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herbst 2013<br />
INTERVIEWS<br />
DOMINIQUE MEYER<br />
DIREKTOR WIENER STAATSOPER<br />
BELLA FREUD<br />
DESIGNERIN LONDON<br />
SABINE HAAG<br />
GENERALDIREKTORIN KHM<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
Schonungsloser Provokateur<br />
und Rebell der Kunst -<br />
sensationelle Retrospektive<br />
in Wien<br />
RUSSIAN ROSE & PUNK<br />
DIE AKTUELLE MODE VON<br />
LENA HOSCHEK<br />
LIEDESTOLL<br />
ANGELIKA KIRCHSCHLAGER &<br />
KONSTANTIN WECKER<br />
JOHANN LAFER<br />
MENÜ AUS SEINEN<br />
LIEBLINGSREZEPTEN<br />
GABRIELA MONTERO<br />
SÜDAMERIKANISCHE<br />
MUSIK & LISZT<br />
Weitere Highlights in dieser Ausgabe:<br />
Ausstellungen<br />
Fashion<br />
Fotografie<br />
Kunst<br />
Licht und Musik<br />
inside highlights – THE Guide for Magic Moments
ubrik blindtext<br />
2<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
ubrik blindtext<br />
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3<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Girl in a Dark Jacket, 1947<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
© The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />
IMPRESSUM<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong><br />
MEDIENINHABER +<br />
HERAUSGEBER<br />
Kulturverlag Polzer GmbH<br />
Franz-Hinterholzer-Kai 22<br />
A-5020 Salzburg<br />
T +43 (0)662 455300<br />
F +43 (0)662 624141<br />
kulturverlag@polzer.net<br />
www.polzer.net<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Dr. Bodo Polzer<br />
CHEFREDAKTION<br />
Christopher Unterkofler<br />
INTERVIEWS<br />
Peter Elfert<br />
pe@pegasus-communication.com<br />
ART DIRECTION<br />
Sabine Seidl<br />
LEKTORAT<br />
Stefanie Ehrenfried<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Markus Deisenberger<br />
Ljubisa Tosic<br />
Owen Young<br />
Achim Schneyder<br />
Constanze Absenger<br />
Elke Polzer<br />
Inside Highlights jetzt auch für Smartphone<br />
und Tablet downloaden auf www.kiosk.at<br />
Alle Informationen vorbehaltlich Satz- und Druckfehler<br />
INHALT<br />
06 Kein Bruch zwischen<br />
Leidenschaft und Arbeit<br />
Interview mit Dominique Meyer,<br />
Direktor der Wiener Staatsoper<br />
08 <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
Provokateur und Rebell der Kunst<br />
14 Notizen zu Not und Noten<br />
Iain Bell über die Entstehung seiner Oper<br />
‚A HARLOT’S PROGRESS’<br />
16 Lena Hoschek<br />
Vom Catwalk zur Oper und wieder zurück<br />
24 Vom Blatt gespielt<br />
Andrea Breths kompromisslose<br />
Hamlet-Inszenierung<br />
25 Wien modern<br />
Explosive Performances der Kontraste<br />
28 Michel Comte<br />
Meister des Spontanen und der Wandlung<br />
30 Viennale<br />
Österreichs größtes Filmevent<br />
32 Gabriele Montero<br />
Die wohl außergewöhnlichste Pianistin<br />
der Welt<br />
36 Raiding Project<br />
Gästehäuser auf japanisch<br />
im Geburtsort von Liszt<br />
42 Angelika Kirchschlager und<br />
Konstantin Wecker<br />
Der gelebte Tagtraum<br />
48 Steirischer Herbst<br />
Die Frage nach dem Wesen<br />
gefährlicher Beziehungscocktails<br />
60 Johann Lafer<br />
Ein Menü aus den Lieblingsrezepten<br />
des charismatischen Kochs<br />
MAGIC MOMENTS<br />
26 Wien<br />
35 Burgenland<br />
38 Niederösterreich<br />
40 Oberösterreich<br />
44 Kärnten<br />
46 Steiermark<br />
52 Salzburg<br />
56 Tirol<br />
58 Vorarlberg<br />
INTERVIEWS<br />
06 Dominique Meyer<br />
Oper für junge Menschen von 4 bis 100<br />
11 Dr. Sabine Haag<br />
Sensationelle <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
Retrospektive im KHM<br />
12 Bella <strong>Freud</strong><br />
Die Tochter von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
kommt erstmals nach Wien<br />
42 Angelika Kirchschlager und<br />
Konstantin Wecker<br />
Planen und Proben für den<br />
gemeinsamen Auftritt<br />
OPER<br />
14 A Harlot`s Progress<br />
Der Komponist Iain Bell schildert<br />
die Entstehung dieser Oper<br />
16 Die Entführung aus dem Serail<br />
TV Festspiel-Oper aus dem<br />
Hangar 7 in Salzburg<br />
35 Der Diener Zweier Herrn<br />
Eine neue Oper von Mozart?<br />
40 Die Zauberflöte<br />
Mozart und Schikaneder im 21. Jhd.<br />
44 Macbeth<br />
Von der Met an das Stadttheater<br />
Klagenfurt: Regisseur Cesare Lievi<br />
46 Lohengrin<br />
Eine poesievolle Inszenierung von<br />
Johannes Erath, Kostüme von<br />
Christian Lacroix<br />
57 Rigoletto<br />
Zusatzvorstellung der Tiroler<br />
Festspiele Erl für Servus TV<br />
THEATER<br />
24 Hamlet<br />
Ein Hochamt für Shakespeare von<br />
Andrea Breth<br />
44 Soll und Haben<br />
Die Realität überholt die Satire<br />
über Macht, Gier und Korruption<br />
47 Gott ist ein DJ<br />
Das eigene Leben als<br />
mediale Selbstinszenierung<br />
47 Strohhalme für Elefanten<br />
Theater im eigenen Wohnzimmer<br />
48 Steirischer Herbst<br />
Liaisons dangereuses in<br />
mannigfaltigen Interpretationen<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong><br />
herbst 2013<br />
54 Peer Gynt<br />
Viele Wahrheiten über die<br />
Lebensreise des Fantasten<br />
54 Faust I und II<br />
Die Realisierung eines Theatertraums<br />
59 Mutter Courage und Ihre Kinder<br />
Erstmals in Österreich in der Fassung<br />
der Uraufführung<br />
FESTIVALS<br />
25 Wien Modern<br />
Mut zum Neuen, bewusst<br />
Grenzen überschreiten<br />
27 Salam:Orient<br />
Musik, Tanz, Poesie und<br />
kulturelle Ortungen des Orients<br />
28 Klezmore Festival<br />
Ein musikalisches Fest der heutigen,<br />
welthältigen Klezmore Musik<br />
28 Wien im Rosenstolz<br />
Wiener Lied und Wiener Musik –<br />
bunt und selbstbewusst<br />
30 Viennale<br />
Österreichs größtes Internationales<br />
Filmfestival<br />
35 Liszt Festival Raiding<br />
Spannende Interpreten<br />
rund um Liszts Geburtstag<br />
44 Das Alpen Adria Jazz Festival<br />
mit Jazz und Funk Schmankerln<br />
46 Elevate Festival<br />
“Open Everything?”<br />
Diskurse, Music & Art<br />
66 Winterfest<br />
Zeitgenössische Circuskunst<br />
auf höchstem Niveau<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
08 <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
Kunsthistorisches Museum<br />
26 Jüdisches Museum Wien<br />
Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute<br />
26 Matisse und die Fauves<br />
Albertina<br />
27 Salon der Angst<br />
Kunsthalle Wien<br />
28 Michele Comte<br />
Kunsthaus Wien<br />
38 Tage der offenen Ateliers<br />
NÖ Künstler laden ein<br />
40 Lokalpatriot eröffnet Privat Museum<br />
Museum Angerlehner in Wels<br />
40 Glam!<br />
Lentos Linz<br />
52 An Eye on the Disposition<br />
Künstlerhaus Salzburg<br />
55 Platinum<br />
Bernheimer München<br />
56 Gegenwelten<br />
Schloss Ambras Innsbruck<br />
58 Believe + Doubt<br />
Kunsthaus Bregenz<br />
FASHION<br />
16 Lena Hoschek<br />
Modewelt in der Oper &<br />
Theatralik am Catwalk<br />
KABARETT / COMEDY<br />
45 Literarische Kleinkunst auf Tournee<br />
in Österreich<br />
KINDER<br />
39 Zuckerstückerl<br />
Internationale Puppentheatertage<br />
für Theaterfreunde ab 2 Jahren<br />
44 Die Bremer Stadtmusikanten<br />
Ein musikalisches Märchen<br />
KONZERTE<br />
28 Wien im Rosenstolz<br />
Konzertreihe des Wienerliedes<br />
31 U & E Musik<br />
Exklusiver Konzertreigen<br />
großartiger Interpreten<br />
39 Ben Becker & Giora Feidmann<br />
Gedichte von Paul Celan &<br />
der Magier mit der Klarinette<br />
39 Buena Vista-Beatboxen-Tango<br />
Stimmkünstler und Ihre<br />
spannenden Gäste<br />
52 Salut Salon<br />
Die Nacht des Schicksals<br />
52 Orgel zu Mittag<br />
Kostenlose Mittagskonzerte<br />
52 Dialoge<br />
Mozart, Ives, Haas und eine<br />
Lichtkünstlerin im Dialog<br />
54 Jazz & the City<br />
100 Konzerte 5 Tage 40 Spielorte<br />
57 Die sächsische Staatskapelle Dresden<br />
Gustav Mahlers Symphonie Nr. 9<br />
KULINARIK<br />
60 Johann Lafer<br />
Menü aus seinen Lieblingsrezepten<br />
LITERATUR<br />
30 Buch Wien<br />
Internationale Buchmesse<br />
54 Dracula auf der Festung Hohensalzburg<br />
Theatralische Lesung<br />
59 Die Chefin verzichtet<br />
Max Goldt liest aus seinem<br />
neuen Erzählband<br />
MUSICAL<br />
57 Non(n)sens<br />
Broadway-Niveau in den<br />
Kammerspielen Innsbruck<br />
TANZ<br />
59 Die Schönheit des Teufels<br />
Koffi Kôkô scheint über den<br />
Dingen zu schweben<br />
Der Herbst!<br />
Editorial<br />
Dunkelheit, welke Blätter, Verfall. Mit<br />
dem fortschreitenden Herbst wird man<br />
erinnert, dass etwas zu Ende geht, man<br />
beginnt Vergänglichkeit zu erfahren, und<br />
erstmals wieder fröstelnd zu spüren, die<br />
Zeit der Fülle, der warmen Sommertage<br />
ist vorüber. – Der Herbst des Lebens! –<br />
er bringt langsam Grau in die einstige,<br />
satte Üppigkeit.<br />
Oder Sie betrachten den Herbst von<br />
der Seite derer, deren Glas nicht halb<br />
leer, sondern halb voll ist. Sie betrachten<br />
den Herbst in seiner Farbenpracht, in<br />
seinem unbändigen Willen noch einmal<br />
zu zeigen, was in ihm steckt, mit all seiner<br />
Kreativität. Die verfliegenden Morgennebel<br />
und die wärmenden Strahlen der<br />
Herbstsonne sind ein schier unerschöpflicher<br />
Quell. Der Steirische Herbst, die<br />
Mode, die Kultur für Geist und Gaumen,<br />
– die nächsten Seiten sind voll davon.<br />
Freuen Sie sich mit uns auf die gar nicht<br />
welken Blätter dieser Herbst Ausgabe!<br />
Mag. Christopher Unterkofler<br />
Chefredakteur<br />
WINTER HERBST 2013 2012/13 | INSIDE – OSTERN <strong>HIGHLIGHTS</strong> 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
OPER<br />
Foto © Wiener Staatsoper Michael Pöhn<br />
Wiener Staatsoper<br />
„ES GIBT KEINEN BRUCH ZWISCHEN<br />
LEIDENSCHAFT UND ARBEIT“<br />
Das ist umso beachtlicher, bei 90 bis 95 Wochenarbeitsstunden, einer Auslastung von 99,19% und einem Programm,<br />
das alle wichtigen Sänger regelmäßig auf die Opernbühne mit großer internationaler Ausstrahlung lockt. Zweifellos:<br />
Es ist der Direktor der Wiener Staatsoper Dominique Meyer, der über Beruf und Berufung spricht. Interview: Peter Elfert<br />
6<br />
Sie sollen während Ihres Wirtschaftsstudiums<br />
in Paris jeden Tag eine Oper,<br />
ein Konzert oder ein Theater besucht<br />
haben, stimmt das wirklich – also keine<br />
wilden Studentenparties?<br />
Dominique Meyer: Das stimmt total.<br />
Anschließend bin ich trotzdem noch oft<br />
ausgegangen. Es hat in meiner Studentenzeit<br />
nichts gefehlt (lächelt).<br />
Der legendäre französische Kulturminister<br />
Jack Lang holte Sie vor 30<br />
Jahren als Berater in sein Ministerium,<br />
war das der offizielle Start für ein<br />
berufliches Leben in der Kultur?<br />
DM: Ja, genau. Vorher hatte ich im Industrieministerium<br />
gearbeitet und das Ergebnis<br />
meiner Arbeit war die Errichtung der<br />
ersten CD-Fabrik in Frankreich – das war die<br />
zweite weltweit. Und das war der Grund,<br />
warum ich mit Jack Lang in Verbindung<br />
gekommen bin.<br />
In Ihren jungen Jahren soll Sie das<br />
Ende von Parsifal sehr bewegt oder<br />
besser aktiviert haben, was genau ist<br />
damals passiert?<br />
DM: „Parsifal“ war die erste Oper, die ich<br />
erlebt habe. Davor hatte ich gar keine<br />
Ahnung. Ich war tief berührt und beeindruckt<br />
von diesem Opernerlebnis. Nach der<br />
Vorstellung hatte ich vier Töne im Kopf, den<br />
fünften habe ich dann gesucht. Da habe ich<br />
entdeckt, dass mich die Oper fesselt.<br />
Foto © Wiener Staatsoper Michael Pöhn<br />
Dominique Meyer<br />
Direktor Wiener Staatsoper<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
OPER<br />
Wie filigran oder auch fragil ist der<br />
Bereich zwischen Leidenschaft und<br />
Arbeit für die Wiener Staatsoper?<br />
DM: Es gibt keinen Bruch zwischen<br />
Leidenschaft und Arbeit. Ich gehöre zu<br />
den wenigen Menschen, die ihre Leidenschaft<br />
zu ihrem Beruf machen konnten.<br />
Auch wenn es manchmal schwierig ist,<br />
genieße ich jede Sekunde meiner Arbeit<br />
und es ist oft so, dass ich, wenn ich in<br />
einer Vorstellung sitze, fünf Minuten nach<br />
Beginn meine Verantwortung vergesse<br />
und einfach die Vorstellung genieße wie<br />
jeder andere Musiktheaterliebhaber.<br />
wieder zum Leben zu bringen, braucht<br />
man zunächst einen Regisseur, der die<br />
falsche Aufführungstradition der „Fanciulla“,<br />
die ein bisschen an Spaghettiwestern<br />
erinnert, korrigiert. Das hat Marco Arturo<br />
Marelli bei uns sehr gut gemacht. Man<br />
muss einen Dirigent haben, der diese<br />
Musik leidenschaftlich dirigiert – den haben<br />
wir mit Generalmusikdirektor Franz Welser-<br />
Möst – und eine adäquate Besetzung,<br />
weil die Hauptpartien sehr schwierig sind.<br />
vorbereitet: Das wird meiner Meinung<br />
nach die jungen Menschen von 4 bis 100<br />
begeistern. Zwischen diesen Premieren<br />
haben wir schöne Serien mit wichtigen<br />
Repertoire-Werken – das Who is who des<br />
Operngesangs ist an der Wiener Staatsoper<br />
präsent. Ende Oktober haben wir<br />
dann für das junge Staatsopernpublikum<br />
die Uraufführung der Kinderoper „Das<br />
Städtchen Drumherum“ im Kinderopernzelt<br />
– dafür haben wir die österreichische<br />
Die Vorstellung endet um 22.30 Uhr,<br />
am nächsten Tag haben Sie das erste<br />
Meeting um 8.30 Uhr, wie präsent sind<br />
Sie in der Oper?<br />
DM: Jede Woche verbringe ich zwischen<br />
90 und 95 Stunden in der Oper. Ich<br />
genieße die Zeit ganz früh am Morgen<br />
in meinem Büro, wo ich in Ruhe arbeiten<br />
kann. Und es ist für mich ganz normal<br />
und natürlich, abends in der Vorstellung<br />
anwesend zu sein. Manchmal sind dann<br />
anschließend noch Abendessen mit<br />
Künstlern oder Sponsoren, was den Tag<br />
verlängert, aber nichts davon ist wirklich<br />
unangenehm. Nur leidet manchmal das<br />
Privatleben unter dem beruflichen Zeitaufwand.<br />
Regisseure gibt es viele. Gibt es<br />
genügend, die sich qualitativ und<br />
sensibel einlesen und sich in die Zeit<br />
der Komponisten fühlen?<br />
DM: Die Entscheidung, einen Regisseur<br />
zu engagieren, ist die Allerschwierigste. Es<br />
gibt natürlich viele Talente, nur: Regisseure<br />
sind auch Menschen. Sie haben ihre guten<br />
und ihre weniger guten Perioden. Es kann<br />
sein, dass ein Regisseur Sie zehnmal<br />
hintereinander begeistert hat, und „Ihre“<br />
elfte Produktion ist dann leider nicht so<br />
großartig. Das kommt vor. Es passiert dann<br />
auch, dass eine Produktion am Anfang<br />
nicht so erfolgreich ist, dass man sie aber<br />
im Laufe der Jahre ganz anders betrachtet.<br />
Dafür gibt es viele Beispiele. Letztendlich<br />
ist die Diskussion über die Regie auch eine<br />
Geschmackssache.<br />
„Das wird meiner Meinung nach<br />
die jungen Menschen von<br />
4 bis 100 begeistern“<br />
Auch die haben wir mit Nina Stemme,<br />
Jonas Kaufmann und Tomasz Konieczny.<br />
„Die Zauberflöte“, die im November<br />
Premiere hat, ist in Wien ein Klassiker und<br />
es ist gesund, dass wir ab und zu unseren<br />
Blickwinkel auf so ein Werk verändern.<br />
Das Regieteam um Patrice Caurier und<br />
Moshe Leiser hat ein spannendes Projekt<br />
Komponistin Elisabeth Naske beauftragt,<br />
Mira Lobes Kinderbuchklassiker als Oper<br />
zu vertonen. Und zwischen den Opernvorstellungen<br />
präsentiert natürlich unsere<br />
wunderbare Ballettkompanie, auf die wir<br />
besonders stolz sind, bedeutende Ballett-<br />
Klassiker und zeitgenössische Choreographien.<br />
7<br />
Foto © Wiener Staatsoper Michael Pöhn<br />
Puccini und Mozart werden neu<br />
inszeniert. Was erwartet uns im Herbst<br />
2013 in Ihrem Haus?<br />
DM: Puccinis „La fanciulla del West“ ist eine<br />
Oper, die man in Wien seit Langem nicht<br />
mehr gespielt hat. Und um so eine Oper<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Kunst<br />
Foto © David Dawson, courtesy of Hazlitt Holland-Hibbert<br />
Working at night, 2005<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
Schonungsloser Provokateur und Rebell<br />
der Kunst – Sensationelle Retrospektive in Wien<br />
8<br />
„Ich wünsche mir, dass meine Portraits die<br />
Leute selbst sind, nicht nur deren äußere<br />
Erscheinung“, sagte <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> über seine<br />
Bilder. Sein Leben lang wollte er die<br />
menschliche Seele nach außen präsentieren<br />
und genau mit diesem brachialen Realismus<br />
wurde er zu einer der bedeutendsten<br />
figurativen Maler der Gegenwart. <strong>Lucian</strong><br />
<strong>Freud</strong> war der Enkel des Psychoanalytikers<br />
Sigmund <strong>Freud</strong>, wurde 1922 in Berlin<br />
geboren und wanderte als 10-Jähriger<br />
im Jahr nach der Machtübernahme der<br />
Nationalsozialisten mit seiner Familie nach<br />
Großbritannien aus. Mit 16 Jahren erhielt<br />
er die britische Staatsbürgerschaft. Von<br />
England aus startete er nun seine internationale<br />
Karriere als einzigartiger Portraitmaler.<br />
Ein großer Schritt war dabei sicherlich die<br />
Teilnahme an der Kunst-Biennale in Venedig,<br />
1954 gemeinsam mit seinem Maler-Freund<br />
Francis Bacon mit dem er sich auch immer<br />
wieder wechselseitig portraitierte. Heute<br />
erzielen seine Werke in Auktionen Spitzenwerte<br />
und erst im Jahr 2008 wurde das<br />
Bild ‚Benefits Supervisor Sleeping‘ in New<br />
York bei Christie‘s für 33,6 Millionen Dollar<br />
versteigert - es zeigt Sue Tilly, eine Mitarbeiterin<br />
des Londoner Arbeitsamts. Im<br />
Herbst 2013 präsentiert eines der besten<br />
Museen der Welt, das Kunsthistorische<br />
Museum in Wien erstmals in Österreich<br />
eine große Retrospektive von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>.<br />
Gezeigt wird die gesamte Schaffensperiode<br />
mit sensationellen Leihgaben von<br />
internationalen Museen wie das Metropolitan<br />
Museum of Art in New York, die<br />
Londoner Tate oder das Museo Thyssen-<br />
Bornemisza in Madrid. Parallel zu dieser<br />
Ausstellung präsentiert das Sigmund <strong>Freud</strong><br />
Museum in Wien unter dem Titel ‚<strong>Lucian</strong><br />
<strong>Freud</strong>: Privat‘ eine grandiose Ausstellung<br />
mit Fotografien von <strong>Freud</strong>s langjährigem<br />
Assistenten David Dawson. Die Bilder<br />
zeigen die Atelier-Umstände, in denen<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>s Arbeiten entstanden sind<br />
und liefern einen persönlichen, intimen Blick.<br />
www.khm.at<br />
www.freud-museum.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
Kunst<br />
„Ich wünsche mir,<br />
dass meine Portraits die<br />
Leute selbst sind,<br />
nicht nur deren<br />
äuSSere Erscheinung“<br />
Foto © The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />
9<br />
Benefits Supervisor Sleeping<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> (1922-2011)<br />
1995, Öl auf Leinwand<br />
Privatsammlung<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Kunst<br />
Foto © The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />
10<br />
Reflection (Self Portrait)<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> (1922- 2011)<br />
1985, Öl auf Leinwand<br />
Privatsammlung<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
Kunst<br />
Foto © Kunsthistorisches Museum Wien<br />
„SEHR PRÄZISE<br />
AUSGEWÄHLTE<br />
MEISTERWERKE“<br />
Dr. Sabine Haag<br />
Generaldirektorin Kunsthistorisches Museum Wien<br />
Wie kam es dazu, dass nun eine sensationelle <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>-Retrospektive erstmals in Wien gezeigt wird? Die obersten<br />
Fäden dazu hat Dr. Sabine Haag, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums mit Museum für Völkerkunde<br />
und Österreichischem Theatermuseum in Wien gezogen. 2013 ist ein gutes Jahr für das KHM, im März feierte<br />
Dr. Sabine Haag mit der Wiedereröffnung der Kunstkammer, der weltweit bedeutendsten ihrer Art, einen Triumph.<br />
Erstmals folgt die bereits im Vorfeld viel beachtete Ausstellung des britischen Malers mit Wiener Wurzeln <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>.<br />
Interview: Peter Elfert<br />
Wie lange haben Sie an dieser einzigartigen<br />
Ausstellung gearbeitet?<br />
Wir waren seit langem bestrebt, eine<br />
Ausstellung mit Werken von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong><br />
zu präsentieren. Allerdings lehnte es der<br />
Künstler selbst viele Jahre hindurch immer<br />
wieder ab, die Einladung zu einer<br />
Präsentation seines Oeuvres in Wien<br />
anzunehmen, in einer Stadt, in der seine<br />
Familie bis 1938 lebte, wo sie jedoch von<br />
den Nationalsozialisten enteignet und<br />
von wo sie von ihnen vertrieben bzw.<br />
deportiert wurde.<br />
2010 nahmen wir erneut Kontakt mit<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> auf und haben schließlich,<br />
nicht zuletzt wegen des feinen Gespürs<br />
und Verhandlungsgeschicks von Jasper<br />
Sharp, unserem Adjunct Curator for<br />
