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Sammler Journal Gemälde Franz Hoffmann-Fallersleben (Vorschau)

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KUNSTHANDEL – AUKTIONEN<br />

Altes Schloss – D-91484 Sugenheim/Mittelfranken<br />

Tel. (0 91 65) 6 50 • Fax (0 91 65) 12 92<br />

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Ihr Experte in der Sendung<br />

„KUNST & KREMPEL“<br />

(Bayerisches Fernsehen) seit 1990!<br />

SONDERAUKTION SAMMLUNG BRAND 3.Teil<br />

Altes Schloss Sugenheim, 25.09.2010<br />

Angeboten wird der dritte und letzte Teil der spektakulären größten und schönsten Sammlung deutscher Militaria<br />

der Kaiserzeit 1871-1918, mit über 500 Objekten, dabei 32 komplette deutsche Uniformfigurinen, über 20 Uniformbüsten<br />

sowie zahlreiche meist deutsche Helme, Uniformen, Blankwaffen, Schabracken, Ausrüstungsstücke,<br />

Orden und Ehrenzeichen sowie Ersatzteile. Außerdem sakrale Kunst, <strong>Gemälde</strong> und andere Sammlungsstücke.<br />

Der Farbkatalog (Hardcover) erscheint am 1. September und ist gegen 20,- Euro Vorkasse erhältlich.<br />

(Die Kataloge Sammlung Band 1 und Band 2 sind zusammen mit Ergebnislisten zum Preis von Euro 25,- noch erhältlich! Diese drei<br />

Kataloge zusammen bieten einen außergewöhnlich instruktiven Überblick über die deutschen Uniformen (vorwiegend der Kavallerie)<br />

vor dem 1. Weltkrieg. Alle Kataloge Hardcover und durchgängig in Farbe aufwändig illustriert.)


September 2010 · B 1309 | € 5,90<br />

Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 6,50 | Be/Ne/Lux € 6,90<br />

INHALT 3<br />

Über<br />

2.000<br />

<strong>Sammler</strong>termine<br />

<strong>Gemälde</strong><br />

<strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong><br />

Möbel<br />

Keramik<br />

Porzellan<br />

MÖBEL<br />

Damenschreibtische<br />

Dieter Weidmann<br />

32<br />

Foto: Oliver Gradel<br />

4 195488 705908 09<br />

KERAMIK<br />

Iznik<br />

Bettina Krogemann<br />

42<br />

DIALOG 4<br />

MAGAZIN 12<br />

MESSETERMINE 16<br />

KUNSTMARKT 18<br />

AUSSTELLUNGEN 22<br />

AUSSTELLUNGSTERMINE 26<br />

LITERATURTIPP 50<br />

AUKTIONSNOTIZEN 66<br />

AUKTIONSTERMINE 78<br />

INSERENTENVERZEICHNIS 84<br />

AUKTIONSPREISE 86<br />

IMPRESSUM 106<br />

VORSCHAU 106<br />

GEMÄLDE<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong><br />

Oliver Gradel<br />

PORZELLAN / STEINZEUG<br />

Görge Hohlt<br />

Dieter Högermann<br />

56<br />

92<br />

TERMINE & KLEINANZEIGEN<br />

IN DER BEILAGE<br />

KERAMIK<br />

Jean Beck & Wächtersbach<br />

Otto F. Götz<br />

100


4<br />

DIALOG<br />

Seriöses und Jazz<br />

Altsaxophon<br />

?<br />

Ich habe von einer alten Dame aus ihrem Nachlass ein<br />

Saxophon, das Sie sich bitte anschauen sollten. Ich hätte<br />

folgende Fragen: Aus welcher Zeit stammt es? Wer war der<br />

Hersteller? Für welchen Zweck wurde es gebaut? Welchen<br />

Wert stellt es in etwa dar? Das Saxophon befindet sich im<br />

Originalkoffer. Es hat eine Größe von 70 cm. Unten am<br />

Bogen ist eine Nummer 00136, oben am Trichter steht<br />

„Repräsentant“. Auf dem Mundstück steht „Britone“. Made<br />

in England.<br />

Herbert Scheftner, Oberdachstetten<br />

!<br />

Bei dem Instrument handelt es sich um ein übliches Altsaxophon<br />

in Es, vielleicht in den 1960er-Jahren gebaut,<br />

doch lässt sich das nach den Fotos nicht eingrenzen, eine<br />

Patentschrift für diese Klappenanordnung habe ich nicht<br />

finden können. Das Instrument ist nicht signiert, die Nummer<br />

00136, also eine sehr niedrige Zahl, deutet auf eine kleinere<br />

Werkstatt. „Britone“ ist der Hersteller des Mundstücks.<br />

Diese englische Firma hat ihre Mundstücke für viele der<br />

großen Produzenten in England, den USA, Japan und auch<br />

Deutschland gebaut, daraus lässt sich nichts ableiten. Ein<br />

Saxophon ist zunächst das charakteristische Instrument<br />

des Jazz-Orchesters, doch wurde es anfangs<br />

fast nur in der französischen Militärmusik<br />

verwendet, von seinem Erfinder Adolphe<br />

Sax aber für seriösere Musik gedacht, so<br />

hat sich z.B. Hector Berlioz sehr für das<br />

neue Instrument interessiert. Erst um die<br />

Jahrhundertwende 1899/1900 kam es in die<br />

USA, wurde dort von den Jazzmusikern<br />

begeistert aufgegriffen und kam mit dieser<br />

Musik in den 1920er-Jahren zurück nach<br />

Europa, hatte aber schon davor einen<br />

Platz im Sinfonieorchester (Richard<br />

Strauss 1902/03 in Symphonia domestica,<br />

dann auch Ravel 1928 im Bolero, Strawinsky,<br />

Weill, Milhaud, Hindemith und viele<br />

andere). Die Frage, für welchen Zweck<br />

es gebaut wurde, lässt sich<br />

konkret dieses Saxophon<br />

betreffend also nicht<br />

beantworten.<br />

Den Fotos nach ist<br />

das Instrument in<br />

gutem Zustand, doch ist<br />

sein materieller Wert<br />

schwer zu benennen. Der<br />

Neupreis eines Altsaxophons<br />

von guter Qualität<br />

beginnt bei etwa 1.000 Euro<br />

bis 7.000 Euro, kann aber<br />

noch höher liegen, der Preis<br />

für dieses Instrument wäre<br />

für etwa die Hälfte des Neupreises<br />

anzusetzen, doch ist<br />

eine Schätzung nach Fotos immer<br />

unsicher.<br />

Dr. Hubert Henkel, München<br />

Anonymer<br />

bärtiger Mann<br />

Porträt von Adolf Stachowiak<br />

?<br />

Ich möchte Ihnen ein Porträt vorstellen: Es ist in Ölfarbe<br />

auf Leinwand gemalt und hat die Maße 50 x 70 cm. Auf<br />

der Rückseite ist es beschriftet mit dem Namen des Malers<br />

und Datum 1887, leider ist die dargestellte Person nicht<br />

benannt. Vielleicht kann Ihr Gutachter zur dargestellten<br />

Person und zum Maler etwas mitteilen, eine Bewertung<br />

wäre auch sehr nett.<br />

Harry Goltz, Lüdershagen<br />

!<br />

Das Porträt des bärtigen Mannes nach links ist sehr professionell<br />

gemalt und setzt eine akademische Bildung<br />

voraus. Vermutlich studierte der Maler Adolf Stachowiak,<br />

über den sehr wenig bekannt zu sein scheint, an der Berliner<br />

Akademie der Bildenden Künste, denn Werke von ihm<br />

befanden sich auf den Berliner Akademie-Ausstellungen<br />

der Jahre 1868, 1870, 1877, 1879, 1880 und 1889. Stachowiak<br />

(geb. 1835-1905 Berlin) war ausschließlich Bildnismaler. Die<br />

Identität des Porträtierten<br />

wird kaum zu bestimmen<br />

sein, leider. Bildnisse von<br />

anonymen Personen des 19.<br />

Jahrhunderts, es sei denn,<br />

sie sind von erstrangigen<br />

Malern geschaffen worden,<br />

haben keinen sehr hohen<br />

Wert, unabhängig von ihrer


offensichtlichen Qualität. Es bewahrheitet sich nach einer<br />

alten, erbarmungslosen Weisheit des Kunsthandels, dass<br />

anonyme Bilder aus jener Zeit nur dann einen guten Verkaufswert<br />

haben, wenn eine hübsche Frau oder eine Katze<br />

dargestellt ist. Der Wert des Berliner Bürgers (Maße des Bildes<br />

nicht mitgeteilt) beträgt etwas 250 Euro.<br />

Dr. Graham Dry, München<br />

Bühnenkulisse<br />

Aquarellierte Federzeichnungen der Spätromantik<br />

?<br />

Als Abonnent Ihrer Zeitschrift „<strong>Sammler</strong> <strong>Journal</strong>“ übersende<br />

ich Ihnen Kopien von drei Bildern in Originalgröße.<br />

Meiner Meinung sind es handgemalte Bilder. Können Sie<br />

mir hierzu nähere Auskünfte geben? Wer ist der Maler? Was<br />

sind die Bilder wert?<br />

Fritz Fries, Gerlach<br />

!<br />

Alle drei aquarellierten Federzeichnungen sind mit dem<br />

Künstlermonogramm „AB“ signiert. Zwei der Bilder sind<br />

zusätzlich „12.57“, eines mit voller Jahreszahl „1855“ bezeichnet.<br />

Es gab damals einen französischen Maler Auguste Borget,<br />

der ein sehr ähnliches Monogramm benutzte, die Bilder<br />

stammen jedoch nicht von ihm, denn er bevorzugte ganz<br />

andere landschaftliche Motive. Es handelt sich auf jeden<br />

Fall um einen deutschen Maler der Spätromantik, dessen<br />

Stil zwischen akademischer Korrektheit und einer etwas<br />

naiven, unbeholfenen Malweise des Spätbiedermeier<br />

schwebt. Auf einem der Bilder (Maße nicht mitgeteilt) wird<br />

ein in sich versunkener Künstler (?) auf Wanderschaft mit<br />

Papierrolle von einem rudernden Fährmann über den Rhein<br />

gesetzt, auf einem zweiten ist ein rastender Reiter mit geschultertem<br />

Gewehr dargestellt. Am interessantesten ist


6<br />

DIALOG<br />

das dritte Bild mit Stadtansicht, wie eine Bühnenkulisse<br />

gemalt, bei dem zwar die Perspektive überhaupt nicht<br />

stimmt, das aber von einer gespenstischen Verlassenheit<br />

geprägt ist, die an einen Hauptmaler der klassischen<br />

Moderne Giorgio de Chirico denken lässt. Die „Rheinlandschaft<br />

mit Kahn“ hat einen Wert von etwa 200 Euro, der<br />

„Rastende Reiter“, der stockfleckig ist, kann mit 150 Euro<br />

bewertet werden, während die „Stadtansicht“ mit etwa 250<br />

Euro zu Buche schlägt. Letzteres Bild wäre höher zu bewerten,<br />

wenn der Name der Stadt bestimmt werden könnte.<br />

Dr. Graham Dry, München<br />

Vor Alpenkulisse<br />

Münchner Malerei<br />

?<br />

Beigefügt erhalten Sie das Foto eines Bildes, das ich vor<br />

circa 30 Jahren in einer Galerie bei Nördlingen gekauft<br />

habe. Den Namen des Malers habe ich leider vergessen und<br />

kann die Signatur auch nicht genau lesen. Das Bild ist auf<br />

einer 8 mm dicken Eichen-Sperrholzplatte gemalt und circa<br />

14 x 18 cm groß. Am Rand sind Spuren – wohl von einem früheren<br />

Rahmen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir den<br />

Namen des Malers nennen könnten und eventuell einen<br />

Anhaltspunkt über den derzeitigen Wert des Bildes geben<br />

könnten.<br />

Wolfgang Müller, Scheuerfeld<br />

!<br />

Es haben mehrere Experten für Münchener Malerei des<br />

19. Jahrhunderts das Bild angeschaut, aber eine Identifizierung<br />

der Signatur war nicht möglich. Schade, denn das


um die Mitte des 19. Jahrhunderts gemalte Bild ist sehr<br />

kompetent in der Ausführung. Der Künstler gehörte nicht<br />

zu den allerersten Münchener Landschaftsmalern seiner<br />

Zeit, dennoch vermittelt das Bild einen guten atmosphärischen<br />

Eindruck einer Seelandschaft vor Alpenkulisse. Der<br />

Wert des wohl kleinformatigen Bildes (die Maße liegen uns<br />

nicht vor) beträgt etwa 250 Euro.<br />

Dr. Graham Dry, M;ünchen<br />

Von überregionaler<br />

Bedeutung<br />

Zierschale aus Eisenguss<br />

?<br />

Beiliegend sende ich Ihnen Fotos eines Reliefs aus Eisenkunstguss,<br />

der Gräflichen Stolberg-Wernigerödischen<br />

Faktorei Ilsenburg mit den Maßen B 54 cm, H 48 cm. Es wäre<br />

sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie mir Informationen über<br />

das Relief geben könnten, zum Alter und zum Marktwert.<br />

Jürgen Hinkeldein, Luth.-Eisleben<br />

!<br />

Genaue Information zu dieser Zierschale aus Eisenguss<br />

enthält vermutlich das 28-seitige „Preis-Verzeichniss der<br />

Kunstguss-Waaren der Gräflich Stolberg-Wernigerödischen<br />

Factorei zu Ilsenburg am Harz“, das um 1885 bei B. Angerstein<br />

in Wernigerode erschien und das uns leider nicht vorliegt.<br />

Da die Schale um 1885 entstanden ist, müsste sie in<br />

diesem Verzeichnis mit Titel, Maßangaben und Preis abgebildet<br />

sein. In der Schalenmitte ist eine klassische Landschaft<br />

mit Säulenbauten, vor denen eine aus drei Personen<br />

bestehende Figurengruppe, eine davon mit einem Korb im<br />

Arm, liegt bzw. steht. Die Bedeutung dieser Szene ist nicht<br />

weiter ersichtlich. Das Vorbild für die Darstellung war vermutlich<br />

eine Schale aus der italienischen Renaissancezeit:<br />

Besonders attraktiv und gelungen ist die fast überdimensionierte<br />

Girlande aus Trauben, Birnen, Nüssen, Geflügel<br />

usw., die von sattem Wohlstand und einem reich gedeckten<br />

Tisch erzählt. Die „Fürst Stolberg Hütte“, wie das Unternehmen<br />

heute heißt, wurde 1530 von Graf Botho Stolberg Wernigerode<br />

gegründet und erlangte im Lauf der Jahre überregional<br />

Bedeutung als Hersteller von Eisenkunstguss und<br />

von gusseisernen Öfen, besonders mit kunstvoll gearbeiteten<br />

Ofen- und Kaminplatten. 1855 stellte die Firma ein sieben<br />

Meter hohes Monument aus Gusseisen bei der Pariser<br />

Weltausstellung aus. Zu den Erzeugnissen des Unternehmens<br />

gehörten ab dem 19. Jahrhundert Werke nach historischen<br />

Vorbildern von Cellini, Holbein und Dürer. Unter den<br />

bekannten Künstlern der<br />

Neuzeit sind Namen wie<br />

Schinkel, Thorwaldsen,<br />

Albin Müller, Alphonse<br />

Mucha, Hermann Haase-<br />

(-Ilsenburg) und Walter<br />

Schott (1861-1938), dem<br />

Bildhauer der berühmten<br />

„Kugelwerferin“, um 1897,<br />

die bei der Porzellanmanufaktur<br />

Meißen bzw. der


8<br />

DIALOG<br />

Bronzegießerei H. Gladenbeck, Berlin, in Porzellan bzw.<br />

Bronze ausgeführt wurde. Das Unternehmen wurde 1993<br />

privatisiert und stellt heute neben kleinformatigen Objekten<br />

aus Eisenguss auch Stadtmöbel, Kandelaber, Parkbänke,<br />

Poller, Zäune, Brunnen, Gedenktafeln usw. her. Die vorliegende<br />

Schale trägt auf der Rückseite die runde Reliefmarke<br />

mit dem Gräflichen Wappen – ein Hirsch im Schild, auf dem<br />

eine Krone ruht – die gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt<br />

wurde. Bewerten kann man sie mit etwa 200 Euro.<br />

Dr. Graham Dry, München<br />

Friedliche<br />

Atmosphäre<br />

<strong>Gemälde</strong> von Arnold Moeller<br />

?<br />

Ich verfolge aufmerksam Ihre diversen Bewertungen und<br />

Beurteilungen von schönen alten Dingen Ihrer Leser.<br />

Heute wende ich mich an Sie mit der Bitte, mir nach Möglichkeit<br />

zu dem auf den beiliegenden Fotos abgebildeten<br />

Bild etwas über den Maler und den Wert zu sagen. Meine<br />

Schwiegereltern haben das Bild circa 1960 in einem Geschäft<br />

in Bad Wiessee am Tegernsee gekauft. Das Bild ist mit<br />

Ölfarbe auf Pappe gemalt und unten rechts mit „Arnold<br />

Moeller" signiert. Auf der Rückseite des Bildes ist angegeben:<br />

Arnold Moeller, München 1954, „Pflügender Bauer am<br />

Wagingsee". Die Maße des Bildes ohne Rahmen: 30 cm breit<br />

und 24,5 cm hoch, die Maße des Bildes mit Rahmen 41 cm<br />

breit und 36 cm hoch. Das Bild befindet sich noch im Originalrahmen<br />

(o. Abb.).<br />

Peter Josef Hutmacher, Meckenheim-Merl<br />

!<br />

Der Maler des <strong>Gemälde</strong>s „Pflügender Bauer am Wagingsee“<br />

hat seine Staffelei auf einer Anhöhe aufgestellt und<br />

blickt nach unten über das Motiv des Bildtitels auf eine Ortschaft<br />

im Mittelgrund auf den oberbayerischen Waginger<br />

See im vorderen Hintergrund hinweg, bis tief in eine weite<br />

Frühlingslandschaft. Die Ortschaft heißt Gaden, liegt südlich<br />

von Tittmoning und unweit der österreichischen Grenze<br />

am Fuße des Mühlbergs, des Standorts des Malers, auf<br />

dem sich die barocke Wallfahrtskirche Mariae Heimsuchung<br />

befindet. Die Ursprünge der Kirche in Gaden, die<br />

einen zweiten Mittelpunkt im <strong>Gemälde</strong> bildet, gehen auf<br />

das 9. Jahrhundert zurück. Sie gehört somit zu den ältesten<br />

Kirchen im Rupertiwinkel. Früher war sie dem Märtyrer<br />

Adalbert gewidmet, der 997 als Missionar tätig war und von<br />

den Preußen erschlagen wurde: Heute ist St. Rupert (Bischof<br />

von Worms, gest. um 716/18) der Patron. Der barocke Turm<br />

stammt etwa aus dem Jahre 1694.<br />

Der Maler Arnold Moeller (Bückeburg 1886-1963 Bruckmühl<br />

an der Mangfall) hat die friedliche Atmosphäre des damaligen<br />

bäuerlichen Landlebens im Schatten der Ortschaft<br />

Gaden mit dem dominanten Kirchturm überzeugend eingefangen.<br />

Er war bis 1911 Student der Akademie der Künste in<br />

Berlin, wo er sich vor allem der Tiermalerei zuwandte. 1911<br />

bis 1917 studierte er mit Hilfe eines Stipendiums der fürstlichen<br />

Adolf-Georg-Stiftung seiner Heimat Bückeburg beim<br />

Tier- und Landschaftsmaler Heinrich von Zügel an der Akademie<br />

der Bildenden Künste in München. 1919 bis 1924<br />

wohnte er in Dachau-Etzenhausen und schloss sich zeitweise<br />

der Gruppe der Dachauer Maler an. Anschließend<br />

wurde er in München ansässig. Er war Mitglied der Münchner<br />

Künstlergenossenschaft, stellte bis 1944 im Haus der<br />

Deutschen Kunst aus. Er war im Münchener Haus der Kunst<br />

bis 1955 als Aussteller bei der jährlichen Großen Kunstausstellung<br />

präsent. Sein Stil blieb immer dem Impressionismus<br />

bzw. der Freilichtmalerei der Dachauer Schule verbunden,<br />

bei seinen Bildmotiven stellte er vorwiegend das<br />

Tierleben in den Vordergrund. In den zurückliegenden Jahren<br />

befanden sich mehrere Bilder von Moeller auf dem<br />

Markt, fast ausschließlich vor dem Zweiten Weltkrieg gemalt,<br />

beispielsweise mit Titeln wie „Am Pflug“, 1933, „Zwei<br />

liegende Kühe auf der sonnigen Weide“, undatiert,„Bauernpaar<br />

auf Ochsengespann“, 1918, und „Drei Kälber mit Hirtin<br />

am Pferch“, 1915. Zurzeit liegen die öffentlich erzielten Preise<br />

für diese mit Licht gefüllten, das Stille huldigenden<br />

Werke des Künstlers, gemessen an ihrer unbestreitbaren<br />

Qualität, erstaunlich niedrig. Höher als etwa 450 Euro kann<br />

dieses relativ kleine Werk des Künstlers nicht angesetzt<br />

werden, eigentlich zu wenig. Näheres zum Schaffen von<br />

Arnold Moeller findet man im Buch von Georg Speitel:<br />

Arnold Moeller, Leben und Werk, hrsg. Verein der Kunstfreunde,<br />

Minden-Bückeburg 1986.<br />

Dr. Graham Dry, München


AUKTIONSHAUS WEIDLER<br />

30<br />

Jahre<br />

30<br />

Jahre<br />

– Öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator –<br />

Albrecht-Dürer-Platz 8, 90403 Nürnberg, Tel. 0911 / 22 25 25 oder 22 25 45, Fax 0911 / 24 38 51<br />

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Wir dürfen Sie herzlich einladen zu unserer<br />

1500. Auktion Kunst & Antiquitäten<br />

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Zum Aufruf gelangen insges. ca. 900 Positionen: Oldtimer, antike Möbel, Porzellan, <strong>Gemälde</strong>, vielfältige Varia u.v.m.<br />

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Einlieferungen für unsere nächsten Auktionen nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Mündliche Schätzungen kostenlos – Rufen Sie uns an!


10<br />

DIALOG<br />

Zwiebelmuster<br />

Tassen von Meißen<br />

?<br />

Vor einiger Zeit habe ich diese sechs Meißentassen bei<br />

einer Haushaltsauflösung erworben (Preis: 10 Euro). Können<br />

Sie mir zum Wert etwas sagen und wie alt diese Tassen<br />

sind?<br />

Helma Georg, Erwitte<br />

!<br />

Die sechs Meißner Tassen mit Zwiebelmuster stammen<br />

aus den 1920er-/1930er-Jahren und haben einen Wert bei<br />

bester Erhaltung von etwa 450 Euro. Der einzelne Unterteller<br />

trägt die Marke der<br />

Meißner Jubiläumstasse<br />

von 1989 zur Erinnerung an<br />

die Einführung des Zwiebelmusters<br />

bei Meißen im<br />

Jahre 1739. Dazu gehört<br />

eine Kumme mit sparsamer<br />

Bemalung unterhalb des<br />

Randes. Die Untertasse allein<br />

hat einen Wert von<br />

etwa 10 Euro.<br />

Dr. Graham Dry, München<br />

und Holz als Zimmerschmuck gab. Die betreffenden Fabriken,<br />

Gießereien und Werkstätten für Holzschnitzerei befanden<br />

sich vornehmlich in Wien, aber auch in Deutschland.<br />

Das vorliegende Exemplar einer lächelnden Afrikanerin,<br />

überaus sorgfältig und detailliert bearbeitet, weist offenbar<br />

keine Signatur oder sonstige Bezeichnung auf. Es ist aber<br />

auf Anhieb als Modell der Werkstätten Hagenauer in Wien<br />

zu erkennen, dem führenden Wiener Hersteller von kleinplastischen<br />

Arbeiten dieses Genres in Holz und Bronze. Es<br />

ist nichts Ungewöhnliches, dass auf dieser Büste bzw. auf<br />

deren Sockel keine mit dem Stahlstempel eingeschlagene<br />

Firmenbezeichnung zu finden ist. Beispielsweise weist dieses<br />

hier abgebildete afrikanische Figurenpaar von Hagenauer,<br />

das vor ein paar Jahren bei einem Münchener Auktionshaus<br />

zum Limitpreis von 3.000 Euro angeboten (aber<br />

nicht verkauft) wurde, ebenfalls keine Herstellerbezeichnung<br />

auf. Der üblicherweise verwendete Firmenstempel<br />

besteht aus den Buchstaben WHW im kreisrunden Rahmen.<br />

Die „Werkstätten Hagenauer“, 1898 von dem Gürtlermeister<br />

und Metallhandwerker Carl Hagenauer begründet, entwickelten<br />

sich nach dem Übergang an die Geschwister Karl,<br />

<strong>Franz</strong> und Grete Hagenauer in den 20er-Jahren zu einem<br />

Hauptvertreter des modernen Wiener Kunstgewerbes. Es<br />

bestand eine direkte Zusammenarbeit mit den Künstlern<br />

der Wiener Werkstätte. Die Produktpalette wurde auf dekorative<br />

Objekte und Gebrauchsgegenstände aus Silber, Messing,<br />

Kupfer, Email, Elfenbein, Stein und Holz erweitert.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden verstärkt Beleuchtungskörper<br />

und Haushaltsgeräte, auch Kleinmöbel, hergestellt,<br />

immer durch Wiener Witz und beste handwerkliche<br />

Qualität ausgezeichnet.<br />

Der Wert der vorliegenden „Afrikanerin“ aus hell- und dunkel<br />

gebeiztem Hartholz beträgt in tadellosem Zustand etwa<br />

1.800 Euro. Vielleicht täuscht das Foto, aber bei der Nase<br />

sieht es so aus, als ob sie einmal abgebrochen war und wieder<br />

angeklebt wurde. Falls das stimmt, müsste die Bewertung<br />

um Einiges nach unten korrigiert werden.<br />

Dr. Graham Dry, München<br />

Lächelnde Afrikanerin<br />

Modell der Werkstätten Hagenauer in Wien<br />

?<br />

Die Büste ist nach meiner Beurteilung aus Nussbaumholz<br />

gefertigt. Sie ist auf einem Sockel befestigt mit den<br />

Maßen 25 x 12 x 2 cm mit abgerundeten Kanten. Die Höhe<br />

der Büste ab Sockel beträgt 32 cm. Meine Frage: Wer könnte<br />

die Büste geschaffen haben und wie ist sie zu bewerten?<br />

Wolfgang Heger, Giengen<br />

!<br />

Die Büste einer Afrikanerin<br />

im Profil nach links<br />

wurde um 1955 geschnitzt,<br />

als es eine regelrechte<br />

Mode für Afrikanisches in<br />

Bronze, Messing, Keramik


Auktion 148<br />

Antike Uhren<br />

Armbanduhren<br />

Schloss Dätzingen<br />

Samstag, 18. September 2010<br />

Vorbesichtigung:<br />

Mittwoch, 15. September, 10-18 Uhr<br />

Donnerstag, 16. September, 10-18 Uhr<br />

Freitag, 17. September, 10-18 Uhr<br />

Samstag, 18. September, 9-12 Uhr<br />

Auktionsbeginn: 13.30 Uhr<br />

Versteigert werden Uhren aus<br />

mehreren Jahrhunderten:<br />

Taschenuhren, Armbanduhren, Tisch-,Wand-,<br />

Stand- und Beobachtungsuhren, Marine-Chronometer,<br />

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Jahresabonnement (4 Kataloge) 50,– € (Ausland 75,– €)<br />

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Galerie + Auktionshaus Peter Klöter<br />

Schloss Dätzingen - 71120 Grafenau<br />

Postfach 1150 – 71117 Grafenau<br />

Tel. 07033 / 43484 – Fax 44619 • www.kloeter-auktionen.de<br />

E-Mail: kontakt@kloeter-auktionen.de


12<br />

MAGAZIN<br />

ADRESSE | Gräflich Pappenheim’sche Verwaltung<br />

Marktplatz 5, 91788 Pappenheim<br />

FAX | 09143/6445<br />

E-MAIL | info@grafschaft-pappenheim.de<br />

TELEFON | 09143/83890<br />

Antikes in der Stadt<br />

Antikmeile Ludwigsburg<br />

Der barocke Marktplatz von Ludwigsburg bietet die passende<br />

Kulisse für einen Antikmarkt<br />

Antikes auf der Burg<br />

<strong>Sammler</strong>messe auf Burg Pappenheim<br />

Mit der ersten <strong>Sammler</strong>messe Trödel und Antik am 25. und<br />

26. September auf Burg Pappenheim wird eine weitere Veranstaltungsreihe<br />

im Rahmen des vielseitigen Jahresprogrammes<br />

der Burg eröffnet. Antikes, <strong>Sammler</strong>stücke und<br />

Antiquitäten erfreuen sich bei vielen Menschen immer größerer<br />

Beliebtheit. Nicht umsonst verzeichnen Messen und<br />

Veranstaltungen dieses Genres einen immer größeren<br />

Zulauf und es gibt auch zusehends mehr Veranstaltungsorte.<br />

Was den Platz Pappenheim vor vielen anderen auszeichnet,<br />

ist die Tatsache, dass diese weitläufige Anlage eines über<br />

drei Hektar großen Geländes im Bereich der weiträumigen<br />

Burg, bestehend aus Vor-, Hauptburg, Gräben und Mauern,<br />

(letztere davon insgesamt 1,5 km Länge), ein einzigartiger<br />

Veranstalungsort ist. Schon die laufend gebotenen Attraktionen<br />

für den Besucher mit historischen Ausstellungen,<br />

einer Folterkammer, historischen Räumen, einer Burgkapelle,<br />

dem großen Natur- und Jagdmuseum und dem Botanischen-<br />

und Kräutergarten mit über 2000 Arten, in herrlicher<br />

Lage oberhalb der Stadt mit wunderbarem Blick vom<br />

Bergfried über das gesamte Tal und die reizvolle kleine ehemalige<br />

Residenzstadt der Reichserbmarschälle des Heiligen<br />

Römischen Reiches Deutscher Nation, der Grafen und Herren<br />

zu Pappenheim, werden jährlich von Zehntausenden<br />

von Gästen besucht. Insbesondere die Veranstaltungen wie<br />

an Pfingsten die Messe Kunst und Garten, der Altmühl-Classic-Sprint<br />

mit freiem Oldtimer-Treffen Mitte Juni, das Ritterturnier<br />

am letzten Wochenende im Juni und der Weihnachtsmarkt<br />

am ersten und zweiten Adventswochenende<br />

ziehen zusätzlich weitere Zehntausende Besucher an.<br />

Während der Veranstaltung der <strong>Sammler</strong>messe Trödel und<br />

Antik am 25. und 26. September wird auch wiederum die<br />

gesamte Burganlage mit ihren musealen Einrichtungen<br />

und Gärten ein Besuchermagnet sein. Interessenten für<br />

Stände können sich unter folgender Adresse schriftlich<br />

bewerben:<br />

Alles, was das <strong>Sammler</strong>herz begehrt, gibt es am 25. und 26.<br />

September auf der Ludwigsburger Antikmeile. Über 170 Anbieter<br />

aus dem gesamten Bundesgebiet und dem angrenzenden<br />

Ausland präsentieren ein hochwertiges und breitgefächertes<br />

Angebot: antike Möbel, Spielzeug, Bücher, Glas,<br />

<strong>Gemälde</strong> und Uhren. Der großzügige, von Arkaden umsäumte<br />

Barockmarktplatz ist der ideale Ort, um entspannt<br />

zu stöbern.<br />

Technikbegeisterte werden an Ständen mit historischen Büromaschinen,<br />

Fotoapparaten, Telefonen, Schreib-, Rechenund<br />

Nähmaschinen sicher fündig. Wer sein Zuhause mit<br />

etwas Edlem verschönern möchte, kann auf der Antikmeile<br />

zum Beispiel französische Keramik, englisches Silber oder<br />

Porzellan aus dem 17. bis 19. Jahrhundert erstehen. Wer es<br />

rustikaler mag, findet bäuerliche Antiquitäten und hochwertiges<br />

Leinen. Historische Eisenbahnen, Steifftiere und<br />

Puppenstubenzubehör erfreuen nicht nur die kleinen Besucher.<br />

Der Veranstalter, der Fachbereich Film, Medien, Tourismus<br />

der Stadt Ludwigsburg, bietet zudem einen kostenlosen<br />

Service an: Zwei Experten begutachten auf der Antikmeile<br />

erworbene sowie mitgebrachte Antiquitäten.<br />

ÖFFNUNGSZEIT | jeweils von 11 bis 18 Uhr<br />

WEITERE INFORMATIONEN | Tourist Information<br />

Marktplatz 6, 71634 Ludwigsburg<br />

E-MAIL | info@ludwigsburg.de<br />

TELEFON | 07141/9102252<br />

Die Burganlage von Pappenheim verwandelt sich am letzten September-Wochenende<br />

zu einem großen Antikmarkt


81. Auktion<br />

5. Sept. 2010 10:30 Uhr


14<br />

MAGAZIN<br />

Runder Geburtstag<br />

SEAS in Bruchsal<br />

Diverse Düfte von 4711; Parfumsammlerbörse in Straßburg<br />

Betörendes<br />

Parfum-<strong>Sammler</strong>börse in Straßburg (F)<br />

Verführerisch, berauschend, unwiderstehlich: Düfte faszinieren<br />

die feine Nase. Aber auch das edelste Wässerchen<br />

braucht eine angemessene Verpackung: einen Flakon. Denn<br />

es ist nicht immer das Parfum allein, das den Verkaufserfolg<br />

bestimmt. Kein Wunder also, dass berühmte Entwerfer dem<br />

flüchtigen Duft eine unverwechselbare Gestalt geben.<br />

Flakons sind in allen Formen, Farben und Stilen verbreitet.<br />

Beinahe jeder namhafte Designer hat einen oder mehrere<br />

eigene Düfte und Flakons kreiert. Vor allem Miniaturflakons<br />

sind gefragte <strong>Sammler</strong>stücke.<br />

Bettina Bayer-Tetzel aus dem mittelbadischen Hohberg ist<br />

seit Ende der 80er-Jahre passionierte <strong>Sammler</strong>in und veranstaltet<br />

seit 1992 regelmäßig Parfum-Börsen, davon fünf<br />

allein im süddeutschen Raum und eine im französischen<br />

Straßburg.<br />

Liebhaber und Bewunderer duftender und dekorativer<br />

Fläschchen haben seit elf Jahren die Möglichkeit, immer am<br />

zweiten Sonntag im Oktober, erstmalig im „Pavillon Joséphine“,<br />

Parc l'Orangerie, in 67000 Strasbourg, Avenue de l’europe,<br />

die Straßburger Parfumflakon-<strong>Sammler</strong>börse zu besuchen,<br />

die nun am 10. Oktober zum zwölften Mal stattfindet.<br />

Aus organisatorischen Gründen musste der Austragungsort<br />

in den „Pavillon Joséphine“ in der Orangerie (ältester Park<br />

Straßburgs) verlegt werden.<br />

Unter dem Motto „Ein Quentchen Duft“ wird alles angeboten,<br />

was mit Düften und den dazugehörigen Flakons zu tun<br />

hat. Der Besucher kann also Parfumflaschen von Armani bis<br />

Valentino und Raritäten ebenso wie topaktuelle Miniaturflaschen<br />

erstehen. Auch die mit gefärbtem Wasser gefüllten<br />

Magnum-Flaschen, sogenannte Großfactisen, lassen so<br />

manches <strong>Sammler</strong>herz höher schlagen. Ergänzt wird das<br />

Angebot durch Parfum-Flakons in allen Größen, Farben und<br />

Formen, durch Neuheiten, limitierte Düfte, Duftkarten,<br />

Schmuck, Creme-Parfums, Puderdosen, Accessoires aus<br />

dem Duftbereich bis hin zu Dekorationsartikeln und Fachliteratur.<br />

ÖFFNUNGSZEIT | 10 bis 16.30 Uhr<br />

TELEFON | 0171/6349999<br />

Eine der größten und ältesten<br />

Messen für antikes<br />

Spielzeug in Deutschland<br />

feiert im September in Süddeutschland<br />

einen runden<br />

Geburtstag: Am Samstag,<br />

dem 11. September, kann die<br />

SEAS in Bruchsal auf beeindruckende<br />

30 Jahre zurückblicken.<br />

Geboten wird wieder<br />

viel: Unter den mehr als<br />

200 Ausstellern aus gut<br />

einem Dutzend Nationen<br />

werden diesmal noch mehr<br />

Händler aus Übersee ihre<br />

Schätze präsentieren.<br />

Ins Leben gerufen wurde<br />

die Spezialmesse für altes<br />

Spielzeug 1980 von dem<br />

passionierten <strong>Sammler</strong> Willi Siegele, 2007 wurde die Organisation<br />

von Dr. Rolf Theurer übernommen.<br />

Freuen dürfen sich die Besucher aus nah und fern schon<br />

jetzt auf ein außergewöhnliches Angebot mit vielen Raritäten<br />

und unzähligen sammelwürdigen Objekten. Traditionsgemäß<br />

werden Modelleisenbahnen der verschiedenen<br />

Spurbreiten samt Zubehör sowie figürliches Blechspielzeug<br />

den größten Platz im Angebot der SEAS einnehmen. Auf die<br />

Kosten kommen werden aber auch die Liebhaber von Puppen,<br />

Stofftieren und Miniaturen.<br />

Veranstaltungsort ist das Sportzentrum 3. Zum 30-Jährigen<br />

bietet die Messe zwischen 13 und 14 Uhr eine kostenlose<br />

Schätzstunde für Besitzer von antiken Eisenbahnen an.<br />

ÖFFNUNGSZEIT | 10.30 bis 15.30 Uhr<br />

TELEFON | 0711/5590044<br />

Schlüsselerlebnis<br />

Schloss-<strong>Sammler</strong>-Treffen in Würzburg/Veitshöchheim<br />

Das 9. Europäische Schloss-<strong>Sammler</strong>-Treffen findet vom<br />

24. bis 26. September in Würzburg/Veitshöchheim statt und<br />

beginnt am Freitag Abend um 18 Uhr mit der Schloss-<br />

Tauschbörse im Restaurant Rokoko. Am Samstag geht’s<br />

wahlweise per Schiff oder Bus nach Würzburg zur Besichtigung<br />

der Hanns Schell Collection auf der Festung Marienberg.<br />

Für den Sonntag stehen dann die Meisterschaften<br />

bzw. Wettkämpfe der „Sportsfreunde der Sperrtechnik“ auf<br />

dem Programm, die sich im beschädigungsfreien Öffnen<br />

von Sicherheitsschlössern messen. Daneben besteht die Gelegenheit<br />

zur Stadtbesichtigung und Weinprobe.<br />

TELEFON | 06171/51969<br />

Die zweitälteste <strong>Sammler</strong>messe<br />

für antikes Spielzeug in Baden-<br />

Württemberg präsentiert am 11.<br />

September viele Raritäten wie<br />

dieses Märklin-Karussell


16<br />

MESSETERMINE<br />

|AUGUST|<br />

FURTWANGEN<br />

28.08.-29.08.2010<br />

Antik-Uhrenbörse<br />

Fachhochschule<br />

Tel. 07723/7556<br />

www.antik-uhrenboerse.info<br />

|SEPTEMBER|<br />

BOLOGNA (I)<br />

20.09.-26.09.2010<br />

International Antique Book Fair<br />

Palazzo Re Enzo e del Podesta<br />

Tel. 0039/03476469147<br />

www.alai.it<br />

HAMBURG<br />

19.09.2010<br />

Antikmesse<br />

Elbe Einkaufszentrum<br />

Tel. 02104/46152<br />

www.interantik-gmbh.de<br />

HAMBURG<br />

05.09.2010<br />

Antikmesse<br />

Alstertal Einkaufszentrum<br />

Tel. 02104/46152<br />

www.interantik-gmbh.de<br />

KOPENHAGEN (DK)<br />

17.09.-19.09.2010<br />

Art Copenhagen – The Nordic Art Fair<br />

2010<br />

Forum Radhuspladsen<br />

Tel. 0045/35240093<br />

www.artcopenhagen.dk<br />

LONDON (GB)<br />

22.09.-26.09.2010<br />

The Lapada Art & Antique Fair<br />

Berkley Square<br />

Tel. 0044/20 78233511<br />

www.lapada.org<br />

22.09.-26.09.2010<br />

Chelsea Antiques Fair<br />

Chelsea Old Town Hall<br />

Tel. 0044/1825/744074<br />

www.chelseaantiquesfair.com<br />

MOSKAU (RU)<br />

22.09.-26.09.2010<br />

Zeitgenössische Kunst<br />

Central House of the Artist<br />

Tel. +7/495/6579922<br />

www.art-moscow.ru<br />

MÜNCHEN<br />

30.09.-03.10.2010<br />

Munich Contempo. Internationale<br />

Messe für zeitgenössische Kunst<br />

Postpalast<br />

Tel. 0431/680380<br />

www.munich-contempo.com<br />

NEU ISENBURG<br />

19.09.2010<br />

Antikmesse. Isenburg Zentrum<br />

Tel. 02104/46152<br />

www.interantik-gmbh.de<br />

PARIS (F)<br />

15.09.-22.09.2010<br />

25. Biennale des Antiquaires<br />

Grand Palais<br />

Tel. 0033/1/44517474<br />

www.bdafrance.eu<br />

VEITSHÖCHHEIM<br />

24.09.-26.09.2010<br />

9. Europäisches Schloss-<strong>Sammler</strong>-Treffen.<br />

Restaurant „Rokoko“<br />

Tel. 06171/51969<br />

WOTERSEN<br />

03.09.-05.09.2010<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

Schloss Wotersen<br />

Tel. 04542/8569070<br />

www.mendelssohn-messen.de<br />

ZÜRICH (CH)<br />

29.09.-03.10.2010<br />

Fine Art Zürich<br />

Kongresshaus<br />

www.fineartzurich.ch<br />

|OKTOBER|<br />

BERLIN<br />

07.10.-10.10.2010<br />

Art Forum. Messe<br />

Tel. 030/30382076<br />

www.art-forum-berlin.de<br />

07.10.-10.10.2010<br />

Berliner Liste. Messe für zeitgenössische<br />

Kunst, Fotografie und Kunst seit<br />

1960<br />

Palais am Tiergarten<br />

Tel. 030/25935710<br />

www.berliner-liste.org<br />

08.10.-10.10.2010<br />

The Emerging Art Fair<br />

Flughafen Tempelhof<br />

Tel. 030/49805517<br />

www.previewberlin.de<br />

29.10.-31.10.2010<br />

Liber Berlin<br />

Deutsches Historisches Museum,<br />

Zeughaus, Schlüterhof<br />

Tel. 030/3240907<br />

www.liberberlin.de<br />

BIRMINGHAM (GB)<br />

28.10.-31.01.2010<br />

Antiques for Everyone. NEC<br />

Tel. 0044/121/7673535<br />

www.antiquesforeveryone.co.uk<br />

BONN-BAD GODESBERG<br />

29.10.-01.11.2010<br />

Antika Bonn. Stadthalle<br />

Tel. 0431/680380<br />

www.expomanagement.de<br />

Mittwoch 8. September 2010<br />

Donnerstag 16. September 2010


MESSETERMINE 17<br />

DORTMUND<br />

30.10.-31.01.2010<br />

Antik & <strong>Sammler</strong>markt<br />

Westfalenhallen<br />

Tel. 0231/1203555<br />

www.mlg-gmbh.de<br />

DRESDEN<br />

08.10.-10.10.2010<br />

Epoque. Kunst und Antiquitäten<br />

Schloss Albrechtsburg<br />

Tel. 0351/8115824<br />

www.epoque-dresden.com<br />

ESSEN<br />

29.10.-31.01.2010<br />

CAR. Zeitgenössische Kunst<br />

Welterbe Zollverein<br />

Tel. 0201/5646500<br />

www.contemporary-art-ruhr.de<br />

FRANKFURT/M.<br />

08.10.-10.10.2010<br />

Antiquariatsmesse in der Frankfurter<br />

Buchmesse. Messe<br />

www.abooks.de<br />

FREIBURG<br />

30.10.-01.11.2010<br />

Antique & Art. Messehalle 3<br />

Tel. 07032/71009<br />

www.piesch.de<br />

HERNE<br />

23.10.-24.10.2010<br />

Kuboshow. 110 zeitgenössische Künstler.<br />

Flottmannhallen<br />

Tel. 02325/797972<br />

www.kuboshow.de<br />

ISTANBUL (TR)<br />

30.10.-07.11.2010<br />

Artist. Tüyap Fair Convention and Congress<br />

Center<br />

Tel. 0090/212 8671100<br />

www.istanbulartfair.com<br />

KÖLN<br />

29.10.-01.11.2010<br />

Art.Fair 21<br />

Staatenhaus am Rheinpark<br />

Tel. 0221/42039310<br />

www.art-fair.de<br />

LEIPZIG<br />

29.10.-31.10.2010<br />

Grassimesse<br />

Grassi Museum<br />

Tel. 0341/2229100<br />

www.grassimuseum.de/grassimesse.<br />

html<br />

LONDON (GB)<br />

14.10.-17.10.2010<br />

Frieze Art Fair. Regent’s Park<br />

Tel. 0044/20/78337232<br />

MADRID (E)<br />

13.10.-17.10.2010<br />

Estampa. Recinto ferial Juan Carlos I<br />

Tel. 0034/915447727<br />

www.estampa.org<br />

MOSKAU (RU)<br />

23.10.-31.10.2010<br />

Antiquitäten. Central House of Artists<br />

www.antiquesalon.ru<br />

MÜNCHEN<br />

15.10.-24.10.2010<br />

Kunstmesse München. Postpalast<br />

Tel. 0431/680380<br />

www.kunstmesse-muenchen.com<br />

21.10.-24.10.2010<br />

Muc Art. Praterinsel<br />

Tel. 089/452323<br />

www.mucart.com<br />

22.10.-01.11.2010<br />

Munich Highlights. Haus der Kunst<br />

Tel. 089/226672<br />

23.10.-01.11.2010<br />

Kunst & Antiquitäten<br />

Paulaner am Nockherberg<br />

Tel. 0172/7533184<br />

www.kunst-antiquitaeten.de<br />

Alte Kirschholzmöbel!<br />

aus Österreich/Ungarn: unrestauriert<br />

aus Rumänien: verkaufsfertige Originale, Umbauten, Repliken<br />

Möbel diverser Epochen und Hölzer aus dem Rheinland: unrestauriert<br />

– Nur für Handel und Gewerbe • Tel. (0 22 23) 17 28<br />

www.antikhandel-bonn.de<br />

NÜRNBERG<br />

02.10.-04.10.2010<br />

art fair europe. Bild sucht Rahmen<br />

Messe<br />

Tel. 0911/86064924<br />

www.artfair-europe.de<br />

OLDENBURG<br />

15.10.-17.10.2010<br />

Nostalga<br />

Weser-Ems-Halle<br />

Tel. 0441/80030<br />

www.weser-ems-halle.de<br />

PARIS (F)<br />

21.10.-24.10.2010<br />

Zeitgenössische Kunst<br />

Börse<br />

www.cutlog.org<br />

Termine ohne Gewähr<br />

DR. ROLF THEURER<br />

Samstag, den 11. September 2010<br />

Sportzentrum 3 Bruchsal SEAS<br />

Samstag, den 9. Oktober 2010<br />

Kongresshalle Böblingen<br />

Samstag, den 13. November 2010<br />

Musikhalle Ludwigsburg<br />

Samstag, den 11. Dezember 2010<br />

Kongresshalle Böblingen<br />

Spielzeugsalon<br />

Böblingen<br />

Spielzeugsalon<br />

Böblingen<br />

Eisenbahn-, Puppen- und<br />

Spielzeugmarkt, 10.30–15.30 Uhr<br />

Eisenbahn-, Puppen- und<br />

Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr<br />

Puppen- und Miniaturenbörse<br />

11–16.30 Uhr<br />

Eisenbahn-, Puppen- und<br />

Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr<br />

Dr. R. Theurer, Wiesbadener Str. 74, D-70372 Stuttgart, Tel. (0711) 5 59 00 44, Fax (0711) 5 59 00 54<br />

Mail: info@theurers.de • www.theurers.de


18<br />

KUNSTMARKT<br />

Gérard Garouste<br />

Malerei zwischen Wahnsinn und der Suche nach Erkenntnis<br />

Gérard Garouste zählt zu den Künstlern, die ihre Kunst ungeachtet<br />

der Modeströmungen oder aktuellen intellektuellen<br />

Trends erschaffen. Seit den 70er-Jahren, als die Luft für die figurative<br />

Malerei durch die konzeptuelle Kunst dünn wurde,<br />

stellte er seine Pinsel in den Dienst einer persönlichen Mythologie<br />

und vertiefte sich in die Grundlagentexte. Während<br />

die Künstler mit der Vergangenheit zu brechen suchten, beschäftigte<br />

sich Garouste mit der Exegese der Bibel und lernte<br />

hebräisch, um die Thora besser lesen zu können. Bei seiner<br />

konstanten Suche nach der Wahrheit misstraut er Übersetzungen<br />

und sucht die Originalquelle der Grundlagentexte<br />

und beschäftigt sich genauso intensiv mit der Bibel wie mit<br />

Cervantes oder Dante.<br />

Seine <strong>Gemälde</strong> sind von Symbolen und Allegorien aus seinen<br />

wissenschaftlichen Quellen geprägt, die dort neben<br />

Selbstporträts, Abbildungen von ihm nahestehenden Personen<br />

(seiner Frau Elizabeth, seinem Sohn Guillaume oder seinem<br />

Freund Philippe Starck) und seinem inneren Chaos zu<br />

sehen sind. Hinter dem optischen Köder seiner Bilder steckt<br />

also ein komplexes Interpretationsspiel, das nahe der Grenze<br />

zum Wahnsinn ist. Der am 31. Mai 2010 verstorbenen großen<br />

Künstlerin Louise Bourgeois zufolge bietet die Kunst die<br />

Möglichkeit, die eigenen Dämonen zu bezwingen, indem<br />

man sie kennenlernt. Der schöpferische Akt garantiert die<br />

geistige Gesundheit, weil man sich dadurch, nach Meinung<br />

von Louise Bourgeois, der Realität stellt, während das Delirium<br />

im Gegensatz dazu eine Flucht darstellt. Gérard Garouste<br />

ist unfreiwillig mehrere Jahre geflohen – verfolgt von Familiengeheimnissen,<br />

die ihn um den Verstand brachten. Seinen<br />

chaotischen, von langen manisch-depressiven Phasen<br />

getrübten Lebensweg schildert er in einem autobiografischen<br />

Buch mit dem Titel „L'Intranquille. Autoportrait d’un<br />

fils, d’un peintre, d’un fou" (Der Unruhige. Selbstporträt<br />

Gérard Garouste: Composition, 1981 (Sotheby’s, Paris, 6/2010;<br />

Zuschlag 9.000 Euro) (VG Bild-Kunst, Bonn)<br />

Gérard Garouste: Iona, la colombe, 1998 (Christie’s, Paris, 5/2005;<br />

Zuschlag 13.000 Euro) (VG Bild-Kunst, Bonn)<br />

eines Sohnes, eines Malers, eines Wahnsinnigen). Zehn Jahre<br />

lang malte der von seinen Nöten zermürbte Künstler nicht.<br />

Seine Preise litten unter einer für seine Produktion schädlichen<br />

Unruhe. Als er 1983 den großen Kunsthändler Leo Castelli<br />

traf, zeichnete sich eine vielversprechende Zukunft jenseits<br />

des großen Teichs ab. Die Bilder ließen jenseits des Ärmelkanals<br />

jedoch auf sich warten, und obwohl das Netzwerk<br />

von Castelli dem Künstler einen internationalen<br />

Impuls gab, wurde der richtige Durchbruch von Garouste in<br />

den USA durch die Knappheit seiner Bilder gebremst. Heute<br />

ist er quasi ausschließlich auf dem französischen Markt zu<br />

finden.<br />

Obwohl er als einer der besten Maler der zeitgenössischen<br />

französischen Szene gilt und trotz seiner Zusammenarbeit<br />

mit Castelli ist noch keines seiner Werke bei einer Auktion in<br />

New York verkauft worden. Auch in London wurden dem<br />

Publikum zwischen 1995 und 2000 nur drei <strong>Gemälde</strong> präsentiert<br />

