Aufgeschlossenes Getreide wirkt Wunder
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2<br />
Quelle: Makkink, C.A. (1993)<br />
Ferkelfütterung<br />
zeit) mit einer mechanischen Behandlung<br />
(Einflussgrößen: Druck und Scherkräfte)<br />
stellt die Extrudertechnologie<br />
dar. Das Prinzip der Extrusion ist bereits<br />
aus dem Begriff abzuleiten. Das Verb<br />
„extrudieren“ kommt aus der lateinischen<br />
Sprache und bedeutet „hinaus-<br />
/hindurchstoßen /-drücken“. Das Material<br />
wird im Extruderkanal je nach<br />
Bautyp durch ein oder zwei schneckenförmige<br />
Wellen unterschiedlicher Konfiguration<br />
(„Ein- oder Zweiwellenextruder“)<br />
unter Vorwärtsförderung geknetet<br />
und durch kleine Öffnungen in einer<br />
den Kanal abschließenden Platte<br />
oder durch einen Spalt gedrückt. Dabei<br />
wird im Extruderkanal ein bauartspezifisch<br />
hoher Druck (bis über 100 bar<br />
möglich) aufgebaut. Sobald das Produkt<br />
den Extruder verlässt, kommt es<br />
zu einer plötzlichen Entspannung und<br />
einer Expansion des extrudierten Materials.<br />
Durch die einwirkenden Scherkräfte,<br />
den Druck, die spezifische Prozesswärme<br />
und den Expansionseffekt<br />
wird die Materialstruktur deutlich verändert<br />
und eine charakteristische, visuell<br />
sichtbare Texturierung erreicht.<br />
Bei einer derartigen Materialbehandlung<br />
können hohe Temperaturen von<br />
bis zu 200 °C entstehen, wobei die Einwirkzeiten<br />
sehr kurz sind (wenige Sekunden).<br />
Daraus abgeleitet werden solche<br />
Extrusionsprozesse auch mit der<br />
Abkürzung „HTST“ (high temperature,<br />
short time) gekennzeichnet. Eine weitere<br />
Unterscheidung liegt in der vor der<br />
Extrusion durchgeführten Konditionierung<br />
des Materials und der dabei über<br />
Dampf zugeführten Feuchtemenge. Bei<br />
der „feuchten Extrusion“ unter Wasserund<br />
Dampfzusatz über einen Konditionierer<br />
(bis gut 30 Prozent Feuchte im<br />
Material) ist nach dem Extrusionsprozess<br />
eine Trocknung des Materials unbedingt<br />
erforderlich. Dieser sehr energie-<br />
und damit entsprechend kostenintensive<br />
Behandlungsschritt hat einem<br />
breiten Einsatz der Extrusionstechnik<br />
Enzymproduktion nach dem Absetzen<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
rel. Aktiviät/g Mucosa<br />
4 5<br />
Alter (Wochen)<br />
6<br />
Amylase Lipase Chymotrypsin<br />
zur Veredlung von Komponenten für<br />
die Nutztierernährung bisher entgegengestanden.<br />
Eine entscheidende Weiterentwicklung<br />
der bekannten Extrusionstechnologie<br />
ist die so genannte opticon®-Verfahrenstechnik.<br />
Dabei wird eine gezielte<br />
intensive Stoffwandlung analog dem<br />
vorstehend beschriebenen „feuchten“<br />
Extrusionsprozess erzielt. Aufgrund der<br />
neuartigen Konzeption ist hier aber keine<br />
energieaufwendige Trocknung des<br />
behandelten Materials notwendig – es<br />
schließt sich an den Behandlungsprozess<br />
lediglich ein herkömmlicher Kühler<br />
an. Diese Technik bietet die Möglichkeit,<br />
verschiedene <strong>Getreide</strong>arten im<br />
Gemisch aufzuschließen und somit<br />
kostenintensiven Lagerraum für einzelne<br />
aufgeschlossene <strong>Getreide</strong>arten im<br />
Mischfutterwerk oder auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb einzusparen.<br />
Feste Molekülstrukturen<br />
werden aufgebrochen<br />
Im Prestarter sollen<br />
25 bis 40 Prozent aufgeschlossenes<br />
<strong>Getreide</strong><br />
enthalten sein.<br />
Zum Verständnis, was den „Aufschluss<br />
von Stärke“ in <strong>Getreide</strong>körnern beeinflusst,<br />
ist zunächst ein Blick in die Morphologie<br />
