gemeindebrief - Hoffnungskirche zu Pankow
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Besinnung<br />
Und dann?<br />
Liebe Gemeinde,<br />
als ich kürzlich in der Stadt Kassel<br />
war, begegnete ich dem Himmelsstürmer.<br />
So nennen die Menschen in<br />
Kassel jene lebensgroße Figur, die als<br />
Teil einer Kunstinstallation auf einer<br />
langen, dicken Stange vom Bahnhofsvorplatz<br />
himmelwärts marschiert.<br />
Zuversichtlich, ja forsch<br />
scheint der Himmelsstürmer voran<strong>zu</strong>schreiten.<br />
Es geht ja aufwärts,<br />
immer weiter – ein Stück jedenfalls<br />
noch. Und dann? Was ist, wenn es<br />
auf einmal nicht mehr weitergeht?<br />
Was, wenn der schöne, gerade Weg<br />
endet? Was, wenn ein schöner Weg<br />
in unserem Leben endet? Was, wenn<br />
gar unser Leben endet?<br />
Der Gedanke an das Ende ist nicht<br />
einfach. Wenn alles gut läuft, wenn<br />
es glatt und gut nach oben geht,<br />
dann ist der Gedanke daran so fern,<br />
so unnötig ja eigentlich. Aber wenn<br />
wir dann auf einmal dastehen am<br />
Ende eines Weges, wenn auf einmal<br />
alles abbricht, was dann?<br />
Dann brauchen wir mehr. Mehr als<br />
das, was bisher sichtbar war. Mehr<br />
als das, was wir uns selbst bauen<br />
und erarbeiten können. Dann brau-<br />
4<br />
chen wir das Vertrauen auf einen,<br />
der uns weiterführt.<br />
Wenn wir in diesen Tagen der so<br />
genannten Passionszeit über das<br />
Leiden und Sterben von Jesus Christus<br />
nachdenken, dann erkennen wir,<br />
dass auch dieser Jesus am Ende war –<br />
nach menschlichem Ermessen am<br />
Ende seiner Macht, am Ende seiner<br />
Kraft, am Ende seines Lebens. Und<br />
am Kreuz schreit er mit all den Verzweifelten<br />
dieser Welt: „Mein Gott,<br />
mein Gott, warum hast du mich<br />
verlassen?“<br />
Aber der Tod hat nicht das letzte<br />
Wort. Da, wo das Sichtbare und Begreifbare<br />
endet, da gibt es doch<br />
mehr. Es ist, als ob eine unsichtbare<br />
Stange weiterführt, da, wo das<br />
Sichtbare endet.<br />
Am Ostermorgen erfahren seine<br />
Freunde: Der Tod hat ihn nicht besiegt.<br />
Jesus lebt – und mit ihm auch<br />
unsere Hoffnung auf mehr.<br />
Wer aus dieser Hoffnung leben<br />
kann, der kann wohl <strong>zu</strong>versichtlich<br />
voran schreiten. Letztlich immer<br />
dem Himmel entgegen. Gott sei<br />
Dank!<br />
Pfarrer Matthias Motter