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AutoClassic<br />
Oldtimer-Import: So klappt es <strong>mit</strong> Zoll und Versicherung<br />
AutoClassic<br />
JAN/FEB 1 / 2013 OLDTIMER & YOUNGTIMER – DAS SERVICEMAGAZIN 4,20 €<br />
Deutschland<br />
Auto<br />
Österreich 4,85 €<br />
Belgien 4,95 €<br />
Luxemburg 4,95 €<br />
Griechenland 6,25 €<br />
Spanien 5,60 €<br />
Finnland 6,50 €<br />
Italien 5,40 €<br />
Schweiz 8,20 SFr<br />
www.autoclassic.de<br />
Kaufberatung<br />
Seite 108<br />
Opel Mittelklasse:<br />
Rekord C/Commodore A<br />
NSU Prinz 4<br />
Fiat 500 Nuova<br />
SERVICE &<br />
RATGEBER<br />
Türscharniere<br />
erneuern<br />
Wie Sie verrostete Bolzen<br />
lösen und ersetzen Seite 90<br />
Seite 14<br />
Goggomobil<br />
<strong>Kultige</strong> <strong>Zwerge</strong><br />
<strong>mit</strong> Spaßgarantie<br />
Der deutsche<br />
„Thunderbird“<br />
Auto Union<br />
AU 1000 Sp<br />
Robust &<br />
günstig!<br />
Sportlicher<br />
Zweitakter<br />
aus Ingolstadt<br />
Seite 38<br />
Seite 50<br />
+<br />
Panhard & Levassor<br />
Dynamic<br />
Opulenter Vorkriegs-Franzose<br />
250<br />
MARKTWERTE<br />
& TRENDS<br />
Honda S800<br />
Zündapp Janus<br />
Trabant<br />
P50<br />
Seite 24<br />
Die schönsten<br />
Kleinwagen der<br />
50er bis 80er<br />
Wer gewinnt<br />
das Duell?<br />
Hardyscheiben<br />
anfertigen<br />
So wird der Antriebsstrang<br />
wieder vibrationsfrei Seite 98<br />
Wechsel-<br />
Kennzeichen<br />
Ist es eine Alternative zum<br />
H-Kennzeichen? Seite 94<br />
Škoda Octavia<br />
Very british!<br />
Rover<br />
P5<br />
Preiswerte<br />
Oberklasse<br />
von der Insel<br />
Seite 30<br />
Seite 112<br />
„Tschechen-Panzer“ auf dem Prüfstand<br />
Volle Power!<br />
Die wilden Familiensportler<br />
der 80er und 90er<br />
Perfekt restauriert<br />
Mercedes 190<br />
2.5-16 Evo (W 201)<br />
vs.<br />
BMW M3 (E 30)<br />
Alltagstaugliches<br />
Edelcoupé<br />
PLUS: Citroën 2CV | VW Käfer | Vorkriegsoldie Walter Typ 4 | Goodwood Revival<br />
| Ratgeber Oldtimer-Rallyes<br />
Seite 44<br />
Seite 72<br />
Bitter SC
BMW Classic<br />
shop.bmw-classic.de<br />
Freude am Fahren<br />
BIN MAL KURZ IM INTERNET.<br />
ORIGINALTEILE VON BMW <strong>CLASSIC</strong>.<br />
Rund 40.000 Teile-Positionen stehen Ihnen unter www.shop.bmw-classic.de zur Verfügung.<br />
Einfach online gehen, die passenden Teile für Ihren Klassiker auswählen und bequem nach Hause<br />
oder in die Werkstatt liefern lassen. Natürlich haben Sie auch auf jedes Original BMW Classic Teil<br />
die volle Herstellergarantie.<br />
FREUDE HÖRT NIE AUF.
3<br />
Editorial<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
An diesem Türschweller hilft kein Reparaturversuch mehr! Er muss<br />
komplett herausgetrennt und durch ein Neuteil ersetzt werden.<br />
Winterzeit ist Schrauberzeit<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
<strong>mit</strong>tlerweile werden die meisten Oldtimerfreunde ihre Schätzchen eingemottet haben. Jetzt ist es<br />
Zeit, die kleinen und größeren Reparaturen vorzunehmen, da<strong>mit</strong> der Oldie im Frühjahr wieder topfit<br />
ist. Ich jedenfalls freue mich darauf, mich in den kommenden Monaten um meine beiden MGs zu<br />
kümmern. Beim Cabrio sind es nur Servicearbeiten wie Ölwechsel sowie ein gründlicher Putzmarathon,<br />
beim MGC GT steht eine Teilrestaurierung <strong>mit</strong> Blecharbeiten und Neulackierung an, vor allem<br />
die Frontkotflügel müssen saniert werden. Ich hoffe, bei näherer Inspektion nicht noch größere<br />
Baustellen zu finden und im nächsten Sommer <strong>mit</strong> dem Coupé wieder fahren zu können.<br />
Wenn auch Sie die „stille Zeit“ in der Werkstatt verbringen, wünsche ich Ihnen dabei viel Erfolg!<br />
Denn nichts ist doch schöner, als in der nächsten Saison das Ergebnis „eigener Hände Arbeit“ genießen<br />
zu können! Und falls Sie sich gar an eine Restaurierung gewagt und diese <strong>mit</strong> Fotos dokumentiert<br />
haben, würde ich mich freuen, von Ihnen zu hören. Die interessantesten Restaurierungen<br />
stellen wir gerne in <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> unseren Lesern vor.<br />
Das Know-how für Ihre Werkstatt-Erfolge ver<strong>mit</strong>teln wir regelmäßig<br />
in unserem Serviceteil. So erfahren Sie in dieser Ausgabe,<br />
wie verrostete Türscharniere wieder zur Arbeit bewegt<br />
werden und wie man Hardyscheiben aus Polyurethan selber<br />
herstellt. In den Schrauberpausen entführt Sie unsere Titelgeschichte<br />
über kultige Kleinstwagen in die „Swinging Sixties“,<br />
der Vergleich des M3 <strong>mit</strong> einem Mercedes 190 2.5-16V Evo<br />
läßt den Gasfuß zucken und zwei Kaufberatungen geben Ihnen<br />
Anregungen, was vielleicht demnächst in Ihrer Garage stehen<br />
könnte!<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre des neuen<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, beim Schrauben an Ihrem Klassiker und vor<br />
allem geruhsame Feiertage und einen guten Rutsch in ein erfolgreiches<br />
2013!<br />
Foto: Matt Howell<br />
Ihr<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
WIR STELLEN VOR<br />
Frederik E. Scherer<br />
Schon als Dreikäsehoch schaute Frederik Scherer jedem VW Käfer hinterher,<br />
<strong>mit</strong> 15 kaufte er seinen ersten vom Taschengeld. Der bekennende Autonarr<br />
hat Buchwissenschaft und Romanistik studiert und schreibt hauptberuflich<br />
über Oldtimer; seinem Spezialgebiet, den Autobüchern, widmet er den Blog<br />
„Automobil-Geschichten“: http://autobuch.blogspot.com<br />
Foto: Götz von Sternenfels
4<br />
Inhalt<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
14<br />
Titelstory<br />
<strong>Kultige</strong> <strong>Zwerge</strong> <strong>mit</strong> Spaßgarantie<br />
Die Kleinstwagen der 50er- und 60er-Jahre sind Zeugen einer Zeit, in der der Glaube an den Fortschritt<br />
und eine bessere Zukunft noch ungebrochen war. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> bat drei typische Vertreter<br />
dieser Fahrzeugklasse zum entspannten Vergleich: Fiat 500, Goggomobil und NSU Prinz 4.<br />
+<br />
Aktuelle<br />
Marktwerte<br />
250 Kleinwagen<br />
der 50er- bis 80er-<br />
Jahre<br />
Marken & Modelle<br />
> Titelstory<br />
14 Fiat 500, Goggo, NSU Prinz 4<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> bat die drei kultigen<br />
Zwergmobile der 50er- und 60er-Jahre<br />
zum Vergleich.<br />
> Aktuelle Markttrends<br />
24 Klein, lieb und immer<br />
wertvoller<br />
Halwart Schrader präsentiert die aktuellen<br />
Marktrends von 250 klassischen<br />
Kleinwagen der 50er–80er-Jahre bis<br />
850 Kubikzentimetern Hubraum.<br />
> Porträt Rover P5<br />
30 It’s all Rover now!<br />
Der Rover P5 verkörpert britische<br />
Traditionen in Reinkultur und war auch<br />
Privatwagen von Queen Elisabeth.<br />
50<br />
Panhard-Levassor Dynamic<br />
Vorkriegsavantgarde<br />
> Porträt Auto Union AU 1000 Sp<br />
38 Graziles Flossentier<br />
Der Sportwagen AU 1000 Sp brachte<br />
als Coupé und Cabrio Glamour und Stil<br />
in die sonst eher brave Produktpalette<br />
der Ingolstädter.<br />
> Porträt Walter Junior „Typ 4“<br />
42 Mein Gott Walter!<br />
Der Lizenznachbau des Fiat Balilla aus<br />
Prag ist eine besondere Rarität, die in<br />
Westeuropa nahezu unbekannt ist.<br />
> Vergleich BMW M3 vs. Mercedes 190 E 2.5 16V Evo<br />
44 Spoiler statt Hubraum<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> ließ die beiden<br />
familientauglichen Kraftpakete aus<br />
München und Untertürkheim zum<br />
Vergleich antreten.<br />
> Rarität Panhard-Levassor Dynamic<br />
50 Élégance de la France<br />
Seltene Vorkriegschönheit <strong>mit</strong><br />
fortschrittlicher Technik und<br />
pompösem Stromliniendesign.<br />
> Kaufberatung Opel Rekord C/Commodore A<br />
108 Mit Hüftschwung und<br />
Rostproblemen<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt die Stärken und<br />
Schwächen der Opel-Klassiker im<br />
„Coke-Bottle-Design“.<br />
> Kaufberatung Škoda Octavia/Felicia<br />
112 „Tschechenpanzer“ auf<br />
dem Prüfstand<br />
Wir nennen die Schwächen des preiswerten<br />
Tschechen, der eine robuste<br />
Alternative zum Oldie-Mainstream ist.<br />
Menschen & Szene<br />
> Buchtipp<br />
36 Ostalgie pur<br />
Verkehrsalltag und Fahrzeuge der<br />
DDR in nostalgischen Bildern.<br />
> Restaurierung Bitter SC<br />
72 Bitter macht lustig<br />
Friedhelm Schultheiß hat seinen<br />
maroden SC perfekt restauriert.<br />
> Restaurierung VW Käfer, Teil 8<br />
76 Glanz-Leistung<br />
Jessicas Käfer wird lackiert und<br />
glänzt wieder in der Originalfarbe.<br />
> Leserauto Citroën 2CV<br />
78 Ente à la surprise<br />
Franz Dold ist stolz auf seine<br />
verrückten Enten-Umbauten.<br />
>Deutsches Verkehrszentrum<br />
80 Alles, was rollt oder gleitet<br />
Das Münchner Museum ist eine<br />
Fundgrube für Oldtimerenthusiasten.<br />
> Werkstatt Oldtimer Station München<br />
82 Ein Herz für Zweitakter<br />
Norman Anders betreibt in München<br />
eine Werkstatt für DDR-Fahrzeuge.<br />
> Club<br />
84 Renault 16-Freunde<br />
Der in Grevenbroich beheimatete<br />
Club ist bundesweit aktiv.<br />
> Menschen, die Geschichte schrieben<br />
106 Jacky Ickx<br />
Der belgische Ausnahmefahrer ist<br />
eine Legende der Rennstrecken.<br />
> Reisetipp Schwarzwald<br />
116 Von Rastatt ins Glottertal<br />
Eine gemütliche Reise zu den wilden<br />
Schönheiten des Schwarzwalds.
Kaufberatung<br />
Großer Vergleich<br />
INHALT | 5<br />
BMW M3 (E30) vs.<br />
Mercedes 190 E 2.5 16V Evo<br />
108<br />
Opel Rekord C/Commodore A<br />
Kaufberatung<br />
112<br />
Škoda Octavia/Felicia<br />
Service & Ratgeber<br />
> Know-how Oldtimerimport<br />
86 Oldtimerimport ohne Stress<br />
Das sollten Sie wissen für den stressfreien<br />
Import Ihres Traumoldies.<br />
> Workshop Türscharnierbolzen ausbauen<br />
90 Rezepte gegen klemmende<br />
Autotüren<br />
So werden verrostete Bolzen von<br />
Türscharnieren entfernt.<br />
> Know-how Wechselkennzeichen<br />
94 Alternative zur H-Nummer?<br />
Das sollten Sie über das deutsche<br />
Wechselkennzeichen wissen.<br />
> Workshop Hardyscheibe herstellen<br />
98 Hardyscheibe im Eigenbau<br />
Wenn es keine Ersatzteile mehr gibt,<br />
hilft nur noch der Eigenbau.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie es geht.<br />
> Know-how Oldtimer-Rallyes<br />
102 Rallyes leicht gemacht<br />
Wir zeigen, was es braucht, um bei<br />
Oldtimerrallyes Erfolg zu haben.<br />
>Events<br />
120 Rückblick und <strong>Vorschau</strong><br />
Goodwood Revival, Tour di Laghi,<br />
Mille Bavaria, 10-Seen-Classic,<br />
<strong>Vorschau</strong> Winterrallyes.<br />
90<br />
Workshop<br />
Verrostete Türscharnierbolzen erneuern<br />
44 Bayernpower gegen schwäbisches Rennerle<br />
30<br />
Porträt<br />
Rover P5<br />
Auto Union AU 1000 Sp<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
8 Panorama<br />
9 Kolumne<br />
11 Oldtimerrecht<br />
53 Kleinanzeigen<br />
60 Termine<br />
38<br />
Porträt<br />
84 Deuvet-Info<br />
124 Pinnwand<br />
126 Medien<br />
127 Leserbriefe<br />
127 Impressum<br />
130 <strong>Vorschau</strong><br />
www.autoclassic.de<br />
Besuchen Sie uns im Internet<br />
FAHRZEUGE IN<br />
DIESER AUSGABE<br />
Auto Union AU 1000 Sp .........38<br />
BMW M3 (E30) ........................44<br />
Bitter SC....................................72<br />
Chevrolet Corvette C1 ..............6<br />
Citroën 2CV .......................24, 78<br />
Daf 600 .....................................26<br />
Fiat 500 Nuova.........................14<br />
Fiat Abarth 595 ........................27<br />
Glas Goggomobil T250...........14<br />
Hillman Imp..............................28<br />
Honda S600/S800...................28<br />
Jaguar Mk. II ............................33<br />
Lloyd Alexander.......................26<br />
Mercedes 190 E 2.5 16V Evo..44<br />
Mercedes 300SE (W112) ........33<br />
NSU-Fiat 500 Weinsberg ........25<br />
NSU Prinz 4 ..............................14<br />
NSU Wankel Spider .................26<br />
Opel Commodore A..............108<br />
Opel Rekord C........................108<br />
Opel KAD A..............................33<br />
Panhard 24................................28<br />
Panhard-Levassor Dynamic ...50<br />
Renault R4 ................................28<br />
Rover P5....................................30<br />
Škoda Octavia/Felicia ..........112<br />
Trabant P50..............................24<br />
VW Käfer ..................................76<br />
Walter Junior „Typ 4“ .............42<br />
Zündapp Janus.........................24
6<br />
Einsteigen bitte!<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
CORVETTE UND ROUTE 66<br />
Foto: picture alliance/ Karl-Heinz Eiferle
CORVETTE UND ROUTE 66 |7<br />
US-Legende<br />
Was gibt es Amerikanischeres als die<br />
legendäre „Route 66“ und Amerikas<br />
einzigen echten Sportwagen!<br />
1953 wurde die Corvette vorgestellt, der<br />
„Blue-Flame“-Reihensechszylinder hatte 3,8 Liter<br />
Hubraum und zu wenig Leistung. Richtig<br />
erfolgreich wurde die Corvette, als ab 1956<br />
stärkere V8-Motoren angeboten wurden, die<br />
erstmals einen Hauch von Sportlichkeit aufkommen<br />
ließen. Das hier gezeigte 1958er-Modell<br />
<strong>mit</strong> Doppelscheinwerfern und der charakteristischen<br />
Seitenflanke wurde nur noch <strong>mit</strong><br />
V8-Motoren angeboten, die zwischen 230 bis<br />
290 PS lieferten.<br />
Die Route 66 führte ab 1928 auf 2.448 Meilen<br />
von Chicago im Staat Illinois nach Santa Monica<br />
in Kalifornien und galt als eine der ersten<br />
durchgehenden Straßenverbindungen entlang<br />
der Westküste. International bekannt wurde die<br />
Route 66 durch den 1939 erschienen Roman<br />
„Früchte des Zorns“ von John Steinbeck und<br />
die 1941 erfolgte Verfilmung von John Ford <strong>mit</strong><br />
John Wayne in der Hauptrolle. Die Corvette<br />
parkt bei „Hackberry“, dem legendären „General<br />
Store“ an einem der wohl schönsten – und<br />
heute noch befahrbaren – Abschnitte der Route<br />
66 zwischen dem Grand Canyon und San Diego.<br />
Hackberry ist zwar auch ein Geschäft, legendär<br />
ist es jedoch als eines der schönsten Museen<br />
über die historische Route 66.
8<br />
Panorama<br />
NACHRICHTEN AUS DER KLASSIKERSZENE <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
Luxuriös und alltagstauglich:<br />
Der 750i verbindet hohen<br />
Fahrkomfort <strong>mit</strong> großem<br />
Leistungsvermögen.<br />
Voll auf die Zwölf<br />
> 25 JAHRE BMW-ZWÖLFZYLINDER<br />
Als 1986 die zweite Generation der 7er-<br />
Baureihe E 32 erschien, war es ein offenes<br />
Geheimnis, dass BMW das eigentliche<br />
Prachtstück noch in petto hatte: die Topversion<br />
<strong>mit</strong> dem ersten deutschen Zwölfzylinder seit<br />
50 Jahren. Im März 1987 wurde der BMW 750i<br />
dann auf dem Genfer Autosalon präsentiert: Das<br />
von Grund auf neu konstruierte Triebwerk <strong>mit</strong><br />
fünf Litern Hubraum leistete 300 PS, die für ein<br />
samtiges und müheloses Fahrerlebnis sorgten<br />
und die schwere Limousine 250 Stundenkilometer<br />
schnell machten. Der erste deutsche<br />
Zwölfender der Nachkriegszeit wurde sofort zum<br />
Erfolg: Bis zum Modellwechsel 1994 wurden etwa<br />
50.000 BMW 750i<br />
und 750iL verkauft, ein<br />
Sechstel der gesamten<br />
E 32-Produktion!<br />
Wer sich das begeisternde<br />
Fahrgefühl am<br />
Steuer eines BMW-<br />
Zwölfzylinders gönnen<br />
möchte, sollte jetzt zuschlagen.<br />
Gute E 32er<br />
und der Nachfolger E 38<br />
werden noch zu Gebrauchtwagenpreisen gehandelt:<br />
Bereits für 3.000 Euro findet man 750er<br />
<strong>mit</strong> frischem TÜV, für 5.000 Euro gibt es richtig<br />
BMW-Klassiker: Auch optisch ist<br />
der bullige V12 eine mächtige Erscheinung.<br />
gute Exemplare, die <strong>mit</strong> Sicherheit zu wertvollen<br />
Klassikern reifen werden.<br />
Fotos: BMW AG<br />
„Klassisch“ surfen<br />
><br />
Ausgefallene und witzige<br />
Websites entdecken<br />
Die spinnen die Briten? Da ist mal wieder etwas<br />
dran. Das Inselvölkchen ist ja unter anderem<br />
für seinen „englischen Rasen“ bekannt. Und<br />
siehe da: Es gibt tatsächlich einen Club für alte<br />
Rasenmäher ab Baujahr 1830 aufwärts!<br />
> www.oldlawnmowerclub.co.uk<br />
Schon lange knattert die Vespa nicht mehr<br />
nur durch italienische Gässchen. Sie suchen<br />
all ihre Originalfarben, inklusive einer RAL-<br />
Farbtabelle für geplante Lackierungen auf einen<br />
Blick?<br />
> www.vespafarben.de
Gewinnspiel<br />
Einsendeschluss: 28.02.2013<br />
KOLUMNE<br />
PANORAMA | 9<br />
Vom Werden eines<br />
Scheunenfundes<br />
MINI-Wochenende zu gewinnen!<br />
> ZUM GEDENKEN AN DEN POPULÄRSTEN MINI COOPER<br />
Das war ein besonderer Auftrag, den Sir<br />
Alec Issigonis 1956 bekam, und das Ergebnis<br />
sorgte für ordentlich Furore: Issigonis<br />
sollte einen kleinen wirtschaftlichen Familienwagen<br />
<strong>mit</strong> Platz für vier plus Gepäck entwickeln<br />
– und heraus kam der Austin MINI Mk.I,<br />
dem wenig später der MINI Cooper als Sportvariante<br />
folgte. Aber von wegen „nur“ Familienkutsche:<br />
Der MINI ging auch weltweit auf<br />
sämtlichen Renn- und Rallyepisten an den Start<br />
und bescherte vielen späteren Rennsportgrößen<br />
– wie Niki Lauda – die ersten Motorsport-Lorbeeren.<br />
Besonders die Rallye Monte Carlo tat es<br />
dem Britenflitzer an: Von 1964–67 gewann der<br />
MINI gleich viermal in Folge <strong>mit</strong> wechselnden<br />
Fahrern die wohl berühmteste Rallye der Welt!<br />
Ein echter Hingucker, dieser kleine Brite: An Revells<br />
MINI Cooper 998 Mk.l im Maßstab 1:24 gibt es<br />
soviel zu entdecken! Ein schöner Clou an der originalgetreu<br />
nachgebildeten Karosserie <strong>mit</strong> feinen<br />
Oberflächenstrukturen ist die weit öffnende Motorhaube<br />
– so kann man einen Blick auf den detaillierten<br />
Vierzylinder-Motor erhaschen. Britischer<br />
Komfort wartet auch im originalgetreuen Innenraum<br />
<strong>mit</strong> Instrumentenbord, Sitzen und Rückbank.<br />
Ein Kennzeichenwechsel gefällig? Der ist schnell<br />
gemacht – <strong>mit</strong> authentischen Abziehbildern.<br />
Britischer Flitzer: Revell widmet dem<br />
beliebtesten Cooper ein Modell in 1:24.<br />
Bis heute einer der beliebtesten Automobil-<strong>Zwerge</strong>:<br />
der MINI Cooper.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> verlost zusammen <strong>mit</strong><br />
dem Modellbauhersteller Revell drei<br />
MINI-Wochenenden!<br />
Die Gewinner unseres kleinen Rätsels bekommen<br />
jeweils einen klassischen MINI plus<br />
Benzinguthaben zu ihrer freien Verfügung.<br />
Beantworten Sie einfach unsere Gewinnfrage:<br />
Wer hat 1967 die Rallye Monte Carlo<br />
auf einem MINI gewonnen?<br />
Schreiben Sie die richtige Lösung sowie Ihren<br />
Namen, Ihre Anschrift, eine Telefonnummer,<br />
unter der wir Sie erreichen können, und –<br />
falls vorhanden – Ihre E-Mail-Adresse einfach<br />
auf eine Postkarte und senden sie <strong>mit</strong> dem<br />
Stichwort „MINI-Wochenende“ an:<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestr. 11a, 80797 München.<br />
Natürlich können Sie uns auch eine E-<br />
Mail <strong>mit</strong> der Lösung und Ihren Kontaktdaten<br />
schicken an: gewinnspiel@autoclassic.de<br />
Einsendeschluss ist der 28.02.2013<br />
Angestellte der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH, deren Tochtergesellschaften und ihre Angehörigen sind nicht teilnahmeberechtigt. Die Teilnahme muss<br />
persönlich erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten oder eine Agentur möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung:<br />
Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusenden einer Postkarte oder einer E-Mail <strong>mit</strong> meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung<br />
und Nutzung meiner personenbezogenen Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein. Die Daten werden fur Marketingzwecke und zur Über<strong>mit</strong>tlung<br />
von Produktinformationen via Post, Telefon, Fax oder E-Mail (nicht Gewünschtes bitte streichen) von der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />
(www.verlagshaus.de) sowie den dazugehörenden Einzelverlagen GeraMond Verlag GmbH, Bruckmann Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH, Frederking & Thaler<br />
Verlag GmbH gespeichert und genutzt. Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit bei der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH bzw. der GeraMond<br />
Verlag GmbH widerrufen kann.<br />
Foto: BMW Heritage Foto: Revell<br />
Oldtimer können statt Rädern auch<br />
Beine haben, wie Dirk Maxeiner auf<br />
einem Klassentreffen festgestellt hat.<br />
Und witzigerweise verbanden die<br />
„männlichen Oldtimer“ Geschichten<br />
aus der Vergangenheit vorrangig <strong>mit</strong><br />
einem bestimmten Auto.<br />
Wie man selbst zum Oldie wird? Besuchen<br />
Sie ein Klassentreffen! Da<br />
trifft der im Geiste jung gebliebene<br />
Mensch auf gesetzte ältere Damen und Herren<br />
<strong>mit</strong> deutlichen Gebrauchsspuren. Schnell<br />
wird klar: Verdammt, du bist einer von denen!<br />
Das leidige „ach, hätte ich doch …“<br />
Zumindest der männliche Teil konnte sich <strong>mit</strong><br />
Benzin-Gesprächen über die Wehmut hinweghelfen:<br />
„Erinnerst du dich noch an den<br />
Ford 20 M deines Vaters, <strong>mit</strong> dem wir nach<br />
Holland gefahren sind?“ oder „Weißt du<br />
noch, wie wir <strong>mit</strong> Roberts Mercedes 180 Diesel<br />
von Frankfurt bis Darmstadt brauchten,<br />
um einen Lkw zu überholen?“ Diese Autos<br />
wurden längst und herzlos abgestoßen, was<br />
heute aufrichtig bedauert wird. Der Satz „hätte<br />
ich den doch bloß behalten“ fiel sehr oft.<br />
Der Träumer ist kein Macher-Typ<br />
Doch es gibt auch Ausnahmen. Mein Freund<br />
Heinrich hatte sich in jugendlichem Überschwang<br />
einen NSU Wankelspider gekauft.<br />
Leider lebte er da<strong>mit</strong> deutlich über seine Verhältnisse,<br />
weil die Motoren reihenweise den<br />
Geist aufgaben. Das Ding war zwar sauschnell,<br />
aber auch ruckzuck kaputt.<br />
Das sprach sich herum und niemand wollte<br />
ihn Heinrich abkaufen. Also stellte er das<br />
Gefährt in der elterlichen Scheune ab, um es<br />
zu reparieren. Und dort blieb es mangels<br />
Geld und Zeit. Die Jahre vergingen, nichts geschah.<br />
Doch: Inzwischen ist aus der geplanten<br />
Reparatur eine geplante Restauration geworden.<br />
Heinrich gehört zu jenem Typ Oldtimer-Besitzer,<br />
dem es genügt von einer Restaurierung<br />
zu träumen, statt sie tatsächlich durchzuführen.<br />
Heinrich wird vermutlich nie <strong>mit</strong><br />
dem NSU fahren und doch hatte er in seiner<br />
Fantasie eine Menge Spaß da<strong>mit</strong>. Hinzu<br />
kommt: Irgendjemand muss doch auch die<br />
Scheunenfunde von morgen sicherstellen!<br />
Dirk Maxeiner<br />
Dirk Maxeiner ist freier<br />
Publizist und<br />
Buchautor, er<br />
schreibt unter<br />
anderem für „Die<br />
Welt“. Er hat ein<br />
Faible für Oldund<br />
Youngtimer<br />
und genießt die<br />
Ausflüge <strong>mit</strong> seinem<br />
Cadillac aus<br />
den 50er-Jahren.
10 | PANORAMA<br />
RÜCKSPIEGEL<br />
1928 – vor 85 Jahren<br />
„Tin Lizzys“ Erbe<br />
In die Fußstapfen von Fords „Tin Lizzy“ zu treten<br />
war nicht einfach: Dennoch konnte das<br />
Modell A, das ab 1928 vom Band lief, Erfolge<br />
feiern. Zwar war der Neuling eher simpler Natur,<br />
da Ford auf revolutionäre Technik verzichtete,<br />
doch er fand weltweit über fünf Millionen<br />
Abnehmer, die sich <strong>mit</strong> dem 3,3-Liter-Vier-<br />
Zylinder <strong>mit</strong> 40 PS in einer Limousine, einem<br />
Cabrio oder Roadster absolut zufrieden gaben.<br />
1938 – vor 75 Jahren<br />
Der französische „Gangster“<br />
Fast wäre Citroën wegen der Vorbereitungen<br />
für den „Traction Avant“ pleite gegangen,<br />
doch 1935 rettete Michelin die Marke. 1938<br />
kam der Startschuss für den 15 CV, der zuerst<br />
wie alle Citroën-Nachkriegsmodelle nur<br />
in Schwarz verfügbar war. Farbe und viel<br />
Chrom gab es für Luxusversionen ab 1950.<br />
Der Sechszylinder leistete 77–80 PS und beschleunigte<br />
den Gangster auf 130–135 km/h.<br />
1948 – vor 65 Jahren<br />
Das „Mäuschen“ aus Italien<br />
Knuffig <strong>mit</strong> leicht hervorstehenden Glubschaugen<br />
und aerodynamischem Heck kam ab<br />
1948 der Fiat 500, Serie A, daher und erhielt<br />
recht schnell den Spitznamen „Topolino“, zu<br />
deutsch „Mäuschen“. Dante Giacosa hatte<br />
dem kleinen Italiener seine Form gegeben:<br />
<strong>mit</strong> weit vorne eingebautem Vierzylinder <strong>mit</strong><br />
13 PS, einem tiefen Schwerpunkt und Platz<br />
für zwei. Der Gepäckraum bot genug Platz,<br />
zur Not auch für ein Kind.<br />
Foto: Richard S<strong>mit</strong>h<br />
Foto: FaceMePLS<br />
Foto: Fiat AG<br />
Fuhren ihre erste Rallye: Dennis Amlang<br />
und seine Freundin Christina Querfurt.<br />
Die erste Rallye<br />
> <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-GEWINNER UNTERWEGS<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> verloste im Septemberheft<br />
zwei Startplätze für die 10-Seen-Classic-<br />
Rallye, die am 14. Oktober rund um zehn<br />
bayerische Seen führte. Leider musste der erste<br />
Gewinner in letzter Minute wegen Getriebeschaden<br />
am Oldie absagen. Umso mehr Spaß<br />
hatten die zweiten Gewinner: Dennis Amlang und<br />
Christina Querfurt reisten aus Dortmund an – in<br />
ihrem frisch restaurierten Opel Kadett C.<br />
Dennis kaufte das Coupé im Sommer 2010 und<br />
steckte zusammen <strong>mit</strong> Freundin und Vater zwei<br />
Jahre in die Restaurierung. Dann kam das The-<br />
> ADAC-MOTORBUCHPREIS<br />
Eine hohe Auszeichnung erhielt <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong>-Mitarbeiter Ulf Kaack: Auf der<br />
Frankfurter Buchmesse im Oktober 2012<br />
bekam er für den im Frühjahr<br />
2012 erschienenen Titel<br />
„Borgward – Das Kompendium“<br />
den renommierten<br />
ADAC-Motorbuchpreis<br />
2012.<br />
ADAC-Vizepräsident<br />
Thomas Burkhardt (Foto<br />
links) und Preisinitiator Jürgen<br />
Lewandowski (rechts im<br />
Bild) lobten den Autor: „Ulf<br />
Kaack hat ein Gespür für die<br />
Geschichten neben der Geschichte.<br />
Neben dem Dokumentarischen<br />
greift er immer<br />
wieder unerzählte oder<br />
kaum bekannte Hintergründe<br />
über das legendäre Bremer<br />
Automobilimperium<br />
<strong>mit</strong> den Marken Lloyd, Goliath<br />
und Borgward auf.“ Im<br />
GeraMond Verlag sind aus<br />
seiner Feder außerdem die<br />
10-Seen-<br />
Classic<br />
Startplatz<br />
gewonnen!<br />
ma Rallye auf den Tisch: „Wir wurden auf die 10-<br />
Seen-Classic-Rallye aufmerksam, leider war das<br />
Nenngeld sowie die An- und Abreise (640 Kilometer<br />
einfach) für den Studentengeldbeutel nicht<br />
ganz erschwinglich“, erzählt Dennis. Dann versuchten<br />
sie ihr Glück bei dem Gewinnspiel und<br />
wurden tatsächlich gezogen: „Wir haben uns riesig<br />
gefreut, den Wagen nochmal gewienert, vollgetankt,<br />
die Tasche gepackt und uns auf den Weg<br />
gemacht! Es war unsere erste Rallye überhaupt<br />
und wir hatten einen wundervollen Tag!“ Schön,<br />
wenn die Glücksfee einen solchen Treffer landet!<br />
Auszeichnung für Borgward-Buch<br />
Titel „Mercedes W 123 – Typengeschichte und<br />
Technik“ und „Die Gorch Fock und ihre Schwesterschiffe“<br />
erschienen.<br />
Ein Hoch auf den Autor: Ulf Kaack (Mitte) freut sich über den<br />
ADAC-Motorbuchpreis.<br />
Foto: ADAC Foto: via Mirko Sutter
PANORAMA | 11<br />
Foto: Bernd Reuters Archiv<br />
Foto: Audi Tradition<br />
„Der sicherste Wagen der Welt!“<br />
> SONDERAUSSTELLUNG IM AUGUST HORCH MUSEUM ZWICKAU<br />
Selbstbewusst bewarben auf<br />
dem Pariser Automobilsalon<br />
1929 die Werbeschilder auf<br />
dem Stand der Röhr Auto AG ihren<br />
brandneuen Röhr 8 Typ R: „Der sicherste<br />
Wagen der Welt!“ Zu diesem<br />
Zeitpunkt hatten einige noch<br />
nie etwas von dem kleinen Hersteller<br />
aus Hessen, geschweige<br />
denn vom Röhr 8, gehört. Dennoch<br />
sollte er einen wichtigen<br />
Beitrag zur Automobilentwicklung<br />
leisten…<br />
Von den rund 4.000 Röhr existieren<br />
noch etwa 30 Stück. Ein<br />
paar von ihnen kann man hautnah in Zwickau<br />
erleben: Bis 1. April 2013 zeigt das August Horch<br />
Museum Zwickau die Sonderausstellung „Röhr<br />
Bunte Kalenderparade<br />
> BEGLEITER FÜR DAS JAHR 2013<br />
Er prägte in den 50er-<br />
Jahren das Werbegesicht<br />
von VW: der Werbegrafiker<br />
Bernd Reuters, der sein<br />
Talent auch in den Dienst<br />
von Opel und BMW stellte.<br />
Hier kommt ein bunter<br />
Einblick in sein faszinierendes<br />
Werk: <strong>mit</strong> Werbeprospekten,<br />
Anzeigen<br />
und Zeitschriftenwerbung<br />
der 20er- bis 50er-Jahre.<br />
Jede Menge Zeitkolorit!<br />
Bernd Reuters-Kalender<br />
2013, li<strong>mit</strong>iert, Format:<br />
DIN A3, 13 farbige Illustrationen, 30 € zzgl. Versand,<br />
erhältlich bei: Eigenverlag Bernd Reuters Archiv,<br />
Tel. (06154) 45 98, E-Mail: Schollenberger13@<br />
t-online.de<br />
Jeden Monat einen anderen Audi gefällig? Unter<br />
dem Motto „Forever young“ stellen sich zwölf<br />
Zeitzeugen der Audi-Geschichte aus den 60erbis<br />
90er-Jahren vor. Und das natürlich vor dem<br />
passenden farblichen Hintergrund der jeweiligen<br />
Epoche!<br />
Audi Tradition Kalender 2013, Format: 60 x 48<br />
cm, 13 Farbfotos, 29,95 €, erhältlich im Shop<br />
des Audi museum mobile, Ingolstadt und unter<br />
www.audi.de/tradition-parts<br />
– Die Sicherheit selbst“. Als „Zuckerl“<br />
obendrauf gibt es noch jede<br />
Menge Hintergrundwissen:<br />
Werner Schollenberger, der das<br />
Museum maßgeblich bei der Suche<br />
nach Exponaten unterstützt<br />
hat, erzählt in einer penibel recherchierten<br />
und liebevoll illustrierten<br />
Broschüre die Geschichte<br />
der Röhr Auto AG und ihrer Gründer<br />
Hans Gustav Röhr und Joseph<br />
Dauben. Weitere Infos gibt es unter:<br />
www.horch-museum.de<br />
Alles Wissenswerte über Röhr: <strong>mit</strong> historischen<br />
Fotos, zeitgenössischer Werbung und<br />
Porträts der einzelnen Röhr-Wagen.<br />
Aus alt mach<br />
neu: Das Team<br />
von Classiche<br />
Sportive analysierte<br />
über 800<br />
Originalposter<br />
historischer<br />
Rennsportereignisse<br />
und entwarf<br />
zwölf neue<br />
im zeitgenössischen<br />
Design –<br />
vom Großen<br />
Preis von Bern<br />
über die Targa<br />
Florio bis zur Tour de France. Ein Augenschmaus!<br />
Classiche Sportive Calendar 2013, li<strong>mit</strong>iert,<br />
Format: DIN A2, 13 Farbillustrationen, 39,95 €<br />
zzgl. Versand, erhältlich unter www.classichesportive.com<br />
Da galten die Artisten am Lenkrad noch als Helden: im<br />
Motorsport der 50er- bis 70er-Jahre. Dieser Kalender entführt<br />
uns auf eine Zeitreise dorthin: von der Formel 1 über<br />
Sport- und Tourenwagen bis hin zu den Rallyepisten. Das<br />
riecht nach Benzin und Öl!<br />
Motorsport Classic 2013, Format: 67 x 48 cm, 28 s/w-<br />
Fotos, McKlein, Preis: 39,95 €, erhältlich bei Racingwebshop,<br />
Tel. (02203) 924 25 70, www.racingwebshop.de<br />
Foto: via Werner Schollenberger<br />
Foto: McKlein<br />
Foto: Classiche Sportive<br />
ALLES WAS, RECHT IST<br />
Erlöschen der<br />
Betriebserlaubnis<br />
Benötigte Ersatzteile sind im Original<br />
weder für Geld, noch für gute Worte<br />
zu bekommen. Doch darf man zum<br />
Beispiel <strong>mit</strong> einer Auspuffanlage<br />
Marke Eigenbau fahren?<br />
Darf man <strong>mit</strong> einer Umrüstung von Hebelstoßdämpfern<br />
auf Teleskopstoßdämpfern,<br />
oder <strong>mit</strong> historischer Zusatzausrüstung<br />
wie Tarnscheinwerfern fahren?<br />
Die Betriebserlaubnis erlischt …<br />
… bei Änderungen, die:<br />
- zu einer Abwandlung der Fahrzeugart führen,<br />
- eine Gefährdung von Verkehrsteilnehmern<br />
erwarten lassen oder<br />
- das Abgas- oder Geräuschverhalten verschlechtern.<br />
Um dies zu vermeiden, besser Fahrzeugteile<br />
<strong>mit</strong> Teile-Betriebserlaubnis – erkennbar am<br />
Prüfzeichen – verwenden oder eine Einzelabnahme<br />
einholen. Bei der Auspuffanlage ist zu<br />
prüfen, ob das Geräusch- oder Abgasverhalten<br />
beeinträchtigt ist.<br />
Ein Sonderfall sind Teile, die eine Bauartgenehmigung<br />
beziehungsweise EU-Konfor<strong>mit</strong>ätsbewertung<br />
brauchen, wie Heizungen, Reifen<br />
und Beleuchtungseinrichtungen. Diese<br />
Teile dürfen nicht ohne entsprechende Prüfung<br />
und Genehmigung verwendet werden!<br />
Egal, ob Verkehrssicherheit, Geräusch- oder<br />
Abgasverhalten beeinträchtigt sind. Dazu gehören<br />
auch (Tarn-) Scheinwerfer: Im Einzelfall<br />
muss geprüft werden, ob der jeweilige<br />
Scheinwerfer vor Erlass der zahlreichen EU-<br />
Vorschriften in den Verkehr gebracht wurde.<br />
Gefährdung des H-Kennzeichens<br />
Beachten Sie bei Klassikern <strong>mit</strong> „H“, dass<br />
die Voraussetzungen für die Betriebserlaubnis<br />
als Oldtimer auch nach dem Umbau<br />
noch gegeben sind! Sonst entfällt sie.<br />
Achtung: Die Voraussetzungen bezüglich<br />
Verkehrssicherheit sowie Abgas- und Geräuschverhalten<br />
nicht „Pi mal Daumen“ prüfen!<br />
Sonst ist man eventuell <strong>mit</strong> einem Fahrzeug<br />
unterwegs, das keine (gültige) Betriebserlaubnis<br />
hat – eine Ordnungswidrigkeit. Kfz<br />
ohne Betriebserlaubnis genießen keinen<br />
Kasko-Versicherungsschutz – was in der Haftpflichtversicherung<br />
zu einer Regressmöglichkeit<br />
des Versicherers führt, die zwar begrenzt,<br />
aber schmerzhaft ist. Dr. Götz Knoop<br />
Haben Sie Fragen<br />
aus dem Oldtimerbereich<br />
an unseren<br />
Rechtsexperten?<br />
Dann<br />
schicken Sie eine<br />
E-Mail an:<br />
redaktion@autoclassic.de.
12 | PANORAMA<br />
Foto: Radek Weigel<br />
Foto: Lothar Spurzem<br />
Die Bänder stehen still<br />
> PRODUKTIONS-AUS VOR 45 JAHREN<br />
Ein Staunen ging auf dem Pariser Autosalon<br />
1955 durch den Raum, als sich die Citroën<br />
DS 19 der Öffentlichkeit zeigte. Die Erbin<br />
des 11 CV Gangsterwagens war eine ästhetische<br />
Revolution <strong>mit</strong> ihrer komplett neuen Form<br />
und avantgardistischen Innenausstattung. Und<br />
ihre technischen Clous wie die hydropneumatische<br />
Federung und hydraulische Lenkunterstützung<br />
setzten noch eins oben drauf. Citroën freute<br />
sich am Ende der Ausstellung über rund<br />
80.000 Bestellungen! 1968 löste die DS 20 die<br />
erste „Göttin“ ab.<br />
Ein Jahr nach der DS 19 rollte die Renault<br />
Dauphine <strong>mit</strong> 27 PS auf die Straßen. In Europa<br />
60 Gewinner!<br />
mauserte sich die runde Französin zu einem<br />
Erfolgsmodell. In den USA legte sie zwar einen<br />
erfolgreichen Start hin, doch bekam bald den<br />
Ruf eines unzuverlässigen Fahrzeugs – was<br />
aber in Europa auf taube Ohren stieß. 1957 legte<br />
noch Gordini Hand an und bescherte ihr 40<br />
PS. Elf Jahre später, 1968, legte sich die<br />
„Thronfolgerin“ schlafen.<br />
Im selben Jahr stoppten auch in Ingolstadt<br />
die Fließbänder: Seit 1955 fertigten die Bayern<br />
den DKW Munga, der bis 1962 lediglich DKW<br />
Geländewagen hieß. Die neu gegründete Bundeswehr<br />
hatte Geländewagen ausgeschrieben<br />
und der DKW setzte sich gegen seine Mitstreiter<br />
Goliath und Porsche durch. Ab 1957<br />
konnten ihn auch Privatpersonen kaufen, was<br />
aber selten geschah. 1968 war nach rund<br />
46.750 Fahrzeugen in drei Karosserievarianten<br />
Schluss.<br />
In der September-Ausgabe 5/12 haben wir Ihnen vier Fragen gestellt, die sich nach dem sorgfältigen Lesen<br />
der Zeitschrift beantworten ließen. Das Lösungswort lautet: BETA. Folgende Teilnehmer hat unsere Glücksfee<br />
gezogen – wir gratulieren allen Gewinnern!<br />
Wolf-Rüdiger Frenkel, St. Katharinen<br />
Oliver Seyffert, Borstel-Hohenraden<br />
Holger Haske, Ganderkesee<br />
Axel Steinbrecher, Stöttwang<br />
Thomas Stehr, Bodensee<br />
Udo Friedrich, Meerane<br />
Kurt Graf, Zürich, Schweiz<br />
Christian Wolff, Wolfenbüttel<br />
Frank Grote, Mövelhof<br />
Alan Gasser, Rüfenach AG, Schweiz<br />
Gerd Steingaß, Niederkassel<br />
Udo Worch, Unterensingen<br />
Karl-Heinz Bröder, Braunschweig<br />
Thomas Hippe, Meißen<br />
Chiara Theißen, Langenfeld<br />
S. Husic, Meckenbeuren<br />
Andreas Tewes, Ascheberg<br />
Uli Würzberg, Oestrich-Winkel<br />
Fritz Franke, Minden<br />
Robert Dandl, Trostberg<br />
Links: Noch heute<br />
steht die Citroën<br />
DS für Avantgarde<br />
à la française. Den<br />
Anfang machte die<br />
DS 19.<br />
Unten links: Da der<br />
Name „Mehr-<br />
zweck-Universal-<br />
Geländefahrzeug<br />
<strong>mit</strong> Allradantrieb“<br />
für diesen DKW<br />
einfach zu lang<br />
war, bekam er das<br />
Kürzel „Munga“.<br />
> AUFLÖSUNG DES <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-SOMMER-GEWINNSPIELS<br />
Heiko Birnstiel, Helmstedt<br />
Joachim Kiefer, Bonn<br />
Helmut Rickels, Bad Oeynhausen<br />
Hendrik Fricke, Speicher<br />
Andreas Hoffmann, Wiesbaden<br />
Marie Kock, Wewelsfelth<br />
Achim Mötsch, Remscheid<br />
Alina Seemann, Escheburg<br />
Gitta Neumann, Kiefersfelden<br />
Christoph Seelbach, Düsseldorf<br />
Luigi M. Terriuolo, Langenlonsheim<br />
U. Glausnitzer, Ochsenhausen<br />
Andreas Görke, Berlin<br />
Hannes Bobke, Gauingen<br />
Stefan Grunwald, Wallenhorst<br />
Anke Jung, Bremerhaven<br />
Achim Löhmann, Atzelgift<br />
Anne-Catrin Reeh, Giessen<br />
Mario Henningsen, Haveoftloit<br />
Denis Stein, Bendorf<br />
Marion Schulze, Meßdorf<br />
Matthias Baumann, Schwabmünchen<br />
Christian Fauser, Reutlingen<br />
Peter-Klaus Hummel, Pilsting<br />
Robert Berger, Erlangen<br />
Ingo Hertzer, Solingen<br />
Ulf Midden, Lingen<br />
Heiko Holz, Grevenbroich<br />
Arne Fesenbers, Dänischenhagen<br />
Angelika Drees, Herdecke (Ruhr)<br />
Jürgen Fischer, Untersiemau<br />
Frank Schmidt, Rheine<br />
Jürgen Berglar, Herrenberg<br />
Stefan Deisenroth, Kriftel<br />
Heinz-Jürgen Meinert, Friedeburg<br />
Friedrich Thuma, Wenzenbach<br />
Stephan Birkhäuser, München<br />
Christoph Matura, Beckingen<br />
Marc Slowek, Cadolzburg<br />
Sofie Manhart, Waiblingen<br />
Trat 1956 das Erbe<br />
des „Cremeschnittchens“<br />
4 CV<br />
an: die Renault<br />
Dauphine.<br />
Bunte<br />
Sicherheitsgurte<br />
> FARBTUPFER FÜR OLDIES<br />
Bei vielen Oldies werden Sicherheitsgurte<br />
nachgerüstet. Aber<br />
es muss dabei nicht immer<br />
Schwarz sein: Warum nicht mal<br />
Rot oder Gelb? Die liefert die<br />
Gurtweberei Carl Stahl GmbH Co.<br />
KG – und wem das dann doch zu<br />
„quietschig“ ist kann seinem Oldie<br />
Gurte in Silbergrau oder Beige<br />
spendieren.<br />
Die Gurte sind montagefertig im<br />
Einzelhandel oder direkt bei<br />
Carl Stahl bestellbar: Ein farbiger<br />
Drei-Punkt-Gurt für Fahrer oder<br />
Beifahrer kostet je 66,50 Euro<br />
netto zzgl. Mwst plus Verpackung<br />
und Versand, ein Drei-<br />
Punkt-Gurt für den Rücksitz kostet<br />
67,25 Euro netto zzgl. Mwst<br />
plus Verpackung und Versand.<br />
Weitere Infos gibt es unter<br />
www.stahl-gurte.de.<br />
Foto: Clyde Burdette<br />
Foto: via Gebhardt-Seele
Die Umfrage auf www.autoclassic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
Wie halten Sie es <strong>mit</strong> der Originalität bei Oldtimern?<br />
10,7 %<br />
Ich bin der Meinung, dass ein klassisches Automobil möglichst zu 100 Prozent dem<br />
Auslieferungszustand entsprechen sollte.<br />
64,2 %<br />
Ich finde, dass alle Veränderungen, die zeitgerecht sind – also möglich waren, als das Fahrzeug<br />
aktuell war – genauso historisch korrekt sind wie völlig originale Fahrzeuge.<br />
<br />
<br />
25,1 %<br />
Ich finde nichts dabei, wenn Klassiker <strong>mit</strong> moderner Technik, etwa einer Servolenkung oder einem<br />
besseren Getriebe, umgebaut und da<strong>mit</strong> alltagstauglicher werden.<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage <strong>mit</strong>!<br />
Oberklasse-Sterne unter sich<br />
> 40 JAHRE MERCEDES-BENZ W 116<br />
Es war eine Riesenerfolg: Am 23. September<br />
feierten der Mercedes S-Klasse Club und<br />
die Mercedes-Benz Interessengemeinschaft<br />
40 Jahre W 116. 1972 hatte der neue<br />
„Stern“ am Mercedes-Himmel seinen großen öffentlichen<br />
Auftritt und begründete den Namen<br />
„S-Klasse“, der ab diesem Zeitpunkt die Stuttgarter<br />
Oberklasse schmücken sollte.<br />
Bei schönstem Wetter trafen sich in der Klassikerstadt<br />
etwa 75 S-Klassen W 116 und weitere<br />
50 Alt-Benze der verschiedensten Baureihen<br />
– ein Benz-Fan war sogar über 450 Kilometer gefahren,<br />
um dabei zu sein. Alle Fahrzeuge wurden<br />
höchst interessiert unter die Lupe genommen<br />
und eine Preisverleihung am Nach<strong>mit</strong>tag prämierte<br />
die schönsten, interessantesten und originalsten<br />
W 116. Es gab soviel zu entdecken:<br />
ganz frühe Baujahre <strong>mit</strong> besonderen Ausstattungen,<br />
gepanzerte W 116, einen seltenen „Crayford“-Kombi,<br />
einen italienischen „Pilato“-Leichenwagen<br />
sowie die gesamte Typenvielfalt vom<br />
280 S bis hin zum 450 SEL 6,9.<br />
Rund 125 Fahrzeuge feierten in der Klassikerstadt<br />
in Frankfurt 40 Jahre W 116.<br />
Foto: via Ralf Weber<br />
Foto: via Harald Burger<br />
100 Jahre elektrische Rennbahn<br />
> SONDERAUSSTELLUNG IM MUSEUM ERFINDERZEITEN<br />
Wer erinnert sich nicht an seine heißgeliebte<br />
Carrera-Bahn aus seiner<br />
Kindheit? Sofern man überhaupt eine<br />
eigene hatte und nicht grün vor Neid beim<br />
Auf die Plätze, fertig, los!<br />
Die elektrische Rennbahn<br />
wird 100 Jahre alt.<br />
Nachbarsjungen <strong>mit</strong>spielen musste. Kaum zu<br />
glauben: Seit 100 Jahren schon gibt es Rennund<br />
Autobahnen fürs Kinderzimmer! Das<br />
Ganze begann 1912, doch in Deutschland<br />
kam der Boom der elektrischen Autorennbahnen<br />
erst 1963 an – eben <strong>mit</strong><br />
der Carrera-Bahn: Mittels Daumendruck<br />
konnte man Tempo machen,<br />
doch drückte man zu stark, flog das<br />
Renn auto aus der Bahn – jeder kennt<br />
das.<br />
Wer mehr über die Entwicklungsgeschichte<br />
wissen möchte, dem sei bis 14.<br />
April 2013 die Sonderausstellung „100<br />
Jahre Renn- und Autobahnen fürs Kinderzimmer“<br />
im Auto- und Uhrenmuseum<br />
ErfinderZeiten in Schramberg<br />
ans Herz gelegt. Weitere Infos gibt es<br />
unter www.auto-und-uhrenwelt.de<br />
Das neue<br />
Heft ist da.<br />
Jetzt am<br />
Kiosk!
14<br />
Marken & Modelle<br />
TITELSTORY | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
FIAT 500, GOGGO, NSU PRINZ 4<br />
Fahren wie zu Großmutters Zeiten<br />
Fiat 500<br />
<strong>Kultige</strong> Zwe<br />
<strong>mit</strong> Spaßgara<br />
Wer heute einen Kleinstwagen der 50er- und 60er-Jahre bewegt, erhält nicht nur ein Kulturgut am<br />
Leben, sondern auch die Erinnerung an die Zeit des Wirtschaftswunders, in dem der Glaube an den<br />
Fortschritt und eine bessere Zukunft noch ungebrochen war. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> bat drei typische Vertreter<br />
dieser Fahrzeugklasse zum entspannten Vergleich.<br />
Die Zeitschrift „hobby“ schmückte ihre Ausgabe<br />
2/1958 <strong>mit</strong> der martialischen Schlagzeile<br />
„Auf in den Kampf, 600er!“ und bezog<br />
dies auf die damals so beliebten Kleinwagen, die<br />
seinerzeit als untere Mittelklasse verstanden wurden<br />
– als zwar kleine, aber ernst zu nehmende Automobile<br />
für die ganze Familie. Dabei muss man<br />
die damalige Kleinwagenszene unterteilen in Minimalfahrzeuge<br />
wie Isetta oder Kabinenroller <strong>mit</strong><br />
maximal 300 Kubikzentimetern, in Kleinwagen<br />
wie das Goggo oder den Fiat 500 <strong>mit</strong> bis zu 500<br />
Kubikzentimetern und die meist besser ausgestatteten<br />
600er wie den Prinz 4, den BMW 600 oder<br />
den Lloyd Alexander, die zwischen 500 und 600<br />
Kubikzentimeter Hubraum und knappe 20 PS<br />
Leistung hatten. Ihr Entstehen verdankt diese<br />
„große“ Kleinstwagenklasse wohl auch dem deutschen<br />
Steuersystem: Für Wagen über 500 Kubikzentimeter<br />
Hubraum konnten 50 Pfennig pro gefahrenem<br />
Kilometer zur Arbeitsstelle steuerlich<br />
abgesetzt werden, bei kleineren Hubräumen wa-
FIAT 500, GOGGOMOBIL, NSU PRINZ 4 | 15<br />
NSU Prinz 4<br />
Goggo<br />
rge<br />
ntie<br />
In der historischen Altstadt von Friedberg bei<br />
Augsburg gingen es unsere drei Winzlinge bergab<br />
sehr flott an. Bergauf war es etwas mühsamer!<br />
ren es nur 36 Pfennig, und ab 20 PS stiegen die<br />
Versicherungsprämien spürbar. Ein „600er“ war<br />
fast so preiswert im Unterhalt und viel alltagstauglicher,<br />
aber deutlich günstiger als etwa ein BMW<br />
700, ein Goliath GP 700 oder gar ein VW Käfer.<br />
Fiat 500 – vom Beinahe-Flopp zum Hit<br />
Eigentlich hatte Fiat <strong>mit</strong> dem 1955 vorgestellten<br />
vierzylindrigen 600 schon ein sehr erfolgreiches<br />
Angebot für Kleinwagenfreunde, aber als Ersatz<br />
für den seit Vorkriegszeiten fast unveränderten<br />
Frontmotor-Topolino sollte dann doch ein neuer<br />
500er das Angebot nach unten abrunden. Nach<br />
einigen wenig überzeugenden Versuchen <strong>mit</strong> einem<br />
Rollermobil wurde der „Fiat 500 Nuova“ <strong>mit</strong><br />
einem knapp 500 Kubikzentimeter großen und<br />
13,5 PS schwachen luftgekühlten Zweizylinder-<br />
Viertakt-Heckmotor dann im Februar 1957 der<br />
Öffentlichkeit vorgestellt. Und war ein Flop: Der<br />
strikte Zweisitzer war zu spartanisch ausgestattet,<br />
zu leistungsschwach und zu teuer. Zum Erfolg<br />
wurde der Winzling erst nach mehreren<br />
Preissenkungen und <strong>mit</strong> dem 1960 erschienenen<br />
„500 D“, der nun endlich vier Sitzplätze und<br />
stramme 17,5 PS besaß. Die nach vorne öffnenden<br />
„Selbstmördertüren“ verschwanden <strong>mit</strong><br />
dem 1965 vorgestellten, auf 18 PS erstarkten „Fiat<br />
500 F“, der 1967 als Luxusversion „500 L“, die<br />
über andere Stoßstangen und ein schwarzes Armaturenbrett<br />
<strong>mit</strong> den Instrumenten des Fiat 850<br />
verfügte, angeboten wurde. 1972 erschien der<br />
Nachfolger Fiat 126, der 500er wurde allerdings<br />
als „500 R (Rinovata)“ bis 1974 weitergebaut; <strong>mit</strong><br />
dem auf 24 PS reduzierten, 600 Kubikzentimeter<br />
großen Zweizylinder aus dem Fiat 126 und auf<br />
das Nötigste reduzierter Ausstattung wurde dieses<br />
Sparbrötchen noch bis 1975 gebaut, danach<br />
war die Zeit des „Mäuschens“ endgültig vorbei.<br />
Unser Test-Mäuschen<br />
Der ferrarirote „500 L“ aus dem Jahr 1970, den<br />
Barbara Kraus im Dezember 1999 von ihrem
16 | TITELSTORY<br />
Mobiler Freudenspender:<br />
Ein Fiat 500 zaubert den<br />
Insassen ebenso ein fröhliches<br />
Lächeln auf die Lippen<br />
wie den Betrachtern.<br />
Mann Walter zum Geburtstag geschenkt bekam,<br />
strahlt uns an wie ein Jahreswagen, bis auf die<br />
selbst konstruierte Radiokonsole ist der Winzling<br />
völlig original. Walter Kraus erwarb den Wagen,<br />
der ursprünglich in Palermo zugelassen war, Mitte<br />
1999, um ihn – nach eingehender Restaurierung<br />
– seiner Frau zu schenken. Sie hatte ihrem<br />
Mann immer wieder erzählt, wie sehr sie ihren<br />
beiden Fiat 500 nachtrauert, die sie in ihren fahrerischen<br />
Anfängen durch unverschuldete Unfälle<br />
verloren hatte, und so entstand der Gedanke<br />
zu diesem Geschenk. Da der Wagen eine Geburtstagsüberraschung<br />
werden sollte, führte er<br />
die Restaurierung in einer heimlich angemieteten<br />
ehemaligen Schmiede gemeinsam <strong>mit</strong> seinen<br />
Kindern durch. Der Wagen wurde völlig zerlegt,<br />
alle nicht reparablen Teile wurden erneuert, der<br />
Rest in einer Fiat-Werkstatt aufgearbeitet. Auch<br />
Motor, Getriebe und die Lenkung wurden von<br />
den Experten überholt.<br />
Die Karosserie wurde sandgestrahlt, dabei kamen<br />
ein kariöser Wagenboden und erhebliche<br />
Schäden am rechten Fahrzeugbereich (Beifahrertür,<br />
Holm, unteres Rahmenteil zum hintern Radkasten)<br />
zutage, die auf einen schlecht reparierten<br />
Unfall hindeuteten. All dies wurde von einer<br />
Spenglerei <strong>mit</strong> Neuteilen fachgerecht wieder repariert.<br />
Auch die Lackierung in Ferrarirot wurde<br />
in diesem Betrieb durchgeführt. Nachdem der<br />
Wagen wieder auf seinen Rädern stand und die<br />
Fast wäre der Fiat 500 ein Flop geworden.<br />
Erst nach mehreren Preissenkungen und<br />
auf 17,5 PS erstarkt, wurde er zum Longseller.<br />
Mechanik eingebaut war, komplettierten Walter<br />
Kraus und seine Kinder in der gemieteten Schmiede<br />
den Wagen <strong>mit</strong> Hauben, Türen, Scheiben und<br />
der Innenausstattung samt dem Dachhimmel und<br />
den Teppichen. Die Geheimniskrämer mussten<br />
teilweise sehr kreativ werden, um die Restaurierung<br />
geheim zu halten; einmal musste Walter<br />
Kraus eine hässliche Handverletzung durch eine<br />
rotierende Drahtbürste erklären, und als seine<br />
Frau ihn direkt fragte, was er denn die ganzen<br />
Abende in der alten Dorfschmiede machen würde,<br />
blieb ihm nur, die Aussage zu verweigern!<br />
Am 2. Dezember 1999 wurde das knubbelige<br />
Geschenk im Rahmen einer großen Geburtstagsfeier<br />
überreicht. Seither fungiert Walter Kraus<br />
hauptsächlich als „Schmiermaxe“ auf dem Bei-<br />
fahrersitz und kümmert sich um die Wartung des<br />
Flitzers, der sich als recht zuverlässig erwies. Lediglich<br />
der bei der Restaurierung eigentlich überholte<br />
Motor wurde 2007 gegen ein Austauschaggregat<br />
<strong>mit</strong> überholter Zündanlage<br />
und neuer Benzinpumpe getauscht.<br />
In den ersten Jahren nutzte Barbara<br />
Kraus den Fiat gerne als motorisierte<br />
Einkaufstasche, seit einigen Jahren<br />
fahren sie auch bei Oldtimerveranstaltungen<br />
wie der Augsburger Landkreisrallye<br />
<strong>mit</strong>, die sie einmal sogar schon gewonnen haben.<br />
Goggomobil – der legendäre Autozwerg<br />
Hans Glas ist der Vater des Goggomobils, dass<br />
von 1955–69 über 250.000-mal gebaut wurde<br />
und den Dingolfinger Unternehmer zu einem der<br />
erfolgreichsten Automobilproduzenten der Wirtschaftswunderzeit<br />
machte, der in seinem Unternehmen<br />
zeitweise um die 4.000 Mitarbeiter beschäftigte.<br />
Das Goggomobil war kaum teurer als<br />
ein Zweirad <strong>mit</strong> Beiwagen, bot aber Wetterschutz<br />
und Platz für zwei Erwachsene, zwei Kinder<br />
und etwas Gepäck. Der 250 Kubikzentimeter<br />
große Zweizylinder-Zweitakter im Heck besaß<br />
13,5 PS, <strong>mit</strong> denen der Winzling um die 80 Stun-<br />
Rauhbeim: Der kleine Zweizylinder ist robust und in der Serienausführung<br />
gut für knappe 100 Stundenkilomter.<br />
Der Innenraum des kleinen Italieners ist recht einfach, aber durchaus<br />
bequem.
