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INside HIGHLIGHTS Lucian Freud (Vorschau)

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A |D € 3,-<br />

herbst 2013<br />

INTERVIEWS<br />

DOMINIQUE MEYER<br />

DIREKTOR WIENER STAATSOPER<br />

BELLA FREUD<br />

DESIGNERIN LONDON<br />

SABINE HAAG<br />

GENERALDIREKTORIN KHM<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

Schonungsloser Provokateur<br />

und Rebell der Kunst -<br />

sensationelle Retrospektive<br />

in Wien<br />

RUSSIAN ROSE & PUNK<br />

DIE AKTUELLE MODE VON<br />

LENA HOSCHEK<br />

LIEDESTOLL<br />

ANGELIKA KIRCHSCHLAGER &<br />

KONSTANTIN WECKER<br />

JOHANN LAFER<br />

MENÜ AUS SEINEN<br />

LIEBLINGSREZEPTEN<br />

GABRIELA MONTERO<br />

SÜDAMERIKANISCHE<br />

MUSIK & LISZT<br />

Weitere Highlights in dieser Ausgabe:<br />

Ausstellungen<br />

Fashion<br />

Fotografie<br />

Kunst<br />

Licht und Musik<br />

inside highlights – THE Guide for Magic Moments


ubrik blindtext<br />

2<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


ubrik blindtext<br />

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in erfahrene Hände!<br />

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3<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Girl in a Dark Jacket, 1947<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

© The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />

IMPRESSUM<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong><br />

MEDIENINHABER +<br />

HERAUSGEBER<br />

Kulturverlag Polzer GmbH<br />

Franz-Hinterholzer-Kai 22<br />

A-5020 Salzburg<br />

T +43 (0)662 455300<br />

F +43 (0)662 624141<br />

kulturverlag@polzer.net<br />

www.polzer.net<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Dr. Bodo Polzer<br />

CHEFREDAKTION<br />

Christopher Unterkofler<br />

INTERVIEWS<br />

Peter Elfert<br />

pe@pegasus-communication.com<br />

ART DIRECTION<br />

Sabine Seidl<br />

LEKTORAT<br />

Stefanie Ehrenfried<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Markus Deisenberger<br />

Ljubisa Tosic<br />

Owen Young<br />

Achim Schneyder<br />

Constanze Absenger<br />

Elke Polzer<br />

Inside Highlights jetzt auch für Smartphone<br />

und Tablet downloaden auf www.kiosk.at<br />

Alle Informationen vorbehaltlich Satz- und Druckfehler<br />

INHALT<br />

06 Kein Bruch zwischen<br />

Leidenschaft und Arbeit<br />

Interview mit Dominique Meyer,<br />

Direktor der Wiener Staatsoper<br />

08 <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

Provokateur und Rebell der Kunst<br />

14 Notizen zu Not und Noten<br />

Iain Bell über die Entstehung seiner Oper<br />

‚A HARLOT’S PROGRESS’<br />

16 Lena Hoschek<br />

Vom Catwalk zur Oper und wieder zurück<br />

24 Vom Blatt gespielt<br />

Andrea Breths kompromisslose<br />

Hamlet-Inszenierung<br />

25 Wien modern<br />

Explosive Performances der Kontraste<br />

28 Michel Comte<br />

Meister des Spontanen und der Wandlung<br />

30 Viennale<br />

Österreichs größtes Filmevent<br />

32 Gabriele Montero<br />

Die wohl außergewöhnlichste Pianistin<br />

der Welt<br />

36 Raiding Project<br />

Gästehäuser auf japanisch<br />

im Geburtsort von Liszt<br />

42 Angelika Kirchschlager und<br />

Konstantin Wecker<br />

Der gelebte Tagtraum<br />

48 Steirischer Herbst<br />

Die Frage nach dem Wesen<br />

gefährlicher Beziehungscocktails<br />

60 Johann Lafer<br />

Ein Menü aus den Lieblingsrezepten<br />

des charismatischen Kochs<br />

MAGIC MOMENTS<br />

26 Wien<br />

35 Burgenland<br />

38 Niederösterreich<br />

40 Oberösterreich<br />

44 Kärnten<br />

46 Steiermark<br />

52 Salzburg<br />

56 Tirol<br />

58 Vorarlberg<br />

INTERVIEWS<br />

06 Dominique Meyer<br />

Oper für junge Menschen von 4 bis 100<br />

11 Dr. Sabine Haag<br />

Sensationelle <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

Retrospektive im KHM<br />

12 Bella <strong>Freud</strong><br />

Die Tochter von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

kommt erstmals nach Wien<br />

42 Angelika Kirchschlager und<br />

Konstantin Wecker<br />

Planen und Proben für den<br />

gemeinsamen Auftritt<br />

OPER<br />

14 A Harlot`s Progress<br />

Der Komponist Iain Bell schildert<br />

die Entstehung dieser Oper<br />

16 Die Entführung aus dem Serail<br />

TV Festspiel-Oper aus dem<br />

Hangar 7 in Salzburg<br />

35 Der Diener Zweier Herrn<br />

Eine neue Oper von Mozart?<br />

40 Die Zauberflöte<br />

Mozart und Schikaneder im 21. Jhd.<br />

44 Macbeth<br />

Von der Met an das Stadttheater<br />

Klagenfurt: Regisseur Cesare Lievi<br />

46 Lohengrin<br />

Eine poesievolle Inszenierung von<br />

Johannes Erath, Kostüme von<br />

Christian Lacroix<br />

57 Rigoletto<br />

Zusatzvorstellung der Tiroler<br />

Festspiele Erl für Servus TV<br />

THEATER<br />

24 Hamlet<br />

Ein Hochamt für Shakespeare von<br />

Andrea Breth<br />

44 Soll und Haben<br />

Die Realität überholt die Satire<br />

über Macht, Gier und Korruption<br />

47 Gott ist ein DJ<br />

Das eigene Leben als<br />

mediale Selbstinszenierung<br />

47 Strohhalme für Elefanten<br />

Theater im eigenen Wohnzimmer<br />

48 Steirischer Herbst<br />

Liaisons dangereuses in<br />

mannigfaltigen Interpretationen<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong><br />

herbst 2013<br />

54 Peer Gynt<br />

Viele Wahrheiten über die<br />

Lebensreise des Fantasten<br />

54 Faust I und II<br />

Die Realisierung eines Theatertraums<br />

59 Mutter Courage und Ihre Kinder<br />

Erstmals in Österreich in der Fassung<br />

der Uraufführung<br />

FESTIVALS<br />

25 Wien Modern<br />

Mut zum Neuen, bewusst<br />

Grenzen überschreiten<br />

27 Salam:Orient<br />

Musik, Tanz, Poesie und<br />

kulturelle Ortungen des Orients<br />

28 Klezmore Festival<br />

Ein musikalisches Fest der heutigen,<br />

welthältigen Klezmore Musik<br />

28 Wien im Rosenstolz<br />

Wiener Lied und Wiener Musik –<br />

bunt und selbstbewusst<br />

30 Viennale<br />

Österreichs größtes Internationales<br />

Filmfestival<br />

35 Liszt Festival Raiding<br />

Spannende Interpreten<br />

rund um Liszts Geburtstag<br />

44 Das Alpen Adria Jazz Festival<br />

mit Jazz und Funk Schmankerln<br />

46 Elevate Festival<br />

“Open Everything?”<br />

Diskurse, Music & Art<br />

66 Winterfest<br />

Zeitgenössische Circuskunst<br />

auf höchstem Niveau<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

08 <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

Kunsthistorisches Museum<br />

26 Jüdisches Museum Wien<br />

Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute<br />

26 Matisse und die Fauves<br />

Albertina<br />

27 Salon der Angst<br />

Kunsthalle Wien<br />

28 Michele Comte<br />

Kunsthaus Wien<br />

38 Tage der offenen Ateliers<br />

NÖ Künstler laden ein<br />

40 Lokalpatriot eröffnet Privat Museum<br />

Museum Angerlehner in Wels<br />

40 Glam!<br />

Lentos Linz<br />

52 An Eye on the Disposition<br />

Künstlerhaus Salzburg<br />

55 Platinum<br />

Bernheimer München<br />

56 Gegenwelten<br />

Schloss Ambras Innsbruck<br />

58 Believe + Doubt<br />

Kunsthaus Bregenz<br />

FASHION<br />

16 Lena Hoschek<br />

Modewelt in der Oper &<br />

Theatralik am Catwalk<br />

KABARETT / COMEDY<br />

45 Literarische Kleinkunst auf Tournee<br />

in Österreich<br />

KINDER<br />

39 Zuckerstückerl<br />

Internationale Puppentheatertage<br />

für Theaterfreunde ab 2 Jahren<br />

44 Die Bremer Stadtmusikanten<br />

Ein musikalisches Märchen<br />

KONZERTE<br />

28 Wien im Rosenstolz<br />

Konzertreihe des Wienerliedes<br />

31 U & E Musik<br />

Exklusiver Konzertreigen<br />

großartiger Interpreten<br />

39 Ben Becker & Giora Feidmann<br />

Gedichte von Paul Celan &<br />

der Magier mit der Klarinette<br />

39 Buena Vista-Beatboxen-Tango<br />

Stimmkünstler und Ihre<br />

spannenden Gäste<br />

52 Salut Salon<br />

Die Nacht des Schicksals<br />

52 Orgel zu Mittag<br />

Kostenlose Mittagskonzerte<br />

52 Dialoge<br />

Mozart, Ives, Haas und eine<br />

Lichtkünstlerin im Dialog<br />

54 Jazz & the City<br />

100 Konzerte 5 Tage 40 Spielorte<br />

57 Die sächsische Staatskapelle Dresden<br />

Gustav Mahlers Symphonie Nr. 9<br />

KULINARIK<br />

60 Johann Lafer<br />

Menü aus seinen Lieblingsrezepten<br />

LITERATUR<br />

30 Buch Wien<br />

Internationale Buchmesse<br />

54 Dracula auf der Festung Hohensalzburg<br />

Theatralische Lesung<br />

59 Die Chefin verzichtet<br />

Max Goldt liest aus seinem<br />

neuen Erzählband<br />

MUSICAL<br />

57 Non(n)sens<br />

Broadway-Niveau in den<br />

Kammerspielen Innsbruck<br />

TANZ<br />

59 Die Schönheit des Teufels<br />

Koffi Kôkô scheint über den<br />

Dingen zu schweben<br />

Der Herbst!<br />

Editorial<br />

Dunkelheit, welke Blätter, Verfall. Mit<br />

dem fortschreitenden Herbst wird man<br />

erinnert, dass etwas zu Ende geht, man<br />

beginnt Vergänglichkeit zu erfahren, und<br />

erstmals wieder fröstelnd zu spüren, die<br />

Zeit der Fülle, der warmen Sommertage<br />

ist vorüber. – Der Herbst des Lebens! –<br />

er bringt langsam Grau in die einstige,<br />

satte Üppigkeit.<br />

Oder Sie betrachten den Herbst von<br />

der Seite derer, deren Glas nicht halb<br />

leer, sondern halb voll ist. Sie betrachten<br />

den Herbst in seiner Farbenpracht, in<br />

seinem unbändigen Willen noch einmal<br />

zu zeigen, was in ihm steckt, mit all seiner<br />

Kreativität. Die verfliegenden Morgennebel<br />

und die wärmenden Strahlen der<br />

Herbstsonne sind ein schier unerschöpflicher<br />

Quell. Der Steirische Herbst, die<br />

Mode, die Kultur für Geist und Gaumen,<br />

– die nächsten Seiten sind voll davon.<br />

Freuen Sie sich mit uns auf die gar nicht<br />

welken Blätter dieser Herbst Ausgabe!<br />

Mag. Christopher Unterkofler<br />

Chefredakteur<br />

WINTER HERBST 2013 2012/13 | INSIDE – OSTERN <strong>HIGHLIGHTS</strong> 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


OPER<br />

Foto © Wiener Staatsoper Michael Pöhn<br />

Wiener Staatsoper<br />

„ES GIBT KEINEN BRUCH ZWISCHEN<br />

LEIDENSCHAFT UND ARBEIT“<br />

Das ist umso beachtlicher, bei 90 bis 95 Wochenarbeitsstunden, einer Auslastung von 99,19% und einem Programm,<br />

das alle wichtigen Sänger regelmäßig auf die Opernbühne mit großer internationaler Ausstrahlung lockt. Zweifellos:<br />

Es ist der Direktor der Wiener Staatsoper Dominique Meyer, der über Beruf und Berufung spricht. Interview: Peter Elfert<br />

6<br />

Sie sollen während Ihres Wirtschaftsstudiums<br />

in Paris jeden Tag eine Oper,<br />

ein Konzert oder ein Theater besucht<br />

haben, stimmt das wirklich – also keine<br />

wilden Studentenparties?<br />

Dominique Meyer: Das stimmt total.<br />

Anschließend bin ich trotzdem noch oft<br />

ausgegangen. Es hat in meiner Studentenzeit<br />

nichts gefehlt (lächelt).<br />

Der legendäre französische Kulturminister<br />

Jack Lang holte Sie vor 30<br />

Jahren als Berater in sein Ministerium,<br />

war das der offizielle Start für ein<br />

berufliches Leben in der Kultur?<br />

DM: Ja, genau. Vorher hatte ich im Industrieministerium<br />

gearbeitet und das Ergebnis<br />

meiner Arbeit war die Errichtung der<br />

ersten CD-Fabrik in Frankreich – das war die<br />

zweite weltweit. Und das war der Grund,<br />

warum ich mit Jack Lang in Verbindung<br />

gekommen bin.<br />

In Ihren jungen Jahren soll Sie das<br />

Ende von Parsifal sehr bewegt oder<br />

besser aktiviert haben, was genau ist<br />

damals passiert?<br />

DM: „Parsifal“ war die erste Oper, die ich<br />

erlebt habe. Davor hatte ich gar keine<br />

Ahnung. Ich war tief berührt und beeindruckt<br />

von diesem Opernerlebnis. Nach der<br />

Vorstellung hatte ich vier Töne im Kopf, den<br />

fünften habe ich dann gesucht. Da habe ich<br />

entdeckt, dass mich die Oper fesselt.<br />

Foto © Wiener Staatsoper Michael Pöhn<br />

Dominique Meyer<br />

Direktor Wiener Staatsoper<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


OPER<br />

Wie filigran oder auch fragil ist der<br />

Bereich zwischen Leidenschaft und<br />

Arbeit für die Wiener Staatsoper?<br />

DM: Es gibt keinen Bruch zwischen<br />

Leidenschaft und Arbeit. Ich gehöre zu<br />

den wenigen Menschen, die ihre Leidenschaft<br />

zu ihrem Beruf machen konnten.<br />

Auch wenn es manchmal schwierig ist,<br />

genieße ich jede Sekunde meiner Arbeit<br />

und es ist oft so, dass ich, wenn ich in<br />

einer Vorstellung sitze, fünf Minuten nach<br />

Beginn meine Verantwortung vergesse<br />

und einfach die Vorstellung genieße wie<br />

jeder andere Musiktheaterliebhaber.<br />

wieder zum Leben zu bringen, braucht<br />

man zunächst einen Regisseur, der die<br />

falsche Aufführungstradition der „Fanciulla“,<br />

die ein bisschen an Spaghettiwestern<br />

erinnert, korrigiert. Das hat Marco Arturo<br />

Marelli bei uns sehr gut gemacht. Man<br />

muss einen Dirigent haben, der diese<br />

Musik leidenschaftlich dirigiert – den haben<br />

wir mit Generalmusikdirektor Franz Welser-<br />

Möst – und eine adäquate Besetzung,<br />

weil die Hauptpartien sehr schwierig sind.<br />

vorbereitet: Das wird meiner Meinung<br />

nach die jungen Menschen von 4 bis 100<br />

begeistern. Zwischen diesen Premieren<br />

haben wir schöne Serien mit wichtigen<br />

Repertoire-Werken – das Who is who des<br />

Operngesangs ist an der Wiener Staatsoper<br />

präsent. Ende Oktober haben wir<br />

dann für das junge Staatsopernpublikum<br />

die Uraufführung der Kinderoper „Das<br />

Städtchen Drumherum“ im Kinderopernzelt<br />

– dafür haben wir die österreichische<br />

Die Vorstellung endet um 22.30 Uhr,<br />

am nächsten Tag haben Sie das erste<br />

Meeting um 8.30 Uhr, wie präsent sind<br />

Sie in der Oper?<br />

DM: Jede Woche verbringe ich zwischen<br />

90 und 95 Stunden in der Oper. Ich<br />

genieße die Zeit ganz früh am Morgen<br />

in meinem Büro, wo ich in Ruhe arbeiten<br />

kann. Und es ist für mich ganz normal<br />

und natürlich, abends in der Vorstellung<br />

anwesend zu sein. Manchmal sind dann<br />

anschließend noch Abendessen mit<br />

Künstlern oder Sponsoren, was den Tag<br />

verlängert, aber nichts davon ist wirklich<br />

unangenehm. Nur leidet manchmal das<br />

Privatleben unter dem beruflichen Zeitaufwand.<br />

Regisseure gibt es viele. Gibt es<br />

genügend, die sich qualitativ und<br />

sensibel einlesen und sich in die Zeit<br />

der Komponisten fühlen?<br />

DM: Die Entscheidung, einen Regisseur<br />

zu engagieren, ist die Allerschwierigste. Es<br />

gibt natürlich viele Talente, nur: Regisseure<br />

sind auch Menschen. Sie haben ihre guten<br />

und ihre weniger guten Perioden. Es kann<br />

sein, dass ein Regisseur Sie zehnmal<br />

hintereinander begeistert hat, und „Ihre“<br />

elfte Produktion ist dann leider nicht so<br />

großartig. Das kommt vor. Es passiert dann<br />

auch, dass eine Produktion am Anfang<br />

nicht so erfolgreich ist, dass man sie aber<br />

im Laufe der Jahre ganz anders betrachtet.<br />

Dafür gibt es viele Beispiele. Letztendlich<br />

ist die Diskussion über die Regie auch eine<br />

Geschmackssache.<br />

„Das wird meiner Meinung nach<br />

die jungen Menschen von<br />

4 bis 100 begeistern“<br />

Auch die haben wir mit Nina Stemme,<br />

Jonas Kaufmann und Tomasz Konieczny.<br />

„Die Zauberflöte“, die im November<br />

Premiere hat, ist in Wien ein Klassiker und<br />

es ist gesund, dass wir ab und zu unseren<br />

Blickwinkel auf so ein Werk verändern.<br />

Das Regieteam um Patrice Caurier und<br />

Moshe Leiser hat ein spannendes Projekt<br />

Komponistin Elisabeth Naske beauftragt,<br />

Mira Lobes Kinderbuchklassiker als Oper<br />

zu vertonen. Und zwischen den Opernvorstellungen<br />

präsentiert natürlich unsere<br />

wunderbare Ballettkompanie, auf die wir<br />

besonders stolz sind, bedeutende Ballett-<br />

Klassiker und zeitgenössische Choreographien.<br />

7<br />

Foto © Wiener Staatsoper Michael Pöhn<br />

Puccini und Mozart werden neu<br />

inszeniert. Was erwartet uns im Herbst<br />

2013 in Ihrem Haus?<br />

DM: Puccinis „La fanciulla del West“ ist eine<br />

Oper, die man in Wien seit Langem nicht<br />

mehr gespielt hat. Und um so eine Oper<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Kunst<br />

Foto © David Dawson, courtesy of Hazlitt Holland-Hibbert<br />

Working at night, 2005<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

Schonungsloser Provokateur und Rebell<br />

der Kunst – Sensationelle Retrospektive in Wien<br />

8<br />

„Ich wünsche mir, dass meine Portraits die<br />

Leute selbst sind, nicht nur deren äußere<br />

Erscheinung“, sagte <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> über seine<br />

Bilder. Sein Leben lang wollte er die<br />

menschliche Seele nach außen präsentieren<br />

und genau mit diesem brachialen Realismus<br />

wurde er zu einer der bedeutendsten<br />

figurativen Maler der Gegenwart. <strong>Lucian</strong><br />

<strong>Freud</strong> war der Enkel des Psychoanalytikers<br />

Sigmund <strong>Freud</strong>, wurde 1922 in Berlin<br />

geboren und wanderte als 10-Jähriger<br />

im Jahr nach der Machtübernahme der<br />

Nationalsozialisten mit seiner Familie nach<br />

Großbritannien aus. Mit 16 Jahren erhielt<br />

er die britische Staatsbürgerschaft. Von<br />

England aus startete er nun seine internationale<br />

Karriere als einzigartiger Portraitmaler.<br />

Ein großer Schritt war dabei sicherlich die<br />

Teilnahme an der Kunst-Biennale in Venedig,<br />

1954 gemeinsam mit seinem Maler-Freund<br />

Francis Bacon mit dem er sich auch immer<br />

wieder wechselseitig portraitierte. Heute<br />

erzielen seine Werke in Auktionen Spitzenwerte<br />

und erst im Jahr 2008 wurde das<br />

Bild ‚Benefits Supervisor Sleeping‘ in New<br />

York bei Christie‘s für 33,6 Millionen Dollar<br />

versteigert - es zeigt Sue Tilly, eine Mitarbeiterin<br />

des Londoner Arbeitsamts. Im<br />

Herbst 2013 präsentiert eines der besten<br />

Museen der Welt, das Kunsthistorische<br />

Museum in Wien erstmals in Österreich<br />

eine große Retrospektive von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>.<br />

Gezeigt wird die gesamte Schaffensperiode<br />

mit sensationellen Leihgaben von<br />

internationalen Museen wie das Metropolitan<br />

Museum of Art in New York, die<br />

Londoner Tate oder das Museo Thyssen-<br />

Bornemisza in Madrid. Parallel zu dieser<br />

Ausstellung präsentiert das Sigmund <strong>Freud</strong><br />

Museum in Wien unter dem Titel ‚<strong>Lucian</strong><br />

<strong>Freud</strong>: Privat‘ eine grandiose Ausstellung<br />

mit Fotografien von <strong>Freud</strong>s langjährigem<br />

Assistenten David Dawson. Die Bilder<br />

zeigen die Atelier-Umstände, in denen<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>s Arbeiten entstanden sind<br />

und liefern einen persönlichen, intimen Blick.<br />

www.khm.at<br />

www.freud-museum.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


Kunst<br />

„Ich wünsche mir,<br />

dass meine Portraits die<br />

Leute selbst sind,<br />

nicht nur deren<br />

äuSSere Erscheinung“<br />

Foto © The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />

9<br />

Benefits Supervisor Sleeping<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> (1922-2011)<br />

1995, Öl auf Leinwand<br />

Privatsammlung<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Kunst<br />

Foto © The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />

10<br />

Reflection (Self Portrait)<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> (1922- 2011)<br />

1985, Öl auf Leinwand<br />

Privatsammlung<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


Kunst<br />

Foto © Kunsthistorisches Museum Wien<br />

„SEHR PRÄZISE<br />

AUSGEWÄHLTE<br />

MEISTERWERKE“<br />

Dr. Sabine Haag<br />

Generaldirektorin Kunsthistorisches Museum Wien<br />

Wie kam es dazu, dass nun eine sensationelle <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>-Retrospektive erstmals in Wien gezeigt wird? Die obersten<br />

Fäden dazu hat Dr. Sabine Haag, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums mit Museum für Völkerkunde<br />

und Österreichischem Theatermuseum in Wien gezogen. 2013 ist ein gutes Jahr für das KHM, im März feierte<br />

Dr. Sabine Haag mit der Wiedereröffnung der Kunstkammer, der weltweit bedeutendsten ihrer Art, einen Triumph.<br />

Erstmals folgt die bereits im Vorfeld viel beachtete Ausstellung des britischen Malers mit Wiener Wurzeln <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>.<br />

Interview: Peter Elfert<br />

Wie lange haben Sie an dieser einzigartigen<br />

Ausstellung gearbeitet?<br />

Wir waren seit langem bestrebt, eine<br />

Ausstellung mit Werken von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />

zu präsentieren. Allerdings lehnte es der<br />

Künstler selbst viele Jahre hindurch immer<br />

wieder ab, die Einladung zu einer<br />

Präsentation seines Oeuvres in Wien<br />

anzunehmen, in einer Stadt, in der seine<br />

Familie bis 1938 lebte, wo sie jedoch von<br />

den Nationalsozialisten enteignet und<br />

von wo sie von ihnen vertrieben bzw.<br />

deportiert wurde.<br />

2010 nahmen wir erneut Kontakt mit<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> auf und haben schließlich,<br />

nicht zuletzt wegen des feinen Gespürs<br />

und Verhandlungsgeschicks von Jasper<br />

Sharp, unserem Adjunct Curator for<br />

Modern and Contemporary Art, seine<br />

Zustimmung erhalten.<br />

Warum wird es immer schwieriger<br />

Künstler-Retrospektiven zu zeigen?<br />

Eine Herausforderung besteht sicherlich<br />

darin, die Kosten für Transport und Versicherung<br />

der Werke decken zu können.<br />

Für eine wirklich große Retrospektive<br />

mit ca. 150 Werken ist das kaum zu<br />

bewältigen, jedoch ist das für das zeitgenössische<br />

Ausstellungsprogramm im<br />

Kunsthistorischen Museum auch nicht<br />

vorgesehen. Bei der Ausstellung <strong>Lucian</strong><br />

<strong>Freud</strong> handelt es sich um sehr präzise<br />

ausgewählte 43 Meisterwerke aus<br />

seiner gesamten Schaffensperiode. Wir<br />

sind sehr froh, dass wir so viele internationale<br />

Museen und private Leihgeber<br />

davon überzeugen konnten, uns ihre<br />

Werke für den Zeitraum der Ausstellung<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> war mit der ständigen<br />

