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Josefstudien<br />
märz 2013 InternationaleR MariologischeR Arbeitskreis Kevelaer<br />
„Es liegt ein Hauch von<br />
Heiligkeit über diesem Ort.“<br />
Joseph Kardinal Ratzinger am<br />
27. Januar 2005 über Kevelaer<br />
Inhalt<br />
1-2 German Rovira<br />
Das Bild des hl. Josef im Laufe der Zeiten<br />
3-4 Joseph Schumacher<br />
Geht alle zu Josef!<br />
5-6 Pfarrer Karl Sendker<br />
Gestalten um Maria: Josef<br />
7 Ute Böer-Arnke<br />
Christusträger:<br />
Christophorus und Josef<br />
D as<br />
German Rovira<br />
Bild des hl. Josef<br />
im Laufe der Zeiten<br />
Unser Bild des hl. Josef hat sich über fast<br />
zwei Jahrtausende entwickelt. In der Antike<br />
haben über ihn vor allem Justin, Hieronymus,<br />
Augustinus und Johannes Chrysostomus<br />
geschrieben, in neuerer Zeit<br />
insbesondere Pierre d’Ailly, Johannes Gerson,<br />
Isidor de Isolanis, Vicente Ferrer, Bernhardin<br />
von Siena, Teresa von Avila, Franz<br />
von Sales, Jose Maria Vilaseca, Josefmaria<br />
Escriva und Tarcisio Stramare 1 . Das Bild,<br />
das diese Autoren entwickelt haben, gründet<br />
auf Aussagen des Evangeliums über ihn<br />
und auf der Tradition der Kirche. Legendäres<br />
bleibt außer Betracht. Der hl. Josef<br />
wird vorgestellt als zuverlässiger Arbeiter,<br />
guter Vater, außergewöhnlicher Ehemann,<br />
als Schutzpatron der Kirche und der Sterbenden.<br />
Daneben werden noch andere Patronate<br />
angeführt, die sich dem Bild des<br />
Heiligen anpassen.<br />
Die Diskussion in Altertum und Mittelalter<br />
um die Vaterschaft und die Ehe des hl. Josef<br />
war vielfach von der Sorge bestimmt, es<br />
könnte die göttliche Vaterschaft verkannt<br />
und das Verständnis der immerwährenden<br />
Jungfräulichkeit Marias gefährdet werden.<br />
Schon Augustinus aber hat klargestellt,<br />
was in unserer Zeit Johannes Paul II. bekräftigt<br />
hat: dass die Familie in das Geheimnis<br />
der Menschwerdung einbezogen<br />
werden muss 2 . Die Begründung des hl. Augustinus:<br />
„Schließlich nennt die Jungfrau<br />
Maria selbst, die sehr wohl weiß, dass sie<br />
Christus nicht durch eheliche Vereinigung<br />
mit ihm empfangen hat, Josef Vater Christi<br />
(Lk 2,48)“ 3 . Aus diesem Grund lehrt<br />
Johannes Paul II., wie die Vaterschaft des<br />
hl. Josef im Werk der Menschwerdung des<br />
Sohnes Gottes gesehen werden muss: Sie<br />
sei nicht „scheinbar“ oder nur „Ersatz“,<br />
sondern sie besitze „die volle Authentizität<br />
der menschlichen Vaterschaft“ 4 .<br />
Diese Einsicht erscheint bei neueren Theologen<br />
und Malern als selbstverständlich.<br />
Die Bedenken einiger antiker und mittelalterlicher<br />
Autoren können als überwunden<br />
angesehen werden. Maler begannen den<br />
hl. Josef in neuerer Zeit als jungen Mann<br />
mit einer Lilie, Symbol der Jungfräulichkeit<br />
und Reinheit, darzustellen und als Vater in<br />
einem idyllischen Bild der Heiligen Familie<br />
5 . So erscheint er als keuscher Bräutigam<br />
und jungfräulicher Ehemann.<br />
Aber es hat doch längere Zeit gedauert, bis<br />
in der Kunst das wahre Bild des Heiligen<br />
erfasst wurde. Zuerst hat man Josef als einen<br />
alten Mann gemalt, unfähig der Zeugung<br />
eines Kindes, um die Jungfräulichkeit<br />
Marias zu betonen. Auf Ikonen zur Geburt<br />
des Herrn wird der hl. Josef meist abseits<br />
des zentralen Ereignisses dargestellt als ein<br />
Mann, der sich auf den linken Arm stützt<br />
und grübelt, manchmal auch im Gespräch<br />
mit Jesaja 6 . Andere Maler haben Josef mit<br />
einem oder zwei Hirten ins Bild gesetzt, die<br />
manchmal sogar als Versucher interpretiert<br />
werden 7 . Damit sollten Zweifel des hl. Josef<br />
über die Herkunft des Kindes angedeutet<br />
werden 8 .<br />
Mir scheint, dass diese Künstler (wohl auch<br />
durch Theologen entsprechend belehrt) davon<br />
ausgegangen sind, dass Maria ihrem<br />
Mann über ihre göttliche Schwangerschaft<br />
nichts mitgeteilt habe. Das aber wäre ab-
surd! Zu wem sollte Maria gehen nach der<br />
Botschaft des Engels? Der hl. Josef, ein gerechter<br />
Mann (Mt 1,19), wird wahrscheinlich<br />
nicht einmal überrascht gewesen sein,<br />
nachdem ihm Maria genau berichtet hatte,<br />
was Gott von ihr wollte. Dabei wird sie eine<br />
solche Heiligkeit und Reinheit ausgestrahlt<br />
haben, dass Josef an ihren Worten gar nicht<br />
zweifeln konnte: Seine Frau war von Gott<br />
zur Mutter des erwarteten Messias auserwählt<br />
worden. Seine Zweifel beziehen sich<br />
m. E. darauf, ob er würdig wäre, der Mann<br />
einer Frau zu sein, die Gott sich als Mutter<br />
seines Sohnes ausgesucht hatte. Musste er<br />
sich nicht in aller Stille von Maria trennen,<br />
