atp edition Energiewende und Modularisierung fordern die Automatisierungstechnik (Vorschau)
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editorial<br />
<strong>Energiewende</strong> <strong>und</strong> <strong>Modularisierung</strong><br />
<strong>fordern</strong> <strong>die</strong> <strong>Automatisierungstechnik</strong><br />
Die entscheidenden Wettbewerbsfaktoren für <strong>die</strong> Prozessindustrie haben sich<br />
im Lauf der Entwicklung stark verschoben: Besaß anfangs der chemische<br />
Prozess zur Herstellung des Produkts <strong>die</strong> entscheidende Bedeutung, so war es<br />
später <strong>die</strong> Beherrschung der Verfahren im großtechnischen Maßstab. Heute steht<br />
im Vordergr<strong>und</strong> <strong>die</strong> Fähigkeit, <strong>die</strong> Prozesse unter allen Randbedingungen am<br />
optimalen Punkt zu fahren. Denn nur so lässt sich gewährleisten, dass <strong>die</strong>se<br />
Prozesse sicher, effizient <strong>und</strong> ökonomisch sowie ressourcenschonend <strong>und</strong> ökologisch<br />
betrieben werden.<br />
Damit erhält <strong>die</strong> Prozessleittechnik immer größere Bedeutung für den Erfolg<br />
der Produktion. Allerdings gelingt <strong>die</strong> „Fahrweise am optimalen Punkt“ nur,<br />
wenn <strong>die</strong> Disziplinen Chemie, Verfahrenstechnik <strong>und</strong> Prozessleittechnik mit<br />
einem gemeinsamen Gesamtverständnis den Prozess steuern. Dazu wiederum<br />
ist es notwendig, dass <strong>die</strong> Verfahrenstechnik ein Gr<strong>und</strong>verständnis der Regelungstechnik<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Regelungstechnik ein Verständnis der verfahrenstechnischen<br />
Prozesse besitzt. An <strong>die</strong>sem Punkt gibt es eindeutig Verbesserungspotenzial,<br />
das zu realiseren auch <strong>die</strong> Aufgabe der Hochschulen ist. Die Namur<br />
hat sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, <strong>die</strong> Vernetzung zwischen den Disziplinen<br />
zu fördern.<br />
Eine zweite Entwicklung wird einen erheblichen Einfluss auf <strong>die</strong> <strong>Automatisierungstechnik</strong><br />
gewinnen: Hat sich jahrzehntelang wenig Gr<strong>und</strong>legendes an<br />
unseren Produktionsverfahren geändert, so ist in den letzten Jahren Bewegung<br />
in <strong>die</strong> Prozessentwicklung gekommen. Da ist zum einen der Trend zur Prozessintensivierung<br />
<strong>und</strong> Miniaturisierung – also deutlich kleinere <strong>und</strong> effizientere<br />
Prozesse <strong>und</strong> damit geänderte Anforderungen an <strong>die</strong> Sensorik <strong>und</strong> Aktorik.<br />
Damit verb<strong>und</strong>en ist <strong>die</strong> Entwicklung der <strong>Modularisierung</strong>, auch hier muss <strong>die</strong><br />
Mess- <strong>und</strong> Regelungstechnik ihre Strukturen anpassen.<br />
Und schließlich deuten sich Änderungen in den Randbedingungen der Produktion<br />
an. Heute steht Energie noch zu konstanten Preisen zur Verfügung. In<br />
<strong>die</strong>sem Rahmen lautet das Ziel, eine möglichst stabile Produktion mit hohen<br />
Ausbeuten zu gewährleisten.<br />
Mit der <strong>Energiewende</strong>, der Zunahme an alternativen Energien <strong>und</strong> dem damit<br />
verb<strong>und</strong>enen – weil Speichermöglichkeiten fehlen – ungleichmäßigen Angebot<br />
an günstigem Strom, ergeben sich völlig neue Herausforderungen an <strong>die</strong> Prozessindustrie:<br />
Nun gilt es, <strong>die</strong> Prozesse dem Energieangebot anzupassen. Hier geht<br />
es also nicht mehr darum, einen stabilen Betriebspunkt zu fahren, sondern sich<br />
möglichst flexibel dem Energieanfall anzupassen – eine spannende Aufgabe für<br />
<strong>die</strong> <strong>Automatisierungstechnik</strong>.<br />
Die Namur hat es sich zur Aufgabe gemacht, <strong>die</strong>se Entwicklungen im Sinne<br />
der Sicherheit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit zu steuern.<br />
Um <strong>die</strong>s wirkungsvoll zu tun, wird <strong>die</strong> Namur neben der Erhaltung der Kompetenz<br />
den Weg der Internationalisierung konsequent weiter verfolgen, in Form<br />
von Kooperationen mit bereits existierenden Verbänden oder wie in China mit<br />
Neugründungen, <strong>und</strong> sie wird ihre industrielle Basis in anderen Branchen außerhalb<br />
der Chemie erweitern.<br />
Dr. Wilhelm Otten,<br />
Vorsitzender des Namur-Vorstands,<br />
Evonik Industries AG<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
1-2 / 2012<br />
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