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Eignung von öffentlichen Wäldern in Hessen für ein ... - Greenpeace

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Vorwort des Auftraggebers<br />

<strong>Hessen</strong> ist e<strong>in</strong>es der waldreichsten Bundesländer <strong>in</strong> Deutschland. Von besonderer Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Rotbuchenwälder, <strong>in</strong> deren zentralem Verbreitungsgebiet <strong>Hessen</strong> liegt. Denn<br />

ursprünglich waren Großteile <strong>Hessen</strong>s wie der übrigen Bundesrepublik mit Buchenurwäldern<br />

bewachsen. Diese wurden jedoch <strong>in</strong> den letzten Jahrhunderten fast vollständig gerodet.<br />

Allenfalls w<strong>in</strong>zige Urwaldreste s<strong>in</strong>d erhalten geblieben – meist dort, wo e<strong>in</strong>e Nutzung ke<strong>in</strong>en<br />

S<strong>in</strong>n machte, wie an unzugänglichen Steilhängen.<br />

Nur zwei bis drei Prozent unserer Wälder <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d Buchenwälder, die älter als<br />

140 Jahre s<strong>in</strong>d. Buchen haben <strong>in</strong> diesem Alter jedoch noch nicht e<strong>in</strong>mal ihre Lebensmitte<br />

erreicht. Aber viele Tier- und Pflanzenarten brauchen alte, naturnahe und ungenutzte Wälder.<br />

Die Ungestörtheit oder Alters- und Zerfallsphasen s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> ihren Erhalt unerlässlich. Nur <strong>in</strong><br />

Gebieten, <strong>in</strong> denen der Mensch nicht e<strong>in</strong>greift, kann die Natur ihren eigenen Spielregeln folgen.<br />

Die Natur braucht endlich Ruhe und Raum, damit wieder wilde und ursprüngliche Wälder<br />

entstehen können, die im Laufe der Zeit zu Urwäldern <strong>von</strong> morgen werden.<br />

So wie Deutschland <strong>von</strong> Ländern wie Brasilien, Indonesien und Kanada den Schutz ihrer<br />

verbleibenden Urwälder erwartet, muss es auch selbst se<strong>in</strong>en Beitrag zum Erhalt der natürlichen<br />

Artenvielfalt leisten. Doch derzeit werden <strong>in</strong> Deutschland knapp 99 Prozent der Wälder<br />

genutzt. Holz wird ganzjährig geerntet, e<strong>in</strong> enges Netz <strong>von</strong> Forstwegen und Rückegassen<br />

zerschneidet die Wälder. Schwere Masch<strong>in</strong>en zur Holzernte und zum -abtransport verdichten<br />

die empf<strong>in</strong>dlichen Waldböden. Kahlschläge, Gifte<strong>in</strong>satz und die Kalkung der Böden s<strong>in</strong>d<br />

immer noch nicht gesetzlich verboten.<br />

Auch im hessischen Landeswald werden die letzten Buchenwälder zerstört. Der Landesbetrieb<br />

<strong>Hessen</strong>-Forst führt ihre Bewirtschaftung prioritär nach ökonomischen Grundsätzen, wobei die<br />

Belange des Umweltschutzes und der Erholung dem kurzfristigen Gew<strong>in</strong>n untergeordnet s<strong>in</strong>d.<br />

Dies zeigt z. B. der massive Holze<strong>in</strong>schlag, der laut Geschäftsbericht <strong>von</strong> <strong>Hessen</strong>-Forst aus dem<br />

Jahr 2010 im Staatswald um 0,42 Mio. Erntefestmeter (Efm) über dem jährlichen Zuwachs lag.<br />

Hier missachtet <strong>Hessen</strong>-Forst den e<strong>in</strong>fachsten Grundsatz der forstlichen Nachhaltigkeit: nicht<br />

mehr Holz zu schlagen als nachwächst. Und auch <strong>in</strong> alten Buchenwäldern liegt der jährliche<br />

E<strong>in</strong>schlag um 56 Prozent über dem Holzzuwachs (vgl. Drucksache 18/5620 im hessischen Landtag).<br />

<strong>Hessen</strong> missachtet mit dieser Art der Bewirtschaftung den Auftrag des Bundesverfassungsgerichts<br />

<strong>von</strong> 1990, nach dem im Staatswald die Umwelt- und Erholungsfunktion der Wälder<br />

zu stärken ist und Vorrang vor der forstwirtschaftlichen Nutzung hat.<br />

Die <strong>in</strong>dustrielle Holzwirtschaft durch <strong>Hessen</strong>-Forst ist umso unverständlicher, als e<strong>in</strong>e alternative<br />

Nutzung möglich ist. Bei e<strong>in</strong>er ökologischen Waldnutzung s<strong>in</strong>d Gift und Großmasch<strong>in</strong>en,<br />

Kahlschläge und Kalk tabu, menschliche E<strong>in</strong>griffe werden auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduziert. Der<br />

Wert der Wälder als Lebensraum <strong>für</strong> Tiere und Pflanzen, als Erholungsraum <strong>für</strong> uns Menschen<br />

wird erhalten und die Leistung der Wälder als Klimaschützer durch Aufbau der Holzvorräte<br />

unterstützt. E<strong>in</strong>e ökologische Waldnutzung greift auf zehn Prozent der Fläche nicht e<strong>in</strong>. Diese<br />

Flächen dienen alle<strong>in</strong> dem Naturschutz und der Erholung sowie den Förstern als Lernflächen.<br />

E<strong>in</strong> solches Konzept wird z.B. im Stadtwald <strong>von</strong> Lübeck und Gött<strong>in</strong>gen umgesetzt. <strong>Greenpeace</strong><br />

und andere Umweltverbände haben an der Entwicklung mitgearbeitet. Diese Art der Waldnutzung<br />

erfüllt die Kriterien der Zertifizierungssysteme Forest Stewardship Council (FSC) und<br />

Naturland, die deren Umsetzung im Wald kontrollieren.

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