die Gott gehörte und nicht ihm? (Mt 1,19)<br />
Der Engel Gottes, der Josef im Traum erschien,<br />
brachte ihm Klarheit über das, was<br />
Gott von ihm wollte: „Josef, Sohn Davids,<br />
fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu<br />
dir zu nehmen“ (Mt 1,20).<br />
Wenden wir uns jetzt besonderen Darstellungen<br />
des hl. Josef in der Ikonographie zu.<br />
Die wohl älteste Darstellung als Sterbender<br />
inmitten der heiligen Sippe findet sich<br />
im Weltenburger Martyrologium aus dem<br />
11. Jahrhundert. Dieses Motiv wird im 19.<br />
Jahrhundert besonders häufig aufgegriffen<br />
und auch in der Form abgewandelt, dass<br />
sich nur Jesus und Maria am Sterbebett<br />
Josefs befinden. Damit wurde das Patronat<br />
des hl. Josef für einen guten Tod herausgestellt.<br />
Ab dem 16. Jahrhundert, beginnend mit<br />
Alonso Cano und José Murillo, verbreiten<br />
sich Darstellungen des hl. Josef im Rahmen<br />
der Heiligen Familie, angeregt durch<br />
Johannes Gerson (Jesus, Maria und Josef<br />
als Dreifaltigkeit auf Erden) und durch<br />
Predigten von Benhardin von Siena.<br />
Vor allem in Skulpturen wird der hl. Josef<br />
häufig mit dem Jesuskind auf dem Arm<br />
dargestellt oder auch allein mit den Werkzeugen<br />
eines Zimmermanns, womit vor allem<br />
auf sein Schutzpatronat der Arbeit und<br />
der Arbeiter angespielt wird. „Die menschliche<br />
Arbeit ist das unmittelbare Werk der<br />
nach dem Bilde Gottes geschaffenen Menschen.<br />
Diese sind dazu berufen, miteinander<br />
das Schöpfungswerk fortzusetzen, indem<br />
sie über die Erde herrschen“ 9 . Auch<br />
Jesus hat gearbeitet und die Arbeit dadurch<br />
geheiligt. Unter Anleitung Josefs und<br />
an seiner Seite hat er viele Jahre lang<br />
seine Arbeit verrichtet. „Kraft seiner<br />
Göttlichkeit waren die menschlichen<br />
Handlungen Christi für uns heilbringend,<br />
indem sie, sei es wegen des<br />
Verdienstes oder aufgrund einer<br />
gewissen Wirksamkeit, in uns Gnaden<br />
verursachten“ 10 .<br />
Nach der Erhebung des hl. Josef zum<br />
Schutzpatron der Kirche durch Pius<br />
IX. wird der hl. Josef speziell für die<br />
Missionsarbeit der Kirche angerufen.<br />
So sollten wir ihn um seine Fürsprache<br />
in diesem Jahr des Glaubens<br />
bitten, vor allem für die Neuevangelisierung<br />
und um Schutz für die Kirche, damit<br />
sie ihren Auftrag erfüllen kann und die<br />
Gläubigen den Glauben „vollständig und<br />
mit erneuerter Überzeugung, mit Vertrauen<br />
und Hoffnung“ bekennen 11 . Von dieser Art<br />
war der Glaube des hl. Josef, des Gerechten.<br />
Er verdient m. E. noch mehr als Abraham<br />
den Titel Vaters des Glaubens (vgl.<br />
4,1 ff.; Heb 2,14 ff.; 6,13 ff.), weil er ohne<br />
zu zögern dem Wort des Engels gehorchte<br />
(Mt 1,20 ff.; 2,13/19). „Am Urbild des<br />
Glaubensgehorsams orientiert sich auch<br />
Josef in seiner prompten und unbedingten<br />
Erfüllung des Willens Gottes, der mehrfach<br />
im Traum durch den Engel übermittelt<br />
wird“ 12 .<br />
Johannes XXIII. hat den hl. Josef zum<br />
Schutzpatron des Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils proklamiert: Immer „soll uns der<br />
heilige Josef begleiten …; er, den Gott der<br />
Familie von Nazaret zum Begleiter und<br />
Beschützer bestimmte“ 13 . Der heilige Josef<br />
ist – einerseits – Schutzpatron und Wegbereiter<br />
des Neuen Bundes und – andererseits<br />
– eine Hilfe für alle, die sich an ihn<br />
wenden. Und dies war der Grund, weshalb<br />
Pius IX., der Papst der Immaculata, des Primates<br />
und der Unfehlbarkeit des Papstes,<br />
am 8. Dezember 1870, am Tag des Festes<br />
der Unbefleckt empfangenen Jungfrau und<br />
Gottesmutter Maria, die Entscheidung traf,<br />
dass sich die Bischöfe wie auch alle Gläubigen<br />
dem mächtigen Schutz des heiligen<br />
Josef anvertrauen sollen 14 .<br />
Der Papst, der ihm folgte, war ebenfalls ein<br />
großer Verehrer des hl. Josef: Leo XIII. Er<br />
hat dazu aufgefordert, den hl. Josef inständig<br />
anzurufen, weil dieser Auserwählte mit<br />
großer Liebe und unablässiger Mühe seine<br />
Ehefrau und das göttliche Kind umsorgt<br />
habe – als Gemahl der Jungfrau Maria und<br />
als Vater Jesu Christi. So möge er auch die<br />
ganze Christenheit und die Kirche beschützen<br />
15 .<br />
Gehen wir „im Vertrauen auf Josef, den<br />
Bräutigam Marias, der Jesus nach Ägypten<br />
trug, um ihn vor der Verfolgung des Herodes<br />
zu retten“ 16 , den Weg, den Gott für uns<br />
vorgesehen hat, ohne Zögern – im Vertrauen<br />
auf Gott und in der Hoffnung auf den<br />
Schutz der Dreifaltigkeit auf Erden.<br />
1 Einen Überblick über die Verehrer des hl. Josef finden wir<br />
u. a. bei: H. Rondet, Joseph von Nazareth, Freiburg 1956,<br />
