2013-03 - Regionalzeitung Rontaler AG
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Nr. <strong>03</strong> | Donnerstag, 17. Januar <strong>2013</strong> | <strong>Rontaler</strong> Interview | 7<br />
Polit-Arena<br />
«Die Prioritäten werden oft verschoben oder falsch gesetzt.»<br />
Am Mittwoch, 23. Januar <strong>2013</strong>,<br />
19.30 Uhr findet im Pfarreiheim<br />
Ebikon eine von der SVP organisierte<br />
öffentliche Veranstaltung<br />
mit Publikumsbeteiligung<br />
zum Thema Sicherheit statt. Der<br />
«<strong>Rontaler</strong>» befragte dazu Markus<br />
Schumacher, einen der Organisatoren.<br />
Was hat Sie zur Organisation der<br />
Polit-Arena Sicherheit veranlasst?<br />
Nachdem sich in Ebikon in Folge<br />
krimineller Übergriffe wiederum<br />
eine Bürgerwehr formiert hat und<br />
sich die Anzahl der (Dämmerungsund<br />
Auto-)Einbrüche in den letzten<br />
Monaten verdoppelt hat, wurde so<br />
eine Veranstaltung aus unserer<br />
Sicht nötig. Sicherheit betrifft uns<br />
alle und ist ein Grundbedürfnis.<br />
Gerade weil dies so ist, wollen<br />
Bürger/innen die Möglichkeit nutzen,<br />
sich direkt mit den Verantwortlichen<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Schliesslich galt unsere Schweiz<br />
einmal als das sicherste Land der<br />
Welt. Heute vergeht kaum ein Tag,<br />
an dem die Medien keine Schlagzeile<br />
dazu liefern. Daher glauben<br />
wir, dass das Thema brandaktuell<br />
ist.<br />
Was glauben Sie persönlich, wie<br />
viel Sicherheit wir brauchen?<br />
Ich glaube, die Politik orientiert<br />
sich viel zu sehr nur an den finanziellen<br />
Möglichkeiten und zu wenig<br />
an den Bedürfnissen der Bevölkerung.<br />
Dabei werden die Prioritäten<br />
oft verschoben oder falsch gesetzt.<br />
Verkehrsteilnehmer werden zunehmend<br />
kriminalisiert. Um die<br />
Bussenbudgets eintreiben zu können,<br />
wird eine Unmenge an Personal<br />
absorbiert. Dieses fehlt dann<br />
wieder in anderen Bereichen. Eben<br />
genau da, wo die Bedürfnisse der<br />
Bevölkerung um ein Vielfaches<br />
grösser wären und in den Medien<br />
auch reklamiert werden. Offensichtlich<br />
vermögen unsere Sicherheitskräfte<br />
der Bevölkerung nicht<br />
mehr in genügendem Masse ein<br />
gutes Sicherheitsgefühl zu geben.<br />
Sonst hätten die vielen privaten Sicherheitsfirmen<br />
gar nichts zu tun<br />
und eine Bürgerwehr wie in Ebikon<br />
wäre auch unnötig.<br />
Müssen wir uns Ihrer Einschätzung<br />
nach unsicher fühlen?<br />
Ich wünschte, ich könnte mit Nein<br />
antworten. Jedoch zeigen uns die<br />
täglichen Beispiele von Dämmerungseinbrüchen<br />
in unmittelbarer<br />
unsere Polizei, haben oft ein ganz<br />
anderes Bild vom Idealzustand.<br />
Würden unsere Gesetze so umgesetzt,<br />
wie sie vom Stimmbürger<br />
verabschiedet wurden, hätten wir<br />
gar nicht so grosse Probleme. Weil<br />
Nachbarschaft, Bedrohungen in das aber zu wenig konsequent der<br />
der Jugendkriminalität, Drogenhandel,<br />
Zuhälterei, die Zustände<br />
Fall ist, brauchen wir halt immer<br />
wieder neue Massnahmen, um uns<br />
Markus Schumacher sieht Handlungsbedarf im Sicherheitsbereich. Bild zvg<br />
auf dem Bahnhofplatz in Luzern<br />
und vor allem das neueste Phänomen,<br />
die Cyber-Kriminalität im<br />
Internet, ein ganz anderes Bild.<br />
Die Zeit als man noch «Hunderter<br />
Nötli» draussen aufhängen oder die<br />
Haustür offenlassen konnte und<br />
nichts gestohlen wurde, ist in unserer<br />
Schweiz definitiv auch vorbei.<br />
Heute brauchen wir einbruchssichere<br />
Haustüren und Fenster sowie<br />
