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Buntheit mit System - European-coatings.com

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Quelle/Publication: Farbe & Lack<br />

Ausgabe/Issue: 03/2005<br />

Seite/Page: 86<br />

<strong>Buntheit</strong> <strong>mit</strong> <strong>System</strong><br />

Vektorielle Farbabstandsbewertung <strong>mit</strong> der<br />

DIN99-Formel<br />

Klaus Witt, Berlin.<br />

Die farbmetrisch begründete Farbabstandsbewertung ist in<br />

der industriellen Farbnachstellung ein wesentliches<br />

Qualitätskriterium. Für kleine Farbunterschiede gewann<br />

zunächst die CIELAB-Formel zentrale Bedeutung. Später<br />

führte die Idee zur Transformation der CIELAB-Koordinaten<br />

zu einer neuen Farbabstandsformel, der DIN-99-Formel.<br />

Diese wurde <strong>mit</strong> Hilfe neuester Datensätze zur<br />

DIN99o-Formel optimiert und erreicht ein Spitzenergebnis<br />

unter vergleichbaren Farbabstandsformeln.<br />

Die Debatte um eine 'bessere' Farbabstandsformel begann<br />

bereits kurz nachdem die CIE (Internationale<br />

Beleuchtungskommission) im Jahr 1976 unter anderem die<br />

CIELAB-Formel zur Bewertung kleiner Farbunterschiede<br />

empfohlen hatte [1]. Sehr bald stellten sich in der<br />

industriellen Praxis Ungleichförmigkeiten in verschiedenen<br />

Farbbereichen heraus, die durch spezielle Gewichtungen<br />

der Differenzkomponenten ∆L*, ∆C* ab und ∆H* ab nach der<br />

CMC(l:c)-Formel [2] bzw. der CIE94-Formel [3, 4]<br />

ausgeglichen werden sollten. Da die CIE94-Formel noch<br />

keine allgemeine Akzeptanz erreicht hatte, wurde eine<br />

Verfeinerung <strong>mit</strong> Hilfe neuer Datensätze durchgeführt, die<br />

auch die CMC(l:c)-Formel verbesserte (und da<strong>mit</strong> ersetzt)<br />

und als CIEDE2000-Formel publiziert wurde [5, 6]. Alle<br />

diese Formeln korrigieren die CIELAB-Formel durch<br />

Gewichtung der Differenzkomponenten. Ein Farbabstand<br />

hat daher nicht mehr die Bedeutung einer Vektorlänge<br />

zwischen zwei Raumpunkten im CIELAB-Raum, definiert<br />

durch deren Koordinatendifferenzen, wie ihn der<br />

unkorrigierte Farbabstand hatte. Für die praktische<br />

Anwendung ist das ein Manko, denn nur eine un<strong>mit</strong>telbare<br />

Verbindung von Farbkoordinaten und Farbabstand erlaubt<br />

eine direkte Interpretation farbmetrischer Ergebnisse in<br />

einem Farbenraum. Außerdem sehen diese gewichteten<br />

Farbabstandsformeln nur die Anwendung der <strong>Buntheit</strong>s- und<br />

metrischen Bunttonabstände vor, die ∆a- und ∆b-Abstände<br />

entfallen, was vielen Anwendern Probleme bereitet und sie<br />

leider von der Anwendung dieser Farbabstandsformeln im<br />

Sinne einer Farbdifferenzkorrektur abhält.<br />

Der Fachnormenausschuss Farbe im DIN hatte sich parallel<br />

zur Entwicklung innerhalb der CIE, die zur<br />

CIEDE2000-Formel führte, <strong>mit</strong> einer neuen Idee der<br />