in: St. Josef – Zeugnisse der Kirche über ihren Schutzpatron,<br />
Verlag St. Josef, Kleinhain 2004 und bei C. Carrillo Ojeda,<br />
El patronato de San José sobre México, Centro de investigación<br />
y estudio sobre San Jose, México 2004.<br />
2 Johannes Paul II., Redemptoris custos, Apostolisches<br />
Schrei ben vom 15. August 1989, n. 21.<br />
3 Augustinus, Sermo 51, 10,16; PL 38, 342; siehe auch de<br />
nuptiis et concupiscentiae I, 11,12; PL 44, 42; de consensu<br />
evangelistarum II, 1,2; PL 34, 107, und contra Faustum III,<br />
2; PL 42, 214.<br />
4 Redemptoris custos, n. 21.<br />
5 Siehe: G. Kaster, in: Lexikon der christlichen Ikonographie,<br />
Band 7: Josef von Nazaret, Col. 210-215, Freiburg 1994.<br />
6 P. Miklia de Dotega, Ikonen und Mysterium – Die geistliche<br />
Botschaft der Bilder, St. Pantaleon – Köln 1996, S. 70.<br />
7 Vgl. Miklia de Dotega, o. z.; Handbuch der Ikonenkunst,<br />
Slavisches Institut München, S. 200 u. 203, München<br />
1966; H. Skrobucher, Ikonen aus der Tschechoslowakei,<br />
Bild 19, Prague 1971; D. Wild, Ikonen, Tafel V, Stuttgart<br />
1074; J. E. Tavlakin, theological commentary von N. C.<br />
Lavrietis, The nativity of Christ in Athonite Art, S. 134,<br />
Thessaloniki 2000.<br />
8 Siehe z. B. G. Kaster, in: Lexikon der christlichen Ikonographie,<br />
Band 2, o. z., Col 86/ 12 und 129.<br />
9 Katechismus der katholischen Kirche, n. 2427.<br />
10 Redemptoris custos, n. 27.<br />
11 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben vom 11. 10. 2012<br />
Porta fidei, n. 9.<br />
12 Vgl. Johannes Paul II., Redemptoris hominis, nn. 3/17-19.<br />
Entnommen aus G. Rovira, Der hl. Josef – Vater und Ehemann,<br />
Fe-Medienverlag, Kisslegg 2005, S. 66.<br />
13 Johannes XXIII., Ansprache am 8. 12. 1962; AAS 55<br />
(1963) 41.<br />
14 Pius IX., ASS 6 (1870-71) 194.<br />
15 Leo XIII., Enzyklika vom 15. 8. 1889 Quamquam pluries,<br />
ASS 22(1889/90).<br />
16 Porta fidei, n. 13.<br />
2 Mariologisches | 1-2013
G<br />
Joseph Schumacher<br />
eht alle zu Josef!<br />
Der heilige Josef von Nazareth auf<br />
einem unsignierten Kunstdruck.<br />
Wie Gott Abraham zum Vater vieler Völker<br />
gemacht und ihn aufs Engste mit der<br />
Geschichte des alttestamentlichen Bundesvolkes<br />
verbunden hat, so hat er auch dem<br />
heiligen Josef eine bedeutende Stellung in<br />
der Geschichte des Heils zuerkannt. Schon<br />
früh hat man ihn in Verbindung gebracht<br />
mit Abraham. Von beiden sagt die Schrift,<br />
dass sie gerecht waren, und bei beiden stellt<br />
sie den Glaubensgehorsam heraus. Wie Abraham<br />
der Wegbereiter des Alten Bundes<br />
ist, so ist der heilige Josef der Wegbereiter<br />
des Neuen Bundes und eine Hilfe für alle,<br />
die sich an ihn wenden. Papst Pius IX. proklamierte<br />
ihn am 4. Dezember 1870 als<br />
Schutzherrn der Kirche.<br />
In den Evangelien erfahren wir nicht viel<br />
über ihn; nur ein paar Zeilen berichten von<br />
ihm. Kein einziges Wort ist uns von ihm<br />
überliefert. Offenbar war er verschwiegen<br />
und kontemplativ. Er lebte wohl eher im<br />
Verborgenen. Er stand dem Mensch gewordenen<br />
Gottessohn zur Seite und seiner<br />
heiligen Mutter. Noch vor dem Beginn der<br />
öffentlichen Wirksamkeit des Erlösers vollendete<br />
Josef – so müssen wir annehmen<br />
– sein irdisches Leben. Die entscheidende<br />
Aussage über ihn in den Urkunden des<br />
Glaubens ist die, dass er ein Gerechter war.<br />
Damit wollen sie sagen, dass er alle Tugenden<br />
in Vollkommenheit besessen hat.<br />
Im gläubigen Bewusstsein der Kirche ist Josef<br />
von Nazaret nach der Mutter Jesu der<br />
Größte von allen Heiligen. Ja, in gewisser<br />
Weise ist er der Mutter Jesu adäquat in<br />
seinem Leben. Der heilige Bernhardin von<br />
Siena († 1444) schreibt: „Gott konnte der<br />
Seele einer so hehren Jungfrau nur eine ihr<br />
entsprechende Seele mit sehr ähnlichen Tugenden<br />
verbinden“ 1 . Nach ihr hat er den<br />
größten Anteil an Gnaden von Gott erhalten.<br />
Sein Einfluss ist daher groß. Er vermittelt<br />
uns viele Gaben, und er ist ein mächtiger<br />
Fürsprecher für uns. Seine Fürbitte ist<br />
mächtiger als die aller übrigen Heiligen,<br />
wenn wir einmal von der Gottesmutter<br />
absehen. Zusammen mit ihr stand er dem<br />
Mensch gewordenen Sohn Gottes in seinem<br />
Erdenleben näher als alle anderen Heiligen.<br />
Diese Nähe ist gleichsam überhöht in der<br />
Ewigkeit.<br />
Schon der demütige Gehorsam Jesu gegenüber<br />
dem heiligen Josef zeigt uns, dass dieser<br />
Heilige die Würde aller anderen Heiligen<br />
überragt, abgesehen von jener Frau, die<br />
wir die Königin aller Heiligen nennen.<br />
Mariologisches | 1-2013 3
Bernhardin von Siena: „Gott konnte der Seele einer so hehren<br />