FIAT 500 | 17<br />
KAUFBERATUNG<br />
Fiat 500 „Nuova“<br />
Der ideale Oldie für Einsteiger und Schrauber-Neulinge<br />
Ein brauchbarer Fiat 500 ist <strong>mit</strong>tlerweile nicht mehr unter 5.000 Euro zu haben.<br />
Schauen Sie deshalb genau hin! Ersatzteile sind günstig, die Technik ist einfach instand<br />
zu setzen; doch bei der Karosserie kann es problematisch werden, sagt die<br />
Größe des Autos doch nichts über den Aufwand einer Restaurierung aus.<br />
Klare Sache: Der große,<br />
aus dem Fiat 850<br />
übernommene Tacho.<br />
denkilometer Höchstgeschwindigkeit erreichte,<br />
Versionen <strong>mit</strong> 300 und 400 Kubikzentimeter<br />
brachten es bis auf 20 PS, die für knappe „100<br />
Sachen“ gut waren. Trotz der spartanischen Anmutung<br />
und den winzigen Abmessungen war das<br />
Goggomobil technisch <strong>mit</strong> Vierganggetriebe (im<br />
Coupé und optional in der Limousine sogar <strong>mit</strong><br />
elektromagnetischem Vorwählgetriebe) und Einzelradaufhängung<br />
rundherum den meisten anderen<br />
Fahrzeugen seiner Klasse überlegen. Zudem<br />
wirkte er im Gegensatz zu ähnlich teuren<br />
Rollermobilen und Konstruktionen wie der Isetta<br />
oder dem Zündapp Janus wie ein „richtiges“ Auto,<br />
nur eben viel kleiner. Vom ersten Moment an<br />
gingen die Winzlinge weg wie warme Semmeln.<br />
Im Laufe der Jahre veränderte sich der „Goggo“<br />
technisch wie optisch kaum, was sich änderte,<br />
waren die Käuferschichten. Bis in die frühen<br />
60er-Jahre hinein galt das Dingolfinger Kleinmobil<br />
vielen Aufsteigern vom Zweirad als ein preisgünstig<br />
zu unterhaltendes, fast vollwertiges Automobil.<br />
Die für ein Kleinstmobil <strong>mit</strong> Zweitakter<br />
lange Bauzeit bis 1969 – BMW produzierte nach<br />
der Glas-Übernahme 1966 noch über zwei Jahre<br />
Goggomobile! – erklärt sich aus der Tatsache,<br />
dass Fahrzeuge <strong>mit</strong> maximal 250 Kubikzentime-<br />
Durchblicker: Große Fensterflächen sorgen für gute<br />
Rundumsicht und ein freundliches Interieur.<br />
Der Tank macht den<br />
Kofferraum vorne<br />
noch kleiner!<br />
Karosserie<br />
Vor allem die unteren zehn<br />
Zentimeter der Karosserie einschließlich<br />
Bodenblech sind<br />
rostgefährdet: Im Spritzbereich<br />
der Räder rosten die inneren<br />
Radläufe, und auch die Innenschweller<br />
sind häufig durchgerostet.<br />
Prüfen Sie auch das<br />
Blech unter der Rücksitzbank.<br />
Reparaturbleche gibt es hierfür<br />
nicht, sie müssen individuell<br />
angefertigt werden. Als K.-o.-<br />
Kriterium gelten Löcher in dem<br />
Bereich der Karosse, an<br />
dem die Vorderachsaufhän-<br />
gung befestigt<br />
ist. Auch das Pedaleriestehblech<br />
im vorderen<br />
Fußraum rostet. Reparaturbleche<br />
sind zwar problemlos zu<br />
bekommen, doch ist die Instandsetzung<br />
nichts für Hobbyschweißer.<br />
Front- und Heckscheibenrahmen<br />
sind an den<br />
unteren Ecken oft angegriffen;<br />
Front- und Heckabschlussblech<br />
sind auf ältere Unfallschäden<br />
zu prüfen, bei Ersterem<br />
vor allem auch die Falz<br />
am Übergang zur Kofferraumwanne.<br />
Auch die seitlichen Partien<br />
des Motorraums geben<br />
Auskunft über einen vertuschten<br />
Feindkontakt.<br />
Motor/Getriebe<br />
Die Motoren verlangen nach<br />
regelmäßiger Wartung. Viele<br />
500er sind <strong>mit</strong> Motoren aus<br />
dem Fiat 126 ausgerüstet,<br />
was nur hinsichtlich<br />
der Originalität<br />
ein Problem darstellt.<br />
Prüfen Sie,<br />
ob der Motor auch<br />
kalt gut anspringt.<br />
Tut er es nicht, ist die<br />
Ursache meist bei Zündung,<br />
Vergaser oder Ventileinstellung<br />
zu suchen. So mancher<br />
Defekt macht sich akustisch<br />
bemerkbar, eine rasselnde<br />
Steuerkette etwa oder ein<br />
klapperndes Lüfterrad. Ein<br />
Kompressionsdrucktest gibt<br />
Auskunft über den Zustand<br />
des Motorinneren. Leichter<br />
Ölverlust ist unbedenklich,<br />
bei größeren Leckagen sind<br />
meist Kurbelwellensimmerringe<br />
oder Stößelrohrdichtungen die<br />
Ursache. Zum Abdichten muss<br />
der Motor meist ausgebaut<br />
werden. Das Getriebe ist bis<br />
auf wenige der letzten<br />
Exemplare (oder implantierte<br />
126-<br />
Schaltboxen) unsynchronisiert.<br />
Starke Lagergeräusche<br />
kündigen<br />
Handlungsbedarf an.<br />
An einem Hang sollte bei<br />
leichtem Anfahren der erste<br />
Gang nicht herausspringen,<br />
denn sonst ist zumindest dieser<br />
überholungsbedürftig.<br />
Sind die Bleche im<br />
Motorraum rostfrei<br />
und unverbeult?<br />
Fahrwerk<br />
Das Fahrwerk ist durchaus gut,<br />
aber pflegebedürftig. Ausgeschlagene<br />
Achsschenkel und<br />
Querlenker machen sich durch<br />
mangelhaften Geradeauslauf<br />
und unzureichende<br />
Lenkrückstellkräfte<br />
bemerkbar.<br />
Die Teile sind günstig zu haben.<br />
Achsmanschetten und<br />
Simmerringe sind häufig undicht.<br />
An der Hinterachse waren<br />
durchgerostete Schwingen<br />
lange ein teures Problem, <strong>mit</strong>tlerweile<br />
sind gute Nachfertigungen<br />
für unter 300 Euro pro<br />
Paar auf dem Markt.<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Die Teileversorgung ist problemlos,<br />
und das zu sehr moderaten<br />
Preisen (<strong>mit</strong> wenigen<br />
Ausreißern nach oben bei älteren<br />
Modellen). Nach und nach<br />
werden in Italien <strong>mit</strong>tlerweile<br />
sogar Teile<br />
Gut zugänglich:<br />
Elektrik und Hydraulikbehälter.<br />
nachgefertigt, die<br />
lange Zeit nicht zu bekommen<br />
waren. So gibt es seit<br />
Neuestem wieder weiße und<br />
schwarze Kunststofflenkräder<br />
zu Preisen ab 240 Euro.<br />
Axel Gerstl (www.fiat500126.<br />
de) bietet auch einen geregelten<br />
Drei-Wege-Kat für Fiat 500<br />
und 126 an.<br />
Fazit<br />
Der Fiat 500 genießt seit Langem<br />
Kultstatus, verlangt allerdings<br />
regelmäßige Wartung,<br />
um zuverlässig zu bleiben.<br />
Hierzu zählt die regelmäßige<br />
Kontrolle der Flüssigkeitsstände<br />
ebenso wie das Abschmieren<br />
der Achsschenkel spätestens<br />
nach 5.000 Kilometern<br />
oder die Prüfung des Ventilspiels<br />
mindestens alle 10.000<br />
Kilometer. Frederik E. Scherer
18 | TITELSTORY<br />
Kurvenräuber: Es macht tierischen<br />
Spaß, <strong>mit</strong> laut heulendem<br />
Zweitakter kurvenreiche<br />
Landstraßen zu erobern.<br />
Drehorgel: Der kleine Zweitakter braucht<br />
Drehzahlen, um vorwärtszukommen.<br />
Der Einsteig in das spartanische Cockpit ist<br />
dank weit öffnender Türen problemlos.<br />
Kofferträger: Wer mehr als eine Reisetasche<br />
dabeihat, braucht eine Gepäckbrücke.<br />
tern Hubraum von Besitzern eines vor 1954 ausgestellten<br />
Klasse-4-Motorrad-Führerscheins ohne<br />
zusätzliche Prüfung bewegt werden konnten.<br />
Unser Test-Goggo<br />
Als Andrea Stang und Klaus Röder aus ihrem<br />
schilfgrauen 63er-Goggo aussteigen, schrumpft<br />
der Winzling optisch gleich noch etwas zu -<br />
sammen: Beide sind große Menschen, und dennoch<br />
haben sie im Goggo gut Platz – der Innenraum<br />
ist tatsächlich ge räumiger, als die<br />
Außenmaße des nur 2,90 Meter kurzen<br />
Vehikels vermuten lassen! Klaus<br />
Röders Winzling wurde nur drei Jahre<br />
lang, bis 1966, gefahren und dann stillgelegt.<br />
1990 begann er dann <strong>mit</strong> der<br />
Restaurierung, die ihn anderthalb Jahre<br />
kostete. Mittlerweile zeigt sich an<br />
dem Goggo wieder eine sympathische<br />
Patina, die in vielen gemeinsamen Kilometern<br />
„erarbeitet“ wurde: Klaus<br />
Röder scheut auch vor langen Strecken<br />
nicht zurück, er ist <strong>mit</strong> seinem<br />
Goggo schon mehrmals die „2.000 km<br />
von Deutschland“ und die ebenso lange<br />
„Vino Miglia“ von der Pfalz bis nach<br />
Südtirol und zurück gefahren. In den<br />
letzten Jahren musste der Kleine nicht<br />
mehr so hart arbeiten und wurde<br />
hauptsächlich für Schönwetterausfahrten<br />
und Tagesrallyes aus der Garage geholt. Im<br />
letzten Jahr wurden sie bei der „333-Minuten-Rallye“<br />
im Münchner Umland sogar völlig überraschend<br />
Sieger – dabei war dies die erste Rallye, an<br />
der seine Partnerin teilnahm. Andrea Stang ist seit<br />
etwa zwei Jahren <strong>mit</strong> wachsender Begeisterung<br />
„an Bord“. Ihr gefällt am Goggo das nach heutigen<br />
Maßstäben skurrile, aber ungemein unterhaltsame<br />
Fahrgefühl, gelegentliche Pannen sind für sie<br />
das Salz in der Oldtimersuppe.<br />
Marathonläufer:<br />
Klaus Röder hat keine<br />
Angst vor weiten<br />
Reisen, wie diese Abzeichen<br />
beweisen.<br />
Das Autochen präsentiert sich als gut gepflegter<br />
Alltagsoldie <strong>mit</strong> einigen Gebrauchsspuren aus<br />
über 20 Jahren Nutzung, ein am Armaturenbrett<br />
installierter Fahrradtacho sorgt für eine radarfallenkompatible<br />
Geschwindigkeitsanzeige, und das<br />
Radio verkürzt auf längeren Strecken die gefühlte<br />
Reisezeit auf angenehme Weise. Unter der<br />
schwarzen Verkleidung über dem Motor verbirgt<br />
sich die Gebläsekühlung, und statt des originalen<br />
Viertelliter-Triebwerkes sorgt ein „Big Block“ <strong>mit</strong><br />
300 Kubik und 14,8 Pferdchen für etwas<br />
mehr Drehmoment und entspannteres<br />
Fahren.<br />
NSU Prinz 4 – kleiner Gernegroß<br />
Der letzte der Zweizylinder-Prinzen<br />
wurde 1961 vorgestellt. Trotz eines<br />
Radstandes von nur 1,78 Metern<br />
wurde der Prinz 4 als Fünfsitzer verkauft,<br />
und verglichen <strong>mit</strong> anderen<br />
Kleinwagen wie dem Fiat 500 spielte<br />
der Prinz tatsächlich in einer höheren<br />
Fahrzeugklasse: Es gab ein<br />
gut bestücktes Armaturenbrett <strong>mit</strong><br />
drei Rundinstrumenten, modernen<br />
versenkten Kippschaltern, Aschenbecher,<br />
Handschuhfach und einem<br />
hübschen Lenkrad <strong>mit</strong> verchromtem<br />
Hupenring. Man saß auf recht<br />
kommodem Gestühl, und auch grö-
GOGGOMOBIL | 19<br />
ßere Menschen bekommen im Prinzengemach<br />
keine Platzangst. Der luftgekühlte Zweizylinder-<br />
Reihenviertakter liefert aus 600 Kubikzentimetern<br />
Hubraum stattliche 30 PS und deklassiert<br />
auch da<strong>mit</strong> seine bürgerlichen Kleinstwagen-<br />
Konkurrenten. Der Motor war als Paralleltwin<br />
konzipiert , die Ventilsteuerung erfolgte wie bei<br />
der NSU Max über Schubstangen und eine oben<br />
liegende Nockenwelle, die bei dieser Motorenkonstruktion<br />
unvermeidbaren Vibrationen werden<br />
im Prinz durch spezielle Silentblöcke gezähmt.<br />
Die selbst tragende Karosserie erinnert in der<br />
Linienführung <strong>mit</strong> der umlaufenden Kante an<br />
den Chevrolet Corvair und galt <strong>mit</strong> ihren großen<br />
Glasflächen, dem zierlichen Dach und dem entsprechend<br />
übersichtlichen Innenraum Anfang<br />
der 60er-Jahre als topmodern. Bis zum Ende der<br />
Das Goggomobil war international<br />
erfolgreich, auch in Australien<br />
wurde der Zwerg in Lizenz gebaut.<br />
Produktion im Jahre 1973 wurde kaum etwas<br />
verändert, lediglich die Zierleiste an der Fahrzeugfront<br />
erhielt im Lauf der Bauzeit ein Update.<br />
Mehr war offenbar auch nicht nötig, denn der<br />
kleine Prinz verkaufte sich prächtig: Über<br />
600.000 Exemplare entstanden zwischen 1961<br />
und 1973 bei NSU, und in Lizenz wurde der Wagen<br />
unter dem Namen „Ramses“ sogar in Ägypten<br />
gebaut! Auch die Russen fanden Gefallen an<br />
dem hübschen Neckarsulmer und kopierten die<br />
Karosserieform beim seit 1966 gebauten Saporoschez<br />
966 fast unverändert, allerdings <strong>mit</strong> eigener<br />
Technik.<br />
Das Leichtgewicht – der Prinz 4 wiegt nur 590<br />
Kilogramm – läuft stramme 120 Stundenkilometer<br />
und ist da<strong>mit</strong> schneller als ein zeitgenössischer<br />
Käfer. Richtig legendär wurden allerdings<br />
erst die ab 1963 erhältlichen vierzylindrigen<br />
Nachfolger Prinz 1000 und die davon abgeleiteten<br />
Modelle 1000TT und TTS, die aus dem kommoden<br />
Kleinstwagen einen für damalige Verhältnisse<br />
fast unschlagbaren Sportwagen machten.<br />
Unser Test-Prinz<br />
Dieter Baum hatte schon immer davon geträumt,<br />
einen Oldtimer zu besitzen, aber wie es so ist –<br />
Heirat, Kinder, Haus bauen gingen immer vor.<br />
Bis zu jenem Januartag im Jahr 2000, als er die<br />
Mototechnika in Augsburg besuchte und dort einen<br />
NSU Prinz 4 sah, der zum Verkauf stand. 800<br />
Mark sollte das traurig dreinblickende Restaurationsobjekt<br />
kosten. Zu viel Geld für das Auto und<br />
Dieter Baum, aber der Verkäufer machte den<br />
Fehler, jedem zu erzählen, dass er den Prinz garantiert<br />
nicht wieder nach Hause zurücknehmen<br />
würde. So kam es, dass Baum den halbtoten Prinzen<br />
für 400 Mark erwerben konnte und der Verkäufer<br />
ihn sogar ohne Mehrkosten <strong>mit</strong> einem<br />
Hänger nach Hause brachte. Seine Frau schlug<br />
die Hände über dem Kopf zusammen und bezweifelte,<br />
dass der NSU je wieder fahren würde.<br />
Doch der gelernte Kfz-Mechaniker und langjährige<br />
Maschinenschlosser ließ sich nicht abschrecken.<br />
Als Erstes wurden der Goggomotor, die<br />
Elektrik, die Hinterachse und die Innenausstattung<br />
ausgebaut und die Karosserie dann in<br />
Baums Garage an seinem Haus auf die Seite gekippt,<br />
um den Unterboden zu inspizieren. Zwei<br />
KAUFBERATUNG<br />
Goggomobil Limousine und Coupé<br />
Nur der Rost stört die Kleinwagenidylle empfindlich ...<br />
Das Goggomobil ist Kult. Das führt zu relativ hohen Einstiegspreisen, die sich jedoch<br />
durch sehr niedrige Unterhaltskosten relativieren. Als Kurzstreckenklassiker<br />
bereitet der Winzling viel Spaß und sorgt für mehr Aufsehen als die meisten<br />
Edelkarossen.<br />
Karosserie<br />
Limousine und Coupé weisen<br />
die gleichen Problemzonen<br />
auf. Ein Rostcheck an den Türunterkanten<br />
und im Schwellerbereich<br />
ist obligat, Lochfraß an<br />
den Radläufen häufig bereits<br />
reparaturgeschweißt und <strong>mit</strong><br />
viel Spachtel zurechtmodelliert.<br />
Da die Karosserieteile verschweißt<br />
sind, ist eine Reparatur<br />
nichts für Anfänger. Ein<br />
schwacher Magnet verrät, was<br />
sich unter dem Lack verbirgt.<br />
Front- und Heckschürze<br />
sind ebenfalls gefährdet.<br />
Bei<br />
Das Getriebe verlangt<br />
nach einer<br />
starken Hand.<br />
„restaurierten“<br />
Autos lassen Sie<br />
sich Fotos von den Arbeiten<br />
zeigen: Nur wenn Karosserie<br />
und Chassis getrennt wurden,<br />
kann von gründlicher Arbeit die<br />
Rede sein. Das Chassis krankt<br />
am Bodenblech am Übergang<br />
zu den Radhäusern, an den<br />
Sitzmulden (hier kann Wasser<br />
stehen bleiben). Durchrostungen<br />
an den vorderen Stoßdämpferaufnahmen<br />
bedeuten<br />
Verfall im Endstadium.<br />
Motor/Getriebe<br />
Fachmännischer überholt, ist<br />
ein Goggomotor robust und alltagstauglich.<br />
Nach langer<br />
Standzeit härten Simmerringe<br />
und Dichtungen aus; lichtmaschinenseitig<br />
löst sich der Kurbelwellen-Simmerring<br />
gelegentlich<br />
aus seinem Sitz<br />
(der Motor läuft dann<br />
nur noch auf einem<br />
Zylinder), was sich<br />
durch ein spezielles<br />
Sicherungsblech<br />
verhindern<br />
lässt. Uwe Staufenberg<br />
(Tel. (07195) 92<br />
05 43, www.goggomobil.<br />
com) bietet Umbausätze auf<br />
300 Kubikzentimeter an, die<br />
eine gute Alternative zum gesuchten<br />
und teuren 400er<br />
sind. Der Rückwärtsgang kann<br />
unter chronischem „Kratzen“<br />
beim Einlegen leiden, was<br />
Zahnausfall und schließlich<br />
sein Herausspringen zur Folge<br />
hat: Legen Sie den ersten<br />
Gang ein, bevor Sie in den<br />
Rückwärtsgang schalten. Ist<br />
der Schalthebel schwergängig,<br />
liegt dies meist an falsch verlegten<br />
Bowdenzügen und Kabeln.<br />
Das elektromagnetische<br />
Getriebe ist besser<br />
als sein Ruf, aber<br />
trotzdem nur etwas<br />
für Sammler.<br />
Fahrwerk<br />
Wegen falsch zusammengebauter<br />
Lenkgetriebe<br />
müssen viele Goggo-<br />
Piloten auch geradeaus <strong>mit</strong><br />
eingeschlagenem Lenkrad fahren.<br />
Die Achsschenkelbolzen<br />
werden oft bei der HU bemängelt<br />
und sollten nur zusammen<br />
<strong>mit</strong> den Nadellagern ausgetauscht<br />
werden; dies erfordert<br />
spezielles Know-how, das sich<br />
beispielsweise im Goggo-Forum<br />
im Internet finden<br />
lässt.<br />
Die hintere Stoßdämpferaufnahme<br />
ist oft angerostet.<br />
Innenraum<br />
Die Stoffausstattungen<br />
der frühen Jahre sind<br />
in gutem Zustand nur noch selten<br />
zu finden. Graue und rote<br />
Kunstledergarnituren aus späten<br />
Jahrgängen gibt es dagegen<br />
häufig. Der Blinkerhebel<br />
des Coupés ist sehr fragil, Ersatz<br />
kostet viel Geld oder bastlerisches<br />
Geschick. Ein Rolldach<br />
kann nachgerüstet werden<br />
und bringt, wenn bereits<br />
vorhanden, Pluspunkte. Zumal,<br />
wenn es ein Originaldach ist.<br />
Ersatzteile<br />
Verschleiß- und Karosserieteile<br />
gibt es zu zivilen Preisen<br />
und in guter Qualität.<br />
Zierteile sind ver-<br />
Chrom- und Zierteile<br />
sind teuer<br />
und selten.<br />
gleichsweise teuer,<br />
lackierte Stoßstangen<br />
ein häufiger Kompromiss.<br />
Die Coupé-Frontscheibe ist<br />
bruchempfindlich und auch<br />
ge braucht nicht billig. Achtung:<br />
Nur im technischen Bereich<br />
sind T und TS weitgehend identisch!<br />
Fazit<br />
Das Angebot an Fahrzeugen ist<br />
vergleichsweise riesig, doch<br />
gerade „restaurierte“ und optisch<br />
überzeugende Fahrzeuge<br />
bergen die größten Fallen,<br />
denn viele Hobbyschrauber<br />
haben das Goggo nur notdürftig<br />
am Leben gehalten. Demgegenüber<br />
stehen die Kosten<br />
einer Vollrestaurierung, die immer<br />
den Wert eines fahrfertigen<br />
Autos im Zustand 2 übersteigt.<br />
Frederik E. Scherer
20 | TITELSTORY<br />
Zwerg Rase: Das Fahrverhalten des Prinzen ist<br />
erstaunlich modern, und auch am Berg ist er flott.<br />
Die umlaufende Kante der Karosserie wurde<br />
als „Corvair-Linie“ bezeichnet.<br />
Reifen dienten als Unterlage, um weitere Schäden<br />
am Blech zu verhindern. Die Diagnose war<br />
ernüchternd: Die Bodenbleche waren ebenso<br />
verrottet wie die unteren Türhälften und die Türschweller.<br />
Im Laufe von zwei Jahren restaurierte<br />
Dieter Baum den kleinen Prinzen vollständig. Bodenbleche,<br />
Türunterkanten und Schweller fertigte<br />
er selbst aus verzinktem Blech, die (aufgearbeitete)<br />
Innenausstattung, den Dachhimmel<br />
und diverse Kleinteile übernahm er aus einem<br />
zweiten NSU Prinz, den er als Teilespender erworben<br />
hatte. Alle sicherheitsrelevanten Teile<br />
wie Bremszylinder und Bremsleitungen wurden<br />
durch Neuteile ersetzt, und auch der Goggomotor<br />
wurde natürlich durch ein originales NSU-Aggregat<br />
getauscht, das er bei einem NSU-Sammler<br />
im bayerischen Penzberg fand. Dort konnte er<br />
unter drei Motoren auf Verdacht den vermeintlich<br />
besten auswählen und wurde nicht enttäuscht:<br />
Der Motor wurde nur gesäubert und ist<br />
seit über zehn Jahren zuverlässig und öldicht!<br />
Dieter Braun erscheint zum Fototermin <strong>mit</strong><br />
seiner Frau, die nach anfänglicher<br />
Skepsis <strong>mit</strong>tlerweile<br />
begeisterte Prinzen-<br />
Beifahrerin ist und wie ihr<br />
Mann Ausfahrten und die<br />
Geselligkeit <strong>mit</strong> den „Freunden<br />
alter Fahrzeuge“ – einem lockeren Zusammenschluss<br />
von Klassikerfreunden im Raum<br />
Augsburg – genießt. Und dass ihr Mann immer<br />
wieder mal da<strong>mit</strong> liebäugelt, eine neue Restaurierung<br />
zu beginnen, stört sie auch nicht weiter!<br />
Der Vergleich – klein, aber oho!<br />
Wie bewähren sich unsere drei Kultzwerge nun<br />
in der Praxis? Erstaunlich gut, so viel sei vorweg<br />
verraten. Verblüffend ist vor allem, wie viel Platz<br />
die gerade einmal zwischen 2,90 und 3,40 Meter<br />
kurzen Mobile für zwei Personen bieten. Das<br />
mag unter anderem da<strong>mit</strong> zusammenhängen,<br />
dass die Zeiten festungsähnlicher Dachaufbauten<br />
und großzügig schwarz verklebter Sehschlitze<br />
noch 50 Jahre entfernt waren, als diese Fahrzeuge<br />
konzipiert wurden. Dünne Türen schaffen<br />
auch bei nur 1,30 Meter Fahrzeugbreite den nötigen<br />
Ellenbogenraum für Fahrer und Beifahrer.<br />
Am wohlsten fühlt man sich im NSU Prinz, der<br />
Kleines Weltauto: Der Prinz 4 wurde in Chile, Uruguay<br />
und Irland montiert, als „Ramses“ in Ägypten<br />
gebaut und von Saporoschez in Russland kopiert.<br />
allerdings eine Fahrzeugklasse höher einzustufen<br />
ist als Goggo und Fiat 500. Alle drei Fahrzeuge<br />
bieten offiziell Platz für vier Personen, der NSU<br />
wurde sogar als Fünfsitzer beworben. Der Prinz<br />
ist dann auch der Einzige der drei Probanden, in<br />
dem die Rücksitze tatsächlich für Menschen über<br />
1,50 Meter Größe nutzbar erscheinen.<br />
Richtig spartanisch erscheint das Goggomobil<br />
<strong>mit</strong> dem winzigen Rundtacho und den auf dem<br />
Klassenprimus: Mit 30 PS aus nur 600 Kubikzentimetern war der<br />
Prinz 4 seinerzeit der wohl kräftigste Mini seiner Klasse.<br />
Nobelabteil: Für damalige Kleinwagenverhältnisse war der Prinz<br />
ausnehmend üppig und wohnlich ausgestattet.
NSU PRINZ 4 | 21<br />
KAUFBERATUNG<br />
NSU Prinz 4<br />
Auch beim Prinz ist marodes Blech das Hauptproblem.<br />
Als der Prinz vorgestellt wurde, war er technisch und konzeptionell vielen<br />
Konkurrenten überlegen. Auch heute wirkt der kleine Wagen noch modern<br />
und kann viel Fahrspaß bereiten, vorausgesetzt, die Technik ist in gutem<br />
Zustand.<br />
lackierten Blecharmaturenbrett nach dem Zufallsprinzip<br />
verstreuten Kipp- und Zugschaltern.<br />
Der Fiat 500 dagegen ist <strong>mit</strong> den Annehmlichkeiten<br />
der späten Jahre, sprich dem Instrumententräger<br />
samt großem Tachometer und sportlichem<br />
Zweispeichenvolant aus dem Fiat 850 gesegnet,<br />
während beim NSU <strong>mit</strong> seinem gut<br />
bestückten Armaturenbrett und dem hübschen<br />
Lenkrad <strong>mit</strong> Chrom-Hupenring fast Mittelklassegefühle<br />
aufkommen.<br />
Alle drei Kandidaten besitzen ein Vierganggetriebe<br />
<strong>mit</strong> Mittelschalthebel. Bei Fiat und beim<br />
NSU fallen die Schaltboxen kaum auf, die Gänge<br />
lassen sich relativ leicht und präzise einlegen, das<br />
leichte Krachen beim Gangwechsel des unsynchronisierten<br />
Fiatgetriebes ist unvermeidbar,<br />
aber nicht weiter störend, der NSU – als Einziger<br />
der drei <strong>mit</strong> einem vollsynchronisierten Getriebe,<br />
schaltet fast wie ein modernes Auto. Gewöhnungsbedürftig<br />
ist das Schaltschema im Goggomobil:<br />
Die Gänge werden nicht wie gewohnt von<br />
oben nach unten (H-Schema), sondern von links<br />
nach rechts (um 90 Grad gedrehtes H-Schema)<br />
geschaltet und benötigen eine entschlossene<br />
Hand an dem kleinen Schalthebelchen, um einzurasten.<br />
Für flottes Vorwärtskommen muss der<br />
kleine Zweitakter gnadenlos gedreht werden,<br />
dann reicht es auch knapp für deutsche Landstraßen,<br />
und man erlebt Geschwindigkeit ganz<br />
neu: 80 Stundenkilometer kommen einem doppelt<br />
so schnell vor. Einmal in Schwung, lärmt<br />
man nach kurzer Eingewöhnungsphase frech um<br />
jede Kurve, das Fahrwerk und die Bremsen bereiten<br />
bei den gebotenen Fahrleistungen keine<br />
Probleme, den Gedanken an eine gepflegte Unterhaltung<br />
zwischen Fahrer und Beifahrer kann<br />
man allerdings angesichts der Motorlaufstärke<br />
getrost fallen lassen. Nicht einmal der gnadenlose<br />
Kurventest an einem großen Kreisverkehr<br />
bringt das Goggo in Verlegenheit: Mit abenteuerlich<br />
positivem Radsturz zieht der kleine Dingolfinger<br />
seine Kreise, und die beiden Piloten zeigen<br />
dabei mehr Schräglage als das Auto!<br />
Die 17,5 PS des Fiat erscheinen nach der Fahrt<br />
im Goggo fast als üppig: Der kleine Turiner ist<br />
Karosserie<br />
Obwohl der Prinz ab Werk Rostschutz<br />
erhielt, ist marodes<br />
Blech das größte Problem. Neben<br />
den Bodenblechen rosten<br />
gelegentlich auch die Türblätter<br />
unten sowie Radläufe und Innenkotflügel.<br />
Prüfen Sie auch<br />
die Lampentöpfe und die darunterliegenden<br />
Bleche, dort<br />
kann sich erst Feuchtigkeit<br />
und dann Gilb einnisten. Eine<br />
weitere Problemstelle ist der<br />
Bereich, an dem vorne die Kotflügel,<br />
das Windleitblech<br />
und die A-Säule zusammentreffen.<br />
Die Lampentöpfe<br />
und Frontbleche<br />
sind rostgefährdet.<br />
Motor/Getriebe<br />
Motor, Getriebe und Differenzial<br />
sind in einem Aluminiumblock<br />
<strong>mit</strong> Graugusszylindern<br />
integriert. Wenn am Ventildeckel<br />
Öl austritt, ist der vermutlich<br />
mal zu fest angezogen worden<br />
und hat sich verzogen.<br />
Spätere Motoren hatten einen<br />
Aluventildeckel, um dieses Problem<br />
zu minimieren. Bis Baujahr<br />
1964 ist die Nockenwelle<br />
verschleißfreudig, danach wurde<br />
eine besser gehärtete Nockenwelle<br />
eingebaut. Startprobleme<br />
oder eine schlechte Ladeleistung<br />
der Batterie sind<br />
meist auf verschlissene Bürsten<br />
und Federn am Dynostarter<br />
zurückzuführen. Das Getriebe<br />
ist robust, Probleme bereitet<br />
meist das Schaltgestänge:<br />
Wenn die Motorlagergummis<br />
zu weich sind, berührt<br />
der Motor das Schaltgestänge,<br />
und vor<br />
allem der Rückwärtsgang<br />
ist dann<br />
oft schwer einzulegen.<br />
Fahrwerk/Bremsen<br />
Prüfen Sie den Zustand der<br />
vorderen Achsschenkelbolzen,<br />
die festgehen können, wenn<br />
die Kunststoffdichtungen am<br />
Achsschenkel porös sind und<br />
die Büchsen nicht regelmäßig<br />
geschmiert wurden. Die hinteren<br />
Stoßdämpfer sind <strong>mit</strong><br />
Clips in der richtigen Position<br />
gesichert und sollten vorhanden<br />
sein. Die Zahnstangenlenkung<br />
sollte kaum Spiel haben,<br />
und wenn Sie beim Fahren ein<br />
Klacken an der Vorderachse<br />
hören, kann einer der Befestigungsbolzen<br />
der Zahnstange<br />
lose sein. Die Trommelbremsanlage<br />
hat keine<br />
spezifischen<br />
Schwächen, prüfen<br />
Sie, dass die Bremsen<br />
gleichmäßig<br />
ziehen und ob die<br />
Aluminiumbremstrommeln<br />
unbeschädigt sind.<br />
Innenraum<br />
Der NSU bietet bei kompakten<br />
Abmessungen erstaunlich viel<br />
Platz, und auch der vordere<br />
Kofferraum ist größer, als mancher<br />
vermutet. Achten Sie darauf,<br />
dass alle Instrumente,<br />
Schalter und Bedienelemente<br />
komplett und möglichst in gutem<br />
Zustand sind, Ersatz<br />
hierfür ist nicht<br />
Der vordere Kofferraum<br />
bietet erstaunlich<br />
viel Stauraum.<br />
ganz einfach zu finden.<br />
Vermeiden Sie<br />
Fahrzeuge <strong>mit</strong> verbastelten Armaturenbrettern,<br />
eine Erneuerung<br />
oder ein Rückbau wäre<br />
sehr aufwendig. Die Innenausstattung<br />
– Sitze, Türpappen,<br />
Dachhimmel – kann im Ernstfall<br />
von jedem Sattler erneuert<br />
werden.<br />
Der Dynastarter<br />
kombiniert Anlasser<br />
und Lichtmaschine.<br />
Ersatzteile<br />
Die Ersatzteilversorgung ist relativ<br />
problemlos, freie Händler<br />
wie die Firma Frank Mellmann<br />
(www.nsu-autoteile.de) oder<br />
NSU-Walter (www.nsuwalter.de)<br />
bieten viele Teile<br />
von der Motordichtung<br />
über Reparaturbleche<br />
bis zum kompletten<br />
Kotflügel zu moderaten<br />
Preisen an: ein Frontkotflügel<br />
etwa kostet knapp<br />
280 Euro. Auch der „zuständige“<br />
Club, die NSU-IG (Tel.:<br />
(05752) 929 569, www.nsuig.de)<br />
hilft bei der Ersatzteilbeschaffung.<br />
Fazit<br />
Bis heute steht der Prinz 4 im<br />
Schatten seiner sportlichen TTund<br />
TTS-Brüder, was dazu<br />
führt, dass die Preise moderat<br />
bleiben. Dazu ist er wesentlich<br />
seltener und schon da<strong>mit</strong> interessant<br />
für Liebhaber technisch<br />
gut gemachter Kleinwagen.<br />
Guten Zustand vorausgesetzt,<br />
ist er zudem einer der<br />
wenigen Kleinwagen, die auch<br />
heutzutage durchaus noch voll<br />
alltagstauglich sein können.
22 | TITELSTORY<br />
Wir fahren Fiat 500, weil<br />
er so schöne Erinnerungen<br />
hervorruft und weil<br />
er so ungemein wendig<br />
ist. BARBARA & WALTER KRAUS<br />
Wir fahren Goggo, weil es Spaß<br />
macht, die strahlenden Gesicher<br />
der Passanten zu sehen und das<br />
einmalige Fahrerlebnis zu genießen.<br />
ANDREA STANG & KLAUS RÖDER<br />
Wir fahren NSU Prinz 4, weil<br />
wir stolz auf die selbst durchgeführte<br />
Vollrestauration sind<br />
und der kleine Prinz viel Fahrspaß<br />
bereitet. DIETER & JUTTA BAUM<br />
zwar nur unwesentlich schneller, aber der Viertakter<br />
<strong>mit</strong> dem doppelten Goggo-Hubraum erledigt<br />
seine Arbeit etwas entspannter und <strong>mit</strong> weniger<br />
Drehzahlen; vor allem das höhere Drehmoment<br />
macht sich positiv bemerkbar. Laut ist der<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Fiat, Turin Hans Glas GmbH,<br />
Dingolfing<br />
NSU Motorenwerke<br />
AG, Neckarsulm<br />
Modell Fiat 500 Nuova Goggomobil<br />
T/TS 250/300/400<br />
NSU Prinz 4<br />
Karosserie 2-türige Limousine,<br />
selbst tragend<br />
2-türige Limousine (T) oder<br />
Coupé (TS), <strong>mit</strong>tragend<br />
2-türige Limousine,<br />
selbst tragend<br />
Motor 2-Zyl.-Reihe, Viertakt,<br />
Gebläsekühlung<br />
2-Zyl.-Zweitakt,<br />
Gebläsekühlung<br />
2-Zyl.-Reihe, Viertakt,<br />
Gebläsekühlung<br />
Hubraum (ccm) 479–594 247/296/395 598<br />
Leistung (PS) 13,5–18 (Nuova Sport: 25) 13,6–20 30<br />
Getriebe Viergang-Mittelschaltung,<br />
unsynchronisiert<br />
Viergang-Mittelschaltung, opt.:<br />
elektromagn. Vorwahlgetriebe<br />
Viergang-Mittelschaltung<br />
Antrieb Heckmotor, Heckantrieb Heckmotor, Heckantrieb Heckmotor, Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorn Querblattfeder, Querlenker Querlenker, Schrauben- Dreiecks-Querlenker,<br />
unten, Teleskopdämpfer federn, Teleskopdämpfer Schraubenfedern, Teleskopdämpfer,<br />
Querstabi<br />
Fahrwerk hinten Schräglenker, Schrauben- Pendel-Schwingachse, Längs- Querlenker, Schraubenfedern,<br />
Teleskopdämpfer lenker, Schraubenfedern, federn, Teleskopdämpfer<br />
Teleskopdämpfer<br />
Radstand (mm) 1.840 1.800 2.040<br />
Spurweite (mm) 1.121/1.135<br />
vorn/hinten<br />
1.090/1.090 1.230/1.200<br />
Reifen 125 x 12 4.40 x 10 4.80 x 12<br />
Bremsen v/h Trommeln, hydraulisch Trommeln, hydraulisch Trommel/Trommel<br />
Beschleunigung 26 (Fiat 500F)<br />
0-80 km/h (Sek.)<br />
– 16,9<br />
Vmax (Km/h) 85–105 75–100 115–120<br />
L x B x H (mm) 2.970 x 1.320 x<br />
1.325–1.350<br />
T: 2.900 x 1.280 x 1.310/<br />
TS: 3.035 x 1.370 x 1.235<br />
3.440 x 1.490 x 1.360<br />
Gewicht leer (kg) 470–525 345–480 565<br />
Verbrauch<br />
(l/100 km)<br />
5–6 4,5–5,5 5–6<br />
Bauzeit 1957–75 T: 1955–69/TS: 1957–69 1961–73<br />
Stückzahl 3.702.078 280.707 625.032<br />
Neupreis (DM) 3.390+180 f. Heizung (1957) 3.097 (1958, Limousine) 4.490 (1961)<br />
Club/Weblink Clubübersicht auf Glas Automobilclub Int., NSU Prinz IG,<br />
www.500er-fiat.de Tel.: (089) 1 29 26 49, Tel.: (05752) 92 95 69,<br />
Web: www.glasclub.org www.nsu-ig.de<br />
Fiat bei höheren Geschwindigkeiten allerdings<br />
auch. Mit zwei Personen knackt der Fiat 500 die<br />
100-Kilometermarke knapp, dabei können die<br />
leichtgängige Lenkung und solide Kurvenlage<br />
durchaus überzeugen, was man von den Bremsen<br />
nicht behaupten kann. Sie beweisen, dass alles<br />
relativ ist: In den frühen 60ern wurden in<br />
Tests die guten Bremsen gelobt, heute sorgt der<br />
Bremsvorgang bei Fiat-Neulingen für Schweißausbrüche,<br />
weil die Verzögerung minimal erscheint.<br />
Aber all das erscheint völlig nebensächlich,<br />
wenn man <strong>mit</strong> offenem Schiebedach und<br />
geöffneten Seitenfenstern die Landschaft an sich<br />
vorbeirauschen lässt und dabei fast Cabriogefühle<br />
aufkommen.<br />
Wenn man nach dem Fiat und dem Goggo den<br />
NSU Prinz entert, betritt man eine andere Welt.<br />
Die Platzverhältnisse vorne sind zwar nicht wesentlich<br />
großzügiger als bei dem Dingolfinger<br />
und dem Turiner Kleinstwagengewächs, aber<br />
man fühlt sich dennoch besser aufgehoben, weil<br />
man ein „richtiges“, liebevoll gestyltes Armaturenbrett<br />
vor sich hat und auch die sonstige Innenausstattung<br />
erwachsener wirkt. Dass der<br />
Prinz in einer anderen Kleinwagen-Liga spielt,<br />
merkt sofort nach dem Anlassen des Motors. Die<br />
30 PS schieben den Prinzen kräftig an, die Landstraßengeschwindigkeit<br />
von 100 Stundenkilometern<br />
ist flott erreicht und kann mühelos auch<br />
über längere Zeit gehalten werden. Warum die<br />
Nachfolger Prinz 1000, TT und TTS im Automobilsport<br />
so erfolgreich waren, merkt man bei der<br />
ersten Biegung: Der Prinz geht sauber und <strong>mit</strong><br />
nur leichter Seitenneigung auch durch schnelle<br />
Kurven, schaukelt sich nicht auf, und die Bremsen<br />
sind den erreichbaren Geschwindigkeiten<br />
vollauf gewachsen. Auch bei schnellerem Fahren<br />
bleibt der Geräuschpegel akzeptabel, was den<br />
Kleinen auch für die große Reise prädestiniert.<br />
Natürlich kann man auch im Fiat oder Goggo<br />
lange Strecken zurück legen – unser Goggoteam<br />
hat dies bewiesen – aber <strong>mit</strong> dem NSU erfordert<br />
dies keine großen Nehmerqualitäten.<br />
Fazit<br />
Stellt sich zum Finale die Frage, wer von den drei<br />
Testzwergen die Nase vorn hat. Die Antwort: jeder<br />
auf seine Weise! Das Goggomobil gefällt<br />
durch seine für heutige Verhältnisse archaische,<br />
aber robuste, preiswerte und zuverlässige Tech-<br />
Fotos: Christian Wimmer
FIAT 500, GOGGOMOBIL, NSU PRINZ 4 | 23<br />
nik sowie ein puristisches Fahrvergnügen fast<br />
wie bei einem Moped – man fühlt sich wie in einer<br />
Zeitmaschine um 50 Jahre in die Vergangenheit<br />
versetzt!<br />
Der Fiat 500 verzaubert durch seine herrliche<br />
Form, die das Versprechen von Italien, Urlaub<br />
und Lebensfreude transportiert, dazu kommen<br />
die robuste Technik und eine gute Straßenlage,<br />
die fast Sportwagen-Feeling aufkommen lässt –<br />
immerhin ist der 500er ja auch die Basis vieler<br />
ernsthafter Sport- und Rennwagen von Edel -<br />
tunern wie Abarth und Giannini gewesen.<br />
Der NSU wiederum überzeugt <strong>mit</strong> dem erstaunlich<br />
modern wirkenden Fahrgefühl, der guten<br />
Ausstattung und einer Antriebseinheit, <strong>mit</strong><br />
oben liegender Nockenwelle und voll synchronisiertem<br />
Getriebe. Zudem bot er im Gegensatz<br />
zu Goggo und Fiat tatsächlich akzeptable Platzverhältnisse<br />
im Fond.<br />
Alle drei sind zweifelsohne absolut erschwingliche<br />
Spaßmobile, die, guten Zustand vorausgesetzt,<br />
<strong>mit</strong> niedrigen Unterhaltskosten und erstaunlicher<br />
Zuverlässigkeit glänzen und <strong>mit</strong> ihrer<br />
Optik jeden Betrachter verzaubern. Erstaunlich<br />
dabei: Obwohl der Prinz 4 der komfortabelste,<br />
modernste und alltagstauglichste Klassiker unserer<br />
Dreierriege ist, kostet er weniger als Fiat<br />
und Goggo – hier sorgt der Kultfaktor für höhere,<br />
aber immer noch akzeptable Preise.<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
MARKTWERTE<br />
In der Beliebheitsskala der Oldtimerfans steht der Fiat ganz vorne. Das<br />
zeigt sich auch an den Marktwerten. Für alle gilt jedoch: Eine fachgerechte<br />
Restaurierung übersteigt <strong>mit</strong> großer Sicherheit den Marktwert.<br />
Fiat 500<br />
GANZ FRÜHE MODELLE SIND SEHR<br />
SELTEN UND AM TEUERSTEN.<br />
Modell: 500 Nuova/Sport, 500 D/F/L/R Baujahr: 1957–76<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 13.000–15.000 2: 8.300–9.600 3: 5.500–6.300<br />
4: 2.300–2.800 5: 800–900<br />
Glas Goggomobil<br />
DAS HÜBSCHE GOGGO-COUPÉ IST DEUT-<br />
LICH TEURER ALS DIE LIMOUSINE.<br />
Modell: T 250, 300, 400/TS 250, 300, 400<br />
Baujahr: 1955–69/1957–69<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 9.000/11.000 2: 5.600/7.000 3: 3.600/4.500<br />
4: 1.600/2.000 5: 400/400<br />
NSU Prinz 4<br />
DER PRINZ 4 STEHT BIS HEUTE IM SCHAT-<br />
TEN DER STÄRKEREN NSU 1000/TT/TTS.<br />
Modell: Prinz 4 Baujahr: 1961–73<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 7.500 2: 4.700 3: 3.000<br />
4: 1.400 5: 300
24<br />
Marken & Modelle<br />
TITELSTORY | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
TRENDS UND PREISE<br />
Die schönsten Kleinwagen der 50er–80er-Jahre<br />
Aktuelle Markttrends, präsentiert von<br />
Halwart Schrader und <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Klein, lieb und<br />
immer wertvoller<br />
Wohl kaum eine Fahrzeugklasse<br />
bietet so viele unterschiedliche<br />
Konzepte von bizarr bis konventionell.<br />
Das macht die Kleinen so<br />
interessant und wertstabil.<br />
Bayerische Topseller: BMW 700 und Glas Isar,<br />
auch bekannt als „großes Goggo“ fanden bis in<br />
die 60er-Jahre hinein großen Anklang.<br />
DIE <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-KLEINSTWAGEN-FAVORITEN BIS 500 KUBIKZENTIMETER HUBRAUM<br />
Citroën 2 CV 4<br />
KOMFORTABLES KULT-<br />
MOBIL MIT VIEL PLATZ<br />
Der Alltagsklassiker<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
5.500–<br />
8.300 €<br />
Vielleicht das am längsten gebaute Auto der<br />
Welt, wurde die Ente am 7.10.1948 vorgestellt<br />
und bis 1990 gebaut. Die Vorgabe an den Konstrukteur<br />
André Lefèbvre war, ein Auto zu bauen,<br />
das „zwei Bauern in Stiefeln und wahlweise einen<br />
Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein<br />
transportieren kann, ohne nass zu werden”. Das<br />
er dabei auch sehr komfortabel und geräumig<br />
war, machte ihn auch im Zivilleben so erfolgreich.<br />
Der luftgekühlte 2-Zylinder-Boxer entwickelte<br />
anfangs magere 9 PS, der ab 1970 angebotene<br />
2CV 4 lieferte aus 435 Kubikzentimetern<br />
Hubraum immerhin 23 stramme PS an die<br />
dünnen Vorderräder, was für relativ akzeptable<br />
Fahrleistungen sorgt.<br />
Modell: Citroën 2 CV 4, Motor/Getriebe: 2-Zyl.-Viertakt-Boxer,<br />
435 ccm, 4-Ganggetriebe, Leistung: 23 PS,<br />
Fahrleistungen: 115 km/h, Maße und Leergewicht:<br />
3.830 x 1.480 x 1.600, ca. 600 kg, Neupreis: 6.190<br />
DM (1976), Bauzeit: 1970–79, Club: Dachverband<br />
deutscher 2CV-Freunde, Tel.: (02856) 1018, www.ccrr.de<br />
Trabant P 50<br />
KLASSISCHER<br />
OST-KLEINWAGEN<br />
Das<br />
Schnäppchen<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
2.200–<br />
3.400 €<br />
1957 erschien der erste Trabant, noch als „AWZ<br />
P 50“. Bis 1962 entstanden knapp 130.000<br />
Exemplare der „Murmel“, wie der P 50 im<br />
Volksmund liebevoll genannt wurde. Zu seiner<br />
Zeit war der gebaute Kleinwagen <strong>mit</strong> der Duroplast-Karosse<br />
seinen westlichen Mitbewerbern<br />
wie Lloyd oder Goggomobil konzeptionell durchaus<br />
ebenbürtig, leistungsmäßig <strong>mit</strong> 18–20 Ps<br />
sogar teilweise überlegen. Heute ist der kleine<br />
Zweitakter als preiswerte und gut verfügbare<br />
Alternative zu Lloyd und Co. nicht nur im ehe -<br />
maligen Osten begehrt: Er ist preiswerter, die<br />
Teileversorgung ist besser, und hübsch ist er<br />
obendrein! Der Nachfolger P 600 war fast<br />
identisch, allerdings <strong>mit</strong> 0,6 Litern und 23 PS.<br />
Modell: AWZ P 50 „Trabant“, Motor/Getriebe: 2-Zyl.-<br />
Zweitakt-Reihe, luftgekühlt, 0,5 Liter, 4-Ganggetriebe,<br />
Leistung: 18–20 PS, Fahrleistungen: 90–95 km/h,<br />
Maße und Leergewicht: 3.361 (Kombi: 3.600) x<br />
1.493 x 1.460, 620 kg, Bauzeit: 1958–62, Club:<br />
www.trabant-original.de<br />
Zündapp Janus<br />
SKURRILES<br />
ROLLERMOBIL<br />
Der<br />
Exot<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
5.400–<br />
8.300 €<br />
Der Janus ist wohl der einzige Wagen der Welt,<br />
bei dem alle vier Insassen in der ersten Reihe<br />
sitzen, wenn auch <strong>mit</strong> dem Rücken zueinander:<br />
Die Fondpassagiere saßen <strong>mit</strong> dem Rücken zur<br />
Fahrtrichtung, und der Wagen hatte vorne und<br />
hinten je eine Klapptür. Das schuf viel Platz, und<br />
da die Sitzreihen umklappbar waren, konnten<br />
auch sperrige Güter transportiert werden. Der<br />
Einzylinder-Zweitakter saß zwischen den Sitzen<br />
und brachte den Janus auf lärmende 80 Stundenkilometer<br />
Höchstgeschwindigkeit. Selbst für<br />
die 50er-Jahre war das zu extrem, und so wurden<br />
von 1957 bis 1958 nur 6.902 Exemplare verkauft.<br />
Das macht den Janus zur absoluten Rarität<br />
und zum Star auf jedem Oldtimertreffen.<br />
Modell: Zündapp „Janus“ Motor/Getriebe: 1-Zyl.-Zweitakt,<br />
luftgekühlt, 248 ccm, 4-Ganggetriebe, Leistung:<br />
14 PS, Fahrleistungen: 80–85 km/h, Maße und Leer -<br />
gewicht: 2.890 x 1.410 x 1.400 , 425 kg, Neupreis:<br />
3.290 DM (1958) Bauzeit: 1957–58, Club: Zündapp<br />
Janus IG, Tel.: (08241) 72 12, www.zuendapp-janus-ig.de<br />
Fotos: Citroën Communication, René Schwietzke/CommonsMedia, Foto: Bruce Weiner Microcar Museum, Archiv Müller-Neuhaus
TRENDS UND PREISE | 25<br />
Als ich dem Multimusiker Vic Hyde vor unendlich<br />
vielen Jahren in Niles, Michigan,<br />
einen Besuch abstattete, zeigte er mir seine<br />
Kollektion unterschiedlicher Kleinstvehikel,<br />
vom Trojan-Heinkel bis zum Bond Bug, von der<br />
Isetta bis zum Messersch<strong>mit</strong>t KR 200; um die<br />
vierzig Stück, die er in zwei Etagen in einer kleinen<br />
Halle untergebracht hatte. Es war so eine,<br />
wie sie bei jedem Wirbelsturm davongetragen<br />
und zertrümmert werden, wie wir aus dem Fernsehen<br />
wissen ... Aber oben in der Gegend von<br />
Chicago kommt so etwas nicht vor.<br />
Mit besonderem Stolz präsentierte er mir einen<br />
Tempo Boy Pritschenwagen <strong>mit</strong> einer darauf<br />
montierten Hammondorgel: „Another fine<br />
German make, you know ...“ Einzylinder, 198<br />
Kubik, 7,5 Pferdestärken. „... real German horses!“<br />
Und mir zuliebe ließ er sie ein wenig wiehern,<br />
die Zweitaktpferde, plus Orgelklang.<br />
Auf die Frage, warum er sich als Amerikaner,<br />
die doch bekanntlich immer nach dem Größten<br />
streben, vom BigMac bis zum Empire State Building,<br />
aufs Sammeln der Kleinsten unter den Kleinen<br />
spezialisiert habe, wusste er drei Antworten<br />
zu geben: „Erstens: junger Mann, macht es mir<br />
Spaß, sich von meinem Nachbarn Homer Fitterling<br />
abzugrenzen, der Duesenberg und Lincoln<br />
hortet. Zweitens verfüge ich nur über diesen bescheidenen<br />
Schuppen hier, und nicht über ein<br />
Fortsetzung auf S. 26 <br />
NSU-Fiat<br />
Weinsberg 500<br />
SELTENER SCHÖNLING<br />
Der<br />
Anlagetipp<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
4.500–<br />
7.000 €<br />
NSU-Fiat produzierte in Heilbronn Fiat für den<br />
deutschen Markt, aber auch eigene Kreationen.<br />
Der „Weinsberg“ ist ein Fiat 500 Nuova, der <strong>mit</strong><br />
Anbauteilen an Front, Heck, Dachabschluss und<br />
neuen Hauben seine eigenständige Optik verpasst<br />
bekam. Zum Luxuskleinwagen wird er<br />
durch sein Schiebedach, eine hochwertigere Innenausstattung,<br />
Radzierblenden und – nicht zu<br />
vergessen – den Aschenbecher im Armaturenbrett.<br />
Insgesamt konnten 6.228 Exemplare der<br />
Fiat-500-Interpretation verkauft werden, die als<br />
Limousine und Coupé angeboten wurde. Wer<br />
heute solch ein Wägelchen besitzt, kann sicher<br />
sein, dass der Marktwert kontinuierlich, wenn<br />
auch langsam steigen wird.<br />
Modell: NSU-Fiat Weinsberg 500, Motor/Getriebe: 2-<br />
Zyl.-Viertakt-Reihe, 0,5 Liter Hubraum, 4-Ganggetriebe,<br />
Leistung: 15 PS, Fahrleistungen: 95 km/h, 0–80: 37<br />
Sek., Leergewicht: 1.290 kg, Bauzeit: 1967–77, Neupreis:<br />
3.840 DM, Club/Info:<br />
http://www.boesesweb.de/nsu_weinsberg.html<br />
MARKTTRENDS Kleinstwagen bis 500 Kubikzentimeter Hubraum<br />
Unsere Marktübersicht nennt die Marktentwicklung für die schönsten Autozwerge in der kleinsten Fahrzeugklasse. Von Fahrzeugen wie<br />
Goggo oder Fiat 500, die auch heute noch in großen Stückzahlen auf dem Markt sind, bis zu absoluten Raritäten wie NSU-Fiat<br />
Weinsberg oder gar der Brütsch Mopetta reicht das Spektrum. Die Preise orientieren sich in diesem Segment hauptsächlich nach<br />
Seltenheit und Kuriositätsfaktor, aber auch die populären <strong>Zwerge</strong> werden nicht mehr billiger.<br />
Fabrikat Modell Karosserie Motor ccm Bj. von bis Euro (Zustd. 3–2) Trend<br />
Abarth 500 Elaborazione GT 2dS R-2 479 57 63 12.300–18.500 <br />
Autobianchi Bianchina 500 Trasformabile CbL R-2 479 57 59 7.600–11.500 <br />
Bianchina 110 DB Cpe R-2 499 60 69 6.700–10.200 <br />
Bianchina 110 DB Convertible Cab R-2 499 60 69 8.500–12.800 <br />
Bianchina 110 DB Panorama Sta R-2 499 60 70 5.500–8.300 <br />
Bianchina 110 DBA 4posti 2dS R-2 499 62 69 5.000–7.700 <br />
Bianchina Giardiniera Sta R-2 499 70 77 5.100–7.900 <br />
AWS Shopper 2dS R-2 250 73 74 1.800–2.800 <br />
BMW Isetta 250 Cpe M-1 245 55 62 9.200–14.000 <br />
Isetta 300 Cpe M-1 298 55 62 9.200–14.000 <br />
Bond Minicar Cab 1 246 49 66 3.000–4.700 <br />
Minicar G Twin Cab V-2 246 62 66 2.200–3.400 <br />
Brütsch Rollera/Mopetta Rds 1 48 56 58 10.000–15.000 <br />
Champion 250 Rds 1 250 48 51 3.800–5.600 <br />
400 CbL 2 398 53 56 3.300–5.200 <br />
Citroën 2 CV A CbL B-2 375 49 55 7.600–11.500 <br />
2 CV AZ CbL B-2 425 55 57 7.700–12.500 <br />
2 CV AZL CbL B-2 425 57 61 6.700–16.500 <br />
2 CV AZL CbL B-2 425 61 63 6.000–9.000 <br />
2 CV AZ-A/AZ-AM CbL B-2 425 63 70 6.000–9.000 <br />
2 CV AZU Fourgonette Sta B-2 425 54 61 6.700–10.200 <br />
2 CV AZU Fourgonette Sta B-2 425 62 77 6.000–9.000 <br />
2 CV 4 CbL B-2 435 70 79 5.500–8.300 <br />
Dyane 4 CbL B-2 435 67 75 3.600–5.600 <br />
Fiat Nuova 500 2dS R-2 479 57 60 6.300–9.600 <br />
Nuova 500 Sport 2dS R-2 479 58 60 6.000–9.000 <br />
500 D 2dS R-2 499 60 65 6.000–9.000 <br />
500 F 2dS R-2 499 65 75 6.000–9.000 <br />
500 L(usso) 2dS R-2 499 68 75 6.200–9.300 <br />
500 Giardiniera Sta R-2 499 60 65 6.700–10.200 <br />
500 Giardiniera Sta R-2 499 65 75 5.900–8.900 <br />
Fuldamobil Kabine 2dS 1 198 54 60 6.000–8.900 <br />
Giannini 500 TV/TVS 2dS R-2 498 63 72 7.600–11.500 <br />
Goggomobil T 250 2dS R-2 247 55 69 3.600–5.600 <br />
T 300 2dS R-2 296 55 65 3.600–5.600 <br />
T 400 2dS R-2 395 57 67 3.800–5.900 <br />
TS 250 Cpe R-2 247 57 69 4.400–6.800 <br />
TS 300 Cpe R-2 296 57 65 4.400–6.800 <br />
TS 400 Cpe R-2 395 57 67 4.800–7.400 <br />
Heinkel Kabine Cpe 1 174-204 55 59 6.000–9.000 <br />
Honda N 360 2dS R-2 360 66 69 3.200–4.900 <br />
Iso Isetta Cpe 1 198 53 56 6.500–9.900 <br />
Kleinschnittger F 125 Rds 1 125 50 54 6.700–10.200 <br />
Lloyd LP 300 2dS R-2 293 50 53 4.000–6.200 <br />
LC 300 Cpe R-2 293 51 53 3.800–6.300 <br />
LS 300 Sta R-2 293 51 53 4.000–6.200 <br />
LT 500 Sta R-2 386 52 55 5.000–7.700 <br />
LP 400 2dS R-2 386 53 57 3.000–4.500 <br />
LS 400 Sta R-2 386 53 57 3.100–4.700 <br />
LC 400 CbL R-2 386 55 57 4.000–6.200 <br />
LP 250 2dS R-2 250 56 57 2.600–4.000 <br />
Maico 500 2dS R-2 442 56 58 6.000–9.000 <br />
Messersch<strong>mit</strong>t KR 175/KR 200 Kabine 1 173-191 53 64 10.000–15.800 <br />
Mochet CM, CMY var 1 125-174 50 58 3.300–4.900 <br />
NSU-Fiat Weinsberg 500 Cpé R-2 480 59 63 4.500–7.000 <br />
Scootacar Single Cpé 1 197 58 61 3.700–5.600 <br />
Twin Cpé R-2 324 61 65 4.000–6.200 <br />
Steyr-Puch 500 CbL B-2 493 57 59 6.300–9.600 <br />
500 D 2dS B-2 493 59 69 6.000–9.000 <br />
500 DL/D1 2dS B-2 493 59 62 6.300–9.600 <br />
500 2dS B-2 493 69 74 5.500–8.300 <br />
500 S 2dS B-2 493 68 72 6.000–9.000 <br />
Trabant P 50 Limousine 2dS R-2 499 58 62 2.200–3.400 <br />
P 50 Universal Sta R-2 499 60 62 2.400–3.700 <br />
Trojan 200 Lizenz (Heinkel) Cpe 1 204 62 66 5.300–8.000 <br />
Velorex Dreirad Rds R-2 250-350 53 71 2.400–3.700 <br />
Vespa 400 Cpe R-2 394 58 61 4.700–7.100 <br />
Victoria Spatz Rds R-2 247 56 58 4.600–7.000 <br />
Vignale Gamine Rds R-2 498 67 71 3.200–5.000 <br />
Zündapp Janus 250 Cpe 1 248 57 58 5.400–8.300
26 | TITELSTORY<br />
X<br />
Skurril und kultig: BMW<br />
Isetta <strong>mit</strong> Fronteinstieg<br />
und der KR200 <strong>mit</strong> der<br />
flugzeugähn lichen<br />
Glaskanzel.<br />
halbes Dutzend Scheunen wie Mr. Fitterling, daher<br />
könnte ich größere Autos gar nicht unterbringen.<br />
Und drittens bin ich fest davon überzeugt,<br />
dass ich <strong>mit</strong> meinen Autos langfristig die bessere<br />
Rendite erziele, falls ich sie mal verkaufen muss.<br />
Für keinen der Winzlinge habe ich mehr als 100<br />
Dollar bezahlt, den Messersch<strong>mit</strong>t ausgenommen.“<br />
Den KR 200 hatte er sich 1955 fabrikneu direkt<br />
ab Werk in Regensburg gekauft, anlässlich einer<br />
Deutschland-Tournee <strong>mit</strong> dem Showmaster Peter<br />
Frankenfeld. Für 550 Dollar in cash.<br />
Vic Hyde sollte recht behalten: Als der Mann,<br />
der 65 Instrumente spielen konnte, 1995 verstarb,<br />
brachte eine Versteigerung seiner inzwischen<br />
stark angewachsenen Sammlung (zum Schluss<br />
stapelten sich die Wägelchen übereinander) seiner<br />
Witwe ein Vermögen ein – weitaus mehr, als<br />
sie für ihren eigenen Lebensabend benötigte.<br />
Kleinwagen haben sich in den letzten Jahren<br />
eines enormen Wertzuwachses erfreut, und der<br />
Trend hält an.<br />
Kleine Autos, kleine Preise?<br />
Weit gefehlt. Die meisten der einstigen Wirtschaftswunder-<strong>Zwerge</strong><br />
haben längst das Zeitliche<br />
gesegnet, und ein Kleinschnittger, ein Mochet<br />
oder ein Abarth 695 ist daher heute seltener<br />
zu finden als ein Bugatti Typ 57. Das erklärt ihre<br />
Wertschätzung. Aber auch ein vergleichsweise<br />
mühelos auffindbares Goggomobil, ein Austin<br />
Seven oder Panhard Dyna der 50er-Jahre dürfte<br />
nächste Woche schon wieder höher gehandelt<br />
werden als nebenstehend aufgelistet. Darin unterscheiden<br />
sich die kleinen Lieblinge nicht vom<br />
Mietpreis-Index einer Zweizimmerwohnung in<br />
guter Münchner oder Hamburger Lage.<br />
Natürlich habe ich mir damals auch Homer<br />
Fitterlings 30 Duesenbergs angesehen und seine<br />
zahlreichen Lincoln-Zwölfzylinder. Und was entdeckte<br />
ich auf einer Empore über all den „Million<br />
dollar babies“? Einen veritablen BMW 315/PS<br />
von etwa 1929–30! Mr. Fitterling hatte keine Ahnung,<br />
um was für einen kleinen Schatz es sich<br />
handelte, denn es fehlte die Kühlerplakette. Ich<br />
erklärte es ihm. BMW war 1975 in den USA noch<br />
eine weitgehend unbekannte Marke, zumindest<br />
sagte sie Mr. Fitterling herzlich wenig. „Hoffentlich<br />
werde ich die lächerliche Badewanne je wieder<br />
los“, seufzte er, „mir hat sie ein Soldat aus<br />
Deutschland <strong>mit</strong>gebracht.“ Ich bin mir nicht sicher,<br />
aber ich hoffe doch sehr, sein Nachbar Vic<br />
Hyde hat sich gelegentlich des kleinen bayerischthüringischen<br />
Waisenkinds angenommen. Irgendwo<br />
in den Staaten wird das verkannte Souvenir<br />
eines US Army Sergeants heute wohl seine<br />
regelmäßigen Streicheleinheiten bekommen.<br />
Nicht (mehr) bei Mr. Fitterling: Der ist am Weihnachtstag<br />
1991 verstorben.<br />
Halwart Schrader<br />
DIE <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-FAVORITEN DER „600ER-KLASSE“<br />
Lloyd Alexander<br />
KLEINWAGEN MIT<br />
GUTER AUSSTATTUNG<br />
Der Alltagsklassiker<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
5.500–<br />
8.300 €<br />
Der Bremer Kleinwagen erschien 1957 als<br />
Weiterentwicklung des LP 600 als Limousine<br />
und als Kombi. Lloyd war die Kleinwagenmarke<br />
der Borgwardgruppe. Der 0,6-Liter kleine 2-<br />
Zylinder-Viertakter <strong>mit</strong> nur 19 PS trieb die<br />
Vorderräder an und sorgte für eine recht<br />
gemächliche Fortbewegung, erst der 1959<br />
erschienene Alexander TS bot <strong>mit</strong> 25 PS<br />
überzeugendere Fahrleistungen. Dennoch<br />
verkaufte der Alexander sich gut, denn er war<br />
günstig, bot die Ausstattung eines „richtigen“<br />
Autos und war da<strong>mit</strong> manchen Kleinwagen -<br />
anbietern voraus. Heute genießen die wenigen<br />
Überlebenden Alexander Kultstatus als Zeugen<br />
des Wirtschaftswunders.<br />
Modell: Lloyd Alexander, Motor/Getriebe: 2-Zyl.-Viertakt-Reihe,<br />
06, Liter, luftgekühlt, Leistung: 19–25 PS, 4-<br />
Ganggetriebe, Fahrleistungen: 100–110 km/h, Maße,<br />
Leergewicht: 3.800 x 1.510 x 1.395, 730 kg, Bauzeit:<br />
1957–61, Neupreis: 4.328 DM, Club: Lloyd-Freunde<br />
IG, Tel.: (06405) 902 00, www.lloyd-freunde-ig.de<br />
Daf 600<br />
TECHNISCH INTERES -<br />
SANTER HOLLÄNDER<br />
Das<br />
Schnäppchen<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
2.600–<br />
4.000 €<br />
Der Daf 600 war der erste Pkw der Daf-Werke<br />
im holländischen Limburg, die vorher nur Lkw<br />
produziert hatten. Der 1959 erschienene Kleinwagen<br />
zeichnete sich, wie alle Daf danach,<br />
durch seine stufenlose Keilriemenautomatik, die<br />
Variomatic, aus. Man musste nur wählen, ob<br />
man vorwärts oder rückwärts fahren wollte, alles<br />
andere erledigte die Variomatic – wo<strong>mit</strong> der Daf<br />
wohl als einziges Auto vorwärts wie rückwärts<br />
gleich schnell ist! Dem Limburger haftete immer<br />
das Image des Frauen- und Rentnerautos an,<br />
Dabei ist es geschlechterunabhängig wohl eher<br />
ein Fortschritt als ein Problem, nicht schalten zu<br />
müssen! Der Vorteil bis heute: Die Marktpreise<br />
sind niedrig.<br />
Modell: Daf 600, Motor/Getriebe: 2-Zyl.-Viertakt-Boxer,<br />
luftgekühlt, 0,6 Liter, stufenloses Getriebe, Leistung:<br />
22 PS, Fahrleistungen: 90–95 km/h, Maße, Leergewicht:<br />
3.610 x 1.440 x 1.380, 600 kg, Neupreis:<br />
4.343 DM (1961), Bauzeit: 1959–63, Club: Daf-Club<br />
Deutschland, Tel.: (02302) 171 67 04, www.dafclub.de<br />
NSU Wankel<br />
Spider<br />
OFFENER ROTARIER<br />
Der<br />
Exot<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
10.000–<br />
15.400 €<br />
Eigentlich gehört der Wankel Spider <strong>mit</strong> seinen<br />
50 PS in eine höhere Klasse. Da er aber in Größe<br />
und Form direkt vom Sport-Prinz abstammt,<br />
ordnen wir ihn hier ein. Er erschien 1964 als<br />
erster serienmäßiger Wankel-Pkw überhaupt.<br />
Damals sehnsüchtig erwartet, erwies er sich jedoch<br />
als zu teuer und zu durstig: Nach nur<br />
2.375 Exemplaren wurde die Produktion 1967<br />
wieder eingestellt. Mit einer Spitze von über 150<br />
Stundenkilometern zeigte der Wankel Spider vielen<br />
größeren Sportwagen die Heckleuchten. Die<br />
überlebenden Exemplare sind nur selten auf<br />
dem Markt. Wer einen kleinen Exoten <strong>mit</strong> hohem<br />
Fahrspaß und Wertsteigerungspotenzial sucht,<br />
kommt um den Wankel-Erstling nicht herum.<br />
Modell: NSU Wankel Spider, Motor/Getriebe: 1-Kammer-Wankelmotor,<br />
luftgekühlt, 500 ccm Kammervolumen,<br />
4-Ganggetriebe, Leistung: 50 PS, Fahrleistungen: 153<br />
km/h, Maße und Leergewicht: 3.580 x 1.520 x 1.260,<br />
700 kg, Neupreis: 8.500 DM (1964) Bauzeit: 1964–67,<br />
Club: Wankel Spider Club, www.wankel-spider.de<br />
Fotos: AxelKing/CommonsMedia, Rama/CommonsMedia, Berthold Werner/CommonsMedia, Archiv Müller-Neuhaus
MARKTTRENDS Markttrends – die 600er-Klasse<br />
Kein Minimalauto mehr, aber auch noch kein richtig erwachsenes Auto, so könnte man<br />
die Kleinwagen <strong>mit</strong> 600 Kubikzentimetermotoren kurz umschreiben, deren kurze Blütezeit<br />
von den späten 50er- bis zum Ende der 60er-Jahre dauerte. Trotzdem finden sich hier,<br />
anders als bei den 500ern, einige Sportwagen wie Fiat Abarth, Giannini und NSU. Viele<br />
dieser Fahrzeuge können auch im heutigen Verkehr noch <strong>mit</strong>schwimmen und sind da<strong>mit</strong><br />
zumindest für kurze Strecken gut geeignet.<br />
Fabrikat Modell Karosserie Motor ccm von bis Euro (Zustd. 3–2) Trend<br />
Abarth 595 2dS R-2 594 63 71 13.000–19.000 <br />
595 SS 2dS R-2 594 63 71 14.000–21.000 <br />
BMW 600 2dS B-2 582 57 59 10.000–15.400 <br />
DAF 600 2dS B-2 590 59 63 2.600–4.000 <br />
500 B Topolino CbL R-4 569 48 49 7.600–11.500 <br />
500 B Giardiniera Sta R-4 569 48 49 9.200–14.100 <br />
500 C Topolino CbL R-4 569 49 55 7.700–11.700 <br />
500 C Giardiniera Sta R-4 569 49 52 8.500–12.800 <br />
500 C Belvedere Sta R-4 569 51 55 7.700–11.800 <br />
500 R 2dS R-2 594 72 75 5.500–8.300 <br />
Giannini 590 GT/GTS 2dS R-2 586 63 72 7.700–11.500 <br />
500 2dS R-2 568 72 75 6.700–10.500 <br />
600 2dS R-2 568 72 75 6.800–11.000 <br />
Gutbrod Superior 600 CbL R-2 593 50 54 3.200–4.800 <br />
Lloyd LP 600 2dS R-2 596 55 61 3.000–4.700 <br />
LC 600 CbL R-2 596 55 58 4.500–6.800 <br />
LS 600 Sta R-2 596 55 61 3.200–5.000 <br />
LT 600 Sta R-2 596 55 61 5.000–7.700 <br />
Alexander 2dS R-2 596 57 61 4.000–6.200 <br />
Alexander Sta R-2 596 59 60 6.300–6.200 <br />
Messersch<strong>mit</strong>t FMR Tiger Kabine R-2 498 53 64 22.000–35.000 <br />
NSU Prinz I - III 2dS R-2 583 58 62 5.000–7.700 <br />
Prinz 4 2dS R-2 598 61 73 3.000–4.700 <br />
Sport Prinz Bertone Cpe R-2 583 59 62 7.600–11.500 <br />
Sport Prinz Cpe R-2 598 61 67 6.700–10.200 <br />
Wankel-Spider Cab W-1 500 64 67 10.000–15.400 <br />
Reliant Rebel 600 2dS R-4 598 64 68 3.000–4.400 <br />
Simca 5 CbL R-4 569 36 48 8.500–12.800 <br />
5 2dS R-4 569 36 48 7.600–11.500 <br />
6 CbL R-4 569 48 51 7.700–11.900 <br />
6 Sta R-4 569 48 51 6.800–10.800 <br />
Trabant P 60 Limousine 2dS R-2 595 62 64 2.000–3.100 <br />
P 60 Universal Sta R-2 595 62 65 2.200–3.400 <br />
601 Limousine 2dS R-2 595 64 90 1.800–2.800 <br />
601 Universal Sta R-2 595 65 90 1.900–3.000 <br />
601 Kübel Tou R-2 595 70 90 3.000–4.700 <br />
601 Tramp Tou R-2 595 70 90 3.000–4.700 <br />
Kult-Klassiker.<br />
Das Cabriolet gilt als Inbegriff des sportlichen Luxus. Keine<br />
andere Form des Fahrens ist so un<strong>mit</strong>telbar: das Dröhnen des<br />
Motors in den Ohren, der brausende Fahrtwind im Haar und die<br />
wärmende Sonne im Nacken. Dieser exklusiv bebilderte Band<br />
zeigt über 50 Highlights der Cabriogeschichte. Von Vorkriegs-<br />
Preziosen über die wunderschönen Design-Ikonen der 50er- und<br />
60er-Jahre bis hin zu den High-Tech-Cabrios des neuen Jahrtausends.<br />
272 Seiten · ca. 250 Abb.<br />
27,0 x 31,0 cm<br />
€ [A] 41,10<br />
sFr. 53,90 € 39,95<br />
ISBN 978-3-86245-679-6<br />
NEU!<br />
Fiat Abarth 595<br />
SPORTLICHE<br />
WERTANLAGE<br />
Der<br />
Anlagetipp<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
13.000–<br />
19.000 €<br />
Der heute so begehrte, 1957 vorgestellte „Fiat 500 Nuova“ wurde erst zum<br />
Verkaufserfolg, als Carlo Abarth dem Winzling die für damalige Kleinstwagenverhältnisse<br />
enorme Leistung von 27–32 PS verpasste. Da<strong>mit</strong> wurde<br />
aus dem behäbigen Winzling unter der Bezeichnung Fiat Abarth 595 ein<br />
flotter Feger, der bis zu 120 Stundenkilometer erreichte. Der 595 ist – einfach<br />
gesagt – ein 500 Nuova <strong>mit</strong> dem auf 595 Kubikzentimeter aufgebohrten<br />
und 27 bis 32 PS (beim 595 SS) starken 2-Zweizylinder-Triebwerk. Leider<br />
blieben die Bremsen serienmäßig, was für die erreichbaren Geschwindigkeiten<br />
eindeutig zu wenig war. Dennoch bieten diese Kraftzwerge<br />
immensen Fahrspaß, und eine sichere Bank sind sie auch: Diese Fahrzeuge<br />
sind begehrt und enorm teuer. Aber was spielt das für eine Rolle, wenn<br />
man dafür so viel Renntradition und Fahrvergnügen bekommt!<br />
Modell: Fiat Abarth 595/595 SS, Motor/Getriebe: 2—Zyl.-Viertakt-Reihe, 0,6 Liter<br />
Hubraum, 4-Ganggetriebe, Leistung: 27–32 PS, Fahrleistungen: 105–130<br />
km/h, Leergewicht: 470 kg, Bauzeit: 1963–71, Neupreis: 5.750 DM (595 SS,<br />
1963), Club/Info: kein Club bekannt, Abarth-Club Deutschland in Gründung:<br />
www.abarth-club.de<br />
192 Seiten · ca. 360 Abb.<br />
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ISBN 978-3-86245-674-1<br />
Faszination Technik<br />
168 Seiten · ca. 250 Abb.<br />
22,3 x 26,5 cm<br />
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sFr. 39,90 € 29,95<br />
ISBN 978-3-86245-667-3<br />
www.geramond.de<br />
oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
28 | TITELSTORY<br />
X<br />
Halwart Schrader<br />
DER OLDTIMEREXPERTE<br />
Halwart Schrader, Jahrgang 1935, ist einer<br />
der profiliertesten deutschen Motorjournalisten.<br />
Er gehört unter anderem der<br />
„Guild of Motoring Writers“ an und erhielt<br />
insgesamt fünf hohe internationale<br />
Preise für seine Arbeit. Er leitete seit 1974<br />
die erste deutsche Oldtimerzeitschrift<br />
überhaupt, die „Automobil Chronik“, veröffentlichte<br />
bis heute über 150 Bücher<br />
und prägte 1979 den heute so geläufigen<br />
Begriff „Youngtimer“ für ältere Fahrzeuge,<br />
die sich auf dem Weg zum Oldtimer<br />
und Klassiker befinden. Seit einigen Jahren<br />
arbeitet er für den Marktwertespezialisten<br />
von SchwackeEurotax, deren Oldtimermarktbeobachtung<br />
InterClassic die<br />
Daten für unsere Marktwerte liefert.<br />
DIE <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-KLEINWAGEN-FAVORITEN BIS 850 KUBIKZENTIMETER HUBRAUM<br />
Renault 4<br />
SYMPATHISCHE FAMILIENSÄNFTE<br />
Der Alltagsklassiker<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
3.300–<br />
5.600 €<br />
31 Jahre Produktionszeit, von<br />
1961–1992. Über acht Millionen<br />
Exemplare verkauft, davon die erste<br />
Million nach nur fünf Jahren –<br />
Renault traf <strong>mit</strong> dem R4 offenbar<br />
einen Nerv. Das er nie besonders<br />
üppig motorisiert war, nahm niemand übel.<br />
Denn die Kombination aus vier Türen plus<br />
großer Heckklappe, Frontantrieb,<br />
komfortabler Einzelradaufhängung rundum,<br />
langem Radstand und großer Karosse <strong>mit</strong><br />
hoher Ladekapazität bot viel Nutzwert.<br />
Lediglich die schlechte Rostvorsorge und<br />
die teilweise mäßige Verarbeitungsqualität<br />
wurden immer wieder kritisiert, was dem<br />
Erfolg nicht schadete. Und wären die<br />
kompletten Produktionsanlagen und<br />
Blechpressen nicht im Balkankrieg<br />
vernichtet worden, würden wahrscheinlich<br />
heute noch R4 gebaut. Wer einen<br />
alltagstauglichen Klassiker <strong>mit</strong> Komfort,<br />
viel Platz und einfacher Technik sucht,<br />
kommt um den kantigen Franzosen nicht<br />
herum.<br />
Modell: Renault R 4, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Viertakt-Reihe, 747–845 ccm Hubraum, 3- oder 4-Ganggetriebe, Leistung: 23–34 PS, Fahrleistungen: 100–115 km/h, Maße und Leergewicht:<br />
3.663 x 1.430 x 1.470, ca. 600–720 kg, Bauzeit: 1961–92, Neupreis: 4.575 DM (Modell Export, 1965) Club: Renault 4-Club Deutschland, www.renault4.de<br />
Hillman Imp<br />
HECKSCHLEUDER<br />
ALS MINIKONKURRENT<br />
Das<br />
Schnäppchen<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
1.500–<br />
2.300 €<br />
Panhard 24<br />
AVANTGARDISTISCHER<br />
REISEWAGEN<br />
Der<br />
Exot<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
6.900–<br />
11.500 €<br />
Honda S600/800<br />
DREHORGEL MIT<br />
ANLAGEPOTENZIAL<br />
Der<br />
Anlagetipp<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
7.700–<br />
11.500 €<br />
Mit dem Imp (Kobold) wollte die Rootes-Gruppe<br />
dem Austin Mini Paroli bieten. Ein wirklich großer<br />
Erfolg wurde der Heckmotorbrite jedoch<br />
nicht, obwohl der Vierzylinder <strong>mit</strong> oben liegender<br />
Nockenwelle sehr viel moderner war als der<br />
konventionelle Mini-Stoßstangenmotor. Mit bis<br />
zu 53 PS war der nur 700 Kilogramm leichte<br />
Zweitürer flott und auch im Renn- und Rallyesport<br />
erfolgreich. Nach Deutschland hat er nie<br />
so richtig geschafft. Linkslenker findet man<br />
hauptsächlich in den Beneluxländern und der<br />
Schweiz, Rechtslenker sind in England sehr<br />
günstig und in großer Zahl zu haben. Wer den<br />
Import nicht scheut, findet im Imp einen seltenen<br />
und originellen Klassiker für kleines Geld.<br />
Modell: Hillman Imp, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Viertakt-<br />
Reihe, wassergekühlt, 0,85 Liter, 4-Ganggetriebe, Leistung:<br />
30–53 PS, Fahrleistungen: 120–145 km/h,<br />
Maße, Leergewicht: 3.590 x 1.530 x 1.380, 720 kg,<br />
Neupreis: 5.995 DM (1965), Bauzeit: 1963–76, Club:<br />
The Imp Club, England, www.theimpclub.co.uk<br />
Der Panhard ist nur aufgrund des kleinen Boxermotors<br />
ein Kleinwagen, seine Länge von 4,25<br />
Metern entspricht zeitgenössischen Mittelklassemodellen<br />
wie dem Ford 12m. Der 24 ist das<br />
letzte Modell von Panhard, der ältesten Automobilmarke<br />
der Welt und in jeder Hinsicht ungewöhnlich.<br />
Allerdings steckte unter der eleganten<br />
Karosse veraltete Technik: Der Zweizylinder-Boxer<br />
war zu leistungsschwach. Der 24 kostete<br />
1965 in Deutschland fast 9.000 DM und war<br />
da<strong>mit</strong> teurer als ein Ford 20M. All das führte dazu,<br />
dass vom 24 in allen Varianten nur 28.945<br />
Exemplare verkauft wurden. Das Produktionsende<br />
des 24 im Jahr 1967 bedeutete auch das<br />
Ende der Pkw-Produktion bei Panhard.<br />
Modell: Panhard 24 b/bt/c Motor/Getriebe: 2-Zyl.-Viertakt-Boxer,<br />
luftgekühlt, 845 ccm, 4-Ganggetriebe, Leistung:<br />
42–50 PS, Fahrleistungen: 130–150 km/h, Maße,<br />
Leergewicht: 4.260 x 1.620 x 1.200, 805 kg, Neupreis:<br />
8.950 DM (Modell BT, 1965) Bauzeit: 1963–67, Club:<br />
Panhard Club Deutschland, www.panhard-club.de<br />
Als der S 800 1966 der deutschen Presse<br />
vorgestellt wurde, war die Verblüffung groß. Ein<br />
winziger Vierzylinder <strong>mit</strong> vier Vergasern, der fast<br />
70 PS bei über 7.500 U/min produzierte – das<br />
konnte nur <strong>mit</strong> sofortigen Motorschäden enden.<br />
Tat es aber nicht, die 0,8 Liter kleine Drehorgel<br />
durfte bis 10.000 U/min gejagt werden, war<br />
recht zuverlässig und konnte das Coupé auf<br />
satte 160 Stundenkilometer treiben. Optisch<br />
wirkte der S 800 wie ein extrem geschrumpfter<br />
E-Type. In Deutschland konnte Honda von dem<br />
Winzling in drei Jahren erstaunliche 2.500<br />
Exemplare absetzen und brachte es zum ersten<br />
Auto aus Japan, das von „auto motor und<br />
sport“ getestet wurde.<br />
Modell: Honda S 600/S 800, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-<br />
Viertakt-Reihe, 0,6–0,8 Liter, 4-Ganggetriebe, Leistung:<br />
55–67 PS, Fahrleistungen: 145–160 km/h, Maße,<br />
Leergewicht: 3.340 x 1.400 x 1.220, 740 kg, Bauzeit:<br />
1965–71, Neupreis: 7.750 DM, Club/Info: Honda S<br />
800 IG, Tel.: (04236) 93 00 17, www.honda-s800-ig.de<br />
Fotos: Renault AG, Mick/CommonsMedia, Arnaud25/CommonsMedia, AlfvanBeem/CommonsMedia
TRENDS UND PREISE | 29<br />
MARKTTRENDS Markttrends – Kleinwagen der 850-Kubik-Klasse<br />
Nie war die Fahrzeugklasse unter einem Liter Hubraum so populär wie in den 60er-Jahren, das zeigt auch die Fülle der hier genannten Marken und Modelle. Die meisten wurden in großen Stückzahlen gebaut<br />
und sind auch heute noch in größeren Stückzahlen auf dem Markt. Besonders die Briten, die Italiener und die Franzosen bereicherten dieses Marktsegment <strong>mit</strong> diversen Modellen vom ausgemachten<br />
Sportwagen wie dem Fiat 850 Spider/Coupé bis hin zum preiswerten Familienmobil à la R4. Bis auf wenige Ausreißer ist das Preisniveau nicht sehr hoch und die Auswahl groß.<br />
Fabrikat Modell Karosserie Motor ccm von bis Euro (Zustd. 3–2) Trend<br />
Abarth 750 Berlina 2dS R-4 747 56 61 11.800–17.900 <br />
750 GT Coupe Zagato Cpe R-4 747 56 61 32.200–47.600 <br />
750/700 Record Monza GT Comp R-4695-747 58 61 46.000–69.000 <br />
850 Stradale Zagato Cpe R-4 845 60 61 28.000–41.000 <br />
700 Bialbero Comp R-4 695 61 65 51.000–75.000 <br />
850 TC Berlina 2dS R-4 847 61 65 17.600–26.400 <br />
850 TC Berlina Corsa Comp R-4 847 62 71 20.000–29.500 <br />
695 2dS R-2 690 64 66 14.000–21.000 <br />
695 SS; Assetto Corso 2dS R-2 690 64 71 16.000–27.000 <br />
Austin A 30/ A30 Countryman 2dS, Sta R-4 803 51 56 3.200–6.000 <br />
Mini 850 Mk I/Countryman 2dS, Sta R-4 848 59 67 7.600–12.200 <br />
Mini Moke Tou R-4 848 64 68 7.600–11.500 <br />
Autobianchi Stellina Cab R-4 767 63 66 6.700–10.300 <br />
AWZ P 70 Zwickau 2dS R-2 690 55 59 3.200–5.000 <br />
P 70 Coupe Cpe R-2 690 55 59 5.000–7.700 <br />
P 70 Tourist Sta R-2 690 55 59 4.200–6.400 <br />
BMW 700/700LS 2dS B-2 697 59 65 4.400–8.300 <br />
700/700LS Coupe Cpe B-2 697 59 64 5.500–9.600 <br />
700 Sport Cabriolet Cab B-2 697 61 64 10.000–15.500 <br />
Bond Bug 700 2dS R-4 700 70 74 3.200–9.700 <br />
Citroën 2 CV AK Fourgonette Sta B-2 602 63 77 6.000–9.000 <br />
2 CV 6 Special / Club CbL B-2 602 79 90 5.000–7.700 <br />
2 CV 6 Charleston CbL B-2 602 80 90 5.500–8.300 <br />
Dyane 6 CbL B-2 602 67 83 3.900–6.100 <br />
Acadiane Sta B-2 602 78 91 4.000–6.200 <br />
Mehari Tou B-2 602 68 87 6.600–11.000 <br />
Ami 6/Ami 6 Break 4dS, Sta B-2 602 61 69 3.000–4.700 <br />
Ami 8/Ami 8 Break 4dS. Sta B-2 602 69 78 2.500–4.300 <br />
Visa Special/Club 4dS B-2 652 79 88 1.800–2.800 <br />
DAF 750 2dS. Sta B-2 746 61 63 2.400–4.000 <br />
Daffodil/Daffodil S 2dS B-2746/763 61 67 2.800–4.700 <br />
33 2dS, Sta B-2 746 67 74 2.000–3.400 <br />
44 2dS B-2 844 66 74 1.800–2.800 <br />
DKW F89 Meisterklasse Cab R-2 684 50 54 12.300–18.500 <br />
F89 Meisterklasse 2dS R-2 684 50 54 6.700–10.200 <br />
F89 Universal Sta R-2 684 51 54 7.600–11.500 <br />
Junior/De Luxe 2dS R-3 796 59 63 4.600–7.000 <br />
F 11 2dS R-3 796 63 65 4.200–6.400 <br />
Fiat 600 2dS R-4 633 55 60 4.000–6.200 <br />
600 Multipla 4dS R-4 633 56 60 7.600–11.500 <br />
600 D 2dS R-4 767 60 69 4.000–6.200 <br />
600 D Multipla 4dS R-4 767 60 69 7.600–11.500 <br />
850 / 850 Super 2dS R-4 843 64 71 3.200–5.000 <br />
850 Speciale 2dS R-4 843 68 71 3.400–5.300 <br />
850 Sport Spider Cab R-4 843 65 73 6.300–9.600 <br />
850 Sport Coupe Cpe R-4 843 65 73 5.000–7.700 <br />
126 2dS B-2 643 72 83 2.200–3.400 <br />
Giannini 850 S/SL 2dS R-4 843 65 69 5.000–7.700 <br />
4C 700 2dS B-4 699 67 69 7.700–11.500 <br />
Glas Isar T600/T700 2dS B-2584-688 58 65 2.700–5.000 <br />
Goliath GP 700 2dS R-2 688 50 54 3.400–5.600 <br />
Gutbrod Superior 700 CbL R-2 663 52 54 3.300–5.000 <br />
Hillman Imp/Imp Sport 2dS R-4 875 63 76 1.500–2.300 <br />
Imp California Cpe R-4 875 67 70 2.500–3.600 <br />
Husky (Imp) Sta R-4 875 67 72 1.400–2.300 <br />
Honda S 600/S 800 Cab R-4606-791 65 71 9.200–14.100 <br />
S 600/S 800 Cpe R-4606-791 65 71 7.700–11.500 <br />
N 600 2dS R-2 606 68 73 3.000–4.700 <br />
IFA F 8 Limousine 2dS R-2 690 49 55 5.000–7.700 <br />
F 8 Cabrio-Limousine CbL R-2 690 49 55 6.300–9.600 <br />
F 8 Cabriolet Cab R-2 690 49 55 11.000–15.800 <br />
F 8 Kombi Sta R-2 690 49 55 5.500–8.300 <br />
Innocenti Mini Minor 850 2dS R-4 848 65 72 3.500–5.000 <br />
Mini t legno Sta R-4 848 66 72 4.000–6.200 <br />
Mini t metallica Sta R-4 848 68 72 3.700–5.600 <br />
Morris Minor Series II CbL R-4 803 52 56 5.300–8.800 <br />
Minor Series II Sed R-4 803 52 56 3.700–6.200 <br />
Minor Series II Sta R-4 803 53 56 6.300–10.500 <br />
Minor 850 2dS R-4 848 59 67 7.600–11.500 <br />
850 Traveller Sta R-4 848 60 67 8.000–12.200 <br />
NSU-Fiat Jagst 2dS R-4 633 56 60 3.000–4.700 <br />
Jagst 770/Jagst 2 2dS R-4 767 60 69 2.800–4.500 <br />
Panhard Dyna 100/110 4dS B-2 610 47 53 6.700–11.000 <br />
Dyna 120 Cab B-2 745 50 53 12.300–18.500 <br />
Fabrikat Modell Karosserie Motor ccm von bis Euro (Zustd. 3–2) Trend<br />
Dyna 120 4dS B-2 745 50 53 6.700–11.000 <br />
Dyna 120 Sta B-2 745 50 53 6.700–11.000 <br />
Dyna 130 Cab B-2 851 52 53 13.200–19.800 <br />
Dyna 130 4dS, Sta B-2 851 52 53 6.700–11.000 <br />
Dyna Junior Rds B-2 851 52 55 12.300–18.500 <br />
Dyna Z 4dS B-2 851 54 59 7.600–11.500 <br />
Dyna Z Cab B-2 851 57 60 16.700–25.000 <br />
PL 17, 17 tigre, tigre b 4dS B-2 851 59 65 7.600–11.900 <br />
PL 17 tigre Cab B-2 851 61 63 20.000–29.700 <br />
CD Gran Tourisme Cpe B-2 851 63 64 22.000–33.000 <br />
24 ct Cpe B-2 851 63 67 8.400–12.800 <br />
24 b/bt/c 2dS B-2 851 63 67 6.900–11.500 <br />
Reliant Rebel 700/750 2dS, Sta R-4695-747 68 75 3.200–4.900 <br />
Renault 4 CV 4dS R-4 760 47 49 6.000–9.000 <br />
4 CV Luxe/Sport 4dS R-4 747 50 53 5.400–8.000 <br />
4 CV Grand Luxe CbL R-4 747 50 56 7.600–11.500 <br />
4 CV Grand Luxe 4dS R-4 747 50 52 6.700–10.200 <br />
4 CV Affaire/Sport 4dS R-4 747 54 61 5.500–8.000 <br />
Dauphine/Ondine 4dS R-4 845 56 65 4.000–6.200 <br />
Dauphine/Ondine Gordini 4dS R-4 845 58 68 5.500–8.300 <br />
Dauphine 1093 4dS R-4 845 62 63 6.000–9.000 <br />
Floride Cab R-4 845 59 62 8.500–13.000 <br />
Floride Cpe R-4 845 59 62 6.000–9.000 <br />
R 4 Sta R-4 747 61 68 3.400–5.300 <br />
R 4 Super/Export Sta R-4 845 63 68 3.600–5.600 <br />
R 4 Parisienne Sta R-4 845 64 68 4.000–6.200 <br />
R 4 Luxe/Export Sta R-4 845 68 75 3.300–5.000 <br />
R 4 L/TL Sta R-4 782 75 87 3.300–5.000 <br />
Renault-Alpine A 106-750 Mille Milles Cpe R-4 747 55 61 15.500–23.100 <br />
A 108-850 Cabriolet Cab R-4 845 59 63 21.000–30.600 <br />
A 108-850 Coupe Cpe R-4 845 59 62 14.000–21.000 <br />
A 108-850 Coupe 2+2 Cpe R-4 845 59 63 12.300–18.500 <br />
A 108-850 Sport Cpe R-4 845 61 63 20.000–30.000 <br />
Rosengart Ariette LR 4 SA Cab R-4 747 51 53 5.000–7.700 <br />
Ariette LR 4 SA 2dS R-4 747 51 53 2.600–4.000 <br />
Sagaie LR 4 FT 2dS R-4 748 53 54 3.500–5.000 <br />
Saab 92 2dS R-2 764 49 52 7.600–11.200 <br />
92 B 2dS R-2 764 52 56 6.300–9.300 <br />
93 2dS R-3 748 56 57 6.000–8.700 <br />
93 B 2dS R-3 748 57 60 5.500–8.100 <br />
96 2dS R-3 841 60 68 4.200–6.200 <br />
750 GT 2dS R-3 748 60 62 6.300–9.300 <br />
Sport/Monte Carlo 2dS R-3 841 62 67 6.700–9.900 <br />
95 V4 Sta V-4 841 66 79 4.200–6.200 <br />
Sonett II Cpe R-3 841 66 67 11.000–16.500 <br />
Siata Spring 850 Rds R-4 845 67 70 6.000–9.000 <br />
Standard Eight 4dS R-4 803 53 59 3.500–5.000 <br />
Steyr-Puch 700 C/E Sta B-2 643 60 69 6.000–9.000 <br />
650 T 2dS B-2 643 62 69 7.600–11.500 <br />
650 TR 2dS B-2 660 62 65 8.400–12.800 <br />
650 TR II 2dS B-2 660 65 69 9.200–14.000 <br />
126 2dS B-2 643 74 75 2.500–3.700 <br />
Singer Chamois 2dS R-4 875 64 74 2.300–3.400 <br />
Chamois Coupe Cpe R-4 875 67 70 3.300–5.500 <br />
Turner 803 Sports Rds R-4 803 55 58 5.100–7.200 <br />
Wolseley Hornet Mk I 2dS R-4 848 61 64 4.000–6.700 <br />
So lesen Sie unsere Tabellen:<br />
Alle wichtigen Details auf einen Blick!<br />
Unsere Marktwerte-Tabellen entstehen in Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> dem Marktwertespezialisten<br />
Schwacke.<br />
• Die Spalten Marke und Modell sagen Ihnen, um<br />
welches Fahrzeug es geht.<br />
• Die dritte und vierte Spalte bezeichnen die Motorkonfiguration<br />
und den Hubraum in Kubikzentimetern:<br />
„B“ bedeutet Boxer, „R“ Reihenmotor,<br />
„W“ Wankelmotor und „V“ V-Motor, die Zahlen<br />
dahinter geben die Zylinderanzahl an.<br />
• In den nächsten beiden Spalten sehen Sie das<br />
erste und letzte Produktionsjahr, „72–83“ bedeutet<br />
also, dass der Wagen von 1972 bis<br />
1983 gebaut wurde.<br />
• Die genannten Marktwerte decken Fahrzeuge im<br />
Zustand 3–2 ab.<br />
• Die letzte Spalte zeigt Ihnen die Wertentwicklung<br />
der letzten Jahre: Ein Pfeil nach oben bedeutet,<br />
dass der Marktwert gestiegen ist, ein<br />
Pfeil nach unten steht für gesunkenen Marktwert,<br />
und ein gerader Pfeil bedeutet, dass der<br />
Marktwert stagniert.<br />
Bitte bedenken Sie, dass Marktwerte grundsätzlich<br />
nur eine Orientierungshilfe für die Preisfindung<br />
sein können. Die Tabellen zeigen das große<br />
und so unterschiedliche Angebot für Liebhaber<br />
kompakter Sportskanonen, die InterClassic-<br />
Wertnotierungen sind Anhaltspunkte oder Orientierungshilfen,<br />
wobei einzelne Ausreißer, zum<br />
Beispiel bei einer Auktion, den er<strong>mit</strong>telten Marktwert<br />
natürlich erheblich beeinflussen könnten:<br />
Deshalb bleiben Extremnotierungen unberücksichtigt.<br />
Eine feste Regel oder Formel, welcher<br />
Preis für ein Fahrzeug im Zustand 1 bis 5 verbindlich<br />
ist – die gibt es nicht. Aber die genannten<br />
Marktwerte geben Ihnen einen verlässlichen<br />
Anhaltspunkt für Preisverhandlungen über Ihr<br />
Traumauto!