(Zuschläge zwischen 17.000 und 26.000 Euro). Das<br />

Rekordgebot für Garouste ist daher weit, sehr weit sogar<br />

von seinen ausländischen Mitstreitern entfernt. Es liegt bei<br />

59.000 Euro und wurde im Oktober 2003 bei Cornette de<br />

Saint-Cyr für ein großes Selbstporträt mit dem Titel „L'homme<br />

à la veste verte" aus dem Jahr 1984 erzielt. Andere figurative<br />

Maler seiner Generation verzeichnen dank einer wirklich<br />

internationalen Nachfrage sehr viel höhere Preise. Der<br />

Höchstpreis des <strong>Franz</strong>osen Robert Combas liegt beispielsweise<br />

bei 85.000 Euro für „Les amoureux des bancs publics",<br />

ein letzten April bei Pierre Bergé & Associés (Brüssel) verkauftes<br />

<strong>Gemälde</strong>. Der Wahlfranzose Yan Pei-Ming über-


20<br />

KUNSTMARKT<br />

Verkaufte Lose (2000-2010)<br />

Gérard Garouste: Senza titolo, 1985 (Christie’s, Mailand, 5/2007;<br />

Zuschlag 9.500 Euro) (VG Bild-Kunst, Bonn)<br />

Gérard Garouste: R13M51, 1986-87 (Christie’s, Paris, 12/2006;<br />

Zuschlag 35.000 Euro) (VG Bild-Kunst, Bonn)<br />

schritt im Juni 2008 bei Christie’s in London die Schwelle von<br />

einer Million Euro, als sein vom rapiden Anstieg der zeitgenössischen<br />

chinesischen Kunst profitierender „Pape"<br />

880.000 Pfund einbrachte. Auch der belgische Künstler Luc<br />

Tuymans kann ein Millionengebot für ein <strong>Gemälde</strong> mit dem<br />

Titel „Sculpture" vorweisen. Dieser Rekord wurde genauso in<br />

New York erzielt (11. Mai 2005, Christie’s) wie auch derjenige<br />

des 1953 geborenen Deutschen Martin Kippenberger, von<br />

dem ein unbetiteltes Selbstporträt am 12. Mai 2009 für<br />

mehr als 2,6 Mio. Euro bei Sotheby’s verkauft wurde. In London<br />

verzeichnete die südafrikanische Künstlerin Marlene<br />

Dumas mit 2,3 Mio. Euro für „The Teacher (sub a)” am 9. Februar<br />

2005 bei Christie’s einen Rekord und der Angelsachse<br />

Peter Doig hält seit Februar 2007 einen Rekord von umgerechnet<br />

7,7 Mio. Euro („White Canoe”, Sotheby's, London).<br />

In einer Zeit, in der die Malerei hoch im Kurs steht, ist der<br />

beschauliche Markt von Gérard Garouste daher ein Segen<br />

für Kunstsammler mit bescheidenem Budget. Es ist tatsächlich<br />

möglich, bei Auktionen<br />

eine Ölarbeit für weniger als<br />

10.000 Euro („Composition",<br />

für 9.000 Euro am 3. Juni<br />

2010 bei Sotheby’s in Paris<br />

zugeschlagen), eine Gouache-Zeichnung<br />

für weniger<br />

als 5.000 Euro („Deux personnages",<br />

3.200 Euro bei<br />

Cornette de Saint-Cyr am<br />

06.04.2008) oder eine Bronzeskulptur<br />

für 6.000 bis<br />

10.000 Euro zu ersteigern.<br />

Der hauptsächlich mit Großformaten<br />

arbeitende Künstler<br />

stellt auch Radierungen<br />

her, deren Preis bei einer Größe<br />

von einem Meter durchschnittlich<br />

250 bis 500 Euro<br />

beträgt. Vor Kurzem wurde in<br />

der Villa Medici in Rom eine<br />

große Retrospektive von Garouste<br />

ausgestellt („Le Classique<br />

et l’Indien", 14. Oktober<br />

2009 bis 3. Januar 2010). Außer<br />

dieser letzten Veranstaltung wurde ihm seit mehr als<br />

zehn Jahren keine Einzelausstellung im Ausland mehr gewidmet.<br />

Dennoch sind seine Werke in den Sammlungen<br />

mehrerer Museen in Frankreich (vor allem im Centre Pompidou<br />

Paris) und im Ausland zu finden. So sind einige <strong>Gemälde</strong><br />

in Museen in Japan, den Niederlanden, Portugal, Italien,<br />

Ungarn, Deutschland und im berühmten Museum für<br />

Moderne Kunst New York (MoMA) anzutreffen.<br />

Im Alter von 64 Jahren haben sich die Schimären von Garouste<br />

beruhigt. Der Künstler würde sich gerne mehr Leichtigkeit<br />

gestatten und fröhlichere <strong>Gemälde</strong> erschaffen. Dies sind<br />

erste Knospen einer neuen schöpferischen Phase.<br />

QUELLE | artprice.com<br />

Gérard Garouste: Fontaine II,<br />

1989 (Sotheby’s, Paris, 6/2010;<br />

Zuschlag 6.000 Euro) (VG<br />

Bild-Kunst, Bonn)


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aufzuzeigen. Der Kunde wählt hieraus die für ihn wirtschaftlich und risikotechnisch<br />

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Schadenregulierung durch den Versicherer und verfolgt die zügige Regulierung berechtigter Schadensansprüche<br />

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22<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

Mit reich gefüllter<br />

Schatulle<br />

Die Kleider der Königin in Schloss Paretz, Potsdam<br />

Henriette Félicité Tassaert nach Johann Friedrich August Tischbein,<br />

Kronprinzessin Luise von Preußen, 1796; Schloss Paretz, Potsdam<br />

© SPSG, Eigentum des Hauses Hohenzollern, SKH Georg Friedrich<br />

Prinz von Preußen<br />

Königin Luise, berühmt für ihre Schönheit, war eine modebewusste<br />

Frau. Mit anmutigen, an den Formen der Antike<br />

angelehnten Empire-Kleidern verstand sie es höchst effektvoll,<br />

ihre weiblichen Reize auf natürliche, sinnliche und bisweilen<br />

freizügige Weise zu unterstreichen.<br />

Für die Ausstellung im Schloss Paretz, das von Architekt<br />

David Gilly 1797 für Luise und Friedrich Wilhelm III. als ländlicher<br />

Rückzugsort errichtet wurde, wird erstmals die Garderobe<br />

der modebewussten Königin Luise (1776-1810), der<br />

Gemahlin des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., vorgestellt.<br />

Angefangen mit prachtvollen Tages- und Abendkleidern<br />

über sportive Reitkostüme, seidene Hüte und<br />

bunte Kaschmirshawls wird bis zur geheimnisvollen Kinnbinde<br />

und kostbaren Schmuckstücken aus dem Besitz der<br />

Königin ein Modepanorama der Zeit entworfen. Erstmals<br />

ausgewertete Quellen, darunter das Mitgift- und das Nachlassinventar<br />

Luises, legen Zeugnis ihrer großen Leidenschaft<br />

für die Mode ab. Sei es über Vermittler in Paris oder dank der<br />

Lektüre internationaler Modejournale – die preußische<br />

Herrscherin war bestens über die aktuellen Modetrends<br />

informiert und hatte eine beachtliche, reich gefüllte Schatulle<br />

zur Verfügung, aus der<br />

Lieferanten und Schneider,<br />

Hut-, Schuh- und Handschuhmacher,<br />

Seiden- und<br />

Fächerfabrikanten, kurzum<br />

der Kleiderluxus auf hohem<br />

Niveau finanziert wurde.<br />

Mit Kleiderschenkungen<br />

von ungeheurem Wert, seien<br />

es Zobelpelze des russischen<br />

Zaren oder ein pompös<br />

in Stahl gesticktes Ballkleid<br />

als Geschenk Napoleons,<br />

wurde darüber hinaus<br />

Diplomatie betrieben und<br />

Politik gemacht. (Bis 31. Oktober).<br />

Der Ausstellungskatalog<br />

ist im Hirmer Verlag erschienen.<br />

TELEFON | 0331/96 94-200<br />

Groß und<br />

gespenstisch<br />

Wilhelm Ternite, 1810, Pastell, H<br />

65 x B 53,5 cm, Kronprinzessin<br />

Luise von Preußen im Reitkleid,<br />

1810; Schloss Paretz, Potsdam<br />

© SPSG, Eigentum des Hauses<br />

Hohenzollern, SKH Georg Friedrich<br />

Prinz von Preußen<br />

Grafik von Carl Wilhelm Kolbe im Kunsthaus Zürich<br />

Das Kunsthaus Zürich veranstaltet die erste Museumsausstellung<br />

des Landschaftsgrafikers Carl Wilhelm Kolbe (1759-<br />

1835) in der Schweiz. Im Mittelpunkt stehen die radierten<br />

Landschaften mit den überlebensgroßen Kräutern und gespenstisch<br />

in den Raum ausgreifenden Baumriesen. Durch<br />

ihre Evokationskraft weisen sie auf den Symbolismus und<br />

den Surrealismus hin. Die rund 60 Arbeiten stammen aus<br />

den Beständen der Anhaltischen <strong>Gemälde</strong>galerie Dessau<br />

und werden durch Leihgaben aus deutschem und schweizerischem<br />

Privatbesitz ergänzt.<br />

Der im Selbststudium zum Landschaftszeichner und Radierer<br />

aufgestiegene Künstler Carl Wilhelm Kolbe ist eine der<br />

schillerndsten Persönlichkeiten in der europäischen Kunst<br />

um 1800. Durch seine fantastischen, nahezu surrealen<br />

Baum- und Sumpflandschaften, wo das Kraut hoch über die<br />

Köpfe von Mensch und Tier wuchert, setzte er sich schon<br />

früh vom herrschenden Geschmack ab. Seine Schöpfungen<br />

sind ein lange Zeit unterschätzter Beitrag zur Grafik des<br />

Sturm und Drang, des Klassizismus und der Romantik. Der<br />

in Berlin geborene Künstler und Sprachforscher, der ein akademisches<br />

Figurenstudium absolviert hatte, verbrachte die<br />

längste Zeit seines Lebens in Dessau.<br />

Von 1805 bis 1808 weilte Kolbe in Zürich, um Radierungen<br />

von den Aquarellgouachen des damals berühmten, 1788<br />

gestorbenen Maler-Poeten Salomon Gessner, anzufertigen.<br />

Kolbes Baumlandschaften sind freie Schöpfungen der Fantasie.<br />

Im Unterschied zu den streng komponierten Ideallandschaften<br />

eines Johann Christian Reinhart oder Joseph<br />

Anton Koch ließ sich Kolbe stets von der genauen Beobach-


AUSSTELLUNGEN 23<br />

Carl Wilhelm Kolbe, Fantastischer, toter Weidenstamm, 1807-<br />

1808, Schwarze Kreide; Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung<br />

tung der Natur inspirieren. Vergleichbar mit den grenzenlosen<br />

Raumvisionen eines Caspar David Friedrich gelingt es<br />

ihm, wenn auch mit anderen Mitteln, die gefährdete Balance<br />

zwischen Mensch und Natur in beklemmender Nahsicht<br />

zum Ausdruck zu bringen. Gemeinsam ist diesen Pionieren<br />

der modernen Landschaftsdarstellung die radikale Selbsterfahrung<br />

im Umgang mit Natur, die alle damals geltenden<br />

Konventionen aus den Angeln hob.<br />

Kolbes Baumlandschaften stehen in der Druckgrafik am<br />

Ende einer Entwicklung, welche im letzten Drittel des 18.<br />

Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte, bevor das Interesse<br />

an dieser Gattung auffallend zurückging. Als Außenseiter<br />

und Einzelgänger leistete Kolbe auf dem Gebiet der Druckgrafik<br />

Überragendes. Erst der Engländer Samuel Palmer<br />

(1805-1881) und der <strong>Franz</strong>ose Rodolphe Bresdin (1822-1885)<br />

haben mit ihren visionären Landschaften ein vergleichbares<br />

Niveau erreicht; wie Kolbe waren auch sie Autodidakten<br />

und Meisterstecher in einem. (Bis 28.11.).<br />

Der Katalog kann für CHF 59 im Museum erworben werden.<br />

le Forum einen weiteren<br />

Glanzpunkt der europäischen<br />

Künstlerkolonien vorstellen:<br />

Skagen in Dänemark.<br />

Mit 43 <strong>Gemälde</strong>n von<br />

30 Künstlern wird dänische<br />

Malerei zwischen 1820 und<br />

1920 präsentiert. Dabei<br />

spannt sich der Bogen von<br />

der Romantik zum Impressionismus<br />

und von der akademischen<br />

Ateliermalerei<br />

bis zur Freilichtmalerei. Die Michael Peter Ancher, Engel<br />

Ausstellung umfasst damit Saxild, Porträt, 1895, Sammlung<br />

die Zeitspanne vom „Goldenen<br />

Zeitalter“ dänischer genfeld<br />

Lührs; Kulturelles Forum Lan-<br />

Malerei in der ersten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts bis hin<br />

zur Glanzzeit der Skagener<br />

Künstlerkolonie Ende des 19. Jahrhunderts.<br />

Das klare und warm wirkende Licht des Nordens lässt die<br />

Nähe der See ahnen und liegt auf den gezeigten Landschaften,<br />

den See- und Marinestücken, durchstrahlt aber auch<br />

die Interieurs und beleuchtet die Figurenbilder. Gerade dieses<br />

berühmt gewordene Skagener Licht hat seit den 1840erund<br />

besonders in den 1870er- und 1880er-Jahren Künstler<br />

aus Dänemark, aber auch aus vielen anderen europäischen<br />

Ländern in dieses kleine Fischerdorf im Norden Dänemarks<br />

gezogen. Ihnen, die teilweise schon auf Italienreisen das<br />

„Licht des Südens“ schätzen gelernt hatten, bot die Landschaft<br />

zwischen dem Skagerrak und dem Kattegat eine<br />

Fülle von reizvollen Motiven: die bisweilen stürmische See,<br />

der klare Himmel, das einzigartige Licht über den Fischerhütten<br />

und die vom Meer geprägte Bevölkerung. Hier konnten<br />

sich die nach Inspirationen suchenden Künstler neuen<br />

Motiven widmen, die sie hauptsächlich in der Landschaft<br />

und in den Alltagstätigkeiten der dort ansässigen Bevölkerung<br />

fanden. (Bis 14. November).<br />

TELEFON | 02173/9193975<br />

TELEFON | 0041/44/2538484<br />

Skagener Licht<br />

Dänische Malerei im Kultuellen Forum Langenfeld<br />

Nach der erfolgreichen Ausstellung von <strong>Gemälde</strong>n aus der<br />

Künstlerkolonie Worpswede im Jahr 2005 wird das Kulturel-<br />

Oskar Herschend, Skagen – Südstrand, Sammlung Lührs; Kulturelles<br />

Forum Langenfeld


24<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

Reiche Bestände<br />

Grafik des Blauen Reiter aus dem Lenbachhaus München<br />

Mit dieser Ausstellung präsentiert das Lenbachhaus/Kunstbau<br />

erstmals seine herausragende Sammlung an grafischen<br />

Blättern der Künstler des Blauen Reiter – Aquarelle,<br />

Zeichnungen und auch Druckgrafiken – in einer zusammenfassenden<br />

Schau. Dabei werden die grafischen Bestände<br />

von Albert Bloch, Heinrich Campendonk, Robert Delaunay,<br />

Alexej Jawlensky, Eugen von Kahler, Paul Klee, Else Lasker-<br />

Schüler, August Macke, <strong>Franz</strong> Marc, Alexander Sacharoff,<br />

Eugen Schiemann und Marianne von Werefkin komplett<br />

und zum Teil zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit<br />

gezeigt. Ergänzt werden diese circa 130 Blätter durch eine<br />

Auswahl von je 50 der besten Aquarelle und Zeichnungen<br />

von Wassily Kandinsky und Gabriele Münter sowie circa 20<br />

Originalgrafiken von Alfred Kubin.<br />

Von den drei letztgenannten Künstlern besitzt das Lenbachhaus<br />

umfangreiche Bestände, von denen große Teile bereits<br />

in verschiedenen Ausstellungen und Bestandskatalogen<br />

publiziert wurden. Auch für Münters Druckgrafiken liegt<br />

seit der Ausstellung im Jahr 2000 ein informativer Katalog<br />

vor. Anders verhält es sich noch mit dem Bestand an circa<br />

200 Originalgrafiken aus allen Schaffensphasen von Gabriele<br />

Münter, die teilweise noch nie gezeigt und publiziert<br />

wurden.<br />

<strong>Franz</strong> Marc, Rotes und blaues Pferd, 1912, Tempera; Städtische<br />

Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München<br />

In der Gesamtschau werden für den Betrachter zwischen<br />

den Papierarbeiten der Künstler des Blauen Reiter sehr<br />

schöne Bezüge erkennbar, etwa zwischen den Holzschnitten<br />

„Geburt der Pferde“ oder „Springende Pferdchen“ von<br />

<strong>Franz</strong> Marc und den dynamischen Reiterdarstellungen der<br />

Aquarelle Wassily Kandinskys, zwischen den farbfunkelnden<br />

Postkarten von <strong>Franz</strong> Marc und Else Lasker-Schülers<br />

Prinz Jussuf-Illustrationen, oder auch zwischen den strahlenden<br />

Aquarellen von August Macke und Paul Klee, wie<br />

„Gartentor in Tunis“ und „Föhn im Marc'schen Garten“. (Bis<br />

26. September).<br />

Ein begleitendes Buch, das zugleich in weiten Teilen ein<br />

Bestandskatalog der Blaue Reiter-Grafik im Lenbachhaus<br />

wird, bildet alle Werke farbig ab und vertieft weitere Aspekte<br />

zur Grafik des Blauen Reiter mit Bezügen zum Schaffen<br />

der Künstler und Einordnung in das Kunstgeschehen der<br />

Zeit.<br />

TELEFON | 089/23332020<br />

Dominant in<br />

der Farbe<br />

Joan Miró im Museum Frieder-Burda Baden-Baden<br />

Wassily Kandinsky, Entwurf für den Umschlag des Almanach,<br />

1911, Aquarell, Tusche und Bleistift auf Papier; Städtische Galerie<br />

im Lenbachhaus und Kunstbau München<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2009<br />

Die große Sommerausstellung im Museum Frieder Burda<br />

widmet sich bis 14. November dem Künstler Joan Miró.<br />

Unter dem Titel „Miró. Die Farben der Poesie“ zeigt das<br />

Museum rund 100 Werke des Katalanen, der die Kunst des<br />

20. Jahrhunderts so stark geprägt hat. Die Bilder decken<br />

sechs Jahrzehnte des Werks von Miró ab. Mehrere renommierte<br />

Privatsammler und Museen aus aller Welt haben Bilder<br />

nach Baden-Baden geschickt: unter anderem das Centre<br />

Pompidou in Paris, die Fondation Beyeler in Riehen, die<br />

Kunstmuseen von Basel und Bern, die Phillips Collection


AUSSTELLUNGEN 25<br />

in Washington und das<br />

Museo Thyssen-Bornemisza<br />

in Madrid. Die farbenfrohen<br />

<strong>Gemälde</strong> bilden den<br />

Schwerpunkt der Ausstellung<br />

und werden durch<br />

Papierarbeiten, Keramiken<br />

und Skulpturen ergänzt.<br />

„Miró malte nicht abstrakt<br />

oder figurativ, er verwendete<br />

eine sehr poetische Sprache<br />

in seinen Bildern“, erklärt<br />

Jean-Louis Prat, der<br />

Kurator der Ausstellung.<br />

Zeitgenossen Mirós hätten<br />

die Farbe aus ihren Bildern<br />

verbannt, für ihn sei sie<br />

jedoch immer von enormer<br />

Bedeutung gewesen. Entsprechend<br />

dominieren Farben<br />

wie Rot, Grün, Gelb und<br />

Blau die <strong>Gemälde</strong>, die in der<br />

Ausstellung zu sehen sind.<br />

Miró bewunderte die Natur,<br />

Joan Miró, L’Or de l’azur, 1967,<br />

Acryl/Leinwand, Fundació Joan<br />

Miró; Museum Frieder Burda,<br />

Baden-Baden<br />

© Successió Miró / VG Bild-<br />

Kunst, Bonn 2010, Foto: Calder<br />

Foundation, New York / Art<br />

Resource, NY<br />

alltägliche Objekte und ihre Schönheit faszinierten und<br />

inspirierten ihn. Freiheit, Humor, Leichtigkeit, aber auch<br />

ästhetische Brüche prägen das Werk des 1893 in Barcelona<br />

geborenen Malers, Zeichners, Keramikers und Bildhauers,<br />

der stets darum bemüht war, nicht in Stillstand zu verharren<br />

oder in der Vergangenheit zu leben.<br />

Gezeigt werden auch die seltenen kleineren Formate aus<br />

den frühen Schaffensjahren Mirós. Anhand dieser Werke<br />

lässt sich seine künstlerische Entwicklung nachvollziehen,<br />

von einer figürlichen Darstellung zu symbolhaften Bildmotiven<br />

und immer wiederkehrenden Zeichen. Diese geheimnisvollen<br />

Zeichen und Farbflecken auf der Leinwand, die<br />

einer Musik-Partitur gleichen, aber doch aus einer Art<br />

Traumwelt zu stammen scheinen, sind typisch für die<br />

<strong>Gemälde</strong> Mirós. Sie finden sich auch in den Keramiken und<br />

Joan Miró, Femmes et oiseau dans la nuit, 1947, Öl/Leinwand, Calder<br />

Foundation New York; Museum Frieder Burda, Baden-Baden<br />

© Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn 2010, Foto: Calder Foundation,<br />

New York / Art Resource, NY<br />

Skulpturen wieder, die den Bildern gegenübergestellt sind.<br />

Joan Miró sagte selbst über sein Werk: „Die Menschen werden<br />

zunehmend besser verstehen, dass ich die Türen zu<br />

einer anderen Zukunft geöffnet habe, einer Zukunft ohne<br />

Irrlehren und Fanatismen.“<br />

Zur Ausstellung erscheint u. a. ein umfassender Katalog im<br />

Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2010, zum Preis von 24,80<br />

Euro.<br />

TELEFON | 07221/9737211<br />

Exotischer Touch<br />

Orientalische Kelims im Grassi Museum Leipzig<br />

Heute gelten Kelims als<br />

zeitgemäße Wohnaccessoires,<br />

die als Bodenteppich,<br />

Wandbehang, Decke oder<br />

Kissen für einen exotischen<br />

Touch sorgen. Die leuchtenden<br />

Farben, expressiven<br />

Muster und verschiedenen,<br />

aufwändigen Techniken für<br />

zusätzliche Verzierungen<br />

sind faszinierend.<br />

Zwei deutsche <strong>Sammler</strong>ehepaare,<br />

Dr. Berndt und<br />

Brigitte Busz sowie Gudrun<br />

und Gottfried Schubert,<br />

haben über viele Jahre<br />

Kelims in allen ihren Variationen<br />

gesammelt. Im Jahr<br />

2009 haben sie das Grassi<br />

Museum für Angewandte<br />

Kunst mit großzügigen<br />

Schenkungen bedacht.<br />

Rund 50 Stücke aus diesen<br />

Donationen werden in der<br />

Ausstellung „Gewebte Gärten.<br />

Orientalische Kelims“ bis 26. September präsentiert.<br />

Die flach gewebten Kelims sind wesentlich älter als geknüpfte<br />

Teppiche, dennoch wurden sie Jahrhunderte lang<br />

als vermeintlich primitive Arbeiten einfacher Nomaden<br />

wenig geschätzt. Die orientalischen Teppichhändler verwendeten<br />

sie allenfalls als Transportverpackung der als sehr<br />

viel kostbarer angesehenen Knüpfarbeiten. Auch in Europa<br />

schenkte man ihnen wenig Beachtung, bis in den sechziger<br />

und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts der Tourismus in<br />

der Türkei einsetzte. Urlauber, die weltenbummelnden<br />

Anhänger der Hippie-Bewegung, aber auch Kunstsammler<br />

waren fasziniert von den archaisch anmutenden, starkfarbigen<br />

„Neuentdeckungen“. Kelimgewebe wurden einerseits<br />

zum beliebten Reisesouvenir, andererseits aber auch zum<br />

begehrten Sammelobjekt. So entstanden vor allem in Europa<br />

und Amerika viele große und kleine Sammlungen.<br />

TELEFON | 0341/2229100<br />

Kelim, Çorum/Çankiri oder Sivrihisar,<br />

Südostanatolien, Türkei,<br />

20. Jahrhundert, Wolle, Schlitztechnik;<br />

Grassi Museum Leipzig


26<br />

AUSSTELLUNGSTERMINE<br />

AUGSBURG<br />

Glaspalast Augsburg<br />

Giro d’Italia. Höhepunkte italienischer<br />

Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

aus der Sammlung der Pinakothek<br />

der Moderne in München<br />

(-01.01.)<br />

Tel. 089/23805286<br />

www.pinakothek.de<br />

Maximilian Museum<br />

Bayern – Italien. Künstlich auf welsch<br />

und deutsch ●<br />

(-10.10.)<br />

Tel. 0821/32950<br />

www.bayern-italien.hdbg.de<br />

Schaetzlerpalais<br />

Maler von Welt. Johann Heinrich<br />

Schönfeld<br />

(-17.10.)<br />

www.bayern-italien.hdbg.de<br />

Textil- und Industriemuseum<br />

Sehnsucht, Strand und Dolce Vita ●<br />

(-10.10.)<br />

Tel. 0821/32950<br />

www.bayern-italien.hdbg.de<br />

BADEN-BADEN<br />

Museum Frieder Burda<br />

Miró. Die Farben der Poesie ●<br />

(-14.11.)<br />

Tel. 07221/398980<br />

www.museum-frieder-burda.de<br />

BAMBERG<br />

Altes Rathaus Bamberg<br />

300 Jahre Meißen<br />

(-17.10.)<br />

Tel. 0951/87-1871<br />

www.bamberg.de/museum<br />

BASEL (CH)<br />

Puppenhausmuseum Basel<br />

Ja, ich will! Brautmode und Traditionen<br />

rund ums Heiraten<br />

(-03.10.)<br />

Tel. 0041/61/2259595<br />

www.puppenhausmuseum.ch<br />

BERLIN<br />

Bröhan Museum<br />

Zum 300. Geburtstag. Merci Meißen.<br />

Jugendstil- und Art déco-Porzellan<br />

(-03.10.)<br />

Philipp Franck (1860-1944). Vom Taunus<br />

zum Wannsee<br />

(02.09.-16.01.)<br />

Tel. 030/32690612<br />

www.broehan-museum.de<br />

Keramik Museum Berlin<br />

Keramik aus Thüringen<br />

(-01.11.)<br />

In memoriam Rudolf Kaiser (1910-1980) ●<br />

(-20.09.)<br />

Görge Hohlt. Keramik<br />

(25.09.-08.11.)<br />

Tel. 030/3212322<br />

www.keramik-museum-berlin.de<br />

Museum der Dinge<br />

Strahlend grau – Herbert Hirche zum<br />

100. Geburtstag<br />

(-25.10.)<br />

Tel. 030/92106311<br />

www.museumderdinge.de<br />

BONN<br />

Kunst- und Ausstellungshalle der BRD<br />

Afghanistan. Die Sammlung des<br />

Nationalmuseums in Kabul<br />

(-03.10.)<br />

Tel. 0228/9171200<br />

www.bundeskunsthalle.de<br />

LVR-LandesMuseum Bonn<br />

Einblicke in Schirmers Atelier ●<br />

(-16.01.)<br />

Tel. 0228/20700<br />

www.rlmb.lvr.de<br />

BRACHTTAL-SPIELBERG<br />

Brachttal-Museum<br />

Wächtersbacher Steingut – 20er-Jahre<br />

(-31.12.). Öffnung jeden ersten Sonntag<br />

im Monat<br />

Tel. 06053/7312<br />

www.brachttal-museum.de<br />

CHEMNITZ<br />

Kunstsammlungen Chemnitz<br />

Malerei der Romantik. Neueröffnung<br />

(-31.12.)<br />

Tel. 0371/4884401<br />

www.kunstsammlungen-chemnitz.de<br />

Julia aus der Serie der Komödienfiguren,<br />

Modell <strong>Franz</strong> Anton Bustelli, Porzellanmanufaktur<br />

Neudeck/Nymphenburg, um<br />

1759/60, ausgeformt und staffiert um<br />

1760/65; Bayerisches Nationalmuseum<br />

München<br />

© Bayerisches Nationalmuseum München<br />

Tullio Lombardo, Dichter, seiner Muse ein Liebeslied vorsingend, um 1505/10, Marmor;<br />

Kunsthistorisches Museum Wien<br />

© Wien, Kunsthistorisches Museum


AUSSTELLUNGSTERMINE 27<br />

COBURG<br />

Kunstsammlungen der Veste Coburg<br />

Apelles am Fürstenhof. Facetten der<br />

Hofkunst um 1500 in Alten Reich ●<br />

(22.08.-07.11.)<br />

Tel. 09561/8790<br />

www.kunstsammlungen-coburg.de<br />

DRESDEN<br />

Albertinum<br />

Das neue Albertinum<br />

(-31.12.)<br />

Tel. 0351/49142643<br />

www.skd.museum<br />

DÜSSELDORF<br />

Hetjens Museum<br />

Zsolnay. Ungarische Seele – orientalischer<br />

Glanz ●<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 0211/8994201<br />

www.duesseldorf.de/hetjens<br />

FRAUENAU<br />

Glasmuseum Frauenau<br />

Jean Beck. Gläser des Jugendstil und<br />

Art déco aus den Hütten des Bayerischen<br />

Waldes<br />

(-07.11.)<br />

Tel. 09926/94100<br />

www.glasmuseum-frauenau.de<br />

FÜRSTENFELDBRUCK<br />

Stadtmuseum Fürstenfeldbruck<br />

Hans von Petersen – ein Marinemaler<br />

in Bayern ●<br />

(-17.10.)<br />

Tel. 08141/61130<br />

www.stadtmuseumffb.de<br />

FÜSSEN<br />

Ehemaliges Kloster St. Mang<br />

Bayern – Italien. Kaiser, Kult und Casanova<br />

●<br />

(-10.10.)<br />

Tel. 0821/32950<br />

www.bayern-italien.hdbg.de<br />

GÖRLITZ<br />

Schlesisches Museum<br />

Silber aus Schlesien 1871-1945 ●<br />

(-03.10.)<br />

Tel. 03581/8791133<br />

www.schlesisches-museum.de<br />

HAMBURG<br />

Altonaer Museum<br />

Schleswig-Holst. Künstler in Italien<br />

(-21.11.)<br />

Tel. 040/4281352963<br />

www.altonaermuseum.de<br />

Bucerius Kunstforum<br />

Barock aus Antwerpen ●<br />

(-19.09.)<br />

Tel. 040/360099678<br />

www.buceriuskunstforum.de<br />

Hamburger Kunsthalle<br />

Meisterwerke der Marinemalerei ●<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 040/428131200<br />

www.hamburger-kunsthalle.de<br />

Museum für Kunst und Gewerbe<br />

Schöner sitzen. 50 Jahre Stuhldesign<br />

(29.09.-13.03.)<br />

Tel. 040/4281345353<br />

www.mkg-hamburg.de<br />

HANNOVER<br />

Historisches Museum Hannover<br />

Politische Plakate 1900-2000<br />

(-19.09.)<br />

Tel. 0511/16843052<br />

www.historisches-museum-hannover.de<br />

Museum August Kestner<br />

Amboss Bestecke 1950-1992 ●<br />

(-14.11.)<br />

Tel. 0511/16842120<br />

www.kestner-museum.de<br />

Sprengel Museum Hannover<br />

Kinder. Darstellungen um 1900<br />

(29.08.-23.01.)<br />

Tel. 0511/16843875<br />

www.sprengel-museum.de<br />

Wilhelm-Busch-Museum<br />

Ronald Searle zum 90. Geburtstag<br />

(-30.01.)<br />

Tel. 0511/16999919<br />

www.wilhelm-busch-museum.de<br />

HOHENBERG A.D. EGER<br />

Porzellanikon Hohenberg<br />

300 Jahre europäisches Porzellan<br />

(-02.11.)<br />

Tel. 09233/772201<br />

www.porzellanikon.org<br />

HÖXTER<br />

Schloss Corvey<br />

Künstler im Weserbergland und<br />

die Düsseldorfer Malerschule ●<br />

(-01.11.)<br />

Tel. 05271/68119


28<br />

AUSSTELLUNGSTERMINE<br />

IPHOFEN<br />

Knauf-Museum<br />

Tibet – Religion, Kunst, Mythos<br />

(-20.10.)<br />

Tel. 09323/870306<br />

www.iphofen.de<br />

ISMANING<br />

Kallmann-Museum<br />

Peter Vogt. Bilder aus vierzig Jahren<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 089/9612948<br />

www.kallmann-museum.de<br />

JÜLICH<br />

Museum Zitadelle Jülich<br />

Schirmer und Amerika ●<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 02461/937680<br />

www.juelich.de/museum<br />

KARLSRUHE<br />

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe<br />

Viaggio in Italia. Künstler auf Reisen ●<br />

(11.09.-28.11.)<br />

Tel. 0721/9263359<br />

www.kunsthalle-karlsruhe.de<br />

KAUFBEUREN<br />

Kunsthaus Kaufbeuren<br />

Horst Janssen. Zeichnungen und Fotos<br />

(-30.01.)<br />

Tel. 08341/8644<br />

www.kunsthaus-kaufbeuren.de<br />

KLOSTERNEUBURG (A)<br />

Essl Museum<br />

Niki de Saint Phalle. Im Garten der<br />

Fantasie ●<br />

(-26.09.)<br />

Tel. 0043/2243/3705060<br />

KOCHEL AM SEE<br />

<strong>Franz</strong> Marc Museum<br />

<strong>Franz</strong> Marc – Paul Klee. Dialog in Bildern<br />

●<br />

(-03.10.)<br />

Tel. 08851/924880<br />

www.franz-marc-museum.de<br />

KONSTANZ<br />

Städtische Wessenberg-Galerie<br />

Ignaz Heinrich von Wessenberg – Kirchenfürst<br />

und <strong>Sammler</strong> ●<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 07531/900913<br />

www.konstanz.de<br />

KORNWESTHEIM<br />

Museum im Kleihues-Bau<br />

20 Jahre Kunst im Kleihues-Bau<br />

(-26.09.)<br />

Tel. 07154/2027401<br />

LANGENFELD<br />

Kulturelles Forum<br />

Dänische Malerei von 1820 bis 1920<br />

(-14.11.)<br />

Tel. 02173/9193975<br />

www.kulturelles-forum-langenfeld.de<br />

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN<br />

Deutsches Spielkartenmuseum<br />

Spielkarten und Moderne Kunst<br />

(-01.05.)<br />

Tel. 0711/7560120<br />

www.spielkartenmuseum.de<br />

LEIPZIG<br />

Grassi Museum für angewandte Kunst<br />

Tea & Coffee, Piazza & Tazza. Alessi:<br />

Architektur für den Tisch<br />

(-12.09.)<br />

Gewebte Gärten. Orientalische Kelims<br />

(-26.09.)<br />

Tel. 0341/2229104<br />

www.grassimuseum.de<br />

MAINZ<br />

Gutenberg Museum<br />

Letterbugs und anderes Geziefer<br />

(-30.09.)<br />

Tel. 06131/122644<br />

www.gutenberg-museum.de<br />

Wissenschaftliche Stadtbibliothek<br />

Die Verlagsproduktion von Jos. Scholz<br />

Mainz im 19. Jahrhundert ●<br />

(-02.10.)<br />

Tel. 06131/122604<br />

www.bibliothek.mainz.de<br />

MASSING<br />

Berta-Hummel-Museum<br />

Freiheit und Geistesfreiheit – Olaf Gulbransson<br />

trifft Berta Hummel<br />

(-31.03.)<br />

Tel. 08724/960250<br />

www.hummelmuseum.de<br />

MERSEBURG<br />

Kulturhistorisches Museum<br />

Glasperlarbeiten d. 19. u. 20. Jhs.<br />

(Dauerausstellung)<br />

Tel. 03461/401318<br />

www.saalekreis.de<br />

MÜNCHEN<br />

Staatliche Antikensammlung<br />

Antike Gemmen. Die Stiftung Helmut<br />

Hansmann ●<br />

(-27.02.)<br />

Tel. 089/59988830<br />

www.antike-am-koenigsplatz. mwn.de<br />

Carl Henrik Bøgh, Heidelandschaft, Jütland, Sammlung Lührs; Kulturelles Forum Langenfeld<br />

Rudolf Kaiser, Lautenspielerin, Terrakotta,<br />

H 18 cm, 1958; Keramik-Museum Berlin


AUSSTELLUNGSTERMINE 29<br />

Alpines Museum des DAV<br />

Hast Du meine Alpen gesehen? Eine<br />

jüdische Beziehungsgeschichte<br />

(-20.02.)<br />

Tel. 089/14003-94<br />

www.alpenverein.de<br />

Bayerisches Nationalmuseum<br />

Mittelalterliche Elfenbeinarbeiten im<br />

Dialog. Die Slg. des Hessischen Landesmuseums<br />

Darmstadt zu Gast ●<br />

(-17.10.)<br />

Haute Couture in Porzellan – von <strong>Franz</strong><br />

Anton Bustelli bis Vivienne Westwood<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 089/2124366<br />

www.bayerisches-nationalmuseum.de<br />

Jüdisches Museum<br />

Family Files. Zeitgenössische Fotografie<br />

und Videokunst aus Israel ●<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 089/233-28289<br />

www.juedisches-museum-muenchen.de<br />

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung<br />

... Giacometti, Hodler, Klee. Höhepunkte<br />

der Schweiz aus sieben Jhdtn. ●<br />

(17.09.-09.11.)<br />

Tel. 089/224412<br />

www.hypo-kunsthalle.de<br />

Lenbachhaus, Kunstbau<br />

Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik<br />

des Blauen Reiters<br />

(-26.09.)<br />

Tel. 089/23332000<br />

www.lenbachhaus.de<br />

Münchner Stadtmuseum<br />

Guido Mangold. Fotografien 1958 bis<br />

heute<br />

(-12.09.)<br />

Max Scheler Fotografien. Von Konrad<br />

A. bis Jackie O. ●<br />

(-12.09.)<br />

Das Oktoberfest 1810-2010 ●<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 089/233-22370<br />

www.stadtmuseum-online.de<br />

Pinakothek der Moderne. Architekturmuseum<br />

Geschichte der Rekonstruktion – Konstruktion<br />

der Geschichte ●<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 089/23805-118<br />

www.pinakothek.de<br />

Pinakothek der Moderne<br />

Alessi ●<br />

(-19.09.)<br />

Tel. 089/2727250<br />

www.die-neue-sammlung.de<br />

Schack-Galerie<br />

100 Jahre Schack-Galerie<br />

(-01.01.)<br />

Tel. 089/23805118<br />

www.pinakothek.de<br />

Staatl. Museum ägyptischer Kunst<br />

Amulett und Talisman in Altägypten<br />

und im Alpenraum<br />

(-09.01.)<br />

Tel. 089/28927-630<br />

www.aegyptisches-museum-muenchen.de<br />

Villa Stuck<br />

Mel Ramos. 50 Jahre Pop Art<br />

Uwe Lausen. Ende schön, alles schön<br />

(beide -03.10.)<br />

Tel. 089/4555510<br />

www.villastuck.de<br />

MURNAU<br />

Schlossmuseum Murnau<br />

Max Beckmann. Apokalypse ●<br />

(-07.11.)<br />

Tel. 08841/476-207<br />

www.schlossmuseum-murnau.de<br />

NEUSS<br />

Feld-Haus. Museum für populäre<br />

Druckgrafik<br />

Druckgrafik vom 18. bis 20. Jh.<br />

(-31.12.)<br />

Tel. 02131/904141<br />

www.clemens-sels-museum.de<br />

NÜRNBERG<br />

Germanisches Nationalmuseum<br />

Renaissance. Barock. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur 16. bis 18. Jahrhundert<br />

●<br />

(Dauerausstellung)<br />

Mythos Burg ●<br />

(-07.11.)<br />

Tel. 0911/1331-103<br />

www.gnm.de<br />

Spielzeugmuseum Nürnberg<br />

Spielen mit der Eisenbahn<br />

(-10.10.)<br />

Tel. 0911/2313164<br />

www.spielzeugmuseumnuernberg.de


30<br />

AUSSTELLUNGSTERMINE<br />

OBERHAUSEN<br />

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen<br />

Zu(m) Tisch! Meisterwerke aus der<br />

Sammlung Ludwig von der Antike bis<br />

Picasso, von Dürer bis Demand ●<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 0208/4124916<br />

www.ludwiggalerie.de<br />

OBERSCHÖNENFELD<br />

Schwäbisches Volkskundemuseum<br />

Oberschönenfeld<br />

Flüssiges Brot – Bier, Brauereien und<br />

Wirtshäuser in Schwaben ●<br />

(-10.10.)<br />

Die süße Verführung<br />

(-07.11.)<br />

Tel. 08238/30010<br />

www.bezirk-schwaben.de<br />

OFFENBURG<br />

Museum im Ritterhaus<br />

Das Juwel unter den Werbemitteln.<br />

Glasplakate 1896-1960<br />

(-09.01.)<br />

Tel. 0781/822577<br />

www.museum-offenburg.de<br />

PFORZHEIM<br />

Schmuckmuseum<br />

Modeschmuck der 1950er-Jahre. Christian<br />

Dior und Grossé aus dem Hause<br />

Henkel & Grossé ●<br />

(17.09.-14.11.)<br />

Tel. 07231/392126<br />

www.schmuckmuseum.de<br />

POTSDAM<br />

Schloss Paretz<br />

Luise. Die Kleider der Königin ●<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 0331/9694318<br />

www.spsg.de<br />

PRAG (CZ)<br />

Palais Waldstein<br />

Klassizismus und Biedermeier ●<br />

(-17.10.)<br />

Tel. 00420/251 093 111<br />

www.upm.cz<br />

REGENSBURG<br />

Kunstforum Ostdeutsche Galerie<br />

Alfred Kubins Nebenwelten<br />

(-03.10.)<br />

Tel. 0941/294170<br />

www.kunstforum.net<br />

RUDOLSTADT<br />

Thür. Landesmuseum Heidecksburg<br />

Künstler arbeiten für Thüringer Porzellanmanufakturen<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 03672/429010<br />

www.heidecksburg.de<br />

SALZBURG (A)<br />

Museum der Moderne Mönchsberg<br />

Erwin Wurm. Selbstporträt als Essiggurkerl<br />

(-10.10.)<br />

Tel. 0043/662/842220403<br />

www.museumdermoderne.at<br />

SCHAFFHAUSEN (CH)<br />

Museum zu Allerheiligen<br />

Antike Vogeldarstellungen und ihre<br />

Symbolik ●<br />

(-24.10.)<br />

Tel. 0041/52/6330777<br />

www.allerheiligen.ch<br />

SCHWÄBISCH GMÜND<br />

Museum im Prediger<br />

Silber aus Schwäbisch Gmünd ●<br />

(-10.10.)<br />

Tel. 07171/603-4130<br />

www.museum-galerie-fabrik.de<br />

SCHWEINFURT<br />

Museum Georg Schäfer<br />

Meisterwerke der Porträtkunst<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 09721/51920<br />

www.museumgeorgschaefer.de<br />

SCHWERIN<br />

Staatliches Museum Schwerin<br />

Scheinbar vertraut. Die holländische<br />

Genremalerei in Schwerin ●<br />

(-14.11.)<br />

Tel. 0385/59580<br />

www.museum-schwerin.de<br />

SPEYER<br />

Historisches Museum der Pfalz<br />

Amazonen<br />

(05.09.-13.02.)<br />

Tel. 06232/620222<br />

www.museum.speyer.de<br />

Carl Wilhelm Kolbe, Watende Satyrgruppe im Wald, o. J., Radierung, Anhaltische <strong>Gemälde</strong>galerie,<br />

Dessau; Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung<br />

Lola Paltinger, Dirndl, 2010; Münchner<br />

Stadtmuseum


AUSSTELLUNGSTERMINE 31<br />

STUTTGART<br />

Staatsgalerie<br />

„...nur Papier, und doch die ganze<br />

Welt...“. 200 Jahre Grafische Sammlung<br />

●<br />

(-01.11.)<br />

Tel. 0711/470400<br />

www.staatsgalerie.de<br />

TRIER<br />

Stadtmuseum Simeonstift<br />

Eifel u. Ardennen im Blick d. Künstler ●<br />

(-24.10.)<br />

Tel. 0651/7181459<br />

www.museum-trier.de<br />

VADUZ (FL)<br />

Kunstmuseum Liechtenstein<br />

Der Fürst als <strong>Sammler</strong> ●<br />

(24.09.-16.01.)<br />

Tel. 00423/2350300<br />

www.kunstmuseum.li<br />

WEIL AM RHEIN<br />

Vitra Design Museum<br />

Design und die Kunst der Reduktion<br />

(-19.09.)<br />

Tel. 07621/7023200<br />

www.design-museum.de<br />

WERTHEIM<br />

Glasmuseum Wertheim<br />

Rotes Glas kleiner als 10 cm – Sammlung<br />

Scholze<br />

(-17.10.)<br />

Tel. 09342/6866<br />

www.glasmuseum-wertheim.de<br />

Schlösschen im Hofgarten<br />

Max Liebermann und Mitglieder der<br />

Berliner Secession ●<br />

(-01.11.)<br />

Tel. 09342/301511<br />

www.schloesschen-wertheim.de<br />

WIEN (A)<br />

Kunsthistorisches Museum<br />

Starke Köpfe. Porträts des KHM (mit<br />

Werken u.a. von Dürer, Parmigianino,<br />

Tizian, Rembrandt und Rubens) ●<br />

(-12.09.)<br />

Tel. 0043/1/52524403<br />

www.khm.at<br />

Kunsthistorisches Museum Wagenburg<br />

Schloss Schönbrunn<br />

Napoleons Hochzeit. Zum 200-Jahr-<br />

Jubiläum der Vermählung mit Marie<br />

Louise von Österreich<br />

(-31.12.)<br />

Tel. 0043/1/52524<br />

www.khm.at<br />

Leopold Museum<br />

Joseph Maria Olbrich ●<br />

(-27.09.)<br />

Tel. 0043/1/525700<br />

www.leopoldmuseum.org<br />

Wien Museum<br />

Wien im Film. Stadtbilder aus 100 Jahren<br />

(-19.09.)<br />

Tel. 0043/1/5058747<br />

www.wienmuseum.at<br />

WUNSIEDEL<br />

Fichtelgebirgsmuseum<br />

Eine Geschichte mit Liebe – Hochzeit<br />

1810 bis 2010<br />

(-31.10.)<br />

Tel. 09232/800<br />

WÜRZBURG<br />

Mainfränkisches Museum Würzburg<br />

Sicher ist sicher. Schlösser und Schlüssel<br />

aus der Hanns Schell Collection,<br />

Graz<br />

(-07.11.)<br />

Tel. 0931/205940<br />

www.Mainfraenkisches-Museum.de<br />

ZÜRICH (CH)<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Druckgrafik und Zeichnungen von Carl<br />

Wilhelm Kolbe ●<br />

(10.09.-28.11.)<br />

Tel. 0041/44/2538413<br />

www.kunsthaus.ch<br />

Landesmuseum Zürich<br />

Sackmesser. Ein Werkzeug wird Kult ●<br />

(-24.10.)<br />

Tel. 0041/44/2186511<br />

www.landesmuseum.ch<br />

Museum Bellerive<br />

René Burri, Vintage Prints, Le Corbusier<br />

(-07.11.)<br />

Tel. 0041/434464469<br />

www.museum-bellerive.ch<br />

Termine ohne Gewähr, ● = Katalog<br />

Teller aus dem Besitz von Napoleon I. mit<br />

einer Szene aus Fayyum (Ägypten), Porzellan,<br />

Malerei: Jacques-François-Joseph<br />

Swebach-Desfontaines (1769-1823), Sèvres,<br />

1808, Château de Fontainebleau,<br />

Musée Napoleon I, bpk/RMN/Martine<br />

Beck-Coppola; Porzellanikon Selb und<br />

Hohenberg a.d. Eger<br />

J. M. William Turner, Dinant (Rocher de Bayard), Aquarell, ca. 1839; Stadtmuseum Simeonstift<br />

Trier<br />

© National Museum of Wales, Cardiff


chr<br />

ibtiche<br />

Damenschreibtische<br />

Dieter Weidmann<br />

Bureau bonheur du jour, Frankreich, um 1760, Edelholzfurnier und vergoldete Bronze,<br />

H 95 cm. Besonderheit dieses Möbels im Transition-Stil, also dem Übergang von<br />

Rokoko und Klassizismus, ist die Zwischenplatte, die vorne eingezogen ist, um mehr<br />

Beinfreiheit zu gewähren (Foto: Nagel)<br />

DEFINITION<br />

Der griechische Philosoph Platon<br />

wurde berühmt, weil er verkündete,<br />

dass nicht die Sprache oder die Ideen<br />

die Welt abbilden, sondern dass die<br />

Welt die Ideen abbilde. Wenn man<br />

Platon beim Wort nimmt, gibt es in<br />

seiner Welt der Ideen auch die Idee<br />

des Damenschreibtischs. Es wäre<br />

nun interessant zu erfahren, wie diese<br />

aussieht. Denn bereits die Definition<br />

eines ganz normalen Schreibtischs<br />

bereitet erhebliche Schwierigkeiten.<br />

„Den" Schreibtisch, so lehrt<br />

der Blick auf die Geschichte, gibt es<br />

nicht. Es bedarf nicht einmal eines<br />

Tisches, um zu schreiben. Deshalb<br />

spricht man auch im Antiquitätenfachdiskurs<br />

meist nicht von „Schreibtischen",<br />

sondern von „Schreibmöbeln",<br />

da die Grenzen zwischen Platten,<br />

Schränken, Kommoden, Kabinetten,<br />

Sekretären, Bureaus, Stehpulten,<br />

Gestellen, Regalen fließend sind. Die<br />

Geschichte des Schreibmöbels ist<br />

entsprechend schwierig zu schreiben.<br />

Dies gilt im übrigen für viele Bereiche<br />

der Kunstgeschichte, weshalb<br />

nicht wenige Abhandlungen in den<br />

für den Leser fatalen „Kunstgriff" verfallen,<br />

sich von Einzelfall zu Einzelfall<br />

voranzuhangeln und so das Thema<br />

als eine Ansammlung von Ausnahmen<br />

und Kuriositäten darzustellen.<br />

Nur gelegentlich und in Nebensätzen<br />

versteckt erfährt man etwas<br />

über allgemeine Zusammenhänge.<br />

Was also ist ein Damenschreibtisch?<br />

Um diese Frage zu klären, wenn sie<br />

denn zu klären ist, muss man sich zuerst<br />

die Frage stellen: Was ist ein<br />

Schreibtisch? Folgt man Platon, so<br />

hätten die Propheten, Schriftgelehrten<br />

und Philosophen schon immer<br />

an jenen Ungetümen geschrieben,<br />

die man heute ohne Zögen mit einem<br />

Schreibtisch assoziiert, doch<br />

sind dies Erzeugnisse des 20. Jahrhunderts,<br />

wobei es gewisse Vorläufer<br />

und Vorformen im 19. und 18.<br />

Jahrhundert gibt. Doch in der Regel<br />

sahen Schreibmöbel davor sehr viel<br />

anders aus.


