10. Ausgabe End.pub - KAPP Rechtsanwalts GmbH
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Seite 4<br />
NEWSLETTER<br />
“Gem. § 5e<br />
KSchG hat der<br />
Verbraucher das<br />
Recht von einem im<br />
Fernabsatz geschlossenen<br />
Vertrag<br />
ohne Angabe von<br />
Gründen binnen<br />
sieben Tagen zurückzutreten.<br />
Der<br />
Unternehmer darf<br />
für einen solchen<br />
Rücktritt keine<br />
Stornogebühr oder<br />
Vertragsstrafe verlangen.“<br />
Internetrecht<br />
Der Rücktritt von Internetgeschäften nach KSchG<br />
Immer mehr Verträge werden<br />
über das Internet abgeschlossen.<br />
Es ist für Unternehmen<br />
die ihre Waren und Dienstleistungen<br />
über dieses Medium<br />
anbieten, wichtig, genau<br />
zu wissen, welche besonderen<br />
Bestimmungen sie hinsichtlich<br />
solcherart geschlossenen<br />
Verträgen zu beachten<br />
haben. Der Artikel beschäftigt<br />
sich mit der Frage des Rücktritts<br />
von Internetgeschäften<br />
gem. §§ 5a ff KSchG. Diese<br />
Bestimmungen hat der österreichische<br />
Gesetzgeber auf<br />
Grund der EG FernabsatzRL<br />
eingeführt und sind seit<br />
01.06.2000 in Kraft. Sie regeln<br />
Vertragsabschlüsse im<br />
Fernabsatz wobei § 5e<br />
KSchG den Rücktritt von einem<br />
solchen Vertrag normiert.<br />
Dem Verbraucher steht<br />
dieses Recht unter den im<br />
Folgenden beschriebenen<br />
Voraussetzungen jedenfalls<br />
unabhängig davon zu, wer<br />
den Vertrag angebahnt hat.<br />
Anwendbares Recht<br />
Verträge die über das Internet<br />
geschlossen werden,<br />
weisen oft Berührungspunkte<br />
zu mehreren Staaten auf.<br />
Daher gilt es zuerst einmal zu<br />
beurteilen, welches Recht zur<br />
Anwendung kommt. Dieses<br />
ergibt sich bei Internetkäufen<br />
in der EU (ausgenommen<br />
Dänemark) aus den Bestimmungen<br />
der ROM I-<br />
Verordnung, wonach bei<br />
Verbraucherverträgen über<br />
Warenkäufe und Dienstleistungen<br />
in der Regel das materielle<br />
Recht des Aufenthaltsstaates<br />
des Verbrauchers<br />
zur Anwendung kommt.<br />
Voraussetzung hierfür ist<br />
jedoch, dass der Unternehmer<br />
seine unternehmerische<br />
Tätigkeit in diesem Staat<br />
ausübt oder dorthin ausgerichtet<br />
hat. Wichtige Indizien<br />
hierfür stellen die verwendete<br />
Sprache und Währung dar.<br />
Anwendungsbereich<br />
Das Rücktrittsrecht besteht<br />
nur bei Verbrauchergeschäften<br />
im Sinne von § 1 KSchG<br />
und kann auch nur vom<br />
Verbraucher, nicht aber vom<br />
Unternehmer ausgeübt werden.<br />
Darüber hinaus muss<br />
sich der Unternehmer gem. §<br />
5a KSchG eines für den Fernabsatzabsatz<br />
organisierten<br />
Vertriebs- oder Dienstleistungssystems<br />
bedienen. Diese<br />
Voraussetzung ist nach<br />
herrschender Lehre beim<br />
Warenvertrieb im Internet<br />
bereits durch ein Anbot in<br />
Form eines Onlinekataloges<br />
erfüllt.<br />
Rücktritt<br />
Gem. § 5e KSchG hat der<br />
Verbraucher das Recht von<br />
einem im Fernabsatz geschlossenen<br />
Vertrag ohne<br />
Angabe von Gründen binnen<br />
sieben Tagen zurückzutreten.<br />
Der Unternehmer darf für<br />
einen solchen Rücktritt keine<br />
Stornogebühr oder Vertragsstrafe<br />
verlangen. Bei Verträgen<br />
über die Lieferung von<br />
Waren beginnt die siebentägige<br />
Frist mit dem Tag des Einlangens<br />
beim Verbraucher zu<br />
laufen. Bei Verträgen über<br />
die Erbringung von Dienstleistungen<br />
beginnt der Fristenlauf<br />
mit dem Tag des Vertragsabschlusses.<br />
Ist jedoch<br />
der Unternehmer seinen Informationspflichten<br />
gem. §<br />
5c KSchG nicht nachgekommen<br />
so beträgt die Rücktrittsfrist<br />
drei Monate.<br />
Informationspflichten<br />
Der Unternehmer ist nach § 5c<br />
KSchG dazu verpflichtet dem<br />
Verbraucher vor Abgabe seiner<br />
Vertragserklärung Informationen<br />
über Name und Anschrift<br />
des Unternehmers, wesentliche<br />
Eigenschaften der Ware<br />
bzw. Dienstleistung, den Preis<br />
einschließlich aller Steuern,<br />
Lieferkosten, Einzelheiten zu<br />
Zahlung und Lieferung, das<br />
Rücktrittsrecht, Kosten für den<br />
Einsatz des Fernkommunikationsmittels,<br />
Gültigkeitsdauer<br />
des Angebots bzw. Preises und<br />
Mindestlaufzeit des Vertrages<br />
wenn dieser eine dauernde<br />
oder wiederkehrende Leistung<br />
zum Inhalt hat, zur Verfügung<br />
zu stellen. Diese Informationen<br />
sind dem Verbraucher klar<br />
und verständlich, in einer dem<br />
verwendeten Fernkommunikationsmittel<br />
angepassten Art<br />
und Weise, zu erteilen.<br />
Überdies besteht nach § 5d<br />
KSchG die Pflicht des Unternehmers<br />
dem Verbraucher<br />
nach Abschluss des Vertrages<br />
wichtige Informationen, die für<br />
diesen von Bedeutung sein<br />
könnten “rechtzeitig während<br />
der Erfüllung des Vertrages“<br />
dh. spätestens mit der Lieferung,<br />
schriftlich oder auf einem<br />
dauerhaften Datenträger<br />
zur Verfügung zu stellen<br />
(Bestätigungspflicht). Diese<br />
Informationen müssen Bedingungen<br />
und Einzelheiten des<br />
Rücktritts, Anschrift des Unternehmens,<br />
Einzelheiten zu Kundendienst<br />
und Garantiebedingungen<br />
sowie bei unbestimmter<br />
oder mehr als einjähriger<br />
Vertragsdauer die Kündigungsbedingungen<br />
enthalten. Die<br />
Veröffentlichung auf der Homepage<br />
des Unternehmers ist<br />
nach herrschender Lehre nicht