30<br />
Marken & Modelle<br />
PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
ROVER P5<br />
Zuverlässiger Brite im Luxuskleid<br />
It’s all Rover<br />
Seit 1949 läuft der Rover P4 erfolgreich vom Band, doch ab 1953 tüftelt<br />
Rover an dem P5, Nachfolger des hochbeinigen Aristokraten.<br />
Gewünscht ist ein „Sportsman“, doch<br />
heraus kommt ein Gentleman.<br />
Nein, man muss keinen adeligen Landsitz<br />
haben, um einen Rover 3 Litre P5 zu fahren.<br />
Aber es schaut definitiv besser aus.<br />
Kaum einer erinnert sich noch: Bevor erst<br />
unbarmherziger British-Leyland-Geiz und<br />
dann eine unrühmliche Partnerschaft <strong>mit</strong><br />
Honda aus Rover eine „Edel-Klitsche“ machten,<br />
gehörte die Marke aus Solihull zum Vornehmsten,<br />
was der britische Automarkt zu bieten hatte.<br />
Die Marke wurde von einer konservativen Klientel<br />
geschätzt: Deren „zurückhaltender“ Lebensstil<br />
und Rovers besonders hohe Qualität trafen sich<br />
perfekt. Der Ausdruck „poor men’s Rolls-Royce“<br />
klingt heute despektierlicher als damals.<br />
Seit 1906 ist die Rover Company Ltd eine<br />
selbst ständige Automanufaktur, und ab 1949<br />
läuft der P4 erfolgreich vom Band – ein hochbeiniger<br />
Aristokrat <strong>mit</strong> Sechszylindermotor und unerschütterlichem<br />
Fahrgestell unter einem rundkastigen<br />
Aufbau. Ein Auto für Ärzte und leitende<br />
Angestellte, seines betulichen Charakters wegen<br />
auch „auntie“, zu Deutsch „Tantchen“, genannt.<br />
Noch hochbeiniger ist der Land Rover, der nur<br />
die Nachkriegsgeschäfte ankurbeln soll. Mit seinem<br />
dauerhaften Erfolg rechnet Rover nicht.<br />
Um frühzeitig für profitablen Ersatz für den P4<br />
zu sorgen, strengt Entwicklungschef Maurice<br />
Wilks ab 1953 die Arbeit an einem neuen Volumenmodell,<br />
den P5, an. Er ist <strong>mit</strong> 2.616 statt<br />
2.819 Millimetern Radstand kleiner, zudem billiger<br />
und zur Fertigung in hohen Stückzahlen gedacht.<br />
Ein nagelneuer 2,6-Liter-V6 soll bei ihm<br />
unter die Haube kommen. Zwei frühe Modellentwürfe<br />
tragen moderne Formen; für die Karosserie<br />
schlägt Produktionsingenieur Olaf Poppe<br />
ein tragendes Stahlskelett <strong>mit</strong> aufgeschraubter<br />
Beplankung vor – ähnlich dem, was Citroën bei<br />
der DS umsetzen wird.<br />
Schöne Entwürfe, doch leider verfehlt<br />
Moment mal – das sieht nicht nach der Art von<br />
Auto aus, die wir hier zeigen? Stimmt, aber die<br />
Geschichte geht ja weiter. Der Designer der Entwürfe,<br />
David Bache, hatte Wilks’ Geschmack leider<br />
verfehlt: „Das sind wundervolle Arbeiten,<br />
Mister Bache, aber ich fürchte, dass wir diese<br />
Wagen nicht bauen können. Ein Rover muss diskret<br />
sein, nach diesen beiden aber würden die<br />
Leute sich umdrehen.“ 1954 entwickelt sich das<br />
Projekt P5 in eine völlig neue Richtung: Der Land<br />
Rover verkauft sich so gut, dass in Solihull für ein
ROVER P5 | 31<br />
now!<br />
Rover<br />
P5<br />
„Rolls-Royce”<br />
für Arme<br />
drittes Großserienauto kein Platz mehr ist. So<br />
wird der P5 zum Luxusauto erklärt, das in homöopathischen<br />
Dosen vom Band schleichen soll.<br />
Der Radstand wächst auf 2.807 Millimeter, allzu<br />
abgefahrene Ideen werden fallen gelassen. An<br />
der Vorderachse kommen Drehstabfedern an<br />
Querlenkern und ein Querstabilisator zum Einsatz,<br />
hinten muss das Budget für eine weich abgestimmte<br />
Starrachse <strong>mit</strong> halbelliptischen Blattfedern<br />
reichen.<br />
Rover weiß aber auch, dass Tantchen P4 nicht<br />
jünger wird. Deswegen startet im September<br />
1956 noch jenes Projekt, das 1963 zum Rover<br />
2000 P6 führt. Aus dem Fundus verworfener Ideen<br />
wird jener die Karosserie nach Poppe-Art erben,<br />
während der P5 einen herkömmlichen, selbst<br />
tragenden Aufbau erhält – einmal in Form eines<br />
klassischen Saloon (Limousine), und dann verlangt<br />
Wilks noch nach einem schneidigen „Sportsman“.<br />
Doch schon der Saloon bereitet Probleme,<br />
denn Rover hat bis dato nur Fahrzeuge <strong>mit</strong> separatem<br />
Rahmen gebaut und keine Ahnung von<br />
selbst tragenden Karosserien; ein Mercedes 220<br />
S wird zwar eingehend studiert, konkrete Hilfestellung<br />
gibt aber erst die Firma Pressed Steel, die<br />
bereits die Karosserien des P4 zuliefert. So bekommt<br />
der P5 einen Hilfsrahmen verpasst, der<br />
die Vorderachse <strong>mit</strong> Motor und Getriebe aufnimmt.<br />
Eine Kugelumlauflenkung sorgt für geschmeidige<br />
Richtungswechsel, servounterstützte<br />
Trommelbremsen werden dem Rover 90 P4 entlehnt,<br />
ebenso das manuelle Vierganggetriebe <strong>mit</strong><br />
Overdrive. Als Alternative wird Rover eine Automatikbox<br />
von BorgWarner anbieten.<br />
Und der Motor? Der V6 befindet sich <strong>mit</strong>tlerweile<br />
im Versuchsstadium – und erweist sich als<br />
müder Gaul. Mit Mühe hustet er knapp 4.000<br />
Touren und 100 bhp ab; schuld ist das Rover-typische<br />
„inlet-over-exhaust“-Prinzip: Die Einlassventile<br />
sind hängend im Zylinderkopf, die Auslassventile<br />
stehend im Block montiert. Was bei<br />
langhubigen Vorkriegskonstruktionen funktioniert,wirkt<br />
beim V6 als tüchtiger Hemmschuh.<br />
Der Tritt für den müden Gaul<br />
Doch es gibt ja noch den 2,6-Liter-Reihen-Sechser<br />
des P4. Die Ingenieure modernisieren ihn:<br />
Die Kurbelwelle wird sieben- statt vierfach gela-
32 | PORTRÄT<br />
Es blitzt und blinkt: Das Wikingerschiff-Emblem<br />
ist seit 1904 Rovers<br />
Markenzeichen.<br />
Elegant und klar geformt: Auch das Heck des<br />
3.5 Litre P5 schreit nicht nach Aufmerksamkeit.<br />
gert, doch einfaches Aufbohren<br />
auf drei Liter Hubraum ist nicht so leicht, weil<br />
zwischen den Zylinderbohrungen kein Platz<br />
mehr ist. Mit einem neuen Block liefert der fertige<br />
Motor schließlich 115 bhp bei 4.500 Touren.<br />
Ende 1956 entstehen zwei Prototypen: einer <strong>mit</strong><br />
TECHNISCHE DATEN<br />
manuellem, einer <strong>mit</strong> Automatikgetriebe. Auf der<br />
Earls Court Motor Show im Oktober 1958 soll<br />
der P5 vorgestellt werden, doch Anfang des Jahres<br />
stehen noch so viele Fragezeichen in den Notizbüchern<br />
der Konstrukteure, dass im Werk nur<br />
ein provisorisches Fließband eingerichtet werden<br />
kann. Am 22. September wird die Presse zu einer<br />
ersten Vorstellung geladen – fahren darf sie den<br />
neuen Rover nicht. Sie nimmt es nicht übel, sondern<br />
dichtet unglaubliche Lobeshymnen, preist<br />
seine Fertigungsqualität und setzt vorbildliche<br />
Zuverlässigkeit einfach voraus.<br />
Der Rover 3 Litre ist eine klassische Limousine.<br />
Vom Sportsman fehlt noch jede Spur, denn die<br />
Hersteller/Land<br />
Rover Company Ltd., Solihull/Großbritannien<br />
Ab 1971: Rover-British Leyland Ltd.<br />
Modell 3 Litre P5 3.5 Litre P5B<br />
Karosserie<br />
4-türig, Stahlblech, selbst tragend<br />
Motor 6-Zyl.-Reihe, Viertakt, wassergekühlt,<br />
vorn längs<br />
V8, wassergekühlt, vorn längs<br />
Hubraum (ccm) 2.995 3.528<br />
Leistung (bhp) 135 (Schaltgetriebe), 130 (Automatik) 184<br />
Getriebe/Antrieb 4-Gang, synchronisiert, Heckantrieb, Overdrive,<br />
optional Automatik BorgWarner Typ 35, Dreistufenautomatik<br />
Fahrwerk vorn Einzelradaufhängung, doppelte Querlenker, Torsionsfedern, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Starrachse <strong>mit</strong> progressiven Halbelliptik-Blattfedern<br />
Reifen 6.70–15 6.70–15<br />
Bremsen v/h Trommel (ab 1961: Scheibe)/Trommel Trommel (ab 1961: Scheibe)/Trommel<br />
Radstand (mm) 2.807 2.807<br />
Spurweite v/h (mm) 1.397/1.422 1.397/1.422<br />
Maße L x B x H (mm) 4.737 x 1.778 x 1.530 Coupé: 4.737 x 1.778 x 1.473<br />
Leergewicht (kg) 1.695 (Lim./Cpé) 1.587 (Lim.), 1.578 (Cpé)<br />
Vmax (km/h) 165 174<br />
Tankinhalt (Liter) 64 64<br />
Verbrauch (l/100 km) 16 16,5<br />
Bauzeit 1958–61 (Mk I), 1961–62 (Mk IA),<br />
1962–65 (Mk II), 1965–67 (Mk III)<br />
1967–73<br />
Stückzahl (Lim./Cpé) 40.110/7.920 11.501/9.018<br />
Neupreis (DM) 21.880 (1961) 17.950 (Lim.), 23.270 (Cpé)<br />
MARKTWERTE<br />
Auch findige Schrauber sollten sich überlegen, ob sie wirklich einen<br />
P5 restaurieren wollen. Wenn ja: Viel Glück bei der Suche, denn in<br />
Deutschland ist der Brite rar.<br />
Rover 3 Litre P5<br />
COUPÉS SIND IMMER ETWAS TEURER<br />
ALS SALOONS.<br />
Modell: Rover 3 Litre P5 Saloon/Coupé Baujahr: 1958–67<br />
Zustand (Marktwert in Euro)<br />
1: 15.000/17.500 2: 9.300/10.900 3: 6.300/7.400<br />
4: 3.200/3.700 5: 900/1.100<br />
Rover 3.5 Litre P5B<br />
WER EINEN P5 MIT MEHR LEISTUNG<br />
MÖCHTE, MUSS FÜR DEN P5B ETWAS<br />
MEHR HINBLÄTTERN.<br />
Modell: Rover 3.5 Litre P5 Saloon/Coupé Baujahr: 1967–73<br />
Zustand (Marktwert in Euro)<br />
1: 18.500/22.000 2: 11.500/13.600 3: 7.800/9.200<br />
4: 3.900/4.600 5: 1.100/1.300<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
Fotos: Richard Dredge, Robert George/Magiccarpics co.uk, GM Corp., Daimler AG, Berthold Werner
ROVER P5 | 33<br />
Wahrlich kein Sportsmann: Der Dreiliter-Motor muss schwere Last<br />
tragen und kommt nur träge vom Fleck.<br />
„It’s B-time“: Der 3.5 Liter-V8 des P5B stammt aus dem Programm<br />
der GM-Tochter Buick.<br />
Probleme bei der Produktionsvorbereitung hatten<br />
dazu geführt, seine Entwicklung zurückzustellen.<br />
So nimmt der als Hardtop-Saloon konzipierte<br />
Viertürer erst konkrete Formen an, als der Saloon<br />
bereits bei den Händlern steht. Ohne B-Säule sehen<br />
die ersten Prototypen ab Juli 1959 zwar elegant<br />
aus, doch wollen seine Fenster einfach nicht<br />
aufhören zu klappern. Die Karosserie muss umgestrickt<br />
werden, die Entwicklung des schließlich<br />
„Coupé“ genannten Rovers zieht sich bis 1962 hin.<br />
Da hat der P5 schon einige Modellpflegemaßnahmen<br />
hinter sich. Ein Mk IA genanntes erstes<br />
Facelift zur Motor Show 1961 beschert Dreiecksfenster<br />
vorne, neue Edelstahlradkappen und ein<br />
neues Elektriksystem. Indes ist ein Drei-Liter-Rover<br />
zwar ein komfortabler, aber ziemlich träger<br />
Genosse, dessen Motor merklich schwer zu<br />
schleppen hat. Sein distinguiert-hochwertiges<br />
Auftreten macht Unsportlichkeit zur Tugend<br />
unddbietet da<strong>mit</strong> mehr Understatement fürs<br />
Wie heißt es doch so schön?<br />
Der Gentleman genießt und schweigt.<br />
Geld, als etwa Jaguar-Kunden erwarten können<br />
– was den P5 quasi konkurrenzlos dastehen lässt.<br />
In Deutschland spielt der P5 kaum eine Rolle.<br />
In einem Test der ADAC Motorwelt von 1961 erkennt<br />
Werner Oswald in ihm eine Alternative zu<br />
Mercedes 300 und BMW V8, obwohl er „<strong>mit</strong> keinem<br />
dieser beiden ohne Weiteres zu vergleichen“<br />
sei. „Dem Rover sieht man weder seine<br />
Größe noch seinen Preis schon von Weitem an,<br />
denn auch in dieser Beziehung kennzeichnet ihn<br />
vornehme Zurückhaltung.“ Er sei „kein Wagen<br />
für termingeplagte Managertypen“, passe<br />
aber umso mehr für „abgeklärte Herren, die<br />
so glücklich sind, nicht nur Geld, sondern<br />
auch einigermaßen Zeit zu haben“. Stimmt:<br />
Die viertürige Limousine kostet <strong>mit</strong> Automatik,<br />
Servolenkung, Scheibenbremsen (ein Novum!)<br />
und serienmäßiger Lederausstattung nicht<br />
weniger als 21.880 DM! „Ein Elitewagen für die<br />
Elite“, verspricht die Werbung.<br />
Mit dem Coupé erscheint 1962 auch der Mk II:<br />
Die Bedieneinheit im Innenraum ist überarbeitet,<br />
die Instrumente sind klarer gestaltet. Der neue<br />
STECKBRIEFE – DIE WETTBEWERBER *) Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic, Zustand 3–2<br />
Opel Kapitän, Admiral,<br />
Diplomat (KAD A)<br />
DIE DREI OBERKLASSE-OPEL SIND<br />
HEUTE GESUCHTE KLASSIKER.<br />
Mercedes-Benz 300 SE<br />
(W 112)<br />
DER OBERKLASSE-STERN WAR<br />
SCHON DAMALS RAR UND TEUER.<br />
Jaguar Mk II<br />
DER KOMFORTABLE BRITE MIT<br />
SPORTLERGENEN WAR EIN GROSSER<br />
ERFOLG FÜR JAGUAR.<br />
Opels Oberklasse bietet <strong>mit</strong> dem Kapitän,<br />
Admiral und Diplomat A (KAD A) gute<br />
Ausstattung zu fairen Preisen. Das Dreigestirn<br />
teilt sich die gleiche viertürige Karosserie <strong>mit</strong><br />
Platz für bis zu sechs Personen. Während<br />
Admiral und Kapitän zunächst <strong>mit</strong> einem<br />
Grauguss-Sechszylinder fahren, setzt der<br />
Diplomat in Sachen Ausstattung und Technik<br />
nochmal eins oben drauf. Ihn befeuert ein<br />
4,6 Liter-Chevrolet-V8, der ab 1965 auch in<br />
Kapitän und Admiral verfügbar ist. Im selben<br />
Jahr folgt das seltene Diplomat V8 Coupé.<br />
Die Luxus-Heckflosse W 112 glänzt durch noch<br />
mehr Chrom, Zierrat und eine üppige Ausstat -<br />
tung. Aufwendige Technik wie Drei-Liter-Sechs -<br />
zylinder, eine neue Vier-Gang-Automatik (ab<br />
1963 auch als Schaltgetriebe), Luftfede rung,<br />
Servolenkung und Differenzialsperre haben<br />
allerdings ihren Preis. Viele Extras wie Klimaanla -<br />
ge, Becker Radio, Gurte und Zwei farben la ckie rung<br />
sind reizvoll, aber für „normale“ Kunden kaum<br />
bezahlbar. Ab 1961 entsteht auch der 300 SE<br />
lang <strong>mit</strong> zehn Zentimetern mehr Rad stand, ein<br />
Jahr später folgen noch Coupé und Cabrio.<br />
Mit dieser Raubkatze schafft Jaguar eine kom -<br />
pakte und familientaugliche Sportlimousine <strong>mit</strong><br />
Platz für bis zu sechs Personen. Auch in Sachen<br />
Technik hat der edle Brite einiges zu bieten:<br />
Sechszylinder, Viergang-Getriebe (auf Wunsch<br />
<strong>mit</strong> Overdrive), oder Automatik, serienmäßige<br />
Scheibenbremsen vorne und hinten sowie ein<br />
im Vergleich zum Mk I überarbeitetes Fahrwerk.<br />
Seine Fahrleistungen werden schon damals als<br />
beachtlich gelobt. Innen sorgen Ledersitze und<br />
Holzapplikationen für den Luxustouch. Kein<br />
Wunder, dass der Mk II ein Erfolg war.<br />
Produktionsort: Rüsselsheim, Bauzeit: 1964–68,<br />
Stückzahl: 88.984, Motor: 6-Zyl.-Reihe, V8 (Dipl.),<br />
Hubraum: 2,6–5,4 l, Leistung: 100–290 PS, Vmax:<br />
155-200 km/h, Verbrauch: 11,8–15,3 l, Neupreis:<br />
10.990–17.500 DM, Marktwert: 7.600–15.400 DM*<br />
Produktionsort: Stuttgart, Bauzeit: 1961–65, Stückzahl:<br />
6.700, Motor: 6-Zyl.-Reihe, Hubraum: 3,0 l,<br />
Leistung: 160–170 PS, Vmax: 155–200 km/h, Verbrauch:<br />
12–16 l, Neupreis: ab 24.500 DM (1963),<br />
Marktwert: 18.200–27.400*<br />
Produktionsort: Coventry (England), Bauzeit: 1959–<br />
67, Stückzahl: 83.500, Motor: 6-Zyl.-Reihe, Hubraum:<br />
2,4–3,8 l, Leistung: 120/220 PS, Vmax: 155–200<br />
km/h, Verbrauch: 12–15 l, Neupreis: ca. 20.000 DM<br />
(1965), Marktwert: 15.800–31.700*
34 | PORTRÄT<br />
KAUFBERATUNG<br />
Rover 3 Litre P5 und 3.5 Litre P5B<br />
Zuverlässig und luxuriös, aber rostanfällig<br />
Wer viel Luxus für wenig Geld möchte, liegt bei Rover P5 und P5B gar nicht<br />
so falsch. Der Exot ist in Deutschland selten, verkannt und geht in der<br />
Masse von Mercedes und Jaguar auch gerne mal unter. Doch wer Rover<br />
fährt, genießt ohnehin im Stillen. Und hält sich vornehm zurück, wenn es<br />
mal teuer wird – und das gilt es ja bekanntlich zu vermeiden.<br />
Allgemein<br />
Der Rover-Genuss beginnt <strong>mit</strong><br />
der (<strong>mit</strong>tlerweile raren) 3-Litre-Limousine<br />
und endet<br />
beim P5B Coupé,<br />
das<br />
Der P5B hebt sich vom<br />
P5 durch seine Rostyle-Stahlfelgen<br />
ab.<br />
Sammler<br />
schon früh für<br />
sich entdeckten. Das Angebot<br />
an Rover P5 und P5B ist in<br />
Deutschland allerdings so gering,<br />
dass ernsthafte Interessenten<br />
wohl am ehesten in<br />
Großbritannien fündig werden<br />
können. Was bedeutet, dass<br />
die ohnehin schon kaum vorhandene<br />
Chance auf einen<br />
Linkslenker noch weiter<br />
schrumpft. Vor jeder Detailuntersuchung<br />
ist es lohnenswert,<br />
sich <strong>mit</strong> dem Gesamterscheinungsbild<br />
des Wagens<br />
zu beschäftigen: Ein Rover<br />
kam stets <strong>mit</strong> absolut ebenmäßigen<br />
Spaltmaßen<br />
und einer perfekten<br />
Lackierung aus<br />
dem Werk. Wenn<br />
also Übergänge<br />
nicht stimmen,<br />
irgendwo etwas<br />
klappert oder sonst<br />
einen nicht ganz „perfekten“<br />
Eindruck macht, sollten<br />
Sie genauer hinschauen.<br />
Tipp: Prüfen Sie den Verlauf<br />
der Seitenzierleisten. Sie<br />
müssen eine durchlaufende,<br />
leicht abfallende Linie bilden.<br />
Karosserie<br />
Die komplexen Innen- und<br />
Außenschweller sind besonders<br />
rund um die Wagenheberaufnahmen<br />
(original <strong>mit</strong><br />
einem Gummistopfen verschlossen)<br />
anfällig. Die Kotflügel<br />
blühen meist rund um<br />
die Positionslampen und<br />
Blinker auf. Ersatz gibt es derzeit<br />
nur in Form von Fiberglas-Nachbauten.<br />
Beim Blick<br />
in den Radkasten muss der<br />
Zustand der Seitenteile überprüft<br />
werden, besonders am<br />
Übergang zur Spritzwand.<br />
Sind die A-Säulen stark angenagt,<br />
können sie<br />
die Ursache für hängende<br />
Türen sein; in<br />
diesem Stadium sind<br />
dann meist aber auch<br />
die Bodenbleche in Mitleidenschaft<br />
gezogen, wenn sie<br />
nicht sowieso aufgrund einer<br />
defekten Frontscheibendichtung<br />
dauerfeucht sind. Also:<br />
Teppiche anheben! Wie die<br />
vorderen sind auch die hinteren<br />
Radhäuser im Spritzbereich<br />
der Räder gefährdet. Einen<br />
Extrablick verdienen die<br />
hinteren Längsträger, die<br />
Blattfederaufnahmen sowie<br />
der Querträger im vorderen<br />
Bereich, an dem der Hilfsrahmen<br />
befestigt ist.<br />
Undichte Front- und Heckscheiben<br />
kommen häufig vor.<br />
Zeigen sich auch nur kleinste<br />
Rostblasen an den<br />
Scheibenrahmen,<br />
Um die Positionslampen<br />
und die Blinker herum<br />
blüht es gerne auf.<br />
kann das bereits auf<br />
gravierende Schäden<br />
hindeuten: Das wahre Ausmaß<br />
ist aufgrund der komplexen<br />
Karosseriestruktur von<br />
außen nämlich nie sichtbar!<br />
Stichwort Zierrat: Die einteiligen<br />
Heckstoßstangen rosten<br />
in den Ecken durch, Ersatz ist<br />
teuer. Die Coupés besitzen<br />
eine Zierlinierung an den<br />
Flanken und am Dach. Sie<br />
wurde im Werk von Hand aufgebracht,<br />
und ihr richtiger<br />
Verlauf ist ein guter Indikator<br />
für Originalität.<br />
Fahrwerk/Bremsen<br />
Das Fahrwerk ist generell als<br />
unproblematisch zu bezeichnen,<br />
nur die Stabigummis<br />
werden über die Jahre<br />
schnell mal müde. Leckagen<br />
am Gehäuse der Servolenkung<br />
sind schwierig zu beheben,<br />
Gleiches gilt aufgrund<br />
schlechter Zugänglichkeit<br />
auch für den Bremsassistenten<br />
beim 3 Litre.<br />
Motor/Getriebe<br />
Beide Motortypen sind als<br />
robust und zuverlässig bekannt<br />
– Komplettüberholungen<br />
aber sind teuer.<br />
Der 3 Litre<br />
litt in der Vergangenheit<br />
oft unter<br />
wohlmeinenden<br />
Mechanikern, die<br />
dem hohen Spritverbrauch<br />
durch eine magere Vergasereinstellung<br />
zu Leibe rücken<br />
wollten und so dafür sorgten,<br />
dass das Auslassventil des<br />
sechsten Zylinders verbrannte.<br />
Ein vergleichsweise hoher<br />
Öldurst ist normal, die regelmäßige<br />
Kontrolle des<br />
Schmier<strong>mit</strong>telstands obligatorisch.<br />
Oft vernachlässigt<br />
wird die aufwendige Einstellung<br />
des Ventilspiels: Achten<br />
Sie bei warmem Motor auf<br />
hörbares Tickern oder Klappern.<br />
Beim V8 ist die Startautomatik<br />
als problematisch<br />
bekannt.<br />
Zur Prüfung machen<br />
Sie den<br />
warmen Motor<br />
aus und versuchen<br />
einen Neustart<br />
nach etwa einer<br />
Minute: Funktioniert<br />
das Starten in diesem<br />
Fall und auch bei kaltem Motor<br />
problemlos, ist das ein<br />
Pluspunkt. Undichtigkeiten<br />
treten vor allem zum Getriebe<br />
hin auf, die Reparatur ist aufwendig.<br />
Die Getriebe sollten<br />
weich und ohne Rucken<br />
schalten – das gilt bei der<br />
manuellen Schaltbox besonders<br />
für den Overdrive. Beim<br />
Automatikgetriebe können<br />
Sie das Öl überprüfen, das<br />
bei brauner Färbung und unangenehmem<br />
Duft auf eine<br />
bald anstehende Überholung<br />
schließen lässt.<br />
Innenraum<br />
Die Holzvertäfelung ist <strong>mit</strong><br />
Schellack behandelt und<br />
sollte nicht matt, rau oder<br />
aufgesprungen sein.<br />
Kontrollieren Sie die Spalt -<br />
maße! Sie kamen ab Werk<br />
absolut ebenmäßig.<br />
Die Oberseite der Rücksitzlehne<br />
kapituliert<br />
manchmal unter ständiger<br />
UV-Strahlung, und beim 3 Litre<br />
Mk III beziehungsweise<br />
P5B brechen häufig die Ecknähte<br />
der vorderen Sitzflächen<br />
auf. Sie können nachgenäht<br />
werden, müssen dazu<br />
aber abgezogen werden.<br />
Ersatzteile<br />
In Deutschland sind allenfalls<br />
ein paar Gebrauchtteile<br />
zu bekommen. An England<br />
führt also kein Weg vorbei,<br />
denn hier kümmern sich<br />
Spezialisten wie J. R. Wadhams<br />
um die Versorgung <strong>mit</strong><br />
Teilen, die dem Rover-<br />
Qualitätsanspruch<br />
Das Coupé ist an den<br />
hinteren Dreiecksfenstern<br />
erkennbar.<br />
genügen. Verschleißteile<br />
sind günstig, Spezielles<br />
teuer.<br />
Fazit<br />
Selbst begnadete Schrauber<br />
sollten sich gut überlegen, ob<br />
sie wirklich einen P5/P5B<br />
restaurieren wollen: Ein Rover<br />
ist schließlich so diskret,<br />
dass er auch die größten<br />
Schäden diskret verbergen<br />
kann. Der 3.5-Litre-V8 macht<br />
den P5B zu einem Auto für<br />
Fahrer.<br />
Wer weniger Geld ausgeben<br />
will und sich <strong>mit</strong> weniger<br />
Komfort zufriedengeben<br />
kann, liegt auch beim 3 Litre<br />
nicht falsch – Kenner bevorzugen<br />
den Mk II der Modelljahre<br />
1962–65. Ganz frühe<br />
P5 sind nur etwas für Sammler<br />
– und so oder so unglaublich<br />
rar.<br />
Ersatzteilpreise<br />
(in Euro)<br />
Stoßstange hinten 749<br />
Kotflügel (Gfk) 181<br />
Satz Bremsbeläge vorne 56<br />
Servolenkung überh. (AT)375<br />
Innenschweller 60<br />
Kühler 3 Liter (AT) 200<br />
BorgWarner 35<br />
Autom.-Getr. (AT) 1000<br />
Quelle: J. R. Wadhams Ltd.,<br />
www.jrwadhams.co.uk<br />
CLUBS, SPEZIA -<br />
LISTEN, LINKS<br />
Clubs:<br />
Rover-Freunde Deutschland<br />
e. V., www.rover-freunde.de<br />
Rover P5 Club, www.roverp5club.org.uk<br />
Spezialist:<br />
Otto Müller, Kfz-Meister,<br />
66133 Saarbrücken,<br />
Tel. (0681) 81 11 18<br />
Web:<br />
Erfahrungsbericht zur Instandsetzung<br />
eines Rover<br />
P5B Coupé: http://www.baconsdozen.co.uk/Humphrey.htm<br />
Literatur:<br />
James Taylor: Rover P5 and<br />
P5B – The Complete Story,<br />
The Crowood Press, ca. 26<br />
Euro (englisch)
Bequem im P5 zum Fünf-Uhr-Tee: einfach<br />
in den Sessel sinken, Füße ausstrecken und<br />
dahingleiten.<br />
Aufnahmen aus dem<br />
berühmten Bildarchiv<br />
Dr. Paul Wolff<br />
& Tritschler<br />
Zylinderkopf liefert nun seidige 134 (vorher: 123)<br />
bhp, was den schweren Rover wenigstens für britische<br />
Verhältnisse angemessen motorisiert. Immer<br />
mehr erwirbt sich der P5 den Ruf, ein fast<br />
perfektes, überentwickeltes Auto zu sein.<br />
Hier steckt die Sportlichkeit<br />
Als Mk III teilt sich der P5 ab 1965 einige Komponenten<br />
<strong>mit</strong> dem 2000 P6, der 1964 den P4 abgelöst<br />
hat: ausgeformte Einzelsitze hinten zum<br />
Beispiel, und ein neues BorgWarner-Automatikgetriebe<br />
<strong>mit</strong> separatem Ölkühler. Die neue Schaltbox<br />
kommt gerade recht, denn die Entwicklungsabteilung<br />
arbeitet bereits am P5B <strong>mit</strong> V8. Es soll<br />
Bruce McWilliams, Chef des nordamerikanischen<br />
Rover-Vertriebs gewesen sein, der auf<br />
mehr Leistung im P5 gepocht hatte: der Rover<br />
galt in den USA als untermotorisiert und unverkäuflich.<br />
Durch Zufall werden McWilliams’ Bitten<br />
erhört: Rover-Geschäftsführer William Martin-<br />
Hurst entdeckt 1964 beim Besuch des Bootsmotoren-Bauers<br />
Mercury Marine einen 3,5 Liter-V8<br />
der GM-Tochter Buick. Hurst nimmt Maß und<br />
vermutet goldrichtig, dass der Motor prima unter<br />
Rover-Motorhauben passen könnte.<br />
Tatsächlich muss der Hilfsrahmen nur leicht<br />
modifiziert werden, zudem wiegt der Alumotor<br />
knapp 100 Kilo weniger als der Sechszylinder.<br />
Doch Feinabstimmungen kosten Zeit, erst 1968<br />
kommt der P5B auf den Markt. Mit schwindelerregenden<br />
160 bhp bei 5.200 U/min besitzt er<br />
endlich die Reserven, die immer fehlten. Vom P5<br />
hebt sich der P5B durch eingelassene Nebellampen<br />
in den vorderen Kotflügeln, ein nur noch stilisiertes<br />
Wikingerschiff am Kühler, Rostyle-Stahlfelgen<br />
und Gummipuffern an den Stoßstangen<br />
ab; gemeinsam ist den beiden nunmehr eine Mittelkonsole<br />
<strong>mit</strong> integriertem Aschenbecher.<br />
Bis Anfang der 80er-Jahre werden die britischen<br />
Premiers in schwarzen P5B chauffiert.<br />
Den letzten erhält 1973 die Queen. Als diskrete<br />
Kundin weiß sie, dass sich nach einem Rover niemand<br />
umdrehen wird. Frederik E. Scherer<br />
Format: 300 x 210 mm<br />
ca. 144 Seiten · ca. 200 Abbildungen<br />
€ 35,– · Bestellnr. 898 · ISBN 978-3-88255-898-2<br />
erscheint Januar 2013<br />
Kaum eine andere technische Entwicklung hat unser Leben in den letzten 100 Jahren so verändert<br />
und nachhaltig geprägt wie das Automobil, das sich – nach dem ersten Großeinsatz während des<br />
Ersten Weltkriegs – in den zwanziger und dreißiger Jahren zum modernen Fortbewegungs<strong>mit</strong>tel<br />
entwickelt hatte. Allerdings war es damals noch ein Luxusobjekt von hohem gesellschaftlichen<br />
Stellenwert, das sich nur wenige wohlhabende Leute leisten konnten.<br />
Diese Zeit des sich rasch entwickelnden Individualverkehrs vor dem Zweiten Weltkrieg wurde in<br />
unzähligen, einzigartigen Leica-Aufnahmen des Foto studios Dr. Paul Wolff & Tritschler in Frankfurt<br />
(M) festgehalten, die ihresgleichen suchen und alle Bereiche des Straßenverkehrs der zwanziger<br />
und dreißiger Jahre dokumentieren: so z.B. die Entwicklungsschritte des Auto mobils, Fabrikation,<br />
Autowerbung, erste Auto-Urlaubsreisen, Auto mo bil turniere, Schönheits kon kurrenzen, Automobilrennsport<br />
und Auto mo bil aus stellungen. Seine kurzgehaltenen Texte ergänzt Werner Schollenberger<br />
<strong>mit</strong> einer Biografie über Dr. Paul Wolff und das Thema Fotografie.<br />
NEU!<br />
Reisen wie<br />
die Queen:<br />
1973 erhält<br />
Queen Elisabeth<br />
II. einen<br />
3.5 Litre P5B<br />
<strong>mit</strong> dem amtlichen<br />
Kennzeichen<br />
155HYU als<br />
Privatwagen.<br />
www.EKshop.de<br />
Werfen Sie<br />
einen Blick<br />
ins Buch!<br />
EK-Verlag GmbH • Lörracher Str. 16 • 79115 Freiburg<br />
Tel. 07 61 / 70 310 - 0 • Fax 07 61 / 70 310 - 50 • service@eisenbahn-kurier.de
36<br />
Marken & Modelle<br />
BUCHTIPP | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
AUF DEN STRASSEN DER DDR<br />
Verkehrsalltag und Fahrzeuge der DDR<br />
Ostalgie pur<br />
Zwölf bis 17 Jahre auf ein Auto warten? Heute undenkbar, aber in der DDR Normalität. Da die Nachfrage<br />
für einen neuen Pkw das Angebot bei Weitem überstieg, mussten sich Privatpersonen jahrelang<br />
in Geduld üben, bis sie endlich einen Trabant, Wartburg oder Lada ihr Eigen nennen konnten.<br />
Seit mehr als 20 Jahren ist der Alltag auf den Straßen der<br />
DDR Geschichte. Permanent mangelte es hinter dem Eisernen<br />
Vorhang an Fahrzeugen, daher prägten vor allem<br />
alte und uralte Gefährte das Verkehrsbild. Während sich die<br />
Wartezeiten auf einen eigenen Pkw auf bis zu 17 Jahre ausdehnten,<br />
gab es nur eine Alternative, die man sich „schon“<br />
nach einem Jahr erfüllen konnte: ein Moped oder Motorrad.<br />
Gerade in den vielen Straßenszenen wird der DDR-Alltag in<br />
all seinen Facetten sichtbar: kaputte Straßen, alte Autos, verfallende<br />
Häuser – aber auch idyllische Ortschaften, Menschen<br />
und Landschaften wie aus einer anderen Zeit.<br />
Ab den 60ern wurden den DDR-Bürgern Motorradgespanne als<br />
Auto-Alternative schmackhaft gemacht. Der Besitzer dieses<br />
Gespanns aus MZ ES 250 und Stoye-Superelastik-Seitenwagen<br />
fuhr da<strong>mit</strong> zum Großeinkauf, erledigte alle Besorgungen und<br />
drehte <strong>mit</strong> seinem Enkel ein paar Runden durch Blankenburg.<br />
Fotos: akg-images/Straube, Volkmar Thie, Frank Drechsel, Uwe Fischer, Ralf Orschel
AUF DEN STRASSEN DER DDR | 37<br />
3. Oktober 1990, Tag der deutschen<br />
Einheit. Die Dampflokomotive der<br />
Schmalspurbahn von Freital-Hainsberg<br />
nach Kipsdorf ist zur Feier des<br />
Tages beflaggt. In Freital-Coßmannsdorf<br />
steht eine regelrechte Trabi-Parade<br />
neben dem Haltepunkt.<br />
Im April 1973 begeistern auf dem Busbahnhof in Merseburg nicht nur die IKARUS 55 und 66,<br />
denen ihre stromlinienförmige Karosserie den Spitznamen „Zigarre“ eingebracht hat. Ein<br />
wahrer Hingucker sind auch die Fahrgäste <strong>mit</strong> ihrer bunten Kleidung.<br />
Für dieses DDR-Pressebild<br />
haben im Sommer 1984 in<br />
Berlin-Mitte drei schicke<br />
Volkspolizisten <strong>mit</strong> ihren<br />
Fahrzeugen Aufstellung<br />
genommen. Links eine<br />
MZ TS 250 F (Funkkrad),<br />
rechts ein WAS 2106<br />
Funkstreifenwagen.<br />
Die reizvolle Fachwerkstadt Wernigerode<br />
zog schon zu DDR-Zeiten jährlich Tausende<br />
Touristen und Ausflügler an. Auch im Juli<br />
1988 sind in der Innenstadt zahlreiche Touristen<br />
und Einheimische unterwegs, während<br />
vor dem Café Neustadt ein IFA S 4000-1<br />
Pritschenwagen seinen Anhänger rangiert.<br />
Auf den Straßen<br />
der DDR<br />
VON UWE MIETHE<br />
Da freuen sich Kfz-Ostalgiker: Dieses Buch zeigt,<br />
wie der Verkehrsalltag hinter dem Eisernen Vorhang<br />
aussah. Dabei dreht es sich nicht nur um<br />
den berühmten Trabi: Die Fahrzeugvielfalt reicht<br />
von Škoda über Moskwitsch hin zum Saporoshez,<br />
von den Nutzfahrzeugen bis hin zu den weitverbreiteten<br />
Zweirädern. Mit vielen Hintergrundinformationen<br />
und authentischen<br />
Farbaufnahmen,<br />
die<br />
überwiegend aus<br />
privaten Archiven<br />
stammen. 144 Seiten,<br />
ca. 180 Abb.,<br />
Format 22,3 x<br />
26,5 cm, Hardcover,<br />
GeraMond Verlag,<br />
ISBN: 978-3-<br />
86245-668-0,<br />
14,95 Euro
38<br />
Marken & Modelle<br />
PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
<strong>AUTO</strong> UNION 1000 SP<br />
Ein Zweitakter zum Träumen<br />
Graziles Flossentier<br />
Auto<br />
Union<br />
1000 Sp<br />
Exotischer<br />
Zweitakt-<br />
Sportler<br />
1956 war es höchste Eisenbahn, dass DKW etwas mehr Pfiff und Innovation in seine Produktpalette<br />
legte. Glamour hieß das Zauberwort: Stylingchef Josef Dienst sollte einen Sportwagen entwerfen,<br />
der „wie eine Bombe“ aussah. Das Ergebnis: der Auto Union 1000 Sp. Und der Neuling sollte nicht<br />
nur für Glamour sorgen, sondern auch für schwarze Zahlen.
<strong>AUTO</strong> UNION 1000 SP | 39<br />
Es gibt für ein Automobil wohl nichts Tragischeres,<br />
als die Kopie eines ganz großen<br />
Vorbilds genannt zu werden. Den Auto<br />
Union 1000 Sp erwischte es besonders hart: Ein<br />
Journalist nannte ihn einst „Thunderbird <strong>mit</strong><br />
Sprachfehler“ – ein Bild, das angesichts seines<br />
Dreizylinder-Zweitaktmotors noch heute gerne<br />
bemüht wird. Tatsächlich besteht eine gewisse<br />
Ähnlichkeit zum 1955er-Ford. Autsch. Doch als<br />
einer der hübschesten Sportler der 50er träumen<br />
viele noch immer von ihm. So paradox es klingt:<br />
Mehr sollte der 1000 Sp auch nicht können.<br />
1956 ist es bei der Auto Union Zeit für ein wenig<br />
Stühlerücken in der Chefetage, denn die hat<br />
es nicht geschafft, der <strong>mit</strong>telalt gereiften DKW<br />
F9-Form des Hauses einen modernen Kompagnon<br />
anheimzustellen. Der stets modernisierte<br />
Strom-linien-Schick der 30er wird zwar von der<br />
Stammkundschaft geschätzt, verbaut den Ingolstädtern<br />
aber die souveräne Fahrt durch den Automarkt<br />
des Wirtschaftswunders. Wassergekühlter<br />
Dreizylinder-Zweitakter, Frontantrieb, ein<br />
Kastenprofilrahmen und je eine Querblattfeder<br />
vorne und hinten, dort zur markentypischen<br />
„Schwebeachse“ ausgebildet – das verkauft die<br />
Marke seit 1950. Innovation sieht anders aus.<br />
Eine Bombe muss her<br />
Großaktionär und Quasi-Eigentümer der Auto<br />
Union ist Friedrich Flick. Ein kühler Rechner, der<br />
schwarze Zahlen sehen will, kein Zweitakt-Narr.<br />
Mit William Werner als technischen Geschäftsführer<br />
und Oskar Siebler als Entwicklungschef<br />
setzt er 1956 erfahrene Leute ein, die schon bald<br />
zu erkennen glauben, woran es DKW fehlt: Glamour.<br />
Am Zweitakter rütteln sie nicht, denn noch<br />
ist er eine Alternative zum Viertakter. Äußerlichkeiten<br />
sind wichtiger. Weil die IAA 1957 vor der<br />
Die Karosserie fertigt nicht die Auto Union,<br />
sondern der Cabrio-Spezialist Baur in Stuttgart.<br />
Tür steht, gibt Werner seinem Styling-Chef Josef<br />
„Jupp“ Dienst eindeutige Arbeitsanweisungen:<br />
„Machen Sie einen Entwurf für einen Sportwagen,<br />
der muss aussehen wie eine Bombe!“<br />
Es entstehen Zeichnungen und ein Plastilin-<br />
Modell im Maßstab 1:5, das <strong>mit</strong> seinem nach innen<br />
gewölbten Haifisch-Grill einem Karpfen ähnelt.<br />
In der Serienausführung wird der 1000 Sp<br />
ein feinmaschiges Gitter nach Vorbild des Thunderbird<br />
tragen. Ach, da war ja was: Wer DKW<br />
und Ford objektiv <strong>mit</strong>einander vergleicht, kommt<br />
schnell zu dem Schluss, dass von einer Kopie keine<br />
Rede sein kann. Das „Rocket-Design“ <strong>mit</strong> runden<br />
Rückleuchten und deutlichem Wulst an den<br />
Die spitzen Flossen musste der Sp ab 1962 gegen abgerundete Flösschen eintauschen.<br />
Flanken hält der DKW sogar mutiger durch als<br />
der T-Bird, der im direkten Vergleich fast plump<br />
wirkt. Darüber hinaus bedient sich Dienst eines<br />
gestalterischen Kniffs, der später auch dem DKW<br />
Junior zu mehr Kontur verhilft: eine exponierte<br />
Kante, die von vorne bis hinten an der Unterkante<br />
der Karosserie läuft und diese noch gedrungener<br />
wirken lässt.<br />
Zeichnungen und Modell landen nicht in der<br />
Düsseldorfer Versuchsabteilung der Auto Union,<br />
sondern in Stuttgart: Es ist der Cabrio-Spezialist<br />
Baur, der <strong>mit</strong> der Karosserie-Konstruktion beauftragt<br />
wird – und das ist nicht selbstverständlich:<br />
Zwischen den Firmen herrschte Funkstille, seit<br />
die Schwaben einen Auftrag der IFA aus der<br />
DDR annahmen und Karosserien auf Basis des<br />
IFA-DKW F8 fertigen. Doch dies scheint vergessen.<br />
So baut der Stuttgarter Karossier ab Mitte<br />
1957 zwei Prototypen, die bis zur IAA im September<br />
fertig werden sollen.<br />
Nummer eins wird auf Achse<br />
nach Düsseldorf gebracht;<br />
spätnachts, der Geheimhaltung<br />
wegen. Nummer zwei schafft<br />
es nicht mehr rechtzeitig auf die Räder, wird in<br />
einen Möbelwagen verladen und auf dem Weg<br />
nach Frankfurt fertiggestellt. Fahrbereit wird er<br />
zwar nicht sein, aber das ist für den Messestand<br />
unwichtig, da dort ein weiterer Hoffnungsträger<br />
für Furore sorgen wird: der DKW 660, der 1959<br />
als „Junior“ auf den Markt kommt.<br />
Für die Serienproduktion der Karosserien modernisiert<br />
Baur sein Werk. Neben einer neuen<br />
Produktionsstraße hält ein neuer Trockenofen<br />
Einzug – der explodiert, als das cognacfarbene<br />
Lackkleid des ersten Vorserien-Sp in ihm ausdünstet.<br />
Mit Hochdruck bügelt Baur den Schaden<br />
aus, während bei der Auto Union eine echte<br />
MARKTWERTE<br />
Wer den Ingolstädter Flossen-Traum leben möchte, muss etwas tiefer<br />
in die Tasche greifen, sofern er überhaupt fündig wird. Denn für den<br />
Auto Union 1000 Sp gibt es praktisch keinen Markt.<br />
Auto Union 1000 Sp Roadster<br />
DAS SELTENE CABRIO IST RICHTIG TEU-<br />
ER UND KAUM ZU FINDEN.<br />
Modell: Auto Union 1000 Sp Cabrio Baujahr: 1961–65<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 38.000 2: 25.100 3: 16.700 4: 8.400 5: 3.000<br />
Auto Union 1000 Sp Coupé<br />
RESTAURIERUNGSOBJEKTE KÖNNEN<br />
RECHT „GÜNSTIG“ ERSCHEINEN, DOCH<br />
DIE RESTAURIERUNG SELBST GEHT<br />
RICHTIG INS GELD.<br />
Modell: Auto Union 1000 Sp Coupé Baujahr: 1958–65<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 24.000 2: 15.400 3: 10.000 4: 4.800 5: 1.400<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
Ersatzteilpreise<br />
Außenschweller<br />
195 Euro<br />
Kurbelwelle (AT)<br />
850 Euro<br />
Kolbensatz ca.<br />
450 Euro<br />
Achsschwellenmanschette<br />
22 Euro<br />
Radlagersatz vorn, pro Rad<br />
120 Euro<br />
Trommelbelagsatz pro Achse<br />
55 Euro<br />
Quelle: Fa. Mobilitäten, www.mobilitaeten.de<br />
Einstieg hinten? Geht nur vorne und im<br />
Fond gibt es tatsächlich Platz zum Sitzen!<br />
Geschaltet wird auf langen Wegen, geblinkt<br />
am Hebelchen darunter – typisch DKW.<br />
Mit viel Liebe zum Detail: der Heizungsregler<br />
im Fächerdesign.
