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Formentwicklung schnelle Schiffe 27. Mai 2004<br />

Formentwicklung für schnelle Schiffe mit Hilfe systematischer<br />

CFD- Berechnungen<br />

Abstract<br />

Based on the CFD- evaluation of recently built RoPax- Ferries, the problems related to hull form design<br />

of fast ferries have been analyzed. Based on the evaluation of these ships, optimization potential was<br />

identified and design strategies for the main elements of the hull form have been defined. The application<br />

to a practical example of a 140m, 26 knot RoPax- Ferry shows significant reduction of resistance<br />

compared to conventional designs, which was validated by model tests. The results have further shown<br />

that CFD is not able to cope with complex submerged transoms and trim wedges. Furthermore, it was<br />

found that the more the wavemaking resistance is reduced, the more difficult becomes the application<br />

of Froude´s Theorem due to the fact that exactly that part of the resistance which is covered by the<br />

correct law of similitude is consequently optimized away.<br />

1 Ausgangssituation<br />

Insbesondere im Marktsegement der RoPax- Schiffe ist in den letzten Jahren eindeutig ein Trend zu<br />

immer höheren Geschwindigkeiten zu verzeichnen. Dies gilt besonders für das Marktsegment im Mittelmehrraum,<br />

wo seit ca. 2001 viele relativ grosse Einheiten mit z.T. erheblichen Anforderungen an<br />

die Geschwindigkeit in Betrieb gegangen sind. Insbesondere das Konzept der SUPERFAST-Schiffe hat<br />

zu erheblichem Anstieg der Geschwindigkeiten geführt, die bei einigen Einheiten heute bis zu 30 kn<br />

betragen. Dabei spielt auch eine wesentliche Rolle, dass bei ausreichender Geschwindigkeit weniger<br />

Kabinen benötigt werden, da das Schiff dann praktisch als Day- Ferry betrieben werden kann. Trotz<br />

dieser Einschränkung ist weiterhin der Trend zu verzeichnen, dass auf diesen Schiffen die öffentlichen<br />

Bereiche stark im Standard angestiegen sind, einmal um die Schiffe dadurch für Passagiere attraktiver<br />

zu machen und zum anderen naturlich zur Erschliessung weiterer Einnahmen aus dem Umsatz in<br />

den öffentlichen Bereichen. Dadurch werden die Schiffe auch relativ schwerer, was der Forderung nach<br />

höheren Geschwindigkeiten entgegen steht. Weil die Hafenanlagen nicht oder kaum dieser Entwicklung<br />

gefolgt sind, existieren für viele Schiffe Beschränkungen der Hauptabmessungen, die einerseits oft zu<br />

ungünstigen Froude- Zahlen führen sowie generell die Wahl des Blockkoeffizienten stark einschränken.<br />

Gleichzeitig zwingt die Einhaltung des Stockholm- Agreements die Schiffe dazu, erheblich Stabilität vorhalten<br />

zu müssen, wobei die Tatsache, dass sich bedingt durch die Aufwertung der öffentlichen Bereiche<br />

der Gewichtsschwerpunkt generell nach oben verlagert, das Problem zusätzlich verkompliziert. Ein<br />

ähnlicher Trend ist für die Nord- und Ostsee zu verzeichnen, wobei hier noch das Flachwasserproblem<br />

dazu kommt. Daher steht bei diesen Schiffen neben dem erzielbaren Deadweight eindeutig eine hohe<br />

Service-Speed bei wettbewerbsfähigem Brennstoffverbrauch als Qualitätsmerkmal des Linienentwurfes<br />

ganz stark im Vordergrund.<br />

Heute kann der Einsatz numerischer Strömungsberechnungen zur Entwicklung der Rumpfform als<br />

Stand der Technik angesehen werden. Diese Methoden zielen vor allem auf die Minimierung des Wellenwiderstandes.<br />

Gerade bei den schnellen Schiffen mit ausgeprägtem Wellenwiderstandsanteil ist der<br />

Einsatz dieser Technik besonders lohnenswert. Dies liegt daran, dass sich aktuell erzielte Einsparungen<br />

sofort in erheblichen absoluten Reduktionen der Antriebsleistung manifestieren, mit den dadurch<br />

verbundenen massiven Einsparungen sowohl beim Neubaupreis als auch in den Life- Cycle Costs. Will<br />

man bei diesen Schiffen wirklich erhebliche Verbesserungen erzielen, ist es nötig, mit Hilfe von CFD-<br />

Berechnungen eine Entwurfssystematik zu entwickeln, die es gestattet, für die einzelnen Elemente der<br />

Rumpfform entsprechende Design- Regeln anzugeben. Die Entwurfssystematik wird dabei aus der Bewertung<br />

vorhandener Schiffe und der Identifikation von Verbesserungspotential gewonnen. Nicht sinnvoll<br />

erscheint es, hierfür Optimierungsautomaten einzusetzten. Dies liegt daran, dass entsprechende<br />