Modern and Contemporary Art, seine<br />
Zustimmung erhalten.<br />
Warum wird es immer schwieriger<br />
Künstler-Retrospektiven zu zeigen?<br />
Eine Herausforderung besteht sicherlich<br />
darin, die Kosten für Transport und Versicherung<br />
der Werke decken zu können.<br />
Für eine wirklich große Retrospektive<br />
mit ca. 150 Werken ist das kaum zu<br />
bewältigen, jedoch ist das für das zeitgenössische<br />
Ausstellungsprogramm im<br />
Kunsthistorischen Museum auch nicht<br />
vorgesehen. Bei der Ausstellung <strong>Lucian</strong><br />
<strong>Freud</strong> handelt es sich um sehr präzise<br />
ausgewählte 43 Meisterwerke aus<br />
seiner gesamten Schaffensperiode. Wir<br />
sind sehr froh, dass wir so viele internationale<br />
Museen und private Leihgeber<br />
davon überzeugen konnten, uns ihre<br />
Werke für den Zeitraum der Ausstellung<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> war mit der ständigen<br />
Sammlung in Ihrem Museum<br />
seit seiner Kindheit vertraut. Wie<br />
kam das?<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> wuchs mit Reproduktionen<br />
alter Meister auf. Die Wohnung seiner<br />
Familie in Berlin war mit Reproduktionen<br />
von Gemälden und Zeichnungen Dürers,<br />
Tizians und Pieter Bruegels des Älteren<br />
geschmückt. Darunter befanden sich<br />
auch zwei Jahreszeiten-Bilder aus dem<br />
Kunsthistorischen Museum, Jäger im<br />
Schnee und Die Heimkehr der Herde,<br />
ein Geschenk an den jungen <strong>Lucian</strong> von<br />
seinem Großvater Sigmund, der diese<br />
bei Besuchen in den 20-er und 30-er<br />
Jahren mitgebracht hatte.<br />
Retrospektive<br />
LUCIAN FREUD<br />
Kunsthistorisches<br />
Museum Wien<br />
Erstmals in Österreich<br />
TERMIN:<br />
8.10.2013 – 6.1.2014<br />
www.khm.at<br />
11<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Kunst<br />
„Ich freue mich sehr<br />
auf Wien, um die<br />
Ausstellung meines<br />
Vaters zu sehen“<br />
Ein Gespräch mit Bella <strong>Freud</strong>, der Tochter von <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong>,<br />
die als Designerin in London arbeitet.<br />
Interview: Peter Elfert<br />
Vor zehn Jahren haben Sie mit<br />
einer limitierten Kollektion von<br />
Strickkleidung angefangen. Was hatte<br />
John Malkovich damit zu tun?<br />
BELLA FREUD: Ich habe damals an einem<br />
Kurzfilm namens Hideous Man mit John<br />
Malkovich gearbeitet. Er hat das Drehbuch<br />
geschrieben und Regie geführt und<br />
ich habe den Film produziert und die<br />
Kostüme kreiert. Es ging um Beatnik Girls,<br />
die auf ihr Idol warteten, den Hideous<br />
Man, der in einem Club eine Lesung<br />
halten sollte. Es war sehr aufregend mit<br />
ihm zusammen zu arbeiten, er ist sehr<br />
lustig und erfindungsreich.<br />
Foto © Marley Lohr<br />
12<br />
2007 haben Sie Ihr Label Bella <strong>Freud</strong><br />
gegründet. War es immer klar, dass<br />
Sie Ihren eigenen Namen verwenden<br />
würden und stimmt es, dass Ihr Vater<br />
<strong>Lucian</strong> das Logo entworfen hat?<br />
BF: Als ich mein Label startete, bat ich<br />
meinen Vater meinen Namen auszuschreiben<br />
um ihn als Logo zu verwenden. Er schrieb<br />
meinen Namen und malte den Hund, den<br />
ich seither als Logo verwende.<br />
Sie haben an vielen Modefilmen<br />
mitgearbeitet. Was genau war Ihre<br />
Rolle dabei und wie kamen Sie dazu?<br />
BF: Ich habe meinen ersten Film 1990 für<br />
meine zweite Kollektion gemacht. Ich weiß<br />
nicht, warum ich damit begann, aber es<br />
Bella <strong>Freud</strong><br />
schien mir wie eine gute Idee, auch wenn<br />
ich nichts über das Filmemachen wusste.<br />
Ich habe insgesamt acht Filme produziert<br />
und jetzt bin ich besessen davon. Ich<br />
glaube, ich kann meine Ansichten am<br />
besten durch den Film kommunizieren.<br />
Zuletzt haben Sie Pullover für<br />
Barbour designt. Was können wir<br />
erwarten und wo können wir diese<br />
in Österreich kaufen?<br />
BF: Ich habe eine limitierte Kollektion für<br />
Barbour gemacht, sie ist weltweit verfügbar,<br />
aber Sie können sie auf deren Webseite in<br />
der Heritage-Abteilung finden.<br />
Es ist unglaublich, dass die erste<br />
große Retrospektive des Werks Ihres<br />
Vaters in Österreich in einem der<br />
großartigsten Museen der Welt stattfinden<br />
wird. Werden wir Sie in Wien<br />
sehen?<br />
BF: Ich freue mich sehr darauf nach Wien<br />
zu kommen, um die Ausstellung meines<br />
Vaters zu sehen. Ich war noch nie in Wien<br />
und bin sehr aufgeregt, zu sehen wie<br />
schön es ist.<br />
www.bellafreud.co.uk<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
Kunst<br />
Foto © © The <strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> Archive / The Bridgeman Art Library<br />
And the Bridegroom<br />
<strong>Lucian</strong> <strong>Freud</strong> (1922-2011)<br />
1993, Öl auf Leinwand<br />
Lewis Collection<br />
13<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Oper<br />
Foto © Peter M. Mayr<br />
Iain Bell<br />
NOTIZEN ZU NOT UND NOTEN<br />
Komponist Iain Bell schildert die Entstehung<br />
von A Harlot’s Progress<br />
Text: Iain Bell<br />
14<br />
Diana Damrau und ich hatten bis Mitte<br />
2008 bereits eine starke gemeinsame,<br />
berufliche Beziehung aufgebaut. Zu<br />
einem ersten Liederzyklus 2005 kamen<br />
bald ein zweiter und dann ein dritter –<br />
es folgte ein Orchesterliederzyklus… Der<br />
nächste Schritt musste logischerweise<br />
eine Oper sein. Ich verbrachte mehrere<br />
Wochen damit, die Schatzkammer der<br />
englischen Literatur und des Theaters auf<br />
der Suche nach einer Geschichte und<br />
einer passenden Heldin zu plündern,<br />
blieb aber uninspiriert. Zufälligerweise<br />
fragte mich eine Freundin damals, ob<br />
ich nicht mit ihr die Hogarth-Ausstellung<br />
in der Tate Britain in London besuchen<br />
möchte. Gin Lane und Beer Street waren<br />
mir bekannt und natürlich auch The Rake’s<br />
Progress, daher war ich begeistert und<br />
neugierig darauf, tiefer in Hogarths Welt<br />
einzutauchen.<br />
Dann traf es mich… DA WAR SIE…<br />
…auf ihrem Bett lümmelnd starrte mich<br />
Moll Hackabout von Bild drei herab an.<br />
Ich hatte zu meiner Schande noch nie<br />
etwas von dieser Serie von Radierungen<br />
gehört, aber als ich Moll sah, wusste ich,<br />
sie musste es sein. Sie war unsere Heldin.<br />
Meine Aufregung über diese Entdeckung<br />
war so groß, dass ich sofort nach Hause<br />
zurückkehrte (und mir schwor, die Ausstellung<br />
später wieder zu besuchen), überprüfte,<br />
dass niemand anderer das Thema<br />
bereits für eine Oper verwendet hatte,<br />
und Diana anrief, um ihr mitzuteilen, dass<br />
ihr endgültiges Schicksal in meinen Händen<br />
das einer syphilitischen Hure war! Glücklicherweise<br />
war sie von diesem Thema<br />
genau so begeistert wie ich.<br />
Das würde meine Oper werden; als stolzer<br />
Londoner seit vielen Generationen inspirierte<br />
mich die Vorstellung, London auf<br />
die Opernlandkarte einzutragen, und<br />
ich konnte es nicht erwarten, eine Rolle<br />
zu schreiben, die für Diana eine gewaltige<br />
Aufgabe wäre.<br />
Zu dieser Zeit las ich gerade zufälligerweise<br />
Peter Ackroyds Biographie von London; ein<br />
gewaltiger Wälzer von mehr als tausend<br />
Seiten, der die Geschichte Londons seit<br />
der prähistorischen Entstehung erzählt.<br />
Trotz der Länge ist es mit einer solchen<br />
Lebhaftigkeit und Buntheit geschrieben,<br />
dass man sich schnell auf der letzten Seite<br />
befindet, den Kopf randvoll mit witzig<br />
beobachteten Details. Nach der Lektüre<br />
dieses Buches und einer Auswahl seiner<br />
Romane herrschte für mich kein Zweifel,<br />
dass er über die dramatischen und poetischen<br />
Fähigkeiten verfügt, die ein Librettist<br />
benötigt. Dank seiner meisterhaften Kenntnis<br />
von London, das für mich die Hauptrolle<br />
des Stückes ist, hoffte ich darauf, dass diese<br />
Geschichte ganz sein Fall sei. Ich beschloss,<br />
seine Agentin zu kontaktieren und direkt<br />
anzufragen, ob er interessiert sei. Nach<br />
wenigen Telefonaten stimmte er zu, Teil<br />
meiner wachsenden Harlot-Mannschaft<br />
zu werden. Ja, Peter Ackroyd! Obwohl ich<br />
mich wahnsinnig über seine Zusage freute,<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
Oper<br />
war ich anfänglich besorgt, mit einem so<br />
gefeierten Namen wie Peter zusammen<br />
zu arbeiten, zweifelsfrei einer der meist<br />
gefeierten Autoren Großbritanniens der<br />
Gegenwart. Daher war ich unglaublich<br />
nervös, als wir uns zum ersten Mal treffen<br />
sollten. Innerhalb weniger Augenblicke<br />
beruhigten mich sein freches Gespür für<br />
Humor und das Funkeln in seinen Augen.<br />
Er begann die Arbeit am Libretto im April<br />
2009. Dies fiel zufällig mit Dianas Engagement<br />
in L’elisir d’amore im Royal Opera<br />
House zusammen und verschaffte uns die<br />
Möglichkeit, uns zu dritt zu treffen und<br />
die Arbeit zu besprechen. Es ist keine<br />
Übertreibung zu behaupten, dass Peter in<br />
Windeseile geschrieben hat. Wir konnten<br />
uns regelmäßig treffen, um den Erzählfluss,<br />
den dramatischen Antrieb und die musikalischen<br />
Anforderungen jeder Szene zu<br />
besprechen, und nach wenigen Tagen<br />
legte mir Peter einen ersten Entwurf vor.<br />
Als ich ihn las, stand mir der Mund aufgrund<br />
seiner Vorzüglichkeit offen. Ich fügte<br />
gesprochen habe, die unserer Familie erst<br />
später beigetreten sind), um herauszufinden,<br />
was ihren Stimmen im Oktober 2013 liegen<br />
wird; welche Rollen sie darstellen werden,<br />
Fragen des Tonumfangs, der Tessitur, der<br />
Vokale, der Flexibilität und der Ausdauer. Es<br />
war sehr wichtig für mich, Rollen zu entwerfen,<br />
die den Stärken der Ensemblemitglieder<br />
angepasst sind, und die sie<br />
dennoch musikalisch und darstellerisch<br />
herausfordern würden.<br />
Mit Diana habe ich mich am meisten<br />
darüber unterhalten. Da ich wusste, dass<br />
sie häufig Donizettis Lucia di Lammermoor<br />
singen wird, entschied ich mich dafür, die<br />
Rolle in einer ähnlichen Nische anzusiedeln.<br />
Nämlich eine zentrale Rolle für eine hohe<br />
Sopranistin, die über eine umfangreiche<br />
Flexibilität, eine grundsolide Dynamik und<br />
eine furchtlose Lagenerweiterung bis zum<br />
dreigestrichenen es verfügt. Wir waren<br />
beide vor allem wegen der ersten, medizinisch<br />
gerechtfertigten Wahnsinnsszene<br />
aufgeregt (Wahnsinn als Symptom der<br />
Syphilis). Ich war begeistert von der Möglichkeit,<br />
sowohl musikalisch als auch stimmlich<br />
den Wahnsinn zu erkunden, der sich<br />
langsam ab Szene drei ausbreitet, in der<br />
Moll merkt, dass sie wahnsinnig sein könnte,<br />
bis zu ihren letzten Atemzügen am Ende<br />
des Stückes. Besonders diese Rolle gab mir<br />
das Gefühl, etwas wirklich Einzigartiges<br />
erschaffen zu können, mit nahezu keinem<br />
bekannten Vorbild in der englischen Opernliteratur,<br />
nämlich eine englischsprachige<br />
Primadonna assoluta für die beste Sopranistin<br />
ihres Stimmfaches der Gegenwart.<br />
det, habe ich meine Trauer einfließen lassen;<br />
es ähnelt einem zweiminütigen Kurzrequiem<br />
für sie und für das Schicksal ihres Babys.<br />
Es war vom Anfang bis zum Ende eine<br />
ausgesprochene <strong>Freud</strong>e, von einem der<br />
innovativsten und szenisch versiertesten<br />
Opernhäuser der Welt den Auftrag zu<br />
erhalten, diese Geschichte für dieses<br />
Ensemble, für dieses Orchester und für<br />
diesen Chor zu komponieren.<br />
In der Tat bin ich ein sehr glücklicher<br />
Mensch und ich kann es nicht erwarten,<br />
bis sie alle dieser Musik Leben einhauchen.<br />
Meine Arbeit ist erledigt, jetzt ist an der<br />
Zeit für alle Beteiligten, ihre Magie zu<br />
entfalten!<br />
Quellle: Theater an der Wien<br />
A HARLOT’S PROGRESS<br />
Oper in sechs Szenen (2013)<br />
MUSIK VON IAIN BELL<br />
LIBRETTO VON PETER ACKROYD<br />
NACH DER GLEICHNAMIGEN<br />
BILDERFOLGE VON<br />
WILLIAM HOGARTH<br />
In englischer Sprache mit<br />
deutschen Übertiteln<br />
Musikalische Leitung Mikko Franck<br />
Inszenierung Jens-Daniel Herzog<br />
Bühne<br />
Mathis Neidhardt<br />
Kostüme<br />
Sibylle Gädeke<br />
Choreografie Ramses Sigl<br />
Licht<br />
Jürgen Koß<br />
dann meine eigenen Kommentare hinzu,<br />
die er immer gnädig in Betracht zog. So<br />
geschah es. Als Diana London verließ,<br />
verfügten wir über ein vollständiges Libretto!<br />
Jetzt war ich an der Reihe. Nach Monaten,<br />
in denen ich meine Harlot-Idee aufgezogen<br />
hatte, lag es an mir, die Musik zu<br />
schreiben. Ich verbrachte einige Zeit<br />
damit, musikalische Texturen und Farben<br />
zu erforschen, die die Geschichte am besten<br />
illustrieren konnten. Ich sprach auch mit den<br />
Ensemblemitgliedern, die bereits engagiert<br />
waren (so wie ich auch mit allen anderen<br />
Ich habe mit der Komposition der Oper im<br />
April 2010 begonnen, sie im Jänner 2012<br />
beendet und dann fünf Monate an den<br />
Änderungen und Korrekturen gearbeitet.<br />
Ich freue mich zu sagen, dass ich keinen<br />
inspirationslosen Tag hatte, alles ist mir so<br />
leicht aus der Feder geflossen. Einen Tag<br />
in der Woche habe ich mir frei genommen.<br />
Aber wenn ich gearbeitet habe, bin ich<br />
um sieben Uhr aufgestanden, direkt ins<br />
Fitnessstudio geeilt, um aufzuwachen, nahm<br />
mein Frühstück und habe dann von neun<br />
Uhr morgens (mit Kaffee- und Essenspausen)<br />
komponiert und erst gegen sechs<br />
Uhr abends aufgehört. Ich habe die Oper<br />
in chronologischer Reihenfolge geschrieben<br />
und gegen Ende des Stückes wurde ich<br />
besonders traurig, als ich Molly sterben<br />
lassen musste. Ihre Not war mir ans Herzen<br />
gewachsen. In das Zwischenspiel, das ihren<br />
Tod und die folgende Totenwache verbin-<br />
Dramaturgie<br />
Moll Hackabout<br />
Mother Needham<br />
Kitty<br />
Mister Lovelace<br />
James Dalton<br />
Coach Driver /<br />
Officer / Jailer<br />
Hans-Peter Frings<br />
Diana Damrau<br />
Marie McLaughlin<br />
Tara Erraught<br />
Christopher Gillett<br />
Nathan Gunn<br />
Nicolas Testé<br />
Wiener Symphoniker<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
(Ltg. Erwin Ortner)<br />
Auftragswerk und Neuproduktion<br />
des Theater an der Wien<br />
URAUFFÜHRUNG:<br />
Sonntag, 13.10.2013,<br />
19 Uhr<br />
AUFFÜHRUNGEN:<br />
16. / 18. / 21. / 24. / 27.10.2013,<br />
19 Uhr<br />
15<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
fashion<br />
Fotos Seite 16 © Servus TV<br />
Die Haute Couture Kleider von Lena Hoschek verliehen der Produktion eine besondere Ästhetik<br />
Vom Catwalk zur Oper<br />
und wieder zurück<br />
16<br />
Österreichs Stardesignerin Lena Hoschek<br />
fand auf der Berliner Fashion Week viel<br />
Anklang und Beifall mit ihrer Kollektion.<br />
Danach kam schon die nächste künstlerische<br />
Herausforderung: Lena Hoschek<br />
wurde ausgewählt, die Kostüme für<br />
die von Servus TV und den Salzburger<br />
Festspielen koproduzierte Oper Die<br />
Entführung aus dem Serail zu entwerfen.<br />
Spielort und Kulisse war der Hangar-7,<br />
ein Juwel moderner Architektur, das trotz<br />
der verbauten 1.200 Tonnen Stahl und<br />
380 Tonnen Spezialglas eine Dynamik<br />
und Schwerelosigkeit ausstrahlt. Erst diese<br />
baulichen Voraussetzungen haben das<br />
ermöglicht, was der Hangar-7 heute ist:<br />
Mehr, als ein Schauplatz für die Sammlung<br />
von historischen Flugzeugen der<br />
Flying Bulls sowie Formel-1-Rennwagen.<br />
Ein Ort, an dem sich Technik, Kunst und<br />
Kultur begegnen.<br />
Die Handlung des 1782 entstandenen<br />
Singspiels von Wolfgang Amadeus Mozart<br />
verlegte Regisseur Adrian Marthaler<br />
gekonnt in unsere Zeit. Die Entführung<br />
aus dem Serail wurde zur Verführung<br />
durch eine Mode- und Jetset-Welt. Die<br />
faszinierenden Kostüme dazu hat Lena<br />
Hoschek kreiert.<br />
Nun stehen die Kollektionen 2014 im<br />
Fokus der erfolgreichen Designerin. Die<br />
Markenzeichen von Lena Hoschek sind<br />
feminine Schnitte, nostalgisch anmutende<br />
edle Stoffe, gewitzt mit punkiger Komponente<br />
gemixt. Die ausgewählten Modelle<br />
auf den folgenden Seiten sind aus der<br />
aktuellen Kollektion RUSSIAN ROSE.<br />
www.shop.lenahoschek.com<br />
www.servustv.com/oper<br />
Desirée Rancatore als Konstanze<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
fashion<br />
Foto © Lupi Spuma<br />
17<br />
GREGORI PULLOVER black, TAIGA SKIRT silk-roses, RUSSIAN SCARF<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
fashion<br />
18<br />
KATJUSHA DRESS gobelin, RUSSIAN SCARF<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
fashion<br />
Fotos Seite 18/19 © Lupi Spuma<br />
19<br />
KALASHNIKOV JACKET black, IVAN SKIRT gold, DESPERADO SUNGLASSES<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
fashion<br />
ZARIZA DRESS gold<br />
ST. PETERSBURG COAT black<br />
ODETTE DRESS<br />
DA DRESS faberge,<br />
MISFITS BELT, RUSSIAN SCARF<br />
LENA DRESS punk roses<br />
20<br />
BOLSHOI DRESS rose<br />
BELUGA DRESS black, RUSSIAN SCARF<br />
RACHMANINOV CAPE black<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
fashion<br />
Fotos Seite 20/21 © Lupi Spuma<br />
21<br />
MARIINSKI DRESS red<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
fashion<br />
22<br />
PUSHKIN JACKET moss, PUSHKIN SKIRT moss<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
fashion<br />
Fotos Seite 22/23 © Lupi Spuma<br />
23<br />
MILA BLOUSE gold, ORTHODOX SKIRT black-gold<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
wien<br />
Foto © Bernd Uhlig<br />
Hamlet<br />
Vom Blatt gespielt<br />
Andrea Breths Hamlet-Inszenierung am Wiener Burgtheater dauert sechs Stunden. Fast ungekürzt und mit der<br />
Creme de la Creme an Schauspielern gewürzt, bringt sie die Tragödie über den dänischen Prinzen als Hochamt<br />
auf die Bühne. Ein Erfolg mit Ansage. Der Kritik zum Trotze.<br />
Text: Markus Deisenberger<br />
24<br />
Andrea Breth ist hinreichend bekannt<br />
dafür, den schwierigen Weg nicht zu<br />
scheuen. Dabei eckt sie auch an. Teils<br />
mit Absicht, teils bringt es die intensive<br />
Beschäftigung mit einem Stoff und die<br />
kompromisslose Inszenierung desselben<br />
einfach mit sich, dass man saturierte<br />
Schichten, die sich in ihrer Auffassung von<br />
Kunst, oder besser gesagt von dem, was<br />
Kunst sein darf, eine bestimmte Deutung<br />
zurecht gelegt haben, gegen sich aufbringt.<br />
Und die Kritik war sich dieses Mal<br />
einig wie selten:<br />
Andrea Breths sechsstündige Hamlet-<br />
Inszenierung, ein am Burgtheater abgehaltenes<br />
Hochamt zu Ehren des unsterblichen<br />
Dramatikers, sei zu lang und zu<br />
pathetisch geraten.<br />
Dem möchte man sofort entgegen halten:<br />
Sechs Stunden? Was sind schon sechs<br />
Stunden gegen all die Plagen, die uns auf<br />
Sex und Mord reduzierte Hollywood-<br />
Adaptionen durch ihre größtenteils<br />
sinnentleerten Verkürzungen beschert<br />
haben?<br />
Schönheit muss leiden<br />
Und Länge, Pathos? Shakespeare ist<br />
lang, Shakespeare ist pathetisch. Aber<br />
Shakespeare ist eben auch amüsant,<br />
klug, tief und weise. Und um all das zu<br />
sein, braucht man vor allem eines: Zeit.<br />
Und was genau heißt überhaupt „zu<br />
lang“? Langatmig etwa? Christian Thielemann<br />
meinte einmal, auf die Langatmigkeit<br />
des ersten Parsifal-Aktes angesprochen,<br />
auch das Publikum müsse leiden. Ja, auch<br />
das Publikum müsse den Läuterungsprozess<br />
von seiner mühsamen Seite kennen lernen.<br />
Ein Interessanter Satz. Schönheit muss<br />
leiden. Im griechischen Ursprung des<br />
Sprichwortes heißt es (wesentlich differenzierter),<br />
dass man nur durch Leid zur<br />
Schönheit gelangen könne. So ist es.<br />
Warum also soll uns etwas von diesem Leid<br />
erspart werden? Jede Heilung braucht<br />
schließlich Zeit, um glaubhaft zu sein.<br />
Was hat Breth mit Shakespeare bloß angestellt?<br />
Die Szenen, die sonst zuallererst<br />
gestrichen werden, sie alle sind da, und<br />
mit ihnen entsteht ein Sittenbild, das sonst<br />
verwischt, verwässert und versteckt wird<br />
vor uns. Und die Charaktere – allen voran<br />
Rosenkranz und Güldenstern – gewinnen<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
wien<br />
an Tiefe, denn das Publikum wird Zeuge<br />
ihrer Vorgeschichte, die tragisch erklärt,<br />
warum sie zu denen werden, die sie<br />
schließlich sind.<br />
Deal mit Diehl<br />
Der auch in Film und Fernsehen beinahe<br />
omnipräsente August Diehl, der für die<br />
Saison 2013/2014 als Ensemblemitglied<br />
gewonnen werden konnte, gibt den<br />
Hamlet als glaubhaft gebrochene Existenz.<br />
Nach der gemeinsamen Arbeit mit Breth<br />
am „Prinz von Homburg“ war er wohl so<br />