Sammlung in Ihrem Museum<br />

seit seiner Kindheit vertraut. Wie<br />

kam das?<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> wuchs mit Reproduktionen<br />

alter Meister auf. Die Wohnung seiner<br />

Familie in Berlin war mit Reproduktionen<br />

von Gemälden und Zeichnungen Dürers,<br />

Tizians und Pieter Bruegels des Älteren<br />

geschmückt. Darunter befanden sich<br />

auch zwei Jahreszeiten-Bilder aus dem<br />

Kunsthistorischen Museum, Jäger im<br />

Schnee und Die Heimkehr der Herde,<br />

ein Geschenk an den jungen <strong>Lucian</strong> von<br />

seinem Großvater Sigmund, der diese<br />

bei Besuchen in den 20-er und 30-er<br />

Jahren mitgebracht hatte.<br />

Retrospektive<br />

LUCIAN FREUD<br />

Kunsthistorisches<br />

Museum Wien<br />

Erstmals in Österreich<br />

TERMIN:<br />

8.10.2013 – 6.1.2014<br />

www.khm.at<br />

11<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Kunst<br />

„Ich freue mich sehr<br />

auf Wien, um die<br />

Ausstellung meines<br />

Vaters zu sehen“<br />

Ein Gespräch mit Bella <strong>Freud</strong>, der Tochter von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>,<br />

die als Designerin in London arbeitet.<br />

Interview: Peter Elfert<br />

Vor zehn Jahren haben Sie mit<br />

einer limitierten Kollektion von<br />

Strickkleidung angefangen. Was hatte<br />

John Malkovich damit zu tun?<br />

BELLA FREUD: Ich habe damals an einem<br />

Kurzfilm namens Hideous Man mit John<br />

Malkovich gearbeitet. Er hat das Drehbuch<br />

geschrieben und Regie geführt und<br />

ich habe den Film produziert und die<br />

Kostüme kreiert. Es ging um Beatnik Girls,<br />

die auf ihr Idol warteten, den Hideous<br />

Man, der in einem Club eine Lesung<br />

halten sollte. Es war sehr aufregend mit<br />

ihm zusammen zu arbeiten, er ist sehr<br />

lustig und erfindungsreich.<br />

Foto © Marley Lohr<br />

12<br />

2007 haben Sie Ihr Label Bella <strong>Freud</strong><br />

gegründet. War es immer klar, dass<br />

Sie Ihren eigenen Namen verwenden<br />

würden und stimmt es, dass Ihr Vater<br />

<strong>Lucian</strong> das Logo entworfen hat?<br />

BF: Als ich mein Label startete, bat ich<br />

meinen Vater meinen Namen auszuschreiben<br />

um ihn als Logo zu verwenden. Er schrieb<br />

meinen Namen und malte den Hund, den<br />

ich seither als Logo verwende.<br />

Sie haben an vielen Modefilmen<br />

mitgearbeitet. Was genau war Ihre<br />

Rolle dabei und wie kamen Sie dazu?<br />

BF: Ich habe meinen ersten Film 1990 für<br />

meine zweite Kollektion gemacht. Ich weiß<br />

nicht, warum ich damit begann, aber es<br />

Bella <strong>Freud</strong><br />

schien mir wie eine gute Idee, auch wenn<br />

ich nichts über das Filmemachen wusste.<br />

Ich habe insgesamt acht Filme produziert<br />

und jetzt bin ich besessen davon. Ich<br />

glaube, ich kann meine Ansichten am<br />

besten durch den Film kommunizieren.<br />

Zuletzt haben Sie Pullover für<br />

Barbour designt. Was können wir<br />

erwarten und wo können wir diese<br />

in Österreich kaufen?<br />

BF: Ich habe eine limitierte Kollektion für<br />

Barbour gemacht, sie ist weltweit verfügbar,<br />

aber Sie können sie auf deren Webseite in<br />

der Heritage-Abteilung finden.<br />

Es ist unglaublich, dass die erste<br />

große Retrospektive des Werks Ihres<br />

Vaters in Österreich in einem der<br />

großartigsten Museen der Welt stattfinden<br />

wird. Werden wir Sie in Wien<br />

sehen?<br />

BF: Ich freue mich sehr darauf nach Wien<br />

zu kommen, um die Ausstellung meines<br />

Vaters zu sehen. Ich war noch nie in Wien<br />

und bin sehr aufgeregt, zu sehen wie<br />

schön es ist.<br />

www.bellafreud.co.uk<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


Kunst<br />

Foto © © The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />

And the Bridegroom<br />

<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> (1922-2011)<br />

1993, Öl auf Leinwand<br />

Lewis Collection<br />

13<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Oper<br />

Foto © Peter M. Mayr<br />

Iain Bell<br />

NOTIZEN ZU NOT UND NOTEN<br />

Komponist Iain Bell schildert die Entstehung<br />

von A Harlot’s Progress<br />

Text: Iain Bell<br />

14<br />

Diana Damrau und ich hatten bis Mitte<br />

2008 bereits eine starke gemeinsame,<br />

berufliche Beziehung aufgebaut. Zu<br />

einem ersten Liederzyklus 2005 kamen<br />

bald ein zweiter und dann ein dritter –<br />

es folgte ein Orchesterliederzyklus… Der<br />

nächste Schritt musste logischerweise<br />

eine Oper sein. Ich verbrachte mehrere<br />

Wochen damit, die Schatzkammer der<br />

englischen Literatur und des Theaters auf<br />

der Suche nach einer Geschichte und<br />

einer passenden Heldin zu plündern,<br />

blieb aber uninspiriert. Zufälligerweise<br />

fragte mich eine Freundin damals, ob<br />

ich nicht mit ihr die Hogarth-Ausstellung<br />

in der Tate Britain in London besuchen<br />

möchte. Gin Lane und Beer Street waren<br />

mir bekannt und natürlich auch The Rake’s<br />

Progress, daher war ich begeistert und<br />

neugierig darauf, tiefer in Hogarths Welt<br />

einzutauchen.<br />

Dann traf es mich… DA WAR SIE…<br />

…auf ihrem Bett lümmelnd starrte mich<br />

Moll Hackabout von Bild drei herab an.<br />

Ich hatte zu meiner Schande noch nie<br />

etwas von dieser Serie von Radierungen<br />

gehört, aber als ich Moll sah, wusste ich,<br />

sie musste es sein. Sie war unsere Heldin.<br />

Meine Aufregung über diese Entdeckung<br />

war so groß, dass ich sofort nach Hause<br />

zurückkehrte (und mir schwor, die Ausstellung<br />

später wieder zu besuchen), überprüfte,<br />

dass niemand anderer das Thema<br />

bereits für eine Oper verwendet hatte,<br />

und Diana anrief, um ihr mitzuteilen, dass<br />

ihr endgültiges Schicksal in meinen Händen<br />

das einer syphilitischen Hure war! Glücklicherweise<br />

war sie von diesem Thema<br />

genau so begeistert wie ich.<br />

Das würde meine Oper werden; als stolzer<br />

Londoner seit vielen Generationen inspirierte<br />

mich die Vorstellung, London auf<br />

die Opernlandkarte einzutragen, und<br />

ich konnte es nicht erwarten, eine Rolle<br />

zu schreiben, die für Diana eine gewaltige<br />

Aufgabe wäre.<br />

Zu dieser Zeit las ich gerade zufälligerweise<br />

Peter Ackroyds Biographie von London; ein<br />

gewaltiger Wälzer von mehr als tausend<br />

Seiten, der die Geschichte Londons seit<br />

der prähistorischen Entstehung erzählt.<br />

Trotz der Länge ist es mit einer solchen<br />

Lebhaftigkeit und Buntheit geschrieben,<br />

dass man sich schnell auf der letzten Seite<br />

befindet, den Kopf randvoll mit witzig<br />

beobachteten Details. Nach der Lektüre<br />

dieses Buches und einer Auswahl seiner<br />

Romane herrschte für mich kein Zweifel,<br />

dass er über die dramatischen und poetischen<br />

Fähigkeiten verfügt, die ein Librettist<br />

benötigt. Dank seiner meisterhaften Kenntnis<br />

von London, das für mich die Hauptrolle<br />

des Stückes ist, hoffte ich darauf, dass diese<br />

Geschichte ganz sein Fall sei. Ich beschloss,<br />

seine Agentin zu kontaktieren und direkt<br />

anzufragen, ob er interessiert sei. Nach<br />

wenigen Telefonaten stimmte er zu, Teil<br />

meiner wachsenden Harlot-Mannschaft<br />

zu werden. Ja, Peter Ackroyd! Obwohl ich<br />

mich wahnsinnig über seine Zusage freute,<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


Oper<br />

war ich anfänglich besorgt, mit einem so<br />

gefeierten Namen wie Peter zusammen<br />

zu arbeiten, zweifelsfrei einer der meist<br />

gefeierten Autoren Großbritanniens der<br />

Gegenwart. Daher war ich unglaublich<br />

nervös, als wir uns zum ersten Mal treffen<br />

sollten. Innerhalb weniger Augenblicke<br />

beruhigten mich sein freches Gespür für<br />

Humor und das Funkeln in seinen Augen.<br />

Er begann die Arbeit am Libretto im April<br />

2009. Dies fiel zufällig mit Dianas Engagement<br />

in L’elisir d’amore im Royal Opera<br />

House zusammen und verschaffte uns die<br />

Möglichkeit, uns zu dritt zu treffen und<br />

die Arbeit zu besprechen. Es ist keine<br />

Übertreibung zu behaupten, dass Peter in<br />

Windeseile geschrieben hat. Wir konnten<br />

uns regelmäßig treffen, um den Erzählfluss,<br />

den dramatischen Antrieb und die musikalischen<br />

Anforderungen jeder Szene zu<br />

besprechen, und nach wenigen Tagen<br />

legte mir Peter einen ersten Entwurf vor.<br />

Als ich ihn las, stand mir der Mund aufgrund<br />

seiner Vorzüglichkeit offen. Ich fügte<br />

gesprochen habe, die unserer Familie erst<br />

später beigetreten sind), um herauszufinden,<br />

was ihren Stimmen im Oktober 2013 liegen<br />

wird; welche Rollen sie darstellen werden,<br />

Fragen des Tonumfangs, der Tessitur, der<br />

Vokale, der Flexibilität und der Ausdauer. Es<br />

war sehr wichtig für mich, Rollen zu entwerfen,<br />

die den Stärken der Ensemblemitglieder<br />

angepasst sind, und die sie<br />

dennoch musikalisch und darstellerisch<br />

herausfordern würden.<br />

Mit Diana habe ich mich am meisten<br />

darüber unterhalten. Da ich wusste, dass<br />

sie häufig Donizettis Lucia di Lammermoor<br />

singen wird, entschied ich mich dafür, die<br />

Rolle in einer ähnlichen Nische anzusiedeln.<br />

Nämlich eine zentrale Rolle für eine hohe<br />

Sopranistin, die über eine umfangreiche<br />

Flexibilität, eine grundsolide Dynamik und<br />

eine furchtlose Lagenerweiterung bis zum<br />

dreigestrichenen es verfügt. Wir waren<br />

beide vor allem wegen der ersten, medizinisch<br />

gerechtfertigten Wahnsinnsszene<br />

aufgeregt (Wahnsinn als Symptom der<br />

Syphilis). Ich war begeistert von der Möglichkeit,<br />

sowohl musikalisch als auch stimmlich<br />

den Wahnsinn zu erkunden, der sich<br />

langsam ab Szene drei ausbreitet, in der<br />

Moll merkt, dass sie wahnsinnig sein könnte,<br />

bis zu ihren letzten Atemzügen am Ende<br />

des Stückes. Besonders diese Rolle gab mir<br />

das Gefühl, etwas wirklich Einzigartiges<br />

erschaffen zu können, mit nahezu keinem<br />

bekannten Vorbild in der englischen Opernliteratur,<br />

nämlich eine englischsprachige<br />

Primadonna assoluta für die beste Sopranistin<br />

ihres Stimmfaches der Gegenwart.<br />

det, habe ich meine Trauer einfließen lassen;<br />

es ähnelt einem zweiminütigen Kurzrequiem<br />

für sie und für das Schicksal ihres Babys.<br />

Es war vom Anfang bis zum Ende eine<br />

ausgesprochene <strong>Freud</strong>e, von einem der<br />

innovativsten und szenisch versiertesten<br />

Opernhäuser der Welt den Auftrag zu<br />

erhalten, diese Geschichte für dieses<br />

Ensemble, für dieses Orchester und für<br />

diesen Chor zu komponieren.<br />

In der Tat bin ich ein sehr glücklicher<br />

Mensch und ich kann es nicht erwarten,<br />

bis sie alle dieser Musik Leben einhauchen.<br />

Meine Arbeit ist erledigt, jetzt ist an der<br />

Zeit für alle Beteiligten, ihre Magie zu<br />

entfalten!<br />

Quellle: Theater an der Wien<br />

A HARLOT’S PROGRESS<br />

Oper in sechs Szenen (2013)<br />

MUSIK VON IAIN BELL<br />

LIBRETTO VON PETER ACKROYD<br />

NACH DER GLEICHNAMIGEN<br />

BILDERFOLGE VON<br />

WILLIAM HOGARTH<br />

In englischer Sprache mit<br />

deutschen Übertiteln<br />

Musikalische Leitung Mikko Franck<br />

Inszenierung Jens-Daniel Herzog<br />

Bühne<br />

Mathis Neidhardt<br />

Kostüme<br />

Sibylle Gädeke<br />

Choreografie Ramses Sigl<br />

Licht<br />

Jürgen Koß<br />

dann meine eigenen Kommentare hinzu,<br />

die er immer gnädig in Betracht zog. So<br />

geschah es. Als Diana London verließ,<br />

verfügten wir über ein vollständiges Libretto!<br />

Jetzt war ich an der Reihe. Nach Monaten,<br />

in denen ich meine Harlot-Idee aufgezogen<br />

hatte, lag es an mir, die Musik zu<br />

schreiben. Ich verbrachte einige Zeit<br />

damit, musikalische Texturen und Farben<br />

zu erforschen, die die Geschichte am besten<br />

illustrieren konnten. Ich sprach auch mit den<br />

Ensemblemitgliedern, die bereits engagiert<br />

waren (so wie ich auch mit allen anderen<br />

Ich habe mit der Komposition der Oper im<br />

April 2010 begonnen, sie im Jänner 2012<br />

beendet und dann fünf Monate an den<br />

Änderungen und Korrekturen gearbeitet.<br />

Ich freue mich zu sagen, dass ich keinen<br />

inspirationslosen Tag hatte, alles ist mir so<br />

leicht aus der Feder geflossen. Einen Tag<br />

in der Woche habe ich mir frei genommen.<br />

Aber wenn ich gearbeitet habe, bin ich<br />

um sieben Uhr aufgestanden, direkt ins<br />

Fitnessstudio geeilt, um aufzuwachen, nahm<br />

mein Frühstück und habe dann von neun<br />

Uhr morgens (mit Kaffee- und Essenspausen)<br />

komponiert und erst gegen sechs<br />

Uhr abends aufgehört. Ich habe die Oper<br />

in chronologischer Reihenfolge geschrieben<br />

und gegen Ende des Stückes wurde ich<br />

besonders traurig, als ich Molly sterben<br />

lassen musste. Ihre Not war mir ans Herzen<br />

gewachsen. In das Zwischenspiel, das ihren<br />

Tod und die folgende Totenwache verbin-<br />

Dramaturgie<br />

Moll Hackabout<br />

Mother Needham<br />

Kitty<br />

Mister Lovelace<br />

James Dalton<br />

Coach Driver /<br />

Officer / Jailer<br />

Hans-Peter Frings<br />

Diana Damrau<br />

Marie McLaughlin<br />

Tara Erraught<br />

Christopher Gillett<br />

Nathan Gunn<br />

Nicolas Testé<br />

Wiener Symphoniker<br />

Arnold Schoenberg Chor<br />

(Ltg. Erwin Ortner)<br />

Auftragswerk und Neuproduktion<br />

des Theater an der Wien<br />

URAUFFÜHRUNG:<br />

Sonntag, 13.10.2013,<br />

19 Uhr<br />

AUFFÜHRUNGEN:<br />

16. / 18. / 21. / 24. / 27.10.2013,<br />

19 Uhr<br />

15<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


fashion<br />

Fotos Seite 16 © Servus TV<br />

Die Haute Couture Kleider von Lena Hoschek verliehen der Produktion eine besondere Ästhetik<br />

Vom Catwalk zur Oper<br />

und wieder zurück<br />

16<br />

Österreichs Stardesignerin Lena Hoschek<br />

fand auf der Berliner Fashion Week viel<br />

Anklang und Beifall mit ihrer Kollektion.<br />

Danach kam schon die nächste künstlerische<br />

Herausforderung: Lena Hoschek<br />

wurde ausgewählt, die Kostüme für<br />

die von Servus TV und den Salzburger<br />

Festspielen koproduzierte Oper Die<br />

Entführung aus dem Serail zu entwerfen.<br />

Spielort und Kulisse war der Hangar-7,<br />

ein Juwel moderner Architektur, das trotz<br />

der verbauten 1.200 Tonnen Stahl und<br />

380 Tonnen Spezialglas eine Dynamik<br />

und Schwerelosigkeit ausstrahlt. Erst diese<br />

baulichen Voraussetzungen haben das<br />

ermöglicht, was der Hangar-7 heute ist:<br />

Mehr, als ein Schauplatz für die Sammlung<br />

von historischen Flugzeugen der<br />

Flying Bulls sowie Formel-1-Rennwagen.<br />

Ein Ort, an dem sich Technik, Kunst und<br />

Kultur begegnen.<br />

Die Handlung des 1782 entstandenen<br />

Singspiels von Wolfgang Amadeus Mozart<br />

verlegte Regisseur Adrian Marthaler<br />

gekonnt in unsere Zeit. Die Entführung<br />

aus dem Serail wurde zur Verführung<br />

durch eine Mode- und Jetset-Welt. Die<br />

faszinierenden Kostüme dazu hat Lena<br />

Hoschek kreiert.<br />

Nun stehen die Kollektionen 2014 im<br />

Fokus der erfolgreichen Designerin. Die<br />

Markenzeichen von Lena Hoschek sind<br />

feminine Schnitte, nostalgisch anmutende<br />

edle Stoffe, gewitzt mit punkiger Komponente<br />

gemixt. Die ausgewählten Modelle<br />

auf den folgenden Seiten sind aus der<br />

aktuellen Kollektion RUSSIAN ROSE.<br />

www.shop.lenahoschek.com<br />

www.servustv.com/oper<br />

Desirée Rancatore als Konstanze<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


fashion<br />

Foto © Lupi Spuma<br />

17<br />

GREGORI PULLOVER black, TAIGA SKIRT silk-roses, RUSSIAN SCARF<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


fashion<br />

18<br />

KATJUSHA DRESS gobelin, RUSSIAN SCARF<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


fashion<br />

Fotos Seite 18/19 © Lupi Spuma<br />

19<br />

KALASHNIKOV JACKET black, IVAN SKIRT gold, DESPERADO SUNGLASSES<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


fashion<br />

ZARIZA DRESS gold<br />

ST. PETERSBURG COAT black<br />

ODETTE DRESS<br />

DA DRESS faberge,<br />

MISFITS BELT, RUSSIAN SCARF<br />

LENA DRESS punk roses<br />

20<br />

BOLSHOI DRESS rose<br />

BELUGA DRESS black, RUSSIAN SCARF<br />

RACHMANINOV CAPE black<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


fashion<br />

Fotos Seite 20/21 © Lupi Spuma<br />

21<br />

MARIINSKI DRESS red<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


fashion<br />

22<br />

PUSHKIN JACKET moss, PUSHKIN SKIRT moss<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


fashion<br />

Fotos Seite 22/23 © Lupi Spuma<br />

23<br />

MILA BLOUSE gold, ORTHODOX SKIRT black-gold<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

wien<br />

Foto © Bernd Uhlig<br />

Hamlet<br />

Vom Blatt gespielt<br />

Andrea Breths Hamlet-Inszenierung am Wiener Burgtheater dauert sechs Stunden. Fast ungekürzt und mit der<br />

Creme de la Creme an Schauspielern gewürzt, bringt sie die Tragödie über den dänischen Prinzen als Hochamt<br />

auf die Bühne. Ein Erfolg mit Ansage. Der Kritik zum Trotze.<br />

Text: Markus Deisenberger<br />

24<br />

Andrea Breth ist hinreichend bekannt<br />

dafür, den schwierigen Weg nicht zu<br />

scheuen. Dabei eckt sie auch an. Teils<br />

mit Absicht, teils bringt es die intensive<br />

Beschäftigung mit einem Stoff und die<br />

kompromisslose Inszenierung desselben<br />

einfach mit sich, dass man saturierte<br />

Schichten, die sich in ihrer Auffassung von<br />

Kunst, oder besser gesagt von dem, was<br />

Kunst sein darf, eine bestimmte Deutung<br />

zurecht gelegt haben, gegen sich aufbringt.<br />

Und die Kritik war sich dieses Mal<br />

einig wie selten:<br />

Andrea Breths sechsstündige Hamlet-<br />

Inszenierung, ein am Burgtheater abgehaltenes<br />

Hochamt zu Ehren des unsterblichen<br />

Dramatikers, sei zu lang und zu<br />

pathetisch geraten.<br />

Dem möchte man sofort entgegen halten:<br />

Sechs Stunden? Was sind schon sechs<br />

Stunden gegen all die Plagen, die uns auf<br />

Sex und Mord reduzierte Hollywood-<br />

Adaptionen durch ihre größtenteils<br />

sinnentleerten Verkürzungen beschert<br />

haben?<br />

Schönheit muss leiden<br />

Und Länge, Pathos? Shakespeare ist<br />

lang, Shakespeare ist pathetisch. Aber<br />

Shakespeare ist eben auch amüsant,<br />

klug, tief und weise. Und um all das zu<br />

sein, braucht man vor allem eines: Zeit.<br />

Und was genau heißt überhaupt „zu<br />

lang“? Langatmig etwa? Christian Thielemann<br />

meinte einmal, auf die Langatmigkeit<br />

des ersten Parsifal-Aktes angesprochen,<br />

auch das Publikum müsse leiden. Ja, auch<br />

das Publikum müsse den Läuterungsprozess<br />

von seiner mühsamen Seite kennen lernen.<br />

Ein Interessanter Satz. Schönheit muss<br />

leiden. Im griechischen Ursprung des<br />

Sprichwortes heißt es (wesentlich differenzierter),<br />

dass man nur durch Leid zur<br />

Schönheit gelangen könne. So ist es.<br />

Warum also soll uns etwas von diesem Leid<br />

erspart werden? Jede Heilung braucht<br />

schließlich Zeit, um glaubhaft zu sein.<br />

Was hat Breth mit Shakespeare bloß angestellt?<br />

Die Szenen, die sonst zuallererst<br />

gestrichen werden, sie alle sind da, und<br />

mit ihnen entsteht ein Sittenbild, das sonst<br />

verwischt, verwässert und versteckt wird<br />

vor uns. Und die Charaktere – allen voran<br />

Rosenkranz und Güldenstern – gewinnen<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

