Psychotherapeutische Modelle und ihre Wirkfaktoren - Schlussteil
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6 Diskussion<br />
Der Diskussionsteil dieser Lizentiatsarbeit gliedert sich in drei Teile: einen ersten, in welchem ich die Ergebnisse<br />
der empirischen Erhebung anhand der Fragestellungen zusammenfassend betrachte. Im zweiten Teil komme ich auf<br />
Mängel dieser Arbeit <strong>und</strong> deren mögliche Behebung zu sprechen. Es folgen allgemeine Anmerkungen, wie die<br />
psychotherapeutische Forschung für die Therapeuten in der Praxis attraktiver gemacht werden könnte. Weiterführende<br />
Erläuterungen zur Wissenschaftstheorie sind dem Anhanc C zu entnehmen.<br />
6.1 Interpretation <strong>und</strong> Diskussion der Ergebnisse<br />
Zunächst beziehe ich mich deutlicher als im letzten Kapitel auf die Fragestellungen der empirischen Erhebung.<br />
Die acht Fragestellungen <strong>und</strong> Hypothesen können recht differenziert beantwortet werden. Differenziert in dem Sinne,<br />
dass sie nicht entweder verworfen bzw. angenommen werden können: einige Hypothesen konnten bestätigt, einige<br />
tendenziell bejaht <strong>und</strong> einige nicht bestätigt werden. Es folgen nun die Ergebnisse <strong>und</strong> Antworten auf die Hypothesen:<br />
- Hypothese 1: Gemeinsame <strong>Wirkfaktoren</strong><br />
Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den verbalen Interventionen verschiedener Therapeuten verschiedener Schulen,<br />
d.h. es kommen bei unterschiedlichen Therapieverfahren neben schulspezifischen auch gleiche <strong>Wirkfaktoren</strong><br />
vor.<br />
Diese allgemein gehaltene Behauptung ist sicherlich zutreffend. Wie wir im ersten Teil dieser Arbeit gesehen haben,<br />
ist es unbestritten, dass in Psychotherapien teilweise gleiche <strong>Wirkfaktoren</strong> <strong>und</strong> Interventionen zur Anwendung<br />
gelangen; welchen Anteil am Gesamt der Interventionen diese ausmachen ist hingegen heftig umstritten (vgl. Kap.<br />
2.2). Deshalb erfolgt als nächstes eine Quantifizierungs-Hypothese zu dieser Frage:<br />
- Hypothese 1a: Spezifische versus unspezifische <strong>Wirkfaktoren</strong><br />
Die Häufigkeit der gemeinsamen, allgemeinen <strong>Wirkfaktoren</strong> ist bei verschiedenen Therapieverfahren grösser als<br />
die Häufigkeit der verfahrens-spezifischen <strong>Wirkfaktoren</strong>; kurz: die Gemeinsamkeiten sind grösser als die Divergenzen.<br />
Hier kommen wir zu differentielleren Aussagen als oben. Die zehn hier untersuchten Interventionsarten erweisen<br />
sich nur zum Teil als verfahrensübergreifend:<br />
Wenn wir, wie im Theorieteil begründet, unspezifische Faktoren definieren als „über 50 Prozent gemeinsame Fläche“,<br />
handelt es sich bei den folgenden fünf um gemeinsame, unspezifische <strong>Wirkfaktoren</strong> (vgl. Tabelle 10 „Hypothese<br />
1 bestätigt ja/nein“):<br />
- Kognitives Verstehen KV<br />
- Emotionales Verstehen EV<br />
- Informieren IN<br />
- Lernen LP<br />
- Konfrontieren KO<br />
folgende fünf Kategorien wären demnach eher verfahrens-spezifische <strong>Wirkfaktoren</strong>:<br />
- Aktivieren AK<br />
- Stützen ST<br />
- Emotionalen Ausdruckl fördern AF<br />
- Suggerieren/Interpretieren/Deuten SU<br />
- Erleben des Körpers EK<br />
Die Hypothese 1a kann somit nicht generell bestätigt werden. Obwohl zwar alle <strong>Wirkfaktoren</strong> in allen Therapieverfahren<br />
vorkommen, kann nur die Hälfte davon (s.o.) als in diesem Sinne unspezifisch (über 50 % Gemeinsamkeit)<br />
angesehen werden.<br />
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