Jungfrau nur eine ihr entsprechende Seele mit sehr ähnlichen<br />
Tugenden verbinden“.<br />
Teresa von Avila: „Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas<br />
gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte.“<br />
Es gibt zahllose Berichte über auffallende<br />
Gebetserhörungen auf die Fürbitte des heiligen<br />
Josef, über Bekehrungen auf seine Fürsprache<br />
und über viele andere geistige Akte<br />
der Gnade.<br />
Mehr als alle anderen Heiligen war ihm die<br />
heilige Teresa von Avila († 1582) verbunden.<br />
Sie war eine große Verehrerin dieses<br />
Heiligen und hat ihm grenzenloses Vertrauen<br />
geschenkt. In ihrer Autobiographie<br />
schreibt sie: „Ich erinnere mich nicht, ihn<br />
bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was<br />
er mir nicht gewährt hätte“ 2 . Und sie bekennt,<br />
dass sie „diesen glorreichen Heiligen“<br />
in allen Situationen ihres Lebens „als<br />
Nothelfer“ kennen gelernt hat 3 . Sie ist davon<br />
überzeugt, dass sie durch ihn von einer<br />
dreijährigen Lähmung geheilt wurde, die<br />
sie in jungen Jahren heimgesucht hatte 4 . Sie<br />
bewundert an ihm, dass er dem göttlichen<br />
Kind und seiner Mutter in völliger Hingabe<br />
zur Seite stand, dass Demut und Liebe sein<br />
zurückgezogenes Leben geprägt haben und<br />
dass er im Alltag seines Lebens in außergewöhnlicher<br />
Weise innerlich mit Gott verbunden<br />
war 5 . Sie erklärt: „Wer etwa keinen<br />
Lehrmeister zur Unterweisung in der Übung<br />
des inneren Gebetes hat, der wähle sich als<br />
solchen diesen glorreichen Heiligen“ 6 .<br />
Der heilige Josefmaria Escriva de Balaguer<br />
(† 1975) greift diesen Gedanken auf, wenn<br />
er schreibt: „Ein Lehrmeister des inneren<br />
Lebens, ein Arbeiter, der mit Verantwortung<br />
sein Werk tut, ein treuer Diener Gottes im<br />
steten Umgang mit Jesus: das ist Joseph. Ite<br />
ad Joseph. Denn von ihm lernt der Christ,<br />
was es heißt, ganz für Gott und ganz für<br />
die Menschen da zu sein, die Welt zu heiligen.<br />
Geht zu Josef und ihr werdet Jesus<br />
finden.“ 7 .<br />
Als der liebenswürdige Beschützer der<br />
Jungfrau Maria ist Josef von Nazaret das<br />
Vorbild eines christlichen Mannes. Als der<br />
Pflegevater des Mensch gewordenen Gottessohnes<br />
ist er das Urbild eines christlichen<br />
Vaters. Es ist nicht unangemessen, die bekannte<br />
Mahnung des Epheserbriefes auf<br />
diesen Heiligen hin zu aktualisieren und zu<br />
lesen: „Ihr Männer, liebt eure Frauen und<br />
eure Kinder, wie Josef seine Familie geliebt<br />
hat“ (Eph 5, 25).<br />
Im Grunde erteilt der heilige Josef allen eine<br />
Lektion durch sein Leben, den Verheirateten<br />
wie den Unverheirateten, den Mönchen<br />
wie den Nonnen, den Priestern wie den Laien,<br />
den Männern wie den Frauen. Es ist die<br />
Lektion der wahren Gottesliebe, die in der<br />
Demut fundiert ist.<br />
Der Schutzherr der Kirche ist auch der Patron<br />
der Sterbenden. Wir tun gut daran, den<br />
heiligen Josef als solchen zu verehren, denn<br />
die Todesstunde ist die wichtigste Stunde<br />
unseres Lebens. Wenn er zugegen ist, brauchen<br />
wir den Tod nicht zu fürchten, denn<br />
mit ihm stellt sich dann unsere himmlische<br />
Mutter ein, zu der wir von Kindesbeinen an<br />
im Ave Maria gebetet haben: „... bitte für<br />
uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres<br />
Todes“. Wenn wir uns ihm schon heute für<br />
die Todesstunde anvertrauen, dann lehrt er<br />
uns, in Gelassenheit und Ruhe zu leben und<br />
sorglos dieser Stunde entgegenzusehen.<br />
Die Verehrung des heiligen Josef gehört zur<br />
Verehrung der Gottesmutter, sie ergänzt sie,<br />
ja, in gewisser Hinsicht ist sie deren Konsequenz.<br />
Wir sind gut beraten, wenn wir großes<br />
Vertrauen haben zur väterlichen Güte des<br />
heiligen Josef und wenn wir ihm all unsere<br />
Sorgen anvertrauen. In der Heiligenverehrung<br />
der Kirche begegnet uns ein geistlicher<br />
Fundus, den wir gar nicht genug ausschöpfen<br />
können. Das gilt besonders auch für die<br />
Verehrung des heiligen Josef. In der oberflächlichen<br />
Glaubensverkündigung und<br />
Glaubenspraxis unserer Tage wird die Heiligenverehrung<br />
weithin ausgespart. Die Polemik<br />
der Reformatoren gegen sie hat in jedem<br />
Fall eine Verarmung des Christentums<br />
herbeigeführt, zumindest ein Weniger an<br />
Vitalität. Wir können die ewige Seligkeit erlangen<br />
auch ohne die Verehrung des heiligen<br />
Josef, aber wir berauben uns dadurch vieler<br />
Gnaden und gehen achtlos an einem großen<br />
Vorbild vorüber. Wie Maria uns zu Christus<br />
führt, so führt uns der heilige Josef zu Maria<br />
und zu ihrem göttlichen Sohn, der von sich<br />