wien<br />

an Tiefe, denn das Publikum wird Zeuge<br />

ihrer Vorgeschichte, die tragisch erklärt,<br />

warum sie zu denen werden, die sie<br />

schließlich sind.<br />

Deal mit Diehl<br />

Der auch in Film und Fernsehen beinahe<br />

omnipräsente August Diehl, der für die<br />

Saison 2013/2014 als Ensemblemitglied<br />

gewonnen werden konnte, gibt den<br />

Hamlet als glaubhaft gebrochene Existenz.<br />

Nach der gemeinsamen Arbeit mit Breth<br />

am „Prinz von Homburg“ war er wohl so<br />

etwas wie die logische Besetzung für<br />

die Tragödie.<br />

Mit seiner ganzen Persönlichkeit wolle er<br />

sich der Rolle widmen, ließ er via Medien<br />

verlauten. Und das waren keine<br />

leeren Worte, das spürt man jede einzelne<br />

Sekunde, die er über die Bühne<br />

hetzt. Andrea Breth, die suchende<br />

Regisseurin, hat einen Mimen gefunden,<br />

der sich mit Haut, Haar und all seiner<br />

Schauspielkunst der Suche widmet, die<br />

Überspanntheit eines vom Traumbild<br />

gebeutelten zu vermitteln. Ideal nennt<br />

man solch eine Konstellation.<br />

Und was könnte aktueller sein als ein<br />

unter Dauerstress stehender, überforderter<br />

Mensch, wütend ob des ruinösen<br />

Zustands, in der sich die Welt befindet,<br />

hin und hergerissen zwischen seiner<br />

Pflicht der eigenen Familie gegenüber<br />

und dem eigenen Leben, von dem er<br />

nicht weiß, wie genau es aussehen soll.<br />

Ein Mensch, der an der eigenen Rebellion<br />

scheitert.<br />

Durch den Wald<br />

Dass genau jene Konservativen, die<br />

sonst immer monieren, die Klassiker seien<br />

genau so zu spielen, wie sie im Buche<br />

stehen, sich dann als erstes darüber beschweren,<br />

wenn es denn einmal passiert,<br />

wenn eine Regisseurin den Mut aufbringt,<br />

genau das zu tun, ist nicht mehr<br />

als eine Randnotiz.<br />

Man sieht den Wald vor lauter Bäumen<br />

nicht, hieß es sinngemäß in der Kritik. Ja,<br />

aber Shakespeare war doch immer ein<br />

Wald, durch den man schreiten muss.<br />

Und kein Bonsai, keine beschnittene<br />

Zierpflanze, die man auf Fensterbrett<br />

stellt.<br />

Die Generation X, Lost, Null – wie immer<br />

sie auch heißen mag – hat sie noch so<br />

lange Zeit für einen Waldspaziergang?<br />

Muss sie. Sonst nämlich ist alles zu spät.<br />

Für wen spielen wir<br />

hier eigentlich?<br />

– 125 Jahre Burgtheater<br />

„In Österreich ist öfter schon alles drunter<br />

und drüber und schließlich doch ins Burgtheater<br />

gegangen“ hat Karl Kraus einmal<br />

gesagt. Recht hatte er. Seit nunmehr 125<br />

Jahren besuchen Theaterbegeisterte<br />

Vorstellungen im weit über die Grenzen<br />

Österreichs hinaus bekannten Theater.<br />

Im Rahmen des Jubiläumswochenendes<br />

„125 Jahre Haus am Ring“ vom 11. bis 13.<br />

Matthias Losek<br />

WIEN MODERN<br />

Das Festival mit Musik der Gegenwart,<br />

Mut zum Neuen, keine Angst<br />

vor dem Experimentieren, bewusst<br />

Grenzen überschreiten: Seit Anbeginn<br />

spürt WIEN MODERN Schnittstellen<br />

mit anderen Kunstformen auf, um somit<br />

der Tendenz der Öffnung und Erweiterung<br />

des Begriffs des klassischen<br />

Konzertformats Rechnung zu tragen.<br />

In diesem Jahr widmet WIEN MODERN<br />

ein besonderes Augenmerk dem Tanz,<br />

der Bewegung, sowohl körperlicher<br />

als auch geistiger Art, die durchaus<br />

im Einklang mit hoher Komplexität<br />

und intellektuellen Anspruch spontan<br />

(be)rühren und zum Ausbruch zu gelangen<br />

vermag. Emotion, gewandelt<br />

zum Ausdruck sinnlich erfahrbarer<br />

Ästhetik der Gegenwart gar tanzbar<br />

gemacht? Gemeinsam mit dem ORF<br />

Radio-Symphonieorchester Wien bittet<br />

WIEN MODERN #26 zum Tanz. Ein<br />

Paradoxon? WIEN MODERN führt<br />

gemeinsam mit dem Klangforum Wien<br />

im Rahmen der WIEN MODERN<br />

Oktober diskutieren im Theatermuseum<br />

prominente Theatermacher mit StudentInnen<br />

der Theaterwissenschaft und dem Publikum<br />

unter dem Motto „Für wen spielen<br />

wir hier eigentlich?“ über den Mythos<br />

(Burg)Theater im Spannungsfeld zwischen<br />

Alltag und Utopie, Anachronismus und<br />

Avantgarde. Unter den Gästen sind<br />

Claus Peymann, Andre Heller und Elfriede<br />

Jelinek. Der Kongress widmet sich der<br />

Beleuchtung der wechselvollen Geschichte<br />

und wagt einen Ausblick in die Zukunft<br />

des Theaters.<br />

ClubNÄCHTE in die nächtliche Wiener<br />

Clubszene, bringt gemeinsam mit Tingel<br />

Tangel die ehrwürdigen Wände des<br />

Café Heumarkt zum Erbeben, animiert<br />

zum Aufbruch, wenn das ensemble mosaik<br />

unter der musikalischen Leitung von Enno<br />

Poppe zum Crossover von E- und U-<br />

Musik aufspielt oder das Ensemble nikel<br />

die Erinnerung an die Jukebox der 50er<br />

und 60er-Jahre aufleben lässt. In den drei<br />

Tanzproduktionen Shirokuro, Dingen und<br />

Democracy durchlebt das Publikum eine<br />

explosive Performance der Kontraste,<br />

bewegt sich in einem interaktiven, sich<br />

ständig selbst generierenden Raum und<br />

wird nicht zuletzt an die Wichtigkeit zivilen,<br />

geistigen und physischen Widerstand erinnert.<br />

Eine Fülle von Konzerten gibt es natürlich<br />

auch, zusätzlich Programme für Kinder und<br />

Jugendliche, Einführungsgespräche sowie<br />

Klanginstallationen, Kurzopern und Internet-<br />

Performance bei IGNM World New<br />

Music Days.<br />

TERMINE: 24.10. – 15.11.2013<br />

www.wienmodern.at<br />

Foto © Nafez Rerhuf<br />

25<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

wien<br />

Die Ausstellung der Albertina ist mit 160<br />

Werken von über 50 Leihgebern aus<br />

aller Welt die erste umfassende Schau in<br />

Österreich die den Fauvismus umfassend<br />

würdigt. Der Fauvismus ist die erste und<br />

210x125mm_JMW_US_Layout 1 18.10.13 15:39 Seite 1<br />

Anzeige<br />

MATISSE UND DIE FAUVES<br />

ALBERTINA<br />

zugleich kürzeste Avantgardebewegung<br />

des 20. Jahrhunderts. Er dauerte kaum<br />

drei Jahre an – von 1905 bis 1907/08.<br />

Der Begriff leitet sich von der Beschreibung<br />

seiner Werke in einer Kunstkritik<br />

Foto © VBK<br />

über den legendären Pariser Herbstsalon<br />

1905 ab. Henri Matisse, der innerhalb der<br />

Gruppe tonangebend war, und seine<br />

Freunde André Derain, Maurice de<br />

Vlaminck und Henri Manguin wurden dort<br />

als „Fauves“ – wilde Tiere bzw. Bestien –<br />

diffamiert. Tatsächlich haben Matisse und<br />

seine Freunde aber die Vorstellung von<br />

Kunst revolutioniert. Sie befreiten damals<br />

die Malerei vom Diktat der Nachahmung<br />

der Natur. Mit willkürlich gewählten und<br />

intensiv leuchtenden Farben, skizzenhaften<br />

Pinselstrichen und unmodellierten Farbflächen<br />

hielten die Maler ihre Motive fest.<br />

Wichtige Impulse empfingen sie von Van<br />

Gogh und seinem pastosen Pinselstrich,<br />

von Cézanne und dessen unvollendeten<br />

Leinwänden und von den wissenschaftlichen<br />

Farbtheorien Paul Signacs. Bestärkt<br />

wurden sie in ihrer neuen Ästhetik durch<br />

die Skulpturen Afrikas und Ozeaniens.<br />

Kuratiert wurde die Ausstellung von Heinz<br />

Widauer, Wien und Claudine Grammont,<br />

Paris.<br />

Ein umfangreicher Katalog fasst zum ersten<br />

Mal in deutscher Sprache die wesentlichen<br />

Aspekte des Fauvinismus zusammen.<br />

TERMINE: bis 12.1.2014<br />

www.albertina.at<br />

JÜDISCHES WIEN<br />

BIS HEUTE<br />

Straßenschild Dr.-Karl-Lueger-Ring, 2012 vor der Universität abmontiert · JMW, Foto David Peters<br />

Die neue permanente Ausstellung. Ab 19. November 2013<br />

Dorotheergasse 11, Wien 1 · So–Fr 10 – 18 Uhr · www.jmw.at


magic moments<br />

wien<br />

SALAM:ORIENT<br />

WIENER KONZERTHAUS<br />

UND VIELE ANDERE SPIELORTE<br />

Das diesjährige Konzept geht über Musik,<br />

Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen<br />

weit hinaus. Für 2013 zieht sich der<br />

Gedanke, wie weit der Osten tatsächlich<br />

reicht, durch das Programm, kulturelle<br />

Ortungen und Sichtungen eines Extrème<br />

Orient lassen sich dabei immer wieder<br />

vornehmen.<br />

Foto © VBK courtesy Galerie Susanna Kulli<br />

Zu den Höhepunkten des Festivals gehört<br />

zweifellos der Auftritt des Taksim Trio aus<br />

der Türkei. Auf höchstem instrumentalen<br />

Niveau werden dabei traditionelle Musik,<br />

Klassik und Jazz miteinander verwoben.<br />

Nicht minder die chinesische Formation<br />

Dawanggang, die uns Europäer über<br />

ihren Avantgarde-Begriff vielleicht ebenso<br />

nachdenken lässt wie darüber, dass<br />

der Orient am chinesischen Meer endet.<br />

Ebenso kann ein Update iranischer Musik<br />

erfahren werden, wenn im Porgy & Bess<br />

Cyminology und Choub konzertieren. Der<br />

aus dem Libanon stammende Trompeter<br />

Ibrahim Maalouf ist ein wahrer Ausnahmekönner,<br />

in Frankreich ist Maalouf mit seiner<br />

offenen Spielart des Jazz längst ein Superstar.<br />

Zum musikalischen Abschluss bringt das<br />

Bollywood Masala Orchestra den Spirit<br />

of India in das Theater Akzent.<br />

TERMINE: bis 31.10.2013<br />

www.salam-orient.at<br />

Cyminology<br />

Foto © Cyminology<br />

Thomas Hirschhorn<br />

SALON DER ANGST<br />

KUNSTHALLE WIEN<br />

Angst kennt jeder. Die Ausstellung<br />

Salon der Angst widmet sich jedoch<br />

nicht allein dem diffusem Gefühl der<br />

Unsicherheit und Bedrohung, sondern<br />

zeigt die kulturelle Prägung individueller<br />

und kollektiver Angsterlebnisse<br />

und –ereignisse. Die Darstellung von<br />

Angst und Schrecken, von emotional<br />

verunsicherten oder verstörten Menschen<br />

ist ein kunsthistorisch arriviertes<br />

Motiv. Insbesondere massenmedial<br />

verstärkte oder Grenzregimes des<br />

Normalen bewusst neu vermessende<br />

Formen der Angst stehen dabei im<br />

Zentrum. Aus der Perspektive der<br />

Gegenwartskunst, verknüpft mit ausgewählten<br />

historischen Positionen, sucht<br />

Salon der Angst die künstlerische<br />

Auseinandersetzung mit den Ängsten<br />

unserer Zeit und fächert deren emotionales<br />

wie gesellschaftspolitisches<br />

Spektrum auf.<br />

In seiner Videoinstallation 1984 and<br />

Beyond lässt der irische Künstler<br />

Gerard Byrne Schauspieler eine<br />

Diskussionsrunde nachspielen, die 1963<br />

im amerikanischen Playboy erschienen<br />

ist: Science Fiction Autoren wie Ray<br />

Bradbury und Issak Asimov spekulieren<br />

über die Welt der Zukunft im Orwell-<br />

Jahr 1984. Angst vor Überbevölkerung,<br />

vor globalen Virusepidemien,<br />

vor allem aber vor der Übermacht<br />

der Sowjetunion prägen ihre Diskussion.<br />

1984 and Beyond ist ein prägnantes Beispiel<br />

für die Konjunktur kollektiver Ängste,<br />

in diesem Fall ein Produkt des Kalten<br />

Krieges und seiner militanten Rhetorik. Die<br />

französische Künstlerin Agnès Geoffrey<br />

wiederum hat mit einer Infrarotkamera<br />

nächtliche Szenen fotografiert, die Schreck<br />

erfüllte Menschen zeigen. Zwischen cineastischer<br />

Inszenierung und dokumentarischer<br />

Fiktion entstehen dabei bildliche<br />

Momente, deren Unbehagen schaffendes<br />

Potenzial vor allem in der Vertrautheit<br />

des Dargestellten liegt: Kinder, die voller<br />

Angst in ihren Betten liegen, Menschen,<br />

die zuhause von Unbekannten überrascht<br />

werden. Die kleinformatigen Bilder ziehen<br />

den Betrachter nahe zu sich heran, so<br />

dass auch dieser wie ein Eindringling wirkt.<br />

Zwischen diesen beiden Polen – kollektiver,<br />

politisch instrumentalisierter und individueller,<br />

ästhetisch transformierter Angst – bewegt<br />

sich die groß angelegte Ausstellung<br />

Salon der Angst in der Kunsthalle Wien.<br />

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen<br />

Programm begleitet. Neben<br />

Führungen, Kunstgesprächen und Kreativworkshops<br />

mit Künstlern wird es unter dem<br />

Titel „Angst – Szenarien der Gegenwart“<br />

Themenabende mit Film- und Vortragsprogramm<br />

ebenso geben, wie einen „Salon<br />

Imaginaire“, der ab Ende Oktober die<br />

Themen der Ausstellung mit anderen<br />

Schauplätzen in der Stadt verknüpft.<br />

TERMINE: bis 12.1.2014<br />

www.kunsthallewien.at<br />

27<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

wien<br />

Foto © Rainhardt Albrecht<br />

Foto © Michel Comte / I-Management<br />

28<br />

Norbert Schneider<br />

WIEN IM<br />

ROSENSTOLZ<br />

Eine Konzertreihe des Wienerliedes und<br />

der Wiener Musik – bunt und selbstbewusst!<br />

Der Wiener Dialekt – der pfeift sich nix.<br />

Picksüß liebäugelt er als Herzensschatz<br />

und kommt doch tödlich durchtrieben gemein<br />

daher. Lustvoll malt er reinste Bilder<br />

und trieft dabei von dreckigen Klischees<br />

in ewig wienerischer Sprach- und Musikkunst<br />

in Neuauflage. Vom 1. bis 31. Oktober<br />

stellen sich im Theater am Spittelberg an<br />

der Seite musikalischer Größen des<br />

Wiener Fachs Lautmalerinnen, Dichterfürsten,<br />

Schüttelreimer, Wortwitzler, Schwarzpoeten<br />

stimmig ein.<br />

Der Wiener Dialekt – der pfeift auf jeden<br />

Rhythmus und jede Melodie. So schlüpft<br />

er wortgewaltig in mannigfaltig musikalische<br />

Panier. Mit den Altmeistern Hodina<br />

und Neuwirth in bluesigen Jazz. Ausgehend<br />

von Heurigenmusik der Wiener<br />

Waldhansl’n und klassischen Dudeleien<br />

von Agnes Palmisano Richtung Weltmusik<br />

mit den Strottern. Mit Zwa Yoitrottln gar<br />

kabarettistisch-rockig in den Reggae. Und<br />

mit HipHop, Ska und Rap bei Skero.<br />

www.rosenstolz.at<br />

Timna Brauer & Elias Meiri<br />

Foto © Stephan Zoltan<br />

Michel Comte, Penelope Cruz, 2001<br />

MICHEL COMTE: ILLUSION & EMOTION<br />

KUNSTHAUS WIEN<br />

Der Schweizer Fotograf Michel Comte ist ein Meister des Spontanen und der Wandlung,<br />

der stets neue Herausforderungen sucht. Comte bewegt sich fotografierend auf dem<br />

roten Teppich der Filmfestspiele und der Luxushotels genauso wach und neugierig wie in<br />

den Ruinen von Kriegszonen. Die Ausstellung des Museums für Gestaltung Zürich in<br />

Kooperation mit dem Estate Michel Comte, I-Mnagement (Suisse) SA und dem<br />

KUNSTHAUS WIEN bietet einen Blick in die Werkstatt des Starfotografen und seine<br />

Arbeit am Set. Das Entstehen einer Kampagne kann hier aus nächster Nähe nachvollzogen<br />

werden, das Design der uns heute umgebenden Bildwelten wird im Detail sichtbar.<br />

Rund um die Jahrtausendwende begann Comte seine ehrenamtliche Tätigkeit für<br />

Organisationen wie Terre des Hommes und das Rote Kreuz. Er hat unter anderem in<br />

Afghanistan, Haiti, Tibet und Bosnien fotografiert und dabei Bildserien geschaffen, die<br />

von der Bildsprache der Concerned Photography abweichen und seine visuelle Handschrift<br />

erkennen lassen. Er gründete 2004 die Michel Comte Water Foundation, eine<br />

ökologische Stiftung, die sich einem der brisantesten Kernthemen der nächsten Jahre,<br />

der Wasserversorgung widmet.<br />

TERMINE: 17.10.2013 – 16.2.2014 | www.kunsthauswien.com<br />

KlezMORE-Festival<br />

Zum 10. Mal findet vom 9. November<br />

bis zum 24. November 2013 das<br />

KlezMORE Festival Vienna ganz<br />

im Zeichen von Traditionspflege und<br />

Neuinterpretation der Klezmer-Musik<br />

und –Kultur auf diversen Wiener Bühnen<br />

statt. Am 30. Oktober wird zusätzlich<br />

ein „Preview-Konzert“ mit THE KLEZ-<br />

MATICS aus den USA vorangestellt.<br />

Bereits 1986 sind die Klezmatics angetreten,<br />

um das traditionelle Repertoire<br />

der Juden Nordamerikas und<br />

Osteuropas zum Ausgangspunkt einer<br />

musikalischen Reise ohne Berührungsängste<br />

zu machen. Sie thematisierten Homosexualität<br />

ebenso, wie sie sich musikalisch<br />

genussvoll auf Jazz, karibische Klänge,<br />

Rock oder HipHop einließen. Zwei Jahre<br />

nach ihrem 25-jährigen Bandjubiläum sind<br />

The Klezmatics auf einer Konzertbühne<br />

immer noch und immer wieder ein Ereignis,<br />

ein musikalisches Fest ganz im Geist von<br />

Klezmer als heutiger, lebendiger und<br />

welthältiger Musik.<br />

www.rosenstolz.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

wien<br />

Foto © Michel Comte / I-Management<br />

Michel Comte<br />

Helena Christensen<br />

1993<br />

29<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

wien<br />

Foto © Viennale<br />

Foto © HVB APA Fotoservice Hautzinger<br />

BUCH WIEN<br />

Internationale<br />

Buchmesse und<br />

die BUCH WIEN<br />

Lesefestwoche<br />

30<br />

Ladies Man<br />

VIENNALE<br />

300 Spiel-, Dokumentar- und<br />

Kurzfilme in 14 Tagen<br />

Jedes Jahr Ende Oktober findet in der<br />

Wiener Innenstadt mit ihren schönen, komfortablen<br />

Kinos ein Festival mit urbanem<br />

Flair und internationaler Ausrichtung statt:<br />

Die Viennale ist Österreichs größtes internationales<br />

Filmevent und zugleich eines<br />

der akzentuiertesten und qualitätsvollsten<br />

Filmfestivals im europäischen Zusammenhang.<br />

Die Viennale will sowohl ein Publikumsfestival<br />

für eine breite, kinointeressierte<br />

Öffentlichkeit sein, als auch den Stand der<br />

internationalen Filmkultur auf hohem ästhetischen<br />

und politischen Niveau vermitteln<br />

und zur Diskussion stellen.<br />

In diesem Jahr gibt es eine besonders<br />

reichhaltige und spannende Auswahl an<br />

Welturaufführungen und internationalen<br />

Premieren. Der große amerikanische<br />

Schauspieler und Komiker Will Ferrell ist<br />

der Stargast 2013. Die gemeinsam mit<br />

Will Ferrell getroffene Auswahl aus seinen<br />

Arbeiten umfasst einige seiner absoluten<br />

Klassiker, ebenso auch weniger Bekanntes<br />

sowie Shorts und TV-Sketches. Am 6.11.<br />

findet im Gartenbaukino eine Galaveranstaltung<br />

mit dem Film ANCHORMAN:<br />

THE LEGEND OF RON BURGUNDY in<br />

Anwesenheit von Will Ferrell statt, gefolgt<br />

von einem ausführlichen Bühnengespräch.<br />

TERMINE: 24.10. – 6.11.2013<br />

www.viennale.at<br />

Illusions and Mirrors<br />

Foto © Viennale<br />

Der direkte Kontakt zu den SchriftstellerInnen<br />

und Verlagen, sowie der<br />

besondere Kinder- und Jugendbuchschwerpunkt<br />

machen die BUCH WIEN<br />

zu einem außergewöhnlichen Erlebnis.<br />

Die Eröffnungsrednerin der BUCH<br />

WIEN ist die Georg-Büchner-Preisträgerin<br />

2013 Sibylle Lewitscharoff. Titel<br />

und Thema ihrer Rede, „Die Zukunft<br />

des Lesens“, stellt gleichzeitig auch<br />

den programmatischen Schwerpunkt<br />

der BUCH WIEN 13 dar.<br />

Höhepunkte der Lesefestwoche sind<br />

Lesungen von StarautorInnen wie Leon<br />

de Winter, der aus seinem neuen<br />

atemberaubenden Roman Ein gutes<br />

Herz liest. Der schwedische Meistererzähler<br />

Per Olov Enquist geht in Das<br />

Buch der Gleichnisse dem Wesen der<br />

Liebe auf den Grund. Auf der Messe<br />

live zu erleben sind u.a. Barbara<br />

Coudenhove-Kalergi, die in Zuhause<br />

ist überall ein sehr persönliches Bild<br />

des politischen Geschehens im Mitteleuropa<br />

des 20. Jahrhunderts zeichnet,<br />

Armin Thurnher, der die Würde in<br />

Österreichs Politik und Wirtschaft vermisst<br />

und Paul Lendvai, der aus dem<br />

Leben eines Grenzgängers erzählt.<br />

Weitere Stargäste sind Peter Henisch,<br />

Michael Stavari, Ilija Trojanow, Erika<br />

Pluhar, Robert Misik und viele mehr.<br />

TERMINE:<br />

Internationale Buchmesse<br />

21. – 24.11.2013<br />

Lesefestwoche<br />

18. – 24.11.2013<br />

www.buchwien.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

wien<br />

KONZERTE U & E MUSIK E & U MUSIK<br />

Foto © Urban Uebelhart<br />

Foto © Stefan Nimmesgern<br />

Foto © Marco Borggreve<br />

Foto © Gunnar Geller<br />

Foto © Roland Unger<br />

Foto © Aiga Liepia<br />

Ein exklusiver Konzertreigen großartiger Interpreten hält die Musikfreunde an den Herbstabenden in Bewegung.<br />

Eine Auswahl an Highlights in Wiens Konzert-Hot-Spots:<br />

wiener konzerthaus<br />

Seit 100 Jahren ist das Wiener Konzerthaus<br />

das Podium für bedeutende<br />

internationale KünstlerInnen. Die Feier<br />

dazu findet am 20. Oktober ab 15 Uhr<br />

statt. Im gesamten Haus treten mit<br />

dem Wiener Konzerthaus eng verbundene<br />

Künstler, u.a. das Belcea<br />

Quartet, Alfred Brendel, Mamdou<br />

Diabate, Die Strottern, Markus<br />

Hinterhäuser, Oleg Maisenberg,<br />

Wolfgang Muthspiel, Wolfgang<br />

Puschnig, Julian Rachlin, das Wiener<br />

Klaviertrio und die Wiener Singakademie<br />

auf.<br />

13.10., 21.11. The Percussion Planet Ensemble<br />

16., 19., 20.10. Wiener Philharmoniker, Gustavo Dudamel<br />

18.10. Klavierabend Elisabeth Leonskaja<br />

19.10. sophie Rois, Lesung „1913“<br />

23.10. liederabend Christian Gerhaher<br />

25., 26., 27.10. Orchester des Mariinski Theaters St. Petersburg, Gergiev<br />

05.11. liederabend Juliane Banse, Bo Skovhus<br />

07.11. 75 Jahre Novemberpogromnacht:<br />

Klaus Maria Brandauer, Daniel Hope<br />

17.11. remember Shakti mit John McLaughlin und Zakir Hussain<br />

20.11. giora Feidman & Gitanes Blondes<br />

24.11. Zaz « Recto verso »<br />

25.11. the Hilliard Ensemble<br />

29.11. Manhattan Transfer<br />

03.12. Wise Guys<br />

07.12. liederabend Simon Keenlyside<br />

09.12. Josef Cura „Argentinische Lieder“<br />

10.12. Klavierabend Grigorij Sokolov<br />

Wiener Musikverein<br />

Musikenthusiasten schätzen im Wiener<br />

Musikverein die etablierten Musikreihen<br />

ebenso wie zahlreiche Uraufführungen.<br />

Auch mit dem Konzertprogramm im<br />

Herbst 2013 beweist sich der Musikverein<br />

als Ort der Klassik und als Forum<br />

des Neuen, immer mit den besten<br />

Interpreten ihres Fachs.<br />

26., 28.10. Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann<br />

29.10. anne-Sophie Mutter<br />

04., 05., 06., 07.11. Gewandhausorchester Leipzig, Riccardo Chailly<br />

07.11. harri Stojka & Doron Rabinovici<br />

12.11. liederabend Christine Schäfer<br />

17.11. Wiener Symphoniker, Kent Nagano<br />

18.11. Martha Argerich, Gidon Kremer<br />

20., 21., 22.11. The Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst<br />

25.11. KREMERata Baltica<br />

27., 28.11. Wiener Symphonker, Philippe Jordan<br />

29.11. Julia Fischer, Milana Chernyavska<br />

30.11. Wiener Akademie, Martin Haselböck<br />

07., 8.12. Concentus Musicus, Nikolaus Harnoncourt<br />

20.10. anne-Sophie Mutter<br />

7.11. harri Stojka & Doron Rabinovici (Klassik / Literatur)<br />

12.11. Christine Schäfer<br />

18.11. Martha Argerich + Gidon Kremer<br />

20.11. the Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst<br />

21.11. the Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst<br />

25.11. Kremerata Baltica<br />

31<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


musik<br />

FRANZ LISZT<br />

UND DIE MUSIK<br />

SÜDAMERIKAS<br />

Die aus Venezuela stammende Musikerin Gabriela Montero ist zurzeit die wohl außergewöhnlichste Pianistin der<br />

