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Claudine Wyssa, Gemeindepräsidentin Bussigny, Präsidentin Union ...

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Zwischen übergeordnetem Recht<br />

und den Erwartungen der Bevölkerung:<br />

Welche Handlungsspielräume<br />

für eine wirkungsvolle kommunale Politik?<br />

Schweizerischer Städteverband<br />

29. August 2013<br />

<strong>Claudine</strong> <strong>Wyssa</strong>, <strong>Gemeindepräsidentin</strong> von <strong>Bussigny</strong><br />

<strong>Präsidentin</strong> UCV<br />

<strong>Bussigny</strong>-près-Lausanne<br />

8500 Einwohner, Wandel vom Dorf zur Kleinstadt,<br />

Teil der Agglomeration Lausanne Morges,<br />

Entwicklungsvorhaben, Tram, 3000 zusätzliche Einwohner bis 2020<br />

2<br />

1


Waadtländer Gemeindeverband (UCV)<br />

287 Gemeinden (von 318)<br />

Städtegruppe : 21 Gemeinden (darunter 12 Städte)<br />

Dörfergruppe : 270 Gemeinden<br />

• Förderung der gemeinsamen und Sonderinteressen und<br />

Wahrung der Kompetenzen der Waadtländer Gemeinden;<br />

• Sicherstellung der Bildung;<br />

• Förderung der Koordination von Studien und der<br />

Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedgemeinden;<br />

• Einholen und Bekanntmachen von Stellungnahmen der<br />

Mitglieder im Rahmen von Vernehmlassungen durch den<br />

Staatsrat und dessen Departemente;<br />

• Vertretung der Mitgliedgemeinden gegenüber den kantonalen<br />

Behörden, öffentlichen und privaten Gremien.<br />

3<br />

Situation 1<br />

Eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern verlangt:<br />

• die Eröffnung einer neuen Kita in einem bestimmten Quartier<br />

In der Stadt gibt es bereits zahlreiche Kitas.<br />

Die Kita-Betriebskosten übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der<br />

Gemeinde.<br />

Welchen Handlungsspielraum haben die lokalen Behörden?<br />

4<br />

2


Situation 2 (<strong>Bussigny</strong>, 2012)<br />

Städtebauliches Entwicklungsprojekt<br />

im Einklang mit den Rechtsvorschriften: RPG, K-RPG, Richtpläne<br />

per Volksentscheid abgelehnt<br />

Welchen Handlungsspielraum haben die lokalen Behörden?<br />

5<br />

Situation 3 (Waadtländer Westen, 2013)<br />

Umfahrung Morges: von der Region seit 40 Jahren erwartetes Projekt.<br />

Trassee durch Gemeinde <strong>Bussigny</strong>, quert die Venoge + einen Wald +<br />

nahe eines neuen Wohnquartiers<br />

Widerstand der Bevölkerung, Petition an den Gemeinderat.<br />

Welchen Handlungsspielraum<br />

haben die lokalen Behörden?<br />

6<br />

3


Volkswille?<br />

Krippen, Kitas, Mittagstische<br />

Infrastrukturen<br />

Sicherheit<br />

Verdichtung<br />

Reale Bedürfnisse der<br />

Bevölkerung<br />

Emotionale /reaktive Faktoren<br />

Modetrends<br />

Ausländer/innen<br />

7<br />

Gemeindeautonomie<br />

Die Gemeindeautonomie ist gemäss Artikel 50 der<br />

Bundesverfassung vom 18. April 1999 nach Massgabe des<br />

kantonalen Rechts gewährleistet.<br />

Diese Garantie findet sich in den Kantonsverfassungen wieder.<br />

Lukas Rühli (Avenir Suisse, 2012) in einer Studie mit dem Titel:<br />

Gemeindeautonomie zwischen Illusion und Realität.<br />

Die tatsächliche Gemeindeautonomie ist deutlich kleiner, als es ein<br />

oberflächlicher Blick auf gewisse Indikatoren (z.B. die Ausgabenverhältnisse<br />

