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DFR - BGE 61 II 164 - servat.unibe.ch

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<strong>164</strong> Erbre<strong>ch</strong>t. N° 38.<br />

Ainsi l'affaire doit etre renvoyee aux juges cantonaux<br />

pour etre repr~e a limine litis. La demande devra etre de<br />

nouveau signi:fi6e a la partie defenderesse, a qui l'occasiou<br />

sera donnre de repondre et de proceder comme il est dit<br />

ci-dessus, sans qu'il soit tenu compte de son acquiescement.<br />

Par ces motifs, le Tribunal f6Ural prononce:<br />

Le recours est partiellement admis. Le jugement attaque<br />

est annuIe. L'affaire est renvoyre au Tribunal cantonal pour<br />

qu'il soit statue a nouveau sur le fond et sur les frais et<br />

depens, apres nouvelle instruction dans le sens des considerants<br />

ci-dessus.<br />

<strong>II</strong>.ERBRECHT<br />

DROIT DES SUCCESSIONS<br />

38. OrteU der IL- ZiVllabteUung vom al. Juni 1935<br />

i. S. Bll<strong>ch</strong>er-ltiser gegen Bu<strong>ch</strong>er-Duner und ltons.<br />

Art. 604 Ab s. 1 ZGB. Eine vertragli<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung zur<br />

Fortsetzung der Erbengemeins<strong>ch</strong>aft im Sinne des Art. 604<br />

Abs. 1 ZGB kann ni<strong>ch</strong>t nur dur<strong>ch</strong> Erri<strong>ch</strong>tung einer Gemeinders<strong>ch</strong>aft<br />

begründet werden. Eine sol<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung ist z. B.<br />

in einem von einem Erben mit den Miterben na<strong>ch</strong> dem Erbfall<br />

abges<strong>ch</strong>lossenen Pa<strong>ch</strong>tvertrage über Erbs<strong>ch</strong>aftsliegens<strong>ch</strong>aften<br />

zu erblicken.<br />

A. - Der am 31. Juli 1914 verstorbene Josef Bu<strong>ch</strong>er·<br />

Durrer in Kerns hinterliess seinen aus der Ehefrau und<br />

sieben damals no<strong>ch</strong> minderjährigen Kindern bestehenden<br />

Erben sein landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Heimwesen. Eine Teilung<br />

des Erbes fand ni<strong>ch</strong>t statt ; die Erbengemeins<strong>ch</strong>aft fühite<br />

den Betrieb des ganzen Bauerngewerbes gemeinsam weiter.<br />

Erst zu Allerheiligen 1931 übernahm ihn der älteste Sohn<br />

Josef Bu<strong>ch</strong>er-Kiser auf Grund eines von sämtli<strong>ch</strong>en Miterben<br />

unterzei<strong>ch</strong>neten, öffentli<strong>ch</strong> beurkundeten « Pa<strong>ch</strong>t-<br />

Erbre<strong>ch</strong>t. N° 38. 165<br />

vertrags mit Kaufsverabredung }) vom 26. Oktober 1931,<br />

der im wesentJi<strong>ch</strong>en folgendes bestimmt :<br />

a) Die Miterben übergeben dem JosefB. auf die Dauer<br />

von 5 Jahren das ganze Heimwesen samt Inventar in<br />

Pa<strong>ch</strong>t.<br />

b) Mit Ablauf der Pa<strong>ch</strong>tdauer ist der Pä<strong>ch</strong>ter bere<strong>ch</strong>tigt<br />

das Pa<strong>ch</strong>tobjekt - Liegendes und Fahrendes - zu festgesetzten<br />