Gegenwart: Neben ihrem technisch brillanten Klavierspiel bringt sie mit südamerikanischer Musik, Eigenkompositionen<br />

und ihrer genialen Improvisationskunst eine erfrischend unkonventionelle Note in ihr Konzertprogramm beim Liszt<br />

Festival Raiding.<br />

Text: Ein Portrait von Ljubisa Tosic<br />

Auch auf Youtube ist es anhand diverser<br />

Beispiele zu bewundern: Es singt das<br />

Publikum, Gabriela Montero hört zu,<br />

nimmt das erste Melodieangebot mitunter<br />

aber nicht an.<br />

„Lasst uns doch ein traditionelles Lied<br />

probieren“, bittet die Pianistin dann vielleicht,<br />

worauf sich das Publikum zum Chor formt.<br />

Montero hört aufmerksam zu, es geht hin<br />

und her, das Publikum singt, sie sucht die<br />

Töne der Melodie am Klavier, bittet noch<br />

einmal um den ersten Teil der Weise und<br />

sagt dann „beautiful!“ Jetzt ist es vollbracht,<br />

sie hat die Publikumstöne verinnerlicht, und<br />

nach kurzer, stiller Konzentration beginnt<br />

Montero mit dem Spiel. Und siehe da:<br />

Es klingt jazzig. Es swingt die Melodie<br />

in der rechten über einem Riff der linken<br />

Hand, reichlich variiert und modulieret –<br />

Montero ist improvisierend in ihren Element.<br />

„AMSA Young Artist International Piano<br />

Wettbewerb“; sie spielt Tschaikowskys 1.<br />

Klavierkonzert. Nicht zu vergessen auch<br />

der 3. Platz beim internationalen Chopin-<br />

Wettbewerb in Warschau 1995. Soweit<br />

so außergewöhnlich normal. Aber da ist<br />

eben noch mehr, nämlich die spontane<br />

Seite dieser Pianistin.<br />

Auf der bei EMI 2005 erschienenen<br />

Doppel-CD sind Chopin, Liszt und Rachmaninow<br />

zu hören, aber auch Monteros<br />

improvisatorischer Zugang zum Tango und<br />

zu klassischen Komponisten, deren Stücke<br />

sie variiert. Bach und wiederum Chopin<br />

sind dabei. Und Montero erklärt: „Improvisation<br />

ist eine intime Erfahrung, ich habe<br />

„Improvisieren bedeutet für mich so<br />

etwas wie eine Meditation, ein Geben<br />

ohne Formeln.“<br />

32<br />

Improvisation ist im klassischen Bereich<br />

selten. Spezialistentum hat die alte Disziplin<br />

eigentlich von der Klassik in den<br />

Jazz herüberwandern lassen. Gerade<br />

einmal Friedrich Gulda ist in Erinnerung,<br />

der sich als vielseitiger Musiker auch um<br />

diese Kreativform professionell bemüht<br />

hat. Montero kann somit ein bisschen als<br />

Geistesverwandte Guldas gelten. Sie,<br />

1970 in Caracas, Venezuela, geboren,<br />

ist natürlich in der Klassik groß geworden<br />

und begann früh: Konzertdebüt als Achtjährige<br />

mit dem Sinfónica de la Juventud<br />

Venezolana Simón Bolívar; es folgt ein<br />

Stipendium der Regierung, das ihr Studien<br />

in den USA ermöglicht. Mit zwölf dann ein<br />

Sieg beim Baldwin-Wettbewerb und dem<br />

Schon als junges Mädchen improvisiert<br />

Montero, ihr diesbezügliches Talent jedoch<br />

nahm sie als Selbstverständlichkeit, es<br />

blieb dieser Teil ihrer Kunst quasi privat<br />

und wurde auch nicht bewusst gefördert.<br />

„Ich habe begonnen zu improvisieren, als<br />

ich zwei, drei Jahre alt war. Das war mein<br />

erster Ausdruck von Musik. Ich fühle mich<br />

frei, wenn ich improvisiere.“ Dennoch: Die<br />

Pädagogen versuchten eher, Montero von<br />

der freien Entfaltung der Musikgedanken<br />

abzubringen. Das machte nicht unbedingt<br />

glücklich, erst die Begegnung mit Tastenkollegin<br />

Martha Argerich gab ihr den<br />

Mut, diesen Aspekt auch öffentlich zu<br />

präsentieren.<br />

Mittlerweile ist das indes ihr Markenzeichen:<br />

immer gespürt, dass es nötig ist, meine<br />

Seele und meine Erfahrung auf eine Weise<br />

zu reinigen, die irgendwie durch meine<br />

persönliche Sprache definiert ist.“ Es wäre<br />

auch die einfachste Art gewesen, Zugaben<br />

zu präsentieren. „Wenn ich nicht studiert<br />

hatte, improvisierte ich. Einfacher ging es<br />

nicht.“<br />

Martha Argerichs Aufforderung, ihre<br />

Spontankunst weiterzuentwickeln, führte<br />

auch ein bisschen zur Introspektion:<br />

„Improvisieren befeutet für mich so etwas<br />

wie eine Meditation, ein Geben ohne<br />

Formeln. Es ist kein gedanklicher Prozess<br />

und kann jede Gestalt, jede Form, jeden<br />

Stil annehmen, abhängig von den jüngsten<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


musik<br />

Foto © Colin Bell, EMI Classics<br />

33<br />

Gabriela Montero<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


musik<br />

Einflüssen.“ Die Leute würden Montero<br />

fragen, ob sie „Angst davor hätte, dass<br />

es einmal nicht fließt. Das ist nie der Fall.<br />

Es ist ein nie endender Quell der Einfälle,<br />

nichts wiederholt sich: Ich könnte nie eine<br />

Improvisation nachspielen, außer, wenn<br />

ich sie abhören und durchs Hören lernen<br />

würde. Einer der schönsten Nebeneffekte<br />

ist es, wenn ich das Publikum um ein Thema<br />

zum Improvisieren bitte, und ich einem Saal<br />

voll von singenden Menschen gegenüberstehe.“<br />

Dies würde die Barrieren zwischen<br />

Künstler und Publikum brechen – „wir<br />

werden eine Einheit in einem gemeinsamen<br />

schöpferischen Prozess. Ein Freund<br />

beschreibt meine Improvisationen als<br />

,spontane Kompositionen‘ – auch damit<br />

bin ich natürlich einverstanden.“<br />

Es hätte natürlich alles ganz anders kommen<br />

können in Monteros Leben, sie scheint eine<br />

besondere Vielseitigkeit in sich zu bergen.<br />

Es ist eben nicht immer alles auf geradem<br />

Wege zu erledigen. „Wir Musiker sind<br />

immer auf der Suche. Es mussten viele<br />

Jahre ins Land ziehen, bevor ich wirklich<br />

Pianistin werden wollte. Ich habe wenige<br />

Wurzeln, da ich so oft umgezogen bin und<br />

auf so vielen Schulen war. Ich habe in<br />

Venezuela, Kanada, England, Holland,<br />

USA gelebt, bin zweimal geschieden.<br />

Heute lebe ich mit meiner Mutter und<br />

meinen zwei Töchtern in Boston und habe<br />

eine gewisse Ruhe gefunden. Aufgewachsen<br />

bin ich in Caracas, hier verbrachte ich<br />

meine ersten acht Jahre mit meinen Eltern.<br />

Mein Vater verwaltete ein paar Ländereien.<br />

Der Vorteil: Die Dame hat einiges zu erzählen,<br />

vieles aus ihrem Leben fließt wohl<br />

in die Notenwelt ein. Sie meint, es ginge<br />

auch nicht anders: „Ich glaube, alles, was<br />

wir tun und sagen, ist ein Zeugnis dessen,<br />

wer wir sind. Ein Fingerabdruck. Eine<br />

bitten wird, die sie dann verarbeitet – in ihrer<br />

speziellen Art eben: „Ich mache eigentlich<br />

nichts. Da ist etwas, das fließt einfach<br />

durch mich hindurch.“<br />

Auch wichtig: Musik ist für sie kein Wettbewerb.<br />

Man suche zwar immer nach der<br />

perfekten Version etwa „einer Bach-Partita<br />

oder Schumann-Sonate. Aber die existiert<br />

nun einmal nicht. Das ist reine Fantasie.<br />

Was existiert, ist der Künstler auf der<br />

Bühne, der durch die Musik seine Gefühle<br />

mit dem Publikum teilt. Die intensivsten<br />

Konzerte entstehen oft dann, wenn der<br />

Interpret einen inneren Kampf austrägt. Man<br />

kann sich nie zurücklehnen. Es braucht<br />

diese Spannung in einem.“ Es ist ihr für<br />

dieses Konzert also eine besondere innere<br />

Spannung zu wünschen, ihr, die Martha<br />

Argerich so charakterisiert: „Ich bin selten<br />

einem Talent wie Gabriela begegnet, sie<br />

ist eine einzigartige Künstlerin.“<br />

„Die intensivsten Konzerte entstehen oft dann, wenn<br />

der Interpret einen inneren Kampf austrägt.“<br />

34<br />

„Ich wurde zwar geboren, um Klavier zu<br />

spielen, aber eigentlich bin ich eine Abenteurerin,<br />

und ich habe auch andere<br />

Interessen. Ich wollte auch mal Psychologie<br />

studieren, habe Praktika in Krankenhäusern<br />

gemacht. Ich wollte Menschen helfen. Ich<br />

hatte oft das Gefühl, in einem Gefängnis<br />

zu leben. Ich fühlte mich verfolgt, nicht frei.“<br />

So war ihr Leben bisher also nicht frei von<br />

Umwegen: Montero hat einmal für zwei<br />

Jahre aufgehört zu spielen, wollte nichts<br />

mehr mit Musik zu tun haben. „Mal hab<br />

ich in einem Restaurant gekellnert, mal in<br />

einem Büro gearbeitet – ich habe immer<br />

wieder versucht, der Musik zu entfliehen.<br />

Aber dann kam ich zu dem wundervollen<br />

Lehrer Hamish Milne in London und habe<br />

irgendwie wieder angefangen zu spielen<br />

und schließlich fünf Jahre an der „Royal<br />

Academy of Music“ studiert. Aber dass<br />

mir wirklich klar wurde, was Musik für mich<br />

bedeutet, und ich mir zum Ziel setzte, so gut<br />

zu werden, wie ich kann – da war ich 30.“<br />

Erklärung.“ Und die gibt sie gerne im<br />

Konzert ab. „Ich mag es zu kommunizieren,<br />

zu fühlen, dass die Menschen glücklich<br />

sind. Vielleicht weil ich mich in meinem<br />

Leben oft allein gefühlt habe, mag ich es,<br />

den Leuten etwas zu geben. Man teilt<br />

etwas miteinander. Viele sagen mir, Gabriela,<br />

du wirkst so in dir ruhend auf der Bühne.<br />

Warum auch nicht? Wenn man sich auf die<br />

richtigen Dinge konzentriert, gibt es keinen<br />

Grund, Angst zu haben. Ich möchte etwas<br />

sagen, ich habe etwas zu sagen, ich habe<br />

eine Menge erlebt, und ich sage das<br />

durch Musik.“<br />

Beim Liszt Festival Raiding spielt Montero<br />

Franz Liszts „Rigoletto. Paraphrase de<br />

concert“, auch dessen Sonate h-Moll, wie<br />

auch Stücke des Kubanischen Komponisten<br />

Ernesto Lecuona und eigenes: Drei neue<br />

Stücke, die als Uraufführung präsentiert<br />

werden, sind versprochen. Und es wird<br />

wohl einen spontanen Zugabenteil geben,<br />

bei dem sie das Publikum um eine Melodie<br />

Das Programm<br />

der Pianistin<br />

Gabriela Montera<br />

beim Liszt Festival Raiding:<br />

F. Liszt: Rigoletto.<br />

Paraphrase de concert<br />

F. Liszt Sonate h-moll<br />

E. Lecuona Malaguena<br />

(aus: «Suite<br />

Espagnole»)<br />

E. Lecuona La Comparsita<br />

Cordoba<br />

Gitanerias<br />

G. Montero Tres Piezas (UA)<br />

19.10.2013, 19.30 Uhr<br />

www.listzfestival.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

burgenland<br />

Foto © Michael Pöhn<br />

Ildiko Raimondi<br />

TERMINE: 18.–22.10.2013 | www.lisztfestival.at<br />

METAMORPHOSEN<br />

IN RAIDING<br />

Lisztzentrum Raiding<br />

Welch Glück für Raiding, dass Franz Liszt<br />

am 22. Oktober 1811 dort geboren wurde.<br />

Diese Gunst weiß Raiding zu wohl zu<br />

schätzen und setzt kulturelle Impulse für<br />

die ganze Region. Das Liszt Festival hat im<br />

Herbst-Programm 2013 spannende Interpreten<br />

rund um Liszts Geburtstag eingeladen.<br />

Eine veritable Liszt-Uraufführung bietet das<br />

Orchesterkonzert am 20. Oktober. Dafür<br />

hat der Organist und Dirigent Martin<br />

Haselböck die von Liszt 1863 geschaffene<br />

Orchesterfassung „Vexilla regis prodeunt“<br />

um die letzte fehlende Kadenz anhand<br />

der Klavierfassung ergänzt. Der „Hexenmeister“<br />

am Klavier Boris Berezovsky<br />

wurde für das Konzert am 202. Geburtstag<br />

von Liszt auserwählt. Mit den Liszt-<br />

Etüden begibt er sich auf ein Terrain der<br />

Sonderklasse. Die international gefeierte<br />

Sopranistin Ildikó Raimondi tritt beim<br />

Liederabend am 21.10. in Raiding mit Liedern<br />

von Franz Liszt, Richard Wagner und Peter<br />

Cornelius auf. Intendant Eduard Kutrowatz<br />

wird sie am Klavier begleiten. Mit ihm hat<br />

Ildikó Raimondi über ihre Art zu singen, die<br />

gerne als ‚beseeltes Singen’ apostrophiert<br />

wird, gesprochen: „Ich kann mir ein Leben<br />

ohne Gesang, ohne Musik überhaupt<br />

nicht vorstellen. Der Begriff beseeltes Singen<br />

ist gar nicht so leicht zu definieren und hat<br />

mit Seele und Herz zu tun, mit Empfindungen<br />

und Sehnsüchten. Wenn wir als Sänger und<br />

Musiker unsere Zuhörer berühren, wenn wir<br />

sie zum Träumen und Lächeln bringen, dann<br />

würde ich sagen, kommt das vom ‚beseelten<br />

Singen’. Wenn sich in der Seele<br />

unserer Zuhörer Gefühle regen, wenn wir<br />

es schaffen, tiefe Empfindungen auszulösen,<br />

dann würde ich meinen, ist die Seele<br />

beim Singen auf die Reise gegangen.“<br />

EINE NEUE OPER VON MOZART ?<br />

Schloss Esterházy – Haydnsaal<br />

Verknüpfen Sie Der Diener zweier Herren mit Mozart? Dann<br />

wissen Sie, dass die Kammeroper München aus zwei Opernfragmenten,<br />

Konzertarien und Ballettmusiken von Mozart ein<br />

abendfüllendes Pasticcio gemacht hat. Das Libretto von Dominik<br />

Wilgenbus ist frei nach Goldonis fulminanter Komödie. Das<br />

Festival Esterházy bringt das Werk nach Eisenstadt.<br />

Foto © Andrea Ferber<br />

35<br />

TERMINE: 11., 13.10.2013<br />

www.esterhazy.at<br />

Der Diener Zweier Herren<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Architektur<br />

Raiding<br />

Project<br />

Storchenhaus<br />

Foto © Philipp Kreidl<br />

Das Storchenhaus von Terunobu<br />

Fujimori in Raiding feiert im Oktober<br />

seinen ersten Geburtstag. Es vereint<br />

Modernität, traditionelle Handwerkskunst<br />

und Besinnlichkeit. Im Geburtsort<br />

von Franz Liszt sollen nun weitere<br />

experimentelle Gästehäuser von japanischen<br />

Stararchitekten entstehen.<br />

Text: Ein Bericht von Owen Young<br />

36<br />

„Ich bin in der Nagano Provinz auf dem<br />

Land aufgewachsen – sehr traditionell.<br />

Deshalb erinnert mich Raiding an meine<br />

Jugend“, sagt Terunobu Fujimori. Der<br />

67-jährige Architekt trägt keine Designer-<br />

Anzüge, besucht keine Edelrestaurants,<br />

obwohl er in Japan wie ein Star gefeiert<br />

wird. „Als Junge bin ich durch Obstgärten<br />

geschlichen und das mache ich in Raiding<br />

auch. Die Bauern kennen mich mittlerweile<br />

und lachen, wenn sie mich beim Pflücken<br />

ertappen. Ich weiß genau, wo die besten<br />

Früchte wachsen: Die Kirschen bei Stefan<br />

Höttinger und die wilden Äpfel bei Fini.<br />

Vielleicht schreibe ich einmal ein Handbuch<br />

für Obstjäger in Raiding.“<br />

Unkompliziert und humorvoll ist auch<br />

Fujimoris Arbeitsweise, wenn er Museen,<br />

Wohnhäuser oder meditative Teehütten<br />

baut, wie zum Beispiel für den ehemaligen<br />

japanischen Premierminister Morihiro<br />

Hosokawa. Dort hat er statt Hightech-<br />

Jalousien drei Reisigbesen zerlegt und<br />

vor der Fensteröffnung angebracht. Die<br />

Fassade von seinem Storchenhaus in<br />

Raiding wiederum besteht aus angebrannten<br />

Brettern, die das minimalistische<br />

Erscheinungsbild des Baus prägen. Japaner<br />

nennen verkohltes Holz yakisugi. Es schützt<br />

vor Insekten und reduziert die Brandgefahr.<br />

Der Grundriss des Designerbaus ist 5 mal<br />

5 Meter. Auf zwei Wohnebenen verteilen<br />

sich Küche, offener Kamin, Schlafnische,<br />

Dusche und TOTO Hightech-Toilette. Die<br />

beiden schrägen Gipsdecken (abgewinkelt<br />

wie die Flügel eines Falters) vereinen sich<br />

in der nördlichen Gebäudekante sieben<br />

Meter hoch bei einem rohen Eichenstamm.<br />

Fujimori hat die weißen Wände<br />

mit einem Mosaik aus verkohlten Holzsplittern<br />

ausgelegt. Wie schwarzer Regen<br />

breiten sie sich aus. Das Dach besteht aus<br />

Schilf – gebaut nach burgenländischer und<br />

japanischer Art. Küche, Tische und Stühle<br />

hat Fujimori ebenfalls selber entworfen<br />

und zusammen mit dem Architekten<br />

Dominik Petz entwickelt.<br />

„Meine Arbeit folgt immer der Natur<br />

und umgekehrt“, sagt Fujimori. „Es ist nicht<br />

so, dass ich den Baumstamm, der das<br />

Storchennest trägt, ausgesucht habe. Er<br />

hat zu mir gesprochen und ich bin im Wald<br />

instinktiv auf ihn zugegangen. Der Förster<br />

hat mir später gesagt, dass die Eiche<br />

ohnehin nicht mehr lange gelebt hätte.<br />

Im Sägewerk in Unterfrauenhaid haben<br />

sie allerdings den Kopf geschüttelt, wie<br />

man nur so einen verwachsenen Baum<br />

aussuchen kann, um daraus Tisch und<br />

Bank und Küche zu zimmern – anstatt ihn<br />

zu verheizen!“<br />

Konotori-an, so heißt das Gästehaus auf<br />

Japanisch, ist Teil vom sogenannten Raiding<br />

Project, das Autor Roland Hagenberg vor<br />

drei Jahren ins Leben gerufen hat. Der<br />

Österreicher lebt seit zwanzig Jahren in<br />

Japan und will im ländlichen Kontext des<br />

900-Einwohner-Dorfes Raiding bewohnbare<br />

Kunstwerke errichten – designt von<br />

Nippons Stararchitekten.<br />

Neben Fujimori beteiligen sich auch Hiroshi<br />

Hara (das zweite geplante Haus), die<br />

Pritzker Preisträger Kazuyo Sejima, Ryue<br />

Nishizawa und Toyo Ito, sowie Jun Aoki,<br />

Kengo Kuma, Yasuhiro Yamashita, Takaharu<br />

Tezuka und Klein Dytham Architects.<br />

„Ich hatte das Glück, mit meiner Idee in<br />

einer Gemeinde aufgenommen zu werden,<br />

die für Experimente aufgeschlossen ist<br />

und sie unterstützt“, sagt Hagenberg.<br />

„Zudem helfen uns zahlreiche Sachsponsoren.“<br />

Originalmodelle und Zeichnungen<br />

vom Raiding Project wurden<br />

bereits in internationalen Ausstellungen<br />

gezeigt. Für deren bauliche Umsetzung in<br />

Österreich setzt sich Dr. Richard Woschitz<br />

ein.<br />

Mehr Besucher aus aller Welt erwartet<br />

sich auch Roland Hagenberg. „Das<br />

Raiding Project ist eine wunderbare<br />

Ergänzung zum Liszt Festival. Schon jetzt<br />

kommen viele Musikfans von weit her.<br />

Ihnen werden sich die Liebhaber moderner<br />

Architektur anschließen!“ Fujimori gehört<br />

auch dazu. Er hat Raiding ins Herz geschlossen,<br />

will bei jedem Europa-Besuch<br />

vorbeikommen. Nicht nur wegen dem<br />

Storchenhaus und dem frischen Obst,<br />

wie er gesteht. „Haben Sie schon einmal<br />

Wespenlarven probiert?“ Der Japaner<br />

schnalzt mit der Zunge. „Die sind hier besonders<br />

sanft und süß. Einfach wunderbar!“<br />

Info: www.raidingfoundation.net<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


Architektur<br />

Foto © Philipp Kreidl<br />

37<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

Niederösterreich<br />

Foto © www.photo-graphic.at<br />

Ursula Strauss<br />

WACHAU IN ECHTZEIT<br />

Ungewöhnliche Paarungen, Berührendes und der Sog phantastischer Räume inmitten<br />

einer faszinierenden Landschaft – so bringt Kurarotin Ursula Strauss die zweite<br />

Ausgabe dieses Festivals auf den Punkt. Ernst Molden und Ursula Strauss im Rittersaal<br />

der Ruine Aggstein, Maria Hofstätter, Martina Spitzer & Otto Lechner im Kellerschlössl<br />

in Dürnstein, Marwan Abado, Paul Gulda & Peter Rosmanith im Kolonialsaal von Stift<br />