Automaten entweder nur ein lokales Optimum finden können oder lediglich den numerischen Fehler<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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minimeren. Die Entwurfsstrategie soll darauf basieren, dass ein erfahrener Entwurfsingenieur in der<br />

Lage ist, aufgrund von physikalischen Modellvorstellungen die nötigen Rechenschritte zu generieren.<br />

Aufgrund der systematisch durchgeführten Schritte sollte er dann die jeweiligen Änderungen der Form<br />

individuell anstoßen können.<br />

2 Begriffsdefinition schnelle Schiffe<br />

No. 1: 185m, 19500t, 20kn<br />

No. 2: 185m 22870 t, 20kn<br />

No 3: 185m 22860 t, 20kn<br />

No 4: 185m 22500t, 20kn<br />

No 5: 185m 22440t, 20kn<br />

Abbildung 1: Verschiedene Konzepte eines RoRo-Entwurfes bei langsamen Geschwindigkeiten als Vergleich<br />

Die Frage, was nun eigentlich schnelle Schiffe sind, ist sicherlich nicht eindeutig zu beantworten, da die<br />

Grenze je nach Sichtweise sehr verschieden sein kann. Dabei wird hier von vorneherein schon folgende<br />

Einschränkung vorgenommen, dass es sich ausschliesslich um Verdrängerfahrzeuge handeln soll, und<br />

zwar um solche, die sich im groben noch aus Stahl fertigen lassen und somit eine gewisse Mindestgrösse<br />

haben. Typische Anwendungen wären schnelle RoRo-Fähren, Passagierschiffe oder möglicherweise Marineschiffe.<br />

Aber selbst dann ist nicht klar zu sagen, wo eigentlich der Übergang zum sogenannten<br />

schnellen Schiff liegt.<br />

Aus Sicht des Linienentwurfes ergibt sich meiner Ansicht nach jedoch eine brauchbare Definition, die<br />

sich aus der Betrachtung von in diesem Sinne als langsam einzustufenden Schiffen ergibt. Dazu zeigt<br />

Abb. 1 einen Vergleich von fünf verschiedenen Rumpfkonzepten für ein langsames RoRo-Schiff mit etwa<br />

F n = 0.25. Dieser Vergleich wurde von einem potentiellen Ladungsanbieter für verschiedene Konzepte<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

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der einzelnen Befrachter angestoßen. Er beinhaltet nicht nur potentielle Neubauprojekte, sondern auch<br />

bereits im Markt befindliche Schiffe, mit denen die jeweilgen Befrachter ihr Angebot unterlegt haben.<br />

Zunächst wird aus dem Vergleich ersichtlich, dass die Wellenbildung der einzelnen Entwurfskonzepte<br />

stark streut: Manche zeichnen sich durch erhebliche, andere durch extrem geringe Wellenbildung aus.<br />

Von Bedeutung für die Frage, was nun schnelle Schiffe sind, ist der Vergleich von No. 2 und No. 3,<br />

die gleichzeitig die Entwürfe mit der geringsten Wellenbildung sind. No. 3 zeichnet sich dadurch aus,<br />

dass durch hervorragende Interferenz der einzelnen Wellensysteme im Nachlauf praktisch ausser den<br />

Spiegelquerwellen kaum Wellen übrigbleiben, obwohl z.T. recht markante Einzelwellensysteme generiert<br />

werden (z. B. Tal der vorderen Schulter). Das gegenteilige Konzept findet sich in Enturf No. 2: Hier<br />

wird versucht, alle Einzelwellensysteme direkt am Ort ihrer Entstehung zu bekämpfen, so dass dadurch<br />

der Nachlauf gering gehalten wird.<br />

Nun kann die Grenze zu schnellen Schiffen vielleicht so gezogen werden: Wenn die Wellenlänge λ,<br />

die sich zu λ = 2πFnL 2 ergibt, ausreichend lang wird, kann man nach dem Interferenzkonzept nichts<br />

mehr erreichen. Außerdem gilt bei schnellen Schiffen dann daraus folgend die Regel, dass man mit<br />

lokalen Formoptimierungen praktisch nichts mehr bewegen kann, einfach weil die Wellenlängen verglichen<br />

mit den Abmessungen des Schiffes zu gross werden und dadurch die kurzwelligen Störungen der<br />

Druckverteilung, die einfach zu erkennen sind, nicht mehr vorkommen. Dann bewirkt man nur noch<br />

etwas mit globalen Formänderungen, die sich über große Bereiche des Schiffes ziehen müssen. Ohne ein<br />

physikalisch fundiertes Konzept ist das praktisch aussichtslos. Von daher muss bei schnellen Schiffen<br />

ein Konzept Anwendung finden, das auf die Minimierung der jeweiligen Einzelsysteme fußt.<br />

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3 Entwurfsprobleme bei schnellen Schiffen<br />

LoA=176m v=27 kn MCR=44480 kW<br />

LoA=141m v=26kn MCR=31700 kW<br />

LoA=211m v=28kn MCR=67200 kW<br />

LoA=176m v=29kn MCR=46800 kW<br />

LoA=180m v=28kn MCR=37800 kW<br />

LoA=194m v=28.5kn MCR=42600 kW<br />

Abbildung 2: Wellenbildung verschiedener schneller RoPaxe und Passagierschiffe als Überblick<br />