Farbabstandsbewertung befasst, nämlich die Korrekturen<br />

nicht an den Differenz-Komponenten der CIELAB-Formel<br />

sondern an den CIELAB-Koordinaten selbst durchzuführen.<br />

Eine solche Transformation führt zu einem neuen<br />

Farbkoordinatensystem, das nun einen für kleine<br />

Farbabstände empfindungsgemäß gleichmäßiger gestuften<br />

Farbenraum definiert, in dem Farbstände als Vektorlängen<br />

aus den Differenzen der Farbkoordinaten direkt berechnet<br />

werden. Gleich große Farbabstände entsprechen dann im<br />

gesamten (technisch erreichbaren) Farbenraum angenähert<br />

gleich groß empfundenen Farbunterschieden. Die neue<br />

Formel wurde 1999 beschlossen und als DIN99-Formel<br />

vorgestellt [7]. Ihre Entwicklung und zusätzliche Optimierung<br />

sollen hier kurz erläutert werden.<br />

Entwicklung der DCI-95-Formel<br />

Rohner und Rich [8] hatten für Datacolor aufgrund<br />

umfangreicher Untersuchungen bei einer Textilfirma eine<br />

neue Farbabstandsformel entwickelt. Sie begannen <strong>mit</strong><br />

einer Formelstruktur wie bei CMC(l:c) und CIE94, d. h.<br />

stellten Gewichtsfunktionen für die<br />

CIELAB-Differenzkomponenten ∆L*, ∆C* ab und ∆H* ab auf.<br />

Diese Funktionen enthielten L* bzw. C* ab als Variable in<br />

einer Form, die eine logarithmische Gesetzmäßigkeit nahe<br />

legte. Außerdem fanden sie die Gewichtsfunktion für ∆H* ab<br />

als nur von C* ab abhängig, also nicht etwa vom<br />

Bunttonwinkel h ab . Da<strong>mit</strong> war der Weg frei für eine<br />

Generalisierung, die zu einer Transformation der<br />

CIELAB-Koordinaten zu neuen Koordinaten L**, a** und b**<br />

führte und hinfort DCI-95-Formel genannt wurde. Der etwas<br />

vereinfachte Aufbau der Koordinatentransformation lautet:<br />

L** = G 1 ln(1+P 1 L*)<br />

C** = G 2 ln(1+P 2 C* ab )<br />

a** = C** cos(h ab )<br />

b** = C** sin(h ab )<br />

<strong>mit</strong> G 1 = f(P 1 ) und G 2 = f(P 2 , h ab )<br />

Mit diesen Koordinaten sind alle Definitionen aus dem<br />

CIELAB-Formelschema für die Berechnung von<br />

Differenz-Komponenten und des Farbabstandes zu<br />

übertragen.<br />

P 1 , P 2 , G 1 und G 2 sind numerische Anpassungsparameter,<br />

die anhand existierender Datensätze oder anderer<br />

Farbstandsformeln bestimmt werden müssen.<br />

In der DCI-95-Formel enthält der Parameter G 2 eine<br />

Abhängigkeit vom Bunttonwinkel h ab , <strong>mit</strong> dem eine gewisse<br />

Dehnung der Iso-Chroma-Linien des Munsell-<strong>System</strong>s in<br />

Richtung b** ausgeglichen werden soll. Das Munsell-<strong>System</strong><br />

informiert allerdings über große Farbunterschiede und ist für<br />

kleine nicht der beste Datensatz. Dennoch ist der Ansatz im<br />

Prinzip richtig, denn aus Untersuchungen an kleinen<br />

<strong>Buntheit</strong>sunterschieden grauer Farben ergibt sich für Linien<br />

