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Welchen Weg die Gymnasien in einem Zwei-Wege-Modell ...

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Titelthema<br />

Foto: imago<br />

neben der gymnasialen Oberstufe). Im Unterschied zur gymnasialen<br />

Oberstufe kann <strong>die</strong> Berufsoberstufe e<strong>in</strong> Jahr länger<br />

dauern, also e<strong>in</strong> G9-<strong>Modell</strong> se<strong>in</strong>, weil es Praxis- und Berufsbezüge<br />

mit aufnimmt. Dazu gehört natürlich <strong>die</strong> flexible E<strong>in</strong>beziehung<br />

der dualen Berufsausbildung. Das <strong>Zwei</strong>-<strong>Weg</strong>e-<strong>Modell</strong><br />

kann auf <strong>die</strong>se Weise den Tertiärsektor des Bildungssystems<br />

mit e<strong>in</strong>beziehen, <strong>in</strong>dem neben den Universitäten <strong>die</strong> heutigen<br />

Hochschulen, Fachhochschulen und dualen Hochschulen zu<br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen und den Universitäten formal gleichwertigen<br />

Hochschultyp zusammengefasst werden (Schultz und<br />

Hurrelmann 2013). Das Land Baden-Württemberg kann <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sem Bereich <strong>die</strong> Vorreiterrolle, <strong>die</strong> es bei den dualen Hochschulen<br />

schon hat, weiter ausbauen.<br />

Mit e<strong>in</strong>er solchen Weiterentwicklung des <strong>Zwei</strong>-<strong>Weg</strong>e-<strong>Modell</strong>s<br />

hätte das Land im Anschluss an <strong>die</strong> Grundschule für se<strong>in</strong> Bildungssystem<br />

e<strong>in</strong> Konzept realisiert, das national und <strong>in</strong>ternational<br />

absolut konkurrenzfähig wäre. Es wären alle Schritte<br />

e<strong>in</strong>geleitet, um das Bildungsniveau der Bevölkerung zu<br />

Literaturh<strong>in</strong>weise:<br />

Hurrelmann, K. (1988): Thesen zur strukturellen Entwicklung des<br />

Bildungssystems <strong>in</strong> den nächsten fünf bis zehn Jahren. Die Deutsche<br />

Schule 4, 451 – 495.<br />

„Die Zeit“ (1991): <strong>Zwei</strong> Schulen für das e<strong>in</strong>e Deutschland. Offener<br />

Brief von Klaus Hurrelmann an <strong>die</strong> Konferenz der Kultusm<strong>in</strong>ister:<br />

Schafft e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Schulstruktur für <strong>die</strong> neue Bundesrepublik!<br />

Die Zeit 45, 1. November 1991.<br />

Hurrelmann, K. (2007): Jetzt muss <strong>die</strong> bundese<strong>in</strong>heitliche Schulreform<br />

kommen. E<strong>in</strong> <strong>Zwei</strong>-<strong>Weg</strong>e-<strong>Modell</strong> ist hierfür realistischer und<br />

berechenbarer als e<strong>in</strong> Radikalumbau. Recht der Jugend und des<br />

Bildungswesens 3, 264 – 270.<br />

Hurrelmann, K. (2013a): Warum sich das <strong>Zwei</strong>-<strong>Weg</strong>e-<strong>Modell</strong><br />

durchsetzen wird. Zeitschrift für Pädagogik 102, 22 – 55.<br />

Hurrelmann, K. (2013b): Thesen zur Entwicklung des Bildungssystems<br />

<strong>in</strong> den nächsten zehn bis zwanzig Jahren. Die Deutsche Schule<br />

29, 306 – 320.<br />

Schultz, T. und Hurrelmann, K. (Hrsg.) (2012): Bildung und Kle<strong>in</strong>staaterei.<br />

We<strong>in</strong>heim: Beltz Juventa.<br />

Schultz, T. und Hurrelmann, K. (Hrsg.) (2013): Die Akademikergesellschaft.<br />

Müssen <strong>in</strong> Zukunft alle stu<strong>die</strong>ren? We<strong>in</strong>heim: Beltz<br />

Juventa.<br />

erhöhen, den Anteil der Hochqualifizierten zu steigern und<br />

zugleich <strong>die</strong> Bildungsgerechtigkeit zu wahren. Zusätzlich hätte<br />

<strong>die</strong>se Reform den Vorteil, e<strong>in</strong>em maßgeschneiderten Konzept<br />

zu folgen, das auf der Tradition der deutschen Bildungspolitik<br />

und se<strong>in</strong>en gewachsenen Strukturen und Stärken aufbaut. Die<br />

<strong>Gymnasien</strong> könnten ihre erfolgreiche pädagogische Arbeit<br />

ungeh<strong>in</strong>dert fortsetzen, sie würden aber ab sofort e<strong>in</strong>e echte<br />

Konkurrenz bekommen. Und <strong>die</strong> belebt auch im Schulbereich<br />

das Geschäft.<br />

Übrigens: Weil bis auf wenige Ausnahmen alle 16 Bundesländer<br />

<strong>in</strong>zwischen <strong>die</strong> Weichen <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es <strong>Zwei</strong>-<strong>Weg</strong>e-<br />

<strong>Modell</strong>s gestellt haben, wäre e<strong>in</strong>e Absicherung <strong>die</strong>ser Reform<br />

durch e<strong>in</strong>en Staatsvertrag der Bundesländer wünschenswert.<br />

In <strong>die</strong>sem Vertrag sollte unbed<strong>in</strong>gt auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Bezeichnung für <strong>die</strong> <strong>in</strong>tegrierten Sekundarschulen festgelegt<br />

werden, damit sie als pädagogische „Markenartikel“ mit den<br />

hoch angesehenen <strong>Gymnasien</strong> konkurrieren können. Der<br />

Name „Geme<strong>in</strong>schaftsschule“ wäre hier ebenso geeignet wie<br />

„Berufsgymnasium“. Wichtig wäre auch, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag<br />

auf Standards für <strong>die</strong> Schulabschlüsse zu e<strong>in</strong>igen, <strong>die</strong><br />

an den beiden weiterführenden Schulen vergeben werden<br />

können (Schultz und Hurrelmann 2012).<br />

Und wie wäre es, <strong>die</strong> Auswirkungen des <strong>Zwei</strong>-<strong>Weg</strong>e-<strong>Modell</strong>s<br />

systematisch wissenschaftlich zu evaluieren? Auch hier könnte<br />

Baden-Württemberg e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle spielen.<br />

Hertie School of Governance<br />

Klaus Hurrelmann,<br />

Senior Professor of Public Health and Education<br />

an der Hertie School of Governance <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Er<br />

hat zahlreiche empirische Stu<strong>die</strong>n zu Bildungsund<br />

Schulfragen vorgelegt.<br />

18<br />

bildung & wissenschaft 11 / 2013

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