Um einen Überblick über die spezifischen Probleme beim Linienentwurf schneller Schiffe zu erhalten,<br />

wurden an unserem AB systematisch gebaute Schiffe der letzten Zeit erfasst, mit Hilfe von Wellenwiderstandsmethoden<br />

(KELVIN) berechnet und bezüglich ihrer Wellenbildung ausgewertet. Abb. 2 stellt<br />

exemplarisch die Ergebnisse von sechs ausgewählten Schiffen dar. Als Länge wurde die jeweilige LoA<br />

angegeben, als Geschwindigkeit die angegebene Service- Speed und als Leistung die installierte Maschinenleistung.<br />

Ein quantitativer Vergleich wäre also bei der Bewertung der Rumpfkonzepte nicht wirklich<br />

fair, da sich die tatsächlich installierte Hauptmaschinenleistung wesentlich aus den Margins sowie aus<br />

etwaiger Leistung der PTOs ergibt. Alle Schiffe sind Zweischrauber mit dieselmechanischem Antriebskonzept.<br />

Die Geschwindigkeit variiert etwa zwischen 26kn und 28.5kn, die Länge etwa zwischen 140 und<br />

210m, womit sich auch unterschiedliche Froudezahlen zwischen 0.32 und 0.36 ergeben. Generell wird<br />

aber bei allen Schiffen folgender Trend sichtbar, der das eigentliche Entwurfsproblem verdeutlicht:<br />

• Bedingt durch die große Wellenlänge fällt das Tal der ohnehin stark ausgeprägten Bugwelle mit<br />

dem Tal der vorderen Schulter zusammen, die selbst wiederum etwa am Hauptspant zu liegen<br />

kommt.<br />

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• Gleichzeitig ist die Bugwelle recht stark ausgeprägt.<br />

• Insbesondere bei den kürzeren Schiffen fallen im Nachlauf alle Wellen mehr oder weniger zusammen,<br />

nämlich das Heckwellensystem mit den Spiegelquerwellen, diese mit den Längswellen der<br />

vorderen Schulter und diese wiederum mit dem Tal der Bugwelle.<br />

• Je nach Rumpfkonzept erzeugt das Schiff erhebliche Querwellen durch den getauchten Spiegel, die<br />

ungünstig mit den anderen Wellensystemen zusammenfallen.<br />

Daraus folgt als Entwurfsstrategie, dass man unbedingt versuchen muss, die entstehenden Einzelwellenanteile<br />

zu minimieren. Gleichzeitig sollte erreicht werden, dass die einzelnen Wellenanteile wenigstens<br />

nicht genau zusammenfallen, obwohl das aufgrund der Entwurfsforderungen natürlich schwer zu erreichen<br />

ist. Trotzdem lassen sich aufgrund der bisher gerechneten Schiffe und daraufhin vorgenommenen<br />

Optimierungsschritte klar einige generelle Trends, die z. T. jedoch trivial sind, ableiten.<br />

4 Propulsionskonzepte für schnelle Schiffe<br />

Die Propulsion wird hier nur insoweit angesprochen, als sie Einfluß auf die Rumpfform hat. Wesentlich<br />

für die Propulsion ist neben dem Hinterschiff die Anordnung der Anhänge sowie der Propulsor selbst.<br />

Hierfür gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten:<br />

• Water Jets<br />

• Pods<br />

• Verstellpropeller<br />

Water Jets sind insofern nachteilig, als sie eine extreme Spiegeltauchung verlangen, diese ist aber stark<br />

kontraproduktiv für den Widerstand. Die Widerstandserhöhung dominiert in jedem Fall über eventuelle<br />

Wirkungsgradgewinne. Daher scheiden Waterjets für die genannten Anwendungen aus. Pods sind bei<br />

diesen Leistungen nicht wettbewerbsfähig, da die Kennlinien der Elektromotoren dem entgegenstehen,<br />

was der Propeller verlangt, nämlich geringe Drehzahl bei großem Drehmoment. Bei guter Gestaltung<br />

des Hinterschiffes und der Anhänge ist der Widerstand der Wellenleitung gering, und bei Anordung<br />

von Tunneln über den Propellern kann man sehr große Propeller bei ausreichendem Freischlag unterbringen<br />

und damit den Schubbelastungsgrad weiter senken. Ganz wichtig bei den schnellen Schiffen<br />

ist der Entwurf der Ruder: Aus Kavitationsgründen kommen nur Vollschweberuder in Frage, die mit<br />

einer Propulsionsbirne und stossfrei angelenkter Rudervorkante (TWIST-Flow- Ruder) ausgeführt sein<br />

sollten. Von daher wird der Hinterschiffsentwurf auf ein Propulsionskonzept abgestimmt, das auf einer<br />

Zweiwellenanlage mit Verstellpropellern sowie Vollschweberuder mit fester Head-Box darüber beruht.<br />

