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Referat von Walter Langenegger, Leiter Informationsdienst der Stadt ...

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Schweizerische Konferenz<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>- und Gemeindeschreiber<br />

Conférence Suisse<br />

des Secrétaires Municipaux<br />

Behördenkommunikation<br />

Wie kommuniziert die Bundesstadt?<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

<strong>Leiter</strong> <strong>Informationsdienst</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Bern<br />

40


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Wie kommuniziert<br />

die Bundesstadt?<br />

Fachtagung:<br />

Thema:<br />

Veranstalter:<br />

Freitag, 8. November 2013, Hotel Arte, Olten<br />

Information ist alles – wie Städte und Gemeinden<br />

kommunizieren<br />

Gemeindeverband (SGV), Städteverband (SSV),<br />

Konferenz <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>- und Gemeindeschreiber (SKSG)<br />

|


Inhalt<br />

<strong>Stadt</strong> Bern<br />

• Anfor<strong>der</strong>ungen an die Behördenkommunikation<br />

• <strong>Informationsdienst</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Bern<br />

• Grundsätze <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

• Praxis in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung Bern<br />

• Grenzen <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Medien: Bedeutung für Politik und Verwaltung<br />

• Medien sind die wichtigsten Informationsquellen und damit die<br />

Hauptkanäle <strong>der</strong> behördlichen Kommunikation.<br />

• Medien richten sich nach dem Publikum (Einschaltquote, Auflage),<br />

nicht nach den Institutionen. Sie suchen den Konflikt, den<br />

Wi<strong>der</strong>spruch, den Tabubruch.<br />

• Medien durchdringen die Gesellschaft immer stärker<br />

(Medialisierung): Sonntags- und Gratisblätter, Online-Portale,<br />

Dynamisierung <strong>der</strong> Kommunikation durch Facebook, Twitter usw.<br />

• Medien bestimmen die Traktandenliste, prägen die Wahrnehmung<br />

<strong>von</strong> Politik und Verwaltung, steuern den öffentlichen Diskurs.<br />

• Fazit: Medienlogik prägt die Tätigkeit <strong>von</strong> Politik und Verwaltung.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Staatstätigkeit wird kritisch hinterfragt<br />

• Gesellschaft ist so pluralistisch wie wohl nie zuvor:<br />

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−<br />

Die Vorfeldorganisationen (Parteien, Verbände, Institutionen,<br />

Milieus) sind als Politikvermittler schwächer geworden.<br />

Aufgrund des hohen Bildungsniveaus und des ausgeprägten<br />

Bewusstseins für Demokratie, Bürgerrechte und Rechtstaatlichkeit<br />

hinterfragt die Bevölkerung das Handeln <strong>der</strong> öffentlichen Hand.<br />

Die Akzeptanz des hoheitlich agierenden Staats schwindet; er ist<br />

immer stärker gefor<strong>der</strong>t, sich zu legitimieren.<br />

Dem „Staat“ wird oft mit Misstrauen begegnet.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Wie soll die Verwaltung darauf reagieren?<br />

• Die Mediengesellschaft verlangt <strong>von</strong> Politik und Verwaltung eine<br />

präzise, umfassende und wi<strong>der</strong>spruchsfreie aktive Kommunikation.<br />

Sie muss sich an Tempo und Logik <strong>der</strong> Medien orientieren und sich<br />

die neuen Formen <strong>der</strong> Kommunikation nutzbar machen.<br />

• Die Behördenkommunikation muss Herausfor<strong>der</strong>ungen und<br />

Probleme darlegen und aufzeigen können, wie sie gelöst werden<br />

sollen. Sie muss die öffentliche Diskussion darüber ermöglichen und<br />

fähig sein, Entscheide glaubwürdig und nachvollziehbar zu<br />

begründen.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

<strong>Informationsdienst</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Bern<br />

• Die <strong>Stadt</strong> Bern verfügt über einen <strong>Informationsdienst</strong>, dessen<br />

Aufgabe es ist, eine über die Direktionen hinweg koordinierte und<br />

einheitliche Kommunikation zu gewährleisten.<br />

• Die Kommunikationshoheit liegt bei den Direktionen. Der<br />

<strong>Informationsdienst</strong> übernimmt bei <strong>der</strong> proaktiven Kommunikation<br />

eine „Gatekeeping“-Funktion für die ganze Verwaltung.<br />

• Der <strong>Informationsdienst</strong> ist als Stabsstelle positioniert und nimmt<br />

beratend (ohne Antragsrecht) an den Gemein<strong>der</strong>atssitzungen teil.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Kommunikation „aus einer Hand“<br />