40 | PORTRÄT<br />
Rocket-Design vom Feinsten: Rückleuchten<br />
in Nachbrenner-Optik und Karosserieflanken<br />
in Form von auslaufenden „Röhren“.<br />
Bombe platzt: die Übernahme durch Daimler-<br />
Benz, wiederum eingefädelt von Flick, der Großaktionär<br />
bei den Untertürkheimern ist.<br />
Der 1000 Sp kommt als Imageträger genau<br />
richtig – obwohl Daimler-Benz nicht die Bohne<br />
<strong>mit</strong> ihm zu tun hat. Dass das Flossentier nicht<br />
mehr DKW, sondern Auto Union heißen und die<br />
vier Ringe tragen wird, ist Teil des Konzepts. Das<br />
Kürzel „Sp“ steht für „Spezial“, obwohl der Wagen<br />
unter dem schönen Blech recht konventionell<br />
geraten ist und im Vergleich zum zivilen Auto<br />
Union 1000 – der ein modernisierter DKW 3=6<br />
ist – wenig Neues bietet. Der Sp besitzt eine um<br />
20 Millimeter tiefergelegte Hinterachse und härtere<br />
Stoßdämpfer. Bei unverändert 980 Kubikzentimetern<br />
Hubraum stehen immerhin 55 statt<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Auto Union, Ingolstadt<br />
Modell Auto Union 1000 Sp<br />
Karosserie 2-türiges Coupé und Cabrio<br />
Motor 3-Zyl.-Zweitakt-Vergaser-Reihenmotor,<br />
Schnürle-Umkehrspülung,<br />
Wasserkühlung <strong>mit</strong><br />
Pumpe<br />
Hubraum (ccm) 980<br />
Leistung (PS) 55 bei 4.500 U/min<br />
Getriebe 4-Gang (Lenkradschaltung),<br />
Cabrioabschaltbarer Freilauf<br />
Antrieb Frontmotor, Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorn unten liegende Querlenker, eine<br />
Querblattfeder oben, hydraulische<br />
Teleskopstoßdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Rohrstarrachse („Schwebeachse“)<br />
<strong>mit</strong> oben liegender<br />
Querblattfeder, hydraulische<br />
Teleskopstoßdämpfer<br />
Reifen v/h 155 SR 15<br />
Felgen v/h 4 ½ J x 15<br />
Bremsen v/h<br />
Einkreis, Trommeln. Ab März<br />
1962: Scheibenbremsen vorn<br />
Radstand (mm) 2.350<br />
Spurweite v/h (mm) 1.290/1.350<br />
Maße L x B x H (mm) 4.170 x 1.680 x 1.325<br />
Leergewicht (kg) 960<br />
Vmax (km/h) 140<br />
Tankinhalt (l) 50<br />
Verbrauch (l/100 km) 10–10,5<br />
Bauzeit 1958–1965<br />
Stückzahl 5.000 Coupés, 1.640 Roadster<br />
Neupreis (DM) Coupé/Roadster 10.750<br />
44 PS an: Möglich machen dies eine Verdichtung<br />
von 8,2 statt 7,25:1 und ein Zenith-Doppel-Fallstromvergaser.<br />
Das Kühlsystem erhält eine Wasserpumpe,<br />
die das altertümliche Thermosyphon-<br />
Prinzip ablöst. Der 960 Kilo schwere Sp kann sich<br />
Der 1000 Sp ist zwar nicht der Sportlichste,<br />
aber dafür ein richtiger Charmebolzen.<br />
zwar zu respektablen 140 Stundenkilometern aufschwingen,<br />
doch die Beschleunigungswerte entsprechen<br />
etwa denen der Limousine.<br />
Aber diese Form! „Es gibt meines Erachtens<br />
kaum ein anderes Auto (in dieser Preisklasse natürlich),<br />
das eleganter aussieht als dieses“,<br />
Der kompakte Dreizylinder-Zweitaktmotor<br />
sorgt für röhrende Lebendigkeit.<br />
schreibt Helga, die Beifahrerin des österreichischen<br />
Autotesters Peter Nidetzky in „Austro<br />
Motor“. Ihren türkis-weißen Testwagen findet sie<br />
„sehr elegant und männlich“. Wer sich einen<br />
1000 Sp gönnt, muss stark sein: 10.750 DM verlangt<br />
die Auto Union – für 500 DM<br />
weniger gibt es einen Opel Kapitän,<br />
und ein schwächer motorisiertes Karmann<br />
Ghia Coupé kostet 7.500 DM.<br />
Selbstbewusst nimmt die Auto-Union-Werbung<br />
sogar Anleihen bei Porsche und verspricht<br />
„Autofahren in seiner schönsten Form“,<br />
was nicht übertrieben scheint, wenn Tester wie<br />
Nidetzky finden, dass der Sp „durch die tiefe<br />
Schwerpunktlage und die große Fahrzeugbreite<br />
wie ein Brett auf der Straße“ liegt. Die Zeitschrift<br />
„hobby“ sieht das genauso, und bemerkt <strong>mit</strong><br />
Blick auf den markentypischen Frontantrieb:<br />
„Man hat manchmal das Gefühl, als kralle sich<br />
das Auto <strong>mit</strong> seinen Vorderrädern buchstäblich<br />
in den Straßenbelag und ziehe das zum Schlingern<br />
aufgelegte Heck gefahrlos in die neue Fahrtrichtung.“<br />
Und: „Es gibt ein Für und Wider um<br />
den Zweitaktmotor. Die Diskussion darüber ist<br />
müßig, solange aus Düsseldorf ein Fahrzeug <strong>mit</strong><br />
solchen ansprechenden Fahrleistungen kommt.“<br />
Der Roadster ist im Anmarsch<br />
Zurück zu den Prototypen-Klempnern bei Baur:<br />
Sie stellen Anfang 1958 den Roadster fertig, wieder<br />
soll der Wagen auf eigener Achse nach Düsseldorf<br />
kommen. Diesmal durch dichtes Schneegestöber.<br />
Dieter Gebhardt, Mitarbeiter der Versuchsabteilung,<br />
soll ihn heil abliefern: „Da<br />
brauchte man keine Heizung im Auto, da war die<br />
Sorge ums ‚Heilige Blechle‘ oberstes Gebot, und<br />
diese Verantwortung heizte mächtig ein“, erinnert<br />
er sich noch 50 Jahre später.<br />
Erst zur IAA 1961 fährt der Roadster zu den<br />
Kunden. Er bringt die einzige Modellpflege des<br />
Sp <strong>mit</strong>: Scheibenbremsen vorne und kleinere, abgerundete<br />
Heckflossen. Der Verkehrssicherheit<br />
wegen, heißt es. Doch das interessiert Anfang der<br />
60er keinen mehr so richtig – Rocket-Design und<br />
kesse Flossen haben sich allmählich überlebt.<br />
Heute ist der 1000 Sp der wohl begehrteste<br />
DKW der Nachkriegszeit. Kein Wunder: Der äußere<br />
Glanz setzt sich auch im Innenraum fort, wo<br />
rotes Kunstleder, elfenbeinfarbene Schalter und<br />
Chrom den Ton angeben. Jedenfalls so lange, bis<br />
vorne drei Zylinder um die Wette zu rütteln beginnen.<br />
Nein, Leerlauf mag der Zweitakter nicht,<br />
Fotos: Frederik E. Scherer
<strong>AUTO</strong> UNION 1000 SP | 41<br />
KAUFBERATUNG<br />
Auto Union 1000 Sp Coupé und Roadster<br />
Zuverlässige Technik, schick verpackt<br />
Der Besitzer<br />
Seit seiner Lehrzeit als Autoschlosser bei einer<br />
DKW-Vertretung ging Jörn Haselbacher dieses Auto<br />
nicht mehr aus dem Kopf: Irgendwann, so schwor<br />
er sich, würde er einen 1000 Sp kaufen. Nachdem<br />
er bereits zwei DKW F12 Cabriolets restauriert<br />
hatte, lief ihm dieses 1961er-Sp-Coupé über den<br />
Weg. Ein Clubkollege aus Frankreich hatte es<br />
inseriert, und Jörn glaubte an eine überschaubare<br />
Restaurierung. Letztlich dauerte sie <strong>mit</strong><br />
Unterbrechungen ganze fünf Jahre, die er aber<br />
nicht bereut: „Den Wagen geb ich nicht mehr her!“<br />
drehen will er. Dazu muss der Fahrer wiederum<br />
im Getriebe rühren. Weich und präzise lösen die<br />
Gänge einander ab, doch auf riesigen Schaltwegen<br />
versackt jede Sportlichkeit – auch wenn das<br />
Fahrwerk durchaus engagiertes Kurvenräubern<br />
erlaubt. Der Motor summt kernig und labt sich<br />
daran, weit ausgedreht zu werden: Das ist für<br />
Viertakt-Fahrer gewöhnungsbedürftig, aber nötig,<br />
denn sonst kommt der drehmomentschwache<br />
Zweitakter gerade in hügeligen Gefilden<br />
nicht vom Fleck. In der Ebene darf er häufig vor<br />
sich hin pöttern: Fuß vom Gas, und der Freilauf<br />
tritt in Aktion – oder auch nicht, wenn er über einen<br />
Hebel unter dem Armaturenbrett vorher blockiert<br />
wird. Die Außenwelt will von all der Technik<br />
in der Regel nichts wissen und genießt das<br />
Schaulaufen vom Straßenrand aus: Glamour ist<br />
schließlich keine Frage der Motorisierung, sondern<br />
der Flossen. Frederik E. Scherer<br />
CLUBS, SPEZIA LISTEN, LINKS<br />
Club:<br />
Auto Union-Veteranen-Club e. V.,<br />
www.auto-union-veteranen-club.de<br />
Spezialist:<br />
Willy Weiß, 71236 Weil der Stadt – Münklingen, Tel.<br />
(07033) 331 32, E-Mail: ww.munga@t-online.de,<br />
www.willy-weiss.de<br />
Literatur:<br />
Matthias Kaluza: Audi Ikonen, Delius Klasing, 39,90 Euro<br />
Im Innenraum herrscht Nierentisch-Barock:<br />
Es dominieren Rot, Weiß und Chromglanz.<br />
Für die Auto Union war der 1000 Sp nie ein Wagen zum Geldverdienen: Nur 5.000<br />
Coupés und 1.640 Roadster wurden gebaut und an Gutverdienende verkauft. Heute<br />
scheint sich daran wenig geändert zu haben: Gute Exemplare sind meist in festen Händen,<br />
fürs Volk bleiben nur die krümeligen Überreste eines bewegten Autolebens.<br />
Allgemein<br />
Für einen Exoten wie den Auto<br />
Union 1000 Sp gibt es praktisch<br />
keinen Markt. Wer einen<br />
hat, gibt ihn nicht her – so einfach<br />
ist das. So gesehen ist ein<br />
Sp verglichen <strong>mit</strong> seiner Exklusivität<br />
nicht mal teuer. Vor allem<br />
Restaurierungsobjekte<br />
scheinen immer noch erschwinglich<br />
– wenn die Restaurierung<br />
nur nicht so ruinös<br />
teuer wäre! Jörn Haselbacher,<br />
der Besitzer unseres Foto-Autos,<br />
hat für Sp-Anwärter deshalb<br />
einen deutlichen Rat:<br />
„Denselben hat man mir auch<br />
damals gegeben: Lassen Sie<br />
die Finger von so einem<br />
schlechten Auto!“ Die gute<br />
Nachricht: Da der<br />
Spitzenhöschen-DKW<br />
Nicht-DKW-kompatible<br />
Teile gehen<br />
richtig ins Geld.<br />
technisch<br />
weitgehend seinen<br />
Kollegen aus der Großserie<br />
entspricht, ist er auch ebenso<br />
unproblematisch.<br />
Karosserie<br />
Die entzückende Form des Sp<br />
wirkt nicht ohne Grund wie<br />
aus einem Guss: Alle Teile sind<br />
verschweißt, kein einziges verschraubt.<br />
Reparaturbleche gibt<br />
es nur für die gefährdeten Türunterkanten<br />
und Schweller –<br />
zu gesalzenen Preisen natürlich.<br />
Des Weiteren sollte die Spritzwand<br />
überprüft werden. Und<br />
der ganze Rest, am besten <strong>mit</strong><br />
einem schwachen Magneten:<br />
An Autos wie<br />
dem Luxus-DKW<br />
wurde schon immer<br />
gespachtelt,<br />
was das Blech<br />
hielt. An Jörn Haselbachers<br />
Auto etwa<br />
fanden sich Löcher in<br />
der Frontmaske – kaschiert<br />
durch Pappe, die den Spachtel<br />
trug. Also: Augen auf!<br />
Fahrwerk/Bremsen<br />
Achten Sie wie bei den Typen<br />
3=6 und Auto Union<br />
1000 auf ausgeschlagene<br />
Traggelenke<br />
und Antriebswellen<br />
(Schütteln und<br />
Knacken beim Anfahren).<br />
Das Einkreis-Bremssystem<br />
sollte besonders sorgfältig<br />
gewartet werden.<br />
Motor/Getriebe<br />
Die Leistungssteigerung tut<br />
dem Sp-Motor nicht weh, nur<br />
die Einstellung des Doppelvergasers<br />
kann Probleme bereiten<br />
– hier muss im Zweifelsfall<br />
ein Profi ran. Kurbelwellen<br />
sind meist nach 80.000 Kilometern<br />
fällig, Gesamtlaufleistungen<br />
von bis zu<br />
100.000 Kilometern<br />
sind möglich. Achtung:<br />
So einfach der Dreizylinder<br />
auch zu sein<br />
scheint, billig ist seine<br />
Überholung nicht. Schon die<br />
benötigten Teile können sich<br />
auf 2.000 Euro summieren.<br />
Die Getriebe halten länger als<br />
die Motoren, nach längerer<br />
Standzeit kann es aber<br />
vorkommen, dass<br />
Die Instrumente<br />
sind dem 3=6<br />
entlehnt.<br />
sich der Freilauf<br />
nicht mehr einschalten<br />
lässt, was eine Komplettüberholung<br />
des Getriebes nötig<br />
macht.<br />
Ersatzteile/Innenraum<br />
Natürlich trägt der 1000 Sp einige<br />
spezifische Teile<br />
<strong>mit</strong> sich herum, die<br />
Wie hochwertig die<br />
Karosserie ist, zeigt<br />
sich erst im Detail.<br />
nicht <strong>mit</strong> anderen<br />
DKW kompatibel sind.<br />
Die Türgriffe zum Beispiel, oder<br />
die Auspuffanlage. Und, man<br />
ahnt es schon: Die Brocken<br />
kosten Geld. Eine Frontscheibendichtung<br />
schlägt <strong>mit</strong> 400<br />
Euro zu Buche, andere Gum<strong>mit</strong>eile<br />
lassen sich <strong>mit</strong>unter anpassen.<br />
Zu guter Letzt bedarf<br />
es wohl kaum einer Erwähnung,<br />
dass Chrom<br />
und Zierrat ein<br />
Das Kofferraumschloss<br />
liegt etwas<br />
versteckt.<br />
Vermögen kosten.<br />
Wie auch die<br />
Innenausstattung: Ihr kann nur<br />
ein Sattler helfen.<br />
Fazit<br />
Das Fahren eines Auto Union<br />
1000 Sp ist ein exklusives Vergnügen<br />
– dank der Großserientechnik<br />
aber kein übermäßig<br />
teures. Sich an den Auto Union<br />
Veteranen-Club oder an Spezialisten<br />
wie Willy Weiß zu halten<br />
(siehe Adressen), beugt<br />
dem Ärger vor und spart bares<br />
Geld – vorausgesetzt die Tatsache,<br />
dass die Basis des Wagens<br />
stimmt.
42<br />
Marken & Modelle<br />
PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
WALTER JUNIOR (TYP 4)<br />
Walter<br />
Typ 4<br />
Prager Rarität<br />
Ultrararer<br />
Vorkriegs-<br />
Tscheche<br />
Mein Gott, Walter!<br />
Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es auch in der Tschechoslowakei diverse Automobilhersteller. Mit<br />
hochklassigen Luxuswagen und Stromlinienexoten waren sie nicht selten sogar technische Pioniere.<br />
Es wurden aber auch einfache Brot-und-Butter-Autos gebaut, die heute nahezu unbekannt sind.<br />
Die jahrzehntelange Trennung Europas hat<br />
sich auch auf die Verbreitung und Popularität<br />
der Automobilklassiker ausgewirkt.<br />
Für die hiesigen Oldtimerfreunde blieben die<br />
Hersteller des östlichen Mitteleuropas fast durchweg<br />
unbekannte Größen. Das hat sich auch in<br />
den zurückliegenden beiden Dekaden nicht wesentlich<br />
geändert. Nur Škoda und Tatra haben es<br />
in begrenztem Umfang geschafft, sich in der gesamtdeutschen<br />
Klassikerwelt einen Namen zu<br />
machen. Besonders aus diesem Land kam vor<br />
allem in der Vorkriegszeit eine Vielzahl von Marken,<br />
von denen die Prager Walter-Werke eine der<br />
schillerndsten waren.<br />
Die 1911 durch Josef Walter gegründete Firma<br />
begann schon vor dem Ersten Weltkrieg Personenwagen<br />
zu produzieren, erlebte aber erst ab<br />
1930 eine kurze Blüte. Zu dieser Zeit fertigten die<br />
Böhmen nicht nur Luxuslimousinen, die Rolls-<br />
Royce, Maybach und Bugatti Paroli bieten konnten,<br />
sie waren auch im Rennsport der damaligen<br />
Epoche erfolgreich. Die beeindruckenden Modelle,<br />
die teilweise von mächtigen Zwölfzylindern angetrieben<br />
wurden, hörten auf wahrhaft aristokratische<br />
Namen wie Royal, Lord oder Regent, brachten<br />
es aber nie auf nennenswerte Stückzahlen.<br />
Lizenzfertigung als Rettung<br />
Aber auch in Prag mussten die Verantwortlichen<br />
bald erkennen, dass allein <strong>mit</strong> diesen hochpreisigen<br />
Fahrzeugsegmenten keine dauerhaften Gewinne<br />
zu erzielen waren. Die aufkommende allgemeine<br />
Motorisierung ließ es auch bei Walter<br />
als notwendig erscheinen, Autos für ein breiteres<br />
Publikum anzubieten. Wie viele andere Hersteller<br />
dieser Zeit, setzten auch die Tschechen auf<br />
eine Lizenzfertigung schon existierender Autos,<br />
um eigene ressourcen- und zeitaufwendige Entwicklungsarbeit<br />
zu vermeiden. Bei Walter führte<br />
dies in der ersten Hälfte der 30er-Jahre unter anderem<br />
zum Walter Typ 4, der technisch identisch<br />
<strong>mit</strong> dem Fiat Ballila 508 war. Auch optisch ließen<br />
sich nur vergleichsweise geringe, aber dennoch<br />
erkennbare Eigenständigkeiten erkennen, wie etwa<br />
der markante Kühlergrill. Eigentlich hieß das<br />
Modell seinerzeit wohl Walter Junior, aber in den<br />
heutigen Fahrzeugdokumenten und auf dem Typenschild<br />
wird die Bezeichnung Typ 4 verwen-<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen
WALTER JUNIOR (TYP 4) | 43<br />
Kleiner Salon: Die Inneneinrichtung <strong>mit</strong> Stoffpolstern und dem in der<br />
Mitte platzierten Instrumententräger ist typisch für die 30er-Jahre.<br />
Pragmatisch: Die kantige Form entspricht<br />
dem damaligen Geschmack.<br />
Markant: die<br />
Kühlerfigur.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Walter,<br />
Prag/Tschechoslowakei<br />
Modell Typ 4 Junior<br />
Karosserie 2-türig, Limousine<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe,<br />
Thermosiphonkühlung<br />
Hubraum (ccm) 995<br />
Leistung (PS) 14 bei 3.400 U/min<br />
Getriebe Viergang unsynchonisiert<br />
Antrieb Heck<br />
Fahrwerk vorne Starrachse, Blattfedern<br />
Fahrwerk hinten Starrachse, Blattfedern<br />
Bremsen v/h Trommel/Trommel<br />
Reifen 4.50-17 67K<br />
L x B x H (mm) 3.590 x 1.450 x 1.610<br />
Leergewicht (kg) 660<br />
Vmax (km/h) 80<br />
Bauzeit 1934–37<br />
Stückzahl (alle Varianten) k. A.<br />
Club/Infos Kein Club bekannt<br />
Alles unter der Haube: Der kleine Vierzylinder<br />
wird vom Tank <strong>mit</strong> Fallbenzin versorgt.<br />
Gepäckabteil: Der außen sitzende Kofferraum<br />
ist geräumig, aber schlecht beladbar.<br />
det. Der Wagen wurde in mehreren Karosserievarianten<br />
angeboten. Neben der hier gezeigten<br />
zweitürigen geschlossenen Limousine gab es<br />
wohl auch ein Cabrio.<br />
Typische 30er-Jahre-Mittelklasse<br />
Der geschlossene Walter Typ 4 wies alle wesentlichen<br />
Merkmale auf, die für ein Fahrzeug der<br />
unteren Mittelklasse in der Mitte der 30er-Jahre<br />
dem Stand der Technik entsprachen. Die Polsterung<br />
der Sitze erinnert heute an eine Wohnzimmereinrichtung,<br />
und das Armaturenbrett war<br />
erfrischend einfach ausgestattet. Bemerkenswerterweise<br />
verfügte der Wagen aber bereits<br />
über eine Handgaseinrichtung – der altertümliche<br />
Vorläufer eines Tempomats. Dafür war der<br />
Anlasser neben dem Gaspedal eingebaut und<br />
<strong>mit</strong> dem Fuß zu bedienen. Eine nach vorne ausstellbare<br />
Frontscheibe sorgte bei den Passagieren<br />
für frischen Wind an warmen Tagen. Die<br />
Dachkonstruktion des Walter sah nur aus wie<br />
ein Faltdach: 1935 war es noch nicht möglich,<br />
aus Blech geschlossene Dachkonstruktionen<br />
herzustellen, sodass ein Mittelstück – zumeist<br />
aus Holz – eingesetzt werden musste. Im Gegensatz<br />
zu den sonst weitverbreiteten Speichenrädern<br />
lief der Walter auf Scheibenrädern, die einen<br />
zentralen Nabenverschluss aufwiesen, vornehm<br />
verborgen unter kleinen Alu minium -<br />
radkappen. Das Fahrwerk saß klassisch auf<br />
längs liegenden Blattfedern, der Heckantrieb<br />
Der Typ 4 ist ein Lizenznachbau des Fiat Balilla<br />
508 und sollte die Marke wirtschaftlich retten.<br />
wurde über ein unsynchronisiertes Dreiganggetriebe<br />
bewegt.<br />
Unter der ausladenden Fronthaube <strong>mit</strong> dem<br />
hohen Kühlergrill verbarg sich ein kleiner Reihenvierzylinder<br />
<strong>mit</strong> einer klassischen Thermo -<br />
siphonkühlung. Dabei wurde der Kreislauf des<br />
Kühlwassers ohne unterstützende Pumpe auf<br />
rein physikalischem Prinzip bewerkstelligt. Das<br />
im Motorblock erhitzte Wasser stieg durch ein<br />
schräges Rohr in den oberen Bereich des Kühlers.<br />
Idealerweise durch Fahrtwind wurde es dort<br />
abgekühlt und sank aufgrund der steigenden<br />
Dichte nach unten, wo es dem Block wieder zugeführt<br />
werden konnte. Überhitzungen mochte<br />
der Motor nicht gerne. So waren die gegossenen<br />
Pleuellager <strong>mit</strong> Weißmetall ausgegossen, das bei<br />
allzu hohen Temperaturen schmolz.<br />
Einfache Technik<br />
Natürlich lassen sich heute kaum Ersatzteile für<br />
ein solches Fahrzeug auftreiben, doch Spezialbetriebe<br />
sind in der Lage, die wesentlichen Reparaturen<br />
auszuführen. Konstruktionsbedingt<br />
weisen solche Autos wenig Hohlräume in der Karosserie<br />
auf, weshalb sich auch schon mal gut erhaltene<br />
Exemplare finden lassen, die nur wenig<br />
Durchrostungen oder Schweißstellen aufweisen,<br />
wie das gezeigte Exemplar.<br />
Neben einer Vielzahl von Typen in allen Segmenten<br />
des Personenwagenbaus wurden bei<br />
Walter auch Lieferwagen und Busse hergestellt.<br />
Als weiteres Standbein beschäftigte sich das Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> dem Flugzeugmotorenbau. Bei<br />
dieser Mannigfaltigkeit der Palette nahm es schon<br />
Wunder, wenn es auch für die Zeit nicht unbedingt<br />
untypisch ist, dass die Marke schon aus den<br />
Wirren des Zweiten Weltkrieges<br />
nicht mehr zurück in die<br />
Produktion kam. Walter verschwand<br />
mehr oder weniger<br />
ohne großes Aufheben in der<br />
Versenkung der Geschichte, vermutlich wohl<br />
schon im Jahr 1937. Die Fertigungszahlen auch<br />
des Typ 4 sind deshalb heute nicht mehr nachzuvollziehen.<br />
Sowohl in der ehemaligen DDR als<br />
auch in den anderen ost<strong>mit</strong>teleuropäischen Ländern<br />
findet sich bisweilen mal ein versprengtes<br />
Exemplar, das die vergangenen Jahrzehnte überdauert<br />
hat. Heute zieht ein solcher Exot bei Besuchern<br />
von Oldtimertreffen durchaus die Blicke<br />
auf sich, und in der Regel stehen die Beobachter<br />
ratlos vor der Kühlerfigur <strong>mit</strong> dem markanten Firmenlogo.<br />
Die Vermutungen gehen dann im Allgemeinen<br />
aus Ermangelung einer alternativen<br />
Idee in Richtung Wanderer, <strong>mit</strong> dem der Walter<br />
allerdings – außer dem Anfangsbuchstaben – rein<br />
gar nichts zu tun hat. Bodo Wistinghausen
44<br />
Marken & Modelle<br />
VERGLEICH | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
BMW M3 VS. MERCEDES-BENZ EVO II<br />
Seit 1991<br />
genießt Paul Frichot<br />
die Leistung seines M3.<br />
BMW<br />
M3 (E30)<br />
Drehfreudiger<br />
Sprinter<br />
Bayerische Brenner gegen schwäbischen Sportler<br />
Spoiler statt Hubraum<br />
Die flinken Flügelstürmer BMW M3 und Mercedes-Benz 190 E 2.5 16V Evo II ziehen ihre Kräfte nicht<br />
aus üppigem Zylindervolumen. Doppelte Nockenwellen, 16 Ventile und hohe Drehzahlen sind für die<br />
Vierzylinder das Rezept zum Geschwindigkeitskick.
BMW M3 VS. MERCEDES-BENZ 190 E 2.5-16 EVO II | 45<br />
Seit 12 Jahren unzertrennlich:<br />
Axel Biedermann<br />
und sein Evo II.<br />
Mercedes<br />
190 2.5 16V Evo<br />
Aggressiver<br />
Kurvenfresser<br />
Was gibt es Schöneres als automobile<br />
Leibesübungen? Bei BMW liegen die<br />
Anfänge des offiziellen Werksports im<br />
Modell 3.0 CSL von 1972. Zwar gibt es seit den<br />
60er-Jahren schnelle Alpina-Modelle auf Basis<br />
von Serien-BMW, doch Chef Burkard Bovensiepen<br />
ist längst kein schnöder Tuner mehr, sondern<br />
seit 1978 Hersteller feiner Eigenkreationen.<br />
Von da an gibt es für individualisierte und sportliche<br />
Original-BMW nur eine Adresse: die Motorsport<br />
GmbH.<br />
Nach der flotten Flunder M1 von 1978 steigt<br />
die M GmbH erst 1984 <strong>mit</strong> dem M5 (E 28) und<br />
1986 <strong>mit</strong> dem M3 (E 30) fürs Publikum sichtbar<br />
in die Großserie ein. Muss sich der erste 3er<br />
(E 21) noch <strong>mit</strong> 143 PS im sechszylindrigen 323i<br />
als Spitzenmodell begnügen, bekommt der<br />
Nachfolger E 30 den Ritterschlag der M GmbH<br />
in Form des M3. 195 PS aus vier Töpfen reichen,<br />
um einen (M-)Mythos zu begründen. Ausschließlich<br />
als Zweitürer kommt die zweite 3er-Generation<br />
in den Genuss der höchsten Leistungsstufe.<br />
58.300 DM kostet der sportlichste 3er der Zeit –<br />
dafür gab es fast zwei Sechszylinder-320er, aber<br />
noch lange keinen <strong>mit</strong> 200 PS ebenbürtigen Porsche<br />
944 Turbo (ab rund 73.000 DM).<br />
Schon optisch macht der tiefergelegte E 30 <strong>mit</strong><br />
Sportfahrwerk auf der linken Autobahnspur klar,<br />
wer das obere Ende der automobilen Nahrungskette<br />
ist. Ein bulliger Frontspoiler und breite Backen<br />
sorgen für das nötige Überholprestige. Wer<br />
den M3 vorbeiziehen lassen muss, erblickt die<br />
seitlichen Schwellerverkleidungen, die zwecks<br />
Aerodynamik flacher eingelassene Heckscheibe<br />
und das üppige Geweih auf dem erhöhten Kunststoff-Kofferdeckel.<br />
Auch unterm Blech lassen<br />
sich die Münchner nicht lumpen: Dem direkt von<br />
der Formel 1 abgeleiteten Vierzylinder werden<br />
nach allen Regeln der Kunst ordentlich Muskeln<br />
antrainiert. Aus 2,3 Litern Hubraum zaubern die<br />
M-Techniker dank Vierventiltechnik im Rennsport-Querstromzylinderkopf<br />
(gekürzt, aus dem<br />
M 635 CSi) und Sportabgasanlage <strong>mit</strong> Fächerkrümmer<br />
trotz Katalysator anfangs 195, ab 1989<br />
sogar 215 PS.<br />
Nach 6,7 Sekunden steht Tempo 100 an. Erst<br />
bei 235 Stundenkilometern bremsen die Fahrwiderstände<br />
den 1.200 Kilogramm leichten Vier-<br />
Flottes Geflügel: Die Spoiler dienen der Aerodynamik und verbessern den Abtrieb der<br />
angetriebenen Hinterachsen.
46 | VERGLEICH<br />
Schnittige Seitenlinie: Diesen M3 gab es<br />
nur zweitürig. Gut erkennbar: der Aerodynamik-Aufsatz<br />
an der Heckscheibe.<br />
BMW-Cockpit: Der Arbeitsplatz ist klassisch-modern gehalten. Der<br />
Drehzahlmesser errötet erst ab 7.000 Touren.<br />
Mercedes-Cockpit: Leder, Sitzheizung, Klimaanlage, elektrisches<br />
Schiebedach – dieser Evo II hat Vollausstattung.<br />
sitzer ein. Sein Fünfganggetriebe <strong>mit</strong> rennsporttypisch<br />
erstem Gang hinten links ist präzise wie<br />
ein Schweizer Uhrwerk. Das serienmäßige Sperrdifferenzial<br />
(25 Prozent) beschert auch im dynamischen<br />
Grenzbereich gute Traktion. Zur Verbesserung<br />
der Torsionssteifigkeit der Karosserie<br />
wird die Frontscheibe nicht nur <strong>mit</strong> einem U-Profil-Gummi<br />
eingesetzt, sondern verklebt.<br />
Und die Alltagstauglichkeit? Ein 15-Liter-Zusatztank<br />
im Kofferraum vergrößert die Reichweite<br />
pro Tankfüllung. Und: Im M3 <strong>mit</strong> grün getönter<br />
Wärmeschutzverglasung sind nicht nur die<br />
Scheibenwaschdüsen, sondern auch die Türschlösser<br />
beheizbar – einmal am Türgriff ziehen,<br />
schon taut der Heizdraht den Schließmechanismus<br />
auch bei heftigen Minusgraden auf.<br />
Unser Testwagen <strong>mit</strong> 195 PS stammt aus der<br />
ersten Serie des Baujahres 1987. 1991 kaufte ihn<br />
der selbstständige Kfz-Meister Paul Frichot aus<br />
Albstadt. Der E 30 in Diamantschwarz-Metallic<br />
zeigt momentan 117.000 Kilometer auf dem<br />
Zähler und buhlt nicht als Einziger um Aufmerksamkeit,<br />
denn in der Garage des 64-Jährigen stehen<br />
noch eine Corvette C6, ein Cadillac Eldorado<br />
und ein Porsche 911. Aber auch der E 30 ist<br />
luxuriös ausgestattet: <strong>mit</strong> Scheinwerferreinigungsanlage,<br />
Klimaanlage, elektrischem Schiebedach<br />
und edlen Lederpolstern.<br />
Der Blick ins Schwabenländle<br />
Die Entwicklung des Baby-Benz W 201 läuft ab<br />
Herbst 1976, die ersten Modelle verlassen das<br />
Werk aber erst im Dezember 1982 – zu einem<br />
stattlichen Preis ab 25.600 DM. „Mercedes-Spitzentechnik<br />
in kompakter Form“, so bewirbt ihn<br />
Sie haben schon über 20 Jahre auf dem Spoiler,<br />
doch M3 und Evo II heizen noch immer richtig ein.<br />
Daimler-Benz. Die sachlich-kantige Trapezlinie<br />
des Viertürers ist für die Schwaben revolutionär.<br />
Zeitgleich zünden sie eine richtige Rakete, die als<br />
Urahn des Evolution bezeichnet werden kann:<br />
Der 190 E 2.3-16 schöpft sein Potenzial aus einem<br />
16-Ventil-Aluminiumkopf, der zusammen<br />
<strong>mit</strong> der britischen Formel-1-Schmiede Cosworth<br />
entsteht, und ist <strong>mit</strong> knapp 50.000 DM fast doppelt<br />
so teuer wie ein Basis-190er. Der Vierzylinder-Reihenmotor<br />
leistet <strong>mit</strong> Katalysator 170 und<br />
ohne 185 PS und schafft Tempo 235.<br />
Im Frühjahr 1989 folgt die vorläufige Endstufe<br />
des W 201: der 190 E 2.5-16 Evo. Das schwäbische<br />
195-PS-Rennerle verdankt seine Existenz<br />
dem Daimler-Engagement in der DTM und<br />
dient als Homologationsmodell. 500 Stück reichen,<br />
um <strong>mit</strong>fahren zu dürfen. Nach nur zwei<br />
Monaten sind sie für je 87.200<br />
Mark verkauft. Der stärkste in<br />
Serie gebaute 190 heißt 190 E<br />
2.5-16 Evo II und wird 1990<br />
von Mai bis Juni gebaut.<br />
Ebenfalls auf 500 Einheiten (zwei weitere, wie<br />
auch vom Evo I, stehen im Daimler Classic-Archiv)<br />
li<strong>mit</strong>iert, legen die Ingenieure beim Evo II<br />
leistungsmäßig noch mal eine Schippe oben<br />
Fotos: Stefan Viktor
BMW M3 VS. MERCEDES-BENZ 190 E 2.5-16 EVO II | 47<br />
KAUFBERATUNG<br />
BMW M3<br />
Bayerischer Kurvenräuber <strong>mit</strong> viel Fahrspaß<br />
Fast 18.000 M3 der Baureihe E 30 wurden gebaut. Viele endeten in jugendlichen<br />
Händen heftig übersteuernd an der Leitplanke. Nur wenige haben in kundigen Händen<br />
überlebt.<br />
drauf: 235 PS schieben auf bis zu 250 Sachen<br />
brachial nach vorn.<br />
Optisch ist der Neue an reichlich Spoilerzierrat<br />
zu erkennen. Am auffälligsten ist das Geflügel<br />
am Heck: Wer seinen 190er so aufbrezeln will,<br />
muss seinerzeit fast 20.000 DM für den verstellbaren<br />
Alu-Spoiler zahlen! Der Neupreis eines<br />
Evo II liegt 1990 bei stolzen 115.260 DM, die Klimaanlage<br />
kostet 4.500 DM extra. Doch fürs Geld<br />
wird einiges geboten: Außen wurden die markanten<br />
Kotflügelverbreiterungen, die Stoßfänger,<br />
der Heckspoiler und der Unterboden auf Windschlüpfigkeit<br />
hin überarbeitet. Auch der Kofferdeckel<br />
<strong>mit</strong> seiner Diffusorklappe sowie der Dachspoiler<br />
über der Heckscheibe sind dem strengen<br />
Diktat des Windkanals geschuldet. Zusätzlich<br />
lassen sich die Unterlippe des Frontspoilers sowie<br />
die gesamte Karosserie in drei Stufen im Niveau<br />
einstellen.<br />
Die Entwickler feilen 40 muntere PS mehr aus<br />
dem Vierzylinder. Die Ansaugkanäle sind strömungsoptimiert,<br />
der Vorkatalysator und der riemengetriebene<br />
Motorlüfter <strong>mit</strong> Magnetkupplung<br />
entfallen. Die Kühlung übernimmt ein elektrisches<br />
Gebläse, das dem Motor im Heißbetrieb<br />
weniger Leistung raubt. Das hydropneumatische<br />
Fahrwerk <strong>mit</strong> Niveauausgleich hinten ist einstellbar.<br />
245er-Reifen im Format 17 Zoll, Scheibenbremsen<br />
ringsum, Sperrdifferenzial und ein Fünfgang-Sportgetriebe<br />
runden das Gesamtpaket ab.<br />
Im Innenraum sorgen Sportsitze auch in schnellen<br />
Kurven für Seitenhalt. Doch das Beste: Der<br />
Drehzahlmesser errötet erst bei 7.700 Touren! In<br />
der Mittelkonsole informieren drei Zusatzinstrumente<br />
über Motortemperatur und Rundenschnitte.<br />
Schon nach 7,1 Sekunden erreicht die 1.300<br />
Kilogramm leichte W-201-Karosse Tempo 100.<br />
Unser Testwagen ist die Nummer 90 von 500<br />
offiziell gebauten Exemplaren – erkennbar an der<br />
durchnummerierten Plakette im Schaltknauf.<br />
Der ursprünglich in die Schweiz ausgelieferte<br />
Evo ist heute wieder in Schwaben. Angestellter<br />
Axel Biedermann kaufte ihn 2001 und legte <strong>mit</strong><br />
dem blauschwarz-metallicfarbenen Benz gerade<br />
mal 4.000 Kilometer zurück, denn die Familie er-<br />
Karosserie<br />
Am sportlichen Blech des E 30<br />
können Korrosionsschäden<br />
auftauchen. Bedroht sind die<br />
Federbeindome vorn und hinten,<br />
Schwellerbleche innen<br />
und außen, Frontscheibenrahmen<br />
wegen geklebter Vorderscheibe,<br />
Heckblech und Seitenschürzen<br />
unter der Stoßstange,<br />
Fußraum zu den<br />
Schweller-Endspitzen hin, Radläufe<br />
und das Frontblech. Gefährdet<br />
bei Modellen <strong>mit</strong><br />
Schiebedach sind auch die A-<br />
Säulen bis runter zum Schweller.<br />
Die vier Rundscheinwerfer<br />
liegen im Steinschlagbereich<br />
und sind oft wie gesandstrahlt.<br />
Die Scheinwerfer<br />
sind oft durch Steinschläge<br />
beschädigt.<br />
Motor/Getriebe<br />
Der Vierventiler reagiert empfindlich<br />
auf schlechte Ölqualität.<br />
Vorgeschrieben ist 15 W<br />
40, zu dünnflüssiger<br />
Schmierstoff<br />
lässt die Motorlager<br />
vorzeitig<br />
altern. Die<br />
Steuerkette längt sich im Alter,<br />
und ihr Spanner lässt<br />
nach. Profis bauen meist den<br />
Kettenspanner des E 36 ein,<br />
der haltbarer ist. Verhärtete<br />
Ventilschaftdichtungen sorgen<br />
für das markentypische Abgas-bläuen<br />
im Schiebebetrieb.<br />
Die Ventile werden über<br />
Tassenstößel betätigt, das erschwert<br />
die Einstellung des<br />
Ventilspiels für Laien ohne<br />
Spezialwerkzeug und den nötigen<br />
Vorrat an unterschiedlich<br />
dicken<br />
Plättchen.<br />
Fahrwerk<br />
Viele M3 haben<br />
nicht mehr das originale<br />
Fahrwerk.<br />
Doch Gelenke und Lager<br />
verschleißen im Sportbetrieb<br />
überproportional. Gefährdet<br />
sind die Tonnenlager der<br />
Hinterachse. Auch<br />
die Servolenkung<br />
kann undicht sein.<br />
Die Servobremse arbeitet<br />
<strong>mit</strong> einer Hochdruckpumpe,<br />
die nach<br />
20 Jahren gelegentlich<br />
nicht mehr den nötigen<br />
Druck liefert. Typisch für den<br />
E 30: eine defekte Leuchtweiteregulierung<br />
der<br />
Hauptscheinwerfer. Das System<br />
arbeitet hydraulisch und<br />
ist im Reparaturfall eine Sache<br />
für Experten.<br />
Nur Sechszylinder<br />
haben ein Doppelrohr.<br />
Innenraum<br />
Die Wangen der Sportsitze<br />
sind häufig durchgescheuert,<br />
und die Polster<br />
hängen im Alter schon<br />
mal durch. Einen neuen<br />
Schaltsack hält der<br />
BMW-Händler bereit.<br />
Auch die Automatiksicherheitsgurte<br />
rasten zuweilen<br />
nicht mehr ein. Steinschlag<br />
an der Windschutzscheibe<br />
ist normal,<br />
allerdings kann die<br />
verklebte Frontscheibe nur<br />
vom Autoglaser gewechselt<br />
werden.<br />
Meist verkauftes<br />
Ersatzteil der 90er:<br />
das M-Emblem.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Normale E 30-Blechoder<br />
Technikteile sind problemlos<br />
beim BMW-Händler erhältlich<br />
und vergleichsweise günstig.<br />
Schwieriger wird es bei<br />
M3-spezifischen Teilen. Entweder<br />
sind sie nicht mehr lieferbar<br />
oder exorbitant teuer.<br />
18-Zoll-Alus: nicht<br />
original, aber<br />
zweckmäßig.<br />
Fazit<br />
Verglichen <strong>mit</strong> dem Evo, ist der<br />
M3 geradezu ein Massenprodukt.<br />
Und doch<br />
sind gute Exemplare<br />
fast genauso<br />
rar. Zu viele<br />
wurden in jugendlicher Fünft -<br />
hand – ohne fachkundige Wartung<br />
– schlichtweg verschlissen.<br />
Häufig sind solche Modelle<br />
zusätzlich weiter getunt,<br />
was der Motor durchaus verträgt,<br />
wenn es professionell<br />
gemacht wurde. Unter 20.000<br />
Euro sind keine guten M3 zu<br />
haben. Wer einen findet und<br />
das Geld übrig hat: unbedingt<br />
kaufen!
48 | VERGLEICH<br />
Niveauvoll: Die Karosserie des Evo II<br />
lässt sich in drei Stufen verstellen.<br />
Das schont die Spoiler beim Parken.<br />
freut sich noch an weiteren Sternenkreuzern. Mit<br />
Klimaanlage, E-Ledersitzen, Schiebedach und<br />
originalem Becker-Mexico-Radio ist der heute<br />
knapp 23 Jahre junge 190er bestens ausgestattet.<br />
Er hat erst 121.000 Kilometer auf der Uhr und<br />
sieht aus wie neu.<br />
Vergleich<br />
Der Wahnsinn auf Rädern: Wo bei Otto-Normal-<br />
3ern der seidenweich laufende Motor längst<br />
nach der nächsten Fahrstufe ruft, schreit der M3<br />
heiser nach mehr. Ab 5.000 Touren schiebt er<br />
drehfreudig erst so richtig an und fühlt sich pudelwohl.<br />
Erst bei 7.000 Umdrehungen beginnt<br />
Es gibt zwar Vierzylinder <strong>mit</strong> mehr Hubraum,<br />
doch dafür sind M3 und Evo II echte Drehorgeln.<br />
der kritische rote Bereich. Das Getriebe schaltet<br />
sich knackig durch, die servounterstützte Lenkung<br />
ist angenehm direkt, der Fahrkomfort<br />
durchaus familien- wie alltagstauglich. Verglichen<br />
<strong>mit</strong> heutigen Autos, die dank elektronischer<br />
Helferlein von der Außenwelt abgekoppelt wirken,<br />
ist der E 30 ein ehrliches<br />
wie berechenbares Auto <strong>mit</strong> direkten<br />
Rückmeldungen, die im<br />
Extrembereich noch den ganzen<br />
Mann fordern. Handlich<br />
und kompakt, lässt sich der 3er auf Landstraßen<br />
präzise wie eine Mikrometerschraube bewegen<br />
und um enge Ecken zirkeln.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller BMW M GmbH,<br />
München<br />
Daimler-Benz,<br />
Untertürkheim<br />
Modell M3 (E 30) 190 E 2.5-16 Evo II (W 201)<br />
Karosserie 2-türige Limousine, selbst 4-türige Limousine<br />
tragend, auch als Cabrio<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe, dohv,<br />
16 Ventile<br />
4-Zyl.-Reihe, dohv,<br />
16 Ventile<br />
Hubraum (ccm) 2.302 2.463<br />
Leistung (PS) 195–215 204 (195 <strong>mit</strong> Kat)<br />
Getriebe/Antrieb 5-Gang, Sperrdiffenzial,<br />
Heckantrieb<br />
5-Gang, Sperrdiffenzial,<br />
Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorn Querlenker, McPherson-<br />
Federbeine, Stabi<br />
Querlenker, Schraubenfedern,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Schräglenker, Schrauben, Raumlenkerachse <strong>mit</strong> 5<br />
federn, Teleskopdämpfer Achslenkern, Schrauben -<br />
federn, Teleskopdämpfer<br />
Reifen 225/45 x 16 225/50 ZR 16<br />
Bremsen v/h Scheiben/Scheiben Scheiben/Scheiben<br />
Radstand (mm) 2.570 2.665<br />
Spurweite v/h (mm) 1.411/1.461 1.478/1.453<br />
Maße L x B x H (mm) 4.346 x 1.680 x 1.370 4.430 x 1.720 x 1.343<br />
Leergewicht (kg) 1.165–1.360 1.320<br />
Vmax (km/h) 228–241 230<br />
Beschleunigung<br />
0–80 km/h (sek.) 6,7–7,3 7,7 (<strong>mit</strong> Kat 8,5)<br />
Vmax (km/h) 228–241 230<br />
Bauzeit 1986–91 1989<br />
Stückzahl 17.970, davon 787 Cabrios 502 (Evo I), 502 (Evo II)<br />
Neupreis (DM) 58.300 87.200 (Evo I),<br />
109.440 (Evo II)<br />
Club/Weblink www.m-club.de, www.m3e30.ch www.mb190.de<br />
Sauberer M3<br />
dank geregeltem<br />
Katalysator,<br />
grüner<br />
Plakette und<br />
Euro 1 – aber<br />
„nur“ <strong>mit</strong> 195<br />
statt 204 PS.<br />
Kopfarbeit:<br />
Den 16-Ventiler-Zylinderkopf<br />
des<br />
Evo II entwickelte<br />
die<br />
Rennschmiede<br />
Cosworth<br />
in Großbritannien.
BMW M3 VS. MERCEDES-BENZ 190 E 2.5-16 EVO II | 49<br />
KAUFBERATUNG<br />
Mercedes-Benz 190 E 2.5-16<br />
Teurer Schwabe für die linke Autobahnspur<br />
Ein Evo war stets hoch exklusiv. Vorteil: So ein über 100.000 DM teurer Daimler wurde<br />
immer geliebt und hoffentlich auch fachgerecht gewartet.<br />
Wer jemals einen frühen 190 D <strong>mit</strong> einst vergleichsweise<br />
agilen 72 PS gefahren ist, wird beim<br />
Beschleunigen eines Evo II <strong>mit</strong> 235 PS vermutlich<br />
Gottlieb Daimler und Rudolf Diesel die technische<br />
Kompetenz absprechen. BMW hat zwar<br />
den Sport quasi ins Blech gebügelt bekommen,<br />
doch der Evo ist überraschenderweise in allen<br />
Disziplinen noch ein Stück besser. Die sonst<br />
spielreiche Kugelumlauflenkung arbeitet <strong>mit</strong> gerade<br />
mal 2,8 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag<br />
mehr als direkt und genau. Der 16-Ventiler<br />
beißt in allen Lagen noch etwas aggressiver<br />
zu als der M3. Auch der 2,5-Liter ist wie der Bayern-Brenner<br />
eine Drehorgel, die sich am wohlsten<br />
jenseits der 5.000 Touren fühlt.<br />
Das Getriebe ist nicht ganz so knackig zu<br />
schalten wie im BMW, aber spürbar besser als<br />
die sonst recht rührigen Schaltboxen üblicher<br />
schwäbischer Fertigung. Nichts knispelt oder<br />
knackt, die Verarbeitung ist auf dem viel gelobten<br />
Markenniveau. Die Bremsen am Testwagen<br />
wirken nicht ganz so präzise wie beim M3, verzögern<br />
jedoch allzeit ohne nachzulassen.<br />
Fazit<br />
Wer noch einen originalen M3 oder Evo II ergattern<br />
möchte, muss sich sputen! Und vor allem eine<br />
beachtliche Summe hinblättern. Halbwegs gute<br />
M3 liegen locker bei 20.000–25.000 Euro. Der<br />
viel seltenere Benz liegt sogar bei rund 45.000<br />
Euro.<br />
In jedem Fall sind beide Renner eine gute<br />
Wertanlage. Darüber hinaus bieten die hochgezüchteten<br />
16-Ventiler auch nach heutigen<br />
Maßstäben überragende Fahrleistungen. Das<br />
liegt an der unerträglichen Leichtigkeit des Seins<br />
– gerade mal 1.200 Kilogramm Leergewicht<br />
beim M3 und 1.300 Kilogramm beim Evo sind<br />
für diese Motoren wirklich keine Last. Größtes<br />
Problem: Unfallfrei und unverbastelte Exemplare<br />
sind mehr als selten. Mancher M3 oder 2.5-16<br />
musste nach einem kapitalen Blechschaden als<br />
Organspender dienen und seinen reinrassigen<br />
Motor in schnöde Vertreter der Großserie transplantieren<br />
lassen.<br />
Stefan Viktor<br />
Karosserie<br />
An diesen oft gepflegten<br />
Exoten<br />
findet sich selten<br />
Rost, da sie<br />
meist in der Garage<br />
stehen.<br />
Grundsätzlich anfällig<br />
bei 190ern:<br />
Kofferraumboden,<br />
Wagenheberaufnahmen<br />
und Schweller,<br />
Abschleppöse<br />
hinten, Batterieaufnahme<br />
Radläufe<br />
hinten, Unterboden.<br />
Schwäche<br />
von Daimler:<br />
Die Türfangbänder (besonders<br />
hinten) gammeln fest oder halten<br />
die Portale nicht mehr in<br />
Position. TÜV-relevant: Die Folie<br />
zwischen den beiden Lagen<br />
der Front- und Heckscheiben<br />
löst sich ab und wirft Blasen.<br />
Erkennbar<br />
an der weißen,<br />
Das Endrohr ist gelocht,<br />
so entweichen<br />
die Abgase besser.<br />
milchig-trüben<br />
Einfärbung. Bei<br />
Modellen <strong>mit</strong> Schiebedach<br />
hebt sich die Luke nicht an,<br />
weil die Hubwinkel gebrochen<br />
sind.<br />
Motor/Getriebe<br />
Der Vierzylinder hat keine Hydrostößel<br />
– zur Ventilspieleinstellung<br />
<strong>mit</strong> Einstellplättchen<br />
müssen beide Nockenwellen<br />
ausgebaut werden. Der Steuerkettenspanner<br />
ist beim 190er<br />
ein Verschleißteil. Die mechanischen<br />
Getriebe von Mercedes<br />
sind traditionell<br />
recht hakelig – auch<br />
der Evo macht keine<br />
Ausnahme. Wer<br />
allzu schnell die<br />
Stufen durchreißt,<br />
verschleißt die<br />
Synchronringe im<br />
Getriebe. Erkennbar an<br />
Knarzgeräuschen beim Schalten.<br />
Fahrwerk<br />
Die revolutionäre Raumlenkerachse<br />
hinten <strong>mit</strong> ihren fünf<br />
Lenkern hat viele Buchsen,<br />
die ausgeschlagen sein<br />
können. Poltert es an<br />
der Hinterhand, muss<br />
der Mechaniker ran.<br />
Unbedingt prüfen: die<br />
dreifach verstellbare<br />
Niveauregulierung der<br />
Karosserie (Schalter links<br />
vom Lenkrad). Die Mercedes-Kugelumlauflenkung<br />
ist<br />
normalerweise nicht besonders<br />
präzise, beim Evo sollte sie<br />
aber deutlich sportlicher arbeiten:<br />
2,8 Umdrehungen sind<br />
von Anschlag zu Anschlag nötig.<br />
Schwitzende Ausgleichsgetriebe<br />
im Heck<br />
gehören fast schon zum<br />
Markenimage.<br />
Innenraum<br />
Die serienmäßigen Karostoffe<br />
scheuern besonders an<br />
den Seitenwangen und der<br />
Sitzfläche durch. Auch brechen<br />
zuweilen Federn unterhalb des<br />
Polsters. Die Hutablage<br />
<strong>mit</strong> dem Deckel für<br />
Das Schloss musste<br />
in den Stern<br />
ausweichen.<br />
den Verbandskasten<br />
bleicht unter Sonneneinstrahlung<br />
aus, der Kunst stoff -<br />
deckel <strong>mit</strong> dem grünen Kreuz<br />
wellt sich. Die Zündschlösser<br />
vertragen keine dicken Schlüsselbunde<br />
und leiern dann<br />
oft aus. Das Display<br />
der Stoppuhr in<br />
Die Fahrzeugnummer<br />
steht auf dem<br />
Schaltknauf.<br />
der Mittelkonsole<br />
hat Pixelfehler.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Evo-Teile werden am schwäbischen<br />
Teiletresen <strong>mit</strong> Goldstaub<br />
aufgewogen. Der Classic-Bereich<br />
kümmert sich<br />
um angemessene<br />
Teileversorgung<br />
Der Alu-Heckspoiler<br />
kostet als Ersatzteil<br />
gut 10.000 Euro.<br />
– der normale<br />
Mercedes-Lagerist<br />
ist schlichtweg überfordert.<br />
Fazit<br />
Ein Evo war schon zu Lebzeiten<br />
ein sehr exklusives und<br />
teures Fahrzeug. Daher wurden<br />
diese Autos auch nie von<br />
ungestümen Jungspunden verheizt.<br />
Das hat sich bis heute<br />
nicht geändert. Ein guter Evo II<br />
liegt längst bei rund 45.000<br />
Euro. Für jeden, der ihn sich<br />
leisten kann, ist er eine gute<br />
Anlage.
50<br />
Marken & Modelle<br />
RARITÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
PANHARD & LEVASSOR DYNAMIC X76<br />
Art-déco-Schönheit<br />
Élégance<br />
de la France<br />
Sein Auftritt wirkt filmreif. Auf dem<br />
einsamen Feldweg nähert sich uns<br />
ein mächtiger, metallisch glänzender<br />
Kühler, flankiert von vergitterten, im<br />
Kotflügel versenkten Frontschein -<br />
werfern. Der Panhard & Levassor<br />
Dynamic ist ein Beispiel für das in<br />
Frankreich vor dem Weltkrieg so<br />
populäre Art-déco-Design.<br />
Die Ausmaße des<br />
Kühlergrills dürften<br />
ohne Weiteres die<br />
Scheitelhöhe von Schulkindern<br />
erreichen. Seine<br />
Mitte markieren kunstvoll<br />
gestaltete Buchstaben: „P“<br />
und „L“ stehen für Panhard<br />
& Levassor. Den Raum daneben<br />
füllen zwei „S“. Flankiert wird dieses Fest<br />
automobilen Schmuckwerks von wappenförmigen<br />
Gittern über den in den Kotflügeln versenkten<br />
Scheinwerfern. Die tiefschwarze Karosse arbeitet<br />
sich voran. Behutsam steuert Heiner Rössler<br />
durch die enge Torausfahrt, majestätisch rollt<br />
der Wagen aus der im Hintergrund im Dunkel<br />
verschwindenden Halle auf uns zu. Das elegante<br />
Kraftfahrzeug zählt zu den Exponaten des Automuseums<br />
Melle. Einer der Motoren des Museums<br />
ist Heiner Rössler. Er sitzt zentral hinter der<br />
Frontscheibe. Denn der Fahrerplatz befindet sich<br />
nicht rechts oder links, sondern in der Mitte. Und<br />
dies ist nicht die einzige Extravaganz dieses französischen<br />
Automobils.<br />
Die Richtungsanzeige<br />
am Heck übernimmt<br />
diese Blinkeranlage.<br />
Der Panhard & Levassor<br />
Dynamic trägt den Charakter<br />
eines Fahrzeugs für<br />
gekrönte und aristokratische<br />
Häupter, verströmt das Flair des<br />
Präsidentenwagens. Gepaart wird diese Ausstrahlung<br />
<strong>mit</strong> einem kräftigen Schuss Avantgarde.<br />
Der Dynamic zählt ohne Zweifel zur auto -<br />
mobilen Luxusklasse. Erst eine genauere Betrachtung<br />
ermöglicht Rückschlüsse auf die<br />
Bau epo che des bald achtzig Jahre alten Wagens.<br />
Denn für sein Baujahr 1935 wirkt der Wagen äußerst<br />
modern. Ein Eindruck, der sich beim Blick<br />
unter das Blech bestätigen sollte.<br />
Fortschrittliches Motorenkonzept<br />
Der Pariser Chic stammt von Parnhard & Levassor.<br />
Dort wurden die Dynamic-Modelle zwischen<br />
1936 und 1939 produziert. Das Starten des Motors<br />
erfolgt ohne das typische Anlassergeräusch.<br />
Die Dynastart-Anlage verbindet Anlasser und<br />
Lichtmaschine in einem direkt an der Kurbelwelle<br />
angebrachten Bauteil. So entfallen mechanische<br />
Geräusche. Dann setzt sich der Hülsenschiebermotor<br />
in Bewegung. Anders als bei heute<br />
üblichen Motoren erfolgt die Steuerung des<br />
Verbrennungsablaufs nicht <strong>mit</strong> Ventilen, sondern<br />
<strong>mit</strong> Hülsenschiebern. Als Hinweis darauf stehen<br />
auf der Kühlermaske die zwei Buchstaben „S +<br />
S“ (ohne Ventile), französisch sans soupapes.<br />
Heiner Rössler fasst die Vorzüge des „Schiebermotors“<br />
zusammen: „Die eingesetzten Schieber<br />
sorgen für einen überaus leisen, fast geräuschlosen<br />
Motorlauf, indem sie einige Nachteile des<br />
ventilgesteuerten Motors verhindern, wie etwa<br />
Vibrationen.“ Außerdem sei die Gestaltung des<br />
Brennraums durch den Fortfall der Ventile beinahe<br />
in seiner Idealform möglich, was einer optimalen<br />
Befüllung für gute Leistung und hoher<br />
Effizienz zugute komme. Rössler selbst hat auf<br />
einer längeren Testfahrt von Norddeutschland in<br />
die französische Heimat des Dynamic einen für<br />
ein großes Vorkriegsauto überaus zufriedenstellenden<br />
Durchschnittsverbrauch von 11,2 Litern<br />
Fotos: Frank Wündsch
PANHARD & LEVASSOR DYNAMIC X76 | 51<br />
Der Sechszylinder-Hülsenschiebermotor sorgt für angemessenen,<br />
wenn auch nicht allzu stürmischen Vorwärtsdrang.<br />
Art déco pur: Das Armaturenbrett ist aus Metall und in Holzoptik<br />
täuschend echt bedruckt.<br />
Treibstoff erzielt. Der Klassikerspezialist will<br />
aber auch die Nachteile des Schiebermotors<br />
nicht verschweigen. Da seien die hohen Herstellungskosten<br />
und die mangelnde Drehzahlfestigkeit.<br />
„Mehr als 5.000 Umdrehungen/Minute sind<br />
zu viel für diese Motorkonstruktion.“ Doch wer<br />
will <strong>mit</strong> einem Panhard & Levassor Dynamic auf<br />
sportliche Rekordfahrt gehen?<br />
Komfort und Sicherheit aus Prinzip<br />
Die eleganten Gleiter scheinen ohnehin eher auf<br />
Komfort für Genussfahrten ausgelegt. „Die Fahrzeuge<br />
verfügen über eine vom Fahrer aktivierbare,<br />
automatische Kupplung. Wird der entsprechende<br />
Knopf im Armaturenbrett gezogen, bewegt<br />
sich der Wagen durch leichtes Gasgeben<br />
sanft vorwärts. So etwas wünschte man sich im<br />
Stau“, meint Rössler. Eine Besonderheit ist auch<br />
der Freilauf. Die Trennung des Kraftflusses ermöglicht<br />
es, das Fahrzeug ohne Motorkraft rollen<br />
zu lassen, und erlaubt einen Gangwechsel ohne<br />
Kupplungsbetätigung.<br />
Sicherheit scheint bei der Konstruktion ein<br />
wichtiger Punkt des Lastenhefts gewesen zu sein.<br />
So wurde der Dynamic schon damals durch eine<br />
Zweikreis-Bremsanlage verzögert. Weiter verfügt<br />
das Fahrzeug über eine elektrische Fahrtrichtungsanzeige.<br />
Anstelle der zeittypischen Winkerarme<br />
war eine Blinkanlage installiert. Wobei für<br />
die hintere Fahrtrichtungsanzeige eine ungewöhnliche<br />
Anordnung gewählt wurde. Denn das<br />
Element für beide Blinker befindet sich auf dem<br />
linken Kotflügel. Auf dem Pendant rechterhand<br />
wurde das von innen beleuchtete Kennzeichen<br />
Der ventillose Hülsenschiebermotor ist überaus<br />
leise und vibrationsfrei, aber nicht sehr drehfreudig.<br />
installiert. „Ein weiteres Sicherheitsmerkmal befindet<br />
sich hinter der Tankklappe“, verrät Rössler.<br />
Wird die Klappe geöffnet, erkennt man neben<br />
dem Einfüllstutzen einen Zentralschalter, <strong>mit</strong><br />
dem die Elektrik des Dynamic stillgelegt werden<br />
könne, um ein durch Funkenbildung drohendes<br />
Explosionsrisiko zu verhindern.<br />
Auch die Karosseriekonstruktion war überaus<br />
fortschrittlich: „Sie ist bereits selbst tragend, <strong>mit</strong><br />
Hilfsrahmen für den Motor. Die Radhäuser wurden<br />
unter Berücksichtigung aerodynamischer<br />
Zielsetzungen <strong>mit</strong> einer Verkleidung versehen.“<br />
Bis etwa zur Hälfte sind nicht nur die Hinter-,<br />
sondern auch die Vorderräder abgedeckt. „Das<br />
sollte die Eleganz erhöhen und Luftverwirbelungen<br />
reduzieren“, berichtet Rössler. Für eine komfortable<br />
Federung sorgen Drehstäbe, die exakte<br />
Führung der Hinterachse besorgt der Panhardstab.<br />
Eine Besonderheit seien auch die Türschlösser:<br />
Ein konisch geformtes<br />
Verriegelungselement<br />
sorge dafür, dass<br />
sich die Türen spielfrei in<br />
die Karosserie fügten.<br />
Aber warum sitzt der Fahrer in der Mitte?<br />
Rössler vermutet den Grund in der besseren<br />
Übersicht. Verglaste A-Säulen vermeiden zudem<br />
einen toten Winkel. Die gebogenen Scheiben ergeben<br />
einen Panoramaeffekt, der durch die geringe<br />
Fensterhöhe noch breitbandiger wirkt. Die<br />
Scheiben passen sich der Karosserielinie an, die<br />
harmonisch in das schwungvoll auslaufende<br />
Heck mündet. „Man beachte den völlig ebenen
52 | RARITÄT<br />
Die stromlinienförmige<br />
Karosserie ist bereits<br />
selbst tragend ausgeführt.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Panhard & Levassor<br />
Modell Panhard & Levassor<br />
Dynamic X 76<br />
Motor 6-Zyl.-Hülsenschiebermotor<br />
Hubraum (ccm) 2.516<br />
Leistung (PS) 75 bei 3.200 U/min<br />
Getriebe 4-Gang<br />
Karosserie Selbst tragend <strong>mit</strong> Hilfsrahmen<br />
für den Motor<br />
Radstand (mm) 3.000<br />
Maße (L x B x H/mm)<br />
5.000 x 1.880 x 1.580<br />
Vmax (km/h) 115<br />
Gewicht (kg) 1.300<br />
Bauzeit 1936–1939<br />
Neupreis (1936) 49.850 ffrs<br />
Stückzahl ca. 2.700<br />
(alle Dynamic-Versionen)<br />
Fußraum ohne Mitteltunnel“, fährt Heiner Rössler<br />
fort. Man spürt seine Begeisterung für diesen<br />
außergewöhnlichen Kraftwagen.<br />
Art déco vom Kühlergrill bis zum Auspuff<br />
Gezeichnet wurde der Dynamic vom Automobildesigner<br />
Louis Bionnier. Dessen Handschrift im<br />
Art-déco-Stil prägen zahlreiche Details an der Karosserie<br />
und im Innenraum. Das an Armaturenbrett<br />
und Türen sichtbare „Holz“ entpuppt sich<br />
als täuschend echt in Holzoptik bedrucktes Blech.<br />
„Das reißt nicht und hat nur einen minimalen Pflegebedarf.“<br />
Und tatsächlich, man sieht ihm die beinahe<br />
acht Jahrzehnte nicht an. Die charakteristische<br />
Schildwappenoptik begegnet dem Betrachter<br />
überall: So in der Form der Instrumente<br />
und des Auspuff end rohres.<br />
Selbst die Pedalerie ist in der charakteristischen<br />
Wappenform ausgeführt.<br />
Insgesamt präsentiert sich<br />
uns der Panhard & Levassor der 30er-Jahre als<br />
hochmoderne Konstruktion.<br />
Der Hersteller Panhard & Levassor wurde im<br />
Jahr 1886 gegründet und zählt zu den traditionsreichsten<br />
Automobilfirmen der Welt. Das in Paris<br />
beheimatete Unternehmen hat die Autogeschichte<br />
bereichert. „Erstmals verwendete Panhard<br />
& Levassor die später lange Zeit übliche<br />
„Standardbauweise“ <strong>mit</strong> vorn angebrachtem<br />
Motor und Antrieb auf die Hinterräder“, betont<br />
Heiner Rössler, „angetrieben wurden die Automobile<br />
zunächst von einem in Lizenz gebauten<br />
Daimler-Motor.“ Ab 1910 entstanden Fahrzeuge<br />
<strong>mit</strong> den technisch aufwendigen Schiebermotoren.<br />
Ab Ende der 20er-Jahre wurden luxuriöse<br />
Sechs- und Achtzylinderfahrzeuge angeboten.<br />
Das Art-déco-Motiv des Schildwappens findet<br />
sich an Instrumenten, Pedalen und Auspuff.<br />
Der Dynamic stellt einen Höhepunkt dieser Entwicklung<br />
dar. Zwischen 1935 und 1939 wurden<br />
diverse Dynamic-Modelle <strong>mit</strong> Sechszylindermotoren<br />
und einem Hubraum zwischen 2,5 und 3,8<br />
Litern hergestellt. Die Gesamtstückzahl dürfte<br />
bei etwa 2.700 Exemplaren liegen<br />
Wir danken dem Automuseum Melle für die freundliche<br />
Unterstützung (www.automuseummelle.de)<br />
Frank Wündsch<br />
Die Ab deckungen<br />
der Frontscheinwerfer<br />
sind klappbar.<br />
Der majestätische Kühlergrill<br />
und die vergitterten Scheinwerfer<br />
sorgen für einen unverwechselbaren<br />
Auftritt.
