2. Rundbrief von Felix Flachenecker - bei der Seelsorgeeinheit ...
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Mein IJFD in Chile<br />
<strong>2.</strong> Rundmail<br />
Das Leben in Cruzaco<br />
0<strong>2.</strong> Dezember 2012<br />
Liebe Freunde und Bekannte,<br />
ein weiterer Monat ist vergangen und ich<br />
verbringe nun einige Tage in Temuco, <strong>von</strong> wo<br />
aus ich das erste Mal eine gute<br />
Internetverbindung habe.<br />
In den letzten vier Wochen musste ich<br />
feststellen, dass die Zeit richtig schnell<br />
vergeht. Das liegt zum einen daran, dass wir<br />
viel Ar<strong>bei</strong>ten. Zum an<strong>der</strong>en habe ich mich<br />
mittlerweile wirklich gut an die neue Kultur<br />
gewöhnt und ich kann mich recht ordentlich<br />
mit den Hermanos unterhalten.<br />
Wie Ihr in <strong>der</strong> letzten Rundmail vielleicht<br />
gemerkt habt, ist mein Brief zweigeteilt.<br />
Neben aktuellen Ereignissen, Ar<strong>bei</strong>ten und<br />
sonstigen Kuriositäten des Berglebens werde<br />
ich auch immer über ein weiteres Thema<br />
schreiben. Nach Berichten über meinen<br />
Tagesablauf und die neue Kultur werdet Ihr in<br />
den nächsten Monaten mehr über das Essen<br />
und Trinken, einen typischen<br />
Gottesdienstablauf und das Land Chile<br />
erfahren, sodass ihr am Ende meines<br />
Freiwilligendienstes ein hoffentlich<br />
vollständiges Bild <strong>von</strong> meinem Leben in Chile<br />
haben werdet.<br />
Die Anden Chiles – eine an<strong>der</strong>e Welt:<br />
Die Unterschiede zwischen europäischem und<br />
lateinamerikanischem Leben zeigen sich vor<br />
allem in <strong>der</strong> Infrastruktur und <strong>der</strong><br />
Lebensweise <strong>der</strong> Chilenen.<br />
Hier in Cruzaco gibt es außer den<br />
Wohnhütten, den so genannten „cabañas“,<br />
nichts. „Straßen“ sind bestenfalls Kieswege<br />
mit vielen Schlaglöchern und Einzelhandel gibt<br />
es nur bedingt. Zwar gibt es fließendes<br />
Wasser, doch es ist eiskalt und manchmal<br />
kommt einfach nichts aus dem Wasserhahn;<br />
dann muss man mit <strong>der</strong> Toilettenspülung halt<br />
warten bis es wie<strong>der</strong> funktioniert. Außerdem<br />
haben wir in jedem Zimmer Strom, doch seit<br />
ich hier bin gab es schon ca. acht Ausfälle (die<br />
manchmal einen ganzen Tag dauern).<br />
Die nächste größere Stadt (Icalma) ist mit dem<br />
Fahrrad circa in einer halben Stunde zu<br />
erreichen – besteht aber nur aus einer Schule,<br />
einer Arztpraxis und fünf kleinen<br />
Einkaufsläden.<br />
Ein Supermarkt in Icalma<br />
Spendenkonto Sparkasse Pforzheim Calw:<br />
Kto.-Nr.: 8018650 BLZ: 666 500 85 KW: IJFD in Chile
Dorthin fahren wir normalerweise einmal pro<br />
Woche mit dem Fahrrad, denn Autos gibt es<br />
hier so gut wie gar nicht. Das liegt ganz<br />
einfach daran, dass Autofahren für die<br />
meisten Dorfbewohner zu teuer ist.<br />
Doch abgesehen <strong>von</strong> den ärmlichen<br />
Verhältnissen, in denen die Chilenen leben, ist<br />
die Kultur auch sehr verschieden. Das zeigt<br />
sich vor allem <strong>bei</strong> unseren Hausbesuchen. Die<br />