gesagt hat: „Wer mich sieht, der sieht den<br />
Vater“ (Joh 14, 9). Der heilige Josef führt<br />
uns zu Maria, sie aber führt uns zu Christus.<br />
Die Orientierung am heiligen Josef und<br />
das vertrauensvolle Gebet zu ihm sind ein<br />
erprobter Weg zur Heiligkeit. Wenn der<br />
Schutzherr der Kirche und der Patron der<br />
Sterbenden uns nahe ist auf unserem Lebensweg,<br />
dann braucht uns nichts mehr<br />
zu beunruhigen, dann können wir gelassen<br />
und mit großem Vertrauen in die Zukunft<br />
schauen und der Vollendung unserer irdischen<br />
Existenz entgegengehen. Er, der heilige<br />
Josef, ist eine außergewöhnliche Quelle<br />
der Kraft für uns, wenn wir ihn verehren.<br />
Er lebt, und er wirkt. Er will uns ein leuchtendes<br />
Vorbild sein und ein mächtiger Fürsprecher.<br />
Im französischen Sprachraum betet man in<br />
Analogie zum Ave Maria:<br />
Gegrüßet seist du, heiliger Josef,<br />
folgsam dem Heiligen Geist,<br />
der Herr ist mit dir,<br />
du bist der jungfräuliche Bräutigam Marias,<br />
und gebenedeit ist Jesus, den Gott dir anvertraut hat.<br />
Heiliger Josef, liebenswerter Vater,<br />
bitte für uns arme Sünder<br />
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.<br />
1 Vgl. Geht alle zu Josef, Traditions Monastiques, Flavigny<br />
1996, 73.<br />
2 Teresa von Avila, Vida 6, 7.<br />
3 Ebd.<br />
4 Ebd.<br />
5 Ebd.<br />
6 Ebd., 6, 8.<br />
7 Josemaría Escrivá de Balaguer, Christus begegnen,<br />
Köln 1977 4 , Nr. 56.<br />
4 Mariologisches | 1-2013
G estalten um Maria: Josef<br />
Predigttext zu Mt 1,16.18-25<br />
Pfarrer Karl Sendker<br />
„Sage mir, mit wem du umgehst, und ich<br />
will dir sagen, wer du bist.“ So heißt es bei<br />
uns im Volksmund. Dahinter steht die Erfahrung,<br />
dass das Wesen und der Charakter<br />
eines Menschen geprägt werden durch den<br />
Umgang, den er hat.<br />
Wir wollen einmal versuchen, über den<br />
Umgang, den die Gottesmutter Maria gehabt<br />
hat, uns ihr zu nähern. Wir wollen die<br />
Menschen um sie herum betrachten. Denn<br />
das gilt ja auch für die Gottesmutter: „Sage<br />
mir, mit wem du umgehst, und ich will dir<br />
sagen, wer du bist.“ Vielleicht lernen wir<br />
etwas über Maria auch von den Personen,<br />
mit denen sie Umgang gehabt hat.<br />
Heute: Josef<br />
Von Josef heißt es: Er war mit Maria verlobt.<br />
Nun muss man wissen, dass damals<br />
die Partnerwahl viel stärker von den Eltern<br />
bestimmt war als heute. Aber dennoch:<br />
Wenn Maria und wenn ihre Eltern sich ausgerechnet<br />
diesen Mann als Verlobten bzw.<br />
als Bräutigam ausgesucht haben, dann deutet<br />
das doch an, dass zwischen Maria und<br />
Josef eine geistige Verwandtschaft oder<br />
eine Seelenverwandtschaft da sein musste;<br />
dass sie einander entsprachen. Sonst hätten<br />
sie doch nicht diesen Mann als Bräutigam<br />
auserwählt.<br />
Maria war mit Josef verlobt. Noch etwas<br />
muss man wissen: Damals war die Verlobung<br />
etwas anderes als heute. Die Verlobung<br />
bedeutete damals ungefähr das, was<br />
bei uns heute die standesamtliche Hochzeit<br />
ist. Wenn ein Paar verlobt war, dann waren<br />
die beiden eigentlich nach dem Gesetz<br />
schon verheiratet. Nur der zweite Schritt<br />
der Hochzeit (wir würden vielleicht sagen<br />
die kirchliche Trauung), wenn der Bräutigam<br />
in einer feierlichen Zeremonie die<br />
Braut in sein Haus holte, die hatte noch<br />
nicht stattgefunden. Aber als Verlobte waren<br />
die beiden bereits rechtskräftig miteinander<br />
verbunden.<br />
Das hatte aber zur Folge: Wenn eine junge<br />
Frau oder ein junges Mädchen während der<br />
Verlobungszeit von einem anderen Mann<br />
schwanger wurde, dann galt das bereits als<br />
Die heilige Familie auf dem Weg nach Nazareth.<br />
Ehebruch. Und darauf stand in Israel die<br />
Todesstrafe durch Steinigung. Vielleicht<br />
kann man sich dann vorstellen, in welcher<br />
Not Josef als Verlobter gewesen ist, als es<br />
sich auf einmal zeigte, dass Maria schwanger<br />
war. Dabei wusste Josef ganz genau:<br />
Von mir ist sie nicht schwanger.<br />
Um diese Not vielleicht noch ein klein wenig<br />
drastischer auszumalen: Stellen Sie sich<br />
einmal vor, hier in unserem Dorf würde ein<br />
sechzehnjähriges Mädchen schwanger, und<br />
dann kommt die daher und behauptet auch<br />
noch: „Ich habe nicht mit einem Jungen geschlafen;<br />
das Kind ist vom heiligen Geist.“<br />
Stellen Sie sich einmal vor, was dann hier<br />
im Dorf los wäre. Und dann ist die auch<br />
noch aus einer gut katholischen Familie.<br />
Und außerdem weiß jeder, dass sie mit ihrem<br />
Freund schon über ein Jahr zusammen<br />
ist. Was meinen Sie, was dann hier im Dorf<br />
los wäre!<br />