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Springt an, Motor okay, Lack etwas<br />
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in einer Garage abgestellt und vor kurzen<br />
wiederentdeckt. Kleine Schweißarbeiten<br />
sind bereits durchgeführt worden und anschließend<br />
sauber verzinnt. Der MG ist<br />
lackier vorbereitet, eine Behandlung <strong>mit</strong><br />
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60 | Termine | Veranstaltungsübersicht<br />
Old- und Youngtimer-Treffen,<br />
Teilemärkte, Rallyes und mehr<br />
Für die Terminankündigungen sind ausschließlich die Veranstalter verantwortlich. Verlag und<br />
Redaktion übernehmen keine Haftung. Bitte tragen Sie ihre Termine und Veranstaltungen<br />
kostenlos ein auf der Web-Seite www.autoclassic.de<br />
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18.–21.07.2013<br />
01814 Reinhardtsdorf, Fels und Elbe<br />
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01001 Dresden, Schlössertour Sachsen,<br />
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www.ruegenclassics.de<br />
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17192 Groß Plasten, Salz und Seen<br />
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PLZ 2<br />
01.–02.02.2013<br />
28209 Bremen, Bremen Classic Motorshow,<br />
Messegelände, Tel. (0421) 350 55 25,<br />
info@classicmotorshow.de,<br />
www.classicmotorshow.de<br />
30.03.2013<br />
24616 Brokstedt, 22. Veteranen-Teilemarkt,<br />
Speedwaystadion, Tel. (04324) 88 38 58<br />
05.–08.09.2013<br />
24306 Niederkleveez, Schimmelreiter<br />
HistoTour 2013, Deutsche Oldtimer-Reisen,<br />
Udo Freialdenhofen, Tel. (02403) 961 07 90,<br />
info@deutsche-oldtimer-reisen.de,<br />
www.deutsche-oldtimer-reisen.de<br />
PLZ 3<br />
21.12.2012<br />
34516 Vöhl-Herzhausen, Free's Oldtimertreffen,<br />
Tel. (0152) 29 55 94 08,<br />
www.pasion.de<br />
09.–10.03.2013<br />
34121 Kassel, Technorama <strong>mit</strong> Oldtimerund<br />
Teilemarkt, Messegelände, Tel. (0731)<br />
18 96 80, Fax (0731) 189 68 29,<br />
info@technorama.de, www.technorama.de<br />
20.–21.04.2013<br />
38835 Osterwieck, OOM – Osterwiecker<br />
Oldie-Meeting, Vor dem Kapellentor,<br />
christian @ostmobile-feuerstack.de<br />
oder info@feuerstack.de,<br />
www.ostmobile-feuerstack.de<br />
28.04.2013<br />
31737 Rinteln, 17. Rintelner Oldtimer-<br />
Weserberglandfahrt, Tel. (05751) 22 83<br />
oder 22 30, Fax (05751) 467 01,<br />
scheffler-rinteln@t-online.de<br />
12.–14.07.2013<br />
31787 Hameln, Rattenfänger Klassik,<br />
Tel. (05151) 823 80 oder 420 33,<br />
www.rattenfaenger-klassik.de<br />
PLZ 4<br />
10.–14.04.2013<br />
45131 Essen, Techno-Classica 2013,<br />
Messer Essen, Norbertstr. 2, S.I.H.A.<br />
Ausstellungen Promotion GmbH, Tel.<br />
(02407) 173 00, Fax (02407) 177 11,<br />
info@siha.de, www.siha.de<br />
28.04.2013<br />
41515 Grevenbroich, 10. Int. Rhein-<br />
Erft-Rallye <strong>mit</strong> Oldtimertreffen und<br />
Teile- börse, Altes Schloss,<br />
info@oldtimerfreunde-grevenbroich.de,<br />
www.oldtimerfreunde-grevenbroich.de<br />
25.–26.05.2013<br />
45659 Recklinghausen, Oldtimer- und<br />
Teilemarkt, Vestlandhalle und Freigelände,<br />
Christa Schalkowski, Tel. 0202) 30 08 48,<br />
Fax (0202) 31 39 02<br />
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46119 Oberhausen, Hape's 13. Classic<br />
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Bolder, Siepenstr. 27, Niederrheinische Oldtimergemeinschaft<br />
Schermbeck und Westfalen<br />
e. V. im ADAC, hapegordini@googlemail.com<br />
22.–25.08.2013<br />
48477 Hörstel-Riesenbeck, Vierspänner<br />
HistoTour 2013, Deutsche Oldtimer-Reisen,<br />
Udo Freialdenhofen, Tel. (02403) 961 07 90,<br />
Mobil (0151) 41 23 50 55,<br />
info@deutsche-oldtimer-reisen.de,<br />
www.deutsche-oldtimer-reisen.de<br />
30.11.–08.12.2013<br />
45131 Essen, Essen Motor Show 2013,<br />
Messe Essen, Norbertstr. 2, S.I.H.A. Ausstellungen<br />
Promotion GmbH, Tel. (02407)<br />
173 00, Fax (02407) 177 11,<br />
info@siha.de, www.siha.de<br />
PLZ 5<br />
19.12.2012<br />
59387 Ascheberg-Herbern, Classicund<br />
Oldtimer-Treffen, Gasthaus Zum letzten<br />
Wolf<br />
11.05.2013<br />
59929 Brilon, 15. Oldtimer-Sauerlandrundfahrt,<br />
Tel. (02961) 74 04 45,<br />
www.witteler-automobile.de<br />
29.05.–02.06.2013<br />
54290 Trier, Straßen der Römer,<br />
W. Merfels,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
PLZ 6<br />
10.12.2012–20.01.2013<br />
66333 Völklingen, Mythos Ferrari –<br />
Fotografien Günther Raupp<br />
Weltkulturerbe Völklinger Hütte,<br />
Tel. (06898) 910 01 00,<br />
www.voelklinger-huette.de<br />
15.–16.12.2012<br />
68526 Ladenburg, Weihnachtsmarkt<br />
Automuseum Dr. Carl Benz, Automuseum<br />
Dr. Carl Benz, Tel. (06203) 18 17 86,<br />
Fax (06203) 25 03,<br />
www.automuseum-dr-carl-benz.de<br />
Foto: Völklinger Hütte<br />
15.12.2012<br />
69493 Hirschberg, Winterfeier und<br />
Glühweinabend, Tel. (06201) 581 96,<br />
Fax (06201) 710 49 88,<br />
peekelclan@tele2.de<br />
15.–17.03.2013<br />
68754 Hockenheim, Frühjahrs-VETERAMA,<br />
Hockenheimring, Yvonne Blaull-Bess, Tel.<br />
(06205) 95 01 59 Fax: (06205) 95 02 10,<br />
presse@hockeinheimring.de,<br />
www.hockenheimring.de<br />
27.04.–01.05.2013<br />
67480 Edenkoben, Maitour in die Pfalz,<br />
W. Merfels, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
27.–28.04.2013<br />
67574 Osthofen, 13. Int. Keilriemenfahrt<br />
Rheinhessen, Tel. (06242) 91 58 29,<br />
www.keilriemenfahrt.de<br />
04.–05.05.2013<br />
67346 Speyer, Brazzeltag – Oldtimerparade,<br />
Technik Museum, Am Technik Museum, Co rinna<br />
Handrich, Tel. (06232) 67 08 68, Fax:<br />
67 0820, www.speyer.technik-museum.de<br />
23.–25.05.2013<br />
65191 Wiesbaden, 36. Int. Rallye für<br />
Automobile bis Bj. 1980, Fax (0611)<br />
842 05 34, mail@rallye-wiesbaden.com,<br />
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67346 Speyer, Kultournacht Speyer, Technik<br />
Museum, Am Technik Museum, Corinna<br />
Handrich, Tel. (06232) 67 08 68, Fax:<br />
67 0820, www.speyer.technik-museum.de<br />
27.–30.06.2013<br />
66121 Saarbrücken, ADAC Deutschland<br />
Klassik, ADAC Saarland, sport@srl.adac.de,<br />
www.motorsport-saar.de<br />
16.–18.08.2013<br />
65582 Diez, Die romantische Lahn, W.<br />
Merfels, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
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01.03.2013–30.11.2013<br />
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Weinstock, Tel. (07261) 92 99 74,<br />
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70192 Stuttgart, Retro Classics, Messe<br />
Stuttgart, Tel. (07159) 80 06 98, Fax<br />
(07159) 172 08, info@retropromotion.de,<br />
www.retroclassic.de<br />
27.–29.09.2013<br />
74072 Heilbronn, 3. ADAC Rallye Käthchen<br />
Classic, Alexander Timler, Tel.<br />
(07131) 319 17, alex.timler@mc-heilbronn.de,<br />
www.kaethchen-classic.de<br />
PLZ 8<br />
22.–26.11.2013<br />
87534 Oberstaufen, LegendsWinter-<br />
Classic 2013, Alpenregion D, A, CH, FL, I, F,<br />
Tel. (08145) 997 97 73,<br />
info@legendswinter-classic.de,<br />
www.legendswinter-classic.de<br />
21.04.2013<br />
84453 Mühldorf/Inn, 27. Teilemarkt<br />
<strong>mit</strong> Oldtimertreffen,<br />
feirer@oldtimerfreunde-muehldorf.de,<br />
www.oldtimerfreunde-muehldorf.de<br />
04.–05.05.2013<br />
89073 Ulm, Technorama – Oldtimerund<br />
Teilemarkt, Messegelände, Tel. (0731)<br />
18 96 80, Fax (0731) 189 68 29,<br />
info@technorama.de, www.technorama.de<br />
08.–11.05.2013<br />
87700 Memmingen, 4. Bergfrühling-<br />
Classic 2013, Memmingen Marktplatz,<br />
Kaprun, Ferleiten, Edelweißspitze,<br />
Tel. (08145) 997 97 73,<br />
info@bergfruehling-classic.de,<br />
www.bergfruehling-classic.de<br />
02.06.2013<br />
85405 Nandlstadt, Old- und Youngtimertreffen<br />
für Autos, Motorräder und Traktoren,<br />
Tel. (08754) 96 96 50, schnitzls@gmx.de,<br />
www.msc-nandlstadt.de<br />
Foto: Technik Museum Sinsheim<br />
14.–16.06.2013<br />
88046 Friedrichshafen, 6. Klassikwelt<br />
Bodensee, Messegelände, Tel. (07541)<br />
70 83 65, www.klassikwelt-bodensee.de<br />
05.–07.07.2013<br />
87459 Pfronten, 23. Int. Oldtimertreffen,<br />
Tel. (08363) 82 53, Fax (08363) 87 22,<br />
www.pfronten.de<br />
06.07.2013<br />
87459 Pfronten, 23. Gambsbart-Rallye,<br />
Tel. (08363) 82 53, Fax (08363) 87 22,<br />
www.gambsbart-rallye.de<br />
03.–06.10.2013<br />
80339 München, 50. Jubiläums-Revival<br />
der Rallye München–Wien–Budapest, Tel.<br />
(089) 519 51 16, info@mue-wie-bu.de,<br />
www.muenchen-wien-budapest.de<br />
PLZ 9<br />
06.01.2013<br />
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Tel. (0179) 889 78 59,<br />
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www.kaeferclub-wuerzburg.de<br />
13.07.2013<br />
92339 Beilngries, 11. Beilngries<br />
Classic, Tel. (08461) 60 50 16,<br />
info@beilngries-classic.de,<br />
www.beilngries-classic.de<br />
13.–21.07.2013<br />
97640 Stockheim/Rhön, 11. Rhöner Kultur-<br />
und Oldtimertage, Tel. (09776) 54 72,<br />
www.gemeinde-stockheim.de<br />
14.07.2013<br />
92339 Beilngries, 2. Beilngrieser<br />
Oldtimerfestival, Tel. (08461) 84 35,<br />
tourismus@beilngries.de,<br />
www.beilngries.de<br />
11.–14.10.2013<br />
94234 Viechtach, Saab-Treffen im<br />
Bayerischen Wald, Schnitzmühle, Matthias<br />
Ketterl, matthias.ketterl@gmx.de,<br />
www.schnitzmühle.de<br />
Belgien<br />
01.–03.03.2013<br />
2020 Antwerpen, Antwerp Classic<br />
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Frankreich<br />
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67530 Ottrott, Elsass Deluxe HistoTour<br />
2013, Deutsche Oldtimer-Reisen, Udo<br />
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Italien<br />
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09.–16.06.2013<br />
53100 Siena, Zauber der Toskana, W.<br />
Merfels, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
15.–22.06.2013<br />
39038 Innichen, Drei Zinnen HistoTour<br />
2013, Deutsche Oldtimer-Reisen, Udo<br />
Freialdenhofen, Tel. (02403) 961 07 90,<br />
Mobil (0151) 41 23 50 55,<br />
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18.–25.06.2013<br />
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30.06.2013<br />
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07.–14.07.2013<br />
39026 Prad, Pässe pur, W. Merfels,<br />
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12.–19.09.2013<br />
43100 Parma, Schlössertour Parma, W.<br />
Merfels, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
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20.–27.09.2013<br />
25087 Salo, Giro di Laghi, W. Merfels,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
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03.–10.10.2013<br />
39040 Seis, Genießerherbst in Südtirol, W.<br />
Merfels, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
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Niederlande<br />
09.–12.05.2013<br />
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2013, Deutsche Oldtimer-Reisen, Udo<br />
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Österreich<br />
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09.–11.05.2013<br />
5710 Kaprun, 2. Großglockner-Rennen<br />
2013 – Oldtimer Memorial,<br />
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Name<br />
Vorname<br />
Straße<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Datum Unterschrift<br />
Hausnummer<br />
AutoCl113
72<br />
Marken & Modelle<br />
RESTAURIERUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
BITTER SC<br />
Von der bitteren Pille zur „Bella Ragazza“<br />
Bitter macht<br />
lustig<br />
Mit dem Bitter SC erfüllte sich Friedhelm<br />
Schultheiß seinen Jugendtraum recht<br />
spät. „Ich muss immer erst ein zweites<br />
Mal hingucken, um etwas gut zu finden. Ich bin<br />
von diesem vollendeten 80er-Jahre Design nie<br />
wieder losgekommen“, erzählt der 56-Jährige. Diese<br />
Worte würden Erich Bitter, dem Erschaffer des<br />
Fünfmeter-Coupés, sicher gefallen: Er wollte ein<br />
unauffälliges Auto, das seine zeitlose Eleganz erst<br />
bei näherem Hinsehen offenbarte. Der Nachfolger<br />
des Bitter CD näherte sich deutlich Pininfarinas<br />
Ferrari 400 an. Eine reizvolle Mischung aus italienischem<br />
Flair und teutonischer Präzision. Auch im<br />
SC steckte Großserientechnik von Opel, Bitter griff<br />
auf den Senator zurück, daher auch der Name: SC<br />
steht für Senator Coupé oder Cabrio.<br />
Schultheiß hatte vor dem Kauf des SC konkrete<br />
Vorstellungen. Die Rohkarosserien ließ Bitter<br />
Auf den zweiten Blick verging<br />
Friedhelm Schultheiß aus Ganderkesee<br />
erst mal das Lachen: Sein frisch erworbener<br />
Bitter SC zeigte doch mehr Schäden, als zuerst vermutet.<br />
Einst fuhr der 80er-Jahre-Exot im Premiumsegment. Diesen<br />
Weg wieder einzuschlagen war ein hartes Stück (Blech-)Arbeit!<br />
Die Opel-Senator-Technik im Bitter SC<br />
hüllt sich in einen italienischen Maßanzug.<br />
in Turin fertigen, die ersten 79 Exemplare entstanden<br />
bei Ocra. Diese hatten schon bald einen<br />
vernichtenden Ruf wegen ihrer ausgeprägten<br />
Rostanfälligkeit, was auch an der Verwendung<br />
von sowjetischem Recycling-Blech lag. Die Produktion<br />
ging an Maggiora, die für Maserati Karosserien<br />
baute. Um die miserabel gefertigten<br />
Modelle von späteren zu unterscheiden, ließ Bitter<br />
die Fahrgestellnummern bis 200 unbesetzt.<br />
Den Zusammenbau bis zur Nummer 300 wickelte<br />
Bitter in Schwelm ab und gliederte ihn dann<br />
zu Steyr nach Graz aus. Erst die dortige Montage<br />
erfüllte Bitters hohe Qualitätsansprüche.<br />
Bitter<br />
SC<br />
Alltagstauglicher<br />
Gran<br />
Turismo<br />
Friedhelm Schultheiß wollte eines der letzten<br />
15 Exemplare. Sie waren wohl sämtlich für den<br />
Cabrio-Umbau in der Schweiz gelandet: <strong>mit</strong> einer<br />
deutlich stabileren Bodengruppe und der<br />
größeren Maschine. Schultheiß suchte eine Vollausstattung,<br />
eine geringe Laufleistung und möglichst<br />
wenig Vorbesitzer. Und schon<br />
früh bekam er den Rat, ein vollständiges<br />
Fahrzeug zu kaufen, denn Bitterspezifische<br />
Teile sind nur schwer zu bekommen!<br />
Zudem bauten einige SC-<br />
Eigner ihr Auto nach eigenem Geschmack um,<br />
was heute als „verbastelt“ gelten würde.<br />
In Genf wurde Schultheiß fündig. Das dunkelblaue<br />
Coupé hatte die Fahrgestellnummer 620,<br />
war 1987 erstmalig zugelassen und hatte zwei<br />
Vorbesitzer. In erster Hand war der Bitter 13 Jahre<br />
beim Importeur im Schweizer Zug gelaufen.<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen, Carmen Schultheiß und Archiv Schultheiß (Restaurierungsfotos)
BITTER SC | 73<br />
Mehr Leistung: Ab 1984 bot Bitter den SC <strong>mit</strong> einem 3,9-Liter-Motor<br />
von Mantzel an. Hier sollte allerdings nur der Fachmann ran!<br />
Nun steht der Bitter SC da wie geleckt:<br />
Kaum zu glauben, doch Friedhelm<br />
Schultheiß’ Jugendtraum entpuppte<br />
sich nach dem Kauf als eine<br />
einzige Baustelle, die seinen Besitzer<br />
viel Geduld und Nerven kosten sollte.<br />
Auch vor der Heckklappe<br />
des SC, einer eher untypischen Stelle für Rost, machte die<br />
braune Pest nicht Halt. Davon ist nun nichts mehr zu sehen.<br />
„Der war ihn wohl nicht losgeworden“, schmunzelt<br />
der Niedersachse. Danach hatte ihn „ein<br />
Bengel“ besessen: „Der hat ihn wohl auf Verschleiß<br />
gefahren.“<br />
Eine wahrlich bittere Pille<br />
Eigentlich hatte Schultheiß beim Verkaufstermin<br />
ein ungutes Gefühl: Eine ganze Reihe an Kleinigkeiten<br />
fiel auf, die nicht in der Verkaufsanzeige<br />
standen, darunter ein Riss in der Windschutzscheibe<br />
und eine beschädigte Felge. Der Verkäufer<br />
konterte, dass noch Interessenten aus Schweden<br />
kämen, doch so weit kam es nicht, da sie sich<br />
vorher einigten. Von außen sah der SC ganz gut<br />
aus und schaffte die Rückreise nach Ganderkesee<br />
ohne Probleme.<br />
Dass das Ganze allerdings in einer mehrfach<br />
nachzubessernden Komplettsanierung enden<br />
sollte, hatte der Oldenburger nicht erwartet. Erst<br />
daheim sah er genauer hin. Einige bevorzugte<br />
Rostnester am Modell waren bekannt wie etwa<br />
die Stoßdämpferdome, die Lampenkästen der<br />
Klappscheinwerfer oder die Scheibenrahmen.<br />
Aus leidvoller Erfahrung weiß Schultheiß auch<br />
warum: Die Verzierungen am Bitter sind in Edelstahl<br />
gehalten, und was an sich hochwertig und<br />
langlebig ist, führte zu erheblicher Kontaktkorrosion.<br />
„Wenn beim Raustrennen der eingeklebten<br />
Heckscheibe plötzlich das Messer im Blech<br />
verschwindet, weißt du augenblicklich, dass du<br />
auf eine wirkliche Problemstelle gestoßen bist“,<br />
erklärt er.<br />
Es kam, was kommen musste<br />
Als aus diversen kleineren Roststellen größere<br />
Baustellen wurden, entschloss sich Schultheiß<br />
zur Radikallösung: Der SC wurde komplett bis<br />
aufs Blech entlackt. Schon beim Zustand der Karosserie<br />
zeigte sich ein Irrtum aus der Vergan-<br />
Doch ein bisschen Ferrari: Die<br />
Blinker stammen vom Mondial.<br />
Aufgehübscht: Die hochwertige<br />
Innenausstattung macht<br />
das Opel-Flair mehr als wett.
74 | RESTAURIERUNG<br />
Leise rieselt der Rost: Bei derartigen Durchrostungen wie im rechten Kotflügel glaubt man<br />
kaum an Premiumklasse im Youngtimeralter.<br />
genheit, den auch Schultheiß noch im Kopf hatte.<br />
Früher galten gerade in die Schweiz verkaufte<br />
Fahrzeuge als Garanten für einen guten Zustand,<br />
denn schon in den 60er-Jahren wurden oft Hohlraumversiegelungen<br />
durchgeführt. Doch bis in<br />
die 80er hatte sich einiges geändert: „Dort wird<br />
im Winter nicht gestreut, sondern Salzlake versprüht“,<br />
weiß der 56-Jährige zu berichten. Fazit:<br />
Das Salz war bis in die letzte Ritze gekrochen!<br />
Bei einigen Steuergeräten und Kabelverbindungen<br />
waren die Stecker so verkrustet, dass sie<br />
nicht zu lösen waren, sondern einfach abrissen.<br />
Dadurch musste etwa die komplette Regelung<br />
des Katalysators getauscht werden.<br />
Die leidige Frage nach Ersatzteilen<br />
Die in die USA oder Schweiz exportierten SC<br />
hatten bereits einen Dreiwege-Kat. Da Opel keinen<br />
anbieten konnte, musste die Steuerung aus<br />
der US-Version des BMW 633 herhalten. „Da ist<br />
es nicht schwer, sich vorzustellen, dass Ersatz für<br />
die Einspritzregelung rar und teuer war“, so<br />
Schultheiß. Auch der Klimaanlagenkompressor<br />
war nicht zu retten. Ersatz aus Amerika musste<br />
her. „GM-Teile eben“, weiß er jetzt. Die Steuerung<br />
für das ebenfalls vorhandene ABS war salzgeschützt<br />
im Beifahrerfußraum installiert, aber<br />
wie? „Die Geräte waren in den 80ern ja noch<br />
groß wie Zigarrenkästen, und diese Box hing<br />
seitlich am Getriebetunnel. Wir haben sie dann<br />
an eine günstigere Stelle unter dem Armaturenbrett<br />
verlegt.“<br />
Schönheitskur von innen<br />
Im Innenraum musste Friedhelm Schultheiß<br />
gottlob nicht viel machen. Das helle Leder, das<br />
beim SC auf das Gestühl vom Senator gezogen<br />
wurde, lieferte die Turiner Edelkonfektion Salt,<br />
die auch für italienische zeitgenössische Edelmarken<br />
gefertigt hatte. „Da wäre ein Austausch<br />
sehr teuer geworden, unter Verlust der Authentizität.<br />
Aber ordentlich aufgearbeitet und versiegelt<br />
werden mussten die Polster und Verkleidungen<br />
schon.“ Und in einem wesentlichen Punkt<br />
hat der Niedersachse den Bitter sogar aufgewertet.<br />
Die originale Dreigangautomatik war recht<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller/Modell Bitter SC 3,9 Liter<br />
Karosserie Coupé, 2-türig<br />
Motor/Getriebe 6-Zyl.-Reihe, 2-Ventiler,<br />
wassergekühlt (Opel Senator/Monza),<br />
Gusszylinderkopf,<br />
seitlich im Kopf liegende<br />
Nockenwelle (cih),<br />
Duplex-Rollenkette, Bosch<br />
LE-Jetronic; 5-Gang manuell,<br />
3-Gang-Automatik<br />
Hubraum (ccm) 3.848<br />
Leistung (PS) 210 bei 5.100 U/min<br />
Bremsen v/h rundum belüftete<br />
Scheibenbremsen<br />
Fahrwerk vorne Einzelradaufhängung,<br />
McPherson-Federbeine<br />
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung,<br />
Schräglenker, Gasdruck-<br />
Stoßdämpfer, Minibloc-<br />
Schraubenfedern<br />
Reifen v/h 215/60 VR 15;<br />
235/55 VR 15,<br />
Freigabe für 255/60 VR 15<br />
Radstand (mm) 2.683<br />
Maße (L x B x H in mm) 4.910 x 1.820 x 1.355<br />
Vmax (km/h) 230<br />
Verbrauch (l/100 km) 11,8<br />
Leergewicht (kg) 1.540<br />
Bauzeit 1981–89<br />
Stückzahlen 461<br />
Neupreis (DM) 99.130 (1984)<br />
Marktwert (Euro)* 14.000–21.000<br />
Club<br />
Bitter Club International,<br />
www.bitter-club.de<br />
* Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic, Zustand 2–3<br />
verbrauchsintensiv, daher entschied er sich für<br />
eine neue Viergangautomatik. Auf Überlandstrecken<br />
können dadurch Drehzahl und Verbrauch<br />
reduziert werden. „Da dachten wir eigentlich, <strong>mit</strong><br />
allem durch zu sein, und zwar dauerhaft“, so der<br />
Oldenburger. Pustekuchen! 2007 hatte Schultheiß<br />
die Nase voll vom Bitter und den Werkstätten.<br />
Doch an den Radläufen, besonders vorne<br />
rechts, musste wieder massiv eingegriffen werden.<br />
Dort hatte der Wagen eine echte Schwachstelle:<br />
Auf einem horizontalen Blech stand<br />
Feuchtigkeit und ließ den Kotflügel von innen<br />
rosten. Der Ersatz wurde leicht abgeschrägt eingebaut,<br />
da<strong>mit</strong> das Wasser ablaufen kann. Außer-<br />
Auch eine<br />
Premiumklasse<br />
kann<br />
wie ein Häufchen<br />
Elend<br />
aussehen!<br />
Ungewöhnlich:<br />
Die Heckklappe<br />
ist<br />
sonst nie<br />
von Rost<br />
befallen.<br />
Die Feinarbeiten in<br />
vollem Gang.<br />
Beim Entlacken<br />
musste der Innenraum<br />
aufwendig<br />
geschützt werden.<br />
Fluchen erlaubt: Die<br />
Klinge verschwand beim<br />
Heraustrennen der Scheibe<br />
im durchgerosteten<br />
Blech.
BITTER SC | 75<br />
Ruhe vom Rost: Schultheiß ließ das Blech an der Schwachstelle hinter<br />
den Radkästen schräg einbauen, da<strong>mit</strong> das Wasser abläuft.<br />
Im Original verkehrt herum eingebaut: Die Konsole stammt sogar<br />
aus dem Opel Rekord.<br />
dem war bei der ersten Restaurierung bei der<br />
Oberflächenbearbeitung gepfuscht worden. „Da<br />
habe ich auch noch mal eingreifen und links ein<br />
neues Türblatt einbauen lassen müssen. Nach<br />
dem Teil habe ich echt lange gesucht“, erinnert<br />
sich der 56-Jährige.<br />
SC-Puzzle für Fortgeschrittene<br />
Für eine Restaurierung ist der Bitter SC heute<br />
kaum einfacher zu handhaben als etwa ein italienischer<br />
Exot aus der gleichen Periode. Maximal<br />
200 Bitter SC „leben“ noch, daher sind Eigenteile<br />
heute kaum zu bekommen. Der Rückgriff auf ein<br />
Schlachtfahrzeug als Teileträger ist nur in der<br />
Theorie eine Option, denn es gibt sie eigentlich<br />
nicht. Viele technische Komponenten und Bedienungselemente<br />
stammen zwar aus dem Opel-<br />
Ersatzteileregal, sind aber nur noch schwer aufzutreiben.<br />
Und Neuteile gibt es bei Opel kaum<br />
noch. Erschwerend kommt hinzu, dass die Opel-<br />
Teile häufig für die Verwendung im Bitter modifiziert<br />
wurden. Eine Reihe weiterer Teile wurde<br />
von diversen Firmen zugekauft. Ungefähr zehn<br />
Hersteller hat Friedhelm Schultheiß schon identifiziert:<br />
Die Heckleuchten stammen vom Lancia<br />
Beta Montecarlo, die Rückspiegel vom Renault<br />
25 und der Katalysator – soweit original vorhanden<br />
– vom Porsche 928.<br />
Dennoch hat der Niedersachse einen bemerkenswerten<br />
Unterschied ausgemacht, der jeden<br />
Der robuste, aber zu brave Grauguss-Sechszylinder<br />
passte für viele nicht zur sportlichen Form des SC.<br />
Bitter von ausländischen Exoten abhebt: „Beim<br />
SC kannst du dich wenigstens darauf verlassen,<br />
dass einer gebaut ist wie der andere. Bei dem einen<br />
oder anderen Italiener aus dieser Zeit variierten<br />
die Detailzulieferer manchmal recht munter<br />
und wenig nachvollziehbar.“ Obacht ist auch<br />
bei der Mechanik geboten. Das originale Opel-<br />
Triebwerk ist einfach zu warten. Aber der ab<br />
1984 verfügbare getunte 3,9-Liter-Mantzel-Motor<br />
unterschiedet sich in vielen Details vom<br />
Großserien-Dreiliter und sollte nur einem Spezialisten<br />
anvertraut werden. Aber wenn er sorgfältig<br />
instand gesetzt und gut gewartet ist, macht<br />
der Jugendtraum der 80er-Jahre heute noch<br />
Spaß. Auch <strong>mit</strong> dem 3,9-Liter-Motor ist der SC<br />
beileibe kein Sportwagen, doch Schultheiß kann<br />
die Kritik nicht verstehen, dass die Technik nicht<br />
halten soll, was die äußere Form verspricht. Für<br />
ihn ist er genau das, was er immer sein sollte: ein<br />
gediegener Gran Turismo von zeitloser italienischer<br />
Eleganz, geradlinig, schnörkellos, fast zierlich.<br />
Und, sorgfältige Wartung und Pflege vorausgesetzt,<br />
immer noch absolut alltagstauglich. Der<br />
SC ist ein Viersitzer <strong>mit</strong> großem Kofferraum, der<br />
auch heute mehr als ansehnliche Reisegeschwindigkeiten<br />
ermöglicht und <strong>mit</strong> Katalysator sogar<br />
umweltzonentauglich ist. Eine Nachrüstlösung<br />
ist verfügbar, aber umstritten. Vereinzelt wurde<br />
von thermischen Problemen durch Abgasrückstau<br />
bei hohen Geschwindigkeiten berichtet.<br />
Der alte Glanz ist zurückgekehrt<br />
Dass Lenkrad, Schalter und Instrumente unverkennbar<br />
profan von Opel sind, verblasst neben<br />
der cremefarbenen Lederausstattung. Nichts<br />
wirkt improvisiert, gebastelt oder kleinserienhaft.<br />
Einziges Manko ist das für größere Fahrer etwas<br />
niedrige Dach. Hier ist<br />
Friedhelm Schultheiß im<br />
Nachhinein froh, doch Abstriche<br />
bei der gewünschten<br />
Vollausstattung gemacht<br />
zu haben: Es gab auch ein Schiebedach,<br />
das die Kopffreiheit aber noch mehr eingeschränkt<br />
hätte.<br />
Ein Kontakt zum Bitter Club ist fast eine Voraussetzung<br />
zum langfristigen Erhalt eines SC.<br />
Dort findet sich noch ein Ersatzteilsortiment, sogar<br />
einige Blechteile sollen noch vorhanden sein.<br />
Zudem werden bisweilen Nachfertigungen organisiert,<br />
etwa für Auspuffanlagen oder Scheiben.<br />
Auch beim Ankauf kann der Club helfen. Das<br />
Fahrzeug kann dort bereits bekannt sein, denn<br />
der Kreis der Bitter-Fans ist klein.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
Was 2002 nicht angefallen<br />
war, folgte<br />
2007: massive<br />
Durchrostungen!<br />
Die Motorhaube ist<br />
wieder in gutem<br />
Zustand.<br />
Auch<br />
Handarbeit<br />
war vonnöten,<br />
…<br />
… so musste<br />
hinten großflächig<br />
Blech ersetzt<br />
werden.<br />
An der<br />
Schwachstelle<br />
vor<br />
der rechten<br />
Tür musste<br />
die Werkstatt<br />
2007<br />
erneut ran.
76<br />
Menschen & Szene<br />
RESTAURIERUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
VW KÄFER<br />
Jugend schraubt, Teil 8<br />
Serie Teil 8<br />
Restaurierung<br />
Eine Hochzeit<br />
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Glanz-Leistung<br />
Jessica restauriert zusammen <strong>mit</strong> ihrem Vater<br />
und dem Spezialisten Arne Seeger einen Käfer.<br />
Das Krabbeltier soll später einen historischen<br />
Wohnwagen ziehen. In der letzten Folge wurde<br />
der kleine VW für die Neulackierung vorbereitet,<br />
und Vater Michael „pokerte“ <strong>mit</strong> den Lackierbetrieben.<br />
Bis der Käfer wieder so weiß wie eine Perle in der Originalfarbe strahlen konnte, legten sich erneut ein<br />
paar Stolpersteine in den Weg. Geduld zu haben war mal wieder klüger als Haare zu raufen, denn bis zur<br />
„Hochzeit“ von Bodenplatte und lackiertem „Häuschen” gab es noch einiges zu tun an dem Krabbeltier.<br />
Standox-Gebietsleiter Stephan Ortmann und Geschäftsführer Hüseyin Iltan besprechen den<br />
Materialbedarf für die Arbeiten an der Karosserie.<br />
Während die Käfer-Karosserie in der Lackiererei<br />
auf ihr neues, perlweißes<br />
Outfit wartete, bastelte Arne fleißig an<br />
der Plattform weiter. Nach der Montage der Vorderachse<br />
samt Lenkung bekam der VW eine<br />
neue Bremsanlage. Von der ursprünglichen blieben<br />
nur die vier Bremstrommeln übrig, die ich<br />
zuvor entrostet und von außen <strong>mit</strong> hitzefester,<br />
schwarzer Farbe lackiert hatte. Bremsleitungen<br />
und -schläuche, Radbremszylinder und Bremsbacken<br />
wurden erneuert.<br />
Außerdem rüstete Arne die Bremse auf Paps’<br />
Geheiß hin auf Zweikreissystem um. Auch die<br />
Radlager sind neu, was angesichts der geringen<br />
Laufleistung von knapp 75.000 Kilometern zwar<br />
nicht zwingend war, doch Arne meinte, man solle<br />
die Gelegenheit dazu ruhig nutzen. Ein Problem<br />
blieben die Tragarme an der Vorderachse: Sie<br />
ließen sich nur in einem Fachbetrieb <strong>mit</strong> einer<br />
Spezialpresse aus- und wieder einpressen.<br />
Danach konnten wir endlich das Fahrgestell<br />
<strong>mit</strong> der Bodenplatte komplettieren. Die neuen<br />
Gasdruckstoßdämpfer kamen an ihren Platz.<br />
Fotos: Michael Grote
VW KÄFER | 77<br />
Es werde Glanz: Hier<br />
macht sich der Lackierer<br />
an der Motorhaube<br />
zu schaffen.<br />
Die Tragarme der Radaufhängung wollten<br />
zunächst nicht aus der alten Achse heraus –<br />
und dann nicht in die neue hinein.<br />
Paps hatte sich inzwischen bei Michelin um einen<br />
neuen Satz Reifen in der korrekten Größe<br />
155 R 15 <strong>mit</strong> dem klassischen Profil bemüht. Für<br />
die Montage mussten zunächst die gestrahlten<br />
und grundierten Originalfelgen im klassischen<br />
Zweifarbton Schwarz-Weiß lackiert werden. Da<br />
unser zuständiger Lackierer im Urlaub war, übertrug<br />
man diese Arbeit einem Auszubildenden.<br />
Leider war das Ergebnis nicht akzeptabel, also<br />
hieß es wieder warten.<br />
Als die Felgen endlich fertig waren, wollten wir<br />
die Reifen montieren lassen. Doch die passenden<br />
Ventile zu beschaffen war schwer, da ihr Durchmesser<br />
größer ist als bei modernen Reifenventilen.<br />
Und da<strong>mit</strong> nicht genug: Dann passten die alten<br />
Käfer-Felgen <strong>mit</strong> ihrer Randverschraubung<br />
ohne Mittelloch nicht auf die heute üblichen Auswuchtgeräte.<br />
Zum Glück gibt es im Dortmunder<br />
Nordosten noch einen Betrieb <strong>mit</strong> einer passenden<br />
Maschine, der dafür sorgte, dass die Räder<br />
schön rund liefen. Die Räder kamen ans Fahrgestell,<br />
und schon war die Plattform rollfähig.<br />
Paps und Arne fuhren des Öfteren nach Bergkamen,<br />
um sich vom Fortschritt und der Qualität<br />
So schön das Restaurieren des Käfer auch ist,<br />
der eine oder andere Fluch bleibt unvermeidbar.<br />
der Lackierarbeiten zu überzeugen. Zunächst<br />
wurde das Käfer-Häuschen komplett geprimert,<br />
dann in eine graue Grundierung gehüllt und geschliffen.<br />
Im nächsten Arbeitsgang kam Füllspachtel<br />
auf alle nötigen Stellen. Anschließend<br />
wurde die gesamte Karosserie gefüllert und erneut<br />
geschliffen, bevor sie im Originalfarbton<br />
Perlweiß lackiert wurde. Die Farbe hatte Paps direkt<br />
beim Hersteller Standox besorgt, dessen PR-<br />
Chef von unserem Projekt sehr angetan war und<br />
sie dankenswerterweise günstig zur Verfügung<br />
stellte.<br />
Der Lackierer lieferte eine tadellose Arbeit ab.<br />
Ich fuhr selbstverständlich <strong>mit</strong>, als es um die Abholung<br />
ging, und war begeistert. Wir hatten die<br />
Plattform auf dem Trailer <strong>mit</strong>gebracht, und so<br />
kam es in der Halle der Lackiererei zur „Hochzeit“:<br />
Die Karosserie wurde <strong>mit</strong> vereinten Kräften<br />
vorsichtig auf die Plattform gehoben und <strong>mit</strong><br />
neuen Schrauben fixiert. Und wie es bei Hochzeiten<br />
häufig ist, flossen – zumindest bei mir –<br />
die Glückstränen. Spätestens jetzt war mir klar:<br />
Mein Käferchen wird wieder zu einem echten<br />
Des Käfers neue Beinkleider: Noch in der Lackiererei bekommt der VW seine Kotflügel zurück.<br />
Prachtstück! Während Arne die Kotflügel provisorisch<br />
anschraubte, da<strong>mit</strong> wir sie nicht liegend<br />
transportieren mussten, wollte Paps im<br />
Büro die Rechnung begleichen<br />
– und war mehr als verwundert,<br />
als der Betrag genau<br />
so hoch war, wie er es inklusive<br />
Materialkosten gewesen<br />
wäre! Zunächst war der Lackierer zwar nicht bereit,<br />
den vereinbarten Preis um die gesparten<br />
Kosten für den Lack zu reduzieren. Zwar kamen<br />
die beiden zu einem Kompromiss, dennoch war<br />
Paps auf der Rückfahrt ein wenig von der Dreistigkeit<br />
des Werkstattbetreibers angefressen und<br />
murmelte: „Den haben sie als Kind wohl durch<br />
den Pulli gestillt!“<br />
Wie aus dem Puzzle wieder ein komplettes Auto<br />
wird, und was es für die Ersatzteillage bedeutet,<br />
wenn ein Fahrzeug über mehr als fünf Jahrzehnte<br />
Bauzeit immer wieder verändert wird –<br />
davon berichte ich beim nächsten Mal.<br />
Jessica Grote<br />
Jetzt geht es wieder heimwärts und Jessy freut sich, dass ihr Käfer nun als Auto erkennbar ist.
78<br />
Menschen & Szene<br />
LESER<strong>AUTO</strong> | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
CITROËN 2 CV<br />
Der Berggasthof von Franz Dold beherbergt<br />
einige ganz besondere Flügeltiere aus französischer<br />
Zucht.<br />
Franz Dolds außergewöhnliche Franzosen<br />
Ente à la surprise<br />
Wenn Franz Dold sein Garagentor öffnet, kommt Spannung auf am rund 1.100 Meter hoch gelegenen<br />
Berggasthof. Grund für die knisternde Atmosphäre ist ein rot-gelbes Ungetüm. Was da ins Freie<br />
rollt, wirkt wie eine Kreuzung zwischen einem Rennwagen und einem Gefährt aus einem Comic.<br />
Das Vorbild für die von ihm gebaute Pickup-Ente<br />
fand Franz Dold in Thailand.<br />
Franz Dolds Augen leuchten vor Begeisterung:<br />
„Das ist meine Renn-Ente!“ Seit Jahren<br />
begeistern den Schwarzwälder die<br />
Kultmobile der Marke Citroën, allen voran der<br />
2 CV: „Das ist für mich der Frankreich-Klassiker<br />
schlechthin.“ Bis Dold die Vorzüge der Ente für<br />
sich entdeckte und ihn das Fahrverhalten, die besondere<br />
Konstruktion und der Charme des französischen<br />
Kleinwagens in den Bann zogen, war<br />
es jedoch ein weiter Weg.<br />
Aufgewachsen auf einem Schwarzwald-Bauernhof<br />
zwischen Traktoren, dem elterlichen VW-<br />
Käfer und einem 1600er-Variant, zog es den<br />
technikbegeisterten Schulabsolventen zunächst<br />
in die örtliche VW-Werkstatt. Die dort absolvierte<br />
Lehre zum Kraftfahrzeugmechaniker galt als<br />
solide berufliche Basis. Aufgrund des Gasthofs<br />
der Eltern schloss er eine zweite Ausbildung an,<br />
wurde Koch und viel später passionierter Hobbyschrauber.<br />
Der Weg zum Enten-Enthusiasten<br />
führte über eine Studentenkneipe, die Dold zwischenzeitlich<br />
in Furtwangen betrieb: „Bei mir trafen<br />
sich die 2-CV-Fans der Region zum Stammtisch“,<br />
erzählt er. Dort wurde der Kfz-Fachmann<br />
schnell zu einem willkommenen Ansprechpartner:<br />
„Natürlich lernte ich dabei einiges über den<br />
2 CV. Aber selbst eine Ente zu fahren, war für<br />
mich kein Thema.“ Dold hatte damals einen<br />
1300er-Käfer. Für den Weg zur eigenen Französin<br />
bedurfte es eines Zufalls.<br />
Eine Ente für 150 DM war die Notlösung, als<br />
die Familie dringend ein Ersatzfahrzeug brauchte:<br />
„Die war so marode, dass der Vorbesitzer den Fahrersitz<br />
am Dach festgebunden hatte.“ Immerhin<br />
hatte der Schrotterpel noch TÜV. Also fuhr Dold,<br />
bis der Motor seinen Dienst quittierte. Kollege Zufall<br />
verhinderte, dass das Wrack im Enten-Himmel<br />
landete: „Einen Tag, nachdem ich liegen geblieben<br />
war, kam ein Gast in die Wirtschaft, sah die<br />
2-CV-Aufkleber und meinte, er hätte noch einen<br />
Totalschaden zu Hause.“ Franz Dold schlug ein,<br />
kaufte den Rahmenbruch für 500 DM und baute<br />
Fotos: Frank Wündsch
CITROËN 2 CV | 79<br />
Die martialische Renn-Ente konstruierte der kreative Gastwirt aus Teilen<br />
von insgesamt sechs Spender-Enten.<br />
Mittlerweile gehört auch ein Citroën 11 CV von 1953 zum Enten-Schwarm<br />
– sozusagen der große Onkel der Familie.<br />
aus zwei Enten eine neue. „Es war überraschend<br />
einfach, den neuen Motor und das ‚Häusle’ auf<br />
meinen Rahmen zu setzen“, erzählt er.<br />
Da<strong>mit</strong> war das Schicksal besiegelt. Billige, alte<br />
Enten wurden fortan gesucht, gekauft oder er bekam<br />
sie gleich geschenkt. Dann hieß es: Reparieren,<br />
fahren und wieder verkaufen. Franz Dold<br />
Die Liebe zur Ente übermannte den gelernten<br />
VW-Mechaniker und Koch beim Entenstammtisch.<br />
war vom Enten-Fieber infiziert: „Das sind richtige<br />
Multifunktionsfahrzeuge. Ich habe da<strong>mit</strong> sogar<br />
einen Umzug gemacht: Sitze raus, Schrank<br />
rein ...“ Die Kurvenlage hat den früheren VW-<br />
Mechaniker umgehauen: Sie sei fantastisch. Man<br />
sagt ja, man könne eine Ente nicht auf die Seite<br />
legen. „Irgendwann habe ich es versucht: Auf<br />
zwei Räder bin ich gekommen, aber gekippt ist<br />
sie tatsächlich nicht.“<br />
Eine Ente bleibt nie alleine …<br />
Seitdem muss seine Enten-Familie keine Härtetests<br />
mehr ertragen. Sie hat in den letzten Jahren<br />
Zuwachs bekommen. Denn kaum hatte er den<br />
Enten-Umbau <strong>mit</strong> einem Kühlergrill des 190er-<br />
Ponton-Mercedes verkauft und alle Ersatzteile<br />
verschenkt, flammte die Leidenschaft wieder auf.<br />
In Thailand holte er sich Anregungen für einen<br />
Enten-Laster, und zu Hause entstand die Pickup-Ente.<br />
Zum Abitur gab es für den Sohn eine<br />
Reise-Ente. „Einmal habe ich im Elsass eine Ente<br />
geholt und sie am selben Abend zerlegt“, beschreibt<br />
der Enten-Freund sein Fieber. Daraus<br />
sei dann sein grünes Vollcabriolet <strong>mit</strong> abnehmbarem<br />
Hardtop entstanden. Gleich daneben<br />
parkt<br />
ein<br />
2 CV im Charleston-Look. Auch ein Traction<br />
Avant fehlt nicht. Der 11 CV von 1953 ist quasi<br />
der große Onkel in der Enten-Familie. Vor ein<br />
paar Jahren schuf Dold dann sein Meisterstück:<br />
die Renn-Ente. „Sie besteht aus sechs Enten!“ An<br />
das originale Fahrwerk kamen Spurverbreiterung<br />
und Breitreifen. Der passionierte Schrauber<br />
bewies Einfallsreichtum: Die Motorhaube wurde<br />
verschmälert, das Fahrerhaus aus hinteren Karosserie-Seitenteilen,<br />
das Heck aus rückwärtigen<br />
Kotflügeln geschweißt. Die zweiflutige Auspuffanlage<br />
entstand aus zurechtgebogenen Wasserrohren,<br />
die Kotflügel wurden beim Installateur<br />
gedreht. Das umfangreiche Spoilerwerk entstand<br />
aus den seitlichen Motorverkleidungen. Und weil<br />
das Material nicht reichte, hat seine Cabrio-Ente<br />
dort jetzt die schicken Lochbleche.<br />
Franz Dolds aktuelle Traum-Ente hat zwei Motoren.<br />
Der Gastwirt und Autofan konkretisiert:<br />
„Ich würde mir gerne noch<br />
eine Allrad-Ente bauen.<br />
Doch dafür brauche ich<br />
zwei Deux-Chevaux.“ Der<br />
Schwarzwaldwinter wäre<br />
da<strong>mit</strong> sicherlich ein besonderer Genuss. Vielleicht<br />
sollte Franz Dold mal wieder in der Nachbarschaft<br />
erzählen, dass er eine Ente sucht ...<br />
Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Die Cabrio-Ente <strong>mit</strong> abnehmbarem Hardtop<br />
bietet Platz und Frischluft für vier Personen.<br />
Citroën 2 CV<br />
Der 2 CV avancierte in seiner rund 40-jährigen Bauzeit zu einem der bekanntesten Automobile Frankreichs. Die<br />
Entwicklung der liebevoll „Ente“ genannten Fahrzeuge begann bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt wurde das Modell auf der Pariser Automobilausstellung des Jahres 1948. Bis zur Produktionseinstellung<br />
im Jahr 1990 wurden von diesem automobilen Dauerbrenner über fünf Millionen Exemplare hergestellt.<br />
In kleiner Stückzahl entstanden ab 1960 allradgetriebene Fahrzeuge, die legendäre „Sahara-Ente“. Diese gesuchten<br />
Sammlerstücke besaßen zusätzlich einen weiteren, im Heck untergebrachten Motor. Die weniger als 600 Kilogramm<br />
leichten Limousinen wurden von luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotoren angetrieben, deren<br />
Hubraum stieg im Laufe der Produktionsjahre von 375 auf 602 Kubik, gleichzeitig verdreifachte sich die Motorleistung<br />
von den anfänglichen neun auf 29 Pferdestärken.<br />
Hersteller<br />
Citroën<br />
Modell<br />
2 CV<br />
Bauzeit 1949–1990<br />
Motor<br />
Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor<br />
Leistung (PS) 9–29<br />
Getriebe<br />
Mechanisch/3 + Schnellgang, später 4-Gang<br />
Fahrwerk v/h Einzelradaufhängung, Schwingen an Querträgern, Schraubfedern<br />
Bremsen v/h Zunächst Trommeln, später Scheiben/Trommeln<br />
Vmax (km/h) 70–115<br />
Maße L x B x H (mm) 3.830 x 1.480 x 1.600<br />
Radstand (mm) 2.400<br />
Leergewicht (kg) 560<br />
Stückzahlen 3.868.631 (Limousinen)<br />
Neupreis (DM) 6.490 (1976, 2 CV6)<br />
Marktwert (Euro)* 5.500–8.000 (2 CV4/2 CV6, ab 1970)<br />
Besitzer Franz Dold, Furtwangen, Tel. (07723) 78 87<br />
* Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic, Zustand 3–2
80<br />
Menschen & Szene<br />
MUSEUM | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
VERKEHRSZENTRUM IN MÜNCHEN<br />
Bayerische Schatzkammer<br />
Alles, was rollt<br />
oder gleitet<br />
Was haben ein mexikanisches Käfer-Taxi, ein Tatra Typ 87, eine Krupp Straßenkehrmaschine und eine<br />
Dampflok S 3/6 <strong>mit</strong> einem Mercedes-Benz 300 SLR gemeinsam? Tag für Tag werden sie im Verkehrszentrum<br />
des Deutschen Museums in München von neugierigen Besuchern unter die Lupe genommen.<br />
Ein teurer Spaß: Fast wäre kein Geld für die<br />
Gestaltung und Inszenierung der Ausstellung<br />
übrig geblieben, als das Deutsche Museum<br />
auf der Theresienhöhe die drei denkmalgeschützten<br />
Hallen von 1908 ab 2002 sanieren<br />
ließ, um seine Landverkehrsammlung dort einzuquartieren.<br />
Aber es hat sich gelohnt! Auf<br />
12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche behandelt<br />
jede Halle einen Schwerpunkt: In Halle I<br />
stößt der Besucher auf eine Blechlawine aus<br />
Pkw, Mopeds und Fahrrädern – das Thema<br />
Stadtverkehr. Halle II erzählt die historische Entwicklung<br />
des Reisens von der Kutsche über Bus<br />
und Eisenbahn bis hin zum Individualverkehr.<br />
Und Halle III schließt ab <strong>mit</strong> den Themen Mobilität<br />
und Technik und der Frage: Was muss man<br />
tun, da<strong>mit</strong> sich eine Innovation auf dem Markt<br />
durchsetzt?<br />
Verkehr in Ballungsräumen: Dazu passen keine<br />
Exponate, die in Reih und Glied nebeneinander<br />
um die Wette strahlen. Sylvia Hladky, Leiterin<br />
des Verkehrszentrums, erzählt, worin der<br />
„Witz“ der Ausstellung liegt: Der Verkehr wird in<br />
seiner komplexen Situation dargestellt, dazu ge-<br />
Fotos: Alexandra Wurl<br />
Zeitgeist der 60er: Zwei- und vierrädrige Gefährte füllen die<br />
Straßen. Je nachdem, was sich der Besitzer leisten kann.<br />
Der Blick gen USA: Der „Ami“ reiste in den 50ern im Cadillac Sedan<br />
62 und der Europäer <strong>mit</strong> dem Fiat 600 Multipla oder Maico Mobil 175.
VERKEHRSZENTRUM DES DEUTSCHEN MUSEUMS IN MÜNCHEN | 81<br />
DIE FAKTEN<br />
Der Landverkehr im<br />
Wandel der Zeit<br />
2003 spendierte das Deutsche Museum seiner Landverkehrsammlung<br />
ein eigenes Zuhause auf der Theresienhöhe.<br />
Halle I öffnete 2003 ihre Pforten, die Hallen<br />
II und III folgten 2006. Es wartet ein spannender und<br />
bunter Mix an Straßen- und Schienenfahrzeugen, eingebettet<br />
in die jeweilige zeitgenössische Infrastruktur.<br />
Simulatoren laden zum Mitmachen ein.<br />
Auftanken: Der Tatra Typ 87 (1940)<br />
galt als schneller Reisewagen und<br />
besaß einen CW-Wert von 0,36!<br />
Verkehrszentrum<br />
München<br />
Anschrift und Kontakt: Theresienhöhe 14a,<br />
80339 München, Tel. (089) 500 80 67 62,<br />
verkehrszentrum@deutsches-museum.de,<br />
www.deutsches-museum.de<br />
Öffnungszeiten: täglich 9.00–17.00 Uhr<br />
(an Feiertagen geschlossen)<br />
Eintrittspreise: Tageskarte für Besucher ab<br />
16 Jahre 6,00 €, ermäßigte Tageskarten<br />
3,00 €, Familienkarte 12,00 €<br />
(Alle Angaben ohne Gewähr)<br />
hört neben den Verkehrs<strong>mit</strong>teln auf Straße und<br />
Schienen auch die Infrastruktur wie Ampeln, Taxirufsäulen<br />
und Straßenschilder. Das Erste, das<br />
der Besucher in Halle I sieht, sind zwei gewaltige<br />
Staus auf der „Straße in die Vergangenheit“, wie<br />
sie Hladky nennt. Diese Straße führt in umgekehrter<br />
Chronologie durch die Halle und zeigt<br />
wichtige Ausschnitte der Verkehrsentwicklung<br />
der vergangenen 150 Jahre anhand von rund 150<br />
Autos, Bussen, Lkw, Krafträdern und Nutz- und<br />
Schienenfahrzeugen.<br />
Zeitreise <strong>mit</strong> schönem Blech<br />
Der „tägliche Stau“ startet in den 80ern <strong>mit</strong> dem<br />
Polizeiwagen BMW 525ie (1985). Auf der Gegenfahrbahn<br />
steht an einer roten Ampel ein Mercedes-Taxi<br />
W123 (1982), das in München über 1,5<br />
Millionen Kilometer zurückgelegt hat! Weitere<br />
markante Autos wie der Golf I (1977), das moderne<br />
Massenauto der 70er, und die Bestseller<br />
des Wirtschaftswunders wie Käfer (1950), Ente<br />
(1955), Fiat 500 (1957) und Renault R4 (1962)<br />
reihen sich Stoßstange an Stoßstange. Der 50er-<br />
Jahre-Schutzmann in der Mitte der Straße markiert<br />
die Zeit des Zweirades: Nur wenige können<br />
sich „richtige“ Autos leisten, daher lautet die Devise<br />
„klein, aber mein“. Das Zweirad dominiert<br />
den Verkehr. Zur großen Freude von Zündapp<br />
und NSU.<br />
In großen Schritten naht die Wende des 19./<br />
20. Jahrhunderts. Welch Experimentierstadium!<br />
Noch gibt es Kutschen, doch Konstrukteure basteln<br />
an verschiedenen Antriebsmöglichkeiten:<br />
Der Kampf zwischen Dampf-, Elektro- und Verbrennungsmotor<br />
geht zugunsten des Letzteren<br />
aus. Noch denkt man, dass die Ressourcen ja<br />
ewig halten.<br />
Halle II erzählt die Geschichte des Reisens. Ab<br />
dem 16. Jahrhundert ist die Kutsche das neue<br />
Reisegefährt. Im Kutschensimulator kann sich<br />
der Besucher 30 Sekunden lang durchschütteln<br />
lassen: Das genügt auch, da möchte man nicht<br />
Nein, der originale Benz Patent-Motorwagen<br />
steht nicht in Stuttgart, sondern in München!<br />
dran denken, dass die Fahrt für die Strecke München–Augsburg<br />
bis zu zehn Stunden gedauert<br />
hat! Die Eisenbahn bewältigte diese ab 1840 in<br />
zweieinhalb Stunden.<br />
Und das Automobil? Gilt es zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts oft als Störenfried, Gefahrenquelle<br />
oder Verkörperung der Dekadenz, begründet es<br />
eine neue Lebensart: den Traum vom Reisen. Genährt<br />
wird das „automobile Fernweh“ durch die<br />
Medien und den Blick in die USA, wo der automobile<br />
Massentourismus früher einsetzt. Ab den<br />
50ern boomt in Deutschland unter Reiseveranstaltern<br />
wie Touropa und Schwarnow die Tourismusbranche:<br />
Mit der Eisenbahn in den Süden<br />
oder dem Kässbohrer Setra 11 ins Gebirge. Wer<br />
ein eigenes Auto und genug Geld hat, reist da<strong>mit</strong>.<br />
Erfindungsgeist und Technikdrang<br />
Meilensteine der Technik! In Halle III stehen das<br />
Original des Benz Patent-Motorwagens (1886),<br />
das fließbandgefertigte Ford T-Modell (1908)<br />
und der Rumpler Tropfenwagen (1922). Die<br />
Rennkurve illustriert eindrucksvoll<br />
Etappen des Rennsports, obwohl sie<br />
zunächst als Fehlplanung galt: „Die<br />
Kurve musste zur Treppe umgebaut<br />
werden, da die Schräglage den Exponaten<br />
geschadet hätte“, erzählt Hladky.<br />
Passiert man die Geschichte des Fahrrads,<br />
wartet noch ein Technik-Highlight, der Bereich<br />
„Fahrzeug und Funktion“: Exponate zeigen, wie<br />
verschiedene Motoren funktionieren, welches<br />
Zusammenspiel notwendig ist, da<strong>mit</strong> überhaupt<br />
ein Auto fährt.<br />
Alexandra Wurl<br />
Die Flitzer: Die Rennkurve demonstriert<br />
die Evolution des Rennsports.<br />
Reparieren statt ersetzen: So lautete die Devise zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts wie in dieser Zweirad-Werkstatt.<br />
Nachfahre der Kutsche: Das Adler Landaulet<br />
(1911) fuhren Reiche und Taxiunternehmen.
82<br />
Menschen & Szene<br />
WERKSTATT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
OLDTIMER STATION MÜNCHEN<br />
Norman Anders (rechts) und sein Vater Ralf lieben die alten<br />
DDR-Fahrzeuge, egal ob klassischer Wartburg-Zweitakter<br />
oder moderner Viertakt-Barkas <strong>mit</strong> grüner Umweltplakette!<br />
Spezialist für DDR-Fahrzeuge<br />
Ein Herz für Zweitakter<br />
Wer glaubt, dass die Zweitakter von Trabant, Wartburg und anderen DDR-Herstellern in erster Linie<br />
in den neuen Bundesländern zu Hause sind, der kennt die Oldtimer Station München in Moosach<br />
nicht. Dort kümmert sich Norman Anders nämlich fast ausschließlich um mobile DDR-Klassiker.<br />
Norman Anders hat schon in seiner frühesten<br />
Jugend, er wuchs in Mühlhausen in<br />
Thüringen auf, Motorräder und Pkw restauriert,<br />
und diese Leidenschaft blieb ihm auch<br />
nach dem Fall der Mauer erhalten, als es die Familie<br />
in den Westen zog, genauer gesagt in den<br />
Süden nach München. Dort begann Norman<br />
1993 bei BMW eine Lehre als Zweiradmechaniker,<br />
der er die Meisterschule <strong>mit</strong> Schwerpunkt<br />
Motorradtechnik anschloss. Nach seiner Ausbildung<br />
arbeitete er bei BMW unter anderem als<br />
Werkstattmeister im Motorradbereich und restaurierte<br />
als Hobby Motorräder und Pkw aus<br />
DDR-Produktion. Die Liebe zum Zweitakter liegt<br />
in der Familie: Sein Vater, Ralf Anders, betreibt<br />
in München einen Lieferservice – <strong>mit</strong> Barkas-<br />
Bussen –, und seine Schwester Katrin Anders<br />
macht am liebsten Urlaub <strong>mit</strong> ihrem zum Wohnmobil<br />
umgebauten Feuerwehr-Barkas!<br />
Vom Hobby zum Vollzeitjob<br />
Im Oktober 2010 schließlich machte Norman<br />
Anders aus seiner Leidenschaft für die Fahrzeuge<br />
der Ex-DDR einen Vollzeitjob und eröffnete seinen<br />
eigenen Betrieb, die Oldtimer Station München.<br />
In einer großen Halle hat er ausreichend<br />
Platz zum Schrauben und zur Lagerhaltung –<br />
denn Norman Anders Betrieb ist auch Simson<br />
Premium Händler und MZ Vertragshändler.<br />
Das Serviceangebot des 36-jährigen Thüringers<br />
ist umfangreich: Er wartet, repariert und restauriert<br />
Motorräder von Simson, MZ, BMW sowie<br />
Trabant, Wartburg und Barkas/Framo aller<br />
Baujahre; vor allem hat er sich auf die Instandsetzung<br />
von Zweitaktmotoren spezialisiert. Vollrestaurierungen<br />
werden im Auftrag und nach Absprache<br />
<strong>mit</strong> dem Kunden ebenfalls durchgeführt.<br />
Obwohl der Standort München für einen auf<br />
DDR-Fahrzeuge spezialisierten Betrieb auf den<br />
ersten Blick etwas, sagen wir einfach: gewagt erscheint,<br />
hat Anders sich zwischenzeitlich in der<br />
Nische etabliert. Das liegt nicht nur daran, dass<br />
viele Münchner die Simson Schwalbe als preiswertes<br />
und stilvolles Nahverkehrs<strong>mit</strong>tel betrachten,<br />
auch die Trabidichte im Süden ist höher als<br />
Schadstoffarmer<br />
Umbau <strong>mit</strong> grüner<br />
Plakette.<br />
man glaubt: Etwa 20 Prozent seines Geschäfts<br />
macht Anders <strong>mit</strong> dem knuddeligen Kleinwagen,<br />
der zunehmend als preiswerter und origineller<br />
Kurzstrecken-Klassiker entdeckt wird.<br />
Grüne Welle für Viertakter<br />
Aber auch die seltenen Trabant, Wartburg und<br />
Barkas <strong>mit</strong> Viertaktmotoren sind bei ihm gern<br />
gesehene Servicegäste. Kunden, die für ihre Viertakt-Ostklassiker<br />
eine grüne Umweltplakette erhalten<br />
möchten, kann Norman Anders helfen:<br />
Da die Motoren aus dem VW Polo beziehungsweise<br />
dem Golf stammen, ist es möglich, sie <strong>mit</strong><br />
Einspritzanlage und geregeltem Kat aus dem<br />
VW-Motorenbaukasten umzurüsten. Da<strong>mit</strong> können<br />
diese Fahrzeuge auch in Umweltzonen einfahren<br />
und werden so<strong>mit</strong> wesentlich alltagstauglicher.<br />
Bisher meistert Norman Anders die Arbeit alleine,<br />
gelegentlich unterstützt von seinem Vater<br />
Ralf, der sich hauptsächlich um die Pkw kümmert<br />
und auf Wunsch Kundenfahrzeuge <strong>mit</strong> dem<br />
Trailer abholt und wieder ausliefert. Mittelfristig<br />
plant der Kfz-Meister jedoch, einen weiteren Mitarbeiter<br />
einzustellen, denn die Arbeit wird nicht<br />
weniger, wie ein Blick in die derzeit etwas unübersichtliche<br />
Werkstatt zeigt: Die steht voll <strong>mit</strong><br />
Kundenfahrzeugen, die er über die Wintermonate<br />
reparieren und aufarbeiten wird. Trotzdem<br />
hofft er, diesen Winter endlich <strong>mit</strong> der Restaurierung<br />
seines seltenen Wartburg 311 Camping beginnen<br />
zu können! Jörn Müller-Neuhaus<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, Norman Anders
Schauberschatz: Norman Anders hat im Laufe der Jahre viele<br />
originale Spezialwerkzeuge gesammelt.<br />
Legendär!<br />
www.geramond.de<br />
Auf der Hebebühne wartet ein Trabi auf die neue Vorderachse,<br />
dahinter Kundenzweiräder auf Zuwendung.<br />
Tischaufsteller »365 Traumautos«<br />
Jeden Tag ein neues Traumauto gefällig? Kein Problem <strong>mit</strong> diesem<br />
immerwährenden Kalender. Mit brillanten Aufnahmen und<br />
informativen Bildtexten präsentiert er 365 einzigartige Automobile<br />
aus aller Welt, vom legendären Mercedes-Flügeltürer<br />
über die göttliche DS 19 bis zum Bentley, Cadillac und Lotec<br />
Sirius. Ein anregender Begleiter durchs ganze Jahr und ideales<br />
Geschenk für alle Autonarren.<br />
370 Blätter / 20,7 x 15,4 cm<br />
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ISBN 978-3-86245-660-4 € 19,95<br />
Immerwährendes<br />
Kalendarium<br />
Zweitakterparadies<br />
in München:<br />
Anders hat sich<br />
auf IFA-Fahrzeuge<br />
spezialisiert.<br />
DIE FAKTEN<br />
Leistungsangebot<br />
Die Oldtimer Station München hat sich spezialisiert auf Fahrzeuge der<br />
DDR-Marken Barkas, IFA, MZ, Simson, Trabant und Wartburg.<br />
• Service, Reparatur, Restaurierung aller DDR-Marken<br />
• Ersatzteilverkauf und -beschaffung<br />
• Motoren- und Getriebeinstandsetzung für Barkas, Trabant, Wartburg,<br />
Simson, MZ und alle BMW-Boxer<br />
Kontakt: Oldtimer Station München,<br />
Norman Anders<br />
Holledauer Str. 39, 80993 München<br />
Tel. (0174) 345 51 93,<br />
E-Mail: ifamuenchen@alicedsl.net<br />
Web: www.oldtimerstation.de<br />
Faszination Technik<br />
www.geramond.de<br />
oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
84 84 | PORSCHE CLUB WESTFALEN<br />
Menschen & Szene<br />
CLUBPORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
RENAULT 16-FREUNDE, GREVENBROICH<br />
DIE FAKTEN<br />
Die geräumige Werkstatt<br />
eines IG-Mitglieds ist<br />
der ideale Platz für den<br />
Schrauberkurs.<br />
Club R 16-Freunde Grevenbroich<br />
Gründungsjahr 2004<br />
Mitgliedsbeitrag kein Beitrag<br />
Clubtreffen unregelmäßige Stamm tische<br />
und Ausfahrten<br />
Kontakt<br />
R16-Freunde Grevenbroich, Martin Zabel,<br />
Brucknerstr. 27, 41517 Grevenbroich<br />
E-Mail: info@renault16-freunde-grevenbroich.de<br />
Web: www.renault16-freunde-grevenbroich.de<br />
Weitere Renault-Clubs<br />
Bundesverband deutscher Alpine- und Renault<br />
Clubs <strong>mit</strong> nach Bundesländern sortierter Clubliste,<br />
Web: www.d-arc.org<br />
Amicale R16, französischer R16-Club,<br />
Web: www.amicale-r16.com<br />
Der Club, der keiner sein will<br />
Renault 16-Freunde<br />
Der Renault 16 war bei seinem Erscheinen Mitte der 60er-Jahre eine Sensation: Viertürig und <strong>mit</strong> Heckklappe<br />
versehen, gilt er heute als die erste variable Kompaktlimousine <strong>mit</strong> Schrägheck überhaupt. Die<br />
R 16-Freunde Grevenbroich lieben und erhalten diesen unkonventionellen Klassiker bundesweit.<br />
Obwohl die Clubzentrale in Grevenbroich liegt, ist der<br />
Club offen für R 16-Freunde aus ganz Deutschland.<br />
Vor gut acht Jahren gründeten einige Fans<br />
der <strong>mit</strong>tlerweile fast völlig von den Straßen<br />
verschwundenen Fließhecklimousine<br />
die „R 16-Freunde Grevenbroich“. Dabei steht<br />
der Name der Vereinigung lediglich für den<br />
Standort eines Teils der Mitglieder. Der erste öffentliche<br />
Auftritt der R 16-Freunde fand dann<br />
auch nicht in Grevenbroich, sondern in Stuttgart<br />
auf der Retro Classics 2004 statt. „Der Niederrhein<br />
und Nordrhein-Westfalen sind nach wie vor<br />
ein Schwerpunkt, aber ein Teil unserer Mitglieder<br />
kommt auch von sehr weit weg, aus München<br />
zum Beispiel“, erläutert Martin Zabel, als Webmaster<br />
der Interessengemeinschaft einer der Aktiven.<br />
Für den Kontakt unter den Club<strong>mit</strong>gliedern<br />
wurde die „Gazette de Renault Seize“ ins<br />
Leben gerufen, die nicht nur zum Lesen, sondern<br />
auch zum Selberschreiben aufruft. Die Bezieher<br />
sind über ganz Deutschland verteilt. Der Schwerpunkt<br />
der Aktivitäten der R 16-Freunde liegt in<br />
Nordrhein-Westfalen. In unregelmäßiger Folge<br />
gibt es einen Stammtisch, aber auch Ausfahrten<br />
und Besuche von anderen interessanten Oldtimerveranstaltungen<br />
stehen auf dem Programm.<br />
Nur für den Bezug der „Gazette“ wird ein Unkostenbeitrag<br />
erhoben; einen Mitgliedsbeitrag gibt<br />
es bei den R 16-Freunden nicht, „weil wir ja kein<br />
Verein sind“, wie Martin Zabel betont.<br />
Von Schrauberkurs bis Teilenachfertigung<br />
Doch auch in dieser lockeren Art des Zusammenschlusses<br />
als Interessengemeinschaft sind<br />
die R 16-Freunde für ihre Mitglieder und den Erhalt<br />
ihrer Fahrzeuge sehr aktiv. So gab es im<br />
Frühjahr 2012 einen Schraubertag in der Werkstatt<br />
eines Mitglieds in Bergisch-Gladbach. Dabei<br />
konnten die Teilnehmer ihr Auto technisch besser<br />
kennenlernen, kleine Reparaturen selbst ausführen<br />
und von Fachleuten eine Bewertung oder<br />
die fällige Hauptuntersuchung<br />
durchführen<br />
lassen. Außerdem haben<br />
die IG-Mitglieder in<br />
der Vergangenheit bereits<br />
verschiedentlich Nachfertigungen für längst<br />
vergriffene, aber immer wieder benötigte Ersatzteile<br />
organisiert. Dies ging von den Rosetten über<br />
die Türdrücker bis hin zu kompletten Auspuffanlagen<br />
aus Edelstahl. „In den meisten Fällen ist es<br />
aber möglich, werkseitig vergriffene Teile aus<br />
den eigenen Beständen oder denen befreundeter<br />
Clubs zu beschaffen“, weiß Martin Zabel. Nur<br />
Zum <strong>mit</strong>tlerweile traditionellen jährlichen Treffen der R 16-Freunde in Viersen reisen R 16-Liebhaber aus ganz Deutschland und sogar dem<br />
benachbarten Ausland an und lassen sich auch von Dauerregen die Stimmung nicht vermiesen.<br />
Fotos: Michael Grote
Beim Schrauberkurs lernen die Teilnehmer<br />
den R 16 technisch besser kennen.<br />
wenn auf diesem Wege gar nichts mehr geht,<br />
wird eine Nachfertigung ins Auge gefasst. Auf<br />
der Website der R 16-Freunde findet man natürlich<br />
Hinweise zu neu verfügbaren Teilen ebenso<br />
wie Veranstaltungshinweise, Verkaufsanzeigen<br />
sowie ausführliche Informationen über die Geschichte<br />
des R16 einschließlich einer Modellübersicht<br />
und einer nach Herstellungsjahren unterteilten<br />
Übersicht der Produktionszahlen.<br />
Als wichtigste Ziele der IG nennt Martin Zabel<br />
die Erhaltung und Pflege aller R16 in möglichst<br />
gutem Zustand, die Pflege der Kameradschaft<br />
und des Erfahrungsaustausches unter den R 16-<br />
Freunden, die Durchführung von Treffen und<br />
touristischen Ausfahrten sowie Hilfe bei der Ersatzteilebeschaffung,<br />
Ausleihe von Fachliteratur<br />
sowie Ver<strong>mit</strong>tlung von Tipps für den Unterhalt<br />
und die Restauration.<br />
Auch die Geselligkeit kommt bei den Freunden<br />
des praktischen Viertürers natürlich nicht zu<br />
kurz. In unregelmäßigen Abständen trifft man<br />
sich zum Stammtisch in Grevenbroich und Umgebung.<br />
Die Teilnahme am jährlichen Treffen<br />
des Renault Oldie Clubs im nahe gelegenen Viersen<br />
ist bereits Tradition, und auch an anderen<br />
Veranstaltungen wie dem Concours d’Elegance<br />
am Schloß Dyck haben die R 16-Freunde schon<br />
teilgenommen. Das nächste Highlight steht im<br />
Mai 2013 ins Haus: Dann findet am 11. und 12.5.<br />
das nächste internationale Renault-16-Treffen<br />
statt, und zwar im Mutterland des Herstellers,<br />
genauer gesagt im Elsass.<br />
Michael Grote<br />
in jeder<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Rückblick auf ein gutes Oldtimerjahr<br />
DEUVET-Rückblick 2012<br />
Auch im Jahr 2012 hat der DEUVET die Interessen<br />
der Oldtimerszene auf nationaler Ebene und in<br />
Europa aktiv vertreten.<br />
Politische Kontakte<br />
DEUVET-Vizepräsident Peter Schneider führte Gespräche<br />
<strong>mit</strong> den Verkehrspolitischen Sprechern von SPD,<br />
Grünen und FDP. Außerdem fanden Gespräche <strong>mit</strong><br />
Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU und Linkspartei<br />
statt. Ein erster Kontakt wurde zur Piratenpartei<br />
aufgenommen, jedoch ohne fachliches Ergebnis.<br />
Es gab drei Sitzungen des Parlamentskreises Automobiles<br />
Kulturgut in Berlin, in denen Themen des DEU-<br />
VET diskutiert wurden, unter anderem auch die Verlängerung<br />
der HU-Fristen für Oldtimer <strong>mit</strong> H-Kennzeichen.<br />
Hier ist etwas in Bewegung gekommen, unterstützt<br />
durch den inzwischen wieder zurückgenommenen<br />
Vorschlag der EU, die HU-Fristen für ältere Fahrzeuge<br />
zu verkürzen. Wir haben in diesem Zusammenhang<br />
mehrfach unser Anliegen formuliert, die in vielen<br />
EU-Staaten längeren Fristen für Oldtimer endlich auch<br />
in Deutschland umzusetzen. Berichte über geringere<br />
technische Mängel und eine äußerst geringe Unfallbeteiligung<br />
von Oldtimern unterstützen unsere Forderung.<br />
Weitere Themen<br />
Mehrfach angesprochen haben wir in unseren Gesprächen<br />
<strong>mit</strong> politischen Vertretern die Themen Klebe -<br />
kennzeichen, kleinere Kennzeichen für Oldtimer-Zweiräder<br />
und die Ausnahme vom Sonn- und Feiertags-<br />
Fahrverbot für historische Nutzfahrzeuge.<br />
Vorteile für Mitglieder von DEUVET-Clubs<br />
Ein Fall aus der Praxis<br />
Dass es auch praktische Vorteile hat, Mitglied eines<br />
DEUVET-Clubs zu sein, zeigt der Fall des Peter Rauschenberger,<br />
Mitglied im Deutschen DKW Club e. V.<br />
(www.deutscher-dkw-club.de) und im Citroën Veteranen<br />
Club e. V. (www.cvc-club.de).<br />
Er hatte Anfang dieses Jahres die Restaurierung<br />
eines Citroën 11CV in Auftrag gegeben, bei der so<br />
ziemlich alles schief lief. Die Fachwerkstatt berechnete<br />
fast doppelt so viel wie in den verbindlichen Kostenvoranschlägen<br />
kalkuliert und ein Teil der Arbeiten<br />
war zudem noch sehr schlecht ausgeführt. Trotz einiger<br />
Nachbesserungsversuche blieb die Arbeit des Betriebes<br />
unbefriedigend, der dennoch auf Zahlung der<br />
überhöhten Rechnungen bestand.<br />
Da Mitglieder eines DEUVET-Clubs Anspruch auf eine<br />
kostenfreie rechtliche Erstberatung haben, wandte Rauschenberger<br />
sich <strong>mit</strong> seinem Problem an das DEUVET-<br />
Vorstands<strong>mit</strong>glied Dr. Götz Knoop.<br />
DEUVET: Herr Rauschenberger, wie empfanden Sie<br />
die Beratung durch den DEUVET?<br />
Rauschenberger: Zunächst war ich etwas ratlos, es<br />
ging immerhin um einen Betrag von fast 20.000 Euro.<br />
Ich wandte mich dann auf Empfehlung meines Clubs<br />
an Dr. Knoop, der sich den Fall schildern ließ und mir<br />
Eine Information des DEUVET,<br />
Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge<br />
Peter Schneider, Vizepräsident DEUVET,<br />
Dr. Andreas Scheuer MdB und Maik Hirschfeld,<br />
Präsident DEUVET, auf dem Stand bei<br />
der Techno Classica.<br />
Messeauftritte, Clubbetreuung<br />
Der DEUVET war auf der Techno Classica Essen <strong>mit</strong> einem<br />
attraktiven Stand vertreten, sowie auf der Klassikwelt<br />
Bodensee durch Seminare und Vorträge. Während<br />
der Retro Classic in Stuttgart, Bremen Classic Motorshow<br />
und VETERAMA besuchten Beiräte und Vorstände<br />
Stände von Mitgliedsclubs und führten Gespräche <strong>mit</strong><br />
Clubs, die noch nicht im DEUVET organisiert sind. Auf<br />
verschiedenen Mitgliederversammlungen der DEUVET-<br />
Clubs haben Beiräte und Vorstände Vorträge gehalten<br />
und zu aktuellen Fragen Stellung genommen.<br />
Ausblick 2013<br />
Auch 2013 werden wir die Interessen der Oldtimerszene<br />
aktiv vertreten. Ein wichtiges Thema wird die<br />
derzeit auf EU-Ebene diskutierte Definition des Oldtimers<br />
sein, die großen Einfluss auf die nationale Gesetzgebung<br />
haben wird.<br />
Peter Schneider, Vizepräsident DEUVET<br />
Peter Rauschenberger:<br />
Die Erstberatung<br />
beim<br />
DEUVET-Anwalt<br />
erhöht<br />
die Erfolgschancen<br />
seines<br />
Rechtsstreits<br />
beträchtlich.<br />
sehr kompetent und detailliert aufzeigte, wie ich am<br />
besten gegen die Werkstatt vorgehen könnte, um<br />
mein Recht zu bekommen. Da er selber ein Oldtimerkenner<br />
ist, konnte er das 80-seitige Mängelgutachten<br />
korrekt interpretieren und mir so wertvolle Tipps für<br />
das richtige Vorgehen gegen die beschuldigte Werkstatt<br />
geben. Die so hilfreiche Unterstützung durch<br />
den DEUVET konnte ich nur in Anspruch nehmen, weil<br />
der Deutsche DKW Club e. V. DEUVET-Mitglied ist und<br />
aufgrund dieser positiven Erfahrung habe ich auch<br />
dem Citroën Club vorgeschlagen, über eine Mitgliedschaft<br />
im DEUVET nachzudenken. Die Kosten pro Mitglied<br />
sind sehr überschaubar, aber der Nutzen kann<br />
viel Geld wert sein!<br />
Besonders die ganz frühen Baujahre finden<br />
das Interesse der IG-Mitglieder.<br />
SO ERREICHEN SIE UNS<br />
www.deuvet.de, E-Mail: info@deuvet.de, Tel.: (08624) 891 24 12 und (08624) 891 95 77<br />
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86<br />
Service & Ratgeber<br />
KNOW-HOW | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
OLDTIMER IMPORTIEREN<br />
Nicht nur prachtvolle Straßenkreuzer<br />
sind in den USA günstiger als in Europa.<br />
So klappt es <strong>mit</strong> Zoll und Versicherung!<br />
Oldtimerimport<br />
ohne Stress<br />
Wenn der Dollar schwächelt,<br />
das Britische Pfund kränkelt,<br />
also dann, wenn der Euro<br />
vergleichsweise stark ist, lohnt<br />
der Kauf in fernen Gefilden.<br />