MÖBEL 33<br />

Damensekretär, um 1900, Nussbaum,<br />

Bein, Messing, Kupfer, Elfenbein, Permutt,<br />

H 122 cm. Am Ende des Historismus,<br />

als man alle europäischen Stile<br />

durchexerziert hatte, besann man sich<br />

auf die außereuropäischen Stile, wie<br />

hier den orientalischen. Dabei bestehen<br />

deutliche Formanalogien zum Jugendstil<br />

(Foto: Nagel)<br />

Damensekretär Bureau de pente, Frankreich,<br />

um 1750, Palisander, vergoldete<br />

Bronze, H 95 cm. Als Schreibplatte dient<br />

die Innenseite der Pultklappe, die auf<br />

den zwei seitlich herausziehbaren Stützen<br />

abgelegt werden kann (Foto: Nagel)<br />

SCHREIBMÖBEL<br />

Da sich aus dem Mittelalter kaum<br />

Möbel erhalten haben und schon gar<br />

keine Schreibtische, ist man hier auf<br />

Abbildungen angewiesen. Bei den<br />

Evangelistendarstellungen in mittelalterlichen<br />

Handschriften finden wir<br />

häufig ein einbeiniges Schreibpult,<br />

wie es vereinzelt auch später üblich<br />

war. Wie weit aber diese Abbildungen,<br />

die ja auch den jeweiligen Darstellungskonventionen<br />

und Darstellungsmöglichkeiten<br />

folgen, die damalige<br />

Möbelwirklichkeit wiedergeben,<br />

bleibt fraglich. Vielfach wird<br />

man davon ausgehen müssen, dass<br />

die damaligen Möbel gar keine Möbel<br />

waren, sondern fest eingebaut,<br />

wie man es dann im 20. Jahrhundert<br />

teilweise praktizierte. Ein in eine Nische<br />

gekeiltes Brett konnte da gute<br />

Dienste leisten.<br />

In der Zeit, die auf die Antike folgte,<br />

also die Völkerwanderungszeit und<br />

das frühe Mittelalter, gab es kaum<br />

Möbel und Hausrat. Einfache Stühle,<br />

Tische und Truhen bestimmten zunächst<br />

die Grundausstattung. Eine<br />

Truhe reichte für das Wenige, was<br />

man besaß, völlig aus. Schreibmöbel<br />

brauchte man schon deshalb keine,<br />

da die meisten Leute gar nicht<br />

schreiben konnten. Das Lesen verbreitete<br />

sich erst mit der Erfindung


34<br />

MÖBEL<br />

des Buchdrucks im 15. Jahrhundert.<br />

Doch bis zur Einführung der allgemeinen<br />

Schulpflicht im 19. Jahrhundert<br />

war es noch ein langer Weg.<br />

Wenn man zuvor Kinder in die Schule<br />

schickte, so waren es die Söhne<br />

und nicht die Töchter, denn die mussten<br />

ja weibliche Fertigkeiten wie<br />

Kochen, Nähen und Kinderpflege<br />

lernen. Noch bevor es eigene<br />

Schreibmöbel gab, entwickelten sich<br />

im 15. und 16. Jahrhundert Studierzimmer,<br />

sog. Studioli, in denen sich<br />

etwa die Medici einen Rückzugsort<br />

von den Alltagsgeschäften einrichteten.<br />

Hier bewahrten sie vor allem<br />

ihre Sammlungen auf, die neben<br />

Kunstwerken auch naturkundliche<br />

Objekte und Preziosen enthielten.<br />

Auch Bücher, zunächst noch Handschriften,<br />

die nicht selten mehr oder<br />

weniger aufwändig illustriert waren,<br />

wurden hier aufbewahrt. Für diese<br />

Kostbarkeiten gab es eigene Schränke,<br />

die man Kabinette nannte. Aus<br />

diesen Kabinetten entwickelte sich<br />

als Sonderform ein Schreibkabinett,<br />

bei dem man auf der Innenseite<br />

einer herausklappbaren Lade auch<br />

schreiben konnte. Ein besonderer<br />

Typus dieses Schreibkabinetts wiederum<br />

ist der Sekretär, der im Biedermeier<br />

zum prägenden Schreibmöbeltypus<br />

werden sollte.<br />

Wenn man heute davon ausgeht,<br />

dass ein Schreibtisch vor allem ein<br />

Tisch zum Schreiben ist, in dem man<br />

auch Gegenstände aufbewahren<br />

kann, so verlief die Entwicklung also<br />

eher umgekehrt. Nach dem gleichen<br />

Prinzip, mit dem man ein Kabinett<br />

in ein Schreibkabinett verwandelt,<br />

kann man auch eine Kommode<br />

zu einer Schreibkommode machen.<br />

Eine Kommode ist ein niedriges Behältnismöbel<br />

mit Schubladen statt<br />

einem Deckel wie eine Truhe. Weil<br />

man das bequemer fand, nannte<br />

man es Kommode nach dem französischen<br />

Wort comode = bequem. Die<br />

Schubladen können über die ganze<br />

Breite reichen oder unterteilt sein.<br />

Ein Schrank ist demgegenüber eine<br />

hochgestellte Truhe, die man durch<br />

eine, zwei oder mehrere Türen verschließen<br />

kann.<br />

Schreibmöbel sind also Kombinationen<br />

zwischen Tisch, Kabinett, Kommode,<br />

Schrank, Schreibpult, Bücherregal,<br />

Kästchen usw. Dabei haben<br />

sich im 17. und dann vor allem im 18.<br />

und 19. Jahrhundert bestimmte vorherrschende<br />

Typen herausentwickelt.<br />

Im deutschsprachigen Raum<br />

trat der Schreibschrank neben den<br />

Dielenschrank als wichtigstes Repräsentationsmöbel.<br />

Er kombiniert eine<br />

Kommode mit einem Schreibpult<br />

und einem schrankartigen Aufsatz,<br />

wobei diese Teile nicht selten zur<br />

besseren Transportierbarkeit trennbar<br />

gefertigt sind. Im Unterschied zu<br />

heutigen Schreibtischen standen<br />

solche Möbel in der Regel in Wohnund<br />

Repräsentationsräumen, stellten<br />

also keine spezialisierten Berufsmöbel<br />

dar. Man hatte für sie auch<br />

Damenschreibtisch, Dresden, 19. Jahrhundert,<br />

Wurzelholzfurnier, B 105 cm.<br />

Obwohl dieser Schreibtisch mit ausziehbarer<br />

Schreibplatte in den Stilformen<br />

des 18. Jahrhunderts daherkommt, handelt<br />

es sich um ein Erzeugnis des Historismus<br />

(Foto: Schloss Ahlden)<br />

Emile Gallé, Damenbureau „A Gradin",<br />

Nancy, um 1905, Nussbaum, Kirsche, Buche<br />

u. a. Hölzer, H 90 cm. Emile Gallé,<br />

der geniale Glaskünstler des Jugendstils,<br />

verlegte sich auch auf den Entwurf von<br />

Möbeln, die vegetabile und biomorphe<br />

Züge integrieren und durch erstklassige<br />

handwerkliche Verarbeitung glänzen<br />

(Foto: Koller)<br />

Damenschreibtisch, Piemont, um 1790,<br />

Rosenholz, Palisander u. a. Edelholzer,<br />

B 98 cm. Bis auf wenige Details, etwa<br />

dass die obere Schublade die ganze Breite<br />

einnimmt, entspricht dieser Damenschreibtisch<br />

der modernen Büroschreibtischform.<br />

Während aber im 18. Jahrhundert<br />

diese Form die Ausnahme darstellt,<br />

wurde sie im 20. Jahrhundert zur<br />

Regel (Foto: Dorotheum)


Benedikt Holl (?), Damenschreibtisch,<br />

Wien, um 1820, Mahagoni, H 90 cm.<br />

Wien war im Biedermeier das Zentrum<br />

der Möbelkunst, wie dieses raffinierte<br />

Rollbüro mit dem Blumenkorb im unteren<br />

Gestell unterstreicht (Foto: Nagel)<br />

Damensekretär, Portois und Fix, Wien,<br />

um 1905, gefasstes Holz, H 125 cm. Die<br />

Gesamtform bezieht sich auf die Sektretäre<br />

des Biedermeier, deren heroische<br />

Formen aber in eine sachlichere, behäbigere<br />

Formensprache übersetzt wird. Die<br />

große Klappe über den unteren vier<br />

Schubladen lässt sich zu einer horizontal<br />

fixierten Schreibtafel herunterklappen<br />

(Foto: Dorotheum)<br />

Schreibkommode verzichtet auf einen<br />

Aufbau und weist als oberen Abschluss<br />

eine Schreibklappe bzw. bei<br />

flachen Exemplaren eine Schiebeplatte<br />

auf.<br />

SEKRETÄR UND BUREAU<br />

Aus dem Kabinettschrank entwickelte<br />

sich der Sekretär, bei dem die<br />

Schreibkiste auf eine Kommode gestellt<br />

ist. Die obere Vorderfront ist<br />

dabei von einer Schreiblade geschlossen,<br />

die zum Schreiben aufgeklappt<br />

wird und so als Schreibunterlage<br />

dient. Wegen der Größe dieser<br />

Lade und den dadurch auftretenden<br />

Hebelkräften ist die Stabilisierung<br />

dieser Schreibunterlage ein ernstzunehmendes<br />

Problem und fand verschiedene<br />

Lösungen, die teilweise<br />

die an Schreibschränken auftretenden<br />

aufgreifen. Das Wort Sekretär<br />

leitet sich vom lateinischen „segregare”<br />

ab, was soviel wie absondern,<br />

bedeutet, und betont den Vorgang<br />

des Wegschließens. Gegenüber dem<br />

Schreibschrank weist der Sekretär eine<br />

wesentlich größere Schreibklappe<br />

auf, d. h. der Vorgang des Schreibens<br />

wird gegenüber dem des Verwahrens<br />

betont. Das Wort „Bureau”, das<br />

im <strong>Franz</strong>ösischen für Schreibmöbel<br />

verwendet wird und im deutschen<br />

Wort „Büro” für Schreibstube oder<br />

Verwaltungszimmer gebräuchlich<br />

ist, stammt von einem Wort für einen<br />

grünlichen Stoff, den Kaufleute<br />

über ihre Arbeitstische breiteten.<br />

Entsprechend geht das Bureau vom<br />

Tisch als Grundform aus, der sich in<br />

der Frühzeit in Frankreich als sog.<br />

„Bureau Mazarin” und „Bureau plat"<br />

entwickelte. Erstaunlicherweise ähnelt<br />

das Bureau Mazarin schon ziemlich<br />

genau dem, was man unter einem<br />

modernen Schreibtisch versteht,<br />

nämlich einen flachen Tisch<br />

mit seitlichen Schubladen und einer<br />

Aussparung in der Mitte, um Beinfreiheit<br />

zu gewähren. Doch wurde<br />

diese Form dann von den Schreibschränken<br />

und Sekretären verdrängt.<br />

Das Bureau plat ist demgegenüber<br />

ein großer, flacher Schreibtisch,<br />

meist mit Schubladen in der Tischzarge,<br />

womit er einem normalen<br />

Küchentisch nicht ganz unähnlich<br />

ist. Anders als dieser aber hat er die<br />

Schublade nicht in der Mitte, sondern<br />

meist deren zwei oder mehrere<br />

an den Seiten. Auch sind die Beine<br />

nicht nach innen versetzt, weil man<br />

um ihn ja nicht im Kreis herumsitzt,<br />

sondern nach außen gestellt, was<br />

nicht selten sogar noch formal betont<br />

wird. Dieses Bureau plat kann<br />

noch mit Aufbauten versehen sein,<br />

so dass auch hier wieder Mischformen<br />

und Abweichungen vom eindeutigen<br />

Typus den Unkundigen in<br />

Verwirrung stürzen. Diese Bureau<br />

plat waren ausgesprochene Herrschafssymbole,<br />

da sie eine Menge<br />

Platz beanspruchen, mitten im Raum<br />

stehen und die Tätigkeit des Schreibens<br />

herausstellen. Sie waren für Diplomaten<br />

und Herrscher reserviert,<br />

denen man die Schriftstücke zum<br />

Signieren reicht, die anderweitig aufbewahrt<br />

werden. Solche Bureau plat<br />

waren in aller Regel Männern vorbehalten,<br />

doch gab es auch Herrscherinnen,<br />

die an solchen flachen<br />

Schreibmöbeln Todesurteile signierten.<br />

Eine Sonderform des Bureaus ist<br />

das Rollbureau, auch Zylinderbureau,<br />

bei dem die feststehende Tischplatte<br />

durch ein meist im Viertelkreis geführtes<br />

Rolleau aus beweglichen<br />

Stäben geschlossen und in der Regel<br />

auch verschlossen werden konnte.<br />

Im Grunde ein Aufsatzschreibschrank,<br />

bei dem der obere Aufsatz<br />

fehlt, ist der Schrägklappensekretär.<br />

Man kann ihn sich aber auch aus<br />

einem Bureau mit einem Schreibaufsatz<br />

entstanden denken. Das Eigenartige<br />

an diesem Schrägklappensekretär<br />

ist, dass nicht die schräge Außenseite,<br />

sondern die horizontal herausgeklappte<br />

Innenseite zum Schreiben<br />

benützt wird, so dass hier die<br />

Idee des Schreibpultes zwar noch<br />

nachklingt, aber eben nur in der äußeren<br />

Form, nicht im Gebrauch. Diese<br />

Verwandlung mag wiederum damit<br />

zusammenhängen, dass man


37<br />

Damensekretär, Jacob & Josef Kohn,<br />

Wien, um 1905, Buchenholz, Samt, Glasplatte,<br />

B 90 cm. Die Firma Kohn war zunächst<br />

schärfster Konkurrent von Thonet,<br />

wurde später aber von diesem Bugholzgiganten<br />

geschluckt. Der Damensekrätär<br />

weist einen ovalen Grundriss auf,<br />

dessen unterer Stützring vorne für die<br />

Beine offen bleibt (Foto: Quittenbaum)<br />

Damenschreibtisch, Wien, um 1905, Mahagoni,<br />

Messing, Spiegel, B 100 cm. Teil<br />

einer Zimmereinrichtung, die Aspekte<br />

des Klassizismus und Biedermeier aufgreift<br />

und ins Filigrane übersteigert.<br />

Man spürt die Zeitgenossenschaft zum<br />

geometrischen Wiener Jugendstil eines<br />

Josef <strong>Hoffmann</strong> (Foto: von Zezschwitz)<br />

Kolo Moser, Damenschreibtisch, J. & J.<br />

Kohn, Wien, um 1900, schwarzgebeizte<br />

Buche, Messing, Spiegel, Leder, B 113 cm.<br />

Kolo Moser war neben Josef <strong>Hoffmann</strong><br />

der wichtigste Möbelentwerfer der Wiener<br />

Werkstätte und entwarf unter anderem<br />

auch Möbel für die Bugholzfirma<br />

Kohn (Foto: Dorotheum)<br />

solche Schreibpulte ursprünglich<br />

nicht auf einen Tisch stellte, sondern<br />

auf den Knien balancierte. Man hatte<br />

es also nur in Gebrauch, wenn<br />

man wirklich schrieb, das Schriftstück<br />

auch mit der Hand festhielt, so<br />

dass es nicht herunterrutschen<br />

kann. Sobald man aber Schriftstücke<br />

auf der Schreibfläche liegen lassen<br />

will, ist die Schräglage weniger<br />

geeignet.<br />

GLÜCK DES TAGES<br />

Dieser Schrägklappensekretär hat<br />

sich als Schreibtisch für Damen eingebürgert.<br />

Über die Unterscheidung<br />

von weiblichem und männlichem<br />

Schreiben im Allgemeinen und spezielle<br />

Damensekretäre im Besonderen<br />

führt das „<strong>Journal</strong> des Luxus und<br />

der Moden", das damals führende<br />

Modejournal im deutschsprachigen<br />

Raum, 1799 aus: „Der größere


38<br />

MÖBEL<br />

Schreibtisch eines Mannes kann<br />

beständig offen stehen, auch zuweilen<br />

wohl ein wenig mit Papieren<br />

und Büchern beladen seyn, weil man<br />

voraussetzt, dass seine Arbeit ihn<br />

stündlich daran beschäftigt; das<br />

Bureau einer Dame hingegen, die<br />

nur einzelne Stunden daran sitzt …<br />

und dazu nur einzelne Blätter …<br />

braucht, muss außerdem beständig<br />

verschlossen seyn und die Arcana<br />

(Geheimnisse) der Liebe, der Freundschaft<br />

und der Wirtschaftskasse sichern.<br />

Wir glauben, daß das Damenbureau<br />

alle diese Zwecke vollkommen<br />

erfüllt, wenn das schräg liegende<br />

Pult und der eigentliche Schreibtisch<br />

hineingeschoben, und die herunterliegende<br />

Klappe verschlossen<br />

ist, so gibt es, von Mahagoni oder<br />

einem anderen guten Holze gearbeitet,<br />

ein schönes Möbel im Zimmer,<br />

welches nicht viel Raum einnimmt<br />

auf welches oben eine Uhr, eine<br />

Büste oder dergleichen gestellt werden<br />

kann. Die drey unteren, großen<br />

Commoden-Fächer dienen bequem<br />

zu einem Handmagazine für Handschuhe,<br />

Federn, Blumen, Spitzen,<br />

Flohr, Bänder, Shawls und anderen<br />

Requisiten des kleinen Putzes. Wenn<br />

die Klappe aufgeschlossen und der<br />

bewegliche Schreibtisch an den<br />

Knöpfen herausgezogen ist, so ist<br />

alles zum Schreiben im Sitzen bereit.<br />

Endlich nimmt auch oben darüber<br />

das große und flache Schreibfach<br />

Kupferstiche, Zeichnungen, Musikalien,<br />

Papier und dergleichen auf.<br />

Wir glauben, dass dieses Bureau für<br />

die Bedürfnisse jeder Dame, auch<br />

sogar wenn sie Schiftstellerin wäre,<br />

hinreichen möchte. … Ein<br />

Damenbureau muß bequem<br />

sein, und zugleich<br />

ein schönes Meuble im<br />

Zimmer machen." Ohne eine solche<br />

Abdeckung kommt der Typus „Bonheur<br />

du jour", was soviel wie „Glück<br />

des Tages" bedeutet, aus. Es handelt<br />

sich um einen kleinen Schreibtisch<br />

speziell für Damen, der meist mit<br />

einem niederen Aufsatz mit Fächern<br />

und Schubläden ausge-<br />

Damensekretär, Frankreich, um 1930,<br />

Ahorn- und Palisanderfurnier auf Eiche,<br />

B 110 cm. Die handwerkliche und formale<br />

Tradition der französischen Kunsttischler<br />

setzt sich im 20. Jahrhundert<br />

fort (Foto: Quittenbaum)<br />

Émile Jacques Ruhlmann, Damensektretär,<br />

Edelholzfurnier, Elfenbein, H 113 cm.<br />

Ruhlmann zeigt, dass die Formensprache<br />

des 20. Jahrhunderts hervorragend<br />

mit Handarbeit und Aristokratie kombinierbar<br />

war<br />

Damenschreibtisch, Frankreich, 1925,<br />

Mahagoni, teilweise ebonisiert, Bronze,<br />

H 90 cm. Dieser elegante Schreibtisch<br />

steht in der Tradition des „Bonheur du<br />

jour" des 18. Jahrhunderts (Foto: Quittenbaum)<br />

George Nelson, Damenschreibtisch, USA<br />

1958, Stahlrohr, Holz, Kunststoff, B 99<br />

cm. Dieser modernistische Schreibtisch<br />

des amerikanischen Möbeldesigners gehört<br />

zu den Designklassikern des 20.<br />

Jahrhunderts und wird heute von Vitra<br />

immer noch hergestellt (Foto: Tajan)<br />

stattet ist. Er wurde von den Pariser<br />

Marchant-Mercier in den 1760er-Jahren<br />

eingeführt. Dies waren zunftfreie<br />

Händler, die sich dort Freiheiten<br />

erlauben konnten, wo dem vor der<br />

<strong>Franz</strong>ösischen Revolution noch in die<br />

festen Zunftregeln eingespannten<br />

Handwerker selbst die Hände gebunden<br />

waren. Dieser neue Möbel-


typ, der stilistisch noch dem Rokoko<br />

entstammt, aber schon erkennbar<br />

auf den Klassizismus mit seinen<br />

strengeren Formen vorausweist,<br />

wurde zu einem der erfolgreichsten<br />

seiner Zeit. Nicht selten war er mit<br />

speziellen Fächern für Schminkutensilien<br />

ausgestattet, so dass er auch<br />

Funktionen eines Schminktisches<br />

übernahm. Umgekehrt waren nicht<br />

wenige Poudrosen, also Tische zum<br />

Pudern und anderen weiblichen Verschönerungsmaßnahmen,<br />

auch mit<br />

Schreibmöglichkeiten ausgestattet,<br />

so dass es hier schwer fällt, eindeutige<br />

und klare Grenzen zu ziehen –<br />

dies um so mehr, als einige dieser<br />

Pudertische genau so aussehen, wie<br />

man sich heute Schreibtische vorstellt.<br />

Generell kann man sagen, dass<br />

die frühen Damenschreibtische mit<br />

ihrer Tendenz zu Kleinheit und Kompaktheit<br />

den Formen vorgreifen, die<br />

sich im 20. Jahrhundert für den<br />

Funktionsschreibtisch zur Leitidee<br />

entwickelt haben.<br />

Sue & Mare, Damenschreibtisch, Frankreich,<br />

um 1920, Mahagoni, B 111 cm. Der<br />

Schreibtisch ist eine Mischung von Bureau<br />

plat und Bonheur du jour, wobei die<br />

Typen des 18. Jahrhunderts in eine Frühform<br />

des Art déco übersetzt werden<br />

(Foto: Tajan)<br />

Schreibtisch „à écran", Frankreich, um<br />

1720, vergoldetes Holz, blissierter Stoff<br />

und Leder, H 109 cm. Die schwarze Sichtblende<br />

lässt sich über den festen, goldenen<br />

Rahmen hochziehen, so dass die<br />

Schreiberin gegen neugierige Blicke von<br />

vorne geschützt wird. Die in die Tischfläche<br />

eingelassene Schreibfläche lässt<br />

sich in die Schräge klappen<br />

Bureau bonheur du jour, Frankreich, um<br />

1775, lackiertes Holz und vergoldete<br />

Bronze, H 106 cm. Interessantes Möbel,<br />

dessen strenge klassizistische Form mit<br />

den frei und unsystematisch angebrachten<br />

Motiven der Lackmalerei in<br />

chinesischem Stil kontrastiert<br />

STILGESCHICHTE<br />

Stilgeschichtlich liegen die Anfänge<br />

des Damenschreibtischs im Rokoko,<br />

zu einer Zeit allerdings, als sich dieses<br />

schon dem Ende zuneigte. In<br />

Frankreich wird hier sogar von einer<br />

eigenen Übergangszeit, dem Transition<br />

zwischen 1750 und 1760, gesprochen.<br />

Die Möbel dieser Zeit tragen<br />

noch deutlich Züge des ausbauchenden,<br />

verschnörkelten, zur Formverschleierung<br />

neigenden Rokoko, weisen<br />

aber auch schon Elemente bzw.<br />

Tendenzen des geometrisch strengen,<br />

formvereinfachenden Klassizismus<br />

auf. Während das Barock und<br />

das Rokoko als seine Spätform zu additiven,<br />

aus mehreren Einheiten zusammengefügten<br />

Möbeln tendieren,<br />

neigt der Klassizismus als Vorläufer<br />

der Moderne zu kompakten,<br />

klaren, vereinheitlichten Lösungen.<br />

So kann es passieren, dass die Aufbauten<br />

der Bonheur du jour wegfallen<br />

und Damenschreibtische aussehen<br />

wie normale, kleine Tische. Es<br />

wird dann im Einzelnen schwierig,<br />

einen Damenschreibtisch von einem<br />

normalen Tisch für beiderlei Geschlecht<br />

zu unterscheiden. Wegen<br />

der Vorliebe für die geschlossene,<br />

kompakte Form setzen sich im Biedermeier<br />

die kastenförmigen Sekretäre<br />

gegenüber den Schrägklappensekretären<br />

durch, wobei sich die geschlechterspezifische<br />

Trennung hier<br />

weniger anbietet. Stilistisch sind der<br />

Klassizismus und das Biedermeier<br />

gegenüber dem eindeutig weiblich<br />

dominierten Rokoko männlich ausgerichtet,<br />

was im Historismus wieder<br />

in die Gegenrichtung ausschwingt.<br />

Dies gilt insbesondere<br />

auch für den floralen Jugendstil, in<br />

dem es zu einer Neubelebung des<br />

Damenschreibtischs als eigene Gattung<br />

kommt. So finden wir sowohl<br />

sehr eigenwillige Damenschreibtische<br />

vom französischen Jugendstilgenie<br />

Gallé, der neben seinen berühmten<br />

Glaskreationen auch im<br />

Möbelbereich brillierte, als auch interessante<br />

Bugholzschreibtische et-


40<br />

MÖBEL<br />

wa der Firma Kohn, die Thonet eine<br />

Zeitlang erfolgreich Konkurrenz<br />

machte und nahmhafte Entwerfer<br />

wie Kolo Moser gewinnen konnte.<br />

Im Modernismus sieht es mit Damenschreibtischen<br />

sehr übersichtlich<br />

aus, da in dieser Zeit Unisex angesagt<br />

war und Schreibtische zunehmend<br />

zur Geschlechtslosigkeit<br />

drängten. Ausnahmen finden wir<br />

hier im konservativen Frankreich,<br />

das in der Möbelkunst erstaunlich<br />

traditionalistisch an den Formen der<br />

großen Vergangenheit festhielt, und<br />

zwar ganz gegen das Pathos seiner<br />

großen Revolution. So finden wir in<br />

Frankreich im Bereich der Luxusmöbel<br />

in den 20er- und 30er-Jahren<br />

noch immer höchst elegante Sekretäre,<br />

die mit den Möbeln des Empire<br />

wetteifern. Es mag kein Zufall sein,<br />

dass die formal rundlicher und femininer<br />

ausfallenden 50er-Jahre mit<br />

ihrem konservativen Weltbild auch<br />

im Modernismus einen Designklassiker<br />

als Damenschreibtisch hervor-<br />

gebracht haben, der von George Nelson<br />

1958 entworfen wurde und<br />

heute immer noch gebaut. Ansonsten<br />

gibt es im 20. Jahrhundert die<br />

entsprechenden Stilmöbel und<br />

Nachbauten, vor denen hier ausdrücklich<br />

gewarnt sei.<br />

GENDER-STUDIES<br />

Während sich Männer und Frauen<br />

relativ eindeutig unterscheiden lassen,<br />

ist dies bei Damen- und Herrenschreibtischen<br />

nicht immer der Fall.<br />

Nicht alle Klapppultbüros sind Damenschreibtische,<br />

ebenso nicht alle<br />

kleinen Tischchen. Was macht einen<br />

Gegenstand zu einem Damenschreibtisch?<br />

Der Sprachphilosph<br />

Ludwig Wittgenstein würde sagen:<br />

der Gebrauch. Doch wird aus einem<br />

„normalen" Schreibtisch ein Damenschreibtisch,<br />

nur wenn eine Dame<br />

ihn in Gebrauch hat? Werden aus<br />

Herrenhosen Damenhosen, wenn eine<br />

Dame sie trägt? Platon würde sagen:<br />

nein, da er an die Idee der Damenhosen<br />

glaubt. Danach ist im<br />

Universum der Ideen festgelegt, was<br />

eine Damenhose ist. Damenschreibtische,<br />

so kann man nun sagen, sind<br />

in der Regel kleiner als Herren- bzw.<br />

Unisex-Schreibtische. Es handelt sich<br />

praktisch nie um Aufsatzschreibschränke.<br />

Der Aufsatz wird tendenziell<br />

als männlich empfunden, so wie<br />

ein Hochhaus. Damenschreibtische<br />

haben tendenziell, wie ein „Bonheur<br />

du jour" betont kleine und zierliche<br />

Aufbauten für kleine und zierliche<br />

Dinge. Wenn diese insgesamt abgeschlossen<br />

werden, dann meist durch<br />

eine Schrägklappe. Der rechte Winkel<br />

und das senkrechte Aufragen wird<br />

eher als männlich empfunden. Architekturelemente<br />

wie Säulen gehören<br />

ebenfalls zur Männerwelt. Frauenmöbel<br />

sind eher rundlich, anschmiegsam<br />

und nicht zu auffällig.<br />

Sie setzen im Raum keine markanten<br />

„Duftmarken", sondern fügen sich<br />

harmonisch in das Gesamtbild ein.<br />

Es gibt heute wieder verstärkt Fachleute,<br />

die solche Tendenzen in der<br />

Pierre Pioniez, Bonheur du jour, Frankreich,<br />

um 1760, Edelholzfurnier, vergoldete<br />

Bronze, H 87 cm. Typologisch verwandt<br />

einer Etagère, gibt sich dieses<br />

Schreibtischchen besonders fragil und<br />

verspielt (Foto: Bernheimer)<br />

Unterscheidung von Frauen und<br />

Männern auf biologische Verhaltensmuster<br />

zurückführen. Andere,<br />

die etwa dem Feminismus nahe stehen,<br />

lehnen dies strikt ab und gehen<br />

von einer allein gesellschaftlichen<br />

Rollenprägung aus. Der komplexe<br />

Ansatz glaubt weder daran, dass die<br />

Gene oder die Gesellschaft allein das<br />

Verhalten von Menschen und die Beschaffenheit<br />

oder das Aussehen von<br />

Kulturprodukten prägen, sondern<br />

dass es eine Vielzahl verschiedener,<br />

teilweise gänzlich unzusammenhängender<br />

Faktoren sind, die in jedem<br />

einzelnen Stück individuell zusammenwirken,<br />

so dass man sich<br />

hier die Mühe machen muss, all diese<br />

verschiedenen Faktoren zu untersuchen<br />

und abzuwägen. Obwohl<br />

Schreibmöbel noch zu den relativ<br />

gut erforschten Möbeln gehören,<br />

sind hier durchaus nicht alle Fragen<br />

geklärt. In neuerer Zeit, etwa im Zusammenhang<br />

mit größeren Ausstellungen<br />

oder bei Schlösserinventarisierungen,<br />

werden größere Anstrengungen<br />

unternommen, die genaueren<br />

Datierungen und die Herkunft<br />

der Möbel, die Frage des Schreiners,<br />

des ursprünglichen Zustandes usw.<br />

zu klären. Der wissenschaftliche<br />

Stand heute ist, dass man viele Dinge<br />

in Zweifel stellt und offen lässt,<br />

die man früher teilweise etwas naiv<br />

für abgemacht hielt. Viele platonische<br />

Pauschalaussagen haben sich<br />

angesichts von aufgefundenen Urkunden<br />

usw. als nicht zutreffend erwiesen<br />

oder einer systematischen<br />

Überprüfung nicht standgehalten.<br />

Neben Fragen der Datierung, der Lokalisierung,<br />

Zuschreibung, der Unterscheidung<br />

von aristokratisch oder<br />

bürgerlich spielte die Frage nach


MÖBEL 41<br />

Herren und Damen trotz der gegenwärtigen<br />

Mode der Gender-Studies<br />

noch keine große Rolle. Die Frage,<br />

was genau einen Damenschreibtisch<br />

ausmacht, wird bislang noch eher intuitiv<br />

entschieden. Mitunter neigt<br />

hier der Handel auch dazu, eine Bezeichnung<br />

zu wählen, die eine bessere<br />

Verkäuflichkeit verspricht.<br />

PREISE<br />

Schreibmöbel gehören zu den gesuchtesten<br />

Möbeln. Schon zu ihrer<br />

Zeit waren sie häufig Möbel mit einem<br />

besonderen Prestige, in die viel<br />

Aufwand und Mühe investiert wurde.<br />

Denn die Fähigkeit des Schreibens<br />

selbst war in einer Zeit, als weniger<br />

als zehn Prozent über sie verfügten,<br />

etwas, worauf man mit Recht<br />

stolz war und die man entsprechend<br />

ausstellte. Schreiben hatte im Mittelalter<br />

entweder etwas mit religiösem<br />

Insidertum oder weltlicher<br />

Macht zu tun. Dann eroberten es<br />

sich die Kaufleute, d. h. es kam Reichtum<br />

hinzu. Als das Bildungsbürgertum<br />

im 19. Jahrhundert die Bühne<br />

betrat, war Schreiben durch die allgemeine<br />

Schulpflicht bereits zu einer<br />

banalen Fähigkeit geworden.<br />

Schreibtische fingen damals an, die<br />

Berufswelt zu erobern, mit der man<br />

sich nicht gemein machen wollte.<br />

Der Schreibtisch ist so im 20. Jahrhundert<br />

ein Objekt geworden, das<br />

eher nach Funktion als nach Repräsentation<br />

ausgerichtet ist. Preislich<br />

sind bei herausragenden Stücken<br />

nach oben kaum Grenzen gesetzt.<br />

Roger van der Cruse, gen. Lacroix, Bonheur<br />

du jour, Frankreich, um 1760, Edelholzfurnier,<br />

vergoldete Bronze, H 105<br />

cm. Fast schroff stoßen hier Stilelemente<br />

des Rokoko und des neuen Klassizismus<br />

aufeinander. Da sind einerseits<br />

die schlanken, elegant geschwungenen<br />

Rokokobeine, andererseits das einem<br />

starr gerasterten Liniensystem gehorchende<br />

Mäandermuster, das die Vorderfront<br />

ziert (Foto: Bernheimer)<br />

Für Röntgen-Schreibmöbel werden<br />

Summen im Millionenbereich<br />

erreicht. Sehr hohe Preise<br />

erreichen auch die Schreibmöbel<br />

herausragender Pariser Ebenisten,<br />

die man wegen dem Stempelzwang<br />

vor der <strong>Franz</strong>ösischen<br />

Revolution teilweise namentlich<br />

identifizieren<br />

kann. Tische aus der<br />

Zeit des Empire und<br />

des Biedermeier sind<br />

nach wie vor sehr<br />

gefragt und liegen<br />

meist im vier- bis<br />

fünfstelligen Bereich.<br />

Gesucht und begehrt<br />

sind auch die Schreibmöbel<br />

des Jugendstils,<br />

Bugholzmöbel,<br />

zumal, wenn sie aus<br />

dem Umkreis der Wiener<br />

Werkstätte stammen.<br />

Preisliche Höhenflüge<br />

erleben wir bei<br />

den französischen Luxusschreinern,<br />

die im<br />

20. Jahrhundert wieder<br />

an die künstlerischen<br />

und handwerklichen<br />

Höchstleistungen um 1800<br />

anschlossen, allen voran natürlich<br />

der Großmeister des Art déco, Ruhlmann.<br />

Hier handelt es sich jeweils<br />

um Einzelstücke, während Designobjekte<br />

in größeren Stückzahlen gefertigt<br />

werden und entsprechend geringere<br />

Preise erzielen.<br />

Bei den frühen Schreibmöbeln ist die<br />

Frage der Echtheit und Unverfälschtheit<br />

durchaus ein schwerwiegendes<br />

Problem. Neben den expliziten Fälschungen,<br />

die früher aus Italien<br />

stammten, heute vorwiegend aus<br />

den Ländern des ehemaligen Ostblocks,<br />

etwa aus Polen, die hier über<br />

hervorragendes Personal und Know<br />

how verfügen, gibt es des Weiteren<br />

das Problem der Verfälschung alter<br />

Möbel – sei es, dass sie umgebaut<br />

und verändert, aus mehreren verschiedenen<br />

Stücken neu zusammengesetzt<br />

oder schlichtweg durch<br />

schlechte oder falsche Restaurierung<br />

verhunzt werden.<br />

Ein besonderes<br />

Problem stellt dabei<br />

die Oberfläche<br />

dar, die nicht selten<br />

immer noch auf<br />

neu getrimmt wird.<br />

Da man sich heute<br />

aber zunehmend<br />

bewusst wird, dass<br />

zu einer echten Antiquität<br />

auch die echte Patina gehört<br />

und deshalb die Veränderungen,<br />

die die Zeit bewirkt,<br />

stärker respektiert werden,<br />

gilt inzwischen eine solche<br />

Radikalüberholung als wertmindernd.<br />

Kopien von alten Schreibmöbeln<br />

werden auch heute noch<br />

serienmäßig hergestellt und auch<br />

ganz regulär verkauft, allerdings zu<br />

einem sehr viel geringeren Preis als<br />

alte Stücke. Es empfiehlt sich also bei<br />

einem Kauf, nicht zu spontan vorzugehen<br />

und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen<br />

zu beherzigen, also<br />

sich vorher gut informieren, Expertenmeinungen<br />

einholen und die Vertrauenswürdigkeit<br />

des Verkäufers<br />

prüfen.<br />

LITERATUR<br />

Wolfgang Eller: Schreibmöbel im<br />

deutschsprachigen Raum, 1700-1850,<br />

Petersberg, 2006<br />

Fotos: wie angegeben


Ihre Farbskala ist reduziert. In Kobaltblau<br />

und Türkis, Korallen- und Ziegelrot,<br />

Violett, dazu mit feinen schwarzen<br />

Konturen können sie bemalt<br />

sein, die keramischen Erzeugnisse<br />

aus Iznik, einem Städtchen in der<br />

heutigen kleinasiatischen Provinz<br />

Bursa nahe bei Istanbul. Die Gründung<br />

von Iznik wird auf das Jahr 301<br />

vor Christi Geburt datiert. Damals<br />

war Iznik unter dem griechischen<br />

Namen „Nikaia" bekannt. In der Byzantinischen<br />

Epoche war die Besiedlung<br />

in Iznik am dichtesten: Rund<br />

20.000 bis 30.000 Menschen lebten<br />

dort, bis hinein in die Neuzeit<br />

schwand die Zahl der Einwohner. Ab<br />

dem 16. bis in das 19. Jahrhundert<br />

waren nur noch 2000 bis 3000 Menschen<br />

dort ansässig, also in etwa ein<br />

Zehntel. Von diesen rund 2000 bis<br />

3000 Bewohnern arbeiteten im 17.<br />

Jahrhundert allein 300 im Töpferhandwerk,<br />

wie den Reisebeschreibungen<br />

von Evliya Celebi zu entnehmen<br />

ist. Sein Kollege Bedrüttin el-<br />

Gazzi reiste im Jahr 1529 von Damaskus<br />

nach Istanbul und besuchte<br />

währenddessen auch Iznik. In seinen<br />

Reisememoiren notierte er dazu:<br />

„Dieser Ort ist berühmt für seine keramische<br />

Produktion. Die Keramiken,<br />

die hier gemacht werden und nach<br />

der Stadt benannt sind, sind schöner<br />

als die Produkte aus China". Mit<br />

letztgenannten meinte Bedrüttin el-<br />

Gazzi das chinesische Porzellan, das<br />

in Iznik wie in den europäischen Manufakturen<br />

seinerzeit als der Maßstab<br />

für Feinheit, Reinheit und Qualität<br />

aller keramischen Erzeugnisse<br />

galt.<br />

Iznik kam zwischen dem 15. und dem<br />

17. Jahrhundert zum Zentrum der<br />

Keramik-Produktion im osmanischen<br />

Reich empor. Im Vordergrund stand<br />

stets die Herstellung von Kacheln,<br />

die für die dekorative Verkleidung<br />

von bedeutenden Architekturen, öffentlichen<br />

und privaten Gebäuden<br />

im Innen- wie im Außenbereich verwandt<br />

wurden. Auch Sultan Süleyz-<br />

Iznik<br />

Bettina Krogemann<br />

Deckelterrine, Iznik, spätes 16. Jahrhundert, circa 1590, H 32 cm, Ø des Korpus 21,5 cm,<br />

SADBERK HANIM MUSEUM ISTANBUL. Die gebauchte Terrine aus weißem Scherben<br />

ruht auf einem hohen Fuß und wird von einem flachen Deckel mit kleinem Knauf<br />

abgeschlossen. Über weißer Unterglasur ist die Dekormalerei in Kobaltblau, Ziegelrot,<br />

Grün und Schwarz gehalten. Eine Komposition aus Palmetten aus großen S-Kurven<br />

dekoriert den Gefäßkörper, ein verwandtes Ornament ziert Deckel und den Fuß<br />