• Die Aufgaben des <strong>Informationsdienst</strong>es:<br />

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−<br />

Beratung in Fragen <strong>der</strong> Kommunikation (Gemein<strong>der</strong>at/Direktionen)<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Medienarbeit, Koordination <strong>der</strong> Information,<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> internen Vernetzung bei medialem Druck<br />

Medien-Beobachtung und Issue-Management<br />

Kommunikation in ausserordentlichen Lagen<br />

Bewirtschaftung <strong>von</strong> Website und Twitter-Account<br />

Mitwirkung bei Kampagnen und grossen Projekten<br />

Betreuung des Corporate Design<br />

Produktion <strong>der</strong> Zeitschrift für die Mitarbeitenden<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Der Staat hat eine Informationspflicht<br />

• Das Gesetz schreibt vor, dass die Öffentlichkeit über Leistung und<br />

Tätigkeit <strong>von</strong> Verwaltung und Exekutive zu informieren ist.<br />

• Mit <strong>der</strong> Einführung des Öffentlichkeitsprinzips beim Bund und in<br />

vielen Kantonen erhält die Informationspflicht zusätzliches Gewicht.<br />

• Behördenkommunikation ist eine Primäraufgabe, ein Kerngeschäft<br />

je<strong>der</strong> Behörde. Ein schweigen<strong>der</strong> Staat würde nicht verstanden; er<br />

wäre unglaubwürdig.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Kommunikation oft Ermessensfrage<br />

• Die Behördenkommunikation ist zwar verordnet, aber es gibt wenig<br />

rechtliche Vorgaben darüber, wie sie umzusetzen ist. Gemeinden<br />

entscheiden weitgehend alleine über die Informationspolitik.<br />

• Wenn nicht <strong>von</strong> Amtes wegen vorgeschrieben, ist die<br />

Behördenkommunikation oft eine Ermessensfrage.<br />

• <strong>Stadt</strong> Bern orientiert sich bei <strong>der</strong> Kommunikation an Zielen und<br />

Grundsätzen, wie sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft empfohlen werden und<br />

wie sie zum Beispiel im Leitbild <strong>der</strong> Konferenz <strong>der</strong><br />

<strong>Informationsdienst</strong>e des Bundes (2003) festgehalten sind.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Ziel: Politische Partizipation för<strong>der</strong>n<br />

• Die Direkte Demokratie bedingt, dass die Bevölkerung informiert ist,<br />

damit sie sich am Diskurs beteiligen und mitentscheiden kann. Mit<br />

einer transparenten Kommunikation wird die Grundlage für eine freie<br />

Meinungsbildung geschaffen und die Mitwirkung am<br />

Entscheidungsprozess geför<strong>der</strong>t.<br />

• Beispiel: Jährlich organisiert die <strong>Stadt</strong> Bern 60 bis 80 Medienkonferenzen,<br />

verschickt rund 330 Medienmitteilungen, bearbeitet mehrere Tausend<br />

Medien- und Interviewanfragen, vermittelt Informationen auf www.bern.ch,<br />

Twitter und Facebook, publiziert Newsletter und Broschüren, lanciert<br />

Kampagnen und veranstaltet öffentliche Informations- und Quartieranlässe.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Ziel: Staatliches Handeln legitimieren<br />

• Durch Kommunikation wird Akzeptanz für politische Prozesse und<br />

Entscheide hergestellt und das staatliche Handeln legitimiert. Zudem<br />

erlaubt Kommunikation, das Vertrauen in das Wirken und Handeln<br />

<strong>der</strong> Behörden zu stärken – was in einer Demokratie Voraussetzung<br />

dafür ist, Mehrheiten zu erlangen.<br />

Dies ist umso wichtiger, als <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Staat ein „mo<strong>der</strong>ieren<strong>der</strong>“<br />

bzw. ein Verhandlungsstaat ist, <strong>der</strong> nicht nur einseitig durch<br />