gleichen Farbunterschieds eine Ellipsenform in der<br />

a*,b*-Ebene [9, 10] <strong>mit</strong> einer Neigung der Hauptachse um<br />

16° gegen die b*-Achse und einer Exzentrizität von 1,4 [9], d<br />

h. Iso-Chroma-Linien 'starten' im a*, b*-<strong>System</strong> nicht<br />

kreisförmig. Diese Unsymmetrie sollte in einem neuen<br />

Koordinatensystem ausgeglichen werden.<br />

DIN99-Formel - der Anwender muss nicht umlernen<br />

Der Fachnormenausschuss Farbe beschloss, trotz der<br />

laufenden Arbeiten in der CIE an einer Verfeinerung der<br />

CIE94-Formel, das Konzept der DCI-95-Formel<br />

aufzunehmen und eine neue Farbabstandsformel auf einer<br />

Koordinatentransformation der CIELAB-Koordinaten<br />

aufzubauen, um die Vektordefinition eines Farbabstandes<br />

zu erhalten. Folgende Prinzipien wurden festgelegt:<br />

- Einführung einer Helligkeitsfunktion ähnlich der in der<br />

CMC(l:c)-Formel<br />

- Einführung einer Graukorrektur auf der Basis einer<br />

Schwellenwert-Ellipse [10], die die Ellipse in (a*, b*)<br />

zunächst in einen Kreis <strong>mit</strong> neuen Hilfsvariablen (e, f)<br />

überführt, wobei e die Bedeutung einer Rotheit hat und f die<br />

Bedeutung einer Gelbheit<br />

- Berechnung einer Hilfsvariablen für <strong>Buntheit</strong> aus den<br />

Hilfsvariablen (e, f)<br />

- Einsetzen dieser Hilfsvariablen in die DCI-95-Formel und<br />

Optimierung der Parameter P 1 , P 2 und G 1 , G 2 in Bezug auf<br />

die CIE94-Formel<br />

- Einbau der in CIE94 eingeführten k-Faktoren für die<br />

Wirksamkeit externer Beobachtungsbedingungen in die<br />

neuen Farbkoordinaten, um die Vektoreigenschaft auch für<br />

variable k-Werte zu erhalten. Hierbei bedeutet k E der Faktor<br />

für den Gesamtfarbabstand, k CH der Faktor, der eine<br />

unterschiedliche relative Gewichtung der Komponenten der<br />

Helligkeits- und der <strong>Buntheit</strong>sdifferenz beschreibt. Auf eine<br />

differenzielle relative Gewichtung von <strong>Buntheit</strong>s- und<br />

metrischer Bunttondifferenz wurde verzichtet, da diese in<br />

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der Praxis nicht verwendet wird.<br />

Nach einer Anpassungsrechnung an CIE94 ergaben sich<br />

folgende Definitionen, die in den Hauptkoordinaten <strong>mit</strong> dem<br />

Suffix 99 als DIN99-Koordinaten gekennzeichnet wurden [7]:<br />

DIN99 Helligkeit:<br />

L 99 =(1/k E ) 105,51 x [ln(1+0,0158 L*)], wobei der Faktor<br />

105,51 sich aus der Forderung ergibt, dass für L* = 100<br />

auch L 99 = 100 sein soll.<br />

Die Graukorrektur erfolgte entsprechend der Grauellipse <strong>mit</strong><br />

16° als Neigungswinkel der Ellipsen-Hauptachse und dem<br />

Faktor 0,7 als Konzentrationsfaktor, um die Ellipse in der a*,<br />

b*-Ebene in einen Kreis <strong>mit</strong> Hilfsvariablen e, f zu<br />

transformieren.<br />

Hilfsvariable für Rotheit:<br />

e = a* cos 16° + b* sin 16°<br />

Hilfsvariable für Gelbheit:<br />

f = -0,7 a* sin 16° + 0,7 b* cos 16°<br />

Hilfsvariable für <strong>Buntheit</strong>:<br />

G = (e 2 + f 2 ) 0,5<br />

Hilfsvariable für Bunttonwinkel in Radian abgeleitet aus (e,<br />

f):<br />

h ef = arctan (f/e) für e>0 und f größer/gleich 0,<br />

sowie entsprechende Definitionen für die<br />

Fallunterscheidungen in den unterschiedlichen Quadranten<br />

[7].<br />

Hieraus folgen als DIN99-Variable:<br />

DIN99 Bunttonwinkel: h 99 = h ef 180/π<br />

DIN99 <strong>Buntheit</strong>: C 99 = (ln (1 + 0,045 G))/(0,045 k CH k E )<br />