TANZ DES FEUERS


KERAMIK 43<br />

Teller, Unterseite, Iznik, erste Hälfte 16.<br />

Jahrhundert, um 1535, H 6,6 cm, Ø. 36<br />

cm, SADBERK HANIM MUSEUM ISTAN-<br />

BUL. Unterseite des Tellers aus weißer<br />

Keramik mit weißer Unterlasurbemalung<br />

und blauer Bemalung mit Zweigen<br />

und kleinen Blumen<br />

Teller, Iznik, erste Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

um 1535/40, H 4 cm, Ø 30,5 cm, SADBERK<br />

HANIM MUSEUM ISTANBUL. Der Teller<br />

hat eine gerade Fahne, eine flache Muldung<br />

und einen Standring. Der weiße<br />

Scherben ist mit weißer Unterglasurfarbe<br />

bemalt, dazu im Dekor in Kobaltblau<br />

und Türkis, darüber farblose Aufglasur.<br />

Die Fahne ist außen mit einem Mäandermotiv<br />

dekoriert<br />

Schale, Iznik, erste Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

um 1535/40, H 14,5 cm, Ø 32,2 cm,<br />

SADBERK HANIM MUSEUM ISTANBUL.<br />

Die Schale über einem Standring ist aus<br />

weißem Scherben geformt. Das Dekor<br />

über weißer Grundglasur ist in Schwarzgrün<br />

abstrakt gestaltet, dazu farblose<br />

Aufglasur<br />

genständlicher Motivik in der Frühphase,<br />

die sich über die Jahrhunderte<br />

auch verstärkt dem Figürlichen<br />

und Konkreten annähern sollte. Die<br />

frühesten Arbeiten wurden in rotem<br />

Scherben geformt, ab dem 15. Jahrhundert<br />

trat weißer Scherben als<br />

bevorzugtes Material auf, denn die<br />

Keramik in Iznik entstand auch in der<br />

Absicht, das „weiße Gold aus China",<br />

das feine chinesische Porzellan, zu<br />

imitieren, es nachzuahmen. Die<br />

Keramiken aus Iznik galten schon<br />

bald als sehr kostbar, als einzigartig,<br />

denn ihre Schöpfer entwickelten sie<br />

zu einer Kunstform mit sehr individuellen<br />

Ausprägungen. Die Ergebnisse<br />

wurden weltweit geschätzt. In<br />

Europa gab es seit dem 16. bis hinein<br />

in das 19. Jahrhundert Manufakturen,<br />

die sich auf das Kopieren und<br />

Imitieren von Iznik-Keramik spezialisiert<br />

hatten oder deren gestalterische<br />

Details in ihren eigenen Erzeugnissen<br />

zitierten.<br />

DIE KACHEL<br />

man der Prächtige (1520-1566), der<br />

im 16. Jahrhundert sein Reich zu<br />

einer Weltmacht ausbaute und etliche<br />

neue Prachtbauten in Auftrag<br />

gab, nahm Notiz von Iznik. 1534 besuchte<br />

Süleyman den Ort und ließ<br />

ihn folgend weiter ausbauen, stiftete<br />

ihm Bäder, Brunnen und öffentliche<br />

Gebäude.<br />

Die meisten keramischen Produkte<br />

aus Iznik, die sich bis heute erhalten<br />

haben, stammen aus dem 16., dem<br />

17. und dem 18.<br />

Jahrhundert.<br />

Neben den<br />

Kacheln galt<br />

Gefäßen das<br />

zweite Augenmerk<br />

der Produktion.<br />

Kacheln<br />

wie auch Gefäße<br />

wurden mit mehrfarbigen<br />

Dekoren bemalt,<br />

mit rein grafischer, unge-<br />

Die Kachel als einer der wichtigsten<br />

Ausdrucksträger der dekorativen<br />

Kunst kam nirgendwo auf der Welt<br />

mehr zur Geltung als im klassischen<br />

osmanischen Reich. Seit der „Seljuk<br />

Periode" (1077-1299) fanden Kacheln,<br />

damals mit rotem Scherben, als flächiges<br />

und flächendeckendes Ornament<br />

Verwendung. Dabei wurde<br />

grundsätzlich unterschieden, ob sie<br />

für einen sakralen Raum gedacht<br />

waren oder aber für einen profanen,<br />

etwa eine Palastarchitektur. Diese<br />

Unterscheidung nahm entscheidenden<br />

Einfluss auf Motiv- und Materialwahl.<br />

Für die Ornamentierung<br />

von Gräbern und Moscheen nutzten<br />

Architekten und Künstler zum Beispiel<br />

glasierte Steine oder eine Art<br />

Tesserae, also Mosaiksteinchen. Diese<br />

ordneten sich leicht dem harmonischen<br />

architektonischen<br />

Ganzen<br />

des Raumes unter,<br />

störten seine<br />

Wirkung nicht, sondern<br />

unterstützten<br />

sie. Kacheln mit Lüster,<br />

Unterglasur und emaillierten<br />

Dekoren fanden<br />

Eingang in die Palastarchitektur.<br />

Ihre mitunter figürlichen<br />

und gegenständlichen Dar-


44<br />

KERAMIK<br />

Kachel, Iznik, zweite Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

25,2 x 24,1 cm, Ömer M. Koc Sammlung<br />

Istanbul. Weißer Scherben mit weißer<br />

Unterglasurfarbe unter transparenter<br />

Aufglasur in Kobaltblau, Grün und<br />

Rot mit schwarzer Konturzeichnung. In<br />

der Reihung ergibt sich eine Komposition<br />

aus einer Palmette im Zentrum, die<br />

je von einem Lotusmotiv flankiert wird<br />

Kachel, Iznik, zweite Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

32,6 x 32,6 cm. Ömer M. Koc<br />

Sammlung Istanbul. Die Ecken der Kachel<br />

wurden ausgeschnitten. Der weiße<br />

Scherben mit weißer Unterglasurfarbe<br />

wurde in Kobaltblau, Grün und Koralle<br />

bemalt, dazu mit schwarzen Konturen.<br />

Das Motiv besteht aus ovalen Medaillons<br />

mit Tulpen und Blüten, die von gezackten<br />

Blättern gerahmt werden<br />

stellungen und aufwändigen Dekormotive<br />

unterstützten die Prachtentfaltung<br />

der weltlichen Palastatmosphäre.<br />

Es gab auch Kacheltypen, die<br />

sich für beides, für die Sakral- und<br />

auch die Profanarchitektur, eigneten.<br />

Das waren solche, die monochrom<br />

glasiert oder mit vergoldeten Oberflächen<br />

versehen waren und meist in<br />

der Beylik-Periode, der frühen osmanischen<br />

Periode ab dem 14. Jahrhundert,<br />

zum Einsatz kamen. Sie sind denen<br />

der Seljuk-Periode sehr ähnlich.<br />

RADIKALER WANDEL<br />

Radikale Veränderungen in der Kachelproduktion<br />

brachte das späte 15.<br />

und dann das 16. Jahrhundert. Der<br />

rote Scherben wich einem weißen,<br />

der im Aussehen dem feinen chinesischen<br />

Porzellan ähnlich war. Nun<br />

wurde auf den Scherben eine weiße<br />

Unterglasurfarbe als Grund für die<br />

Bemalung aufgetragen, darüber eine<br />

transparente Aufglasur als Oberfläche.<br />

Der weiße Scherben der Töpfer<br />

in Iznik bestand aus 80 Prozent Silikat,<br />

10 Prozent Kaolin und 10 Prozent<br />

Fritte, einem Bestandteil der Weichporzellane.<br />

Dieser Scherben musste<br />

höher gebrannt werden als der rote,<br />

für den der Richtwert bei 900 Grad<br />

Celsius lag. Für den weißen hingegen<br />

galt ein Brennwert von 1260<br />

Grad Celsius, ähnlich hoch also wie<br />

der für das Porzellan. Wenn ein Objekt<br />

geformt war, besprayten es die<br />

Töpfer mit einer feinen Glasur, die<br />

zum rein weißen Untergrund für das<br />

Dekor wurde. Danach ließen sie das<br />

Objekt in der Sonne trocknen. Die<br />

Dekore wurden mit Pinsel und Schablonen<br />

aufgetragen, um die Kachelmuster<br />

möglichst präzise wiederholen<br />

zu können, denn sie wurden ja in<br />

Reihungen auf die Oberfläche der<br />

Wandungen gesetzt und ihre Muster<br />

sollten sich unendlich oft wiederholen<br />

wie ein flächiges Ornament. Die<br />

aufgetragenen Farbmassen ergaben<br />

vor dem Brand lediglich graue Felder<br />

und der Künstler musste sich zu diesem<br />

Zeitpunkt in seiner Fantasie<br />

„ausmalen", wie sie nach dem Brand<br />

im Kolorit wirken konnten. Erst der<br />

„Tanz des Feuers", der Brennvorgang,<br />

ließ die Malmittel zu Farben werden.<br />

INNOVATIONEN<br />

Im 15. Jahrhundert waren die unterglasierten<br />

Kacheln gewöhnlich in<br />

Blau und Weiß dekoriert. Das Farb-<br />

Kachel, zweite Hälfte 16. Jahrhundert, 10<br />

x 17,5 cm, Ömer M. Koc Sammlung Istanbul.<br />

Weißer Scherben mit weißer Unterglasurfarbe,<br />

bemalt in Kobaltblau, Türkis<br />

und Rot, mit schwarzer Randzeichnung,<br />

als Motive Rosen- und Pfingstrosenblüten


KERAMIK 45<br />

Vase, Iznik, spätes 16. Jahrhundert, circa<br />

1590/95, H 32,9 cm, Ø20,6 cm, SADBERK<br />

HANIM MUSEUM ISTANBUL. Die Vase<br />

aus weißem Scherben mit ausgestelltem<br />

Hals über ausgebauchtem Korpus<br />

und Standring ist über der weißen Unterglasur<br />

in Kobaltblau, Grün und Korallenrot<br />

bemalt, dazu mit schwarzer Konturmalerei,<br />

Tulpen und Nelken abwechselnd<br />

als Dekorelemente<br />

Teller, Iznik, zweite Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

circa 157/80, H 6,7 cm, Ø 31 cm,<br />

SADBERK HANIM MUSEUM ISTANBUL.<br />

Tiefer Teller mit ausladendem, blattartigem<br />

Rand aus weißem Scherben über<br />

einem Standring. Bemalung in Kobaltblau,<br />

Grün und Korallenrot mit schwarzer<br />

Kontur. Der zentralen Rosette entspringen<br />

in kreisförmiger Anordnung<br />

blaue Tulpen alternierend mit kleineren<br />

roten Tulpen und Nelken. Auf der Fahne<br />

besteht der Dekor aus alternierenden<br />

Tulpen und Nelken. Auf der Unterseite<br />

der Fahne wird das Dekor wiederholt<br />

spektrum erweiterte sich dann im<br />

16. Jahrhundert kontinuierlich, aber<br />

nicht sehr in die Breite. Augenmerk<br />

galt eher der Perfektion des knappen<br />

Farbspektrums. Das Kobaltblau, die<br />

wichtigste und häufigste Farbe, wurde<br />

aus Kobaltoxyden gemischt, Türkis<br />

und Grün aus Kupferoxyden, Violett<br />

aus Manganoxyden und Rot aus<br />

Eisenoxyden. Der Brand der Farbe Rot<br />

war für die Künstler besonders<br />

schwer zu kontrollieren. Um das Verlaufen<br />

der Farben ineinander zu verhindern<br />

und exakt bemessene Farbflächen<br />

zu schaffen, nutzten die Iznik-Künstler<br />

feine Konturen, die im<br />

Laufe der 220 Produktionsjahre erst<br />

in Kobaltblau, dann in Graugrün,<br />

dann in Schwarz ausgeführt wurden.<br />

Eine weitere Innovation und<br />

Vollendung im Sinne technischer Finessen<br />

gelang den Töpfern in Iznik<br />

mit der Einführung der sogenannten<br />

„Cuerda Seca Technik", die in Zentralasien<br />

zum Ende des 14. Jahrhunderts<br />

aufkam, dann ihren Weg in westli-


Teller, Iznik, zweite Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

circa 1580-1585, H 5,8 cm, Ø 31 cm,<br />

Ömer M. Koc Sammlung Istanbul. Der<br />

tiefe Teller über einem Standring hat einen<br />

ausladenden Rand. Die Dekormalerei<br />

über weißer Unterglasurfarbe unter<br />

transparenter Glasur ist in Kobaltblau,<br />

Grün und Rot gehalten und in schwarze<br />

Konturen gefasst. Im Zentrum eine Palmette,<br />

die von vier Blättern umsäumt<br />

wird, auf der Fahne ein abstraktes Wellenmotiv.<br />

Die Unterseite der Fahne ist<br />

mit Tulpen und Rosetten dekoriert<br />

Teller, Iznik, zweite Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

circa 1575, H 4,3 cm, Ø 31,5 cm,<br />

Ömer M. Koc Sammlung Istanbul. Der<br />

tiefe Teller mit einer flachen Fahne ist<br />

aus weißem Scherben und ruht auf einem<br />

Ringfuß. Unter transparenter Aufglasur<br />

in Blau, Grün und Ziegelrot bemalt<br />

mit den traditionellen floralen<br />

Motiven der Töpfer aus Iznik<br />

chere Gefilde nahm und so auch in<br />

die osmanische Kunst Eingang fand.<br />

Bei der „Cuerda Seca Technik" wurden<br />

die Konturen der Muster mit einem<br />

Brei aus Braunstein und Fett<br />

über die Oberfläche der Kachel gezogen,<br />

um so das Ineinanderlaufen der<br />

Farbglasuren zu verhindern.<br />

In Iznik hatte es schon eine beachtliche<br />

Kachelproduktion in den Seljukund<br />

Beylik-Perioden gegeben, jedoch<br />

war es die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts,<br />

in der dieses Kunstschaffen<br />

in ihre Hochphase wuchs. Diese<br />

Periode fällt in die Herrschaft von<br />

Sultan Süleyman dem Prächtigen<br />

(1520-1566), der, wie es sein Beiname<br />

schon andeutet, einen großen Sinn<br />

für Pracht und Kunst hatte. Zur Zeit<br />

seiner Regentschaft kommt das osmanische<br />

Reich auch zu einer wirtschaftlichen,<br />

politischen und kulturellen<br />

Hochblüte empor. Sultan<br />

Süleyman der Prächtige förderte das<br />

gesamte Reich, vergab einen großen<br />

Bauauftrag nach dem anderen. Für<br />

deren dekorative „Auskleidung" wurden<br />

in Iznik Kacheln bestellt und dies<br />

in solchem Umfang, dass Iznik sich<br />

schnell zum Zentrum der Kachelproduktion<br />

im osmanischen Reich entwickelte.<br />

Zuvor war die Bedarfsdeckung<br />

eher dezentral gelöst worden.<br />

Kachelproduktionswerkstätten befanden<br />

sich in den Städten mit großen<br />

Bauvorhaben, so zum Beispiel in<br />

Bursa, Edirne oder Istanbul.<br />

HOFSTIL<br />

Kacheldekore wurden zumeist symmetrisch<br />

komponiert, ein Schwer-<br />

punkt der Dekorationen lag auf vielfältigen<br />

Blumenmotiven oder floralen<br />

Ornamenten. Die Großproduktion<br />

von Kacheln setzte 1552 mit dem<br />

Auftrag für die Ausstattung der<br />

Süleymaniye Moschee in Istanbul<br />

ein. In dieser Epoche entwarfen die<br />

Iznik-Töpfer die Dekore jedoch nicht<br />

mehr selbst. Hofkünstler, eingebunden<br />

in die neuesten künstlerischen<br />

Trends in der Haupt- und Residenzstadt<br />

Istanbul, gaben den Künstlern<br />

in der „Provinz" nun die Entwürfe vor.<br />

Damit entstand in Iznik ein höfischer<br />

osmanischer Stil im Bereich der Kachelherstellung,<br />

eine Kunstmode sozusagen,<br />

die die Gestaltung der<br />

Wandflächen an allen sakralen und<br />

prächtigen profanen Bauten im<br />

Reich prägte.<br />

Die Hochblüte der Iznik-Kachelproduktion<br />

war bald überschritten. Im<br />

späten 16. Jahrhundert kam es zu<br />

ernsten Zerwürfnissen zwischen den<br />

Iznik-Töpfern und dem Hof in Istanbul.<br />

Die Töpfer liebäugelten mittlerweile<br />

mit kommerziellen privaten<br />

Aufträgen, ihnen wurde jedoch<br />

durch ihre Herrscher ein Verbot auf-<br />

Zwei Kacheln, Iznik, spätes 16. Jahrhundert,<br />

circa 1585, 49 x 24,5 cm, SADBERK<br />

HANIM MUSEUM ISTANBUL. Sie sind aus<br />

weißem Scherben, bemalt mit weißer<br />

Unterglasurfarbe unter transparenter<br />

Aufglasur. Das geschweifte zentrale Medaillon<br />

zieren sechs Rosetten um eine<br />

Rosette. Die Bemalungen beider Kacheln<br />

folgen einer identischen Komposition,<br />

variieren aber in den farblichen Details


KERAMIK 47<br />

erlegt, diese wirtschaftlichen Strategien<br />

weiter zu verfolgen. Im frühen<br />

17. Jahrhundert änderte sich in stilistischer<br />

Hinsicht kaum etwas im Bereich<br />

der Kachelkunst aus Iznik, jedoch<br />

fiel der technische Standard im<br />

Vergleich zu dem Jahrhundert davor<br />

massiv ab. Die Glasuren und die Farben,<br />

die wichtigsten und schönsten<br />

Zeichen dieser Kunst, waren deutlich<br />

schlechter geworden. Ende des 17.<br />

Jahrhunderts hatten Feuer und Erdbeben,<br />

dazu wirtschaftliche Probleme<br />

die Stadt Iznik und ihre Töpfer<br />

stark gebeutelt. Sie gaben auf. Damit<br />

hatte Iznik seine Bedeutung als<br />

wichtigstes Zentrum der keramischen<br />

Künste im osmanischen Reich<br />

verloren.<br />

GEFÄSSE<br />

Im Vordergrund des Kunstschaffens<br />

in Iznik stand eindeutig die Kachelproduktion,<br />

dennoch gab es ebenso<br />

eine sehr beachtliche Palette an Gefäßtypen,<br />

die die Töpferwerkstätten<br />

verließen. Die Gefäße wurden wie im<br />

Fall der Kachelherstellung zunächst<br />

in rotem, später dann in weißem<br />

Scherben gearbeitet. Im 15. Jahrhundert<br />

kam überwiegend der rote<br />

Scherben zum Einsatz,<br />

der mit blauen und<br />

weißen, freihändig<br />

gemalten,<br />

floralen, radial<br />

angesetzten<br />

Motiven verziert wurde. Schüsseln<br />

und Tellern galt zunächst das hauptsächliche<br />

Interesse. Innen oder auf<br />

ihrer Oberseite wurden sie oftmals<br />

mit weißem Grund bemalt, um<br />

optisch dem chinesischen Porzellan<br />

verwandt zu erscheinen. In dieser<br />

Epoche, die in die Herrschaft von Sultan<br />

Mehmed II (1431-1481) fällt,<br />

war der weiße chinesische<br />

Scherben nur<br />

sehr schwer zu erwerben,<br />

auch für<br />

den Hof. Die Iznik-<br />

Töpfer verfolgten<br />

jedoch nicht nur<br />

das Ziel, chinesisches<br />

Porzellan<br />

zu imitieren, sondern<br />

entwickelten<br />

in der Malerei einen<br />

ganz eigenen künstlerischen<br />

Ausdruck. Bei den<br />

Formgebungen orientierten<br />

Teller, Iznik, zweite Hälfte 16. Jahrhundert,<br />

circa 1560/70, H 7,1 cm, Ø 31,8 cm,<br />

SADBERK HANIM MUSEUM ISTANBUL.<br />

Der tiefe Teller aus weißem Scherben<br />

mit ausladender Fahne ruht auf einem<br />

Standring. Über weißer Unterglasurfarbe<br />

unter transparenter Aufglasur Dekorbemalung<br />

in Graublau, Grün und weichem<br />

Ziegelrot in schwarzer Konturierung.<br />

Im Zentrum das „Salomon Seal<br />

Motiv", nach der Legende das Signet des<br />

magischen Siegelrings, den König Salomon<br />

trug. Umgeben wird es von roten<br />

Blumen und Pfeilen. Die Fahne ist mit<br />

kleinen Blumen und Tulpen dekoriert<br />

Deckelterrine, Iznik, zweite Hälfte 16.<br />

Jahrhundert, circa 1580/85, H 21,7 cm, Ø<br />

20,7 cm, Ömer M. Koc Sammlung Istanbul.<br />

Der weiße Scherben mit weißer Unterglasurbemalung<br />

trägt florale Dekormalerei<br />

in Kobaltblau,Türkis und Ziegelrot<br />

in schwarzer Konturierung


48<br />

sie sich an der Tradition des osmanischen<br />

Kunstgewerbes. Gefäße aus<br />

Iznik-Keramik kamen so auf dem<br />

Binnenmarkt schnell zu Luxusprodukten<br />

empor und wurden schon<br />

zum Ende des 15. Jahrhunderts am<br />

osmanischen Hof für repräsentative<br />

Zwecke genutzt. Von den Gefäßen<br />

hat die Historie nicht übermäßig viel<br />

überliefern können. Es gab zu viele<br />

Brände in der Geschichte von Istanbul.<br />

Einigen fielen auch die Keramiken<br />

zum Opfer.<br />

VERLÄUFE<br />

Insgesamt entwickelte sich die Gefäßproduktion<br />

in fünf Phasen, dies in<br />

einem Zeitraum von rund 220 Jahren.<br />

Einstiegsjahr ist 1480, das Ende<br />

dieser ersten Phase markiert die Zeit<br />

um 1520. Auftakt ist die Zeit der Herrschaft<br />

von Sultan Mehmet II, Ende<br />

die Frühphase der Regentenschaft<br />

von Sultan Süleyman dem Prächtigen.<br />

Der Scherben erreicht in dieser<br />

Zeitspanne eine derart hohe Qualität,<br />

die mit der des begehrten chinesischen<br />

Porzellans aus der gleichen<br />

Zeit den Wettbewerb nicht<br />

scheuen musste. Allerdings folgten<br />

die Formgebungen der Iznik-Keramik<br />

wie gesagt anderen Vorbildern, nämlich<br />

meist denen der traditionellen<br />

osmanischen Metallkunst. Die erste<br />

Phase fiel zudem in die Zeit, in der<br />

sich ein osmanischer Hofstil formulierte:<br />

Die Dekorentwürfe für die<br />

Gefäße stammten aus Topkape, von<br />

den Hofkünstlern, die sie als Vorlagen,<br />

als geschnittene Schablonen<br />

nach Iznik sandten. Beliebteste<br />

Motive des Hofstils wurden kostbare<br />

Blumen, dies in einer Vielfalt, wie sie<br />

die höfischen Gartenanlagen in dieser<br />

Epoche zierten. Mit dieser Dekorpalette<br />

wurden die Iznik-Produkte zu<br />

keramischen Gärten „en miniature".<br />

Die zweite Phase setzte 1520 ein und<br />

endete runde zwanzig Jahre später<br />

um 1540. Die Produktion orientierte<br />

sich mittlerweile nicht mehr an den<br />

chinesischen Vorbildern, dazu befreite<br />

sie sich auch von den Vorlagen<br />

und Vorgaben des Hofstils. Fließende<br />

Bemalungen, meist in Blau und Türkis<br />

auf weißem Grund, zierten nun<br />

die Keramiken. Dieser Stil, der sich<br />

unter Sultan Süleyman dem Prächtigen<br />

entwickelte, ging als sogenannter<br />

„klassisch-osmanische" Stil in die<br />

Kunstgeschichte ein. Ein floraler Naturalismus<br />

prägte die Malerei, neben<br />

zentral gesetzte und in symmetrischer<br />

Anordnung in Vasen und Krügen<br />

arrangierte Blumen traten nun<br />

auch Darstellungen von Vögeln oder<br />

mythologischen Figuren. Dazu wurde<br />

Bandelwerk aus Blättern und Blumen<br />

in das Dekorrepertoire aufge-<br />

nommen. Für diese neuartigen Iznik-<br />

Erzeugnisse gab es einen breiten<br />

Markt, dies auch außerhalb des Hofes.<br />

Ein großer Teil der Teller, Krüge,<br />

Kannen und Humpen ging an private<br />

Abnehmer, der Absatzmarkt für die<br />

Iznik-Töpfer expandierte. Eine wichtige<br />

Innovation der dritten Phase von<br />

1540 bis 1560 war die Erfindung der<br />

neuen Farben Violett und Olivgrün,<br />

dazu der konsequente Einsatz des<br />

weißen Scherben, dazu neuartige<br />

Kompositionen und Motive. Die<br />

Farbqualität erreichte nun ihr Maximum<br />

an Lebendigkeit, an Brillanz, an<br />

Glanz. Zu sehr beliebten vegetabilen<br />

und floralen Motiven, die symmetrisch<br />

aber auch asymmetrisch gesetzt<br />

werden konnten, kamen Artischocken<br />

und Granatäpfel empor.<br />

Die Töpfer wurden selbstbewusster,<br />

sahen sich selbst nicht nur als einfache<br />

Kunsthandwerker, sondern als<br />

wahre Künstler und begannen, einzelne<br />

Werke sogar zu signieren.<br />

Wichtigste und längste Phase war<br />

die vierte, die sich von 1560 bis 1600<br />

behaupten konnte, dies wieder in<br />

einer Zeit, in der das osmanische<br />

Reich in wirtschaftlicher Blüte stand<br />

und seinen Anspruch an größtmögliche<br />

Prachtentfaltung in die Tat umsetzte.<br />

Fast alle Produktionen der Iznik-Töpfer<br />

gab nun wieder der Hof in<br />

Auftrag, mittlerweile auch die Gefäße.<br />

Zu den frühen Gefäßtypen wie<br />

Tellern und Schüsseln kamen nun<br />

viele Arten von Gefäßen wie Tassen,<br />

Humpen, Krüge oder Lampen sowie<br />

Teller, Iznik, spätes 16. Jahrhundert, circa<br />

1575/1600, H 4 cm, Ø 27 cm, SADBERK<br />

HANIM MUSEUM ISTANBUL. Tiefer Teller<br />

aus weißem Scherben mit flacher Fahne<br />

über Standring. Auf weißer Unterglasurfahne<br />

unter transparenter Aufglasur<br />

Dekormalerei in Kobaltblau, Grün und<br />

Rot in schwarzen Konturen. Zentrales<br />

Motiv ist die Kanne mit blauen Blumen,<br />

flankiert von Rosen, Blütenknospen und<br />

Tulpen, auf der Fahne diagonale, abstrakte<br />

Blätter


49<br />

Teller, Iznik, erste Hälfte 17. Jahrhundert,<br />

circa 1625/50, H 5,8 cm, Ø 26,4 cm, Ömer<br />

M. Koc Sammlung Istanbul. Der tiefe Teller<br />

ruht auf einem Standring und hat<br />

eine ausladende Fahne. Der weiße<br />

Scherben ist mit weißer Unterglasurfarbe<br />

unter transparenter Aufglasurfarbe<br />

bemalt. Dekor in Kobaltblau, Grün, Rot<br />

und schwarzen Konturen. Das Dekor im<br />

Zentrum des Spiegels ist gegenständlich<br />

aufgebaut aus Segelschiffen in Wellen,<br />

umgeben von Wolken und Blättern<br />

Flasche, Iznik, spätes 16. Jahrhundert,<br />

circa 1580/85, Ø 17,7 cm, Ömer M. Koc<br />

Sammlung Istanbul. Die Flasche hat<br />

einen durch einen Nodus geteilten<br />

schlanken hohen Hals, einen gebauchten<br />

Korpus über einem kräftigen Standring.<br />

Der Scherben ist weiß, ebenso die<br />

Unterglasurfarbe, die Aufglasur transparent.<br />

Dekor in Türkis, Kobaltlau und<br />

Rot, Konturen in Schwarz. Hier ist das<br />

Dekor der Tierwelt entnommen: Hasen,<br />

Hirsche, Rehe und Vögel umlaufen die<br />

Wandung des Korpus, dazwischen sind<br />

Wolken- und Blattmotive angeordnet.<br />

Den Hals der Vase strukturieren schmale<br />

vertikale weiße Bänder, den Nodus<br />

das osmanische Rankenmotiv „Rumi"<br />

Ornamente. Die facettenreiche, von<br />

einem zentralen Punkt ausgehende<br />

Motivik bestimmte mittlerweile wieder<br />

das höfische Dekor, meist in<br />

Form von exklusiven Blumen. Für die<br />

Töpfer stand außerdem im Vordergrund,<br />

Kompositionen mit größtmöglicher<br />

Harmonie zwischen den<br />

naturalistischen Motiven und den lebendigen<br />

Farben auf dem hellen<br />

weißen Grund zu schaffen. Die fünfte<br />

Phase mit Beginn im frühen 17.<br />

Jahrhundert fiel wieder in eine wirtschaftlich<br />

schwierige Zeit. Die üppigen<br />

Aufträge des Hofes blieben aus<br />

oder erreichten das Unternehmertum<br />

in Iznik nur schleppend. Dazu<br />

favorisierten die Mitglieder des Hofes<br />

in dieser Zeit wieder einmal die<br />

chinesischen Porzellane, die nun zu<br />

Hauf importiert wurden. Die Iznik-<br />

Töpfer versuchten durch die Reduktion<br />

der Herstellungskosten, so zum<br />

Beispiel mit standardisierten Produktionen,<br />

zu überleben, aber darunter<br />

litt die Qualität ihrer Erzeugnisse.<br />

Während die Kompositionen und<br />

Motive der Dekore gleich blieben,<br />

verschlechterte sich die handwerkliche<br />

Ausführung: Die Qualität des<br />

Scherbens sank, ebenso die der Glasuren.<br />

Aus dem kostbaren, eben nur<br />

durch hohe Fertigkeit zu erreichenden<br />

Korallenrot wurde beispielsweise<br />

nun ein mattes Braun. Die Farben<br />

begannen außerdem untereinander<br />

zu verschwimmen. Zum Ende des 17.<br />

Jahrhundert dominierten wenig brillante<br />

Farben wie Grün und Schwarz<br />

die Kompositionen. Dennoch gab es<br />

ein kleines Novum: Die Darstellungen<br />

in den Dekoren gingen zusehends<br />

mehr in realistische Auffassungen.<br />

Neben die Blumenvielfalt<br />

traten menschliche Figuren, Tiere,<br />

Segelschiffe, Architekturen. Dennoch<br />

musste die Töpfergemeinschaft in<br />

Iznik ihr Schaffen zum Ende des 17.<br />

Jahrhundert aufgeben. Das Nachwirken<br />

der Iznik-Töpferkunst fand zum<br />

Teil in europäischen und englischen<br />

Manufakturen statt, einmal dort, wo<br />

man schon früh begann, dieses<br />

Kunsthandwerk zu kopieren, und<br />

dort, wo durch freiere Adaptionen<br />

Dekorsysteme für die eigene Herstellung<br />

übernommen wurden.<br />

LITERATUR<br />

Dance of Fire – Iznik Tiles and Ceramics<br />

in the Sadberk Hanim Museum<br />

and Ömer M. Koc Collections, Autorin:<br />

Hülya Bilgi, Istanbul, 2009<br />

www.sadberkhanimmuzesi.org.tr<br />

Alle Abbildungen stammen aus dem<br />

Katalog (siehe Literatur)


50<br />

LITERATURTIPP<br />

Kurzes Gastspiel<br />

Fritz Bleyl<br />

Moeller, Magdalena M. (Hrsg.): Fritz Bleyl Gründungsmitglied<br />

der „Brücke“, 168 Seiten, Broschur, Abbildungen in<br />

Schwarzweiß und Farbe, Hirmer Verlag, München, 2009,<br />

Preis: € 34,90.<br />

Kennengelernt haben sich Ernst Ludwig Kirchner und Fritz<br />

Bleyl an der Technischen Hochschule in Dresden, wo sie<br />

beide, familiären Zwängen gehorchend, ein Architekturstudium<br />

aufgenommen hatten. Über ihre eigentliche Berufung,<br />

der Freude am Zeichnen und Malen, entwickelte sich<br />

schnell eine innige Freundschaft. Zusammen mit Erich<br />

Heckel und Karl Schmidt-Rotluff gründeten sie dann 1905<br />

die Künstlergruppe „Brücke“. „Wovon wir weg wollten, war<br />

uns klar – wohin wir kommen würden, stand allerdings<br />

weniger fest“, resumierte Erich Heckel in einem späten<br />

dieser Zeit so viele Skizzen, Zeichnungen und Holzschnitte,<br />

die häufig nach gemeinsamen Ausflügen in die Natur entstanden<br />

sind, erhalten wie vom abtrünnigen Bleyl. Gleiches<br />

gilt für die damals ganz neuartigen sogenannten „Viertelstundenakte“,<br />

von den etliche in diesem Ausstellungskatalog<br />

erstmals publiziert wurden.<br />

ISBN 978-3-7774-2341-8<br />

Randerscheinungen<br />

Bilderrahmen<br />

Interview im Jahre 1958. Für Fritz Bleyl stand dann allerdings<br />

schon bald fest, dass er diesen, in mehrfacher Hinsicht, unsicheren<br />

Weg nicht beschreiten wolle. Er entschied sich für<br />

ein bürgerliches Dasein, legte, im Gegensatz zu Heckel und<br />

Rottluff, die das Studium an den Nagel gehängt hatten, um<br />

sich ganz der Kunst zu widmen, sein Examen ab und trat<br />

1906 ein Lehramt an der Bauschule Freiberg und an der<br />

kunstgewerblichen Tischlerfachschule an. 1907 heiratete er<br />

und kehrte noch im selben Jahr der Künstlergemeinschaft<br />

sowie den Freunden den Rücken. Es sollte nur noch ein einziges<br />

Wiedersehen mit Kirchner geben, im Jahre 1910. Ein<br />

expressionistischer Maler ist Fritz Bleyl also nicht geworden,<br />

und wenn von der „Brücke“ die Rede ist, fallen einem<br />

neben den bereits erwähnten Gründungsmitgliedern eher<br />

andere Namen dazu ein, wie beispielsweise Emil Nolde,<br />

Max Pechstein oder Otto Mueller. Dennoch eignen sich<br />

gerade die Arbeiten Bleyls aus den Studententagen hervorragend,<br />

um die Aufbruchstimmung jener Zeit zu vermitteln.<br />

Von keinem anderen Mitglied der Brücke sind nämlich aus<br />

Bayerische Staatsgemäldesammlungen München (Hrsg.):<br />

Rahmenkunst – Auf Spurensuche in der Alten Pinakothek,<br />

263 Seiten, Broschur, Abbildungen überwiegend in Farbe,<br />

Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2010, Preis: € 29,80.<br />

Sie fiel zwar etwas aus dem Rahmen, wurde aber dennoch<br />

im richtigen Rahmen präsentiert, diese Ausstellung in der<br />

Alten Pinakothek in München, die ausnahmsweise einmal<br />

nicht <strong>Gemälde</strong> in den Mittelpunkt stellte, sondern Bilderrahmen.<br />

Obwohl in den seltensten Fällen der Rahmen einen<br />

bleibenden Eindruck beim Betrachter hinterlässt, ist er<br />

trotzdem unverzichtbar; es<br />

klingt paradox, aber wenn<br />

er nicht da ist, fällt es einem<br />

auf. Sein Nichtvorhandensein<br />

irritiert, und zumindest<br />

für ein klassisches <strong>Gemälde</strong><br />

gilt, dass ein Rahmen<br />

das Kunstwerk im wahrsten<br />

Sinn des Wortes zum<br />

Abschluss bringt, ohne ihn<br />

wirkt es irgendwie unfertig.<br />

Dem Gedanken, dass<br />

<strong>Gemälde</strong> und Rahmen gewissermaßen<br />

eine Einheit<br />

bilden, tragen Museen nun<br />

schon seit längerer Zeit<br />

Rechnung, indem sie die Kunstwerke nach Möglichkeit in<br />

entsprechenden, zeitgenössischen Rahmen präsentieren.<br />

Die bayerische Staatsgemäldesammlung kann glücklicherweise<br />

in dieser Beziehung auf einen reichhaltigen Fundus


LITERATURTIPP 51<br />

zurückgreifen. In ihren Depots lagern neben dem beachtlichen<br />

Bestand an gerahmten <strong>Gemälde</strong>n noch rund 1000<br />

Extrarahmen. Die kunsthandwerklich bedeutsamsten wurden<br />

für diese Ausstellung aus dem Keller geholt, entstaubt<br />

und auf Hochglanz poliert. Dergestalt sind sie auch in<br />

diesem Katalog abgebildet und machen darauf aufmerksam,<br />

dass sie nicht nur in engem Zusammenhang mit den<br />

jeweils zugehörigen <strong>Gemälde</strong>n standen, sondern, dass sie<br />

häufig Teil eines kompletten Raumkonzeptes waren und<br />

deshalb u. a. von großen Baumeistern wie Joseph Effner,<br />

François Cuvilliés oder Leo von Klenze entworfen wurden.<br />

ISBN 978-3-7757-2418-0<br />

Bildlich gesprochen<br />

Fotografie<br />

Vorsteher, Dieter / Hartmann, Heike, (Hg.): Menschen Orte<br />

Zeiten – Weltgeschichte in Bildern – Die Sammlung Fotografie<br />

am Deutschen Historischen Museum, 392 Seiten, 616<br />

Abbildungen, überwiegend in Schwarzweiß, Edition Braus,<br />

Berlin, Heidelberg, 2009, Preis: € 48,-.<br />

Seit der Erfindung der Fotografie in der ersten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts besteht – prinzipiell – die Möglichkeit, die<br />

Realität unverfälscht, objektiv abzubilden. Um die sogenannten<br />

„großen historischen Momente“ festzuhalten, eignete<br />

sich dieses neue Medium in der Anfangszeit allerdings<br />

nicht. Erst als die anfänglich erforderliche, mehrstündige<br />

Belichtungszeit schrittweise verkürzt und die Fotoapparate<br />

transporttauglicher sowie bedienungsfreundlicher wurden,<br />

konnte nicht nur Henri Cartier Bresson zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts als Meister der „Fotografie des entscheidenden<br />

Augenblicks“ reussieren, sondern alle Welt begann zu<br />

knipsen. Auf diese Art und Weise werden seither weltbewe-<br />

gende Ereignisse, aber auch banale Begebenheiten der<br />

Nachwelt erhalten. 1987 wurde das „Deutsche Historische<br />

Museum“ in Berlin gegründet mit dem hauptsächlichen<br />

Ziel, den Besuchern die gemeinsame Geschichte der Deutschen<br />

und der Europäer näher zu bringen und verständlich<br />

zu machen sowie ihre historische Vorstellungskraft anzuregen,<br />

und natürlich sammelt das Museum deshalb unter<br />

anderem von Anfang an Fotografien, zunächst fokussiert<br />

auf Ereignisfotografie und Fotojournalismus. Zwischenzeitlich<br />

kamen jedoch auch<br />

Teilnachlässe und Archive<br />

von Fotografen, Bildagenturen<br />

und Postkartenverlagen<br />

hinzu. Für diesen Bildband<br />

wurden rund 600 Fotografien<br />

der letzten 150 Jahre<br />

aus dem Archiv geholt. Wie<br />

in einem privaten Fotoalbum<br />

sind darin nicht allein<br />

die großen, geschichtsträchtigen<br />

Momente und<br />

die bedeutenden politischen<br />

Ereignisse dokumentiert,<br />

auch Kaminkehrer aus<br />

Hindelang, italienische Eiscafés<br />

in Deutschland, Deutsche<br />

Auswanderer in Amerika,<br />

eine Bosnierin mit ihren<br />

Kindern in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber<br />

aus jüngerer Vergangenheit und nicht zuletzt<br />

die Aufnahme einer Schwangeren, die in den 60ern für<br />

Furore sorgte, gehören zur (deutschen) Geschichte – und<br />

zur Geschichte der Fotografie, denn auch unter dieser Prämisse<br />

kann in diesem opulenten Fotobuch geblättert<br />

werden.<br />

ISBN 978-389466-279-0


SAMMLERBÜCHER<br />

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ISBN 3-925369-40-6<br />

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Europa u. Nordamerika<br />

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Leineneinband mit Schutzumschlag,<br />

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Götz Czymmek | Helga Kessler Aurisch (Hg.)<br />

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ISBN 978-3-86646-037-9<br />

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ISBN 978-3-89790-308-1 (dt. Ausg.)<br />

ISBN 978-3-89790-304-3 (engl. Ausg.)<br />

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Im Buchhandel & beim Gemi Verlag<br />

Jörg Nimmergut<br />

Bänderkatalog<br />

Orden und Ehrenzeichen<br />

Deutschland 1800 – 1945<br />

3. Auflage 2008, Broschur klebegebunden,<br />

Format 12,5 x 19 cm, 272 Seiten, farbige Abbildungen,<br />

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ISBN 3-86646-031-7<br />

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Jugendstil<br />

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Auflage 2007, Format 21 x 28 cm, ca. 270 Seiten,<br />

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€ 39,80<br />

ISBN 978-3-86646-026-3<br />

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Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

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Tel. 07274/777473 Fax 07274/778690<br />

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ISBN 978-3-86646-023-2<br />

| Battenberg • Gietl Verlag<br />

Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Wolfgang L. Eller<br />

Biedermeier-Möbel<br />

Antiquitätenkatalog<br />

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Auflage 2007, Format 21x28 cm, durchgehend<br />

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ISBN 978-3-86646-018-8<br />

| Battenberg • Gietl Verlag<br />

Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Wilhelm Lindemann (Hg.)<br />

Anne-Barbara Knerr<br />

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100 Jahre Modeschmuck<br />

aus Idar-Oberstein<br />

192 Seiten, 23,5 x 29,5 cm, ca. 270 Farbabbildungen.<br />

Hardcover mit Schutzumschlag.<br />

Text in Deutsch und Englisch.<br />

€ 49.80 [D] | SFr 89<br />

ISBN 978-3-89790-314-2<br />

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Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Wolf-Dieter Seiwert<br />

Schmuck aus dem Orient<br />

Kostbarkeiten aus der Slg. Bir<br />

320 Seiten, 342 Farb-Abbildungen,<br />

Harcover mit Schutzumschlag<br />

€ 49,80<br />

ISBN 978-3-89790-318-0<br />

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Im Buchhandel & beim Gemi Verlag<br />

Cornelie Holzach (Hg.)<br />

Art Déco – Schmuck und<br />

Accessoires<br />

Ein neuer Stil für eine neue Welt<br />

mit Beiträgen von Christianne Weber-Stöber<br />

u. Adelheid Rasche; 160 Seiten; 23,5 x 28,5 cm;<br />

183 Objekt-Abb. in Farbe, Hardcover mit<br />

Schutzumschlag, Text in Deutsch u. Englisch<br />

€ 39,80<br />

ISBN 978-3-89790-290-9<br />

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Im Buchhandel & beim Gemi Verlag


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Carlo Burschel | Heinz Scheiffele<br />

WMF Ikora Metall<br />

Kunsthandwerk und Design der<br />

1920er bis 1960er Jahre<br />

264 Seiten, 23 x 30 cm, ca. 230 Abb. in Farbe<br />

und s/w mit Tausenden von Metallobjekten.<br />

Hardcover. Text in Deutsch und Englisch.<br />

€ 39,80<br />

ISBN 3-89790-191-9<br />

| ARNOLDSCHE<br />

Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Marc Heiremans<br />

Murano-Glas 1910–1970<br />

Thema und Variationen<br />

224 Seiten, 225 Abbildungen in Farbe und<br />

schwarz-weiß, 93 Markenabbildungen. Hardcover<br />

mit Schutzumschlag. Text in Deutsch<br />

und Englisch.<br />

€ 64,80<br />

ISBN 3-89790-163-3<br />

| ARNOLDSCHE<br />

Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Robert E. Röntgen<br />

Deutsche Porzellanmarken<br />

von 1710 bis heute<br />

völlig überarbeitete und erweiterte 4. Auflage<br />

2007, Format 17x24 cm, ca. 500 Seiten, Hardcover<br />

€ 29,90<br />

ISBN 978-3-86646-013-3<br />

| Battenberg • Gietl Verlag<br />

Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Robert E. Dechant | Filipp Goldscheider<br />

Goldscheider<br />

Firmengeschichte u. Werkverzeichnis<br />

640 Seiten, 22,5 x 31 cm, mit 548 zumeist farbigen<br />

Abb., über 4.000 Modell-Nr. u. mehr als<br />

1.600 Modellabb. in Farbe u. s/w, Hardcover m.<br />

Schutzumschlag, Text in Deutsch und Englisch<br />

€ 149,80<br />

ISBN 978-3-89790-216-9<br />

| ARNOLDSCHE<br />

Im Buchhandel und beim Gemi Verlag<br />

Horst Makus<br />

Keramik der 50er Jahre<br />

Formen, Farben und Dekore<br />

Ein Handbuch<br />

600 Seiten, ca. 700 Abbildungen in Farbe, 200<br />

in Schwarz/Weiß, 400 Signaturabbildungen,<br />

große Modellnummern-Verzeichnisse. Hardcover<br />

mit Schutzumschlag. Text in Deutsch<br />

€ 49,80<br />

ISBN 3-89790-220-6<br />

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erhältlich beim Gemi Verlag<br />

Beata Waliczek | Marek Rasala<br />

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Metallen • Band 2<br />

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Werkstätten, 152 Seiten, Hardcover<br />

€ 19,90<br />

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erhältlich beim Gemi Verlag<br />

Beata Waliczek | Marek Rasala<br />

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Besteck<br />

Band 3<br />

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Deutschland sowie aus Belgien, Dänemark,<br />

Frankreich, Italien, Niederlamde, Norwegen,<br />

Österreich, Portugal, Russland, Schweden,<br />

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alle<br />

sleen<br />

<strong>Franz</strong><br />

<strong>Hoffmann</strong>-<br />

<strong>Fallersleben</strong><br />

Oliver Gradel<br />

VATER UND SOHN<br />

Die erste Assoziation, die sich bei<br />

den meisten mit dem Namen <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong><br />

einstellt, ist vermutlich<br />

das „Deutschlandlied", während<br />

ein Maler dieses Namens selbst<br />

unter Kunstfreunden weniger geläufig<br />

sein dürfte. Die Richtung stimmt<br />

insoweit, als der Text für „Das Lied<br />

der Deutschen", wie der Titel korrekt<br />

lautet, zwar nicht vom hier in Rede<br />

stehenden Maler <strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>-<br />

<strong>Fallersleben</strong> stammt, aber vom wesentlich<br />

bekannteren Vater desselben,<br />

dem Dichter Heinrich August<br />

<strong>Hoffmann</strong> von <strong>Fallersleben</strong>. Dieser<br />

hatte es als politisch Verfolgter 1841<br />

auf Helgoland verfasst. Ursprünglich<br />

handelte es sich dabei um ein progressives<br />

oder, wie man heute sagen<br />

würde, linkes Protestlied, das von<br />

bürgerlichen Freiheiten in einem geeinten<br />

deutschen Verfassungsstaat<br />

träumte. 1922 zur Nationalhymne<br />

der Weimarer Republik erklärt, wurde<br />

es 1952 erneut als Nationalhymne<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

übernommen, wobei lediglich die<br />

dritte Strophe gesungen werden<br />

durfte, während seit der Wiedervereinigung<br />

überhaupt nur mehr die<br />

dritte Strophe Nationalhymne ist.<br />

<strong>Hoffmann</strong> von <strong>Fallersleben</strong> – wir<br />

sind noch beim Vater – war nicht nur<br />

ein oppositioneller Demokrat und<br />

politischer Dichter des deutschen<br />

Vormärz, er war Wissenschaftler,<br />

Germanist, Bibliothekar und der erfolgreichste<br />

Kinderliedautor deutscher<br />

Zunge überhaupt. Über Generationen<br />

in den Kindergärten gesungene<br />

Lieder wie Alle Vögel sind schon<br />

da, Winter ade, scheiden tut weh, Ein<br />

Männlein steht im Walde, Sum, sum<br />

Wald bei Weimar, 1884, Öl / Leinwand,<br />

45 x 61 cm. Privatbesitz / Foto: Autor<br />

Tonenburg bei Höxter, 1913, Öl / Leinwand,<br />

35 x 52,5 cm. Privatbesitz / Foto:<br />

Autor


GEMÄLDE 57<br />

Mondaufgang im Solling, Öl / Karton,<br />

38 x 27,5 cm. Das <strong>Gemälde</strong> besitzt noch<br />

den originalen Pammel-Rahmen, wie<br />

sie <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong> in der Tischlerei<br />

Pammel in Höxter spätestens ab<br />

1920 für die meisten seiner Bilder fertigen<br />

ließ. Privatbesitz / Foto: Autor<br />

Alter Postweg im Solling, 1924, Öl / Karton,<br />

47 x 63 cm. Privatbesitz/Foto: Autor<br />

sum, Bienchen sum herum, Morgen<br />

kommt der Weihnachtsmann oder<br />

Kuckuck ruft’s aus dem Wald stammen<br />

von ebendiesem <strong>Hoffmann</strong> von<br />

<strong>Fallersleben</strong> und dazu noch über 500<br />

weitere. Der Name ist übrigens kein<br />

Adelsprädikat, sondern ein Künstlername.<br />

Als er bereits große Popularität<br />

genoss, fügte er dem Familiennamen<br />

<strong>Hoffmann</strong> seinen Geburtsort<br />

<strong>Fallersleben</strong> hinzu. In jenem Städtchen<br />

nämlich, das heute ein Stadtteil<br />

von Wolfsburg ist, wurde Heinrich<br />

August <strong>Hoffmann</strong> 1798 geboren.<br />

Sein einziger Sohn, der 1855 in Weimar<br />

geborene Landschaftsmaler<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>, behielt den Namenszusatz,<br />

integrierte ihn allerdings<br />

nicht mehr mittels „von", sondern<br />

mittels Bindestrich.<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong> hat als<br />

Landschaftsmaler zwischen den<br />

1870er- und 1920er-Jahren ein um-<br />

fangreiches Werk geschaffen. Wie<br />

bei Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts<br />

üblich, finden sich darin<br />

neben Ateliergemälden eine Fülle an<br />

Freilichtstudien in Öl und Bleistift.<br />

Landschaft, Architektur und Interieurs<br />

bilden die hauptsächlichen<br />

Motive, die er sich unermüdlich auf<br />

Reisen durch weite Räume Norddeutschlands<br />

bis nach Dänemark<br />

erschloss. Besonders lagen ihm die<br />

Oldenburgischen Heide-, Moor- und<br />

Küstengebiete am Herzen und später<br />

das Weserbergland. Selten beleben<br />

Menschen oder Tiere die Darstellung.<br />

Lediglich in den 1890er-<br />

Jahren interessierte ihn das Motiv<br />

„Arbeit auf dem Lande” und hier besonders<br />

die Arbeit der Kartoffelbauern.<br />

Daher resultieren einige interessante<br />

Naturalismus-Studien, die sich<br />

mit Bildern von François Millet und<br />

Max Liebermann in Verbindung bringen<br />

lassen. <strong>Hoffmann</strong>s Werk ist vor<br />

dem Hintergrund der für die deutsche<br />

Kunstgeschichte außerordentlich<br />

bedeutenden Epochenschwelle<br />

am Übergang vom Naturalismus<br />

zum Impressionismus zu betrachten.<br />

Er war eine bekannte Größe im Berliner<br />

Kunstbetrieb des frühen 20. Jahrhunderts.<br />

Seine Bilder fand man auf


58<br />

Herbstlaub, Öl / Karton, 28 x 31 cm,<br />

Sammlung der <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Gesellschaft<br />

und des <strong>Hoffmann</strong>-<br />

Museums in Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong> /<br />

Foto: Autor<br />

Kartoffelernte in Bothfeld bei Hannover,<br />

1893, Öl / Karton, 24 x 35 cm. <strong>Hoffmann</strong>von-<strong>Fallersleben</strong>-Museum,<br />

Sammlung<br />

der <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Gesellschaft<br />

und des <strong>Hoffmann</strong>-Museums in<br />

Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong> / Foto: Autor<br />

Waldstudie, 1903, Öl / Karton, 36 x 27<br />

cm, <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Museum,<br />

Sammlung der <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Gesellschaft<br />

und des <strong>Hoffmann</strong>-Museums<br />

in Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong><br />

/ Foto: Autor<br />

Ausstellungen in Berlin, München,<br />

Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Bremen,<br />

Oldenburg, Posen, Breslau und<br />

Hannover. Noch in den 1920er-Jahren<br />

war sein Name wichtig genug, um in<br />

den Allgemeinen Konversationslexika<br />

von Brockhaus und Meyer ausführlich<br />

behandelt zu werden; erst<br />

im Brockhaus von 1954 ist er nicht<br />

mehr verzeichnet. Heute, da er in der<br />

Kunstgeschichte nur mehr eine<br />

Randerscheinung darstellt, konzentrieren<br />

sich immerhin zwei Stätten<br />

darauf, sein Werk zu bewahren, auszustellen<br />

und neuerdings auch<br />

wissenschaftlich zu erschließen: das<br />

Museum Schloss Corvey in Höxter<br />

und das <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-<br />

Museum in Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong>.<br />

CORVEY<br />

Wer heute Bilder von <strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong><br />

aufsuchen möchte, muss sich<br />

abseits der großen Städte und<br />

Kunstmuseen in die deutsche Provinz<br />

begeben, zum Beispiel ins Weserbergland.<br />

In dem Land der Schlösser,<br />

Klöster und Herrenhäuser, in<br />

dem Annette von Droste-Hülshoff<br />

und die Brüder Grimm literarische<br />

Stoffe sammelten und das auch<br />

<strong>Hoffmann</strong> als seine Heimat betrachtete,<br />

liegt das zum ostwestfälischen<br />

Höxter gehörende Museum Schloss<br />

Corvey. In der einstigen Benediktinerabtei<br />

Corvey, deren Geschichte in<br />

die Frühzeit des Christentums im<br />

Sachsenland zurückreicht, verbrachte<br />

<strong>Hoffmann</strong> seine Kindheit. Von der<br />

karolingischen Anlage aus dem<br />

9. Jahrhundert existiert noch die<br />

Doppelturmfassade der Abteikirche,<br />

das berühmte (möglicherweise bald<br />

als Weltkulturerbe figurierende) karolingische<br />

Westwerk und Wahrzeichen<br />

der Gegend. Nach Zerstörungen<br />

im 30-jährigen Krieg wurde die<br />

Abtei selbst in barocken Formen vollständig<br />

erneuert und im Laufe des<br />

19. Jahrhunderts zum Schloss für die<br />

Herzöge von Ratibor umgewandelt.<br />

Neben einer ständigen Präsentation<br />

von <strong>Gemälde</strong>n des Malers in Corvey<br />

ist <strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong> dort aktuell eine<br />

eigene Abteilung im Rahmen der<br />

diesjährigen Sommerausstellung<br />

gewidmet. Die meisten Exponate<br />

stammen aus Privatbesitz und machen<br />

auf den großen Schatz an <strong>Hoffmann</strong>-Bildern<br />

in der Region in privater<br />

Hand aufmerksam. Denn obwohl<br />

der Maler Corvey in jungen Jahren<br />

verlassen hatte, blieb er dem Ort<br />

doch aufs Engste verbunden und<br />

hatte hier nach dem Ersten Weltkrieg<br />

seine wichtigste Käuferschaft.<br />

Im Ratibor’schen Schloss besaß er<br />

ein Zweitatelier, in das er noch bis<br />

Mitte der 1920er-Jahre beinahe jährlich<br />

einzog, um von dort aus auf langen<br />

Wanderungen durch das Weserbergland<br />

seine Skizzenbücher mit<br />

frischen Natureindrücken zu füllen.<br />

Trotz der lückenhaften Überlieferung<br />

ergeben die Skizzenbücher ein<br />

aussagefähiges Itinerar speziell für<br />

die Reisen ins Weserbergland: Krukenburg,<br />

Herstelle, Karlshafen, Trendelburg,<br />

Hämelschenburg, Höxter,<br />

Tonenburg, Brenkhausen, Lütmarsen,<br />

Wildberg, Brunsberg, Lüchtringen,<br />

Solling und immer wieder Corvey<br />

sind die bevorzugten Stätten.<br />

Durch häufige Präsenz erlangte er eine<br />

so große Popularität, dass der Besitz<br />

seiner Bilder zu einem allgemeinen<br />

Desiderat in der lokalen Bevölkerung<br />

wurde. Als populärstes Motiv<br />

kristallisierten sich die Detailansichten<br />

von Schloss Corvey und dem zugehörigen<br />

Teehaus der Äbte heraus,<br />

mit denen der Name <strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong><br />

heute untrennbar<br />

verbunden ist. In der farbintensiven<br />

Auffassung kommt seine Hinwendung<br />

zur impressionistischen<br />

Hellmalerei zum Vorschein, die besonders<br />

Grün-, Orange- und Rottöne<br />

in den Vordergrund spielt. Von diesem<br />

Farbenklang gewinnen die neuen<br />

Lieblingsmotive einen ungemeinen<br />

Reiz, jene zahllosen stillen Winkel<br />

und Ecken der Schlösser und Herrensitze<br />

seiner Heimat nämlich, die<br />

damals noch allgemein üblich von<br />

rotem Wein umrankt waren.<br />

<strong>Hoffmann</strong> wurde damals zu jener


59<br />

Identifikationsfigur, die er in Höxter<br />

bis heute geblieben ist. Dass er sich<br />

hier einen Markt aufbaute, auf dem<br />

wenig Konkurrenz herrschte, erwies<br />

sich als äußerst vorteilhaft. <strong>Hoffmann</strong><br />

war nach dem Ersten Weltkrieg<br />

in Berlin, wo er seit 1888 lebte,<br />

auf die Höxteraner Käuferschaft seiner<br />

alten Heimat angewiesen. Viele<br />

der heutigen Bildbesitzer wissen zu<br />

berichten, dass ihre Eltern oder<br />

Großeltern noch selbst direkt beim<br />

Künstler gekauft haben. <strong>Hoffmann</strong>-<br />

Bilder gelangten in dieser Zeit fast<br />

ausschließlich in den eigentümlichen<br />

sogenannten Pammel-Rahmen<br />

auf den Markt, die der Maler bei der<br />

Tischlerei Pammel in Höxter in Serie<br />

fertigen und in großer Zahl sogar<br />

nach Berlin senden ließ. Der kunstvolle<br />

Jugendstil-Rahmen, der von<br />

den Künstlerrahmen <strong>Franz</strong> Stucks<br />

inspiriert sein könnte, besteht aus<br />

einer breiten, patina-vergoldeten<br />

Holzleiste, die um den Außenrand<br />

und manchmal auch am Innenrand<br />

mit einer floral gewellten Profilleiste<br />

versehen ist. Noch heute begegnen<br />

uns erfreulich viele Bilder in dieser<br />

originalen Rahmung. In der permanenten<br />

Präsentation im Corveyer<br />

Museum findet der Besucher ausschließlich<br />

jene großen, in kräftigen<br />

Farben gehaltenen Corvey-Motive<br />

aus dem Spätwerk des Künstlers in<br />

prächtigen Pammel-Rahmen. Wer<br />

seinen Eindruck vervollständigen<br />

will, muss die rund 160 Kilometer<br />

entfernte Sammlung in <strong>Fallersleben</strong><br />

hinzuziehen, die eine ausgezeichnete<br />

und notwendige Ergänzung darstellt.<br />

FALLERSLEBEN<br />

Der zweite große öffentliche Bestand<br />

befindet sich in Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong><br />

im <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Museum,<br />

das in einem Renaissance-Schloss<br />

der braunschweigischen<br />

Herzöge reizvoll untergebracht<br />

ist. Das Museum und die<br />

<strong>Hoffmann</strong> - von - Fallerlsleben - Gesellschaft<br />

widmen sich zwar in erster<br />

Schloss Tatenhausen bei Halle in Westfalen, 1914, Öl / Holz 41 x 30 cm. Privatbesitz /<br />