5 Generelle Entwurfsempfehlungen<br />

Neben den oft ungünstigen Längen-/ Wellenlängenverhältnissen ist ein Hauptproblem der Schiffe der<br />

meist aufgrund anderer Entwurfsforderungen zu große Blockkoeffizient. Dieser läßt sich aber häufig<br />

verbessern, wenn einige generelle Trends deutlich werden: Zunächst gilt die eigentlich simple Regel,<br />

dass LoA komplett benetzt sein muss. Selbst wenn aus ästhetischen Gründen eine bestimmte Vorstevenkontur<br />

gewünscht wird, macht es immer Sinn, den Bugwulst dann auch so lang zu machen wie der<br />

in Längsrichtung extremste Punkt. Hinten gilt im Prinzip das Gleiche. Weiterhin ist es für diese Schiffe<br />

praktisch immer vorteilhaft, wenn man die Breite (diese ist meist nicht beschränkt) so groß macht wie es<br />

sinnvollerweise möglich ist. Dadurch wird fast immer eine Widerstandsverbesserung erreicht, weil sich<br />

die Breitenänderung nur im Vorschiff negativ auf den Widerstand auswirkt, im Hinterschiff aber nicht,<br />

weil dort die Strömung ohnehin den Schnitten folgt. Man erzielt aber durch eine größere Breite einen<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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Verdrängungsgewinn an beiden Hälften, und hat dann mehr Freiheiten bei der Verdrängungsverteilung.<br />

Alle bisher durchgeführten Rechnungen haben diesen Trend bestätigt.<br />

Ähnliches gilt für den Tiefgang: Weil sich die Strömung im Hinterschiff nur nach den Schnitten<br />

richtet, bedeutet eine Vergrößerung des Tiefganges eine Widerstandsvergrößerung im Hinterschiff, wenn<br />

die Schnitte dadurch steiler werden. Bei gleichem Widerstand (also gleicher Steigung der Schnitte) muss<br />

das Hinterschiff entsprechend länger werden, d. h. der Einlauf der Schnitte in den Boden verlagert sich<br />

nach vorn. Durch eine Tiefgangsvergrößerung gewinnt man aber sehr viel Verdrängung und damit<br />

auch mehr Freiheit für deren Verteilung. Für das Vorschiff ist eine Tiefgangsvergrößerung praktisch<br />

immer widerstandsneutral durchführbar, so dass dann auf der Habenseite der Gewinn an Verdrängung<br />

entsteht, die man dann an den Stellen, die für die Wellenbildung ungünstig sind, wieder entfernen<br />

kann. Generell hat sich gezeigt, dass von allen Hauptabmessungen bei schnellen Schiffen in diesem<br />

Froudezahlbereich der Blockkoeffizient die wichtigste Hauptabmessung ist, einfach weil sich bei kleinen<br />

Blockkoeffizienten die Möglichkeit ergibt, die Verdrängung problemorientiert zu verteilen. Generell gilt<br />

dabei weiter, dass LCB immer weiter nach achtern verlagert werden kann, je geringer der Tiefgang<br />

ist, weil es ab einer gewissen Steilheit der Schnitte keinen Sinn mehr macht, noch mehr Verdrängung<br />

aus dem Hinterschiff zu entfernen. Man darf dabei nicht vergessen, dass zum Bare Hull Widerstand<br />

ja auch noch die Anhänge dazu kommen, und je länger die Wellenleitung ist (bei flacheren Schnitten),<br />

desto größer der Gesamtwiderstand. Das Vorschiff wird also deutlich besser bei höherem Tiefgang,<br />

das Hinterschiff bei höherer Breite. Dabei hängt die Aufteilung des Entwurfes in Vor-und Hinterschiff<br />

erheblich von diesen Randbedingungen ab.<br />

Hinterschiff 2% kürzer<br />

Hinterschiff 10% länger<br />

Abbildung 3: Änderung des Wellenbildes bei Variation von Vor- und Hinterschiffslänge<br />

Daher ist es sinnvoll, die jeweils besten Längen von Vor-und Hinterschiff durch sytematische Optimierung<br />

zu ermitteln. Man muss nur beachten, dass die Gesamtlänge die gleiche bleibt. Dies zeigt<br />

Abb. 3 am Bespiel eines 26kn schnellen und 140 m langen RoPax-Schiffes (von den Anforderungen<br />

her vergleichbar mit dem Bild oben rechts in Abb. 2). Dieser Vergleich wird exemplarisch in Abb.<br />

3 gezeigt. Im linken Bild wurde das Hinterschiff um 2% eingekürzt, mit entsprechender Verlängerung<br />

des Vorschiffes, und rechts entsprechend um 10% verlängert. Dabei bleibt die Verdrängung praktisch<br />

gleich, LCB verschiebt sich naturgemäß. Die LCB- Verschiebung bleibt aber in einem Rahmen, der<br />

durch den Gesamtentwurf leicht kompensiert werden kann. Das Ergebnis entspricht den Erwartungen:<br />