etwas wie die logische Besetzung für<br />
die Tragödie.<br />
Mit seiner ganzen Persönlichkeit wolle er<br />
sich der Rolle widmen, ließ er via Medien<br />
verlauten. Und das waren keine<br />
leeren Worte, das spürt man jede einzelne<br />
Sekunde, die er über die Bühne<br />
hetzt. Andrea Breth, die suchende<br />
Regisseurin, hat einen Mimen gefunden,<br />
der sich mit Haut, Haar und all seiner<br />
Schauspielkunst der Suche widmet, die<br />
Überspanntheit eines vom Traumbild<br />
gebeutelten zu vermitteln. Ideal nennt<br />
man solch eine Konstellation.<br />
Und was könnte aktueller sein als ein<br />
unter Dauerstress stehender, überforderter<br />
Mensch, wütend ob des ruinösen<br />
Zustands, in der sich die Welt befindet,<br />
hin und hergerissen zwischen seiner<br />
Pflicht der eigenen Familie gegenüber<br />
und dem eigenen Leben, von dem er<br />
nicht weiß, wie genau es aussehen soll.<br />
Ein Mensch, der an der eigenen Rebellion<br />
scheitert.<br />
Durch den Wald<br />
Dass genau jene Konservativen, die<br />
sonst immer monieren, die Klassiker seien<br />
genau so zu spielen, wie sie im Buche<br />
stehen, sich dann als erstes darüber beschweren,<br />
wenn es denn einmal passiert,<br />
wenn eine Regisseurin den Mut aufbringt,<br />
genau das zu tun, ist nicht mehr<br />
als eine Randnotiz.<br />
Man sieht den Wald vor lauter Bäumen<br />
nicht, hieß es sinngemäß in der Kritik. Ja,<br />
aber Shakespeare war doch immer ein<br />
Wald, durch den man schreiten muss.<br />
Und kein Bonsai, keine beschnittene<br />
Zierpflanze, die man auf Fensterbrett<br />
stellt.<br />
Die Generation X, Lost, Null – wie immer<br />
sie auch heißen mag – hat sie noch so<br />
lange Zeit für einen Waldspaziergang?<br />
Muss sie. Sonst nämlich ist alles zu spät.<br />
Für wen spielen wir<br />
hier eigentlich?<br />
– 125 Jahre Burgtheater<br />
„In Österreich ist öfter schon alles drunter<br />
und drüber und schließlich doch ins Burgtheater<br />
gegangen“ hat Karl Kraus einmal<br />
gesagt. Recht hatte er. Seit nunmehr 125<br />
Jahren besuchen Theaterbegeisterte<br />
Vorstellungen im weit über die Grenzen<br />
Österreichs hinaus bekannten Theater.<br />
Im Rahmen des Jubiläumswochenendes<br />
„125 Jahre Haus am Ring“ vom 11. bis 13.<br />
Matthias Losek<br />
WIEN MODERN<br />
Das Festival mit Musik der Gegenwart,<br />
Mut zum Neuen, keine Angst<br />
vor dem Experimentieren, bewusst<br />
Grenzen überschreiten: Seit Anbeginn<br />
spürt WIEN MODERN Schnittstellen<br />
mit anderen Kunstformen auf, um somit<br />
der Tendenz der Öffnung und Erweiterung<br />
des Begriffs des klassischen<br />
Konzertformats Rechnung zu tragen.<br />
In diesem Jahr widmet WIEN MODERN<br />
ein besonderes Augenmerk dem Tanz,<br />
der Bewegung, sowohl körperlicher<br />
als auch geistiger Art, die durchaus<br />
im Einklang mit hoher Komplexität<br />
und intellektuellen Anspruch spontan<br />
(be)rühren und zum Ausbruch zu gelangen<br />
vermag. Emotion, gewandelt<br />
zum Ausdruck sinnlich erfahrbarer<br />
Ästhetik der Gegenwart gar tanzbar<br />
gemacht? Gemeinsam mit dem ORF<br />
Radio-Symphonieorchester Wien bittet<br />
WIEN MODERN #26 zum Tanz. Ein<br />
Paradoxon? WIEN MODERN führt<br />
gemeinsam mit dem Klangforum Wien<br />
im Rahmen der WIEN MODERN<br />
Oktober diskutieren im Theatermuseum<br />
prominente Theatermacher mit StudentInnen<br />
der Theaterwissenschaft und dem Publikum<br />
unter dem Motto „Für wen spielen<br />
wir hier eigentlich?“ über den Mythos<br />
(Burg)Theater im Spannungsfeld zwischen<br />
Alltag und Utopie, Anachronismus und<br />
Avantgarde. Unter den Gästen sind<br />
Claus Peymann, Andre Heller und Elfriede<br />
Jelinek. Der Kongress widmet sich der<br />
Beleuchtung der wechselvollen Geschichte<br />
und wagt einen Ausblick in die Zukunft<br />
des Theaters.<br />
ClubNÄCHTE in die nächtliche Wiener<br />
Clubszene, bringt gemeinsam mit Tingel<br />
Tangel die ehrwürdigen Wände des<br />
Café Heumarkt zum Erbeben, animiert<br />
zum Aufbruch, wenn das ensemble mosaik<br />
unter der musikalischen Leitung von Enno<br />
Poppe zum Crossover von E- und U-<br />
Musik aufspielt oder das Ensemble nikel<br />
die Erinnerung an die Jukebox der 50er<br />
und 60er-Jahre aufleben lässt. In den drei<br />
Tanzproduktionen Shirokuro, Dingen und<br />
Democracy durchlebt das Publikum eine<br />
explosive Performance der Kontraste,<br />
bewegt sich in einem interaktiven, sich<br />
ständig selbst generierenden Raum und<br />
wird nicht zuletzt an die Wichtigkeit zivilen,<br />
geistigen und physischen Widerstand erinnert.<br />
Eine Fülle von Konzerten gibt es natürlich<br />
auch, zusätzlich Programme für Kinder und<br />
Jugendliche, Einführungsgespräche sowie<br />
Klanginstallationen, Kurzopern und Internet-<br />
Performance bei IGNM World New<br />
Music Days.<br />
TERMINE: 24.10. – 15.11.2013<br />
www.wienmodern.at<br />
Foto © Nafez Rerhuf<br />
25<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
wien<br />
Die Ausstellung der Albertina ist mit 160<br />
Werken von über 50 Leihgebern aus<br />
aller Welt die erste umfassende Schau in<br />
Österreich die den Fauvismus umfassend<br />
würdigt. Der Fauvismus ist die erste und<br />
210x125mm_JMW_US_Layout 1 18.10.13 15:39 Seite 1<br />
Anzeige<br />
MATISSE UND DIE FAUVES<br />
ALBERTINA<br />
zugleich kürzeste Avantgardebewegung<br />
des 20. Jahrhunderts. Er dauerte kaum<br />
drei Jahre an – von 1905 bis 1907/08.<br />
Der Begriff leitet sich von der Beschreibung<br />
seiner Werke in einer Kunstkritik<br />
Foto © VBK<br />
über den legendären Pariser Herbstsalon<br />
1905 ab. Henri Matisse, der innerhalb der<br />
Gruppe tonangebend war, und seine<br />
Freunde André Derain, Maurice de<br />
Vlaminck und Henri Manguin wurden dort<br />
als „Fauves“ – wilde Tiere bzw. Bestien –<br />
diffamiert. Tatsächlich haben Matisse und<br />
seine Freunde aber die Vorstellung von<br />
Kunst revolutioniert. Sie befreiten damals<br />
die Malerei vom Diktat der Nachahmung<br />
der Natur. Mit willkürlich gewählten und<br />
intensiv leuchtenden Farben, skizzenhaften<br />
Pinselstrichen und unmodellierten Farbflächen<br />
hielten die Maler ihre Motive fest.<br />
Wichtige Impulse empfingen sie von Van<br />
Gogh und seinem pastosen Pinselstrich,<br />
von Cézanne und dessen unvollendeten<br />
Leinwänden und von den wissenschaftlichen<br />
Farbtheorien Paul Signacs. Bestärkt<br />
wurden sie in ihrer neuen Ästhetik durch<br />
die Skulpturen Afrikas und Ozeaniens.<br />
Kuratiert wurde die Ausstellung von Heinz<br />
Widauer, Wien und Claudine Grammont,<br />
Paris.<br />
Ein umfangreicher Katalog fasst zum ersten<br />
Mal in deutscher Sprache die wesentlichen<br />
Aspekte des Fauvinismus zusammen.<br />
TERMINE: bis 12.1.2014<br />
www.albertina.at<br />
JÜDISCHES WIEN<br />
BIS HEUTE<br />
Straßenschild Dr.-Karl-Lueger-Ring, 2012 vor der Universität abmontiert · JMW, Foto David Peters<br />
Die neue permanente Ausstellung. Ab 19. November 2013<br />
Dorotheergasse 11, Wien 1 · So–Fr 10 – 18 Uhr · www.jmw.at
magic moments<br />
wien<br />
SALAM:ORIENT<br />
WIENER KONZERTHAUS<br />
UND VIELE ANDERE SPIELORTE<br />
Das diesjährige Konzept geht über Musik,<br />
Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen<br />
weit hinaus. Für 2013 zieht sich der<br />
Gedanke, wie weit der Osten tatsächlich<br />
reicht, durch das Programm, kulturelle<br />
Ortungen und Sichtungen eines Extrème<br />
Orient lassen sich dabei immer wieder<br />
vornehmen.<br />
Foto © VBK courtesy Galerie Susanna Kulli<br />
Zu den Höhepunkten des Festivals gehört<br />
zweifellos der Auftritt des Taksim Trio aus<br />
der Türkei. Auf höchstem instrumentalen<br />
Niveau werden dabei traditionelle Musik,<br />
Klassik und Jazz miteinander verwoben.<br />
Nicht minder die chinesische Formation<br />
Dawanggang, die uns Europäer über<br />
ihren Avantgarde-Begriff vielleicht ebenso<br />
nachdenken lässt wie darüber, dass<br />
der Orient am chinesischen Meer endet.<br />
Ebenso kann ein Update iranischer Musik<br />
erfahren werden, wenn im Porgy & Bess<br />
Cyminology und Choub konzertieren. Der<br />
aus dem Libanon stammende Trompeter<br />
Ibrahim Maalouf ist ein wahrer Ausnahmekönner,<br />
in Frankreich ist Maalouf mit seiner<br />
offenen Spielart des Jazz längst ein Superstar.<br />
Zum musikalischen Abschluss bringt das<br />
Bollywood Masala Orchestra den Spirit<br />
of India in das Theater Akzent.<br />
TERMINE: bis 31.10.2013<br />
www.salam-orient.at<br />
Cyminology<br />
Foto © Cyminology<br />
Thomas Hirschhorn<br />
SALON DER ANGST<br />
KUNSTHALLE WIEN<br />
Angst kennt jeder. Die Ausstellung<br />
Salon der Angst widmet sich jedoch<br />
nicht allein dem diffusem Gefühl der<br />
Unsicherheit und Bedrohung, sondern<br />
zeigt die kulturelle Prägung individueller<br />
und kollektiver Angsterlebnisse<br />
und –ereignisse. Die Darstellung von<br />
Angst und Schrecken, von emotional<br />
verunsicherten oder verstörten Menschen<br />
ist ein kunsthistorisch arriviertes<br />
Motiv. Insbesondere massenmedial<br />
verstärkte oder Grenzregimes des<br />
Normalen bewusst neu vermessende<br />
Formen der Angst stehen dabei im<br />
Zentrum. Aus der Perspektive der<br />
Gegenwartskunst, verknüpft mit ausgewählten<br />
historischen Positionen, sucht<br />
Salon der Angst die künstlerische<br />
Auseinandersetzung mit den Ängsten<br />
unserer Zeit und fächert deren emotionales<br />
wie gesellschaftspolitisches<br />
Spektrum auf.<br />
In seiner Videoinstallation 1984 and<br />
Beyond lässt der irische Künstler<br />
Gerard Byrne Schauspieler eine<br />
Diskussionsrunde nachspielen, die 1963<br />
im amerikanischen Playboy erschienen<br />
ist: Science Fiction Autoren wie Ray<br />
Bradbury und Issak Asimov spekulieren<br />
über die Welt der Zukunft im Orwell-<br />
Jahr 1984. Angst vor Überbevölkerung,<br />
vor globalen Virusepidemien,<br />
vor allem aber vor der Übermacht<br />
der Sowjetunion prägen ihre Diskussion.<br />
1984 and Beyond ist ein prägnantes Beispiel<br />
für die Konjunktur kollektiver Ängste,<br />
in diesem Fall ein Produkt des Kalten<br />
Krieges und seiner militanten Rhetorik. Die<br />
französische Künstlerin Agnès Geoffrey<br />
wiederum hat mit einer Infrarotkamera<br />
nächtliche Szenen fotografiert, die Schreck<br />
erfüllte Menschen zeigen. Zwischen cineastischer<br />
Inszenierung und dokumentarischer<br />
Fiktion entstehen dabei bildliche<br />
Momente, deren Unbehagen schaffendes<br />
Potenzial vor allem in der Vertrautheit<br />
des Dargestellten liegt: Kinder, die voller<br />
Angst in ihren Betten liegen, Menschen,<br />
die zuhause von Unbekannten überrascht<br />
werden. Die kleinformatigen Bilder ziehen<br />
den Betrachter nahe zu sich heran, so<br />
dass auch dieser wie ein Eindringling wirkt.<br />
Zwischen diesen beiden Polen – kollektiver,<br />
politisch instrumentalisierter und individueller,<br />
ästhetisch transformierter Angst – bewegt<br />
sich die groß angelegte Ausstellung<br />
Salon der Angst in der Kunsthalle Wien.<br />
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen<br />
Programm begleitet. Neben<br />
Führungen, Kunstgesprächen und Kreativworkshops<br />
mit Künstlern wird es unter dem<br />
Titel „Angst – Szenarien der Gegenwart“<br />
Themenabende mit Film- und Vortragsprogramm<br />
ebenso geben, wie einen „Salon<br />
Imaginaire“, der ab Ende Oktober die<br />
Themen der Ausstellung mit anderen<br />
Schauplätzen in der Stadt verknüpft.<br />
TERMINE: bis 12.1.2014<br />
www.kunsthallewien.at<br />
27<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
wien<br />
Foto © Rainhardt Albrecht<br />
Foto © Michel Comte / I-Management<br />
28<br />
Norbert Schneider<br />
WIEN IM<br />
ROSENSTOLZ<br />
Eine Konzertreihe des Wienerliedes und<br />
der Wiener Musik – bunt und selbstbewusst!<br />
Der Wiener Dialekt – der pfeift sich nix.<br />
Picksüß liebäugelt er als Herzensschatz<br />
und kommt doch tödlich durchtrieben gemein<br />
daher. Lustvoll malt er reinste Bilder<br />
und trieft dabei von dreckigen Klischees<br />
in ewig wienerischer Sprach- und Musikkunst<br />
in Neuauflage. Vom 1. bis 31. Oktober<br />
stellen sich im Theater am Spittelberg an<br />
der Seite musikalischer Größen des<br />
Wiener Fachs Lautmalerinnen, Dichterfürsten,<br />
Schüttelreimer, Wortwitzler, Schwarzpoeten<br />
stimmig ein.<br />
Der Wiener Dialekt – der pfeift auf jeden<br />
Rhythmus und jede Melodie. So schlüpft<br />
er wortgewaltig in mannigfaltig musikalische<br />
Panier. Mit den Altmeistern Hodina<br />
und Neuwirth in bluesigen Jazz. Ausgehend<br />
von Heurigenmusik der Wiener<br />
Waldhansl’n und klassischen Dudeleien<br />
von Agnes Palmisano Richtung Weltmusik<br />
mit den Strottern. Mit Zwa Yoitrottln gar<br />
kabarettistisch-rockig in den Reggae. Und<br />
mit HipHop, Ska und Rap bei Skero.<br />
www.rosenstolz.at<br />
Timna Brauer & Elias Meiri<br />
Foto © Stephan Zoltan<br />
Michel Comte, Penelope Cruz, 2001<br />
MICHEL COMTE: ILLUSION & EMOTION<br />
KUNSTHAUS WIEN<br />
Der Schweizer Fotograf Michel Comte ist ein Meister des Spontanen und der Wandlung,<br />
der stets neue Herausforderungen sucht. Comte bewegt sich fotografierend auf dem<br />
roten Teppich der Filmfestspiele und der Luxushotels genauso wach und neugierig wie in<br />
den Ruinen von Kriegszonen. Die Ausstellung des Museums für Gestaltung Zürich in<br />
Kooperation mit dem Estate Michel Comte, I-Mnagement (Suisse) SA und dem<br />
KUNSTHAUS WIEN bietet einen Blick in die Werkstatt des Starfotografen und seine<br />
Arbeit am Set. Das Entstehen einer Kampagne kann hier aus nächster Nähe nachvollzogen<br />
werden, das Design der uns heute umgebenden Bildwelten wird im Detail sichtbar.<br />
Rund um die Jahrtausendwende begann Comte seine ehrenamtliche Tätigkeit für<br />
Organisationen wie Terre des Hommes und das Rote Kreuz. Er hat unter anderem in<br />
Afghanistan, Haiti, Tibet und Bosnien fotografiert und dabei Bildserien geschaffen, die<br />
von der Bildsprache der Concerned Photography abweichen und seine visuelle Handschrift<br />
erkennen lassen. Er gründete 2004 die Michel Comte Water Foundation, eine<br />
ökologische Stiftung, die sich einem der brisantesten Kernthemen der nächsten Jahre,<br />
der Wasserversorgung widmet.<br />
TERMINE: 17.10.2013 – 16.2.2014 | www.kunsthauswien.com<br />
KlezMORE-Festival<br />
Zum 10. Mal findet vom 9. November<br />
bis zum 24. November 2013 das<br />
KlezMORE Festival Vienna ganz<br />
im Zeichen von Traditionspflege und<br />
Neuinterpretation der Klezmer-Musik<br />
und –Kultur auf diversen Wiener Bühnen<br />
statt. Am 30. Oktober wird zusätzlich<br />
ein „Preview-Konzert“ mit THE KLEZ-<br />
MATICS aus den USA vorangestellt.<br />
Bereits 1986 sind die Klezmatics angetreten,<br />
um das traditionelle Repertoire<br />
der Juden Nordamerikas und<br />
Osteuropas zum Ausgangspunkt einer<br />
musikalischen Reise ohne Berührungsängste<br />
zu machen. Sie thematisierten Homosexualität<br />
ebenso, wie sie sich musikalisch<br />
genussvoll auf Jazz, karibische Klänge,<br />
Rock oder HipHop einließen. Zwei Jahre<br />
nach ihrem 25-jährigen Bandjubiläum sind<br />
The Klezmatics auf einer Konzertbühne<br />
immer noch und immer wieder ein Ereignis,<br />
ein musikalisches Fest ganz im Geist von<br />
Klezmer als heutiger, lebendiger und<br />
welthältiger Musik.<br />
www.rosenstolz.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
wien<br />
Foto © Michel Comte / I-Management<br />
Michel Comte<br />
Helena Christensen<br />
1993<br />
29<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
wien<br />
Foto © Viennale<br />
Foto © HVB APA Fotoservice Hautzinger<br />
BUCH WIEN<br />
Internationale<br />
Buchmesse und<br />
die BUCH WIEN<br />
Lesefestwoche<br />
30<br />
Ladies Man<br />
VIENNALE<br />
300 Spiel-, Dokumentar- und<br />
Kurzfilme in 14 Tagen<br />
Jedes Jahr Ende Oktober findet in der<br />
Wiener Innenstadt mit ihren schönen, komfortablen<br />
Kinos ein Festival mit urbanem<br />
Flair und internationaler Ausrichtung statt:<br />
Die Viennale ist Österreichs größtes internationales<br />
Filmevent und zugleich eines<br />
der akzentuiertesten und qualitätsvollsten<br />
Filmfestivals im europäischen Zusammenhang.<br />
Die Viennale will sowohl ein Publikumsfestival<br />
für eine breite, kinointeressierte<br />
Öffentlichkeit sein, als auch den Stand der<br />
internationalen Filmkultur auf hohem ästhetischen<br />
und politischen Niveau vermitteln<br />
und zur Diskussion stellen.<br />
In diesem Jahr gibt es eine besonders<br />
reichhaltige und spannende Auswahl an<br />
Welturaufführungen und internationalen<br />
Premieren. Der große amerikanische<br />
Schauspieler und Komiker Will Ferrell ist<br />
der Stargast 2013. Die gemeinsam mit<br />
Will Ferrell getroffene Auswahl aus seinen<br />
Arbeiten umfasst einige seiner absoluten<br />
Klassiker, ebenso auch weniger Bekanntes<br />
sowie Shorts und TV-Sketches. Am 6.11.<br />
findet im Gartenbaukino eine Galaveranstaltung<br />
mit dem Film ANCHORMAN:<br />
THE LEGEND OF RON BURGUNDY in<br />
Anwesenheit von Will Ferrell statt, gefolgt<br />
von einem ausführlichen Bühnengespräch.<br />
TERMINE: 24.10. – 6.11.2013<br />
www.viennale.at<br />
Illusions and Mirrors<br />
Foto © Viennale<br />
Der direkte Kontakt zu den SchriftstellerInnen<br />
und Verlagen, sowie der<br />
besondere Kinder- und Jugendbuchschwerpunkt<br />
machen die BUCH WIEN<br />
zu einem außergewöhnlichen Erlebnis.<br />
Die Eröffnungsrednerin der BUCH<br />
WIEN ist die Georg-Büchner-Preisträgerin<br />
2013 Sibylle Lewitscharoff. Titel<br />
und Thema ihrer Rede, „Die Zukunft<br />
des Lesens“, stellt gleichzeitig auch<br />
den programmatischen Schwerpunkt<br />
der BUCH WIEN 13 dar.<br />
Höhepunkte der Lesefestwoche sind<br />
Lesungen von StarautorInnen wie Leon<br />
de Winter, der aus seinem neuen<br />
atemberaubenden Roman Ein gutes<br />
Herz liest. Der schwedische Meistererzähler<br />
Per Olov Enquist geht in Das<br />
Buch der Gleichnisse dem Wesen der<br />
Liebe auf den Grund. Auf der Messe<br />
live zu erleben sind u.a. Barbara<br />
Coudenhove-Kalergi, die in Zuhause<br />
ist überall ein sehr persönliches Bild<br />
des politischen Geschehens im Mitteleuropa<br />
des 20. Jahrhunderts zeichnet,<br />
Armin Thurnher, der die Würde in<br />
Österreichs Politik und Wirtschaft vermisst<br />
und Paul Lendvai, der aus dem<br />
Leben eines Grenzgängers erzählt.<br />
Weitere Stargäste sind Peter Henisch,<br />
Michael Stavari, Ilija Trojanow, Erika<br />
Pluhar, Robert Misik und viele mehr.<br />
TERMINE:<br />
Internationale Buchmesse<br />
21. – 24.11.2013<br />
Lesefestwoche<br />
18. – 24.11.2013<br />
www.buchwien.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
wien<br />
KONZERTE U & E MUSIK E & U MUSIK<br />
Foto © Urban Uebelhart<br />
Foto © Stefan Nimmesgern<br />
Foto © Marco Borggreve<br />
Foto © Gunnar Geller<br />
Foto © Roland Unger<br />
Foto © Aiga Liepia<br />
Ein exklusiver Konzertreigen großartiger Interpreten hält die Musikfreunde an den Herbstabenden in Bewegung.<br />
Eine Auswahl an Highlights in Wiens Konzert-Hot-Spots:<br />
wiener konzerthaus<br />
Seit 100 Jahren ist das Wiener Konzerthaus<br />
das Podium für bedeutende<br />
internationale KünstlerInnen. Die Feier<br />
dazu findet am 20. Oktober ab 15 Uhr<br />
statt. Im gesamten Haus treten mit<br />
dem Wiener Konzerthaus eng verbundene<br />
Künstler, u.a. das Belcea<br />
Quartet, Alfred Brendel, Mamdou<br />
Diabate, Die Strottern, Markus<br />
Hinterhäuser, Oleg Maisenberg,<br />
Wolfgang Muthspiel, Wolfgang<br />
Puschnig, Julian Rachlin, das Wiener<br />
Klaviertrio und die Wiener Singakademie<br />
auf.<br />
13.10., 21.11. The Percussion Planet Ensemble<br />
16., 19., 20.10. Wiener Philharmoniker, Gustavo Dudamel<br />
18.10. Klavierabend Elisabeth Leonskaja<br />
19.10. sophie Rois, Lesung „1913“<br />
23.10. liederabend Christian Gerhaher<br />
25., 26., 27.10. Orchester des Mariinski Theaters St. Petersburg, Gergiev<br />
05.11. liederabend Juliane Banse, Bo Skovhus<br />
07.11. 75 Jahre Novemberpogromnacht:<br />
Klaus Maria Brandauer, Daniel Hope<br />
17.11. remember Shakti mit John McLaughlin und Zakir Hussain<br />
20.11. giora Feidman & Gitanes Blondes<br />
24.11. Zaz « Recto verso »<br />
25.11. the Hilliard Ensemble<br />
29.11. Manhattan Transfer<br />
03.12. Wise Guys<br />
07.12. liederabend Simon Keenlyside<br />
09.12. Josef Cura „Argentinische Lieder“<br />
10.12. Klavierabend Grigorij Sokolov<br />
Wiener Musikverein<br />
Musikenthusiasten schätzen im Wiener<br />
Musikverein die etablierten Musikreihen<br />
ebenso wie zahlreiche Uraufführungen.<br />
Auch mit dem Konzertprogramm im<br />
Herbst 2013 beweist sich der Musikverein<br />
als Ort der Klassik und als Forum<br />
des Neuen, immer mit den besten<br />
Interpreten ihres Fachs.<br />