DIN99 Rotheit: a 99 = C 99 cos (h ef )<br />

DIN99 Gelbheit: b 99 = C 99 sin (h ef )<br />

Mit diesen Koordinaten ist das Formelschema der<br />

CIELAB-Formel anzuwenden, um Koordinatendifferenzen,<br />

Komponentendifferenzen und den Farbabstand zu<br />

berechnen [7]. Der Anwender muss also nicht umlernen,<br />

wenn er <strong>mit</strong> der Farbdifferenzmetrik des CIELAB-<strong>System</strong>s<br />

vertraut ist. Die Ergebnisse sind jedoch empfindungsgemäß<br />

deutlich "gleichabständiger" als im CIELAB-<strong>System</strong>. Nur die<br />

Absolutkoordinaten der Farben sind unterschiedlich (im<br />

Wesentlichen unbunter). Die Drehung des<br />

Koordinatensystems um 16° ergibt auch, dass die Farbe<br />

Gelb genau auf der b 99 -Achse liegt.<br />

Weiterentwicklung der DIN99-Formel<br />

Nachdem die DIN99-Formel publiziert war, legte die CIE ihr<br />

eigenes Ergebnis einer Komponenten-Korrektur in<br />

CIEDE2000 vor, die auf umfangreichen, z. T. neueren<br />

Datensätzen beruhte. Da die DIN99-Formel in ihrer<br />

publizierten Form nur mathematisch an die CIE94-Formel,<br />

die Grauellipse und die CMC-Helligkeitsfunktion angepasst<br />

war, erhob sich nun die Frage, ob ihre internen<br />

Anpassungs-Parameter numerisch <strong>mit</strong> Hilfe der Datensätze<br />

zu CIEDE2000 zu optimieren sind.<br />

Die Autoren der CIEDE2000-Formel wurden gebeten, <strong>mit</strong><br />

den bei ihnen vorliegenden Datensätzen die Validität der<br />

numerischen Parameter in der DIN99-Formel zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls zu optimieren. Die Ergebnisse sind an<br />