Eine Verkürzung des Hinterschiffes bewirkt höhere Spiegelquerwellen, bei leichter Verbesserung im Vorschiff,<br />

eine Verlängerung desselben bewirkt erhöhte Wellenbildung im Vorschiffsbereich mit verbesserter<br />

Spiegelquerwelle. Da der Wellenwiderstand im Prinzip vom Quadrat der Wellenhöhe abhängt, ist es am<br />

besten, wenn die Extrema der jeweilgen Wellensysteme etwa gleich hoch sind. Dies kann man durch<br />

eine geeignete Optimierung leicht erzielen, wobei man darauf achten muss, dies im weiteren Entwurfsfortschritt,<br />

wenn sich Wellenhöhen ändern, nachzujustieren. Es ist aber darauf zu achten, dass nach<br />

bisherigen Erfahrungen die Spiegelquerwellen meist durch die CFD- Rechnung überschätzt werden.<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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6 Bugwulst- und Vorstevenentwurf<br />

Abbildung 4: Wellenbildung an zwei unterschiedlichen Bugwulstkonzepten<br />

Insbesondere dem Entwurf von Bugwulst, Vorsteven und CWL- Einlauf kommt bei schnellen Schiffen<br />

besondere Bedeutung zu. Dies liegt daran, dass man nach hinten hin kaum noch Chancen hat, eine hohe<br />

Bugwelle zu kompensieren, weil sich keine günstige Interferenz finden läßt. Das Tal der Bugwelle überlagert<br />

sich wie schon gesehen praktisch mit dem Tal der Schulter, so dass eine hohe Bugwelle automatisch<br />

auch ein tieferes Tal etwa bei L/2 zur Folge hat, welches wiederum nach hinten abstrahlt. Daher ist es<br />

bei derartigen Schiffen entscheidend, zunächst das Bugwellensystem zu minimieren. Dies gelingt durch<br />

geeignete Gestaltung von Bugwulst und Vorsteven. Dabei ist zunächst zu beachten, dass als Wulsttyp<br />

aussschliesslich ein Unterdrucktyp in Frage kommt, der durch ein ausgeprägtes Unterdruckgebiet<br />

auf der Wulstoberseite die Bugwelle vermindert. Da bei diesen Schiffen die Tiefgangsunterschiede am<br />

vorderen Lot nicht allzu groß sind, kann man auch extremene Wulstformen vertreten. Zu beachten ist<br />

dabei einerseits, dass man das Unterdruckgebiet möglichst nahe am Schiff erzeugt, je weiter vorne der<br />

Unterdruck ist, um so höher läuft im späteren Verlauf die Bugwelle auf. Außerdem muss man unbedingt<br />

beachten, dass aufgrund der Bugwelle und der dynamischen Tauchung am VL die eigentliche CWL erheblich<br />

höher ansetzt, weshalb man die Spanten auch deutlich oberhalb der WL noch schlank halten<br />

muss. Hier sind Schiffe, die eine Bugtür erhalten, klar im Nachteil. Gleichzeitig darf der Wulst keinen<br />

übetriebenen Abstromcharakter haben. Sonst wird zwar der lokale Unterdruck größer, aber weil der<br />

Spantquerschnitt dann nach hinten abnimmt, baut sich dann trotzdem eine höhere Bugwelle auf. Es hat<br />

sich im Gegenteil bewährt, die Wasserlinien im Bugwulstbereich möglichst gerade zu halten und dann<br />

moderat nach aussen zu führen, dadurch wird der effektive Wasserlinieneinlaufwinkel kleiner. Will man<br />

die Strömung im Bereich der Bugwelle weiter beschleunigen, muss der Wulst mehr Spantfläche erhalten,<br />

was die Bugwelle weiter verkleinert. Je steiler der Steven steht (geht aus pseudo- ästhetischen Gründen<br />

manchmal nicht anders), desto geringer ist der Einlaufwinkel der echten (d.h. einschließlich Tauchung<br />

und Bugwelle) CWL. Was man durch geeignete Formgebung erreichen kann, zeigt Abb. 4. Man erkennt<br />

deutlich, dass bei sonst gleichen Randbedingungen das linke Konzept eine erheblich geringere Bugwelle<br />

zur Folge hat als das rechte.<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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7 Vorschiffsentwurf<br />

Abbildung 5: Drei verschiedene Konzepte für Vorschiffe mit starker V-Spantform<br />

Neben der Gestaltung des Vorsteven-und Bugwulstbereiches und der richtigen Wahl der Vorschiffslänge<br />

spielt die Spantform im Vorschiff die entscheidende Rolle. Meist (vgl. Abb. 5) findet man Vorschiffe<br />

mit starker V-Spantform. Diese ist aber widerstandsmäßig schlechter als eine U- Spantform, wenn man<br />

jeweils die gleiche Verdrängung (d. h. Spantfläche) zugrundelegt. Verschiedene CFD-Berechnungen<br />

haben eindeutig gezeigt, dass sich gerade bei entsprechender Gestaltung des Vorschiffes erhebliche Verdrängung<br />

im unteren Vorschiffsbereich unterbringen läßt, ohne dass sich der Wellenwiderstand merklich<br />

verschlechtert. Demgegenüber steht ein gewisser Verlust an Stabilität vor allem dann, wenn als Kompromiss<br />

eine starke U-Spantform mit gleichzeitig schlanker CWL im Vorschiff verwendet wird. Der<br />