Übernahmepreisen käufli<strong>ch</strong> zu erwerben, sofern<br />

er seiner Zinspfli<strong>ch</strong>t pünktli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>kommt. Allenfalls<br />

kann das Pa<strong>ch</strong>tverhältnis na<strong>ch</strong> Ablauf mit allseitiger Zustimmung<br />

vertragli<strong>ch</strong> erneuert werden.<br />

c) Die Miterben haben im Pa<strong>ch</strong>tobjekt freie Wohnung<br />

bis zu ihrer allIalligen Verheiratung.<br />

d) Für den Fall, dass Josef B. na<strong>ch</strong> Erwerb des Alleineigentums<br />

an dem Heimwesen dieses verkaufen sollte,<br />

haben vorab seine Brüder und in zweiter Linie seine<br />

S<strong>ch</strong>western in der Reihenfolge ihres Alters ein Zugre<strong>ch</strong>t<br />

dazu.<br />

B. -Am 25. September 1934 erhob JosefB. gegen seine<br />

Miterben unter Berufung auf Art. 604 ZGB Klage auf<br />

geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Auflösung der Erbengemeins<strong>ch</strong>aft, Teilung der<br />

Erbs<strong>ch</strong>aft und ungeteilte Zuweisung des Heimwesens samt<br />

Zubehör und Inventar na<strong>ch</strong> bäuerli<strong>ch</strong>em Erbre<strong>ch</strong>t gemäss<br />

Art. 620 ZGB an ihn.<br />

O. - Die beklagten Miterben beantragten Abweisung<br />

der Klage mit der Begründung, die Voraussetzungen des<br />

Teilungsanspru<strong>ch</strong>s gemäss Art. 604 ZGB seien ni<strong>ch</strong>t gegeben,<br />

da der Pa<strong>ch</strong>tvertrag vom 26. Oktober 1931 die Miterben<br />

bis Allerheiligen 1936 zur Fortsetzung der Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

verpfli<strong>ch</strong>te. Mit dem Abs<strong>ch</strong>luss desselben habe der<br />

Kläger auf die Geltendma<strong>ch</strong>ung der Teilung während<br />

dieser Zeit verzi<strong>ch</strong>tet. Beim Re<strong>ch</strong>t auf Teilung handle es<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um ein dingli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>tsverhältnis, sondern<br />

ledigli<strong>ch</strong> um einen erbre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Anspru<strong>ch</strong>, der den<br />

Pa<strong>ch</strong>tvertrag ni<strong>ch</strong>t zu dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en vermöge.<br />

D. - In Aufhebung des die Klage gutheissenden Urteils<br />

des Kantonsgeri<strong>ch</strong>ts hat das Obergeri<strong>ch</strong>t des Kantons


166 Erbre<strong>ch</strong>t. N° 38.<br />

Obwalden mit Urteil vom 26. März 1935 die Klage abgewiesen<br />

« in dem Sinne, dass der Kläger vor Ablauf der<br />

Pa<strong>ch</strong>tdauer auf Grund des Vertrags vom 26. Oktober 1931,<br />

d. h. vor Allerheiligen 1936, die Teilung der Erbs<strong>ch</strong>aft und<br />

die Zuweisung des ungeteilten landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gewerbes<br />

na<strong>ch</strong> bäuerli<strong>ch</strong>em Erbre<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t verlangen kann ».<br />

In den Erwägungen wird ausgeführt: Zu ents<strong>ch</strong>eiden sei<br />

die Frage, ob der Pa<strong>ch</strong>tvertrag vom 26. Oktober 1931<br />

ein Vertrag im Sinne des Art. 604 ZGB sei, d. h. ob er die<br />

Vertragspartner zur Gemeins<strong>ch</strong>aft verpfli<strong>ch</strong>te. Der Pa<strong>ch</strong>tvertrag<br />

habe allerdings obligationenre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Charakter,<br />

während der Anspru<strong>ch</strong> auf Teilung gemäss Art. 604 ZGB<br />

erbre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Natur sei. Zu untersu<strong>ch</strong>en sei aber ledigli<strong>ch</strong>,<br />

ob die Erben mit dem Vertrage wirkli<strong>ch</strong> die erbre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Auseinandersetzung vers<strong>ch</strong>ieben wollten, was aus der<br />