anderer Stelle ausführlich vorgestellt worden [11]. Hier soll<br />

ein Resümee gezogen werden, das eine optimierte Form<br />

der DIN99-Formel enthält (DIN99o).<br />

Zunächst stellte sich heraus, dass die DIN99-Formel<br />

tatsächlich gegenüber der CIELAB-Formel eine deutliche<br />

Verbesserung erreicht, die vergleichbar ist <strong>mit</strong> der durch<br />

CMC(l:c)- und CIE94-Formel erzielten, dass sie aber<br />

gegenüber der CIEDE2000-Formel klar abfällt. Die folgende<br />

Anpassungsrechnung betrachtete die vier Parameter der<br />

DCI-95-Formel G 1 , G 2 , P 1 und P 2 sowie die<br />

Ellipsenparameter Winkel (16°) und Exzentrizität (0,7) als<br />

Variable. Heraus kam folgender Formalismus, der als<br />

DIN99o-Formel die optimierte Variante der DIN99-Formel<br />

darstellt und in Zukunft die ältere Version ersetzen soll:<br />

DIN99o Helligkeit:<br />

L 99o = (1/k E ) 303,67 x [ln (1+0,0039 L*)]<br />

Hilfsvariable der Grauellipse:<br />

eo = a* cos 26° + b* sin 26°<br />

fo = -0,83 a* sin 26° + 0,83 b* cos 26°<br />

Hilfsvariable für <strong>Buntheit</strong>:<br />

Go = (eo 2 + fo 2 ) 0,5<br />

Hilfsvariable für Bunttonwinkel in Radian abgeleitet aus (eo,<br />

fo): h eofo = arctan (fo/eo) für eo>0 und fo größer/gleich 0,<br />

usw.<br />

DIN99o Bunttonwinkel:<br />

h 99o = h eofo 180/π + 26°<br />

DIN99o <strong>Buntheit</strong>:<br />

C 99o = (ln (1 + 0,075 Go))/(0,0435 k CH k E )<br />

DIN99o Rotheit:<br />

a 99o = C 99o cos (h 99o )<br />

DIN99o Gelbheit:<br />

b 99o = C 99o sin (h 99o )<br />

Im DIN99o-Bunttonwinkel wurde die Drehung der<br />

Grauellipse rückgängig gemacht, um den Bunttonwinkel an<br />

seine Definition in CIELAB anzuschließen.<br />

Der Farbabstand lautet also:<br />

∆E 99o = [(∆L 99o ) 2 + (∆a 99o ) 2 + (∆b 99o ) 2 ] 0,5 oder<br />

= [(∆L 99o ) 2 + (∆C 99o ) 2 + [(∆H 99o ) 2 ] 0,5<br />

<strong>mit</strong> den aus CIELAB gewohnten Definitionen der<br />

Differenzen.<br />

Die Bewertung <strong>mit</strong> dem Gesamtdatensatz kam zu folgenden<br />

Vergleichswerten der statistischen Maßzahl PF/3 (Tab. 1),<br />

die in etwa die Überdeckung der Volumina von<br />

beobachteten und durch die Formel vorhergesagten<br />

Farbabstandsellipsoiden misst und bei vollständiger<br />

Überdeckung den Wert 0 erreicht (Details siehe [11]).<br />

Hiernach liegt die DIN99o-Formel deutlich besser als die<br />

DIN99-Formel und schneidet nun auch besser ab als die<br />

CMC(l:c)- sowie CIE94-Formeln und nähert sich der<br />

CIEDE2000-Formel an. Eigentlich ist diese Annäherung<br />

verblüffend, denn die CIEDE2000-Formel enthält sehr<br />

spezielle Gewichtungen zur Korrektur des metrischen<br />

Bunttonbeitrages und zur Drehung von Ellipsen im blauen<br />

Farbbereich, die der DIN99o-Formel fehlen.<br />

Mit DIN990-Formel kleine Farbunterschiede bewältigen<br />

Da<strong>mit</strong> zeigt die DIN99o-Formel einen sehr konkreten Weg<br />

auf, wie die Farbabstandsbewertung kleiner<br />

Farbunterschiede über eine Koordinatentransformation zu<br />

bewältigen ist, die der bisher besten Farbabstands-Formel<br />

nahe kommt und zusätzlich den großen Vorteil eines<br />

angenähert homogenen Farbenraumes bietet <strong>mit</strong> der aus<br />

CIELAB seit Jahrzehnten gewohnten Anwendung, aber <strong>mit</strong><br />

empfindungsgemäß deutlich besseren Ergebnissen. Hier<br />

stehen nun die vielfältig angewandten<br />

Differenzkomponenten für die Farbkoordinaten (∆a 99o , ∆b 99o<br />

) zur Verfügung neben den Farbdifferenzkomponenten für<br />

<strong>Buntheit</strong> (∆C 99o ) und metrischem Bunttonbeitrag (∆H 99o )<br />

(analog zu CMC(l:c)-, CIE94- und CIEDE2000-Formel; bei<br />

letzterer <strong>mit</strong> einem Interpretationsproblem durch den<br />

Rotationsterm für blaue Farben). Für alle Farben entspricht<br />

im DIN99o-Farbenraum ein einheitlicher Farbabstand ∆E 99o<br />

einem angenähert empfindungsmäß gleichen<br />

Farbunterschied (für kleine Farbunterschiede), was im<br />

CIELAB-Farbenraum keinesfalls gilt und oft fälschlich<br />

angewandt wird. Allen industriellen Anwendern sei sie daher<br />

wärmstens empfohlen. Der Fachnormenausschuss Farbe<br />

freut sich sehr, wenn ihm Erkenntnisse beim Umgang <strong>mit</strong><br />

dieser Formel <strong>mit</strong>geteilt werden.<br />

Die Änderungen der DIN99- bzw. DIN99o-Formel<br />

gegenüber der CIELAB-Formel sollen anhand einiger<br />

Beispiele erläutert werden. Abb. 1 stellt die Differenzen der<br />

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jeweiligen Helligkeits-Koordinate gegenüber CIELAB-L* dar.<br />

