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die Nachtkirche von 20.00 bis 23.00 Uhr offen ist.<br />
Vor einiger Zeit kam ein junges Mädchen herein. Eigentlich, so erklärte sie mir,<br />
wolle sie nicht in die Kirche kommen, denn sie glaube nicht an das da, und zeigte –<br />
ohne es zu wissen – mit ihrem Finger auf das ausgestellte Allerheiligste.<br />
Ich antwortete ihr: Macht nichts, du bist trotzdem willkommen. Sie war verblüfft:<br />
Weshalb das denn?<br />
Meine Antwort: Wenn du etwas auf dem Herzen hast, kannst du einfach eine Kerze<br />
anzünden. Oder du schreibst die Bitte auf und heftest das Papier ans Kreuz.<br />
Oder du setzt dich einfach eine Weile hin und ruhst dich aus.<br />
Wissen Sie, liebe Gemeinde, was passiert ist? Das Mädchen erzählte, dass ihre Oma<br />
gerade gestorben war. Nicht genug damit! Kurz davor hatte sie auch ihren Onkel,<br />
der ihr sehr viel bedeutete, verloren. Beim Besuch in der Nachtkirche konnte sie<br />
zum ersten Mal mit jemandem über diese Verluste sprechen. Danach zündete sie<br />
eine Kerze an, schrieb ein Gebet auf, das mich ganz tief berührte.<br />
Und ich, als gläubiger Mensch, wünschte mir, dass ich auch so schreiben könnte<br />
wie sie.<br />
Erinnern Sie sich an den Anfang des Gesprächs?<br />
Da hatte das Mädchen noch behauptet: Ich glaube nicht an das da.<br />
Unsere zweite Initiative ist die Mobile Kirche in einem Bauwagen, der mit einem<br />
Bild vom Petersdom in Rom verkleidet ist. Mit dieser Kirche stehen wir jeden Donnerstagabend<br />
in der Einkaufsstraße von Kopenhagen. Wir wollen Menschen treffen,<br />
Gespräche führen und Zeugnis geben für all diejenigen, die niemals ihren Fuß über<br />
die Schwelle einer Kirche setzen.<br />
Stellen Sie sich die Mobile Kirche als Schiff vor, das sein eigenes Hoheitsgewässer<br />
verlässt und sich ins Fahrwasser der anderen begibt. Vor unserer Mobilen Kirche<br />
gibt es gratis Kaffee, Tee und Kuchen. Menschen kommen vorbei, bleiben stehen,<br />
schauen und fragen: Was ist das denn? Obdachlosen genießen im Winter Kaffee<br />
und Kuchen. Andere setzen sich in den Kirchenwagen, lauschen der Stille, zünden<br />
eine Kerze an oder schreiben ein Anliegen ins Fürbittbuch.<br />
Wir bieten Gespräch, Fürbitte oder Kaffee an, einfach alles, was gerade gebraucht<br />
wird. Vor allem haben wir zwei Ohren und nur einen Mund. Viele kommen mit<br />
ihrer Lebensgeschichte zu uns − auch mit ihren Prüfungen. Und wir sind immer<br />
wieder überrascht: Keiner kann alleine glauben!<br />
Vor ein paar Tagen kam ein großer, muskulöser, breiter Mann zum Wagen, jemand,<br />
dem ich lieber nachts nicht in einer dunklen Straße begegnen würde. Er grölte:<br />
Was machst du hier? Gibt’s hier Kaffee und Kuchen? Was, das ist gratis? Verdienst<br />
du nicht dickes Geld damit? Als er verstand, dass unser Angebot gratis ist, damit<br />
Menschen es einfach nutzen können, war er verblüfft. Er wiederholt: Kaffee und<br />
8 Keiner soll alleine glauben.