26., 28.10. Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann<br />
29.10. anne-Sophie Mutter<br />
04., 05., 06., 07.11. Gewandhausorchester Leipzig, Riccardo Chailly<br />
07.11. harri Stojka & Doron Rabinovici<br />
12.11. liederabend Christine Schäfer<br />
17.11. Wiener Symphoniker, Kent Nagano<br />
18.11. Martha Argerich, Gidon Kremer<br />
20., 21., 22.11. The Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst<br />
25.11. KREMERata Baltica<br />
27., 28.11. Wiener Symphonker, Philippe Jordan<br />
29.11. Julia Fischer, Milana Chernyavska<br />
30.11. Wiener Akademie, Martin Haselböck<br />
07., 8.12. Concentus Musicus, Nikolaus Harnoncourt<br />
20.10. anne-Sophie Mutter<br />
7.11. harri Stojka & Doron Rabinovici (Klassik / Literatur)<br />
12.11. Christine Schäfer<br />
18.11. Martha Argerich + Gidon Kremer<br />
20.11. the Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst<br />
21.11. the Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst<br />
25.11. Kremerata Baltica<br />
31<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
musik<br />
FRANZ LISZT<br />
UND DIE MUSIK<br />
SÜDAMERIKAS<br />
Die aus Venezuela stammende Musikerin Gabriela Montero ist zurzeit die wohl außergewöhnlichste Pianistin der<br />
Gegenwart: Neben ihrem technisch brillanten Klavierspiel bringt sie mit südamerikanischer Musik, Eigenkompositionen<br />
und ihrer genialen Improvisationskunst eine erfrischend unkonventionelle Note in ihr Konzertprogramm beim Liszt<br />
Festival Raiding.<br />
Text: Ein Portrait von Ljubisa Tosic<br />
Auch auf Youtube ist es anhand diverser<br />
Beispiele zu bewundern: Es singt das<br />
Publikum, Gabriela Montero hört zu,<br />
nimmt das erste Melodieangebot mitunter<br />
aber nicht an.<br />
„Lasst uns doch ein traditionelles Lied<br />
probieren“, bittet die Pianistin dann vielleicht,<br />
worauf sich das Publikum zum Chor formt.<br />
Montero hört aufmerksam zu, es geht hin<br />
und her, das Publikum singt, sie sucht die<br />
Töne der Melodie am Klavier, bittet noch<br />
einmal um den ersten Teil der Weise und<br />
sagt dann „beautiful!“ Jetzt ist es vollbracht,<br />
sie hat die Publikumstöne verinnerlicht, und<br />
nach kurzer, stiller Konzentration beginnt<br />
Montero mit dem Spiel. Und siehe da:<br />
Es klingt jazzig. Es swingt die Melodie<br />
in der rechten über einem Riff der linken<br />
Hand, reichlich variiert und modulieret –<br />
Montero ist improvisierend in ihren Element.<br />
„AMSA Young Artist International Piano<br />
Wettbewerb“; sie spielt Tschaikowskys 1.<br />
Klavierkonzert. Nicht zu vergessen auch<br />
der 3. Platz beim internationalen Chopin-<br />
Wettbewerb in Warschau 1995. Soweit<br />
so außergewöhnlich normal. Aber da ist<br />
eben noch mehr, nämlich die spontane<br />
Seite dieser Pianistin.<br />
Auf der bei EMI 2005 erschienenen<br />
Doppel-CD sind Chopin, Liszt und Rachmaninow<br />
zu hören, aber auch Monteros<br />
improvisatorischer Zugang zum Tango und<br />
zu klassischen Komponisten, deren Stücke<br />
sie variiert. Bach und wiederum Chopin<br />
sind dabei. Und Montero erklärt: „Improvisation<br />
ist eine intime Erfahrung, ich habe<br />
„Improvisieren bedeutet für mich so<br />
etwas wie eine Meditation, ein Geben<br />
ohne Formeln.“<br />
32<br />
Improvisation ist im klassischen Bereich<br />
selten. Spezialistentum hat die alte Disziplin<br />
eigentlich von der Klassik in den<br />
Jazz herüberwandern lassen. Gerade<br />
einmal Friedrich Gulda ist in Erinnerung,<br />
der sich als vielseitiger Musiker auch um<br />
diese Kreativform professionell bemüht<br />
hat. Montero kann somit ein bisschen als<br />
Geistesverwandte Guldas gelten. Sie,<br />
1970 in Caracas, Venezuela, geboren,<br />
ist natürlich in der Klassik groß geworden<br />
und begann früh: Konzertdebüt als Achtjährige<br />
mit dem Sinfónica de la Juventud<br />
Venezolana Simón Bolívar; es folgt ein<br />
Stipendium der Regierung, das ihr Studien<br />
in den USA ermöglicht. Mit zwölf dann ein<br />
Sieg beim Baldwin-Wettbewerb und dem<br />
Schon als junges Mädchen improvisiert<br />
Montero, ihr diesbezügliches Talent jedoch<br />
nahm sie als Selbstverständlichkeit, es<br />
blieb dieser Teil ihrer Kunst quasi privat<br />
und wurde auch nicht bewusst gefördert.<br />
„Ich habe begonnen zu improvisieren, als<br />
ich zwei, drei Jahre alt war. Das war mein<br />
erster Ausdruck von Musik. Ich fühle mich<br />
frei, wenn ich improvisiere.“ Dennoch: Die<br />
Pädagogen versuchten eher, Montero von<br />
der freien Entfaltung der Musikgedanken<br />
abzubringen. Das machte nicht unbedingt<br />
glücklich, erst die Begegnung mit Tastenkollegin<br />
Martha Argerich gab ihr den<br />
Mut, diesen Aspekt auch öffentlich zu<br />
präsentieren.<br />
Mittlerweile ist das indes ihr Markenzeichen:<br />
immer gespürt, dass es nötig ist, meine<br />
Seele und meine Erfahrung auf eine Weise<br />
zu reinigen, die irgendwie durch meine<br />
persönliche Sprache definiert ist.“ Es wäre<br />
auch die einfachste Art gewesen, Zugaben<br />
zu präsentieren. „Wenn ich nicht studiert<br />
hatte, improvisierte ich. Einfacher ging es<br />
nicht.“<br />
Martha Argerichs Aufforderung, ihre<br />
Spontankunst weiterzuentwickeln, führte<br />
auch ein bisschen zur Introspektion:<br />
„Improvisieren befeutet für mich so etwas<br />
wie eine Meditation, ein Geben ohne<br />
Formeln. Es ist kein gedanklicher Prozess<br />
und kann jede Gestalt, jede Form, jeden<br />
Stil annehmen, abhängig von den jüngsten<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
musik<br />
Foto © Colin Bell, EMI Classics<br />
33<br />
Gabriela Montero<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
musik<br />
Einflüssen.“ Die Leute würden Montero<br />
fragen, ob sie „Angst davor hätte, dass<br />
es einmal nicht fließt. Das ist nie der Fall.<br />
Es ist ein nie endender Quell der Einfälle,<br />
nichts wiederholt sich: Ich könnte nie eine<br />
Improvisation nachspielen, außer, wenn<br />
ich sie abhören und durchs Hören lernen<br />
würde. Einer der schönsten Nebeneffekte<br />
ist es, wenn ich das Publikum um ein Thema<br />
zum Improvisieren bitte, und ich einem Saal<br />
voll von singenden Menschen gegenüberstehe.“<br />
Dies würde die Barrieren zwischen<br />
Künstler und Publikum brechen – „wir<br />
werden eine Einheit in einem gemeinsamen<br />
schöpferischen Prozess. Ein Freund<br />
beschreibt meine Improvisationen als<br />
,spontane Kompositionen‘ – auch damit<br />
bin ich natürlich einverstanden.“<br />
Es hätte natürlich alles ganz anders kommen<br />
können in Monteros Leben, sie scheint eine<br />
besondere Vielseitigkeit in sich zu bergen.<br />
Es ist eben nicht immer alles auf geradem<br />
Wege zu erledigen. „Wir Musiker sind<br />
immer auf der Suche. Es mussten viele<br />
Jahre ins Land ziehen, bevor ich wirklich<br />
Pianistin werden wollte. Ich habe wenige<br />
Wurzeln, da ich so oft umgezogen bin und<br />
auf so vielen Schulen war. Ich habe in<br />
Venezuela, Kanada, England, Holland,<br />
USA gelebt, bin zweimal geschieden.<br />
Heute lebe ich mit meiner Mutter und<br />
meinen zwei Töchtern in Boston und habe<br />
eine gewisse Ruhe gefunden. Aufgewachsen<br />
bin ich in Caracas, hier verbrachte ich<br />
meine ersten acht Jahre mit meinen Eltern.<br />
Mein Vater verwaltete ein paar Ländereien.<br />
Der Vorteil: Die Dame hat einiges zu erzählen,<br />
vieles aus ihrem Leben fließt wohl<br />
in die Notenwelt ein. Sie meint, es ginge<br />
auch nicht anders: „Ich glaube, alles, was<br />
wir tun und sagen, ist ein Zeugnis dessen,<br />
wer wir sind. Ein Fingerabdruck. Eine<br />
bitten wird, die sie dann verarbeitet – in ihrer<br />
speziellen Art eben: „Ich mache eigentlich<br />
nichts. Da ist etwas, das fließt einfach<br />
durch mich hindurch.“<br />
Auch wichtig: Musik ist für sie kein Wettbewerb.<br />
Man suche zwar immer nach der<br />
perfekten Version etwa „einer Bach-Partita<br />
oder Schumann-Sonate. Aber die existiert<br />
nun einmal nicht. Das ist reine Fantasie.<br />
Was existiert, ist der Künstler auf der<br />
Bühne, der durch die Musik seine Gefühle<br />
mit dem Publikum teilt. Die intensivsten<br />
Konzerte entstehen oft dann, wenn der<br />
Interpret einen inneren Kampf austrägt. Man<br />
kann sich nie zurücklehnen. Es braucht<br />
diese Spannung in einem.“ Es ist ihr für<br />
dieses Konzert also eine besondere innere<br />
Spannung zu wünschen, ihr, die Martha<br />
Argerich so charakterisiert: „Ich bin selten<br />
einem Talent wie Gabriela begegnet, sie<br />
ist eine einzigartige Künstlerin.“<br />
„Die intensivsten Konzerte entstehen oft dann, wenn<br />
der Interpret einen inneren Kampf austrägt.“<br />
34<br />
„Ich wurde zwar geboren, um Klavier zu<br />
spielen, aber eigentlich bin ich eine Abenteurerin,<br />
und ich habe auch andere<br />
Interessen. Ich wollte auch mal Psychologie<br />
studieren, habe Praktika in Krankenhäusern<br />
gemacht. Ich wollte Menschen helfen. Ich<br />
hatte oft das Gefühl, in einem Gefängnis<br />
zu leben. Ich fühlte mich verfolgt, nicht frei.“<br />
So war ihr Leben bisher also nicht frei von<br />
Umwegen: Montero hat einmal für zwei<br />
Jahre aufgehört zu spielen, wollte nichts<br />
mehr mit Musik zu tun haben. „Mal hab<br />
ich in einem Restaurant gekellnert, mal in<br />
einem Büro gearbeitet – ich habe immer<br />
wieder versucht, der Musik zu entfliehen.<br />
Aber dann kam ich zu dem wundervollen<br />
Lehrer Hamish Milne in London und habe<br />
irgendwie wieder angefangen zu spielen<br />
und schließlich fünf Jahre an der „Royal<br />
Academy of Music“ studiert. Aber dass<br />
mir wirklich klar wurde, was Musik für mich<br />
bedeutet, und ich mir zum Ziel setzte, so gut<br />
zu werden, wie ich kann – da war ich 30.“<br />
Erklärung.“ Und die gibt sie gerne im<br />
Konzert ab. „Ich mag es zu kommunizieren,<br />
zu fühlen, dass die Menschen glücklich<br />
sind. Vielleicht weil ich mich in meinem<br />
Leben oft allein gefühlt habe, mag ich es,<br />
den Leuten etwas zu geben. Man teilt<br />
etwas miteinander. Viele sagen mir, Gabriela,<br />
du wirkst so in dir ruhend auf der Bühne.<br />
Warum auch nicht? Wenn man sich auf die<br />
richtigen Dinge konzentriert, gibt es keinen<br />
Grund, Angst zu haben. Ich möchte etwas<br />
sagen, ich habe etwas zu sagen, ich habe<br />
eine Menge erlebt, und ich sage das<br />
durch Musik.“<br />
Beim Liszt Festival Raiding spielt Montero<br />
Franz Liszts „Rigoletto. Paraphrase de<br />
concert“, auch dessen Sonate h-Moll, wie<br />
auch Stücke des Kubanischen Komponisten<br />
Ernesto Lecuona und eigenes: Drei neue<br />
Stücke, die als Uraufführung präsentiert<br />
werden, sind versprochen. Und es wird<br />
wohl einen spontanen Zugabenteil geben,<br />
bei dem sie das Publikum um eine Melodie<br />
Das Programm<br />
der Pianistin<br />
Gabriela Montera<br />
beim Liszt Festival Raiding:<br />
F. Liszt: Rigoletto.<br />
Paraphrase de concert<br />
F. Liszt Sonate h-moll<br />
E. Lecuona Malaguena<br />
(aus: «Suite<br />
Espagnole»)<br />
E. Lecuona La Comparsita<br />
Cordoba<br />
Gitanerias<br />
G. Montero Tres Piezas (UA)<br />
19.10.2013, 19.30 Uhr<br />
www.listzfestival.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
burgenland<br />
Foto © Michael Pöhn<br />
Ildiko Raimondi<br />
TERMINE: 18.–22.10.2013 | www.lisztfestival.at<br />
METAMORPHOSEN<br />
IN RAIDING<br />
Lisztzentrum Raiding<br />
Welch Glück für Raiding, dass Franz Liszt<br />
am 22. Oktober 1811 dort geboren wurde.<br />
Diese Gunst weiß Raiding zu wohl zu<br />
schätzen und setzt kulturelle Impulse für<br />
die ganze Region. Das Liszt Festival hat im<br />
Herbst-Programm 2013 spannende Interpreten<br />
rund um Liszts Geburtstag eingeladen.<br />
Eine veritable Liszt-Uraufführung bietet das<br />
Orchesterkonzert am 20. Oktober. Dafür<br />
hat der Organist und Dirigent Martin<br />
Haselböck die von Liszt 1863 geschaffene<br />
Orchesterfassung „Vexilla regis prodeunt“<br />
um die letzte fehlende Kadenz anhand<br />
der Klavierfassung ergänzt. Der „Hexenmeister“<br />
am Klavier Boris Berezovsky<br />
wurde für das Konzert am 202. Geburtstag<br />
von Liszt auserwählt. Mit den Liszt-<br />
Etüden begibt er sich auf ein Terrain der<br />
Sonderklasse. Die international gefeierte<br />
Sopranistin Ildikó Raimondi tritt beim<br />
Liederabend am 21.10. in Raiding mit Liedern<br />
von Franz Liszt, Richard Wagner und Peter<br />
Cornelius auf. Intendant Eduard Kutrowatz<br />
wird sie am Klavier begleiten. Mit ihm hat<br />
Ildikó Raimondi über ihre Art zu singen, die<br />
gerne als ‚beseeltes Singen’ apostrophiert<br />
wird, gesprochen: „Ich kann mir ein Leben<br />
ohne Gesang, ohne Musik überhaupt<br />
nicht vorstellen. Der Begriff beseeltes Singen<br />
ist gar nicht so leicht zu definieren und hat<br />
mit Seele und Herz zu tun, mit Empfindungen<br />
und Sehnsüchten. Wenn wir als Sänger und<br />
Musiker unsere Zuhörer berühren, wenn wir<br />
sie zum Träumen und Lächeln bringen, dann<br />
würde ich sagen, kommt das vom ‚beseelten<br />
Singen’. Wenn sich in der Seele<br />
unserer Zuhörer Gefühle regen, wenn wir<br />
es schaffen, tiefe Empfindungen auszulösen,<br />
dann würde ich meinen, ist die Seele<br />
beim Singen auf die Reise gegangen.“<br />
EINE NEUE OPER VON MOZART ?<br />
Schloss Esterházy – Haydnsaal<br />
Verknüpfen Sie Der Diener zweier Herren mit Mozart? Dann<br />
wissen Sie, dass die Kammeroper München aus zwei Opernfragmenten,<br />
Konzertarien und Ballettmusiken von Mozart ein<br />
abendfüllendes Pasticcio gemacht hat. Das Libretto von Dominik<br />
Wilgenbus ist frei nach Goldonis fulminanter Komödie. Das<br />
Festival Esterházy bringt das Werk nach Eisenstadt.<br />
Foto © Andrea Ferber<br />
35<br />
TERMINE: 11., 13.10.2013<br />
www.esterhazy.at<br />
Der Diener Zweier Herren<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Architektur<br />
Raiding<br />
Project<br />
Storchenhaus<br />
Foto © Philipp Kreidl<br />
Das Storchenhaus von Terunobu<br />
Fujimori in Raiding feiert im Oktober<br />
seinen ersten Geburtstag. Es vereint<br />
Modernität, traditionelle Handwerkskunst<br />
und Besinnlichkeit. Im Geburtsort<br />
von Franz Liszt sollen nun weitere<br />
experimentelle Gästehäuser von japanischen<br />
Stararchitekten entstehen.<br />
Text: Ein Bericht von Owen Young<br />
36<br />
„Ich bin in der Nagano Provinz auf dem<br />
Land aufgewachsen – sehr traditionell.<br />
Deshalb erinnert mich Raiding an meine<br />
Jugend“, sagt Terunobu Fujimori. Der<br />
67-jährige Architekt trägt keine Designer-<br />
Anzüge, besucht keine Edelrestaurants,<br />
obwohl er in Japan wie ein Star gefeiert<br />
wird. „Als Junge bin ich durch Obstgärten<br />
geschlichen und das mache ich in Raiding<br />
auch. Die Bauern kennen mich mittlerweile<br />
und lachen, wenn sie mich beim Pflücken<br />
ertappen. Ich weiß genau, wo die besten<br />
Früchte wachsen: Die Kirschen bei Stefan<br />
Höttinger und die wilden Äpfel bei Fini.<br />
Vielleicht schreibe ich einmal ein Handbuch<br />
für Obstjäger in Raiding.“<br />
Unkompliziert und humorvoll ist auch<br />
Fujimoris Arbeitsweise, wenn er Museen,<br />
Wohnhäuser oder meditative Teehütten<br />
baut, wie zum Beispiel für den ehemaligen<br />
japanischen Premierminister Morihiro<br />
Hosokawa. Dort hat er statt Hightech-<br />
Jalousien drei Reisigbesen zerlegt und<br />
vor der Fensteröffnung angebracht. Die<br />
Fassade von seinem Storchenhaus in<br />
Raiding wiederum besteht aus angebrannten<br />
Brettern, die das minimalistische<br />
Erscheinungsbild des Baus prägen. Japaner<br />
nennen verkohltes Holz yakisugi. Es schützt<br />
vor Insekten und reduziert die Brandgefahr.<br />
Der Grundriss des Designerbaus ist 5 mal<br />
5 Meter. Auf zwei Wohnebenen verteilen<br />
sich Küche, offener Kamin, Schlafnische,<br />
Dusche und TOTO Hightech-Toilette. Die<br />
beiden schrägen Gipsdecken (abgewinkelt<br />
wie die Flügel eines Falters) vereinen sich<br />
in der nördlichen Gebäudekante sieben<br />
Meter hoch bei einem rohen Eichenstamm.<br />
Fujimori hat die weißen Wände<br />
mit einem Mosaik aus verkohlten Holzsplittern<br />
ausgelegt. Wie schwarzer Regen<br />
breiten sie sich aus. Das Dach besteht aus<br />
Schilf – gebaut nach burgenländischer und<br />
japanischer Art. Küche, Tische und Stühle<br />
hat Fujimori ebenfalls selber entworfen<br />
und zusammen mit dem Architekten<br />
Dominik Petz entwickelt.<br />
„Meine Arbeit folgt immer der Natur<br />
und umgekehrt“, sagt Fujimori. „Es ist nicht<br />
so, dass ich den Baumstamm, der das<br />
Storchennest trägt, ausgesucht habe. Er<br />
hat zu mir gesprochen und ich bin im Wald<br />
instinktiv auf ihn zugegangen. Der Förster<br />
hat mir später gesagt, dass die Eiche<br />
ohnehin nicht mehr lange gelebt hätte.<br />
Im Sägewerk in Unterfrauenhaid haben<br />
sie allerdings den Kopf geschüttelt, wie<br />
man nur so einen verwachsenen Baum<br />
aussuchen kann, um daraus Tisch und<br />
Bank und Küche zu zimmern – anstatt ihn<br />
zu verheizen!“<br />
Konotori-an, so heißt das Gästehaus auf<br />
Japanisch, ist Teil vom sogenannten Raiding<br />
Project, das Autor Roland Hagenberg vor<br />
drei Jahren ins Leben gerufen hat. Der<br />
Österreicher lebt seit zwanzig Jahren in<br />
Japan und will im ländlichen Kontext des<br />
900-Einwohner-Dorfes Raiding bewohnbare<br />
Kunstwerke errichten – designt von<br />
Nippons Stararchitekten.<br />
Neben Fujimori beteiligen sich auch Hiroshi<br />
Hara (das zweite geplante Haus), die<br />
Pritzker Preisträger Kazuyo Sejima, Ryue<br />
Nishizawa und Toyo Ito, sowie Jun Aoki,<br />
Kengo Kuma, Yasuhiro Yamashita, Takaharu<br />
Tezuka und Klein Dytham Architects.<br />
„Ich hatte das Glück, mit meiner Idee in<br />
einer Gemeinde aufgenommen zu werden,<br />
die für Experimente aufgeschlossen ist<br />
und sie unterstützt“, sagt Hagenberg.<br />
„Zudem helfen uns zahlreiche Sachsponsoren.“<br />
Originalmodelle und Zeichnungen<br />
vom Raiding Project wurden<br />
bereits in internationalen Ausstellungen<br />
gezeigt. Für deren bauliche Umsetzung in<br />
Österreich setzt sich Dr. Richard Woschitz<br />
ein.<br />
Mehr Besucher aus aller Welt erwartet<br />
sich auch Roland Hagenberg. „Das<br />
Raiding Project ist eine wunderbare<br />
Ergänzung zum Liszt Festival. Schon jetzt<br />
kommen viele Musikfans von weit her.<br />
Ihnen werden sich die Liebhaber moderner<br />
Architektur anschließen!“ Fujimori gehört<br />
auch dazu. Er hat Raiding ins Herz geschlossen,<br />
will bei jedem Europa-Besuch<br />
vorbeikommen. Nicht nur wegen dem<br />
Storchenhaus und dem frischen Obst,<br />
wie er gesteht. „Haben Sie schon einmal<br />
Wespenlarven probiert?“ Der Japaner<br />
schnalzt mit der Zunge. „Die sind hier besonders<br />
sanft und süß. Einfach wunderbar!“<br />
Info: www.raidingfoundation.net<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
Architektur<br />
Foto © Philipp Kreidl<br />
37<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
Niederösterreich<br />
Foto © www.photo-graphic.at<br />
Ursula Strauss<br />
WACHAU IN ECHTZEIT<br />
Ungewöhnliche Paarungen, Berührendes und der Sog phantastischer Räume inmitten<br />
einer faszinierenden Landschaft – so bringt Kurarotin Ursula Strauss die zweite<br />
Ausgabe dieses Festivals auf den Punkt. Ernst Molden und Ursula Strauss im Rittersaal<br />
der Ruine Aggstein, Maria Hofstätter, Martina Spitzer & Otto Lechner im Kellerschlössl<br />
in Dürnstein, Marwan Abado, Paul Gulda & Peter Rosmanith im Kolonialsaal von Stift<br />
Melk sind einige Highlights des Programms.<br />
TERMINe: 3.11. – 15.12.2013<br />
www.wachauinechtzeit.at<br />
38<br />
TAGE DER<br />
OFFENEN ATELIERS<br />
Bei den NÖ Tagen der Offenen Ateliers<br />
am 19. und 20. Oktober 2013 laden rund<br />
1000 bildende KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen<br />
in ihre Ateliers, Galerien,<br />
Studios und Werkstätten. Besichtigt,<br />
bestaunt, bewundert, hinterfragt werden<br />
können Werke aus Malerei, Grafik, Bildhauerei<br />
und Fotografie ebenso wie Film,<br />
Modedesign, Textil- und Schmuckkunst. Die<br />
Besucher können beim kreativen Schaffensprozess<br />
dabei sein und die künstlerische<br />
Position der Gastgeber erleben. Viele<br />
Kunstschaffende bieten zusätzlich Kreativ-<br />
Workshops, Konzerte, Weinverkostungen,<br />
Lesungen oder Kinderprogramm an.<br />
TERMINe: 19., 20.10.2013<br />
www.service.kulturvernetzung.at<br />
Foto © Richard Fuchs<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
Niederösterreich<br />
BEN BECKER &<br />
GIORA FEIDMANN<br />
Die Bühne im Hof<br />
St. Pölten<br />
Erstmals sind sie gemeinsam auf der<br />
Bühne: Giora Feidmann, der Magier mit<br />
der Klarinette, und der charismatische<br />
Schauspieler Ben Becker. Ben Becker<br />
liest Gedichte von Paul Celan, Giora<br />
Feidmann und sein Ensemble nimmt den<br />