Hauptmerkmal ist eine Erhöhung der Werte im <strong>mit</strong>tleren<br />

Helligkeitsbereich <strong>mit</strong> schwächeren Unterschieden für die<br />

DIN99o-Formel. In Abb. 2 wird anhand eines Beispiels<br />

gezeigt, wie sich diese funktionalen Verläufe auf die<br />

Helligkeits-Differenzen auswirken: für vorgegebenes ∆L*=1<br />

nehmen die Differenzen ∆L 99o bzw. ∆L 99 <strong>mit</strong> steigendem L*<br />

ab, jedoch nach Werten über 1 für kleines L* im Falle der<br />

DIN99o-Formel. Wesentlich gravierender erweisen sich die<br />

Änderungen in der <strong>Buntheit</strong>sbewertung. Nach Abb. 3 sinken<br />

die Werte von a 99o bzw. a 99 erheblich <strong>mit</strong> wachsendem<br />

CIELAB-a*. Das hat im Beispiel der Abb. 4 erheblichen<br />

Einfluss auf die Bewertung von <strong>Buntheit</strong>sdifferenzen: auf der<br />

Diagonalen zwischen CIELAB-a* und -b* werden Zuwächse<br />

um konstant ∆C* ab =1 <strong>mit</strong> wachsendem CIELAB-C* ab auf<br />

angenähert ein Drittel reduziert, wobei die DIN99o-Formel<br />

erneut etwas weniger korrigiert als die DIN99-Formel. Als<br />

letzte Komponente sei der Beitrag der Bunttondifferenz<br />

beispielhaft in Abb. 5 betrachtet. Hier ist entlang der<br />

CIELAB-a*-Achse die Änderung eines konstanten ∆b*=1<br />

(ungefähr gleich ∆H* ab =1) in beiden Formeln vorgestellt. Im<br />

Prinzip ergibt sich eine ähnliche Abnahme wie im Falle der<br />

<strong>Buntheit</strong>sdifferenz - nur deutlich schwächer ausfallend.<br />

Da die neuen Formeln aus Datensätzen über die<br />

Wahrnehmung kleiner Farbunterschiede abgeleitet sind,<br />

ergibt sich aus den genannten Beispielen, wie 'falsch' die<br />

CIELAB-Formel kleine Farbunterschiede bewertet.<br />

Allen industriellen Anwendern sei daher wärmstens<br />

empfohlen, die DIN99o-Formel anzuwenden. Der<br />

Fachnormenausschuss Farbe freut sich sehr, wenn ihm<br />

Erkenntnisse beim Umgang <strong>mit</strong> dieser Formel <strong>mit</strong>geteilt<br />

