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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 6<br />

3. Die sprachlichen Auswirkungen des deutsch-tschechischen<br />

Sprachkontakts<br />

Der Einfluss des Tschechischen auf das Deutsche<br />

Phonetik: Einfluss des Tschechischen auf die offene Aussprache der e-Laute z. B. im Wort Säle<br />

(Seele) oder Entrundung der labialisierten Vokale: bemisch (böhmisch), die in den deutschen Dialekten<br />

in Mähren (vor allem im Schlesischen) als charakteristisch galten.<br />

--<br />

Grammatik: als Hypothese formulierte These über den angenommenen Einfluss des Tschechischen<br />

auf die Herausbildung der deutschen analytischen Futurformen: ich werde arbeiten<br />

– budu pracovat.<br />

--<br />

Lexik: tschechische Lehnwörter und auch phraseologische Lehnübersetzungen (in der sudetendeutschen<br />

Umgangssprache): Mir will sichs nicht (Ich habe keine Lust); Das steht nicht dafür<br />

(Es lohnt sich nicht); Wir haben uns gut gehabt (Es ist uns gut gegangen); Wie hast du dich (Wie<br />

geht es dir) u. ä.<br />

--<br />

Tschechische Lehnwörter im österreichischen Deutsch: Wiener Dialektlexikon von Teuschel<br />

(2. Ausgabe Wien 1994): 70 Wörter oder Wortwendungen tschechischer Herkunft. Es handelt<br />

sich meistens um Benennungen der Alltagsgegenständen, Speisen- und Personenbezeichnungen:<br />

Nusch (Messer), Penise (Geld), Puschka (Gewehr), Wuchtel/Buchtel (Napfkuchen), Golatschen/Kolatschen,<br />

Powidl, Zwetschken, Feschak u. a. Der Gebrauch der meisten dieser Bezeichnungen<br />

beschränkt sich nicht nur auf Wien und Umgebung; einige setzten sich in ganz Österreich<br />

durch: Kren (Meerrettich), Schmetten (Sahne), Kapuste (Kohl), Pfrnak (Nase), pomali (langsam),<br />

auf Lepschi gehen (aufs Bessere gehen).<br />

Der Einfluss des Deutschen auf das Tschechische<br />

Der Einfluss des Deutschen auf das Tschechische war viel tiefgreifender: Die Intensität der Beeinflussung<br />

hat sich im Laufe der über eintausend Jahre andauernden Sprachkontakte geändert.<br />

Einfluss im phonetischen Bereich<br />

Seit Jahrzehnten wird unter Bohemisten über den Einfluss des Deutschen auf die alttschechischen<br />

Wandlungen von langem ú zu ou (múka – mouka), langem ý zu ej (mlýn – mlejn) und von ie<br />

zu langem í (siet – sít) diskutiert.<br />

Einfluss auf die Grammatik<br />

Der Einfluss des Deutschen auf die grammatische Struktur des Tschechischen kann an Veränderungen<br />

im System der Modalverben im Tschechischen belegt werden: Das System der Modalverben<br />

im Tschechischen hatte ursprünglich dem System im typologisch und genealogisch<br />

verwandten Russischen entsprochen (d.h. es gab hier Konstruktionen mit zwei Modalverben<br />

(moč – moci, chotět – chtít). Die später unterschiedliche Entwicklung im Tschechischen kann als<br />

Einfluss des Deutschen interpretiert werden, denn das heutige tschechische System von Modalverben<br />

entspricht dem System, das in den Sprachen des sog. Mitteleuropäischen Sprachbundes,<br />

zu dem z. B. auch das Polnische gehört, zu finden ist.<br />

Als Beweis für die Beeinflussung des Tschechischen durch das Deutsche kann auch das System<br />

der Partikeln angeführt werden.<br />

Einfluss auf die Lexik<br />

Am intensivsten war der Einfluss des Deutschen auf den Wortschatz und die Phraseologie des<br />

Tschechischen.<br />

Im Alttschechischen: 1500 deutsche Lehnwörter, d. h. etwa 2% des Gesamtwortschatzes.

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