Einheimischen sind sehr gastfreundlich und<br />
nehmen sich immer Zeit für dich. Doch man<br />
sollte sich nicht auf vereinbarte<br />
Verabredungen verlassen, denn<br />
Zuverlässigkeit und pünktliches Erscheinen<br />
gehört nicht zu ihren Stärken. Das passende<br />
spanische Adjektiv dafür ist „flojo“ – eine<br />
Mischung aus faul, unzuverlässig und<br />
unpünktlich.<br />
Dafür sitzt man schonmal ohne ein<br />
beson<strong>der</strong>es Anliegen zwei-drei Stunden<br />
zusammen, trinkt Mate-Tee und redet über<br />
Gott und die Welt. Wir kommen immer<br />
wie<strong>der</strong> ins Gespräch, weil sich die Hermanos<br />
ganz beson<strong>der</strong>s für das deutsche Leben<br />
interessieren (und das obwohl ich schon <strong>der</strong><br />
sechste Freiwillige aus Deutschland bin). Ich<br />
stelle da<strong>bei</strong> immer wie<strong>der</strong> fest, dass die<br />
Chilenen über die gleichen politische Themen<br />
diskutieren wie Deutsche (wie z.B. Integration,<br />
Bildung, Infrakstruktur…).<br />
Brotbackkurs <strong>bei</strong> einem Hausbesuch<br />
Auch sonst haben wir viele praktische<br />
Ar<strong>bei</strong>ten. Momentan stehen zwei große<br />
Projekte auf <strong>der</strong> Agenda:<br />
Zwischen Weihnachten und Silvester werden<br />
wir mit unserer Jugendgruppe (ca. zehn<br />
Mädchen und ein Junge) nach Argentinien<br />
fahren. Dafür fahren Carlos und ich öfter „al<br />
otro lado“ (= auf die an<strong>der</strong>e Seite;<br />
Argentinien), um einen Zeltplatz zu finden,<br />
Einkaufsmöglichkeiten zu suchen und ein<br />
Programm zu gestalten. Da ich schon diverse<br />
Jugendfreizeiten organisiert habe, kann ich<br />
mich hier<strong>bei</strong> beson<strong>der</strong>s einbringen. Ein<br />
bisschen deutsche Ordnung kann auf jeden<br />
Fall nicht schaden.<br />
Eine Essenspause <strong>bei</strong> meiner ersten Argentinien-Tour<br />
Die zweite große Aktion ist <strong>der</strong> Bau eines<br />
neuen Gemeindesaals. Momentan muss man<br />
für Jugendtreffen, Gemeindefeste und<br />
Besprechungen immer die Kirche umbauen,<br />
weshalb ein neues Gebäude nötig ist. Hierfür<br />
haben wir bereits im Wald Bäume gefällt und<br />
zurechtgeschnitten. Auf dem Panoramabild<br />
seht ihr einen typischen Transport <strong>der</strong><br />
Holzbalken mit dem Ochsenkarren. Außerdem<br />
mussten wir in die nächstgrößere Stadt<br />
fahren, um Zement zu kaufen. Da wir selbst<br />
kein Auto haben, sind solche Touren immer<br />
sehr kompliziert zu organisieren und dauern<br />
meistens den ganzen Tag.<br />
In Deutschland könnte man ein solches Haus<br />
in drei Wochen bauen, aber hier denkt man<br />
über alles dreimal nach und überlegt sich sehr<br />
genau, wie viel Geld man wofür ausgibt (was<br />
ohne Mathekenntnisse schwierig ist).<br />
In <strong>der</strong> nächsten Rundmail werde ich mehr<br />
über die chilenische Weihnachtszeit (<strong>bei</strong> über<br />
30°C) berichten. Ich freue mich auf viel Post<br />
<strong>von</strong> euch!<br />
Euer <strong>Felix</strong><br />
Spendenkonto Sparkasse Pforzheim Calw:<br />
Kto.-Nr.: 8018650 BLZ: 666 500 85 KW: IJFD in Chile