Kapitel 4 - Hirschfeld-Eddy-Stiftung
Kapitel 4 - Hirschfeld-Eddy-Stiftung
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<strong>Kapitel</strong> 4<br />
Argumente und Themen<br />
<strong>Kapitel</strong> 4<br />
Argumente und Themen<br />
wir, dass das Verhalten schwuler Männer auf<br />
Gefühlen beruht und nicht auf einer Mode.<br />
Wir sprechen über die Geschlechterrollen in<br />
unserer Gesellschaft, über Geschlecht und<br />
Sexualität. Wir haben Sensibilisierungstrainings<br />
mit einigen wenigen Organisationen<br />
durchgeführt, die mehr über Schwule und<br />
die Möglichkeit einer Kooperation mit uns<br />
erfahren wollten. Mit der Unterstützung<br />
durch befreundete Organisationen in Kenia<br />
und Uganda planen wir ein Zusammentreffen<br />
mit dem Gesundheitsministerium, seinen<br />
Einrichtungen und anderen NROs, um<br />
zukünftige Sensibilisierungsmaßnahmen zu<br />
entwickeln. Die Annahmen der Mehrheitsgesellschaft<br />
teilen unsere Mitglieder nicht,<br />
da wir alle selbst schwule Männer sind, die<br />
viele Erfahrungen gesammelt haben und<br />
wissen, dass wir so geboren sind.<br />
Pade Edmund, SANA<br />
Stay Awake Network Activities (Tansania)<br />
Nach unserer Ansicht ist wirklich alles, selbst<br />
die Bibel, aus anderen Kulturen importiert<br />
– aber nicht die Sexualität der Menschen.<br />
Bevor Europäer nach Afrika kamen, gab es<br />
hier bereits Homosexualität. Es ist einfach<br />
beleidigend, zu behaupten, die Homosexuellen<br />
in Afrika hätten ihren Lebensstil von<br />
Europa kopiert. Interessant ist, dass alles aus<br />
Europa immer gut war, außer eben „Homosexualität“,<br />
wenn sie denn tatsächlich von<br />
dort käme.<br />
Mac-Darling Cobbinah<br />
Centre for Popular Education and Human<br />
Rights (Ghana)<br />
In Bezug auf die Frage, ob Homosexualität<br />
ein importiertes Konzept ist, sagen wir, dass<br />
LGBT immer Teil der afrikanischen Kultur<br />
waren und es auch weiterhin sein werden.<br />
Das Vorhandensein von Begriffen, die<br />
sich auf LGBT beziehen, in Lokalsprachen<br />
verweist auf diese geschichtliche Tatsache.<br />
Wir meinen auch, dass es sehr schwer zu definieren<br />
ist, was nun afrikanisch ist und was<br />
westlich. Auch in anderen Punkten besteht<br />
Uneinigkeit darüber, was das Afrikanisch-<br />
Sein nun ausmacht oder nicht. Alle unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen<br />
dieselbe Vision. Alle durchlaufen vor Beginn<br />
ihrer Tätigkeit ein Training, sodass sie in der<br />
Lage sind, die Begriffe zu verstehen.<br />
Gift Trapence, CEDEP<br />
Centre for the Development of People<br />
(Malawi)<br />
Fänden wir, dass Lesbisch- oder Schwulsein<br />
etwas Westliches wäre, wären wir sicher<br />
nicht in der Lesben- und Schwulenbewegung.<br />
Es ist ein ernstes Problem, dass die<br />
ungarische Bevölkerung LGBT nicht als Teil<br />
unserer Gesellschaft begreifen, weder jetzt<br />
für die Gegenwart noch für die Vergangenheit.<br />
Um dem zu begegnen, haben wir<br />
begonnen, Informationen über historische<br />
LGBT-Persönlichkeiten in Ungarn zu sammeln.<br />
Wir möchten den Menschen zeigen,<br />
dass LGBT nichts Fremdes sind, sondern eine<br />
Rolle in unserer Geschichte gespielt haben.<br />
Es ist natürlich schwer, deutliche Beweise zu<br />
finden, doch wir lassen bei unserer Suche<br />
nicht nach.<br />
Milán Rózsa<br />
Budapest Pride (Ungarn)<br />