Willensmeinung der Parteien beim Abs<strong>ch</strong>luss oder aus dem<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zwecke des Vertrags zu ermitteln sei.<br />

Dieser liege offenkundig darin, dass beide Parteien si<strong>ch</strong><br />

auf 5 Jahre binden und si<strong>ch</strong>ern wollten. Dadur<strong>ch</strong>, dass der<br />

Kläger die ibm s<strong>ch</strong>on damals zustehende Teilung ni<strong>ch</strong>t<br />

verlangt, sondern das Gewerbe in Pa<strong>ch</strong>t genommen, habe<br />

er wie die übrigen Miterben seinem Willen Ausdruck<br />

gegeben, die Gemeins<strong>ch</strong>aft als sol<strong>ch</strong>e fortzusetzen, also für<br />

die Dauer des Pa<strong>ch</strong>tverhältnisses auf die Geltendma<strong>ch</strong>ung<br />

des Teilungsanspru<strong>ch</strong>s gemäss Art. 604 zu verzi<strong>ch</strong>ten. Au<strong>ch</strong><br />

der Umstand, dass mit der öffentli<strong>ch</strong>en Beurkundung des<br />

Vertrags überdies den Erfordernissen der Begründung<br />

einer Gemeinders<strong>ch</strong>aft gemäss Art. 337 ZGB Genüge<br />

getan sei, spre<strong>ch</strong>e dafür, dass si<strong>ch</strong> die Parteien bewusst<br />

gewesen seien, mit seinem Abs<strong>ch</strong>luss die Teilung aufzus<strong>ch</strong>ieben.<br />

Na<strong>ch</strong> Ablauf der Pa<strong>ch</strong>tdauer stehe es jedo<strong>ch</strong> dem<br />

Kläger frei, entweder Teilung na<strong>ch</strong> Art. 604 ZGB und<br />

Zuweisung na<strong>ch</strong> bäuerli<strong>ch</strong>em Erbre<strong>ch</strong>t gemäss Art. 620<br />

zu verlangen, oder von dem vereinbarten Kaufsre<strong>ch</strong>te Gebrau<strong>ch</strong><br />

zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

E. - Gegen dieses Urteil hat der Kläger Berufung an<br />

das Bundesgeri<strong>ch</strong>t erklärt mit dem Antrag auf Gutheissung<br />

Erbre<strong>ch</strong>t. No 38 167<br />

der Klage, ev. Rückweisung an die Vorinstanz zu neuer<br />

Beurteilung. Als den Akten, nämli<strong>ch</strong> dem Pa<strong>ch</strong>tvertrage<br />

widerspre<strong>ch</strong>end wird gerügt die Annahme der Vorinstanz,<br />

in dem Vertrage hätten alle Miterben ihrem Willen auf<br />

Fortsetzung der Erbengemeins<strong>ch</strong>aft Ausdruck gegeben.<br />

A U8 den Erwägungen des Bundesgeri<strong>ch</strong>ts:<br />

1. - Die Vorinstanz hat die zu ents<strong>ch</strong>eidende Frage<br />

dahin formuliert, ob der Pa<strong>ch</strong>tvertrag vom 26. Oktober<br />

1931 ein Vertrag im Sinne des Art. 604 ZGB sei, d. h. ob<br />

si<strong>ch</strong> mit ihm der Kläger « zur Gemeins<strong>ch</strong>aft verpfli<strong>ch</strong>tet»<br />

habe, und hat diese Frage bejaht. Demgegenüber ma<strong>ch</strong>t<br />

der Kläger in seiner Berufungsbegrundung der Vorinstanz<br />

den Vorwurf, sie habe damit zu Unre<strong>ch</strong>t in den Pa<strong>ch</strong>tvertrag<br />