Stabilitätsverlust kann aber auf folgende Weisen wieder kompensiert werden:<br />

• Man macht den Kimmradius größer, so dass der Höhenschwerpunkt der Verdrängung nach oben<br />

wandert. Dies ist gleichzeitig günstig für den Reibungswiderstand (insgesamt geringere benetzte<br />

Fläche) sowie für das Seegangsverhalten (geringere Hebelarmschwankung Berg-Tal).<br />

• Man macht die CWL im Bereich vor dem Bugwellental breiter und gestaltet diese dort leicht hohl.<br />

Damit streckt man das Unterdruckgebiet ohne schädliche Folgen für den Widerstand und gwinnt<br />

ausreichend Stabilität.<br />

• Meist geht es bei Stabilitätsfragen ohnehin um ausreichenden Umfang, da die Schiffe entweder am<br />

Wetterkriterium oder an der Leckrechnung fahren. Den Umfang kann man im Prinzip auch im<br />

Überwasserschiff holen.<br />

Bei entsprechender Gestaltung von Bugwulst und Vorschiffslänge läßt sich durch Verwendung von U-<br />

Spanten der Widerstand erheblich reduzieren. Oder man erhält einen Überschuss an Verdrängung, den<br />

man an anderer Stelle wieder entfernen kann.<br />

8 Hauptspantentwurf<br />

Aus bisher gesagtem folgt, dass man den Kimmradius so groß wie irgend möglich wählen sollte, allerdings<br />

muss man natürlich die geforderte Verdrängung halten. Gleichzeitig ist es vorteilhafter, statt eines<br />

Kimmradius eine Art Kimmellipse zu verwenden. Der Grund dafür liegt darin, dass man die Stabilität<br />

im Bereich der CWL meist nicht aufgeben kann, und sich andererseits bei vielen CFD-Rechnungen<br />

gezeigt hat, dass der Einfluss auf den Wellenwiderstand nicht sehr gross ist, obwohl dort immer ein<br />

deutliches Tal ist. Anders gesagt wiegen bei moderaten Änderungen die Nachteile der Stabilität schwerer<br />

als nur geringe bis keine Gewinne im Wellenwiderstand. Anders sieht es beim Bodeneinlauf aus: Je<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

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Formentwicklung schnelle Schiffe 27. Mai 2004<br />

weiter man diesen reinzieht, desto größer ist der Stabilitätsgewinn und die Reduktion der Oberfläche.<br />

Dafür kann man es sich leisten, die Verdrängung mehr im Vorschiffsbereich unterzubringen. Für den<br />

Hinterschiffsentwurf bringt ein grosser Kimmradius wesentliche Vorteile, weil man dann die Möglichkeit<br />

hat, das Hinterschiff bei gleicher Steigung der äußeren Schnitte kürzer zu machen. Außerdem kann<br />

man die hintere Schulter besser variieren. Man muss allerdings beachten, dass Schiffe mit extrem<br />

geringen Hauptspantvölligkeiten wahrscheinlich zur Kursinstabilität neigen, weil die Längsverteilung<br />

der hydrodynamischen Massen insgesamt ungünstiger wird (deren Längenschwerpunkt verlagert sich<br />

nach vorn).<br />

9 Hinterschiffsentwurf<br />

Abbildung 6: Hinterschiffsentwurf mit Wellenbild. Der Spiegel wurde höher gesetzt als optimal, weil<br />

die CFD- Rechnung die Spiegelquerwellen überzeichnet.<br />

Der Entwurf des Hinterschiffes ist insofern schwierig, als man durch ungünstigen Verlauf der Schnitte<br />

gleich sehr stark mit Zusatzwiderstand bestraft wird. Generell bieten sich sogenannte Barge- Type-<br />

Hinterschiffe an, die sinnvollerweise einen nahezu parallelen Verlauf der Schnitte aufweisen. So bringt<br />

man ein Maximum an Verdrängung bei immer noch flach laufenden Schnitten unter. Dabei kann das<br />

Hinterschiff um so kürzer sein, je geringer der Tiefgang ist. Günstig für die vom Spiegel abgehenden<br />

Querwellen ist es immer, wenn die Schnitte hinten über eine gewisse Strecke flach verlaufen, ggf. unter<br />

Verwendung eines Staukeiles. Hierfür müssen die Schnitte aber einen Wendepunkt aufweisen, was dazu<br />

führt, dass etwa in der Gegend des Wendepunkes ein Längswellental sitzt. Daraus entsteht dann immer<br />

am Heck ein Berg, insbesondere dann, wenn die Hinterschiffsform zur Verbesserung der Propulsion noch<br />

eine Tunnelung über den Propellern aufweist. Dabei ist es wichtig, den Abstand zwischen Längswellental<br />

und Spiegel so zu wählen, dass sich die seitliche Heckwelle nicht zu stark aufbaut. Hier hilft es, den<br />