„Für Hass ist kein Platz<br />
im Hause Gottes“<br />
Stimmen von<br />
Aktivistinnen und Aktivisten<br />
Ist Homosexualität mit der Religion vereinbar?<br />
Die <strong>Hirschfeld</strong>-<strong>Eddy</strong>-<strong>Stiftung</strong> fragte die<br />
Partner aus dem Globalen Süden, ob sie mit<br />
religiösen Einwänden konfrontiert werden<br />
und wie sie diesen begegnen. Hier sind die<br />
Antworten:<br />
In Malawi werden LGBT von religiösen Menschen<br />
mit Behauptungen konfrontiert wie<br />
zum Beispiel: „Ihnen fehlt der Heilige Geist“;<br />
„Gott hat Mann und Frau geschaffen“; „Es<br />
ist ein Akt gegen die Schöpfung“; „Es ist<br />
gegen die biologische Bestimmung des<br />
Menschen“; „Gott hat gesagt, wir sollten uns<br />
vermehren wie Sand“, „Es ist ein abwegiges<br />
Verhalten“; „Es ist von Natur aus unchristlich“<br />
oder „Es ist vom Standpunkt der Kultur<br />
und der Religion aus unmoralisch“. Auf<br />
derartige Verurteilungen reagieren wir mit<br />
dem Verweis auf das malawische Rechtssystem,<br />
das wir für die Ursache solcher<br />
Aussagen halten. Wir sagen dann, dass die<br />
Strafgesetze, nach denen LGBT mit Haft<br />
bestraft werden, nicht mit den in der malawischen<br />
Verfassung enthaltenen Prinzipien<br />
der Nichtdiskriminierung konform sind<br />
und daher ungesetzlich sind. Eine solche<br />
Diskriminierung widerspricht auch den<br />
Verpflichtungen Malawis durch internationale<br />
Menschenrechtsverträge. Wenn von<br />
der Regierung vorgebracht wird, gleichgeschlechtliche<br />
Praktiken seien unter dem<br />
Gesichtspunkt christlichen Glaubens und<br />
christlicher Kultur nicht malawisch, verlangen<br />
wir, diese „moralische Unvereinbarkeit“<br />
zu beweisen.<br />
Zum anderen weisen wir darauf hin, dass in<br />
einem säkularen Malawi weder das Christentum<br />
noch irgendeine andere Religion dazu<br />
benutzt werden dürfen, die Vielfalt an den<br />
Rand zu drängen. Die Bevölkerung Malawis<br />
hat ganz unterschiedliche Anschauungen<br />
und es ist ungerecht, der Gesellschaft die<br />
Ansicht einer Gruppe oder Sekte aufzuzwingen<br />
und sie nach deren Gusto zu regulieren.<br />
Auch Jesus nahm zeitlebens und voller<br />
Mitgefühl ein breites Spektrum von Persönlichkeiten<br />
an – ohne Hass, Verfolgung oder<br />
Diskriminierung zu predigen.<br />
Wir sind der Meinung, dass Glaubensgemeinschaften<br />
sich über ihre Pflicht bewusst<br />
sein sollten, Liebe und Toleranz zwischen<br />
Menschen verschiedener Religionen, Kulturen<br />
und Anschauungen zu stiften. Religiöse<br />
Führer und Gruppen sollten nicht den<br />
ersten Stein des Hasses und der Diskriminierung<br />
gegen Minderheiten werfen. Wir<br />
alle sind Kinder Gottes, unabhängig von<br />
unseren persönlichen Umständen oder<br />
Unterschieden. Bischof Desmond Tutu hat<br />
dies folgendermaßen gefasst: „Für Hass ist<br />
kein Platz im Hause Gottes. Niemand sollte<br />
von unserer Liebe, unserem Mitgefühl und<br />
unserer Sorge ausgeschlossen werden, egal<br />
ob aufgrund der Hautfarbe, des Geschlechts,<br />
des Glaubens, der ethnischen Zugehörigkeit<br />
– oder aufgrund der sexuellen Orientierung.<br />
Genauso sollte niemand auf Grund eines<br />
dieser Merkmale von der Gesundheitsversorgung<br />
ausgeschlossen werden.“<br />
Gift Trapence, CEDEP<br />
Centre for the Development of People<br />
(Malawi)<br />
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