Verwaltungsakte agiert, son<strong>der</strong>n immer wie<strong>der</strong> durch Kommunikation<br />

strategisch handelt.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Beispiel: Die Erarbeitung eines Nachtleben-Konzepts für die <strong>Stadt</strong> Bern<br />

erfolgte an Runden Tischen mit allen Akteuren und einer offenen<br />

Kommunikation. Die <strong>Stadt</strong> trat dabei als Mo<strong>der</strong>atorin auf und legitimierte den<br />

gesellschaftlich initiierten politischen Prozess.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Beispiel: In Zusammenhang mit <strong>der</strong> Sanierung des <strong>Stadt</strong>theaters gelangte durch<br />

eine Indiskretion ein interner Bericht an die Medien, <strong>der</strong> kurz vor <strong>der</strong><br />

Parlamentsberatung ein schiefes Licht auf das Projekt warf. Dank transparenter,<br />

aktiver Kommunikation in den Medien und gegenüber den Fraktionen konnten<br />

Missverständnisse und Befürchtungen ausgeräumt werden, so dass das<br />

Parlament – trotz heftiger Debatte – dem Kredit schliesslich zustimmte.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Grundsätze <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

• aktiv, umfassend und kontinuierlich: Damit wollen wir<br />

Falschinformationen und Indiskretionen verhin<strong>der</strong>n.<br />

• rechtzeitig und transparent: Damit wirken wir Gerüchten entgegen.<br />

Wenn wir nicht informieren können, begründen wir dies und<br />

orientieren darüber, wann eine Information möglich sein wird.<br />

• sachlich und wahrheitsgetreu: Sachverhalte müssen <strong>der</strong> kritischen<br />

Überprüfung durch die Medien standhalten. Fehler werden offen<br />

eingeräumt. Desinformation im Sinne <strong>von</strong> Lüge, Manipulation o<strong>der</strong><br />

Vertuschung verstossen gegen die Informationspflicht und sind tabu.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Grundsätze <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

• einheitlich und dem Kollegialitätsprinzip entsprechend: Der<br />

Gemein<strong>der</strong>at tritt mit einer Stimme gegen aussen auf. Abweichungen<br />

werden im Gremium besprochen und sind mittels einer temporären<br />

Ausstandsregelung möglich.<br />

• koordiniert und abgestimmt: Alle Akteure werden vor <strong>der</strong><br />

Publikation orientiert, damit keine Wi<strong>der</strong>sprüche und<br />

Ungereimtheiten auftauchen.<br />

• geschlechterneutral und diskriminierungsfrei: Mit Begriffen wird<br />

sorgfältig umgegangen. Es wird darauf geachtet, dass keine<br />

Diskriminierung durch abwertende Wortwahl stattfindet.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Praxis in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Bern<br />

Bei <strong>der</strong> Behördenkommunikation fragen wir uns:<br />

• Ist <strong>der</strong> Sachverhalt <strong>von</strong> genügen<strong>der</strong> öffentlicher Bedeutung, dass<br />

er die Bevölkerung interessieren muss?<br />

• Welche Geschäfte könnten die Bevölkerung interessieren, selbst<br />

wenn sie für die Verwaltung weniger relevant sind? (Aussensicht)<br />

Anlass für aktive Behördenkommunikation:<br />

• Kredite, Planungen, Leistungsverträge<br />

• Vernehmlassungen, Abstimmungsparolen, Positionsbezüge<br />

• neue Dienstleistungen, neue Infrastrukturanlagen<br />

• Statistiken und Erhebungen, Beantwortung wichtiger Vorstösse<br />

• Unvorhersehbare Ereignisse (a.o. Lagen/Katastrophen)<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Behördenkommunikation im Korsett<br />

• Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Behördenkommunikation:<br />

1. Gesetz verpflichtet die öffentliche Hand zur Information.<br />

2. Die Auftraggeber <strong>der</strong> Behördenkommunikation sind gleichzeitig<br />

die Konsumenten dieser Kommunikation. Es sind die<br />

Wählerschaft und die Stimmbürgerschaft, welche die<br />

Kommunikation mittels Steuern finanzieren. Und sie sind auch<br />

die Adressaten <strong>der</strong> Behördenkommunikation.<br />

• Folge: Behördenkommunikation ist im Fokus <strong>von</strong> Medien und Politik.<br />

Sie ist ein Politikum.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Der Staat ist kein Unternehmen<br />