Aber so ähnlich war damals die Situation.<br />
Außer Maria wusste ja keiner, was da von<br />
Gott her geschehen war. Und selbst wenn<br />
sie es gewusst hätten, meinen Sie, die hätten<br />
das verstanden? Die hätten wohl alle<br />
„den Vogel gezeigt“. Das würden wir ja<br />
auch tun, wenn das hier im Dorf so passiert<br />
wäre.<br />
Wie reagiert Josef in dieser notvollen und<br />
peinlichen Situation? Drei Kennzeichen des<br />
Josef wollen wir uns vor Augen führen.<br />
Das erste Kennzeichen ist eine ganz tiefe,<br />
warme Menschlichkeit. Man hätte ja<br />
denken können, dass Josef jetzt empört<br />
reagiert, dass er stocksauer ist auf seine<br />
Verlobte. Er hätte sich auch auf das Recht<br />
berufen können; dann wäre Maria gesteinigt<br />
worden. Aber nichts von alledem. Ihm<br />
ist nur eines wichtig: Maria soll nicht bloßgestellt<br />
werden. Wie kann ich verhindern,<br />
dass meine Verlobte bloßgestellt wird?<br />
Über den Ärger, den er dabei hat, kein<br />
Wort. Nur der Gedanke: Maria darf nicht<br />
bloßgestellt werden.<br />
Mariologisches | 1-2013 5
Und in dieser Situation gab es für ihn eigentlich<br />
nur eine Möglichkeit: Er musste in<br />
aller Stille die Verlobung lösen. Gut, damit<br />
war die Peinlichkeit nicht aus der Welt, aber<br />
dann drohte Maria wenigstens nicht mehr<br />
die Steinigung. Das ist die typische Haltung<br />
des Josef: Auf keinen Fall den anderen<br />
bloßstellen. Eine warme Menschlichkeit<br />
auch angesichts dieser peinlichen Lage.<br />
Das ist die gleiche Haltung, die auch Jesus<br />
am Kreuz gehabt hat, als er für seine Peiniger<br />
eine Entschuldigung suchte und sagte:<br />
„Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht,<br />
was sie tun.“<br />
Und ich frage mich, ob das nicht auch Maria<br />
sehr stark geprägt hat: diese Menschlichkeit,<br />
die den anderen nicht bloßstellen<br />
will. Ich denke an eine Szene wie etwa<br />
später bei der Hochzeit zu Kana. Maria<br />
spürt, dass die Brautleute in Verlegenheit<br />
sind, weil kein Wein mehr da ist. Und da<br />
zeigt sie genau die gleiche Haltung: Dass<br />
die Brautleute jetzt nur nicht bloßgestellt<br />
werden. Sie will ihnen aus der Verlegenheit<br />
helfen und geht zu Jesus: „Sie haben keinen<br />
Wein mehr.“ Das ist eine ganz mütterliche<br />
Fürsorge, die die Gottesmutter da entfaltet,<br />
die wir an ihr so schätzen, wenn wir zu ihr<br />
beten. Hier ist eine der Wurzeln; das hat sie<br />
von Josef lernen können: Nur nicht den anderen<br />
bloßstellen.<br />
Ein zweites Kennzeichen des Josef: Wenn er<br />
schon in dieser Situation nicht aufbraust,<br />
wenn er schon nicht empört reagiert, dann<br />
hätte man ja doch denken können, dass er<br />
sich jetzt in Grübeleien verbohrt und sich<br />
total verschlossen hätte in selbstquälerischen<br />
Gedanken, in Depressionen vielleicht.<br />
Gut, er hätte den Ärger runtergeschluckt,<br />
aber innerlich voller Bitterkeit über das,<br />
was ihm da widerfahren ist, ausgerechnet<br />
ihm. In einer solchen Situation verschließt<br />
man sich ja so leicht in sich selber und ist<br />
nicht mehr offen.<br />
Aber bei Josef genau das Gegenteil. Da<br />
heißt es von ihm: Noch während er darüber<br />
nachdachte, Maria still zu entlassen, erschien<br />
ihm ein Engel im Traum und sprach<br />
zu ihm. Das zeigt, dass er immer noch offen<br />
war für das Reden Gottes. Und dieses<br />
Nachdenken war nicht in sich verschlossen,<br />
sondern es war ein Nachdenken vor<br />
dem Angesicht Gottes.<br />
Ist das nicht die gleiche Haltung, die auch<br />
Maria gehabt hat? Sie war ja auch so offen,<br />
dass der Engel zu ihr reden und ihr diese total<br />
überraschende Botschaft bringen konnte:<br />
Du wirst ein Kind bekommen durch das<br />
Wirken des Heiligen Geistes.<br />
Da spürt man die Seelenverwandtschaft<br />
zwischen Josef und Maria. Und vielleicht<br />
gehört es zum Tiefsten, was wir von Maria<br />
und Josef lernen können: Ganz gleich, in<br />
welche Notsituationen wir kommen, und<br />
wenn uns das Wasser bis zum Hals steht<br />
Der Bote Gottes spricht<br />
zum heiligen Josef<br />
– sei offen für das Reden Gottes, und verschließ<br />
dich nicht!<br />
Ein Drittes und Letztes. Da heißt es von<br />
Josef: „Er tat, wie der Engel gesagt hatte.“<br />
Wir haben von Josef im ganzen Neuen<br />
Testament nicht einen einzigen Satz überliefert,<br />
den er gesprochen hätte, nicht ein<br />
einziges Wort. Aber diese eine Haltung ist<br />
typisch für Josef, der ja nur ein einfacher<br />
Handwerker war: die Haltung des stillen,<br />
sofortigen Gehorsams dem Reden Gottes<br />
gegenüber. Der Engel sprach zu ihm, und er<br />
tat, wie der Engel gesagt hatte, und nahm<br />
Maria als seine Frau zu sich.<br />