Melk sind einige Highlights des Programms.<br />

TERMINe: 3.11. – 15.12.2013<br />

www.wachauinechtzeit.at<br />

38<br />

TAGE DER<br />

OFFENEN ATELIERS<br />

Bei den NÖ Tagen der Offenen Ateliers<br />

am 19. und 20. Oktober 2013 laden rund<br />

1000 bildende KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen<br />

in ihre Ateliers, Galerien,<br />

Studios und Werkstätten. Besichtigt,<br />

bestaunt, bewundert, hinterfragt werden<br />

können Werke aus Malerei, Grafik, Bildhauerei<br />

und Fotografie ebenso wie Film,<br />

Modedesign, Textil- und Schmuckkunst. Die<br />

Besucher können beim kreativen Schaffensprozess<br />

dabei sein und die künstlerische<br />

Position der Gastgeber erleben. Viele<br />

Kunstschaffende bieten zusätzlich Kreativ-<br />

Workshops, Konzerte, Weinverkostungen,<br />

Lesungen oder Kinderprogramm an.<br />

TERMINe: 19., 20.10.2013<br />

www.service.kulturvernetzung.at<br />

Foto © Richard Fuchs<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

Niederösterreich<br />

BEN BECKER &<br />

GIORA FEIDMANN<br />

Die Bühne im Hof<br />

St. Pölten<br />

Erstmals sind sie gemeinsam auf der<br />

Bühne: Giora Feidmann, der Magier mit<br />

der Klarinette, und der charismatische<br />

Schauspieler Ben Becker. Ben Becker<br />

liest Gedichte von Paul Celan, Giora<br />

Feidmann und sein Ensemble nimmt den<br />

musikalischen Dialog auf.<br />

Foto © Arne Meister & Felix Bröde<br />

TERMIN: 14.11.2013<br />

www.bih.at<br />

TipP niederösterreich:<br />

Zuckerstückerl<br />

Wenn sich im Oktober in Mistelbach<br />

die Dimensionen verschieben<br />

und sich neue Blickwinkel auftun,<br />

dann finden die internationalen<br />

Puppentheatertage statt.<br />

Vom 22. bis 27. Oktober 2013<br />

wird Mistelbach zum Treffpunkt<br />

der Puppenspieler. Das Puppentheaterfestival<br />

für alle ab 2 Jahren<br />

zeigt insgesamt 40 Inszenierungen<br />

aus 4 Kontinenten und 11 Ländern<br />

in über 80 Vorstellungen. Begleitend<br />

gibt es Workshops und im Museumszentrum<br />

Mistelbach eine Ausstellung.<br />

Zuckerguss pur ist nicht zu erwarten,<br />

Orquesta Buena Vista Social Club<br />

dazu Intendantin Cordula Nossek: Die<br />

Kunst braucht immer zwei gegensätzliche<br />

Themen. Eine gute Dramaturgie bedarf<br />

einer richtigen Dosierung von Salz und<br />

Zucker, einer Prise Salz, die die Komposition<br />

vollendet. Es ist angerichtet – ab 22. Oktober!<br />

TERMINe: 26.10., 2., 15.,16.11.2013 | www.service.kulturvernetzung.at<br />

Foto © Johann Sauty<br />

BUENA VISTA *<br />

BEATBOXEN * TANGO<br />

Festspielhaus St. Pölten<br />

Das Orquesta Buena Vista Social Club<br />

wird mit den alten Granden und etlichen<br />

jüngeren Mitgliedern am 26.10. den<br />

mitreißenden Sound von Kuba spürbar<br />

machen. Bauchklang versetzen allein mit<br />

ihren Stimmen, ohne Drumcomputer und<br />

Instrumente, weltweit Clubs in Ekstase. In<br />

ihrem Heimspiel am 2.11. geben sie erstmals<br />

Einblicke in ihre atemberaubende<br />

Technik. Wie immer umgeben sich die<br />

Stimmkünstler mit spannenden Gästen<br />

aus unterschiedlichen Genres. In milonga,<br />

der aufsehenerregenden neuen Kreation<br />

von Sidi Largbi Cherkaoui, geht es um<br />

den tänzerischen Herzschlag von Buenos<br />

Aires, den Tango Argentino. Mit zehn<br />

außerordentlichen Tango-Tänzerinnen,<br />

zwei zeitgenössischen Tänzern und einer<br />

argentinischen Band erkundet am 15.<br />

und 16.11. der flämisch-marokkanische<br />

Starchoreograf den traditionellen Tango<br />

ebenso wie neue Strömungen des Tanzes.<br />

Am 15.11. erwartet die Besucher eine<br />

Dance Lounge nach der Vorstellung.<br />

39<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

Oberösterreich<br />

Foto © Mag. Dietmar Tollerian<br />

Musicals The Wiz nach Frank L. Baums<br />

Der Zauberer von Oz, die Schauspiele<br />

Der eingebildete Kranke von Molière<br />

und die Uraufführung der Gender-<br />

Komödie Der (eingebildete) Frauenfeind<br />

nach Motiven von Molière, das Tanztheater<br />

von Mei Hong Lin Schwanengesang<br />

u.v.m.<br />

TERMINe:<br />

4.10., 20.10.<br />

2.11., 6.11., 10.11.<br />

3.12., 8.12., 16.12., 21.12.2013<br />

www.landestheater-linz.at<br />

40<br />

LOKALPATRIOT<br />

ANGERLEHNER<br />

ERÖFFNET<br />

PRIVAT-MUSEUM<br />

MUSEUM ANGERLEHNER WELS<br />

Im September 2013 eröffnete in Thalheim<br />

bei Wels das Museum Angerlehner mit<br />

einer sensationellen Sammlung auf einer<br />

Ausstellungsfläche von 2000 Quadratmetern.<br />

„Durch Kunst werden Gedanken<br />

und Stimmungen ausgedrückt“, erzählt<br />

Kunstsammler Heinz J. Angerlehner über<br />

sein neues Museum. Seit über 30 Jahren<br />

sammelt er zeitgenössische Kunst, sowohl<br />

renommierter als auch junge Künstler aus<br />

Österreich. „Mit dem Museum möchte<br />

ich einen Rahmen für zeitgenössische<br />

Kunst schaffen und meine Sammlung der<br />

interessierten Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen. Ich habe mich immer als sozialer<br />

Unternehmer gesehen und fühle mich in<br />

gewissem Maß mitverantwortlich für das<br />

kulturelle und soziale Umfeld in meiner<br />

Heimatregion“, erklärt der Museumsgründer<br />

und Lokalpatriot weiter. Heute ist er einer<br />

der größten Sammler zeitgenössischer<br />

Kunst Österreichs. In über 30 Jahren hat<br />

er 1500 Werke, vor allem österreichische<br />

Malerei ab 1950 erworben, gezeigt werden<br />

in Oberösterreich circa 400 Künstler.<br />

TERMINe:<br />

Do–So: 10 – 18 Uhr<br />

Gesprächsorientierte,<br />

familienbezogene Führungen:<br />

Sa, 11 Uhr, So 14 Uhr<br />

Workshops: Sa, 14 – 16 Uhr<br />

www.museum-angerlehner.at<br />

Die Zauberflöte<br />

MOZART UND<br />

SCHIKANEDER IM<br />

21. JAHRHUNDERT<br />

LANDESTHEATER LINZ<br />

Die Skeptiker sind überzeugt: Brucknerorchester-Chef<br />

Dennis Russel Davies hat<br />

eine ausgezeichnete Wahl getroffen, als<br />

er den japanischen Regie-Star Amon<br />

Miyamoto für eine neue Inszenierung der<br />

Zauberflöte nach Linz holte. Der hat sich<br />

gefragt, was Mozart wohl selbst heute<br />

aus seiner Zauberflöte machen würde?<br />

Deshalb spielt diese Zauberflöte dort,<br />

wo ein gut Teil der Kommunikation aus<br />

Zwitschern und Bloggen besteht. Fazit:<br />

Lang anhaltender Premierenapplaus und<br />

viel medialer Beifall.<br />

Mit Spannung darf man die nächsten<br />

Premieren im Landestheater Linz erwarten:<br />

Die deutschsprachige Erstaufführung des<br />

Foto © Reinhard Winkler<br />

GLAM!<br />

THE PERFORMANCE<br />

OF STYLE<br />

LENTOS LINZ<br />

Musik . Mode . Kunst<br />

Dem Phänomen Glam, das in den frühen<br />

1970er Jahren Opulenz, Glanz und<br />

Extravaganz als Ausdrucksform in die<br />

unterschiedlichsten Kunstsparten trug,<br />

widmet sich die Ausstellung. Mit einer<br />

Fülle an Exponaten spannt die Schau den<br />

Bogen von David Bowie über Glitter<br />

Rock und Roxy Music, über Stylisten und<br />

Modedesigner, über Film, Fotografie und<br />

Grafikdesign bis zur bildenden Kunst.<br />

Glam markiert mit KünstlerInnen wie<br />

Gilbert & George, Nan Golden, Cindy<br />

Sherman und Richard Hamilton jenen<br />

historischen Moment, als die Barrieren<br />

zwischen E- und U-Kultur zusammenbrachen.<br />

Glam kann aber auch als<br />

Fortführung der Agenda der Avantgarde<br />

mit neuen Mitteln betrachtet werden:<br />

auf trotzige Art realitätsfern, mit Ironie,<br />

Respektlosigkeit, Übertreibung und androgynen<br />

Masken. Erstmals werden mit<br />

dieser anspruchsvollen Ausstellung die<br />

Subkultur, der Stil und die Kunst des<br />

Glam sowie die visuelle Kultur jener Zeit<br />

einer Bestandsaufnahme unterzogen.<br />

Die Ausstellung ist eine Produktion der<br />

Tate Liverpool und wird in Kooperation<br />

mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt und<br />

dem LENTOS Kunstmuseum Linz präsentiert.<br />

TERMINe:<br />

19.10.2013 – 2.2.2014<br />

www.lentos.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

Oberösterreich<br />

Foto © Nan Goldin, Courtesy Matthew Marks Gallery<br />

41<br />

Lentos / Nan Goldin Kenny putting on makeup<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


LIEDER<br />

Foto © Achim Schneyder<br />

Konstantin Wecker und Angelika Kirschlager in Ambra<br />

Zwei Seelen werden eins<br />

Achim Schneyder, Redakteur der Kleinen Zeitung, zu Besuch in der Toskana, wo Konstantin Wecker<br />

und Angelika Kirschlager einen gemeinsamen Liederabend erarbeiten.<br />

Text: Achim Schneyder<br />

42<br />

Rückblende. Zweieinhalb Jahre ist es nun<br />

her, da saßen wir in Wien in einem Lokal<br />

und ließen die Welt einfach draußen. Wir<br />

waren laut, wir waren lustig, wir waren unter<br />

uns. Konstantin übernahm den Vorsitz,<br />

wir anderen gruppierten uns um ihn. Jo,<br />

Konstantins langjähriger musikalischer<br />

Begleiter, dazu Julian, Marcus, Christian<br />

und Stephan, die vier Streicher vom<br />

„Spring String Quartett“, und auch ich durfte<br />

dieser herrlich illustren Runde angehören.<br />

Und irgendwann kam sie. Gut, sie kam<br />

nicht ganz zufällig, die Sache war inszeniert.<br />

Und sie kam, obwohl sie eigentlich<br />

gar nicht wollte. Weil sie inszenierte Sachen<br />

nicht mag. Warum sie dennoch kam?<br />

„Weil ich seine Aura schon immer einmal<br />

spüren wollte. Wie ich auch jene von<br />

Mozart gerne gespürt hätte, nur ist sich<br />

das zeitlich nicht ganz ausgegangen.<br />

Aber der Wecker, der lebt ja. Und wie<br />

der lebt.“<br />

Die Frau, die das sagt, ist ein Weltstar.<br />

Angelika Kirchschlager heißt sie, Mezzosopranistin<br />

ist sie und ein Weckerfan, ja,<br />

das ist sie obendrein seit 30 Jahren, die<br />

47-jährige Salzburgerin, die schon auf<br />

den meisten großen Opernbühnen dieser<br />

Welt stand.<br />

Irgendwann, die Nacht war schon lange<br />

nicht mehr jung und auch die Streicher<br />

hatten ihre zwischenzeitlich ausgepackten<br />

Instrumente längst wieder eingepackt, da<br />

sagte Wecker den alles entscheidenden<br />

Satz: „Angelika, ich denke, wir sollten<br />

vielleicht mal was zusammen machen . . .“<br />

Der gelebte Tagtraum<br />

Szenenwechsel und Zeitensprung. Ambra<br />

ist ein äußerst überschaubares toskanisches<br />

Dorf, eingebettet im Irgendwo<br />

zwischen Siena und Florenz. Ein wenig<br />

außerhalb des Ortes besitzt Konstantin<br />

Wecker seit sehr vielen Jahren ein wunderbares<br />

Anwesen. Und da sind wir jetzt:<br />

der Hausherr, Jo Barnikel und die vier<br />

Streicher Julian Gillesberger, Marcus<br />

Wall, Christian Wirth und Stephan<br />

Punderlitschek. Und Angelika Kirchschlager.<br />

Die Frau, die jene Aura, die zu spüren sie<br />

wünschte, nun regelrecht aufsaugt. „Ich<br />

hätte nie gedacht, dass aus dieser nächtlichen<br />

Idee eines Tages dieser gelebte<br />

Tagtraum werden könnte. Ich bin hier, ich<br />

bin hier in der Toskana, draußen ist nur<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