zwischen Gemeinden und Kantonen) suggeriert.<br />

In vielen wichtigen Gebieten liegt die Regelungskompetenz weitgehend beim<br />

Kanton, die Gemeinden sind oft eher in der Rolle eines Vollzugsorgans.<br />

In letzter Zeit fand in vielen Kantonen eine weitere Kompetenzverschiebung<br />

von den Gemeinden zum Kanton statt.<br />

8<br />

4


Gemeindeautonomie<br />

Kommunale Zuständigkeitsbereiche (Waadt)<br />

• Öffentliche Güter (inkl. Raumplanung, Zweckmässigkeit)<br />

• Verwaltung<br />

• Beziehungen unter Gemeinden<br />

• Polizei<br />

• Festlegung der Gemeindeabgaben und -steuern.<br />

9<br />

Die Gemeindeautonomie einschränkendes übergeordnetes Recht<br />

Bund:<br />

Raumplanung: RPG<br />

Infrastrukturen: Agglomerationen<br />

Öffentlicher Verkehr<br />

Autobahnen<br />

Steuerwesen<br />

Bevölkerung: Einwohnerkontrolle<br />

Ausländergesetz<br />

Asylgesetz<br />

Kantone:<br />

Kleinkinderbetreuung<br />

Raumplanung<br />

Schulen<br />

Sicherheit (Polizei)<br />

…….<br />

10<br />

5


Gemeindeautonomie<br />

Zentrale Rolle der (kantonalen und nationalen)<br />

Kommunalverbände:<br />

Schutz der Gemeindeautonomie:<br />

• Kompetenzen<br />

• finanzieller Handlungsspielraum<br />

• räumliche Entwicklung<br />

• Leistungen<br />

11<br />

Gemeindepolitik<br />

Kommunale und regionale Strategie:<br />

• Entwicklung der Stadt / Infrastrukturen<br />

• Nachhaltige Entwicklung<br />

Sozialleistungen:<br />

• Jugend<br />

• Alter<br />

Sicherheit:<br />

Kultur<br />

Bedürfnisse der Bevölkerung erkennen<br />

Kommunikation 12<br />

6


Situation 1<br />

Die Gemeinde hat keine neue Kita errichtet<br />

ABER<br />

Sie hat die Tätigkeit der Tagesmütter unterstützt.<br />

Sie hat die Errichtung eines Hauses des Kindes in ihre strategische<br />

Planung aufgenommen.<br />

Sie hat die Eltern über bereits bestehende Betreuungsangebote informiert.<br />

13<br />

Situation 2 (<strong>Bussigny</strong>, 2012)<br />

Die Gemeinde hat ihre Entwicklungsstrategie überarbeitet:<br />

ohne die langfristigen Ziele zu verändern<br />

ohne von den geltenden Planungen abzurücken<br />

ABER<br />

die Gebäudehöhe wird beschränkt<br />

das Wachstum zeitlich gestaffelt<br />

die Projekte priorisiert<br />

Kommunikation<br />

14<br />

7


Situation 3 (Waadtländer Westen, 2013)<br />

Das ASTRA ist zuständig für Nationalstrassenprojekte<br />

ABER<br />

Die Region organisiert sich, um den Kanton und das Projekt zu unterstützen.<br />

Die Gemeinden kommunizieren die<br />

Bedingungen für eine<br />

Annahme des Projekts.<br />

15<br />

Gemeindepolitik - erste Schlussfolgerung<br />

Gemeindepolitik konkretisiert sich z.B.:<br />

• im Mass an Gemeindeautonomie (Situation 1);<br />

• im Rahmen des kantonalen Rechts : Zweckmässigkeit bei<br />

den Gemeinden (Situation 2);<br />

• im Rahmen der Bundesentscheide: Gewicht der Gemeinden<br />

nicht vernachlässigbar (Situation 3);<br />

ABER AUCH J.<br />

• in unerschlossenen Nischen, dort, wo die Bevölkerung Bedürfnisse<br />

anmeldet<br />

• durch eine intensivere Kommunikation. 16<br />

8


Gemeindepolitik - zweite Schlussfolgerung:<br />

Das politische System der Schweiz basiert auf drei Ebenen:<br />

• Gemeinden, Kantone, Bund<br />

Es funktioniert nur, wenn alle drei Ebenen funktionieren<br />

Jede Ebene benötigt die zur Realisierung ihrer Strategie notwendige<br />

Autonomie und finanziellen Mittel.<br />

Die Bevölkerung reguliert die Bedürfnisse, die Gemeindebehörden<br />

haben in erster Linie zuzuhören und die Bedürfnisse ihrer Bürgerinnen<br />

und Bürger zu erfüllen.<br />

17<br />

Alexis de Tocqueville (Über die Demokratie in Amerika, 1835):<br />

«Und doch ruht die Kraft der freien Völker in der Gemeinde. Die<br />

Gemeindeinstitutionen sind für die Freiheit, was die Volksschulen für<br />

die Wissenschaften sind; sie machen sie dem Volke zugänglich; sie<br />

wecken in ihm den Geschmack an ihrem friedlichen Gebrauch und<br />

gewöhnen es daran. Ohne Gemeindeinstitutionen kann<br />

sich ein Volk eine Regierung geben, aber den Geist der Freiheit<br />

besitzt es nicht.»<br />

18<br />

9


Danke für Ihre Aufmerksamkeit 19<br />

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