Man muss sehen, was das für ihn bedeutete:<br />
Jetzt hatte er den „Schwarzen Peter“.<br />
In dem Augenblick, als er sich zu Maria<br />
bekennt, muss ja jeder annehmen, dass<br />
die beiden zusammen geschlafen haben.<br />
Trotz dieser kompromittierenden Lage ist<br />
er dem Engel gehorsam. Und da ist noch<br />
ein Punkt, an dem er gehorsam ist. Der<br />
Engel sagt ihm: „Du, du Josef, sollst ihm<br />
den Namen Jesus geben.“ Und Josef gibt<br />
ihm den Namen Jesus. Das bedeutet, dass<br />
er die gesetzliche Vaterschaft über das Kind<br />
übernimmt. Später wird es von Jesus heißen:<br />
„Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“<br />
Ja, Josef hatte die Vaterschaft<br />
übernommen, obwohl das eine ganz peinliche<br />
Situation für ihn war. Aber wenn Gott<br />
ihm das sagt, dann ist er gehorsam, ohne<br />
zu diskutieren – ganz gleich, welche Konsequenzen<br />
das für ihn hat.<br />
Wenig später eine ähnliche Situation, als<br />
der Engel Josef erscheint und sagt: „Herodes<br />
will das Kind töten, flieh nach Ägypten!“<br />
Josef steht auf und flieht mit Maria<br />
und dem Kind nach Ägypten, ohne Wenn<br />
und Aber. In Ägypten erscheint ihm der Engel:<br />
„Herodes ist gestorben, du kannst zurückkehren.“<br />
Er steht sofort auf und geht<br />
zurück. Ein typisches Kennzeichen für Josef<br />
ist dieser absolute, sofortige Gehorsam.<br />
Und ich komme noch einmal zurück auf<br />
die Hochzeit zu Kana. Wenn Maria den<br />
Dienern den Auftrag gibt: „Alles, was er<br />
euch sagt, das tut!“, dann hat sie diese Haltung<br />
bei Josef sehen können.<br />
„Sage mir, mit wem du umgehst, und ich<br />
will dir sagen, wer du bist.“<br />
Es ist gut, wenn man Umgang hat mit Menschen,<br />
so wie Josef einer gewesen ist.<br />
6 Mariologisches | 1-2013
C hristusträger:<br />
Christophorus und Josef<br />
Ute Böer-Arnke<br />
Schlüsselfelder Christophorus, Nürnberg 1442,<br />
Nationalmuseum Nürnberg,<br />
Zeichnung: Ute Böer-Arnke 2012<br />
Im Nationalmuseum von Nürnberg befindet<br />
sich eine der bedeutendsten Skulpturen<br />
des 15. Jahrhunderts: der Schlüsselfelder<br />
Christophorus von 1442. Der Auftraggeber<br />
dieser über drei Meter hohen vollplastischen<br />
Figur aus Sandstein war die Patrizierfamilie<br />
Schlüsselfeld in Nürnberg. Die<br />
Skulptur zierte das Grabmal der Familie in<br />
der Kirche St. Sebaldus in Nürnberg. Der<br />
Bildhauer ist nicht bekannt. Jetzt befindet<br />
sich außen an der Kirche St. Sebaldus eine<br />
Replik der Skulptur.<br />
Die Existenz dieses riesenhaft gewachsenen<br />
Mannes und sein Martyrium sind geschichtlich<br />
bezeugt. Er wurde im 2. Jahrhundert<br />
in Kanaan oder Lykien geboren<br />
und erhielt von seinen heidnischen Eltern<br />
den Namen Reprobus. In Lykien wurde er<br />
unter einem heidnischen König Mitte des<br />
3. Jahrhunderts gefoltert und enthauptet.<br />
Eine Legende berichtet, dass er seine Heimat<br />
verließ, um den mächtigsten Herrscher<br />
der Welt zu finden, dem er dienen wollte.<br />
Er begegnete einem Eremiten, der ihm befahl,<br />
auf seinen Schultern Menschen durch<br />
einen nahe liegenden Fluss zu tragen. Eines<br />
Tages stand ein Kind am Ufer. Er nahm es<br />
auf seine Schultern, und während er durch<br />
das Wasser ging, wurde die Last immer<br />
schwerer, sodass er völlig erschöpft am anderen<br />
Ufer ankam. Das Kind gab sich zu erkennen<br />
und erklärte ihm, dass er Christus,<br />
den Herrscher der Welt, getragen habe. Es<br />
wird weiterhin erzählt, dass Reprobus von<br />
Christus getauft wurde und den Namen<br />
Christophorus erhielt.<br />
Die Skulptur zeigt den Mann barfüßig<br />
schreitend, wobei er seinen Mantel bis zu<br />
den Knien hochhält. Der Betrachter kann<br />
sich dadurch die Tiefe des Wassers vorstellen,<br />
das zu durchwaten war. Der kräftige<br />
Ast eines Eichbaumes dient als Stütze. Diesen<br />
umfasst der Mann mit seiner rechten<br />
Hand, mit der er gleichzeitig einen Gewandbausch<br />
seines Mantels festhält. Der<br />
Wanderstab ist im oberen Teil mit Eichenblättern<br />
und Eicheln ausgearbeitet. Der<br />
Knabe umfasst ihn ebenfalls mit seiner<br />
kleinen rechten Hand. So wirkt es, als ob<br />
er den Weg weise. Mit seiner linken Hand<br />
berührt er die Stirn des Mannes, der seinen<br />
Blick nach unten richtet. Der Knabe hockt<br />
so auf den Schultern, dass er mit seinem<br />
Körper das Haupt des Mannes umgibt, als<br />
wolle er den Mann beschützen. Die kleine<br />
Hand des Knaben auf der Stirn des Mannes<br />
kann an die Taufe erinnern, die Reprobus<br />
der Legende nach durch Christus empfing.<br />
Angesichts dieser Gestaltung kann sich<br />
der Betrachter durchaus die Mühen vergegenwärtigen,<br />
die der heilige Josef bei<br />
