Dokument 2.pdf - BASt-Archiv - hbz
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ähnlicher Weise beschreiben KRAPP, PRENZEL<br />
und WEIDENMANN (2006) den Begriff „Lernumwelt“:<br />
Dies sieht die „lernende Person“ im Zentrum<br />
des pädagogischen Geschehens und benennen die<br />
„Medien“, „Lehrende/Erziehende“, die „Pädagogisch<br />
arrangierte Umwelt“ und die „Natürliche Umwelt“<br />
als prototypische Komponenten, mit denen<br />
der Lernende interagiert (s. Bild 1).<br />
Nach KRAPP et al. (2006, S. 26) vollzieht sich das<br />
Lernen damit „… stets in Auseinandersetzung mit<br />
Gegebenheiten und Anforderungen der personalen<br />
und gegenständlichen Umwelt“. Diese Auseinandersetzung<br />
muss aber nicht zwangsläufig unter<br />
personaler Anleitung erfolgen, sie kann – auch ausschließlich<br />
– durch Medien vermittelt sein, und sie<br />
wird in ihrer Gesamtheit durch die jeweilige planvolle<br />
Gestaltung des Lehr-Lernarrangements in<br />
eine bestimmte Richtung gelenkt. Hinsichtlich der<br />
Interaktion eines Lernenden mit seiner natürlichen<br />
oder pädagogischen Umwelt ist dabei von unterschiedlichen<br />
möglichen Steuerungsverhältnissen<br />
auszugehen: In Lehr-Lernsituationen, in denen die<br />
Steuerungsfaktoren (z. B. die Vorgabe des Lernwegs<br />
oder der Zeitstruktur) der pädagogisch arrangierten<br />
Lernumwelt dominieren, erhöht sich die<br />
Wahrscheinlichkeit für ein reaktives, fremdgesteuertes<br />
Lernen; in solchen Lehr-Lernsituationen, in<br />
denen diese Steuerungsfaktoren weniger dominieren,<br />
steuert der Lernende den Lernprozess in stärkerem<br />
Maße selbst.<br />
Die dargestellten Komponenten bilden eine geeignete<br />
Grundlage, um wesentliche Beschreibungsmerkmale<br />
für Lehr-Lernsituationen in der Fahranfängervorbereitung<br />
auf der Mikroebene zu bestimmen;<br />
wir kommen gleich darauf zurück. Die von<br />
KRAPP et al. (ebd.) vorgenommene Unterscheidung<br />
zwischen einer durch bestimmte Steuerungsfaktoren<br />
stärker pädagogisch arrangierten Umwelt<br />
und einer natürlichen Umwelt spiegelt sich im Hinblick<br />
auf den Fahrkompetenzerwerb und die Fahranfängervorbereitung<br />
u. a. im Unterschied zwischen<br />
einer formalen 13 Fahrausbildung (z. B. theoretischer<br />
und praktischer Unterricht in der Fahrschule)<br />
einerseits und informellen Lernformen (z. B.<br />
selbstständiges Lernen mit Lehrmedien oder Fahrerfahrungsaufbau<br />
in Begleitung eines Laien) andererseits<br />
wider. Eine solche Unterscheidung von formalen<br />
und informellen Lehr-Lernformen ist nachfolgend<br />
zum einen erforderlich, weil ihnen in den nationalen<br />
Systemen der Fahranfängervorbereitung<br />
ein sehr unterschiedlicher Stellenwert zukommt.<br />
Zum anderen unterscheiden sich diese Lehr-Lernformen<br />
stark hinsichtlich ihrer pädagogischen<br />
Funktionen und bezüglich des mit ihnen verbundenen<br />
Aufwands. So erfolgen beispielsweise in<br />
Deutschland die Vermittlung und Aneignung von<br />
grundlegenden fahrpraktischen Fertigkeiten im<br />
Rahmen einer formalen Fahrausbildung, die mit relativ<br />
hohen finanziellen Kosten für den Lernenden<br />
einhergeht und nicht zuletzt deshalb zeitlich eng<br />
begrenzt ist. Daher bedarf es einer planvollen<br />
Strukturierung der verfügbaren Lernzeit und eines<br />
didaktisch begründeten Vorgehens, um in den verfügbaren<br />
Unterrichtseinheiten die vorgegebenen<br />
Lernziele zu erreichen. Bei informellen Lernformen<br />
wie dem fahrpraktischen Erfahrungsaufbau in Begleitung<br />
eines Laien sind die Lernmöglichkeiten wesentlich<br />
weniger vom zeitlichen und finanziellen<br />
Aufwand bestimmt; dies wie auch die in der Regel<br />
fehlende pädagogische Qualifikation des Begleiters<br />
führen zu einer geringen pädagogischen Strukturierung<br />
der Lernvorgänge.<br />
Kehren wir zurück zu den eingangs dargestellten<br />
theoretischen Überlegungen zu angemessenen<br />
Beschreibungsmerkmalen von Systemen der Fahranfängervorbereitung<br />
und von Lehr-Lernsituationen.<br />
Um die Gegebenheiten der Fahranfängervorbereitung<br />
in verschiedenen Ländern differenziert<br />
Bild 1: Prototypische Komponenten von Lehr-Lernsituationen<br />
(modifiziert nach KRAPP et al., 2006)<br />
13 Nach DOHMEN (2001) wird unter einer „Formalen Ausbildung“<br />
ein Lernen verstanden, das u. a. dadurch gekennzeichnet<br />
ist, dass es in Ausbildungseinrichtungen stattfindet,<br />
an einen Tutor gebunden ist und planvoll bzw. lehrplanbezogen<br />
erfolgt. Der Begriff „Informelles Lernen“ kennzeichnet<br />
(ebd.) dagegen ein vorrangiges Selbstlernen, das<br />
sich in unmittelbaren Lebens- und Erfahrungszusammenhängen<br />
sowie weitestgehend außerhalb von Ausbildungseinrichtungen<br />
abspielt.