Doch nicht immer ist der Import<br />
ganz einfach. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
zeigt, wie der Kauf im Ausland<br />
reibungslos klappt.<br />
Erst nach der Zollabfertigung und der Begleichung<br />
der Zollgebühren kann der importierte<br />
Klassiker in Deutschland zugelassen werden.<br />
Fotos: Stefan Viktor, Gamma_Man, Jörn Müller-Neuhaus
OLDTIMER IMPORTIEREN | 87<br />
Es gibt verschiedene Gründe, sich im Ausland<br />
nach einem Klassiker umzuschauen.<br />
Ein starker Euro ist nur einer davon: Auch<br />
die örtliche Marktlage kann von Vorteil sein. So<br />
wurden traditionell fast 50 Prozent aller Porsche<br />
911 oder Mercedes SL in die USA ausgeliefert.<br />
Angebot und Nachfrage regeln den Preis. In den<br />
Vereinigten Staaten ist der Markt größer als in<br />
Deutschland, der Preisvorteil also auf unserer<br />
Seite.<br />
Vor dem Kauf steht natürlich die Suche. Zeitschriften<br />
wie PRACTICAL Classics oder für<br />
USA-Importe das Anzeigenblatt „Hemmings“<br />
findet man in der Bahnhofsbücherei.<br />
Noch bequemer: das Internet. Seiten wie<br />
Hemmings.Com oder Autotrader.Co.UK, aber<br />
auch heimische Portale wie Mobile.de oder Autoscout24.de<br />
bieten eine große Auswahl. Doch<br />
ein unbesehener Kauf oder ein Spontankauf hat<br />
seine Tücken. Selbst dann, wenn man sich ausgesprochen<br />
gut <strong>mit</strong> diesem Typen auskennt.<br />
Wenn eine persönliche Besichtigung nicht möglich<br />
ist, sollte man vor Ort unbedingt nach einem<br />
vertrauenswürdigen Experten suchen, der das<br />
Wunschobjekt ausgiebig begutachtet, verlassen<br />
Sie sich nicht auf zweifelhafte Gutachten, die der<br />
Käufer vielleicht selbst anbietet!<br />
Wir flogen in die USA, um einen Porsche 911<br />
zu kaufen. Nach längerer Internetrecherche fiel<br />
Beim Import aus Nicht-EU-Ländern sind zehn<br />
Prozent Zoll und 19 Prozent Umsatzsteuer fällig.<br />
die Wahl auf eines der letzten echten Targa-Modelle<br />
der Baureihe 964. Das Auto steht in New<br />
Jersey, ist aus erster Hand und wurde 1991 von<br />
Carol und Barry im Werk Zuffenhausen abgeholt.<br />
Nach einem Kurzurlaub in Kitzbühel wurde<br />
der schwarze Elfer in die USA verschifft. Dort<br />
fuhr er 117.000 Meilen, bis wir kamen. Mit einem<br />
Mietwagen erreichen wir New Jersey. Das Paar<br />
<strong>mit</strong> Hund begrüßt die Besucher herzlich. „Wir<br />
haben ihn Bucky getauft, weil er über die Jahre<br />
viele Bucks, also Dollar verschlungen hat“, erzählt<br />
Carol. Der erste Blick: Der Exil-Zuffenhausener<br />
steht recht gut da. Kein Rost um den Scheibenrahmen<br />
vorn. Und bis auf die Klimaanlage<br />
funktioniert auch alles. Ein Blick in Koffer- und<br />
Motorraum: keine Unfallschäden. Die Front zeigt<br />
jedoch Steinschläge, die auf den Fotos im Internet<br />
nicht erkennbar waren. Auch die Delle neben<br />
dem linken Scheinwerfer war nicht zu sehen. Die<br />
Innenausstattung ist etwas verwohnt: Der rissige<br />
Fahrersitz wurde in Teilen schon mal neu bezogen,<br />
auf der Beifahrerlehne ist ein Fleck. Im Fond<br />
sind an der Hutablage und dem linken Sicherheitsgurt<br />
Kratzspuren, vom Familienhund, wie<br />
die Besitzer bestätigen. Zwischenbilanz nach der<br />
Probefahrt: Nicht ganz so schön wie auf den Fotos<br />
und nicht ganz so gut wie ein Ersthandwagen<br />
normalerweise aussieht. Aber: Der Motor läuft<br />
rund, das Getriebe ist knackig wie am ersten Tag<br />
– dieser Porsche ist unverbastelt und komplett.<br />
Zwischentitel<br />
Bei kühler Limonade im Haus zeigen Carol und<br />
Barry dann einen Stapel <strong>mit</strong> Rechnungen, Prospekten<br />
und die Originalquittung über 61.000<br />
US-Dollar. Ein Blick ins Scheckheft: Bis 45.000<br />
Meilen ist es beim Porsche-Dealer geführt worden,<br />
jeder Stempel im Wartungsheft ist locker<br />
Autokauf in der EU<br />
Wer seinen Traumwagen im europäischen Ausland<br />
findet, hat es vergleichsweise einfach.<br />
• Nach dem Kauf kann <strong>mit</strong> lokaler Zulassung und<br />
Nummernschildern die Fahrt in die Heimat beginnen<br />
– wenn der Vorbesitzer dies akzeptiert.<br />
• Falls das Auto abgemeldet ist, muss es meist auf<br />
einem Hänger oder Lkw transportiert werden. Denn:<br />
Deutsche Kurzzeitkennzeichen gelten nicht im Ausland<br />
(ein rotes 06er-Händlerkennzeichen dagegen<br />
schon).<br />
• Wer den Wagen <strong>mit</strong> einem örtlichen Exportkennzeichen<br />
nach Deutschland ausführen will, braucht in<br />
jedem Fall eine Versicherung (für Deutsche im Ausland<br />
schwierig). Entscheidend für die Zulassung:<br />
Das Certificate of Confor<strong>mit</strong>y, kurz CoC, gehört zum<br />
Fahrzeug. Bei jüngeren Modellen ein gelbes Datenblatt.<br />
Fehlt es, kann ein Markenhändler oder Importeur<br />
weiterhelfen. Falls dies nicht möglich ist, muss<br />
ein Einzelgutachten durch einen amtlich anerkannten<br />
Sachverständigen erstellt werden. Zoll und<br />
Steuern fallen beim Import aus der EU nicht an.<br />
1.000 Dollar wert. Die Preisverhandlungen sind<br />
zäh, 19.000 Dollar sind gefordert, wir bieten 17<br />
Riesen. Bedenkzeit, wir fahren ins Hotel. Am<br />
nächsten Tag rufen wir an:<br />
Nachdem alle Mängel nochmals<br />
taktisch aufgezählt sind,<br />
versprechen wir, wenn Bucky<br />
wieder in seiner schwäbischen<br />
Heimat ist, schicken wir ein Foto vom Wagen<br />
vorm neuen Porsche Museum. Schließlich bieten<br />
Autokauf außerhalb der EU<br />
Für die Zulassung<br />
müssen<br />
die Originalpapiere<br />
vorhanden<br />
sein, hier<br />
ein britisches<br />
„Logbook“<br />
(Kfz-Brief) und<br />
das „V5-Dokument“<br />
(Originalitätsnachweis).<br />
wir 17.500 Dollar, und Barry sagt: „Okay.“ Wir<br />
überweisen 13.500 Euro per Banktransfer (dauert<br />
etwa drei Tage). Nachdem das Geld gutgeschrieben<br />
ist, fahren wir zu Barry und Carol. Wir erhalten<br />
den Title, den amerikanischen Fahrzeugbrief.<br />
Ein letzter Blick, stimmt die Fahrgestellnummer<br />
auch? Klar für den Kaufvertrag. Im Internet finden<br />
wir eine Spedition, die den schwarzen<br />
Schwaben heimbringt. Auf schwimmenden<br />
Parkhäusern, RoRo-Schiffe genannt, kostet der<br />
Das amerikanische „Certificate of Title“<br />
entspricht dem deutschen Kfz-Brief.<br />
Generell gilt bei jedem Import aus einem Nicht-EU-<br />
Land:<br />
• Auf den Kaufpreis inklusive aller Transportkosten<br />
werden zehn Prozent Zoll fällig. Auf diesen Gesamtbetrag<br />
werden 19 Prozent Umsatzsteuer erhoben.<br />
• Ausnahme Sammlerfahrzeuge: Oldies, die den<br />
strengen Bestimmungen des Zolls standhalten, erhalten<br />
einen ermäßigten Abgabensatz von insgesamt<br />
sieben Prozent. Dies gilt allerdings nur für<br />
ganz wenige Fahrzeuge, die extrem selten oder besonders<br />
bedeutend sind. Infos dazu gibt jedes Zollamt<br />
und der ADAC.<br />
• Als Faustformel kann zum Kaufpreis rund ein Drittel<br />
addiert werden. Rechtlich kritisch, aber möglich:<br />
Oldtimer, die über Holland importiert werden, zahlen<br />
keinen Zoll.<br />
USA: Den Seetransport nach Deutschland besorgt<br />
eine lokale Spedition – entweder auf einem RoRo-<br />
Schiff (ca. 1.500 Dollar) oder im Container (ca.<br />
2.100 Dollar). Das Handling und die Verzollung am<br />
Zielhafen ist nichts für Laien. Örtliche Speditionen<br />
übernehmen diesen Service für ca. 400–500 Euro.<br />
• Hinzu kommen weitere Kosten für Ausladen, Handling<br />
und eine ratsame Transportversicherung.<br />
• Sicherheit durch Carfax: Wer mehr über das potenzielle<br />
Kaufobjekt wissen will, kontaktet Carfax (Carfax.com).<br />
Über die Fahrgestellnummer werden Besitzumschreibungen<br />
(Anzahl der Halter), Reparaturen,<br />
aber auch offene Rückrufe oder Unfallschäden<br />
aufgelistet. Der Service kostet rund 70 US-Dollar.<br />
• Importkalkulator: Ein praktisches Hilfs<strong>mit</strong>tel zur groben<br />
Kalkulation eines US-Imports ist dieser Online-<br />
Importkalkulator (www.carsfromusa.de/importkalkulator)<br />
Europa: Der Autokauf in der Schweiz (oder anderen<br />
Nicht-EU-Ländern) ist relativ einfach. Zur Überführung<br />
auf eigener Achse sind ein schweizerisches Zollkennzeichen<br />
und eine entsprechende Kurzzeitversicherung<br />
nötig.<br />
Infos: www.adac.de/infotestrat/fahrzeugkauf-undverkauf/import-export/default.aspx<br />
Und www.adac.de/_mmm/pdf/AOR_2011_Kap.7<br />
_43115.pdf
88 | KNOW-HOW<br />
England ist eine Fundgrube für ungewöhnliche<br />
Klassiker wie diesen Ford Cortina aus<br />
dem Ford-Werk in Dagenham.<br />
Zulassung in Deutschland<br />
Um den korrekt importierten Oldie in Deutschland<br />
zulassen zu können, müssen folgende Voraussetzungen<br />
erfüllt sein.<br />
• Die Fahrzeugpapiere und ein rechtlich einwandfreier<br />
Kaufvertrag müssen vorliegen. In Amerika ist das<br />
der „Title“, in Großbritannien das V5-Dokument, nur<br />
die dort eingetragene Person ist Eigentümer und<br />
kann den Wagen verkaufen.<br />
• Stammt das Fahrzeug aus einem Nicht-EU-Land,<br />
muss eine Zollunbedenklichkeitsbescheinigung vorgelegt<br />
werden.<br />
• Ist eine EU-Übereinstimmungsbescheinigung, ein CoC-<br />
Formular oder ein technisches Datenblatt des Herstellers<br />
vorhanden, ist bei Fahrzeugen nur eine Hauptuntersuchung<br />
nach § 29 StVZO für die Zulassung nötig.<br />
• Sind diese Papiere nicht vorhanden, hilft oft ein Kfz-<br />
Brief eines identischen Fahrzeuges weiter. In jedem<br />
Falle ist dann aber eine Vollabnahme nach<br />
§ 21StVZO nötig.<br />
ben den Gebühren sind noch Zoll und Einfuhrumsatzsteuer<br />
fällig, die vorab überwiesen werden<br />
müssen.<br />
Kalte Dusche beim Import<br />
Ein Anruf von Fenthols bringt dann Ernüchterung:<br />
„Ihr Auto ist hier, aber im Innenraum steht<br />
Der Import von Fahrzeugen aus EU-Ländern ist<br />
bei gebrauchten Fahrzeugen zollfrei.<br />
Wasser.“ Die Teppiche triefen, das Interieur ist<br />
grünlich verschimmelt. Die Batterie ist leer, alle<br />
Startversuche scheitern. Also: Abschleppen zum<br />
Hamburger Teil der Familie, Schaden begutachten.<br />
Diagnose: geöffnete Scheiben in Verbindung<br />
Technische Umrüstung<br />
Je nach den Bestimmungen des Importlandes<br />
müssen für die Zulassung eventuell Fahrzeugteile<br />
umgerüstet werden.<br />
• Beleuchtung: Bei englischen Autos müssen die<br />
Scheinwerfer auf deutschen Rechtsverkehr umgerüstet<br />
werden. Bei US-Wagen gar die Lichtschaltung,<br />
weil Positionslampen nicht erlaubt sind. Auch<br />
die Rücklichtgläser benötigen europäische E-Prüfzeichen.<br />
Ab bestimmten Baujahren sind technische<br />
Einrichtungen wie zum Beispiel Leuchtweitenregulierung<br />
der Frontlampen oder Nebelschlussleuchten<br />
Vorschrift.<br />
• Instrumente: Meilentachos müssen gegen Tachos<br />
<strong>mit</strong> Kilometerskala getauscht oder mindestens Kilometermarkierungen<br />
aufgebracht werden.<br />
• Weiterhin muss ein linker Außenspiegel montiert<br />
sein. Ebenfalls ratsam: ein Reifen-Check, da etwa<br />
auf amerikanischen Reifen meist keine Geschwindigkeitsklassen<br />
angegeben sind.<br />
Trip nach Hamburg etwa 1.500 Bucks. Wir entscheiden<br />
uns für den vermeintlich sicheren<br />
Transport im 20-Fuß-Container, in der der 911er<br />
für gut 2.100 Dollar seine Seereise antritt. Zur Sicherheit<br />
schließen wir eine Transportversicherung<br />
(350 US-Dollar) ab. Eine Mail des Shippers<br />
informiert über Verlade- und Ankunftstermin sowie<br />
den Schiffsnamen, „OCL-Netherlands“. Per<br />
GPS lässt sich über Vesseltracker.com die aktuelle<br />
Position des Frachters verfolgen. Nach anderthalb<br />
Wochen soll er in Hamburg landen. Da<br />
der Container im vollautomatisierten Terminal<br />
in Altenwerder abgeladen wird, benötigen wir<br />
noch eine lokale Spedition. Für rund 400 Euro<br />
transportieren die freundlichen Logistiker der<br />
Firma Fenthols den Container zu sich auf den<br />
Betriebshof und besorgen alle Formalitäten. Ne<strong>mit</strong><br />
heftigem Regen haben vermutlich den Innenraum<br />
geflutet. Folge: Kurzschluss, denn die<br />
elektronischen Steuergeräte sind beim 911 unter<br />
den Vordersitzen montiert. Wir schleppen den<br />
tropfenden Targa zu den Porsche-Spezialisten<br />
Oettinger & Wilde im Hamburgischen Bramfeld.<br />
Zwei Tage und einige gebrauchte Steuergeräte<br />
später läuft er wieder. Nach einer<br />
Grundreinigung kann man sich<br />
sogar wieder reinsetzen. Gut,<br />
dass wir eine Versicherung abgeschlossen<br />
haben! Doch die Regulierung<br />
ist zäh. Derweil fangen wir <strong>mit</strong> der<br />
Umrüstung für die deutsche Zulassung an. Beim<br />
964 bedeutet das: Scheinwerfer tauschen (pro<br />
Stück 200 Euro), dann ist noch der Umbau des<br />
Leuchtbandes im Heck für die Nebelschlusslampen<br />
nötig (Kabelsatz gebraucht für 40 Euro). Zudem<br />
muss die Lichtschaltung umgesteckt und<br />
müssen die US-typischen Positionslampen abgeklemmt<br />
werden. Das Ganze erledigen wir in<br />
Eigenregie. Der Sicherheit wegen montieren wir<br />
schließlich noch neue Reifen. Macht zusammen<br />
1.000 Euro.<br />
Zeit für die Bilanz<br />
Kaufpreis, Transport, Versicherung, Handling,<br />
Zoll, Steuer, Umrüstkosten und TÜV machen gut<br />
21.500 Euro, bis der 911er in Deutschland zugelassen<br />
ist. Weil er 1991 schon in Deutschland gemeldet<br />
war, brauchen wir kein 120-Euro-Datenblatt<br />
von Porsche. Der aktuelle Wert liegt bei<br />
25.000 Euro, das klingt nach einem guten Geschäft<br />
– den Wasserschlag nicht <strong>mit</strong>gerechnet.<br />
Doch ob die Versicherung den Schaden wirklich<br />
reguliert und in welchem Umfang, ist bis heute<br />
noch offen. Demnächst fahren wir jedenfalls<br />
nach Zuffenhausen und machen ein Foto von<br />
Bucky am Porsche Museum. Das haben wir Carol<br />
und Barry ja schließlich versprochen.<br />
Stefan Viktor
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90<br />
Service & Ratgeber<br />
WORKSHOP | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
TÜRBOLZEN LÖSEN<br />
Ungeschützte, außen liegende<br />
Scharniere wie hier<br />
beim Käfer sind rostanfällig<br />
und sollten regelmäßig<br />
geschmiert werden.<br />
Video auf<br />
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Verrostete Türscharniere gängig machen<br />
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Rezepte gegen<br />
klemmende Türen<br />
Tür auf. Tür zu. So funktioniert das normalerweise. Bei unrestaurierten Oldies und Scheunenfunden<br />
sind Türen jedoch manchmal widerspenstig: Die Scharniere sind schwergängig oder festgerostet!<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt Methoden, die Türbolzen schonend und ohne weitere Schäden zu lösen.<br />
Viele haben es schon erlebt: Ein Oldtimer<br />
hat längere Zeit gestanden, womöglich im<br />
Freien oder in einer feuchten Garage.<br />
Beim Versuch, die Türen zu öffnen, bewegen diese<br />
sich nur knirschend oder gar nicht. Wer jetzt<br />
kräftig zieht, produziert schnell weitere Schäden<br />
wie ein verbeultes Türblatt oder eine verzogene<br />
Türsäule. Besonders verbreitet ist dieses Problem<br />
bei Oldies <strong>mit</strong> außen liegenden Scharnieren wie<br />
dem Käfer oder frühen Minis. Wir zeigen, wie Sie<br />
die Türen wieder funktionsfähig machen können.<br />
Türscharniere, egal ob außen oder innen liegend,<br />
sind immer nach demselben Prinzip aufgebaut.<br />
Eine am Fahrzeug angebrachte Halterung<br />
<strong>mit</strong> einem oder zwei Augen greift in zwei<br />
Augen des Gegenstückes. Die Augen dienen zur<br />
Aufnahme des Scharnierbolzens. Der Bolzen ist<br />
meist aus gehärtetem Stahl und etwas konisch<br />
geformt, da<strong>mit</strong> er nicht herausrutschen kann. Da<br />
die Türscharniere in der Regel aus normalem<br />
Stahl gefertigt sind, entsteht zwischen den beiden<br />
Metallen elektrolytische Korrosion. Sind die<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Häufig erhält man von<br />
Gleichgesinnten den Tipp,<br />
den Bolzen zu durchbohren,<br />
um die Spannung herauszunehmen<br />
und ihn dann herauszuschlagen.<br />
Das funktioniert allerdings nur, wenn der<br />
Türbolzen aus normalem Stahl ist. Ist er jedoch<br />
aus gehärtetem Stahl, klappt das in<br />
den meisten Fällen nicht: Auch gehärtete<br />
Bohrer erhitzen sich dann meist so stark,<br />
dass sie stumpf werden oder gar abbrechen.<br />
Scharniere nicht ausreichend geschmiert, rosten<br />
die Scharniere und der Stahlbolzen zusammen.<br />
Im schlimmsten Fall bewegt sich das Scharnier<br />
gar nicht mehr. Und wenn das auch so bleibt,<br />
nachdem Sie die Scharniere ausgiebig <strong>mit</strong> einen<br />
Rostlöser wie Caramba behandelt haben, wird<br />
es Zeit für etwas kontrollierte Gewalt.<br />
Vergewissern Sie sich vor jeder weiteren Aktion<br />
zuerst, in welche Richtung der Türbolzen<br />
ausgetrieben werden soll. Oft wird der obere<br />
Scharnierbolzen nach oben ausgetrieben und der<br />
untere Bolzen nach unten. Beim Versuch, einen<br />
Bolzen verkehrt herum herauszutreiben, kann er<br />
sich erst richtig festsetzen, da sich die konische<br />
Form des Bolzens verklemmt.<br />
Türbolzen herausschlagen<br />
Manchmal können festgerostete Bolzen durch<br />
einige gezielte Schläge gelöst werden. Um den<br />
Fotos: KayMacKenneth
TÜRBOLZEN LÖSEN | 91<br />
TÜRBOLZEN HERAUSSCHLAGEN: TÜRBOLZEN LÖSEN IN DREI EINFACHEN SCHRITTEN<br />
1 2 3<br />
Im ersten Schritt schlagen Sie <strong>mit</strong> einem<br />
Körner in kleines Loch in den Türbolzen.<br />
So kann später der Treibdorn nicht abrutschen<br />
und Beschädigungen an Blech und<br />
Lackierung verursachen.<br />
Nachdem der störrische Türbolzen einige<br />
Zeit <strong>mit</strong> Rostlöser behandelt wurde, versuchen<br />
Sie, <strong>mit</strong> einem Treibdorn und kontrollierten<br />
Hämmerschlägen vorsichtig,<br />
den Bolzen zu lösen.<br />
Wenn der Türbolzen sich löst, kann er entweder<br />
<strong>mit</strong> dem Treibdorn komplett ausgetrieben<br />
oder am herausstehenden<br />
Bolzenteil <strong>mit</strong> einer Zange angefaßt und<br />
heraus gezogen werden.<br />
Bolzen anfänglich etwas zu lösen, beginnt man<br />
vorsichtig <strong>mit</strong> einem Körner. Ein normaler Treibdorn<br />
kann bei jedem Schlag abrutschen und das<br />
Türblatt oder den benachbarten Kotflügel beschädigen.<br />
Mit einem Körner treibt man ein Loch<br />
in den Bolzen, dann hat der Treibdorn einen besseren<br />
Halt. Ein paar kräftige Schläge zeigen bereits,<br />
ob der Bolzen zu lösen ist und ob Bewegung<br />
ins Spiel kommt. Funktioniert dies nicht,<br />
kommen andere Wege infrage.<br />
Türbolzen ausdrücken<br />
Bei innen liegenden Türscharnieren ist oft nicht<br />
genug Platz, um <strong>mit</strong> einem Hammer den Scharnierbolzen<br />
zu erreichen. In solchen Fällen muss<br />
ein besonderes Werkzeug eingesetzt werden.<br />
Früher gab es dafür Türbolzenausdrücker, die<br />
man heute kaum mehr zu findet. Daher muss<br />
man sich anderweitig behelfen und einen normalen<br />
Abzieher zum Ausdrücker umfunktionieren.<br />
Dazu wird der Gewindedorn des Abziehers<br />
an einer Drehbank so abgedreht, dass der Gewindedorn<br />
an der Spitze genau die Breite des<br />
Türbolzens hat. Es schadet nicht, diesen Ausdrücker<br />
etwa 0,5 bis einen Millimeter im Durchmesser<br />
kleiner zu machen als den Türbolzen, da<strong>mit</strong><br />
sich der Ausdrücker nicht im Scharnierauge festfrisst.<br />
Nun wird der Abzieher wieder zusammengebaut.<br />
Mit einem Körner wird dann der Türbolzen<br />
<strong>mit</strong>tig markiert, da<strong>mit</strong> der Gewindedorn des<br />
Abziehers auf dem Bolzen Halt findet. Das<br />
Scharnier wird vorher <strong>mit</strong> etwas Rostlöser eingesprüht.<br />
Die beiden Greifarme des Abziehers werden<br />
über das Scharnier gesetzt und der Gewindedorn<br />
Türscharnierbolzen sind meist konisch, prüfen Sie<br />
deshalb, in welche Richtung sie herausrutschen.<br />
auf den Bolzen gespannt. Nun kann der zum<br />
Ausdrücker umfunktionierte Abzieher <strong>mit</strong> einer<br />
Ratsche gespannt werden. Lassen Sie zuvor den<br />
Rostlöser einwirken. Eventuell wiederholen Sie<br />
diesen Vorgang an mehreren Tagen. Der Bolzen<br />
steht durch den Ausdrücker unter Spannung, und<br />
eventuell löst sich der Bolzen schlagartig nach<br />
der Einwirkung des Rostlösers.<br />
Sollte sich der Türbolzen immer noch nicht<br />
rühren, kann das Scharnier zunächst <strong>mit</strong> einem<br />
Heißluftföhn etwas erhitzt werden. Den Lack an<br />
der Türe schützen Sie durch ein dickes Stück<br />
Blech, das davor gehalten wird: Das Scharnier<br />
kann leicht nachlackiert werden. Lassen Sie während<br />
des Erhitzens den Ausdrücker unter Spannung.<br />
Durch das Erhitzen dehnt sich das Material<br />
des Scharniers aus. Da der Bolzen massiv ist und<br />
die Augen etwas dünner, dehnen sich die Augen<br />
mehr aus als der Bolzen. Die Folge: Der Bolzen<br />
lockert sich und rutscht weiter. Nun reicht es normalerweise,<br />
den Bolzen <strong>mit</strong> einer Gripzange zu<br />
greifen und herauszuziehen.<br />
Um den Bolzen noch leichter<br />
zu lösen, kann bei konstanter<br />
Erhitzung der äußeren Augen<br />
der Bolzen innen <strong>mit</strong> einem<br />
Schockrostlöser abgeschreckt werden.<br />
Schockrostlöser, wie zum Beispiel von Caramba,<br />
sind eiskalt und kühlen den Bolzen schlagartig<br />
ab. Die Folge ist, dass sich der Bolzen zusammenzieht<br />
und leichtgängig wird.<br />
Hitze hilft immer<br />
Hilft das leichte Erhitzen <strong>mit</strong> dem Heißluftföhn<br />
nicht weiter, kann das Scharnier auch <strong>mit</strong> einer<br />
Autogen-Schweißflamme stark erhitzt werden.<br />
Diese Methode funktioniert in drei Viertel aller<br />
Fälle. Durch das extreme Erhitzen des Schar-<br />
TÜRBOLZEN MIT DEM ABZIEHER HERAUSDRÜCKEN: DIE SANFTE TOUR FÜR SCHWERE FÄLLE<br />
1 2 3<br />
Drehen Sie den Gewindedorn<br />
eines möglichst kompakten<br />
Abziehers so ab, dass sein<br />
Durchmesser etwas geringer<br />
als der des Türbolzens ist.<br />
Auch hier schlagen<br />
Sie <strong>mit</strong> dem Körner<br />
ein Loch, da<strong>mit</strong> der<br />
Gewindedorn nicht<br />
abrutschen kann.<br />
Der Abzieher wird auf das<br />
Scharnier gesetzt und der Gewindedorn<br />
auf den Bolzen.<br />
Nun wird der Abzieher <strong>mit</strong><br />
einer Ratsche gespannt.<br />
4<br />
Da<strong>mit</strong> der Bolzen sich leichter löst,<br />
sollte er vorher einige Zeit <strong>mit</strong> Rostlöser<br />
behandelt worden sein. Wenn das<br />
Scharnier <strong>mit</strong> einem Föhn erhitzt wird,<br />
löst sich der Bolzen einfacher.
92 | WORKSHOP<br />
Innen liegende Scharniere<br />
sind oft <strong>mit</strong> Farbresten<br />
zugesetzt, und häufig ist<br />
sehr wenig Platz, um an<br />
dem Scharnier arbeiten<br />
zu können.<br />
HITZE HILFT: HITZE UND TRENNSCHEIBE SIND DIE LETZTEN MITTEL.<br />
1 2<br />
Mit einem Heißluftfön lassen sich verkrustete<br />
Farbschichten ablösen. Wichtig<br />
bei der Arbeit <strong>mit</strong> großer Wärme: Schützen<br />
Sie den benachbarten Lack <strong>mit</strong> einem<br />
dicken Blech vor der Hitze!<br />
3<br />
Wenn der Platz es zulässt, wird das Scharnier<br />
erhitzt und dann der Bolzen <strong>mit</strong><br />
einem Treibdorn ausgeschlagen oder der<br />
Abzieher aufgesetzt und solange gespannt,<br />
bis der Bolzen sich bewegt.<br />
Wenn der Heißluftfön nicht genug Hitze<br />
produziert, um den Türbolzen vom Scharnierauge<br />
zu lösen, erhitzen Sie das Scharnier<br />
vorsichtig <strong>mit</strong> der Flamme eines<br />
Autogen-Schweißgerätes.<br />
4<br />
Wenn sich nichts bewegt, bleibt als letzter<br />
Schritt das Aufschneiden des Scharnierauges<br />
<strong>mit</strong> einer Trennscheibe. Tragen Sie<br />
dabei unbedingt eine Schutzbrille und<br />
schützen Sie den Lack vor Funkenflug!<br />
niers dehnt es sich entsprechend stark aus. Achtung:<br />
Jetzt dürfen Sie auf keinen Fall den<br />
Schockrostlöser einsetzen! Das Scharnier ist glühend<br />
heiß und würde bei einem solchen Temperaturschock<br />
eventuell zerbersten, da bei einer<br />
solchen drastischen Abkühlung gehärteter Stahl<br />
zum Splittern neigt. Tragen Sie beim Erhitzen in<br />
jedem Falle eine Schutzbrille und hitzefeste<br />
Handschuhe.<br />
Solange das Scharnier noch heiß ist, kann <strong>mit</strong><br />
einem Treibdorn oder <strong>mit</strong> dem Ausdrücker der<br />
Bolzen ausgetrieben werden, der auf das Scharnier<br />
aufgesetzt wird, solange es heiß ist. Wird der<br />
Abzieher dann unter Spannung gesetzt, löst sich<br />
normalerweise der Scharnierbolzen.<br />
Letzte Hilfe Winkelschleifer<br />
Bei außen liegenden Scharnieren ist es kein Problem,<br />
zu noch effektiveren Hilfs<strong>mit</strong>teln zu greifen.<br />
Bei innen liegenden Scharnieren wird es nun<br />
wirklich schwierig. Man kann nur noch versuchen,<br />
die Türe <strong>mit</strong> Kraftaufwand zu öffnen, und<br />
hoffen, dabei keine größeren Folgeschäden an<br />
der Türsäule oder der Karosserie zu verursachen.<br />
Sind die Scharniere zugänglich, folgt als<br />
letzter Ausweg der Griff zur Trennscheibe. Die<br />
Scharnieraugen und der Bolzen werden <strong>mit</strong> einer<br />
Trennscheibe ausgeschnitten. Achten Sie darauf,<br />
dass der Schnitt so angesetzt wird, dass das am<br />
Rahmen befestigte Scharnierteil anschließend<br />
leicht zugängig ist, um es schweißen zu können.<br />
Durch das Trennen des Scharniers und des Bolzens<br />
wird die Spannung des Scharniers komplett<br />
gelöst, und der Bolzen lässt sich nun <strong>mit</strong> ein paar<br />
leichten Schlägen austreiben. Der Türbolzen ist<br />
allerdings unbrauchbar und muss durch einen<br />
neuen Türbolzen ersetzt werden.<br />
Scharnier schweißen<br />
Der Schnitt im Scharnier muss natürlich <strong>mit</strong> dem<br />
Schweißgerät wieder geschlossen werden. Dazu<br />
wird in die Bolzenführung ein Rundholz aus Bu-
TÜRBOLZEN LÖSEN | 93<br />
TÜRSCHARNIER SCHWEISSEN: AM BESTEN KLAPPT DIES BEI KOMPLETT AUSGEBAUTEN SCHARNIEREN<br />
1 2 3<br />
Schieben Sie einen in Leinöl oder flüssigem<br />
Bienenwachs getränkten Holzstab<br />
<strong>mit</strong> dem Durchmesser des Türbolzens<br />
durch das Scharnierauge. So wird der<br />
Durchmesser beim Schweißen erhalten.<br />
Der Spalt im Scharnier wird nun <strong>mit</strong><br />
Schweißpunkten wieder verschlossen.<br />
Das kann entwender <strong>mit</strong> dem Autogen-<br />
Schweißgerät passieren oder <strong>mit</strong> einem<br />
Schutzgasschweißgerät.<br />
che <strong>mit</strong> dem entsprechenden Durchmesser des<br />
Bolzens eingesetzt. Das Rundholz wurde vorher<br />
in Leinenöl oder heißem flüssigen Bienenwachs<br />
getaucht, da<strong>mit</strong> es beim Schweißen nicht verbrennt.<br />
Nun wird der Schnitt im Scharnier zugeschweißt.<br />
Das Holz dient dazu, den korrekten Innendurchmesser<br />
zu erhalten. Idealerweise wird<br />
die Lücke <strong>mit</strong> einem entsprechenden Fülldraht<br />
autogen geschweißt. Der Spalt im Scharnier lässt<br />
sich natürlich auch <strong>mit</strong> einem Schutzgas-<br />
Schweißgerät <strong>mit</strong> ein paar aneinandergesetzten<br />
Schweißpunkten schließen. Die Schweißnähte<br />
werden anschließend <strong>mit</strong> einer Fächerscheibe<br />
Die Schweißnähte an den Scharnieraugen<br />
werden dann <strong>mit</strong> einem Winkelschleifer<br />
plan geschliffen. Wenn Schweißschmelze<br />
in das Auge gelangt ist, wird diese ausgebohrt<br />
oder <strong>mit</strong> einer Ahle ausgeschliffen.<br />
auf einem Winkelschleifer plan geschliffen.<br />
Wenn trotz des getränkten Holzes Schweißschmelze<br />
in das Auge gelaufen ist, wird diese entsprechend<br />
ausgebohrt oder <strong>mit</strong> einer Ahle ausgeschliffen.<br />
Der neue Bolzen kann nun eingesetzt<br />
werden, und die Türe schwenkt wieder ohne Widerstand<br />
auf und zu. Kay MacKenneth<br />
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94<br />
Service & Ratgeber<br />
RATGEBER | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
Wechselkennzeichen<br />
Optisch ist das deutsche Wechselkennzeichen sogar<br />
an zukünftigen Youngtimern ein Fremdkörper.<br />
Vielleicht doch eine Alternative?<br />
Wechselkennzeichen:<br />
Das müssen Sie wissen!<br />
Am Anfang stand ein Traum: Wie schön wäre es, wenn die Politik den Weg freimachen würde für ein<br />
Wechselkennzeichen nach Schweizer Vorbild. Seit dem 1. Juli 2012 ist das Wechselkennzeichen da!<br />
Ob und welche Vorteile es für Oldtimerbesitzer bringt, hat <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> für Sie recherchiert.<br />
So sollte es sein: Nach Schweizer Vorbild<br />
würden zwei Fahrzeuge eines Halters auf<br />
ein Nummernschild angemeldet werden<br />
können. Die Kraftfahrzeugsteuer und am besten<br />
auch die Versicherung sollten danach nur für ein<br />
Fahrzeug, nämlich das jeweils teurere anfallen.<br />
So zumindest hätte die unverfälschte Kopie des<br />
eidgenössischen Modells ausgesehen. Das erschien<br />
logisch, es kann ja auch immer nur eins<br />
von beiden Fortbewegungs<strong>mit</strong>teln am Straßenverkehr<br />
teilnehmen. Und auch in Österreich wird<br />
ein entsprechendes Modell seit Jahren erfolgreich<br />
praktiziert. Doch wer gedacht hatte, der Finanzminister<br />
würde einfach so auf vermeintliche<br />
Steuermillionen verzichten, sah sich getäuscht.<br />
Immerhin sind in den beiden Nachbarländern je<br />
etwa zehn Prozent der Fahrzeuge <strong>mit</strong> einem<br />
Wechselkennzeichen zugelassen. Der Überlieferung<br />
nach wird Wolfgang Schäuble – angesprochen<br />
auf das Wechselkennzeichen – ohnehin<br />
sinngemäß <strong>mit</strong> dem Ausspruch „Das ist doch alles<br />
Quatsch“ in Verbindung gebracht. Und so<br />
wurde das Wechselkennzeichen <strong>mit</strong> dem 1. Juli<br />
2012 unter Beibehaltung der vollen Steuerpflicht<br />
für beide Fahrzeuge eingeführt.<br />
Das sind die Fakten<br />
Obwohl die Ausgestaltung des deutschen Wechselkennzeichens<br />
die Erwartungen vieler nicht erfüllt,<br />
lohnt sich ein Blick auf die Fakten. Pro<br />
Kennzeichen dürfen zwei Fahrzeuge der gleichen<br />
EU-Klasse <strong>mit</strong> einer Nummer zugelassen werden,<br />
wobei natürlich nur eines der beiden Fahrzeuge<br />
auf öffentlichen Verkehrswegen benutzt<br />
werden darf. Die infrage kommenden Gruppierungen<br />
teilen sich dabei wie folgt auf:<br />
• Klasse M: Pkw bis neun Personen und Wohnmobile<br />
• Klasse L: Motorräder, Leichtkrafträder sowie<br />
leichte Quads und Trikes.<br />
• Klasse 01: Anhänger bis 750 Kilogramm Gesamtgewicht.<br />
Da<strong>mit</strong> kann ein „normaler“ Pkw und ein Fahrzeug<br />
<strong>mit</strong> H-Kennzeichen ein Wechselkennzeichen<br />
erhalten, allerdings ist es nicht möglich, einen<br />
Pkw und etwa ein Motorrad <strong>mit</strong> einem<br />
Wechselkennzeichen zu nutzen. Es gibt darüber<br />
hinaus noch weitere mehr oder weniger kleine<br />
Einschränkungen.<br />
• Die Nummernschildabmessungen müssen<br />
identisch sein: An beiden Fahrzeugen muss dieselbe<br />
einzeilige oder eine zweizeilige Ausführung<br />
angebracht werden können.<br />
• Ein Wechselkennzeichen kann nicht <strong>mit</strong> einer<br />
Saisonzulassung kombiniert werden.<br />
• Der Gesetzgeber lässt mehrere Wechselkennzeichen<br />
pro Person zu, schränkt diese allerdings<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen, ADAC
WECHSELKENNZEICHEN | 95<br />
Diese Grafik zeigt sehr anschaulich,<br />
welche Fahrzeuge<br />
<strong>mit</strong> dem Wechselkennzeichen<br />
fahren dürfen.<br />
auf überwiegend private Fahrten ein und<br />
schließt so gewerbliche Nutzung aus.<br />
Auf ein Wechselkennzeichen können Alltagsautos<br />
und Pkw <strong>mit</strong> H-Kennzeichen angemeldet werden.<br />
Problemfall Wunschkennzeichen<br />
Eine sehr ärgerliche Nebenerscheinung verbirgt<br />
sich hinter den Durchführungsdetails der Kennzeichenvergabe,<br />
die es sehr schwermachen,<br />
Wunschkennzeichen zu verwenden. Unser Beispiel<br />
stellt das klar: Hinter der Wechselkombination<br />
MS WF 10 2 und MS WF 10 4 verbirgt sich<br />
nicht das Kennzeichen MS WF 10 <strong>mit</strong> zwei Zusätzen,<br />
sondern die beiden Nummern MS WF<br />
102 und MS WF 104, bei denen jeweils die letzte<br />
Zahl auf den fest am Fahrzeug anzubringenden<br />
Block rückt. Für jede Kombination sperrt die lokale<br />
Straßenverkehrsbehörde zudem einen ganzen<br />
Zehnerblock. Wird also die oben angeführte<br />
Kombination vergeben, bekommt kein anderer<br />
Verkehrsteilnehmer ein Nummernschild <strong>mit</strong> den<br />
Ziffern von WF 101 bis WF 109 – nicht einmal<br />
derselbe Halter bei Vergabe einer weiteren Kombination!<br />
Zudem ist die Gesamtanzahl der Zeichen<br />
auf dem Wechselteil des Nummernschildes<br />
auf maximal sechs li<strong>mit</strong>iert.<br />
Die Kosten für den Erhalt eines Wechselkennzeichens<br />
variieren. Ein Kennzeichensatz schlägt<br />
<strong>mit</strong> etwa 110 Euro zu Buche. Hinzu kommen die<br />
Gebühren der Zulassungsstelle (für Münster<br />
26,80 Euro pro Auto plus eventuell 6,00 Euro pro<br />
Wunschkennzeichenzuteilung). Für zwei Paar<br />
Schilderhalter sind zusammen etwa 20 Euro zu<br />
kalkulieren.<br />
So funktioniert es<br />
Das Wechselkennzeichen besteht aus insgesamt<br />
sechs Teilen: Je Fahrzeug gibt es zwei kleine Zusatzschilder<br />
(etwa „2“ und „4“), die vorne und<br />
hinten an den Fahrzeugen fest montiert werden.<br />
Das eigentliche Nummernschild<br />
wird jeweils am gefahrenen<br />
Fahrzeug befestigt.<br />
Das Kennzeichen ist durch<br />
ein eingepresstes „W” als<br />
Wechselkennzeichen erkennbar.<br />
Es versteht sich von selbst, dass ein unvollständiges<br />
Wechselkennzeichen bußgeldbewehrt<br />
ist: Es fallen bis zu 50 Euro und ein Punkt in<br />
Flensburg an. Bedeutend unangenehmer ist die<br />
Das kleine Kennzeichen rechts verbleibt am<br />
Wagen, das große Kennzeichen wechselt.<br />
Tatsache, dass jenes Fahrzeug, das nicht das<br />
Hauptnummernschild trägt, auf öffentlichen<br />
Straßen, Parkplätzen und dergleichen nicht abgestellt<br />
werden darf. Ein privater Stellplatz muss<br />
also vorhanden sein. Auch hier würde natürlich<br />
ein Bußgeld fällig, sollte der freundliche Verkehrsüberwacher<br />
dieses Vergehen entdecken (40<br />
Euro)!<br />
Das sagen die Versicherungen<br />
Ob sich das Wechselkennzeichen unter diesen<br />
Voraussetzungen überhaupt etablieren kann,<br />
hängt jetzt maßgeblich von den Versicherern ab:<br />
Sind die bereit, <strong>mit</strong> entsprechenden Konditionen<br />
attraktive Angebote zu schaffen? Eine stichprobenartige<br />
Telefonumfrage unter den zehn größten<br />
Versicherern zeigte, dass die Unternehmen<br />
sehr unterschiedliche Tarife für das Wechselkennzeichen<br />
anbieten, wobei nicht alle Versicherer<br />
antworteten.<br />
• Der ADAC bietet Nachlässe bis zu 40 Prozent<br />
auf beide Verträge. Jedes Fahrzeug wird individuell<br />
berechnet. So kann zum Beispiel ein<br />
Fahrzeug vollkasko- und das andere nur teilkaskoversichert<br />
sein.<br />
• Bei der Allianz winken zwölf Prozent Nachlass<br />
pro Vertrag.<br />
• Die DEVK gewährt bis zu 25 Prozent Beitragsnachlass<br />
und ist unter bestimmten Voraussetzungen<br />
bereit, die Schadenfreiheitsklasse (SF-<br />
Klasse) des ersten Fahrzeugs auch für das zweite<br />
Fahrzeug anzurechnen.<br />
• Die HUK-Coburg gewährt zehn Prozent pro<br />
Fahrzeug.
96 | RATGEBER<br />
INTERVIEW<br />
Das sagt der Fachmann<br />
Carsten Canenbley von der Osnabrücker Kanzlei<br />
Canenbley und Canenbley hat sich seit Jahren auf<br />
Old- und Youngtimerrecht spezialisiert.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Gibt es nach dem Wegfall der<br />
Steuerermäßigung überhaupt eine Zielgruppe, die<br />
in der jetzigen Form vom Wechselkennzeichen profitiert?<br />
Gehören auch Besitzer von Klassikern dazu?<br />
Carsten Canenbley: Ich glaube nicht. Ohne Steuervergünstigung<br />
bleibt nur der Vorteil der theoretisch<br />
günstigeren Versicherungsprämie. Die meisten<br />
Old- und Youngtimerhalter nutzen aber schon<br />
günstige Oldtimerversicherungen. Zudem wird die<br />
Gestaltung des Wechselkennzeichen von vielen<br />
Oldtimerfahrern nicht geschätzt. Gerade Old- und<br />
Youngtimerfahrer sind besonders auf das äußere<br />
Erscheinungsbild ihrer Autos bedacht, wozu auch<br />
das Kennzeichen zählt. Das zeigt nicht zuletzt die<br />
Diskussion um die Wiedereinführung der alten<br />
DIN-Kennzeichen. Die Wechselkennzeichen nehmen<br />
zudem mehr Platz ein.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Was raten Sie dem durchschnittlichen<br />
Klassikerbesitzer?<br />
Carsten Canenbley: Aus meiner Sicht ist für den<br />
Oldtimer- und Youngtimerbesitzer das Saisonoder<br />
H-Kennzeichen sinnvoller. Das Wechselkennzeichen<br />
bietet im Vergleich keine Kostenersparnisse<br />
oder andere Vorteile, sondern hat eher Nachteile.<br />
Finanzielle (Versicherungs-)Vorteile sind lediglich<br />
denkbar, wenn sich mehrere Oldtimer ein<br />
Wechselkennzeichen teilen.<br />
Rechtsanwalt Carsten Canenbley,<br />
Tel.: (0541) 2 69 92, www.youngtimer-recht.de<br />
So sehen die drei<br />
möglichen Wechselkennzeichenformate<br />
aus.<br />
• Die LVM gibt in der Kfz-Haftpflicht 20 Prozent<br />
und in der Vollkasko zehn Prozent Rabatte auf<br />
den Normaltarif.<br />
• Die Zurich gibt bis zu 40 Prozent Rabatt.<br />
• Keine Rabatte geben VHV und R + V.<br />
Das jeweils ruhende Fahrzeug ist versichert,<br />
wenn es ordnungsgemäß geparkt ist und zumindest<br />
eine Teilkaskoversicherung hat. Entsteht also<br />
zum Beispiel ein Hagelschaden am Wagen,<br />
der gerade ohne Kennzeichen auf dem privaten<br />
Grundstück steht, kommt der Versicherer auch<br />
für diesen Schaden auf.<br />
Viele Versicherer bieten jedoch nicht unwesentliche<br />
Rabatte für Zweitwagen an und machen<br />
da<strong>mit</strong> ihren eigenen Tarifen für Wechselkennzeichen<br />
Konkurrenz. Ob es nämlich bei Zulassung<br />
<strong>mit</strong> einem Wechselkennzeichen eine<br />
größere Ersparnis gibt als bei dem Zweitwagen -<br />
angebot, ist in jedem Fall durch Vergleichsangebote<br />
zu klären.<br />
Bisher eher ein Flop<br />
Die LVM, als nach eigenem Bekunden fünftgrößter<br />
Kfz-Versicherer in Deutschland, hatte bis Ende<br />
September lediglich 27 Versicherungen für<br />
Wechselkennzeichen (= 54 Kfz) abgeschlossen.<br />
Würde man diese Zahl auf ganz Deutschland<br />
hochrechnen, ergäbe sich rein rechnerisch eine<br />
Anzahl von derzeit lediglich 675 Wechselkennzeichen.<br />
Die für die Stadt Münster (etwa 260.000<br />
Einwohner) zuständige Zulassungsbehörde bestätigte<br />
für denselben Zeitraum die Vergabe einer<br />
einzigen Kombination.<br />
Fazit<br />
Der Fairness halber muss man klarstellen, dass<br />
die Einführung der Wechselkennzeichen nicht<br />
<strong>mit</strong> Blick auf die Besitzer klassischer Fahrzeuge<br />
geschah. Eigentlich sollten vor allem der Automobilhandel<br />
und die Hersteller profitieren. Die<br />
Bundesregierung möchte die Nutzung mehrerer<br />
Fahrzeuge erleichtern und einen Anreiz zum<br />
Kauf eines umweltfreundlichen Zweitfahrzeuges,<br />
etwa eines Elektroautos, geben. Und hier<br />
gaben bei ersten Befragungen mehr als ein Drittel<br />
an, sich aufgrund des Wechselkennzeichens<br />
sehr wahrscheinlich ein neues Fahrzeug zulegen<br />
zu wollen. Auch diese Aussagen basierten allerdings<br />
auf der steuersparenden und nicht umgesetzten<br />
Ursprungsversion.<br />
Für Oldtimer <strong>mit</strong> H-Zulassung ist<br />
das Wechselkennzeichen<br />
keine Alternative,<br />
denn die derzeitigen<br />
Oldtimertarife<br />
sind <strong>mit</strong> Sicherheit<br />
günstiger. Unter Umständen<br />
können zwei<br />
Einzelversicherungen<br />
preiswerter sein als ein<br />
hoher Nachlass beim<br />
Wechselkennzeichentarif.<br />
Ob sich das neue Format als<br />
Alternative etwa zum Sai -<br />
sonkennzeichen durchsetzen<br />
kann, ist auch eine Frage der individuellen<br />
Nutzung. Ist eine<br />
Nutzung über die Winterperiode<br />
sicher auszuschließen, können<br />
auch hohe Rabatte beim Wechselkennzeichen<br />
wohl nicht <strong>mit</strong>halten.<br />
Bodo Wistinghausen
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Neuerungen, die für sich sprechen:<br />
■ Tierbiss unbegrenzt, Folgeschäden bis 3.000 Euro<br />
■ Kraftfahrzeughaftpflicht 15 Millionen Euro je geschädigte Person<br />
■ Beitragsfreier Ausland-Schaden-Schutz<br />
■ Grobe Fahrlässigkeit ist <strong>mit</strong>versichert<br />
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und Friedrichshafen.
98<br />
Service & Ratgeber<br />
WORKSHOP | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
HARDYSCHEIBEN ANFERTIGEN<br />
Video auf<br />
Am häufigsten sind Hardyscheiben<br />
an den Kardenwellengelenken zu<br />
finden, um dort Antriebseinflüsse<br />
zu absorbieren.<br />
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So wird der Antriebsstrang wieder vibrationsfrei<br />
Hardyscheiben selbst<br />
gemacht<br />
Hardyscheiben werden an<br />
Kardanwellen, an der Lenkung<br />
und anderen drehenden Wellen<br />
verbaut, um Drehmomentspitzen,<br />
Stöße und Vibrationen auszugleichen.<br />
Für die meisten Klassiker<br />
sind neue Hardyscheiben als Ersatzteil<br />
verfügbar. Falls nicht,<br />
können sie auch in der Heimwerkstatt<br />
<strong>mit</strong> wenig Aufwand nachgefertigt<br />
werden. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
zeigt, wie’s geht.<br />
Eine verschlissene Hardyscheibe erkennt<br />
man am porösen oder brüchigen Gummi.
HARDYSCHEIBEN ANFERTIGEN | 99<br />
VORBEREITEN DER GUSSFORM: DIE ALTE HARDYSCHEIBE DIENT ALS MUSTER FÜR DIE GUSSFORM<br />
1 2<br />
Die Stahlbüchsen, die in die Hardyscheibe<br />
einvulkanisiert werden,<br />
kann man aus einem passenden<br />
Rohr und Scheiben schweißen.<br />
Als Basis für die Hardyscheibe dient eine Metallplatte,<br />
auf der Schrauben im Abstand der<br />
Befestigungslöcher befestigt werden. Die<br />
Umrandung schließt die Form ab.<br />
3<br />
Die alte Hardyscheibe wird auf die Schrauben<br />
aufgesetzt und dient als Vorlage für die<br />
Negativ-Gussform, die in zwei Teilen aus Silikon-Gussmasse<br />
hergestellt wird.<br />
4<br />
Wenn die alte Hardyscheibe an ihrem Platz ist, wird die Zweikomponenten-Silikonmasse<br />
vorsichtig so in die Form eingefüllt,<br />
dass die Hardyscheibe komplett davon umgeben ist.<br />
5<br />
Nach dem Gießen der zweiten, oberen Form wird diese nach dem<br />
Aushärten der Silikonmasse vorsichtig abgezogen. Danach werden<br />
die beiden Hälften zusammengefügt, und die Form ist fertig.<br />
Hardyscheiben finden sich an Pkw in erster<br />
Linie an Antriebswellen wie Kardanwellen<br />
bei Fahrzeugen <strong>mit</strong> Frontmotor und<br />
Heckantrieb und an der Lenkung zwischen Lenkrad<br />
und Lenkgetriebe. Der nur in der deutschen<br />
Sprache verwendete Name „Hardyscheibe“ geht<br />
zurück auf den britischen Erfinder John Leslie<br />
Hardy, der sich die Konstruktion seines Gewebescheibengelenks<br />
1938 patentieren ließ. Bevor<br />
John Leslie Hardy seine geniale Idee hatte, gab<br />
es nur textile Gewebescheibengelenke, die keine<br />
lange Lebensdauer hatten. Mit Hardys Erfindung<br />
der „flexible joint disc“ wurde die Antriebstechnik<br />
zuverlässiger und langlebiger.<br />
Hardyscheiben kommen immer dann zum Einsatz,<br />
wenn leichte Fluchtabweichungen und<br />
Drehmomentstöße bei sich drehenden Wellen<br />
abgefangen werden müssen. Mehrere Stahlbuchsen<br />
sind durch Textilfäden so umschlungen, dass<br />
jeweils um zwei nebeneinander liegende Buchsen<br />
ein Wickelpaket angebracht ist. Die Stahlbuchsen<br />
<strong>mit</strong> den Wickelpaketen werden anschließend in<br />
Gummi „einvulkanisiert“. Hardyscheiben finden<br />
sich zum Beispiel an den Gelenken der Kardanwelle<br />
und verbinden bei Kraftfahrzeugen <strong>mit</strong><br />
Heckantrieb das Getriebe <strong>mit</strong> dem Differenzial.<br />
Da das Getriebe <strong>mit</strong>samt dem Motor relativ starr<br />
<strong>mit</strong> dem Fahrzeugrahmen verbunden ist und das<br />
Differenzial Teil der beweglichen Hinterachse ist,<br />
müssen die entstehenden Bewegungen der Hinterachse,<br />
hervorgerufen durch Fahrbahnstöße<br />
und -unebenheiten, ausgeglichen werden.<br />
In der Regel hat eine Gelenkwelle mindestens<br />
zwei Gelenke, die durch eine Hardyscheibe <strong>mit</strong>einander<br />
verbunden sind. Die Elastizität der Hardyscheibe<br />
ermöglicht beim Durchfedern der<br />
Hinterachse eine geringe Winkeländerung in der<br />
Hardyscheiben unterliegen im Fahrbetrieb hohen<br />
Kräften und sollten regelmäßig geprüft werden.<br />
Gelenkwelle. Durch die geringe Veränderung des<br />
Abstandes zwischen Getriebe und Hinterachse<br />
beim Durchfedern muss außer der Winkeländerung<br />
auch eine Bewegung der Gelenkwelle in<br />
axialer Richtung möglich sein. Hardyscheiben<br />
ermöglichen einen Beugungswinkel bis zu fünf<br />
Grad und eine mechanische<br />
Verschiebung von bis zu 1,5<br />
Millimetern. Erhöht wird die<br />
Flexibilität durch sogenannte<br />
3-Arm-Flansche.<br />
Hardyscheiben unterliegen im Fahrbetrieb<br />
sehr hohen Kräften. Daher sollten sie regelmäßig<br />
überprüft werden. Besonders der Gummi bei<br />
Aufbau einer Hardyscheibe: links die Buchsen<br />
<strong>mit</strong> der Gewebewicklung aus Polyesterfaden,<br />
rechts die fertige Hardyscheibe.
100 | WORKSHOP<br />
NEUE HARDYSCHEIBE HERSTELLEN: VOR DEM GIESSEN MUSS DIE GEWEBEEINLAGE GEWICKELT WERDEN.<br />
1 2<br />
Die Metallplatte <strong>mit</strong> den Schrauben,<br />
die später die Position der Buchsen<br />
festlegen, ist der Ausgangspunkt für<br />
das weitere Vorgehen.<br />
Die Schrauben werden <strong>mit</strong> einem Textilfaden<br />
aus Polyester so umwickelt, wie es hier<br />
zu sehen ist. Der Textfaden sollte einen<br />
Durchmesser von 0,3–0,5 Millimeter haben.<br />
3<br />
Das fertige Gewebegebinde wird in die Gussform<br />
eingesetzt. In der Zeichnug sieht man<br />
noch einmal, wie die Wicklungen erfolgen<br />
sollten, da<strong>mit</strong> die Hardyscheibe funktioniert.<br />
4<br />
Die neue Scheibe wird aus einem Zweikomponenten-Polyurethan<br />
gegossen. Dabei ist es wichtig, das exakte Mischungsverhältnis<br />
einzuhalten, da<strong>mit</strong> die Gussmasse aushärtet.<br />
5<br />
Es dauert etwa 24 Stunden, bis die neue Hardyscheibe vollständig<br />
ausgehärtet ist. Erst dann kann sie vorsichtig aus der Gussform entnommen<br />
und am Fahrzeug eingebaut werden.<br />
Hardyscheiben verliert über die Jahre den darin<br />
befindlichen Weichmacher, und das Material<br />
wird spröde und brüchig. Solche Scheiben können<br />
zum einen brechen, zum anderen verlieren<br />
sie die Funktion durch die fehlende Flexibilität,<br />
was sich mechanisch auf die Getriebe auswirken<br />
kann.<br />
Schon <strong>mit</strong> bloßem Auge können Sie an einem<br />
solchen Gelenk Abnutzungserscheinungen leicht<br />
erkennen. Heute werden Hardyscheiben auch<br />
aus dem beständigeren Polyurethan hergestellt.<br />
Nachfertigung – Form herstellen<br />
In der Regel erhält man für die meisten Klassiker<br />
im Fachhandel Nachfertigungen der originalen<br />
Hardyscheiben. Was aber, wenn eine Hardyscheibe<br />
für ein seltenes Fabrikat nicht mehr erhältlich<br />
ist? Dann fertigt man selber Ersatz! Das<br />
ist problemlos möglich, solange eine unzerstörte<br />
Hardyscheibe vorhanden ist.<br />
Als Basis und Grundblech wird eine Metallplatte<br />
zugeschnitten, die dazu dient, die Schrauben<br />
zu halten, auf der die Buchsen gehalten<br />
werden. Die Buchsen können an der Drehbank<br />
nachgefertigt oder aus einem Stahlrohr und entsprechenden<br />
Stahlscheiben hergestellt werden.<br />
Wichtig ist die Übereinstimmung des Durchmessers<br />
der Stahlbuchsen zum Original und die<br />
Größe der Abschlussscheiben. Auf die vorbe -<br />
reiteten Schrauben, die <strong>mit</strong> dem Grundblech fixiert<br />
sind, wird die alte Hardyscheibe aufgesetzt<br />
und <strong>mit</strong> Trenn<strong>mit</strong>tel vorbereitet. Um die Hardyscheibe<br />
wird noch eine Wand aus Pappe oder<br />
Holz gezogen, die als Begrenzung für die Gussform<br />
dient. Dann kann von der alten Hardy -<br />
scheibe eine zweiteilige Silikongussform erstellt<br />
werden.<br />
Zuerst wird die untere Hälfte der Gussform aus<br />
Silikon hergestellt. Silikon ist ein Zweikomponentenkunststoff,<br />
der aus einer Rohmasse und dem<br />
Vulkanisat besteht. In einem Rührbecher werden<br />
die Rohmasse und der Vulkanisator <strong>mit</strong>einander<br />
angemischt. Das Mischungsverhältnis muss unbedingt<br />
eingehalten werden, da andernfalls eventuell<br />
die Masse nicht ausvulkanisiert und flüssig<br />
bleibt. Das angerührte Silikon wird so in die Gussform<br />
eingefüllt, dass sich das Material komplett<br />
um die Hardyscheibe herum verteilt.<br />
Um eine Gussform für neue Hardyscheiben herzustellen,<br />
dient eine alte Hardyscheibe als Muster.<br />
Sobald das Material vulkanisiert ist, wird die<br />
Form nochmals <strong>mit</strong> Trenn<strong>mit</strong>tel behandelt, da<strong>mit</strong><br />
sich die beiden Silikonhälften auch sicher<br />
trennen. Nun kann die zweite Hälfte aus Silikon<br />
gegossen werden. Zwei auf der Hardyscheibe<br />
<strong>mit</strong>tig angebrachte Plastilinsäulen dienen später<br />
als Einfülllöcher für die Gummimasse. Auch hier<br />
wird die flüssige Silikonmasse über die noch offen<br />
liegende Hardyscheibe gegossen. Sobald die<br />
Silikonmasse vollständig ausgehärtet ist, kann<br />
die zweiteilige Gussform geöffnet werden.<br />
Nachfertigung – Hardyscheibe bauen<br />
Im nächsten Zug wird die untere Gusshälfte über<br />
die Schrauben gelegt. Die vorbereiteten Buchsen<br />
werden auf die stehenden Schrauben gesetzt.<br />
Muttern und aufgesetzte Abstandshalter fixieren<br />
die Schrauben an der Oberseite. Nachdem die<br />
Buchsen nun fixiert sind, werden jeweils zwei gegenüberliegende<br />
Buchsen <strong>mit</strong> Textilfaden umwickelt.<br />
Am besten eignet sich Polyesterfaden <strong>mit</strong><br />
0,3 bis 0,5 Millimeter Stärke und zehn bis 15 Metern<br />
Länge. Zuerst einmal auf der unteren Seite.<br />
Sind die ersten Paare gewickelt, werden versetzt<br />
die nächsten paarweise angeordneten Buchsen<br />
gewickelt. So ergibt sich, dass alle Buchsen mindestens<br />
einmal paarweise <strong>mit</strong>einander gewickelt<br />
sind. Der Textilfaden wird jeweils am Ende der<br />
Wicklung <strong>mit</strong> einem Tropfen Sekundenkleber fixiert.<br />
Nun wird der letzte<br />
Durchgang gewickelt. Diese<br />
Wicklungen erfolgen wieder<br />
an den Buchsenpaaren<br />
aus dem ersten Wicklungsdurchgang.<br />
Das Textilgewebe ist nun fertig.<br />
Nun kann die obere Gusshälfte aufgesetzt werden.<br />
Die Gussform ist jetzt fertig und bereit für<br />
den Guss aus Gummi oder Polyurethan. Wir verwenden<br />
in unserem Fall Polyurethan, da dieser<br />
wesentlich beständiger ist und mechanisch stabiler.<br />
Zweikomponenten-Polyurethan der Shore-<br />
Härte 6 erhält man von der Firma Weicom. Die<br />
beiden Polyurethan-Komponenten werden im<br />
vorgeschriebenen Verhältnis vermischt und in<br />
die Gussform gegossen.<br />
Achten Sie darauf, dass die Masse möglichst<br />
luftblasenfrei ist. Eventuell muss die Masse geschüttelt<br />
werden und die auftretenden Luftbläschen<br />
über einen Deckel <strong>mit</strong> angeschlossenem
HARDYSCHEIBEN ANFERTIGEN | 101<br />
HARDYSCHEIBE AUS LEINEN: LEICHT HERZUSTELLEN, ABER NICHT SEHR LANGLEBIG.<br />
1<br />
Schneiden Sie zwei Metallscheiben im selben Durchmesser der<br />
alten Hardyscheibe zu. Das große innere Loch wird <strong>mit</strong> einem<br />
Kegelbohrer auf das richrige Maß gebracht.<br />
2<br />
Im zweiten Schritt werden die Löcher für die Befestigungsschrauben<br />
gebohrt. Da<strong>mit</strong> die Löcher exakt gebohrt werden können,<br />
sollte die Position vorher <strong>mit</strong> dem Körner fixiert werden.<br />
3 4<br />
Die fertige Metallscheibe dient dann als<br />
Schablone für die Leinenscheiben. Die<br />
Anzahl der Leinenscheiben muss die gleiche<br />
Stärke erreichen wie beim Original.<br />
Die Löcher der Leinenscheiben können<br />
<strong>mit</strong> einer Silhouettenschere ausgeschnitten<br />
werden. Exakter werden sie, wenn<br />
man sie <strong>mit</strong> einer Lochstanze herstellt.<br />
5<br />
Danach werden die Leinenscheiben und<br />
die Metallscheiben gebündelt. Dann kann<br />
die neue Gewebe-Hardyscheibe wieder an<br />
ihrem Platz eingebaut werden.<br />
Staubsauger abgesaugt werden. Nach etwa 24<br />
Stunden ist die PU-Masse ausgehärtet. Die Form<br />
kann nun geöffnet und die fertige Hardyscheibe<br />
entnommen werden.<br />
Achten Sie beim Einbau der Hardyscheibe darauf,<br />
dass die Schrauben immer abwechselnd<br />
eingesetzt werden. Der Schraubenkopf zweier<br />
nebeneinander liegender Schrauben darf niemals<br />
in dieselbe Richtung zeigen. Dies sorgt für<br />
eine ausgewogene Gewichtsverteilung. Die Kronenmuttern<br />
auf der gegenüberliegenden Seite<br />
werden <strong>mit</strong> einem Splint gesichert.<br />
Hardyscheiben aus Leinen<br />
Um Lenkungen zu dämpfen, sind am Umlenkpunkt<br />
der Lenkung, also den Kardangelenken,<br />
meistens Hardyscheiben verbaut. Bei früheren<br />
Fahrzeugen aus den 20er- bis in 50er-Jahre hinein<br />
bestehen diese aus mehreren Lagen dickem<br />
Leinen. Da sich über die Jahre Öl und Schutz in<br />
diesem Leinen ansammelt, verharzt das Leinen<br />
und wird dadurch hart und unflexibel.<br />
Um eine solche Hardyscheibe zu überholen,<br />
muss sie komplett ausgebaut werden. Auf der einen<br />
Seite der Hardyscheibe sitzt eine Metallscheibe<br />
zur Unterstützung. Wenn die Maße abgenommen<br />
sind, wird diese Scheibe aus Blech<br />
nachgefertigt. Mit einem Kegelbohrer wird das<br />
<strong>mit</strong>tlere Loch ausgefräst. Die Schraubenlöcher<br />
werden zuerst <strong>mit</strong> einem Körner angesetzt, dann<br />
<strong>mit</strong> einem dünnen Bohrer vorgebohrt. Dann werden<br />
<strong>mit</strong> dem entsprechenden Bohrer die Löcher<br />
auf das richtige Maß gebohrt. Mit einem Kegelfräser<br />
werden die scharfen Kanten beseitigt und<br />
die äußeren Kanten abgeschliffen.<br />
Durch Öl und Schmutz werden Gewebe-Hardyscheiben relativ schnell hart und unflexibel.<br />
Die alte Scheibe ist nur noch als Vorlage für die Nachfertigung zu gebrauchen.<br />
Stoffscheiben stanzen<br />
Die angefertigte Scheibe dient nun auch als Vorlage<br />
für die Leinenscheiben. Zuerst werden so<br />
viele Stoffscheiben ausgeschnitten wie benötigt.<br />
Danach zeichnet man anhand der Blechvorlage<br />
die Ausschnitte ein. Diese können entweder <strong>mit</strong><br />
einer Silhouettenschere ausgeschnitten, besser<br />
jedoch <strong>mit</strong> einer Lochstanze erzeugt werden. Mit<br />
einer Lochstanze können auf einer harten Unterlage<br />
und <strong>mit</strong> ein paar Hammerschlägen sehr<br />
einfach perfekte kreisrunde Ausschnitte ausgestanzt<br />
werden.<br />
Die gefertigten Leinenscheiben werden nun<br />
gebündelt und <strong>mit</strong> dem Blechscheiben beidseitig<br />
abgesichert. Danach kann die neue Gewebe-<br />
Hardyscheibe wieder an ihrem Platz in der Lenkung<br />
eingebaut werden.<br />
Kay MacKenneth
102<br />
Service & Ratgeber<br />
KNOW-HOW | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
DIE RICHTIGE RALLYE-AUSSTATTUNG<br />
Das brauchen Sie für Oldtimerrallyes<br />
Rallyes leicht gemacht<br />
Immer mehr Oldtimerfreunde nehmen an Oldtimerrallyes teil. Auch wer nur dabei ist, um tolle Landschaften<br />
und Gleichgesinnte kennenzulernen, kommt meist voll auf seine Kosten. Wer jedoch ein<br />
wenig Ehrgeiz hat, sollte wissen, was ein Chinese ist und wie man einen Durchschnitt errechnet.<br />
Über 1.000 Oldtimerveranstaltungen werden<br />
jedes Jahr alleine in Deutschland<br />
durchgeführt, schätzen Szene-Insider.<br />
Hunderte davon sind Veranstaltungen <strong>mit</strong> mehr<br />
oder weniger sportlichem Charakter wie Orientierungsfahrten,<br />
Gleichmäßigkeitsrallyes oder<br />
Geschicklichkeitsprüfungen, bei wieder anderen<br />
geht es hauptsächlich um die Freude am Fahren<br />
<strong>mit</strong> Gleichgesinnten. Etwas Know-how und ein<br />
paar Hilfs<strong>mit</strong>tel und Zusatzgeräte sind bei eher<br />
sportlich orientierten Events jedoch sinnvoll.<br />
Welche Veranstaltung soll es sein?<br />
Bevor Sie nun jedoch ein Anmeldeformular ausfüllen<br />
und das Nenngeld überweisen, sollten Sie<br />
wissen, welche Veranstaltungsarten Sie erwarten<br />
können. Wir nennen die wichtigsten.<br />
• Touristische Fahrten. Der ADAC hat für diese<br />
Events den aus den 30er-Jahren stammenden<br />
Begriff „Oldtimerwandern“ wiederbelebt. Hier<br />
stehen die Freude am stressfreien Fahren, an der<br />
Landschaft und am abendlichen Beisammensein<br />
auf dem Programm. Gefahren wird per Karte<br />
oder Roadbook <strong>mit</strong> Weganweisungen ohne Zeitvorgaben<br />
und meist nur spielerischen Aufgaben,<br />
Meine erste Rallye<br />
Wenn Sie die folgenden Dinge beachten, brauchen<br />
Sie vor Oldtimerrallyes keinen Respekt haben und<br />
werden <strong>mit</strong> Sicherheit viel Spaß haben, auch wenn<br />
Sie nicht gleich gewinnen!<br />
• Das gehört ins Cockpit: (Funk)-Uhr, Landkarten,<br />
Stifte, flexible Leseleuchte.<br />
• Diese Geräte sollten Sie dabeihaben: kalibrierter<br />
Tripmaster, mindestens 1 Stoppuhr<br />
• Stellen Sie vor der Veranstaltung Ihre Uhr nach der<br />
„Rallyezeit“ des Veranstalters.<br />
• Der Beifahrer liest das Roadbook und gibt dem<br />
Fahrer die Anweisungen zu Fahrtrichtungen und<br />
Entfernungen.<br />
• Jede Fahrtanweisung im Roadbook wird abgehakt,<br />
sowie sie gefahren wurde, um Fehler und Missverständnisse<br />
zu vermeiden.<br />
• Kommunikation: Fahrer und Beifahrer sollten vorab<br />
klären, wie die Ansagen erfolgen: Zeiten abwärts<br />
oder aufwärts zählen, klare Ansagen („rechts nach<br />
100 Metern!“ „Noch zehn Sekunden bis zur Lichtschranke<br />
– langsamer fahren!“)<br />
wie das Auffinden bestimmter Kirchtürme oder<br />
das Beantworten von Fragen. Man sollte hierfür<br />
lediglich das Lesen von Karten beziehungsweise<br />
des „Roadbooks“ beherrschen. Die Ausfahrten<br />
vieler Oldtimerclubs, aber auch große Veranstaltungen<br />
wie die mehrtägige „ADAC Trentino<br />
Classic“ gehören in diese Kategorie.<br />
• Orientierungsfahrt. Wer als Insider gelten möchte,<br />
sagt nur kurz „Ori“. Hier geht es darum, eine<br />
vorgegebene Strecke zu fahren. Die Fahrtanweisungen<br />
werden in einem Roadbook dokumentiert,<br />
die möglichst fehlerfrei absolviert werden<br />
müssen. Die Anweisungen folgen meist dem<br />
Schema „nach xx Metern links abbiegen, dann<br />
nach weiteren xx Metern an der Hauptstraße<br />
scharf rechts Richtung xyz“. Für diese Art von<br />
Veranstaltung ist ein Wegstreckenzähler sehr<br />
nützlich, der gefahrene Entfernungen in Zehnoder<br />
100-Meter-Schritten anzeigt.<br />
Eine zweite Variante ist das Fahren nach Kartenabschnitten.<br />
Hierbei erhält das Team einen Satz<br />
Karten, auf jeder Karte gibt es einen Eingangs- und<br />
einen Ausgangspunkt. Die Strecke dazwischen<br />
muss man selbstständig finden und dabei Zeitvorgaben<br />
einhalten, bestimmte Kontrollpunkte anfah-<br />
Fotos: Archiv Müller-Neuhaus, Prestel + Gemmer
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Was bei einer Rallye<br />
benutzt werden darf:<br />
Prüfen Sie unbedingt, welche<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel der Veranstalter<br />
zulässt. Bei Oldtimerrallyes dürfen moderne<br />
elektronische Rallye-Instrumente, Computer,<br />
Smartphone-Apps oder Digitaluhren oft nicht<br />
verwendet werden oder nur in besonderen Klassen.<br />
Welche Geräte benutzt werden dürfen, finden<br />
Sie in der Ausschreibung der Veranstaltung.<br />
Handwerkszeug<br />
für Rallye-Teilnehmer:<br />
Zeit -<br />
tabelle,Road -<br />
book, Stopp -<br />
uhren, bunte<br />
Markierstifte.<br />
ren und eventuell auch zusätzliche Aufgaben lösen.<br />
Dies ist die klassische Form der Rallye, wie sie in<br />
den 50er- und 60er-Jahren etwa bei der Rallye<br />
Monte Carlo üblich war.<br />
• Gleichmäßigkeitsrallye. Kombiniert die Wegführung<br />
durch ein Roadbook <strong>mit</strong> Aufgaben, bei denen<br />
es darum geht, definierte Strecken in vorgegebenen<br />
Zeiten zu fahren.<br />
Die Aufgabe kann darin bestehen, eine bestimmte<br />
Strecke in einer bestimmten Zeit zu fahren,<br />
zu einer exakt vorgegebenen Zeit an einem<br />
Ziel einzutreffen oder eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
zu fahren. Das klingt einfacher<br />
als es ist, denn es kann um Zehntel- oder<br />
gar Hundertstelsekunden gehen. Zusätzlich zum<br />
Wegstreckenzähler ist jetzt mindestens eine<br />
exakte Stoppuhr unverzichtbar.<br />
Die meisten Veranstaltungen sind Gleichmäßigkeitsrallyes,<br />
wobei es hier große Unterschiede<br />
gibt. Events wie der Altmühltal ClassicSprint, die<br />
10-Seen-Rallye oder die Südtirol Classic bieten<br />
den Teilnehmern auf der Strecke zehn bis 20<br />
kurze Gleichmäßigkeitsprüfungen, während<br />
Schwergewichte wie etwa die Bavaria Historic<br />
auf etwa 700 Rallyekilometern weit über 100, oft<br />
ineinander verschachtelte Zeitprüfungen durchführen<br />
– das artet dann schon in Arbeit aus!<br />
• Ghymkana. In England sehr beliebt, sind diese<br />
Geschicklichkeitsturniere in Deutschland eher<br />
selten. Dabei werden das Fahrkönnen und die<br />
Geschicklichkeit geprüft, etwas das exakte Einparken,<br />
das möglichst genaue Heranfahren an ein<br />
Hindernis, Slalomdurchfahrten oder Ähnliches.<br />
Bei vielen Oldtimerrallyes werden allerdings gelegentlich<br />
einzelne Geschicklichkeitsaufgaben<br />
eingebaut, um für Abwechslung zu sorgen.<br />
Wenn Sie nicht sicher sind, was sich hinter dem<br />
verheißungsvollen Namen einer Veranstaltung<br />
verbirgt, werfen Sie einen Blick in die Ausschreibung<br />
oder sprechen Sie den Veranstalter auf den<br />
Charakter seiner Rallye an, bevor Sie sich anmelden.<br />
Denn Nenngeld ist immer Reuegeld, wird also<br />
nicht zurückgezahlt bei einer Nichtteilnahme!<br />
Das korrekte Rallye-Equipment<br />
Manche für Rallyes vorbereitete Oldtimer sehen<br />
aus, als habe der Besitzer ein Flugzeug-Cockpit<br />
eingebaut: Da prangen diverse Stoppuhren, zwei<br />
oder gar drei Wegstreckenzähler, Leselampen,<br />
Stifte, Instrumente zum Errechnen oder Anzeigen<br />
von Durchschnitten – sogar Helme <strong>mit</strong> Gegensprechanlagen<br />
für Fahrer und Beifahrer hat<br />
man schon gesehen bei Oldtimerrallyes! Das ist<br />
natürlich Overkill und nur sinnvoll, wenn man<br />
bei anspruchsvollen Veranstaltungen <strong>mit</strong> vielen<br />
Prüfungen <strong>mit</strong> großem Ehrgeiz antritt: Mehrere<br />
Stoppuhren sind hilfreich, wenn zwei oder mehr<br />
Zeitprüfungen direkt aufeinander folgen oder gar<br />
ineinander verschachtelt sind, Leuchten helfen,<br />
Roadbooks und Karten im Dunkeln zu lesen. Für<br />
Otto-Normal-Rallyefahrer sind ein Wegstreckenzähler<br />
(Tripmaster), zwei Stoppuhren und eventuell<br />
ein Schnittcomputer absolut ausreichend.<br />
Wegstreckenzähler oder Tripmaster<br />
Diese Geräte zeigen die gefahrene Strecke in<br />
Schritten von zehn Metern an. Nur da<strong>mit</strong> können<br />
Entfernungsangaben im Roadbook à la „nach<br />
Bei Oldtimerrallyes kommt es nicht auf die<br />
Geschwindigkeit an, sondern auf Genauigkeit.<br />
150 Metern rechts“ exakt befolgt werden, denn<br />
die Kilometerzähler im Tacho sind meist ungenau<br />
und zeigen als kleinste Einheit 100 Meter an.<br />
Ein Tripmaster wird mechanisch über die Tachowelle<br />
oder durch einen Induktivgeber angesteuert<br />
und so kalibriert, dass er gefahrene Entfernungen<br />
anzeigt. Je nach Gerät beträgt die Genauigkeit<br />
bis zu einem Meter auf 1.000 Meter<br />
Strecke. Mit einer Taste stellt man beim Erreichen<br />
der geforderten Entfernung den Tripmaster<br />
WAS BEDEUTET NOCH MAL …?<br />
wieder auf null, der weiterläuft und die Entfernung<br />
zur nächsten Abzweigung misst. Man unterscheidet<br />
mechanische Tripmaster ohne Elektronik,<br />
halb elektronische und voll elektronische<br />
Geräte.<br />
Die berühmtesten mechanischen Tripmaster<br />
sind der Halda TripMaster <strong>mit</strong> einer und der Halda<br />
TwinMaster <strong>mit</strong> zwei „Rollen“. Als Rolle bezeichnet<br />
man die mechanischen Zählwerke für<br />
die Entfernungsmessung. Kalibriert<br />
wird ein Halda durch Auswechseln<br />
von kleinen Zahnrädern,<br />
die im Gerät die Anpassung<br />
der Wellendrehung auf die tatsächliche<br />
Entfernung übernehmen. Halda-Geräte<br />
werden seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut,<br />
genießen Kultstatus und sind extrem teuer: 3.000<br />
Euro und mehr werden für funktionsfähige Geräte<br />
gezahlt!<br />
Halb elektronische Geräte besitzen mechanische<br />
Zählwerke, werden jedoch durch einen<br />
elektronischen Impulsgeber <strong>mit</strong> Informationen<br />
versorgt. Solche Geräte kosten einen Bruchteil<br />
eines Halda: Ein „Brantz Retrotrip“ oder der<br />
Die wichtigsten Fachbegriffe erklärt:<br />
• … Roadbook. Die Streckenbeschreibung. Enthält<br />
alle Angaben, die nötig sind, um die vorgesehene<br />
Strecke zu finden. Zur Orientierung werden<br />
meist „Chinesenzeichen“ verwendet, ganz selten<br />
auch die schwieriger zu lesenden „Fischgräten“.<br />
• … Chinesenzeichen. Besteht aus einer Zeichnung,<br />
die den Streckenverlauf (links, rechts, geradeaus<br />
etc.) angibt und ist immer <strong>mit</strong> einer kurzen<br />
Beschreibung und einer Entfernungsangabe<br />
kombiniert. Im Roadbook wird jede Fahrtanweisung<br />
<strong>mit</strong> einem „Chinesen“ dargestellt.<br />
• … Fischgrätenrallye. Besteht aus einer Linie,<br />
die senkrecht von unten nach oben verläuft. An<br />
dieser Linie sind die Situationen der Route beschrieben.<br />
Im Gegensatz zu Chinesen zeigt die<br />
Fischgräte den Weg an, den die Teilnehmer nicht<br />
einschlagen dürfen. Die Linien links und rechts<br />
neben der senkrechten Linie beschreiben die<br />
Straßen, die nicht befahren werden dürfen. Diese<br />
Angaben sind ohne Orientierung. (Winkel und<br />
Krümmung). Der Beginn der Fischgräte wird genau<br />
angegeben.<br />
• … Tripmaster. Wegstreckenzähler, der je nach<br />
Gerät bis auf zehn Meter exakt die gefahrene<br />
Strecke anzeigt.