Foto: Autor<br />

Brenkhäuser Warte bei Höxter, Öl / Karton, 52 x 62 cm. Privatbesitz / Foto: Autor


60<br />

GEMÄLDE<br />

Parktor in Corvey mit Durchblick über<br />

die Weser auf Lüchtringen, 1911, Öl /<br />

Leinwand auf Karton, 53 x 35 cm. Privatbesitz<br />

/ Foto: Autor<br />

Geöffnetes Fenster in Corvey mit Spiegelung<br />

der Schlossanlage, Öl / Leinwand,<br />

80 x 100 cm. Privatbesitz / Foto:<br />

Autor<br />

Linie dem Dichter <strong>Hoffmann</strong> von <strong>Fallersleben</strong>,<br />

beziehen jedoch den Maler-Sohn<br />

mit ein. Ihm ist ein eigener<br />

Raum mit einer repräsentativen Auswahl<br />

seiner Werke in Museumsbesitz<br />

gewidmet. Das Museum verfügt<br />

über den Hauptteil des überwiegend<br />

aus Naturstudien bestehenden<br />

künstlerischen Nachlasses. Die rund<br />

450 Ölbilder und 30 Skizzenbücher<br />

sind 1960 als geschlossenes Konvolut<br />

direkt aus dem Besitz der Nachfahren<br />

des Malers erworben worden.<br />

Die Ölstudien und Bleistiftskizzen, zu<br />

denen eine Vielzahl flüchtig bemalter<br />

Holzkärtchen gehört, waren nicht<br />

zum Verkauf und in der Regel auch<br />

nicht zur Ausstellung bestimmt. Sie<br />

dienten dem Künstler gewissermaßen<br />

als Fingerübung in unmittelbarer<br />

Auseinandersetzung mit der Natur<br />

mit direkter Rückkontrolle vor<br />

dem Motiv. Sie bilden seine große<br />

Schule des Sehens. Einst in Mappen<br />

verwahrt und im Atelier bei Bedarf<br />

konsultiert, gewähren sie uns heute<br />

einen unverstellten Einblick in die<br />

künstlerische Praxis des Malers,<br />

seine Arbeitsweise und Landschaftsauffassung.<br />

In <strong>Fallersleben</strong> findet<br />

sich eine repräsentative Auswahl<br />

davon in einem eigenen Studiensaal<br />

versammelt.<br />

<strong>Hoffmann</strong> war außerordentlich reisefreudig<br />

und erschloss sich auf<br />

zahlreichen Reisen und Studienexkursionen<br />

weite Teile Norddeutschlands<br />

von den Mittelgebirgen über<br />

Thüringen bis zum Riesengebirge<br />

und über die Nord- und Ostseegebiete<br />

hinauf nach Dänemark. Die Studien<br />

aus dem Nachlass sind großenteils<br />

mithilfe eines alten Siglensystems<br />

in topografische Gruppen gegliedert.<br />

Topografische Gruppen sind<br />

etwa Ahrensburg, Augustenburg,<br />

Bothfeld, Bornholm, Holstein, Neuenburg,<br />

Oldenburg, Rhön, Corvey,<br />

Riesengebirge und Weimar. Es sind<br />

die Orte, an denen sich der Maler<br />

vorzugsweise zu Studienzwecken<br />

aufhielt. Im Bild wiedergegebene<br />

Motive sind Bäume und Vegetationsdetails,<br />

Waldwege, Ufer und Schilf,<br />

Strand-, Brandungs- und Felsküstenbilder,<br />

Deiche, Felder, Koben, Moorkaten,<br />

Oldenburgische Bauernhäuser,<br />

Kartoffeläcker, Ernte und arbeitende<br />

Bauern, Schlösser, Kirchen, Warttürme<br />

im Kreis Höxter, dazu weitsichtige<br />

Landschafts-, Horizont- und Himmelsstudien.<br />

Die große Fülle an Material<br />

zeigt den Künstler als unermüdlich<br />

umherreisenden Plein-air-<br />

Maler, der wie besessen Naturdetails,<br />

Stimmungen und Impressionen<br />

auf Holz- und Papptäfelchen sammelte.<br />

Es kann als sicher angenommen<br />

werden, dass er in der Natur<br />

vereinzelt auch Verkaufs- und Ausstellungswerke<br />

fertig malte, wie es<br />

bei den fortschrittlichen Malern der<br />

Weimarer Schule bereits seit den<br />

1870er-Jahren immer mehr in Verbreitung<br />

kam. Außerdem schuf <strong>Hoffmann</strong><br />

im Atelier <strong>Gemälde</strong>, die ihrem<br />

Charakter und ihrer Herstellung<br />

nach kaum von einer Freilichtstudie<br />

zu unterscheiden sind, weil in ihnen<br />

das Skizzenhafte und der infinito-<br />

Eindruck bewusst eingesetzt sind. So<br />

arbeitete <strong>Hoffmann</strong> selten und nur<br />

in großen Formaten auf Leinwand,<br />

während er sonst eine Prima-Malerei<br />

auf ungrundierter Holztafel bevorzugte,<br />

bei der der Holzgrund an vielen<br />

Stellen durchscheint. Die hier zu<br />

beobachtende Auflösung der in der<br />

Vergangenheit üblichen Trennung<br />

von Ölstudie und Atelierbild folgt<br />

einer Tendenz der Moderne.<br />

DÜSSELDORF UND WEIMAR<br />

1860, im Alter von fünf Jahren, kam<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong> mit seinen Eltern<br />

nach Corvey, wo sein 62-jähriger<br />

Vater eine Anstellung als Bibliothekar<br />

beim Herzog von Ratibor erhalten<br />

hatte und nach einem rastlosen<br />

Leben endlich Ruhe fand. Die Familie<br />

bezog eine Wohnung im Schloss, und<br />

<strong>Franz</strong> verlebte trotz des frühen Tods<br />

der Mutter in herrlicher Natur eine<br />

glückliche Kindheit. Das reizvolle<br />

Wesertal, die Höhenzüge der Höxter’schen<br />

Hausberge und des Solling<br />

sowie die Fachwerkstadt Höxter mit


GEMÄLDE 61<br />

zahlreichen Bauten der Weserrenaissance<br />

boten den zauberhaften Rahmen<br />

für ein unbeschwertes Heranwachsen.<br />

Allerdings war er zum<br />

Leidwesen des Vaters ein schlechter<br />

Schüler, dessen früh hervortretende<br />

Leidenschaft fürs Zeichnen und Malen<br />

die einzige Erfolg versprechende<br />

Berufsperspektive wies.<br />

1873 meldete ihn sein Vater auf der<br />

Kunstakademie in Düsseldorf an, die<br />

<strong>Franz</strong> allerdings vorerst enttäuscht<br />

im Januar 1874 wieder verließ, um<br />

das Studium an der progressiven<br />

Weimarer Kunstschule fortzusetzen.<br />

Kunsthistorisch ist es eine bedeutende<br />

Epoche des Um- und Aufbruchs,<br />

in die <strong>Hoffmann</strong> hineingeriet. Die<br />

Landschaftsmalerei war die führende<br />

Bildgattung auf dem Weg der<br />

Kunst in die Moderne. Neue Sichtund<br />

Arbeitsweisen des Malers verschafften<br />

sich hier zuerst Geltung. In<br />

Weimar und Düsseldorf hießen die<br />

dafür maßgeblichen Protagonisten<br />

Theodor Hagen (1842-1919) respektive<br />

Eugen Dücker, in deren Umfeld<br />

sich neuartige Landschaftsschulen<br />

herausbildeten, die als Weimarer<br />

Schule und als Dücker-Schule wichtige<br />

Impulse beim Übergang der Malerei<br />

in die Moderne und schließlich<br />

in den deutschen Impressionismus<br />

setzten. <strong>Hoffmann</strong> war in diese Entwicklung<br />

als Malschüler und als junger<br />

freier Künstler unmittelbar involviert<br />

und erfuhr in diesem Umfeld<br />

seine Prägung als Landschaftsmaler.<br />

Nach der kurzen Düsseldorfer Stippvisite<br />

studierte er 1874 bis 1879 an<br />

der Weimarer Kunstschule in der<br />

Klasse von Theodor Hagen Landschaftsmalerei.<br />

Bei einem zweiten<br />

Aufenthalt in Düsseldorf 1879 bis<br />

1881 schloss er sich als nunmehr fertiger<br />

Künstler dem Kreis um Eugen<br />

Dücker an, begab sich aber nach einer<br />

Romreise 1881/82 erneut für einige<br />

Jahre nach Weimar.<br />

Theodor Hagen zählte <strong>Hoffmann</strong><br />

1883 rückblickend zu seinen wichtigsten<br />

Schülern. 1871 war Hagen, der<br />

selbst ehemals Schüler von Oswald<br />

Achenbach war, aus Düsseldorf nach<br />

Moorkate im Oldenburgischen, 1902, Öl<br />

/ Holz, 30,5 x 41 cm. Privatbesitz / Foto:<br />

Autor<br />

Weimar berufen worden. Dort öffnete<br />

er sich der Malweise der französischen<br />

Barbizonschule und dem Impressionismus<br />

und machte die Weimarer<br />

Kunstschule zu einem Hort<br />

fortschrittlicher Gesinnung. Als Lehrer<br />

gewährte er seinen Schülern große<br />

Freiheit und versuchte, sie so weit<br />

wie möglich bei der Entfaltung ihrer<br />

eigenen Anlagen zu fördern. Seine<br />

Lehrmeinung war getragen von der<br />

Überzeugung, dass sich Schüler auf<br />

Grundlage eigener intensiver Naturanschauung<br />

zu selbstständigen Individualitäten<br />

entfalten sollten. Bei<br />

ihm galt es als gutes Zeichen, wenn<br />

er sich möglichst wenig um einen<br />

Schüler kümmerte. In der neueren<br />

Forschung wird Theodor Hagen als<br />

Spiritus Rector der Weimarer Malerschule<br />

herausgestellt, einer Schule,<br />

die nicht auf einer autoritären Lehrer-Schüler-Beziehung<br />

beruhte, sondern<br />

als Kreis freundschaftlich verbundener<br />

Künstler bestand, die sich<br />

vor allem untereinander anregten<br />

und dabei die für Weimar charakteristische<br />

Wirklichkeitsmalerei entwickelten.<br />

Die neue Landschaftsauffassung äußerte<br />

sich in einer spezifischen Bildästhetik,<br />

die charakterisiert war<br />

durch eine Reduktion der Bildmotive<br />

unter Hinwendung auf unspektakuläre<br />

Randerscheinungen der Landschaft,<br />

Vereinfachung der Farbpalette<br />

in Richtung einer zumeist braungrauen<br />

Gesamttonigkeit, Verzicht<br />

auf besondere Beleuchtungseffekte,<br />

Vorliebe für Beleuchtung bei bedecktem<br />

Himmel und Hinwendung zum<br />

heimatlichen Motiv. Hagen ermunterte<br />

seine Schüler, in den Sommerferien<br />

in ihre Heimatorte zu fahren<br />

und dort die heimatliche Landschaft<br />

vor der Haustür zu skizzieren. Ebenso<br />

wichtig wie sein Lehrer, der seine<br />

Schüler ohnehin wenig lenkte, war<br />

jedoch die langjährige Freundschaft<br />

mit dem sechs Jahre älteren Karl<br />

Buchholz (1849-1889). Buchholz hat<br />

sich als Maler fast ausschließlich auf<br />

die Umgebung Weimars konzentriert<br />

und reiste kaum. 1867 war er<br />

in die Kunstschule eingetreten und<br />

wurde 1871 Schüler von Theodor


Nordseestrand, 1878, Öl / Papier / Karton,<br />

15,3 x 22,4 cm. Sammlung der <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Ges.<br />

und des<br />

<strong>Hoffmann</strong>-Museums in Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong><br />

/ Foto: Autor<br />

Nordseeküste mit Fischerbooten, Öl /<br />

Papier / Karton, 14,8 x 21,5 cm. Sammlung<br />

der <strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-<br />

Gesellschaft und des <strong>Hoffmann</strong>-Museums<br />

in Wolfsburg-<strong>Fallersleben</strong> / Foto:<br />

Autor<br />

Ortschaft auf Bornholm, Öl / Leinwand<br />

/ Karton, 29 x 37 cm. Sammlung der<br />

<strong>Hoffmann</strong>-von-<strong>Fallersleben</strong>-Ges. und<br />

des <strong>Hoffmann</strong>-Museums in Wolfsburg-<br />

<strong>Fallersleben</strong> / Foto: Autor<br />

Hagen. Seine Bilder galten dem einfachen,<br />

unspektakulären, bisweilen<br />

eintönigen, ja tristen Motiv. Selbst<br />

großformatige <strong>Gemälde</strong> zeigen oft<br />

nicht mehr als naturalistische Waldeinschnitte<br />

im Spätherbst oder Winter,<br />

die verschiedenen Baumarten<br />

des Mischwalds in exakter botanischer<br />

Charakterisierung, den mit<br />

Herbstlaub bedeckten Waldboden,<br />

teilweise kahle, dunkle Äste vor lichtem<br />

Himmel und, ein Grundmotiv<br />

des Malers, Krähen in der Luft und in<br />

den Ästen.<br />

Buchholz war ein in sich gekehrter,<br />

melancholischer Mensch. Der einzige<br />

Künstler, mit dem er enge Freundschaft<br />

knüpfte, war <strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong>-<br />

<strong>Fallersleben</strong>. Über viele Jahre wanderten<br />

die beiden tagtäglich gemeinsam<br />

in die Umgebung Weimars<br />

und zeichneten und malten. Der etwas<br />

ältere Buchholz war zweifellos<br />

erfahrener und übte großen Einfluss<br />

auf <strong>Hoffmann</strong> aus. <strong>Hoffmann</strong> war<br />

anfangs erstaunt über die unglaubliche<br />

Geschwindigkeit, mit der Buchholz<br />

in der Natur skizzierte. Es entstanden<br />

dabei vor der Natur nicht<br />

nur Studien als Vorlagen für spätere<br />

<strong>Gemälde</strong>, sondern sogar fertige, ausstellungsfähige<br />

Werke im Sinne des<br />

Künstlers, was <strong>Hoffmann</strong> mit staunendem<br />

Respekt zur Kenntnis nahm.<br />

Dem sonst sehr introvertierten<br />

Buchholz war die Verbindung zu<br />

<strong>Hoffmann</strong> persönlich-menschlich<br />

sehr wichtig. Ob zwischen dem Fortzug<br />

<strong>Hoffmann</strong>s aus Weimar 1888<br />

und dem Selbstmord Buchholz’ im<br />

Jahr darauf ein Zusammenhang bestand,<br />

muss jedoch offen bleiben.<br />

Jedenfalls setzte sich <strong>Hoffmann</strong> sehr<br />

für die posthume Anerkennung des<br />

Freundes ein, so als er mehrere Bilder<br />

von ihm auf der großen Jahrhundertausstellung<br />

1906 in Berlin zeigte,<br />

an deren Vorbereitung er beteiligt<br />

war. Heutzutage ist Buchholz der<br />

weitaus bekanntere Maler der beiden.<br />

Seine Stellung in der Kunstgeschichte<br />

wird höher eingeschätzt als<br />

diejenige <strong>Hoffmann</strong>s, entsprechend<br />

gefragter und teurer sind seine Ge-<br />

mälde im Handel. Aus der Weimarer<br />

Zeit bis zum Jahr 1888 sind nur wenige<br />

Bilder von <strong>Franz</strong> <strong>Hoffmann</strong> bekannt.<br />

Ein <strong>Gemälde</strong> aus dem Jahr<br />

1884 kann als typisches Werk dieser<br />

frühen Periode angesehen werden.<br />

In Motiv, Bildanlage und Farbwahl<br />

entspricht es zahlreichen ähnlichen<br />

Arbeiten von Buchholz der 70er- und<br />

80er-Jahre. Es handelt sich um nichts<br />

weiter als die schlichte Bestandsaufnahme<br />

einer Waldschneise im trüben<br />

Licht des Spätherbstes, die als<br />

unmittelbare Umsetzung einer Naturstudie<br />

angesehen werden kann.<br />

Allein zwei kaum sichtbare Rehe bilden<br />

ein belebendes Akzidenz.<br />

BERLIN UND OLDENBURG<br />

<strong>Hoffmann</strong> kehrte Weimar 1888 den<br />

Rücken und zog mit seiner Familie<br />

nach Berlin, wo er für den Rest des<br />

Lebens ansässig blieb. Von dort aus<br />

stand er in enger Verbindung mit<br />

dem Großherzogtum Oldenburg und<br />

der dortigen Künstlerschaft. Die<br />

Moor-, Geest- und Deichlandschaften<br />

Nordwestdeutschlands zwischen<br />

Weser und Ems lagen ihm in<br />

der Tat besonders am Herzen. Seit<br />

den 1870er-Jahren reiste er regelmäßig<br />

zu Studienzwecken dorthin, 1877<br />

war er erstmals auf einer Ausstellung<br />

des Oldenburger Kunstvereins<br />

vertreten. Zahlreich sind seine Motive<br />

aus Heide und Moor mit Großsteingräbern<br />

oder Bauernkaten, aus<br />

dem Neuenburger Urwald und von<br />

der Nordseeküste. Um 1900 existierte<br />

in der Region eine starke Heimatschutzbewegung,<br />

für die sich <strong>Hoffmann</strong><br />

ebenfalls einsetzte. Sie hatte<br />

sich in Zeiten von Industrialisierung<br />

und Landschaftszerstörung, speziell<br />

in den Mooren, Erhalt und Pflege<br />

überlieferter Landschafts- und Siedlungsbilder<br />

zur Aufgabe gesetzt. Die<br />

Stärkung des Bewusstseins der Bevölkerung<br />

dafür sollte auch durch<br />

gezielte Förderung einer Heimatmalerei<br />

erreicht werden. <strong>Hoffmann</strong><br />

spielte dabei als Zugereister neben<br />

örtlichen Malern wie Gerhard Baken-


GEMÄLDE 63<br />

Heiliger Born, 1907, Öl / Leinwand, 110 x<br />

161 cm. Privatbesitz / Foto: Auktionshaus<br />

Neumeister München<br />

hus, Bernhard Winter und Paul Müller-Kaempff<br />

eine zentrale Rolle. Dafür<br />

zeichnete ihn der Großherzog<br />

von Oldenburg 1903 mit dem Professorentitel<br />

aus.<br />

Sein volkskundliches Interesse und<br />

denkmalpflegerisches Engagement<br />

äußerte sich auf verschiedene Weise.<br />

1908 wurde auf seine Initiative der<br />

„Verein zur Erhaltung eines niedersächsischen<br />

Hauses in Neuenburg"<br />

gegründet. Selbst stiftete <strong>Hoffmann</strong><br />

mehrere <strong>Gemälde</strong>, mit deren Verkaufserlös<br />

das Vorhaben finanziert<br />

werden sollte. Ein Aufruf 1909 an<br />

weitere Künstler durch den Oldenburger<br />

Künstlerbund, dem Vorbild zu<br />

folgen, führte zur ersten musealen<br />

Nutzung eines Bauernhauses im<br />

Oldenburger Land. Das Freilichtmuseum<br />

Neuenburger Rauchkate existiert<br />

noch heute. 1915 hielt <strong>Hoffmann</strong><br />

auf der Konferenz für Naturdenkmalpflege<br />

in Berlin einen Vortrag<br />

über den Schutz der Moorgebiete<br />

in Nordwestdeutschland aus<br />

künstlerischer Sicht. Er beschrieb darin<br />

die naturräumlichen und volkskundlichen<br />

Eigenheiten des Moores<br />

als unwiederbringliches Motivgut<br />

für die Malerei. Dabei stellte er die<br />

ungemeine Vielfalt der Landschaft<br />

heraus, die dem oberflächlichen<br />

Betrachter karg und trist erscheinen<br />

mochte: „Weder Baum noch Strauch<br />

unterbricht die großartige, waagerechte<br />

Linie, die den Horizont in<br />

blauen Weiten abschließt. So wenig<br />

abwechslungsvoll diese Fläche aussieht,<br />

so sehr ist sie es doch, wenn<br />

man sie durchwandert. Bald erscheinen<br />

Bäche, braungoldenes Wasser in<br />

den kostbarsten Schattierungen mit<br />

sich führend, bald säumen den Weg<br />

tief verwachsene Gräben ein, in die<br />

von oben das Heidekraut, violett und<br />

in allen Abstufungen des Rot blühend,<br />

herabhängt. Dann wieder<br />

sieht man schwarze Torfgräben mit<br />

der eigentümlichen Spiegelung, wie<br />

sie nur das scheinbar ölige Moorwasser<br />

hervorbringt. Eingebettet in<br />

flache Ufer, so dass man sie nicht<br />

eher gewahr wird, als bis man unmittelbar<br />

davor steht, sind die Glanzpunkte<br />

des Moores, die oft einen<br />

bedeutenden Umfang zeigenden<br />

‚Meere’, Seen, auf denen eine interessante<br />

Vogelwelt zu Hause ist." Mit<br />

dichterischer Einfühlung zeichnet er<br />

das Bild einer elegischen Landschaft,<br />

die das deutsche Gegenstück zu der<br />

viel besungenen Römischen Campagna<br />

darstellt.<br />

„SPRECHENDE STEINE"<br />

Neben intimen, von der unmittelbaren<br />

Naturstudie abgeleiteten <strong>Gemälde</strong>n<br />

stehen historische Bedeutungs-<br />

und Erinnerungslandschaften.<br />

Sie bilden die zweite Säule in<br />

<strong>Hoffmann</strong>s Landschaftsauffassung<br />

und zeigen ihn als Maler des wilhelminischen<br />

Kunstbetriebs. Heutzutage<br />

geraten die Bilder etwas aus dem<br />

Blick, wirken sie doch mit antiquierten<br />

Titeln wie Hünengrab, Vor dem<br />

Waldkirchhof, Nach der Sturmflut,<br />

Altdeutscher Opferhain, Ruinen der<br />

Salomonsquellen oder Heiliger Born<br />

leicht befremdlich. In einigen ist in<br />

der Tat etwas zuviel altgermanisches<br />

Raunen und frühchristliches Erwachen<br />

am Werke. Damals erreichte er<br />

damit jedoch ein großes Publikum<br />

und Aufmerksamkeit in der Kunstpresse.<br />

Als Idealform galt ihm dafür<br />

das mehrteilige Bild. Vom Triptychon,<br />

der religiös abgeleiteten, bedeutungsschwersten<br />

Bildanlage, die der<br />

abendländischen Kunst zur Verfügung<br />

steht, über das Polyptychon bis<br />

zum Zyklus nutzte er das Spektrum,<br />

um Bedeutung und Inhalt zu transportieren.<br />

Während das Einzelgemälde<br />

sich auch hier noch durch Naturnähe<br />

auszeichnet, wird der über die<br />

bloße Anschauung hinausweisende<br />

Bedeutungsgehalt mit der Präsentation<br />

im Triptychon oder im Zyklus bekräftigt.<br />

Nach diesem Muster entstand<br />

beispielsweise das derzeit<br />

nicht nachweisbare fünfteilige „Saxa<br />

loquuntur" in altarähnlichem Künstlerrahmen.<br />

„Steine sprechen", wie<br />

die Übersetzung lautet, bezieht sich<br />

auf den historischen Quellenwert<br />

von Steinmalen aus frühgeschichtlichen,<br />

antiken und christlichen Epochen.<br />

Als Bildmotiv können sie in<br />

Form von Großsteingräbern, römischen<br />

Ruinen und alten christlichen<br />

Gemäuern auftreten.<br />

Sprechende Steine sind das Mittel,<br />

mit dem <strong>Hoffmann</strong> ein Landschaftsbild<br />

zur Historischen Landschaft aufwertet.<br />

In einem menschenleeren<br />

Landschaftsraum werden sie zu den<br />

Helden des Bildes. <strong>Hoffmann</strong> hat


64<br />

GEMÄLDE<br />

Germanischer Opfertisch bei Osnabrück,<br />

1915 (aus dem Zyklus „Aus<br />

Deutschlands Vorzeit"), Kohle und Deckweiß<br />

/ Papier, 76 x 112 cm. Museum<br />

Schloss Corvey / Foto: Autor<br />

damit eine eigene Darstellungsform<br />

für die Historische Landschaft entwickelt.<br />

Das Hauptwerk dieser Richtung<br />

ist der Zyklus „Aus Deutschlands<br />

Vorzeit", der ursprünglich aus<br />

21 großen Kohlezeichnungen bestand,<br />

von denen derzeit 18 nachweisbar<br />

sind. Er bildet die Quintessenz<br />

seiner jahrzehntelangen Bestrebungen<br />

auf dem Gebiet der Historischen<br />

Landschaft und war vermutlich<br />

sogar zur Ausführung als<br />

Wandfresko in einem öffentlichen<br />

Gebäude, vielleicht einem Museum<br />

oder einer Ruhmeshalle, intendiert.<br />

Die ursprünglich 21 Bilder waren in<br />

drei Gruppen gegliedert und jeweils<br />

der germanischen, römischen und<br />

christlichen Epoche gewidmet. Sie<br />

zeigen germanische Stätten, überwiegend<br />

Großsteinanlagen, römische<br />

Relikte z. B. in Trier und Zeugnisse<br />

des christlichen Zeitalters und<br />

der Zeit Karls des Großen, beginnend<br />

mit einer Ansicht von Corvey, mit<br />

dem Kreuz von Dreizehnlinden endend.<br />

Lebende Wesen kommen nicht<br />

vor. In dieser reinen Form der Historischen<br />

Landschaft ist das Prinzip der<br />

sprechenden Steine (inbegriffen alte<br />

Bauwerke und sonstige Relikte) als<br />

alleiniger Träger der Aussage vollkommen<br />

verwirklicht.<br />

<strong>Hoffmann</strong> hat sich sein Leben lang<br />

mit der Erschließung der Landschaft<br />

als Geschichtsquelle beschäftigt. Auf<br />

zahlreichen Reisen von der Schweiz<br />

bis nach Dänemark besuchte er zu<br />

dem Zweck archäologische Stätten,<br />

zeichnete sie in Skizzen auf und erforschte<br />

ihre Geschichte. Anregung<br />

dazu erhielt er durch seinen frühen<br />

Weimarer Mentor außerhalb der<br />

Akademie Friedrich Preller d. Ä.<br />

(1804-1878) und dessen berühmten<br />

Odyssee-Zyklus. Preller war ein<br />

Hauptvertreter der Historischen<br />

Landschaft in der deutschen Malerei.<br />

Sein 16-teiliges Monumentalwerk<br />

Odyssee wurde in den 1860er-Jahren<br />

in der eigens dafür angelegten Preller-Galerie<br />

des Museums Weimar<br />

angebracht, wo es sich auch heute<br />

befinden. Bereits 1854/56 hatte er die<br />

16 Darstellungen als Kohlezeichnungen<br />

vorbereitet und war dann vom<br />

Großherzog von Weimar mit der<br />

Ausführung als Wandbildzyklus beauftragt<br />

worden. <strong>Hoffmann</strong> vollendete<br />

den Zyklus „Aus Deutschlands<br />

Vorzeit" 1915 nach langjährigen Vorarbeiten<br />

in einer großen Kraftanstrengung.<br />

Es ist das Jahr überschwänglicher<br />

Kriegsbegeisterung<br />

und nationalistischer Hochstimmung<br />

im Kaiserreich, von der der<br />

Künstler offenbar auch Auftrieb für<br />

sein „vaterländisches" Werk erwartete.<br />

Bereits Preller hatte das Medium<br />

der Kohlezeichnung verwendet, was<br />

an dieser Stelle die Vermutung nahe<br />

legt, dass <strong>Hoffmann</strong> ebenfalls darauf<br />

hoffte, mit der Übertragung als<br />

Wandfresko für einen öffentlichen<br />

Ort beauftragt zu werden. Die Hoffnung<br />

erfüllte sich allerdings nicht,<br />

denn dazu hätte es eines fürstlichen<br />

Auftraggebers bedurft, der sich nicht<br />

einstellte. Einzelne Motive daraus<br />

hat er jedoch vorher und nachher<br />

auch in Ölgemälden verarbeitet.<br />

KUNSTMARKT<br />

Bilder von <strong>Hoffmann</strong>-<strong>Fallersleben</strong><br />

tauchen immer wieder im Auktionshandel<br />

auf. Ölstudien mittleren Formats<br />

werden meist im dreistelligen<br />

Euro-Bereich geschätzt und selten<br />

über 1000 Euro verkauft. Besonders<br />

gefragt sind helle Strand- und Dünenbilder.<br />

In etwa das gleiche Preisniveau<br />

besitzen Aquarelle. Größere<br />

und im Farbklang besonders ansprechende<br />

<strong>Gemälde</strong> oder solche mit<br />

allerdings äußerst seltenen Figurengruppen<br />

verzeichnen höhere Zuschläge<br />

von 1500 bis 3000 Euro.<br />

Schwierig sind in gedeckten Farben<br />

gehaltene Bilder mit altgermanischen<br />

Motiven (Großsteingräber)<br />

oder christlichen Symbolen (Dreizehnlinden),<br />

die überwiegend nicht<br />

dem heutigen dekorativen Kunstgeschmack<br />

entsprechen. Radierungen,<br />

die <strong>Hoffmann</strong> bis gegen 1900 ebenfalls<br />

fertigte und die fast alle aus<br />

Jahresmappen des Weimarer Radiervereins<br />

und des Berliner Vereins für<br />

Originalradierung stammen, erzielen<br />

Auktionszuschläge um 50 Euro.<br />

INFO<br />

Ausstellung „Künstler im Weserbergland<br />

und die Düsseldorfer Malerschule",<br />

Schloss Corvey in Höxter, bis<br />

1. November 2010, mit Katalog


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Design<br />

Herbert Hirche<br />

Zsolnay<br />

<strong>Gemälde</strong><br />

Jugendstil<br />

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September 2010 · B 1309 | € 5,90<br />

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66<br />

AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE<br />

Abb. v. li. n. re.: Patriz Huber, Kollier, Entwurf 1901/02, Ausführung Schmuckwarenfabrik Theodor Fahrner Pforzheim, ungem., 935er-Silber<br />

geprüft, rs. Gravur „Dieu vous garde!” (Gott schütze Dich) (Limit 1.200 Euro). Bernhard Löffler, Medaillon, Entwurf um 1907-1909, Ausführung<br />

Wiener Werkstätte, gest. Dianakopf mit A, Rosenmarke, Schriftzug Wiener Werkstätte,WW sowie Monogramme von Josef <strong>Hoffmann</strong><br />

und Berthold Löffler (Limit 1.900 Euro). Patriz Huber, Brosche, Entwurf 1901/02, Ausführung Schmuckwarenfabrik Theodor Fahrner<br />

Pforzheim, Silber gest. TF 935 deposé, Künstlersignet (Limit 1.800 Euro). Mehlis, Plauen, 26.-28.08.2010<br />

Tipps für Kurzentschlossene I<br />

Wer ist die Schönste<br />

im ganzen Land?<br />

Mehlis, Plauen<br />

Diesmal schon am Donnerstagabend, den 26. August, beginnt<br />

die große Sommerauktion von Mehlis, die bis zum 28. August<br />

geht. Um bei dem umfangreichen Angebot die Übersicht zu<br />

bewahren, präsentiert man in Plauen selbiges erstmals in drei<br />

Kategorien gebündelt: In der Abendauktion stehen exquisite<br />

Schmuckstücke des Jugendstil und Art déco im Mittelpunkt.<br />

Zahlreiche Entdeckungen kann man am darauffolgenden Vormittag<br />

unter den rund 1.300 antiquarischen Gegenständen in<br />

der Ohne-Limit-Auktion machen, um dann am Samstag perfekt<br />

auf die rund 1.600 Objekte in der 59. Auktion Jugendstil, Kunst<br />

und Antiquitäten eingestimmt zu sein. Wer die Schönste unter<br />

den Damen des Olymp sei, hatte der Jüngling Paris zu entscheiden,<br />

dessen Geschichte auf einem großen Elfenbeinhumpen<br />

dargestellt ist. Bekrönt von Herkules, der mit einem Löwen<br />

kämpft, wird er am Samstag zum Limit von 12.000 Euro angeboten.<br />

Mindestens 3.000 Euro sollte man für eine silberne<br />

Tischglocke der Wiener Werkstätte, entworfen von Josef <strong>Hoffmann</strong>,<br />

einplanen. Schöne WW-Schmuckstücke findet man<br />

auch im Evening Sale, daneben Einzelstücke des Deutschen<br />

Werkbundes und aus Burg Giebichenstein. Nicht unerwähnt<br />

bleiben sollen die seltenen Entwürfe von Patriz Huber: eine<br />

emaillierte Silberbrosche mit Achatbesatz gibt es für mindestens<br />

1.800 Euro, ein äußerst dekoratives Kollier des Jugendstilkünstlers<br />

für 1.200 Euro.<br />

Tipps für Kurzentschlossene II<br />

Kunsthistorische<br />

Lehrsammlung<br />

Henry’s, Mutterstadt<br />

Was zusammen kommt, wenn Kunsthistoriker ihrer Sammelleidenschaft<br />

nachgehen, das darf am 27. August in Mutterstadt<br />

entdeckt werden. Man könnte bei dieser Offerte<br />

geradezu von einer Lehrsammlung sprechen, angelegt von<br />

einer Kunsthistorikerin. Was die Sammlung zusammenhält,<br />

ist die hohe Qualität der Objekte, seien es Keramiken aus<br />

Frankreich, die den Schwerpunkt bilden, Kunstvolles aus<br />

dem Wiener Werkstätte-Umkreis oder Einzelstücke von<br />

Hagenauer. Die Malerei stammt vor allem aus Wien der Zeit<br />

um 1880 bis 1910, zahlreich sind auch <strong>Gemälde</strong> der Münchner<br />

Schule, die zwischen 1890 und 1920 entstanden sind.<br />

TELEFON | 06234/8011101<br />

INTERNET | www.henrys.de<br />

Hagenauer, Wien, 1935 (Limit 1.200 Euro).<br />

Henry’s, Mutterstadt, 27.08.2010<br />

TELEFON | 03741/221005<br />

INTERNET | www.auktionshaus-mehlis.de


AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE 67<br />

Sternenschmuck<br />

Nagel, Stuttgart<br />

Er war der Vorläufer der Tapete, verschönert Böden, Wände<br />

und Sitzgelegenheiten: der orientalische Teppich, handgemacht<br />

und bedeutungsvoll gemustert. Um diesen dreht sich<br />

fast alles am 7. September bei Nagel. Dazu werden in der<br />

Spezialauktion <strong>Sammler</strong>teppiche & Ethnologica Tapisserien<br />

und altägyptische Kunst angeboten. Zu ersteren zählt ein<br />

flämischer Wandteppich des 17. Jahrhunderts mit charakteristischem<br />

Jagdmotiv (Schätzpreis 15.000 Euro), alle weiteren<br />

zeigen hauptsächlich von der Antike inspirierte Bildmotive.<br />

Als besonders begehrtes <strong>Sammler</strong>stück fällt ein Stern-Kasak<br />

der Zeit um 1870 auf, der mit mehrstrahligen Sternen in<br />

Blau, Oktogonen in Rot und ornamentbelegten roten und<br />

grünen Farbflächen gestaltet ist (20.000 Euro). Viel günstiger<br />

geschätzt sind schöne Stücke aus einer anderen süddeutschen<br />

Privatsammlung: eine osmanische Goldfaden-<br />

Stickereien mit Tughra (Namenszug des osmanischen Sultans),<br />

Blüten- und Vogelmotiven, ein Appliqué-Textil aus<br />

Ägypten mit Inschriftenband sowie zentralasiatische Flachgewebe<br />

haben Taxen bis 500 Euro. Ein feiner Isfahan wurde<br />

um 1930 als klassischer Medaillonteppich auf Seide geknüpft<br />

– in einer Knotendichte von über einer Million Knoten<br />

pro Quadratmeter (9.000 Euro). Aus dem Nordwesten<br />

Persiens stammt ein signierter Tabris von „Mahmoud Jabarzadeh“.<br />

Sein Muster zeigt riesige Palmetten und Blüten in<br />

einer Sternkartusche (3.500 Euro). Aus dem <strong>Sammler</strong>gebiet<br />

der Nomadenteppiche gibt es Turkmenenteppiche, darunter<br />

ein um 1870 entstandener Hauptteppich der Tekke (2.000<br />

Euro). Außerdem gibt es eine Auswahl an Taschen und<br />

Behängen sowie einen Frauenmantel „Yashl Chirpy“. Dieser<br />

zeichnet sich durch Seidenstickereien und Scheinärmel aus<br />

(500 Euro)<br />

Im zweiten Teil der Auktion werden Objekte aus den Sparten<br />

Ausgrabungen, Islamische Kunst und Ethnologica angeboten,<br />

darunter kalligraphische Blätter, Schmuckstücke der Turkmenen,<br />

persische Fliesen und Keramiken. Als Spitzenstück<br />

wird ein altägyptischer Horus-Falke angekündigt. Die polychrom<br />

gefasste Holzfigur ist über den Ägyptologen Karl<br />

Richard Lepsius (1810-1884) in den Besitz von Dr. August von<br />

Werner, Leibarzt am Hof des deutschen Kaisers Friedrich III.,<br />

gekommen und ist seitdem im Besitz von dessen Nachfahren<br />

(2.000 Euro).<br />

TELEFON | 0711/649690<br />

INTERNET | www.auction.de<br />

Wiener Genremaler<br />

Nusser, München<br />

Mit der Epoche des<br />

Biedermeier verbindet<br />

man Begriffe<br />

wie Beschaulichkeit,<br />

Genügsamkeit,<br />

Idylle und Ordnung.<br />

Neben Ferdinand<br />

Georg Waldmüller<br />

war einer<br />

der wichtigsten<br />

Vertreter der Wiener<br />

Genremalerei<br />

dieser Zeit Peter<br />

Fendi. Der am 4.<br />

September 1796 in<br />

Wien geborene<br />

Maler und Grafiker fand seine Motive im Wiener Vorstadtleben<br />

und malte Szenen aus dem kleinbürgerlichen Alltag. Er<br />

war auch Zeichner und Kupferstecher des k.u.k Münz- und<br />

Antikenkabinetts. Am 14. September kommen in der Auktion<br />

von Ursula Nusser in München zwei kleinformatige Aquarelle<br />

von Fendi zum Aufruf. Die beiden sorgfältig ausgearbeiteten<br />

Genreszenen zeigen zwei ärmliche Buben: den einen<br />

beim Fegen mit einem großen Reisigbesen, den anderen –<br />

ein kleiner Straßenmusikant – beim Spannen seiner Geigensaiten.<br />

Der Ausrufpreis für das Aquarell „Der Kleine Geiger“<br />

liegt bei 7.500 Euro, für fünfhundert Euro weniger wird die<br />

Malerei „Bub beim Kehren“ aufgerufen, wegen eines kleinen<br />

Einrisses an der linken unteren Ecke.<br />

TELEFON | 089/2782510<br />

INTERNET | www.nusser-auktionen.de<br />

Abb. o.: Peter Fendi „Der kleine Geiger“, Aquarell, 1832 (Aufrufpreis<br />

7.500 Euro). Nusser, München, 14.09.2010<br />

Abb. li.: Stern-Kasak, um 1870, Maße 276 x 110 cm (Schätzpreis<br />

20.000 Euro). Nagel, Stuttgart, 07.09.2010


68<br />

AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE<br />

Flämischer Spezialist<br />

Stahl, Hamburg<br />

Weitläufige Landschaften mit fantastischen Bergkulissen<br />

waren Joos de Mompers Fachgebiet. Er gehörte zu den flämischen<br />

Spezialisten, die im 17. Jahrhundert den stetig wachsenden<br />

Bedarf an Landschaftsmalerei der bürgerlichen wie<br />

adeligen Käufer befriedigen konnten. Momper war in der<br />

damaligen <strong>Sammler</strong>szene für seine Berglandschaften<br />

bekannt und man schätzte seine realistisch anmutenden,<br />

perfekten Malereien. Charakteristisch für seinen Stil ist allerdings<br />

die schon im 16. Jahrhundert entwickelte schematische<br />

Einteilung des Bildgrundes in drei Schichten (braun, grün,<br />

blau). Die Figurenstaffage übertrug er in den meisten Fällen<br />

anderen Kollegen, wie Hans Jordaens oder den Jan Bruegels,<br />

und auch bei dem <strong>Gemälde</strong>, das das Auktionshaus Stahl am<br />

18. September zur Versteigerung anbietet, ist dies laut Gutachten<br />

von Walter Bernt aus dem Jahr 1954 der Fall. Die Figurenprozession,<br />

die sich über die gesamte Bildbreite hinzieht,<br />

zeigt Abigail, die dem König David Geschenke darbringt, um<br />

ihn davon abzuhalten, gegen ihren ungehobelten Mann<br />

Nabal vorzugehen. Dieser hatte zuvor Abgesandte des Königs<br />

höchst unfreundlich empfangen, worauf David mit vierhundert<br />

bewaffneten Männern gegen ihn loszog. In der biblischen<br />

Geschichte war Abigail erfolgreich, und sie durfte kurz<br />

nach Nabals Tod König David heiraten. Auf eine erfolgreiche<br />

Versteigerung hofft man in Hamburg, wenn de Mompers<br />

93 x 191,5 cm großes <strong>Gemälde</strong> zum Limitpreis von 70.000<br />

Euro aufgerufen wird. Wie<br />

gewohnt kommen weiterhin<br />

zahlreiche Stücke der<br />

Abteilungen Neuere Meister,<br />

Norddeutsche Maler, Möbel,<br />

Silber und Skulpturen in die<br />

Auktion. Darunter viele<br />

Offerten mit Limitpreisen<br />

von 900 Euro, wie für die<br />

Bronzefigur „Faun di Rosso<br />

Antico“ von Giacomo Zoffoli,<br />

bis 9.800 Euro, wie für das<br />

Stillleben mit Pfirsichen und<br />

Trauben der Corinth-Schülerin<br />

Dorothea Maetzel-<br />

Johannsen.<br />

J. de Momper, Abigail und König David, 93 x 191,5 cm (Limit 70.000 Euro). Stahl, Hamburg, 18.09.2010<br />

TELEFON | 040/343471<br />

INTERNET |<br />

www.auktionshaus-stahl.de<br />

Silber und Gold<br />

Schloss Ahlden<br />

Zwei weitere schöne Stücke aus dem Schwanenservice kann<br />

man in dieser gewohnt qualitätvoll bestückten Auktion von<br />

Schloss Ahlden am 18. und 19. September ebenso erstehen wie<br />

erschwingliches Gebrauchssilber und seltenes Silber aus<br />

Barock, Empire und Art déco. Zu den historisch bedeutsamen<br />

Objekten mit adeliger Provenienz gehört eine Zierschale aus<br />

dem Besitz der Zarin Anna Iwanowna, die für ihren luxuriösen<br />

Lebensstil bekannt war. Herstellen ließ sie die teilvergoldete<br />

Schale in eleganter Glockenform von Meister Georg Wolf<br />

Schmiedhammer im kurländischen Mittau, gewidmet hat sie<br />

sie laut französischer Inschrift ihrer Hofdame Julienne von (der)<br />

Reck(e) anlässlich ihrer Krönung 1730. Geschätzt ist sie im<br />

Schloss Ahlden auf 12.500 Euro. Meißen dominiert das Porzellanangebot.<br />

Aus dem über zweitausend Teile umfassenden<br />

Service des Grafen von Brühl stammt ein rarer Kerzenleuchter<br />

(58.000 Euro) und ein Schokoladenbecher mit Unterschale<br />

(78.000 Euro). Wegen ihrer großen Seltenheit mit 88.000 Euro<br />

geschätzt wird ein naturalistisch gestaltetes, sich vereinigendes,<br />

großes Taubenpaar nach einem Kaendler-Modell aus der<br />

Zeit um 1740. Solche Taubenfiguren<br />

waren am sächsischen<br />

Hof besonders beliebte<br />

Schaustücke, allein 24 Tauben<br />

bestellte August der Starke für<br />

die Porzellanausstattung im<br />

Japanischen Palais. Bisher nur<br />

in einem weiteren Exemplar<br />

belegt ist Kaendlers seltene<br />

Figurengruppe „Türke mit<br />

Spanischem Pferd“, ein um<br />

1750 hergestelltes Gegenstück<br />

zur bekannten Kaendler-Gruppe „Mohr mit Spanischem Pferd“<br />

(38.000 Euro). Braunschweiger Barock und modernes Design<br />

setzen im Möbelangebot Akzente.<br />

TELEFON | 05164/80100<br />

INTERNET | www.schloss-ahlden.de<br />

Porzellangruppe „Türke mit Spanischem Pferd“, um 1750, Meißen,<br />

Kaendler (Taxe 38.000 Euro). Schloss Ahlden, 18./19.09.2010


AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE 69<br />

Ausblick ins Paradies<br />

Zeller, Lindau<br />

Von den Anden<br />

nach Venedig<br />

Hirsch, München<br />

Welche Kult- und Kunstgegenstände auf dem südamerikanischen<br />

Kontinent vor der Eroberung durch die Spanier hervorgebracht<br />

wurden, lässt sich ganz gut zu Beginn der Auktionswoche<br />

bei Gerhard Hirsch Nachf. entdecken, die am 21.<br />

September mit der Versteigerung von Präkolumbischer Kunst<br />

startet. Aus den großen Kulturräumen – namentlich Mesoamerika<br />

(Mexiko und Guatemala), der zirkumkaribische<br />

Raum (Costa Rica, Panama), die nordandine Gegend (Kolumbien,<br />

Ecuador) und der zentrale Andenraum (Perú und Bolivien)<br />

– kommt die präkolumbische Offerte, die zum größten<br />

Teil in den Jahren 1970-90 in einer Sammlung zusammengetragen<br />

wurde. Stilisierte menschliche Figuren aus Stein<br />

oder Ton, Hohlfiguren und Statuetten aus Jade werden dabei<br />

aufgerufen. Aus Colima stammen zwei große Hohlfiguren<br />

aus der Zeit 200 v. Chr. bis 400 n. Chr. Das Paar aus Mann und<br />

Frau ist aus Ton und zeigt Reste von schwarzer Bemalung<br />

(Taxe 9.000 Euro). Aus Veracruz ist eine männliche Hohlfigur<br />

des „souriente“-Typs. Die Figur aus rötlichem Ton trägt einen<br />

hohen geschmückten Kopfputz, Ohrschmuck und eine Halskette.<br />

(3.500 Euro). Fortgesetzt wird die Auktionswoche am<br />

22. September mit dem Thema Antike Kunstobjekte. Von Gläsern<br />

über Mosaike und Metallobjekte bis hin zu einer Partie<br />

Idole und Amulette ist die Bandbreite antiker Kunst abgedeckt.<br />

Ein Alabastron in Sandkerntecknik aus dunkelblauem<br />

Glas mit weißen, türkisen und gelben Zierfäden ist auf<br />

4.000 Euro geschätzt, ein Amphoriskos mit Tropfenfuß auch<br />

in Sandtechnik auf 3.000 Euro, während eine frühbyzantinische,<br />

formgeblasene Vierkanthenkelflasche aus auberginenfarbenem<br />

Glas mit Kreuzmedaillon 5.000 Euro bringen soll.<br />

Am 23. September folgt die zwei Tage dauernde Münzenund<br />

Medaillenauktion. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />

eroberten die Venezianer die griechische Halbinsel<br />

Morea. Auf diesen Sieg über die Türken lies Marcantonio<br />

Giustinian 1686 in Nürnberg eine Medaille prägen (Stempel<br />

von Georg Hautsch und Lazarus Gottlieb Lauffer). Sie zeigt<br />

die sitzende Venetia zwischen fünf Genien mit den Plänen<br />

der befreiten Städte (Taxe 2.500 Euro).<br />

TELEFON | 089/292150<br />

INTERNET | www.coinhirsch.de<br />

Wie kaum ein anderer Maler war Hans Dieter (1881-1968)<br />

mit der Bodenseelandschaft verbunden. 1949 notierte er in<br />

seinem Tagebuch, dass er „nicht fertig werde mit dem, was<br />

sich dort und hier allein zum Fenster herein anbot an all den<br />

Tagen des Jahres und in mondhellen Nächten“. Neben diesen<br />

symbolistisch aufgeladenen, atmosphärischen Landschaften<br />

– meist in goldenes Abendlicht getaucht – malte er<br />

auch eine Reihe eindringlicher Porträts, darunter die Bildnisse<br />

von „Nixtuern“, wie dem mit Seifenblasen spielenden<br />

Till Eulenspiegel (Limit 4.800 Euro). Unter den zehn Arbeiten<br />

des Künstlers, die in der Auktion von Zeller (23. bis 25. September)<br />

zur Versteigerung gelangen, beeindruckt ein großformatiges<br />

<strong>Gemälde</strong> in Form eines Triptychons. Eine detailreiche<br />

Darstellung eines jungen, versonnenen Mädchens,<br />

das mit seinem Hund in einer sommerlichen Blumenwiese<br />

sitzt. Dahinter ist als spektakuläre Panoramalandschaft der<br />

Bodensee (Limit 4.500 Euro) in Öl eingefangen. Exquisite<br />

Stücke gibt es aber auch im Bereich Schmuck und Juwelen:<br />

so ein prächtiges zwölfreihiges Orientperlkollier aus der Zeit<br />

um 1800 (2.500 Euro) oder ein außergewöhnlicher, mit<br />

emaillierten Flügeln geschmückter Skarabäus-Armreif im<br />

altägyptischen Stil, gefertigt um 1900 (3.500 Euro).<br />

TELEFON | 08382/93020<br />

INTERNET | www.zeller.de<br />

Hans Dieter (1881-1968), Mädchen mit Hund vor Bodenseepanorama,<br />

Öl/Ktn., 113 x 200 cm, (Ausrufpreis 4.500 Euro). Zeller, Lindau,<br />

23.-25.09.2010.<br />

Abb. li.: Marcantonio Giustinian, 1684-1688, Medaille 1686 (Stempel<br />

von Georg Hautsch und Lazarus Gottlieb Lauffer) auf den Sieg<br />

über die Türken in Morea mit der sitzenden Venetia zwischen fünf<br />

Genien mit den Plänen der befreiten Städte, Rückseite: URBS VIC-<br />

TRIX Stadtansicht von Venezia (Taxe 2.500 Euro). Gerhard Hirsch<br />

Nachf., München, 23./24.09.2010


70<br />

AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE<br />

Liegende Akte<br />

in einer Mondnacht<br />

Karbstein, Düsseldorf<br />

Der strenge, lineare Bildaufbau tut der magischen Wirkung,<br />

die von dem Ölgemälde „Liegende Akte in einer Mondnacht“<br />

ausgeht, keinen Abbruch. Im Gegenteil. Der ruhige, melancholische<br />

Ausdruck des Figurenpaares wird dadurch noch<br />

verstärkt. Das kraftvolle Bild gehört zum Spätwerk Carl<br />

Hofers und wird am 25. September bei Peter Karbstein zum<br />

Aufruf kommen. Nicht nur aufgrund der schönen Farbrhythmen<br />

soll es zwischen 28.000 Euro bis 30.000 Euro kosten.<br />

Von intensiver Farbgebung ist ein frühes Blumenstillleben<br />

von Christian Rohlfs (12.000-15.000 Euro). Selbstverständlich<br />

vertreten sind ebenfalls wieder Künstler der Düsseldorfer<br />

Schule wie Oswald Achenbach, Max Clarenbach und<br />

Adolf Lins. Von dem Begründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop,<br />