und chemische Struktur von<br />
Stärke notwendig. <strong>Getreide</strong> enthält je<br />
nach Art zwischen 40 bis 60 Prozent<br />
Stärke. Rein chemisch kann Stärke in<br />
Amylose und Amylopektin aufgeteilt<br />
werden. Die Amylose (etwa 20 bis 30<br />
Prozent der <strong>Getreide</strong>stärke) besteht aus<br />
verbundenen Glucosemolekülen, die in<br />
dieser Bindung<br />
schraubenförmig<br />
gewundene lange<br />
Ketten darstellen.<br />
Amylopektin<br />
(rund 70 bis 80<br />
Prozent der Stärke)<br />
ist ein verzweigtes<br />
Polysaccharid, in<br />
dem zwischen<br />
2000 und 200 000<br />
Glucosemoleküle<br />
verbunden sind.<br />
Das Verhältnis von<br />
Amylose zu Amylopektin,<br />
die Kettenlänge<br />
und der<br />
Verzweigungsgrad<br />
der Glucoseketten beeinflussen<br />
deutlich die technischen<br />
Eigenschaften der verschiedenen<br />
<strong>Getreide</strong>arten und deren<br />
Stärkeverdaulichkeit.<br />
Im Mehlkörper des <strong>Getreide</strong>korns<br />
liegt die Stärke in Form einzelner<br />
Granula mit einer Größe zwischen 2<br />
und 200 µm vor. Diese Stärkekörner<br />
sind unter dem Raster-Elektronenmikroskop<br />
(1000-fache Vergrößerung) sehr<br />
gut zu erkennen (siehe unten stehendes<br />
Foto links). Sie werden im Innern durch<br />
Wasserstoffbrücken recht stabil zusammengehalten.<br />
Die verzweigten Molekülketten<br />
des Amylopektins können<br />
in diesen Granula gemeinsam mit den<br />
unverzweigten Amylosemolekülen semikristalline<br />
bis kristalline Bereiche bilden.<br />
Diese fest organisierte Struktur ist<br />
wasserunlöslich und in der nativen, unzerkleinerten<br />
Form gegenüber einem enzymatischen<br />
Abbau recht widerstandsfähig.<br />
Durch eine intensive mechano-hydrothermische<br />
Behandlung von <strong>Getreide</strong><br />
werden diese Strukturen bis in den Molekularbereich<br />
verändert, die Stärke wird<br />
„aufgeschlossen“. Die Haupteffekte sind<br />
eine deutliche Vergrößerung der Oberfläche<br />
der Stärkegranula und die weitgehende<br />
Aufspaltung des Amylopektin<br />
und der Amylose. Auch diese Strukturveränderungen<br />
sind unter dem Mikroskop<br />
sehr gut zu erkennen. Die typischen<br />
Stärkekörner sind durch die Behandlung<br />
weitgehend zerstört und zum Großteil<br />
zu flachen, an zerlaufenen Kunststoff erinnernde<br />
Areale zusammengeschmolzen<br />
(siehe Foto unten rechts).<br />
Für die Ferkelfütterung ist weiterhin bedeutend,<br />
dass neben Größe und Form<br />
der Stärkekörner auch deren innerer<br />
Aufbau (kristalline sowie amorphe, gelähnliche<br />
Bereiche) zwischen den <strong>Getreide</strong>arten<br />
Weizen, Gerste und Mais<br />
deutlich variieren kann. Hierauf hat<br />
auch die Behandlung des <strong>Getreide</strong>s<br />
nach der Ernte einen bestimmenden<br />
Einfluss. So haben Untersuchungen im<br />
Bereich der <strong>Getreide</strong>forschung ergeben,<br />
dass bei Mais während der Trocknung<br />
eine Änderung im Ordnungszustand<br />
der Stärke eintritt. Mais muss aufgrund<br />
der im Vergleich zu Weizen und Gerste<br />
deutlich höheren Feuchte bei der Ernte<br />
grundsätzlich intensiv getrocknet werden.<br />
Die Stärke wird hierdurch enzymatisch<br />
nochmals deutlich schlechter angreifbar.<br />
Dies ist unter anderem auch<br />
der Grund, dass native Maisstärke beim<br />
jungen Ferkel schlechter verdaulich ist<br />
als beispielsweise unbehandelte Weizenstärke.<br />
Daher spielt der technische<br />
Aufschluss insbesondere auch für die<br />
Verdaulichkeit der Maisstärke eine<br />
große Rolle.<br />
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