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Nachrichten<br />
Nachrichten aus den Einrichtungen<br />
Soziales Lernen fürs Leben<br />
Seit 20 Jahren werden Kinder und<br />
ihre Familien in der Tagesgruppe<br />
Biebrich betreut<br />
Der neunjährige Marc* ist ein auffälliges<br />
Kind. Aggressiv gegenüber seinen<br />
Mitschülern und Lehrern hält er alle in<br />
Atem. Seiner Mutter gegenüber tritt er<br />
respektlos auf, kennt kaum Grenzen.<br />
Die Mutter, selbst als Kind in der Jugendhilfe<br />
betreut, ist mit dieser Situation<br />
überfordert. Es gibt ständig Anrufe<br />
von Seiten der Schule, wenn Marc sich<br />
wieder nur mit Schlägen zu helfen weiß<br />
oder die Leistungen nicht bringt. Sie<br />
erreicht ihren Sohn nicht, weiß keinen<br />
Weg. Vom Vater ist keine Hilfe zu erwarten.<br />
Das Amt für Soziale Arbeit wird von<br />
der Schule informiert und lädt sie zum<br />
Gespräch ein. Ihre eigenen Erfahrungen<br />
machen ihr den Weg dorthin nicht leicht.<br />
Zunächst ablehnend, unterschreibt sie<br />
dennoch den Antrag auf Hilfe zur Erziehung<br />
für ihr Kind.<br />
So oder ähnlich beginnen die Lebensgeschichten<br />
von Kindern und ihren Familien,<br />
die in der Tagesgruppe in Biebrich<br />
lernen, mit sich und dem Leben zurecht<br />
zu kommen, ohne ihr gewohntes Umfeld<br />
und ihre Familie verlassen zu müssen.<br />
Seit genau zwanzig Jahren stärken<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
EVIM Jugendhilfe diese Kinder und ihre<br />
Familien auf diesem Weg. „Basis unserer<br />
Arbeit sind stabile vertrauensvolle<br />
Beziehungen. Dazu gehören auch ein<br />
strukturierter Tagesablauf mit festen<br />
Regeln und Ritualen sowie Zeiten für<br />
gemeinsames Essen und Hausaufgaben“,<br />
sagt Antje Meinzer, Regionalleiterin<br />
bei der EVIM Jugendhilfe Wiesbaden.<br />
In enger Abstimmung mit dem Amt für<br />
Soziale Arbeit unterstützt die Tagesgruppe<br />
heute 13 Kinder aus Biebrich<br />
„Eine Kutsche!“, ruft Daniel,<br />
als ein Auto mit Pferdeanhänger<br />
vorfährt.<br />
und Schierstein, Amöneburg, Kostheim<br />
und Kastel im Alter von 6 bis 13 Jahren.<br />
Die Betreuung beginnt werktags nach<br />
Schulschluss und endet um 15.30 Uhr<br />
bzw. um 17.30 Uhr.<br />
Das Team der EVIM Tagesgruppe will für jedes ‚Päckchen’ für jedes Problem der Kinder,<br />
eine Lösung finden: Antje Meinzer, Simone Wittek und Sabine David (v.l.n.r.)<br />
Immer noch Vorurteile<br />
Den Eltern fällt der erste Weg zu diesem<br />
Angebot oft nicht leicht. Immer<br />
noch bestehen viele Vorurteile in<br />
der Gesellschaft, weiß Sabine David,<br />
Teamleiterin der Tagesgruppe zu berichten.<br />
Die Eltern fürchten, dass ihnen<br />
dadurch ihre Kinder ‚weggenommen’<br />
werden würden. „Diese Ängste<br />
legen sich beim Erstkontakt mit uns<br />
in unseren schönen Räumlichkeiten“,<br />
bekräftigt Sabine David und fügt hinzu:<br />
„Die Tagesgruppe hat etwas sehr<br />
Gewinnendes.“ Die Kinder werden<br />
individuell nach ihren Bedürfnissen<br />
betreut – vor oder nach der Schule<br />
an den Werktagen und in den Ferien.<br />
Es werden Ferienprogramme und im<br />
Sommer eine einwöchige Freizeit angeboten.<br />
Gemeinsam mit den Eltern<br />
organisieren die Mitarbeiter/innen<br />
einen sinnvollen, klar strukturierten<br />
Tagesablauf mit festen Regeln und<br />
Ritualen sowie Zeiten für gemeinschaftliches<br />
Essen, Hausaufgaben<br />
und Aktivitäten am Nachmittag. Das<br />
aggressive Verhalten tritt an diesem<br />
Ort oft gar nicht zutage. „Wir bieten<br />
eine ‚nichtausgrenzende Pädagogik’<br />
an“, sagt David. Dazu gehören zum<br />
Beispiel das Einhalten von Gesprächsregeln,<br />
das Anbieten von Konfliktlösungsideen<br />
und der respektvolle<br />
Umgang miteinander. Wichtig sei es,<br />
so die Teamleiterin, die „Ketten der<br />
Gewalt“ zu durchbrechen und die Kinder<br />
und ihre Familien zu stabilisieren.<br />
Dietmar Horsmann, Arbeitsgruppenleiter<br />
beim Amt für Soziale Arbeit,<br />
spricht von etwa zwei Jahren, die eine<br />
Betreuung in der Tagesgruppe andauern<br />
kann. Mit Fachkompetenz, mit hoher<br />
Motivation und mit viel Idealismus<br />
unterstützt, fördert und stärkt das<br />
gesamte Team das soziale Lernen fürs<br />
Leben. Vier Mitarbeiterinnen und eine<br />
Praktikantin im Anerkennungsjahr zur<br />
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