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Historik<br />
Aus der Radiogeschichte in der Schweiz (1. Teil)<br />
Klaus Wicker, Hüttwilen TG<br />
Aus den Memoiren und dem Archiv<br />
von Walter Wicker-Bürki (1901–1988)<br />
von Hüttwilen TG. Klaus Wicker ist ein<br />
Sohn von Walter Wicker und arbeitet<br />
bis heute in den Bereichen Forschung,<br />
Entwicklung und Montage von Antennen<br />
v.a. im Flugfunkbereich. QSP<br />
durch HB9ABO, tnx Urs.<br />
Erster Kontakt mit der Elektrizität-<br />
Wenn wir auch erst im Jahre 1913<br />
elektrisches Licht bekamen, konnten<br />
wir doch alles erfahren, was in<br />
der Welt geschah, durch Zeitungen<br />
und diese durch die Telegraphen,<br />
die bereits die Welt umspannten.<br />
Das grosse Geheimnis der drahtlosen<br />
Telegraphie begann mich zu interessieren,<br />
obwohl ich noch nichts<br />
davon begreifen konnte. Der Untergang<br />
des grössten, modernsten und<br />
stolzesten Passagierdampfers „Titanic“<br />
am 14. April 1912 hat mich mit<br />
seiner ganzen Tragik wie kein anderes<br />
Ereignis erfasst.<br />
Alle Nachrichten über diese Katastrophe<br />
habe ich untilgbar in mich<br />
aufgenommen, waren vielleicht die<br />
Ursache dafür, dass ich später mit<br />
dem Funk so vertraut wurde. Auch<br />
auf diesem Gebiet ging die Entwicklung<br />
enorm rasch vor sich, die<br />
Funkentelegraphie wurde durch die<br />
Sprachtelephonie abgelöst und Tausende<br />
von Amateuren auf der ganzen<br />
Welt liessen sich faszinieren und<br />
vervielfachten ihre Erfolge.<br />
Im Jahr 1912 waren auch die Elektromonteure<br />
tätig im Dorf und ich<br />
konnte es kaum erwarten, bis unser<br />
Haus an die Reihe kam und die ersten<br />
Kohlenfadenlampen in der Wohnung<br />
und in der Werkstatt brannten.<br />
Später als ich dann als Huf- und Wagenschmied<br />
die Lehre absolvierte,<br />
wollte ich auch elektrische Leitungen<br />
erstellen, erhielt aber eine zünftige<br />
Abfuhr durch solche, die eben<br />
eine Konzession besassen - wenn sie<br />
auch nicht viel besser vom Fach waren,<br />
so war es doch ordnungshalber<br />
notwendig und ich begriff dies.<br />
auch die Zeit des Radios angebrochen.<br />
Nachdem ich im Jahr 1922 zum<br />
erstenmal Musik und Sprache aus<br />
dem Äther gehört hatte, liess mich<br />
das Geheimnis nicht mehr los. Der<br />
Sohn des damaligen Verwalters<br />
Rieser kam aus Ostpreussen in<br />
unsere Heimat zurück und brachte<br />
einen grossen Radioempfänger, mit<br />
dem man den ersten deutschen<br />
Sender Königswusterhausen hören<br />
konnte. Als dann im Herbst 1924 der<br />
Zürcher Radiosender in Höngg bei<br />
Zürich seine Ausstrahlungen begann,<br />
fuhr eines Tages ein Wagen mit einer<br />
15 m langen Holzstange vor unser<br />
Haus. Nach einigen Stunden stand<br />
dieser erste Antennenmast auf der<br />
Giebelseite der Schmiede. Zwei<br />
Abb. 1: selbstgebautes Radiogerät aus dem Jahre 1927<br />
Tage später stand auf dem Giebel<br />
des etwas höheren Wohnhauses<br />
ebenfalls ein Eisenrohr, und von<br />
diesem hingen 3 Drähte zum<br />
Gegenstück am Holzmasten. Von<br />
hier aus führte ein isolierter Draht in<br />
unsere Wohnstube, wo ich meinen<br />
Detektorempfänger anschloss. Zu<br />
meiner Freude und Überraschung<br />
war der Empfang so rein und gut,<br />
dass sich meine skeptischen Eltern<br />
geschlagen gaben. Ich hatte alles<br />
im Geheimen vorbereitet und<br />
eine Fachschrift aus Deutschland<br />
abonniert; ich wollte nichts Halbes,<br />
und die Ueberraschung gelang. Mit<br />
dieser einfachen Anlage konnte ich<br />
bereits einige französische Sender<br />
empfangen.<br />
www.amateurfunktechnik.ch<br />
Thomas Hediger<br />
Amateurfunktechnik<br />
5737 Menziken<br />
076/746 31 13<br />
www.amateurfunktechnik.ch<br />
Die Zeit des ersten Radioempfangs<br />
bis zum Technikum<br />
Anfangs der zwanziger Jahre war<br />
38 <strong>HBradio</strong> 2/<strong>2013</strong>