Paul Müller-Kaempff, kommt ein stimmungsvolles<br />

Ölgemälde in die Auktion. „Winterabende“ zeigt verschneite<br />

Katen und weiß für 2.000 bis 3.000 Euro perfekt auf die bald<br />

nahenden kalten Monate einzustimmen.<br />

TELEFON | 0211/906161<br />

INTERNET | www.auktionshaus-karbstein.de<br />

Dragoner und<br />

Husaren<br />

Kube, Sugenheim<br />

Karl Hofer, Liegende Akte in der Mondnacht, Öl auf Hartfaser,<br />

1950, H 47 cm, B 65 cm (Schätzpreis 28.000-30.000 Euro). Karbstein,<br />

Düsseldorf, 25.09.2010<br />

Ein Jahr nach der erfolgreichen<br />

Versteigerung des ersten Teils der<br />

spektakulären Sammlung Brand<br />

wird nun am 25. September der<br />

dritte und damit letzte Teil von<br />

Jan K. Kube aufgerufen. Hans und<br />

Therese Brand trugen über die<br />

Jahre eine der besten militärhistorischen<br />

Sammlungen zusammen,<br />

zum Schluss dieses Auktionsfestivals<br />

kommen deutsche<br />

Uniformen und Militaria der Kaiserzeit<br />

1871 bis 1918 unter den<br />

Hammer. Zu den über fünfhundert<br />

Objekten gehören zahlreiche,<br />

komplette Uniformfigurinen<br />

mit Kürassieren, Dragonern,<br />

Husaren und Ulanen sowie ein<br />

preußischer General in Parade,<br />

dazu die prächtige Paradeschabracke<br />

mit Schabrunken, ein Offizier<br />

im 5. Garde-Regiment zu Fuß<br />

und vieles mehr. Besonders hervorzuheben<br />

ist eine komplette Uniform<br />

prächtigster Erhaltung des<br />

Herzogs Carl Eduard von Sachsen-<br />

Coburg und Gotha aus dem Jahre<br />

1914, der als General der Kavallerie<br />

à la suite des Kgl. Sächsischen<br />

Husaren-Regiments König Albert<br />

Nr. 18, Garnison Großenhain,<br />

angehörte (Limit 18.000 Euro). Ein<br />

Rarissimum allerersten Ranges ist<br />

die Paradeschabracke Modell<br />

1902 aus dem Leib-Kürassier-Regiment<br />

Großer Kurfürst, Garnison<br />

Breslau, komplett mit den Schabrunken,<br />

ein Objekt das noch nie<br />

im Handel angeboten wurde<br />

(5.000 Euro). Aus der kleinen<br />

Burgkapelle der Geschwister<br />

Brand kommt die Holzskulptur<br />

eines heiligen Georg aus der Zeit<br />

um 1500, die aus Burgund<br />

stammt. <strong>Gemälde</strong> mit Burgenansichten,<br />

Bronzestatuen und Varia<br />

runden das Angebot der 3. Auktion<br />

Sammlung Brand ab.<br />

TELEFON | 09165/650<br />

INTERNET |<br />

www.kube-auktionen.de<br />

Abb. o.: Figurine eines Majors im Kgl. Bayerischen 1. Chevaulegers-<br />

Regiment Kaiser Nikolaus II. von Russland, Nürnberg (Limit 6.000<br />

Euro). Kube, Sammlung Brand 3. Teil, Sugenheim, 25.09.2010<br />

Abb. li.: Parade-Uniformen eines Majors im Kgl. Preußischen<br />

Husaren-Regiment von Zieten Nr. 3, Garnison Rathenow (Limit<br />

8.500 Euro). Kube, Sammlung Brand 3. Teil, Sugenheim,<br />

25.09.2010


AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE 71<br />

Stuckmarmor<br />

Schuler, Zürich<br />

Der Prägestempel ist von Guy Spitzer, Paris, die Lithografie<br />

ist unten links mit Bleistift signiert. Das Blatt „Femme de cirque“<br />

von Marc Chagall wird in der Herbst-Auktion von Schuler<br />

zwischen 13. und 17. September zum Schätzpreis von<br />

8.000 bis 12.000 Schweizer Franken (6.000-9.000 Euro)<br />

angeboten. Für Papiersammler weiterhin interessant sein<br />

dürfte die Skizze des Schweizer Künstlers Edouard Vallet zu<br />

den „Trois filles“ von 1916. Die Bleistiftzeichnung mit Tusche<br />

soll zwischen 2.000 und 3.000 Schweizer Franken (1.500-<br />

2.200 Euro) kosten. Preislich ist er im ähnlichen Segment zu<br />

finden, aber mehr zu tragen hat man an dem Tisch mit Einlegeplatte,<br />

der im 17./18. Jahrhundert in Italien gefertigt<br />

wurde (2.000-2.500 CHF/1.480-1.850 Euro). Die Platte ist in<br />

Scagliola-Technik gearbeitet und orientiert sich stilistisch an<br />

der Renaissance. Diese Art des Stuckmarmors lässt auch<br />

Farbnuancen zu, die mit echtem Marmor nicht unbedingt<br />

hätten erreicht werden können. In der Rubrik Porzellan, Glas,<br />

Jugendstil interessant ist der Meißener Tafelaufsatz aus<br />

dem Ende des 19. Jahrhunderts (4.000-6.000 CHF/3.000-<br />

4.500 Euro), die kleine Murano-Henkelschale mit rot-blauweißem<br />

Fadendekor und Messingmontur mit Porzellanblumen<br />

(2.000-3.000 CHF/1.500-2.200 Euro) sowie die Tiffany-<br />

Lampe, die um 1937 hergestellt, mit ihrem Favrile-Glasschirm<br />

bestimmt nicht nur New Yorker Schreibtische exquisit<br />

beleuchten kann (7.000-9.000 CHF/5.000-6.700 Euro).<br />

TELEFON | +41(0)43/3997010<br />

INTERNET | www.schulerauktionen.ch<br />

Tisch mit Einlegeplatte im Renaissance-Stil, Italien, 17./18. Jahrhundert:<br />

Ahorn, Nussbaum, Einlegeplatte in Scagliolatechnik,<br />

ausgeschnittenes Fußgestell mit x-förmiger Traverse, Platte mit<br />

Einlegeblatt, schwarzgrundig mit Kartuschen, Schreibutensilien<br />

und Vogel-Dekor, 99 x 71 x 68 cm (Taxe 2.000-2.500 CHF/1.480-<br />

1.850 Euro). Schuler, Zürich, 13.-17.09.2010<br />

Tor zum Osten<br />

Dorotheum, Wien<br />

„Wien ist als ‚Tor zum Osten’ an und für sich als Standort ideal.<br />

Es befinden sich in Privatbesitz noch viele interessante Teppiche<br />

in Österreich und seinen Nachbarländern, welche entdeckt<br />

und gehandelt werden sollten.“ sagt Wolfgang Matschek,<br />

Teppichexperte des Dorotheum. So heißt denn auch die<br />

neue Sparte, die das Wiener Auktionshaus am 14. September<br />

einführt: Orientteppiche, Textilien und Tapisserien. Zukünftig<br />

soll diese Auktion dann ein bis zweimal jährlich stattfinden. Für<br />

die erste hält man rund zweihundert textile Stücke bereit. Der<br />

Fokus liegt auf einer Privatsammlung kaukasischer Teppiche,<br />

geometrische Teppiche, welche sich durch Ursprünglichkeit,<br />

Archaik und vor allem Farbigkeit auszeichnen. Laut Auktionshaus<br />

eines der bedeutendsten Stücke ist ein rund zwei mal eineinhalb<br />

Meter großer Dorfteppich (Karatchoph) aus dem Südwestkaukasus.<br />

Der zwischen 15.000 und 20.000 Euro bezifferte<br />

Teppich wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erzeugt. Mit Rufpreisen<br />

von 1.500 Euro interessant sein können für manche<br />

<strong>Sammler</strong> auch auf Leinenstücke aufgenähte Teppich- und<br />

Kelimfragmente, an denen sich die ganze Knüpfkunst und Farbenprächtigkeit<br />

demonstriert. M. Kirdök publizierte dazu 1991<br />

das Buch „Fetzen“ mit herausragenden Stücken, die in promi-<br />

nente Sammlungen gingen. Für die Auktion konnte man eines<br />

jener dort abgebildeten Objekte akquirieren, einen Gaschgai-<br />

Kelim, Anfang 19. Jahrhundert entstanden (6.000-7.000 Euro).<br />

TELEFON | + 43(0)1/515600<br />

INTERNET | www.dorotheum.at<br />

Dorfteppich Karatchoph (15.000-20.000 Euro). Dorotheum,<br />

Wien, 14.09.2010


72<br />

AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE<br />

Meister der Veduten<br />

Im Kinsky, Wien<br />

Mit dem 28. und 29. September so früh wie noch nie findet<br />

bei im Kinsky die erste Versteigerung nach der Sommerpause<br />

statt. Aufgrund der zusätzlich eingeschobenen Auktion<br />

am 9. November (siehe SAMMLER <strong>Journal</strong> Juli 2010, S. 69)<br />

wird die 80. Auktion mit Alten Meistern, Bildern des 19. Jahrhunderts,<br />

Klassischer Moderne, Zeitgenössischer Kunst und<br />

Antiquitäten nun schon im September abgehalten. Landschaftsexperten<br />

bestimmen die Altmeisterofferte: Francesco<br />

Guardi, neben Canaletto der Hauptvertreter venezianischer<br />

Vedutenmalerei, und Jacob van Ruisdael, der Meister in<br />

der Abbildung von Naturphänomenen, der auch gleich mit<br />

einem seiner klassischen Sujets vertreten ist, der „Landschaft<br />

mit Wasserfall“ (25.000-50.000 Euro). Guardi dagegen<br />

zeigte eine andere Facette seines Könnens mit zwei Blumenstillleben<br />

(50.000-80.000 Euro). Gleich fünfzehn Aquarelle<br />

sind von Rudolf von Alt im Angebot. Der Blick auf das<br />

„Forum Romanum“ ist der Spitzenreiter im Preis: zwischen<br />

100.000 Euro bis 200.000 Euro soll diese topografisch perfekte<br />

und zugleich atmosphärische Ansicht auf das vergangene<br />

Rom kosten. Bei den Antiquitäten begeistert ein Pinzgauer<br />

Schrank (30.000-40.000 Euro). Hier ist alles original,<br />

und die wunderbar gearbeiteten Beschläge und das Schloss<br />

verraten, dass es sich dabei um die Arbeit eines Büchsenmachers<br />

handelt.<br />

TELEFON | + 43(0)1/5324200<br />

INTERNET | www.imkinsky.com<br />

John Currin „Shakespeare Actress“ 1991, aus der Slg. Lehman Brothers<br />

(Schätzung 500.000-700.000 Dollar/380.000-540.000<br />

Euro). Sotheby’s, New York, 25.09.2010<br />

Liu Ye „The Long Way Home“ 2005, aus der Slg. Lehman Brothers<br />

(600.000-800.000 Dollar/460.000-600.000 Euro). Sotheby’s,<br />

New York, 25.09.2010<br />

Kunst aus der<br />

Konkursmasse<br />

Sotheby’s, New York<br />

Chaos auf den Finanzmärkten hinterließ diese US-Bank, als<br />

sie vor zwei Jahren Bankrott angemeldet hatte. Zu der Konkursmasse<br />

gehört auch eine nicht unbedeutende Kunstsammlung.<br />

Diese wird nun in einer Single-owner Auktion<br />

am 25. September bei Sotheby’s in New York unter den Hammer<br />

kommen, nachdem das Insolvenzgericht die Genehmigung<br />

dafür ausgesprochen hat. Aus der „Neuberger Berman<br />

und Lehman Brothers Kunstsammlung“ kommen mehr als<br />

400 Werke für die Sotheby’s zehn Millionen Dollar erwartet.<br />

Hinter Neuberger Berman verbirgt sich eine Vermögensverwalterfirma,<br />

die Lehman im Juli 2003 gekauft hat und damit<br />

auch die seit 1990 angelegte Sammlung zeitgenössischer<br />

Kunst, wie das Handelsblatt im Juni berichtete. Das Ziel dieser<br />

– schon in den 1940er-Jahren von Gründer Roy R. Neuberger<br />

initiierten – Sammeltätigkeit war der Kauf vieler<br />

Werke direkt aus den Künstlerateliers heraus. Heute gehören<br />

jene Künstler zu den Stars der Szene und so sind in der<br />

Auktion Namen wie Damien Hirst, Felix Gonzalez-Torres,<br />

Richard Prince, John Currin sowie Julie Mehretu, Liu Ye, Do<br />

Ho Suh und Neo Rauch, der mit seiner Arbeit „Einbruch“ aus<br />

dem Jahre 1999 mit zu den teuersten Losen zählt, vertreten.<br />

Auch das Bild „Chaos“ von Takashi Murakami kann ersteigert<br />

werden. 150.000 bis 200.000 Dollar (115.000-155.000 Euro)<br />

sollte man dafür einrechnen. Ein abstraktes Bild von Gerhard<br />

Richter ist auf 400.000 bis 600.000 Dollar (300.000-<br />

460.000 Euro) veranschlagt.<br />

TELEFON | +1/21276067000<br />

INTERNET | www.sothebys.com


AUKTIONSNOTIZEN – VOR-/NACHBERICHTE 73<br />

Royale Reichtümer<br />

Sotheby’s, London<br />

Weil es 1936 nicht möglich<br />

war, dass der König von<br />

Großbritannien als Oberhaupt<br />

der anglikanischen<br />

Kirche eine geschiedene<br />

Frau heiratete, dankte dieser<br />

kurzerhand ab und ehelichte<br />

die bürgerliche US-<br />

Amerikanerin Wallis Simpson.<br />

Edward VIII. war ab<br />

diesem Zeitpunkt nur mehr<br />

der Herzog von Windsor<br />

und die Geschichte ist bis<br />

heute als eine der schönsten<br />

Lieberomanzen bekannt. Das vom Hofzeremoniell<br />

befreite Windsorpaar führte daraufhin ein Leben in Luxus<br />

und ewigem Urlaub und brachte seine Liebe zueinander<br />

auch in exquisiten Pretiosengeschenken zum Ausdruck.<br />

Zwanzig dieser prachtvollen Stücke versteigert Sotheby’s<br />

nun am 30. November in London – dreiundzwanzig Jahre<br />

nach der legendären Sotheby’s-Auktion der Juwelen aus<br />

dem Besitz der 1986 verstorbenen<br />

Herzogin von<br />

Windsor im April 1987, bei<br />

der 2.000 Bieter teilnahmen.<br />

Es sind brillante und<br />

einzigartige Beispiele, die<br />

den exquisiten Geschmack<br />

des Paares und ihre Vorliebe<br />

für Cartier widerspiegeln,<br />

wie ein mit Onyx und Diamanten<br />

besetzter Armreif<br />

in Form eines Panthers (1-1,5<br />

Mio. Pfund/1,2-1,8 Mio. Euro)<br />

oder ein 18-karätiges goldenes und juwelenbesetztes Zigarettenetui<br />

(Innenseite betitelt und datiert: David from Wallis<br />

Christmas 1935/Taxe 150.000-200.000 Pfund/180.000-<br />

240.000 Euro). Als Höhepunkt darf die mit Rubinen, Saphiren,<br />

Smaragden und Diamanten besetzte Flamingobrosche<br />

aus dem Hause Cartier gelten, die schon in der Versteigerung<br />

von 1987 die Aufmerksamkeit aller erregte (1-1,5 Mio.<br />

Pfund/1,2-1,8 Mio. Euro). Insgesamt wird ein Ergebnis im<br />

Bereich von drei Millionen Pfund (3,6 Mio. Euro) erwartet.<br />

TELEFON | +44(0)20/72935000<br />

INTERNET | www.sothebys.com<br />

Abb. o. re.:Wallis Simpson, Duchess of Windsor © The Cecil Beaton<br />

Studio Archive at Sotheby’s. Sotheby’s, London, 30.11.2010<br />

Abb. o. li.: Hochzeitsfoto der Windsors, 1837 © The Cecil Beaton<br />

Studio Archive at Sotheby’s. Sotheby’s, London, 30.11.2010<br />

Teure Farbenspiele<br />

Hauswedell & Nolte, Hamburg<br />

Die Seltenheit offerierter Stücke<br />

in hoher Qualität ist für Hauswedell<br />

& Nolte auch ein Grund für<br />

hohe Zuschläge. In der Juni-Auktion<br />

konnte sich so ein Materialbild<br />

von 1970 des erst kürzlich<br />

wieder in den Vordergrund getretenen<br />

Jan Schoonhofen von<br />

140.000 Euro auf einen Endpreis<br />

von 310.000 Euro steigern. Auch<br />

die 124.000 Euro für das Aquarell „Marschlandschaft und<br />

Bauernhäuser“ von Emil Nolde sind in diesem Zusammenhang<br />

bemerkenswert. Die Kollage „Montaru mit Weiß und<br />

Rot“ von Willi Baumeister wurde erst beim Dreifachen des<br />

Ausrufpreises mit 80.600 Euro verkauft. Eine der Stärken des<br />

Hamburger Hauses liegt auf dem Gebiet der Grafik und<br />

auch dort konnte man sich behaupten. Edvard Munchs Teildruck<br />

der farbigen Lithografie „Madonna“ verbesserte sich<br />

von 40.000 Euro auf 96.700 Euro und letztendlich 84.320<br />

Euro wurden es für Pablo Picassos Hauptblatt aus der Suite<br />

Vollard, Faune dévoilant une femme, beim Aufruf von<br />

62.000 Euro. Auch manche Entdeckungen machten den Reiz<br />

dieser Auktion aus: Für Edmund Kestings Kollage aus dem<br />

Jahr 1926 waren über ein Dutzend Telefoninteressenten<br />

neben zahlreichen schriftlichen Geboten und Saalbietern<br />

aus dem In- und Ausland aktiv. Der Schätzpreis von 5.000<br />

Euro wurde auf einen Endpreis von 23.360 Euro getrieben.<br />

TELEFON | 040/4132100<br />

INTERNET | www.hauswedell-nolte.de<br />

Willi Baumeister „Montaru mit Weiß und Rot“ Kollage mit Pastell,<br />

Feder und Bleistift auf graubraunem Karton, 1953, 19,8 x 26,0 cm,<br />

signiert und datiert (Zuschlag zzgl. Aufpreis 80.600 Euro).<br />

Edmund Kesting, Ohne Titel, 1926, Kollage auf Malpappe, 29,5 x<br />

24,8 cm signiert (Zuschlag zzgl. Aufpreis 23.360 Euro). Hauswedell<br />

& Nolte, Hamburg, 11./12.06.2010


74<br />

AUKTIONSNOTIZEN – NACHBERICHTE<br />

Geschenk nach der<br />

Hühnerjagd<br />

Von Zengen, Bonn<br />

Die Tabatière des Kaisers und dreitausend weitere Antiquitäten<br />

wurden in der Auktion am 18. und 19. Juni im Auktionshaus<br />

von Zengen versteigert. Sie war ein Geschenk, das<br />

der preußische Reichspolitiker Robert von Benda von Kaiser<br />

Wilhelm II. von Preußen nach einer gemeinsamen Hühnerjagd<br />

im Jahre 1888 auf seinem Rittergut in Rudow erhalten<br />

hatte. Die mit Diamanten besetzte Geschenktabatière aus<br />

Gold konnte ein Saalbieter für 14.000 Euro (inkl.<br />

Aufgeld/Limit 3.800 Euro) für sich ausmachen. Sie stammt<br />

aus einer hochwertigen Privatsammlung, aus der auch vier<br />

Miniaturbilder mit Rheinansichten, gemalt um 1840 vom<br />

sehr gesuchten Anton Ditzler, weitergereicht wurden (5.200<br />

Euro/Limit 2.800 Euro). Ein Prunkstillleben mit Früchten,<br />

Insekten und Eichhörnchen ist der Nachfolge Abraham Mignons<br />

zugeschrieben und verzehnfachte damit sein Limit auf<br />

13.500 Euro. Der für seine äußerst feinen Stillleben geschätzte<br />

Maler Johann Amandus Winck steuerte ein Paar Früchtestillleben<br />

bei, die knapp über Limit für 12.200 Euro in den<br />

tschechischen Handel gingen. Drei Zuschläge für Bronzeobjekte<br />

ragen heraus: Fritz Klimschs „Tänzerinnen“ aus dem<br />

Jahr 1924 konnte von 4.000 Euro auf 9.800 Euro gehoben<br />

werden. Die „Zwei Käuzchen“ mit Augen aus schwarzem<br />

Geschenktabatière Wilhelm II., Gold, Diamanten, Hanau um<br />

1860/80, 211 g (Zuschlag inkl. Aufgeld 14.000 Euro). Von Zengen,<br />

Bonn, 18./19.96.2010<br />

Glasfluss von August Gaul stiegen bis auf 10.500 Euro (Limit<br />

3.800 Euro), während sein „Auskeilender Esel“ bei 4.100 Euro<br />

(Limit 1.800 Euro) landete.<br />

TELEFON | 0228/461955<br />

INTERNET | www.zengen.de<br />

Eleganter Dampfer<br />

Alino, Bad Dürkheim<br />

Am 18. und 19. Juni fand in der Brunnenhalle Bad Dürkheim<br />

die 34. alino Spielzeugauktion statt. Ein schönes Angebot<br />

von rund 2.500 Positionen an antikem und sammelwürdigem<br />

Spielzeug, Militaria, Schmuck und Uhren wurden an<br />

zwei Tagen versteigert. Bei den Spielzeugfiguren erzielte ein<br />

Elastolin-Eskimo 1.100 Euro. Ein ganz besonderes Highlight<br />

war die Versteigerung eines<br />

Hausser-Elastolin-Fuhrmanns<br />

mit Leiterwagen, der<br />

für 700 Euro weitergereicht<br />

wurde. Am nächsten Tag startete<br />

man mit Teddys, einem<br />

großen Steiff-Sortiment und<br />

Puppen. Ein DDR-Teddy in<br />

Uniform konnte für 720 Euro<br />

mit nach Hause genommen<br />

werden. Gesucht waren auch<br />

Käthe Kruse-Puppen und<br />

schöne Porzellankopf-Puppen.<br />

Ein kleiner Heubach-Junge<br />

erzielte 850 Euro, ein Armand<br />

Marseille-Googly kam auf 450<br />

Euro. Nachmittags widmete man sich den Modellautos und<br />

Blechspielzeugen: Ein Distler-Doppeldecker wurde für 600<br />

Euro verkauft, ein Märklin-Miniaturrennwagen für 750 Euro.<br />

Auf 1.500 Euro brachte es der elegante Doll-Salonschraubendampfer.<br />

Die nächste Auktion ist für den 24. und 25. September<br />

angekündigt.<br />

TELEFON | 06322/959970<br />

INTERNET | www.alino-auktionen.de<br />

Salonschraubendampfer von Doll (Zuschlag 1.500 Euro). Alino, Bad Dürkheim, 18./19.96.2010


AUKTIONSNOTIZEN – NACHBERICHTE 75<br />

Besondere Antiken<br />

Gorny & Mosch, München<br />

Außerordentlich viele <strong>Sammler</strong> von antiken Objekten hatten<br />

sich entschieden, am 23. Juni in der Versteigerung bei Gorny &<br />

Mosch mitzumischen. Rund 1,6 Millionen Euro hatte die Schätzung<br />

betragen, das Endergebnis lag dann bei stolzen 1,87 Millionen<br />

Euro. Die Auktion begann traditionell mit den „besonderen<br />

Objekten“. Bei den <strong>Sammler</strong>n stießen diese exquisiten<br />

Stücke auf großes Interesse, was sich deutlich an den erzielten<br />

Preisen abzeichnete: Fast die Hälfte des Umsatzes machte das<br />

Münchner Haus in diesem Sektor. Der Höhepunkt war ein<br />

Trankopfergefäß, ein achämenidisches Silberrhython, das nicht<br />

nur wegen seines hervorragenden Erhaltungszustandes, sondern<br />

auch aufgrund seiner ebenso schlichten wie eindrucksvollen<br />

Gestaltung begeisterte. Sein neuer Besitzer war bereit,<br />

149.500 Euro dafür zu zahlen. Nicht minder erfolgreich war<br />

man mit dem Angebot von Glasgefäßen unterschiedlichster<br />

Formen und Verzierungen. Gefragt waren vor allem Stücke aus<br />

der griechisch-römischen Antike. Sie wurden nahezu ausnahmslos<br />

verkauft. Eine Flasche der späten Kaiserzeit mit geometrischen<br />

Mustern erzielte mit 12.650 Euro das höchste<br />

Ergebnis und konnte zugleich ihren Schätzpreis um fast das<br />

Vierfache steigern. Das Richtige für Einsteiger waren die vielen<br />

preisgünstigeren Offerten aus allen Sammelgebieten, die sich<br />

wie immer großer Beliebtheit erfreuten. Aber auch hier konnten<br />

Spezialisten fündig und kämpferisch werden: So wurde ein<br />

Konvolut von 25 steinernen Objekten aus präkolumbischer Zeit<br />

auf 2.760 Euro getrieben – bei einer Schätzung von 500 Euro.<br />

TELEFON | 089/24226430<br />

INTERNET | www.coinart.de<br />

Im Auge des<br />

Architekten<br />

Von Zezschwitz, München<br />

„Designed by Architects“ nannte das Münchner Auktionshaus<br />

seine Versteigerung am 1. Juli. Angeboten wurden ausschließlich<br />

Designobjekte, die von bedeutenden Architekten<br />

des 20. Jahrhunderts entworfen worden sind. Der Abend war<br />

lebhaft, mit einigen spannenden Bietgefechten angereichert<br />

und von zufriedener Stimmung bei Von Zezschwitz ob<br />

der Ergebnisse. Begehrt waren vor allem die beiden Kaffeetassen<br />

mit stilisierten Kristallmotiven von Peter Behrens, die<br />

von 1.200 auf 2.000 Euro und von 1.500 auf erstaunliche<br />

4.200 Euro kletterten. Aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts<br />

waren außerdem Joseph Maria Olbrichs seltenes<br />

Aquarell der orthodoxen Kirche in Darmstadt erfolgreich,<br />

das für 3.400 Euro den Besitzer wechselte, ebenso wie Henry<br />

Van de Velde, dessen beide Henkelvasen mit kunstvollen<br />

Laufglasuren gute 3.500 Euro und 7.000 Euro erzielten. Die<br />

1950er- und 1960er-Jahre dokumentieren unter anderem die<br />

zwei „Swan-Chairs“ von Arne Jacobsen, die recht bewegtes<br />

Interesse hervorriefen. So kamen sie schließlich auch erst für<br />

das Dreifache ihres Schätzpreises unter den Hammer –<br />

beide für 2.600 Euro. Der vielseitige dänische Architekt war<br />

weiterhin mit seinem eleganten, 76-teiligen Tafelbesteck<br />

aus dem Jahr 1957/58 vertreten, das für 4.000 Euro verkauft<br />

wurde. Ein schönes Exemplar des eleganten „Day-Bed“ von<br />

Ludwig Mies van der Rohe wurde bei 4.000 Euro ebenso<br />

mühelos abgesetzt, wie die Inkunabel des klassischen<br />

modernen Designs schlechthin, der berühmte „Lounge-<br />

Chair“ von Charles und Ray Eames, für den 3.400 Euro geboten<br />

wurden.<br />

TELEFON | 089/3898930<br />

INTERNET | www.von-zezschwitz.de<br />

Charles und Ray Eames „Lounge-Chair“ (Zuschlag 3.400 Euro). Von Zezschwitz, München, 01.07.2010


76<br />

AUKTIONSNOTIZEN – NACHBERICHTE<br />

Mit Steinglas<br />

erfolgreich<br />

Dr. Fischer, Heilbronn<br />

Zwiesel wird nicht umsonst die Glasstadt genannt. Kein Ort<br />

ist also besser für ein auf Glas spezialisiertes Auktionshaus<br />

geeignet, um dort regelmäßig Sonderauktionen abzuhalten.<br />

Am 3. Juli jährte sich wieder die traditionelle Zwieseler Glasauktion<br />

des Heilbronner Auktionshauses Dr. Fischer – jetzt<br />

zum 21. Mal. Gefeiert wurde dieses Jubiläum neben der großen<br />

Auktion auch mit einem Rahmenprogramm: Die tschechischen<br />

Glaskünstler Petr Novotny und Jiri Pacinek führten<br />

in der Glasfachschule Techniken der Glasgestaltung vor. Dr.<br />

Xenia Riemann, Kunsthistorikerin und wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin der Neuen Sammlung München, führte durch<br />

die Ausstellung „Das Glas von Jean Beck“ im Glasmuseum<br />

Frauenau. Ein riesengroßer Erfolg war dann die am Samstag<br />

anknüpfende Glasauktion, die erstmals in neuen Räumlichkeiten<br />

stattfand, nämlich in der ehemaligen Mädchenschule<br />

von Zwiesel. Höchstpreise erlangte vor allem das Steinglas.<br />

Diese opake Glassorte mit teils prägnanter Äderung<br />

und Marmorierung wurde in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

zur Imitation von Stein verwendet. Am bekanntesten<br />

sind die Steinglasarten Lithyalin und Hyalith.<br />

Ein lilafarbener Steinglasfußbecher von Josef Zich aus<br />

Niederösterreich verfünffachte seinen Schätzpreis und<br />

konnte am Ende mit einem Erlös von 6.900 Euro einem Tele-<br />

fonbieter zugeschlagen werden. Ein seltener Uranglasbecher<br />

mit Steinglasüberfang von Friedrich Egermann vervierfachte<br />

seinen Startpreis auf 5.000 Euro, ein Lithyalinflakon<br />

erlöste mit 1.600 Euro das Sechsfache seines Schätzpreises.<br />

Ein schwarzes Hyalithglas in Form eines Federkielhalters<br />

sowie Flakons in diversen Größen stiegen ebenfalls<br />

enorm: Erster steigerte seinen Startpreis von 330 Euro auf<br />

7.500 Euro, für die Flakons mussten 3.300 Euro und 3.500<br />

Euro aufgebracht werden. Gleich auf 15.000 Euro stieg der<br />

Deckelpokal mit dem fein geschnittenen Bildnis von Ferdinand<br />

I. von Österreich, der in Museumshand übergegangen<br />

ist. Farbgläser konnten teils für vierstellige Beträge zugeschlagen<br />

werden, einen nennenswerten Preis in der Sparte<br />

der Paperweights erlöste ein Briefbeschwerer von Clichy mit<br />

Latticino-Fond und Blütencanes (1.800 Euro).<br />

Das Jugendstilglas erregte durchweg großes Interesse: Die<br />

herrliche Vase mit Irisblütendekor von Burgun, Schverer &<br />

Co. ging nach einem langen Bietgefecht für 18.000 Euro in<br />

die Schweiz. Im Angebot waren auch beliebte Vasen der<br />

Daum Frères mit Blütendekor oder dem Motiv des herabpeitschenden<br />

Regens, die für 6.300 Euro und 3.800 Euro zu<br />

haben waren. Von Daums Lothringer Landsmann Emile<br />

Gallé war die Soufflé-Vase mit Hyazinthen und eine schlanke<br />

Vase mit Heckenrosen sehr gefragt (7.600 und 5.000<br />

Euro). Ein besonderes Unikat von Stanislav Libensky und<br />

Jaroslava Brychtová erlöste 25.000 Euro: Die Plastik „HLAVA“<br />

(Head) besteht aus selenrotem, formgeschmolzenem Glas.<br />

TELEFON | 07131/155570<br />

INTERNET | www.auctions-fischer.de<br />

Fußbecher aus Steinglas, Josef Zich, Joachimsthal, Niederösterreich,<br />

um 1830 (Erlös 6.900 Euro). Dr. Fischer, Heilbronn, Zwiesel-<br />

Auktion, 03.07.2010<br />

Vase mit Iris, Burgun, Schverer & Co. Glashütte Meisenthal, um<br />

1895-1900, H 18,6 cm (Erlös 18.000 Euro). Dr. Fischer, Heilbronn,<br />

Zwiesel-Auktion, 03.07.2010


AUKTIONSNOTIZEN – NACHBERICHTE 77<br />

Teurer Bootssteg<br />

Bolland & Marotz, Bremen<br />

Die Konkurrenz war groß am 10. Juli. Sie hieß Fußball-Weltmeisterschaft<br />

und Spitzentemperaturen. Nichtsdestotrotz<br />

verzeichnete man in Bremen während der Sommerauktion<br />

eine große Beteiligung, was eine Verkaufsquote von 80 Prozent<br />

mit sich brachte. Ganze Abteilungen, wie beispielsweise<br />

der Schmuck, wurden fast vollständig geräumt. Eine Jugendstilbrosche,<br />

reich besetzt mit Altschliffdiamanten und Perle,<br />

wurde von 1.000 Euro auf 3.000 Euro gesteigert, ein Diamantring<br />

wechselte für mehr als das Doppelte des Limitpreises<br />

den Besitzer (4.200 Euro) und ein 60 Karat großer und mit<br />

32 Diamanten besetzter Aquamarinanhänger fand für 4.800<br />

Euro (Limit 1.600 Euro) einen neuen Besitzer. Ein 139-teiliges<br />

Tafelbesteck von Robbe & Berking, in Originalkästen von Wilkens,<br />

sorgte für wahre Bietergefechte, so dass der Zuschlag<br />

bei 6.000 Euro (Limit 800 Euro) erfolgte. Bei den Porzellanen<br />

zeichnete sich schon im Vorfeld der Auktion ein großes Interesse<br />

an der Position „Elefant mit Perser und Mohr“ der Meißener<br />

Manufaktur ab. Die von Peter Reinicke entworfene<br />

Figur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde bei<br />

einem Limit von 800 Euro erst bei 3.600 Euro weitergereicht.<br />

„Die abendliche Dorfstraße in Fischerhude“ von Otto Modersohn<br />

wechselte in der Abteilung der Bremer und Worpsweder<br />

Künstler zum Limit von 11.000 Euro den Besitzer, während<br />

die farbenfrohe Ansicht vom „Bootssteg an der Havel“ von<br />

Philipp Franck von 1934 gleich mehrere Interessenten auf den<br />

Plan rief und so der Limitpreis von 6.300 Euro auf satte<br />

34.000 Euro getrieben wurde.<br />

TELEFON | 0421/328282<br />

INTERNET | www.bolland-marotz.de<br />

Spitzenpreis<br />

für Turner<br />

Sotheby’s, London<br />

Versteigerung von William Turners „Modern Rome – Campo Vaccino“<br />

bei Sotheby’s in London in der Altmeisterauktion am<br />

07.07.2010<br />

Abb. u.: William Turner „Modern Rome – Campo Vaccino, 1839,<br />

Öl/Lw. (£ 29,7/35,7 Euro). Sotheby’s, London, 07.07.2010<br />

mierminister des Vereinigten Königreiches. Das Bild tauchte<br />

bis dahin nur einmal in seiner 171-jährigen Geschichte auf<br />

dem Kunstmarkt auf. Der Earl kaufte den Turner 1878 während<br />

seiner Hochzeitsreise mit Hannah Rothschild und er<br />

blieb bis zur Einlieferung im adeligen Familienbesitz. Turner<br />

malte das Bild 1839 und zeigte sich damit auf dem Höhepunkt<br />

seiner technischen Finesse. Das außergewöhnliche<br />

Auktionsergebnis begründet David Moore-Gwyn, British<br />

Paintings-Experte, mit den vier großen Erfolgsfaktoren, die<br />

bei diesem Tuner voll erfüllt sind: „Qualität, superber<br />

Zustand, Provenienz und Marktfrische“.<br />

TELEFON | +44(0)20/72935000<br />

INTERNET | www.sothebys.com<br />

In der Altmeisterauktion am 7. Juli in London<br />

kämpften gleich sechs Interessenten<br />

erbittert um dieses Bild und trieben seinen<br />

Preis in Rekordhöhe. William Turners<br />

Ansicht auf das Forum Romanum,<br />

„Modern Rome – Campo Vaccino“, wurde<br />

für einen Rekordpreis von 36 Millionen<br />

Euro an das J. Paul Getty Museum in Los<br />

Angeles verkauft, das von den Kunsthändlern<br />

von Hazlett, Gooden & Fox vertreten<br />

wurde. Eingereicht worden ist es<br />

von einem Nachkommen des 5. Earl of<br />

Rosebery, Ende des 19. Jahrhunderts Pre-


78<br />

AUKTIONSTERMINE<br />

| DEUTSCHLAND |<br />

AHLDEN<br />

18.09.-19.09.<br />

Schloss Ahlden Tel. 05164/80100<br />

www.schloss-ahlden.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

25.09.<br />

Schloss Ahlden Tel. 05164/80100<br />

www.schloss-ahlden.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

BAD DÜRKHEIM<br />

24.09.-25.09.<br />

Alino Tel. 06322/959970<br />

www.alino-auktionen.de<br />

Spielzeug<br />

BERLIN<br />

04.09.<br />

Dietzel Tel. 030/3130610<br />

www.dietzelberlin.de<br />

Briefmarken<br />

05.09.<br />

Berliner Auktionshaus f. Geschichte<br />

Tel. 030/2119538<br />

www.berliner-auktionshaus.com<br />

Militaria, Historische Objekte<br />

11.09.<br />

Gründerzeitmarkt Tel. 030/56594872<br />

www.gruenderzeitmarktmahlsdorf.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

17.09.-18.09.<br />

Dannenberg Tel. 030/8216979<br />

www.auktion-dannenberg.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

20.09.-21.09.<br />

Dannenberg Tel. 030/8216979<br />

www.auktion-dannenberg.de<br />

Varia und Spielzeug<br />

BONN<br />

03.09.-04.09.<br />

Plückbaum<br />

Tel. 0228/652446<br />

www.plueckbaum.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

07.–09.10.10<br />

BONN/BEUEL<br />

10.09.-11.09.<br />

Von Zengen Tel. 0228/461955<br />

www.zengen.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

BUXTEHUDE<br />

04.09.<br />

Aldag Tel. 04161/81005<br />

www.auktionshaus-aldag.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

CHEMNITZ<br />

11.09.<br />

Auktionshaus Schönau<br />

Tel. 0371/8577437<br />

www.auktionshaus-schoenau.de<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

25.09.<br />

Heickmann<br />

Tel. 0371/517204<br />

www.heickmann-kg.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

CLOPPENBURG<br />

03.09.<br />

Lorenz & Meyer<br />

Tel. 04471/7800<br />

www.auktionclp.de<br />

Antiquitäten und Varia<br />

DRESDEN<br />

18.09.<br />

Schmidt Tel. 0351/81198787<br />

www.schmidt-auktionen.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

DÜSSELDORF<br />

10.09.-11.09.<br />

Hargesheimer & Günther<br />

Tel. 0211/44022060<br />

www.ankauf-antik.de<br />

Kunst , Antiquitäten und Ikonen<br />

25.09.<br />

Karbstein Tel. 0211/9061610<br />

www.auktionshaus-karbstein.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

EICKLINGEN<br />

28.08.<br />

Auktionshaus Eicklingen<br />

Tel. 05144/493180<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

FRANKFURT<br />

04.09.<br />

Arnold Tel. 069/282779<br />

www.auktionshaus-arnold.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

18.09.<br />

Weiser Tel. 069/675148<br />

www.stampmaster.de<br />

Briefmarken, Münzen und Antikes<br />

18.09.<br />

Arnold Tel. 069/282779<br />

www.auktionshaus-arnold.de<br />

Schmuck, Uhren und Münzen<br />

GARMISCH-PARTENKIRCHEN<br />

08.09.<br />

Merry Old England<br />

Tel. 08821/59909<br />

www.caselton.de<br />

Kunst und Krempl<br />

16.09.<br />

Merry Old England<br />

Tel. 08821/59909<br />

www.caselton.de<br />

Kunst, Antik und Varia<br />

KUNSTHANDEL-AUKTIONEN<br />

Olav Kebbel • Deutenheim 65 • 91484 Sugenheim<br />

Telefon: 0 91 65 - 99 50 87 • Telefax: 0 91 65 - 99 50 88<br />

email: kebbel.auktionen@googlemail.com<br />

Jubiläumsauktion auf Schloss Frankenberg<br />

97215 Weigenheim/Mittelfranken am 25.09.2010<br />

Kunst und Antiquitäten, Antike Waffen und Militaria<br />

Auflösung eines Biedermeierzimmers aus altem Weimarer Privatbesitz,<br />

Möbel des 18.-20. Jahrhunderts, <strong>Gemälde</strong> und Grafik, Uhren, Silber, Bronzen,<br />

Porzellan, Glas, Bücher, Steinschloss- u. Perkussionswaffen, Sammlung seltener<br />

Hirschfänger, Hieb- u. Stichwaffen des 17.-20. Jahrhunderts, z. Tl. aus<br />

Süddeutschem Adelsbesitz, Helme, Militaria, Orden u. Ehrenzeichen, Varia.<br />

Voll illustrierter Katalog ab 01.09.2010 gegen Vorauszahlung von € 20,- Inland,<br />

bzw. € 25,- Ausland erhältlich, oder aber online anzusehen unter<br />

www.kebbel-kunsthandel-auktionen.de


AUKTIONSHAUS<br />

WEIDLER KG<br />

90403 Nürnberg • Albrecht-Dürer-Platz 8<br />

– Öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator –<br />

Tel. 0911/222525 o. 222545 • Fax0911/243851<br />

www.auktionshausweidler.de • auktionshausweidler@t-online.de<br />

Jährlich 9 Kunstauktionen<br />

Umfangreiche Kundenkartei für alle Sammlungsgebiete<br />

<strong>Gemälde</strong>/Grafiken • Möbel • Porzellan • Fayencen<br />

Ikonen • Altes Spielzeug • Silber-/Zinn-/Kupferwaren<br />

Design • Münzen • Orden • Taschenuhren • Pelze<br />

Schmuck • Glas • Musikinstrumente • Jugendstil- und<br />

Art Deco-Waren • Teppiche • seltene Bücher<br />

Briefmarken • Postkarten • Afrikana/Asiatika • Varia<br />

Fränkische Kunst • Oldtimer/KFZ/Motorräder • u.v.m.<br />

Einlieferungen jederzeit möglich!<br />

Günstige Konditionen!<br />

Ausführliche Beratung!<br />

Annahme von Nachlässen, Sammlungen, Einzelstücken<br />

und Insolvenzgut. Haushaltsversteigerungen und<br />

Schlossauktionen. Rufen Sie uns an!<br />

GRAFENAU<br />

18.09.<br />

Klöter Tel. 07033/43484<br />

www.kloeter-auktionen.de<br />

Uhren<br />

HAGENBURG<br />

26.09.<br />

Schloss Hagenburg<br />

Tel. 05033/7251<br />

www.schlosshagenburg.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

HAMBURG<br />

03.09.-04.09.<br />

Kendzia<br />

Tel. 040/2299767<br />

www.auktion-kendzia.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

11.09.<br />

Stahl<br />

Tel. 040/343471<br />

www.auktionshaus-stahl.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

15.09.<br />

Mette<br />

Tel. 040/46069256<br />

www.auktionshaus-mette.de<br />

Kunst und Schmuck<br />

16.09.-18.09.<br />

Mohrmann<br />

Tel. 040/6894700<br />

www.edgar-mohrmann.de<br />

Briefmarken<br />

HANNOVER<br />

25.09.<br />

Kastern Tel. 0511/851085<br />

www.kastern.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

HEIDELBERG<br />

18.09.<br />

Metz Tel. 06221/23571<br />

www.metz-auktion.de<br />

Unlimitierte Auktion<br />

IBBENBÜREN<br />

24.09.-25.09.<br />

Leonhardt Tel. 05451/15550<br />

www.leonhardt-auktionshaus.de<br />

Kunst , Antiquitäten, Varia<br />

KOBLENZ<br />

24.09.-25.09.<br />

Lux Tel. 0261/36333<br />

www.auktionshaus-lux.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

KÖLN<br />

18.09.<br />

Antico Mondo Tel. 02236/961894<br />

www.anticomondo.de<br />

Spielzeug<br />

24.09.-25.09.<br />

Saure Tel. 0221/6366337<br />

www.auktionshaus-saure.de<br />

Wiking-Modelle<br />

25.09.<br />

Auction Team Breker Tel.<br />

02236/384340<br />

www.breker.com<br />

Photographica & Film<br />

25.09.<br />

Dr. Hüll Tel. 0221/444026<br />

www.auktion-huell.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

29.09.<br />

Lempertz Tel. 0221/9257290<br />

www.lempertz.com<br />

<strong>Gemälde</strong> 15-19 Jh.<br />

KONSTANZ<br />

24.09.-25.09.<br />

Karrenbauer Tel. 07531/27202<br />

www.karrenbauer.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

KREFELD<br />

24.09.-25.09.<br />

Lankes Tel. 09286/95050<br />

www.lankes-auktionen.com<br />

Spielzeug<br />

25.09.<br />

Schmolt Tel. 02151/931090<br />

www.schmolt.de<br />

Autographen<br />

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN<br />

18.09.<br />

Eppli Tel. 0711/2209087<br />

www.eppli.com<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia


80<br />

AUKTIONSTERMINE<br />

LEIPZIG<br />

11.09.<br />

Leipziger Münzhandlung<br />

Tel. 0341/9602386<br />

www.numismatik-online.de<br />

Medaillen, Münzen, Papiergeld, Münz-<br />

Literatur<br />

25.09.<br />

Kunstauktionshaus Leipzig<br />

Tel. 0341/590880<br />

www.kunstauktionshaus-leipzig.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

LINDAU<br />

23.09.-25.09.<br />

Zeller Tel. 08382/93020<br />

www.zeller.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

LÜBECK<br />

21.08.<br />

Die Eiche Tel. 0451/70749999<br />

www.auktionshausdieeiche.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

MAGDEBURG<br />

28.08.<br />

Bieberle Tel. 0391/1861847<br />

www.auktionshausbieberle.de<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

MÜNCHEN<br />

11.09.<br />

Rütten Tel. 089/12715100<br />

www.auktionshaus-ruetten.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

13.09.<br />

Auktionshaus Nymphenburg<br />

Tel. 089/1295816<br />

www.auktionshaus-nymphenburg.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

14.09.<br />

Nusser Tel. 089/2782510<br />

www.nusser-auktionen.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

17.09.<br />

Hampel Tel. 089/288040<br />

www.hampel-auctions.com<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

17.09.<br />

Scheublein Tel. 089/23886890<br />

www.artauktionen.com<br />

Kunst<br />

21.09.<br />

Quittenbaum Tel. 089/273702125<br />

www.quittenbaum.de<br />

Afrikanische Kunst, Murano Glas und<br />

Design<br />

21.09.-24.09.<br />

Hirsch Tel. 089/292150<br />

www.coinhirsch.de<br />

Antike Münzen und Medaillen<br />

29.09.-30.09.<br />

Neumeister Tel. 089/2317100<br />

www.neumeister.com<br />

Alte Kunst und Varia<br />

MÜNSTER<br />

18.09.<br />

Wilbois Tel. 0251/51356<br />

www.wilbois-auktionshaus.de<br />

Varia<br />

www.auktionshaus-karbstein.com<br />

tel. 0211-90.61.61 • fax 0211-361.32.32<br />

Kurfürstenstr. 16 • 40211 Düsseldorf • … immer erreichbar<br />

108. Auktion am 25.09.2010 ab 14 Uhr<br />

Ladenburger<br />

Spielzeugauktion<br />

Einlieferungen gesucht!<br />

Puppen – Puppenstuben – Teddybären –<br />

Blechspielzeug – Eisenbahnen.<br />

Götz Ch. Seidel<br />

Lustgartenstr. 6<br />

68526 Ladenburg<br />

Tel. (0 62 03) 1 30 14<br />

MUTTERSTADT<br />

27.08.<br />

Henry’s Tel. 06234/80110<br />

www.henrys.de<br />

Schmuck und Uhren<br />

27.08.<br />

Henry’s Tel. 06234/80110<br />

www.henrys.de<br />

kunst und Antiquitäten Slg.<br />

Kunsthistoriker<br />

28.08.<br />

Henry’s Tel. 06234/80110<br />

www.henrys.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

04.09.<br />

Henry’s Tel. 06234/80110<br />

www.henrys.de<br />

Orientteppiche<br />

NÜRNBERG<br />

02.09.-04.09.<br />

Weidler Tel. 0911/222525<br />

www.auktionshausweidler.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

17.09.<br />

Weidler Tel. 0911/222525<br />

www.auktionshausweidler.de<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

24.09.-25.09.<br />

JSM Auktionen Tel. 0911/4781224<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

OSNABRÜCK<br />

27.09.-01.10.<br />

Künker Tel. 0541/962020<br />

www.kuenker.de<br />

Münzen und Medaillen<br />

PAMPOW<br />

25.09.<br />

Auktionshaus Schwerin<br />

Tel. 03865/787955<br />

www.auktionshaus-schwerin.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

PFAFFENHOFEN<br />

21.08.<br />

Theilmann Tel. 08441/788663<br />

www.auktionshaus-theilmann.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Schmuck und Varia<br />