musikalischen Dialog auf.<br />
Foto © Arne Meister & Felix Bröde<br />
TERMIN: 14.11.2013<br />
www.bih.at<br />
TipP niederösterreich:<br />
Zuckerstückerl<br />
Wenn sich im Oktober in Mistelbach<br />
die Dimensionen verschieben<br />
und sich neue Blickwinkel auftun,<br />
dann finden die internationalen<br />
Puppentheatertage statt.<br />
Vom 22. bis 27. Oktober 2013<br />
wird Mistelbach zum Treffpunkt<br />
der Puppenspieler. Das Puppentheaterfestival<br />
für alle ab 2 Jahren<br />
zeigt insgesamt 40 Inszenierungen<br />
aus 4 Kontinenten und 11 Ländern<br />
in über 80 Vorstellungen. Begleitend<br />
gibt es Workshops und im Museumszentrum<br />
Mistelbach eine Ausstellung.<br />
Zuckerguss pur ist nicht zu erwarten,<br />
Orquesta Buena Vista Social Club<br />
dazu Intendantin Cordula Nossek: Die<br />
Kunst braucht immer zwei gegensätzliche<br />
Themen. Eine gute Dramaturgie bedarf<br />
einer richtigen Dosierung von Salz und<br />
Zucker, einer Prise Salz, die die Komposition<br />
vollendet. Es ist angerichtet – ab 22. Oktober!<br />
TERMINe: 26.10., 2., 15.,16.11.2013 | www.service.kulturvernetzung.at<br />
Foto © Johann Sauty<br />
BUENA VISTA *<br />
BEATBOXEN * TANGO<br />
Festspielhaus St. Pölten<br />
Das Orquesta Buena Vista Social Club<br />
wird mit den alten Granden und etlichen<br />
jüngeren Mitgliedern am 26.10. den<br />
mitreißenden Sound von Kuba spürbar<br />
machen. Bauchklang versetzen allein mit<br />
ihren Stimmen, ohne Drumcomputer und<br />
Instrumente, weltweit Clubs in Ekstase. In<br />
ihrem Heimspiel am 2.11. geben sie erstmals<br />
Einblicke in ihre atemberaubende<br />
Technik. Wie immer umgeben sich die<br />
Stimmkünstler mit spannenden Gästen<br />
aus unterschiedlichen Genres. In milonga,<br />
der aufsehenerregenden neuen Kreation<br />
von Sidi Largbi Cherkaoui, geht es um<br />
den tänzerischen Herzschlag von Buenos<br />
Aires, den Tango Argentino. Mit zehn<br />
außerordentlichen Tango-Tänzerinnen,<br />
zwei zeitgenössischen Tänzern und einer<br />
argentinischen Band erkundet am 15.<br />
und 16.11. der flämisch-marokkanische<br />
Starchoreograf den traditionellen Tango<br />
ebenso wie neue Strömungen des Tanzes.<br />
Am 15.11. erwartet die Besucher eine<br />
Dance Lounge nach der Vorstellung.<br />
39<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
Oberösterreich<br />
Foto © Mag. Dietmar Tollerian<br />
Musicals The Wiz nach Frank L. Baums<br />
Der Zauberer von Oz, die Schauspiele<br />
Der eingebildete Kranke von Molière<br />
und die Uraufführung der Gender-<br />
Komödie Der (eingebildete) Frauenfeind<br />
nach Motiven von Molière, das Tanztheater<br />
von Mei Hong Lin Schwanengesang<br />
u.v.m.<br />
TERMINe:<br />
4.10., 20.10.<br />
2.11., 6.11., 10.11.<br />
3.12., 8.12., 16.12., 21.12.2013<br />
www.landestheater-linz.at<br />
40<br />
LOKALPATRIOT<br />
ANGERLEHNER<br />
ERÖFFNET<br />
PRIVAT-MUSEUM<br />
MUSEUM ANGERLEHNER WELS<br />
Im September 2013 eröffnete in Thalheim<br />
bei Wels das Museum Angerlehner mit<br />
einer sensationellen Sammlung auf einer<br />
Ausstellungsfläche von 2000 Quadratmetern.<br />
„Durch Kunst werden Gedanken<br />
und Stimmungen ausgedrückt“, erzählt<br />
Kunstsammler Heinz J. Angerlehner über<br />
sein neues Museum. Seit über 30 Jahren<br />
sammelt er zeitgenössische Kunst, sowohl<br />
renommierter als auch junge Künstler aus<br />
Österreich. „Mit dem Museum möchte<br />
ich einen Rahmen für zeitgenössische<br />
Kunst schaffen und meine Sammlung der<br />
interessierten Öffentlichkeit zugänglich<br />
machen. Ich habe mich immer als sozialer<br />
Unternehmer gesehen und fühle mich in<br />
gewissem Maß mitverantwortlich für das<br />
kulturelle und soziale Umfeld in meiner<br />
Heimatregion“, erklärt der Museumsgründer<br />
und Lokalpatriot weiter. Heute ist er einer<br />
der größten Sammler zeitgenössischer<br />
Kunst Österreichs. In über 30 Jahren hat<br />
er 1500 Werke, vor allem österreichische<br />
Malerei ab 1950 erworben, gezeigt werden<br />
in Oberösterreich circa 400 Künstler.<br />
TERMINe:<br />
Do–So: 10 – 18 Uhr<br />
Gesprächsorientierte,<br />
familienbezogene Führungen:<br />
Sa, 11 Uhr, So 14 Uhr<br />
Workshops: Sa, 14 – 16 Uhr<br />
www.museum-angerlehner.at<br />
Die Zauberflöte<br />
MOZART UND<br />
SCHIKANEDER IM<br />
21. JAHRHUNDERT<br />
LANDESTHEATER LINZ<br />
Die Skeptiker sind überzeugt: Brucknerorchester-Chef<br />
Dennis Russel Davies hat<br />
eine ausgezeichnete Wahl getroffen, als<br />
er den japanischen Regie-Star Amon<br />
Miyamoto für eine neue Inszenierung der<br />
Zauberflöte nach Linz holte. Der hat sich<br />
gefragt, was Mozart wohl selbst heute<br />
aus seiner Zauberflöte machen würde?<br />
Deshalb spielt diese Zauberflöte dort,<br />
wo ein gut Teil der Kommunikation aus<br />
Zwitschern und Bloggen besteht. Fazit:<br />
Lang anhaltender Premierenapplaus und<br />
viel medialer Beifall.<br />
Mit Spannung darf man die nächsten<br />
Premieren im Landestheater Linz erwarten:<br />
Die deutschsprachige Erstaufführung des<br />
Foto © Reinhard Winkler<br />
GLAM!<br />
THE PERFORMANCE<br />
OF STYLE<br />
LENTOS LINZ<br />
Musik . Mode . Kunst<br />
Dem Phänomen Glam, das in den frühen<br />
1970er Jahren Opulenz, Glanz und<br />
Extravaganz als Ausdrucksform in die<br />
unterschiedlichsten Kunstsparten trug,<br />
widmet sich die Ausstellung. Mit einer<br />
Fülle an Exponaten spannt die Schau den<br />
Bogen von David Bowie über Glitter<br />
Rock und Roxy Music, über Stylisten und<br />
Modedesigner, über Film, Fotografie und<br />
Grafikdesign bis zur bildenden Kunst.<br />
Glam markiert mit KünstlerInnen wie<br />
Gilbert & George, Nan Golden, Cindy<br />
Sherman und Richard Hamilton jenen<br />
historischen Moment, als die Barrieren<br />
zwischen E- und U-Kultur zusammenbrachen.<br />
Glam kann aber auch als<br />
Fortführung der Agenda der Avantgarde<br />
mit neuen Mitteln betrachtet werden:<br />
auf trotzige Art realitätsfern, mit Ironie,<br />
Respektlosigkeit, Übertreibung und androgynen<br />
Masken. Erstmals werden mit<br />
dieser anspruchsvollen Ausstellung die<br />
Subkultur, der Stil und die Kunst des<br />
Glam sowie die visuelle Kultur jener Zeit<br />
einer Bestandsaufnahme unterzogen.<br />
Die Ausstellung ist eine Produktion der<br />
Tate Liverpool und wird in Kooperation<br />
mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt und<br />
dem LENTOS Kunstmuseum Linz präsentiert.<br />
TERMINe:<br />
19.10.2013 – 2.2.2014<br />
www.lentos.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
Oberösterreich<br />
Foto © Nan Goldin, Courtesy Matthew Marks Gallery<br />
41<br />
Lentos / Nan Goldin Kenny putting on makeup<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
LIEDER<br />
Foto © Achim Schneyder<br />
Konstantin Wecker und Angelika Kirschlager in Ambra<br />
Zwei Seelen werden eins<br />
Achim Schneyder, Redakteur der Kleinen Zeitung, zu Besuch in der Toskana, wo Konstantin Wecker<br />
und Angelika Kirschlager einen gemeinsamen Liederabend erarbeiten.<br />
Text: Achim Schneyder<br />
42<br />
Rückblende. Zweieinhalb Jahre ist es nun<br />
her, da saßen wir in Wien in einem Lokal<br />
und ließen die Welt einfach draußen. Wir<br />
waren laut, wir waren lustig, wir waren unter<br />
uns. Konstantin übernahm den Vorsitz,<br />
wir anderen gruppierten uns um ihn. Jo,<br />
Konstantins langjähriger musikalischer<br />
Begleiter, dazu Julian, Marcus, Christian<br />
und Stephan, die vier Streicher vom<br />
„Spring String Quartett“, und auch ich durfte<br />
dieser herrlich illustren Runde angehören.<br />
Und irgendwann kam sie. Gut, sie kam<br />
nicht ganz zufällig, die Sache war inszeniert.<br />
Und sie kam, obwohl sie eigentlich<br />
gar nicht wollte. Weil sie inszenierte Sachen<br />
nicht mag. Warum sie dennoch kam?<br />
„Weil ich seine Aura schon immer einmal<br />
spüren wollte. Wie ich auch jene von<br />
Mozart gerne gespürt hätte, nur ist sich<br />
das zeitlich nicht ganz ausgegangen.<br />
Aber der Wecker, der lebt ja. Und wie<br />
der lebt.“<br />
Die Frau, die das sagt, ist ein Weltstar.<br />
Angelika Kirchschlager heißt sie, Mezzosopranistin<br />
ist sie und ein Weckerfan, ja,<br />
das ist sie obendrein seit 30 Jahren, die<br />
47-jährige Salzburgerin, die schon auf<br />
den meisten großen Opernbühnen dieser<br />
Welt stand.<br />
Irgendwann, die Nacht war schon lange<br />
nicht mehr jung und auch die Streicher<br />
hatten ihre zwischenzeitlich ausgepackten<br />
Instrumente längst wieder eingepackt, da<br />
sagte Wecker den alles entscheidenden<br />
Satz: „Angelika, ich denke, wir sollten<br />
vielleicht mal was zusammen machen . . .“<br />
Der gelebte Tagtraum<br />
Szenenwechsel und Zeitensprung. Ambra<br />
ist ein äußerst überschaubares toskanisches<br />
Dorf, eingebettet im Irgendwo<br />
zwischen Siena und Florenz. Ein wenig<br />
außerhalb des Ortes besitzt Konstantin<br />
Wecker seit sehr vielen Jahren ein wunderbares<br />
Anwesen. Und da sind wir jetzt:<br />
der Hausherr, Jo Barnikel und die vier<br />
Streicher Julian Gillesberger, Marcus<br />
Wall, Christian Wirth und Stephan<br />
Punderlitschek. Und Angelika Kirchschlager.<br />
Die Frau, die jene Aura, die zu spüren sie<br />
wünschte, nun regelrecht aufsaugt. „Ich<br />
hätte nie gedacht, dass aus dieser nächtlichen<br />
Idee eines Tages dieser gelebte<br />
Tagtraum werden könnte. Ich bin hier, ich<br />
bin hier in der Toskana, draußen ist nur<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
LIEDER<br />
Stille und ich singe Lieder mit und von<br />
Konstantin Wecker.“<br />
„Liedestoll“ wird der Abend heißen, den<br />
die beiden gemeinsam mit den Musikern<br />
gerade erarbeiten. Sie werden Texte<br />
von Konstantin Wecker darbieten aber<br />
auch welche von Schubert oder etwa<br />
Goethes „Erlkönig“. Sie wissen: Wer reitet<br />
so spät . . .<br />
Der Workshop für die Seele<br />
Wir jedenfalls reiten sehr spät. Durch<br />
Nacht und Wind. Nach vielen Stunden<br />
sind die Proben an diesem Abend vorbei<br />
und der Tisch in der Trattoria in Ambra<br />
ist reserviert. Kirchschlager, die zwar<br />
Opernsängerin ist, aber schon rein gar<br />
nichts gemein hat mit einer Diva, lehnt<br />
sich zurück und genießt den sehr trockenen<br />
Weißwein. „Meine Erwartungen, als ich<br />
hierher kam? Es haben mich viele Ängste<br />
begleitet, aber jetzt fühlt es sich ungemein<br />
gut an. Mein Leben war sehr lange<br />
sehr vorhersehbar, es lief immer auf<br />
Schiene, aber jetzt breche ich aus, jetzt<br />
erlebe ich eine Zeit, wie sie spannender<br />
noch nie war. Ich wachse mit einer Sache,<br />
erfinde mich permanent neu und erlebe<br />
einen Akt der Befreiung, wenn ich an<br />
Grenzen stoße und diese mit dem<br />
nächsten Schritt überwinde. Ein paar<br />
Tage mit Wecker, ein paar Tage mit diesen<br />
wunderbaren Musikern, das gleicht<br />
einem Workshop für die Seele. Ich fühle<br />
mich wie ein Schmetterling in seinem<br />
Kokon.“ Und dann sagt Kirchschlager,<br />
freilich ohne es zu wissen und ganz wie<br />
nebenbei, einen Satz, der aus einem<br />
Lied von Konstantin Wecker stammt: „Es<br />
tut gut, sich sein zu lassen.“<br />
Es biegen sich die Tische. Pasta und<br />
Meeresfrüchte werden serviert, Weißwein<br />
wird nachgeschenkt. Und Wecker<br />
ist einfach nur Wecker. Laut hin und<br />
wieder, und dann wieder leise, oft auch<br />
aufbrausend und dann wieder einfach<br />
nur Mensch gewordenes Liebesgedicht.<br />
„Der Schubert wäre uns sicher nicht<br />
böse gewesen, dass wir uns seiner<br />
Lieder bedienen, denn der hat selbst in<br />
Kneipen gesungen“, sagt der inzwischen<br />
65-jährige Münchner, der im Zuge der<br />
gemeinsamen Arbeit mit Kirchschlager<br />
draufgekommen ist, „wie sehr sich doch<br />
viele meiner Lieder an Schubert, Schuhmann<br />
oder Brahms orientiert haben<br />
und wie nahtlos man vom klassischen<br />
Lied übergleiten kann in das Chanson<br />
neuerer Zeit“.<br />
Die geschenkten Zeilen<br />
Sperrstunde. Der Patrone will nach Hause,<br />
also machen auch wir uns auf den Weg.<br />
„Es gibt Texte, es gibt Gedichte von mir“,<br />
sagt Wecker, als wir wenig später an<br />
den Flügel gelehnt das letzte Glas dieser<br />
Nacht genießen, „die singe oder lese ich,<br />
als ob sie von einem anderen wären.<br />
Ich habe keine Ahnung, warum ich sie<br />
geschrieben habe, obwohl sie aus meiner<br />
Seele geflossen sind. Aber sie sind nicht<br />
mein Verdienst, sie sind mir geschenkt worden.<br />
Die schönsten Zeilen meines Lebens sind<br />
mir geschenkt worden. Und darauf bin ich<br />
nicht einmal stolz.“<br />
Der nächste Tag. Es schneit in Ambra,<br />
und der Schnee bleibt sogar liegen. Kurz<br />
zumindest. Eine Seltenheit hier in der<br />
Gegend, und könnten sie sprechen, die<br />
Olivenbäume vor dem Fenster, sie würden<br />
sich vermutlich beklagen. „Was war<br />
das wieder für ein Abend, was haben wir<br />
gelacht“, sagt Kirchschlager und räuspert<br />
sich. Gleich nämlich muss sie ihm wieder<br />
etwas vorsingen. Dem „Meister“, wie sie<br />
Wecker liebevoll nennt. Wecker wiederum<br />
nennt Kirchschlager „Göttin“. „Daran ist<br />
der Julian schuld“, erzählt Wecker. „Als die<br />
Angelika damals in Wien in das Lokal kam,<br />
ermahnte er mich im Spaß, mich auch<br />
ja anständig zu benehmen. Weil sie eben<br />
eine Göttin sei. Das ist ihr geblieben.“<br />
„Damit kann ich leben“, lacht die Nicht-<br />
Diva und erhebt die Stimme. Und dann<br />
singt sie. Und wer jetzt keine Gänsehaut<br />
bekommt, dem ist nicht zu helfen. Obwohl<br />
Wecker bis dato immer dann am besten<br />
war, wenn auch Wecker ihn sang. Aber<br />
es klappt, es haut tatsächlich hin. „Vielleicht<br />
deshalb, weil unsere Seelen sich mischen<br />
und ich die Lizenz von ihm habe, einfach<br />
nur ich zu sein. Ihn zu kopieren wäre sinnlos.<br />
Ich muss es schaffen, dass meine Kraft<br />
durch seine Lieder rauskommt. Aber ich<br />
gebe gerne zu, dass es viel schwieriger<br />
ist, ihm etwas vorzusingen, als einem Fremden<br />
bei einem Casting. Weil vor ihm, da<br />
will man - nein: da will ich - wirklich bestehen.“<br />
„Der Schubert wäre uns sicher<br />
nicht böse gewesen, dass wir uns<br />
seiner Lieder bedienen, denn der<br />
hat selbst in Kneipen gesungen“<br />
Konstantin Wecker und Angelika Kirschlager bei der Probe in Ambra<br />
Die nächsten Stunden vergehen wie im<br />
Flug. Es wird geprobt, es wird gesungen,<br />
es wird gelebt. Und ein kleiner, zuhörender<br />
Teil dieses Ganzen sein zu dürfen, erfüllt<br />
einen mit Dankbarkeit.<br />
Geschichten wie diese verlangen im Normalfall<br />
nach einem Schluss, der das Vorangegangene<br />
möglichst abrundet. In diesem<br />
Fall ist das anders. In diesem Fall endet<br />
die Geschichte schlicht mit einem Hinweis:<br />
Konzerte in Österreich finden am 24.11.<br />
im Musikverein Graz, am 27. und 28.11.<br />
im Konzerthaus Wien, am 29.11. im Kulturund<br />
Kongresszentrum Eisenstadt sowie am<br />
30.11. im Brucknerhaus Linz statt.<br />
Foto © Achim Schneyder<br />
43<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
Kärnten<br />
Macbeth<br />
TERMINE: 20.10. – 5.12.2013 | www.stadttheater-klagenfurt.at<br />
Foto © Sujet, KaufmannGebauer<br />
UNHEIMLICH,<br />
DUNKEL, ABGRÜNDIG<br />
STADTTHEATER KLAGENFURT<br />
ist die Atmosphäre von Giuseppe Verdis<br />
erster, 1847 uraufgeführter Shakespeare-<br />
Oper Macbeth, die das Stadttheater<br />
Klagenfurt nun im Jahr von Verdis 200.<br />
Geburtstag auf die Bühne bringt. Inszeniert<br />
wird die Oper vom Regisseur und Autor<br />
Cesare Lievi, der in den letzten Jahren<br />
u.a. an der New Yorker Metropolitan<br />
Opera, in Zürich und Berlin zu Gast<br />
war. Die Rolle der Lady Macbeth ist mit<br />
Tatiana Melnychenko besetzt. Sie singt<br />
an zahlreichen internationalen Opernhäusern<br />
und war dieses Jahr u.a. in Nabucco<br />
in der Arena di Verona zu sehen,<br />
sowie als Lady Macbeth am Teatro alla<br />
Scala in Mailand.<br />
Foto © T. Laimgruber<br />
Foto © Patrick Connor Klopf2<br />
Soll und Haben<br />
44<br />
Marko Simsa<br />
EIN MUSIKALISCHES<br />
MÄRCHEN<br />
Konzerthaus Klagenfurt<br />
Marko Simsa erzählt die Geschichte von<br />
Esel, Hund, Katze und Hahn auf ihrem<br />
vermeintlichen Weg nach Bremen in<br />
einer spannenden und humorvollen<br />
Darbietung. Das Stadtmusikanten Quintett<br />
schafft mit der Musik von Erke<br />
Duit eine perfekte Verbindung mit der<br />
Geschichte.<br />
MACHT, GIER<br />
UND KORRUPTION<br />
NEUE BÜHNE VILLACH<br />
In dem Schauspiel Soll und Haben von<br />
Andreas Hönger und Erik Jan Rippmann<br />
verdichtet sich die breite Palette aktueller<br />
Wirtschaftsverbrechen zu einem unterhaltsamen<br />
Abend, der nicht nur Fallbeispiele<br />
der Kärntner Politik, sondern ein weltweites<br />
System zwischen Offshore-Trading,<br />
Geldwäsche und Boni-Zahlungen in das<br />
Visier nimmt. Dabei überholt die Realität<br />
schon das, was man sich als Satire ausdenken<br />
müsste.<br />
TERMINE:<br />
Welturaufführung<br />
am 20.09.2013<br />
DAS ALPEN-ADRIA<br />
JAZZ FESTIVAL<br />
Raj & Theaterhalle 11<br />
Klagenfurt<br />
zeigt grenzüberschreitend die Kreativität<br />
und Vitalität der Musikszene in diesen<br />
Regionen. Das Hauptaugenmerk gilt dem<br />
wichtigsten Aspekt des Jazz: Improvisation.<br />
Als Late Show gibt es Jazz- und Funk-<br />
Schmankerl von DJ Ubu zum Shaken.<br />
TERMIN: 9.11.2013<br />
www.jeunesse.at<br />
Weitere Aufführungen<br />
bis 19.10.2013<br />
www.neuebuehnevillach.at<br />
TERMINE: 11. – 13.10.2013<br />
www.alpenadriamusic.com<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
KABAREtT / COMEDY<br />
KABARETT // COMEDY //<br />
LITERARISCHE KLEINKUNST<br />
auf Tournee in Österreich<br />
Alfred Dorfer<br />
bisjetzt<br />
Bisjetzt ist die zielstrebige Spurensuche<br />
eines leidenschaftlichen Vordenkers und<br />
Nachfragers, eines engagierten Wurzelbehandlers<br />
und Fassadenabklopfers, eines<br />
satirischen Trapezkünstlers und melancholischen<br />
Sokratikers. Kurz: eine Werkschau<br />
Dorfers, über den die Süddeutsche Zeitung<br />
schrieb: „Er ist der vielfältigst Begabteste<br />
unter seinen deutschsprachigen Kollegen“.<br />
TERMINE:<br />
8.10.2013 – 3.5.2014<br />
Roland Düringer<br />
WIR – Ein Umstand<br />
Wenn für uns der Ernst des Lebens beginnt,<br />
hängt man uns einen leeren Rucksack um,<br />
den wir nun nach und nach mit unserer<br />
Geschichte befüllen werden. Diese wird<br />
von uns fälschlicherweise als „unser Leben“<br />
bezeichnet. Doch sie ist lediglich unsere<br />
Lebens-Geschichte und steht oft dem Leiden<br />
näher als dem Leben im eigentlichen Sinn.<br />
Mit dieser traurigen Geschichte identifizieren<br />
wir uns nur allzu gerne. Nicht, weil<br />
es so schön ist und Spaß macht, sondern<br />
weil’s die anderen ja auch tun und man<br />
dadurch nicht mehr so alleine ist. Man lässt<br />
das gestörte ICH zurück und verschwindet<br />
im WIR. So findet man Schutz und Geborgenheit<br />
im kollektiven Wahnsinn.<br />
Dieser Unerträglichkeit werden wir im<br />
zweiten Teil meiner Vortragstrilogie auf<br />
den Grund gehen. Nicht auszuschließen,<br />
dass wir dabei wieder unserem evolutionären<br />
Begleiter, dem Neandertaler<br />
begegnen. Dieser hatte uns ja einiges<br />
voraus: Er hatte die Zeit. Wir haben nur<br />
mehr die Uhr ... und diese tickt schon lange<br />
nicht mehr richtig.<br />
TERMINE:<br />
10.10.2013 – 18.9.2014<br />
Josef Hader<br />
Hader spielt Hader<br />
Teile seiner letzten fünf Programme hat<br />
Josef Hader zu kleinen Monologen geformt.<br />
Und er gibt auch zu, dass er gestohlen<br />
hat. Doch kommt es darauf an?<br />
Bei dem guten Verhältnis von Täter und<br />
Opfer… Aus der Fülle der Figuren entsteht<br />
eine Geschichte, die eines für sich beanspruchen<br />
kann: ein neues Hader-Programm<br />
zu sein. Ein echtes.<br />
TERMINE:<br />
11.10.2013 – 8.2.2014<br />
Klaus Eckel<br />
Weltwundern<br />
Über 10.000 Schlagzeilen rattern jedes<br />
Jahr durch das menschliche Gehirn. Ich<br />
vermute das Problem ist Folgendes: Die<br />
Erde wiegt 5,972 Trillionen Tonnen. Das<br />
Gehirn 1,3 Kilo. Die ganze Welt passt einfach<br />
nicht unter eine Schädeldecke. Es wird<br />
Zeit, das Gehirn auf den Kopf zu stellen.<br />
Was wäre wenn, negative Gedanken dick<br />
machen würden? Der Neandertaler vor<br />
der Keule das iPad erfunden hätte? Man<br />
sich im Internet ein neues Gewissen kaufen<br />
könnte? Die Idioten aller Länder ein eigenes<br />
Land gründen müssten?<br />
Diese und viele weitere Gedanken warten<br />
ungeduldig darauf, gedacht zu werden.<br />
Klaus Eckel widmet sich diesmal ganz dem<br />
Staunen und Wundern.<br />
TERMINE:<br />
3.10.2013 – 29.11.2014<br />
Viktor Gernot<br />
Im Glashaus<br />
Zwei Binsenweisheiten unserer Welt. Erstens,<br />
Kommunikation findet stets beim<br />