einen Vertrag auf Begründung einer Gemeinders<strong>ch</strong>aft<br />

im Sinne von Art. 336 ff ZGB « hineininterpretiert ». Dabei<br />

geht er von der Auffassung aus, eine vertragli<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung<br />

zur Gemeins<strong>ch</strong>aft im Sinne des Art. 604 könne überhaupt<br />

nur dur<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss eines Gemeinders<strong>ch</strong>aftsvertrages<br />

begründet werden. Ob dies die dem Gesetze zugrundeliegende<br />

Auffassung ist, oder ob als Vertrag im<br />

Sinne des Art. 604 ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> eine andere Vereinbarung<br />

der Miterben auf Fortsetzung der einfa<strong>ch</strong>en Erbengemeins<strong>ch</strong>aft<br />

als sol<strong>ch</strong>er in Frage kommt, ist dem Wortlaute des<br />

Gesetzes ni<strong>ch</strong>t ohne weiteres zu entnehmen. In der Doktrin<br />

werden beide Auffassungen vertreten (für die erstere<br />

EseHER, zu Art. 604, N. 5, und Obergeri<strong>ch</strong>t Luzern,<br />

S<strong>ch</strong>reiben an den Gemeindes<strong>ch</strong>reiberverband vom 4. Mai<br />

1916, SJZ 13, S. 313; ROSSEL et MENTHA, 219; PROD'HOM,<br />

Coheritier, 98; für letztere TuOR, zu Art. 604, N. 6;<br />

Das s<strong>ch</strong>weiz. ZGB, 2. Aufl., S. 365). Anlässlieh der Gesetzesberatung<br />

im Nationalrat bestätigte Gottofrey als<br />

französis<strong>ch</strong>er Referent die von de Meuron geäusserte<br />

Auffassung, dass es si<strong>ch</strong> bei dem vertragli<strong>ch</strong>en Auss<strong>ch</strong>luss<br />

des Teilungsanspru<strong>ch</strong>es « du seul et unique (las de l'indivision<br />

contractuelle prevue a l'art. 346 (jetzt 336 ff.) du<br />

code » handle, also um den Gemeinders<strong>ch</strong>aftsvertrag (Sten.


168 Erbre<strong>ch</strong>t. N° 38<br />

Bull. 1906, S. 357 f.), wel<strong>ch</strong>er Auslegung vom Verfasser<br />

des Entwurfes. ni<strong>ch</strong>t widerspro<strong>ch</strong>en wurde. Diese Auffassung<br />

findet lline gewisse Stütze im französis<strong>ch</strong>en Gesetzestext.<br />

Während nämli<strong>ch</strong> der deuts<strong>ch</strong>e Text des<br />

Art. 604 lautet « zur Ge me ins c haft verpfli<strong>ch</strong>tet»<br />

und der italienis<strong>ch</strong>e « tenuto a rimanere in comunione»,<br />

in heiden also der Ausdruck des Art. 602 « (Erben-) C..emeins<strong>ch</strong>aft»<br />

bezw. « Comunione (ereditaria)>> wiederkehrt,<br />

sagt der französis<strong>ch</strong>e Text in Art. 604 ni<strong>ch</strong>t wie in 602,<br />

Marginale und Abs. 3, « communaute (herOOitaire) », sondern<br />

« demeurer dans l'indivision», brau<strong>ch</strong>t also den in<br />

Art. 336 ff. für « Gemeind e r s<strong>ch</strong>aft» verwendeten Ausdruck.<br />

Es handelt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> um eine<br />

Ungenauigkeit der französis<strong>ch</strong>en Fassung. Weder die<br />

heiden andern Texte no<strong>ch</strong> die inhaltli<strong>ch</strong>e Ausgestaltung<br />

der in Frage stehenden Re<strong>ch</strong>tsverhältnisse dur<strong>ch</strong> das Gesetz<br />

bieten Anlass zu der Annahme, ein vertragli<strong>ch</strong>er Auss<strong>ch</strong>luss<br />

der Erbteilung könnte nur dur<strong>ch</strong> Begründung einer<br />

Gemeinders<strong>ch</strong>aft erfolgen. Wäre dies der Wille des Gesetzes,<br />

so hätte es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t der neutralen Wendung<br />

