werden.<br />

wollen Arbeit. Denn wir sind leistungsfähig und leistungsbereit,<br />

wie wir es jahrelang bewiesen haben.<br />

wollen das schiefe Erscheinungsbild gerade rücken, welches oftmals<br />

in der Öffentlichkeit über uns verbreitet wird.<br />

(Langzeit-)<br />

arbeitslos?<br />

Probleme?<br />

Können wir<br />

helfen?<br />

Hotline: 0664/100 90 83<br />

Montag bis Freitag 8-16 h<br />

Vereinstreffen jeden Donnerstag ab 16.00 Uhr im<br />

GASTHAUS DORMANN, 1050 Wien, Wimmergasse 9.<br />

Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Verein „<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“, Gasthaus Dormann, 1050 Wien, Wimmergasse<br />

9, ZVR-Nr. 662705096, Postadressse: Bertlgasse 17-19/2, 1210 Wien, Verlagspostamt 1080 Wien. Mitarbeiter dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>: Sonja Baumgartner, Alfred Braun, Karl Frank, Günter Reif. Layout und Illustrationen: Paul Felder, Druck:<br />

bfi Wien 1030, Alfred Dallinger-Platz 1. Reg.-Nr. 309272S96U, Konto-Nr. 465.997 (BLZ 32000), RLB Wien-Nö.

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