PLANEGG<br />

24.09.-25.09.<br />

Brockmann Tel. 08233/4091<br />

www.brockmann-auktionen.de<br />

Spielzeug<br />

PLAUEN<br />

26.08.<br />

Mehlis Tel. 03741/221005<br />

www.auktionshaus-mehlis.de<br />

Schmuck<br />

27.08.-28.08.<br />

Mehlis Tel. 03741/221005<br />

www.mehlis.eu<br />

Kunst und Antiquitäten


AUKTIONSTERMINE 81<br />

Er war einer der berühmtesten Tiermaler seiner Zeit. Seine Tierporträts stehen künstlerisch und kulturgeschichtlich an der Schwelle zur<br />

Aufklärung. Jean-Baptiste Oudry machte mit seinen exquisiten Darstellungen Karriere am Hofe Ludwig XV. Sein Sohn Jacques-Charles<br />

Oudry hat sein Talent geerbt, was man an der beiden Jagdszenen erkennen kann, die am 22. September bei Sotheby’s in Paris zur Versteigerung<br />

kommen. Das Paar wir auf 100.000 bis 150.000 Euro geschätzt.<br />

TELEFON | +33(0)1/53055305 INTERNET | www.sothebys.com<br />

REGENSBURG<br />

18.09.<br />

Keup Tel. 0941/51422<br />

www.auktionshaus-keup.de<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

ROTTENDORF/WÜRZBURG<br />

18.09.<br />

Geiter<br />

Tel. 09302/980388<br />

www.auktionshausgeiter.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

STUTTGART<br />

07.09.<br />

Nagel Tel. 0711/649690<br />

www.auction.de<br />

<strong>Sammler</strong>teppiche und Ethnologica<br />

SUGENHEIM<br />

25.09.<br />

Kube<br />

Tel. 09165/1386<br />

www.kube-auktionen.de<br />

Militaria Sammlung Brand<br />

TRAUNSTEIN<br />

18.09.<br />

Kunstauktionshaus Chiemgau<br />

Tel. 0861/9094748<br />

www.kunstauktionshauschiemgau.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

ÜBERLINGEN<br />

25.09.<br />

Zadick<br />

Tel. 07551/7447<br />

www.auktionshaus-zadick.de<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

WEIGENHEIM<br />

25.09.<br />

Kebbel Tel. 09165-995087<br />

www.kebbel-kunsthandelauktionen.de<br />

Kunst, Antiquitäten und Militaria<br />

WEIL AM RHEIN<br />

04.09.<br />

Dienger Tel. 07621/78422<br />

www.stade-auktionen.de<br />

Ansichtskarten und Philatelie<br />

WIESBADEN<br />

28.08.<br />

Jäger Tel. 0611/304102<br />

www.auktionshaus-jaeger.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

18.09.<br />

Köhler Tel. 0611/39381<br />

www.heinrich-koehler.de<br />

Briefmarken Slg. Koegel<br />

61. Versteigerung<br />

am 11.09.2010 12 30 Uhr<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

<strong>Gemälde</strong>, Grafik<br />

Auktionen<br />

im Gutshaus Mahlsdorf<br />

Jens Taschner – Versteigerer<br />

Hultschiner Damm 333<br />

12623 Berlin – Deutschland<br />

21.09.-24.09.<br />

Köhler Tel. 0611/39381<br />

www.heinrich-koehler.de<br />

Briefmarken<br />

25.09.<br />

Köhler Tel. 0611/39381<br />

www.heinrich-koehler.de<br />

Briefmarken Slg. Knapp<br />

25.09.<br />

Kunst- und Auktionshaus Wiesbaden<br />

Tel. 0611/1746842<br />

www.auktionshaus-fuesser.de<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

25.09.<br />

Rippon Boswell Tel. 0611/372062<br />

www.rippon-boswell-wiesbaden.de<br />

Teppiche<br />

WORMS<br />

03.09.-04.09.<br />

Lösch Tel. 06247/90460<br />

www.auktionshaus-loesch.de<br />

Spielzeug incl. 23. Militaria Auktion<br />

Vorbesichtigung<br />

05.–10.09.2010<br />

Telefon<br />

030 / 56 59 48 72<br />

Fax<br />

030 / 56 59 28 60


82<br />

AUKTIONSTERMINE<br />

WÜRZBURG<br />

04.09.<br />

Zemanek-Münster<br />

Tel. 0931/17721<br />

www.tribal-art-auktion.de<br />

Tribal Art<br />

ZINNOWITZ/USEDOM<br />

04.09.<br />

Koserower Kunstsalon<br />

Tel. 038375/24054<br />

www.usedomer-kunstauktion.de<br />

Kunst Malerei & Graphik<br />

BELGIEN<br />

ANTWERPEN<br />

13.09.-15.09.<br />

Bernaerts Tel. 0032/3/2481921<br />

www.bernaerts.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

29.09.-30.09.<br />

DVC Tel. 0032/3/2323664<br />

www.dvc.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

BRÜSSEL<br />

31.08.-01.09.<br />

Galerie Moderne Tel. 0032/2/5115415<br />

www.galeriemoderne.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

11.09.<br />

Lempertz Tel. 0221/9257290<br />

www.lempertz.com<br />

Präkolumbische Kunst<br />

11.09.<br />

Mont de Piete Tel. 0032/2/5121385<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

11.09.<br />

Elsen Tel. 0032/2/7346356<br />

www.elsen.be<br />

Münzen und Medaillen<br />

13.09.-14.09.<br />

Horta Tel. 0032/2/7416060<br />

www.horta.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

14.09.-15.09.<br />

Vanderkindere Tel. 0032/2/3445446<br />

www.vanderkindere.com<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

24.09.-25.09.<br />

Ferraton Tel. 0032/2/6478548<br />

www.ferraton.be<br />

Bücher<br />

28.09.-29.09.<br />

Galerie Moderne Tel. 0032/2/5115415<br />

www.galeriemoderne.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

HASSELT<br />

23.08.-24.08.<br />

AEKO Tel. 0032/11/220408<br />

www.aeko.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

LÜTTICH<br />

25.08.<br />

Hotel de Ventes Mosan<br />

Tel. 0032/4/3449170<br />

www.hvm.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

22.09.<br />

Hotel de Ventes Mosan<br />

Tel. 0032/4/3449170<br />

www.hvm.be<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

MONS<br />

05.09.-06.09.<br />

Mons Antic<br />

Tel. 0032/65/352742<br />

www.monsantic.com<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

AUKTIONSHAUS<br />

RÜTTEN e.K.<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

deutscher Auktionatoren e.V.<br />

Nymphenburger Straße 133 • 80636 München • P im Hof<br />

Tel. 089 / 12 71 51 00 • www.auktionshaus-ruetten.de<br />

95. Auktion: Kunst und Antiquitäten<br />

Sa. 11.09.2010 Beginn 13 Uhr<br />

Live dabei und<br />

Online mitbieten!<br />

Vorbesichtigung: Mo. 06.09. bis Do. 09.09., tägl. 11-18 Uhr<br />

und am Auktionstag eingeschränkt 12-13 Uhr<br />

Katalog mit Bild + Text: www.auktionshaus-ruetten.de<br />

Schwerpunkte in dieser Auktion: <strong>Gemälde</strong> alter und neuer Meister<br />

des 17. bis 20. Jahrhunderts, internationale erotische Kunst,<br />

Porzellan und -figuren (MEISSEN), Silber u.v.m.<br />

Nächster Auktionstermin: 23. Oktober 2010<br />

Einlieferungen für unsere Auktionen gerne erwünscht.<br />

Sprechen Sie uns an – wir beraten Sie gern!<br />

| DENEMARK |<br />

KOPENHAGEN<br />

27.09.-01.10.<br />

Rasmussen Tel. 0045/33436911<br />

www.bruun-rasmussen.dk<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

| ENGLAND |<br />

LONDON<br />

BONHAMS KNIGHTSBRIDGE<br />

Tel. 0044/207/3933900<br />

www.bonhams.com<br />

BONHAMS NEW BOND ST.<br />

Tel. 0044/207/4477447<br />

www.bonhams.com<br />

CHRISTIE’S SOUTH KENSINGTON<br />

Tel. 0044/20/77523121<br />

www.christies.com<br />

CHRISTIE’S KING STREET<br />

Tel. 0044/20/72936667<br />

www.sothebys.com<br />

PHILLIPS DE PURY<br />

Tel. 0044/207/73184010<br />

www.phillipsdepury.com<br />

SOTHEBY’S NEW BOND STREET<br />

Tel. 0044/20/72936667<br />

www.sothebys.com<br />

07.09.<br />

Bonhams Knightsbridge<br />

Möbel, Teppiche und Skulpturen<br />

08.09.<br />

Christie’s South Kensington<br />

Schmuck<br />

08.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

Porzellan und Keramik<br />

08.09.<br />

Bonhams Knightsbridge<br />

Asiatische Kunst<br />

14.09.<br />

Christie’s South Kensington<br />

Graphik und Drucke<br />

14.09.<br />

Bonhams Knightsbridge<br />

Uhren und Barometer<br />

14.09.<br />

Bonhams Knightsbridge<br />

<strong>Gemälde</strong><br />

15.09.<br />

Bonhams Knightsbridge<br />

Schmuck<br />

15.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

Reisememorabilia<br />

15.09.<br />

Christie’s King Street<br />

Kunst


AUKTIONSTERMINE 83<br />

16.09.<br />

Sotheby’s New Bond Street<br />

Moderne und Zeitgenössische Kunst<br />

16.09.<br />

Christie’s South Kensington<br />

Nachkriegs und Zeitgenössische Kunst<br />

21.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

Design<br />

21.09.<br />

Bonhams Knightsbridge<br />

Moderne <strong>Gemälde</strong><br />

22.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

Italienische Kunst und Design<br />

22.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

Zeitgenössische und Nachkriegskunst<br />

22.09.-23.09.<br />

Christie’s South Kensington<br />

Reisememorabilia<br />

23.09.<br />

Christie’s King Street<br />

Dekorative Kunst<br />

28.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

Maritime Kunst<br />

28.09.<br />

Phillips de Pury<br />

Design<br />

29.09.<br />

Bonhams New Bond St.<br />

<strong>Gemälde</strong> 19 Jh.<br />

29.09.<br />

Sotheby’s New Bond Street<br />

Schottische Kunst<br />

30.09.<br />

Christie’s South Kensington<br />

Militaria<br />

| FRANKREICH |<br />

CHARTRES<br />

19.09.<br />

Galerie de Chartres<br />

Tel. 0033/2/37882828<br />

www.interencheres.com<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

25.09.<br />

Galerie de Chartres<br />

Tel. 0033/2/37882828<br />

www.interencheres.com<br />

Puppen<br />

PARIS<br />

29.09.<br />

Christie’s Paris Tel. 0033/1/40768408<br />

www.christies.com<br />

Möbel<br />

| ITALIEN |<br />

ROM<br />

20.09.<br />

Babuino Tel. 0039/632283800<br />

www.astebabuino.it<br />

Ostasiatische Kunst<br />

21.09.-24.09.<br />

Babuino<br />

Tel. 0039/632283800<br />

www.astebabuino.it<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

| NIEDERLANDE |<br />

AMSTERDAM<br />

07.09.<br />

Christie’s Amsterdam<br />

Tel. 0031/2/05755262<br />

www.christies.com<br />

Kunst 19-21 Jh.<br />

21.09.-22.09.<br />

Christie’s Amsterdam<br />

Tel. 0031/2/05755262<br />

www.christies.com<br />

Dekorative Kunst<br />

ARNHEIM<br />

24.08.<br />

Derksen<br />

Tel. 0031/26/4421498<br />

www.derksen-veilingbedrijf.nl<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

31.08.-03.09.<br />

Notarishuis Arnheim<br />

Tel. 0031/26/4425900<br />

www.notarishuis-arnhem.nl<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

DEN HAAG<br />

01.09.-03.09.<br />

Venduehuis der Notarissen<br />

Tel. 0031/70/3658857<br />

www.venduehuis.com<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

DORDRECHT<br />

21.09.-22.09.<br />

MAK<br />

Tel. 0031/78/6133344<br />

www.makveilingen.nl<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

EINDHOVEN<br />

14.09.<br />

Van der Sommen<br />

Tel. 0032/40/2432432<br />

www.vandersommen.nl<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

M. Müller der Jüngere hat sich gerne<br />

der Wild- und Jagdmalerei<br />

gewidmet. Das Auktionshaus<br />

Theilmann in Pfaffenhofen versteigerte<br />

im Juli zwei Ölbilder des<br />

Münchner Malers. Das Motiv mit<br />

den von einem Fuchs aufgescheuchten<br />

Wildenten am Seeufer<br />

wurde mit 750 Euro zugeschlagen.<br />

Telefon: 08441/788663<br />

Internet:<br />

www.auktionshaus-theilmann.de<br />

GRAVENHAGE<br />

01.09.-02.09.<br />

Van Stockum’s<br />

Tel. 0031/70/3649840<br />

www.vanstockums-veilingen.nl<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

HAARLEM<br />

28.09.-01.10.<br />

Oprechte Veiling Tel. 0031/23/5319408<br />

www.oprechteveiling.nl<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

HERTOGENBOSCH<br />

14.09.-21.09.<br />

Korst van der Hoeff Tel.<br />

0031/73/6131886<br />

www.korstvanderhoeff.nl<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

HILVERSUM<br />

30.08.-07.09.<br />

Van Spengen<br />

Tel. 0031/35/6400989<br />

www.vanspengen.com<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

20.09.<br />

Van Zadelhoff Tel. 0032/35/6247170<br />

www.vanzadelhoff.nl<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

LEIDEN<br />

28.09.-01.10.<br />

Onder de Boompjes<br />

Tel. 0031/71/5145832<br />

www.onderdeboompjes.nl<br />

Kunst, Antiquitäten, Varia<br />

MAASTRICHT<br />

23.09.-27.09.<br />

Dickhaut<br />

Tel. 0032/43/3213095<br />

www.veilingmaastricht.nl<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

MIDDELBURG<br />

28.09.-29.09.<br />

Zeeuws Veilinghuis<br />

Tel. 0031/118/650680<br />

www.zeeuwsveilinghuis.nl<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia


84<br />

AUKTIONSTERMINE<br />

UTRECHT<br />

22.08.<br />

Peerdeman<br />

Tel. 0031/30/2610485<br />

www.veilinghuispeerdeman.nl<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

19.09.<br />

Peerdeman<br />

Tel. 0031/30/2610485<br />

www.veilinghuispeerdeman.nl<br />

Kunst, Antiquitäten und Varia<br />

| ÖSTERREICH |<br />

WIEN<br />

07.09.<br />

Dorotheum Wien<br />

Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Militaria<br />

08.09.-09.09.<br />

Dorotheum Wien<br />

Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Briefmarken<br />

13.09.<br />

Dorotheum Wien Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Moderne Graphik<br />

14.09.<br />

Dorotheum Wien Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Orientteppiche,<br />

Textilien und Tapisserien<br />

16.09.<br />

Dorotheum Wien<br />

Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Jugentstil und Kunsthandwerk 20 Jh.<br />

22.09.<br />

Dorotheum Wien<br />

Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Ölgemälde und Aquarelle 19 Jh.<br />

25.09.<br />

Dorotheum Wien<br />

Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Jagd, Sport und <strong>Sammler</strong>waffen<br />

27.09.<br />

Dorotheum Wien<br />

Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Musikinstrumente<br />

28.09.<br />

Im Kinsky<br />

Tel. 0043/1/5324200<br />

www.imkinsky.com<br />

Alte Meister, Bilder 19. Jh., Klassische<br />

Moderne Zeitgen. Kunst<br />

29.09.<br />

Im Kinsky Tel. 0043/1/5324200<br />

www.imkinsky.com<br />

Antiquitäten<br />

| SCHWEDEN |<br />

STOCKHOLM<br />

20.09.<br />

Bukowskis<br />

Tel. 0046/8/6140800<br />

www.bukowskis.se<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

UPPSALA<br />

27.09.-28.09.<br />

Auktionskammare Tel. 0046/18/121222<br />

www.uppsalaauktion.se<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

| SCHWEIZ |<br />

ERLENBACH/ZÜRICH<br />

22.09.-23.09.<br />

Zürichsee Auktionen<br />

Tel. 0041/44/9913060<br />

www.zuerichseeauktionen.ch<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

LUZERN<br />

09.09.-11.09.<br />

Fischer Tel. 0041/41/4181010<br />

www.fischerauktionen.ch<br />

Antike Waffen und Militaria<br />

ZÜRICH<br />

13.09.-17.09.<br />

Schuler Tel. 0041/43/3997010<br />

www.schulerauktionen.ch<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

13.09.-18.09.<br />

Koller Tel. 0041/1/4456363<br />

www.galeriekoller.ch<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

| TSCHECHIEN |<br />

PRAG<br />

18.09.<br />

Dorotheum Prag Tel. 0043/1/51560200<br />

www.dorotheum.com<br />

Kunst und Antiquitäten<br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Auktionshäuser, Veranstalter, Museen und weitere Inserenten<br />

A<br />

artprice<br />

U3<br />

Auktionshaus<br />

Ladenburg (Seidel) 80<br />

B<br />

Berliner Auktionshaus 13<br />

Bloss 79<br />

Brockmann 15<br />

C<br />

completservice 21<br />

D<br />

Dannenberg 78<br />

Dorotheum 84<br />

E<br />

Eppli 11<br />

F<br />

Fiere di Parma 11<br />

H<br />

Halle Münsterland 5<br />

Henry’s<br />

U4<br />

K<br />

Karbstein 80<br />

Kebbel 78<br />

Klöter 11<br />

Kube<br />

U2<br />

Kulturelles Forum<br />

Langenfeld 27<br />

Kunstauktionshaus<br />

Chiemgau 19<br />

L<br />

Lindner 9<br />

Lösch 15<br />

M<br />

Merry Old England 16<br />

Metz 15<br />

Museum Offenburg 27<br />

Museum Würzburg 29<br />

P<br />

Peege 78<br />

Plückbaum 15<br />

Poestgens 13<br />

R<br />

Rütten 82<br />

S<br />

sammlerbuecher.de 52<br />

Schloss Ahlden 7<br />

Schmidt 79<br />

Sigalas 80<br />

Stadt Ludwigsburg 16<br />

T<br />

Taschner 81<br />

Theurer 17<br />

W<br />

Weidler 9, 79<br />

Z<br />

Zeller 13<br />

Zürichsee Auktionen 19<br />

von Zezschwitz 19


AUKTIONSPREISE<br />

aus 14 Ausgaben des <strong>Sammler</strong> <strong>Journal</strong>s<br />

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Design<br />

Porzellan<br />

Historica<br />

Ikonen<br />

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Der 18. farbige Antiquitäten-Preisführer<br />

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AUKTIONSPREISE<br />

10/11<br />

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4199154 114902 01<br />

I S B N 9 7 8 - 3 - 9 8 1 3 7 8 4 - 0 - 5<br />

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„Auktionspreise 2010/11“<br />

zum Preis von je 15,– Euro<br />

(incl. Porto + Verpackung)<br />

Gesamtbetrag<br />

Ich zahle (Zutreffendes bitte ankreuzen)<br />

Vorkasse bar (liegt bei)<br />

Euro<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort<br />

Telefon, Telefax<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Bankeinzug:<br />

Kto.Nr.<br />

BLZ


86<br />

AUKTIONSPREISE<br />

PORZELLAN & KERAMIK 1900-1930<br />

€ 190,-<br />

Zwei Spargelplatten, Villeroy &<br />

Boch, Schramberg, die größere<br />

Platte mit Pressmarke, Modellnummer<br />

„1181“, um 1890-1912,<br />

Form eines Spargelbündels mit<br />

Schleifenband, Feinsteingut,<br />

Länge 31,7 und 20,3 cm ENG<br />

€ 320,-<br />

Zwei Teller, Entwurf Richard<br />

Riemerschmid, 1904, Meißen,<br />

1918-1924 oder 1934-1945, passig<br />

geschweifter Rand mit<br />

reliefiertem Punktdekor, Fahne<br />

mit stilisiertem Blättchendekor<br />

„Blaues Muster Riemerschmid“,<br />

ø 25,5 cm SMD<br />

€ 440,-<br />

„Drei Grazien“, Erwin Spuler<br />

(1906-1964), Keramik, rötlicher<br />

Scherben, blaue und grüne<br />

Glasur, Darstellung der drei<br />

Töchter Zeus am Fluss, in<br />

Metallrahmen, verso „E Sp“,<br />

Maße 33,5 x 33 cm HAG<br />

€ 495,-<br />

Teller, Rozenburg, Den Haag,<br />

1903, polychrom gemalter<br />

Fischdekor, achteckig, Künstlersignet<br />

„H.“ (schwarz gemalt),<br />

Durchmesser 20 cm SHU<br />

€ 220,-<br />

Vase, Clément Massier, gefertigt<br />

um 1900, Keramik, grün<br />

glasiert mit violett-goldenem<br />

Blattdekor, lüstriert, unterseitig<br />

gemarkt „Golfe Juan AM“,<br />

Vasenhöhe 13,5 cm SIE<br />

€ 330,-<br />

Bodenvase, Entwurf Leon v.<br />

Solon & John W. Wadsworth,<br />

Mintons, England, um 1900,<br />

Steinzeug, auf der Wandung<br />

reliefiertes Kornblumendekor,<br />

Vasenhöhe 47 cm VZE<br />

€ 450,-<br />

Teller, Entwurf Vally Wieselthier,<br />

Porzellanmanufaktur<br />

Augarten, Wien, 1920er-Jahre,<br />

Porzellan, polychrome Aufglasurbemalung,<br />

Entwerfersignet,<br />

Durchmesser 25,7 cm HER<br />

€ 500,-<br />

Ziervase mit Dreimasterblumen-Dekor,<br />

Meißen, um 1900,<br />

umlaufend sich wiederholender<br />

Dekor aus stilisierten Dreimasterblumen,<br />

polychrome<br />

Unterglasurmalerei, überdekoriert<br />

in Gold, Modellnummer<br />

„S. 118“, Höhe 14 cm SHA<br />

€ 300,-<br />

Schauteller, Bemalung wohl<br />

Rudolf Hentschel (1869-1951),<br />

Meißen, Pfeiffer-Zeit 1924-1934,<br />

polychrome Malerei „sonntägliche<br />

Spaziergänger in Parklandschaft“,<br />

Blindprägezahlen<br />

„147, 1501”, ø 27 cm ZEL<br />

€ 400,-<br />

Vase, KPM, Berlin, um 1901 (Jahresbuchstabe<br />

„A”), kobaltblauer<br />

Fond, Goldstaffage, zwei seitliche<br />

Handhaben in Form von<br />

eingerollten Farnblättern, Vasenhöhe<br />

28,5 cm NUS<br />

€ 500,-<br />

Enghalsvase, KPM, Berlin, um<br />

1920, Dekor in Korallrot und<br />

Gold, monogrammiert „TLL“,<br />

Vasenhöhe 28,5 cm MEH<br />

€ 550,-<br />

Amphorenvase, Honoré Delphin<br />

Massier, Valauris, hergestellt<br />

um 1900, in Regenbogenfarben<br />

schimmernde Lüsterglasur<br />

als Fond für Landschaftsansicht<br />

mit großen<br />

Pinienbäumen in Lüstermalerei,<br />

Vasenhöhe 40,5 cm WEN


AUKTIONSPREISE<br />

87<br />

€ 500,-<br />

Schreibzeuggarnitur, Entwurf Hans Küstler (Form), Kurt Wendler<br />

(Dekor), Kunstabteilung Rosenthal, Selb, um 1930, vierteilig, oval<br />

gezackte Form, Maße 9 x 29 x 15 cm<br />

KUK<br />

€ 550,-<br />

Keramikvase, Bernard Bloch,<br />

Böhmen, um 1900, Korpus mit<br />

geometrischem Ritzdekor, im<br />

oberen Bereich Reliefdekor,<br />

halbplastische Fledermäuse<br />

und Blumen, grünlich-goldene<br />

Lüsterglasur, Höhe 40,5 cm HIS<br />

€ 600,-<br />

Deckelvase, Entwurf und Bemalung<br />

Prof. Hans Thoma,<br />

Karlsruher Majolikamanufaktur,<br />

um 1900, musizierende<br />

Putten und Amoretten, Stand<br />

und Hals mit Ornamentfries,<br />

Form-Nr.„42R”, H 50 cm DAN<br />

€ 500,-<br />

Service „Classic Rose“, Entwurf Hans Güther Reinstein und Philip<br />

Rosenthal, 1904, Rosenthal, Modellnr. „250“, Dekorentwurf Jul. V.<br />

Guldbrandsen, 1909, Kaffeekanne, Teekanne, Zuckerdose, Sahnegießer,<br />

10 Kaffeetassen mit Untertassen, 4 Teetassen mit Untertassen,<br />

6 Kuchenteller, Stövchen, 6 Suppentassen mit Untertassen, 6 Speiseteller,<br />

Deckelterrine, Kerzenleuchter und kleine ovale Platte LBE<br />

€ 500,-<br />

Zwei Teller, Hermann Gradl, Nymphenburg, um 1899/1900, aus<br />

Fischservice Nr. 688, Dekor 624, Goldstaffierung, ø 24 u. 27 cm ZEZ<br />

€ 590,-<br />

Deckelvase, Entwurf Albin Müller,<br />

1912, Ausführung Villeroy &<br />

Boch, Modellnummer „5478”,<br />

Steingut mit kobaltblauen,<br />

floral stilisierten Ornamentbordüren<br />

in vertikaler Anordnung,<br />

Höhe 46 cm WEN<br />

€ 680,-<br />

Deckeldose mit arkadischer<br />

Szenerie unter Zitronenbäumen,<br />

Entwurf Wilhelm Süs,<br />

Karlsruher Majolikamanufaktur,<br />

um 1904, umlaufend Glasurbemalung,<br />

H 50 cm NUS<br />

€ 550,-<br />

Schale, Gustav Klimt, um 1910, helles Steingut, Ovalform auf vier<br />

Standfüßen, gerippte Wandung mit reliefierten Blüten und Perlbändern,<br />

Modellnummer „6317 21“, Pinselnr. „1194 3“, Länge 37 cm MEH<br />

€ 600,-<br />

Vase, Prof. Max Laeuger, Tonwerke<br />

Kandern AG, um 1910,<br />

roter Scherben, grün und<br />

schwarz glasiert, Wandung<br />

umlaufend Tulpendekor, Modell-Nr.<br />

„228“, H 17,5 cm KAU<br />

€ 700,-<br />

Bildplatte „Frau mit Schal“, Entwurf<br />

Erwin Spuler, Karlsruher<br />

Majolikamanufaktur, um 1935,<br />

Irdengut, sandfarben, über heller<br />

Engobe transparente, verschieden<br />

farbige Alkaliglasur,<br />

craquelliert, 52,5 x 38,5 cm NEU


88<br />

AUKTIONSPREISE<br />

€ 740,-<br />

Prunkteller, signiert Richard<br />

Klemm, Dresden, Hutschenreuther,<br />

gefertigt um 1904, im<br />

Spiegel die Darstellung der<br />

Tänzerin Carnargo mit Tänzer<br />

in polychromer Malerei, kobaltblaue<br />

Fahne mit goldradiertem<br />

Dekor aus Blütengirlanden,<br />

Durchmesser 25,5 cm VZE<br />

€ 800,-<br />

Teller „Leda und der Schwan“,<br />

Entwurf Leonore (Lo) Hiller<br />

(geb. 1881), Ausführung Rosenthal,<br />

Zweigwerk Kronach, um<br />

1900, seladongrüner Scherben,<br />

glasiert in Grün und Rosa,<br />

Goldhöhung, Boden Fabrikmarke<br />

und Nummer „182, 7”, Durchmesser<br />

24,5 cm<br />

QUI<br />

€ 800,-<br />

Kaminuhr mit zwei Ziervasen, Hersteller en Tegelfabriek „Holland“,<br />

Utrecht, gefertigt vor 1917, floral ornamentiert, Fayence, Werk<br />

ergänzt, Höhe 51 bzw. 46 cm<br />

ARN<br />

€ 800,-<br />

Restservice, Entwurf Margarete Heymann-Marks, (1899 Köln-1990<br />

London, Bauhaus-Schülerin, gründete 1923 mit ihrem Mann Gustav<br />

Loebenstein und dessen Bruder Daniel die Hael-Werkstätten) Marwitz,<br />

Hael-Werkstätten, um 1930, blaue Stempelmarke, Dekorstempel<br />

„181“, Steingut matt-grün glasiert, Kernstück und drei Tassen,<br />

Kannenhöhe 13 cm<br />

MEH<br />

€ 750,-<br />

Deckelvase, Entwurf Kurt<br />

Wendler, Rosenthal, Selb Bavaria,<br />

gefertigt um 1910, auf<br />

sechseckigem Stand, hoch ovoider<br />

Korpus, Höhe 31 cm LBE<br />

€ 800,-<br />

Vase, Benno Geiger (zugeschrieben),<br />

Goldscheider, Wien,<br />

1928-1934, ziegelroter Scherben,<br />

innen gelb, außen polychrom<br />

glasierte Blattmotive<br />

Firmenmarke und MK 924 MM<br />

(geritzt), A, Höhe 41,5 cm QUI<br />

€ 800,-<br />

Paar Vasen, Max Laeuger, Tonwerke Kandern, gefertigt um 1906,<br />

roter Scherben, in Schlickermalerei vier halbierte Herzblätter,<br />

Modellnummer „385”, Vasenhöhe jeweils 22,5 cm<br />

KHL<br />

€ 880,-<br />

Deckelvase, umlaufend mit<br />

ornamentalem Dekor, Willi<br />

Münch-Khe (Karlsruhe 1885-<br />

1961, zugeschrieben), Meißen,<br />

gefertigt um 1912/1913, Dekor in<br />

Grün, Grau, Braun und Gold,<br />

Vasenhöhe 22,5 cm STA<br />

€ 900,-<br />

Osiris-Vase mit Zsolnay-Fayence,<br />

Pécs, Metallwarenfabrik<br />

Walter Scherf & Co. Nürnberg,<br />

Anf. 20. Jh., Keramik und Zinn<br />

mit Restvergoldung, Metallfuß<br />

gestempelt „Osiris 552“, Halsbereich<br />

fachgerecht restauriert,<br />

Vasenhöhe 40,5 cm WEN


AUKTIONSPREISE 89<br />

€ 850,-<br />

Bildteller mit deutschem U-<br />

Boot U9, KPM, Berlin, um 1915,<br />

Unterglasurbemalung, Malernummer,<br />

ø 36 cm KUK<br />

€ 1.100,-<br />

Vase, Meißen, um 1900, polychrome<br />

Staffierung in Unterglasurmalerei,<br />

auf Fond fünf<br />

Rosen plastisch aufgelegt,<br />

Formnummer „R. 151“ und Prägenummer,<br />

Höhe 10,5 cm SMD<br />

€ 1.100,-/1.100,-<br />

Vase, Entwurf R. Sieck (1877 Rosenheim - 1957 München), Nymphenburg,<br />

20. Jahrhundert, farbig staffiert mit Frühlingsblumen und<br />

Schmetterlingen vor Alpenpanorama, Modellnummer „21317“. Wie<br />

vor, Vasenhöhe jeweils 34 cm<br />

RUE<br />

€ 991,-<br />

Vase, Entwurf von Christian<br />

Neureuther, um 1907/1908,<br />

Ausführung Wächtersbacher<br />

Steingutfabrik, Schlierbach,<br />

Keramik, hellviolett und grün<br />

glasiert und mit Herzdekor,<br />

Vasenhöhe 27,7 cm DOR<br />

€ 1.100,-<br />

Vase, Meißen, gefertigt um<br />

1900, linsenförmiger Korpus<br />

mit langem schmalem Hals,<br />

umlaufend Stiefmütterchen,<br />

Goldstaffage, Höhe 18 cm NUS<br />

€ 1.100,-<br />

Balustervase, Wilhelm Süs,<br />

Karlsruher Majolikamaufaktur,<br />

um 1904, Dekor „Stechapfel“,<br />

Modellnummer „120“, Malerbuchstabe<br />

„K“, Etikett „Nicolaus<br />

<strong>Franz</strong> Nachf. Frankfurt“,<br />

Vasenhöhe 41 cm KUK<br />

€ 1.200,-<br />

Blumensäule mit Cachepot,<br />

Saargemünd, um 1900, Feinsteinzeug,<br />

Reliefdekor mit Irisblüten,<br />

polychrom staffiert,<br />

Säulenhöhe 105 cm ZEL<br />

€ 1.000,-<br />

Sechs Bodenfliesen, Peter Behrens,<br />

Villeroy & Boch, Mettlach,<br />

um 1904, sandfarbener Schamottescherben,<br />

cremefarbene<br />

Mattglasur mit symmetrischer<br />

Bandornamentik in Grau und<br />

Ocker, Rückseite bezeichnet,<br />

Maße 17 x 17 cm<br />

ZEZ<br />

€ 1.100,-<br />

Vase, Entwurf Rudolf Hentschel,<br />

um 1900, Ausführung<br />

Meißen, farbige Unterglasurbemalung<br />

in mehrtonigem<br />

Blau, Grün, Rosé und Hellbraun,<br />

Vasenhöhe 19 cm HER<br />

€ 1.200,-<br />

Deckelbecher, Formentwurf<br />

von Adalbert Niemeyer, Malerei<br />

von Marianne Meyfarth, Porzellanmanufaktur<br />

Meißen, 1923,<br />

eisenrot bemalt mit Fischern,<br />

Segelbooten und diversen<br />

Architekturen, Schleifenknauf,<br />

Becherhöhe 23 cm MET<br />

€ 1.350,-<br />

Vase, Otto Douglas-Hill, Berlin<br />

Keramik, um 1925, Keramik, rotbrauner<br />

Scherben, gelbe, stark<br />

craquellierte Glasur, Künstlersignet,<br />

Höhe 27 cm HER


90<br />

AUKTIONSPREISE<br />

€ 1.300,-<br />

Vasenpaar, Dekorentwurf Prof. Gussmann und Prof. Max Rade,<br />

Ausführung Rosenthal, Selb, Unterglasurbemalung, glasiert, zwei<br />

Akte in Landschaft<br />

WEI<br />

€ 1.800,-<br />

Prunkvase, KPM, Berlin, um<br />

1900, Schlangenhenkel, Goldemailleauflage<br />

im Empirestil,<br />

Reserve mit Pâte-sur-pâte-Grisaillerelief<br />

„Muse der Dichtkunst“,<br />

Henkel und Fuß restauriert,<br />

Höhe 40 cm<br />

RIE<br />

€ 2.200,-<br />

Peter Behrens, Hamburg 1868 -<br />

1940, Berlin, Titel Vase, Peter<br />

Behrens, Merkelbach & Wick,<br />

Grenzhausen, Serie „Westerwälder<br />

Neukeramik“, um 1904,<br />

geflammte Scharffeuerglasur,<br />

galvanisch angebrachte, florale<br />

Kupferauflage um Gefäßkörper<br />

und Henkel, Bodennummer<br />

„2055“, Höhe 20,5 cm ZEZ<br />

€ 1.400,-<br />

Pokalvase, Entwurf und Ausführung<br />

Vally Wieselthier, 1922-<br />

1927, roter Majolikascherben,<br />

weiß engobiert, Glasurmalerei<br />

in Blau, Grün und Violett, umlaufend<br />

Figuren eines Mannes<br />

und einer Frau, dazwischen<br />

Pflanzendekor, im Dekor bez.<br />

„VW“, Höhe 36 cm QUI<br />

€ 1.500,-<br />

Bildplatte „Gottfried von Buillon“,<br />

Wien, 19./20. Jahrhundert,<br />

Porzellan, glasiert, bemalt und<br />

goldstaffiert, Rand kobaltblau,<br />

Durchmesser 48 cm KAU<br />

€ 2.200,-<br />

Plakette mit Orientalin, ungemarkt,<br />

Thüringen, Porzellan,<br />

polychrome Malerei, Halbakt<br />

mit Tonkrügen vor Vorhang stehend,<br />

Maße 14,5 x 10 cm VHA<br />

€ 2.400,-<br />

Vase, KPM, Berlin, 1904 (auf<br />

Weltaustellung 1904 erwähnt),<br />

Malerei W. Aulich, Asthenkel<br />

mit aufbossierten Blättern und<br />

Blüten, Floraldekor, Pressziffer<br />

„5748“, Höhe 41 cm MET<br />

€ 1.400,-<br />

Wandteller „Vorland“, Entwurf<br />

Theodor Schmuz-Baudiss, KPM,<br />

Berlin, 1910, polychrome Unterglasurbemalung<br />

mit Landschaft,<br />

Malermarke „AK 300/5“<br />

und Jahresmarke „M15“, Durchmesser<br />

41,4 cm<br />

HER<br />

€ 1.600,-<br />

Vase, Ernst Wahliss, Wien, um<br />

1905, Modellnummer „9622”,<br />

Form „9622 Dec. 9516” Steingut,<br />

geometrischer vertikaler<br />

Streifendekor mit vergoldeten<br />

Volutenmotiven, H 33 cm MEH<br />

€ 2.500,-<br />

Sechs Kaffeetassen und Unterteller, Entwurf Richard Riemerschmid<br />

(München 1868-1957), Meißen, 1904, stilisierter Blattrankendekor,<br />

Bandhenkel der Tasse am unteren Ansatz gegabelt, Höhe 6,5 cm,<br />

gemuldeter Unterteller, Durchmesser 13,6 cm<br />

ZEZ


AUKTIONSPREISE 91<br />

€ 2.500,-<br />

Deckeldose, Bertold Löffler<br />

(1874-1960), Wiener Keramik,<br />

1907-1912, Keramik, heller<br />

Scherben, glasiert, zum Teil<br />

blau dekoriert, kleine fachgerechte<br />

Restaurierung, Dosenhöhe<br />

13,5 cm<br />

IKY<br />

€ 2.800,-<br />

Jugendstilvase, Zsolnay, Pécs,<br />

rotes Weinlaub mit Trauben<br />

auf goldlüstrierendem Fond,<br />

Vasenhöhe 30 cm ARN<br />

€ 4.500,-<br />

Deckelvase, Dekor und Ausführung<br />

Julius oder Rudolf<br />

Hentschel, Meißen, um 1898,<br />

Massemalerei (pâte-sur-pâte),<br />

Blüten der Anemone mit Blattwerk,<br />

Reserven mit diversen<br />

Libellen, abgeflachter Stülpdeckel,<br />

Vasenhöhe 23,5 cm FIS<br />

€ 6.400,-<br />

Vase „Schwertlilien“, Haagsche<br />

Plateebakkerij Rozenburg, Den<br />

Haag, 1908, Eierschalenporzellan,<br />

glasiert, polychrom bemalt,<br />

quadratischer Stand, konischer<br />

Schaft, kugeliger Korpus, eingezogen,<br />

ausgestellter Rand,<br />

Vasenhöhe 22 cm KAS<br />

€ 3.100,-<br />

Bodenvase, Bemalung Anna<br />

Smidt, Formentwurf Arnold<br />

Krog, 1901, Ausführung Königliche<br />

Porzellanmanufaktur Kopenhagen,<br />

1911, Unikat, farbige<br />

Unterglasurbemalung mit der<br />

Darstellung eines Weidenbaumes<br />

vor einem Wolkenhimmel,<br />

Boden mit Formnr. „N189“,<br />

Vasenhöhe 74 cm HER<br />

€ 4.375,-<br />

Kachelofen, wohl Teichert, Meißen,<br />

gefertigt um 1900, rechteckige<br />

Wandung mit petrolfarbenen<br />

Kacheln im Dekor der<br />

Jahrhundertwende, Vorderseite<br />

mit Messingplatte, darauf<br />

Inschrift „Meißen, Sachsen, 2 x<br />

die Schwertermarke 1796“<br />

sowie Befeuerung, Maße 123 x<br />

58 x 40 cm DOR<br />

€ 8.750,-<br />

Vase mit Adlerköpfen, Zsolnay, Pécs, 1904/1906, Porzellan-Fayence<br />

mit farbiger Eosinglasur und reliefiertem Dekor mit Adlerköpfen,<br />

Unterseite mit reliefierter Siegelmarke und unleserlicher Modellnummer,<br />

Vasenhöhe 18,8 cm<br />

DOR<br />

ARN ARNOLD | Frankfurt, 06.März 2010<br />

DAN DANNENBERG | Berlin, 26. September 2009<br />

DOR DOROTHEUM | Wien, 18. Sept. + 26. Nov. + 09. Dez. 2009<br />

ENG ENGEL | Koblenz, 27. Februar 2010<br />

FIS FISCHER DR. | Heilbronn, 08. Mai 2010<br />

HAG HARGESHEIMER & GÜNTHER | Düsseldorf, 21. Mai 2010<br />

HER HERR | Köln, 23. November 2009 + 29. April 2010<br />

HIS HISTORIA | Berlin, 26./27. Februar 2010<br />

IKY IM KINSKY | Wien, 02. Dezember 2009<br />

KAS KASTERN | Hannover, 28. November 2009<br />

KAU KAUPP | Sulzburg, 26. November 2009 + 10. Juni 2010<br />

KHL KUNSTAUKTIONSHAUS LEIPZIG | Leipzig, 26. September 2009<br />

KUK KUNST & KURIOSA | Heidelberg, 05./06. März 2010<br />

LBE L & B KUNSTAUKTIONEN | Essen, 23./24. April 2010<br />

MEH MEHLIS | Plauen, 29. Aug. 2009 + 27. Febr. + 27.-29. Mai 2010<br />

MET METZ | Heidelberg, 24. Oktober 2009<br />

NEU NEUMEISTER | München, 12. November 2009<br />

NUS NUSSER | München, 15. September 2009<br />

QUI QUITTENBAUM | München, 20. Oktober 2009<br />

RIE RIEBER | Stuttgart, 21.-24. September 2009<br />

RUE RUEF | München, 19. März 2010<br />

SHA SCHLOSS AHLDEN | Ahlden, 28./29. November 2009<br />

SHU SCHULER | Zürich, 15.-19. März 2010<br />

SIE SIEBERS AUKTIONEN | Stuttgart, 12. Dezember 2009<br />

SMD SCHMIDT | Dresden, 19. September 2009 + 12. Juni 2010<br />

STA STAHL | Hamburg, 21. November 2009<br />

VHA VAN HAM | Köln, 14./15. Mai 2010<br />

VZE VON ZENGEN | Bonn, 11./12. Sept. 2009 + 19./20. März 2010<br />

WEN WENDL | Rudolstadt, 08.-10. Oktober 2009<br />

WEI WEIDLER | Nürnberg, 19.-21. November 2009<br />

ZEL ZELLER | Lindau, 17.-19. September 2009 + 22.-24. April 2010<br />

ZEZ VON ZEZSCHWITZ | München, 22. Okt. 2009 + 22. April 2010


o<br />

Görge<br />

lt<br />

Hohlt<br />

Dieter Högermann<br />

Große Flaschenform (1981). Helles Steinzeug, gedreht und oval geformt, Nephelinglasur<br />

auf Aschebasis mit Kupferanflug, reduzierend gebrannt, geraucht, H 43 cm.<br />

Keramik-Museum Berlin (Foto: Heinz-J. Theis). Für ein gleichartiges Stück wurde<br />

Hohlt 1976 mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet<br />

GÖRGE HOHLT WIRD 80<br />

Sein Vater, der Maler und Bildhauer<br />

Otto Hohlt (1889-1960), konnte im<br />

Inflationsjahr 1923 ein kleines Bauerngehöft<br />

in Katzbach bei Rott am<br />

Inn erwerben. Es war in desolatem<br />

Zustand. In mühseliger, sich über<br />

Jahre hinziehender Arbeit sanierte er<br />

das Haus und richtete es nach seinen<br />

Bedürfnissen ein. Platz für das Atelier<br />

fand sich im separat gelegenen<br />

einstigen Pferdestall. Wenngleich<br />

auch kein Keramiker, ging Otto Hohlt<br />

in der bildnerischen Arbeit vom Stein<br />

mehr und mehr zum Ton über und<br />

schaffte einen Ofen zum Brennen<br />

von Terrakotten an. Oft zu Rate gezogener<br />

Gesprächspartner in künstlerischen<br />

Fragen war Toni Stadler, Professor<br />

an der „Akademie der Bildenden<br />

Künste” in München.<br />

Gleich nach Kriegsende 1945 begann<br />

Otto Hohlt mit dem Aufbau der<br />

„Werkstatt Hohlt”. Einziges Kapital<br />

waren der Brennofen und die Tonvorkommen<br />

am Ort. Die nötigen Fachkenntnisse<br />

brachte ein Soldat mit,<br />

der bei den Hohlts Unterkunft fand,<br />

Toni Waim, ein in Landshut an der<br />

Keramischen Fachschule ausgebildeter<br />

Töpfergeselle. Von ihm lernte<br />

Görge Hohlt, der jüngere der beiden<br />

Söhne Otto Hohlts, das Drehen. Als<br />

Töpferscheibe diente die Hinterachse<br />

eines Militär-Kübelwagens, der bei<br />

Kriegsende in einem nahen Straßengraben<br />

liegen geblieben war. Innovativ<br />

mußte man damals schon sein.<br />

Toni Waim wurde später ein bekannter<br />

Maler in Landshut.<br />

Die „Werkstatt Hohlt” stellte her, was<br />

Millionen Menschen – Kriegsheimkehrer,<br />

Ausgebombte, Flüchtlinge,<br />

Vertriebene – am dringendsten<br />

brauchten: Schüsseln, Teller, Tassen,<br />

Kannen, Krüge. Das Töpfern mußte<br />

die Familie ernähren. Albrecht Hohlt,<br />

zwei Jahre älter als sein Bruder Görge,<br />

befand sich noch in der Schweiz.<br />

Die Eltern hatten ihn rechtzeitig vor<br />

der Einberufung zum Flakhelfer mit<br />

ärztlichem Attest dort in Sicherheit<br />

bringen können. Erst im Herbst 1946


PORZELLAN / KERAMIK 93<br />

Katzenstempel der Werkstatt Hohlt seit<br />

1953, von Görge Hohlt seit 1969 zusätzlich<br />

mit Ritzsignatur GH und Jahreszahl<br />

versehen<br />

war er wieder daheim. Görge, der<br />

mittlerweile darin versiert war,<br />

brachte Albrecht das Drehen bei.<br />

Beide studierten später an der „Akademie<br />

der Bildenden Künste” in<br />

München bei den Professoren Toni<br />

Stadler und <strong>Franz</strong> Eska Bildhauerei<br />

und Keramik und legten die Gesellenprüfung<br />

ab (Albrecht 1951, Görge<br />

1953). Nach Gründung der Bundesrepublik<br />

1948 kam der Wiederaufbau<br />

in Gang. Otto Hohlt spezialisierte<br />

sich mit Erfolg auf Plastik und Keramik<br />

am Bau und wurde als Werkstatt-Inhaber<br />

mehrfach ausgezeichnet,<br />

so mit dem Hessischen Staatspreis<br />

für das deutsche Kunsthandwerk<br />

und mit dem Bayerischen<br />

Walzenform (1969). Helles Steinzeug,<br />

gedreht, dunkle Ölfleckenglasur auf<br />

Basaltbasis, oxydierend gebrannt, H 18,3<br />

cm. Privatbesitz (Foto: Heinz-J. Theis)<br />

Bauchige und schlanke Flaschenform (1977 bzw. 1984), Porzellan, gedreht, Seladonglasur,<br />

reduzierend gebrannt, H 27 bzw. 43 cm. Privatbesitz (Foto: Rolf Zwillsperger)<br />

Walzenform (2004). Helles Steinzeug,<br />

gedreht, dunkle Ölfleckenglasur auf<br />

Basaltbasis, auf der Schulter violett<br />

schimmernd, oxydierend gebrannt, H<br />

22,8 cm. Galerie Theis (Foto: Heinz-J.<br />

Theis)


94<br />

PORZELLAN / KERAMIK<br />

Staatspreis. Otto und Albrecht Hohlt<br />

starben im selben Jahr, der Vater am<br />

1. Februar, sein Sohn am 30. Dezember<br />

1960.<br />

Zum 50-jährigen Bestehen der<br />

„Werkstatt Hohlt” führte die „Handwerkspflege<br />

Bayern” eine Ausstellung<br />

durch, zu sehen war sie zunächst<br />

im „Keramion” Frechen und<br />

danach in der „Galerie Handwerk” in<br />

München. Görge Hohlt gab den Herausgebern<br />

des Katalogs Peter Nickl<br />

und Wolfgang Lösche ein Interview –<br />

Pflichtlektüre für jeden, der mehr<br />

über die „Werkstatt Hohlt”, die Brüder<br />

Albrecht und Görge und ihr keramisches<br />

Schaffen erfahren will.<br />

Auch dieser Beitrag beruht auf jenem<br />

Interview und auf weiteren<br />

dem Autor von Görge Hohlt mitgeteilten<br />

Informationen.<br />

Schlanke Flaschenform (1987). Helles<br />

Steinzeug, gedreht, geflossene blaue<br />

Feldspatglasur mit Kupfer-Anflug, reduzierend<br />

gebrannt, H 45,5 cm. Sammlung<br />

Theis (Foto: Heinz-J. Theis)<br />

Wie mancher Künstler vor ihm geriet<br />

Albrecht Hohlt in den Bann der fernöstlichen<br />

Keramik. Das geschah – wo<br />

sonst war sie in Europa schon zu<br />

sehen – im Museum. In der Eigelsteintorburg<br />

im bombenverwüsteten<br />

Köln hatte das Kunstgewerbemuseum<br />

der Stadt eine vorläufige<br />

Bleibe gefunden. Es zeigte 1948 ostasiatische<br />

Kunst aus dem der Zerstörung<br />

entgangenen reichen Bestand.<br />

Albrecht Hohlt sah diese Ausstellung,<br />

und seitdem waren die chinesischen<br />

Reduktionsglasuren mit ihrer<br />

tiefen und nuancenreichen Farbigkeit,<br />

die durch gesteuerten Entzug<br />

des Sauerstoffs beim Brennen erreicht<br />

wird, für ihn die Perfektion der<br />

keramischen Kunst schlechthin.<br />

Das wollte er auch können! Er trug<br />

zusammen, was an Fachliteratur zu<br />

haben war, las und studierte bis tief<br />

in die Nacht, arbeitete und experimentierte<br />

geradezu besessen, um<br />

das hochgesteckte Ziel zu erreichen.<br />

Es sollte ihn das Leben kosten. Mit<br />

32 Jahren erlag er einer Krebserkrankung,<br />

Folge seines rastlosen Experimentierens<br />

mit vielerlei Chemikalien.<br />

Der jüngere Bruder schildert Albrechts<br />

exzessive Arbeitsweise: „Er<br />

hat Tag und Nacht in der Werkstätte<br />

verbracht, saß immer neben dem<br />

Ofen und hat in diesen Ofen, da wir<br />

zunächst noch keinen mit offener<br />

Flamme hatten, immer Naphthalin-<br />

Kugeln hineingeworfen. Das war<br />

nach damaliger Meinung das Beste<br />

ALBRECHT HOHLT<br />

Pilzform (1983). Porzellan, gedreht,<br />

Brikettascheglasur, reduzierend gebrannt,<br />

H 15 cm. Privatbesitz (Foto: Rolf<br />

Zwillsperger)<br />

Bauchige Flaschenform (1985). Helles<br />

Steinzeug, gedreht, geflossene blaue<br />

Feldspatglasur, reduzierend gebrannt, H<br />

29,5 cm Privatbes. (Foto: Heinz-J. Theis)