« dur<strong>ch</strong> Vertrag zur Gemeins<strong>ch</strong>aft verpfli<strong>ch</strong>tet» bedient,<br />

sondern ausdrückli<strong>ch</strong> die Gemeinders<strong>ch</strong>aft genannt oder<br />

auf Art. 336 ff. verwiesen. Dass dies aber au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t die<br />

Meinung Engen Hubers war, geht aus folgendem Passus<br />

seines Vortrages über « Die Re<strong>ch</strong>te und Pfli<strong>ch</strong>ten der<br />

Erhen » hervor:<br />

« Die Teilung besteht also re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> darin, dass eine<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aftsaufhebung stattfindet. Dieselbe ist geordnet<br />

mit Art. 604 ff. Alle Arben, d. h. jeder Erbe hat<br />

Anspru<strong>ch</strong> darauf, dass geteilt werde, wenn sie ni<strong>ch</strong>t<br />

ein anderes Abkommen getroffen haben<br />

}). (Eug. HUBER, Zehn Vorträge über ausgewählte<br />

Gebiete des neuen Re<strong>ch</strong>ts, 1910-1911, S. 181).<br />

Wäre unter dem Vertrag im ~inne des Art. 604 nur ein<br />

Gemeinders<strong>ch</strong>aftsvertragzu verstehen, so hätte Huber<br />

zweifellos ni<strong>ch</strong>t den offenbar absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unbestimmten<br />

Erbre<strong>ch</strong>t. No 38. 169<br />

Ausdruck « ein anderes Abkommen )) gewählt. - Für die<br />

gegenteilige Regelung wäre ein hinlängli<strong>ch</strong>er Grund au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t einzusehen. Das Gesetz zeigt keinerlei Tendenz, die<br />

Erbengemeins<strong>ch</strong>aft abzukürzen oder auszus<strong>ch</strong>liessen. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

bleiben zahlrei<strong>ch</strong>e Erbengemeins<strong>ch</strong>aften ohne<br />

besondere Vereinbarung dur<strong>ch</strong> blosses stills<strong>ch</strong>weigendes<br />

Einverständnis der Miterben jahrzehntelang bestehen. Es<br />

ist ni<strong>ch</strong>t einzusehen, weshalb dies ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> auf Grund<br />

einer bindenden Vereinbarung mögli<strong>ch</strong> sein sollte. Sowohl<br />

das deuts<strong>ch</strong>e BGB (§§ 749, 2042) als der C. c. fr. (art. 815<br />

a1. 2) lassen eine vertragli<strong>ch</strong>e Fortsetzung der einfa<strong>ch</strong>en<br />

Erbengemeins<strong>ch</strong>aft zu. Diese und die Gemeinders<strong>ch</strong>aft<br />

sind Re<strong>ch</strong>tsgebilde ganz vers<strong>ch</strong>iedenen Inhaltes ; wenn die<br />

Miterben vertragli<strong>ch</strong> die erstere fortsetzen wollen, so besteht<br />

kein Anlass, ilmen dies zu verwehren und ilmen nur<br />

die Wahl zwis<strong>ch</strong>en der Teilung und der ihren W ÜllS<strong>ch</strong>en<br />

mögli<strong>ch</strong>erweise gar ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>enden Gemeinders<strong>ch</strong>aft<br />

zu lassen. Der Umstand, dass die Erbengemeins<strong>ch</strong>aft als<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> blosses 1Jbergangsgebilde eine nur knappe<br />

gesetzgeberis<strong>ch</strong>e Regelung und Ausgestaltung aufweist,<br />

steht wer vertragli<strong>ch</strong>en Fortsetzung auf längere Zeit ni<strong>ch</strong>t<br />

im Wege; soweit die erforderli<strong>ch</strong>e Normierung ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />

