Soziale Determinanten von Gesundheit - WHO/Europe - World ...
Soziale Determinanten von Gesundheit - WHO/Europe - World ...
Soziale Determinanten von Gesundheit - WHO/Europe - World ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Belastungssituationen werden durch die Streßreaktion<br />
Streßhormone aktiviert, die sich auf Herz und Kreislauf<br />
und auf das Immunsystem auswirken. Unsere Hormone<br />
und unser Nervensystem lassen uns auf eine<br />
unmittelbare physische Bedrohung reagieren. Unser<br />
Herz schlägt schneller, das Blut fließt in die Muskeln,<br />
wir reagieren mit Angst und Wachsamkeit. Wenn wir<br />
diese biologische Streßreaktion jedoch zu oft und zu<br />
lange einschalten, hat das wahrscheinlich in mehrfacher<br />
Hinsicht negative Folgen für unsere <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Depressionen, eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen,<br />
für Diabetes und gesundheitsschädliche Cholesterin-<br />
und Blutfettwerte, für Bluthochdruck und die<br />
damit einhergehenden Herz- und Schlaganfallrisiken<br />
sind nur einige der uns dadurch drohenden Gefahren.<br />
Der Mensch und verschiedene in freier Wildbahn und<br />
in Gefangenschaft untersuchte Primaten bewältigen<br />
psychosozialen Streß mit ähnlichen Mechanismen.<br />
Primatenstudien zeigen, daß untergeordnete Tiere mit<br />
größerer Wahrscheinlichkeit an Thrombosen und<br />
Stoffwechselveränderungen leiden als sozial dominierende<br />
Tiere. Beim Menschen sind solche Veränderungen<br />
darüber hinaus mit der erhöhten Gefahr verbunden,<br />
an Herz-Kreislaufkrankheiten zu erkranken. Für<br />
die Industrieländer gilt, daß diese <strong>Gesundheit</strong>sprobleme<br />
um so häufiger zu beobachten sind, je<br />
weiter unten jemand in der gesellschaftlichen Rangordnung<br />
rangiert.<br />
Was die Politik tun kann und muß<br />
Ein Arzt wird vielleicht versuchen, die mit Streß verbundenen<br />
biologischen Veränderungen durch Medikamente<br />
in den Griff zu bekommen. Man sollte sich<br />
jedoch unbedingt sehr viel stärker darauf konzentrieren,<br />
die einem schlechten <strong>Gesundheit</strong>szustand zugrunde<br />
liegenden Ursachen anzugehen.<br />
In der Schule, am Arbeitsplatz und in anderen Einrichtungen<br />
sind soziale Befindlichkeit und materielle<br />
Sicherheit für die <strong>Gesundheit</strong> häufig ebenso wichtig<br />
wie die natürliche Umwelt. Wenn man den Menschen<br />
das Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung<br />
vermitteln kann, werden sie sehr wahrscheinlich<br />
gesünder sein, als wenn sie sich ausgeschlossen,<br />
mißachtet und ausgenutzt fühlen.<br />
Die Regierungen sollten erkennen, daß Sozialpolitik<br />
die psychosozialen wie die materiellen Bedürfnisse des<br />
Menschen berücksichtigen muß. In beiden Bereichen<br />
können Angst und Unsicherheit entstehen. Vor allem<br />
muß die Politik Familien mit kleinen Kindern stützen,<br />
den aktiven Gemeinschaftssinn anregen, soziale<br />
Vereinsamung bekämpfen, materielle und finanzielle<br />
Unsicherheit begrenzen und durch Ausbildungs- und<br />
Rehabilitationsmaßnahmen die Fähigkeit der Menschen<br />
fördern, die Herausforderungen ihres Lebens<br />
besser zu meistern.<br />
BRUNNER, E.J. Stress and the<br />
biology of inequality. British<br />
medical journal, 314: 1472–<br />
1476 (1997).<br />
KARASEK, R.A. & THEORELL,<br />
T. Healthy work: stress,<br />
productivity and the<br />
reconstruction of working life.<br />
New York, Basic Books, 1990.<br />
MARMOT, M.G. Does stress<br />
cause heart attacks?<br />
Postgraduate medical journal,<br />
62: 683–686. (1986)<br />
MARMOT, M.G. ET AL.<br />
Contribution of job control<br />
and other risk factors to social<br />
variations in coronary heart<br />
disease. Lancet, 350: 235–<br />
239 (1997).<br />
WICHTIGE LITERATUR<br />
SAPOLSKY, R.M. & MOTT, G.E.<br />
Social subordinance in wild<br />
baboons is associated with<br />
suppressed high density<br />
lipoprotein-cholesterol<br />
concentrations: the possible<br />
role of chronic social stress.<br />
Endocrinology, 121: 1605–<br />
1610 (1987).<br />
SHIVELY, C.A. & CLARKSON,<br />
T.B. Social status and coronary<br />
artery atherosclerosis in<br />
female monkeys.<br />
Arteriosclerosis thrombosis,<br />
14: 721–726 (1994).<br />
11