LIEDER<br />

Stille und ich singe Lieder mit und von<br />

Konstantin Wecker.“<br />

„Liedestoll“ wird der Abend heißen, den<br />

die beiden gemeinsam mit den Musikern<br />

gerade erarbeiten. Sie werden Texte<br />

von Konstantin Wecker darbieten aber<br />

auch welche von Schubert oder etwa<br />

Goethes „Erlkönig“. Sie wissen: Wer reitet<br />

so spät . . .<br />

Der Workshop für die Seele<br />

Wir jedenfalls reiten sehr spät. Durch<br />

Nacht und Wind. Nach vielen Stunden<br />

sind die Proben an diesem Abend vorbei<br />

und der Tisch in der Trattoria in Ambra<br />

ist reserviert. Kirchschlager, die zwar<br />

Opernsängerin ist, aber schon rein gar<br />

nichts gemein hat mit einer Diva, lehnt<br />

sich zurück und genießt den sehr trockenen<br />

Weißwein. „Meine Erwartungen, als ich<br />

hierher kam? Es haben mich viele Ängste<br />

begleitet, aber jetzt fühlt es sich ungemein<br />

gut an. Mein Leben war sehr lange<br />

sehr vorhersehbar, es lief immer auf<br />

Schiene, aber jetzt breche ich aus, jetzt<br />

erlebe ich eine Zeit, wie sie spannender<br />

noch nie war. Ich wachse mit einer Sache,<br />

erfinde mich permanent neu und erlebe<br />

einen Akt der Befreiung, wenn ich an<br />

Grenzen stoße und diese mit dem<br />

nächsten Schritt überwinde. Ein paar<br />

Tage mit Wecker, ein paar Tage mit diesen<br />

wunderbaren Musikern, das gleicht<br />

einem Workshop für die Seele. Ich fühle<br />

mich wie ein Schmetterling in seinem<br />

Kokon.“ Und dann sagt Kirchschlager,<br />

freilich ohne es zu wissen und ganz wie<br />

nebenbei, einen Satz, der aus einem<br />

Lied von Konstantin Wecker stammt: „Es<br />

tut gut, sich sein zu lassen.“<br />

Es biegen sich die Tische. Pasta und<br />

Meeresfrüchte werden serviert, Weißwein<br />

wird nachgeschenkt. Und Wecker<br />

ist einfach nur Wecker. Laut hin und<br />

wieder, und dann wieder leise, oft auch<br />

aufbrausend und dann wieder einfach<br />

nur Mensch gewordenes Liebesgedicht.<br />

„Der Schubert wäre uns sicher nicht<br />

böse gewesen, dass wir uns seiner<br />

Lieder bedienen, denn der hat selbst in<br />

Kneipen gesungen“, sagt der inzwischen<br />

65-jährige Münchner, der im Zuge der<br />

gemeinsamen Arbeit mit Kirchschlager<br />

draufgekommen ist, „wie sehr sich doch<br />

viele meiner Lieder an Schubert, Schuhmann<br />

oder Brahms orientiert haben<br />

und wie nahtlos man vom klassischen<br />

Lied übergleiten kann in das Chanson<br />

neuerer Zeit“.<br />

Die geschenkten Zeilen<br />

Sperrstunde. Der Patrone will nach Hause,<br />

also machen auch wir uns auf den Weg.<br />

„Es gibt Texte, es gibt Gedichte von mir“,<br />

sagt Wecker, als wir wenig später an<br />

den Flügel gelehnt das letzte Glas dieser<br />

Nacht genießen, „die singe oder lese ich,<br />

als ob sie von einem anderen wären.<br />

Ich habe keine Ahnung, warum ich sie<br />

geschrieben habe, obwohl sie aus meiner<br />

Seele geflossen sind. Aber sie sind nicht<br />

mein Verdienst, sie sind mir geschenkt worden.<br />

Die schönsten Zeilen meines Lebens sind<br />

mir geschenkt worden. Und darauf bin ich<br />

nicht einmal stolz.“<br />

Der nächste Tag. Es schneit in Ambra,<br />

und der Schnee bleibt sogar liegen. Kurz<br />

zumindest. Eine Seltenheit hier in der<br />

Gegend, und könnten sie sprechen, die<br />

Olivenbäume vor dem Fenster, sie würden<br />

sich vermutlich beklagen. „Was war<br />

das wieder für ein Abend, was haben wir<br />

gelacht“, sagt Kirchschlager und räuspert<br />

sich. Gleich nämlich muss sie ihm wieder<br />

etwas vorsingen. Dem „Meister“, wie sie<br />

Wecker liebevoll nennt. Wecker wiederum<br />

nennt Kirchschlager „Göttin“. „Daran ist<br />

der Julian schuld“, erzählt Wecker. „Als die<br />

Angelika damals in Wien in das Lokal kam,<br />

ermahnte er mich im Spaß, mich auch<br />

ja anständig zu benehmen. Weil sie eben<br />

eine Göttin sei. Das ist ihr geblieben.“<br />

„Damit kann ich leben“, lacht die Nicht-<br />

Diva und erhebt die Stimme. Und dann<br />

singt sie. Und wer jetzt keine Gänsehaut<br />

bekommt, dem ist nicht zu helfen. Obwohl<br />

Wecker bis dato immer dann am besten<br />

war, wenn auch Wecker ihn sang. Aber<br />

es klappt, es haut tatsächlich hin. „Vielleicht<br />

deshalb, weil unsere Seelen sich mischen<br />

und ich die Lizenz von ihm habe, einfach<br />

nur ich zu sein. Ihn zu kopieren wäre sinnlos.<br />

Ich muss es schaffen, dass meine Kraft<br />

durch seine Lieder rauskommt. Aber ich<br />

gebe gerne zu, dass es viel schwieriger<br />

ist, ihm etwas vorzusingen, als einem Fremden<br />

bei einem Casting. Weil vor ihm, da<br />

will man - nein: da will ich - wirklich bestehen.“<br />

„Der Schubert wäre uns sicher<br />

nicht böse gewesen, dass wir uns<br />

seiner Lieder bedienen, denn der<br />

hat selbst in Kneipen gesungen“<br />

Konstantin Wecker und Angelika Kirschlager bei der Probe in Ambra<br />

Die nächsten Stunden vergehen wie im<br />

Flug. Es wird geprobt, es wird gesungen,<br />

es wird gelebt. Und ein kleiner, zuhörender<br />

Teil dieses Ganzen sein zu dürfen, erfüllt<br />

einen mit Dankbarkeit.<br />

Geschichten wie diese verlangen im Normalfall<br />

nach einem Schluss, der das Vorangegangene<br />

möglichst abrundet. In diesem<br />

Fall ist das anders. In diesem Fall endet<br />

die Geschichte schlicht mit einem Hinweis:<br />

Konzerte in Österreich finden am 24.11.<br />

im Musikverein Graz, am 27. und 28.11.<br />

im Konzerthaus Wien, am 29.11. im Kulturund<br />

Kongresszentrum Eisenstadt sowie am<br />

30.11. im Brucknerhaus Linz statt.<br />

Foto © Achim Schneyder<br />

43<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

Kärnten<br />

Macbeth<br />

TERMINE: 20.10. – 5.12.2013 | www.stadttheater-klagenfurt.at<br />

Foto © Sujet, KaufmannGebauer<br />

UNHEIMLICH,<br />

DUNKEL, ABGRÜNDIG<br />

STADTTHEATER KLAGENFURT<br />

ist die Atmosphäre von Giuseppe Verdis<br />

erster, 1847 uraufgeführter Shakespeare-<br />

Oper Macbeth, die das Stadttheater<br />

Klagenfurt nun im Jahr von Verdis 200.<br />

Geburtstag auf die Bühne bringt. Inszeniert<br />

wird die Oper vom Regisseur und Autor<br />

Cesare Lievi, der in den letzten Jahren<br />

u.a. an der New Yorker Metropolitan<br />

Opera, in Zürich und Berlin zu Gast<br />

war. Die Rolle der Lady Macbeth ist mit<br />

Tatiana Melnychenko besetzt. Sie singt<br />

an zahlreichen internationalen Opernhäusern<br />

und war dieses Jahr u.a. in Nabucco<br />

in der Arena di Verona zu sehen,<br />

sowie als Lady Macbeth am Teatro alla<br />

Scala in Mailand.<br />

Foto © T. Laimgruber<br />

Foto © Patrick Connor Klopf2<br />

Soll und Haben<br />

44<br />

Marko Simsa<br />

EIN MUSIKALISCHES<br />

MÄRCHEN<br />

Konzerthaus Klagenfurt<br />

Marko Simsa erzählt die Geschichte von<br />

Esel, Hund, Katze und Hahn auf ihrem<br />

vermeintlichen Weg nach Bremen in<br />

einer spannenden und humorvollen<br />

Darbietung. Das Stadtmusikanten Quintett<br />

schafft mit der Musik von Erke<br />

Duit eine perfekte Verbindung mit der<br />

Geschichte.<br />

MACHT, GIER<br />

UND KORRUPTION<br />

NEUE BÜHNE VILLACH<br />

In dem Schauspiel Soll und Haben von<br />

Andreas Hönger und Erik Jan Rippmann<br />

verdichtet sich die breite Palette aktueller<br />

Wirtschaftsverbrechen zu einem unterhaltsamen<br />

Abend, der nicht nur Fallbeispiele<br />

der Kärntner Politik, sondern ein weltweites<br />

System zwischen Offshore-Trading,<br />

Geldwäsche und Boni-Zahlungen in das<br />

Visier nimmt. Dabei überholt die Realität<br />

schon das, was man sich als Satire ausdenken<br />

müsste.<br />

TERMINE:<br />

Welturaufführung<br />

am 20.09.2013<br />

DAS ALPEN-ADRIA<br />

JAZZ FESTIVAL<br />

Raj & Theaterhalle 11<br />

Klagenfurt<br />

zeigt grenzüberschreitend die Kreativität<br />

und Vitalität der Musikszene in diesen<br />

Regionen. Das Hauptaugenmerk gilt dem<br />

wichtigsten Aspekt des Jazz: Improvisation.<br />

Als Late Show gibt es Jazz- und Funk-<br />

Schmankerl von DJ Ubu zum Shaken.<br />

TERMIN: 9.11.2013<br />

www.jeunesse.at<br />

Weitere Aufführungen<br />

bis 19.10.2013<br />

www.neuebuehnevillach.at<br />

TERMINE: 11. – 13.10.2013<br />

www.alpenadriamusic.com<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


KABAREtT / COMEDY<br />

KABARETT // COMEDY //<br />

LITERARISCHE KLEINKUNST<br />

auf Tournee in Österreich<br />

Alfred Dorfer<br />

bisjetzt<br />

Bisjetzt ist die zielstrebige Spurensuche<br />

eines leidenschaftlichen Vordenkers und<br />

Nachfragers, eines engagierten Wurzelbehandlers<br />

und Fassadenabklopfers, eines<br />

satirischen Trapezkünstlers und melancholischen<br />

Sokratikers. Kurz: eine Werkschau<br />

Dorfers, über den die Süddeutsche Zeitung<br />

schrieb: „Er ist der vielfältigst Begabteste<br />

unter seinen deutschsprachigen Kollegen“.<br />

TERMINE:<br />

8.10.2013 – 3.5.2014<br />

Roland Düringer<br />

WIR – Ein Umstand<br />

Wenn für uns der Ernst des Lebens beginnt,<br />

hängt man uns einen leeren Rucksack um,<br />

den wir nun nach und nach mit unserer<br />

Geschichte befüllen werden. Diese wird<br />

von uns fälschlicherweise als „unser Leben“<br />

bezeichnet. Doch sie ist lediglich unsere<br />

Lebens-Geschichte und steht oft dem Leiden<br />

näher als dem Leben im eigentlichen Sinn.<br />

Mit dieser traurigen Geschichte identifizieren<br />

wir uns nur allzu gerne. Nicht, weil<br />

es so schön ist und Spaß macht, sondern<br />

weil’s die anderen ja auch tun und man<br />

dadurch nicht mehr so alleine ist. Man lässt<br />

das gestörte ICH zurück und verschwindet<br />

im WIR. So findet man Schutz und Geborgenheit<br />

im kollektiven Wahnsinn.<br />

Dieser Unerträglichkeit werden wir im<br />

zweiten Teil meiner Vortragstrilogie auf<br />

den Grund gehen. Nicht auszuschließen,<br />

dass wir dabei wieder unserem evolutionären<br />

Begleiter, dem Neandertaler<br />

begegnen. Dieser hatte uns ja einiges<br />

voraus: Er hatte die Zeit. Wir haben nur<br />

mehr die Uhr ... und diese tickt schon lange<br />

nicht mehr richtig.<br />

TERMINE:<br />

10.10.2013 – 18.9.2014<br />

Josef Hader<br />

Hader spielt Hader<br />

Teile seiner letzten fünf Programme hat<br />

Josef Hader zu kleinen Monologen geformt.<br />

Und er gibt auch zu, dass er gestohlen<br />

hat. Doch kommt es darauf an?<br />

Bei dem guten Verhältnis von Täter und<br />

Opfer… Aus der Fülle der Figuren entsteht<br />

eine Geschichte, die eines für sich beanspruchen<br />

kann: ein neues Hader-Programm<br />

zu sein. Ein echtes.<br />

TERMINE:<br />

11.10.2013 – 8.2.2014<br />

Klaus Eckel<br />

Weltwundern<br />

Über 10.000 Schlagzeilen rattern jedes<br />

Jahr durch das menschliche Gehirn. Ich<br />

vermute das Problem ist Folgendes: Die<br />

Erde wiegt 5,972 Trillionen Tonnen. Das<br />

Gehirn 1,3 Kilo. Die ganze Welt passt einfach<br />

nicht unter eine Schädeldecke. Es wird<br />

Zeit, das Gehirn auf den Kopf zu stellen.<br />

Was wäre wenn, negative Gedanken dick<br />

machen würden? Der Neandertaler vor<br />

der Keule das iPad erfunden hätte? Man<br />

sich im Internet ein neues Gewissen kaufen<br />

könnte? Die Idioten aller Länder ein eigenes<br />

Land gründen müssten?<br />

Diese und viele weitere Gedanken warten<br />

ungeduldig darauf, gedacht zu werden.<br />

Klaus Eckel widmet sich diesmal ganz dem<br />

Staunen und Wundern.<br />

TERMINE:<br />

3.10.2013 – 29.11.2014<br />

Viktor Gernot<br />

Im Glashaus<br />

Zwei Binsenweisheiten unserer Welt. Erstens,<br />

Kommunikation findet stets beim<br />

Empfänger statt und zweitens, mit nur<br />

einem Stein kann man ganz schön viel<br />

Glas zerdeppern. Ein mühelos ausgesprochener<br />

Satz kann beim Adressaten einen<br />

Emotions-Tsunami auslösen, so wie der<br />

berühmte und geschickt geworfene Stein<br />

ein Glashaus dem Erdboden gleich<br />

machen kann. Man muss also nur die<br />

Angst vor den uneinschätzbaren und<br />

gewaltigen Folgen seiner Wort- und Steinwürfe<br />

ablegen und schon kann man voller<br />

Genuss in einem bunten Scherbenhaufen<br />

aus Gefühlen wühlen. Auf diesem farbenfrohen<br />

Weg wird sich Viktor Gernot aufrichtig<br />

und redlich bemühen, endlich die<br />

Antworten auf die bedeutendsten Fragen<br />

unserer Generation zu geben.<br />

Foto © Udo Leitner<br />

Roland Dueringer<br />

Foto © Jeff Mangione<br />

Foto © Jklauseckel.at<br />

TERMINE: 8.10. – 12.12.2013<br />

Die aktuellen Termine und Orte finden<br />

Sie auf www.cultureguide.at<br />

45<br />

Josef Hader<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong><br />

Alfred Dorfer<br />

Foto © Hubert Mican<br />

Klaus Eckel<br />

Viktor Gernot<br />

Foto © Felicitas Matern


magic moments<br />

Steiermark<br />

ELEVATE FESTIVAL<br />

Vor dem Hintergrund des Elevate-Jahresthemas<br />

„Open Everything?“, unter dem<br />

die hoch aktuellen Themenkomplexe Transparenzgesellschaft,<br />

Überwachung, Open<br />

Democracy und Open Society bearbeitet<br />

werden, stellt auch die Music-&-Arts-<br />

Schiene die Frage nach künstlerischen<br />

Strategien, Zugängen und Positionen in<br />

einem sich immer weiter entfaltenden<br />

Horizont pluralistischer Möglichkeiten.<br />

Foto © Elevate Festival<br />

Ohne vorgefertigten Thesen oder eindimensionalen<br />

Programmkonzepten zu folgen,<br />

wird versucht, ein Bild der aktuellen<br />

Diskurse in der Welt der elektronischen<br />

Musik und der avancierten Popmusik<br />

zu zeichnen. Was den KünstlerInnen des<br />

Festivals bei aller inhaltlichen und formalen<br />

Breite gemeinsam ist, ist der bedingungslose<br />

Wille, sich abseits des Mainstreams<br />

auf die Suche nach eigenwilligen Sprachen<br />

und Ausdrucksformen zu begeben, das<br />

künstlerische Risiko einzugehen, in die<br />

Tiefe zu bohren, anstatt an der Oberfläche<br />

des schon Vorhandenen zu kratzen.<br />

Wie gewohnt präsentiert auch das heurige<br />

hoergeREDE-Festival für Text, Ton<br />

und Diskurs in Kooperation mit dem Kulturzentrum<br />

bei den Minoriten und dem<br />

Elevate Festival zeitgenössische Literatur,<br />

Soundart, Diskurs und Performance, jeweils<br />

vor dem Musikprogramm im Dom<br />

Heifetz<br />

im Berg. AutorInnen wie Ann Cotten, Phil<br />

Minton und FALKNER zeigen multimediale<br />

Text-Ton-Stücke, die eigens für dieses<br />

Festival mit MusikerInnen wie bulbul,<br />

Electric Indigo und Dat Politics erarbeitet<br />

wurden. Interventionen und Vorträge,<br />

Diskussionsrunden, Lectures und Konzerte<br />

ergänzen die inhaltliche Schwerpunktsetzung,<br />

die sich 2013 leitmotivisch dem Thema<br />

„macht² – light the power“ verschreibt.<br />

An vier Tagen trifft politische Dichtung<br />

auf Avantgarde-Rock, Spoken Poetry auf<br />

zeitgenössischen Tanz, Videokunst und<br />

Lyrik auf Gitarre, Schlagzeug und Bass.<br />

Das Elevate-Lab sorgt mit Workshops<br />

und Music Talks dafür, dass die Auseinandersetzung<br />

mit den eingeladenen<br />

KünstlerInnen vertieft und nachhaltig<br />

ins Bewusstsein der lokalen Szene eingepflanzt<br />

wird, wo sie dann auf dem<br />

offenen Feld der Möglichkeiten neue,<br />

eklektisch verspielte, kompromisslos experimentierfreudige<br />

Blüten treiben kann.<br />

TERMINE: 23.–27.10.2013<br />

www.2013.elevate.at<br />

Foto © Wener Kmetitsch<br />

fall galt der Klangstilistik des Orchesters<br />

unter der Leitung von Julien Salemkour<br />

und dem hervorragenden Chor. Ebenso<br />

beeindruckten die hochästhetischen<br />

Kostüme des französischen Modeschöpfers<br />

und Kunsthistorikers Christian Lacroix.<br />

46<br />

Lohengrin<br />

MEIN LIEBER sCHWAN<br />

OPER GRAZ<br />

Mit der Oper Lohengrin wurde 1899 das<br />

Grazer Opernhaus eröffnet. Dass mit<br />

diesem Werk im Wagner-Jahr 2013 die<br />

Saison zu beginnt, schließt an diese<br />

Tradition an. Die Premiere war ein fulminanter<br />

Erfolg! Einhellig akklamiert wurde<br />

Regisseur Johannes Erath für seine poesievolle<br />

Inszenierung, Kaspar Glarner für<br />

seine an Caspar David Friedrichs Gemälde<br />

erinnernden Bühnenbilder und das<br />

großartige Sängerensemble. Viel Bei-<br />

Fragen wie: Was haben Wagners Schwäne<br />

den Künstlern von heute zu sagen? In<br />

welchen Koordinaten zeigen sich unsere<br />

Sendboten des Grals – die politischen<br />

Hoffnungsträger? Von welchen Schwänen<br />

werden sie gezogen? widmet sich eine<br />

Gruppenausstellung internationaler bildender<br />

Künstler.<br />

Die Werke sind bis Ende November im<br />

Spiegelfoyer der Oper Graz zu sehen.<br />

TERMINE: bis 30.5.2014<br />

www.oper-graz.com<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

Steiermark<br />

GOTT IST EIN DJ<br />

SCHAUSPIELHAUS GRAZ<br />

Als DJ hat »Er« in Clubs Stimmungen in<br />

Klänge transformiert, »Sie« war Starmoderatorin<br />

eines Musiksenders, bevor<br />

ihr gemeinsames Projekt begann: Das eigene<br />

Leben als Kunstwerk! Jetzt gibt es<br />

in ihrer Wohnung Kameras, mit denen das<br />

Paar den Alltag in Szenen setzen kann –<br />

Trash und museale Installation zugleich<br />

– als ununterbrochene Performance vor<br />

der Kamera, deren Bilder live in eine<br />

Kunsthalle übertragen werden. In der Inszenierung<br />

am Schauspielhaus mit Studierenden<br />

des dritten Jahrgangs der Kunstuniversität<br />

Graz wird Falk Richters Gott<br />

ist ein DJ, das zu den weltweit meist<br />

gespielten Texten der jungen Dramatik<br />

zählt, mit Motiven aus seinem Stück<br />

Nothing Hurts verschränkt. Junge Künstler,<br />

zwischen Selbstvermarktung und Anpassung,<br />

erfinden im Selbstversuch ihr<br />

sogenanntes Ich in einem temporeichen<br />

Switch immer neu. »Schnell sein, perfekt<br />

sein, intelligent sein, wie ein Molekül<br />

unterschiedliche Verbindungen eingehen<br />

… und dabei unterhaltsam bleiben.«<br />

Auf der Suche nach authentischer Empfindung<br />

und radikalem Schmerz werden<br />

sie zu Crashtest-Dummys ihrer selbst. Falk<br />

Richter untersucht ein gesellschaftlichsoziales<br />

Phänomen zwischen medialer<br />

Selbstinszenierung und Abbild einer vermeintlichen<br />

Lebensrealität, wie es vor<br />

Jahren mit dem TV-Format Big Brother<br />

begann und dem heute in sozialen Netzwerken<br />

des Internets quasi keine Grenzen<br />

gesetzt sind.<br />

Das Projekt mit Kunststudenten ist das<br />

Masterpiece der zahlreichen Angebote<br />

des Schauspielhauses Graz, die das<br />

Theater mit allen Sinnen und praxisnah<br />

erleben lassen. Im Brutkasten treffen Ensemblemitglieder<br />

auf junge Leute, die<br />

ein ausgeprägtes Interesse am Theater<br />

und Schauspiel haben. 15- bis 25-jährige<br />

haben die Möglichkeit mit den Profis in<br />

Kontakt zu kommen, sich auszutauschen,<br />

verschiedene Techniken kennen zu lernen<br />

und gemeinsam etwas auszuprobieren.<br />

TERMINE:<br />

Gott ist ein DJ –<br />

bis Dezember 2013<br />

Brutkasten –<br />

1 x im Monat an einem Samstag<br />

www.theater-graz.com/schauspielhaus<br />

THEATER IN IHREM<br />

WOHNZIMMER<br />

Strohhalme für Elefanten mit viel Action,<br />

Profikillern, einem Atomphysiker und<br />

raffinierten Täuschungsmanövern ist<br />

das neueste Stück der Kulturinitiative<br />

Kürbis in der idyllischen Marktgemeinde<br />

Wies im Schilcherland. Aufgeführt wird<br />

dieses Stück und weitere Produktionen<br />

im Dachbodentheater oder auf Bestellung<br />

in Ihrem Wohnzimmer. Dass bei<br />

dem kreativen Kulturverein Spielfreude<br />

im Vordergrund steht, ist am Honorar<br />

für derlei Gastspiele abzulesen: Bei<br />

bis zu 15 Zusehern Euro 200 für das<br />

gesamte Ensemble! Kürbis ist auch<br />

Veranstalter von Konzerten in den<br />

Strohhalme für Elefanten<br />

Bereichen Jazz und Alternativrock, des<br />

Figurentheaterfestivals Sommertraumhafen,<br />

Organisator von Kunstprojekten wie das<br />

Kunstatelier im ehemaligen Schwimmbad,<br />

Inhaber des Labels pumpkin records und<br />

des Verlags edition Kürbis.<br />

www.kuerbis.at<br />

Foto © Lupi Spuma<br />

Foto © Manfred Kerschhofer<br />

47<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


steirischer herbst<br />

DELIKAT<br />

LIAISONS<br />

DANGEREUSES:<br />

ALLIANCES,<br />

MISAIILIANCES UND<br />

FALSCHE FREUNDE<br />

Foto © steirischer herbst 2013, united sorry<br />

Das Leitmotiv des steirischen herbst 2013<br />

fragt nach dem Wesen von gefährlichen<br />

Beziehungscocktails, nach Verbindungen,<br />

die in all ihrer Fragilität leidenschaftlich,<br />

explosiv, aber immer kraftvoll sind. Liaisons<br />

– die Übersetzung aus dem Französischen<br />

umfasst weit mehr als Techtelmechtel<br />

oder Liebesaffären, geht es doch um<br />

Verbindungen, Beziehungen und deren<br />

Transformation, in Gesellschaft, Kunst und<br />

Kultur, im Privaten wie in der Politik. Wie<br />

immer sind es mehr Fragen als Antworten:<br />

Welche Koalitionen und Kompromisse<br />

werden geschlossen, um Visionen und<br />

Ziele durchzusetzen? Welche Abhängigkeitsverhältnisse<br />

tun sich da auf? Welche<br />

Maß- und Missverhältnisse bilden sich in<br />

Seilschaften? Und was sind denn letztlich<br />

die Konstellationen, in denen nun endlich<br />

vorwärts zu kommen wäre?<br />

Der steirische herbst zeigt und unterstützt<br />

seit nunmehr vierzig Jahren und<br />

united sorry<br />

wahrhaft multi-disziplinär aktuelle künstlerische<br />

Arbeitsweisen, Handschriften,<br />

Diskurse. Recherchen, Prozesse, Entwicklungen<br />

gehören ebenso zu diesem Festival<br />

wie spektakuläre Aufführungen, groß<br />

angelegte Ausstellungen, raumgreifende<br />

Konzerte neuen Musik, architektonische<br />

Forschungen, öffentliche Debatten und<br />

nächtelanges Feiern.<br />

Als Festivalzentrum 2013 wurde im ehemaligen<br />

Zollamt in einem Raum für künstlerische<br />

Ereignisse verwandelt. Das Gelände<br />

ist nach mehrjährigem Leerstand eine<br />

wilde Liaison mit der Natur eingegangen<br />

– Götterbäume, wilder Flieder, Pflanzen<br />

unterschiedlichster Provenienz haben vom<br />

Gebäude und den umliegenden Freiflächen<br />

Besitz ergriffen. Ein Zustand, den<br />

die Künstler des deutsch-französischen<br />

Landschaftsarchitektenteams atelier le<br />

balto gewusst so belassen und in ihre<br />

Gestaltung integrieren. Hinzugefügt wird<br />

eine Gruppe merkwürdig schwebender<br />

Häuser, die, in der Nacht weithin leuchtend,<br />

eine Atmosphäre schaffen, die sich<br />

zwischen innen und außen, öffentlich und<br />

privat, zwischen transparent und verborgen<br />

bewegt.<br />

<strong>HIGHLIGHTS</strong> 2013<br />

48<br />

Foto © Wolfgang Silveri<br />

Happy End<br />

Eine Choreographie von Anna Juren<br />

zur Installation zum Roman The Happy<br />

End of Franz Kafka’s Amerika, die letzte<br />

große Installation, die der Künstler<br />

Martin Kippenberger schuf.<br />

Foto © Silvano Magnone<br />

H, an<br />

incident<br />

Ein virtuoses Sprach- und<br />

Maschinentheater<br />

Schauspieler, die aussehen, als wären sie<br />

gerade einem Cartoon entsprungen, ein<br />

Orchester aus Roboterinstrumenten, die<br />

technisch derart raffiniert ausgeführt sind,<br />

dass sie zu vollwertigen Ensemble-<br />

Mitgliedern werden, und ein isländischer<br />

Frauenchor tummeln sich auf der Bühne,<br />

die der belgische Theatermacher und<br />

Bildkünstler Kris Verdonck rund um<br />

die Texte des russischen Autors Daniil<br />

Charms gebaut hat.<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


steirischer herbst<br />

Operation<br />

Wolfshaut<br />

Zwei Regisseurinnen fassen den ehrgeizigen<br />

Plan, im weststeirischen Gößnitz<br />

gemeinsam mit der örtlichen Theatergruppe<br />

Hans Leberts Roman Die Wolfshaut auf<br />

die Bühne zu bringen. Nicht gerade leichte<br />

Kost. Für Elfriede Jelinek ist Die Wolfshaut<br />

der „erste radikal moderne Roman der<br />

österreichischen Nachkriegsliteratur“. Das<br />

Unterfangen des Regieduos erweist sich<br />

als schwieriger als gedacht, die künstlerischen<br />

Ambitionen der beiden Regisseurinnen<br />

prallen auf die Lebensrealitäten der<br />

ortsansässigen Theatergruppe.<br />

The forest<br />

project<br />

Wälder waren einst Orte voller Magie<br />

und wilder Energie. Ein Tummelplatz<br />

lüsterner Faune, verzweifelter Nymphen<br />

und geheimnisvoller Einhörner.<br />

Das Performance-Duo united sorry<br />

– Robert Steijn und Frans Poelstra –<br />

dringt gemeinsam mit einem Ensemble<br />

aus jungen, internationalen Performern<br />

tief in einen verschwiegenen<br />

Wald in Peggau nahe Graz ein. Ein<br />

magischer Trip, eine schamanische<br />

Reise zu den Wurzeln, ein später<br />

Nachmittag mit Faunen.<br />

Kredit<br />

Von der Erwartbarkeit<br />

zukünftiger Gegenwarten<br />

Der Experimentalfilmer Daniel Kötter und<br />

der Komponist Hannes Seidl haben sich<br />

einiges vorgenommen. In den nächsten<br />

Jahren wollen sie in ihrer Projektreihe<br />

Ökonomien des Handels mit den Mitteln<br />

des Film und der Komposition die grundlegenden<br />

Bedingungen sozialen Handels<br />

untersuchen.<br />

Für Kredit holen sie Vertreter des Bankenwesens<br />

auf die Bühne. Sie haben sie zuvor<br />

in Frankfurt bei der Arbeit, aber auch in<br />

der Freizeit und im Kreis ihrer Freunde mit<br />

der Kamera begleitet. Einzelne Banker<br />

sind selbst auf der Bühne und dazu singt<br />

ein Laienchor der Deutschen Bundesbank<br />

Credos der Musikgeschichte, Choräle<br />

und Kampflieder. Ein Glaubensbekenntnis<br />

wider die Wahrscheinlichkeit, Banker-<br />

Doku-Fiktion und Post-Punk-Oratorium in<br />

einem Filmsetting zwischen TV-Reportage<br />

und Hollywood.<br />

Foto © Wolfgang Silveri<br />

Foto © Johannes Gellner<br />

Foto © F.-Rainer<br />

Foto © Wolfgang Silveri<br />

Foto © Sebastian Arpesella<br />

Las Multitudes<br />

Ein junger Mann sucht mit seinen Freunden<br />

die junge Frau, in die er verliebt ist. Doch<br />

sie verehrt einen Älteren, einen Musiker,<br />

und der ist ebenfalls vergeben.<br />

Szene um Szene entwickelt der argentinische<br />

Theater- und Filmemacher Federico<br />

Leon aus dieser einfachen Situation ein<br />

außergewöhnlich poetisches, berührendes,<br />

mit feinem Witz durchwobenes Tableau<br />

der Generationen. Jeweils zwölf weibliche<br />

und zwölf männliche Vertreter jeder<br />

Generation hat Leon in Graz für diese<br />

Produktion gecastet.<br />

Anfangs treten diese als geschlossene<br />

Gruppe auf, nach und nach bilden<br />

sich Beziehungen heraus, neue Konstellationen<br />

entstehen. Eine Bank, ein<br />

Schwarm, Seilschaften und Netzwerke,<br />

ein Club. Einige entstehen<br />

spontan und chaotisch, andere sind<br />

wohl organisiert. Manche verflüchtigen<br />

sich ebenso schnell, wie sie sich gebildet<br />

haben.<br />

Marzo<br />

Der Schauplatz: Ein Raum, weit entfernt<br />

von der Wirklichkeit. Ähnlich einem Krater,<br />

den ein Meteorit vor Millionen von Jahren<br />

schlug. Wie durch ein Mikroskop – oder<br />

wie durch ein Teleskop – blicken wir auf<br />

die Menschen, die diesen Krater bewohnen.<br />

Das italienische Künstlerkollektiv Dewey<br />

Dell entwickelt Tanzarbeiten, die<br />

mit perfektem Zusammenspiel von Choreographie,<br />

Kostümen, Licht und Musik eindringliche,<br />

berückende Stimmungen und<br />

Räume erzeugen.<br />

49<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


steirischer herbst<br />

Foto © Wolfgang Silveri<br />

Danilo Correale, future in their hands<br />

50<br />

Liquid Assets<br />

Nach der Transformation<br />

des Kapitals<br />

Romuald Hazoumè, Antidépresseur, 2013<br />

Im Rückblick, heißt es, klären sich die<br />

Verhältnisse. Was im Moment von der<br />

Wucht der Ereignisse überdeckt werde,<br />

würde später sichtbar: Ursachen, Gründe,<br />

Zusammenhänge, Schuldige. Aber stimmt<br />

das auch? Sind wir heute etwa, fünf Jahre<br />

nach Ausbruch der größten Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, wirklich<br />

schlauer geworden? Haben wir die<br />

Pathologien verstanden, die eine Allianz<br />

aus Demokratie und Marktwirtschaft zu<br />

entfesseln vermag, wie wir sie nach dem<br />

Fall der Mauer für naturgegeben und<br />

alternativlos zu halten gelernt haben?<br />

Haben wir den financial turn mit all seinen<br />

Konsequenzen, seinen verheerenden<br />

Folgen für die globale Ökonomie, aber<br />

auch für Demokratie und Menschenrechte<br />

wirklich begriffen, diese dramatische<br />

Verschiebung des Verhältnisses von<br />

Real- zu Finanzwirtschaft, in der Werte,<br />

konkret wie abstrakt, in Sekundenbruchteilen<br />

geschaffen und wieder vernichtet<br />

werden? Wissen wir, wie wir da wieder<br />

rauskommen?<br />

Warum aber ist ein Ende der Misere dann<br />

nicht in Sicht? Warum ziehen wir nicht einmal<br />

aus der schieren Gewalt, die mit dem<br />

globalen Finanzkapitalismus verbunden<br />

ist, klare Konsequenzen? Und warum<br />

scheinen uns – trotz all der Experten, die<br />

uns in Talkshows und an Runden Tischen<br />

ständig die Welt erklären – die Worte<br />

zu fehlen, wenn wir versuchen, kurz und<br />

knapp zu sagen, wie uns geschieht?<br />

Es sind diese Mysterien, die Unsagbarkeiten<br />

und Unklarheiten, die Opazitäten<br />

und die dunklen Flecken eines Wirtschafts-<br />

und Finanzsystems, das sich nicht<br />

mehr selbst erklärt, mit denen sich die<br />

Arbeiten dieser international ausgerichteten<br />

Ausstellung „Liquid Assets“ beschäftigen.<br />

Um mit den Mitteln der Kunst die<br />

Geheimnisse und Logiken frei fließender<br />

globaler Kapitalströme zu erforschen, um<br />

vielleicht ein wenig besser zu verstehen,<br />

wie Geld und Schuldenmoral zwischenmenschliche<br />

Beziehungen zu prägen und<br />

deformieren vermögen.<br />

BENINISCHE SOLIDARITÄT MIT<br />

GEFÄHRDETEN WESTLERN<br />

So nennt sich die Werkschau des afrikanischen<br />

Künstlers Romuald Hazoumè, die<br />

– kuratiert von Günther Holler-Schuster -<br />

in Kooperation mit dem steirischen herbst<br />

Foto © UMJJ.J. Kucek<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


steirischer herbst<br />

im Kunsthaus Graz zu sehen ist. Die vielschichtigen<br />

Migrationsverhältnisse fordern<br />

von den multikulturellen Gesellschaften<br />

Europas ein komplexeres Verständnis des<br />

Postkolonialen heraus. Die nachhaltige<br />

Prägung der weltweiten Situation durch<br />

Kolonialismus, Dekolonisierung und neokolonialistische<br />

Tendenzen lässt auf vielfältige<br />

Weise an eine Liaison Dangereuse<br />

denken.<br />

Die Gründung einer NGO in Afrika<br />

durch den beninischen Künstler Romuald<br />

Hazoumè mit dem Ziel, verarmten Menschen<br />

in Europa zu helfen, bricht unvermittelt<br />

in dieses dichte Diskursnetz ein und<br />

eröffnet eine völlig neue Perspektive. Was<br />

wäre, wenn die Verhältnisse sich derart<br />

änderten, dass sich die Dynamik von<br />

Abhängigkeiten und Machtverhältnissen<br />

umzukehren begänne? Der hegemoniale,<br />

eurozentrische Kulturanspruch wird<br />

damit genauso unterlaufen wie die damit<br />

einhergehenden politischen und sozialen<br />

Dynamiken. Dieser Gedanke der Umkehrung<br />

von Verhältnissen, wie ihn Romuald<br />

Hazoumè in seiner Ausstellung im Kunsthaus<br />

Graz zeigt, eröffnet ungewöhnliche<br />

Sichtweisen. Sechs eigens für diese Ausstellung<br />

konzipierte Installationen spielen<br />

auf sehr ironische bzw. sarkastische Art<br />

mit dem Gedanken der Umkehrung.<br />

Schon in seinen Kanister-Masken, die<br />

seit etwa 1990 entstehen und die den<br />

Künstler mit einem Schlag weltweit bekannt<br />

gemacht haben, wird eine Haltung sichtbar,<br />

die das dichte Netz an Voraussetzungen,<br />

Problemen und Sichtweisen in<br />

Zusammenhang mit afrikanischer Gegenwartskunst<br />

präzise auf den Punkt bringt.<br />

Romuald Hazoumè ist zweifellos ein<br />

Modellfall eines Künstlers, der sehr<br />

präzise an den kulturellen Schnittstellen<br />

agiert und so zu einem der wesentlichsten<br />

Stimmen in der globalisierten Kunstentwicklung<br />

geworden ist.<br />

amness<br />

Seit einiger Zeit tauschen die beiden<br />

Tänzerinnen und Choreografinnen<br />

Fumiyo Ikeda und Un Yamada über<br />

E-Mail täglich ein Wort aus. Auf diese<br />

Art haben die beiden Frauen ein<br />

gemeinsames Vokabular von mehr<br />

als 900 Wörtern entwickelt, das<br />

ihnen als Ausgangspunkt für ihre<br />

Improvisation dient. Fumiyo hat fast<br />

an allen großen Produktionen der<br />

Tanzcompagnie Roses mitgewirkt,<br />

außerdem eigene Arbeiten mit Tim<br />

Atchells oder Alain Platel entwickelt<br />

und auch Un hat sich auf ungewöhnliche<br />

Kooperationen eingelassen<br />

– mit Mathematikern und Physikern<br />

zum Beispiel. Ergänzt wird das Duo<br />

um das Saxophon-Quintett des von<br />

Eric Sleichim in Brüssel gegründeten<br />

Musikerkollektivs Bl!ndman (sax),<br />

das neben anderen Stücken Johann<br />

Sebastian Bachs Passacaglia spielt.<br />

Foto © Hirohisa Koike<br />

Foto © Wolfgang Silveri<br />

One Night<br />

Stands<br />

Wenn zwei Künstler oder Künstlergruppen,<br />

die einander vorher noch<br />

nie begegnet sind, aufeinandertreffen,<br />

um gemeinsam einen Abend zu gestalten,<br />

dann kann sich daraus alles<br />

Mögliche und Unmögliche ergeben<br />

– ein unverbindlicher Samstagabend-<br />

Flirt, ein leidenschaftliches, ein abgründiges<br />

Abenteuer, eine verhängnisvolle<br />

Affäre.<br />

ANN LIV YOUNG<br />

SLEEPING BEAUTY<br />

Es gibt wenige Rollen, die Ann Liv Young<br />

als Performerin noch nicht auf der Bühne<br />

ausprobiert hätte. Nicht immer geht’s dabei<br />

explizit zu, aber immer wieder. Sex mit<br />

Bühnenpartnern inklusive. Gerne bezieht<br />

sie auch die Zuschauer in ihre Arbeiten<br />

ein, die sie lustvoll zwischen Pose und<br />

Provokation, zwischen Pop und Porn ansiedelt.<br />

In den ersten beiden Teilen ihrer<br />

neuen Arbeit „Sleeping Beauty“ ist das<br />

erst einmal ganz anders. Ann Liv Young<br />

nimmt sich darin auf sanfte, verspielte<br />

Weise einer Figur aus der Märchenwelt<br />

an und untersucht, warum Dornröschen<br />

in herkömmlichen Geschichten derart<br />

flach und passiv daherkommt. Erst in den<br />

Teilen 3 und 4, die im steirischen herbst<br />

uraufgeführt werden, verschärft sich die<br />

Gangart. Da führt sie mit Mary auch eine<br />

ganz neue Persona in ihren schillernden<br />

Trashkosmos ein. Eine teuflisch böse dazu.<br />

51<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

salzburg<br />

DIALOGE<br />

MOZARTEUM<br />

Drei Komponisten und eine Lichtkünstlerin treten bei jedem der Konzerte erneut in spannendem<br />