Vereinbarung erfolgt ist, kann sie in analoger Anwendung<br />

der Vors<strong>ch</strong>riften für andere Gesamthandverhältnisse ohne<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeit ergänzt werden. - Die Zulässigkeit eines<br />

vertragli<strong>ch</strong>en Verzi<strong>ch</strong>tes auf die Erbteilung im Sinne des<br />

Art. 604 ohne Begründung einer Gemeinders<strong>ch</strong>aft ist daher<br />

zu bejahen. Für wel<strong>ch</strong>e zeitli<strong>ch</strong>e Dauer ein derartiger<br />

Verzi<strong>ch</strong>t als verbindli<strong>ch</strong> zu betra<strong>ch</strong>ten wäre, kann hier<br />

dahingestellt bleiben, da die Dauer von 5 Jahren des vorliegenden<br />

Pa<strong>ch</strong>tvertrages - sofern in diesem ein Verzi<strong>ch</strong>t<br />

auf die Teilung zu erblicken ist - jedenfalls keine übermässig<br />

lange, gegen die guten Sitten verstossende Bindung<br />

darstellt.<br />

2. - .....<br />

3. - Au<strong>ch</strong> darin, dass in dem vorliegenden Pa<strong>ch</strong>tvertrage<br />

eine Verpfli<strong>ch</strong>tung auf Fortsetzung der Erbengemein-


170 Erbre<strong>ch</strong>t. No 38.<br />

s<strong>ch</strong>aft für die ;Vertragsdauer erblickt werden muss, ist<br />

der Vorinstanz .beizupfli<strong>ch</strong>ten. Der vom Berufungskläger<br />

gegen diese V~rtragsauslegung geri<strong>ch</strong>tete Vorwurf der<br />

Aktenwidrigkeit ist unbegründet; es handelt si<strong>ch</strong> dabei<br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>t um eine tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Feststellung, sondern<br />

um die Interpretation eines Vertrages, d. h. um die Frage,<br />

wel<strong>ch</strong>er re<strong>ch</strong>tsges<strong>ch</strong>äftliehe "\Ville aus der abgegebenen<br />

Erklärung folge, was Re<strong>ch</strong>tsfrage und daher vom Bundesgeri<strong>ch</strong>t<br />

frei überprüfbar ist. Der Einwand des Berufungsklägers,<br />

ein Pa<strong>ch</strong>tvertrag vermöge den Verkauf des Pa<strong>ch</strong>t­<br />

Grundstückes ni<strong>ch</strong>t zu verhindern, ges<strong>ch</strong>weige denn die<br />

Teilung der Erbs<strong>ch</strong>aft, zu der es gehöre, geht fehl. Ni<strong>ch</strong>t<br />

die Tatsa<strong>ch</strong>e an si<strong>ch</strong>, dass die Erbs<strong>ch</strong>aftsliegens<strong>ch</strong>aft verpa<strong>ch</strong>tet<br />

ist, s<strong>ch</strong>liesst den Erbteilungsanspru<strong>ch</strong> aus. Wäre<br />

der Pä<strong>ch</strong>ter ein ni<strong>ch</strong>t der Erbengemeins<strong>ch</strong>aft angehörender<br />

Dritter, oder hätte der heutige Miterbe JosefB. die Pa<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>on vor dem Erbfall übernommen, so könnte der Kläger<br />

jederzeit seinen Teilungsanspru<strong>ch</strong> geltend ma<strong>ch</strong>en. Dadur<strong>ch</strong><br />

aber, dass er zu einer Zeit, da die Erbengemeins<strong>ch</strong>aft<br />

bereits bestand und er daher s<strong>ch</strong>on die Teilung verlangen<br />

konnte, dies ni<strong>ch</strong>t tat, sondern das Gewerbe auf 5 Jahre<br />

zu Pa<strong>ch</strong>t übernahm mit einem Kaufsre<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Ablauf<br />

der Pa<strong>ch</strong>tdauer, gab der Kläger seinem Willen Ausdruck,<br />

für diese Zeit dasselbe als Pä<strong>ch</strong>ter zu besitzen und zu<br />

bewirts<strong>ch</strong>aften, also ni<strong>ch</strong>t Alleineigentümer sein zu wollen.<br />