Empfänger statt und zweitens, mit nur<br />
einem Stein kann man ganz schön viel<br />
Glas zerdeppern. Ein mühelos ausgesprochener<br />
Satz kann beim Adressaten einen<br />
Emotions-Tsunami auslösen, so wie der<br />
berühmte und geschickt geworfene Stein<br />
ein Glashaus dem Erdboden gleich<br />
machen kann. Man muss also nur die<br />
Angst vor den uneinschätzbaren und<br />
gewaltigen Folgen seiner Wort- und Steinwürfe<br />
ablegen und schon kann man voller<br />
Genuss in einem bunten Scherbenhaufen<br />
aus Gefühlen wühlen. Auf diesem farbenfrohen<br />
Weg wird sich Viktor Gernot aufrichtig<br />
und redlich bemühen, endlich die<br />
Antworten auf die bedeutendsten Fragen<br />
unserer Generation zu geben.<br />
Foto © Udo Leitner<br />
Roland Dueringer<br />
Foto © Jeff Mangione<br />
Foto © Jklauseckel.at<br />
TERMINE: 8.10. – 12.12.2013<br />
Die aktuellen Termine und Orte finden<br />
Sie auf www.cultureguide.at<br />
45<br />
Josef Hader<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong><br />
Alfred Dorfer<br />
Foto © Hubert Mican<br />
Klaus Eckel<br />
Viktor Gernot<br />
Foto © Felicitas Matern
magic moments<br />
Steiermark<br />
ELEVATE FESTIVAL<br />
Vor dem Hintergrund des Elevate-Jahresthemas<br />
„Open Everything?“, unter dem<br />
die hoch aktuellen Themenkomplexe Transparenzgesellschaft,<br />
Überwachung, Open<br />
Democracy und Open Society bearbeitet<br />
werden, stellt auch die Music-&-Arts-<br />
Schiene die Frage nach künstlerischen<br />
Strategien, Zugängen und Positionen in<br />
einem sich immer weiter entfaltenden<br />
Horizont pluralistischer Möglichkeiten.<br />
Foto © Elevate Festival<br />
Ohne vorgefertigten Thesen oder eindimensionalen<br />
Programmkonzepten zu folgen,<br />
wird versucht, ein Bild der aktuellen<br />
Diskurse in der Welt der elektronischen<br />
Musik und der avancierten Popmusik<br />
zu zeichnen. Was den KünstlerInnen des<br />
Festivals bei aller inhaltlichen und formalen<br />
Breite gemeinsam ist, ist der bedingungslose<br />
Wille, sich abseits des Mainstreams<br />
auf die Suche nach eigenwilligen Sprachen<br />
und Ausdrucksformen zu begeben, das<br />
künstlerische Risiko einzugehen, in die<br />
Tiefe zu bohren, anstatt an der Oberfläche<br />
des schon Vorhandenen zu kratzen.<br />
Wie gewohnt präsentiert auch das heurige<br />
hoergeREDE-Festival für Text, Ton<br />
und Diskurs in Kooperation mit dem Kulturzentrum<br />
bei den Minoriten und dem<br />
Elevate Festival zeitgenössische Literatur,<br />
Soundart, Diskurs und Performance, jeweils<br />
vor dem Musikprogramm im Dom<br />
Heifetz<br />
im Berg. AutorInnen wie Ann Cotten, Phil<br />
Minton und FALKNER zeigen multimediale<br />
Text-Ton-Stücke, die eigens für dieses<br />
Festival mit MusikerInnen wie bulbul,<br />
Electric Indigo und Dat Politics erarbeitet<br />
wurden. Interventionen und Vorträge,<br />
Diskussionsrunden, Lectures und Konzerte<br />
ergänzen die inhaltliche Schwerpunktsetzung,<br />
die sich 2013 leitmotivisch dem Thema<br />
„macht² – light the power“ verschreibt.<br />
An vier Tagen trifft politische Dichtung<br />
auf Avantgarde-Rock, Spoken Poetry auf<br />
zeitgenössischen Tanz, Videokunst und<br />
Lyrik auf Gitarre, Schlagzeug und Bass.<br />
Das Elevate-Lab sorgt mit Workshops<br />
und Music Talks dafür, dass die Auseinandersetzung<br />
mit den eingeladenen<br />
KünstlerInnen vertieft und nachhaltig<br />
ins Bewusstsein der lokalen Szene eingepflanzt<br />
wird, wo sie dann auf dem<br />
offenen Feld der Möglichkeiten neue,<br />
eklektisch verspielte, kompromisslos experimentierfreudige<br />
Blüten treiben kann.<br />
TERMINE: 23.–27.10.2013<br />
www.2013.elevate.at<br />
Foto © Wener Kmetitsch<br />
fall galt der Klangstilistik des Orchesters<br />
unter der Leitung von Julien Salemkour<br />
und dem hervorragenden Chor. Ebenso<br />
beeindruckten die hochästhetischen<br />
Kostüme des französischen Modeschöpfers<br />
und Kunsthistorikers Christian Lacroix.<br />
46<br />
Lohengrin<br />
MEIN LIEBER sCHWAN<br />
OPER GRAZ<br />
Mit der Oper Lohengrin wurde 1899 das<br />
Grazer Opernhaus eröffnet. Dass mit<br />
diesem Werk im Wagner-Jahr 2013 die<br />
Saison zu beginnt, schließt an diese<br />
Tradition an. Die Premiere war ein fulminanter<br />
Erfolg! Einhellig akklamiert wurde<br />
Regisseur Johannes Erath für seine poesievolle<br />
Inszenierung, Kaspar Glarner für<br />
seine an Caspar David Friedrichs Gemälde<br />
erinnernden Bühnenbilder und das<br />
großartige Sängerensemble. Viel Bei-<br />
Fragen wie: Was haben Wagners Schwäne<br />
den Künstlern von heute zu sagen? In<br />
welchen Koordinaten zeigen sich unsere<br />
Sendboten des Grals – die politischen<br />
Hoffnungsträger? Von welchen Schwänen<br />
werden sie gezogen? widmet sich eine<br />
Gruppenausstellung internationaler bildender<br />
Künstler.<br />
Die Werke sind bis Ende November im<br />
Spiegelfoyer der Oper Graz zu sehen.<br />
TERMINE: bis 30.5.2014<br />
www.oper-graz.com<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
Steiermark<br />
GOTT IST EIN DJ<br />
SCHAUSPIELHAUS GRAZ<br />
Als DJ hat »Er« in Clubs Stimmungen in<br />
Klänge transformiert, »Sie« war Starmoderatorin<br />
eines Musiksenders, bevor<br />
ihr gemeinsames Projekt begann: Das eigene<br />
Leben als Kunstwerk! Jetzt gibt es<br />
in ihrer Wohnung Kameras, mit denen das<br />
Paar den Alltag in Szenen setzen kann –<br />
Trash und museale Installation zugleich<br />
– als ununterbrochene Performance vor<br />
der Kamera, deren Bilder live in eine<br />
Kunsthalle übertragen werden. In der Inszenierung<br />
am Schauspielhaus mit Studierenden<br />
des dritten Jahrgangs der Kunstuniversität<br />
Graz wird Falk Richters Gott<br />
ist ein DJ, das zu den weltweit meist<br />
gespielten Texten der jungen Dramatik<br />
zählt, mit Motiven aus seinem Stück<br />
Nothing Hurts verschränkt. Junge Künstler,<br />
zwischen Selbstvermarktung und Anpassung,<br />
erfinden im Selbstversuch ihr<br />
sogenanntes Ich in einem temporeichen<br />
Switch immer neu. »Schnell sein, perfekt<br />
sein, intelligent sein, wie ein Molekül<br />
unterschiedliche Verbindungen eingehen<br />
… und dabei unterhaltsam bleiben.«<br />
Auf der Suche nach authentischer Empfindung<br />
und radikalem Schmerz werden<br />
sie zu Crashtest-Dummys ihrer selbst. Falk<br />
Richter untersucht ein gesellschaftlichsoziales<br />
Phänomen zwischen medialer<br />
Selbstinszenierung und Abbild einer vermeintlichen<br />
Lebensrealität, wie es vor<br />
Jahren mit dem TV-Format Big Brother<br />
begann und dem heute in sozialen Netzwerken<br />
des Internets quasi keine Grenzen<br />
gesetzt sind.<br />
Das Projekt mit Kunststudenten ist das<br />
Masterpiece der zahlreichen Angebote<br />
des Schauspielhauses Graz, die das<br />
Theater mit allen Sinnen und praxisnah<br />
erleben lassen. Im Brutkasten treffen Ensemblemitglieder<br />
auf junge Leute, die<br />
ein ausgeprägtes Interesse am Theater<br />
und Schauspiel haben. 15- bis 25-jährige<br />
haben die Möglichkeit mit den Profis in<br />
Kontakt zu kommen, sich auszutauschen,<br />
verschiedene Techniken kennen zu lernen<br />
und gemeinsam etwas auszuprobieren.<br />
TERMINE:<br />
Gott ist ein DJ –<br />
bis Dezember 2013<br />
Brutkasten –<br />
1 x im Monat an einem Samstag<br />
www.theater-graz.com/schauspielhaus<br />
THEATER IN IHREM<br />
WOHNZIMMER<br />
Strohhalme für Elefanten mit viel Action,<br />
Profikillern, einem Atomphysiker und<br />
raffinierten Täuschungsmanövern ist<br />
das neueste Stück der Kulturinitiative<br />
Kürbis in der idyllischen Marktgemeinde<br />
Wies im Schilcherland. Aufgeführt wird<br />
dieses Stück und weitere Produktionen<br />
im Dachbodentheater oder auf Bestellung<br />
in Ihrem Wohnzimmer. Dass bei<br />
dem kreativen Kulturverein Spielfreude<br />
im Vordergrund steht, ist am Honorar<br />
für derlei Gastspiele abzulesen: Bei<br />
bis zu 15 Zusehern Euro 200 für das<br />
gesamte Ensemble! Kürbis ist auch<br />
Veranstalter von Konzerten in den<br />
Strohhalme für Elefanten<br />
Bereichen Jazz und Alternativrock, des<br />
Figurentheaterfestivals Sommertraumhafen,<br />
Organisator von Kunstprojekten wie das<br />
Kunstatelier im ehemaligen Schwimmbad,<br />
Inhaber des Labels pumpkin records und<br />
des Verlags edition Kürbis.<br />
www.kuerbis.at<br />
Foto © Lupi Spuma<br />
Foto © Manfred Kerschhofer<br />
47<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
steirischer herbst<br />
DELIKAT<br />
LIAISONS<br />
DANGEREUSES:<br />
ALLIANCES,<br />
MISAIILIANCES UND<br />
FALSCHE FREUNDE<br />
Foto © steirischer herbst 2013, united sorry<br />
Das Leitmotiv des steirischen herbst 2013<br />
fragt nach dem Wesen von gefährlichen<br />
Beziehungscocktails, nach Verbindungen,<br />
die in all ihrer Fragilität leidenschaftlich,<br />
explosiv, aber immer kraftvoll sind. Liaisons<br />
– die Übersetzung aus dem Französischen<br />
umfasst weit mehr als Techtelmechtel<br />
oder Liebesaffären, geht es doch um<br />
Verbindungen, Beziehungen und deren<br />
Transformation, in Gesellschaft, Kunst und<br />
Kultur, im Privaten wie in der Politik. Wie<br />
immer sind es mehr Fragen als Antworten:<br />
Welche Koalitionen und Kompromisse<br />
werden geschlossen, um Visionen und<br />
Ziele durchzusetzen? Welche Abhängigkeitsverhältnisse<br />
tun sich da auf? Welche<br />
Maß- und Missverhältnisse bilden sich in<br />
Seilschaften? Und was sind denn letztlich<br />
die Konstellationen, in denen nun endlich<br />
vorwärts zu kommen wäre?<br />
Der steirische herbst zeigt und unterstützt<br />
seit nunmehr vierzig Jahren und<br />
united sorry<br />
wahrhaft multi-disziplinär aktuelle künstlerische<br />
Arbeitsweisen, Handschriften,<br />
Diskurse. Recherchen, Prozesse, Entwicklungen<br />
gehören ebenso zu diesem Festival<br />
wie spektakuläre Aufführungen, groß<br />
angelegte Ausstellungen, raumgreifende<br />
Konzerte neuen Musik, architektonische<br />
Forschungen, öffentliche Debatten und<br />
nächtelanges Feiern.<br />
Als Festivalzentrum 2013 wurde im ehemaligen<br />
Zollamt in einem Raum für künstlerische<br />
Ereignisse verwandelt. Das Gelände<br />
ist nach mehrjährigem Leerstand eine<br />
wilde Liaison mit der Natur eingegangen<br />
– Götterbäume, wilder Flieder, Pflanzen<br />
unterschiedlichster Provenienz haben vom<br />
Gebäude und den umliegenden Freiflächen<br />
Besitz ergriffen. Ein Zustand, den<br />
die Künstler des deutsch-französischen<br />
Landschaftsarchitektenteams atelier le<br />
balto gewusst so belassen und in ihre<br />
Gestaltung integrieren. Hinzugefügt wird<br />
eine Gruppe merkwürdig schwebender<br />
Häuser, die, in der Nacht weithin leuchtend,<br />
eine Atmosphäre schaffen, die sich<br />
zwischen innen und außen, öffentlich und<br />
privat, zwischen transparent und verborgen<br />
bewegt.<br />
<strong>HIGHLIGHTS</strong> 2013<br />
48<br />
Foto © Wolfgang Silveri<br />
Happy End<br />
Eine Choreographie von Anna Juren<br />
zur Installation zum Roman The Happy<br />
End of Franz Kafka’s Amerika, die letzte<br />
große Installation, die der Künstler<br />
Martin Kippenberger schuf.<br />
Foto © Silvano Magnone<br />
H, an<br />
incident<br />
Ein virtuoses Sprach- und<br />
Maschinentheater<br />
Schauspieler, die aussehen, als wären sie<br />
gerade einem Cartoon entsprungen, ein<br />
Orchester aus Roboterinstrumenten, die<br />
technisch derart raffiniert ausgeführt sind,<br />
dass sie zu vollwertigen Ensemble-<br />
Mitgliedern werden, und ein isländischer<br />
Frauenchor tummeln sich auf der Bühne,<br />
die der belgische Theatermacher und<br />
Bildkünstler Kris Verdonck rund um<br />
die Texte des russischen Autors Daniil<br />
Charms gebaut hat.<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
steirischer herbst<br />
Operation<br />
Wolfshaut<br />
Zwei Regisseurinnen fassen den ehrgeizigen<br />
Plan, im weststeirischen Gößnitz<br />
gemeinsam mit der örtlichen Theatergruppe<br />
Hans Leberts Roman Die Wolfshaut auf<br />
die Bühne zu bringen. Nicht gerade leichte<br />
Kost. Für Elfriede Jelinek ist Die Wolfshaut<br />
der „erste radikal moderne Roman der<br />
österreichischen Nachkriegsliteratur“. Das<br />
Unterfangen des Regieduos erweist sich<br />
als schwieriger als gedacht, die künstlerischen<br />
Ambitionen der beiden Regisseurinnen<br />
prallen auf die Lebensrealitäten der<br />
ortsansässigen Theatergruppe.<br />
The forest<br />
project<br />
Wälder waren einst Orte voller Magie<br />
und wilder Energie. Ein Tummelplatz<br />
lüsterner Faune, verzweifelter Nymphen<br />
und geheimnisvoller Einhörner.<br />
Das Performance-Duo united sorry<br />
– Robert Steijn und Frans Poelstra –<br />
dringt gemeinsam mit einem Ensemble<br />
aus jungen, internationalen Performern<br />
tief in einen verschwiegenen<br />
Wald in Peggau nahe Graz ein. Ein<br />
magischer Trip, eine schamanische<br />
Reise zu den Wurzeln, ein später<br />
Nachmittag mit Faunen.<br />
Kredit<br />
Von der Erwartbarkeit<br />
zukünftiger Gegenwarten<br />
Der Experimentalfilmer Daniel Kötter und<br />
der Komponist Hannes Seidl haben sich<br />
einiges vorgenommen. In den nächsten<br />
Jahren wollen sie in ihrer Projektreihe<br />
Ökonomien des Handels mit den Mitteln<br />
des Film und der Komposition die grundlegenden<br />
Bedingungen sozialen Handels<br />
untersuchen.<br />
Für Kredit holen sie Vertreter des Bankenwesens<br />
auf die Bühne. Sie haben sie zuvor<br />
in Frankfurt bei der Arbeit, aber auch in<br />
der Freizeit und im Kreis ihrer Freunde mit<br />
der Kamera begleitet. Einzelne Banker<br />
sind selbst auf der Bühne und dazu singt<br />
ein Laienchor der Deutschen Bundesbank<br />
Credos der Musikgeschichte, Choräle<br />
und Kampflieder. Ein Glaubensbekenntnis<br />
wider die Wahrscheinlichkeit, Banker-<br />
Doku-Fiktion und Post-Punk-Oratorium in<br />
einem Filmsetting zwischen TV-Reportage<br />
und Hollywood.<br />
Foto © Wolfgang Silveri<br />
Foto © Johannes Gellner<br />
Foto © F.-Rainer<br />
Foto © Wolfgang Silveri<br />
Foto © Sebastian Arpesella<br />
Las Multitudes<br />
Ein junger Mann sucht mit seinen Freunden<br />
die junge Frau, in die er verliebt ist. Doch<br />
sie verehrt einen Älteren, einen Musiker,<br />
und der ist ebenfalls vergeben.<br />
Szene um Szene entwickelt der argentinische<br />
Theater- und Filmemacher Federico<br />
Leon aus dieser einfachen Situation ein<br />
außergewöhnlich poetisches, berührendes,<br />
mit feinem Witz durchwobenes Tableau<br />
der Generationen. Jeweils zwölf weibliche<br />
und zwölf männliche Vertreter jeder<br />
Generation hat Leon in Graz für diese<br />
Produktion gecastet.<br />
Anfangs treten diese als geschlossene<br />
Gruppe auf, nach und nach bilden<br />
sich Beziehungen heraus, neue Konstellationen<br />
entstehen. Eine Bank, ein<br />
Schwarm, Seilschaften und Netzwerke,<br />
ein Club. Einige entstehen<br />
spontan und chaotisch, andere sind<br />
wohl organisiert. Manche verflüchtigen<br />
sich ebenso schnell, wie sie sich gebildet<br />
haben.<br />
Marzo<br />
Der Schauplatz: Ein Raum, weit entfernt<br />
von der Wirklichkeit. Ähnlich einem Krater,<br />
den ein Meteorit vor Millionen von Jahren<br />
schlug. Wie durch ein Mikroskop – oder<br />
wie durch ein Teleskop – blicken wir auf<br />
die Menschen, die diesen Krater bewohnen.<br />
Das italienische Künstlerkollektiv Dewey<br />
Dell entwickelt Tanzarbeiten, die<br />
mit perfektem Zusammenspiel von Choreographie,<br />
Kostümen, Licht und Musik eindringliche,<br />
berückende Stimmungen und<br />
Räume erzeugen.<br />
49<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
steirischer herbst<br />
Foto © Wolfgang Silveri<br />
Danilo Correale, future in their hands<br />
50<br />
Liquid Assets<br />
Nach der Transformation<br />
des Kapitals<br />
Romuald Hazoumè, Antidépresseur, 2013<br />
Im Rückblick, heißt es, klären sich die<br />
Verhältnisse. Was im Moment von der<br />
Wucht der Ereignisse überdeckt werde,<br />
würde später sichtbar: Ursachen, Gründe,<br />
Zusammenhänge, Schuldige. Aber stimmt<br />
das auch? Sind wir heute etwa, fünf Jahre<br />
nach Ausbruch der größten Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, wirklich<br />
schlauer geworden? Haben wir die<br />
Pathologien verstanden, die eine Allianz<br />
aus Demokratie und Marktwirtschaft zu<br />
entfesseln vermag, wie wir sie nach dem<br />
Fall der Mauer für naturgegeben und<br />
alternativlos zu halten gelernt haben?<br />
Haben wir den financial turn mit all seinen<br />
Konsequenzen, seinen verheerenden<br />
Folgen für die globale Ökonomie, aber<br />
auch für Demokratie und Menschenrechte<br />
wirklich begriffen, diese dramatische<br />
Verschiebung des Verhältnisses von<br />
Real- zu Finanzwirtschaft, in der Werte,<br />
konkret wie abstrakt, in Sekundenbruchteilen<br />
geschaffen und wieder vernichtet<br />
werden? Wissen wir, wie wir da wieder<br />
rauskommen?<br />
Warum aber ist ein Ende der Misere dann<br />
nicht in Sicht? Warum ziehen wir nicht einmal<br />
aus der schieren Gewalt, die mit dem<br />
globalen Finanzkapitalismus verbunden<br />
ist, klare Konsequenzen? Und warum<br />
scheinen uns – trotz all der Experten, die<br />
uns in Talkshows und an Runden Tischen<br />
ständig die Welt erklären – die Worte<br />
zu fehlen, wenn wir versuchen, kurz und<br />
knapp zu sagen, wie uns geschieht?<br />
Es sind diese Mysterien, die Unsagbarkeiten<br />
und Unklarheiten, die Opazitäten<br />
und die dunklen Flecken eines Wirtschafts-<br />
und Finanzsystems, das sich nicht<br />
mehr selbst erklärt, mit denen sich die<br />
Arbeiten dieser international ausgerichteten<br />
Ausstellung „Liquid Assets“ beschäftigen.<br />
Um mit den Mitteln der Kunst die<br />
Geheimnisse und Logiken frei fließender<br />
globaler Kapitalströme zu erforschen, um<br />
vielleicht ein wenig besser zu verstehen,<br />
wie Geld und Schuldenmoral zwischenmenschliche<br />
Beziehungen zu prägen und<br />
deformieren vermögen.<br />
BENINISCHE SOLIDARITÄT MIT<br />
GEFÄHRDETEN WESTLERN<br />
So nennt sich die Werkschau des afrikanischen<br />
Künstlers Romuald Hazoumè, die<br />
– kuratiert von Günther Holler-Schuster -<br />
in Kooperation mit dem steirischen herbst<br />
Foto © UMJJ.J. Kucek<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
steirischer herbst<br />
im Kunsthaus Graz zu sehen ist. Die vielschichtigen<br />
Migrationsverhältnisse fordern<br />
von den multikulturellen Gesellschaften<br />
Europas ein komplexeres Verständnis des<br />
Postkolonialen heraus. Die nachhaltige<br />
Prägung der weltweiten Situation durch<br />
Kolonialismus, Dekolonisierung und neokolonialistische<br />
Tendenzen lässt auf vielfältige<br />
Weise an eine Liaison Dangereuse<br />
denken.<br />
Die Gründung einer NGO in Afrika<br />
durch den beninischen Künstler Romuald<br />
Hazoumè mit dem Ziel, verarmten Menschen<br />
in Europa zu helfen, bricht unvermittelt<br />
in dieses dichte Diskursnetz ein und<br />
eröffnet eine völlig neue Perspektive. Was<br />
wäre, wenn die Verhältnisse sich derart<br />
änderten, dass sich die Dynamik von<br />
Abhängigkeiten und Machtverhältnissen<br />
umzukehren begänne? Der hegemoniale,<br />
eurozentrische Kulturanspruch wird<br />
damit genauso unterlaufen wie die damit<br />
einhergehenden politischen und sozialen<br />
Dynamiken. Dieser Gedanke der Umkehrung<br />
von Verhältnissen, wie ihn Romuald<br />
Hazoumè in seiner Ausstellung im Kunsthaus<br />
Graz zeigt, eröffnet ungewöhnliche<br />
Sichtweisen. Sechs eigens für diese Ausstellung<br />
konzipierte Installationen spielen<br />
auf sehr ironische bzw. sarkastische Art<br />
mit dem Gedanken der Umkehrung.<br />
Schon in seinen Kanister-Masken, die<br />
seit etwa 1990 entstehen und die den<br />
Künstler mit einem Schlag weltweit bekannt<br />
gemacht haben, wird eine Haltung sichtbar,<br />
die das dichte Netz an Voraussetzungen,<br />
Problemen und Sichtweisen in<br />
Zusammenhang mit afrikanischer Gegenwartskunst<br />
präzise auf den Punkt bringt.<br />
Romuald Hazoumè ist zweifellos ein<br />
Modellfall eines Künstlers, der sehr<br />
präzise an den kulturellen Schnittstellen<br />
agiert und so zu einem der wesentlichsten<br />
Stimmen in der globalisierten Kunstentwicklung<br />
geworden ist.<br />
amness<br />
Seit einiger Zeit tauschen die beiden<br />
Tänzerinnen und Choreografinnen<br />
Fumiyo Ikeda und Un Yamada über<br />
E-Mail täglich ein Wort aus. Auf diese<br />
Art haben die beiden Frauen ein<br />
gemeinsames Vokabular von mehr<br />
als 900 Wörtern entwickelt, das<br />
ihnen als Ausgangspunkt für ihre<br />
Improvisation dient. Fumiyo hat fast<br />
an allen großen Produktionen der<br />
Tanzcompagnie Roses mitgewirkt,<br />
außerdem eigene Arbeiten mit Tim<br />
Atchells oder Alain Platel entwickelt<br />
und auch Un hat sich auf ungewöhnliche<br />
Kooperationen eingelassen<br />
– mit Mathematikern und Physikern<br />