104 | KNOW-HOW<br />
Doppelspiel: Dieser Porsche-Fahrer<br />
übertreibt: Ein Tripmaster und<br />
zwei Stoppuhren sind meist genug.<br />
Durchschnittstabelle/Schnittrechner<br />
Bei einer Gleichmäßigkeitsprüfung können unterschiedliche<br />
Aufgaben gestellt werden. Um sie<br />
erfolgreich zu absolvieren, sind mindestens eine<br />
Stoppuhr und ein Wegstreckenzähler nötig. Einfacher<br />
wird es <strong>mit</strong> einer Schnitttabelle oder einem<br />
Schnittcomputer. Meist muss dabei eine bestimmte<br />
Strecke <strong>mit</strong> einer vorgegebenen Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
gefahren werden. Beispiel:<br />
200 Meter <strong>mit</strong> exakt 37,5 Stundenkilometern.<br />
Um diesen Schnitt halten zu können, muss<br />
man wissen, wie viel Meter man in einer Sekunde<br />
zurücklegt. Nutzt man eine Schnitttabelle,<br />
muss man manuell ausrechnen, wie viel Sekunden<br />
man für die Strecke benötigt und dann die<br />
gefahrene Zeit konstant <strong>mit</strong> der gefahrenen Strecke<br />
abgleichen. Der Schnittcomputer erledigt<br />
das Rechnen und den Abgleich automatisch, der<br />
Fahrer muss „nur“ noch die Vorgaben vom<br />
Schnittcomputer exakt <strong>mit</strong> Gaspedal und Bremse<br />
umsetzen!<br />
brandneue „RallyeMaster“ des deutschen Herstellers<br />
Prestel + Gemmer kosten ab 400 Euro<br />
und sind zudem noch einfacher, nämlich über<br />
DIP-Schalter kalibrierbar.<br />
Voll elektronische Geräte wie der „Brantz International“<br />
zeigen die Entfernung digital an und<br />
er<strong>mit</strong>teln die Entfernung per Impulsgeber, elektronisch<br />
oder per GPS. Sie interessieren uns hier<br />
nicht, weil sie bei Klassikerrallyes fast immer verboten<br />
sind.<br />
Stoppuhren und Zeituhr<br />
Zu Rallye-Ausstattung gehört eine genau gehende<br />
Zeituhr, am besten eine Funkuhr, sowie mindestens<br />
eine Stoppuhr. Analoge Stopper sind<br />
zwar optisch echte Klassiker, aber <strong>mit</strong> digitaler<br />
Anzeige fährt es sich genauer – nur bei ganz wenigen<br />
Rallyes sind digitale Stopper tabu. Mit der<br />
Stoppuhr werden bei Zeitprüfungen die letzten<br />
Sekunden beziehungsweise Sekundenbruchteile<br />
heruntergezählt, bis man die Zeitnahme am Kontrollpunkt<br />
durchfährt. Außerdem wird eine<br />
Links: klassischer<br />
Halda TripMaster,<br />
Unten: der neue<br />
RallyeMaster von<br />
Prestel Gemmer.<br />
Stoppuhr benötigt, um bei Gleichmäßigkeitsprüfungen<br />
gefahrene Geschwindigkeit und Strecken<br />
abzugleichen, dazu jedoch gleich mehr.<br />
Die (Funk-)Uhr ist nötig, um geforderte Ankunfts-<br />
oder Abfahrtszeiten exakt einhalten zu<br />
können. Gleichen Sie vor oder beim Start Ihre<br />
Ein Halda TripMaster ist Kult, aber extrem teuer,<br />
moderne Geräte sind preiswerter und exakter.<br />
Uhr <strong>mit</strong> der „Rallyezeit“ des Veranstalters ab, die<br />
verbindlich ist: Selbst wenn diese falsch ist, richten<br />
sich alle Zeitangaben während der Veranstaltung<br />
nach dieser Zeit.<br />
DURCHSCHNITT BERECHNEN<br />
Um Gleichmäßigkeitsprüfungen erfolgreich<br />
zu absolvieren, hilft ein einfacher Dreisatz.<br />
Nötige Zeit berechnen: Strecke x<br />
60/Schnittvorgabe = Zeit in Minuten<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit berechnen:<br />
Strecke x 60/Zeitvorgabe = km/h<br />
Dabei gilt: Strecke in Kilometer, Schnitt in<br />
km/h, Zeitvorgabe in Minuten<br />
Weitere Hilfs<strong>mit</strong>tel<br />
Um das rallyetaugliche Cockpit zu komplettieren,<br />
fehlen nun noch einige Kleinigkeiten:<br />
• Taschenrechner. Hilft, Zeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
schnell und exakt zu<br />
errechnen.<br />
• Karten in größtmöglichem Maßstab. Sind unbezahlbar,<br />
wenn man sich trotz Roadbook verfährt<br />
und neu orientieren muss.<br />
• Schreibstifte, Notizblock, farbige<br />
Markerstifte oder Post-it-<br />
Zettel. Mit Stift und Papier<br />
kann man sich Notizen machen,<br />
Rechenergebnisse aufschreiben oder besondere<br />
Hinweise notieren. Die Markerstifte<br />
oder Post-it sind hilfreich, um im Roadbook wichtige<br />
Hinweise vorab zu markieren – so kann man<br />
sie während der Rallye nicht übersehen und vergessen.<br />
• Cockpitleuchte. Manche Rallyes dauern bis in<br />
den Abend, und eine helle, schwenkbare Leuchte,<br />
die am Bordnetz angeschlossen wird, sorgt<br />
dann weiter für Durchblick.<br />
So ausgestattet sind Sie auch für anspruchsvollere<br />
Rallyes gut gerüstet. Und in der nächsten<br />
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300, E-Mail: info@vhclassics.de, Web:<br />
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• Prestel Gemmer Rallyemetrie, 71296 Heimsheim,<br />
Tel.: (07033) 3097-0, E-Mail: info@prestel-gemmer.de,<br />
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Der Halda Speedpilot hilft, Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
korrekt einzuhalten.<br />
Links<br />
• Begriffserklärungen für Rallye-Einsteiger: www.<br />
acbramsche.de/orisport/Aufgaben/begriffe.htm<br />
• Erklärungen der Bedeutung der auf einer Rallye<br />
verwendeten Schilder: www.rtservice.de/Fia_Kontrollstellenbeschilerung.html<br />
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106<br />
Menschen & Szene<br />
PORTRÄT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
JACKY ICKX<br />
Spa-Francorchamps, 1970:<br />
Jacky Ickx pilotiert den<br />
Ferrari 312 in der Formel 1.<br />
Menschen, die Geschichte(n) schrieben<br />
Überlebenskünstler<br />
Die Rennfahrerkarriere von Jacky Ickx begann in einer Zeit, in der hinter jeder Kurve Lebensgefahr<br />
lauerte. Auto Classic-Mitarbeiter Ulf Kaack sprach <strong>mit</strong> der belgischen Motorsportlegende über<br />
glanzvolle Siege und schmerzliche Verluste.<br />
Im Motorsport gibt es einen intensiven Hang<br />
zur Legendenbildung, vor allem in der Formel<br />
1. Der Ruhm der Stars der Vollgasbranche<br />
verblasst auch nach Jahrzehnten nicht. Eine dieser<br />
Legenden ist Jacky Ickx, der wohl <strong>mit</strong> Abstand<br />
erfolgreichste Allrounder. Ulf Kaack traf<br />
die belgische Rennsportikone und sprach <strong>mit</strong><br />
ihm über seine mehr als drei Jahrzehnte währende<br />
Karriere <strong>mit</strong> nahezu 200 Podiumsplätzen.<br />
Unbestritten, der Mann hat Charisma. Ein gut<br />
situierter Gentleman, frei von Allüren. „Hi, I‘m<br />
Jacky“, sagt er und begrüßt <strong>mit</strong> einem kräftigen<br />
Händedruck. Er wirkt drahtig und<br />
fast knabenhaft, in seinem Lächeln<br />
blitzen spitzbübische Züge auf. Befragt<br />
nach dem für ihn wichtigsten<br />
Erfolg im Motorsport antwortet er<br />
ohne nachzudenken: „Überlebt zu<br />
haben!“<br />
„Ich bin ein Kind, das nahe an<br />
der Heizung aufgewachsen ist“,<br />
grinst Jaques Bernard Ickx, allerorts<br />
nur als Jacky bekannt. Seine<br />
Kindheit war unbeschwert, er war<br />
ein eher introvertierter, gut behüteter<br />
Junge. „Meine schulischen<br />
Leistungen waren mäßig. Doch<br />
statt mich zu bestrafen, spornten<br />
meine Eltern mich an, indem sie mir ein Moped<br />
schenkten, eine 50er Puch.“ Sein Vater ist Motorsportjournalist.<br />
Als ihn seine Eltern 1954 <strong>mit</strong><br />
nach Francorchamps nehmen, wo er Fangio auf<br />
Maserati siegen sieht, ist er nur gelangweilt: „Zu<br />
viel Warterei, zu viel Lärm, zu viele Leute.“<br />
Mit 16 fährt er sein erstes offizielles Rennen.<br />
Ein Trial-Wettbewerb im belgischen Enghien auf<br />
einer 50er-Zündapp. „Ohne Helm, in Gummistiefeln<br />
und gelber Regenjacke“, erzählt er. „Ich entdeckte<br />
für mich das Podium, hatte entdeckt, wofür<br />
ich geschaffen bin. Es ist attraktiv, der Sieger<br />
Schon beim „kleinen<br />
Jacky“ war eine gewisse<br />
Affinität zum<br />
Motorsport nicht zu<br />
übersehen.<br />
zu sein.“ 1963 wird Jacky Ickx belgischer Trial-<br />
Meister, drei Jahre später steigt er auf Rennwagen<br />
um und erzielt sofort Siege bei Langstreckenrennen.<br />
1967 wird er auf einem Matra MS7-Cosworth<br />
erster Europameister der Formel 2.<br />
Er bringt Schwung in die Formel 1, als er 1967<br />
in Monza sein Debut in der Königsklasse gibt und<br />
<strong>mit</strong> seinem Maserati-Cooper einen WM-Punkt<br />
einfährt. Bereits ein Jahr später sitzt Jacky im<br />
Cockpit von Ferrari. Er legt einen atemberaubenden<br />
Sieg beim Regenrennen in Rouen-les-Essart<br />
hin, muss jedoch seine Titelambitionen nach einem<br />
Trainingsunfall ad Acta legen. Es<br />
folgt eine erfolgreiche Saison <strong>mit</strong> mehreren<br />
Siegen im Team von Brabham.<br />
1973 geht er erneut zu Ferrari. Doch<br />
der Rennwagen ist weder schnell noch<br />
zuverlässig. „Der neue 312 B3 war <strong>mit</strong><br />
zahlreichen Mängeln behaftet, die<br />
Standfestigkeit seine Achillesferse“,<br />
blickt der Belgier zurück und fährt ohne<br />
einen Anflug von Resignation fort:<br />
„Ich verließ das Team in der laufenden<br />
Saison. Die Scuderia überarbeitete<br />
den bis dahin glücklosen Rennwagen<br />
und im nächsten Jahr fand Ferrari<br />
<strong>mit</strong> Nicki Lauda und Clay Regazzoni<br />
am Steuer seine alte Größe wieder.“<br />
Fotos: DPPI, Werner Eisele, Famille Ickx, Iris Meyer, Schleglmilch Photography, The Cahier Archive
JACKY ICKX | 107<br />
Ägypten, Pharaonen-<br />
Rallye 1991: In den<br />
Dünen verliert Jacky<br />
Ickx die Kontrolle<br />
über den Citroën ZX.<br />
Sein Freund und Beifahrer<br />
Christian Tarin<br />
verliert in den Flammen<br />
sein Leben.<br />
Volle Konzentration beim Rennen in<br />
Rouen 1968 auf Ferrari 312.<br />
Jacky Ickx kehrt 1976 noch einmal in die Formel<br />
1 zurück. Doch fährt er im neuen Rennstall Wolf<br />
chancenlos den Podiumsplätzen weit hinterher.<br />
Dem Flammenmeer knapp entkommen<br />
Ein spektakulärer Unfall in Watkins Glenn kostet<br />
ihn fast das Leben: „Ich muss wohl um die 180 Sachen<br />
drauf gehabt haben, als ich in die Leitplanke<br />
gedonnert bin. Der Aufprall war so stark, dass es<br />
das Auto buchstäblich in zwei Teile zerrissen hat.<br />
Bereits sechs Jahre zuvor entkommt Jackie<br />
dem Tod auf der Piste nur knapp: Auf dem Kurs<br />
von Jarama kämpft BRM-Pilot Jackie Oliver <strong>mit</strong><br />
versagenden Bremsen und rammt Jackys Ferrari<br />
312 B. Der fängt sofort Feuer, steht binnen Sekunden<br />
in Flammen. Ewigkeiten scheinen zu vergehen,<br />
bis sich der Belgier aus dem Cockpit befreien<br />
kann und sich <strong>mit</strong> brennendem Overall auf<br />
dem Boden wälzt. Zahlreiche Verbrennungen<br />
zweiten und dritten Grades erleidet er – und sitzt<br />
doch bereits drei Wochen später wieder im<br />
Cockpit. „Es ist ein Privileg der Jugend, auch<br />
nach einem sehr schlimmen Unfall schnell wieder<br />
auf die Beine zu kommen“, blickt er auf die<br />
Schattenseiten seiner Karriere zurück. Er ist kein<br />
Freund großer Worte, vermeidet jegliches Pathos:<br />
„Wir waren jung und fühlten uns unbesiegbar.“<br />
Die damaligen Sicherheitsstandards in der<br />
Formel 1 waren nicht vergleichbar <strong>mit</strong> den heutigen<br />
Standards. „Sterben war damals normal, jeder<br />
Fahrer wusste um sein Risiko“, sagt er. „Und<br />
ich habe den Tod vieler Freunde und Kollegen<br />
<strong>mit</strong>erlebt – Jo Siffert, François Cevert, Ronnie<br />
Peterson, Patrick Depailler, Rolf Stommelen…“<br />
Verzicht aus Pietät<br />
Besonders trifft ihn der Tod von Jochen Rindt im<br />
Hitzekessel von Monaco im Sommer 1970. Im<br />
Training kommt der Lotus 72 des in der Formel<br />
1 führenden Rindt von der Strecke ab und prallt<br />
<strong>mit</strong> voller Wucht in die Leitplanke, Rindt stirbt<br />
im Rettungswagen. Nur Jacky kann dem tödlich<br />
verunglückten Piloten noch den WM-Titel abnehmen,<br />
zwei der drei letzten Rennen gewinnt<br />
er. „ Für nichts in der Welt hätte ich den WM-Titel<br />
einem Piloten wegnehmen wollen, der sich<br />
nicht mehr wehren kann. Selbst später, als ich<br />
begriffen habe, dass ich niemals Weltmeister<br />
werden würde, habe ich das nie bedauert“, sagt<br />
er. Zum zweiten Mal in Folge gibt sich der Belgier<br />
<strong>mit</strong> dem Titel des Vizeweltmeisters zufrieden,<br />
Rindt wird posthum zum Champion erklärt.<br />
Und der Tod ist weiterhin ein ständiger Begleiter.<br />
Als Jackie Ickx am 1. September 1985 bei<br />
den 1.000 Meilen von Spa in Führung liegend<br />
Ruhe vor dem Start: Jacky Ickx auf dem Nürburgring<br />
1969 im Cockpit des Brabham BT 26.<br />
GEWINNSPIEL<br />
von dem Porsche 926 von Stefan Bellof touchiert<br />
wird, kommt es erneut zur Katastrophe: Die<br />
deutsche Motorsporthoffnung prallt <strong>mit</strong> hoher<br />
Geschwindigkeit gegen einen Betonpfeiler und<br />
überlebt die Kollision nicht. Jacky wird leicht<br />
verletzt. Er ist jetzt 40 Jahre alt: „In den 25 Jahren<br />
meiner Karriere hatte mein Schutzengel<br />
reichlich zu tun. Wie durch ein Wunder gehöre<br />
ich zu den wenigen Überlebenden der schillernden<br />
Motorsportbranche“, so seine ganz persönliche<br />
Retrospektive. Nach Bellofs Tod ließ er die<br />
Saison ausklingen und zog einen vorläufigen<br />
Schlussstrich unter seine Karriere.<br />
Faszination Wüste<br />
Doch das Abenteuer Motorsport lässt Jacky<br />
nicht los. Erstmals beteiligte er sich 1980 an der<br />
Rallye Paris-Dakar, wurde 1983 Sieger dieses<br />
härtesten Rennens der Welt. Und noch einmal<br />
schlägt das Schicksal zu: Bei der Pharaonen-Rallye<br />
verliert Jacky in den ägyptischen Dünen die<br />
Kontrolle über seinen Citroën ZX. Der Wagen<br />
überschlägt sich, fängt sofort Feuer. Sein Freund<br />
und Beifahrer Christian Tarin verliert in den<br />
Flammen sein Leben.<br />
Jacky kann <strong>mit</strong> den vielen schmerzlichen Verlusten<br />
in seiner Karriere umgehen. Sein Blick für<br />
die Realitäten im knallharten Motorsport und<br />
seine ihm eigene Bodenhaftung bewahren ihn<br />
vor unangemessener Schwermut: „Wir waren<br />
uns sicher, dass immer alles gut gehen würde,<br />
aber in Wirklichkeit spielten wir russisches Roulette.<br />
Rückblickend denke ich, dass ich einfach<br />
nur unglaubliches Glück hatte.“ Ulf Kaack<br />
Handsignierte Biografie zu gewinnen<br />
Unter dem schlichten Titel „Jackie Ickx“ ist kürzlich eine außergewöhnliche Biografie<br />
des belgischen Rennfahrers erschienen, die auf der Frankfurter Buchmesse<br />
<strong>mit</strong> dem ADAC-Motorbuchpreis 2012 ausgezeichnet wurde. Anhand von 24<br />
ausgewählten Rennen hat der belgische Autor Pierre van Vliet die facettenreiche<br />
Karriere des Ausnahmepiloten nachgezeichnet. Eindrucksvolles Bildmaterial<br />
ergänzt diesen Prachtband. Ein sehr exklusiver Einblick in das Leben eines<br />
herausragenden Sportsmanns. Jacky Ickx von Pierre van Vliet, 240 Seiten, 61 Farbfotos, 91 S/W Fotos,<br />
Format 25,4 x 30,3 cm, gebunden <strong>mit</strong> Schutzumschlag, Delius Klasing, ISBN 978-3-7688-3308-4<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Mitarbeiter Ulf Kaack ließ ein<br />
Exemplar seiner kürzlich erschienenen Biografie<br />
von Jackie Ickx für die Leser signieren.<br />
Exklusiv für die Leser von <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> hat Jacky Ickx eines der<br />
Werke persönlich signiert. Können<br />
Sie folgende Frage beantworten:<br />
Wie oft gewann Jacky Ickx die 24<br />
Stunden von Le Mans? Wir verlosen<br />
diesen opulenten Prachtband<br />
unter allen Lesern, die uns bis<br />
zum 1. Februar 2013 die richtige<br />
Antwort zusenden. Einfach eine<br />
Postkarte schicken an: Redaktion<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München.<br />
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108<br />
Marken & Modelle<br />
KAUFBERATUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
OPEL REKORD C & COMMODORE A<br />
In den 60er-Jahren galt das Fahrwerk <strong>mit</strong> der teleskopgefederten<br />
und gut geführten Hinterachse als sehr modern<br />
und das Fahrverhalten als untadelig.<br />
Die A- bis C-Klasse von Opel<br />
Opel<br />
Rekord &<br />
Commodore<br />
Mit Hüftschwung<br />
und Rostproblemen<br />
Preiswert, hübsch,<br />
anspruchslos<br />
Mit dem 1966 vorgestellten Rekord C führte Opel das „Cokebottle-Design“, ein und ein Jahr später<br />
erschien auf der gleichen Karosserie das Sechszylindermodell Commodore. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> hat recherchiert,<br />
worauf Sie achten sollten, wenn Ihnen der Hüftschwung der 60er-Jahre gefällt.<br />
Der Opel Rekord C gehört zu den Autos, an<br />
die sich die Vertreter der „Generation<br />
Ü40“ gerne erinnern, denn der erste Millionenseller<br />
aus Rüsselsheim parkte in fast jeder<br />
Straße der damaligen Bundesrepublik. Allein in<br />
unserer Nachbarschaft am Gladbecker Rosenhügel<br />
gab es Anfang der 70er-Jahre drei davon, den<br />
bordeauxroten Viertürer meines Vaters nicht eingerechnet.<br />
Wie steht es also um die Überlebenden?<br />
1966 erschien der Rekord <strong>mit</strong> Vierzylindermotoren<br />
von 1,5 bis zwei Litern Hubraum sowie<br />
einem 2,2-Liter-Sechszylinder, 1967 wurde der<br />
Commodore vorgestellt, der sich durch bessere<br />
Ausstattung und Reihensechszylinder <strong>mit</strong> 95 bis<br />
150 PS vom Rekord unterschied.<br />
„Ein Commodore A kann ewig halten, wenn<br />
man nur <strong>mit</strong> der Pflege dahinterbleibt“, sagt einer,<br />
der es wissen muss. Wolf Lange aus Dortmund<br />
fährt seit mehr als 30 Jahren ausschließlich<br />
Fahrzeuge dieser Baureihe im Alltag. Immer<br />
Coupés, wenn auch nicht immer dasselbe Exemplar.<br />
Aber er warnt auch: „Ein C-Rekord oder A-<br />
Commodore ist ein Auto zum Niederknien!“<br />
Die Karosserie<br />
Dabei geht es allerdings weniger um die Schönheit<br />
des Designs, sondern um die Körperhaltung,<br />
die ein Interessent einnehmen sollte, um die Unterkante<br />
des Frontblechs zu begutachten. Blüht<br />
es dort an den Außenkanten, wird der obere Bereich<br />
selten besser aussehen, vor allem im Bereich<br />
der Scheinwerfertöpfe und der Knotenbleche,<br />
wo die vorderen Kotflügel abschließen. Vor<br />
allem die Passform rund um den Blinkerausschnitt<br />
zeigt, ob es sich bei dem Kotflügel um ein<br />
Originalteil oder ein schlechter passendes Reproexemplar<br />
handelt. Der Spalt längs der A-Säule<br />
ist ebenfalls ein deutliches Indiz.<br />
Die Rückseite der Scheinwerfertöpfe und die<br />
Auflagen der Kotflügel verdienen einen kritischen<br />
Blick. Auch die Unterseite des Windleitblechs<br />
unterhalb der Frontscheibe neigt zu Ausblühungen.<br />
Der vordere Hilfsrahmen leidet eher<br />
unter mechanischen Belastungen, beim Commodore<br />
öfter als bei original belassenen Rekord:<br />
Schwere Motoren und breitere Reifen führen im<br />
Bereich des Lenkgetriebes zu Ermüdungsrissen,<br />
Experten-Tipp<br />
Auch wenn Sie einen Opel Rekord C oder Commodore<br />
A bei warmem Wetter unter die Lupe nehmen,<br />
sollten Sie die Heizung in Betrieb nehmen.<br />
Die Regelventile gehen gern fest, was sich an<br />
schwergängigen<br />
Reglern für die<br />
Wärmezufuhr bemerkbar<br />
macht.<br />
Udo Feck,<br />
Typreferent<br />
Rekord C,<br />
Alt-Opel IG<br />
Fotos: Michael Grote, Stahlkocher, Charles01, Loathar Spurzem, Opel AG
OPEL REKORD C & COMMODORE A | 109<br />
KAROSSERIEVARIANTEN FÜR JEDEN GESCHMACK<br />
Familientransporter: Die Limousine war<br />
als eleganter Zweitürer und als praktischer<br />
Viertürer erhältlich.<br />
Das Coupe <strong>mit</strong> Fließheck und fehlender B-<br />
Säule bot fast so viel Platz wie die Limousine,<br />
nur im Fond fehlte etwas Kopfraum.<br />
Handwerkers Liebling: Der CaraVan genannte<br />
Rekord Kombi war als Drei- und<br />
Fünftürer erhältlich.<br />
Superselten: Vom Reord-Cabrio der Kölner<br />
Karosserieschneider Deutsch wurden weniger<br />
als 50 Stück gebaut.<br />
Die Zierleiste zwischen den Heckleuchten<br />
unterscheidet den Commodore vom Rekord.<br />
MODELLGESCHICHTE REKORD C UND COMMODORE A<br />
Der Opel Rekord C erschien im August 1966 und löste<br />
da<strong>mit</strong> den Vorgänger nach nur etwas mehr als einem<br />
Jahr ab. Er war zunächst <strong>mit</strong> drei Motorversionen<br />
von 1,5 bis 1,9 Litern Hubraum und in ebenso<br />
vielen Karosserievarianten (Limousine, Caravan und<br />
Coupé) zu haben. Die Basisversion <strong>mit</strong> 1.500er-Motor<br />
und 58 PS entfiel <strong>mit</strong> dem Erscheinen des Opel<br />
Ascona 1970. Der Rekord „Sprint“ <strong>mit</strong> 2,2 Liter<br />
Sechszylindermotor leistete 95 PS, wurde aber nur<br />
knapp 12.000 Mal gebaut und entfiel ein halbes<br />
Jahr nach Erscheinen des Commodore A, der in der<br />
gleichen Karosserie ausschließlich <strong>mit</strong> Sechszylindermotoren<br />
aufwartete und eine bessere Ausstattung<br />
bot, aber nur als Limousine und Coupé zu haben<br />
war. Außerdem gab es eine Cabrio-Version des Commodore<br />
wie des Rekord aus dem Hause Deutsch<br />
(von Kahrmann sind lediglich Einzelexemplare bekannt).<br />
Im Frühjahr 1972 erfolgte die Ablösung durch<br />
den klarer gezeichneten Opel Rekord D und sein<br />
Schwestermodell Commodore B. Während der knapp<br />
siebenjährigen Bauzeit wurden 1.253.161 Rekord C<br />
und 156.330 Commodore A hergestellt.<br />
vor allem bei den Exemplaren <strong>mit</strong> Servolenkung.<br />
Während die Hauben lediglich zu üblichem Kantenrost<br />
neigen (vor allem unter den Chromleisten),<br />
bedürfen die Unterkanten und Böden der<br />
Türen erhöhter Aufmerksamkeit. Bei den Fronttüren<br />
ist die untere Ecke zur A-Säule hin oft angegriffen.<br />
Die Schweller rosten in Höhe der A-<br />
Säule, am hinteren Radhaus und in der Mitte hinter<br />
der B-Säule. Letztere ist beim Coupé nur ein<br />
Stumpf, da es ohne B-Säule konstruiert wurde.<br />
Sind parallel zum oberen Ende des Stumpfes<br />
Rostblasen zu sehen (beginnend rund fünf Zentimeter<br />
unterhalb der hinteren Seitenscheibe), ist<br />
die Struktur hier bereits geschwächt.<br />
Besonders rostanfällig ist die Heckpartie am<br />
Heckabschlussblech unterhalb der Stoßstange<br />
und Endspitzen, wo mehrere Lagen Blech<br />
Der schwungvolle Hüftschwung über den hinteren<br />
Kotflügel wurde als „Coke-Bottle-Design“ bekannt.<br />
zusammenkommen. Der Wasserablauf der<br />
Zwangsentlüftung, die sich in der C-Säule befindet,<br />
endet in der Endspitze, die dann vermodert<br />
– es sei denn, ein Vorbesitzer hat die Abläufe verlängert<br />
und nach außen geführt. Die als Geheimtipp<br />
gehandelte Methode, PET-Flaschen in die<br />
Langläufer: Die Motoren haben wenig Schwachstellen, der leistungsstärkste Vierzylinder<br />
im Modell „1900H“ hatte 106 PS, der 2,5-Liter-Sechszylinder im Commodore 115–150 PS.<br />
Endspitzen zu stellen und die Abläufe dort hinein<br />
zu führen, hat sich als weniger praktisch erwiesen,<br />
denn die Flaschen müssen kippsicher platziert<br />
und regelmäßig geleert werden. Dieser Bereich<br />
und die Reserveradwanne lassen sich am<br />
besten bei geöffneter Kofferraumklappe<br />
inspizieren.<br />
Auch die Ecken vor dem<br />
Tank bedürfen der Kontrolle,<br />
vor allem links klafft<br />
oft ein Loch. Eine höchst kritische Stelle lässt sich<br />
nur bei angehobenem Fahrzeug begutachten: der<br />
Querträger über der Hinterachse. Dort liegen im<br />
Bereich der Federaufnahmen drei Lagen Blech<br />
übereinander. Durchrostungen ziehen sich von<br />
hier aus im fortgeschrittenen Stadium bis zum<br />
hinteren Radhaus. Auch die Endbögen ergeben<br />
sich gern dem Rost: Sie erhalten Feuchtigkeit<br />
von unten wie von oben. Eine Reparatur ist im<br />
Bereich des Querträgers sehr aufwendig, denn<br />
dafür muss die Hinterachse heraus. Oft macht<br />
der Zustand dieses Bereichs den Unterschied<br />
zwischen einem erhaltenswerten Exemplar und<br />
einem Teilespender aus. Außerdem rosten die<br />
Gurtbefestigungspunkte für die Rücksitzbank im<br />
hinteren Radhaus und die kleinen Querträger am<br />
Schwellerende vor den Hinterrädern.<br />
Mechanik und Fahrwerk<br />
Die Motoren sind im Allgemeinen robust. Laufleistungen<br />
von einer Viertelmillion Kilometer<br />
und mehr sind keine Ausnahme; zumeist hat die
110 | KAUFBERATUNG<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Die Problemzonen des Rüsselheimers <strong>mit</strong> dem Hüftknick<br />
Der Rost macht auch vor der betörenden Coke-Bottle-Form nicht Halt. Eine genaue<br />
Inspektion der Karosse vor dem Kauf ist unverzichtbar.<br />
Arbeiterklasse: Schwarzer Kunststoff dominiert<br />
die geräumige Rekord-Kabine.<br />
1<br />
1. Gesundheitscheck: Die Lampentöpfe und die<br />
Kotflügelauflagen sind oft marode.<br />
2. Alles im Lot? Die Spaltmaße sollten rundum<br />
gleichmäßig sein. Reproteile sitzen selten korrekt.<br />
3. Versteckte Fäule: Die Motorspritzwand fault<br />
gern zu den A-Säulen hin.<br />
4. Schwachstellen im Heck: Im Heckbereich sind<br />
vor allen Radläufe und Endspitzen rostgefährdet.<br />
5. Feuchtbiotop: Die Reserveradmulde im Kofferraum<br />
verdient einen kritischen Blick.<br />
10<br />
7<br />
6. Rostverdächtig: Die Türböden und -ecken faulen,<br />
wenn Feuchtigkeit in die Türen eindringt.<br />
7. Polyesterkünstler: Spachtel am Scheibenrahmen<br />
lässt Übles vermuten.<br />
8. Verstecktes Grauen: Unter dem Vinyldach versteckt<br />
sich nur zu gerne die braune Pest.<br />
9. K.-o.-Kriterium: Die Querträger über der Hinterachse<br />
und die Endbögen müssen gesund sein.<br />
10. Gasfabrik? Gerade bei den 90 PS Rekord bereiten<br />
die Vergaser gerne Probleme.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
3<br />
2<br />
6<br />
9<br />
8<br />
4<br />
5<br />
Karosserie eher aufgegeben. Dabei ist es zweitrangig,<br />
ob es sich um die Vierzylinder oder die<br />
Reihensechszylinder handelt. Als typische<br />
Schwachstelle gilt lediglich die Wasserpumpe.<br />
Außerdem sind Öllecks vorn am Deckel des<br />
Steuergehäuses die Regel. Einen kritischen Blick<br />
verdienen die Vergaser. Vor allem der Registervergaser<br />
beim 90-PS-Rekord fällt häufig durch<br />
Mucken beim Öffnen der zweiten Stufe und<br />
durch Undichtigkeiten auf. Die beiden Webervergaser<br />
beim seltenen 1,9-Liter-Vierzylinder<br />
des 106 PS starken Sprint-Rekords sind oft verschlissen<br />
und schlecht synchronisiert, was sich<br />
in unrundem Leerlauf, Verschlucken beim Lastwechsel<br />
und großem Durst manifestiert.<br />
Die Viergang-Schaltboxen gelten als sehr solide.<br />
Sie sollten lediglich auf Undichtigkeiten und<br />
intakte Synchronisation geprüft werden. Bei<br />
Lenkradschaltung empfiehlt sich auch ein Check<br />
des Spiels im Übertragungsgestänge. Leichte Geräusche<br />
aus dem Differenzial sind hingegen nicht<br />
zwangsläufig ein Anlass zur Sorge. Die Zweigangautomatik<br />
der frühen Jahre ist heute nur noch<br />
bedingt alltagstauglich.<br />
An der Vorderachse haben sich die Spurstangenköpfe<br />
als verschleißfreudig erwiesen. Außerdem<br />
sollte der Umlenkhebel gecheckt und das<br />
Lenkgetriebe auf Undichtigkeiten hin überprüft<br />
werden: Vor allem der Simmerring zum Lenkstockhebel<br />
hin gilt hier als Verdächtiger.<br />
An der Hinterachse ist auf erhöhtes Spiel an<br />
den Radlagern zu achten. Eine Prüfung der Stoßdämpfer<br />
und der Wirkung der Schraubenfedern<br />
– vor allem bei Exemplaren <strong>mit</strong> Anhängerkupplung<br />
– empfiehlt sich ebenfalls. Die Bremsanlage<br />
ist laut Bernd Radau ausreichend dimensioniert<br />
und haltbar. Es wurden Scheibenbremsen an der<br />
Vorderachse und Trommeln an der Hinterachse<br />
verbaut. Alle Fahrzeuge besitzen einen Bremskraftverstärker.<br />
Besondere Schwachstellen gibt<br />
es an der Anlage nicht. Die Bremszangen der<br />
Vorderachse neigen aber zu Standschäden.<br />
Elektrik und Interieur<br />
Die Elektrik ist vergleichsweise simpel aufgebaut<br />
und arbeitet im Regelfall störungsfrei. Altersbedingte<br />
Masseprobleme sind zumeist rasch zu beheben.<br />
Wenn die Instrumente im Armaturenbrett<br />
plötzlich zu lügen beginnen, hat es zumeist den<br />
Spannungskonstanthalter dahingerafft. Ansonsten<br />
sind Blinkerdefekte, vergammelte Scheinwerferreflektoren<br />
und ausgeblichene Gläser an den<br />
Rückleuchten übliche Ärgernisse. Eine rühmliche<br />
Ausnahme im letzteren Fall bildet die Caravan<br />
genannte Kombiversion: Ihre Gläser sind aus<br />
farbigem Kunststoff, während die Exemplare <strong>mit</strong><br />
Kofferraum transparente Rücklichtabdeckungen<br />
besitzen, die lediglich innen farbig lackiert wur-
OPEL REKORD C & COMMODORE A | 111<br />
MARKTWERTE (IN EURO)<br />
Es ist grundsätzlich preiswerter, einen guten Wagen für etwas mehr Geld<br />
zu kaufen als einen schlechten reparieren oder restaurieren zu müssen.<br />
Der Marktwert ist immer niedriger als die Restaurationskosten.<br />
Holzklasse: Holzdekor und das hübsche Lenkrad<br />
schmücken die Commodore-Befehlszentrale.<br />
den. Glasmalfarbe soll dort schon Wunder gewirkt<br />
haben ...<br />
Die Innenausstattungen waren meist <strong>mit</strong> robusten<br />
Materialien ausgeführt. Vor allem die<br />
Kunstledersitze der Standard-Rekord haben sich<br />
als sehr haltbar erwiesen. Aufgeplatzte Nähte<br />
oder durch Sonneneinstrahlung versprödete<br />
Oberkanten der Rückbänke sind dennoch nicht<br />
auszuschließen. Auch die Oberkante des Armaturenbretts<br />
zeigt öfter Hitzerisse. Nachschub ist<br />
– wie bei einem über 40 Jahre alten Fahrzeug<br />
Die Technik ist robust und einfach zu warten, nur<br />
Vergaser und Wasserpumpe können schwächeln.<br />
häufig – lediglich gebraucht aufzutreiben. Daher<br />
ist auch bei Türverkleidungen und Hutablagen<br />
auf nachträglich hineingesägte Löcher zu achten<br />
– Ersatz im passenden Design ist nicht immer<br />
einfach zu beschaffen.<br />
Fazit<br />
Das Angebot an Opel Rekord C und Commodore<br />
A ist auch mehr als 45 Jahre nach Produktionsbeginn<br />
noch vergleichsweise gut. Deshalb<br />
lohnt sich die Suche nach einem Exemplar <strong>mit</strong><br />
vernünftiger Blechsubstanz und in komplettem<br />
Zustand, auch was Zierteile und Instrumentierung<br />
(vor allem beim Commodore) angeht. Diese<br />
Fahrzeuge gibt es, wenn auch nicht immer sofort<br />
und an der nächsten Ecke. Caravans sind besonders<br />
selten, weil sie ihrem ersten Leben häufig<br />
besonders hart herangenommen wurden: Ein<br />
Kombi war zumeist ein Fahrzeug für Handwerker<br />
oder Vertreter – bei Privatleuten setzte sich diese<br />
praktische Fahrzeugform erst später durch. Coupés<br />
hingegen befanden sich oft in schonender<br />
Ersthand – was die nachfolgenden Besitzer da<strong>mit</strong><br />
angestellt haben, kann hingegen<br />
auf einem anderen Blatt<br />
stehen. Aber selbst diese<br />
wohl schönsten Exemplare<br />
der Baureihe erwiesen sich in<br />
puncto Platz für Personen und Gepäck als durchaus<br />
alterstauglich. Letzteres trifft auch auf die<br />
Fahrleistungen zu, wenn man von den schwachbrüstigen<br />
1,5-Liter-Basismodellen, die größtenteils<br />
<strong>mit</strong> größeren Motoren umgebaut wurden<br />
(und gerade die Sparmodelle wurden gehegt und<br />
gepflegt), einmal absieht.<br />
Egal, um welches Modell es sich handelt, als<br />
Alltagsfahrzeuge zumindest im Frühjahr, Sommer<br />
und Herbst sind alle Rekord oder Commodore<br />
recht problemlos nutzbar.<br />
Michael Grote<br />
Rekord C<br />
DER KOMBI IST ETWA 10 PROZENT TEU-<br />
RER ALS DIE LIMOUSINE, DAS COUPÉ IST<br />
DAS TEUERSTE MODELL.<br />
Modelle: Limousine, Coupé, Caravan Baujahr: 1966–72<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 10.000–14.000 2: 6.400–9.000 3: 4.200–6.000<br />
4: 1.800–2.500 5: 600–800<br />
Commodore A<br />
DIE SECHSZYLINDER SIND KAUM TEU-<br />
RER ALS DER REKORD, AUCH HIER IST<br />
DAS COUPÉ AM BEGEHRTESTEN.<br />
Modelle: Limousine, Coupé Baujahr: 1967–71<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 12.000–15.000 2: 7.000–9.600 3: 5.000–6.300<br />
4: 2.200–2.700 5: 700–900<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Adam Opel AG, Rüsselsheim<br />
Modell Rekord C Commodore A<br />
Karosserie<br />
selbst trage nd, 2- oder 4-türige Limousine, selbst tragend, 2- oder 4-türige<br />
Coupé, 3- oder 5-türiger Kombi (Caravan) Limousine, Coupé<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, 6-Zyl.-Reihe, schräg hängende 6-Zyl.-Reihe, schräg hängende Ven-<br />
Ventile, fünffach gelagerte Kurbelwelle tile, fünffach gelagerte Kurbelwelle<br />
Hubraum (ccm) 1.492–1.897 (Vierzylinder)<br />
2.239 (Sechszylinder)<br />
2.239–2.490<br />
Leistung (PS) 58–106 (Sechszylinder: 95) 95–150<br />
Getriebe Dreigang oder Viergang Lenkradschaltung,<br />
Knüppelschaltung oder Automatik a. W.<br />
Viergang Knüppelschaltung<br />
Antrieb Heck Heck<br />
Fahrwerk vorn Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Starrachse <strong>mit</strong> Längslenkern, Panhardstab, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator a. W.<br />
Reifen 6.40 (S) x 13 165 HR 14<br />
Felgen Stahlscheiben 4 1/2 J x 13 Stahlsportfelgen 5 J x 14<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln<br />
Radstand (mm) 2.668 2.668<br />
Spurweite v/h (mm) 1.400 1.400<br />
L x B x H (mm) 4.550 x 1.754 x 1.456 (Limousine) 4.550 x 1.754 x 1.456 (Limousine)<br />
Leergewicht (kg) 1.040–1.080 1.185–1.230<br />
Vmax (km/h) 133–163 167–197<br />
Verbrauch (l/100 km) 9,9–11,4 10,5–11,5<br />
Bauzeit 1966–72 1967–71<br />
Stückzahl 1.253.161 156.497<br />
Neupreis (DM) ab 7.590 DM 9.650 (2,2 l 2TL)-<br />
13.564 DM (GS/E Coupé)<br />
Ersatzteilpreise<br />
Verschleißteile sind problemlos überall zu bekommen, Blechteile<br />
sind meist nur gebraucht zu finden.<br />
Motorhaube, gebraucht<br />
Kotflügel vorn, gebr.<br />
Schwellerbleche Paar 2TL neu<br />
Motordichtsatz kompl.<br />
CLUBS, SPEZIALISTEN<br />
Clubs<br />
IG Opel Rekord C und Commodore A Deutschland<br />
Bernd Radau, Lutherstr. 22, 52499 Baesweiler<br />
Email über Website: http://commodore.foxbow.de/<br />
Alt Opel IG von 1972, Heiner Schnorrenberg<br />
Dechant-Schütz-Str. 12, 41515 Grevenbroich<br />
Tel. (02181) 613 87, E-Mail: schnorrenberg@<br />
alt-opel.eu, Web: www.alt-opel.eu<br />
Ersatzteile<br />
TB Fahrzeugteile Theo Becker, Martinstr. 7,<br />
54298 Welschbillig, Tel. (06506) 99 10 50,<br />
E-Mail: tb-fahrzeugteile@web.de<br />
50,00 Euro<br />
100,00 Euro<br />
70,00 Euro<br />
100,00 Euro<br />
Quelle: TB Fahrzeugteile, Tel.: (06506) 991 050,<br />
E-Mail: tb-fahrzeugteile@web.de
112<br />
Marken & Modelle<br />
KAUFBERATUNG | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
ŠKODA OCTAVIA & FELICIA<br />
Seine Stärken und Schwächen<br />
„Tschechen-Panzer“<br />
auf dem Prüfstand<br />
Wer heute die Typenbezeichnungen „Octavia“ und<br />
„Felicia“ hört, denkt an unauffällige Modelle auf<br />
VW-Plattformen. Doch diese Namen verwendete<br />
Škoda bereits in den 50er- und 60er-Jahren<br />
für Fahrzeuge, die sich vor ihren Zeitgenossen<br />
keineswegs verstecken<br />
mussten. Ist das heute noch so?<br />
MODELLGESCHICHTE ŠKODA OCTAVIA UND FELICIA<br />
Als Škoda 1955 auf dem Brüsseler Automobilsalon<br />
die Baureihe 440 präsentierte (Namen bekamen<br />
die Fahrzeuge dieser Baureihe erst später), missverstanden<br />
die Fachleute sie als Weiterentwicklung des<br />
Typs 1200. Doch faktisch handelte es sich um eine<br />
Neukonstruktion, die allerdings, wie ihre Vorgänger,<br />
auf einem Zentralrohrrahmen ruhte. Im Laufe ihrer<br />
Bauzeit von rund neun Jahren (lediglich die Kastenund<br />
Kombiversionen des später Octavia genannten<br />
Modells überlebten bis 1973) flossen einige Verbesserungen<br />
in die Serienproduktion ein. So stieg<br />
die Leistung von 40 PS in der ersten Grundversion<br />
bis auf 53 PS in der „Touring Sport“-Ausführung,<br />
gleichsam kletterte die Höchstgeschwindigkeit von<br />
beschaulichen 115 auf vergleichsweise respektable<br />
145 Stundenkilometer.<br />
Optisch änderte sich nicht sehr viel: Das Facelift<br />
von 1959 bescherte den Škoda 445 und 450 die<br />
Namen Octavia und Felicia sowie einen neuen<br />
Frontgrill ohne massive Querstrebe, und dem Zeitgeist<br />
wurde durch kleine Heckflossen Rechnung getragen,<br />
die man auf die hinteren Kotflügel schraubte,<br />
was wiederum neue Rückleuchten notwendig<br />
machte. Die stets zweitürigen Škoda blieben in<br />
dieser Form bis 1964 im Programm, bis sie von<br />
den heckmotorisierten MB-100-Modellen abgelöst<br />
wurden.
ŠKODA OCTAVIA & FELICIA | 113<br />
Urlaubsträume: Ein idyllischer<br />
See, ein Zelt und ein Škoda<br />
Octavia. So sah Autowerbung<br />
in den 60ern aus!<br />
Wohnlich: Das Interieur<br />
präsentiert sich aufgeräumt<br />
und komfortabel.<br />
Škoda<br />
Octavia<br />
Solide, zuverlässig,<br />
rost -<br />
gefährdet<br />
Eine gefällige Pontonform, stabile Blechqualität<br />
und robuste Technik: So baute man<br />
bei Škoda bis zur Mitte der 60er-Jahre Autos,<br />
die sich rund um den Globus bis nach Australien<br />
verkauften. Hierzulande blieben sie Exoten,<br />
nur das Cabrio füllte eine Nische und genoss<br />
eine gewisse Verbreitung auch in Westdeutschland.<br />
Dennoch hat der größte Teil der noch existierenden<br />
Škoda Octavia (Limousine und Kombi)<br />
und Felicia (Cabriolet) seine aktive Zeit auf den<br />
Kopfsteinpflasterstraßen im Osten verbracht.<br />
Das spiegelt sich oft im Zustand der Fahrzeuge<br />
wider. „Die meisten sind schlicht und einfach<br />
verschlissen“, weiß Peter Sudeck, der einige Škoda-Oldtimer<br />
besitzt. „Sie wurden <strong>mit</strong> viel Engagement,<br />
aber oft begrenzten Möglichkeiten am<br />
Leben gehalten.“ Entsprechend viel Spachtel findet<br />
sich häufig auf den Karossen; die Mitnahme<br />
eines Magneten ist für den Interessenten also<br />
Pflicht. Auch auf die Verwendung von Fremdteilen<br />
gilt es zu achten: Wenn Originalteile nicht<br />
verfügbar waren, wurde eben improvisiert.<br />
Die 1955 debütierte Baureihe 440 war auf Stabilität<br />
ausgelegt. Auf einem Zentralrohrrahmen<br />
<strong>mit</strong> zwei seitlichen Auslegern ruht eine <strong>mit</strong>tragende<br />
Karosserie, die eine Blechstärke von<br />
0,88–1 Millimeter aufweist. So erklärt sich auch<br />
das relativ hohe Eigengewicht von fast einer Tonne.<br />
Doch auch Bleche dieser Stärke ergeben sich<br />
irgendwann dem Rost, wenn er sein zerstörerisches<br />
Werk nur lange genug verrichten kann.<br />
Karosserie<br />
Wie üblich, sind es vor allem die Stellen, an denen<br />
sich gern Schmutz und Feuchtigkeit einnisten,<br />
die letztlich bröselig werden. An der Front<br />
des Škoda ist daher auf die Unterkanten des<br />
Frontabschlussblechs zu achten. Auch rund um<br />
die Lampentöpfe fault es öfters. Die Übergänge<br />
zu den Stehblechen des Motorraums sind hingegen<br />
im Normalfall stabil. Die Stehbleche sind<br />
meist kariös, besonders zwischen den Kotflügeln<br />
und ihren Auflagen nistet häufig der Gilb. Das ist<br />
ärgerlich, denn die Kotflügel sind rundum geschweißt.<br />
In der hinteren Kotflügelecke unten hat<br />
sich oft ein Feuchtbiotop gebildet, sodass der untere<br />
Bereich vom Radausschnitt bis zur A-Säule<br />
oft marode ist. Im fortgeschrittenen Stadium ist<br />
auch der untere Teil der Säule selbst befallen. Der<br />
Rest der Säulen, der Windschutzscheibenrahmen<br />
und das Luftleitblech unterhalb der Windschutzscheibe<br />
sind meist gesund.<br />
Die Schweller sind vor allem an der Naht zum<br />
Bodenblech gefährdet, das an dieser Stelle eben-<br />
Ersatzteilpreise<br />
Die Teileversorgung ist gut, gute, gebrauchte Blechteile sind<br />
nicht allzu teuer.<br />
Kotflügel gebraucht<br />
Heckdeckel gebr. Limousine<br />
Schwellersatz 4-teilig<br />
Fernthermometer neu<br />
Gummisatz für Stabilisator neu<br />
CLUBS, SPEZIALISTEN<br />
200 Euro<br />
180 Euro<br />
125 Euro<br />
70 Euro<br />
40 Euro<br />
Der langhubige Motor <strong>mit</strong> seitlichen Ventilen<br />
basiert auf einer Vorkriegskonstruktion.<br />
Der Doppelvergaser bescherte dem Felicia<br />
Super und dem Octavia T/TS bis zu 53 PS.<br />
Clubs<br />
Škoda Oldtimer IG, Rudi Maas, Hauptstraße 91,<br />
61267 Neu-Anspach, Tel. (06081) 72 75,<br />
Web: www.skoda-oldtimerclub.de<br />
Der Club bietet auf der Webseite umfangreiche Link -<br />
listen <strong>mit</strong> Teilehändlern und Spezialisten.<br />
Ersatzteile<br />
Ersatzteildienst J. Rath, Fachhandel für Škodaersatzteile<br />
ab 1945, Heidelandstraße 29, 12589 Berlin,<br />
Tel. (030) 648 96 69, Web: www.skodateile.de<br />
Frank Heinze, Am Kietzer Feld 6, 12557 Berlin<br />
Tel. (030) 50 59 07 37, E-Mail: Berlininfo@skopart.de,<br />
Web: www.skopart.de/ersatzteile/
114 | KAUFBERATUNG<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Die Schwachpunkte des robusten Tschechen<br />
Rost an tragenden Teilen und eine konstruktionsbedingt verschleißfreudige<br />
Lenkung bereiten die meisten Probleme.<br />
1<br />
6<br />
5<br />
1. Frontalangriff: Die Unterkante des Frontblechs<br />
neigt zu Rostbefall, die Scheinwerfer zum Erblinden,<br />
und auch in ihren Töpfen gammelt es gern.<br />
2. Strukturproblem: Die Stehbleche unter den<br />
geschweißten Kotflügeln sind oft rostig.<br />
3. Schmutzfänger: Die Endspitzen der Kotflügel<br />
und der A-Säulenansatz sind gefährdet.<br />
4. Dreh am Rad: Das Heizungsventil sitzt im Motorraum.<br />
Ist es noch gängig?<br />
5. Gasfabrik: Wenn der Motor schlecht Gas annimmt,<br />
ist oft die Vergasereinstellung schuld, vor<br />
allem bei der Doppelvergaseranlage.<br />
4<br />
2<br />
3<br />
6. Richtungswahl: Die Lenkung ist konstruktionsbedingt<br />
hohem Verschleiß unterworfen.<br />
7. Knüppeldick: Die Lenkradschaltungen wurden<br />
häufig zur Mittelschaltung umgebaut, die Lage der<br />
Gänge ist gewöhnungsbedürftig.<br />
8. Bedienelemente: Sind die Drucktasten noch<br />
komplett und alle funktionstüchtig?<br />
9. Blick nach unten: Schweller und Bodenbleche<br />
werden <strong>mit</strong> der Zeit faul.<br />
10: Flossen: Wenn die Dichtungen unter den<br />
Heckflossen zu bröseln beginnen, nistet dort bald<br />
der Gilb.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
8<br />
7<br />
9<br />
10<br />
Experten-Tipp<br />
Die Lenkung ist ein Schwachpunkt: „Da läuft eine<br />
Messingmutter auf der Schraube, die nur begrenzt<br />
haltbar ist. Auch wenn die Lenkung überholt wurde,<br />
wird diese nach gewisser Zeit wieder Spiel haben.<br />
Eine Handbreit<br />
Lenkungsspiel ist<br />
bei diesen Fahrzeugen<br />
nicht ungewöhnlich.“<br />
Peter Sudek,<br />
ehemaliger<br />
Škoda-<br />
Mitarbeiter<br />
falls oft dünn wird. Der Rest ist – bis auf die Sitzbefestigungen<br />
– meist stabil, es sei denn, Feuchtigkeit<br />
hat den (nachträglich aufgebrachten) Unterbodenschutz<br />
unterwandert. Im Heck ver - dienen<br />
die Endspitzen einen kritischen Blick, denn<br />
sie liegen im Spritzbereich der angetriebenen<br />
Hinterräder. Rechts steht hochkant der ziemlich<br />
kleine Benzintank. Sollte er – oder der in der Seitenwand<br />
mündende Einfüllstutzen – zu Inkontinenz<br />
neigen, fördert das den Verfall des entsprechenden<br />
Bereichs naturgemäß besonders.<br />
Optisch wurden Octavia und Felicia nur wenig<br />
verändert. Auffälligstes Merkmal der Modelljahre<br />
ab 1960 sind die aufgeschraubten Heckflossen.<br />
Die Dichtungen zum Kotflügel werden im<br />
Alter porös und lassen Wasser durch – <strong>mit</strong> den<br />
entsprechenden Folgen für das Blech.<br />
Bei Hauben und Türen ist auf Rost an den<br />
Kanten zu achten. Die horizontal teilbare Heckklappe<br />
des Octavia Kombi neigt an der Unterkante<br />
des oberen Teils und im Bereich der Heckfensterdichtung<br />
zu Blasenbildung. Die Türen faulen<br />
gern im unteren Bereich und an den Ecken.<br />
Die Spaltmaße von Türen und Hauben verdienen,<br />
vor allem bei den Felicias, besondere Beachtung:<br />
Noch mehr als beim geschlossenen<br />
Pendant namens Octavia lassen sie Rückschlüsse<br />
auf den Gesamtzustand der Karosserie zu.<br />
Technik<br />
Die Baureihe 440, 445 und 450 wurde in erster<br />
Linie für den heimischen und osteuropäischen<br />
Markt entwickelt. Sein Rückgrat ist ein stabiler<br />
Zentralrohrrahmen. Während der als unverwüstlich<br />
gilt, trifft dies auf die Befestigungspunkte der<br />
Karosserie nicht unbedingt zu. Außerdem werden<br />
alle Verwindungskräfte bauartbedingt auf<br />
die vordere Hardyscheibe übertragen, die dadurch<br />
als echtes Verschleißteil gilt. Vor allem bei<br />
Fahrzeugen <strong>mit</strong> Anhängevorrichtung ist sie meist<br />
arg in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Die 12-Volt-Elektrik gilt als problemlos. Die<br />
Panzerspulen von Bosch besaßen nur die für<br />
Westdeutschland bestimmten Modelle.<br />
Ein echter Schwachpunkt ist die Schraubenlenkung.<br />
Sie gilt konstruktionsbedingt als extrem<br />
verschleißfreudig. „Da läuft eine Messingmutter<br />
auf der Schraube, die ist halt nur begrenzt haltbar“,<br />
erklärt Peter Sudeck. „Auch wenn die Lenkung<br />
überholt wurde, entsteht nach gewisser Zeit<br />
wieder Spiel. Eine Handbreit Lenkungsspiel ist<br />
bei diesen Fahrzeugen nicht ungewöhnlich.“<br />
Auch die Lenkradschaltungen waren nicht immer<br />
ein reiner Quell der Freude. Die diversen<br />
Umlenkstellen arbeiteten selten exakt. Einige<br />
Fotos: Michael Grote, Dezidor/CommonsMedia, Sir James/CommonsMedia, Janos Tamas/CommonsMedia, Škoda GmbH
ŠKODA OCTAVIA & FELICIA | 115<br />
Fahrzeuge wurden deshalb bereits relativ früh<br />
von ihren Besitzern auf Knüppelschaltung umgebaut.<br />
Doch selbst <strong>mit</strong> dem Stock auf dem Kardantunnel<br />
bleibt die Lage der Gänge gewöhnungsbedürftig:<br />
Die ersten beiden Gänge liegen<br />
nämlich rechts, die beiden höheren links, im Gegensatz<br />
zu den gewohnten Gangschemata.<br />
Fahrwerk und Antrieb<br />
Der langhubig ausgelegte Motor holt die Kraft<br />
von unten heraus und ist kein Drehzahlwunder,<br />
aber in den höher verdichteten Versionen „Super“<br />
und „Touring Sport“ durchaus lebendig. In<br />
der Spitzenausführung liegen immerhin 53 PS<br />
an. Wenn die „sportliche“ Felicia oder die Octavia<br />
TS das Gas schlecht annehmen, liegt es meist<br />
an der Synchronisierung der beiden Vergaser.<br />
Die hydraulische Bremsanlage <strong>mit</strong> vier Trommeln<br />
reicht für Wagengewicht und Motorisierung<br />
aus, und die genieteten Beläge lassen sich<br />
auch heute noch von einem versierten Schrauber<br />
wechseln. Das dreiteilige Handbremsseil zu tauschen<br />
und zu justieren, kann hingegen in langwierige<br />
Fummelei ausarten.<br />
Das Fahrwerk ist stabil und ab Werk straff ausgelegt.<br />
Neue Silentgummis und Buchsen können<br />
zumeist nicht schaden; sie sind dem üblichen<br />
Verschleiß unterworfen. Die hinten liegende Pendelachse<br />
ist eine altväterliche Konstruktion <strong>mit</strong><br />
oben liegender Querblattfeder und Teleskopstoßdämpfern.<br />
Auch die Vorderachse war blattgefedert;<br />
ab 1959 kamen dann Schraubenfedern<br />
<strong>mit</strong> Teleskopdämpfern zum Einsatz.<br />
Interieur<br />
Im Armaturenbrett neigt das Fernthermometer<br />
zu Arbeitsverweigerung. Dann ist meist die Kapillarleitung<br />
vom Motor zum Instrument defekt.<br />
Einen Heizungshebel sucht man vergebens: Die<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Die aufgeschraubten<br />
Flossen zierten ab 1960<br />
alle Modellvarianten.<br />
Škoda Octavia und Felicia sind preiswerte, robuste<br />
Alternativen zum 50er-Jahre-Klassiker-Mainstream.<br />
Heizung wird durch ein Handrad am Kühlsystem<br />
im Motorraum aktiviert. Die Polsterstoffe der<br />
Octavias waren recht langlebig. Aufgeplatzte<br />
Nähte lassen sich meistens instand setzen, und<br />
Versprödungen der Sitzoberkanten sind eher selten.<br />
Die Kombiversionen zeigen oft Spuren harten<br />
Alltagslebens, vor allem bei den Seitenverkleidungen<br />
im Ladeabteil. Bei den Felicia-Cabriolets<br />
ist der Zustand des Innenraums einen<br />
besonders aufmerksamen Blick wert. Wasserflecke<br />
in den Polsterstoffen zeugen von der einen<br />
oder anderen unfreiwilligen Dusche. Doch auch<br />
bei aufgezogener Stoffmütze<br />
ist absolute Trockenheit<br />
im Inneren nicht<br />
immer garantiert, denn<br />
der Verdeckstoff wird <strong>mit</strong><br />
der Zeit morsch und bricht irgendwann an den<br />
beanspruchten Stellen. Das Verdeckgestänge<br />
hingegen hat sich als unkompliziert und haltbar<br />
erwiesen.<br />
In einigen Details weicht der Felicia im Übrigen<br />
vom Octavia <strong>mit</strong> Blechdach ab: Da<strong>mit</strong> böse<br />
Mitmenschen bei geöffnetem Verdeck nicht ohne<br />
Weiteres ins Innere oder an den Kofferraum<br />
gelangen können, besitzt der Felicia an der Fahrertür<br />
ein separates Schloss unter dem Türgriff.<br />
Da<strong>mit</strong> wird nicht nur die Fahrertür verschlossen,<br />
sondern automatisch auch der Kofferraumöffner<br />
in der linken B-Säule blockiert; ein Schloss im<br />
Hersteller<br />
AZNP Škoda, Mlada Boleslav (CSSR)<br />
Modell 440/445 Octavia Octavia S /TS, Felicia Super<br />
Karosserie 2-türige Limousine, Kombi, Kastenwagen 2-türige Limousine, Cabrio<br />
Motor<br />
4 Zyl.-Reihe Viertakt, ohv, Fallstromvergaser Typ Jikov 32 SOPb<br />
(Bei S- und TS-Ausführungen 2 Vergaser)<br />
Hubraum (ccm) 1.089–1.221 1.089–1.221<br />
Leistung (PS) 39–45 43–53<br />
Getriebe Viergang Lenkradschaltung, ab 1959 Knüppelschaltung sowie Saxomat a. W.<br />
Antrieb Heck Heck<br />
Fahrwerk vorn Obere Dreieckslenker, Querblattfedern, ab 1959 Schraubenfedern <strong>mit</strong><br />
innenliegenden Teleskopstoßdämpfern, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Pendelache, oben liegende Querblattfeder, Teleskopstoßdämpfer<br />
Reifen 5,50–15 5,50–15<br />
Bremsen v/h Trommeln Trommeln<br />
Radstand (mm) 2.400 2.400<br />
Spurweite v/h (mm) 1.200/1.250 1.200/1.250<br />
L x B x H (mm) 4.065 x 1.600 x 1.380–1.430 4.065 x 1.600 x 1.380–1.430<br />
Leergewicht (kg) 980–930 980–930<br />
Vmax (km/h) 115–135 120–145<br />
Verbrauch (l/100 km) 8,4 8,7<br />
Bauzeit 1955–65 (Kombi bis 1971,<br />
Kastenwagen bis 1973)<br />
1955–64<br />
Stückzahl 394.647 14.863<br />
Neupreis (DM) 5.360 (Limousine 1959) 6.840 (1961)<br />
Heck gibt es nämlich nicht. Das ist auch bei der<br />
Limousine so, wobei der Öffner fürs Gepäckabteil<br />
dort durch einen Zugring in der linken hinteren<br />
Seitenverkleidung betätigt wird.<br />
Fazit<br />
Ein gut erhaltener Škoda Octavia kann heute<br />
noch viel Freude bereiten. Die familienfreundlichen<br />
Kombis wurden sogar bis in die 70er-Jahre<br />
gebaut. Das Felicia-Cabriolet ist hingegen eher<br />
etwas für zwei, vielleicht <strong>mit</strong> Hund – hinter dem<br />
Frontgestühl ist nur eine Notbank. Wem der hübsche<br />
Tscheche <strong>mit</strong> seinen kleinen technischen<br />
Schrullen gefällt, erhält zu zivilen Preisen ein problemloses<br />
Fahrzeug, <strong>mit</strong> dem er auf jedem Oldtimertreffen<br />
positiv auffällt. Michael Grote<br />
MARKTWERTE (IN EURO)<br />
In den letzten Jahren ist der hübsche 60er-Jahre-Škoda auch im Westen<br />
der Republik immer häufiger zu sehen. Die Preise für den Kombi<br />
und die Limousine sind dennoch erfreulich günstig, das Felicia-Cabrio<br />
ist begehrt und fast doppelt so teuer.<br />
Škoda Octavia<br />
DER KOMBI IST ETWA 10 PROZENT TEUER<br />
ALS DIE LIMOUSINE.<br />
Modelle: Octavia/Super/TS, Kombi<br />
Baujahr: 1959–64, Kombi bis 1960–72<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 6.500–8.000 2: 4.600–5.600 3: 2.700–3.400<br />
4: 1.400–1.700 5: 400–500<br />
Škoda Felicia<br />
DAS HÜBSCHE CABRIO BIETET PLATZ<br />
FÜR VIER.<br />
Modelle: Felicia, Felicia Super Baujahr: 1959–65<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 15.000–16.000 2: 10.700–11.400 3: 6.800–7.200<br />
4: 3.600–3.800 5: 1.200–1.300<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic
116<br />
Menschen & Szene<br />
REISE | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
DURCH DEN SCHWARZWALD<br />
Mit dem Mercedes 300 SL Roadster<br />
auf Tour durch den Schwarzwald.<br />
Von Rastatt ins Glottertal<br />
Kurvenfahrt durch<br />
rauschende Wälder<br />
Der Schwarzwald bietet mehr als Bollenhüte oder Schwarzwälder Schinken. Wer sich ein paar Tage<br />
Zeit nimmt, kann dessen wilde Schönheit entdecken. Zum Beispiel bei einer gemütlichen Tour im<br />
klassischen Automobil.