Behördenkommunikation ist keine Unternehmenskommunikation:<br />

Der Staat 0 Ein Unternehmen 0<br />

• erfüllt hoheitliche Funktionen<br />

• ist demokratisch gelenkt und<br />

kontrolliert<br />

• <strong>der</strong> Öffentlichkeit verpflichtet<br />

Behördenkommunikation 0 Unternehmenskommunikation 0<br />

• ist gesetzlich verordnet und<br />

unterliegt dem Öffentlichkeitsprinzip<br />

• wird mit Steuergel<strong>der</strong>n finanziert<br />

• orientiert sich am Gemeinwohl<br />

• arbeitet gewinnorientiert<br />

• folgt <strong>der</strong> Marktlogik<br />

• ist nur den Besitzern sowie<br />

allenfalls <strong>der</strong> Belegschaft und <strong>der</strong><br />

Kundschaft Rechenschaft schuldig<br />

• dient dem Marketing und Verkauf<br />

• ist Imagepflege fürs Unternehmen<br />

• ist kaum Einschränkungen<br />

unterworfen<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Kommunikation – aber keine Werbung<br />

• Der Staat sollte:<br />

−<br />

−<br />

−<br />

keine persuasive Kommunikation mit <strong>der</strong> Absicht des<br />

Beeinflussens betreiben, keine Polit-Kampagnen;<br />

keine kommerzielle, auf Wettbewerbsvorteile abzielende Werbung,<br />

keine reine Imagewerbung;<br />

keine verdeckte Kommunikation (z.B. durch Agenturen).<br />

• Kampagnen, Sponsoring und Standortmarketing müssen im Urteil<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung bestehen können (hohe öffentliche Akzeptanz).<br />

• Ausnahme: Marketing und Imagewerbung für selbständige<br />

Unternehmen im Staatsbesitz zulässig; möglichst keine<br />

Einflussnahme mittels politischen Kampagnen.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

|


<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Sensibilisierungs-<br />

Kampagnen<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Kommunikation ist Chefsache<br />

• Die Kommunikatoren sind <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>präsident und die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Exekutive. Sie kommunizieren direkt und persönlich (zum Teil auch<br />

auf Facebook), insbeson<strong>der</strong>e bei wichtigen politischen Geschäften.<br />

• Problem: Hohe Verfügbarkeit für die Medien.<br />

• Verwaltung kommuniziert auf fachtechnischer Ebene.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Kommunikation bei Volksabstimmungen<br />

• Im Vergleich zum Bundesrat ist <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Bern bei<br />

<strong>der</strong> Kommunikation vor Volksabstimmungen zurückhalten<strong>der</strong>.<br />

• Medienkonferenzen zum Auftakt <strong>von</strong> Abstimmungskämpfen finden<br />

nur statt, wenn ein sehr grosser Bedarf an Information besteht.<br />

• Eine Intervention in den Abstimmungskampf ist gemäss gelten<strong>der</strong><br />

Praxis nur in wenigen Ausnahmefällen gerechtfertigt.<br />

• Kaum Einschränkungen gelten indes für das Gewähren <strong>von</strong><br />

Interviews und <strong>der</strong> Teilnahme an Podiumsdiskussionen.<br />

• Im Zuge <strong>der</strong> weiteren Medialisierung dürfte sich auf kommunaler und<br />

kantonaler Ebene eine aktivere Praxis herausbilden.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Umgang mit Medien<br />

• Alle Medien sind gleich zu behandeln: Ihnen werden alle<br />

Informationen gleichzeitig zur Verfügung gestellt.<br />

• Medienanfragen werden innert nützlicher Frist beantwortet. Wenn<br />

dies nicht möglich ist, wird dafür eine Erklärung geliefert.<br />

• Die Kommunikationsabläufe sind strukturiert und verankert. Das<br />

verschafft den Medien Verlässlichkeit.<br />

• Medienkonferenzen sind den Medienschaffenden vorbehalten. Dritte<br />

sind nur in Ausnahmefällen zugelassen.<br />

• Nachträgliche Berichtigungen werden nur bei groben Fehlern<br />

verlangt, Gegendarstellungen nur in gravierenden Fällen.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Grenzen <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

• „überwiegende öffentliche Interessen“:<br />

−<br />

−<br />

die Gefahr, die Entscheidfindung einer Behörde durch die<br />

vorzeitige Bekanntgabe einer Information zu beeinträchtigen<br />

die Gefahr, dass <strong>der</strong> Öffentlichkeit Schaden zugefügt bzw. die<br />