zum Beispiel. Ergänzt wird das Duo<br />
um das Saxophon-Quintett des von<br />
Eric Sleichim in Brüssel gegründeten<br />
Musikerkollektivs Bl!ndman (sax),<br />
das neben anderen Stücken Johann<br />
Sebastian Bachs Passacaglia spielt.<br />
Foto © Hirohisa Koike<br />
Foto © Wolfgang Silveri<br />
One Night<br />
Stands<br />
Wenn zwei Künstler oder Künstlergruppen,<br />
die einander vorher noch<br />
nie begegnet sind, aufeinandertreffen,<br />
um gemeinsam einen Abend zu gestalten,<br />
dann kann sich daraus alles<br />
Mögliche und Unmögliche ergeben<br />
– ein unverbindlicher Samstagabend-<br />
Flirt, ein leidenschaftliches, ein abgründiges<br />
Abenteuer, eine verhängnisvolle<br />
Affäre.<br />
ANN LIV YOUNG<br />
SLEEPING BEAUTY<br />
Es gibt wenige Rollen, die Ann Liv Young<br />
als Performerin noch nicht auf der Bühne<br />
ausprobiert hätte. Nicht immer geht’s dabei<br />
explizit zu, aber immer wieder. Sex mit<br />
Bühnenpartnern inklusive. Gerne bezieht<br />
sie auch die Zuschauer in ihre Arbeiten<br />
ein, die sie lustvoll zwischen Pose und<br />
Provokation, zwischen Pop und Porn ansiedelt.<br />
In den ersten beiden Teilen ihrer<br />
neuen Arbeit „Sleeping Beauty“ ist das<br />
erst einmal ganz anders. Ann Liv Young<br />
nimmt sich darin auf sanfte, verspielte<br />
Weise einer Figur aus der Märchenwelt<br />
an und untersucht, warum Dornröschen<br />
in herkömmlichen Geschichten derart<br />
flach und passiv daherkommt. Erst in den<br />
Teilen 3 und 4, die im steirischen herbst<br />
uraufgeführt werden, verschärft sich die<br />
Gangart. Da führt sie mit Mary auch eine<br />
ganz neue Persona in ihren schillernden<br />
Trashkosmos ein. Eine teuflisch böse dazu.<br />
51<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
salzburg<br />
DIALOGE<br />
MOZARTEUM<br />
Drei Komponisten und eine Lichtkünstlerin treten bei jedem der Konzerte erneut in spannendem<br />
Dialog, ohne sich von der Etikette des Konzertbetriebes zu sehr zu beschränken.<br />
Die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Charles Ives und Georg Friedrich Haas<br />
bildet ein Prisma, an dem bei den Dialogen 2013 klingendes Licht sich bricht und<br />
auffächert.<br />
Durch die Ausstellung einiger wesentlicher Werke der Künstlerin Brigitte Kowanz<br />
wird das Thema räumlich erweitert. Licht ist ein Musikinstrument, sagt Georg Friedrich<br />
Haas. Eine Veränderung der Farben verändert die Wahrnehmung der Klänge. Zeitlich<br />
strukturiertes Licht wirkt wie ein lautloses Schlagzeug. In seinen Werktiteln widerspiegeln<br />
sich nicht nur Licht, sondern auch die Begriffe Schatten und Nacht. Denn die Strahlen<br />
der Sonne, wie sie Mozarts Sarastro besingt, bedürfen des dunklen Reiches der Königin<br />
der Nacht, um ihre Helligkeit definieren zu können.<br />
Jedes der Konzerte bietet besondere Spannung, neue Hörerlebnisse, wie z.B. eine<br />
Glasharmonika, ein Streichquartett, das in völliger Dunkelheit gespielt wird, ein Debut<br />
an der Propter Homines Orgel im Großen Saal des Mozarteums und ein Dialog<br />
zwischen Charles Ives’ Psalm 90 mit Mozarts Requiem. Einführungsgespräche und die<br />
DIALOGE Lounge mit Djane und Videokünstlerin Letizia Renzini ergänzen das vielschichtige<br />
Konzertprogramm.<br />
konzert TERMINE:<br />
27.11.–1.12.2013<br />
www.mozarteum.at<br />
Foto © Frank Eidel<br />
EINE MÖGLICHE<br />
KONSTRUKTION<br />
DER WIRKLICHKEIT<br />
KÜNSTLERHAUS<br />
Foto © Jakob Lena Knebl<br />
52<br />
SALUT SALON<br />
GROSSE UNIVERSITÄTSAULA<br />
Das Premierenpublikum im Hamburger<br />
Thalia Theater bebte und feierte das neue<br />
Programm Die Nacht des Schicksals von<br />
Salut Salon mit tosenden Applaus. Die vier<br />
Musikerinnen Angelika Bachmann (Geige<br />
und Gesang), Iris Siegfried (Geige und<br />
Gesang), Sonja Lena Schmid (Cello) und<br />
Anne-Monika von Twardowski (Klavier)<br />
wollen sich dem Schicksal nicht beugen,<br />
sondern selbst Schicksal spielen! Sie<br />
wagen sich an ein virtuos-akrobatisches<br />
Programm, das so von einem Kammermusik-Ensemble<br />
noch nicht zu hören war.<br />
Weitere Höhepunkte der 41. Salzburger<br />
Kulturtage sind die Gastspiele des Orquestra<br />
Sinfonica do Estado de Sao Paulo,<br />
eine Musical Gala mit Uwe Kröger und<br />
Haydns Schöpfung mit dem Orchester der<br />
Salzburger Dommusik.<br />
TERMINE: 16.–26.10.2013<br />
www.kulturvereinigung.at<br />
Realität ist eine subjektive Wahrheit,<br />
die Jakob Lena Knebl in ihrer neuen<br />
Arbeit An Eye on the Disposition of a<br />
Cloud zu verhandeln sucht. Die Arbeit<br />
zeigt eine mögliche Konstruktion der<br />
„Wirklichkeit“, die der Künstlerin, in der<br />
es keine Kategorisierungen mehr gibt<br />
– weder geschlechtsspezifischer noch<br />
künstlerischer Natur.<br />
TERMINE: bis 24.11.2013<br />
www.salzburger-kunstverein.at<br />
ORGEL<br />
ZU MITTAG<br />
GROSSER SAAL DES MOZARTEUMS<br />
Die Stiftung Mozarteum lädt zu kostenlosen<br />
Mittagskonzerten mit anschließender Besichtigung<br />
des Zauberflötenhäuschens ein.<br />
Junge Preisträger internationaler Orgelwettbewerbe<br />
spielen an der Propter<br />
Homines Orgel im Großen Saal des<br />
Mozarteums.<br />
TERMINE:<br />
8.10., 29.10.2013<br />
jeweils 12.30 Uhr<br />
Weitere Termine: www.mozarteum.at<br />
Foto © Wolfgang Lienbacher<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
salzburg<br />
Foto © Wolfgang Wössner. Courtesy: Galerie Nikolaus Ruzicska, Salzburg<br />
Lichtkunst von Brigitte Kowanz ist während der Dialoge 2013 in der Stiftung Mozarteum ausgestellt<br />
53<br />
Brigitte Kowanz Die unendliche Falte (The Endless Fold), 2007<br />
Neon, Acrylglas. 120 x 380 x 290 cm<br />
Installation Belvedere Wien, 2007<br />
Courtesy of Galerie Ruzicska<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
salzburg<br />
Foto © ecce Hauch<br />
Foto © Christina Canaval<br />
PEER GYNT<br />
ODEION<br />
Foto © Lamine Diakite<br />
„Die Idee der absoluten Wahrheit<br />
ist wahrscheinlich die zerstörerischste<br />
Idee seit Menschengedenken“ mutmaßt<br />
Regisseur Reinhold Tritscher.<br />
Seine Inszenierung von Peer Gynt ist<br />
der Versuch, die Lebensreise des<br />
Fantasten, seine Liebesgeschichte so<br />
zu erzählen, dass viele Wahrheiten,<br />
viele Sichtweisen, viele Ausdrucksformen<br />
gleichberechtigt nebeneinander stehen.<br />
Die „Wahrheit“ am Theater stellt sich<br />
nur ein, wenn die Lüge gelingt.<br />
TERMINE: 26.9.–27.10.2013<br />
www.odeion.at<br />
Faust II, Sascha Oskar Weis<br />
DAS SALZBURGER<br />
THEATEREREIGNIS<br />
SALZBURGER LANDESTHEATER<br />
Die erfolgreiche Inszenierung von Goethes<br />
Faust I am Salzburger Landestheater<br />
geht in eine neue Runde – mit der Realisierung<br />
eines Theatertraums: Ebenfalls<br />
unter der Regie von Intendant Carl Philip<br />
von Maldeghem fiebert Ensemble und<br />
Publikum der Premiere von Faust II in der<br />
Felsenreitschule entgegen. Das Doppelprojekt<br />
folgt den Spuren Max Reinhardts,<br />
der seine Karriere als professioneller<br />
Schauspieler vor 120 Jahren am Salzburger<br />
Landestheater begann. Seit der<br />
berühmt gewordenen Faust-Inszenierung<br />
von Max Reinhardt in der Felsenreitschule<br />
ist diese Faust-Stadt von Clemens Holzmeister<br />
zum historischen Ort für Goethes<br />
Faust geworden.<br />
An drei Tagen unternimmt das Ensemble<br />
die Mammutaufgabe, zuerst Faust I im<br />
Landestheater und anschließend Faust II<br />
in der Felsenreitschule zu zeigen. Mit den<br />
Eintrittskarten kann ein Faust-Menü gebucht<br />
werden.<br />
TERMINE:<br />
Faust I bis 17.12.2013<br />
Faust II bis 16.11.2013<br />
Faust I und II<br />
am 26.10., 9.,16.11.2013<br />
www.salzburger-landestheater.at<br />
54<br />
Soul Makossa Gang<br />
JAZZ & THE CITY<br />
Assoziieren Sie die Salzburger Altstadt mit<br />
Jazz und Zählkarten zum Nulltarif? Kennen<br />
Sie Jazz & the City? Bei freiem Eintritt stehen<br />
dieses Jahr 100 Konzerte in 5 Tagen an<br />
40 spannenden Spielorten am Programm!<br />
Electronic-Dance und Loungemusik gibt es<br />
in Discos und Clubs, internationale Stars der<br />
Jazzszene treten im Landestheater, im republic,<br />
in den Kavernen und entdeckenswerte<br />
Newcomer in Galerien, in Wirtshäusern und<br />
Bars auf.<br />
TERMINE: 9.–13.10.2013<br />
www.salzburgjazz.com<br />
DRACULA<br />
AUF DER FESTUNG<br />
HOHENSALZBURG<br />
„Treten Sie frei und aus eigenem Entschluss<br />
ein. Sie können alle Räume im<br />
Schloss betreten, ausgenommen jene,<br />
deren Türen verschlossen sind.“<br />
In einer theatralischen Lesung beherrscht<br />
Graf Dracula an zwei<br />
Foto © festung-salzburg<br />
Abenden die Festung Hohensalzburg.<br />
Die Besucher treffen sich um 19.30 Uhr<br />
bei der Mittelstation der Festungsbahn.<br />
Von dort spazieren sie zur Burgschenke<br />
auf der Festung. Auf dem Weg dorthin<br />
erzählt Ludwig Weissenberger Wahres<br />
und Erfundenes über Graf Dracula. In der<br />
Burgschenke liest Daniela Meschtscherjakov<br />
unter der musikalischen Begleitung<br />
von Christian Meschtscherjakov aus dem<br />
Schauerroman von Bram Stoker. Ludwig<br />
Weissenberger wird einige Szenen spielen.<br />
TERMIN:<br />
25., 31.10.2013<br />
Anmeldung unter<br />
office@festung-salzburg.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
salzburg<br />
Foto © Courtesy Galerie Bernheimer<br />
Gregor Törzs, Pérolle<br />
PLATINUM!<br />
BERNHEIMER MÜNCHEN<br />
In der Galerie Bernheimer in München werden diesen Herbst<br />
Platinum-Bilder von herausragenden Photographiekünstler des<br />
20. und 21. Jahrhunderts gezeigt - darunter Werke von Herb<br />
Ritts, Mark Seliger, Gregor Törzs, Irving Penn und Sebastian<br />
Copeland. Alle Arbeiten wurden in der speziellen und hochwertigen<br />
Technik der Platinum-Handabzüge gefertigt.<br />
Bernheimer Fine Art Photography<br />
Brienner Straße 7, München<br />
Foto © Courtesy Galerie Bernheimer<br />
Auch in Österreich ist die renommierte Kunstgalerie ‚Bernheimer<br />
Fine Old Masters‘ aktiv. Im Schloss Fuschl am Fuschlsee<br />
bei Salzburg wurde eine hochwertige Gemäldesammlung<br />
Alter Meister zusammengestellt, die in der internationalen<br />
Hotelszene ohne Beispiel ist. Die beachtlichen Werke sind in<br />
den öffentlichen Bereichen sowie in Suiten in Form einer Kunstausstellung<br />
zu sehen.<br />
Mit seiner unvergleichlichen Lage am smaragdgrünen See<br />
beherbergt Schloss Fuschl seit 1450 Erzbischöfe, Kaiserinnen und<br />
Filmstars und ist heute eines des exklusivsten Hotels in Europa.<br />
TERMIN:<br />
Herbst 2013<br />
www.bernheimer.com<br />
55<br />
Dauerausstellung<br />
‚Fine Old Masters’<br />
www.schlossfuschlsalzburg.com<br />
Sebastian Copeland, Greenland Storm<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
tirol<br />
56<br />
STAUNEN UND WUNDERN<br />
SCHLOSS AMBRAS<br />
Selten zuvor war in Tirol eine Ausstellung mit so vielen Künstlerinnen und Künstlern von<br />
Weltgeltung wie nun auf Schloss Ambras zu sehen. Die Ausstellung Gegenwelten<br />
zeigt Werke von Giuseppe Penone, Jannis Kounellis, Valie Export, Franz West, Gregor<br />
Schneider, Fischli & Weiss, Martin Kippenberger, Peter Kogler, Lois Weinberger, Thomas<br />
Hirschhorn, Markus Schinwald, Gottfried Bechtold, August Walla, Cloti Ricciardi,<br />
Kenneth Anger, Franziska Metzger, Esther Stocker und vielen anderen. Hinzu kommen<br />
zentrale Arbeiten des Art Brut Künstlers Adolf Wölfli, des Schweizer Literaten Robert<br />
Walser, von Joseph Beuys, Günther Brus, Werner Herzog, Raimund Abraham, Kinderzeichnungen<br />
aus dem KZ Theresienstadt sowie zahlreiche kulturhistorische und<br />
ideengeschichtliche Objekte. Zu sehen sind das Sindbadspiel des Paul von Rittinger<br />
und Werke außereuropäischer Kulturen.<br />
Gegenwelten bespielt den gesamten Komplex dieses beeindruckenden Ensembles<br />
aus dem 16. Jahrhundert. Neben den Sonderausstellungsräumen im Hochschloss und<br />
der Porträtgalerie werden die Kunst und Wunderkammer, die Bacchusgrotte, das<br />
Badehaus und der Hof des Hochschlosses mit einbezogen.<br />
Das 21. Jahrhundert gilt bislang nicht als ein Zeitalter großer phantastischer Utopien.<br />
Gesellschaftliche Gegenentwürfe zur westlich-kapitalistisch orientierten Welt wie der<br />
historische Kommunismus werden als gescheitert bewertet, neue sind kaum zu erkennen.<br />
Durch Techniken der Globalisierung, vor allem dem Internet, scheint die Welt näher<br />
zusammenzurücken und doch herrscht nicht der Eindruck von Freiheit, sondern der<br />
einer allumfassenden Überwachung und Disziplinierung.<br />
Was aber sind Gegenwelten in einer Welt, die durch große Flexibilität charakterisiert<br />
ist, in der die Simultanität aller Ereignisse und aller gesellschaftlichen Diskurse vorherrscht,<br />
in der Normen und Werte in einem beständigen Wechsel von Auflösung und<br />
Neuformulierung begriffen sind? Die Ausstellung auf Schloss Ambras und die Internationale<br />
Tagung an der Universität Innsbruck versuchen sich diesen Themenstellungen zu<br />
nähern und mit spannenden Arbeiten und Ideen einen Beitrag dazu zu leisten.<br />
Schloss Ambras ist für Gegenwelten ein idealer Ort der Ausstellung. Ist doch die<br />
dortige Kunst- und Wunderkammer ein herausragendes Beispiel für den Umgang mit<br />
Gegenwelten zur Zeit der Spätrenaissance und des Manierismus. Die von Erzherzog<br />
Foto © Xenia Ressos<br />
Gegenwelten, Giuseppe Penone<br />
Ferdinand II. als museales Ensemble angelegte<br />
Kunst- und Wunderkammer,<br />
Rüstkammer und Bibliothek sind Ausdruck<br />
einer Idee, die Welt in ihrer Gesamtheit<br />
darzustellen. Der Blick in andere Welten<br />
geschah mit dem Verständnis, dass diese<br />
Gegenwelten Teile einer Gesamtheit<br />
sind. Statt Vollendung und Geschlossenheit<br />
herrschte die Idee der Offenheit,<br />
der <strong>Freud</strong>e über das Neue, das nicht zu<br />
Verstehende und das Interesse an Grenzüberschreitungen<br />
vor.<br />
Diesem Ansatz folgt auch die Ausstellung<br />
„Gegenwelten“ auf Schloss Ambras, indem<br />
aktuelle künstlerische Werke das Thema<br />
„Gegenwelten“ aus unserer heutigen<br />
Perspektive heraus entwickeln, kommentieren<br />
und in Frage stellen. Sie treten<br />
dabei teilweise in einen direkten Dialog<br />
mit den Objekten der Kunst- und Wunderkammer<br />
und der Porträtgalerie. Ein zweiter<br />
Teil der Ausstellung: Gegenwelten-Archiv<br />
betitelt, legt den Schwerpunkt auf kulturhistorische<br />
und ideengeschichtliche Objekte<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />
Hier wird Personen und Ereignissen Raum<br />
gegeben, die Gegenwelten entworfen,<br />
erforscht, proklamiert und Teil von ihnen<br />
waren, in ihnen gelebt haben. Die Ausstellung<br />
kann neue Impulse geben und<br />
durch die Zusammenschau neue Blickund<br />
Gedankenmöglichkeiten eröffnen.<br />
Foto © Archivio Penone<br />
Gegenwelten, Jannis Kounellis<br />
TERMINe: bis 23.3.2014<br />
www.schlossambras-innsbruck.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
tirol<br />
Foto © Tom Benz<br />
Intendant Gustav Kuhn<br />
EINE ZUSATZVORSTELLUNG RIGOLETTO<br />
FESTSPIELHAUS ERL<br />
gibt es bei den Tiroler Festspielen Erl anlässlich<br />
einer Aufzeichnung für Servus TV.<br />
Verdi-Fans, die im Sommer keine Karten<br />
ergattern konnten, haben nochmals die<br />
Chance, diese Inszenierung zu sehen.<br />
Die Zuschauer von Servus TV erhalten<br />
zudem Einblick in die Proben, Intendant<br />
Gustav Kuhn zeigt im Gespräch mit Ion<br />
Holender, was wichtig ist bei der Entwicklung<br />
einer Opernproduktion. Wie<br />
werden die Sänger ausgewählt und<br />
gefunden?<br />
TERMINe: 9.11.2013<br />
www.tiroler-festspiele.de<br />
SENDETERMINE:<br />
www.servustv.com<br />
DIE SÄCHSISCHE<br />
STAATSKAPELLE<br />
DRESDEN<br />
CONGRESS INNSBRUCK SAAL TIROL<br />
gibt ein Gastkonzert in Innsbruck. Unter<br />
dem südkoreanischen Stardirigenten<br />
Myung-Whun Chung kommt die größtenteils<br />
auf Tiroler Boden in Toblach komponierte<br />
Symphonie Nr. 9 von Gustav<br />
Mahler zur Aufführung.<br />
TERMINe: 23.10.2013<br />
www.meisterkammerkonzerte.at<br />
Foto © Matthias Creutziger<br />
NON(N)SENS<br />
TIROLER LANDESTHEATER<br />
Singende Nonnen gab es schon vor<br />
Sister Act – und das sehr erfolgreich.<br />
Seit seiner Uraufführung 1986, als es<br />
als bestes Off-Broadway-Musical aus-<br />
Foto © Rupert Larl<br />
gezeichnet wurde, ist Non(n)sens ein<br />
Dauerbrenner auf den Bühnen der Welt:<br />
Mehr als 5.000 Inszenierungen in 21<br />
Sprachen zeigen, dass der ebenso warmherzige<br />
wie freche Blick sowohl auf das<br />
Nonnenleben wie auf das Showbusiness<br />
die Herzen der Menschen berührt. Insbesondere<br />
mit dem sensationell guten<br />
Ensemble in den Kammerspielen Innsbruck.<br />
Dale Albright begeistert als unglaublich<br />
komische Oberin, dem die weiteren vier<br />
Schwestern mit Tempo, Tanzfreude und<br />
Aberwitz in nichts nachstehen. Die musikalische<br />
Einrichtung von Hansjörg Maringer<br />
(Drums) mit Stephan Costa an Piano und<br />
Keyboards, Max Bauer an Klarinette und<br />
Saxophon sowie Andy Veit und Jessi Kreuz<br />
alternierend am Bass, teilt mit den hervorragenden<br />
Darstellen den frenetischen<br />
Applaus des Premierenpublikums.<br />
TERMINe: bis 30.11.2013 /<br />
17.1., 18.1.2014<br />
www.landestheater.at<br />
57<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
magic moments<br />
Vorarlberg<br />
Stay Bühnenbild für Reflections<br />
Foto © Théâtre du Châtelet<br />
zeichnen sich die Arbeiten von Barbara<br />
Kruger durch ein hohes soziales Engagement<br />
aus und setzen sich für die Rechte<br />
der Frau, für Meinungsfreiheit und für ein<br />
kritisches Bewusstsein gegenüber den<br />
Verlockungen der Konsumkultur ein sowie<br />
dafür, wie unser Leben Tag und Nacht<br />
durch Macht und Ohnmacht bestimmt wird.<br />
Diese im besten Sinne des Wortes plakativen<br />
Werke bestechen durch ihre direkte<br />
Ansprache in Form von Fragen oder klaren<br />
Statements. Legendär sind bereits heute die<br />
von ihr in verschiedenen Zusammenhängen<br />
verwendeten Aussagen wie »I shop, therefore<br />
I am«, »Your body is a battleground«<br />
oder »We don’t need another hero«.<br />
Ähnlich wie Barbara Kruger die Bilder,<br />
die sie mit diesen und anderen Sätzen<br />
kombiniert, aus dem Pool des visuellen<br />
gesellschaftlichen Gedächtnisses fischt, so<br />
greift sie meistens auch bei den von ihr<br />
verwendeten Wörtern und Sentenzen auf<br />
Vorgefundenes zurück. In beiden Fällen<br />
ignoriert sie bewusst jede Hierarchie zwischen<br />
Hohem und Trivialem und kreiert so<br />
die für sie charakteristischen Werke, die<br />
ebenso politisch, ikonisch und poetisch sind.<br />
58<br />
BELIEVE + DOUBT<br />
KUNSTHAUS BREGENZ<br />
Wie kaum einer anderen Künstlerin gelingt<br />
es Barbara Kruger bereits seit über vier<br />
Jahrzehnten, überzeugend und vielfältig<br />
die ambivalente Wirkung der Massenmedien<br />
und deren Verführungskraft in<br />
eindrücklichen Kunstwerken zu verhandeln.<br />
Sie nahm sowohl an der documenta 7<br />
(1982) als auch an der documenta 8 (1987)<br />
in Kassel teil und erhielt 2005 auf der 51.<br />
Biennale in Venedig den Goldenen Löwen<br />
für ihr Lebenswerk.<br />
Umso bemerkenswerter ist es, dass die drei<br />
Stockwerke umfassende Präsentation im<br />
Kunsthaus Bregenz ihre erste große institutionelle<br />
Einzelausstellung in Österreich ist. Die<br />
nun von der Künstlerin speziell für das Kunsthaus<br />
entwickelte Einzelausstellung bietet die<br />
Möglichkeit, die breite Vielfalt ihrer Vorgehensweise<br />
in den unterschiedlichen Medien<br />
zu erkunden. Neben einer Vielzahl ihrer<br />
bekannten Fotocollagen aus den 1980er<br />
Jahren und einer ein gesamtes Stockwerk<br />
einnehmenden Vier-Kanal-Videoarbeit von<br />
2004 präsentiert sie in Bregenz größtenteils<br />
aktuelle, für den einmaligen Bau des<br />
Kunsthauses konzipierte Installationen. Ihre<br />
Videos, Installationen, Collagen, Plakate<br />
und Fotografien bestechen unter anderem<br />
durch eine bewusste Reflexion des Kunstsystems,<br />
seiner Hierarchien, Strategien und<br />
Präsentations- sowie Distributionszusammenhänge.<br />
Den begrenzten Radius dieses<br />
Systems verlässt Barbara Kruger immer<br />
wieder, indem sie Projekte für Zeitschriften,<br />
Plakatwände oder andere Medien und<br />
Orte im öffentlichen Raum entwirft.<br />
Bereits zu Beginn ihrer Karriere Mitte der<br />
1970er Jahre griff Barbara Kruger für ihre<br />
schwarz-weiß collagierten Fotoarbeiten<br />
auf Abbildungen aus den Massenmedien<br />
zurück. Ihre erste intensive Beschäftigung<br />
mit Printmedien erfolgte kurz nach ihrem<br />
Kunst- und Design-Studium als Grafikerin<br />
und Bildredakteurin beim Condé Nast<br />
Verlag in New York. Die Erfahrungen bei<br />