Spiegel seitlich weiter zu tauchen als in der Mitte, um damit die seitliche Heckwelle zu verringern. Tunnel<br />

übder den Propellern sind vorteilhaft, um große Schubbelastungsgrade zu vermeiden, sie haben aber den<br />

Nachteil, dass die Schnitte steiler werden und dass im hinteren Bereich die Heckwelle höher aufläuft, weil<br />

durch die Tunnel die Spantfläche reduziert wird und damit die Strömung zusätzlich verzögert wird. Meist<br />

ist es sinnvoll, das Tunnelende in Form eines Staukeiles auszuführen. Will man die Wellenbildung im<br />

Heck weiter verringern, kann man die Schnitte etwa in der Gegend des seitlichen Tales hochnehmen und<br />

danach wieder herunterführen. Durch die lokale Abnahme der Spantfläche wird die Strömung künstlich<br />

verzögert, so dass das Tal und damit die später auflaufende Heckwelle verringert wird. Wichtig ist<br />

bei der Bewertung des Hinterschiffes, dass die CFD- Rechnung nicht in der Lage ist, lokale Effekte<br />

am Spiegel zu erfassen. Dadurch werden die Heckwellen meist überschätzt, und es wird immer ein zu<br />

stark vorlastiger Trimm vorausgesagt. Naturgemäß kann eine Potentiallösung auch keine brechenden<br />

Wellen vorraussagen, weshalb man bei der Feinoptimierung des Hinterschiffes auf Erfahrung und einen<br />

Modellversuch angewiesen ist. Abb. 6 zeigt ein solches Hinterschiffskonzept.<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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10 Anwendung der Konzepte<br />

Abbildung 7: Zwei Konzepte für eine schnelle Fähre im Vergleich<br />

Als Vergleich wird ein Konzept für eine schnelle Mittelmehrfähre mit maximal 140m Länge für eine<br />

Geschwindigkeit von 26kn herangezogen. Für dieses Schiff lag ein Ausgangsentwurf eines bekannten<br />

Design- Büros vor, der 26kn mit 31700 kW erreicht. Für ein konkurrierendes Projekt (RoPax 2000)<br />

war von der Flensburger Schiffbau- Gesellschaft ein Linienkonzept nach dem oben aufgeführten Konzept<br />

erarbeitet worden, von dem Einzelelemente der Rumpfform auch schon bei vorangegangenen Projekten<br />

als prinzipiell richtig validiert worden waren, wenn auch in anderen Froude- Bereichen. Die Validierung<br />

der aufgrund der CFD- Berechnungen identifizierten Verbesserungen war natürlich extrem wichtig, da<br />

auch die CFD- Berechnungen ja nur Modelle der Wirklichkeit sind.<br />

Aufgrund der vorgesehenen Raumaufteilung, die über den Platzbedarf die Maschine vorgab, und<br />

um die Kosten wettbewerbsfähig zu halten, war die maximal mögliche Antriebsleistung mit 25600 kW<br />

vorgegeben. Damit sollte bei 85%MCR eine Geschwindigkeit von 26 kn erreicht werden.<br />

Dazu wurde die bereits vorhandene Form an der <strong>TUHH</strong> noch einmal systematisch optimiert, in dem<br />

mehrfach die oben angesprochene Systematik durchlaufen wurde. Für jede Änderungsart wurden mehrere<br />

Formfamilien gegründet, die jede für sich bis zu Ende durchoptimiert wurde. Die jeweils besten<br />

Konzepte wurden dann bis zu Ende verfolgt, wobei neben Widerstand auch Stabilität, Manövrierverhalten<br />

und Druckimpulse beachtet wurden. Wurde auch ohne erkennbaren Widerstandsgwinn nur eine<br />

dieser Eigenschaften verbessert ohne die anderen zu verschlechtern, galt die Form als überlegen und<br />

diente dann als Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen. Insgesamt wurden fur das Schiff dann<br />

noch einmal etwa 100 Varianten untersucht. Abb. 7 zeigt das Ergebnis der Optimierung verglichen<br />

mit dem konventionellen Ausgangsentwurf. Der Unterschied in den Wellenbildern zeigt die erheblichen<br />

Einsparungen im Wellenwiderstand. Abb.<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

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11 Anwendung der Konzepte<br />

Abbildung 8: Modellversuch des Linienentwurfes<br />

8 zeigt den Modellversuch (Bare Hull) und die Tatsache, dass die CFD- Rechnung insgesamt den Versuch<br />

sehr gut widergibt. Die Ergebnisse des Modellversuches haben klar gezeigt, dass die Geschwindigkeit von<br />