Dialog, ohne sich von der Etikette des Konzertbetriebes zu sehr zu beschränken.<br />

Die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Charles Ives und Georg Friedrich Haas<br />

bildet ein Prisma, an dem bei den Dialogen 2013 klingendes Licht sich bricht und<br />

auffächert.<br />

Durch die Ausstellung einiger wesentlicher Werke der Künstlerin Brigitte Kowanz<br />

wird das Thema räumlich erweitert. Licht ist ein Musikinstrument, sagt Georg Friedrich<br />

Haas. Eine Veränderung der Farben verändert die Wahrnehmung der Klänge. Zeitlich<br />

strukturiertes Licht wirkt wie ein lautloses Schlagzeug. In seinen Werktiteln widerspiegeln<br />

sich nicht nur Licht, sondern auch die Begriffe Schatten und Nacht. Denn die Strahlen<br />

der Sonne, wie sie Mozarts Sarastro besingt, bedürfen des dunklen Reiches der Königin<br />

der Nacht, um ihre Helligkeit definieren zu können.<br />

Jedes der Konzerte bietet besondere Spannung, neue Hörerlebnisse, wie z.B. eine<br />

Glasharmonika, ein Streichquartett, das in völliger Dunkelheit gespielt wird, ein Debut<br />

an der Propter Homines Orgel im Großen Saal des Mozarteums und ein Dialog<br />

zwischen Charles Ives’ Psalm 90 mit Mozarts Requiem. Einführungsgespräche und die<br />

DIALOGE Lounge mit Djane und Videokünstlerin Letizia Renzini ergänzen das vielschichtige<br />

Konzertprogramm.<br />

konzert TERMINE:<br />

27.11.–1.12.2013<br />

www.mozarteum.at<br />

Foto © Frank Eidel<br />

EINE MÖGLICHE<br />

KONSTRUKTION<br />

DER WIRKLICHKEIT<br />

KÜNSTLERHAUS<br />

Foto © Jakob Lena Knebl<br />

52<br />

SALUT SALON<br />

GROSSE UNIVERSITÄTSAULA<br />

Das Premierenpublikum im Hamburger<br />

Thalia Theater bebte und feierte das neue<br />

Programm Die Nacht des Schicksals von<br />

Salut Salon mit tosenden Applaus. Die vier<br />

Musikerinnen Angelika Bachmann (Geige<br />

und Gesang), Iris Siegfried (Geige und<br />

Gesang), Sonja Lena Schmid (Cello) und<br />

Anne-Monika von Twardowski (Klavier)<br />

wollen sich dem Schicksal nicht beugen,<br />

sondern selbst Schicksal spielen! Sie<br />

wagen sich an ein virtuos-akrobatisches<br />

Programm, das so von einem Kammermusik-Ensemble<br />

noch nicht zu hören war.<br />

Weitere Höhepunkte der 41. Salzburger<br />

Kulturtage sind die Gastspiele des Orquestra<br />

Sinfonica do Estado de Sao Paulo,<br />

eine Musical Gala mit Uwe Kröger und<br />

Haydns Schöpfung mit dem Orchester der<br />

Salzburger Dommusik.<br />

TERMINE: 16.–26.10.2013<br />

www.kulturvereinigung.at<br />

Realität ist eine subjektive Wahrheit,<br />

die Jakob Lena Knebl in ihrer neuen<br />

Arbeit An Eye on the Disposition of a<br />

Cloud zu verhandeln sucht. Die Arbeit<br />

zeigt eine mögliche Konstruktion der<br />

„Wirklichkeit“, die der Künstlerin, in der<br />

es keine Kategorisierungen mehr gibt<br />

– weder geschlechtsspezifischer noch<br />

künstlerischer Natur.<br />

TERMINE: bis 24.11.2013<br />

www.salzburger-kunstverein.at<br />

ORGEL<br />

ZU MITTAG<br />

GROSSER SAAL DES MOZARTEUMS<br />

Die Stiftung Mozarteum lädt zu kostenlosen<br />

Mittagskonzerten mit anschließender Besichtigung<br />

des Zauberflötenhäuschens ein.<br />

Junge Preisträger internationaler Orgelwettbewerbe<br />

spielen an der Propter<br />

Homines Orgel im Großen Saal des<br />

Mozarteums.<br />

TERMINE:<br />

8.10., 29.10.2013<br />

jeweils 12.30 Uhr<br />

Weitere Termine: www.mozarteum.at<br />

Foto © Wolfgang Lienbacher<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

salzburg<br />

Foto © Wolfgang Wössner. Courtesy: Galerie Nikolaus Ruzicska, Salzburg<br />

Lichtkunst von Brigitte Kowanz ist während der Dialoge 2013 in der Stiftung Mozarteum ausgestellt<br />

53<br />

Brigitte Kowanz Die unendliche Falte (The Endless Fold), 2007<br />

Neon, Acrylglas. 120 x 380 x 290 cm<br />

Installation Belvedere Wien, 2007<br />

Courtesy of Galerie Ruzicska<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

salzburg<br />

Foto © ecce Hauch<br />

Foto © Christina Canaval<br />

PEER GYNT<br />

ODEION<br />

Foto © Lamine Diakite<br />

„Die Idee der absoluten Wahrheit<br />

ist wahrscheinlich die zerstörerischste<br />

Idee seit Menschengedenken“ mutmaßt<br />

Regisseur Reinhold Tritscher.<br />

Seine Inszenierung von Peer Gynt ist<br />

der Versuch, die Lebensreise des<br />

Fantasten, seine Liebesgeschichte so<br />

zu erzählen, dass viele Wahrheiten,<br />

viele Sichtweisen, viele Ausdrucksformen<br />

gleichberechtigt nebeneinander stehen.<br />

Die „Wahrheit“ am Theater stellt sich<br />

nur ein, wenn die Lüge gelingt.<br />

TERMINE: 26.9.–27.10.2013<br />

www.odeion.at<br />

Faust II, Sascha Oskar Weis<br />

DAS SALZBURGER<br />

THEATEREREIGNIS<br />

SALZBURGER LANDESTHEATER<br />

Die erfolgreiche Inszenierung von Goethes<br />

Faust I am Salzburger Landestheater<br />

geht in eine neue Runde – mit der Realisierung<br />

eines Theatertraums: Ebenfalls<br />

unter der Regie von Intendant Carl Philip<br />

von Maldeghem fiebert Ensemble und<br />

Publikum der Premiere von Faust II in der<br />

Felsenreitschule entgegen. Das Doppelprojekt<br />

folgt den Spuren Max Reinhardts,<br />

der seine Karriere als professioneller<br />

Schauspieler vor 120 Jahren am Salzburger<br />

Landestheater begann. Seit der<br />

berühmt gewordenen Faust-Inszenierung<br />

von Max Reinhardt in der Felsenreitschule<br />

ist diese Faust-Stadt von Clemens Holzmeister<br />

zum historischen Ort für Goethes<br />

Faust geworden.<br />

An drei Tagen unternimmt das Ensemble<br />

die Mammutaufgabe, zuerst Faust I im<br />

Landestheater und anschließend Faust II<br />

in der Felsenreitschule zu zeigen. Mit den<br />

Eintrittskarten kann ein Faust-Menü gebucht<br />

werden.<br />

TERMINE:<br />

Faust I bis 17.12.2013<br />

Faust II bis 16.11.2013<br />

Faust I und II<br />

am 26.10., 9.,16.11.2013<br />

www.salzburger-landestheater.at<br />

54<br />

Soul Makossa Gang<br />

JAZZ & THE CITY<br />

Assoziieren Sie die Salzburger Altstadt mit<br />

Jazz und Zählkarten zum Nulltarif? Kennen<br />

Sie Jazz & the City? Bei freiem Eintritt stehen<br />

dieses Jahr 100 Konzerte in 5 Tagen an<br />

40 spannenden Spielorten am Programm!<br />

Electronic-Dance und Loungemusik gibt es<br />

in Discos und Clubs, internationale Stars der<br />

Jazzszene treten im Landestheater, im republic,<br />

in den Kavernen und entdeckenswerte<br />

Newcomer in Galerien, in Wirtshäusern und<br />

Bars auf.<br />

TERMINE: 9.–13.10.2013<br />

www.salzburgjazz.com<br />

DRACULA<br />

AUF DER FESTUNG<br />

HOHENSALZBURG<br />

„Treten Sie frei und aus eigenem Entschluss<br />

ein. Sie können alle Räume im<br />

Schloss betreten, ausgenommen jene,<br />

deren Türen verschlossen sind.“<br />

In einer theatralischen Lesung beherrscht<br />

Graf Dracula an zwei<br />

Foto © festung-salzburg<br />

Abenden die Festung Hohensalzburg.<br />

Die Besucher treffen sich um 19.30 Uhr<br />

bei der Mittelstation der Festungsbahn.<br />

Von dort spazieren sie zur Burgschenke<br />

auf der Festung. Auf dem Weg dorthin<br />

erzählt Ludwig Weissenberger Wahres<br />

und Erfundenes über Graf Dracula. In der<br />

Burgschenke liest Daniela Meschtscherjakov<br />

unter der musikalischen Begleitung<br />

von Christian Meschtscherjakov aus dem<br />

Schauerroman von Bram Stoker. Ludwig<br />

Weissenberger wird einige Szenen spielen.<br />

TERMIN:<br />

25., 31.10.2013<br />

Anmeldung unter<br />

office@festung-salzburg.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

salzburg<br />

Foto © Courtesy Galerie Bernheimer<br />

Gregor Törzs, Pérolle<br />

PLATINUM!<br />

BERNHEIMER MÜNCHEN<br />

In der Galerie Bernheimer in München werden diesen Herbst<br />

Platinum-Bilder von herausragenden Photographiekünstler des<br />

20. und 21. Jahrhunderts gezeigt - darunter Werke von Herb<br />

Ritts, Mark Seliger, Gregor Törzs, Irving Penn und Sebastian<br />

Copeland. Alle Arbeiten wurden in der speziellen und hochwertigen<br />

Technik der Platinum-Handabzüge gefertigt.<br />

Bernheimer Fine Art Photography<br />

Brienner Straße 7, München<br />

Foto © Courtesy Galerie Bernheimer<br />

Auch in Österreich ist die renommierte Kunstgalerie ‚Bernheimer<br />

Fine Old Masters‘ aktiv. Im Schloss Fuschl am Fuschlsee<br />

bei Salzburg wurde eine hochwertige Gemäldesammlung<br />

Alter Meister zusammengestellt, die in der internationalen<br />

Hotelszene ohne Beispiel ist. Die beachtlichen Werke sind in<br />

den öffentlichen Bereichen sowie in Suiten in Form einer Kunstausstellung<br />

zu sehen.<br />

Mit seiner unvergleichlichen Lage am smaragdgrünen See<br />

beherbergt Schloss Fuschl seit 1450 Erzbischöfe, Kaiserinnen und<br />

Filmstars und ist heute eines des exklusivsten Hotels in Europa.<br />

TERMIN:<br />

Herbst 2013<br />

www.bernheimer.com<br />

55<br />

Dauerausstellung<br />

‚Fine Old Masters’<br />

www.schlossfuschlsalzburg.com<br />

Sebastian Copeland, Greenland Storm<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

tirol<br />

56<br />

STAUNEN UND WUNDERN<br />

SCHLOSS AMBRAS<br />

Selten zuvor war in Tirol eine Ausstellung mit so vielen Künstlerinnen und Künstlern von<br />

Weltgeltung wie nun auf Schloss Ambras zu sehen. Die Ausstellung Gegenwelten<br />

zeigt Werke von Giuseppe Penone, Jannis Kounellis, Valie Export, Franz West, Gregor<br />

Schneider, Fischli & Weiss, Martin Kippenberger, Peter Kogler, Lois Weinberger, Thomas<br />

Hirschhorn, Markus Schinwald, Gottfried Bechtold, August Walla, Cloti Ricciardi,<br />

Kenneth Anger, Franziska Metzger, Esther Stocker und vielen anderen. Hinzu kommen<br />

zentrale Arbeiten des Art Brut Künstlers Adolf Wölfli, des Schweizer Literaten Robert<br />

Walser, von Joseph Beuys, Günther Brus, Werner Herzog, Raimund Abraham, Kinderzeichnungen<br />

aus dem KZ Theresienstadt sowie zahlreiche kulturhistorische und<br />

ideengeschichtliche Objekte. Zu sehen sind das Sindbadspiel des Paul von Rittinger<br />

und Werke außereuropäischer Kulturen.<br />

Gegenwelten bespielt den gesamten Komplex dieses beeindruckenden Ensembles<br />

aus dem 16. Jahrhundert. Neben den Sonderausstellungsräumen im Hochschloss und<br />

der Porträtgalerie werden die Kunst und Wunderkammer, die Bacchusgrotte, das<br />

Badehaus und der Hof des Hochschlosses mit einbezogen.<br />

Das 21. Jahrhundert gilt bislang nicht als ein Zeitalter großer phantastischer Utopien.<br />

Gesellschaftliche Gegenentwürfe zur westlich-kapitalistisch orientierten Welt wie der<br />

historische Kommunismus werden als gescheitert bewertet, neue sind kaum zu erkennen.<br />

Durch Techniken der Globalisierung, vor allem dem Internet, scheint die Welt näher<br />

zusammenzurücken und doch herrscht nicht der Eindruck von Freiheit, sondern der<br />

einer allumfassenden Überwachung und Disziplinierung.<br />

Was aber sind Gegenwelten in einer Welt, die durch große Flexibilität charakterisiert<br />

ist, in der die Simultanität aller Ereignisse und aller gesellschaftlichen Diskurse vorherrscht,<br />

in der Normen und Werte in einem beständigen Wechsel von Auflösung und<br />

Neuformulierung begriffen sind? Die Ausstellung auf Schloss Ambras und die Internationale<br />

Tagung an der Universität Innsbruck versuchen sich diesen Themenstellungen zu<br />

nähern und mit spannenden Arbeiten und Ideen einen Beitrag dazu zu leisten.<br />

Schloss Ambras ist für Gegenwelten ein idealer Ort der Ausstellung. Ist doch die<br />

dortige Kunst- und Wunderkammer ein herausragendes Beispiel für den Umgang mit<br />

Gegenwelten zur Zeit der Spätrenaissance und des Manierismus. Die von Erzherzog<br />

Foto © Xenia Ressos<br />

Gegenwelten, Giuseppe Penone<br />

Ferdinand II. als museales Ensemble angelegte<br />

Kunst- und Wunderkammer,<br />

Rüstkammer und Bibliothek sind Ausdruck<br />

einer Idee, die Welt in ihrer Gesamtheit<br />

darzustellen. Der Blick in andere Welten<br />

geschah mit dem Verständnis, dass diese<br />

Gegenwelten Teile einer Gesamtheit<br />

sind. Statt Vollendung und Geschlossenheit<br />

herrschte die Idee der Offenheit,<br />

der <strong>Freud</strong>e über das Neue, das nicht zu<br />

Verstehende und das Interesse an Grenzüberschreitungen<br />

vor.<br />

Diesem Ansatz folgt auch die Ausstellung<br />

„Gegenwelten“ auf Schloss Ambras, indem<br />

aktuelle künstlerische Werke das Thema<br />

„Gegenwelten“ aus unserer heutigen<br />

Perspektive heraus entwickeln, kommentieren<br />

und in Frage stellen. Sie treten<br />

dabei teilweise in einen direkten Dialog<br />

mit den Objekten der Kunst- und Wunderkammer<br />

und der Porträtgalerie. Ein zweiter<br />

Teil der Ausstellung: Gegenwelten-Archiv<br />

betitelt, legt den Schwerpunkt auf kulturhistorische<br />

und ideengeschichtliche Objekte<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />

Hier wird Personen und Ereignissen Raum<br />

gegeben, die Gegenwelten entworfen,<br />

erforscht, proklamiert und Teil von ihnen<br />

waren, in ihnen gelebt haben. Die Ausstellung<br />

kann neue Impulse geben und<br />

durch die Zusammenschau neue Blickund<br />

Gedankenmöglichkeiten eröffnen.<br />

Foto © Archivio Penone<br />

Gegenwelten, Jannis Kounellis<br />

TERMINe: bis 23.3.2014<br />

www.schlossambras-innsbruck.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