In diesem Willen liegt implicite ein Verzi<strong>ch</strong>t auf Geltendma<strong>ch</strong>ung<br />

des Teilungsanspru<strong>ch</strong>es, bezw. eine Verpfli<strong>ch</strong>tung<br />

zum Verbleiben in der Gemeins<strong>ch</strong>aft im Sinne des Art. 604<br />

ZGB. - Ob eine dahingehende Verpfli<strong>ch</strong>tung au<strong>ch</strong> zulasten<br />

der übrigen, nur als Verpä<strong>ch</strong>ter auftretenden Miterben<br />

anzunehmen oder aber diesen der Teilungsanspru<strong>ch</strong><br />

zuzugestehen wäre, kann hier dahingestellt bleiben, da ein<br />

sol<strong>ch</strong>er nur seitens des Klägers geltend gema<strong>ch</strong>t ist. Ebenso<br />

brau<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>ieden zu werden die Frage, ob das<br />

Begehren auf Erbteilung und Zuweisung na<strong>ch</strong> bäuerli<strong>ch</strong>em<br />

Erbre<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on vor Ablauf der Pa<strong>ch</strong>tdauer, aber mit<br />

Wirkung erst auf diesen Zeitpunkt, gestellt werden könnte ;<br />

Obligationenre<strong>ch</strong>t. N° 39. 171<br />

denn mit der vorliegenden Klage wird nur sofortige Teilung<br />

und Zuweisung verlangt, und dieses Begehren kann ni<strong>ch</strong>t<br />

ges<strong>ch</strong>ützt werden.<br />

Demna<strong>ch</strong> erkennt das Bundesgeri<strong>ch</strong>t :<br />

Die Berufung wird abgewiesen und das Urteil des Obergeri<strong>ch</strong>ts<br />

bestätigt.<br />

IH. OBLIGATIONENRECHT<br />

DROIT DES OBLIGATIONS<br />

39. Arret da la. Ire Section civile du 9 avril 1935<br />

dans la cause Pa.ulmes contre Caissa de r~tra.ite des emploY6s<br />

du Comptoir d'Escompte da Geneve.<br />

Modi{ication des statuts d'une 80cWte coophative. Notion de8 droits<br />

acqui8 de8 8ocietaires.<br />

1. Dans les societes co operatives , les dispositions statutaires<br />

qui reglent la repartition de l'actif en cas de dissolution (et<br />

apres le paiement des dettes sociales) confer3nt aux societaires<br />

des droits acquis, autant du moins qu'elles leur assurent certains<br />

avantages dans la liquidation, comme contre-prestations<br />

de leurs versements, p. ex.le droit au remboursement de leurs<br />

parts sociales.<br />

2. Dans les co operatives d'assurance non assujetties a. la surveillance<br />

de la Confederation, il en est de meme des dispositions<br />

qui garantissent aux societaires certaines prestations en<br />

contre-partie du prix de l'assurance.<br />

Faits :<br />

Ä. - 1. Le Comptoir d'Escompte de Geneve, societe<br />

anonyme de banque, a Geneve, possooait depuis 1905 un<br />

fonds de prevoyance en faveur de ses employes. Le 6 decembre<br />

1913 a ete constituee, sous forme d'une societ6<br />

cooperative, la Gaisse de retraite des employes du Gomptoir<br />

d' ESCOfflpte de Geneve (ici appelee : la Caisse).

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