der Heimreise aus Ägypten nach Nazaret<br />
durchzustehen hatte. Josef wusste zwar<br />
durch den Engel, dass Herodes, der Jesus<br />
töten wollte, nicht mehr lebte. Er fürchtete<br />
aber, dass dessen Sohn Archelaos ebenfalls<br />
nach Jesus forschen könnte. Darum<br />
entschloss er sich, nicht auf direktem Weg<br />
über Jerusalem nach Nazaret zu wandern,<br />
sondern auf einem sehr beschwerlichen<br />
Weg, der am Mittelmeer entlang führte.<br />
Wie der heilige Bonaventura berichtet, war<br />
Jesus bei dieser Reise bereits sieben Jahre<br />
alt. Er war zu schwach, um viele Stunden<br />
täglich zu wandern. So wird ihn sein Vater<br />
immer wieder einmal auf seinen Schultern<br />
getragen haben. Der heilige Josef trug auch<br />
ungefähr 27 Jahre lang die Verantwortung<br />
für das Wohl seiner Familie.<br />
Weitere Eigenschaften verbinden diese beiden<br />
Heiligen. Josef, der Pflegevater Jesu,<br />
gilt seit der Frühzeit des Christentums als<br />
mächtiger Fürsprecher in allen Nöten. Er<br />
wird vor allem auch um einen guten Tod<br />
angerufen, da er – nach gläubiger Überlieferung<br />
– in den Armen Jesu starb. Christophorus<br />
ist einer der 14 Nothelfer (Gedenktag<br />
24.Juli). Er gilt als Beschützer der<br />
Reisenden, der Kinder und als Helfer in allen<br />
Gefahren durch Wasser, Feuer, Unwetter<br />
und Krankheiten.<br />
Ein altes Sprichwort besagt: Wenn man<br />
am Morgen ein Bild des Christophorus betrachtet,<br />
sei man geschützt bis zum Abend;<br />
auch bewahre dies vor einem unbußfertigen<br />
Tod.<br />
Mariologisches | 1-2013 7
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Druck: TZ-Verlag & Print GmbH, Roßdorf<br />
In Kooperation mit dem FE-Medienverlag in<br />
Kißlegg (www.fe-medien.de)<br />
<strong>IMAK</strong> – TAGUNG vom 28. April bis 1. Mai 2013 in KEVELAER<br />
Interreligiöser Dialog “MARIA, DIE MUTTER JESU”<br />
Jahrestagung des <strong>IMAK</strong><br />
in Kevelaer 28.4. – 1.5.2013<br />
Interreligiöser Dialog<br />
“Maria, die Mutter Jesu”<br />
Sonntag, 28.4.2013<br />
17.00Uhr Anreise der Teilnehmer und<br />
Kaffeetrinken<br />
18.00 Uhr Orthodoxe Vesper<br />
(Orthodoxe Johannes-Kapelle)<br />
19.30 Uhr Podiumsgespräch mit<br />
Prälat Richard Schulte Staade<br />
“Erinnerungen an ökumenische Begegnungen<br />
in Kevelaer”<br />
(Priesterhaus)<br />
Montag, 29.4.2013<br />
8.30 Uhr Meditation<br />
Dr. Germán Rovira<br />
“Maria – Brücke zwischen Ost- und Westkirche”<br />
(Beichtkapelle)<br />
9.00 Uhr Hl. Messe als Konzelebration<br />
(Beichtkapelle)<br />
10.30 Uhr Vortrag<br />
Pfr. Dr. Albrecht Adam (angefragt)<br />
Alt-Lutherische Gemeinde (SELK) Köln<br />
“Die liebe Magd Maria” – Evangelische<br />
Marienfrömmigkeit<br />
(Priesterhaus)<br />
14.15 Uhr Rosenkranzgebet<br />
16.00 Uhr Vortrag<br />
N.N.<br />
Fakultät für islamische Theologie, Münster<br />
„Die Mutter Jesu im islamisch-christlichen Dialog“<br />
(Priesterhaus)<br />
17.30 Uhr Alt-lutherische Marienandacht<br />
(Kapelle Priesterhaus)<br />
19.30 Uhr Vortrag<br />
Msgr. Dr. Peter von Steinitz<br />
„Meryem Ana Evli – Verehrung Mariens durch<br />
Muslime und Christen in Ephesus, Türkei“<br />
(Priesterhaus)<br />
Dienstag, 30.4.2013<br />
8.30 Uhr Meditation<br />
Msgr. Dr. Peter von Steinitz<br />
“Maria –Gefährtin des Erlösers (II. Vat.)”<br />
(Beichtkapelle)<br />
10.30 Uhr Vortrag<br />
N.N.<br />
Griechisch-orthodoxe Metropolie, Bonn<br />
Marienwallfahrten in Griechenland und auf den<br />
Inseln (Priesterhaus)<br />
14.15 Uhr Rosenkranzgebet<br />
16.00 Uhr Vortrag<br />
Alexejs Ribakovs<br />
Erzpriester der Russisch- Orthodoxen<br />
Kirche<br />
“Die Wallfahrt zur Gottesmutter in der Russisch-<br />
Orthodoxen Kirche” (Priesterhaus)<br />
17.30 Uhr Russ.-orth. Liturgie der Vorgeweihten Gaben<br />
Hoher Dienstag der orth. Kirche<br />
(Beichtkapelle)<br />
19.30 Uhr Gemütliches Beisammensein<br />
(Priesterhaus, Untergeschoss)<br />
Mittwoch, 1.5.2013<br />
10.00 Uhr Pontifikalamt zur Eröffnung der diesjährigen<br />
Wallfahrt in Kevelaer<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
Reisesegen und Abreise<br />
____________________________________<br />
Unterkunft im Priesterhaus ist nur begrenzt<br />
möglich. Daher bitte früh anmelden !<br />
Anmeldungen bis spätestens 1. April 2013<br />
bei: <strong>IMAK</strong> e.V. Klaus Meise - 0201 – 553986<br />
oder: meise@imak-kevelaer.de<br />
oder: kmeise@web.de<br />
Nach dem 1.4.2013 kann die Unterkunft im Priesterhaus<br />
nicht garantiert werden, wohl die Verpflegung.<br />
Unterkunft dann im Parkhotel.<br />
Zimmerreservierungen im Priesterhaus<br />
Tagessätze (Vollpension)<br />
Einzelzimmer mit Dusche/WC 44 €<br />
Doppelzimmer<br />
mit Dusche/WC pro Person 40 €<br />
8 Mariologisches | 1-2013