öffentliche Sicherheit gefährdet wird<br />

• Beispiele: Die gemein<strong>der</strong>ätliche Traktandenliste wird den Medien nicht<br />

vorgängig bekanntgegeben. O<strong>der</strong>: Es werden keine Informationen über<br />

polizeitaktische Überlegungen vermittelt.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Grenzen <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

• „schützenswerte Personendaten“:<br />

−<br />

Vormundschafts- und Fürsorgedaten o<strong>der</strong> Polizeidaten. Diese<br />

dürfen nur mit Einverständnis <strong>der</strong> betroffenen Person<br />

bekanntgegeben werden.<br />

• Beispiel: Wenn die „Weltwoche“ bestätigt haben will, ob Herr X.Y. Sozialhilfe<br />

bezieht, so darf keine Auskunft gegeben werden – selbst dann nicht, wenn<br />

sich das Magazin mit seiner Mutmassung irrt und <strong>der</strong> Sozialdienst negative<br />

Schlagzeilen riskiert.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Grenzen <strong>der</strong> Behördenkommunikation<br />

• „überwiegende private Interessen“:<br />

−<br />

Schutz des persönlichen Geheimbereichs, Persönlichkeitsschutz<br />

in hängigen Verfahren, Geschäfts- o<strong>der</strong> Berufsgeheimnis.<br />

• Beispiel: Beim Abschluss <strong>von</strong> Verträgen mit Unternehmen sind die<br />

Geschäftsgeheimnisse zu wahren. Verlangt ein Journalist hingegen Auskunft<br />

über die Einkünfte des <strong>Stadt</strong>präsidenten, so kann sich dieser als Person <strong>von</strong><br />

öffentlichem Interesse nicht auf den Persönlichkeitsschutz berufen.<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Kardinalfehler vermeiden<br />

• Für Markus Notter, ehemaliger Regierungsrat des Kantons Zürich,<br />

gibt es zwei Kardinalfehler, die es zu vermeiden gilt:<br />

−<br />

−<br />

„Wer nicht weiss, was er will, kann nicht kommunizieren (B). Nur ein<br />

klarer, kohärenter Inhalt kann gut vermittelt werden. Wer den Sachverhalt<br />

selber nicht durchschaut und nicht weiss, wie er damit umgehen will, hat<br />

keine klare Botschaft.“ *<br />

„Wer das, was er entschieden hat, für nicht kommunizierbar hält, hat<br />

schlecht entschieden (B). Einen guten Entscheid (B), kann man auch<br />

erklären und dafür einstehen. Wer das nicht kann, traut seinen<br />

Argumenten nicht. Dann sind sie vielleicht schlecht. O<strong>der</strong> sie sind gut,<br />

aber nicht beliebt.“ *<br />

*Schriftenreihe IRP-HSG, Band 82, Krisenkommunikation des Staates<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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<strong>Stadt</strong> Bern<br />

Literatur zum Thema<br />

• Information und Kommunikation <strong>von</strong> Bundesrat und Bundesverwaltung, Leitbild <strong>der</strong><br />

KID, Januar 2003<br />

• Otfried Jarren, Staatliche Kommunikation unter mediengesellschaftlichen Bedingung;<br />

Beitrag aus: Politische Kommunikation in <strong>der</strong> Schweiz, Haupt Verlag, 2005<br />

• Botschaft des Bundesrates über die Volksinitiative «Volkssouveränität statt<br />

Behördenpropaganda», Juni 2005<br />

• Peter Stücheli-Herlach, Behördliche Professionalität im demokratischen Diskurs.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Staat und Verwaltung in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion; Beitrag aus:<br />

Perspektive Staat, herausgegeben <strong>von</strong> <strong>der</strong> Schweizerischen Staatschreiberkonferenz<br />

und <strong>der</strong> Staatskanzlei Kanton Aargau, 2008<br />

• Krisenkommunikation des Staates, Schriftenreihe des Instituts für Rechtswissenschaft<br />

und Rechtspraxis, Band 82, Juli 2013<br />

• Heinz Bonfadelli, Thomas N. Friemel, Kommunikationskampagnen im Gesundheitswesen,<br />

Grundlagen und Anwendungen; UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2010<br />

<strong>Walter</strong> <strong>Langenegger</strong><br />

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