PORZELLAN / KERAMIK 95<br />

Flaschenform (1986). Porzellan, gedreht,<br />

geflammte Ochsenblutglasur, reduzierend<br />

gebrannt, H 34,5 cm. Privatbesitz<br />

(Foto: George Meister)<br />

für die Reduktion. Erst sehr viel später<br />

hat mir ein sehr guter Chemiker<br />

berichtet, daß die Halbzerfallsprodukte<br />

von Naphthalin das am stärksten<br />

krebserregende Mittel sind, das<br />

man sich überhaupt vorstellen kann"<br />

(Kat. Werkstatt Hohlt 1995 S. 83). Das<br />

liebe Geld ist bei Künstlern bekanntlich<br />

meistens knapp, bei den<br />

Hohlts war es nicht anders. Im November<br />

1960, schon im Krankenhaus<br />

und dem Tode nahe, schrieb Albrecht<br />

in einem Brief (Heinz Spielmann, Die<br />

Keramik Albrecht Hohlts, Braunschweig<br />

1965, S. 72):„Mein Gott, wäre<br />

das schön, endlich die Dinge, die<br />

einem wirklich am Herzen liegen,<br />

schaffen zu können, freizügig und<br />

ungehindert durch die gräßlichen<br />

bisherigen technischen Handicaps."<br />

Mit einem modernen Ofen wären sie<br />

zu beheben gewesen, am Geldmangel<br />

war dessen Anschaffung bislang<br />

gescheitert. Mit Hilfe eines Schweizer<br />

<strong>Sammler</strong>s wäre das Finanzierungsproblem<br />

nun endlich lösbar<br />

gewesen – zu spät.<br />

GÖRGE HOHLT<br />

Albrechts Bruder studierte<br />

unterdessen an der Staatlichen<br />

Ingenieur- und Werkschule für<br />

Keramik in Höhr-Grenzhausen.<br />

Er war 1955 zunächst zu einem<br />

Probesemester dort, bei dem<br />

ihm „die Augen aufgingen, was<br />

man alles machen kann, und<br />

ich habe in diesen zweieinhalb<br />

Monaten eine<br />

Glasur nach der anderen<br />

erarbeitet, die ich zum<br />

Teil heute noch anwende"<br />

(Kat. Werkstatt Hohlt<br />

1995 S. 81). Das Ochsenblutrot<br />

zum Beispiel.<br />

Nach dem Examen 1959<br />

ging der Keramik-Ingenieur in die<br />

Industrie und stand bei der Steatit-<br />

Magnesia AG in Lauf bei Nürnberg<br />

vor einer vielversprechenden Karriere.<br />

Die STEMAG-Direktion hatte ihm<br />

eine verantwortliche Position beim<br />

geplanten Ausbau der Korundabteilung<br />

angeboten, eine gleichermaßen<br />

interessante wie attraktive berufliche<br />

Zukunft, mit der Gewähr für ein<br />

gutes und sicheres Einkommen.<br />

Im Sommer 1964 entschied sich<br />

Görge Hohlt denn doch zur Übernahme<br />

der verwaisten, von der Mutter<br />

provisorisch weitergeführten<br />

„Werkstatt Hohlt”. Die Reduktionsglasuren<br />

sind wie für den Bruder<br />

auch für ihn das keramische Maß der<br />

Dinge. Ein Unterschied zwischen den<br />

Vasen Albrechts und denen Görges<br />

war zunächst noch kaum erkennbar.<br />

Die vom Vater gewollte, von der Zeit<br />

überholte Werkstatt-Anonymität<br />

gab Görge Hohlt gegen Ende der<br />

60er Jahre auf, seine Keramiken sind<br />

seitdem signiert und datiert.<br />

Die ästhetische Qualität der künstlerischen<br />

Keramik wird von der Glasur<br />

bestimmt. Sie ist die signifikante<br />

Eigenart des Materials, wird seinem<br />

Wesen in der Vielfalt und Weite an<br />

gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten<br />

in jeder Hinsicht gerecht.<br />

Görge Hohlt erhielt 1973 den<br />

„Ehrenpreis für Glasur” des Westerwaldpreises<br />

für Keramik, gestiftet<br />

von Gottfried Cremer,<br />

dem großen mäzenatischen Förderer<br />

der deutschen Keramik. Der<br />

Chef der Cremer-Gruppe, einer<br />

Familiengesellschaft mit mehreren<br />

in der industriellen Keramik<br />

tätigen Firmen, hatte in<br />

der alten Töpferortschaft Frechen<br />

bei Köln das „Keramion”<br />

errichten lassen, einen<br />

ungemein gelungenen<br />

Bau in Form einer Töpferscheibe.<br />

Seit den frühen<br />

70er Jahren fanden dort<br />

zahllose Keramik-Ausstellungen<br />

auf höchstem Niveau<br />

mit internationaler<br />

Beteiligung statt. Mit dem<br />

Würfelform (2009). Porzellan, gedreht,<br />

gedrückt, Ochsenblutglasur, reduzierend<br />

gebrannt, H 16 cm. Görge Hohlt<br />

(Foto: Görge Hohlt)<br />

Kalebasse (2009). Porzellan, gedreht,<br />

Ochsenblutglasur, reduzierend gebrannt,<br />

H 32 cm. Görge Hohlt (Foto:<br />

Görge Hohlt)


96<br />

PORZELLAN / KERAMIK<br />

Bayerischen Staatspreis für das<br />

Kunsthandwerk wurde Görge Hohlt<br />

1976 ausgezeichnet. Von der Staatspreisvase<br />

schuf er einige Wiederholungen,<br />

das abgebildete Stück mit<br />

gleicher Ascheglasur datiert aus<br />

dem Jahr 1981 und befindet sich im<br />

Keramik-Museum Berlin.<br />

GLASUREN<br />

Stark eisenhaltige Glasuren bilden<br />

bei Ofentemperaturen von über<br />

1000 Grad Blasen, die sich vergrößern<br />

und schließlich platzen. Die<br />

Schmelze glättet sich wieder, doch<br />

bleiben matte runde bis längliche<br />

Flecken sichtbar, die „Oilspots”. Es<br />

sind das keine Kristallisationen, wie<br />

es bei flüchtigem Hinsehen scheinen<br />

könnte. Die eine der beiden abgebildeten<br />

Walzenform-Vasen mit Ölfleckenglasur<br />

ist 1969 gestempelt,<br />

dem Hohlts Erinnerung nach ersten<br />

Kennzeichnungsjahr, die andere<br />

2004. 35 Jahre liegen zwischen den<br />

in Material, Form und Farbe fast gleichen<br />

Vasen, die späte Variante ist<br />

lebhafter gefärbt, hat bläuliche Flecke<br />

und feine violette Punkte auf der<br />

Schulter. Sie ist kein Replikat. Auf Serie<br />

arbeiten mußten die Hohlts nur<br />

in den ersten Nachkriegsjahren. Als<br />

er einmal „innerhalb relativ kurzer<br />

Zeit 7000 Werbeaschenbecher mit<br />

der Hand" drehen mußte, war Görge<br />

Hohlt „nahe daran, den Beruf aufzugeben."<br />

Zum Glück tat er es nicht<br />

(Kat. Werkstatt Hohlt 1995 S. 82).<br />

Echte Kristallglasuren haben Görge<br />

Hohlt nicht sonderlich interessiert,<br />

sie gehen dem Hanseaten – seine Eltern<br />

wurden in Hamburg bzw. Bremen<br />

geboren – zu sehr auf Effekt<br />

aus. Eins seiner seltenen Gefäße dieser<br />

seit dem Jugendstil bis heute beliebten<br />

keramischen Glasurspezies,<br />

ein ausgesprochen schönes Stück, ist<br />

die abgebildete große blaue Kugelvase<br />

mit silbrig leuchtenden Kristallen<br />

auf der Schulter (s. Abb. S. 99).<br />

Das „Sang-de-bœuf”, das Ochsenblutrot,<br />

und das meergrüne Seladon,<br />

seit jeher im Reich der Mitte sehr ge-<br />

schätzt wegen seiner an die Jade erinnernden<br />

Farbigkeit, standen auch<br />

bei den Europäern in hohem Ansehen.<br />

Der Name Seladon dürfte auf<br />

eine in der höfischen Gesellschaft<br />

des 17. Jahrhunderts beliebte Lektüre<br />

zurückgehen, den Schäfer- und Erfolgsroman<br />

„L ’Astrée” des <strong>Franz</strong>osen<br />

Honoré d’Urfé, der es von 1607 bis<br />

1627 auf stattliche fünf Bände brachte.<br />

Der Autor war bald vergessen,<br />

sein Held „Céladon” umso populärer.<br />

Er trug stets einen grünen Mantel<br />

und wurde zum Namenspatron für<br />

die seit Entdeckung des Schiffwegs<br />

um Afrika herum nach Asien in zunehmendem<br />

Maße nach Europa gelangende<br />

chinesische Keramik.<br />

Nicht jedes Grün ist ein Seladon.<br />

Kupfergrün, die Farbe des Grünspans,<br />

ist es beispielsweise nicht.<br />

Keramiker definieren Glasuren weniger<br />

nach der Farbe als nach ihrer chemischen<br />

Zusammensetzung. Seladonglasuren<br />

sind eisenoxidhaltig<br />

und werden reduzierend gebrannt.<br />

In der Regel sind sie grün oder grünlich,<br />

gelegentlich aber auch nicht.<br />

Die von Albrecht Hohlt entwickelte<br />

Seladonpalette reicht „vom bräunlich-ockerfarbigen<br />

Seladon bis zum<br />

Steingrau, vom dunklen satten Grün<br />

bis zum matten Weiß" (Heinz Spielmann,<br />

Die Keramik Albrecht Hohlts,<br />

Braunschweig 1965, S. 62).<br />

Stufenform (1990). Porzellan, aus Einzelteilen<br />

zusammengedreht, Nephelinglasur<br />

auf Aschebasis, reduzierend gebrannt,<br />

stark geraucht, H 41 cm. Privatbesitz<br />

(Foto: Rolf Zwillsperger)<br />

Flügelform (1989). Steinzeug, gebaut,<br />

rissige Struktur, Nephelinglasur auf<br />

Aschebasis, reduzierend gebrannt, geraucht,<br />

H 30 cm. Privatbesitz (Foto: Görge<br />

Hohlt)<br />

Flügelform (1995). Porzellan, gebaut,<br />

Reliefstruktur, Nephelinglasur auf<br />

Aschebasis, reduzierend gebrannt, H 26<br />

cm. Privatbesitz (Foto: Rolf Zwillsperger)


PORZELLAN / KERAMIK 97<br />

Blockform (1994). Porzellan, gebaut, mit<br />

kalligraphischer Struktur, Seladonglasur,<br />

reduzierend gebrannt, H 22 cm. Privatbesitz<br />

(Foto: Rolf Zwillsperger)<br />

Schale (1994). Porzellan, gedreht, mit<br />

kalligraphischem Band, Seladonglasur,<br />

reduzierend gebrannt, Ø 30 cm. Privatbesitz<br />

(Foto: Rolf Zwillsperger)<br />

Schälchen (um 1990). Porzellan, dünnwandig<br />

gedreht, Ochsenblutglasur, reduzierend<br />

gebrannt, H 5,5 cm, Ø 16,5 cm.<br />

Galerie Theis (Foto: Heinz-J. Theis)<br />

Auch Görge Hohlt verwendet Seladonglasuren<br />

gern, besonders schöne<br />

Beispiele sind die bauchige und die<br />

schlanke Flasche von 1977 und 1984.<br />

An der hohen Vase scheinen die<br />

Drehrillen deutlich durch, das Seladon<br />

überzieht den Porzellanscherben<br />

dort nur dünn und hat eine<br />

bräunliche Färbung, auf der bauchigen<br />

Vase ist die Glasur dagegen dick<br />

aufgetragen. Diese Flaschenvasen<br />

hat Görge Hohlt immer wieder gern<br />

gedreht und am liebsten blau auf<br />

schwarz glasiert, seine erfolgreichste<br />

Farbkombination. In den 90er Jahren<br />

schuf er blockhafte Gefäßformen<br />

mit Seladonglasuren und versah sie<br />

mit feinen Strukturen. Aus dem gleichen<br />

Jahr 1994 wie der abgebildete<br />

Block stammt die weite flache Seladonschale<br />

mit „kalligraphischem”<br />

Band. Derart feine Reliefs lassen sich<br />

nur in Porzellanmasse ausführen,<br />

nicht im derberen Steinzeug, dem<br />

traditionellen Material des künstlerisch<br />

schaffenden Keramikers.<br />

Seladon wirkt wie alle farbigen Glasuren<br />

auf dem weißen Porzellanscherben<br />

leuchtender, klarer, transparenter<br />

als auf Steinzeug, das bei<br />

etwa 1300 Grad gebrannt wird, rund<br />

100 Grad niedriger als Porzellan.<br />

Gleich diesem hat es einen wasserundurchlässigen<br />

gesinterten, d.h.<br />

verglasten Scherben. Den Keramikern<br />

blieb das Porzellan lange fremd,<br />

nach herrschender Meinung galt es<br />

als nicht drehbar. Als Albrecht Hohlt<br />

1957 erstmals mit freigedrehtem Porzellan<br />

auf die Frankfurter Messe<br />

kam, reagierten die Berufskollegen<br />

mit Unverständnis und offen geäußerter<br />

Ablehnung. Mittlerweile arbeiten<br />

wohl die meisten Keramiker<br />

auch in Porzellan. Das im Handel seit<br />

Jahren erhältliche reiche Masse-<br />

Angebot und die Entwicklung von<br />

Öfen, die auch in kleineren Werkstätten<br />

Platz finden, haben es möglich<br />

gemacht. Görge Hohlt brennt Steinzeug<br />

und Porzellan seit langem bei<br />

gleicher Temperatur, bei rund 1300<br />

Grad, und hat damit gute Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

An der Fachschule in Höhr wird mit<br />

chemisch definierten Glasuren gearbeitet,<br />

deren Verhalten im Brande<br />

weitgehend berechenbar ist. Von<br />

ihrer Verwendung nahm Görge<br />

Hohlt bald Abstand, sie waren und<br />

sind ihm zu steril. Seit den 70er Jahren<br />

arbeitet er am liebsten mit<br />

Ascheglasuren auf Feldspat- bzw.<br />

Nephelin-Syenitbasis, einem feldspatähnlichen<br />

amerikanischen Mineral.<br />

Diese Glasuren warten immer<br />

wieder mit unvorhersehbaren Überraschungen<br />

auf. Ein Problem: Woher<br />

die Asche nehmen? Wer heizt den<br />

Keramikern zuliebe noch mit Briketts?<br />

Welch reizvolle, lebendige


98<br />

Glasuren Brikettasche liefert, zeigt<br />

die abgebildete erdfarbene Pilzvase<br />

mit dem aufgerissenen Lamellenrand<br />

(s. Abb. S. 94).<br />

Sobald er irgendwo Rauch aufsteigen<br />

sah, fuhr Görge Hohlt mit dem<br />

Auto an den Brandort und kam oft<br />

mit Asche zurück – mal von Fichtennadeln,<br />

mal von trockenem Schilf.<br />

Mit Birkenasche läßt sich ein wundervolles<br />

Seladon brennen. Einer<br />

Fahrt an den Genfer See erinnert er<br />

sich besonders gern: Stolze Ausbeute<br />

war eine volle Wagenladung Rebasche.<br />

Es muß wohl kaum erwähnt<br />

werden, daß die Chinesen den Europäern<br />

wie in der Keramik allgemein<br />

auch bei den Ascheglasuren weit<br />

voraus waren. Reisstroh liefert eine<br />

vortreffliche Asche und stand ihnen<br />

reichlich zur Verfügung.<br />

Zum Standardprogramm vieler Keramiker<br />

gehören die Schälchen, aus denen<br />

man in China und Japan Tee und<br />

Reiswein trinkt. Kaum einer der Kollegen<br />

versteht sie so dünn zu drehen<br />

wie Görge Hohlt: „Auch dann, wenn<br />

sie in etwa dieselbe Form haben, ist<br />

es immer wieder ein neuer und wunderbarer<br />

Vorgang, eine Schale gestalten<br />

zu können und sie so schön<br />

wie möglich zu drehen. Es gibt bei<br />

diesen Schälchen keine Wiederholung<br />

im Sinne einer Serie und bei den<br />

Vasen natürlich erst recht nicht"<br />

(Kat. Werkstatt Hohlt 1995 S. 82 f.).<br />

Säulenform (1999). Porzellan, gedreht,<br />

Nephelinglasur auf Aschebasis, reduzierend<br />

gebrannt, H 38 cm. Görge Hohlt<br />

(Foto: Rolf Zwillsperger)<br />

Bambusform (2008). Porzellan, gedreht<br />

und montiert, dunkle Seladonglasur auf<br />

Aschebasis, reduzierend gebrannt, H 39<br />

cm. Privatbesitz (Foto: Görge Hohlt)<br />

Zwei Bambusformen (1990), Porzellan,<br />

gedreht und montiert, Nephelinglasur<br />

auf Aschebasis, reduzierend gebrannt,<br />

stark geraucht, H 42 bzw. 35 cm. Privatbesitz<br />

(Foto: George Meister)<br />

blauem Seladon und Schwarz, die<br />

anfänglich der Natur folgende Modellierung<br />

straffte er mehr und mehr<br />

bis hin zu knapper geometrischer<br />

Strenge. Nicht nur Pflanzen, auch<br />

Tiere haben Görge Hohlts Interesse<br />

geweckt und sein bildhauerisches<br />

Talent herausgefordert. Giraffen, Kamele<br />

und Nashörner zählen zu seinen<br />

Lieblingsmodellen. Eulen sind<br />

mit dem Uhu vertreten, in Statuenform<br />

und als Relief. Görge Hohlt ist<br />

als kenntnisreicher Ornithologe bekannt,<br />

in der Beobachtung der Vögel<br />

findet er einen Ausgleich für die körperlich<br />

anstrengende<br />

keramische Arbeit, der<br />

er auch mit nun-<br />

REISE NACH JAPAN<br />

Görge Hohlt nahm im September<br />

1978 am Weltkongreß der Kunsthandwerker<br />

in Kyoto teil und nutzte<br />

die Gelegenheit zu einem Besuch bei<br />

dem in Japan lebenden deutschen<br />

Keramiker Gerd Knäpper. Zum ersten<br />

Mal sah er dort riesige Bambuswälder,<br />

und sie beeindruckten ihn tief.<br />

Monatelang bewegte ihn die Idee,<br />

der faszinierenden Pflanze keramische<br />

Gestalt zu geben. Eines schönen<br />

Tages stand ihm die Lösung vor<br />

Augen. Seitdem hat er eine beträchtliche<br />

Zahl von Bambussen geschaffen,<br />

von mattem Weiß bis zu tief-


PORZELLAN / KERAMIK 99<br />

mehr 80 Jahren noch gewachsen ist.<br />

Marke der Werkstatt Hohlt ist der<br />

auf den Katzbach bezogene Stempel,<br />

seit 1953 in einer dem Stil der 50er<br />

Jahre trefflich angepaßten Form verwendet:<br />

Voll und selbstbewußt richtet<br />

die Katze, mit schlanken Gliedmaßen<br />

und anmutiger Taille, ihren<br />

Blick prüfend auf den <strong>Sammler</strong>.<br />

INFO<br />

Literatur: Katalog Werkstatt Hohlt.<br />

Zum 50-jährigen Bestehen der Werkstatt<br />

herausgegeben vom Bayerischen<br />

Handwerkstag München 1995.<br />

Mit einem von Peter Nickl und Wolfgang<br />

Lösche geführten Interview<br />

mit Görge Hohlt.<br />

Ausstellung: Aus Anlaß seines 80.<br />

Geburtstages zeigt das Keramik-Museum<br />

Berlin vom 25. September bis<br />

8. November 2010 eine Kabinett-<br />

Stele (2003). Porzellan, modelliert,<br />

Nephelinglasur auf Aschebasis, reduzierend<br />

gebrannt, H 58 cm. Privatbesitz<br />

(Foto: Stohlmann)<br />

Fischuhu (2000). Porzellan, modelliert,<br />

Ascheglasur, reduzierend gebrannt, H 39<br />

cm. Privatbesitz (Foto: Görge Hohlt)<br />

Kalebasse (2005). Porzellan, gedreht,<br />

mattweiße Feldspatglasur, reduzierend<br />

gebrannt, H 28,5 cm. Galerie Theis (Foto:<br />

Heinz-J. Theis)<br />

Ausstellung von Arbeiten Görge<br />

Hohlts (gemeinsam mit Gefäßen<br />

von Christine Atmer de Reig), der sich<br />

standhaft und unbeirrt von schnell<br />

vergänglichen und „vergessenen<br />

modischen Attitüden der Kultur des<br />

keramischen Gefäßes" verpflichtet<br />

fühlt.<br />

Kugelform (2001). Helles Steinzeug, gedreht,<br />

blaue Feldspatglasur mit silbrigen<br />

Kristallen, reduzierend gebrannt, H<br />

19 cm. Sammlung Theis (Foto: Heinz-J.<br />

Theis)<br />

Dank an den Jubilar Görge Hohlt für<br />

geduldig erteilte Auskünfte, Dank<br />

auch an Heinz-J. Theis für mancherlei<br />

Hilfe.<br />

Die Fotos wurden aus Layout-Gründen<br />

vom Verlag bearbeitet.


ean eck<br />

Jean Beck/ Letzter Teil<br />

Otto F. Götz<br />

Stilisierte Blumen und Federn. Nach Aquarell von Jean Beck. Dekorative Vorbilder VI,<br />

Verlag v. Jul. <strong>Hoffmann</strong>, Stuttgart, o.J. Das starre Neo-Renaissance-Ornament wird<br />

abgelöst durch leichtere Gestaltungsweise, die zur freien Dekorgestaltung des<br />

Jugendstils führt. Besitz Jean Beck-Archiv<br />

WÄCHTERSBACH<br />

… noch eine Fabrikationsstätte, für<br />

die Jean Beck tätig war – weitgehend<br />

unentdeckt bisher. Dem Keramiker<br />

Beck gelingt es, aus heutiger Sicht,<br />

sich und seine Arbeit gut zu verstecken:<br />

Entwürfe sind kaum mehr vorhanden,<br />

schriftliche Zeugnisse sind<br />

dürftig. Signaturen seiner Arbeit<br />

sind ungeordnet, müssen mühsam<br />

gesammelt, zugeordnet werden. Mit<br />

seinem Namen handschriftlich signiert<br />

ist der ganz frühe Übertopf aus<br />

Mettlach, den der 17-jährige entwarf<br />

(s. Teil 4): Alle weiteren Objekte aus<br />

Mettlach nach Becks Entwürfen tragen<br />

nur den Firmenstempel, sind<br />

wegen der Gleichheit des Entwurfs<br />

mit signierten Glasobjekten gesichert.<br />

Für Schwandorf/Schwarzenfeld<br />

sind bisher vier unterschiedliche<br />

Signaturen Becks nachweisbar; bei<br />

Keramiken Lipps gibt es die Beck’-<br />

schen Stempel im geprägten Oval<br />

und bei beiden Herstellern die Absicherung<br />

durch vergleichbare Glasentwürfe.<br />

Am dürftigsten sind<br />

Kenntnisse über Becks Tätigkeit für<br />

Wächtersbach. Der Name Wächtersbach<br />

fällt heute vor allem in Zusammenhang<br />

mit den Jugendstil-<br />

Entwürfen Christian Neureuthers,<br />

von Jean Beck, der einige Jahre mit<br />

Wächtersbach eng verbunden war,<br />

ist im Bewusstsein von <strong>Sammler</strong>n<br />

und in der Geschichte des Designs<br />

kaum etwas überliefert.<br />

Das Keramikland östlich von Frankfurt<br />

ist geprägt durch die Ortsbegriffe<br />

Wächtersbach und Schlierbach,<br />

die eigentliche Produktionsstätte<br />

des Wächtersbacher Geschirrs. In seiner<br />

Vielfalt und Variationsbreite<br />

wurde und wird dort in hoher Qualität<br />

produziert. Entscheidend und<br />

bis in die Einzelheiten bestimmend<br />

war zu Zeiten Jean Becks der Fürst<br />

von Ysenburg und die Fürstlich Ysenburgische<br />

Rentkammer als Verwalterin.<br />

Seltsamerweise finden sich bei<br />

Beck selbst keine Hinweise auf seine<br />

dortige Tätigkeit, weder in seinem<br />

Lebenslauf, noch in der vorliegenden


Darstellung seiner künstlerischen<br />

Entwicklung. In den Akten des Bayerischen<br />

Hauptstaatsarchivs allerdings<br />

liegt eine „Erklärung" der Direktion<br />

der Wächtersbacher Steingutfabrik<br />

G.m.b.H., Schlierbach bei<br />

Wächtersbach, die wegen des Konvoluts<br />

an zeitgleichen Stellungnahmen<br />

auf das Jahr 1916 datiert werden<br />

kann und Beck bei seinem Streben<br />

nach dem Professorentitel unterstützen<br />

sollte und die wohl von<br />

Beck beim zuständigen Ministerium<br />

in München vorgelegt wurde: „Dem<br />

Kunstmaler und Kunstkeramiker,<br />

Herrn Jean Beck in München bescheinigen<br />

wir hiermit, dass er vor<br />

ca. 25 Jahren der hiesigen Fabrik eine<br />

Reihe von Decorentwürfen lieferte,<br />

die sie sämtlich ausführte und mit<br />

besten Erfolgen auf den Markt<br />

brachte. Diese Erfolge veranlassten<br />

uns, Herrn Beck als künstlerischen<br />

Leiter zu engagieren. Während meiner<br />

mehrjährigen Tätigkeit hat Herr<br />

Beck bei uns sowohl künstlerisch wie<br />

fachmännisch Hervorragendes geleistet,<br />

insbesondere in der Malerei und<br />

Druckerei, sodass wir gezwungen<br />

waren, unser Arbeitspersonal vielfach<br />

zu erhöhen. Nebenbei erteilte<br />

Herr Beck etwa 30-40 Schülern<br />

(junge Leute im Alter von 14-25 Jahren<br />

aus den verschiedensten Gewerkschaften)<br />

Zeichen- & Malunterricht<br />

mit vorzüglichem Resultat. Das<br />

hatte zur Folge, dass wir schliesslich<br />

über ein gut geschultes Personal verfügten<br />

und dass dies erheblich zum<br />

Aufschwung der hiesigen Fabrik beitrug.<br />

Die Führung des Herrn Beck<br />

innerhalb und ausserhalb der Fabrik<br />

war jederzeit eine tadellose. Seinen<br />

Weggang von hier haben wir s.Zt.<br />

Blaue Vase in Keulenform, in Schwarzlot<br />

bemalt und von Beck auf der Wandung<br />

signiert. Zum Blumendekor siehe Entwürfe<br />

für Wächtersbach. Der Name<br />

Beck ist identisch mit Entwurfsblättern<br />

Becks für Wächtersbach von ca. 1890.<br />

Besitz: Jean Beck-Archiv<br />

sehr bedauert. J. Staubach” (BHStA,<br />

MWi. 3301, München, Nr. II 6994).<br />

ARCHIVDATEN<br />

„Vor ca. 25 Jahren”: Das bedeutet<br />

circa 1891. Nach Becks Lebenslauf<br />

besuchte er 1890-92 erneut die<br />

Münchner Kunstgewerbeschule,<br />

war dort in Vorlesungen bei den Professoren<br />

Erdelt und Dieffenbacher<br />

sowie in Vorlesungen an der Technischen<br />

Hochschule. Für diese Zeit belegt<br />

das Fürstlich Ysenburgische Archiv<br />

Büdingen Daten zu Jean Beck:<br />

– 17.6.1891, Direktor Dr. Richard König<br />

an Rentkammer: „Der Maler J. Beck –<br />

den ich als Nachfolger von J. Dautrich<br />

im Auge hatte – hat geschrieben.<br />

Derselbe kommt im August besuchsweise<br />

zu mir. In feste Stellung<br />

will er vorläufig (unterstrichen)<br />

nicht, da er in Paris, Sèvres, Limoges<br />

durchstudieren (?) und später England<br />

durchwandern will. Dann ist er<br />

nicht abgeneigt. Der ist noch viel<br />

tüchtiger, genialer wie der seelige D.<br />

Wenn wir den bekommen könnten,<br />

ich hoffe es! Einstweilen will er für<br />

uns arbeiten. Im Sprechsaal habe ich<br />

inseriert, vielleicht finden wir da vorläufig<br />

etwas…"<br />

– 20.6.91 Fürst einverstanden.<br />

– 15.3.1892. Dir. Dr. König an Rentkammer:<br />

„Das Dienstverhältnis des<br />

Herrn Kunstmaler J. Beck zur Fabrik<br />

hört mit dem 31. d.M. auf. Herr Beck<br />

war nun gestern bei mir, um mir zu<br />

melden, dass er seinen Aufenthalt<br />

bis zum 1. September d. J. hier verlängern<br />

wollte, ‘aus Liebe zu mir’,<br />

beanspruchte aber eine Gehaltserhöhung<br />

von Mk. 50 pro Monat (also<br />

von 300 auf 35o Mark). In Folge dessen<br />

konnte ich die Liebe nicht erwidern<br />

und musste ihn abschläglich<br />

bescheiden. Er musste schließlich<br />

einsehen, dass seine Forderungen zu<br />

hoch waren, besonders im Hinblick<br />

auf mein Gehalt u. verzichtete auf<br />

eine Gehaltserhöhung u.s.w. Er<br />

würde aber trotzdem gerne noch 1/2<br />

Jahr hier bleiben, wenn ich ihm die<br />

Versicherung geben könnte, dass er<br />

während seines Aufenthaltes in<br />

Paris in festem Dienstverhältnis zur<br />

Fabrik gegen ein Monatsgehalt von<br />

… 200 M. bliebe. Es ist das eine<br />

gewagte Geschichte und ebenso<br />

wie das Heirathen ein Glücksspiel.<br />

Wir könnten es probeweise 1/4 oder<br />

1/2 Jahr riskieren, aber länger würde<br />

ich nicht raten. Ich komme in den<br />

nächsten Tagen hoffentlich nach<br />

dort u. werde dann mit Durchlaucht<br />

die Angelegenheit noch näher<br />

besprechen…"<br />

Gehaltslisten für Angestellte sagen<br />

etwas über das Innenverhältnis der<br />

wichtigsten Mitarbeiter aus, Angaben<br />

in Jahresgehältern: 1891: Beck<br />

wird noch nicht aufgeführt, Christian<br />

Neureuther erhält 715 Mark. –<br />

1892: Jean Beck, Kunstmaler, 900<br />

Mark, Christian Neureuther, Zeichner,<br />

1190 Mark, Emil Thoma, Kunstmaler<br />

aus München als Zeichner, der<br />

am 21.9.92 nach zweimonatiger Probezeit<br />

entlassen wurde, für diese<br />

Zeit 1200 Mark. – 1893: Jean Beck als<br />

Kunstmaler 2100 Mark, Christian<br />

Neureuther 715 Mark als Zeichner.<br />

Innerhalb der zweiten Hierarchieebene<br />

rangiert nur Obermeister<br />

Beyer, Modelleur, mit 2295 Mark<br />

über Beck.


102<br />

KERAMIK<br />

Entwurfsblatt, Federzeichnung aquarelliert.<br />

Besitz: Jean Beck-Archiv. Die Ausführung<br />

auf in Wächtersbach hergestellten<br />

Tellern im Lindenhof-Museum<br />

muss noch untersucht werden<br />

Aus dem Skizzenbuch Becks von 1879:<br />

Bleistiftstudien zu Blumen<br />

Aus dem Skizzenbuch Becks von 1879:<br />

Bleistiftstudien zu Blumen<br />

– 21.7.1893, Dir. König an Rentkammer:<br />

„Herr J. Beck geht Ende d.M. von<br />

hier fort nach Paris, bleibt aber versuchsweise<br />

noch 3 Monate – wie<br />

Durchlaucht gnädigst genehmigt<br />

hat – im Dienste der Fabrik. Chr. Neureuther<br />

hat seine Studien in München<br />

beendet und ist heute mit vorzüglichen<br />

Zeugnissen hier angekommen.<br />

Er bleibt hier…" (Fürstlich Ysenburgisches<br />

Archiv Büdingen – Akten<br />

der Wächtersbacher Steingutfabrik –<br />

Bestand der Rentkammer Wächtersbach<br />

– Faszikel 9, Abt. III, Nr. 1 „Anstellung<br />

des Fabrikpersonals im Allgemeinen.”).<br />

Bereits vor seiner offiziellen Tätigkeit<br />

lieferte Beck zwischen Juni und<br />

August 1891 Entwürfe für Wächtersbach.<br />

Dr. König musste ihn aber bereits<br />

vorher gekannt haben. Ab 1891<br />

arbeitete Beck in bzw. für Wächtersbach.<br />

Ende Juli 1893 ging Beck,<br />

wurde aber noch drei Monate bezahlt,<br />

d.h. er lieferte in dieser Zeit<br />

sicherlich Entwürfe für diese Fabrik.<br />

Trotz der guten Zusammenarbeit<br />

scheint für Beck das Thema „Wächtersbach"<br />

nicht so wichtig gewesen<br />

zu sein – es erscheint nicht im Lebenslauf<br />

und nicht in der Darstellung<br />

seines künstlerischen Werdegangs.<br />

Oder war es einfach so, dass<br />

es nicht in seine Biografie passte, die<br />

ja für diese Zeit nur Studien in München<br />

kennt: Die Bilokalität des Designers<br />

schien ihm vielleicht gefährlich…<br />

Eine weitere Begründung für<br />

Becks Zurückhaltung könnte sein,<br />

dass er sich im letzten Jahrzehnt des<br />

19. Jahrhunderts im entscheidenden<br />

künstlerischen Umbruch befand: An<br />

der Königlichen Kunstgewerbeschule<br />

in München wurde traditionelles<br />

Zeichnen und Malen gelehrt, die Produktion<br />

in Wächtersbach basierte<br />

auf den Formen des Historismus. Die<br />

wenigen erhaltenen Zeichnungen<br />

zeigen die seit Mettlach bei Beck gewohnte<br />

hohe Kunstfertigkeit: Blüten,<br />

Zweige und Rokokomuster für<br />

Platten, Ansichten von Krügen, einen<br />

technischen Schnitt durch einen Teller<br />

und dessen Dekoration. Und dann<br />

gab es Holländisches – Windmühlen,<br />

Segelschiffe, reetgedeckte Häuser,<br />

Wasserlandschaften. In Wächtersbach<br />

gibt es für diese Ausführungen<br />

den Begriff „Delft". Viele Objekte aus<br />

dieser Zeit sind erhalten. Und niemand<br />

ist derzeit in der Lage, definitiv<br />

zu sagen, ob Beck diese Delfter Themen<br />

vorfand oder ob sie von ihm<br />

eingeführt wurden. Denn nichts ist<br />

datiert, auch nicht seine Zeichnungen<br />

und Aquarelle. Entwürfe aus der<br />

Zeit, bevor Beck Wächtersbach belieferte<br />

und die „Delft" zum Thema hätten,<br />

sind nicht zu finden: So könnte<br />

es sein, dass Beck, vielleicht schon<br />

vor seinem Weggang von Mettlach,<br />

Entwürfe mit holländischen Landschaften<br />

an Wächtersbach lieferte.<br />

Im Museum in Mettlach findet sich<br />

eine Vase, in deren Spiegel eine<br />

Windmühle mit Bauernhäusern abgebildet<br />

ist – sehr ähnlich Beck’-<br />

schen Entwürfen. Bei alledem ist zu<br />

bedenken, dass „Delft" ein nicht ungebräuchlicher<br />

Dekor war, der vielfach<br />

verwendet wurde: Er muss mit<br />

Beck gar nichts zu tun haben.<br />

Zwei Jahre lagen zwischen Becks<br />

Weggang von Wächtersbach bzw.<br />

der Beendigung der Studien in München<br />

und seinem Entschluss, sich in<br />

München selbstständig zu machen.<br />

„…nach meinen Entwürfen und Modellen<br />

für mich zum Alleinverkauf".<br />

Aus dem Jahr 1894 ist bekannt, dass<br />

Beck an der Akademie in Paris bei<br />

den Professoren Bougereau und Ferier<br />

studierte. Es kann also durchaus<br />

sein, dass in diesen zwei Jahren sich<br />

Jean Beck so gründlich vom Neo-<br />

Rokoko verabschiedete, weil er durch<br />

weitere Studien eine neue künstlerische<br />

Entwicklung erfuhr, dass es ihm<br />

zumindest unangenehm war, mit<br />

Produkten Wächtersbachs im herkömmlichen<br />

Stil in Verbindung gebracht<br />

zu werden. Er war dabei, seine<br />

eigene Handschrift als Entwerfer zu<br />

finden und umzusetzen. Erst später,<br />

bei der Dekoration schlichter Glasvasen,<br />

griff er die holländischen Landschaften<br />

wieder auf – mit der Form<br />

einer Signatur, wie sie zu seiner


KERAMIK 103<br />

Wächtersbacher Zeit auf den dort<br />

vorhandenen Entwürfen üblich war.<br />

Diese „holländischen Landschaften"<br />

sind somit frühe Entwürfe, die Beck<br />

in den 20ern dann wieder für seine<br />

Glasvasen als schmückender Dekor<br />

verwendete – sie schienen ihm wohl<br />

so wichtig, dass diese Schwarzlotmalerei<br />

von ihm auf der Wandung<br />

signiert, also wohl eigenhändig ausgeführt,<br />

wurde: die einzig von Beck<br />

bekannte handschriftliche Signatur<br />

auf einem Objekt mit Ausnahme seines<br />

Übertopfes für Mettlach 1879.<br />

WEITERE BELEGE<br />

Ein weiterer Beleg für Becks Wächtersbacher<br />

Zeit findet sich in einem<br />

Rückblick vom März 1916 im Export-<br />

Anzeiger von Velhagen & Klasing: „Er<br />

verließ vielmehr im Jahre 1890 auf<br />

besonderen Rat des damaligen Direktors<br />

der französischen Porzellan-<br />

Staatsmanufaktur in Sèvres, der ihn<br />

als Mitarbeiter gewinnen wollte,<br />

seine Stellung. Zu weiteren Studien<br />

wandte er sich zunächst nach München,<br />

wo er an der Kunstgewerbeschule,<br />

sowie in Privatateliers weitere<br />

Ausbildung suchte und fand. Daneben<br />

schuf Beck Entwürfe für die<br />

verschiedensten Branchen, erteilte<br />

Privatunterricht usw. Besonders arbeitete<br />

Beck während seiner Studienzeit<br />

für die Wächtersbacher<br />

Steingutfabrik, an deren Emporblühen<br />

er nicht geringen Anteil hat;<br />

auch war er in dieser Fabrik ein Jahr<br />

praktisch tätig, um die Ausführung<br />

seiner Arbeiten zu überwachen. Nebenbei<br />

erteilte er auch hier an junge<br />

und ältere Leute Zeichen- und Malunterricht.<br />

Diese ihm lieb gewordene<br />

Stätte verließ er dann, um im Jahr<br />

1894 nach Paris an die Akademie zu<br />

gehen, wo er ebenfalls noch weiter<br />

studierte und fleißig die dortigen<br />

Sammlungen besuchte." (Velhagen<br />

& Klasings Export-Anzeiger, März<br />

1916, Bielefeld und Leipzig).<br />

Die Schaulade kennt in ihrer Würdigung<br />

zu Becks 70. Geburtstag die<br />

Zusammenhänge: „Noch zwischen<br />

seiner ersten und zweiten Münchener<br />

Studienzeit sehen wir Jean Beck<br />

das Gelernte praktisch verwerten, als<br />

Direktionschef und Zeichenlehrer in<br />

der Steingutfabrik Mettlach des Villeroy<br />

& Boch-Konzerns. Wieder in<br />

München, schafft er Entwürfe für<br />

große Werke, u.a. für die Wächtersbacher<br />

Steingutfabrik." (Schaulade,<br />

Jg. 8, 1932, Heft 13/14).<br />

SCHLUSSFOLGERUNG<br />

Beck war in München an der Kunstgewerbeschule,<br />

deshalb sein zauderndes<br />

Verhalten, lieferte ständig<br />

Entwürfe, war für Monate in Wächtersbach<br />

„vor Ort", dann als „Künstlerischer<br />

Leiter" und Zeichenlehrer,<br />

später belieferte er die Fabrik noch<br />

für einige Zeit aus Paris. Typisch für<br />

den unabhängigen Designer und unruhigen<br />

Geist. Der frühere Direktor<br />

Roesler war Präsident des Verbands<br />

der Keramikfabriken, dies sagt etwas<br />

aus über die Bedeutung der Firma (s.<br />

a. Sprechsaal 1882): Aus seinen zahlreichen<br />

Veröffentlichungen in der<br />

Keramischen Rundschau geht hervor,<br />

wie sehr von Wächtersbach aus Entwicklung<br />

und Intention des Verbands<br />

dominiert wurden. Die Zahl<br />

der Mitarbeiter war zeitweise über<br />

700. Für die Zeit des Kriegsausbruchs<br />

1914 betrug die Zahl der Mitarbeiter<br />

für Möbelindustrie und Steingutfabrik<br />

zusammen 56 Angestellte und<br />

605 ArbeiterInnen (Küchenmöbel<br />

mit Wächtersbacher Keramikeinsätzen<br />

sind erhalten) (Jubiläumsschrift<br />

„1832/1932", mitgeteilt von Volker<br />

Kirchner). Ein Großteil des Wächtersbacher<br />

Geschirrs ist „Zwiebelmuster"<br />

(dessen Lizenz von Meißen nur<br />

an Teichert und Hutschenreuther<br />

erteilt wurde, das aber solche Resonanz<br />

fand, dass es von vielen Firmen<br />

in Variationen aufgenommen wurde)<br />

und eben „Delfter" Muster, das in<br />

Variationen holländische Landschaften,<br />

häufig mit Windmühlen, zeigt.<br />

Fotos: Jan Röder / foto@janroeder.de<br />

Entwurf für eine „Holländische Landschaft"<br />

mit Windmühle, signiert, ca.<br />

1890. Ähnliche Entwurfszeichnungen<br />

im Archiv Wächtersbach. Besitz: Jean<br />

Beck-Archiv<br />

Entwurf für eine holländische Landschaft<br />

im Rocaillenspiegel. Tusche und<br />

Aquarell. Original im Archiv Wächtersbach


104<br />

KERAMIK<br />

AUF JEAN BECKS<br />

GESTALTERISCHEN SPUREN IN DER<br />

WÄCHTERSBACHER KERAMIK<br />

cker angegebene Rocaillen und drei<br />

volutenartige Eindrehungen mit<br />

aufgesetzten Knöpfen. Diese Formen<br />

befinden sich sowohl auf dem Teller<br />

als auch auf dem Entwurf (Abbildungen<br />

linke Spalte). Auch der Querschnitt<br />

des Entwurfs, der einen Teller<br />

ohne Fahne und ausgeschiedenen<br />

Spiegel zeigt, entspricht dem ausgeführten<br />

Stück, so dass davon auszugehen<br />

ist, dass hier die Ausführung<br />

eines „echten Jean Beck" vorliegt.<br />

Die lockere Anordnung, die die<br />

leichten Elemente des Reliefs in lockerem<br />

Schwung gegeneinanderlaufen<br />

lässt, wirkt so charakteristisch,<br />

dass es lohnenswert wäre, andere<br />

Stücke der Wächtersbacher Keramik<br />

auf diese Merkmale hin zu untersuchen.<br />

Der Teller als Schlüsselwerk bietet<br />

aber noch weitere Anknüpfungs-<br />

Zur Identifizierung von Becks Arbeiten<br />

für Wächtersbach scheinen zwei<br />

entscheidende Schlüssel vorzuliegen:<br />

eine getuschte, signierte Entwurfszeichnung<br />

für ein Blütendekor<br />

und, wichtiger noch, ein signierter<br />

Entwurf und ein danach ausgeführter<br />

Neo-Rokoko-Teller. Das ausgeführte<br />

Rand-Relief des Tellers hält<br />

sich überwiegend an die Angabe der<br />

Entwurfszeichnung, die hier kein Dekor,<br />

sondern explizit eine Form angibt.<br />

Besonders entwurfsgetreu ist<br />

auf der rechten Seite die gitterartige<br />

Struktur mit den aufgelegten Knöpfen<br />

ausgeführt. Folgt man dem Tellerrand<br />

im Uhrzeigersinn, folgen geschweifte<br />

Dekorelemente, einige lopunkte<br />

an die Entwürfe, die sich von<br />

Jean Beck in der Wächtersbacher Keramik<br />

erhalten haben. Auf dem Spiegel<br />

des Tellers ist eine hervorragende<br />

Handmalerei zu sehen. Sie zeigt ein<br />

magenta-farbenes Rosenbouquet<br />

mit einzelnen weiteren Streublümchen.<br />

Auf dem rechteckigen Dekorentwurf<br />

ist in der rechten unteren<br />

Ecke eine nicht sicher zu identifizierende,<br />

im Grunde schematisch angegebene<br />

Blüte zu sehen. Diese Blüte<br />

kann als weiterer Schlüssel zu Becks<br />

Arbeit bei Wächtersbach gelten: Sie<br />

taucht rechts oberhalb der mittleren,<br />

dicken Rosenknospe auf dem Teller<br />

wieder auf. Das Motiv dürfte Jean<br />

Beck also ebenfalls zuzuschreiben<br />

sein (Abbildungen unten).<br />

Besonders interessant wird der Teller<br />

durch ein weiteres, verbindendes<br />

Belegstück: Im Archiv der Wächters-


KERAMIK 105<br />

bacher Keramik hat sich ein großes<br />

Vorlagenblatt mit den handgemalten<br />

Motiven des Dekors 820 erhalten.<br />

Betrachtet man das Vorlagenblatt<br />

genau, findet man links oben<br />

exakt das Motiv, das auch auf dem<br />

Teller zu sehen ist (Abbildung oben).<br />

Die Blüten auf dem Teller sind also<br />

nahezu identisch mit den Blüten auf<br />

dem aquarellierten Entwurf und auf<br />

dem Vorlagenblatt. Weitere Parallelen<br />

lassen annehmen, dass Jean Beck<br />

als Urheber des Dekors 820 anzunehmen<br />

ist. Besagte Blüte begegnet<br />

uns ebenfalls auf einem Tablett<br />

(Abbildung unten).<br />

Dort dienen die locker eingestreuten<br />

Blüten als Rahmung für eine Szene<br />

in Delfter Art (Abbildung unten). Die<br />

Zuschreibung der Blüten, und damit<br />

des Dekorentwurfes des Tabletts, an<br />

Jean Beck bestätigt sich anhand der<br />

Ausführung der Delfter Szene. Sie<br />

findet sich in ähnlicher Art und<br />

Weise auf den Glasarbeiten von<br />

Beck. Gerade bei der Beurteilung der<br />

Delfter Dekore ist allerdings große<br />

Vorsicht angebracht, da die Dekore<br />

in hohem Maße auch als zeitgenössisches<br />

Allgemeingut gelten können.<br />

Die Produktion der Wächtersbacher<br />

Keramik nach 1891 nach den Entwürfen<br />

von Jean Beck zu durchforsten,<br />

könnte ein durchaus spannendes<br />

und aufschlussreiches Unterfangen<br />

werden. Vielleicht lassen sich noch<br />

mehr Entwürfe Beck zuschreiben<br />

und am Ende kristallisiert sich in der<br />

Wächtersbacher Keramik möglicherweise<br />

heraus, dass die Urheberschaft<br />

der Dekore dieser Zeit zwischen den<br />

Protagonisten Christian Neureuther<br />

und Jean Beck aufzuteilen ist.<br />

Text: Pascal Heß, Kunsthistoriker, Frankfurt,<br />

freischaffend am Museum für angewandte<br />

Kunst, Frankfurt. Autor und Ausstellungsleiter<br />

„Wächtersbacher Keramik”,<br />

MAK, 2008. – Fotos: Thomas Köhler,<br />

Frankfurt (Teller und Platte im Keramikmuseum<br />

Lindenhof, Streitberg/Brachttal)


106<br />

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SAMMLER JOURNAL 10 / 2010<br />

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SAMMLER JOURNAL ISSN 1863-0332<br />

VERLAG<br />

GEMI Verlags GmbH<br />

Pfaffenhofener Straße 3<br />

85293 Reichertshausen<br />

Tel. 08441 /4022-0<br />

Fax 08441 / 71846<br />

Internet: http://www.gemiverlag.de<br />

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GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Gerd Reddersen<br />

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CHEFREDAKTEUR<br />

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REDAKTEURE<br />

Nicola Fritzsch<br />

Karin Probst<br />

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Joscha Eberhardt<br />

STÄNDIGE MITARBEIT Dr. Graham Dry<br />

Dr. Dieter Weidmann<br />

Heidrun Th. Grigoleit<br />

Anja Iwa<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE Otto F. Götz<br />

Dr. Oliver Gradel<br />

Dieter Högermann<br />

Dr. Bettina Krogemann<br />

Dr. Dieter Weidmann<br />

REDAKTIONSASSISTENZ Heike Genz<br />

LAYOUT<br />

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TERMINE Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35<br />

Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34<br />

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LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG Westner Medien GmbH<br />

(Anschrift siehe Verlag)<br />

ANZEIGEN Markus Westner, Tel. 08441/4022-13<br />

Axel Rosenthal<br />

Hohenwarter Straße 86a<br />

85276 Pfaffenhofen<br />

Tel. 08441/805616 / Fax 08441/805617<br />

KLEINANZEIGEN Heike Genz, Tel. 08441/4022-18<br />

VERTRIEB<br />

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ZEITSCHRIFTENHANDEL VU Verlagsunion KG<br />

MARKTVERTRIEB<br />

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Mobil 0172/4436638<br />

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(Mo - Do 8-17 Uhr, Fr 8-15 Uhr)<br />

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DRUCK<br />

Kössinger AG Schierling<br />

ERSCHEINUNGSWEISE monatlich<br />

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Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser<br />

Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung<br />

des Verlages vervielfältigt oder verbreitet<br />

werden. Unter dieses Verbot fallen die<br />

gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die<br />

Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und die Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />

Erscheinungstermin:<br />

Abonnenten-Versand: 21.09.10<br />

Erstverkaufstag Handel: 24.09.10<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/08 vom 01.11.2008


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