26 kn bei der angegebenen Leistung erreicht werden wird. Allerdings wurde aus strategischen Gründen<br />

der Spiegel höher gelegt als optimal, weil unklar war, inwieweit die CFD- Rechnung die Spiegelquerwellen<br />

richtig wiedergeben würde. Im Versuch wurde dann mit verschiedenen Staukeilvarianten gearbeitet, die<br />

dann erwartungsgemäß noch einen erheblichen Widerstandsgewinn brachten.<br />

12 Probleme bei der Grossausführungsprognose<br />

Die Frage, inwieweit die CFD- Ergebnisse den Modellversuch wiedergeben, wurde bereits erörtert. Es<br />

stellte sich heraus, dass bis auf die Frage der Spiegeltauchung die CFD- Rechnung alle Effekte richtig<br />

wiedergibt. Systematische Rechnungen haben bezüglich des Einsatzes von Staukeilen und der Spiegeltauchung<br />

ergeben, dass hier die CFD- Rechnung versagt, weil vor allem der dynamische Trimm<br />

wegen des heftigen Einflusses der Spiegelquerwellen nicht richtig wiedergegeben wird. Die Frage ist<br />

jetzt aber, wie sich der Modellversuch zur Grossausführung verhält, da es allein auf die Performance des<br />

naturgroßen Schiffes ankommt. Die Grossausführungsprognose wird ja auf der Basis der Froudeschen<br />

Hypothese durchgeführt, wobei alles, was nicht ITTC- Reibungswiderstand ist, dem Restwiderstand<br />

zugeschlagen und nach der Froudeschen Ähnlichkeit umgerechnet wird. Bei den CFD- Rechnungen war<br />

aufällig, dass die Widerstandsprognose immer schlechter wurde, je mehr der Wellenwiderstand wegoptimiert<br />

wurde. Das ist auch konsequent, da genau der Anteil, den die Methode gut erfassen kann,<br />

geringer wird und damit der Fehler zunimmt. Dies trifft für den Modellersuch gleichermassen zu. Als<br />

Beispiel kann die Probefahrt der DFDS- Flower- Class Schiffe herangezogen werden, bei denen einige<br />

der genannten Konzepte allerdings in einem anderen Froudezahlbereich realisiert wurden. Wegen der<br />

relativ starken Hauptmaschine und wegen des extrem minimierten Wellenwiderstandes erreichten die<br />

Schiffe auf der Probefahrt eine Spitzengeschwindigkeit von 25.6 kn (bei 22.5kn Service Speed) und liegen<br />

damit schon im Grenzbereich scheller Schiffe. Die Prognose der Versuchsanstalt lag merklich über den<br />

Probefahrtsergebnissen, obwohl die Prognose insgesamt mit extrem knappen Zuschlägen behaftet war.<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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Formentwicklung schnelle Schiffe 27. Mai 2004<br />

Abbildung 9: Wellenbild (CFD) und Großausführung<br />

Dabei ist zu bedenken, dass der Restwiderstandsbeiwert extrem niedrig liegt, wobei wellenwiderstandsseitig<br />

der größte Anteil eindeutig aus den Spiegelquerwellen kommt, die wahrscheinlich stark<br />

viskos beinflußt werden. Der Restwiderstand beträgt bei den Schiffen noch etwa 1/3 des Gesamtwiderstandes,<br />

wovon wohl wiederum etwa die Hälfte auf Spiegelquerwellen und andere Effekte (Formfaktor)<br />

gehen. Damit werden dann nur noch etwa 20% des Gesamtwiderstandes nach dem richtigen Masstabsgesetz<br />

übertragen, und es sei die Frage gestattet, ob man für solche Schiffe nicht langfristig nach anderen<br />

Wegen der Grossausführungsprognose suchen muß. Diese Frage darf keinesfalls als Kritik an dser Versuchsanstalt<br />

aufgefaßt werden, es geht lediglich um die praktische Anwendbarkeit der Froude’schen<br />

Hypothese bei diesen Schiffen.<br />

13 Schlussfolgerungen<br />

Aufgrund von systematisch untersuchten schnellen RoPax und Pax- Schiffen wurden durch CFD-Analysen<br />

die spezifischen Probleme aktuell gebauter Schiffe erarbeitet. Ferner wurden für die wesentlichen Elemente<br />

der Rumpfform Entwurfsrichtlinien angegeben, nach denen mit CFD- Hilfe der Rumpf ausoptimiert<br />

werden kann. Die Anwendung auf ein Projekt einer schnellen Ropax- Fähre zeigen ein erhebliches<br />

Einsparpotential, das im Modellversuch quantitativ validiert werden konnte. Die CFD- Rechnung kann<br />

lokale Spiegeländerungen und den Effekt von Staukeilen nicht richtig erfassen. Bei der Prognose für die<br />

Großausführung muß darauf geachtet werden, daß mit zunehmender Optimierung des Wellenwiderstandes<br />

gerade der Anteil wegoptimiwert wird, den das Froudesche Prinzip korrekt erfasst, was dazu führt,<br />

dass die Prognose zu konservativ ausfällt.<br />

Stefan Krueger (<strong>TUHH</strong>)<br />

krueger@tu-harburg.de<br />

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