werden.<br />

Der Autor dankt Dr. Gerhard Rösler für die kritische<br />

Durchsicht des Manuskripts.<br />

vertraut ist.<br />

- Die DIN99-Formel wurde <strong>mit</strong> Hilfe von neuesten<br />

Datensätzen zur DIN990-Formel optimiert.<br />

- Die DIN990-Formel zeigt einen konkreten Weg auf, wie die<br />

Farbabstandsbewertung kleiner Farbunterschiede über eine<br />

Koordinatentransformation zu bewältigen ist.<br />

Dr. Klaus Witt,<br />

geboren 1937, studierte Physik an den Universitäten<br />

Göttingen und Freiburg, wo er 1967 promovierte. Nach<br />

vierjähriger Assistentenzeit am Institut für physikalische<br />

Chemie an der TU Berlin wechselte er 1972 zur<br />

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin,<br />

wo er bis zu seiner Pensionierung 2002 das Laboratorium<br />

für Optische Mess- und Prüfverfahren; Referenzmaterialien<br />

leitete. In der deutschen farbwissenschaftlichen Gesellschaft<br />

übernahm er danach die Leitung der Arbeitsgruppe<br />

Farbmetrik, Grundlagen, und ist weiterhin in verschiedenen<br />

nationalen und internationalen Normungsgremien und<br />

technischen Ko<strong>mit</strong>ees tätig.<br />

Literatur<br />

[1] CIE publication No. 15.3, Colorimetry (3rd edition), 2004;<br />

sowie DIN6174, Farbmetrische Bestimmung von<br />

Farbabständen bei Körperfarben nach der CIELAB-Formel<br />

[2] F. J. J. Clarke, R. McDonald und B. Rigg, J. Soc. Dyers<br />

Col. 100 (1984), S. 128-131<br />

[3] CIE publication No. 116, Industrial colour difference<br />

evaluation, 1995<br />

[4] K. Witt, FARBE UND LACK 101 (1995), Nr. 11, S.<br />

937-939<br />

[5] CIE Publication No. 142, Improvement to industrial colour<br />

difference evaluation, 2001<br />

[6] M. R. Luo, G. Cui und B. Rigg, Color Res. Appl. 26<br />

(2001), S. 340-350<br />

[7] DIN 6176, Farbmetrische Bestimmung von<br />

Farbabständen bei Körperfarben nach der DIN99-Formel<br />

[8] E. Rohner und D. C. Rich, Die Farbe 42 (1996), Nr. 4-6,<br />

S. 207-220<br />

[9] M. Cheung und B. Rigg, Color Res. Appl. 11 (1986), S.<br />

185-195<br />

[10] K. Witt, Color Res. Appl. 15 (1990), No. 4, S. 189-199<br />

[11] G. Cui, M. R. Luo, B. Rigg, G. Rösler und K. Witt, Color<br />

Res. Appl. 27 (2002), Nr. 4, S. 282-290k<br />

Ergebnisse auf einen Blick<br />

- Für kleine Farbunterschiede gewann seit 1976 die<br />

CIELAB-Formel zentrale Bedeutung. Diese wies aufgrund<br />

ungleichförmiger Bewertungen in verschiedenen<br />

Farbbereichen Nachteile auf.<br />

- Der Fachnormenausschuss Farbe beschloss, das Konzept<br />

der DCI-95-Formel aufzugreifen und eine neue vektorielle<br />

Farbabstandsformel, die DIN99-Formel, zu entwickeln.<br />

- Der Anwender muss bei der DIN99-Formel nicht umlernen,<br />

wenn er <strong>mit</strong> der Farbdifferenzmetrik des CIELAB-<strong>System</strong>s<br />

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Abb. 1: Darstellung der Differenzen von L990 bzw. L99 gegenüber CIELAB-L* .<br />

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Abb. 2: Beispiel für die Änderung der Helligkeits-Differenzen beider Formeln für<br />

konstant CIELAB-DL*=1 als Funktion von CIELAB-L*.<br />

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Abb. 3: Darstellung der Differenzen von a990 bzw. a99 gegenüber CIELAB-a* .<br />

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Abb. 4: Beispiel für die Änderung der <strong>Buntheit</strong>s-Differenzen beider Formeln für<br />

konstant CIELAB-Delta C*ab=1 als Funktion von CIELAB-C*ab berechnet für die<br />

Diagonale zwischen CIELAB-a* und -b*.<br />

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Abb. 5: Beispiel für die Änderung des Beitrages der Buntton-Differenzen beider<br />

Formeln für konstant CIELAB-Delta b*=1 als Funktion von CIELAB-a*.<br />

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