tirol<br />

Foto © Tom Benz<br />

Intendant Gustav Kuhn<br />

EINE ZUSATZVORSTELLUNG RIGOLETTO<br />

FESTSPIELHAUS ERL<br />

gibt es bei den Tiroler Festspielen Erl anlässlich<br />

einer Aufzeichnung für Servus TV.<br />

Verdi-Fans, die im Sommer keine Karten<br />

ergattern konnten, haben nochmals die<br />

Chance, diese Inszenierung zu sehen.<br />

Die Zuschauer von Servus TV erhalten<br />

zudem Einblick in die Proben, Intendant<br />

Gustav Kuhn zeigt im Gespräch mit Ion<br />

Holender, was wichtig ist bei der Entwicklung<br />

einer Opernproduktion. Wie<br />

werden die Sänger ausgewählt und<br />

gefunden?<br />

TERMINe: 9.11.2013<br />

www.tiroler-festspiele.de<br />

SENDETERMINE:<br />

www.servustv.com<br />

DIE SÄCHSISCHE<br />

STAATSKAPELLE<br />

DRESDEN<br />

CONGRESS INNSBRUCK SAAL TIROL<br />

gibt ein Gastkonzert in Innsbruck. Unter<br />

dem südkoreanischen Stardirigenten<br />

Myung-Whun Chung kommt die größtenteils<br />

auf Tiroler Boden in Toblach komponierte<br />

Symphonie Nr. 9 von Gustav<br />

Mahler zur Aufführung.<br />

TERMINe: 23.10.2013<br />

www.meisterkammerkonzerte.at<br />

Foto © Matthias Creutziger<br />

NON(N)SENS<br />

TIROLER LANDESTHEATER<br />

Singende Nonnen gab es schon vor<br />

Sister Act – und das sehr erfolgreich.<br />

Seit seiner Uraufführung 1986, als es<br />

als bestes Off-Broadway-Musical aus-<br />

Foto © Rupert Larl<br />

gezeichnet wurde, ist Non(n)sens ein<br />

Dauerbrenner auf den Bühnen der Welt:<br />

Mehr als 5.000 Inszenierungen in 21<br />

Sprachen zeigen, dass der ebenso warmherzige<br />

wie freche Blick sowohl auf das<br />

Nonnenleben wie auf das Showbusiness<br />

die Herzen der Menschen berührt. Insbesondere<br />

mit dem sensationell guten<br />

Ensemble in den Kammerspielen Innsbruck.<br />

Dale Albright begeistert als unglaublich<br />

komische Oberin, dem die weiteren vier<br />

Schwestern mit Tempo, Tanzfreude und<br />

Aberwitz in nichts nachstehen. Die musikalische<br />

Einrichtung von Hansjörg Maringer<br />

(Drums) mit Stephan Costa an Piano und<br />

Keyboards, Max Bauer an Klarinette und<br />

Saxophon sowie Andy Veit und Jessi Kreuz<br />

alternierend am Bass, teilt mit den hervorragenden<br />

Darstellen den frenetischen<br />

Applaus des Premierenpublikums.<br />

TERMINe: bis 30.11.2013 /<br />

17.1., 18.1.2014<br />

www.landestheater.at<br />

57<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


magic moments<br />

Vorarlberg<br />

Stay Bühnenbild für Reflections<br />

Foto © Théâtre du Châtelet<br />

zeichnen sich die Arbeiten von Barbara<br />

Kruger durch ein hohes soziales Engagement<br />

aus und setzen sich für die Rechte<br />

der Frau, für Meinungsfreiheit und für ein<br />

kritisches Bewusstsein gegenüber den<br />

Verlockungen der Konsumkultur ein sowie<br />

dafür, wie unser Leben Tag und Nacht<br />

durch Macht und Ohnmacht bestimmt wird.<br />

Diese im besten Sinne des Wortes plakativen<br />

Werke bestechen durch ihre direkte<br />

Ansprache in Form von Fragen oder klaren<br />

Statements. Legendär sind bereits heute die<br />

von ihr in verschiedenen Zusammenhängen<br />

verwendeten Aussagen wie »I shop, therefore<br />

I am«, »Your body is a battleground«<br />

oder »We don’t need another hero«.<br />

Ähnlich wie Barbara Kruger die Bilder,<br />

die sie mit diesen und anderen Sätzen<br />

kombiniert, aus dem Pool des visuellen<br />

gesellschaftlichen Gedächtnisses fischt, so<br />

greift sie meistens auch bei den von ihr<br />

verwendeten Wörtern und Sentenzen auf<br />

Vorgefundenes zurück. In beiden Fällen<br />

ignoriert sie bewusst jede Hierarchie zwischen<br />

Hohem und Trivialem und kreiert so<br />

die für sie charakteristischen Werke, die<br />

ebenso politisch, ikonisch und poetisch sind.<br />

58<br />

BELIEVE + DOUBT<br />

KUNSTHAUS BREGENZ<br />

Wie kaum einer anderen Künstlerin gelingt<br />

es Barbara Kruger bereits seit über vier<br />

Jahrzehnten, überzeugend und vielfältig<br />

die ambivalente Wirkung der Massenmedien<br />

und deren Verführungskraft in<br />

eindrücklichen Kunstwerken zu verhandeln.<br />

Sie nahm sowohl an der documenta 7<br />

(1982) als auch an der documenta 8 (1987)<br />

in Kassel teil und erhielt 2005 auf der 51.<br />

Biennale in Venedig den Goldenen Löwen<br />

für ihr Lebenswerk.<br />

Umso bemerkenswerter ist es, dass die drei<br />

Stockwerke umfassende Präsentation im<br />

Kunsthaus Bregenz ihre erste große institutionelle<br />

Einzelausstellung in Österreich ist. Die<br />

nun von der Künstlerin speziell für das Kunsthaus<br />

entwickelte Einzelausstellung bietet die<br />

Möglichkeit, die breite Vielfalt ihrer Vorgehensweise<br />

in den unterschiedlichen Medien<br />

zu erkunden. Neben einer Vielzahl ihrer<br />

bekannten Fotocollagen aus den 1980er<br />

Jahren und einer ein gesamtes Stockwerk<br />

einnehmenden Vier-Kanal-Videoarbeit von<br />

2004 präsentiert sie in Bregenz größtenteils<br />

aktuelle, für den einmaligen Bau des<br />

Kunsthauses konzipierte Installationen. Ihre<br />

Videos, Installationen, Collagen, Plakate<br />

und Fotografien bestechen unter anderem<br />

durch eine bewusste Reflexion des Kunstsystems,<br />

seiner Hierarchien, Strategien und<br />

Präsentations- sowie Distributionszusammenhänge.<br />

Den begrenzten Radius dieses<br />

Systems verlässt Barbara Kruger immer<br />

wieder, indem sie Projekte für Zeitschriften,<br />

Plakatwände oder andere Medien und<br />

Orte im öffentlichen Raum entwirft.<br />

Bereits zu Beginn ihrer Karriere Mitte der<br />

1970er Jahre griff Barbara Kruger für ihre<br />

schwarz-weiß collagierten Fotoarbeiten<br />

auf Abbildungen aus den Massenmedien<br />

zurück. Ihre erste intensive Beschäftigung<br />

mit Printmedien erfolgte kurz nach ihrem<br />

Kunst- und Design-Studium als Grafikerin<br />

und Bildredakteurin beim Condé Nast<br />

Verlag in New York. Die Erfahrungen bei<br />

den Zeitschriften Mademoiselle und House<br />

and Garden zum Beispiel offenbarten ihr<br />

früh die Macht der Bilder, ihr Potenzial zur<br />

Abschreckung wie auch zur Verführung.<br />

Die formalen, inhaltlichen und visuellen<br />

Botschaften dieser spezifischen Kommunikationsstrategien<br />

kommentierte und potenzierte<br />

Barbara Kruger im Laufe ihrer Karriere<br />

durch ein breites Spektrum verwendeter<br />

Bilder und eingefügter Worte und Sätze.<br />

Sie entlarvte auf diese Weise deren problematische<br />

Mehrdeutigkeit. Grundsätzlich<br />

TERMINE: bis 12.1.2014<br />

www.kunsthaus-bregenz.at<br />

Weitere Highlights:<br />

20.10., 1.12.2013 und 5.1.2014 um 15.30 Uhr:<br />

Öffentliche Improvisation des Tanzprojektes<br />

Body Mind Shopping Barbara Kruger –<br />

Im Dialog mit den Werken von Barbara<br />

Kruger entwickelt die Tänzerin Silvia Salzmann<br />

zusammen mit Leonie Humitsch eine<br />

Tanzperformance, in der sie die in der<br />

Schau verhandelten Themen aufnimmt und<br />

daraus ein Tanzstück erarbeitet, das am<br />

11.1.2014 um 19 Uhr im KUB aufgeführt wird.<br />

Das in enger Zusammenarbeit mit der<br />

Künstlerin gestaltete Katalogbuch vermittelt<br />

in großzügig präsentierten Installationsfotos<br />

die enorm aktuelle Aussage- und Anredekraft<br />

der Arbeiten Barbara Krugers.<br />

Herausgegeben von Yilmaz Dziewior<br />

Erscheinungstermin: Dezember 2013<br />

KUB Online-Shop<br />

www.kunsthaus-bregenz.at<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


magic moments<br />

Vorarlberg<br />

Foto © illy & Hells<br />

eine blendend helle moralische Intelligenz<br />

verbergen, entgeht noch immer<br />

vielen, die nur aufs Lachen und auf<br />

Pointen aus sind. Max Goldt gehört<br />

gelesen, gerühmt und ausgezeichnet.<br />

Foto © Vorarlberger Landestheater<br />

MUTTER COURAGE<br />

UND IHRE KINDER<br />

VORARLBERGER LANDESTHEATER<br />

Bert Brecht sah in der Historisierung eines<br />

Themas die größte Möglichkeit für den<br />

Zuschauer, einen aktuellen Bezug herzustellen.<br />

Seit der Uraufführung von Mutter<br />

Courage und ihre Kinder ist die Anzahl<br />

der weltweiten Kriege, der Kriegsgewinner<br />

und –Verlierer steigend. Die Uraufführung<br />

1941 in Zürich hat auch bei der Neuinszenierung<br />

im Vorarlberger Landestheater<br />

eine große Bedeutung. Erstmals wird diese<br />

Fassung mit der Musik von Paul Burkhard<br />

in Österreich zur Gänze gespielt. Intendant<br />

Alexander Kubelka führt Regie und<br />

setzt auf eine choreographierte Ebene<br />

und auf poetische Bilder. Gemeinsam mit<br />

den großartigen Darstellern, allen voran<br />

Adelheid Bräu in der Titelrolle, Stefanie<br />

Staltmeier als Yvette und Burkhard Wolf<br />

als Feldprediger kommt eine hervorragende<br />

Aufführung auf die Bühne des<br />

Vorarlberger Landestheaters.<br />

TERMIN: 24.10.2013<br />

www.spielboden.at<br />

TERMIN: bis 05.11.2013<br />

www.landestheater.org<br />

Foto © Rômulo Juracy<br />

DIE SCHÖNHEIT<br />

DES TEUFELS<br />

SPIELBODEN DORNBIRN<br />

Max Goldt<br />

DIE CHEFIN<br />

VERZICHTET<br />

SPIELBODEN DORNBIRN<br />

Max Goldt liest Skurilles, Grelles und<br />

Bedächtiges aus seinem neuen Erzählband<br />

Die Chefin verzichtet. Daniel Kehlmann<br />

über Max Goldt: Dass Max Goldts Werk<br />

sehr komisch ist, weiß ja nun jeder gute<br />

Mensch zwischen Passau und Flensburg.<br />

Dass es aber, liest man genau, zum am<br />

feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere<br />

Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder<br />

an Eleganz und Poesie enthält und dass<br />

sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten<br />

die genaueste Komposition und<br />

Koffi Kôkô<br />

Der legendäre Mitbegründer der modernen<br />

afrikanischen Tanzszene, Voodoo-<br />

Priester und Grande Sénieur des Danse<br />

Africaine, kommt nach Dornbirn.<br />

Er kreierte einen Tanzstil, dessen rituelle<br />

Ausprägungen zur Grundlage seiner<br />

Rezeption und Neuschöpfung moderner<br />

Tanz- und Theaterkultur wurde. Er lebt in<br />

Benin und Frankreich.<br />

La Beauté du Diable – die Schönheit des<br />

Teufels – ist ein spirituelles und elegantes<br />

Stück. Der Tanz von Koffi Kôkô darin ist<br />

mühelos, überraschend und stets gepaart<br />

mit einer inneren Freiheit. Getragen von<br />

drei hochkarätigen Musikern, scheint er<br />

über den Dingen zu schweben.<br />

TERMIN: 9.11.2013<br />

Workshop mit Koffi Kôkô<br />

7.11., 8.11.2013<br />

www.tanzist.at<br />

59<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


KULINARIK<br />

Johann Lafer<br />

vorspeise<br />

KOCHEN UND BÜHNE<br />

Was haben kochen und Theater, Tanz und Musik gemeinsam? Wenn Johann Lafer über kochen spricht, drängen sich Parallelen auf:<br />

‚Nichts ist dabei bereichernder als der lebendige Gedankenaustausch, das gemeinsame Genießen und das begeisternde Fachsimpeln<br />

mit anderen’. Wenn Johann Lafer unterwegs ist, liebt er es, sich auf eindringliche Aromen, Farben und Düfte, auf exotische Gewürze und<br />

Zubereitungsarten und auf unbekannte Köstlichkeiten einzulassen ‚Was kann es Schöneres geben, als mit allen Sinnen darin aufzugehen<br />

und möglichst viel davon als reichen Erfahrungsschatz für sich mitzunehmen. So heben sich Grenzen auf und der Horizont erweitert sich.<br />

Ich schöpfe mit <strong>Freud</strong>e aus diesem reichen Gedankenspeicher und entwickle mein Repertoire stetig weiter’.<br />

Das folgende Menü aus dem Prachtband ‚DIE WELT IN LAFERS KÜCHE’ lässt viel Raum zum<br />

lebendigen Gedankenaustausch mit Freunden nach einem anregenden Theaterabend.<br />

60<br />

Muscheln auf<br />

kreolische Art<br />

ZUTATEN<br />

Für 4 Portionen:<br />

2 Zwiebeln<br />

2 kleine rote Chilischoten<br />

3-4 Knoblauchzehen<br />

25 g frischer Ingwer<br />

2 TL Meersalz<br />

1 TL schwarze Pfefferkörner<br />

500 g Kirschtomaten (nach Belieben rote und<br />

gelbe gemischt)<br />

3-4 Zweige Thymian<br />

2-3 EL Olivenöl<br />

2-3 TL Kurkumapulver<br />

2 EL brauner Zucker<br />

50 ml Rotweinessig<br />

100 ml Fischfond<br />

28 Grünschalenmuscheln<br />

(küchenfertig, meist tiefgekühlt erhältlich;<br />

ersatzweise große Miesmuscheln)<br />

schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />

Gartenkresse (nach Belieben)<br />

Außerdem: Mörser / Backpapier<br />

ZUBEREITUNG<br />

1.<br />

Die Zwiebeln schälen, halbieren und in feine Streifen<br />

schneiden. Die Chilischoten längs halbieren, entkernen, waschen<br />

und fein hacken. Knoblauch und Ingwer schälen. Beides zuerst<br />

hacken, dann im Mörser mit Meersalz und Pfefferkörner zu<br />

einer feinen Paste zerstampfen.<br />

2.<br />

Die Tomaten waschen und je nach Größe halbieren.<br />

Den Thymian waschen und trocken schütteln, die Blättchen<br />

abzupfen und hacken.<br />

3.<br />

Das Öl in eimen breiten Topf erhitzen, die Zwiebelstreifen<br />

darin etwa 3 Minuten dünsten. Die Knoblauch-Ingwer-Paste,<br />

Chili, Thymian und Kurkumapulver unterrühren.<br />

4.<br />

Die Tomatenhälften untermischen. Den Zucker darüberstreuen<br />

und schmelzen lassen, dann mit Essig ablöschen. Den<br />

Fond dazugießen und alles zugedeckt bei kleiner Hitze etwa<br />

5 Minuten köcheln lassen.<br />

5.<br />

Inzwischen den Backofen auf 200° vorheizen. Vier<br />

Stück Backpapier (ca. 30x20 cm) nebeneinander auf eine<br />

Arbeitsfläche legen. Jeweils zwei Drittel von der Tomaten-<br />

Würzmischung darauf verteilen. Dann je 7 Muscheln in einer<br />

Reihe daraufsetzen. Die restliche Tomaten-Würzmischung über<br />

die Muscheln träufeln und mit Pfeffer würzen.<br />

6.<br />

Jeweils ein zweites Stück Backpapier (etwas größer<br />

als das erste) darauflegen. Beide Bögen an den Seiten<br />

doppelt oder dreifach falzen, so dass aus den Päckchen kein<br />

Dampf entweichen kann. Die Päckchen mit Büroklammern<br />

fixieren und auf ein Backblech legen. Im Backofen (Mitte,<br />

Umluft 180°) in etwa 12 Minuten garen.<br />

7.<br />

Die Päckchen herausnehmen und auf Teller setzen. Mit<br />

einem kleinen Messer oder einer Schere aufschneiden (Achtung,<br />

heißer Dampf entweicht!). Geschlossene Muscheln wegwerfen.<br />

Die Muscheln nach Belieben mit Kresse bestreuen und sofort<br />

servieren. Dazu passt Brot, gedämpfter Reis oder Pasta.<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


KULINARIK<br />

Johann Lafer<br />

vorspeise<br />

Foto © Gräfe und Unzer Verlag / Fotografie: Michael Wissing<br />

61<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


KULINARIK<br />

Johann Lafer<br />

hauptspeise<br />

Wachtelbrust<br />

mit süSS-scharfer Pflaumensauce<br />

ZUTATEN<br />

Für 4 Portionen:<br />

1 rote Zwiebel<br />

10 g frischer Ingwer<br />

3 Pflaumen<br />

2 rote Chilischoten<br />

2-3 EL Zucker<br />

150 ml Pflaumenwein<br />

3 EL Hoisinsauce (Asienladen)<br />

1 Limette<br />

Salz / Pfeffer aus der Mühle<br />

1 mittelgroße Salatgurke<br />

1 kleine Stange Lauch<br />

ZUBEREITUNG<br />

3 Stängel Koriandergrün<br />

1 EL Honig<br />

2-3 EL Sesamöl<br />

1 EL Reisessig<br />

4 Wachteln<br />

50 g Butterschmalz<br />

100 g Weizenmehl<br />

2 Eier<br />

1 TL Backpulver<br />

75 ml Milch<br />

2 EL Sesamsamen (nach Belieben)<br />

1 Kästchen Shiso-Kresse (nach Belieben)<br />

62<br />

1.<br />

Für die Sauce Zwiebel und Ingwer schälen und in Scheiben<br />

schneiden. Die Pflaumen waschen, halbieren, entsteinen und<br />

würfeln. Die Chilischoten längs halbieren, entkernen, waschen<br />

und 1 Chilischote in kleine Stücke schneiden.<br />

2.<br />

Den Zucker in einem Topf hellbraun karamellisieren lassen.<br />

Zwiebel, Ingwer, Chili und Pflaumen unterrühren, dann mit<br />

Pflaumenwein ablöschen. Die Hoisinsauce dazugeben und<br />

alles aufkochen. Die Sauce offen bei kleiner Hitze etwa 20<br />

Minuten köcheln lassen.<br />

3.<br />

Die Sauce mit einem Pürierstab pürieren und durch ein<br />

feines Sieb in einen Topf passieren. Den Saft der Limette auspressen.<br />

Die Pflaumensauce offen weitere 4 Minuten einkochen lassen.<br />

Die Sauce mit Salz, Pfeffer und Limettensaft würzen und abkühlen<br />

lassen.<br />

4.<br />

Inzwischen die Gurke schälen, längs vierteln und entkernen.<br />

Die Viertel in dünne Scheiben schneiden. Das Koriandergrün<br />

waschen und trocken schütteln, die Blätter abzupfen und grob<br />

hacken. Die übrige Chilischote in feine Streifen schneiden. Chili,<br />

Gurke, Lauch, Honig, Koriandergrün, Sesamöl und Reisessig<br />

verrühren. Den Salat mit Salz und Pfeffer würzen.<br />

5.<br />

Den Backkofengrill vorheizen. Die Wachteln kalt abbrausen,<br />

mit Küchenpapier trocken tupfen. 1 EL Butterschmalz in einer<br />

ofenfesten Pfanne erhitzen, die Wachteln darin auf der Brustseite<br />

3-4 Minuten anbraten. Die Wachteln auf den Rücken legen<br />

und gleichmäßig mit der Pflaumensauce bestreichen. Die<br />

Wachteln unter dem Backofengrill (Mitte) in etwa 10 Minuten<br />

goldbraun braten.<br />

6.<br />

Das Mehl in eine Schüssel sieben. Mit Eiern, 1 Prise Salz,<br />

Backpulver und Milch zu einem glatten Teig verrühren. Aus<br />

dem Teig 8 Pfannkuchen backen. Dafür das restliche Butterschmalz<br />

in einer Pfanne erhitzen, je 1 EL Teig dazugeben und<br />

den Teig auf jeder Seite etwa 2 Minuten backen. Die Pfannkuchen<br />

herausnehmen und warm halten, bis alle Pfannkuchen<br />

gebacken sind. Nach Belieben die Sesamsamen in einer Pfanne<br />

ohne Fett rösten, dann abkühlen lassen.<br />

7.<br />

Die Wachtelbrüste und Keulen rechts und links von den<br />

Knochen schneiden. Je 1 Pfannkuchen und 1 Keule mit etwas<br />

von der restlichen Pflaumensauce auf Tellern anrichten. Den<br />

Gurken-Lauchsalat auf den Pfannkuchen verteilen und je 1-2<br />

Wachtelbrüstchen daraufsetzen. Nach Belieben mit gerösteten<br />

Sesamsamen und Shiso-Kresse bestreuen und servieren.<br />

INFO<br />

Shiso-Kresse wird im Handel meist als Mix von vier Sorten<br />

angeboten; Shiso Purple, Shiso Green, Daikon Kresse und<br />

Mustard Kresse. Sie bereichern die feine Küche mit einer<br />

Vielfalt an Aromen und sehen durch ihre verschiedenen<br />

Formen und Farben sehr dekorativ aus.<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


KULINARIK<br />

Johann Lafer<br />

hauptspeise<br />

Foto © Gräfe und Unzer Verlag / Fotografie: Michael Wissing<br />

63<br />

HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


KULINARIK<br />

Johann Lafer<br />

dessert<br />

SüSSe Kokosklebreis-Sushi<br />

ZUTATEN<br />

64<br />

Für 4-6 Portionen:<br />

Reis<br />

3 Stangen Zitronengras<br />

75 g Zucker<br />

500 ml ungesüßte Kokosmilch (Dose)<br />

100 g Klebreis<br />

2 EL Pflaumenwein<br />

Crêpes:<br />

2 Eier<br />

100 g Mehl<br />

3 EL Kakaopulver<br />

ZUBEREITUNG<br />

1.<br />

Das Zitronengras waschen und putzen, mit einem Plattiereisen<br />

oder einem schweren Stielkopf zerstampfen. Zitronengras,<br />

Zucker und Kokosmilch in einen Topf geben. Die Mischung<br />

aufkochen, beiseitestellen und etwa 15 Minuten ziehen lassen.<br />

2.<br />

Den Reis in eine Schüssel mit kaltem Wasser geben und<br />

waschen. Das Waschen 3- bis 4-mal wiederholen. Den Reis<br />

abgießen und in einen Topf geben.<br />

3.<br />

Die Zitronengras-Kokosmilch-Mischung durch ein Sieb<br />

über den Reis gießen. Alles aufkochen und den Reis offen<br />

bei mittlerer Hitze unter häufigem Rühren in etwa 20 Minuten<br />

garen. Anschließend abkühlen lassen.<br />

4.<br />

Inzwischen Eier, Mehl, Kakaopulver, Milch und Zucker<br />

zu einem glatten Teig verrühren. Den Teig zugedeckt etwa<br />

10 Minuten ruhen lassen. Aus dem Teig 4 große, dünne<br />

Crêpes backen. Dafür das Butterschmalz in einer großen<br />

Pfanne erhitzen, den Teig portionsweise dazugeben und<br />

ausbacken. Dann herausnehmen und abkühlen lassen.<br />

5.<br />

Die Pflaumen waschen, entsteinen und in dünne Scheiben<br />

schneiden. Aus dem kalten Reis mit angefeuchteten Händen<br />

kleine längliche Klößchen formen und diese mit den Pflaumenscheiben<br />

belegen.<br />

6.<br />

Die Erdbeeren waschen und putzen. Die Kiwi schälen.<br />

Beides in dünne Scheiben schneiden. Auf die Hälfte der<br />

Scheiben etwas Reis verteilen, restliche Obstscheiben darauflegen.<br />

7.<br />

200 ml Milch<br />

3 EL Zucker<br />

Butterschmalz zum Braten<br />

Sushi<br />

2 Pflaumen (rote und/oder gelbe)<br />

3-4 große Erdbeeren<br />

1 Kiwi<br />

¼ Wassermelone<br />

½ Honigmelone<br />

1 Passionsfrucht<br />

Für die Röllchen 3 Crêpes in etwa 16 cm breite und 12<br />

cm große Rechtecke schneiden. Den Reis etwa 1 cm dick darauf<br />

verteilen. Das Wassermelonenfruchtfleisch entkernen, in etwa<br />

1 cm dicke Streifen schneiden, diese auf den Reis legen und<br />

die Crépes straff einrollen. Die Röllchen mit einem scharfen<br />

Messer in etwa 2 cm dicke Stücke schneiden.<br />

8.<br />

Den letzten Crêpe in etwa 3 cm breite und 6-8 cm lange<br />

Streifen schneiden. Den restlichen Reis zu Klößchen formen<br />

und mit den Crêpestreifen umwickeln. Die Honigmelone schälen,<br />

entkernen und klein würfeln. Die Passionsfrucht halbieren,<br />

das Mark herauskratzen und mit den Melonenwürfelchen<br />

mischen. Diese Mischung in die ummantelten Reisklößchen<br />

füllen. Dazu passt frisches Mango- oder Himbeerpüree.<br />

Die Welt in<br />

Lafers Küche<br />

70 Klassiker und ihre<br />

kreativen Variationen<br />

• 480 Seiten<br />

• über 1000 Fotos<br />

• ISBN: 978-3-8338-3517-9<br />

• erschienen: September 2013<br />

• Gräfe und Unzer Verlag<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


KULINARIK<br />

Johann Lafer<br />

dessert<br />

Foto © Gräfe und Unzer Verlag / Fotografie: Michael Wissing<br />

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HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>


Winterfest<br />

Salzburg<br />

66<br />

Vorhang auf<br />

für’s<br />

Winterfest<br />

6 Wochen charmante, urbane, spektakuläre und<br />

außergewöhnliche Kunst im Volksgarten Salzburg<br />

Der zeitgenössische Circus verdrängt<br />

durch seine außergewöhnliche Vielseitigkeit<br />

allmählich die traditionelle Vorstellung<br />

von Circus mit „Artisten, Tieren, Attraktionen“.<br />

Tanz und Artistik fließen in die<br />

Produktionen ebenso mit ein wie Musik,<br />

darstellende Kunst und sogar Elemente<br />

des Figurentheaters. Hierzulande ist dieser<br />

neue Circus, der Menschen jedes Alters<br />

begeistern kann, jedoch vergleichsweise<br />

unterrepräsentiert. Der Wunsch dies zu<br />

ändern, ist die Motivationsquelle für<br />

Winterfest-Gründer und Intendant Georg<br />

Daxner, der das Festival 2001 ins Leben<br />

gerufen hat. Was als einfaches Circusfest<br />

mit einer Compagnie begann, entwickelte<br />

sich mit den Jahren zum größten Festival<br />

für zeitgenössische Circuskunst im gesamten<br />

deutschsprachigen Raum und bleibt eine<br />

der wenigen Möglichkeiten einen Einblick<br />

in den Facettenreichtum dieser Kunstform<br />

zu bekommen.<br />

Seit zwölf Jahren entsteht nun jährlich ab<br />

November eine zauberhafte Zeltstadt im<br />

Volksgarten Salzburg. Zahlreiche international<br />

renommierte Compagnien und<br />

außergewöhnliche Produktionen waren in<br />

dieser Zeit zu sehen. Heuer wird dieses<br />

Programm mit den weltweit renommierten<br />

7 Fingers, dem Hochseilartisten David<br />

Dimitri und einem großartig-grotesken Stück<br />

der Forman Brothers nahtlos fortgesetzt.<br />

Mit ihrer neusten Produktion »Sequence 8«<br />

eröffnet die kanadische Compagnie The 7<br />

Fingers am 27. November das 13. Winterfest.<br />

Das Stück gewährt einen intimen Blick<br />

in das menschliche Gefühlsleben und<br />

präsentiert dabei zeitgenössischen Circus<br />

auf höchstem Niveau. Wie zwischenmenschliche<br />

Beziehungen entstehen und<br />

sich entwickeln, zeigen die acht kanadischen<br />

AusnahmeakrobatInnen mit einer<br />

beeindruckenden Bandbreite an Circusdisziplinen.<br />

Nahtlos verschmelzen Tanz,<br />

Theater und Akrobatik zu einem urbanen<br />

Gesamtkunstwerk. Was entsteht, wenn<br />

das ganze Leben von einer Faszination<br />

und Leidenschaft geprägt wird, zeigt<br />

ebenfalls der herausragende Seilakrobat<br />

und ehemalige Artist des Cirque du Soleil,<br />

David Dimitri, eindrucksvoll in seinem<br />

Solostück. Mit »L’homme cirque« gelingt<br />

ihm eine Gratwanderung zwischen lauthals<br />

lachen und den Atem vor Spannung<br />

anhalten. Mit Einfallsreichtum, Charme<br />

und clownesker Poesie präsentiert er<br />

ein bezauberndes Stück zum Staunen,<br />

Lachen und Träumen - mit einem spektakulären<br />

Finale. Eine besonders außergewöhnliche<br />

Produktion ist das schaurigschöne<br />

Stück „Obludarium“. Umgeben<br />

vom Charme eines Wandercircus der<br />

30er Jahre, versteht sich dieses Stück als<br />

Bühne für das Groteske, das Bizarre. In<br />

ihrem doppelstöckigen Wunderzelt haben<br />

die tschechischen Forman Brothers eine<br />

phantastische Welt aus Circus, Kunst und<br />

Kabarett geschaffen. Und damit eines der<br />

ausgefallensten Stücke im Theater der<br />

Gegenwart kreiert.<br />

Durch die Wiederaufnahme des Spiegelzeltes<br />

wird das Winterfest zum Sinnbild<br />

der kulturellen Vielfalt. In diesem prunkvollen,<br />

unvergleichlichen Ambiente trifft<br />

Wiener Kaffeehauskultur auf Pariser Varieté-<br />

Kunst. Mit einem täglich wechselnden<br />

Programm erweitern junge NachwuchskünstlerInnen<br />

und erfolgreiche Bühnengrößen<br />

den Winterfest-Spielplan. Klassisch,<br />

rockig, jazzig und modern zeigt sich das<br />

historische Jugendstilzelt an den verschiedenen<br />

Abenden und bietet Raum für<br />

neue kreative Ideen.<br />

So vereint sich der bekannte Gitarrist<br />

Wolfgang Muthspiel für seinen Auftritt im<br />

Spiegelzelt mit seinem Wunschgast aus<br />

der Ferne, dem norwegischen Schlagzeuger<br />

Rune Arnesen, um neue Facetten<br />

seines Songzyklus auszuloten. Als Duo<br />

bekannt geworden und längst kein Geheimtipp<br />

mehr sind hingegen Catch-Pop String-<br />

Strong, die am 19. Dezember im Spiegelzelt<br />

auftreten werden. Mit ihrer einzigartigen<br />

Bühnenpräsenz, überraschenden<br />

Vokalvolten, komödiantischen Einlagen<br />

und ihrem – für zwei Streichinstrumente –<br />

ungewöhnlichen Groove stellen die serbische<br />

Bratschistin und Sängerin Jelena<br />

Poprzan und die Cellistin Rina Kaçinari aus<br />

dem Kosovo eine erfrischende Ausnahme<br />

in der österreichischen Musiklandschaft<br />

dar. Auch das Benjamin Schmid Jazz<br />

Quartett, das Trio Lepschi oder das Österreichische<br />

Ensenmble für Neue Musik<br />

geben sich neben vielen anderen tollen<br />

KünstlerInnen die Ehre.<br />

Das Publikum des diesjährigen Winterfests<br />

darf sich auf abwechslungsreiche,<br />

amüsante und inspirierende Abende mit<br />

alten Bekannten und neuen Impulsen freuen.<br />

Wolfgang Muthspiel<br />

vollständiges<br />

Programm:<br />

www.winterfest.at<br />

Karten:<br />

Online, Tel. 0043 662 43 34 90<br />

oder an der Winterfestkassa<br />

im Europark erhältlich.<br />

Foto © Laura Pleifer<br />

INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013


Foto © Lionel Montagnier


www.ferragamo.com

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