27.02.2014 Aufrufe

Dokument 2.pdf - BASt-Archiv - hbz

Dokument 2.pdf - BASt-Archiv - hbz

Dokument 2.pdf - BASt-Archiv - hbz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

ähnlicher Weise beschreiben KRAPP, PRENZEL<br />

und WEIDENMANN (2006) den Begriff „Lernumwelt“:<br />

Dies sieht die „lernende Person“ im Zentrum<br />

des pädagogischen Geschehens und benennen die<br />

„Medien“, „Lehrende/Erziehende“, die „Pädagogisch<br />

arrangierte Umwelt“ und die „Natürliche Umwelt“<br />

als prototypische Komponenten, mit denen<br />

der Lernende interagiert (s. Bild 1).<br />

Nach KRAPP et al. (2006, S. 26) vollzieht sich das<br />

Lernen damit „… stets in Auseinandersetzung mit<br />

Gegebenheiten und Anforderungen der personalen<br />

und gegenständlichen Umwelt“. Diese Auseinandersetzung<br />

muss aber nicht zwangsläufig unter<br />

personaler Anleitung erfolgen, sie kann – auch ausschließlich<br />

– durch Medien vermittelt sein, und sie<br />

wird in ihrer Gesamtheit durch die jeweilige planvolle<br />

Gestaltung des Lehr-Lernarrangements in<br />

eine bestimmte Richtung gelenkt. Hinsichtlich der<br />

Interaktion eines Lernenden mit seiner natürlichen<br />

oder pädagogischen Umwelt ist dabei von unterschiedlichen<br />

möglichen Steuerungsverhältnissen<br />

auszugehen: In Lehr-Lernsituationen, in denen die<br />

Steuerungsfaktoren (z. B. die Vorgabe des Lernwegs<br />

oder der Zeitstruktur) der pädagogisch arrangierten<br />

Lernumwelt dominieren, erhöht sich die<br />

Wahrscheinlichkeit für ein reaktives, fremdgesteuertes<br />

Lernen; in solchen Lehr-Lernsituationen, in<br />

denen diese Steuerungsfaktoren weniger dominieren,<br />

steuert der Lernende den Lernprozess in stärkerem<br />

Maße selbst.<br />

Die dargestellten Komponenten bilden eine geeignete<br />

Grundlage, um wesentliche Beschreibungsmerkmale<br />

für Lehr-Lernsituationen in der Fahranfängervorbereitung<br />

auf der Mikroebene zu bestimmen;<br />

wir kommen gleich darauf zurück. Die von<br />

KRAPP et al. (ebd.) vorgenommene Unterscheidung<br />

zwischen einer durch bestimmte Steuerungsfaktoren<br />

stärker pädagogisch arrangierten Umwelt<br />

und einer natürlichen Umwelt spiegelt sich im Hinblick<br />

auf den Fahrkompetenzerwerb und die Fahranfängervorbereitung<br />

u. a. im Unterschied zwischen<br />

einer formalen 13 Fahrausbildung (z. B. theoretischer<br />

und praktischer Unterricht in der Fahrschule)<br />

einerseits und informellen Lernformen (z. B.<br />

selbstständiges Lernen mit Lehrmedien oder Fahrerfahrungsaufbau<br />

in Begleitung eines Laien) andererseits<br />

wider. Eine solche Unterscheidung von formalen<br />

und informellen Lehr-Lernformen ist nachfolgend<br />

zum einen erforderlich, weil ihnen in den nationalen<br />

Systemen der Fahranfängervorbereitung<br />

ein sehr unterschiedlicher Stellenwert zukommt.<br />

Zum anderen unterscheiden sich diese Lehr-Lernformen<br />

stark hinsichtlich ihrer pädagogischen<br />

Funktionen und bezüglich des mit ihnen verbundenen<br />

Aufwands. So erfolgen beispielsweise in<br />

Deutschland die Vermittlung und Aneignung von<br />

grundlegenden fahrpraktischen Fertigkeiten im<br />

Rahmen einer formalen Fahrausbildung, die mit relativ<br />

hohen finanziellen Kosten für den Lernenden<br />

einhergeht und nicht zuletzt deshalb zeitlich eng<br />

begrenzt ist. Daher bedarf es einer planvollen<br />

Strukturierung der verfügbaren Lernzeit und eines<br />

didaktisch begründeten Vorgehens, um in den verfügbaren<br />

Unterrichtseinheiten die vorgegebenen<br />

Lernziele zu erreichen. Bei informellen Lernformen<br />

wie dem fahrpraktischen Erfahrungsaufbau in Begleitung<br />

eines Laien sind die Lernmöglichkeiten wesentlich<br />

weniger vom zeitlichen und finanziellen<br />

Aufwand bestimmt; dies wie auch die in der Regel<br />

fehlende pädagogische Qualifikation des Begleiters<br />

führen zu einer geringen pädagogischen Strukturierung<br />

der Lernvorgänge.<br />

Kehren wir zurück zu den eingangs dargestellten<br />

theoretischen Überlegungen zu angemessenen<br />

Beschreibungsmerkmalen von Systemen der Fahranfängervorbereitung<br />

und von Lehr-Lernsituationen.<br />

Um die Gegebenheiten der Fahranfängervorbereitung<br />

in verschiedenen Ländern differenziert<br />

Bild 1: Prototypische Komponenten von Lehr-Lernsituationen<br />

(modifiziert nach KRAPP et al., 2006)<br />

13 Nach DOHMEN (2001) wird unter einer „Formalen Ausbildung“<br />

ein Lernen verstanden, das u. a. dadurch gekennzeichnet<br />

ist, dass es in Ausbildungseinrichtungen stattfindet,<br />

an einen Tutor gebunden ist und planvoll bzw. lehrplanbezogen<br />

erfolgt. Der Begriff „Informelles Lernen“ kennzeichnet<br />

(ebd.) dagegen ein vorrangiges Selbstlernen, das<br />

sich in unmittelbaren Lebens- und Erfahrungszusammenhängen<br />

sowie weitestgehend außerhalb von Ausbildungseinrichtungen<br />

abspielt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!