DURCH DEN SCHWARZWALD | 117<br />
Auf der Fahrt durch malerische Winkel<br />
lockt eine riesige begehbare Kuckucksuhr.<br />
Traumhaft: Fachwerk,<br />
wohin<br />
man schaut!<br />
Die Hochmoore des Nordschwarzwalds<br />
sind ursprünglich wirkende Welten.<br />
Vor den Toren Rastatts bietet das Schloss<br />
Favorite einen glanzvollen Auftakt. Vor<br />
300 Jahren ließ Markgräfin Sybilla Augusta<br />
die Sommerresidenz errichten. Uns zieht<br />
es bergwärts. Der Bergfried von Alt-Eberstein<br />
verschafft Überblick übers waldreiche Murgtal.<br />
Durch Seelbach, in<strong>mit</strong>ten einer obstreichen<br />
Landschaft, fahren wir hinab.<br />
In Gaggenau lädt das Unimog-Museum ein,<br />
sich bei einer Mitfahrt von der Leistungsfähigkeit<br />
der Geländegänger zu überzeugen. Der Unimog<br />
passt gut in die Schwarzwaldlandschaft. Die vielseitigen<br />
Fahrzeuge sind im Winterdienst, als Feuerwehr<br />
oder beim Forst im Einsatz. Bevor Unimogs<br />
das geerntete Langholz zum Empfänger<br />
brachten, geschah dies auf Flüssen wie der<br />
Murg. In Orten wie Gernsbach wuchs der Wohlstand<br />
durch die bis in die Niederlande betriebene<br />
Flößerei. Weiter geht es durch das enger werdende<br />
Murgtal. Alte Fachwerkhäuser und Holz verarbeitende<br />
Betriebe säumen den Fluss. Nach Hilpertsau<br />
biegen wir ab in Richtung Kaltenbronn<br />
zum Fachwerkdorf Reichental. Kurvig zieht sich<br />
die Landstraße die Hänge hinauf. Die Tachonadel<br />
pendelt um die 50 Stundenkilometer. Nach<br />
langer Waldfahrt öffnet sich der Blick: Über die<br />
vorgelagerten Höhenzüge hinweg entdecken wir<br />
in der sonnigen Rheinebene das silbern glänzende<br />
Band des Rheins: der richtige Zeitpunkt für einen<br />
Stopp auf dem „Bellavista“-Parkplatz. Auf<br />
der Passhöhe angekommen, lockt ein Spaziergang<br />
zum Hohlohturm, wo ein Holzbohlenweg<br />
in die Stille führt.<br />
Die Hochmoorlandschaft ist eine ursprünglich<br />
wirkende Welt. Entlang der schmalen Straße<br />
nach Hochdorf rücken die Bäume noch näher<br />
ans Cockpit. Bei Gegenverkehr wird es eng. Bald<br />
kommen wir am grünen Wasser und den Biergärten<br />
der zum Wassersport genutzten Nagoldtalsperre<br />
vorbei.<br />
Wir erreichen Freudenstadt. Nach der weiten,<br />
grünen Landschaft wirkt das Leben in der<br />
freundlichen Kreisstadt beinahe wie eine Fata<br />
Morgana. Freudenstadt wurde im 16. Jahrhundert<br />
auf dem Grundriss eines Mühlespiels<br />
angelegt. Zentrum ist der quadratische<br />
Marktplatz. Laubengänge laden zum Shopping<br />
ein. Im Licht der Abendsonne umgibt<br />
uns die lebensfrohe Leichtigkeit einer<br />
Stadt, deren farnreiches Kurgebiet Palmenwald<br />
genannt wird. Unser Quartier schlagen wir am<br />
Dollenberg auf. Dort lädt Sternekoch Martin<br />
Herrmann zur Küchenparty ein. Flanieren, probieren,<br />
genießen – 15 Stationen voller Köstlichkeiten<br />
locken die Gäste in die Hotelküche. Als<br />
Überraschungsgast serviert Tony Marschall im<br />
Laufe des Abends zum Tanz Spezialitäten aus<br />
seinem reichhaltigen Repertoire.
118 | REISE<br />
Im Ortskern von Schiltach sorgen Fachwerkhäuser<br />
für eine romantische Atmosphäre.<br />
Oben: Küchenparty im Hotel Dollenberg <strong>mit</strong><br />
Überraschungsgast Tony Marschall.<br />
Unten: Hexenlochmühle im tiefen Talgrund.<br />
Am nächsten Morgen führen die Serpentinen bei<br />
Schömberg uns hinab ins romantische Kleine<br />
Kinzigtal.<br />
In Wolfach werden Besucher zu Glasbläsern<br />
Entlang schmucker Schwarzwaldhäuser führt es<br />
uns nach Schiltach, einem Fachwerkjuwel. Wer<br />
statt des Abzweigs ins alte Gerber- und Flößerstädtchen<br />
die moderne Tunnelstrecke wählt,<br />
verpasst etwas: Der gemütliche Ortskern <strong>mit</strong><br />
seinem dreieckigen, von alten Fachwerkhäusern<br />
eingerahmten Marktplatz hat <strong>mit</strong>telalterliches<br />
Flair. Der Nachbarort Wolfach wirkt <strong>mit</strong> seinen<br />
Bürgerhäusern und Schloss größer. Im Flößermuseum<br />
erfahren wir, dass die Flöße einst 600<br />
Metern lang waren! An das Glasmacherhandwerk<br />
erinnert die Wolfacher Glashütte. Besucher<br />
können in der Dorotheenhütte gegen einen Obolus<br />
unter der Anleitung eines erfahrenen Glasbläsers<br />
selbst zum Blasrohr greifen und das entstehende<br />
Unikat als Souvenir <strong>mit</strong> nach Hause<br />
nehmen.<br />
Im Kirnbachtal erleben wir Schwarzwaldromantik<br />
pur, vielleicht der reizvollste Abschnitt<br />
der Tour. Hier ist die Heimat des für den ganzen<br />
Schwarzwald zum Symbol gewordenen Bollenhuts.<br />
Schwarzwaldhäuser tragen üppigen Blumenschmuck.<br />
Steinquader begrenzen die Straße,<br />
bunte Bauerngärten setzen Farbtupfer. Bald<br />
steigt der Fahrweg durch Wiesenflächen kurvig<br />
in den Wald. Wieder einmal wird die Straße<br />
schmal. Fast hätten wir den Abzweig zum Höhengasthaus<br />
Sonnenwinkel verpasst. Die sonnige<br />
Terrasse des Naturfreundehauses lädt zur<br />
zünftigen Vesperpause ein.<br />
Tribergs imposante Wasserfälle ziehen<br />
seit Generationen die Touristen an.<br />
Nachdem wir den Ausblick vom Turm des Gedächtnishauses<br />
am Fohrenbühl ausgekostet haben,<br />
folgt ein Abstecher ins nahe Schramberg. In<br />
der Uhrenstadt warten zwei Automobilmuseen:<br />
Das Spektrum reicht von der Motorisierung in<br />
der Nachkriegsepoche bis zu Glanzstücken der<br />
Sammlung Steim. Voller Eindrücke und Erinnerungen<br />
erreichen wir über Sulzbach wieder den<br />
Fohrenbühl. Alte Steinquader markieren hier die<br />
Grenze zwischen Baden und Württemberg. Von<br />
Langenschiltach führt unsere Bummelfahrt über<br />
sonnige Höhen zur B 33.<br />
Bevor wir das aussichtsreiche Höhensträßchen<br />
über Nussbach nach Triberg ansteuern, biegen<br />
wir nach St. Georgen ab. Das Deutsche Phonomuseum<br />
führt die Besucher in die Zeit der<br />
Schellack- und Vinylschallplatten. Mit der Musik<br />
der Motorbremse im Ohr erreichen wir Triberg,<br />
„am Glanzpunkt der badischen Schwarzwaldbahn“,<br />
wie es auf einem alten Plakat heißt. Im<br />
19. Jahrhundert sorgte die neue Eisenbahnstrecke<br />
für ein Aufblühen des Tourismus.<br />
Die Schwarzwaldbahn hat bei Triberg einen<br />
so spektakulären Verlauf, dass spezielle<br />
Tunnelfahrten <strong>mit</strong> historischen Schienenbussen<br />
angeboten werden. Der tief im Tal liegende<br />
Ferienort ist beliebt. Ein Hauptanziehungspunkt<br />
sind die Triberger Wasserfälle <strong>mit</strong><br />
ihren sieben Fallstufen. Eine gigantische Kuckucksuhr<br />
vor Schonach beeindruckt.<br />
Zurück in Triberg, bietet eine mächtig ansteigende,<br />
kurvige Bergfahrt die Gelegenheit, die<br />
Kräfte des Motors zu aktivieren. Bei der Inselklause<br />
fahren wir durch eine sonnige, grüne Mattenlandschaft<br />
in Richtung Weißenbach. Wie in<br />
Fotos: Frank Wündsch
DURCH DEN SCHWARZWALD | 119<br />
Im Rheintal lieg Schloss Favorite. Bei Rastatt bildet es den glanzvollen<br />
Auftakt unserer Schwarzwaldtour.<br />
Die barocke Klosterkirche prägt St. Peter. Ebenso reizvoll ist das benachbarte<br />
Klosterdorf St. Märgen.<br />
den letzten Tagen begleitet uns ein strahlend<br />
blauer Himmel. Grillen zirpen. Schwarzwaldhäuser<br />
tragen tief hinabgezogene Dächer, und Strohballen<br />
liegen verstreut auf den Wiesen. Bald erreichen<br />
wir den Donau-Ursprung. Genauer gesagt,<br />
sprudelt bei der rund 1.100 Meter hoch<br />
gelegenen Martinskapelle die Quelle der Breg,<br />
der Hauptquellfluss der Donau.<br />
Während der serpentinenreichen Fahrt ins<br />
Simmonswälder Tal lockt ein Abzweig. Entlang<br />
hochstämmiger Nadelbäume, vorbei am versteckt<br />
liegenden Weiler Wildgutach, geht es immer<br />
weiter bergab. Enger wird das Tal und holpriger<br />
die Fahrbahn. Bald reicht der Platz nur noch<br />
für den Bach und das schmale Asphaltband.<br />
Auf den Spuren der „Schwarzwaldklinik“<br />
Die abenteuerlich wirkende Strecke führt in eine<br />
urige Landschaft. Irgendwann taucht eine alte<br />
Sägemühle <strong>mit</strong> zwei Wasserrädern auf, die Hexenlochmühle.<br />
Nach der Bergfahrt zum Neuhäusle<br />
ändert sich das Bild. Mit Aussicht auf das<br />
Feldbergmassiv beginnt hier die Panoramafahrt<br />
zu den Klosterdörfern St. Märgen und St. Peter.<br />
Der Weg ins Glottertal bietet den Blick auf ein<br />
Gebäude, das in den 1980er-Jahren zur Kulisse<br />
der TV-Serie „Schwarzwaldklinik“ und zum Anziehungspunkt<br />
zahlloser Fans wurde. Inzwischen<br />
ist es wieder ruhig im Glottertal. Vom milden Klima<br />
am Oberrhein begünstigt, wachsen Spätburgunder<br />
Trauben, deren Wein Kennern zum Begriff<br />
geworden ist.<br />
Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Ursprüngliche Natur, kulinarische Genüsse und zahllose Kurven<br />
Der Schwarzwald erstreckt sich von Karlsruhe bis zum Hochrhein an der Grenze zur Schweiz. Traditionsreich sind die Uhrmacherei<br />
und das Holz- und Glashandwerk. Die baden-württembergische Region zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Feriengebieten<br />
Deutschlands.<br />
Anreise<br />
Schloss Favorite liegt bei Rastatt, am<br />
Rande des nördlichen Schwarzwalds,<br />
unweit der Autobahn A 5 Frankfurt–<br />
Basel. Ein Terminal des DB Autozugs<br />
befindet sich in Lörrach.<br />
Straßenverhältnisse<br />
Die Nebenstraßen sind teilweise<br />
schmal und kurvenreich. Auf Verkehrsbeschränkungen<br />
achten! Speziell bei<br />
unübersichtlichem Verlauf sind besondere<br />
Vorsicht und eine vorausschauende<br />
Fahrweise geboten.<br />
Essen, Trinken, Übernachten<br />
Höhengasthaus Kolmenhof ***,<br />
78120 Furtwangen,<br />
Tel. (07723) 931 00,<br />
www.kolmenhof.de<br />
Hotel Dollenberg *****,<br />
77740 Bad Peterstal-Griesbach,<br />
Tel. (07806) 780, www.dollenberg.de<br />
Hotel Schöne Aussicht ****,<br />
78132 Hornberg,<br />
Tel. (07833) 936 90,<br />
www.schoeneaussicht.com<br />
Landhaus Lauble ***,<br />
78132 Hornberg-Fohrenbühl,<br />
Tel. (07833) 936 60,<br />
www.landhaus-lauble.de<br />
Parkhotel Wehrle ****,<br />
78098 Triberg, Tel. (07722) 860 20,<br />
www.parkhotel-wehrle.de<br />
Schwarzwaldgasthaus<br />
Zum goldenen Engel,<br />
79286 Glottertal, Tel. (07684) 250,<br />
www.goldener-engel-glottertal.de<br />
(Infos zu weiteren Unterkünften bei<br />
den örtlichen Tourist-Informationen)<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Deutsches Phonomuseum,<br />
78112 St. Georgen,<br />
Tel. (07724) 859 91 38,<br />
www.deutsches-phono-museum.de<br />
Dortheenhütte Wolfach,<br />
77709 Wolfach,<br />
Tel. (07834) 839 80,<br />
www.dorotheenhuette.de<br />
Flößermuseum Wolfach, Info:<br />
Tourist-Info, 77709 Wolfach, Tel.<br />
(07834) 83 53 53, www.wolfach.de<br />
Hexenlochmühle,<br />
78120 Furtwangen-Neukirch,<br />
Tel. (07723) 73 22,<br />
www.hexenlochmuehle.de<br />
Hochmoor Kaltenbronn,<br />
76593 Gernsbach-Kaltenbronn,<br />
Info: Tel. (07224) 65 51 97,<br />
www.infozentrum-kaltenbronn.de<br />
Kuckucksuhr im Großformat,<br />
78136 Schonach, Tel. (07722) 46 89,<br />
www.dold-urlaub.de<br />
Schloss Favorite,<br />
76437 Rastatt-Förch,<br />
Tel. (07222) 412 07,<br />
www.schloss-favorite.de<br />
Schwarzwaldmuseum,<br />
78098 Triberg, Tel. (07722) 44 34,<br />
www.schwarzwaldmuseum.de<br />
Triberger Wasserfall,<br />
Info: Tourist-Information,<br />
78098 Triberg, Tel. (07722) 86 64 90,<br />
www.triberg.de<br />
Oldtimermuseen<br />
Auto- & Uhrenwelt Schramberg,<br />
78713 Schramberg,<br />
Tel. (07422) 293 00,<br />
www.auto-und-uhrenwelt.de<br />
Autosammlung Steim,<br />
78713 Schramberg,<br />
Tel. (07422) 979 09 01,<br />
www.autosammlung-steim.de<br />
Unimog-Museum,<br />
76571 Gaggenau,<br />
Tel. (07225) 98 13 10,<br />
www.unimog-museum.de<br />
Freundliches Freudenstadt: Fontänen am Markt.<br />
Interessant in Schramberg: Autosammlung Steim.<br />
Informationen<br />
Schwarzwald Tourismus GmbH,<br />
79104 Freiburg,<br />
Tel. (0761) 89 64 60,<br />
www.schwarzwald-tourismus.info<br />
(Alle Angaben ohne Gewähr)
120<br />
Events<br />
RÜCKBLICK 2012 UND VORSCHAU 2013 <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
400-Millionen-Euro-Babys: Nur 39 Exemplare vom Ferrari<br />
250 GTO entstanden zwischen 1962 und 1964. Fast 50<br />
Prozent davon waren in Goodwood in Aktion zu erleben.<br />
> RÜCKBLICK: GOODWOOD REVIVAL, 14.–16. SEPTEMBER 2012<br />
Zeitreise für Oldieliebhaber<br />
Goodwood wurde im September wieder zum Mekka der Liebhaber von Oldtimerrennen und gepflegter Retro-Atmosphäre. Fast 150.000<br />
Zuschauer sorgten bei schönen Spätsommerwetter für ein ausverkauftes Wochenende, Hunderte von historischen Rennwagen lieferten<br />
sich packende Wettkämpfe auf der ehemaligen Formel-1-Strecke.<br />
Das Goodwood Revival ist in seiner Art wohl<br />
einzigartig: An drei Tagen wird auf der<br />
Rennstrecke auf dem Anwesen des Lord<br />
March historisches Rennen vom Feinsten geboten,<br />
aber mindestens ebenso faszinierend ist das<br />
Ambiente: Vom Fahrerlager <strong>mit</strong> den einfachen<br />
Holzboxen für die Rennwagen, vom „Revival<br />
Market“ <strong>mit</strong> historischen Fahrgeschäften und<br />
Verkaufsständen bis hin zu den Zuschauern, von<br />
denen die meisten im Outfit der<br />
40er- bis 60er-Jahre erscheinen,<br />
weiß man nicht, wohin man zuerst<br />
schauen soll. Wie ernst die Briten<br />
den Dresscode nehmen, zeigt sich<br />
auch daran, dass Besucher und<br />
Rennteilnehmer die Fahrerlager<br />
nicht ohne Krawatte betreten dürfen<br />
und selbst die Polizei auf dem Gelände<br />
nur <strong>mit</strong> historischen Uniformen<br />
und Fahrzeugen präsent war.<br />
Und es gab unglaublich viel sehen: 75 Jahre<br />
nach dem ersten Auftritt in England versammelten<br />
sich insgesamt zehn historische Silberpfeile<br />
von Mercedes und Auto Union in einem<br />
speziell dafür gebauten historischen Fahrerlager,<br />
zum 50. Geburtstag präsentierten sich 15 Ferrari<br />
250 GTO <strong>mit</strong> einem geschätzten Gesamtwert<br />
von etwa 400 Millionen Euro in Schauläufen,<br />
beim „Shelby Cup Race“ feierten 30 Cobras<br />
das ebenfalls 50. Jubiläum dieser Ausnahme roadster<br />
in einem <strong>mit</strong>reißenden Rennen, und in allen<br />
Rennen wurde gekämpft, als ob es um die<br />
echte Weltmeisterschaft ginge, was zu vielen Motor-<br />
und Blechschäden führte. Auch der erstmals<br />
durchgeführte „Settrington Cup“, ein Rennen für<br />
Kinder <strong>mit</strong> dem in England legendären Austin<br />
J40-Tretauto, wurde <strong>mit</strong> über 30 Teilnehmern<br />
zum vollen Erfolg für Fahrer und Zuschauer. Sogar<br />
aus Australien kamen die Kids, die <strong>mit</strong><br />
großer Begeisterung ihr erstes historisches<br />
Rennen erlebten.<br />
Überflieger: Ein V12-Merlin-Flugmotor<br />
<strong>mit</strong> 27 Litern Hubraum und über 1.500<br />
PS ist das Herz dieses Rolls-Royce<br />
„Hendlye Special“. Der Vorkriegsbolide<br />
ist <strong>mit</strong> einem Tankvolumen von<br />
150 Gallonen (680 Liter) sicherlich der<br />
Liebling aller Tankstellen!<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus
RÜCKBLICK 2012 | 121<br />
Kampfgeist: Auf der<br />
Rennstrecke wurde<br />
nicht nur teures<br />
Edelmetall um die<br />
Schikanen geprügelt,<br />
auch „Brot-und-Butter-Ware“<br />
war reichlich<br />
zu sehen, wie<br />
hier die zum Rennwagen<br />
umgebaute<br />
Borgward Isabella<br />
TS von Gavin Watson.<br />
Verfolgt von einem<br />
Ford, einem<br />
Nash Metrolitan und<br />
einem sehr schnellen<br />
BMW 700.<br />
> RÜCKBLICK: TOUR DI LAGHI,<br />
12.8.–21.8.2012<br />
Oldtimerwandern<br />
durch Umbrien<br />
und die Toskana<br />
Mit dem Oldtimer ganz ohne Stress herrliche<br />
Landschaften erfahren, historische<br />
Städte sehen und italienische Küche genießen.<br />
Das war das Motto der „Tour di<br />
Lahgi“, an der unser Autor Jürgen Feye-<br />
Hohmann <strong>mit</strong> seiner Pagode teilnahm.<br />
Ordnungsmacht: Auch die<br />
Polizei trat in historischen<br />
Uniformen zum Dienst an,<br />
unterstützt von ebenso<br />
historischen Polizeiklassikern.<br />
Hier zu sehen: ein<br />
Ford Pilot von 1947 und<br />
ein Jaguar Mk. II.<br />
Fast Food:<br />
Traditionelle britische Snacks wurden<br />
am Rande der Rennstrecke in<br />
traditionellen britischen Verkaufsmobilen<br />
feilgeboten. Weniger traditionell<br />
waren allerdings die gepfefferten<br />
Preise der Leckereien!<br />
Stilvoll und schnell: Desiré Wilson ist Pilotin<br />
des Rover P4-Renners, der <strong>mit</strong> Überrollbügel,<br />
Fächerkrümmer und einer scharfen Motorfrisur<br />
richtig schnell gemacht wurde.<br />
Dauertemperaturen von beinahe 40 Grad<br />
und das trockene Wetter waren selbst für<br />
italienische Verhältnisse extrem. Entsprechend<br />
staubig waren manche Straßen.<br />
Während der zehntägigen Tour waren die Teilnehmer in<br />
Gästehäusern der Villa „Borgo Poggio Bianco“ in der<br />
Nähe von Perugia untergebracht. Die Villa war Start<br />
und Ziel der verschiedenen Tagesausflüge, die auf ausgesucht<br />
schöne Routen viel Fahrspaß und Sehenswertes<br />
boten. Einige Ausflugsziele hätte kein Teilnehmer<br />
ohne ortskundige Führung gefunden, zum Beispiel<br />
Scarzuola, eine Traumstadt, die der Architekt und<br />
Künstler Tomaso Buzzi auf den Ruinen eines alten<br />
Klosters neu aufgebaut hat. Oder ein Weingut, wo der<br />
Wein noch (fast) „von Hand“ gemacht wird. Während<br />
der Tagestouren erlebten die Teilnehmer die fünf Seen<br />
Lago di Chiusu, Lago di Montepulciano, Lago Trasimeno,<br />
Lago di Bolsena sowie den Lago di Corbara. Aber<br />
natürlich gehörten auch Besichtigungen historischer<br />
Städte wie Chiusu, Castilione del Lago und Todi sowie<br />
viel Entspannung und kulinarische Genüsse zum Programm.<br />
Auch 2013 bietet der Veranstalter wieder<br />
mehrere geführte Oldtimertouren durch Umbrien und<br />
die Toskana an. Info: Ingrid Hofmeister, www.umbriamia.com.<br />
Bodenpersonal: Der Besucherparkplatz,<br />
der nur für<br />
Fahrzeuge bis Baujahr<br />
1970 zugänglich war, beherbergte<br />
mehrere Tausend<br />
Klassiker aller Epochen<br />
und Marken, und viele<br />
Besucher genossen das<br />
schöne Wetter beim Picknick<br />
am eigenen Klassiker.<br />
Kinderleicht: Die Piloten und Pilotinnen der J40-<br />
Tretautos beim LeMans-Start zum Settrington Cup.<br />
Gewonnen hat übrigens Florence Hall, die ihre<br />
männlichen Mitbewerber in Grund und Boden fuhr.<br />
Maximal 15 Fahrzeuge und ihre Teams<br />
können die Touren durch Umbrien und die<br />
Toskana erleben. Neben Italienern sind<br />
vor allem Deutsche dabei.<br />
Foto: Jürgen Feye-Hohmann
122 | RÜCKBLICK 2012<br />
Foto: Jörn Müller-Neuhaus<br />
> OLDTIMERTAGE FÜRSTENFELD, 22.–23.9. 2012<br />
Klassiker im Kloster<br />
Zum achten Mal fanden die Oldtimertage im Kloster Fürstenfeld<br />
statt, erstmals unter dem neuen Veranstalter Magna Ingredi.<br />
Das war aber auch die einzige Änderung am wie gewohnt<br />
gut organisierten und abwechlungsreichen Event.<br />
Ein Elektroauto, das <strong>mit</strong> einer Aufladung über 300 Kilometer weit fährt? Das Detroit<br />
Electric hat bereits vor fast 100 Jahren für abgasfreies Fahrvergnügen gesorgt<br />
und konnte am Wochenende vom 22. und 23. September 2012 auf den<br />
Oldtimertagen Fürstenfeld neben rund 1.000 weiteren Klassikern aller Epochen<br />
bewundert werden. Nach einem regnerischen Samstag lockte am Sonntag die<br />
bayerische Sonne die Besucher <strong>mit</strong> und ohne Oldtimer in Scharen auf das Gelände,<br />
um die Klassiker zu sehen, an den Teileständen zu wühlen und um den<br />
Concours d’ Elegance zu erleben, bei dem Old- und Youngtimer aus Privatbesitz<br />
von einer Jury bewertet wurden. Der Deutsche Automobil Veteranen Club (DAVC)<br />
lud zu einer kostenlosen Mitfahrt in einem echten Oldtimer ein, und eine Vielzahl<br />
an Ausstellern bot alles rund um das Thema Oldtimer an: von Ersatzteilen und Literatur<br />
über Bekleidung bis hin zu technischen Raffinessen und Neuerungen.<br />
Wie schon die Jahre zuvor war das Hauptproblem der schlechte Zufahrtsweg<br />
für die Oldtimer: Die Fahrer standen <strong>mit</strong> ihren Klassikern vor dem Eingang teilweise<br />
lange im Stau, weil die Ordner nur neue Besucher auf das Gelände ließen,<br />
wenn wieder Platz auf den Wiesen frei wurde. Info: Magna Ingredi Events GmbH,<br />
Tel.: (08142) 28 42 42-0, Web.: www.oldtimertagefuerstenfeld.de<br />
Die Vielfalt der gezeigten Fahrzeuge reichte vom umgebauten<br />
Volvo über Oldtimer und Youngtimer aller Länder, Jahrzehnte<br />
und Kategorien.<br />
> 1. MILLE BAVARIA RALLYE, 13.10.2012<br />
Nicht ohne meine<br />
Lederhose<br />
Eine neue Veranstaltung (nicht nur) für schwäbische Oldtimerfreunde<br />
feierte am 13. Oktober Premiere: die Mille Bavaria. Start- und Zielort<br />
war das Oktoberfest der Oldtimerfabrik Classic in Neu Ulm. Dazwischen<br />
lagen rund 250 genussvolle Kilometer durch das schöne Donau-Ries<br />
– und durch einen wahrhaft goldenen Oktober, der sich <strong>mit</strong> strahlendem Sonnenschein<br />
von seiner schönsten Seite zeigte. Ideale Bedingungen also für die<br />
rund 50 Fahrzeuge und ihre Besatzungen, die sich übrigens auch noch zu<br />
später Stunde allerbester Laune erfreuten: Oktoberfeststimmung pur. Auf ein<br />
Neues 2013 – natürlich nur in bayerischer Tracht! Kontakt: Stefan.Steinbacher@steinbacher-consult.com,<br />
Tel.: (0821) 460 59 10. Peter Müller<br />
> OLDTIMERTREFFEN JESENWANG, 3.10. 2012<br />
Party auf dem Rollfeld<br />
Der Verein „Pro Luftfahrt“ lud in diesem Jahr bereits zum 15. Mal<br />
und wie immer am Tag der Deutschen Einheit zum entspannten<br />
Oldtimerschauen auf dem Gelände des Flugplatzes Jesenwang ein.<br />
Dank des sonnigen<br />
Herbstwetters<br />
füllten sich die<br />
Wiesen rund um das<br />
Flugfeld wieder schnell<br />
bis auf den letzten<br />
Platz. Über 800 Teilnehmer<br />
– Autos aller<br />
Baujahre, Motorräder<br />
ohne Zahl, das eine<br />
oder andere Fahrrad sogar;<br />
Tausende von Zuschauern<br />
zogen die<br />
Oldtimer dem zeitgleich<br />
stattfindenden Oktoberfest<br />
vor. Auch die<br />
Flugzeugklassiker kamen<br />
nicht zu kurz, ein<br />
Auch die „Massenware“ der späten 70er-Jahre<br />
aus Rüsselsheim kommt allmählich in der<br />
Oldtimerszene an, wie dieser liebevoll gepflegte<br />
Kadett C beweist.<br />
besonderer Leckerbissen war dieses Jahr ein „Fiesler Storch“, der uns von<br />
der Flugwerft Oberschleißheim zur Verfügung gestellt wurde. Pilotiert von<br />
Max Bauer zeigte sie ihre unerhörten Fähigkeiten. Auffallend war in diesem<br />
Jahr die vergleichsweise starke Präsenz von Youngtimern und von japanischen<br />
Klassikern: Verschiedene Toyota- und Honda-Modelle in teilweise<br />
perfekt restauriertem Zustand zogen bewundernde Blicke auf sich und<br />
luden zum Fachsimpeln <strong>mit</strong> den Besitzern ein. Info: Pro Luftfahrt e. V. Jesenwang,<br />
Tel.: (08146) 950 03, Web: www.proluftfahrt-jesenwang.de<br />
> 3. 10-SEEN-<strong>CLASSIC</strong>-RALLYE, 14.10.2012<br />
Saisonfinale <strong>mit</strong> 200<br />
Kilometern Fahrspaß<br />
Zum dritten Mal lockte die 10-Seen-Klassik über 120 rallyebesessene Teams <strong>mit</strong><br />
ihren Oldtimern und Youngtimern nach Germering bei München. Dort wurden die<br />
Teilnehmer ab 9.00 Uhr unter großem Publikumsandrang auf die Strecke geschickt.<br />
Neben einigen kurzen Zeitprüfungen gab es viele, viele Sonderprüfungen,<br />
bei denen es auf Geschicklichkeit, Wissen und Gedächtnis ankam. So musste<br />
rückwärts möglichst eng an eine Markierung eingeparkt und diverse Fragen zur<br />
Region Oberbayern beantwortet werden. Als richtig schwierig erwies sich etwa die<br />
Aufgabe, verschiedene Flüssigkeiten nur am Geruch als Motoröl, Salatöl, Getriebeöl<br />
oder Hydraulikflüssigkeit zu identifizieren. Eine ausgiebige Mittagspause und<br />
eine Kaffeepause sorgten dafür, dass bei den Teilnehmern trotz der vielen Aufgaben<br />
kein Stress aufkam: ein wunderschöner Saisonabschluss, der wohl auch im<br />
kommenden Oktober wieder viele Freunde finden wird. Info: Pascal Kapp Rallye-<br />
Team, Tel.: (089) 452 06 85-0, www.pascal-kapp.de<br />
Foto: Jörn Müller-Neuhaus<br />
Foto: Peter Müller<br />
Checker Bavaria:<br />
Das Team<br />
des New Yorker<br />
Checker-<br />
Taxi genoss<br />
die Strecke in<br />
vorschriftsmäßiger<br />
Rallyekleidung!<br />
Auch absolute<br />
Raritäten wie<br />
dieser perfekt<br />
restaurierte Melkus<br />
RS genossen<br />
die herbstliche<br />
10-Seen-Classic.<br />
Foto: Pascal Kapp Rallyeteam
VORSCHAU 2013 | 123<br />
> VORSCHAU: WINTERRALLYES 2013<br />
Vier Rad’ln und a<br />
g’führiger Schnee …<br />
Manche Oldtimerfreunde werden erst bei Schnee so richtig froh: Es bereitet ihnen unglaublich<br />
viel Spaß, auf verschneiten Straßen und Pässen zu fahren. Dass es immer mehr Winterfreunde<br />
werden, zeigt auch die wachsende Zahl der Winterrallyes, vor allem in Bayern und Österreich.<br />
Schnee und Eis können die Teilnehmer von<br />
Winterrallyes nicht schrecken.<br />
Die Winterrallye Steiermark ist nichts für<br />
Warmduscher! Der Mini kämpft sich <strong>mit</strong><br />
Frontantrieb auch durch tiefen Schnee.<br />
Winterrallye Steiermark, 18.–19. Januar 2013<br />
Wie die Jahre zuvor ist der Start- und Zielpunkt<br />
Leoben in der Steiermark. Anders als bei den<br />
meisten Rallyes wird hier nicht nach Roadbook<br />
gefahren, sondern nach Kartenausschnitten, <strong>mit</strong><br />
deren Hilfe man die richtige Strecke selber finden<br />
muss. Die Winterrallye führt über 750 Kilometer<br />
auf hoffentlich tief verschneiten und vereisten<br />
Wald- und Nebenstraßen durch die Obere,<br />
West- und nördliche Oststeiermark, über die<br />
klassischen Sonderprüfungen der bekanntesten<br />
Rallyes der 60er- und 70er-Jahre. Zugelassen<br />
sind historische Fahrzeuge bis einschließlich<br />
Baujahr 1986. Das Nenngeld beträgt 750 Euro<br />
pro Team inklusive Übernachtung.<br />
Info: Tesco GbR, Tel.: (0172) 246 70 00,<br />
www.winterrallye.at<br />
12. Ländle Classic Schneegestöber,<br />
Vorarlberg, 18.–20. Januar 2013<br />
Im Vordergrund steht das Fahren auf Schnee,<br />
das Beherrschen des Fahrzeugs. Teilnehmen<br />
kann jeder, der <strong>mit</strong> seinem Oldie gerne mal auf<br />
abgesperrten Rundstrecken driftet und der keine<br />
Angst vor verschneiten Bergstraßen hat. All<br />
dies spielt sich vorwiegend in Höhen von 800–<br />
1.500 Metern ab, winterliche Verhältnisse sind<br />
also höchstwahrscheinlich. Nach dem Rallyestress<br />
wartet abends ein 4-Sterne-Haus <strong>mit</strong> Wellnessbereich,<br />
ausgezeichnetem Essen und Barbetrieb<br />
auf die Teilnehmer. Teilnahmeberechtigt<br />
sind maximal Klassiker bis Baujahr 1985, das<br />
Nenngeld beträgt 750 Euro.<br />
Info: Veranstaltungsmanagement Schwarz, Tel.:<br />
+43 (0) 664/208 04 50, www.laendle-classic.at<br />
Aflenzer Winterclassic, 15.–16.2.2013<br />
Vom Winterkurort Aflenz aus führt die Winterclassic<br />
in zwei Tagen die kältefesten Teilnehmer<br />
über 700 Kilometer und etwa 25.000 Höhenmeter<br />
über kleine Nebenstraßen, schneebedeckte<br />
Almen und tiefe Täler, durch Wälder und über<br />
verschneite Pässe: Eine Herausforderung an die<br />
Fahrer und das klassische Automobil. Gefahren<br />
wird nach Landkarten, wobei die Orientierung<br />
und der Teamgeist gefördert werden, dabei wird<br />
in Minuten gemessen und es werden keine<br />
Schnitt-Tabellen benötigt. Die Wertung erfolgt<br />
in drei Klassen von Vorkrieg bis Baujahr 1985.<br />
Info: Aflenzer Winterclassic,<br />
Tel.: +43 (0) 3453/45 75,<br />
www.aflenzer-winterclassic.at .<br />
Fotos: www.menzi-motorsportfotos.ch, Winterrallye Steiermark<br />
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124<br />
Pinnwand<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
REISE IN DIE VERGANGENHEIT<br />
1929<br />
Falke<br />
Bildschätze aus den<br />
Fotoalben unserer Leser<br />
Mal elegant, mal sportlich<br />
„Dieses Foto zeigt meine Großeltern<br />
Lydia und Ernst Thielenhaus bei einer<br />
Geschäftsreise in der Schweiz. Laut<br />
handschriftlicher Notiz auf der Bildrückseite<br />
handelt es sich bei dem Automobil<br />
um einen Falke, der wohl in<br />
kleiner Stückzahl in Krefeld hergestellt<br />
wurde. Auf der eher ungewöhnlichen<br />
‚Fernfahrt’ von Wuppertal in die Alpenrepublik<br />
unterbrachen häufige Reifenschäden<br />
die Reise. Mein Großvater hat<br />
damals auch Bergrennen bestritten,<br />
worüber meine Großmutter alles andere<br />
als ‚amused’ gewesen sein soll“,<br />
so Dietrich W. Thielenhaus, Wuppertal.<br />
1980<br />
Ford<br />
Fiesta I<br />
Fröhlicher Fiesta, die<br />
Zweite<br />
Von 1976 bis 1981 fuhren Carsten Plagges Eltern einen Ford<br />
Fiesta I. Hier waren sie 1980 in Österreich unterwegs, Vater<br />
Hans kuckte, dass der Sohnemann nicht vom Dach fällt und<br />
Mutter Irmgard drückte auf den Auslöser. 2011 hatte der „Junior“<br />
eine außergewöhnliche Idee: Er kaufte sich einen vergleichbaren<br />
Fiesta und restauriert ihn seitdem, um <strong>mit</strong> diesem<br />
Wagen die Fotos, die die dreiköpfige Familie <strong>mit</strong> dem „alten“<br />
Fiesta zeigen, nachzustellen.<br />
50er-Jahre<br />
Champion<br />
400<br />
Eine runde Sache<br />
Die Sonne scheint, also<br />
runter <strong>mit</strong> dem Dach! Karl-Heinz Hilgert<br />
aus Langelsheim-Astfeld schickte uns<br />
diesen Schnappschuss aus den 50er-Jahren.<br />
Mit seinem treuen Champion 400<br />
verlebte er schöne Ausflüge im Harz.<br />
1961<br />
Karmann<br />
Das waren noch Zeiten!<br />
Ghia<br />
Wie sportlich man noch vor der Familiengründung<br />
unterwegs war! Als Karl-Heinz Hilgert aus<br />
Langelsheim-Astfeld und seine Frau noch keine Kinder hatten,<br />
fuhren sie diesen kirschroten Karmann Ghia, Baujahr 1956.<br />
Hier parkt die blecherne Schönheit in Braunschweig-Wenden.
1985<br />
Ford<br />
Taunus<br />
Auf frischer Tat ertappt?<br />
Eine Kartoffel im Auspuff oder Zahnpasta<br />
auf dem Türgriff ? Auf diesem Foto von 1985<br />
fragt man sich unweigerlich, was der fünfjährige<br />
Klaus Speckmann wohl gerade angestellt hat. Unschuldig<br />
lächelnd scheint er sich vom „Tatort“ zu<br />
entfernen. Sein Vater fuhr zu dieser Zeit einen<br />
1976er-Ford Taunus 1,6 GL.<br />
Sechs Füßchen<br />
und ein Beiwagen<br />
Eigentlich fuhr Gunter<br />
Rieses Vater ein<br />
Motorrad <strong>mit</strong> Beiwagen,<br />
aber darin hatte er<br />
<strong>mit</strong> der Zeit Schwierigkeiten<br />
seine kleine<br />
Kinderschar unterzubringen.<br />
Die Wahl fiel<br />
auf einen gebrauchten<br />
DKW IFA F8 Kombi,<br />
Baujahr 1953. Dieses<br />
Foto zeigt die erste<br />
Ausfahrt ins Grüne im<br />
Jahr 1969. Jahre später<br />
trat Gunter Riese in die<br />
Fußstapfen seines Vaters<br />
und fährt heute<br />
selbst DKW.<br />
1969<br />
DKW<br />
IFA F8<br />
PINNWAND | 125<br />
70er-Jahre Ein Frechdachs<br />
auf<br />
Simca<br />
1301 der Haube<br />
Im Alter von<br />
vier Jahren<br />
posierte Björn<br />
Woest aus Buseck auf<br />
dem Simca 1301 seines<br />
Opas. Das war<br />
Anfang der 70er-<br />
Jahre. „Mein Opa<br />
liebte diesen französischen<br />
Mittelklassewagen“,<br />
erinnert er sich<br />
heute. „Danach fuhr er<br />
einen 1301 Special. Als<br />
er aus gesundheitlichen Gründen das Autofahren aufgeben<br />
musste, übernahm ihn mein Vater. Es war<br />
schön in einem Auto zu fahren, das zur damaligen Zeit<br />
nicht an jeder Ecke stand! Aber der Rost hatte leichtes<br />
Spiel <strong>mit</strong> ihm.“<br />
60er-Jahre<br />
Renault<br />
Dauphine<br />
Ausflug auf französisch<br />
Die Sonne lacht, die Natur ruft und die Dauphine<br />
möchte so gerne bewegt werden: Ortwin<br />
Engelkes Onkel und Tante nutzten<br />
Anfang der 60er-Jahre das schöne Wetter<br />
und fuhren <strong>mit</strong> ihrer Renault Dauphine<br />
die<br />
Schwarzwaldhochstraße<br />
entlang.<br />
Hier legten<br />
sie<br />
eine<br />
kleine<br />
Rast ein.<br />
Hochzeitsglocken im Krabbeltier<br />
„Meine Mutter (ganz links im Bild) im Sommer 1961 vor ihrem<br />
Elternhaus anlässlich der Hochzeit ihrer großen Schwester.<br />
1961<br />
VW<br />
Käfer<br />
Das Hochzeitsauto war ein VW Käfer <strong>mit</strong> Faltdach. Das<br />
Kennzeichen<br />
MOD für den<br />
Landkreis Markt<br />
Oberdorf ist längst<br />
Geschichte und<br />
wurde durch das<br />
Kennzeichen OAL<br />
für den neuen<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
abgelöst“,<br />
schreibt uns Wolf-<br />
Rainer Meyer aus<br />
Neuss.<br />
Vom Lastentier zur treuen Seele<br />
Für eine Wohnungsauflösung in Alexandria, Ägypten, suchte Hans-<br />
Uwe Hochstein 1983 ein großes, solides Auto. „ Meine Wahl fiel auf<br />
einen Ford Granada 2.0L, MK I von 1976, <strong>mit</strong> dem ich über Jugoslawien<br />
nach Griechenland gefahren bin, um von Piräus<br />
nach Alexandria überzusetzen. Nachdem ich in Ägypten<br />
alles erledigt hatte, fuhr ich<br />
auf dem gleichen Weg zurück<br />
nach Deutschland und<br />
behielt den Granada bis<br />
1985. Dann tauschte ich ihn<br />
gegen das Nachfolgemodel<br />
MK II ein.“ Der Wagen begeisterte<br />
ihn derart, dass er<br />
heute mehrere Granada<br />
um sich schart.<br />
Machen Sie <strong>mit</strong>!<br />
Hier zeigt die <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Redaktion die besten Einsendungen für die Pinnwand.<br />
Haben Sie einen (historischen) Schnappschuss von Ihrem eigenen Old- oder Youngtimer?<br />
Dann senden Sie uns Ihre Motive an:<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, „Pinnwand“, Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
oder per E-Mail an: redaktion@autoclassic.de<br />
1983<br />
Ford<br />
Granada
126<br />
Medien<br />
BÜCHER, BRIEFE | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
FÜR SIE GELESEN<br />
Matthias Kaluza: Audi<br />
Ikonen –<br />
Faszinierende Automobile<br />
einer bewegten<br />
Geschichte.<br />
408 Seiten, 625<br />
Abb., Format 26 x<br />
32 x 3 cm, Hardco -<br />
ver <strong>mit</strong> Schutzumschlag,<br />
Delius Kla -<br />
sing, 39,90 €, ISBN<br />
978-3-7688-3512-1<br />
Die Audi-Verführung<br />
Er hat was von Aktfotografie, dieser Bildband: Automobile<br />
Schönheiten wie der Wanderer W25 K<br />
oder das Audi 100 Coupé S werden hier durch sinnliche<br />
Inszenierung noch eine Spur schöner – und enthüllen<br />
Details, die im Vorübergehen wohl unentdeckt<br />
geblieben wären. Die Studio-Ästhetik kommt dem<br />
entgegen, allerdings fehlt es den brillanten Motiven<br />
leider manchmal an Schärfe – wie auch den Texten,<br />
die zwar gut informieren, kritische Distanz oder einen<br />
automobilgeschichtlichen Kontext aber kaum<br />
stattfinden lassen. Kein Wunder: Herausgeber ist Audi<br />
selbst, und so knüpft das Buch (auch gestalterisch)<br />
an Audis empfehlenswerte Firmenchronik „Vier Ringe“<br />
an – die natürlich genauso differenziert gelesen<br />
werden muss.<br />
Fazit: Hervorragende Bilder von verführeri schen<br />
Autos – das geht angesichts des Umfangs und<br />
Preises völlig in Ordnung. Ein fundiertes Ge -<br />
schichtsbuch ist „Audi Ikonen“ allerdings nicht.<br />
3<br />
Marvano: Grand<br />
Prix Bd. 1:<br />
Wiedergeburt. 52<br />
Seiten, Format 30 x<br />
21,5 x 0,8 cm,<br />
Hardcover, Mosaik<br />
Steinchen für<br />
Steinchen Verlag,<br />
14,95 €, ISBN 978-<br />
3-86462-019-5<br />
Rennsport-Renaissance<br />
4<br />
Was ist Wahrheit, was Fiktion? Hier verschwimmen<br />
die Grenzen. Mit der Reihe „Grand<br />
Prix“ rollt der belgische Zeichner Marvano (alias Marc<br />
van Oppem) in kurzen, lose zusammenhängenden Episoden<br />
den Beginn des Grand-Prix-Sports in Deutschland<br />
ab 1933 auf. So erwacht die damalige Rennsportund<br />
Nazi-Prominenz wieder zum Leben, manche historische<br />
Persönlichkeit wirkt durch den Zeichenstil des<br />
Autors aber seltsam verfremdet – ein legitimes Stil<strong>mit</strong>tel:<br />
Vorwort-Verfasser Jacky Ickx spricht treffend von<br />
„Dokufiktion“, also eine freie Rekonstruktion anhand<br />
historischer Fakten, die individuelle Züge tragen kann.<br />
Zu diesen gehören auch Episoden um fiktive Charaktere<br />
wie etwa der britische Rennfahrer Leslie Toliver,<br />
der für Mercedes-Benz fahren will.<br />
Fazit: „Wiedergeburt“ ist der erste von drei<br />
Bänden. Mit einem Spannungsbogen, der Lust<br />
macht auf den nächsten Teil: ungewöhnlich<br />
und anspruchsvoll!<br />
Jean-Patrick Baraillé<br />
u. a.: Citroën 2CV –<br />
Typologie & Kaufberatung.<br />
168 Seiten,<br />
Format 22,5 x 27,5<br />
x 1,8 cm, Hardcover,<br />
Schneider Media,<br />
34,90 €, ISBN 978-<br />
3-7688-5803-8<br />
Futter für Enten-Schwärmer<br />
Die wird nicht mehr billiger: Im Verhältnis<br />
zum verbliebenen Bestand<br />
ist die Ente <strong>mit</strong>tlerweile einer der teuersten<br />
Oldtimer – aber auch einer der<br />
vielfältigsten. Und da setzt dieses Buch an, das <strong>mit</strong><br />
ungewöhnlicher Vollständigkeit alles auflistet, was<br />
Enten-Jäger wissen wollen: alle Modelländerungen,<br />
einen Seltenheitsindex, eine wirklich umfangreiche<br />
Kaufberatung – und viele, viele Fotos. Natürlich ist<br />
es da<strong>mit</strong> kein Buch, das sich zur Unterhaltung lesen<br />
ließe. Eher finden Neulinge hier eine detailreiche Einführung<br />
in die Welt der Minimal-Motorisierung à la<br />
Döschwo, und Sammler eine Quelle, um sich zu vergewissern.<br />
Übrigens entstand das Buch in deutschfranzösischer<br />
Gemeinschaftsproduktion und <strong>mit</strong> dem<br />
Know-how alter Enten-Hasen.<br />
Fazit: Ob hier noch Wünsche offenbleiben, können<br />
nur 2CV-Fans sagen. Doch die Chancen<br />
zum neuen 2CV-Standardwerk stehen bestens!<br />
4<br />
Andreas K. Vetter:<br />
Haus & Auto. 176<br />
Seiten, Format 25,5<br />
x 28,5 x 1,7 cm,<br />
Hardcover <strong>mit</strong><br />
Schutzumschlag,<br />
Callwey Verlag,<br />
59,95 €, ISBN 978-<br />
3-7667-1910-2<br />
Parken zu Hause am Hause<br />
Die Normgarage am Wohnhaus ist<br />
nicht der Weisheit letzter Schluss.<br />
Architekten und Bauherren haben die<br />
Wahl: Parken auf dem Dach, integrierte<br />
Garage, dominante Garage, Autolift und der sogenannte<br />
Volumeneinschnitt sind nur fünf Varianten<br />
von vielen, um Autos architektonisch stilsicher unterzubringen.<br />
Und ja, der Lamborghini im Wohnzimmer<br />
ist auch dabei. Natürlich geht es in diesem Buch<br />
um Architektur und nur indirekt um Autos. Der Jury<br />
des ADAC Motorwelt Autobuch-Preises war dies<br />
2012 aber trotzdem einen verdienten Sonderpreis<br />
wert, nachdem im Vorjahr bereits das Buch „Traumgaragen<br />
1.0“ ausgezeichnet wurde. Zu diesem kann<br />
„Haus & Auto“ eine sinnvolle Ergänzung sein.<br />
Fazit: Faszinierend, wie individuell sich eine<br />
banale Nebensächlichkeit wie das Parken doch<br />
gestalten lässt – ein Fest für architekturbegeisterte<br />
Autofans.<br />
4<br />
Die einzelnen Gänge bedeuten: 5 = Perfekt. 4 = Absolut empfehlenswert. 3 = Ganz gut. 2 = Mäßig. 1 = Nicht empfehlenswert.<br />
Das schönste Blech zum Träumen<br />
Buchneuheit:<br />
Seit September 2012 erhältlich!<br />
Die Automobilgeschichte hat so unglaublich viel zu erzählen! Wahre Legenden<br />
hat sie hervorgebracht wie den Chrysler Airflow, Citroën 2 CV und VW Käfer,<br />
den Ford Thunderbird und Porsche 911, den Ferrari Testarossa und Jaguar<br />
XJ 220. In chronologischer Reihenfolge präsentiert der renommierte amerikanische<br />
Motorjournalist Larry Edsall 80 spektakuläre und in unterschiedlicher<br />
Hinsicht herausragende Fahrzeuge. Mal ist es die Technik, mal das aufsehenerregende<br />
Design, mal der Verkaufserfolg, der dem jeweiligen Automobil seinen<br />
Platz in der Historie sichert. Jedes einzelne wird in einem prägnanten Porträt<br />
ausführlich gewürdigt. Illustriert ist der aufwendig gestaltete Bildband <strong>mit</strong> etwa<br />
400 brillanten Farbfotografien, eingeleitet wird er <strong>mit</strong> einem kompakten Rückblick<br />
in die Anfänge der Automobilgeschichte. Ein wahrer Augenschmaus!<br />
Larry Edsall: Legenden der Automobilgeschichte<br />
– Von den Anfängen<br />
bis ins 21. Jahrhundert.<br />
288 Seiten, ca. 262 Abb., Format<br />
22,5 x 25,8 cm, GeraMond<br />
Verlag, 29,95 € ISBN: 978-3-<br />
86245-711-3
Nummer 41 | 1/13 | Januar/Februar | 8. Jahrgang<br />
Post<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/12<br />
Moderne Zeiten für<br />
klassische Verteiler<br />
Ich besitze drei alltagstaugliche Mercedes-<br />
Oldtimer (220 S Coupé, 250SL Pagode und<br />
280 SEC-8). Mein 220 S und die Pagode sind<br />
<strong>mit</strong> einer „Pertronix“ und das Coupé <strong>mit</strong> einer<br />
123-Ignition ausgerüstet sind. Die von Ihnen<br />
beschriebenen Vorteile kann ich nur bestätigen!<br />
Gleichwohl könnte ich mir vorstellen, speziell<br />
die Pagode <strong>mit</strong> einer 123/Tune umzurüsten,<br />
jedoch vermisse ich in Ihrem Artikel einen unverbindlichen<br />
Hinweis, <strong>mit</strong> welchen Kosten für<br />
die Anlage einschließlich Einbau und Einstellung/Programmierung<br />
zu rechnen ist.<br />
Alfred Wens, Hemsbach, per E-Mail<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: In unserem Artikel sind wir leider<br />
die genauen Infos zu Bezugsquellen und Preisen<br />
schuldig geblieben und reichen diese hier<strong>mit</strong> nach.<br />
Die 123/Tune gibt es unter anderem bei Brits’n Pieces<br />
(www.brits-n-pieces.com), bei Limora (www.limora.de),<br />
bei m-t-o Engineering (www.mto-engineering.de)<br />
und natürlich beim Hersteller selbst<br />
(www.123ignition.nl). Die 123/Tune kostet circa<br />
400 Euro, je nach Anbieter und Ausführung. Die<br />
Kosten für Einbau, Einstellung und Programmierung<br />
sind abhängig vom Dienstleister und von dem<br />
nötigen Zeitaufwand. Die „normale“ 123 Ignition<br />
kostet zwischen 280 und 350 Euro.<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/12<br />
Tolle Kiste<br />
Ich habe Ihren Bericht über den Fiat Panda<br />
gelesen und möchte Ihnen kurz von meinem<br />
Panda erzählen: Ich habe ihn 1986 gekauft, ihm<br />
zwei Hohlraumkonservierungen spendiert, und<br />
<strong>mit</strong>tlerweile hat er 205.000 Kilometer auf der<br />
Uhr. Er trägt noch seinen Erstlack, und bis heute<br />
war Rost kein Thema, daher kann ich die in<br />
Ihrem Artikel erwähnte Rostanfälligkeit nicht<br />
bestätigen. Uwe Blix, Bochum, per Post<br />
Über den Panda-Beitrag habe ich mich als<br />
Besitzer eines frisch restaurierten Welli<br />
sehr gefreut. Dieses intelligente, kleine Auto bekommt<br />
nun langsam die Wertschätzung in der<br />
Old- und Youngtimerszene, die es wahrlich verdient.<br />
Ein kleiner Fehler hat sich in Ihren Artikel<br />
jedoch eingeschlichen: Die Seitenflanken des<br />
Welli sind definitiv nicht aus Kunststoff, es ist<br />
lediglich matt-grau lackiertes Blech. Einzig der<br />
Briefe an die Redaktion<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Fax: (089) 13 06 99-700, E-Mail: briefe@autoclassic.de<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
Seat Marbella trug später Plastik bis an den<br />
Schweller hinunter, um seine Abstammung<br />
vom Ur-Panda zu kaschieren. Dahinter versteckte<br />
sich immer noch Wellblech. Als Welli-<br />
Liebhaber hätte ich mich über mehr Bilder der<br />
34/45er-Modelle gefreut. Bei meinem Panda<br />
handelt sich um einen Fiat Panda 34, Baujahr<br />
1984, der ab August 2011 Stück für Stück restauriert<br />
wurde.<br />
Friedrich Bergmann, Koblenz, per E-Mail<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/12<br />
Kunststoffreparatur leicht gemacht<br />
Mit großem Interesse habe ich diesen Artikel<br />
gelesen. Leider wird nicht die häufigste Beschädigung<br />
eines Kunststoffteils – das Armaturenbrett<br />
– beschrieben. Armaturenbretter der 70erbis<br />
80er-Jahre weisen oft kleine Risse auf. Sicher<br />
würde es viele Old- und Youngtimerfreunde interessieren,<br />
wie man solche Makel selbst reparieren<br />
kann. Ich persönlich wäre auch dankbar<br />
zu erfahren, welche Produkte (Hersteller, Produktname)<br />
dafür eingesetzt werden können.<br />
Jörg Wischhusen, per E-Mail<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Vielen Dank für Ihre Anregung!<br />
Risse am Armaturenbrett sollten wir tatsächlich einmal<br />
separat behandeln. Unser Experte und Autor<br />
des Artikels, Kay MacKenneth, ist schon informiert.<br />
Frage an die Redaktion<br />
Umrüstung auf Ethanolsprit E 85?<br />
Inzwischen verursacht ein Oldie bei nur<br />
10.000 Kilometern im Jahr über 1.000 Euro<br />
mehr an Benzinkosten. Wir möchten unseren<br />
Oldtimer umrüsten, daher unsere Frage: Gibt<br />
es ein E-85-Nachrüstkit und lohnt sich die<br />
Nachrüstung auf Ethanol? Der Energiegehalt<br />
ist zwar geringer, aber momentan zahlt man an<br />
den wenigen E-85-Tankstellen etwa 1,10 Euro<br />
pro Liter. Und nachdem bei einem älteren Fahrzeug<br />
ohnehin beizeiten die Spritleitungen ausgetauscht<br />
werden müssen, könnte man das<br />
Ganze doch „in einem Aufwasch“ erledigen.<br />
Stefan Prediger, Lübeck, per Post<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Die aktuellen Benzinkosten<br />
schmerzen, da haben Sie recht. Doch leider ist uns<br />
ein derartiges Umrüstkit auf E 85 nicht bekannt.<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/12<br />
Bremer „Frollein“ aufgehübscht<br />
Die Geschichte über die Lloyd Arabella hat<br />
mich besonders begeistert. Dieses Auto<br />
hat mich schon während meiner Bundeswehrzeit<br />
1969/70 fasziniert: Ein Kamerad hatte so<br />
ein „Teil“, das uns zu viert Woche für Woche in<br />
die Kaserne und wieder nach Hause gebracht<br />
hat. Was aus dem Auto wurde, entzieht sich leider<br />
meiner Kenntnis. Die Borgward-Sammlung<br />
von Tim Neugart möchte ich mir auf jeden Fall<br />
ansehen. Josef Denzel, per E-Mail<br />
Internet: www.autoclassic.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-720, Fax: +49 (0) 89.13 06 99-700<br />
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Redaktion<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus (verantwortlicher Redakteur),<br />
Michael Krische (Redaktionsleitung), Alexandra Wurl<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
Michael Grote, Ulf Kaack, Götz Knoop, Kay MacKenneth,<br />
Dirk Maxeiner, Annelie Nau, Halwart Schrader,<br />
Frederik E. Scherer, Stefan Viktor, Bodo Wistinghausen,<br />
Christian Wimmer, Frank Wündsch<br />
Grafische Konzeption<br />
Werner Bauer<br />
Layout<br />
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Medienberatung: MedienAgentur Peter Fabich<br />
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 01.01.2013.<br />
www.verlagshaus-media.de<br />
Druckvorstufe: Cromika, Verona<br />
Druck<br />
Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg<br />
Verlag<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung Zeitschriften<br />
Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften<br />
Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:<br />
MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG,<br />
Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
Preise: Einzelheft EUR 4,20 (D), EUR 4,50 (A), sFr 7,60 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandkosten); Jahresabopreis<br />
(6 Hefte): EUR 22,68 inkl. MwSt. und Versandkosten; für<br />
Mitglieder des DEUVET Bundesverband für Clubs klassischer<br />
Fahrzeuge e. V. gilt ein Verbandspreis von EUR 17,64 pro Jahr<br />
(6 Ausgaben). Bestellungen direkt an DEUVET.<br />
Ausland: EUR 22,68 inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
ISSN: 1867-9838<br />
Erscheinen und Bezug: <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint sechsmal<br />
jährlich. Sie erhalten <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in<br />
Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an<br />
gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
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Inhalt: Jörn-M. Müller-Neuhaus; verantwortlich für Anzeigen:<br />
Helmut Kramer, beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.
128<br />
Rückspiegel<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
MIT DEM GOGGO UM DIE WELT<br />
Der kleine Glas lernt das<br />
Fliegen! Der Isar 700 <strong>mit</strong><br />
dem Namen „Gitano“<br />
wurde <strong>mit</strong> dem großen<br />
Ladekran der MS Tjisadana,<br />
die die Abenteurer<br />
Peter und Marlotte von<br />
Rio de Janeiro nach Kapstadt<br />
brachte, an Bord<br />
gebracht und nach 14<br />
Tagen Überfahrt auf die<br />
selbe Weise wieder zu<br />
Land gelassen. Von jetzt<br />
an brachte jeder Kilometer<br />
Fahrt die beiden näher<br />
an die Heimat.<br />
Mit dem Goggo um die Welt<br />
Endspurt durch den<br />
schwarzen Kontinent<br />
Peter Backhaus und seine damals 22-jährige Freundin Marlotte Aue begannen 1957 <strong>mit</strong> einem<br />
Goggomobil eine Weltreise, die fast fünf Jahre dauerte. Nach Tibet, Japan und Amerika stand im<br />
August 1960 der schwarze Kontinent als letzte Herausforderung auf dem Programm.<br />
Von Kapstadt aus fuhren Marlotte und Peter<br />
durch Rhodesien, Kenia, Uganda, den<br />
Sudan und Tschad nach Nigeria. Die<br />
Hauptstadt Lagos war das letzte Ziel der großen<br />
Reise, dort hieß es <strong>mit</strong> dem Flugzeug zurück in<br />
die Heimat – nach fast fünf Jahren Reisezeit. Zuerst<br />
nach Hamburg und einige Zeit später ging<br />
es <strong>mit</strong> dem Firmenflieger nach Dingolfing, wo<br />
die Abenteurer im Glas-Werk gefeiert wurden.<br />
Fotos: Peter Backhaus
MIT DEM GOGGO UM DIE WELT | 129<br />
Nachdem die beiden<br />
den höchsten<br />
Berg Afrikas, den<br />
Kilimandscharo,<br />
besichtigt hatten,<br />
wurden sie in einem<br />
Dorf von<br />
Einheimischen<br />
staunend, aber<br />
sehr freundlich<br />
begrüßt.<br />
Nairobi erwies sich als hübsche Stadt <strong>mit</strong> viel moderner<br />
Architektur. Kaum vorstellbar, dass direkt hinter<br />
der Stadtgrenze der afrikanische Busch beginnt! Es<br />
gab sogar eine Goggo-Vertretung, die an dem Isar<br />
700 trotz 70.000 gefahrener Kilometer kaum Reparaturen<br />
durchführen musste.<br />
Das winzige Galago-Baby<br />
wurde von seiner Mutter verlassen und war nach<br />
kurzer Zeit so zutraulich, dass Marlotte beschloss,<br />
es nach Deutschland <strong>mit</strong>zunehmen.<br />
Die vorletzte Etappe führte die Weltreisenden<br />
von Kenia in die Serengeti, an den<br />
Victoriasee und nach Uganda. Das Schild<br />
sagt klar und deutlich, wer in der Wüste<br />
Vorfahrt hat!<br />
Die letzte Etappe vomSudan<br />
nach Nigeria war laut Einheimischen<br />
<strong>mit</strong> einem so kleinen Auto<br />
wie dem Isar nicht zu schaffen.<br />
Aber „Gitano“ kämpfte sich durch<br />
alle Widrigkeiten, auch Flüsse waren<br />
kein Hindernis!<br />
Marlotte und Peter<br />
Backhaus waren im<br />
Laufe der Reise für<br />
Glas zu den „Testfahrern<br />
Nummer eins“<br />
geworden. Deshalb<br />
wurden sie nach ihrer<br />
Rückkehr auch in Ingolstadt<br />
<strong>mit</strong> großem<br />
Aufwand empfangen.<br />
Peter Backhaus war<br />
während der ganzen<br />
Reise Fahrer, Kameramann,<br />
Toningenieur<br />
und Regisseur in einer<br />
Person. Hier zeigt er<br />
einem Eingeborenen,<br />
wie ein Tonbandgerät<br />
funktioniert.<br />
LUST AUF EINE WELTREISE?<br />
„Im Goggo um die<br />
Welt“ auf DVD<br />
Die DVD von Matthias Kirketerp enthält den<br />
75 Minuten langen, vollständig rekonstruierten<br />
Dokumentarfilm über die Weltreise von<br />
Marlotte und Peter Backhaus sowie eine 45-<br />
minütige TV-Dokumentation, in der Marlotte<br />
und Peter sich 40 Jahre später an ihre abenteuerliche<br />
Reise erinnern.<br />
Die neu aufgelegte DVD unterhält <strong>mit</strong> über<br />
zwei Stunden Filmmaterial und einer Bildergalerie.<br />
Bezugsquelle: direkt<br />
bei der Secretmedia<br />
Filmproduktion<br />
GmbH, Tel.: (0211)<br />
94 21 84 91,<br />
E-Mail: bestellung@<br />
secretmedia.de,<br />
Preis inkl. Versand:<br />
19,95 Euro
130<br />
<strong>Vorschau</strong><br />
IN NÄCHSTEN HEFT | <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/13<br />
Titelthema: Mittelklasse-Lieblinge der 60er-Jahre<br />
Ford Taunus P3, Volkswagen 1600 Typ 3, Opel Rekord B<br />
Wer in den 60er-Jahren dem Käfer oder gar dem<br />
Goggo entwachsen war und nach etwas mehr<br />
Komfort und Status suchte, hatte die Qual der<br />
Wahl zwischen diversen Fahrzeugen unterschiedlicher<br />
Konzepte. Vom klassischen Heckmotor<br />
über konventionelle Limousinen <strong>mit</strong><br />
Heckantrieb bis hin zum Frontantrieb war alles<br />
möglich. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> stellt drei der populärsten<br />
Familienoldies der 60er-Jahre vor.<br />
Fotos: Alfa Romeo, Daimler AG, AlfvanBeem/CommonsMedia, Flominator/CommonsMedia, Christian Wimmer<br />
Kaufberatungen<br />
Trabant 601, 1964–90<br />
Renault Alpine A310, 1971–85<br />
Lieber Leser,<br />
Sie haben Freunde,<br />
die sich ebenso für<br />
Oldtimer begeistern<br />
wie Sie? Dann empfehlen Sie uns<br />
doch weiter! Ich freue mich über<br />
jeden neuen Leser.<br />
Ihr Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Porträt<br />
‘57 Chevrolet<br />
Bel Air<br />
Wir stellen den Traum aller Liebhaber<br />
von US-Klassikern vor: Der<br />
Bel Air des Baujahrs 1957 ist<br />
eine Stil ikone, egal ob als Cabrio,<br />
Hardtop-Limousine oder gar als<br />
Kombi, der „Nomad“ hieß. Mit<br />
detaillierter Kaufberatung.<br />
In der DDR heiß geliebt, nach der Wende als veraltet geschmäht<br />
und weggeworfen oder billigst verscherbelt,<br />
wird der Trabant 601 allmählich als Klassiker entdeckt.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> schaut dem Ostgewächs unter die Duroplasthaut<br />
und nennt seine Stärken und Schwächen.<br />
12.000 Exemplare entstanden von dem flachen Heckmotorsportler,<br />
zunächst <strong>mit</strong> einem Vierzylinder, ab 1976<br />
dann <strong>mit</strong> dem 2,7-Liter-V6-Motor, der eine Gemeinschaftsentwicklung<br />
von Peugeot, Renault und Volvo war.<br />
Die Kunststoffkarosse des Alpine ist zwar rostfrei, nichtsdestotrotz<br />
sollte man beim Kauf genau hinschauen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> erklärt, auf welche Probleme man sich<br />
als A310-Interessent einstellen sollte.<br />
AUSSERDEM Rarität: Kleinsch<strong>mit</strong>tger<br />
Roadster | Restaurierung: Honda N600 |<br />
Reisetipp: Deutsche Alpenstraße | Museum:<br />
Unimog-Museum | Know-how: Trailern aber<br />
richtig | Workshop: Lackiervorbereitung,<br />
spachteln | Workshop: Karosseriebleche<br />
perfekt zuschneiden | Service: Lederpflege für<br />
den Oldtimer<br />
1984 bis 1997 war die „<strong>mit</strong>tlere Baureihe“ von Mercedes im<br />
Programm. Die Motorenpalette reichte vom behäbigen<br />
72-PS-Diesel bis zum kraftstrotzenden 500E <strong>mit</strong> 320 PS.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> stellt den zukünftigen Youngtimer vor.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2013<br />
erscheint am<br />
4.2.2013 …<br />
… oder schon zwei Tage<br />
früher im Abonnement <strong>mit</strong><br />
bis zu 21 % Preisvorteil<br />
und Geschenkprämie.<br />
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Plus Geschenk<br />
Ihrer Wahl,<br />
beispielsweise<br />
einen praktischen<br />
Reisewecker.<br />
Youngtimer<br />
Mercedes-Benz W 124<br />
Porträt<br />
Alfa Romeo<br />
Alfasud<br />
Der von 1972–83 in Sizilien in einem eigens dafür<br />
gebauten Werk produzierte Alfasud sollte die<br />
untere Mittelklasse aufmischen und quasi nebenbei<br />
die Arbeitslosigkeit in Sizilien reduzieren.<br />
Beides klappte nicht, und nur wenige der damals<br />
sehr modernen Fronttriebler haben überlebt.<br />
NICHT VERPASSEN:
Hier erfahren Sie mehr – www.porsche.com/classic<br />
Es sind die kleinen Dinge,<br />
die einen Klassiker komplett machen.<br />
Das Porsche Wappen für den 356 und<br />
den frühen 911 als Originalteil.<br />
Porsche Classic.<br />
Wie aufwändig das historische Porsche Wappen gefertigt wird,<br />
können Sie sich ganz einfach anschauen: Scannen Sie dafür bitte<br />
den QR-Code <strong>mit</strong> Ihrem Smartphone ein.
Design IKONEN<br />
im ZeitHaus der Autostadt<br />
Stand: Mai 2012<br />
Die Autostadt in Wolfsburg führt im ZeitHaus – dem besucherstärksten Automobilmuseum der Welt –<br />
durch die Geschichte des Automobils und des automobilen Designs: Formen, die die mobile Welt<br />
nachhaltig beeinflussten und bis heute prägen, Automobile, die zu echten Design IKONEN wurden.<br />
Nähere Informationen erhalten Sie über das CustomerCareCenter der Autostadt,<br />
Tel. 0800 288 678 238 oder unter www.autostadt.de<br />
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