zu schützen. Damit wird alles unübersichtlicher<br />
und teurer. Siehe<br />
die Budget-Debatten im Kantonsrat.<br />
Sechs neue Stellen sollen bei<br />
der Polizei in unserem Kanton die<br />
ganzen Überstunden reduzieren,<br />
die sich da angesammelt haben,<br />
nur weil wir nicht in der Lage sind,<br />
die Prioritäten richtig zu setzen?<br />
Sprechen Sie mal mit der Polizei,<br />
dann spüren Sie die Frustration.<br />
Einrichtungen mit Bewegungsmelder,<br />
die unsere Umgebung nachts<br />
ausleuchten. Mit der Migration der<br />
letzten Jahre hat die Kriminalität<br />
eindeutig und nachweislich zugenommen.<br />
Wie liesse sich die Situation allenfalls<br />
verbessern?<br />
Wir müssen entscheiden, wo wir<br />
die Prioritäten setzen wollen und<br />
Mit dem Schengener- anschliessend danach handeln.<br />
Abkommen konnte entgegen aller<br />
Versprechungen aus dem damaligen<br />
Abstimmungskampf auch nicht<br />
mehr Schutz geboten werden; dazu<br />
müssten die Täter bereits im System<br />
erfasst sein.<br />
Diese Prioritäten können wir dann<br />
auch in den Budgets im Bund, Kanton<br />
und den Gemeinden verantworten.<br />
Solange wir das nicht tun,<br />
werden wir immer um die gleichen<br />
Probleme herum reden. So wie das<br />
heute läuft, werden sich die linken<br />
Läuft Ihrer Meinung nach in der und rechten Parteien nie finden.<br />
Politik etwas falsch?<br />
Die Politik mit ihren Entscheidungen<br />
einerseits und die Kräfte, die<br />
solche Entscheidungen dann umsetzen<br />
müssen, wie zum Beispiel<br />
Mehr öffentliche Sicherheit ist ja<br />
auch mit höheren Kosten verbunden.<br />
Wie lässt sich das Ihrer Meinung<br />
nach mit den knappen Haushaltsbudgets<br />
vereinbaren?<br />
Sie sprechen damit genau das Problem<br />
der Priorisierung an. Die Frage<br />
muss gestellt und diskutiert werden.<br />
Was wollen wir, und wie viel<br />
darf das kosten? Genau in dem Bereich<br />
versagt aus meiner Sicht die<br />
Politik. Was heute läuft, ist keine<br />
Sachpolitik mehr, weil alles auf die<br />
Finanzpolitik reduziert wird. Wir<br />
müssen zur Sachpolitik zurückfinden.<br />
Die Finanzpolitik muss bei<br />
diesem Thema nachgelagert kommen.<br />
Was halten Sie davon, wenn der<br />
Staat das Heft aus der Hand gibt<br />
und Private mit Sicherheitsaufgaben<br />
beauftragt?<br />
Gar nichts! In beiden Fällen gibt<br />
der Staat unser Steuergeld aus, es<br />
geschieht dann nur einfach unkoordiniert.<br />
Weil in den übergeordneten<br />
Bereichen (Bund, Kanton)<br />
gespart wird, muss der untergeordnete<br />
Bereich (die Gemeinde) dann<br />
wieder finanzieren. Damit sieht<br />
die eine Buchungsstelle zwar gut<br />
aus und eine andere wird dafür<br />
zusätzlich und unverhältnismässig<br />
belastet.<br />
Früher haben Polizei, Feuerwehr<br />
und das Militär jeweils ihre zugeordneten<br />
Bereiche abgedeckt.<br />
Ergänzend gab es nur noch die<br />
Securitas. Heute schiessen private<br />
Sicherheitsfirmen wie Pilze aus<br />
dem Boden. Die Gefahr besteht,<br />
dass der Staat seine Hoheit bei der<br />
Sicherheit und damit seine Glaubwürdigkeit<br />
zunehmend verliert.<br />
Und trotz allem haben wir in Ebikon<br />
schon wieder eine Bürgerwehr,<br />
die aus einer Bedürfnislücke heraus<br />
entstanden ist. Niemand kann<br />
eine solche Entwicklung wohl<br />
wirklich gut finden.<br />
Sonja Hablützel<br />
POLIT-ARENA SICHERHEIT<br />
Am Mittwoch, 23. Januar findet im Pfarreiheim<br />
Ebikon eine von der SVP organisierte<br />
öffentliche Veranstaltung mit<br />
Publikumsbeteiligung, eine Polit-Arena,<br />
zum Thema Sicherheit statt.