den Zeitschriften Mademoiselle und House<br />
and Garden zum Beispiel offenbarten ihr<br />
früh die Macht der Bilder, ihr Potenzial zur<br />
Abschreckung wie auch zur Verführung.<br />
Die formalen, inhaltlichen und visuellen<br />
Botschaften dieser spezifischen Kommunikationsstrategien<br />
kommentierte und potenzierte<br />
Barbara Kruger im Laufe ihrer Karriere<br />
durch ein breites Spektrum verwendeter<br />
Bilder und eingefügter Worte und Sätze.<br />
Sie entlarvte auf diese Weise deren problematische<br />
Mehrdeutigkeit. Grundsätzlich<br />
TERMINE: bis 12.1.2014<br />
www.kunsthaus-bregenz.at<br />
Weitere Highlights:<br />
20.10., 1.12.2013 und 5.1.2014 um 15.30 Uhr:<br />
Öffentliche Improvisation des Tanzprojektes<br />
Body Mind Shopping Barbara Kruger –<br />
Im Dialog mit den Werken von Barbara<br />
Kruger entwickelt die Tänzerin Silvia Salzmann<br />
zusammen mit Leonie Humitsch eine<br />
Tanzperformance, in der sie die in der<br />
Schau verhandelten Themen aufnimmt und<br />
daraus ein Tanzstück erarbeitet, das am<br />
11.1.2014 um 19 Uhr im KUB aufgeführt wird.<br />
Das in enger Zusammenarbeit mit der<br />
Künstlerin gestaltete Katalogbuch vermittelt<br />
in großzügig präsentierten Installationsfotos<br />
die enorm aktuelle Aussage- und Anredekraft<br />
der Arbeiten Barbara Krugers.<br />
Herausgegeben von Yilmaz Dziewior<br />
Erscheinungstermin: Dezember 2013<br />
KUB Online-Shop<br />
www.kunsthaus-bregenz.at<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
magic moments<br />
Vorarlberg<br />
Foto © illy & Hells<br />
eine blendend helle moralische Intelligenz<br />
verbergen, entgeht noch immer<br />
vielen, die nur aufs Lachen und auf<br />
Pointen aus sind. Max Goldt gehört<br />
gelesen, gerühmt und ausgezeichnet.<br />
Foto © Vorarlberger Landestheater<br />
MUTTER COURAGE<br />
UND IHRE KINDER<br />
VORARLBERGER LANDESTHEATER<br />
Bert Brecht sah in der Historisierung eines<br />
Themas die größte Möglichkeit für den<br />
Zuschauer, einen aktuellen Bezug herzustellen.<br />
Seit der Uraufführung von Mutter<br />
Courage und ihre Kinder ist die Anzahl<br />
der weltweiten Kriege, der Kriegsgewinner<br />
und –Verlierer steigend. Die Uraufführung<br />
1941 in Zürich hat auch bei der Neuinszenierung<br />
im Vorarlberger Landestheater<br />
eine große Bedeutung. Erstmals wird diese<br />
Fassung mit der Musik von Paul Burkhard<br />
in Österreich zur Gänze gespielt. Intendant<br />
Alexander Kubelka führt Regie und<br />
setzt auf eine choreographierte Ebene<br />
und auf poetische Bilder. Gemeinsam mit<br />
den großartigen Darstellern, allen voran<br />
Adelheid Bräu in der Titelrolle, Stefanie<br />
Staltmeier als Yvette und Burkhard Wolf<br />
als Feldprediger kommt eine hervorragende<br />
Aufführung auf die Bühne des<br />
Vorarlberger Landestheaters.<br />
TERMIN: 24.10.2013<br />
www.spielboden.at<br />
TERMIN: bis 05.11.2013<br />
www.landestheater.org<br />
Foto © Rômulo Juracy<br />
DIE SCHÖNHEIT<br />
DES TEUFELS<br />
SPIELBODEN DORNBIRN<br />
Max Goldt<br />
DIE CHEFIN<br />
VERZICHTET<br />
SPIELBODEN DORNBIRN<br />
Max Goldt liest Skurilles, Grelles und<br />
Bedächtiges aus seinem neuen Erzählband<br />
Die Chefin verzichtet. Daniel Kehlmann<br />
über Max Goldt: Dass Max Goldts Werk<br />
sehr komisch ist, weiß ja nun jeder gute<br />
Mensch zwischen Passau und Flensburg.<br />
Dass es aber, liest man genau, zum am<br />
feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere<br />
Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder<br />
an Eleganz und Poesie enthält und dass<br />
sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten<br />
die genaueste Komposition und<br />
Koffi Kôkô<br />
Der legendäre Mitbegründer der modernen<br />
afrikanischen Tanzszene, Voodoo-<br />
Priester und Grande Sénieur des Danse<br />
Africaine, kommt nach Dornbirn.<br />
Er kreierte einen Tanzstil, dessen rituelle<br />
Ausprägungen zur Grundlage seiner<br />
Rezeption und Neuschöpfung moderner<br />
Tanz- und Theaterkultur wurde. Er lebt in<br />
Benin und Frankreich.<br />
La Beauté du Diable – die Schönheit des<br />
Teufels – ist ein spirituelles und elegantes<br />
Stück. Der Tanz von Koffi Kôkô darin ist<br />
mühelos, überraschend und stets gepaart<br />
mit einer inneren Freiheit. Getragen von<br />
drei hochkarätigen Musikern, scheint er<br />
über den Dingen zu schweben.<br />
TERMIN: 9.11.2013<br />
Workshop mit Koffi Kôkô<br />
7.11., 8.11.2013<br />
www.tanzist.at<br />
59<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
KULINARIK<br />
Johann Lafer<br />
vorspeise<br />
KOCHEN UND BÜHNE<br />
Was haben kochen und Theater, Tanz und Musik gemeinsam? Wenn Johann Lafer über kochen spricht, drängen sich Parallelen auf:<br />
‚Nichts ist dabei bereichernder als der lebendige Gedankenaustausch, das gemeinsame Genießen und das begeisternde Fachsimpeln<br />
mit anderen’. Wenn Johann Lafer unterwegs ist, liebt er es, sich auf eindringliche Aromen, Farben und Düfte, auf exotische Gewürze und<br />
Zubereitungsarten und auf unbekannte Köstlichkeiten einzulassen ‚Was kann es Schöneres geben, als mit allen Sinnen darin aufzugehen<br />
und möglichst viel davon als reichen Erfahrungsschatz für sich mitzunehmen. So heben sich Grenzen auf und der Horizont erweitert sich.<br />
Ich schöpfe mit <strong>Freud</strong>e aus diesem reichen Gedankenspeicher und entwickle mein Repertoire stetig weiter’.<br />
Das folgende Menü aus dem Prachtband ‚DIE WELT IN LAFERS KÜCHE’ lässt viel Raum zum<br />
lebendigen Gedankenaustausch mit Freunden nach einem anregenden Theaterabend.<br />
60<br />
Muscheln auf<br />
kreolische Art<br />
ZUTATEN<br />
Für 4 Portionen:<br />
2 Zwiebeln<br />
2 kleine rote Chilischoten<br />
3-4 Knoblauchzehen<br />
25 g frischer Ingwer<br />
2 TL Meersalz<br />
1 TL schwarze Pfefferkörner<br />
500 g Kirschtomaten (nach Belieben rote und<br />
gelbe gemischt)<br />
3-4 Zweige Thymian<br />
2-3 EL Olivenöl<br />
2-3 TL Kurkumapulver<br />
2 EL brauner Zucker<br />
50 ml Rotweinessig<br />
100 ml Fischfond<br />
28 Grünschalenmuscheln<br />
(küchenfertig, meist tiefgekühlt erhältlich;<br />
ersatzweise große Miesmuscheln)<br />
schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
Gartenkresse (nach Belieben)<br />
Außerdem: Mörser / Backpapier<br />
ZUBEREITUNG<br />
1.<br />
Die Zwiebeln schälen, halbieren und in feine Streifen<br />
schneiden. Die Chilischoten längs halbieren, entkernen, waschen<br />
und fein hacken. Knoblauch und Ingwer schälen. Beides zuerst<br />
hacken, dann im Mörser mit Meersalz und Pfefferkörner zu<br />
einer feinen Paste zerstampfen.<br />
2.<br />
Die Tomaten waschen und je nach Größe halbieren.<br />
Den Thymian waschen und trocken schütteln, die Blättchen<br />
abzupfen und hacken.<br />
3.<br />
Das Öl in eimen breiten Topf erhitzen, die Zwiebelstreifen<br />
darin etwa 3 Minuten dünsten. Die Knoblauch-Ingwer-Paste,<br />
Chili, Thymian und Kurkumapulver unterrühren.<br />
4.<br />
Die Tomatenhälften untermischen. Den Zucker darüberstreuen<br />
und schmelzen lassen, dann mit Essig ablöschen. Den<br />
Fond dazugießen und alles zugedeckt bei kleiner Hitze etwa<br />
5 Minuten köcheln lassen.<br />
5.<br />
Inzwischen den Backofen auf 200° vorheizen. Vier<br />
Stück Backpapier (ca. 30x20 cm) nebeneinander auf eine<br />
Arbeitsfläche legen. Jeweils zwei Drittel von der Tomaten-<br />
Würzmischung darauf verteilen. Dann je 7 Muscheln in einer<br />
Reihe daraufsetzen. Die restliche Tomaten-Würzmischung über<br />
die Muscheln träufeln und mit Pfeffer würzen.<br />
6.<br />
Jeweils ein zweites Stück Backpapier (etwas größer<br />
als das erste) darauflegen. Beide Bögen an den Seiten<br />
doppelt oder dreifach falzen, so dass aus den Päckchen kein<br />
Dampf entweichen kann. Die Päckchen mit Büroklammern<br />
fixieren und auf ein Backblech legen. Im Backofen (Mitte,<br />
Umluft 180°) in etwa 12 Minuten garen.<br />
7.<br />
Die Päckchen herausnehmen und auf Teller setzen. Mit<br />
einem kleinen Messer oder einer Schere aufschneiden (Achtung,<br />
heißer Dampf entweicht!). Geschlossene Muscheln wegwerfen.<br />
Die Muscheln nach Belieben mit Kresse bestreuen und sofort<br />
servieren. Dazu passt Brot, gedämpfter Reis oder Pasta.<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
KULINARIK<br />
Johann Lafer<br />
vorspeise<br />
Foto © Gräfe und Unzer Verlag / Fotografie: Michael Wissing<br />
61<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
KULINARIK<br />
Johann Lafer<br />
hauptspeise<br />
Wachtelbrust<br />
mit süSS-scharfer Pflaumensauce<br />
ZUTATEN<br />
Für 4 Portionen:<br />
1 rote Zwiebel<br />
10 g frischer Ingwer<br />
3 Pflaumen<br />
2 rote Chilischoten<br />
2-3 EL Zucker<br />
150 ml Pflaumenwein<br />
3 EL Hoisinsauce (Asienladen)<br />
1 Limette<br />
Salz / Pfeffer aus der Mühle<br />
1 mittelgroße Salatgurke<br />
1 kleine Stange Lauch<br />
ZUBEREITUNG<br />
3 Stängel Koriandergrün<br />
1 EL Honig<br />
2-3 EL Sesamöl<br />
1 EL Reisessig<br />
4 Wachteln<br />
50 g Butterschmalz<br />
100 g Weizenmehl<br />
2 Eier<br />
1 TL Backpulver<br />
75 ml Milch<br />
2 EL Sesamsamen (nach Belieben)<br />
1 Kästchen Shiso-Kresse (nach Belieben)<br />
62<br />
1.<br />
Für die Sauce Zwiebel und Ingwer schälen und in Scheiben<br />
schneiden. Die Pflaumen waschen, halbieren, entsteinen und<br />
würfeln. Die Chilischoten längs halbieren, entkernen, waschen<br />
und 1 Chilischote in kleine Stücke schneiden.<br />
2.<br />
Den Zucker in einem Topf hellbraun karamellisieren lassen.<br />
Zwiebel, Ingwer, Chili und Pflaumen unterrühren, dann mit<br />
Pflaumenwein ablöschen. Die Hoisinsauce dazugeben und<br />
alles aufkochen. Die Sauce offen bei kleiner Hitze etwa 20<br />
Minuten köcheln lassen.<br />
3.<br />
Die Sauce mit einem Pürierstab pürieren und durch ein<br />
feines Sieb in einen Topf passieren. Den Saft der Limette auspressen.<br />
Die Pflaumensauce offen weitere 4 Minuten einkochen lassen.<br />
Die Sauce mit Salz, Pfeffer und Limettensaft würzen und abkühlen<br />
lassen.<br />
4.<br />
Inzwischen die Gurke schälen, längs vierteln und entkernen.<br />
Die Viertel in dünne Scheiben schneiden. Das Koriandergrün<br />
waschen und trocken schütteln, die Blätter abzupfen und grob<br />
hacken. Die übrige Chilischote in feine Streifen schneiden. Chili,<br />
Gurke, Lauch, Honig, Koriandergrün, Sesamöl und Reisessig<br />
verrühren. Den Salat mit Salz und Pfeffer würzen.<br />
5.<br />
Den Backkofengrill vorheizen. Die Wachteln kalt abbrausen,<br />
mit Küchenpapier trocken tupfen. 1 EL Butterschmalz in einer<br />
ofenfesten Pfanne erhitzen, die Wachteln darin auf der Brustseite<br />
3-4 Minuten anbraten. Die Wachteln auf den Rücken legen<br />
und gleichmäßig mit der Pflaumensauce bestreichen. Die<br />
Wachteln unter dem Backofengrill (Mitte) in etwa 10 Minuten<br />
goldbraun braten.<br />
6.<br />
Das Mehl in eine Schüssel sieben. Mit Eiern, 1 Prise Salz,<br />
Backpulver und Milch zu einem glatten Teig verrühren. Aus<br />
dem Teig 8 Pfannkuchen backen. Dafür das restliche Butterschmalz<br />
in einer Pfanne erhitzen, je 1 EL Teig dazugeben und<br />
den Teig auf jeder Seite etwa 2 Minuten backen. Die Pfannkuchen<br />
herausnehmen und warm halten, bis alle Pfannkuchen<br />
gebacken sind. Nach Belieben die Sesamsamen in einer Pfanne<br />
ohne Fett rösten, dann abkühlen lassen.<br />
7.<br />
Die Wachtelbrüste und Keulen rechts und links von den<br />
Knochen schneiden. Je 1 Pfannkuchen und 1 Keule mit etwas<br />
von der restlichen Pflaumensauce auf Tellern anrichten. Den<br />
Gurken-Lauchsalat auf den Pfannkuchen verteilen und je 1-2<br />
Wachtelbrüstchen daraufsetzen. Nach Belieben mit gerösteten<br />
Sesamsamen und Shiso-Kresse bestreuen und servieren.<br />
INFO<br />
Shiso-Kresse wird im Handel meist als Mix von vier Sorten<br />
angeboten; Shiso Purple, Shiso Green, Daikon Kresse und<br />
Mustard Kresse. Sie bereichern die feine Küche mit einer<br />
Vielfalt an Aromen und sehen durch ihre verschiedenen<br />
Formen und Farben sehr dekorativ aus.<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
KULINARIK<br />
Johann Lafer<br />
hauptspeise<br />
Foto © Gräfe und Unzer Verlag / Fotografie: Michael Wissing<br />
63<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
KULINARIK<br />
Johann Lafer<br />
dessert<br />
SüSSe Kokosklebreis-Sushi<br />
ZUTATEN<br />
64<br />
Für 4-6 Portionen:<br />
Reis<br />
3 Stangen Zitronengras<br />
75 g Zucker<br />
500 ml ungesüßte Kokosmilch (Dose)<br />
100 g Klebreis<br />
2 EL Pflaumenwein<br />
Crêpes:<br />
2 Eier<br />
100 g Mehl<br />
3 EL Kakaopulver<br />
ZUBEREITUNG<br />
1.<br />
Das Zitronengras waschen und putzen, mit einem Plattiereisen<br />
oder einem schweren Stielkopf zerstampfen. Zitronengras,<br />
Zucker und Kokosmilch in einen Topf geben. Die Mischung<br />
aufkochen, beiseitestellen und etwa 15 Minuten ziehen lassen.<br />
2.<br />
Den Reis in eine Schüssel mit kaltem Wasser geben und<br />
waschen. Das Waschen 3- bis 4-mal wiederholen. Den Reis<br />
abgießen und in einen Topf geben.<br />
3.<br />
Die Zitronengras-Kokosmilch-Mischung durch ein Sieb<br />
über den Reis gießen. Alles aufkochen und den Reis offen<br />
bei mittlerer Hitze unter häufigem Rühren in etwa 20 Minuten<br />
garen. Anschließend abkühlen lassen.<br />
4.<br />
Inzwischen Eier, Mehl, Kakaopulver, Milch und Zucker<br />
zu einem glatten Teig verrühren. Den Teig zugedeckt etwa<br />
10 Minuten ruhen lassen. Aus dem Teig 4 große, dünne<br />
Crêpes backen. Dafür das Butterschmalz in einer großen<br />
Pfanne erhitzen, den Teig portionsweise dazugeben und<br />
ausbacken. Dann herausnehmen und abkühlen lassen.<br />
5.<br />
Die Pflaumen waschen, entsteinen und in dünne Scheiben<br />
schneiden. Aus dem kalten Reis mit angefeuchteten Händen<br />
kleine längliche Klößchen formen und diese mit den Pflaumenscheiben<br />
belegen.<br />
6.<br />
Die Erdbeeren waschen und putzen. Die Kiwi schälen.<br />
Beides in dünne Scheiben schneiden. Auf die Hälfte der<br />
Scheiben etwas Reis verteilen, restliche Obstscheiben darauflegen.<br />
7.<br />
200 ml Milch<br />
3 EL Zucker<br />
Butterschmalz zum Braten<br />
Sushi<br />
2 Pflaumen (rote und/oder gelbe)<br />
3-4 große Erdbeeren<br />
1 Kiwi<br />
¼ Wassermelone<br />
½ Honigmelone<br />
1 Passionsfrucht<br />
Für die Röllchen 3 Crêpes in etwa 16 cm breite und 12<br />
cm große Rechtecke schneiden. Den Reis etwa 1 cm dick darauf<br />
verteilen. Das Wassermelonenfruchtfleisch entkernen, in etwa<br />
1 cm dicke Streifen schneiden, diese auf den Reis legen und<br />
die Crépes straff einrollen. Die Röllchen mit einem scharfen<br />
Messer in etwa 2 cm dicke Stücke schneiden.<br />
8.<br />
Den letzten Crêpe in etwa 3 cm breite und 6-8 cm lange<br />
Streifen schneiden. Den restlichen Reis zu Klößchen formen<br />
und mit den Crêpestreifen umwickeln. Die Honigmelone schälen,<br />
entkernen und klein würfeln. Die Passionsfrucht halbieren,<br />
das Mark herauskratzen und mit den Melonenwürfelchen<br />
mischen. Diese Mischung in die ummantelten Reisklößchen<br />
füllen. Dazu passt frisches Mango- oder Himbeerpüree.<br />
Die Welt in<br />
Lafers Küche<br />
70 Klassiker und ihre<br />
kreativen Variationen<br />
• 480 Seiten<br />
• über 1000 Fotos<br />
• ISBN: 978-3-8338-3517-9<br />
• erschienen: September 2013<br />
• Gräfe und Unzer Verlag<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
KULINARIK<br />
Johann Lafer<br />
dessert<br />
Foto © Gräfe und Unzer Verlag / Fotografie: Michael Wissing<br />
65<br />
HERBST 2013 | INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong>
Winterfest<br />
Salzburg<br />
66<br />
Vorhang auf<br />
für’s<br />
Winterfest<br />
6 Wochen charmante, urbane, spektakuläre und<br />
außergewöhnliche Kunst im Volksgarten Salzburg<br />
Der zeitgenössische Circus verdrängt<br />
durch seine außergewöhnliche Vielseitigkeit<br />
allmählich die traditionelle Vorstellung<br />
von Circus mit „Artisten, Tieren, Attraktionen“.<br />
Tanz und Artistik fließen in die<br />
Produktionen ebenso mit ein wie Musik,<br />
darstellende Kunst und sogar Elemente<br />
des Figurentheaters. Hierzulande ist dieser<br />
neue Circus, der Menschen jedes Alters<br />
begeistern kann, jedoch vergleichsweise<br />
unterrepräsentiert. Der Wunsch dies zu<br />
ändern, ist die Motivationsquelle für<br />
Winterfest-Gründer und Intendant Georg<br />
Daxner, der das Festival 2001 ins Leben<br />
gerufen hat. Was als einfaches Circusfest<br />
mit einer Compagnie begann, entwickelte<br />
sich mit den Jahren zum größten Festival<br />
für zeitgenössische Circuskunst im gesamten<br />
deutschsprachigen Raum und bleibt eine<br />
der wenigen Möglichkeiten einen Einblick<br />
in den Facettenreichtum dieser Kunstform<br />
zu bekommen.<br />
Seit zwölf Jahren entsteht nun jährlich ab<br />
November eine zauberhafte Zeltstadt im<br />
Volksgarten Salzburg. Zahlreiche international<br />
renommierte Compagnien und<br />
außergewöhnliche Produktionen waren in<br />
dieser Zeit zu sehen. Heuer wird dieses<br />
Programm mit den weltweit renommierten<br />
7 Fingers, dem Hochseilartisten David<br />
Dimitri und einem großartig-grotesken Stück<br />
der Forman Brothers nahtlos fortgesetzt.<br />
Mit ihrer neusten Produktion »Sequence 8«<br />
eröffnet die kanadische Compagnie The 7<br />
Fingers am 27. November das 13. Winterfest.<br />
Das Stück gewährt einen intimen Blick<br />
in das menschliche Gefühlsleben und<br />
präsentiert dabei zeitgenössischen Circus<br />
auf höchstem Niveau. Wie zwischenmenschliche<br />
Beziehungen entstehen und<br />
sich entwickeln, zeigen die acht kanadischen<br />
AusnahmeakrobatInnen mit einer<br />
beeindruckenden Bandbreite an Circusdisziplinen.<br />
Nahtlos verschmelzen Tanz,<br />
Theater und Akrobatik zu einem urbanen<br />
Gesamtkunstwerk. Was entsteht, wenn<br />
das ganze Leben von einer Faszination<br />
und Leidenschaft geprägt wird, zeigt<br />
ebenfalls der herausragende Seilakrobat<br />
und ehemalige Artist des Cirque du Soleil,<br />
David Dimitri, eindrucksvoll in seinem<br />
Solostück. Mit »L’homme cirque« gelingt<br />
ihm eine Gratwanderung zwischen lauthals<br />
lachen und den Atem vor Spannung<br />
anhalten. Mit Einfallsreichtum, Charme<br />
und clownesker Poesie präsentiert er<br />
ein bezauberndes Stück zum Staunen,<br />
Lachen und Träumen - mit einem spektakulären<br />
Finale. Eine besonders außergewöhnliche<br />
Produktion ist das schaurigschöne<br />
Stück „Obludarium“. Umgeben<br />
vom Charme eines Wandercircus der<br />
30er Jahre, versteht sich dieses Stück als<br />
Bühne für das Groteske, das Bizarre. In<br />
ihrem doppelstöckigen Wunderzelt haben<br />
die tschechischen Forman Brothers eine<br />
phantastische Welt aus Circus, Kunst und<br />
Kabarett geschaffen. Und damit eines der<br />
ausgefallensten Stücke im Theater der<br />
Gegenwart kreiert.<br />
Durch die Wiederaufnahme des Spiegelzeltes<br />
wird das Winterfest zum Sinnbild<br />
der kulturellen Vielfalt. In diesem prunkvollen,<br />
unvergleichlichen Ambiente trifft<br />
Wiener Kaffeehauskultur auf Pariser Varieté-<br />
Kunst. Mit einem täglich wechselnden<br />
Programm erweitern junge NachwuchskünstlerInnen<br />
und erfolgreiche Bühnengrößen<br />
den Winterfest-Spielplan. Klassisch,<br />
rockig, jazzig und modern zeigt sich das<br />
historische Jugendstilzelt an den verschiedenen<br />
Abenden und bietet Raum für<br />
neue kreative Ideen.<br />
So vereint sich der bekannte Gitarrist<br />
Wolfgang Muthspiel für seinen Auftritt im<br />
Spiegelzelt mit seinem Wunschgast aus<br />
der Ferne, dem norwegischen Schlagzeuger<br />
Rune Arnesen, um neue Facetten<br />
seines Songzyklus auszuloten. Als Duo<br />
bekannt geworden und längst kein Geheimtipp<br />
mehr sind hingegen Catch-Pop String-<br />
Strong, die am 19. Dezember im Spiegelzelt<br />
auftreten werden. Mit ihrer einzigartigen<br />
Bühnenpräsenz, überraschenden<br />
Vokalvolten, komödiantischen Einlagen<br />
und ihrem – für zwei Streichinstrumente –<br />
ungewöhnlichen Groove stellen die serbische<br />
Bratschistin und Sängerin Jelena<br />
Poprzan und die Cellistin Rina Kaçinari aus<br />
dem Kosovo eine erfrischende Ausnahme<br />
in der österreichischen Musiklandschaft<br />
dar. Auch das Benjamin Schmid Jazz<br />
Quartett, das Trio Lepschi oder das Österreichische<br />
Ensenmble für Neue Musik<br />
geben sich neben vielen anderen tollen<br />
KünstlerInnen die Ehre.<br />
Das Publikum des diesjährigen Winterfests<br />
darf sich auf abwechslungsreiche,<br />
amüsante und inspirierende Abende mit<br />
alten Bekannten und neuen Impulsen freuen.<br />
Wolfgang Muthspiel<br />
vollständiges<br />
Programm:<br />
www.winterfest.at<br />
Karten:<br />
Online, Tel. 0043 662 43 34 90<br />
oder an der Winterfestkassa<br />
im Europark erhältlich.<br />
Foto © Laura Pleifer<br />
INSIDE <strong>HIGHLIGHTS</strong> | HERBST 2013
Foto © Lionel Montagnier
www.ferragamo.com